Aus den Vereinen / Ankündigungen

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Aus den Vereinen / Anku ¨ ndigungen DOI 10.1007/s00503-010-1943-8 Fragen des DaKRA ¨ G – Anku ¨ ndigung Das Institut fu ¨ r Bankrecht an der Johannes Kepler Universita ¨ t Linz veranstaltet aus aktuellem Anlass am 7. 10. 2010 eine Podiumsdiskussion zum Thema „Fragen des DaKRA ¨ G‘‘ mit LStA Hon.-Prof. Dr. Johannes Sta- bentheiner (BMJ), Univ.-Prof. Dr. Christian Holzner , Univ.-Prof. Dr. Andreas Kletec ˇka und Univ.-Prof. Dr. Meinhard Lukas. Die Veranstaltung findet um 17.00 Uhr in den Repra ¨- sentationsra ¨ umen der Johannes Kepler Universita ¨ t Linz statt (UNI-Center 1. Stock). Veranstaltungsbeitrag: 143,– (inkl USt); fu ¨ r Besucher des Seminars fu ¨ r Bankrecht 2010 besteht keine geson- derte Entgeltpflicht; fu ¨r Richter, Richteramtsanwa ¨ rter, Rechtspraktikanten, Universita ¨ tsangeho ¨ rige und Studie- rende ist die Teilnahme kostenlos. Anmeldungen werden bis 24. 9. 2010 erbeten an Frau Maria Hochsto ¨ger bzw Frau Anna Tutschek, pA Institut fu ¨ r Bankrecht, Johannes Kepler Universita ¨ t Linz, 4040 Linz-Auhof; Fax: 0732/2468-9841; e-mail: hochstoeger- [email protected] oder www.bankrechtsinstitut.at/anmel- dung.php. Weitere Informationen entnehmen Sie bitte unserer Homepage mit der Adresse www.bankrechtsinstitut.at. # Springer-Verlag 2010 496 2010, Heft 8 August Rechtsprechung Verfassungsgerichtshof Nichtberu ¨ cksichtigung u ¨ berlanger Verfahrens- dauer durch UVS; Verletzung des Art 6 MRK DOI 10.1007/s00503-010-1946-5 Art 6 MRK; § 19 Abs 2 und § 64 VStG; § 34 StGB; § 28 AuslBG; Art 144 B-VG: Wird die u ¨berlange Verfahrensdauer vom UVS im Ver- waltungsstrafverfahren nicht festgestellt und dies bei der Strafbemessung unberu ¨ cksichtigt gelassen, liegt eine Verletzung des verfassungsgesetzlich gewa ¨ hrleisteten Rechts auf Entscheidung innerhalb angemessener Frist gem Art 6 Abs 1 MRK vor. Der Bescheid war daher hin- sichtlich des Strafausspruchs und der – damit zusam- menha ¨ ngenden – Kostenentscheidung aufzuheben. Die festgestellte Verletzung der Verfahrensdauer la ¨ sst den Ausspruch u ¨ ber die Schuld unberu ¨ hrt. Eine A ¨ nde- rung des angefochtenen Bescheides kommt folglich nur im Rahmen der Strafbemessung in Betracht. Soweit der Bescheid nicht aufgehoben wird, kann die Behandlung der Beschwerde abgelehnt werden. VfGH 2. 3. 2010, B 991/09 Aus den Entscheidungsgru ¨ nden: I. 1. Mit Straferkenntnis der BH Krems an der Donau vom 19. 2. 2007 wurden u ¨ ber den Bf Geldstrafen im Aus- maß von je 2.500,– (je 7 Tage Ersatzfreiheitsstrafe) gem § 3 Abs 1 iVm § 28 Abs 1 Z 1 lit a und Abs 7 AuslBG we- gen Bescha ¨ ftigung von 2 slowakischen Staatsbu ¨ rgern als Weingartenarbeiter ohne Vorliegen entsprechender ar- beitsmarktrechtlicher Bewilligungen verha ¨ ngt. 2. Der gegen diesen Bescheid erhobenen Berufung wur- de mit Bescheid des UVS NO ¨ vom 2. 7. 