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Aus der Medizinischen Klinik und Poliklinik, Abteilung für Pneumologie, Allergologie und Schlafmedizin der Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannsheil - Universitätsklinik - der Ruhr-Universität Bochum Direktor: Prof. Dr. med. G. Schultze-Werninghaus ________________________________________________ Begutachtungspraxis von Silikosepatienten anhand lungenfunktionsanalytischer und pathologisch-anatomischer Untersuchungen von ehemaligen Bergleuten: Eine Studie basierend auf einer Autopsiekohorte Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin einer Hohen Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum vorgelegt von Oliver Schneider aus Gelsenkirchen 2000

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Aus der Medizinischen Klinik und Poliklinik,

Abteilung für Pneumologie, Allergologie und Schlafmedizin

der Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannsheil - Universitätsklinik -

der Ruhr-Universität Bochum

Direktor: Prof. Dr. med. G. Schultze-Werninghaus

________________________________________________

Begutachtungspraxis von Silikosepatienten anhand lungenfunktionsanalytischer und

pathologisch-anatomischer Untersuchungen von ehemaligen Bergleuten:

Eine Studie basierend auf einer Autopsiekohorte

Inaugural-Dissertation

zur

Erlangung des Doktorgrades der Medizin

einer

Hohen Medizinischen Fakultät

der Ruhr-Universität Bochum

vorgelegt von

Oliver Schneider

aus Gelsenkirchen

2000

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Dekan: Prof. Dr. med. G. Muhr Referent: Priv.-Doz. Dr. med. E. W. Schmidt Korreferent: Prof. Dr. med I. A. Adamietz Tag der mündlichen Prüfung:

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Meinen Eltern gewidmet

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Inhaltsverzeichnis

Seite

1 Einleitung 1

1.1 Fragestellung 2

1.2 Pathophysiologische und morphologische Grundlagen der Silikose 2

1.2.1 Ursache und Exposition 2

1.2.2 Pathogenese 3

1.2.3 Klinische Symptome und Begleiterkrankungen 4

1.2.4 Therapiekonzepte 5

2 Material und Methode 6

2.1 Patientenkollektiv 6

2.2 Pathologisch-anatomische Gutachten (Sektionsberichte) 7

2.2.1 Vorgehensweise des Pathologen 9

2.3 Klinische Pneumokoniose-Gutachten 10

2.3.1 Lungenfunktionsdiagnostik 11

2.4 Statistik 13

2.5 Vorgehensweise 14

2.6 Methodenkritik 14

3 Ergebnisse 16

3.1 Pathologisch-anatomische Auswertung 16

3.1.1 Ausmaß der autoptisch festgestellten Silikose 16

3.1.2 Kleine silikotische Herde 17

3.1.3 Streuung der kleinen silikotischen Herde 17

3.1.4 Silikotische Schwielen 18

3.1.5 Silikotuberkulose 18

3.1.6 Emphysem 18

3.1.7 Chronische Bronchitis 19

3.2 Auswertung der klinischen Gutachten 19

3.2.1 Dyspnoe 20

3.2.2 Husten und Auswurf 20

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3.2.3 Minderung der Erwerbsfähigkeit (MdE) 20

3.2.4 Lungenfunktionsdiagnostik 21

3.3 Zusammenhang von Lungenfunktionsprüfung und Autopsie 25

3.3.1 Zusammenhang von Lungenfunktionsparameter und dem autoptisch gesicherten Vorhandensein der Silikose

25

3.3.2 Vergleich der Lungenfunktionsparameter mit dem autoptisch festgestellten Schweregrad der Silikose

27

3.3.3 Vergleich der Lungenfunktionsparameter mit der Größe der autoptisch nachgewiesenen kleinen silikotischen Herde

32

3.3.4 Vergleich der Lungenfunktionsparameter mit dem autoptisch festgestellten Ausmaß der Streuung der kleinen silikotischen Herde

35

3.3.5 Vergleich der Lungenfunktionsparameter mit der autoptisch festgestellten Größe und Streuung der kleinen silikotischen Herde

38

3.3.6 Vergleich der Lungenfunktionsparameter mit dem autoptisch festgestellten Ausmaß der silikotischen Schwielen

38

3.3.7 Vergleich der Lungenfunktionsparameter mit der der Streuung der kleinen silikotischen Herde und der Größe der silikotischen Schwielen

41

3.4 Vergleich der autoptischen Silikosebefunde mit graduierten Lungenfunktionsparametern

41

3.4.1 Vergleich des Ausmaßes der autoptisch festgestellten Silikose mit dem Grad der Störung der Lungenfunktionsparameter (Rt, IGV, FEV-1, VCI, PaO2)

42

3.4.2 Vergleich der Größe der kleinen silikotischen Herde mit den graduierten Lungenfunktionsparameter (Rt, IGV, FEV-1, VCI, PaO2)

43

3.4.3 Vergleich der Streuung der kleinen silikotischen Herde mit den graduierten Lungenfunktionsparameter (Rt, IGV, FEV-1, VCI, PaO2)

43

3.4.4 Vergleich des Ausmaßes der autoptisch festgestellten silikotischen Schwielen mit den graduierten Lungenfunktionsparameter (Rt, IGV, FEV-1, VCI, PaO2)

44

3.5 Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der autoptisch festgestellten chronischen Bronchitis und der klinischen Lungenfunktionsparameter

44

3.6 Zusammenhang zwischen dem Ausmaß des autoptisch festgestellten Emphysems und der klinischen Lungenfunktionsparameter

46

3.7 Zusammenhang zwischen den klinisch-anamnestischen Dyspnoebefunden und den Lungenfunktionsparametern

49

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3.8 Zusammenhang zwischen klinisch-anamnestischen Dyspnoebefunden und den autoptisch festgestellten Silikosegraden

50

3.9 Häufigkeit der chronischen Bronchitis und des Emphysems in differenten Stadien der Silikoseausprägung in der pathologisch-anatomischen Untersuchung

51

3.10 Abhängigkeit der Lungenfunktion von der Dauer der Tätigkeit unter Tage 54

3.11 Vergleich der Minderung der Erwerbsfähigkeit mit den Mittelwerten der Lungenfunktionsparameter

56

3.12 Korrelations zwischen dem gutachterlich festgestellten Ausmaß der Minderung der Erwerbsfähigkeit und dem Ausmaß der autoptisch festgestellten Silikose

60

3.13 Zusammenhang zwischen Grad der Silikose und Dauer der Tätigkeit unter Tage

61

3.14 Zusammenhang von klinischen Gutachten und pathologisch-anatomischer Begutachtung

63

4 Diskussion 67

5 Zusammenfassung 84

6 Literaturverzeichnis 86

7 Anhang 91

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Verzeichnis der Abkürzungen

Abkürzung Begriff

CWP Coal Workers´ Pneumoconiosis

FEV-1 Forciertes exspiratorisches Volumen in einer Sekunde

(Einsekundenkapazität)

FEV-1%VCI Quotient FEV-1/VCI

IGV Intrathorakales Gasvolumen

MdE Minderung der Erwerbsfähigkeit

paCO2 Arterieller Kohlendioxidpartialdruck

paO2 Arterieller Sauerstoffpartialdruck

Rt Resistance

RV Residualvolumen

RV%TLC Quotient RV/TLC

TLC Totalen Lungenkapazität

VCI Vitalkapazität

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1. Einleitung

Die Anthrakosilikose stellt auch heutzutage noch eine wichtige Entität der Erkrankungen der

Bergleute sowohl im Ruhrgebiet als auch weltweit dar. Trotz einer rückläufigen Anzahl von

Bergleuten, verbesserter Staubschutzmaßnahmen und engmaschiger arbeitsmedizinischer

Überwachung im Bergbau finden sich weiterhin als Berufskrankheit zu wertende silikotische

Befunde (Banks et al. 1997, Wohlberedt 1992). Lag die Anzahl der erstmals entschädigten

Silikosen (BeKV-Nr. 4101) 1980 bei 1001 Fällen, so wurden 1997 360 Versicherte erstmals

entschädigt (Leistungsfall). Die Zahl der anerkannten und als Berufskrankheit zu wertenden

Silikosen (Versicherungsfall) lag 1997 bei 2430 Fällen und ist damit weiterhin die zweithäufigst

anerkannte Berufskrankheit in Deutschland (11,5% aller anerkannten Berufskrankheiten)

(Bergbau-Berufsgenossenschaft 1997).

Schwierig und weiterhin problematisch ist hierbei die gutachterliche klinische Tätigkeit mit der

Einschätzung des Vorhandenseins und der Ausprägung des silikotischen Krankheitsbildes.

Insbesondere durch den Rückgang der schwergradigen silikotischen Veränderungen kommt es

zu einer relativen Zunahme der schwieriger zu beurteilenden leicht- und mittelgradigen

Ausprägungen der Anthrakosilikose (Müller und Banaschak 1995, Müller et al. 1985, Müller und

Schneele 1994).

Das Vorhandensein einer Silikose bei staubexponierten Bergleuten wird hauptsächlich durch die

im Röntgenbild auftretenden Rundherde gesichert. Eine Einschätzung des Ausmaß der daraus

resulterenden Einschränkung des kardio-pulmonalen Systems wird im besonderen Maß durch die

Lungenfunktionsprüfung dokumentiert (Reichel 1996). Daher ist es wichtig die Reliabilität der

Röntgenbefunde und der Lungenfunktionsanalysen im Vergleich zu den pathologisch-

anatomischen Befunden zu untersuchen. Vergleichende Untersuchungen dieser Art sind in den

letzten Jahrzehnten nur vereinzelt durchgeführt worden, obwohl eine Validierung der klinischen

Diagnostik, trotz radiologischer und lungenfunktionsanalytischer Technik, nur am pathologisch-

anatomischen Befund erreicht werden kann.

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1.1 Fragestellung

In dieser Arbeit werden die Ergebnisse der Lungenfunktionsprüfung innerhalb der klinischen

Pneumokoniose-Gutachten mit den pathologisch-anatomischen Lungenveränderungen, die

während einer Obduktion festgestellt worden sind, verglichen. Es sollte geklärt werden, ob

zwischen den Ergebnissen der pathologisch-anatomischen Gutachten verstorbener Bergleute und

den Ergebnissen von bis zu zwei Jahren vor dem Tod durchgeführten Lungenfunktionsprüfungen

innerhalb von klinischen Pneumokoniose-Gutachten ein Zusammenhang besteht. Es wurde

vermutet, dass zwischen dem Ergebnis dieser Lungenfunktionsdiagnostik und den Resultaten der

Obduktion kein statistischer Zusammenhang besteht. Als direkte Variablen wurden der

pathologisch eingeschätzte Schweregrad der Silikose, die Größe der kleinen silikotischen Herde

und Schwielen, sowie die Konfluenz der kleinen silikotischen Herde genutzt. Des Weiteren

wurden die Ergebnisse der Lungenfunktionsprüfung mit dem Vorhandensein von

Begleiterkrankungen der Anthrakosilikose, einer chronischen Bronchitis und einem

Lungenemphysem, in Beziehung gestellt. Darüberhinaus sollte geklärt werden, ob die klinischen

Pneumokoniose-Gutachten ein korrektes Bild der tatsächlichen, in der pathologisch-

anatomischen Untersuchung gefundenen Lungenveränderungen abgeben können.

1.2 Pathophysiologische und morphologische Grundlagen der Silikose

1.2.1 Ursache und Exposition

Die Silikose gehört zu den durch anorganische Stäube ausgelösten Lungenfibrosen. Sie

bezeichnet ein komplexes Krankheitsbild, welches durch die Inhalation von Quarzstaub und

quarzhaltigen Mischstäuben ausgelöst werden kann. Für die Entstehung der Silikose sind die

Erscheinungsformen als Quarz selbst und die kristallinen Siliziumdioxid-Modifikationen, Tridymit

und Kristobalit, von Bedeutung (Valentin und Woitowitz 1980, Valentin et al. 1985).

Entscheidend ist die Größe der inhalierten Partikel. Teilchen in einer Größe von 0,5-3,0 µm (bis

max. 10µm) wirken sich besonders schädigend aus, da sie weder wie kleinere Partikel

ausgeatmet werden, noch wie größere Partikel erst gar nicht in die terminalen Bronchioli

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gelangen (Hornbostel et al. 1977). Die Expositionszeiten bis zur Entstehung einer Silikose sind

sehr variabel und reichen von wenigen Jahren bis zu über 30 Jahren (Valentin et al. 1985).

Bei Bergleuten handelt es sich im speziellen um eine Kohlenstaubpneumokoniose. Diese wird

durch einatmen von Kohlenstaub verursacht und tritt entweder als einfache Anthrakose

(=einfache Kohlenstaubpneumokoniose) oder als progressiv-massive Fibrose (=Anthrakosilikose)

auf (Riede et al. 1999).

