Aus dem Englischen von August Wilhelm von Schlegel

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William Shakespeare Ein Sommernachtstraum Aus dem Englischen von August Wilhelm von Schlegel Anaconda

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William Shakespeare

EinSommernachtstraum

Aus dem Englischenvon August Wilhelm von Schlegel

Anaconda

Shakespeare Sommernachtstraum:Shakespeare Sommernachtstraum 27.05.2009 13:18

Der englische Text wurde vor 1600 uraufgeführt und wurde erstmals1600 unter dem Titel A Midsommer Nights Dreame (heute A MidsummerNight's Dream) in London gedruckt (1. Quarto). Die Übersetzung vonAugust Wilhelm von Schlegel stammt aus dem Jahr 1840. Der vorlie-gende Text folgt der Ausgabe William Shakespeare, Sämtliche Dramen.Band 1: Komödien. Nach der 3. Schlegel-Tieck-Gesamtausgabe von1843/44. München: Winkler 1988, S. 533-594. Die von Schlegel un-übersetzten Passagen wurden nach jüngeren Ausgaben ergänzt und er-scheinen in eckigen Klammern. Der Text wurde in Orthografie undInterpunktion der neuen deutschen Rechtschreibung angepasst.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sindim Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2009 Anaconda Verlag GmbH, KölnAlle Rechte vorbehalten.Umschlagmotiv: Henry Towneley Green (1836 –1899),»A Midsummer Night’s Dream« (1895), Private Collection,© The Maas Gallery, London / bridgemanart.comUmschlaggestaltung: agilmedien, KölnSatz und Layout: paquémedia, EbergötzenPrinted in Czech Republic 2009ISBN [email protected]

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Personen

Theseus, Herzog von AthenEgeus, Vater der HermiaLysanderDemetrius

Liebhaber der Hermia

Philostrat, Aufseher der Lustbarkeiten am Hofe des TheseusSquenz, der ZimmermannSchnock, der SchreinerZettel, der WeberFlaut, der BälgenflickerSchnauz, der KesselflickerSchlucker, der SchneiderHippolyta, Königin der Amazonen, mit Theseus verlobtHermia, Tochter des Egeus, in Lysander verliebtHelena, in Demetrius verliebtOberon, König der ElfenTitania, Königin der ElfenDroll, ein ElfeBohnenblüteSpinnwebMotte

Elfen

Senfsamen PyramusThisbeWand

Rollen in dem Zwischenspiele,

Mondscheindas von den Rüpeln vorgestellt wird

Löwe Andere Elfen im Gefolge des Königs und der Königin. Gefolge

des Theseus und der Hippolyta.

Szene: Athen und ein nahe gelegener Wald.

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ERSTER AUFZUG

Erste Szene

Ein Saal im Palast des Theseus.

theseus, hippolyta, philostrat und gefolge treten auf.theseus. Nun rückt, Hippolyta, die Hochzeitsstunde

Mit Eil heran; vier frohe Tage bringenDen neuen Mond: doch, o wie langsam nimmtDer alte ab! Er hält mein Sehnen hin,Gleich einer Witwe, deren dürres AlterVon ihres Stiefsohns Renten lange zehrt.

hippolyta. Vier Tage tauchen sich ja schnell in Nächte;Vier Tage träumen schnell die Zeit hinweg:Dann soll der Mond, gleich einem SilberbogenAm Himmel neu gespannt, die Nacht beschaunVon unserm Fest.

theseus. Geh, Philostrat, berufeDie junge Welt Athens zu Lustbarkeiten!Erweck den raschen leichten Geist der Lust.Den Gram verweise hin zu Leichenzügen:Der bleiche Gast geziemt nicht unserm Pomp.philostrat ab.Hippolyta! Ich habe mit dem SchwertUm dich gebuhlt, durch angetanes LeidDein Herz gewonnen; doch ich stimme nunIn einem andern Ton, mit Pomp, Triumph,Bankett und Spielen die Vermählung an.egeus, hermia, lysander und demetrius treten auf.

egeus. Dem großen Theseus, unserm Herzog, Heil!theseus. Mein guter Egeus, Dank! Was bringst du Neues?

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egeus. Verdrusses voll erschein ich und verklageMein Kind hier, meine Tochter Hermia. –Tritt her, Demetrius! – Erlauchter Herr,Dem da verhieß mein Wort zum Weibe sie.Tritt her, Lysander! – Und, mein gnäd’ger Fürst,Der da betörte meines Kindes Herz.Ja! Du, Lysander, du hast LiebespfänderMit ihr getauscht: Du stecktest Reim’ ihr zu;Du sangst im Mondlicht unter ihrem FensterMit falscher Stimme Lieder falscher Liebe!Du stahlst den Abdruck ihrer PhantasieMit Flechten deines Haares, buntem Tand,Mit Ringen, Sträußen, Näschereien (BotenVon viel Gewicht bei unbefangner Jugend),Entwandest meiner Tochter Herz mit List,Verkehrtest ihren kindlichen GehorsamIn eigensinn’gen Trotz. – Und nun, mein Fürst,Verspricht sie hier vor Eurer Hoheit nichtSich dem Demetrius zur Ehe, so fordr ichDas alte Bürgervorrecht von Athen,Mit ihr, wie sie mein eigen ist, zu schalten.Dann übergeb ich diesem Manne sie,Wo nicht, dem Tode, welchen unverzüglichIn diesem Falle das Gesetz verhängt.

theseus. Was sagt Ihr, Hermia? Lasst Euch raten, Kind.Der Vater sollte wie ein Gott Euch sein,Der Euren Reiz gebildet; ja, wie einer,Dem Ihr nur seid wie ein Gepräg, in WachsVon seiner Hand gedrückt, wie’s ihm gefällt,Es stehn zu lassen oder auszulöschen.Demetrius ist ja ein wackrer Mann.

hermia. Lysander auch.

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