2009 insofern Folge gegeben, als die verha ¨ ngten Geldstrafen auf je 1.500,– bzw die Ersatzfreiheitsstrafen auf je 4 Tage herabgesetzt wurden. Die Reduktion des Strafausmaßes wurde damit begru ¨ ndet, dass auf Grund der zwischenzeitigen Tilgung einer – von der erstinstanzlichen Beho ¨rde urspru ¨ nglich zu Recht als Vortat gewerteten – Vormerkung nunmehr der erste Strafsatz des § 28 Abs 1 Z 1 AuslBG (1.000,– bis 10.000,–) sowie der Strafmilderungsgrund der ver- waltungsstrafrechtlichen Unbescholtenheit heranzuzie- hen war. Im U ¨ brigen wurde der Spruch des Strafer- kenntnisses der erstinstanzlichen Beho ¨rde besta ¨ tigt. 3. In der dagegen erhobenen, auf Art 144 B-VG ge- stu ¨tzten Beschwerde wird die Verletzung in den verfas- sungsgesetzlich gewa ¨ hrleisteten Rechten auf Gleichheit aller Staatsbu ¨rger vor dem Gesetz, auf ein faires Verfah- ren nach Art 6 Abs 1 MRK und auf ein Verfahren vor dem gesetzlichen Richter nach Art 83 Abs 2 B-VG behauptet und die kostenpflichtige Aufhebung des angef Beschei- des begehrt. 4. Die bel Beh hat die Verwaltungsakten vorgelegt und eine Gegenschrift erstattet, in der sie den Beschwerdebe- hauptungen entgegentritt und die Abweisung der Be- schwerde beantragt. II. Der VfGH hat u ¨ ber die – zula ¨ssige – Beschwerde er- wogen: 1. Die Beschwerde ist insofern begru ¨ ndet, als sie die Nichtberu ¨ cksichtigung der u ¨berlangen Dauer des Ver- waltungsstrafverfahrens durch die bel Beh im Rahmen der Strafbemessung ru ¨ gt: 1.1. Art 6 Abs 1 MRK bestimmt ua, dass jedermann „Anspruch darauf [hat], daß seine Sache ... innerhalb einer angemessenen Frist geho ¨rt wird, und zwar von einem ... Gericht, das u ¨ ber zivilrechtliche Anspru ¨ che und Verpflichtungen oder u ¨ ber die Stichhaltigkeit der gegen ihn erhobenen strafrechtlichen Anklage zu ent- scheiden hat‘‘. Die Angemessenheit der Verfahrensdauer ist nach der Rsp des EGMR nicht abstrakt, sondern im Lichte der be- sonderen Umsta ¨ nde jedes einzelnen Falles zu beurteilen. Die besonderen Umsta ¨ nde des Einzelfalles ergeben sich aus dem Verha ¨ltnis und der Wechselwirkung verschiede- ner Faktoren. Neben Faktoren, welche die Verfahrens- dauer beeinflussen, na ¨ mlich die Schwierigkeit des Falles, das Verhalten des Bf und das Verhalten der staatlichen Beho ¨ rden in dem bema ¨ngelten Verfahren, ist auch die Be- deutung der Sache fu ¨ r den Bf relevant (vgl VfSlg 17.307/ 2004; 17.582/2005; 17.644/2005; VfGH 12.3.2009, B 561/ 07). Nicht eine lange Verfahrensdauer schlechthin fu ¨ hrt zu einer Verletzung, sondern nur eine Verzo ¨ gerung, die auf Versa ¨ umnisse staatlicher Organe zuru ¨ ckzufu ¨ hren ist. Der Rsp des EGMR ist daher keine fixe Obergrenze fu ¨r die Angemessenheit der Verfahrensdauer zu entneh- men, ab deren U ¨ berschreitung jedenfalls eine Verletzung des Art 6 Abs 1 MRK anzunehmen wa ¨ re (vgl VfSlg 16.385/2001 mH auf die Rsp des EGMR; VfSlg 17.821/ 2006; 18.066/2007; VfGH 26. 6. 2008, B 304/07; vgl auch Frowein/Peukert, EMRK 3 [2009] Art 6 Rz 251 sowie Gra- benwarter , Europa ¨ ische Menschenrechtskonvention 4 [2009] § 24 Rz 69). Aus den Vereinen / Anku ¨ ndigungen – Rechtsprechung