1.2.2 Pathogenese

Die inhalierten Staubpartikel werden durch die Alveolarmakrophagen phagozytiert und erhalten

so Zugang in die Lymphwege der Lunge. Diese Lymphbahnen führen über die regionären

Lymphknoten bis hin zu den Hiluslymphknoten. Die siliziumhaltigen Mikrokristalle “verkleben”

durch kovalente Bindungen mit der Phagosomenmembran, so dass sie im Rahmen der

physiologischen Zytoplasmabewegung einreißt. Dadurch werden lysosomale Proteasen

freigesetzt, die ihrerseits eine seröse Entzündungsreaktion in Gang bringen und Makrophagen

aktivieren. Über weitere Proteasenfreisetzung, Prostaglandinsynthese und T-Helferzell-

Stimulation wird die Entzündung gefördert. Die freigesetzten Staubpartikel werden erneut zellulär

regurgitiert. Die Folge ist ein Circulus vitiosus. Die Makrophagen, welche nicht mit den

aufgenommenen Staubteilchen fertig werden (=Koniophagen), geben Faktoren wie γ-Interferon,

IL-1, PDGF und Fibronektin ab, welche die Lungenfibroblasten zur Proliferation und zur

Kollagensynthese antreiben. Auf diese Weise entsteht eine chronische granulomatöse

Entzündung. Durch die in der Granulomperipherie immer wieder frei werdenden Staubpartikel

wird der chronische Entzündungsvorgang im Lungeninterstitium unterhalten (Riede et al. 1999,

Feigin 1989, Fishman 1988, Ziskind 1976). Histologisch sind gefäßlose, mehrschichtige, mit vielen

kristallinen SiO2-Partikeln besetzte, bindegewebige Wirbelstrukturen zu erkennen. Bei

Progredienz der Silikose kann es zu einer Konfluenz dieser kleinen Einzelknoten kommen. Dies

führt zur Entstehung von größeren Knoten bis hin zu Schwielen. In der Folge können in diesen

großen Knoten Kavernen oder Nekrosen entstehen. In der Umgebung dieser Knoten bilden sich

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Schrumpfungstendenzen, welche die Entstehung eines perifokalen Emphysems fördern (Pöhl

1996).

Im Fall der Anthrakose wird der Kohlenstaub in den Alveolen rund um die respiratorischen

Bronchiolen abgelagert und kann über eine Bronchiolitis ein zentroazinäres Emphysem

hervorrufen. Bei der Anthrakosilikose tritt bei fortgesetzter Kohlenstaubexposition noch eine

erhebliche Lungendestruktion hinzu. Histologisch findet man spinnenförmige Staubknötchen,

bestehend aus Kohlenstaub und einstrahlenden Kollagenfasern. In der Peripherie besteht häufig

ein lymphozytäres Infiltrat, im Zentrum oft ein obliteriertes oder zerstörtes Gefäß. In größeren

Staubknötchen finden sich manchmal größere Gewebszerfallshöhlen (=Phthisis atra), die auf

eine lokale ischämie zurückzuführen sein dürften. Diese veranlasst zusammen mit der

chronischen Entzündung den fibrotischen Lungenumbau und das perifokale Emphysem (Riede et

al. 1999).

1.2.3 Klinische Symptome und Begleiterkrankungen

Die Silikose kann mit oder ohne Komplikationen und Begleiterkrankungen vorliegen. Klinisch

liegt zu Beginn einer Silikose häufig Symptomfreiheit ohne funktionelle Einschränkungen vor. Bei

Fortschreiten der Silikose wird meist eine Kombination aus restriktiver und obstruktiver

Ventilationsstörung gefunden. Die Restriktion ist durch eine Reduktion des maximal

mobilisierbaren Lungenvolumens gekennzeichnet, bedingt durch eine verminderte Ausdehnung

des bronchopulmonalen Systems bei fibrotischen Veränderungen der Lunge. Die Obstruktions

wird durch Schleimhautschwellung, vermehrte Schleimsekretion und einen Bronchospasmus

verursacht. Die Folge ist eine Erhöhung der bronchialen Strömungswiderstände.

Klinisch können eine Belastungsdyspnoe, Husten, Auswurf, Hämoptoe und Infektanfälligkeit

auftreten. In der Elektrokardiographie ist auf das Vorhandensein von Zeichen der

Rechtsherzbelastung zu achten.

Wesentliche Begleiterkrankungen sind die chronische Bronchitis und das Lungenemphysem. Des

Weiteren kann es bei der progressiv-massiven Fibrose über restriktive und obstruktive

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Ventilationsstörungen zur Hypoxämie, pulmonaler Hypertension und schließlich zum Cor

pulmonale und zur Rechtsherzinsuffizienz kommen.

Eine weitere häufige Begleiterkrankung ist die Tuberkulose im Sinne einer Silikotuberkulose. Bei

dem seltenen Zusammentreffen von Silikose und Rheumatismus liegt ein Caplan-Syndrom vor

(Speizer 1999, Gross et al. 1989, Ziskind 1976).

1.2.4 Therapiekonzepte

Die Therapie richtet sich nach den vorliegenden klinischen Symptomen der Silikose. Die

obstruktive Komponente kann mit Bronchodilatatoren, Glukokortikosteroiden,

Parasympathomimetika und Theophyllinderivaten behandelt werden. Bei auftretenden

Infektionen wird antibiotisch, mukolytisch und sekretolytisch behandelt. Physiotherapeutische

Begleittherapie mittels einer Atemschule und Atemgymnastik ist sinnvoll. Klopf- und

Vibrationsmassagen dienen der Schleimlösung. Gesicherte kausale Therapieansätze bezüglich

der chronische Fibrose sind nicht bekannt (Speizer 1999, Baum 1989, Gross et al 1989, Ulmer et

al. 1988).

2. Material und Methode

2.1 Patientenkollektiv

Untersuchungsgrundlage waren die pathologischen Gutachten von 366 Bergleuten aus dem

Ruhrgebiet, die im Zeitraum von drei Jahren (August 1991 bis August 1994 im Institut für

Pathologie an den Kliniken Bergmannsheil-Universitätsklinik, Bochum) erstellt worden sind.

Diese Gutachten wurden im Auftrag der Bergbauberufsgenossenschaft erstellt. Zu jedem dieser

Vorgänge existiert eine Versicherungsakte der Berufsgenossenschaft.

Durch das freundliche Entgegenkommen der Bergbauberufsgenossenschaft konnte in die

Aktenvorgänge der 366 verstorbenen und obduzierten Silikosegefährdeten Einsicht genommen

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werden. Über jeden dieser Bergleute lagen neben dem Sektionsbericht auch ausführliche

klinische Untersuchungsbefunde vor. Insbesondere fanden sich, soweit durchgeführt, die klinisch

relevanten Gutachten zur Feststellung einer entschädigungspflichtigen Berufserkrankung. Diese

wurden zu Lebzeiten bei bekannter unter-Tage-Anamnese und damit verbundener Stein- und

Kohlenstaubexposition. durchgeführt mit dem Ziel der Klärung eines Zusammenhanges zwischen

dem Todeseintritt und einer Anthrakosilikose (BKVO-Nr. 4101) oder einer Silikotuberkulose

(BKVO-Nr. 4102).

Um eine möglichst hohe zeitliche Enge und dadurch eine ausreichende Vergleichbarkeit

zwischen den klinischen und den pathologisch-anatomischen Ergebnissen zu erhalten, wurden

nur die Patienten in die Studie aufgenommen, deren letztes klinische Gutachten höchstens 24

Monaten prämortal erstellt worden ist. Dies war in 125 Fällen (34,2%) der Fall.

Zur Gewährleistung des Datenschutzes wurden die Namen der Versicherten durch eine

kontinuierliche Durchnumerierung ersetzt. Des Weiteren verpflichtete sich der Doktorand zur

Wahrung des Sozialgeheimnisses/ Datengeheimnisses nach § 35 SGB I / § 5 BDSG.

2.2 Pathologisch-anatomische Gutachten (Sektionsberichte)

Im Rahmen dieser Gutachten sollte der Befund einer beruflich bedingten Lungenerkrankung, im

speziellen einer Silikose, abgeklärt werden.

In dieser Arbeit wird der Versuch unternommen, die in ihrer Art häufig beschreibenden und

detailgetreu schildernden Abfassungen von Autopsieberichten systematisch zu erfassen, zu

kategorisieren und nach Schweregraden einer Ausprägung zu graduieren.

Sowohl die Gesamteinschätzungen betreffend des Schweregrades einer Ausprägung, als auch

genaue Größenangaben aus den Sektionsberichten des Pathologen wurden zur Auswertung

übernommen. Die Klassifikation der Silikosen wurde nach der pathologisch-anatomisch

einfacheren alten Johannisburger Dreistadieneinteilung durchgeführt (Hartung und Moon 1992,

Irvine und Steuart 1930). Die Größe der kleinen silikotischen Herde, die Konfluenz dieser Herde

und die Größe der silikotischen Schwielen wurden bewertet in Anlehnung an die in der

Radiologie gebräuchliche ILO-Klasifikation von 1980 (Shipley 1992).

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Das Ausmaß der Staublungenveränderung wurde in vier Kategorien unterteilt. Erreichte das

Ausmaß der Veränderungen in der Lunge durch die Mischstaubexposition nicht das Ausmaß

einer Silikose, wurde von geringgradigen oder keinen Staublungenveränderungen gesprochen

(Stadium 0). Die Silikose wurde in eine leichtgradige (Silikose 0-I/I), in eine mittelgradige

(Silikose I-II/II) und eine schwergradige (Silikose II-III/III) Form eingeteilt.

Unter dem Stadium I sind vereinzelte, locker stehende kleine Knötchen, vorwiegend

symmetrisch, etwas betont in den Lungenmittelgeschossen, ohne Konfluenz und Schwielen, zu

verstehen.

Im Stadium II liegen kleine Knötchen in bereits dichterer Anordnung vor, z. T. auch

Konglomerate, die aus Einzelknötchen aufgebaut sind (3-6mm), vorwiegend in den

Lungenmittelgeschossen.

Das Stadium III zeichnet sich durch dichtstehende Knötchen bis zu groben silikotischen

Schwielen, die aus Konglomeratherden aufgebaut sind und größere Teile des Lungengewebes,

insbesondere in den Ober- und Mittellappen, einnehmen, aus. (Könn et al. 1976)

Die kleinen silikotischen Herde wurden in drei Größenkategorien unterteilt. Die Einteilung

erfolgte gemäß der Angaben des Pathologen nach der führenden vorherrschenden Größe.

Kleine silikotische Herde mit einem rundlichen Durchmesser kleiner 1,5 mm wurden als klein (p),

Herde zwischen 1,5 und 3 mm als mittelgroß (q) und kleine silikotische Herde zwischen 3 und 10

mm (r) als gross bezeichnet.

Die Streuung der kleinen silikotischen Herde wurde nach Angaben des Pathologen in drei

Gruppen eingeteilt. Das “Dichtstehen” der Herde gab der Pathologe als Konfluenz der kleinen

silikotischen Herde an. Diese war entweder ausgeprägt vorhanden, teilweise vorhanden oder

nicht vorhanden. Der Begriff der pathologisch-anatomischen Konfluenz ist nicht mit dem in der

radiologischen ILO-Klassifikation gebräuchlichem Begriff der Konfluenz der regulären Herde

(ax) identisch. Dort ist darunter eine Zusammentreffen der kleinen silikotischen Herde im

Röntgenbild als Vorstufe einer silikotischen Schwiele zu verstehen.

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Die silikotischen Schwielen wurden in die Gruppen A (kleiner 5 cm), B (5 - 15 cm) und C

(größer 15 cm) eingeteilt (Tabelle 1).

Tabelle 1 Untersuchte pathologisch-anatomische Parameter

Ausmaß der autoptisch festgestellten Silikose

Größenkategorie der kleinen silikotischen Herde

Streuung der kleinen silikotischen Herde

Größenkategorie der silikotischen Schwielen

Pathologisch-anatomischer Befund an silikotischen Schwielen

Schweregrad des autoptisch festgestellten Emphysems

Art des autoptisch festgestellten Emphysem

Ausmaß der chronischen Bronchitis

Silikotuberkulose nach Obduktionsbefund

Voraussetzungen für BK 4101 nach pathologisch-anatomischen Befunden

Voraussetzungen für BK 4102 nach pathologisch-anatomischen Befunden

Komplexe Lungenerkrankung ursächlich oder teilursächlich am Tode

Zusammenhang zwischen Silikose und Tod

Vergleich der Silikosebewertung zwischem klinischen Gutachten und Autopsie

Auswirkungen des Obduktionsbefundes auf das Rentenverfahren

2.2.1 Vorgehensweise des Pathologen

Bei der Erhebung der pathologisch-anatomischen Befunde durch den Gutachter wurden die

Lungen zunächst expandiert-fixiert und danach in schmale horizontale Scheiben geschnitten.

Proben aus jedem Lungenlappen, aus den großen Bronchien des Hilusbereichs und den

Hiluslymphknoten wurden histologisch untersucht. Von diesen Schnitten wurden neben den

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H.E.-Färbungen auch mehrere Faserfärbungen angefertigt, darunter regelmäßig die PAS-

Reaktion und Eisenfärbungen.

2.3 Klinische Pneumokoniose-Gutachten

Die klinischen Erstgutachten zur Pneumokoniose-Diagnostik wurden nach ärztlicher Anzeige

über den Verdacht des Vorliegens einer Berufskrankheit von der Bergbauberufsgenossenschaft

in Auftrag gegeben. Die Gutachten bestehen aus gezielter Anamnese, körperlicher

Untersuchung, kardiologischer Diagnostik (Ruhe-EKG), Lungenfunktionsprüfung und

radiologischer Zusatzdiagnostik. Nach dem ersten Gutachten wurde eine Wiedervorstellung zur

erneuten Begutchtung nach einem Intervall von 2 Jahren empfohlen. Die meisten Bergleute

wurden mehrfach während und nach Beendigung ihres Berufslebens untersucht. Bestandteil der

Auswertung war nur das jeweils letzte Gutachten vor dem Tode. Dieses entsprach in der

Mehrzahl der Fälle einer Nachbegutachtung. Die Beurteilung erfolgte durch gutachtenerfahrene

Fachärzte.

Alle 366 Versicherungsakten, die nach den vorliegenden Sektionsberichten ausgewählt worden

sind, wurden ausgewertet.

In 237 Fällen (64,8%) ist ein klinisches Gutachten vor dem Tode zur Feststellung einer

versicherungsrechtlich relevanten Minderung der Erwerbstätigkeit durchgeführt worden. In den

anderen 129 Fällen (35,2%) ist zu Lebzeiten kein klinisches Silikose-Gutachten durchgeführt

worden.

Um eine hohe Vergleichbarkeit der prä- und postmortalen Daten zu erreichen und gleichzeitig

noch eine ausreichend große Anzahl von Versicherten zur Verfügung zu haben, wurden in die

Studie nur die 125 Bergleute (34,2%) aufgenommen, deren letztes klinische Gutachten nicht

länger als 24 Monate vor dem Tode zurücklag.

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Im folgenden sind die untersuchten klinischen Gutachtenparameter einzeln dargestellt (Tabelle

2).

Tabelle 2 Untersuchte gutachterliche Parameter

Personendaten

Lfd. Nr.

Sterbealter

Größe

Gewicht

Berufs - und Berufserkrankungsdaten

Lebensalter bei Beginn der Tätigkeit unter Tage (Jahre)

Lebensalter bei Ende der Tätigkeit unter Tage (Jahre)

Dauer der Tätigkeit unter Tage (Jahre)

Latenzzeit bis zur Erstanerkennung (Jahre)

Lebensalter bei Erstanerkennung (Jahre)

MdE zum Todeszeitpunkt (in %)

Zeitabstand des relevanten Gutachtens zum Todeszeitpunkt (Monate)

Klinische Symptome und Befunde

Dyspnoe (nach NYHA-Stadien)

Husten (wenig/viel)

Auswurf (wenig/viel)

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2.3.1 Lungenfunktionsdiagnostik

Die Lungenfunktionsdiagnostik wurde obligat nur in den Fällen durchgeführt, in denen sich durch

das Röntgenbild ein Verdacht auf das Vorliegen einer Silikose ergab. Zur Beurteilung der

Lungenfunktion wurden die in Tabelle 3 aufgelisteten Lungenparameter ausgewertet.

Tabelle 3 Ausgewertete Lungenfunktionsparameter

Parameter Abkürzung Einheit

Resistance Rt cmH2O/l/s

Intrathorakales Gasvolumen IGV % vom Soll

Residualvolumen RV % vom Soll

Totalen Lungenkapazität TLC % vom Soll

Quotient RV/TLC RV%TLC % vom Soll

Vitalkapazität VCI l

Vitalkapazität VCI % vom Soll

Forciertes exspiratorisches Volumen FEV-1 l

Forciertes exspiratorisches Volumen FEV-1 % vom Soll

Quotient FEV-1/VCI FEV-1%VCI %

Quotient FEV-1/VCI FEV-1%VCI% % vom Soll

Sauerstoffpartialdruck paO2 mm HG

Kohlendioxidpartialdruck paCO2 mm Hg

pH pH

Die hieraus hervorgegangenen Meßwerte, deren Absolutwerte und Abweichung vom Soll-Wert

in Prozent, teilten wir nach einer Empfehlung von Smidt (1982) in Normalwerte, leichtgradige,

mittelgradige und schwergradige Störungen ein (Tabelle 4).

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Tabelle 4 Einteilung der Lungenfunktionsparameter nach SMIDT (1982)

Parameter Einheit Grad der Störung

normal leichtgr. mittelgr. schwergr.

Rt cm H2O/l/s =3,5 >3,5 >5,0 >10,0

IGV % vom Soll =125 >125 >150 >180

FEV-1 % vom Soll =90 <90 <65 <40

VCI % vom Soll =90 <90 <65 <40

PaO2 in Ruhe mmHg

unter Soll

=0

1 - 5

5 - 10

> -10

PaO2 unter

Belastung

mmHg

unter Soll

=0

1 - 5

5 - 10

> -10

2.4 Statistik

Zur statistischen Aufarbeitung der Daten wurde die Computerprogramme Excel 7.0® und SPSS

9.0® für Windows 95® benutzt. Die Darstellung der Lungenfunktionsparameter erfolgte durch

Angabe der Mittelwerte und der Standardabweichungen. Korrelationen zwischen den

pathologisch-anatomischen Daten und den Mittelwerten der Lungenfunktionsparameter wurden

mittels des Students-T-Test berechnet. In der gesamten Arbeit galt das Signifikanzniveau von p

< 0,05. Des Weiteren wurden die Daten mittels der Rangvarianzkorrelation nach Spearman

analysiert. Die graduierten Lungenfunktionswerte wurden mit Hilfe von Kreuztabellen den

pathologisch-anatomischen Befunden gegenübergestellt und durch den Chi2-Test korreliert. Zur

Korrelation von Lungenfunktionsparametern und den gutachterlich bestimmten MdE-Werten

wurde die Korrelationserechnung nach Pearson durchgeführt. Zur Darstellung der richtig und

falsch beurteilten Versicherten wurden die Sensitivität und Spezifität sowie die positiven und

negativen Vorhersagewerte berechnet.

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13

2.5 Vorgehensweise

Nach Bestimmung der Studienkohorte (n=125) und Auswertung der klinischen Gutachten und

der pathologisch-anatomischen Berichte nach den vorgegebenen Untergruppen wurden zunächst

die Anzahl und Art der Daten, die erhoben werden konnten, dargestellt. In einem weiteren

Schritt wurden die Ergebnisse der Lungenfunktionsprüfung mit denen der pathologisch-

anatomischen Auswertung verglichen und korreliert. Dabei wurden sowohl die Mittelwerte als

auch die Schweregrade der Störung der Lungenfunktionswerte mit dem Ausmaß der autoptisch

festgestellten Silikose, mit den Größenkategorien der kleinen silikotischen Herde und der

Schwielen sowie mit der Konfluenz der kleinen silikotischen Herde in Beziehung gestellt. Im

Anschluß daran wurden die Lungenfunktionsparameter den autoptisch festgestellten

Begleiterkrankungen der Silikose, der chronische Bronchitis und dem Lungenemphysem,

gegenübergestellt. Zur Validierung der klinisch-gutachterlichen Tätigkeit wurden danach die

klinischen Einschätzungen bezüglich einer entschädigungspflichtigen Silikose oder

Silikotuberkulose mit den Ergebnissen der Autopsie verglichen und dargestellt.

2.6 Methodenkritik

Wenn wir im folgenden als Maßstab für klinische Fehleinschätzungen und als Basis für den

Zusammenhang zwischen den klinischen und autoptischen Ergebnissen die pathologisch-

anatomischen Befunde zugrunde legen, so wollen wir doch einschränkend bemerken, dass

Pathologen diagnostisch sehr unterschiedliche Auffassungen vertreten können.

Zur Auswertung der pathologisch-anatomischen Befunde dienten die Autopsieberichte. In den

meisten Fällen wurde von den Obduzenten Angaben zur morphologischen Silikoseeinteilung und

den Größenkategorien der kleinen und großen silikotischen Herde im Sektionsbericht gemacht.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass insbesondere die Einschätzung des Schweregrades einer

Silikose subjektiven Betrachtungskriterien unterliegt, da massenhaft vorhandene kleine

silikotische Herde oder weniger häufige große silikotische Herde hinsichtlich ihres

Summationseffektes, besonders bei den kleinknotigen Silikosen und ihres quantitativen sowie

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14

qualitativen Krankheitswertes schwer einzuschätzen sind. Zur Benutzung des pathologisch-

anatomischen Untersuchungsergebnisses als “Goldstandard” sei weiter bemerkt, dass die

klinische Einschätzung der MdE im Wesentlichen von Lungenfunktionsausfällen geprägt wird

und nicht nach pathologisch-anatomischen Befunden. Dies gilt für die BKVO-Nr. 4101

(Anthrakosilikose). Hinsichtlich der BKVO-Nr. 4102 (Silikotuberkulose) gilt die obige

Bemerkung nicht, da diese nicht nach Lungenfunktionsausfällen beurteilt wird.

Dem hinzufügen möchten wir aber auch, dass das entscheidende Schlussurteil in der Regel von

einen Pathologen allein gesprochen wird, wohingegen der Versicherte sich zu Lebzeiten den

Untersuchungen einer Vielzahl von Klinikern unterzogen hat, die jeweils auch Einblick in die

gesamten bereits vorhandenen Unterlagen des Patienten nehmen konnten (Worth und Nerreter

1954).

Andererseits hat der klinisch tätige Arzt nur indirekt die Möglichkeit auf die Veränderungen in

der Lunge zu schließen, während der Pathologe das morphologische Korrelat direkt vor sich hat.

Allerdings dürfte es im Einzelfall für den Pathologen schwierig sein auf die dynamischen

Auswirkungen der silikotischen Veränderungen im kardio-pulmonalen Bereich zu schließen.

Daher versuchen wir in dieser Arbeit auch eine Korrelation zwischen diesen Parametern zu

erstellen.

Adäquate Methoden der Diagnostik, wie die Fixierung der gesamten Lunge in expandiertem

Zustand vor einer zu erfolgenden lamellären Lungensektion mit verbesserten diagnostischen

Möglichkeiten zur Beurteilung der quantitativen und qualitativen silikotischen

Lungenparenchymveränderungen, kamen bei den meisten Obduktionen nicht zum Einsatz. Es

erfolgte keine Analyse des Lungenstaubes hinsichtlich Qualität und Quantität.

3. Ergebnisse

Die Patientenkohorte bestand aus 366 Bergleuten, die innerhalb eines Zeitraums von August

1991 bis August 1994 obduziert worden sind. Alle Gutachtendaten dieser Bergleute wurden

ausgewertet. In die Studie aufgenommen wurden nur die 125 Bergleute, die sich zusätzlich

innerhalb der letzten 24 Monate vor ihrem Tod einem Gutachten mit der Fragestellung einer

entschädigungspflichtigen Pneumokoniose unterzogen haben.

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15

Wie Tabelle 5 zeigt, unterscheiden sich diese 125 Bergleute in den Kategorien der

Personendaten und der berufsbezogenen Daten nicht signifikant von den übrigen 241 Bergleuten

der Kohorte.

Tabelle 5 Vergleich der Bergleute mit einem klinischen Gutachten innerhalb von 24

Monaten prämortal mit dem Rest der Kohorte

Bergleute in der

Studie (n=125)

Rest der Kohorte

(n=241)

Signifikanz-

niveau

Sterbealter (Jahre) 70,5 ± 7,6 70,5 ± 8,3 n. s.

Lebensalter bei Beginn der

Tätigkeit unter Tage (Jahre)

21,3 ± 6,3

20,9 ± 6,2

n. s.

Lebensalter bei Beendigung

der Tätigkeit unter Tage

(Jahre)

48,0 ± 9,0

48,6 ± 8,5

n. s.

Anzahl der Jahre unter Tage 25,0 ± 9,2 26,3 ± 9,1 n. s.

Abstand des letzten klinischen

Gutachtens zum Tode

(Monate)

11,2 ± 8,1

96,1 ± 78,8

0

3.1 Pathologisch-anatomische Auswertung

3.1.1 Ausmaß der autoptisch festgestellten Silikose

Zur Bestimmung des Schweregrades der Anthrakosilikose trugen die silikotischen Herde selbst

als auch Folgeerkrankungen und Komplikationen der Pneumokoniose bei. Der Pathologe legte

sich in allen 125 Fällen auf einen Schweregrad der gefundenen Staublungenveränderung fest. In

einem Fall (0,8%) konnten keine Staublungenveränderungen nachgewiesen werden. In 11 Fällen

(8,8%) lagen geringgradige Staublungenveränderungen vor (das Ausmaß einer Silikose wurde

nicht erreicht, Silikose 0), in 46 Fällen (36,8%) lag eine leichtgradige (Silikose 0-I/I), in 44 Fällen

(35,2%) eine mittelgradige (Silikose I-II/II), und in 23 Fällen (18,4%) lag eine schwergradige

Silikose (Silikose II-III/III) vor.