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Aus den Vereinen / AnkuÈndigungenDOI 10.1007/s00503-010-1943-8

Fragen des DaKRAÈ G ± AnkuÈ ndigung

Das Institut fuÈ r Bankrecht an der Johannes KeplerUniversitaÈ t Linz veranstaltet aus aktuellem Anlass am7. 10. 2010 eine Podiumsdiskussion zum Thema ¹Fragendes DaKRAÈ G`̀ mit LStA Hon.-Prof. Dr. Johannes Sta-bentheiner (BMJ), Univ.-Prof. Dr. Christian Holzner,Univ.-Prof. Dr. Andreas KletecÏka und Univ.-Prof. Dr.Meinhard Lukas.

Die Veranstaltung findet um 17.00 Uhr in den RepraÈ-sentationsraÈumen der Johannes Kepler UniversitaÈ t Linzstatt (UNI-Center 1. Stock).

Veranstaltungsbeitrag: ³ 143,± (inkl USt); fuÈ r Besucherdes Seminars fuÈ r Bankrecht 2010 besteht keine geson-derte Entgeltpflicht; fuÈ r Richter, RichteramtsanwaÈrter,Rechtspraktikanten, UniversitaÈ tsangehoÈrige und Studie-rende ist die Teilnahme kostenlos.

Anmeldungen werden bis 24. 9. 2010 erbeten an FrauMaria HochstoÈger bzw Frau Anna Tutschek, pA InstitutfuÈ r Bankrecht, Johannes Kepler UniversitaÈ t Linz, 4040Linz-Auhof; Fax: 0732/2468-9841; e-mail: [email protected] oder www.bankrechtsinstitut.at/anmel-dung.php.

Weitere Informationen entnehmen Sie bitte unsererHomepage mit der Adresse www.bankrechtsinstitut.at.

# Springer-Verlag 2010

4962010, Heft 8

August

RechtsprechungVerfassungsgerichtshofNichtberuÈ cksichtigung uÈ berlanger Verfahrens-dauer durch UVS; Verletzung des Art 6 MRK

DOI 10.1007/s00503-010-1946-5

Art 6 MRK; § 19 Abs 2 und § 64 VStG; § 34 StGB; § 28AuslBG; Art 144 B-VG:

Wird die uÈ berlange Verfahrensdauer vom UVS im Ver-waltungsstrafverfahren nicht festgestellt und dies bei derStrafbemessung unberuÈ cksichtigt gelassen, liegt eineVerletzung des verfassungsgesetzlich gewaÈhrleistetenRechts auf Entscheidung innerhalb angemessener Fristgem Art 6 Abs 1 MRK vor. Der Bescheid war daher hin-sichtlich des Strafausspruchs und der ± damit zusam-menhaÈngenden ± Kostenentscheidung aufzuheben.

Die festgestellte Verletzung der Verfahrensdauer laÈsstden Ausspruch uÈ ber die Schuld unberuÈ hrt. Eine AÈ nde-rung des angefochtenen Bescheides kommt folglich nurim Rahmen der Strafbemessung in Betracht.

Soweit der Bescheid nicht aufgehoben wird, kann dieBehandlung der Beschwerde abgelehnt werden.VfGH 2. 3. 2010, B 991/09

Aus den EntscheidungsgruÈ nden:I. 1. Mit Straferkenntnis der BH Krems an der Donau

vom 19. 2. 2007 wurden uÈ ber den Bf Geldstrafen im Aus-maû von je ³ 2.500,± (je 7 Tage Ersatzfreiheitsstrafe) gem§ 3 Abs 1 iVm § 28 Abs 1 Z 1 lit a und Abs 7 AuslBG we-gen BeschaÈ ftigung von 2 slowakischen StaatsbuÈ rgern alsWeingartenarbeiter ohne Vorliegen entsprechender ar-beitsmarktrechtlicher Bewilligungen verhaÈngt.