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16

3.1.2 Kleine silikotische Herde

In 109 Fällen (87,2%) ging aus den pathologisch-anatomischen Ergebnissen die Größe der

kleinen silikotischen Herde hervor. In einem Fall (0,8%) lagen keine Herde vor. In 58 Fällen

(46,4%) waren die Herde klein (<1,5 mm), in 17 Fällen (13,6%) mittelgroß (1,5-3 mm) und in 18

Fällen (14,4%) groß (3-10 mm). In 15 Fällen (12,0%) legte der Pathologe sich nicht auf eine

vorherrschende Größe fest und beschrieb Herde in bestimmten Arealen der Lunge in

unterschiedlicher Größe. Die Herde hatten eine Größe von kleiner 1,5 bis 10 mm. In 16 Fällen

(12,8%) fehlten genaue Größenangaben.

3.1.3 Streuung der kleinen silikotischen Herde

Zur weiteren Beschreibung der silikotischen Veränderungen der Lunge wurde der Parameter

der pathologisch-anatomischen Konfluenz der kleinen silikotischen Herde genutzt, entsprechend

der Streuungskategorie in der ILO-Klassifikation. Bei 46 Versicherten (36,8%) konnte keine

Konfluenz, bei weiteren 46 Patienten (36,8%) konnte eine teilweise und bei 5 Patienten (4,0%)

eine ausgeprägte Konfluenz der kleinen silikotischen Herde nachgewiesen werden. In 27 Fällen

(21,6%) wurden dazu keine Angaben gemacht.

3.1.4 Silikotische Schwielen

Bei den 125 Patienten der Studienkohorte konnte in 76 Fällen (60,8%) eine oder mehrere

silikotische Schwielen nachgewiesen werden. In 29 Fällen (23,2%) waren kleine A- (1-5 cm), in

36 Fällen (28,8%) mittlere B- (5-15 cm) und in 11 Fällen (8,8%) ausgedehnte C-Schwielen (>15

cm) vorhanden. Bei 49 Patienten (39,2%) konnte postmortal keine silikotische Schwiele

nachgewiesen werden. In 7 Fällen (5,6%) konnte ein ausgeprägter Schwielenzerfall mit

teilweiser Hohlraumbildung nachgewiesen werden. In 4 Fällen (3,2%) lagen silikotuberkulöse

Mischschwielen vor.

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17

3.1.5 Silikotuberkulose

In 5 Fällen (4,0%) lag postmortal eine aktive Silikotuberkulose vor. Hinweise auf eine inaktive

Silikotuberkulose fanden sich in 19 Fällen (15,2%). In 5 Fällen (4,0%) konnte ein

posttuberkulöses Syndrom nachgewiesen werden.

3.1.6 Emphysem

In 117 Fällen (93,6%) diagnostizierte der pathologisch-anatomische Gutachter ein Emphysem.

Nur in einem Fall (0,8%) lag kein Emphysem vor, in 8 Gutachten (6,4%) machte der Pathologe

dazu keine Angaben. In 22 Fällen (17,6%) wurde ein leichtgradiges, in 29 Fällen (23,2%) ein

mittelgradiges und in 39 Fällen (31,2%) ein schwergradiges Emphysem gefunden. In 26 Fällen

(20,8%) lag ein Emphysem ohne genauere Angaben vor.

Zusätzlich zur Einteilung in Schweregrade wurden die Emphyseme in verschieden Arten der

Ausprägung eingeteilt. Bei der Bestimmung der Art des autoptisch vorgefundenen Emphysems

waren Mehrfachnennungen möglich. Bei einer Vielzahl von Patienten wurden differierende

Arten von Emphysemen gefunden. Am häufigsten wurde ein perifokales Emphysem gefunden

(Tabelle 6).

Tabelle 6 Art des autoptisch festgestellten Emphysems

Art des Emphysems n (%)

perifokales 56 (45,6)

subpleurales 40 (32,8)

bullöses 23 (18,4)

bronch(-iol-)ostenotisches 13 (10,4)

zentroazinäres ("schwarze Löcherlunge") 10 (8,0)

diffuses 7 (5,6)

Traktions -/Narbenemphysem 5 (4,0)

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18

3.1.7 Chronische Bronchitis

In 105 Fällen (84,0%) wurde vom Pathologen eine chronische Bronchitis beschrieben. In 5

Fällen (4,0%) lag eine leichtgradige, in weiteren 5 Fällen (4,0%) eine mittelgradige und in 13

Fällen eine schwergradige chronische Bronchitis. In 59 Fällen (47,2%) wurde ein akutes Rezidiv

einer chronischen Bronchitis beschrieben und in 33 Fällen (26,4%) lag eine chronische Bronchitis

vor, die nicht genauer in Schweregrade eingeteilt worden ist. In einem Fall (0,8%) lag keine

chronische Bronchitis vor. In 20 Gutachten (16,0%) fehlten dazu genaue Angaben.

3.2 Auswertung der klinische Gutachten

Die klinischen Pneumokoniosegutachten bestehen aus dem Anamnese- und körperlichen

Untersuchungsbefund, dem Ruhe-EKG, der Lungenfunktionsprüfung und dem radiologischen

Zusatzgutachten. Gegenstand der Auswertung innerhalb dieser Studie wurden, neben der

Lungenfunktionsprüfung, der Anamnesebefund und der gutachterliche Befund bezüglich des

Rentenverfahrens.

3.2.1 Dyspnoe

Als wesentlicher anamnestischer Parameter wurde nach der Dyspnoe der Patienten gefragt. In

111 Fällen (88,8%) lag eine Dyspnoe vor. In 20 Fällen (16,0%) beim schnellen Gehen (NYHA

I), in 13 Fällen (10,4%) beim normalen Gehen in der Ebene (NYHA II), in 19 Fällen (15,2%)

beim langsamen Gehen in der Ebene (NYHA III) und in 22 Fällen (17,6%) unter

Ruhebedingungen (NYHA IV). In 8 Fällen (6,4%) lag eine Dyspnoe (I-IV) vor mit

rezidivierenden Luftnotanfällen und in 29 Fällen (23,2%) anamnestizierte der Gutachter eine

Dyspnoe ohne genauere Wertigkeit. In 3 Fällen (2,4%) wurde eine Dyspnoe verneint und in 11

Fällen (8,8%) machte der Gutachter diesbezüglich keine Aussage.

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19

3.2.2 Husten und Auswurf

In 84 Fällen (67,2%) machte der Gutachter eine positive Aussage über das Vorliegen von

Husten. Dabei lag in 16 Fällen (12,8%) anamnestisch wenig Husten und und in 19 Fällen

(15,2%) viel Husten vor. In 75 Fällen (60,0%) stellte der Gutachter anamnestisch Auswurf fest,

in 17 Fällen (13,6%) wenig und in 11 Fällen (8,8%) viel Auswurf.

3.2.3 Minderung der Erwerbfähigkeit (MdE)

In den klinischen Gutachten wurde in 79 Fällen (63,2%) auf eine Minderung der

Erwerbsfähigkeit (MdE) =20% erkannt. In diesen Fällen ist der Leistungsfall gegeben. Tabelle 7

zeigt, dass in 83,5% (66 Fälle) in denen auf einen Leistungsfall entschieden worden ist, eine MdE

=50% anerkannt worden ist. Nur in 16,5% (13 Fälle) ist auf eine MdE >50% entschieden

worden. Eine MdE von 100% wurde nicht gefunden. Der Mittelwert lag bei 24,8% und der

Median bei 20%.

Tabelle 7 Klinische Differenzierung der Minderung der Erwerbstätigkeit (MdE)

(n=125)

MdE in % n %

0 46 36,8

20 18 14,4

30 20 16,0

40 17 13,6

50 11 8,8

60 3 2,4

70 7 5,6

80 3 2,4

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20

3.2.4 Lungenfunktionsdiagnostik

In 106 Fällen (84,8%) ist während der klinischen Begutachtung eine Lungenfunktionsprüfung

durchgeführt worden. Bei 19 Versicherten (15,2 %) ist dies nicht geschehen. In diesen Fällen

verzichtete der klinische Gutachter auf die Lungenfunktionsprüfung, wenn das

radiomorphologische Korrelat einer entschädigungspflichtigen Mischstaub-Pneumokoniose

fehlte. Bei keinem dieser Patienten ist zu Lebzeiten auf einen versicherungsrechtlichen

Leistungsfall erkannt worden. In dieser retrospektiven Untersuchung variieren auf Grund der

unterschiedlichen Gutachter die Anzahl und die Art der untersuchten Lungenfunktionsparameter.

Die am häufigsten bestimmten Parameter sind die Blutgasanalyse in Ruhe (paO2, paCO2, pH)

(n=105 / 83,3%) und die bodyplethysmographisch bestimmte Resistance (n=104 / 82,5%). In

über 70% der Fälle ist das intrathorakale Gasvolumen angegeben worden (73,8%) und zu über

60% waren die Werte der Vitalkapazität (65,9%), des forcierten exspiratorischen Volumens in

einer Sekunde und des Residualvolumens (beide 61,1%) bestimmt worden. Eine Blutgasanalyse

unter Belastung ist in weniger als 10% der Fälle (8,7%) durchgeführt worden.

Zusätzlich zu den angegebenen Lungenfunktionsparametern wurden weitere Werte errechnet:

Erstens das Residualvolumen in Prozent der totalen Lungenkapazität in Prozent vom Soll

(RV%TLC in % vom Soll, n=74). Zweitens das forcierte exspiratorische Volumen in einer

Sekunde in Prozent von der Vitalkapazität (FEV-1%VCI in %, n=75) und drittens letzteres in

Prozent vom Soll (FEV-1%VCI in % vom Soll, n=75). Tabelle 8 stellt die untersuchten

Parameter zusammen mit deren Mittelwerten und Standardabweichungen als auch mit deren

jeweiligen Maxima und Minima dar.

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21

Tabelle 8 Anzahl und Art der untersuchten Lungenfunktionsparameter mit

Darstellung der Mittelwerte und Standardabweichungen, sowie Minima

und Maxima

Parameter (Einheit) n (%) Mw Std Min Max

Rt (cm H2O/l/s) 104 (82,5) 4,80 ±3,03 0,41 15,88

IGV (% vom Soll) 93 (73,8) 134,9 ±40,9 69,0 288,0

RV (% vom Soll) 77 (61,1) 147,9 ±49,4 51,0 284,0

TLC (% vom Soll) 67 (53,2) 99,2 ±19,7 57,0 141,0

RV%TLC (% vom Soll) 74 (59,2) 140,0 ±34,1 52,0 227,0

VCI (l) 83 (65,9) 2,76 ±0,83 1,03 4,68

VCI (% vom Soll) 82 (65,6) 85,3 ±27,5 33,4 154,0

FEV-1 (l) 77 (61,1) 1,83 ±0,67 0,60 3,36

FEV-1 (% vom Soll) 76 (60,8) 80,9 ±31,8 20,0 157,0

FEV-1%VCI (%) 76 (60,8) 64,9 ±16,7 26,0 125,0

FEV-1%VCI (% vom Soll) 75 (60,0) 95,3 ±26,3 34,0 181,0

PaO2 in Ruhe (mm Hg) 105 (83,3) 68,7 ±11,6 40 94

PaCO2 in Ruhe (mm Hg) 105 (83,3) 37,2 ±6,4 19 61

pH in Ruhe 104 (82,5) 7,41 ±0,05 7,10 7,61

Belastungsstärke (W) 10 (8,0) 41,0 ±17,5 25 80

Belastungsdauer (min) 8 (6,4%) 4,6 ±1,5 3 6

PaO2 unter Belastung (mm Hg) 11 (8,8) 77,1 ±13,0 63 108

PaCO2 unter Belastung (mm

Hg)

11 (8,8) 36,6 ±4,7 32 45

pH unter Belastung 10 (8,0) 7,38 ±0,04 7,33 7,44

Die Resistance ist der Wert neben dem Sauerstoffpartialdruck in Ruhe der in den Gutachten am

häufigsten bestimmt worden ist. Es fanden sich Werte zwischen 0,41 und 15,88 cm H2O/l/s bei

einem Mittelwert von 4,80 cm H2O/l/s und einer Standardabweichung von 3,03 cm H2O/l/s. Der

Mittelwert liegt im Bereich der leicht- bis grenzwertig mittelgradigen Erhöhung des

Atemwegswiderstandes.

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22

In 93 Fällen (73,8%) ist innerhalb der klinischen Gutachten das intrathorakale Gasvolumen (IGV)

bestimmt worden. Der Mittelwert lag bei 134,9±40,92% vom Soll. Das entspricht einem leicht-

bis mittelgradig erhöhten IGV.