2. Der gegen diesen Bescheid erhobenen Berufung wur-de mit Bescheid des UVS NOÈ vom 2. 7. 2009 insofern Folgegegeben, als die verhaÈngten Geldstrafen auf je ³ 1.500,±bzw die Ersatzfreiheitsstrafen auf je 4 Tage herabgesetztwurden. Die Reduktion des Strafausmaûes wurde damitbegruÈ ndet, dass auf Grund der zwischenzeitigen Tilgungeiner ± von der erstinstanzlichen BehoÈrde urspruÈ nglichzu Recht als Vortat gewerteten ± Vormerkung nunmehrder erste Strafsatz des § 28 Abs 1 Z 1 AuslBG (³ 1.000,±bis ³ 10.000,±) sowie der Strafmilderungsgrund der ver-waltungsstrafrechtlichen Unbescholtenheit heranzuzie-hen war. Im UÈ brigen wurde der Spruch des Strafer-kenntnisses der erstinstanzlichen BehoÈrde bestaÈ tigt.

3. In der dagegen erhobenen, auf Art 144 B-VG ge-stuÈ tzten Beschwerde wird die Verletzung in den verfas-

sungsgesetzlich gewaÈhrleisteten Rechten auf Gleichheitaller StaatsbuÈ rger vor dem Gesetz, auf ein faires Verfah-ren nach Art 6 Abs 1 MRK und auf ein Verfahren vor demgesetzlichen Richter nach Art 83 Abs 2 B-VG behauptetund die kostenpflichtige Aufhebung des angef Beschei-des begehrt.

4. Die bel Beh hat die Verwaltungsakten vorgelegt undeine Gegenschrift erstattet, in der sie den Beschwerdebe-hauptungen entgegentritt und die Abweisung der Be-schwerde beantragt.

II. Der VfGH hat uÈ ber die ± zulaÈssige ± Beschwerde er-wogen:

1. Die Beschwerde ist insofern begruÈ ndet, als sie dieNichtberuÈ cksichtigung der uÈ berlangen Dauer des Ver-waltungsstrafverfahrens durch die bel Beh im Rahmender Strafbemessung ruÈ gt:

1.1. Art 6 Abs 1 MRK bestimmt ua, dass jedermann¹Anspruch darauf [hat], daû seine Sache ... innerhalbeiner angemessenen Frist gehoÈrt wird, und zwar voneinem ... Gericht, das uÈ ber zivilrechtliche AnspruÈ cheund Verpflichtungen oder uÈ ber die Stichhaltigkeit dergegen ihn erhobenen strafrechtlichen Anklage zu ent-scheiden hat`̀ .

Die Angemessenheit der Verfahrensdauer ist nach derRsp des EGMR nicht abstrakt, sondern im Lichte der be-sonderen UmstaÈnde jedes einzelnen Falles zu beurteilen.Die besonderen UmstaÈnde des Einzelfalles ergeben sichaus dem VerhaÈ ltnis und der Wechselwirkung verschiede-ner Faktoren. Neben Faktoren, welche die Verfahrens-dauer beeinflussen, naÈmlich die Schwierigkeit des Falles,das Verhalten des Bf und das Verhalten der staatlichenBehoÈrden in dem bemaÈngelten Verfahren, ist auch die Be-deutung der Sache fuÈ r den Bf relevant (vgl VfSlg 17.307/2004; 17.582/2005; 17.644/2005; VfGH 12.3.2009, B 561/07). Nicht eine lange Verfahrensdauer schlechthin fuÈ hrtzu einer Verletzung, sondern nur eine VerzoÈgerung, dieauf VersaÈumnisse staatlicher Organe zuruÈ ckzufuÈ hrenist. Der Rsp des EGMR ist daher keine fixe ObergrenzefuÈ r die Angemessenheit der Verfahrensdauer zu entneh-men, ab deren UÈ berschreitung jedenfalls eine Verletzungdes Art 6 Abs 1 MRK anzunehmen waÈre (vgl VfSlg16.385/2001 mH auf die Rsp des EGMR; VfSlg 17.821/2006; 18.066/2007; VfGH 26. 6. 2008, B 304/07; vgl auchFrowein/Peukert, EMRK3 [2009] Art 6 Rz 251 sowie Gra-benwarter, EuropaÈ ische Menschenrechtskonvention4

[2009] § 24 Rz 69).

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