Die Vitalkapazität wurde in 83 Fällen (66,4%) bestimmt. Der Mittelwert der Absolutwerte lag

bei 2,76±0,83 l. Der Mittelwert in % vom Soll der Vitalkapazität lag bei 85,3±27,50 % vom Soll.

Damit erreicht der Mittelwert der Vitalkapazität in % vom Soll gerade den leichten Grad der

Störung nach Smidt (1982).

Das FEV-1 wurde in 77 Fällen (61,6%) bestimmt. Der Mittelwert der Absolutwerte lag bei

1,83±0,67 l. Der Mittelwert der Relativwerte vom Soll lag bei 80,9± 31,8% vom Soll. Der

Mittelwert in % vom Soll erreicht eine leichtgradige Störung in der Bewertung nach Smidt.

Der Mittelwert des unter Ruhebedingungen gemessenen Sauerstoffpartialdruckes lag bei

68,7±11,6 mmHg und wurde in 105 Fällen (84,0%) bestimmt. Der Mittelwert des

Sauerstoffpartialdruckes erreicht bei einem Durchschittslebensalter der Versicherten von knapp

70 Jahren einen leichten Grad der Störung in der Gesamtkohorte.

Zur qualitativen Erfassung der Veränderungen der Lungenfunktionsparameter wurden die fünf

zuletzt genannten Parameter nach den Vorschlägen von Smidt (1982) differenziert nach

Schweregraden der Störung bewertet (Tabelle 9).

Tabelle 9 Differenzierung der Störung der Lungenfunktionsparameter (nach Smidt

1982)

Rt

(cm H2O/l/s)

IGV

(% vom

Soll)

VCI

(% vom

Soll)

FEV-1

(% vom

Soll)

paO2

(mm Hg)

Störung n (%) n (%) n (%) n (%) n (%)

normal 41 (39,4) 41 (44,1) 36 (44,4) 28 (37,3) 48 (45,7)

leichtgradige 23 (22,1) 24 (25,8) 22 (27,2) 26 (34,7) 23 (21,9)

mittelgradige 33 (31,7) 17 (18,3) 19 (23,5) 10 (13,3) 15 (14,3)

schwergradige 7 (6,7) 11 (11,8) 4 (4,9) 11 (14,7) 19 (18,1)

Gesamt 104 (100) 93 (100) 81 (100) 75 (100) 105 (100)

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23

3.3 Zusammenhang von Lungenfunktionsprüfung und Autopsie

3.3.1 Zusammenhang von Lungenfunktionsparameter und dem autoptisch

gesicherten Vorhande nsein der Silikose

Für die erste Untersuchung zur Korrelation der Mittelwerte der Lungenfunktionsparameter mit

dem Ausmaß der autoptisch festgestellten Silikose wurden die pathologisch-anatomischen

Befunde in zwei Gruppen eingeteilt. Entsprechend der Einteilung der Silikose im Vergleich zu

den radiologischen Befunden wurde ein Cut-off-Punkt zwischen nicht vorhandener und

vorhandener Silikose gewählt. Diese Einteilung erfaßt die geringgradigen

Staublungenveränderungen (ohne eindeutige Silikose) und die autoptisch leichtgradigen Silikosen

(Grad I) in die Kategorie “Silikose nicht vorhanden”. Die mittel- und schwergradigen Silikosen

(Grad II und III) wurden in die Kategorie “Silikose vorhanden” eingeteilt.

Die Mittelwerte der Lungenfunktionsparameter in den beiden Gruppen der Sektionsbefunde

wurden auf signifikante (p < 0,05) Unterschiede hin analysiert.

Nach dieser Einteilung ergaben die Mittelwerte des IGV (in % vom Soll), des RV (in % vom

Soll) und des Quotienten aus RV und TLC (in % vom Soll) eine mittelgradige Störung der

Lungenfunktion. Das IGV% wies keine Unterschiede zwischen den beiden autoptischen

Befundgruppen auf. Der Quotient RV/TLC% war in der Gruppe der Silikose gering erhöht

(Differenz 6,1%). Das RV% zeigte in der Gruppe der autoptisch vorhandenen Silikose eine

Tendenz zu größerem Volumen (Differenz 12,2%). Statistisch ließen sich bei beiden Parametern

keine signifikanten Unterschiede fassen (p=0,44 bzw. p=0,28). Der Mittelwert der Resistance

(Rt) lag in beiden Gruppen (mit/ohne Silikose) im Bereich einer leicht- bis mittelgradigen Störung

ohne faßbare statistische Differenz.

Die Einsekundenkapazität (in l und % vom Soll) war in beiden Gruppen leichtgradig

eingeschränkt und ohne statistisch relevante Minderung in der Gruppe der autoptisch

vorhandenen Silikose.

Eine grenzwertig leichtgradige Störung trat bei den Mittelwerten der VCI (in l und % vom Soll)

auf. Differierende Mittelwerte zeigten sich nicht.

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24

Normalbefunde ließen sich im Mittel für die TLC% und den Quotienten FEV-1/VCI (in % und

% vom Soll) nachweisen. Unterschiede in den beiden autoptischen Gruppen traten nicht auf.

Grenzwertig normale Befunde wurden für die Sauerstoff- und Kohlendioxidpartialdrucke (in mm

Hg) gefunden. Statistische Unterschiede zwischen den Werten bei vorhandener oder nicht

vorhandener Silikose traten nicht auf.

Insgesamt unterschieden sich die Mittelwerte der Lungenfunktionsparameter in den beiden

Gruppen (Silikose nicht vorhanden/ Silikose vorhanden) nicht signifikant voneinander. Es lagen

jeweils die gleichen Ausmaße der Lungenfunktionsstörung vor. Die größte Differenz zwischen

den beiden Gruppen trat bei dem Parameter des RV% auf. Doch auch diese Werte waren mit

einem p=0,28 weit außerhalb des Bereichs eines statistisch signifikanten Unterschieds. Die

weiteren Lungenfunktionsparameter erreichen ebenfalls deutlich kein Signifikanzniveau.

Lediglich der Wert des Sauerstoffpartialdruckes unter Belastung (p=0,10) erreicht den Wert

eines Trends. Allerdings ist die Anzahl der Untersuchungsbefunde in dieser Kategorie gering

(n=11). Des Weiteren wird das Patientengut durch die für eine Belastung geeigneten Patienten

selektioniert.

Im Ergebnis unterscheiden sich keine der Mittelwerte der Lungenfunktionsparameter in bezug

auf eine autoptisch gefundene Silikose.

3.3.2 Vergleich der Lungenfunktionsparameter mit dem autoptisch festgestellten

Schweregrad der Silikose

Zur differenzierteren Betrachtung der Korrelation zwischen dem Ausmaß der autoptisch

festgestellten Silikose und den Mittelwerten der Lungenfunktionsparameter wurde eine weitere

Datenanalyse durchgeführt. Das Ausmaß der Silikose wurde in vier Kategorien eingeteilt: keine

oder geringgradige Staublungenbefunde, leicht-, mittel- und schwergradige Silikose (Silikose Grad

I-III). Die jeweiligen Mittelwerte der Lungenfunktionsparameter wurden auf signifikante

Unterschiede untersucht.

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25

Alle Mittelwerte der einzelnen Lungenfunktionsparameter wurden untereinander verglichen und

korreliert. Wir beschränkten uns auf die Darstellung der p-Werte für das Signifikanzniveau der

Mittelwerte zwischen den jeweils geringgradigen Staublungenveränderungen und den

schwergradigen Silikosen (p1), sowie den p-Werten zwischen den größten differienden Gruppen

(p2), um mögliche Differenzen aufzuspüren.

Die Resistance (Rt in cm H2O/l/s) lag bei den Versicherten, bei denen autoptisch keine Silikose

festgestellt worden ist, im grenzwertigen Normbereich (3,31 cm H2O/l/s). Bei den Silikosen Grad

I und II ergibt sich im Mittel eine grenzwertig mittelgradige Störung der Resistance, während der

Wert für die Silikose III leicht abfällt in den Bereich einer leichtgradigen Einschränkung. Der Rt-

Unterschied zwischen den Gruppen ohne und mit autoptisch nachweisbarer Silikose ist deutlicher

(mittlere Differenz 1,59cm H2O/l/s) als der Unterschied zwischen den Gruppen der

unterschiedlichen Schweregrade der autoptisch gefundenen Silikose (mittlere Differenz 0,66cm

H2O/l/s). Eine Tendenz ist zu erkennen, statistisch aber nicht faßbar (p2=0,15). Durch das

bereits selektionierte Obduktionsgut wurden Fälle ohne Nachweis einer Silikose nur in geringer

Anzahl gesehen (n=6). Aufgrund dieser Selektion und der geringen Anzahl dieser Versicherten

konnte ein möglicher statistisch signifikanter Unterschied nicht nachgewiesen werden.

Ein ähnliches Verhalten konnte für das IGV (in % vom Soll) eruiert werden. Ohne den

Nachweis einer Silikose lag der Mittelwert im oberen Normbereich (118,6%). Bei autoptisch

nachgewiesenen Silikosen lag das IGV% im Durchschnitt im Bereich einer leichtgradigen

Störung (135,9%). Die Mittelwerte zwischen den Silikosestadien I bis III unterschieden sich nur

marginal voneinander (130,9 - 137,5%). Der Unterschied von 17,3% zwischen den Gruppen mit

und ohne Silikose erreichte nicht das Niveau eines signifikanten Unterschieds (p=0,30). Für die

Selektion gilt dasselbe wie bereits oben erwähnt.

Bei allen Versicherten, unabhängig vom pathologisch-anatomischen Silikosebefund, lag das RV

(in % vom Soll) im Bereich einer leicht- bis mittelgradigen Störung. Auffällig ist hierbei ein

zunächst ansteigender Wert des RV mit zunehmender Silikose (bis Grad I) und ein niedrigerer

Wert bei dem Nachweis einer Silikose Grad III als ohne vorliegende Silikose. Alle diese Werte

liegen im statistisch nicht signifikanten Bereich.

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26

Die TLC (in % vom Soll) war unabhängig vom autoptisch festgestellten Ausmaß der Silikose im

Mittel jeweils normwertig und ohne statistische Unterschiede.

Dementsprechend findet sich für die Werte des Quotienten RV/TLC% bei konstanter TLC ein

ähnliches, statistisch nicht signifikantes Verhalten wie für das RV%.

Die Vitalkapazität (VCI in l und % vom Soll) liegt im Mittel im Bereich von grenzwertig

normalen Befunden bis zu leichtgradigen Einschränkungen. Eine statistische Tendenz in

Abhängigkeit von den Autopsiebefunden ergab sich nicht.

Ähnlich verhält sich sich das FEV-1 (in l und % vom Soll). Ohne Einflußnahme auf die

Mittelwerte durch die Sektionsbefunde bezüglich des Ausmaß der Silikose liegen die jeweiligen

Mittelwerte im Bereich einer leichtgradigen Einschränkung (76,7 - 87,7% vom Soll).

Sowohl die Absolutwerte der VCI und des FEV-1 (in l) weisen zwischen den

Obduktionsgruppen größere Unterschiese auf als die Relativwerte (in % vom Soll). Es fällt

jedoch eine Abnahme der VCI von 3,08 l (ohne Silikose) auf 2,58 l (Stadium II) auf, dagegen

findet sich im Stadium III eine VCI von 2,95 l. Das FEV-1 fällt von 2,12 l (ohne Silikose) auf

1,72 l (Stadium II), erreicht im Stadium III wieder 1,98 l. Eine signifikante Relevanz haben diese

Werte nicht.

Die Werte des Quotienten FEV-1/VCI liegen unabhängig von den autoptischen Silikosebefunden

im Normbereich (in % vom Soll) und weisen keine gravierenden Unterschiede auf (p=0,64).

Dies ergibt sich aus den auf ähnlichem Niveau liegenden Werten und dem nahezu kongruenten

Verhalten der Werte für die VCI und das FEV-1.

Der Sauerstoffpartialdruck in Ruhe ist ohne pathologischen Silikosenachweis leicht höher (76,7

mm Hg) als bei den Befunden einer Silikose Grad I bis III (66,6 - 70,7 mm Hg). Signifikant ist

dieser Unterschied nicht. Mit p2=0,07 erreicht er zwischen den geringgradigen

Staublungenveränderungen und dem Silikose Grad II gerade die Wertigkeit eines Trends (p<0,1).

Einschränkend sei bemerkt das der Unterschied zwischen den geringen Veränderungen und dem

Grad III der Silikose nicht den Wert eines Trends erreicht (p1=0,22).

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27

Die Mittelwerte für den CO2-Partialdruck liegen im Normbereich und sind unabhängig von den

verschiedenen pathologisch-anatomischen Silikosekategorien

Die Aussagen zu den Blutgasanalysen unter Belastung sind wegen der geringen Gesamtzahl

(n=11) und der Tatsache, dass in der ersten und letzten Kategorie (geringgradige

Staublungenveränderungen und Silikose Grad III) nur jeweils ein Versicherter zu finden ist, nur

eingeschränkt zu verwerten. Der eine silikosefreie Patient hat einen hochnormalen PaO2-Wert,

der statistisch signifikant von den anderen Werten abweicht. Eine allgemeine Aussage läßt sich

daraus nicht ableiten. Der Vergleich zwischen den Silikosegraden I und II ist nicht signifikant

(p3/4=0,15). Die PaCO2-Werte unter Belastung weisen keine signifikanten Unterschiede auf.

Es sei hierbei deutlich hervorgehoben, dass sich keine der verglichenen Mittelwerte der

Lungenfunktionsparameter signifikant voneinander unterschieden, trotz vorliegender Differenzen.

Weder die Mittelwerte der Lungenfunktionsparameter zwischen den geringen

Staublungenveränderungen und der schwersten Silikose (Grad III) noch die Mittelwerte der

größten Differenzen unterschieden sich signifikant voneinander (p1/ p2). Eine mögliche Differenz

zwischen den Werten ohne und mit Silikose kann möglicherweise wegen der geringen Anzahl

der Nicht-Silikosebefunde nicht statistisch belegt werden. (Tabelle 10)

Die pH-Werte sowohl in Ruhe als auch unter Belastung lagen mit ihren Mittelwerten in allen

Silikosekategorien um 7,40. Auf die Darstellung dieser Daten wurde daher verzichtet.

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28

Tabelle 10 Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der autoptisch festgestellten

Silikose und den Mittelwerten der Lungenfunktionsparameter Ausmaß der autoptisch festgestellten Silikose

Lungenfunktions-

parameter

keine/

geringgradige

Veränderungen

leichtgradige

Silikose (Grad

I)

mittelgradige

Silikose (Grad

II)

schwergradige

Silikose (Grad

III)

Signi-

fikanz-

niveau

n Mw Std n Mw Std n Mw Std n Mw Std p1/p2

Rt (cm H2O/l/s) 6 3,31 1,86 38 4,93 3,39 39 5,21 3,10 21 4,23 2,39 p1=0,39

p2=0,15

IGV (% vom Soll) 5 118,6 39,4 31 136,9 43,5 38 137,5 37,5 19 130,9 45,4 p1=0,59

p2=0,30

RV (% vom Soll) 4 135,8 43,3 33 156,4 49,9 25 151,6 51,5 15 126,1 43,2 p1=0,70

p2=0,43

TLC (% vom Soll) 4 95,9 18,1 27 102,6 19,6 22 99,1 19,6 14 93,8 21,2 p1=0,86

p2=0,53

RV%TLC

(% vom Soll)

4 135,0 25,1 32 144,2 40,8 24 143,3 28,2 14 126,2 26,6 p1=0,56

p2=0,14

VCI (l) 5 3,08 0,88 35 2,77 0,93 28 2,58 0,75 15 2,95 0,72 p1=0,75

p2=0,19

VCI (% vom Soll) 5 90,0 27,6 35 83,6 28,7 28 83,7 29,9 14 90,8 20,3 p1=0,95

p2=0,66

FEV-1 (l) 5 2,12 0,84 33 1,82 0,73 26 1,72 0,60 13 1,98 0,64 p1=0,72

p2=0,22

FEV-1 (% vom Soll) 5 84,0 23,8 31 76,7 34,0 27 81,9 32,2 13 87,7 29,5 p1=0,81

p2=0,89

FEV-1%VCI (%) 5 68,2 11,3 33 64,4 19,3 26 65,8 13,9 12 63,2 17,7 p1=0,57

p2=0,57

FEV-1%VCI

(% vom Soll)

5 100,2 17,6 31 93,8 29,4 26 95,5 21,5 13 96,4 31,7 p1=0,81

p2=0,64

PaO2 in Ruhe

(mm Hg)

5 76,7 12,2 38 68,9 12,8 41 66,6 11,2 21 70,7 9,2 p1=0,22

p2=0,07

PaCO2 in Ruhe

(mm Hg)

5 36,1 2,7 38 37,0 7,0 41 37,9 6,6 21 36,6 5,4 p1=0,84

p2=0,57

PaO2 unter Be-

lastung (mm Hg)

1 108,5 5 78,0 10,2 4 69,5 2,5 1 72,0 p3/4=0,15

p2=0,001

PaCO2 unter Be-

lastung (mm Hg)

1 32,1 5 35,4 4,9 4 38,8 5,2 1 38,0 p3/4=0,35

p2=0,34

p1= p-Wert für den Vergleich zwischen keiner Silikose und einer Silikose Grad III p2= p-Wert für die maximale Differenz zweier Gruppen p3/4= p-Wert für den Vergleich zwischen Silikose Grad I und Grad II

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29

3.3.3 Vergleich der Lungenfunktionsparameter mit der Größe der autoptisch

nachgewiesenen kleinen silikotischen Herden

Ein weiterer Schritt war die Frage nach einer Korrelation zwischen den

Lungenfunktionsparametern und der Größe der autoptisch nachgewiesenen kleinen silikotischen

Herde. Die Herde wurden in drei Kategorien eingeteilt (klein, mittel, groß) und in diesen

Gruppen wurden die Mittelwerte der Lungenfunktionsparameter bestimmt und analysiert. Es

wurden alle Gruppen der Parameter miteinander verglichen. Dargestellt wurde jeweils das

Signifikanzniveau (p-Wert) der größten Differenz.

Die Resistance hat keine signifikante Korrelation zur Größenkategorie der kleinen silikotischer

Herde. Die Werte sind in der Gruppe der kleinen und großen Herde nahezu identisch im Bereich

einer leichtgradigen Störung der Resistance. Die mittelgradige Störung in der mittleren Gruppe ist

statistisch ohne Relevanz (p1/2=0,34).

Auffällig bei der Betrachtung des IGV und des RV war die Abnahme der Werte in der

Kategorie der größten regelmässigen silikotischen Herde (3-10 mm). Lagen die Werte für die

kleinen und mittleren Herde noch im Bereich einer mittelgradigen Störung (>135% vom Soll), so

fanden sich bei den großen Herden deutlich nur leichtgradige Störungen des IGV und des RV.

Statistisch signifikant waren beide Werte nicht, auch wenn die Unterschiede im RV zwischen

den kleinen und großen Herden fast Signifikanzniveau erreichen (p=0,051).

Die TLC erfährt einen Abfall der Werte von den kleinen Herden zu den großen (103,3 bis 91,1%

vom Soll). Mehr als einen Trend läßt die Datenanalyse bei einem p=0,08 nicht erkennen.

Der Quotient aus dem RV und der TLC zeigt dementsprechend ein deutlichen Abfall der Werte

bei den großen Herden auf leichtgradige Störungen. Bei den kleinen und mittleren Herden lagen

die Mittelwerte im Bereich von mittelgradigen Störungen. Statistisch signifikant ist dies nicht

(p=0,08).

Bei der Vitalkapazität und dem FEV-1 konnten unabhängig von der Größe der kleinen

silikotischen Herde grenzwertig normale bis leichtgradige Einschränkungen der Mittelwerte

gefunden werden. Statistisch waren die Unterschiede nicht signifikant.

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30

Die Mittelwerte des Quotienten aus der VCI und dem FEV-1 waren in allen Gruppen nahezu

gleich und normwertig. Ebenfalls ohne signifikante Unterschiede im Trend der Mittelwerte

waren die Blutgasanalysen in Ruhe und unter Belastung.

Die Korrelation der Größenkategorien der kleinen silikotischen Herde mit den Mittelwerten der

Lungenfunktionsparameter zeigten keine Ergebnisse auf dem Signifikanzniveau. Auffällig im

Trend waren lediglich die Abnahme der Lungenfunktionsparameter (IGV, RV, TLC, RV/TLC

alle in % vom Soll) in der größten Kategorie (Tabelle 11).

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31

Tabelle 11 Zusammenhang der Lungenfunktionsparameter mit den

Größenkategorien der kleinen silikotischen Herde

Größenkategorie der kleinen silikotischen Herde

Signifikanz-

niveau

Parameter klein

(<1,5 mm)

mittel

(1,5-3 mm)

groß

(3-10 mm)

n Mw Std n Mw Std n Mw Std p

Rt (cm H2O/l/s) 46 4,65 3,28 14 5,69 4,16 16 4,64 2,67 p1/2=0,34

IGV (% vom Soll) 40 138,6 43,4 11 145,7 37,0 15 119,5 36,7 p2/3=0,09

RV (% vom Soll) 38 155,7 51,9 10 154,6 42,7 11 122,1 36,0 p1/3=0,05

TLC (% vom Soll) 33 103,3 20,5 8 99,0 17,8 11 91,1 16,8 p1/3=0,08

RV%TLC (% vom Soll) 37 141,8 37,7 10 152,3 37,3 11 126,2 25,0 p2/3=0,07

VCI (l) 41 2,79 0,96 12 2,73 0,66 11 2,93 0,84 p2/3=0,53

VCI (% vom Soll) 41 87,4 30,3 12 79,1 25,3 10 90,6 21,0 p2/3=0,27

FEV-1 (l) 39 1,85 0,77 11 1,71 0,43 9 2,08 0,77 p2/3=0,19

FEV-1 (% vom Soll) 37 81,1 35,3 12 73,2 22,6 9 92,4 35,7 p2/3=0,15

FEV-1%VCI (%) 39 64,8 18,6 11 63,5 17,7 8 63,8 18,0 p1/2=0,84

FEV-1%VCI

(% vom Soll)

37 94,3 28,4 11 94,8 27,5 9 98,0 33,8 p1/3=0,74

PaO2 in Ruhe (mm Hg) 46 69,5 12,0 16 65,5 11,3 15 70,4 8,9 p2/3=0,19

PaCO2 in Ruhe (mm

Hg)

46 36,9 7,5 16 36,9 6,2 15 37,8 4,3 p2/3=0,66

PaO2 unter Belastung

(mm Hg)

5 81,7 16,8 1 66,0 1 72,0 p1/2=0,44

PaCO2 unter Belastung

(mm Hg)

5 35,0 5,1 1 34,0 1 38,0 p1/3=0,62

p1/2= p-Wert für den Vergleich zwischen den Gruppen der kleinen und mittleren Herde p1/3= p-Wert für den Vergleich zwischen den Gruppen der kleinen und großen Herde p2/3= p-Wert für den Vergleich zwischen den Gruppen der mittleren und großen Herde

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32

3.3.4 Vergleich der Lungenfunktionsparameter mit dem autoptisch festgestellten

Ausmaß der Streuung der kleinen silikotischen Herde

Ein wesentliches Kriterium der radiologischen Diagnostik über das Vorliegen und den Grad einer

Silikose ist die Streuungskategorie. Entsprechend dieser Streuungskategorie in der ILO-

Klassifikation (0/0 - 3/3) wurde die Streuung der kleinen silikotischen Herde autoptisch bewertet.

Dazu wurde pathologisch-anatomisch die Streuung in drei Kategorien eingeteilt. Feststellung

einer ausgeprägten Konfluenz, einer teilweisen Konfluenz oder keiner Konfluenz. In der

folgenden Untersuchung wurden die Mittelwerte der Lungenfunktionsparameter in Abhängigkeit

von der autoptisch festgestellten Streuung der kleinen silikotischen Herde betrachtet.

Die Resistance zeigt einen Anstieg der Werte von keiner Konfluenz (Rt=4,59 cm H2O/l/s) zu

ausgeprägter (Rt=5,51 cm H2O/l/s). Diese Differenz von 0,95cm H2O/l/s zwischen den beiden

Gruppen ist ohne statistische Signifikanz (p=0,50).

Das IGV fällt leicht ab in den Gruppen der zunehmenden Streuung (140,8 auf 124,8% vom Soll).

Eine weitere statistische Aussage im Sinne einer signifikanten Differenz ist nicht möglich.

Das RV% ist unabhängig von der Streuung der kleinen silikotischen Herde leichtgradig erhöht.

Mit Zunahme der Streuung fällt es statistisch nicht signifikant leicht ab (Differenz 9,6%; p=0,77).

Die TLC% ist in allen drei Gruppen nahezu normwertig und ohne signifikante Veränderungen bei

zunehmender Streuung. Daher ergibt sich für den Quotienten RV/TLC% ebenfalls keine

Abhängigkeit von der Streuung.

Die Vitalkapazität ist in allen Gruppen der unterschiedlichen pathologisch-anatomischen Streuung

grenzwertig niedrig normal. Eine marginale Abnahme der VCI ist mit zunehmender Streuung

fällt in den statistischen Streubereich (Differenz 0,26 l; p=0,62).

Die Einsekundenkapazität ist leichtgradig eingeschränkt unabhängig vom silikotischen

Streuungstatus. Eine geringfügige Abnahme der FEV-1 mit zunehmender Streuung ist ohne

statistische Relevanz (p=0,29).

Mit Zunahme der Streuung fällt auch der Quotient FEV-1/VCI% insbesondere im Bereich der

ausgeprägten Streuung leicht ab (p=0,44).

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33

Ein weiterer Lungenfunktionswert, der kontinuierlich mit zunehmender Streuung in unserer

Untersuchung abfiel, ist der Sauerstoffpartialdruck in Ruhe. Bei zunehmender Streuung fallen die

Werte in Richtung einer Hypoxämie. Ein signifikanter Unterschied zwischen den Werten 69,8

mmHg in der Gruppe ohne Konfluenz und 62,5 mmHg in der Gruppe mit ausgeprägter Konfluenz

existiert nicht (p=0,25).

Zusammenfassend sei festgestellt, dass die Ergebnisse der klinisch-gutachterlichen

Lungenfunktionsprüfung zum Teil eine Zunahme der jeweiligen Störung bei Zunahme der

Streuungskategorie (Zunahme der Konfluenz) offenbaren. Die Lungenfunktionseinschränkungen

sind nicht so groß, dass sie eine statistisch signifikante Korrelation zum pathologisch-

anatomischen Ausmaß der Streuung haben (Tabelle 12).

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34

Tabelle 12 Korrelation der Lungenfunktionsparameter mit der autoptisch

festgestellten Streuung der kleinen silikotischen Herde

Streuung der kleinen silikotischen Herde Signifikanzniveau

Parameter keine

Konfluenz

teilweise

Konfluenz

ausgeprägte

Konfluenz

n Mw Std n Mw Std n Mw Std p

Rt (cm H2O/l/s) 34 4,59 2,51 43 4,87 3,41 4 5,51 3,07 p0/2=0,50

IGV (% vom Soll) 30 140,8 48,6 39 132,8 38,6 4 124,8 19,5 p0/2=0,52

RV (% vom Soll) 24 147,9 53,9 30 144,0 45,4 3 138,3 27,4 p0/2=0,77

TLC (% vom Soll) 22 102,8 22,1 26 95,6 18,6 3 101,0 11,5 p0/1=0,23

RV%TLC (% vom Soll) 24 133,9 32,9 29 140,3 30,4 3 135,3 28,1 p0/1=0,46

VCI (l) 27 2,93 0,82 31 2,75 0,86 3 3,01 0,72 p1/2=0,62

VCI (% vom Soll) 27 91,7 27,1 31 84,4 27,1 3 88,0 16,8 p1/2=0,83

FEV-1 (l) 25 1,98 0,66 29 1,79 0,63 3 1,86 0,97 p0/1=0,29

FEV-1 (% vom Soll) 23 86,6 30,7 30 79,5 29,4 3 83,3 51,8 p0/1=0,40

FEV-1%VCI (%) 25 65,4 19,6 28 65,9 14,6 3 60,0 22,5 p1/2=0,53

FEV-1%VCI

(% vom Soll)

23 93,3 30,5 28 96,1 22,1 3 85,0 35,5 p1/2=0,44

PaO2 in Ruhe (mm Hg) 32 69,8 12,0 44 68,6 11,2 4 62,5 9,0 p0/2=0,25

PaCO2 in Ruhe (mm

Hg)

32 36,3 6,1 44 37,8 6,7 4 39,3 2,8 p0/2=0,35

PaO2 unter Belastung

(mm Hg)

5 82,7 15,4 3 66,3 3,5 1 72,0 p0/1=0,13

PaCO2 unter Belastung

(mm Hg)

5 37,0 5,7 3 37,7 5,5 1 38,0 p0/2=0,88

p0/1= p-Wert für den Vergleich zwischen keiner und teilweiser Konfluenz p0/2= p-Wert für den Vergleich zwischen keiner und ausgeprägter Konfluenz p1/2= p-Wert für den Vergleich zwischen teilweiser und ausgeprägter Konfluenz

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35

3.3.5 Vergleich der Lungenfunktionsparameter mit der autoptisch festgestellten

Größe und Streuung der kleinen silikotischen Herde

Nach Vergleich der einzelnen pathologisch-anatomischen Silikoseparameter untersucht die

folgende Analyse den Zusammenhang zwischen den Mittelwerten der

Lungenfunktionsparameter und den Kombinationsgruppen aus Größe der kleinen silikotischen

Herde und deren Streuung. Dazu wurden die Versicherten in 9 Gruppen eingeteilt. Die Größe

der kleinen silikotischen Herde (klein/ mittel/ groß) wurde jeweils kombiniert mit der Streuung

(keine Konfluenz/ teilweise Konfluenz/ ausgeprägte Konfluenz). Die Frage, ob es signifikante

Unterschiede der Mittelwerte in den verschiedenen Gruppen gibt, wurde mittels einer

Varianzanalyse untersucht. Die Varianzen innerhalb und zwischen den einzelnen Gruppen

wurden untersucht. Signifikante Unterschiede traten bei keinen der untersuchten

Lungenfunktionsparameter auf. Wegen der zu geringen Anzahl von Ergebnissen konnte die

Untersuchung für die Partialdrucke unter Belastung nicht durchgeführt werden. (Tabelle A21)

Ein zusätzlich durchgeführter Vergleich der Mittelwerte und Standardabweichungen der

einzelnen Gruppen untereinander mittels eines T-Tests erbrachte ebenfalls keine signifikanten

Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen. Auf Darstellung dieser Ergebnisse wird daher

verzichtet.

3.3.6 Vergleich der Lungenfunktionsparameter mit dem autoptisch festgestellten

Ausmaß der silikotischen Schwielen

Als nächster pathologisch-anatomischer Befund wurde die Größe der silikotischen Schwielen in

Korrelation zu den Mittelwerten der gutachterlichen Lungenfunktionsprüfung gestellt. Die Größe

der silikotischen Schwielen wurde in 4 Gruppen eingeteilt (nicht vorhanden/ kleine/ mittelgroße/

große, ausgedehnte). Zur statistischen Beurteilung der Mittelwerte der

Lungenfunktionsparameter wurden die Mittelwerte ohne Schwielen mit denen der ausgedehnten

Schwielen verglichen (p0/3).

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36

Einen Anstieg der Resistance mit Zunahme der silikotischen Schwielen ließ sich in unserem

autoptischen Untersuchungsgut nicht belegen. Die Resistance schwankt in ihren Werten. Das

Maximum der Rt liegt bei den kleinen Schwielen, während bei den ausgedehnten Schwielen die

Rt unter das Ausgangsniveau abfällt. Eine Signifikanz zwischen den Werten ohne Schwielen und

denen mit ausgedehnten besteht nicht (p0/3=0,25). Ebenfalls bestehen keine signifikanten

Unterschiede zwischen den Werten mit der größten Differenz (kleine - große Schwielen;

p1/3=0,28).

Das IGV% hat ebenfalls keine eindeutig lineare Korrelation zu dem auotoptisch festgestellten

Ausmaß der silikotischen Schwielen. Bei ausgedehnten Schwielen wurden im Mittel das

geringste IGV% gemessen. Statistisch waren die Werte insgesamt nicht auffällig (p=0,26).

Das Residualvolumen (RV%) nimmt mit Zunahme der Größe der Schwielen ab (Differenz

28,3%; p0/3=0,17). Insbesondere kommt es zu einem Abfall der Werte bei Silikosen mit großen

Schwielen.

Eine entsprechend ähnlich abnehmende Tendenz zeigte die TLC (Differenz 11,5%; p0/3=0,18).

Der Quotient aus dem RV/TLC% fällt ebenfalls leicht ab (p0/3=0,39). Das Signifikanzniveau

wird in allen Fällen nicht erreicht.

Nahezu unbeeinflußt vom Ausmaß der Schwielen verhalten sich die Werte der Vitalkapazität

und des FEV-1. Signifikante Differenzen konnten nicht festgestellt werden.

Der Sauerstoffpartialdruck unter Belastung fällt mit Zunahme der silikotischen Schwielen ab

(81,7 auf 71,0 mmHg), ohne signifikantes Niveau zu erreichen (p=0,43).

Die weiteren Partialdrucke ergaben keine linearen Zusammenhänge mit dem Ausmaß der

silikotischenSchwielen.

Das in Tabelle 13 dargestellte Ergebnis zeigt, dass die Größe der autoptisch festgestellten

Größen der silikotischen Schwielen in unserer Untersuchung keinen signifikanten Einfluß auf die

Mittelwerte der einzelnen Lungenfunktionsparameter haben.

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37

Tabelle 13 Korrelation der Lungenfunktionsparameter mit den autoptisch

festgestellten Größenkategorien der silikotischen Schwielen

Größenkategorie der silikotischen Schwielen Signifikanz-

niveau

Lungenfunktions -

parameter

keine

kleine

(1-5 cm)

mittelgroße

(5-15 cm)

große

(>15 cm)

n Mw Std n Mw Std n Mw Std n Mw Std p

Rt (cm H2O/l/s) 36 4,43 2,71 24 5,45 4,40 33 5,19 2,35 11 3,41 1,65 p0/3=0,25

IGV (% vom Soll) 31 135,5 37,7 22 124,0 32,8 29 148,3 46,7 11 119,9 41,8 p0/3=0,26

RV (% vom Soll) 28 156,2 55,4 22 148,0 37,1 18 144,8 56,8 9 127,9 40,8 p0/3=0,17

TLC (% vom Soll) 25 103,7 20,4 19 96,6 16,1 14 99,1 19,4 9 92,2 25,2 p0/3=0,18

RV%TLC

(% vom Soll)

28 140,8 40,4 21 144,9 32,9 17 138,2 31,0 8 127,9 16,2 p0/3=0,39

VCI (l) 32 2,80 0,91 23 2,78 0,92 18 2,61 0,68 10 2,84 0,70 p0/3=0,90

VCI (% vom Soll) 32 84,6 30,7 23 86,9 30,7 17 84,5 19,0 10 85,0 24,5 p0/3=0,97

FEV-1 (l) 29 1,93 0,79 22 1,78 0,59 17 1,58 0,58 9 2,13 0,50 p0/3=0,49

FEV-1 (% vom

Soll)

27 80,7 35,7 22 80,1 33,1 17 75,5 26,6 10 92,3 26,7 p0/3=0,36

FEV-1%VCI (%) 30 65,8 19,3 22 64,2 14,4 16 61,3 14,9 8 71,3 15,5 p0/3=0,47

FEV-1%VCI

(% vom Soll)

28 94,5 29,8 22 94,0 19,9 16 92,3 26,9 9 105,8 29,1 p0/3=0,33

PaO2 in Ruhe

(mm Hg)

35 69,8 12,0 26 67,4 13,3 33 67,0 10,7 11 73,7 7,2 p0/3=0,32

PaCO2 in Ruhe

(mm Hg)

35 36,6 5,9 26 37,2 7,7 33 37,9 6,5 11 37,3 4,0 p0/3=0,72

PaO2 unter

Belastung

(mm Hg)

5 81,7 16,8 2 78,0 17,0 2 71,0 1,4 2 71,0 1,4 p0/3=0,43

PaCO2 unter

Belastung

(mm Hg)

5 35,0 5,1 2 34,0 0,0 2 43,0 2,8 2 36,5 2,1 p0/3=0,72

p0/3= p-Wert für den Vergleich zwischen den Gruppen ohne Schwielen und den mit ausgeprägten

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38

3.3.7 Vergleich der Lungenfunktionsparameter mit der der Streuung der kleinen

silikotischen Herde und der Größe der silikotischen Schwielen

Nach Einzelvergleich der silikotischen Schwielen mit den Lungenfunktionsparametern untersucht

die folgende Analyse den Zusammenhang zwischen den Mittelwerten der

Lungenfunktionsprüfung und den Kombinationsgruppen aus Konfluenz der kleinen silikotischen

Herde und der Größe der silikotischen Schwielen. Dazu wurden die Versicherten in 9 Gruppen

eingeteilt. Die Größe der silikotischen Schwielen (klein/ mittel/ groß) wurde jeweils kombiniert

mit der Konfluenz (keine/ teilweise/ ausgeprägte). Die Frage, ob es signifikante Unterschiede

der Mittelwerte in den verschiedenen Gruppen gibt, wurde mittels einer Rangvarianzanalyse

untersucht. Die Varianzen innerhalb und zwischen den einzelnen Gruppen wurden untersucht.

Signifikante Unterschiede traten bei keinen der untersuchten Lungenfunktionsparameter auf.

Wegen der zu geringen Anzahl von Ergebnissen konnte die Untersuchung für die Partialdrucke

unter Belastung nicht durchgeführt werden. (Tabelle A22)

Ein zusätzlich durchgeführter Vergleich der Mittelwerte und Standardabweichungen der

einzelnen Gruppen untereinander mittels eines T-Tests erbrachte ebenfalls keine signifikanten

Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen. Es wird daher auf die Darstellung dieser Werte

verzichtet.

3.4 Vergleich der autoptischen Silikosebefunde mit graduierten

Lungenfunktionsparametern

Im folgenden wurden die die autoptischen Lungenbefunde korreliert mit den nach

Schweregraden eingeteilten Störungen der klinischen Lungenfunktionsergebnisse. Als

pathologisch-anatomische Parameter dienten hierzu der Schweregrad der autoptisch

festgestellten Silikose, die Größenkategorie und die Konfluenz der kleinen silikotischen Herde

und das Ausmaß der silikotischen Schwielen. Diesen Werten wurden jeweils 5

Lungenfunktionsparameter (Rt in cm H2O/l/s, IGV in % vom Soll, FEV-1 in % vom Soll, VCI in

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39

% vom Soll, PaO2 in mmHg) eingeteilt in Schweregrade der Störungen gegenübergestellt (Smidt

1982).

3.4.1 Vergleich des Ausmaßes der autoptisch festgestellten Silikose mit dem Grad

der Störung der Lungenfunktionsparameter (Rt, IGV, FEV-1, VCI, PaO2)

Der erster Parameter der mit den Lungenfunktionsparametern verglichen wurde war der Grad

der autoptisch festgestellten Silikose. Versicherte mit geringgradigen Staublungenveränderungen

hatten in 66,7% der Fälle eine normwertige Resistance. Bei Silikosen I lagen in 39,5% und bei

Silikosen II in 30,8% Normwerte für die Resistance vor. Dagegen fanden sich für die

schwergradigen Silikosen in 47,6% der Fälle Normwerte für die Resistance. Ein Trend zu

geringeren autoptisch festgestellten Schweregraden einer Silikose bei Normwerten im Vergleich

zu schwerwiegenden Einschränkungen der Resistance fand sich in unserer Untersuchung nicht.

Der größte Anteil der schwergradigen Resistance-Störungen zeigte sich in der Gruppe der

leichtgradigen Silikosen. In der Gruppe der schwergradigen Silikosen trat eine schwergradige

Einschränkung der Resistance nicht auf. Für die mittelgradigen Silikosen fand sich ein

gleichbleibender relativer Anteil an jeweils leicht-, mittel- und schwergradigen Störungen der

Resistance. Die Häufigkeit der ausgeprägteren Störungen der Resistance gehen nicht mit einer

Zunahme des Schweregrades der autoptisch gefundenen Silikose einher. Lediglich die

geringgradigen Staublungenveränderungen zeigen eine Abnahme der Häufigkeit mit Zunahme

des Schweregrades der Resistance. Eine statistische Signifikanz ergab sich für diese Werte

nicht.

Die Verteilung der Schweregrade der Störungen des intrathorakalen Gasvolumens zeigt eine fast

homogene Verteilung auf die Schweregrade der autoptisch festgestellten Silikosen. Das gleiche

gilt für die Vitalkapazität. Hier zeigt sich eine schwergradige Einschränkung der VCI% nur in

der Gruppe der leichtgradigen Silikosen. Über 90% der schwergradigen autoptischen Silikosen

haben eine normwertige oder nur leicht eingeschränkte VCI%. Ein ähnliches Bild ohne

signifikante Korrelationen ergibt der Vergleich mit den Werten für das FEV-1 und den paO2. Im

Anhang sind die Tabellen ausführlich dargestellt. (Tabelle A1-A5)

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40

3.4.2 Vergleich der Größe der kleinen silikotischen Herde mit den graduierten

Lungenfunktionsparameter (Rt, IGV, FEV-1, VCI, PaO2)

Die Korrelation der autoptisch festgestellten Größe der kleinen silikotischen Herde mit den nach

Schweregraden eingeteilten Lungenfunktionsparametern ergibt keine neuen Erkenntnisse im

Vergleich zu den Ergebnissen der Mittelwerte und zeigt im Besonderen auch keine statistisch

faßbare Korrelation der Werte. (Tabelle A6-A10)

3.4.3 Vergleich der Streuung der kleinen silikotischen Herde mit den graduierten

Lungenfunktionsparameter (Rt, IGV, FEV-1, VCI, PaO2)

Die Streuung der kleinen silikotischen Herde zeigt für den normwertigen Sauerstoffpartialdruck

einen Trend zur relativen Abnahme der Anzahl der Fälle mit zunehmender Streuung von 50,0%

auf 25,0%. Ein diametrales Bild zeigt sich bei der schwergradigen Einschränkung des

Sauerstffpartialdruckes. Hier steigt die relative Häufigkeit von 9,4% ohne autoptisch festgestellte

Streuung der kleinen silikotischen Herde auf 50,0% in der Gruppe der ausgeprägten Streuung an.

Bei der geringen Anzahl insbesondere in der Gruppe der ausgeprägten Streuung läßt sich dieses

nicht statistisch fassen. Einen derartigen Trend ergibt sich für die weiteren

Lungenfunktionsparameter nicht. (Tabelle A11-A15)

3.4.4 Vergleich des Ausmaßes der autoptisch festgestellten silikotischen Schwielen

mit den graduierten Lungenfunktionsparameter (Rt, IGV, FEV-1, VCI, PaO2)

Eine Korrelation dieser Lungenfunktionsparameter mit der Größenkategorie der autoptisch

festgestellten silikotischen Schwielen ergibt keine statistische Relevanz. (Tabelle A16-A20)

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41

3.5 Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der autoptisch festgestellten

chronischen Bronchitis und der klinischen Lungenfunktionsparametern

Die chronische Bronchitis und ihr akutes Rezidiv ist als pulmonale Begleiterkrankung einer

Anthrakosilikose bekannt. Im folgenden wird der Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der

autoptisch festgestellten chronischen Bronchitis und den klinisch dokumentierten Werten der

Lungenfunktionsanalyse dargestellt. Gegenübergestellt wurden die Lungenfunktionswerte der

Versicherten, die keine oder eine leichtgradige chronische Bronchitis aufwiesen, denen mit

sowohl mittelgradiger und schwergradiger chronischer Bronchitis als auch einem akuten Rezidiv.

Die Resistance steigt mit zunehmendem Ausmaß der Bronchitis an. Ein signifikanter

Unterschied (p=0,03) konnte zwischen einer maximal leichtgradigen Bronchitis (Rt=2,33±1,08

cmH2O/l/s) und den mittel- und schwergradigen Formen, sowie dem akuten Rezidiv einer

chronischen Bronchitis (Rt=5,39±3,26 cmH2O/l/s) gezeigt werden.

Eine statistisch signifikante Differenz dieser beiden Gruppen tritt darüberhinaus noch für den

Sauerstoffpartialdruck auf (p=0,03), der mit stärkerem Ausmaß der Bronchitis zunehmend

hypoxämische Werte erreicht (keine oder leichte Formen der Bronchitis 78,8mmHg, schwerere

Formen 68,0 mmHg; p=0,03).

Mit zunehmender autoptisch festgestellter chronischer Bronchitis steigt auch das IGV (IGV%

von 117,0±39,8% zu 148,6±45,1% vom Soll). Statistische Signifikanz erreicht dieser Wert

(p=0,11) nicht.

Das RV%, die TLC% und der Quotient aus beiden Parametern zeigen keine erkennbare

Abhängigkeit von der chronischen Bronchitis.

Die Vitalkapazität und der 1-Sekundenwert fallen mit zunehmenden Ausmaß der Bronchitis. Die

VCI sinkt in der zweiten Gruppe um 0,39 l (10,5% vom Soll; p=0,30). Die Reduktion des FEV-1

ist deutlicher (Differenz 0,48 l (21,0% vom Soll; p=0,16), wenngleich auch wie die VCI ohne das

Erreicher statistisch signifikanter Grenzen. Der Quotient aus diesen beiden Parametern sinkt

ohne statistische Relevanz (p=0,25).

Der Kohlensäurepartialdruck sinkt marginal im statistischen Streubereich (Tabelle 14).

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42

Tabelle 14 Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der autoptisch festgestellten

chronischen Bronchitis und der klinischen Lungenfunktionsparameter

keine/ leichtgradige

chronische

Bronchitis

mittel-/schwergradige

chronische

Bronchitis und

akutes Rezidiv

Signifikanzniveau

Parameter n Mw Std n Mw Std p

Rt (cm H2O/l/s) 6 2,33 1,08 54 5,39 3,26 p=0,03

IGV (% vom Soll) 6 117,0 39,8 46 148,6 45,1 n. s. (p=0,11)

RV (% vom Soll) 5 153,8 60,7 39 153,6 51,9 n. s. (p=0,99)

TLC (% vom Soll) 5 101,4 13,0 31 100,9 20,6 n. s. (p=0,96)

RV%TLC (% vom Soll) 5 136,6 41,4 36 142,5 39,0 n. s. (p=0,75)

VCI (l) 6 3,09 0,96 40 2,70 0,82 n. s. (p=0,30)

VCI (% vom Soll) 6 92,3 28,6 39 81,8 25,9 n. s. (p=0,37)

FEV-1 (l) 5 2,21 0,96 38 1,73 0,67 n. s. (p=0,16)

FEV-1 (% vom Soll) 4 95,8 49,9 37 74,8 32,1 n. s. (p=0,25)

FEV-1%VCI (%) 5 68,8 14,7 36 62,1 15,5 n. s. (p=0,37)

FEV-1%VCI

(% vom Soll)

4 99,3 24,7 36 92,9 27,1 n. s. (p=0,66)

PaO2 in Ruhe (mm Hg) 6 78,8 9,9 56 68,0 11,4 p=0,03

PaCO2 in Ruhe (mm

Hg)

6 35,7 7,5 56 37,9 5,9 n. s. (p=0,41)

PaO2 unter Belastung

(mm Hg)

1 83,0 5 68,6 4,2 p=0,04

PaCO2 unter Belastung

(mm Hg)

1 34,0 5 37,2 5,1 n. s. (p=0,51)

3.6 Zusammenhang zwischen dem Ausmaß des autoptisch festgestellten

Emphysems und der klinischen Lungenfunktionsparameter

Eine weitere pulmonale Begleiterkrankung der Silikose kann das Emphysem sein. Hierbei

werden unterschiedliche Formen des Emphysems, teilweise koinzident, gefunden. In der

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43

folgenden Untersuchung wurden die Ergebnisse der Lungenfunktionsprüfung dem Ausmaß der

pathologisch-anatomisch festgestellten Schweregrade des Emphysems gegenübergestellt.

Mit zunehmender autoptischer Präsenz schwergradigerer Emphyseme konnte eine Zunahme

sowohl der Resistance als auch des intrathorakalen Gasvolumens festgestellt werden. Die

Resistance stieg insbesondere zwischen keinem und dem leichtgradigen Emphysem an (1,96

cmH2O/l/s; 4,64 cmH2O/l/s). Mit zunehmendem Schweregrad des Emphysems stieg die

Resistance weiter auf 5,52 cmH2O/l/s an. Statistisch war dieser Anstieg signifikant (p=0,02).

Eine weitere statistisch signifikante Korrelation konnte zwischen dem IGV% und dem autoptisch

festgestellten Ausmaß der chronischen Bronchitis nachgewiesen werden. Der Anstieg war

insbesondere zwischen keinem, leichtgradigem und mittelgradigem Emphysem ausgeprägt

(107,5% auf 144,6%; p=0,045).

Jeweils ein statistischer Zusammenhang im Sinne eines Trends (p<0,1) konnte für das RV% und

die TLC% in Korrelation zur chronischen Bronchitis nachgewiesen werden. In beiden Fällen

kam es insbesondere bis zu dem Auftritt des mittelgradigen Emphysems im Vergleich zu keinem

oder leichtgradigem Emphysem zu einem deutlichen Anstieg der Werte (RV% von 117,5% auf

152,6%; p<0,10; TLC% von 87,3% auf 105,0; p=0,08). Ebenfalls stieg der Quotient RV/TLC%

an, jedoch nicht signifikant.

Statistisch signifikant war die Abnahme der FEV-1 in l (2,33L auf 1,61l; p=0,03) und des

Quotienten FEV-1/VCI (78,0% auf 61,3%; p=0,03).

Die VCI fiel mit zunehmender Bronchitis nicht signifikant ab. Hier konnte lediglich ein geringer

Abfall der Werte konstatiert werden.

Ein Anstieg des CO2-Partialdruckes über die Normwerte wurde nicht gesehen (Tabelle 15).

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44

Tabelle 15 Zusammenhang zwischen dem Ausmaß des autoptisch festgestellten

Emphysems und der klinischen Lungenfunktionsparameter Ausmaß des autoptisch festgestellten Emphysems

Lungenfunktions-

parameter

kein Emphysem leichtgradiges

Emphysem

mittelgradiges

Emphysem

schwergradiges

Emphysem

Signi-

fikanz-

niveau

n Mw Std n Mw Std n Mw Std n Mw Std p

Rt (cm H2O/l/s) 6 1,96 0,83 20 4,64 2,76 29 4,94 2,26 26 5,52 3,44 p=0,02

IGV (% vom Soll) 6 107,5 18,5 16 124,7 51,4 26 144,6 39,4 24 143,5 40,5 p=0,045

RV (% vom Soll) 6 117,5 16,2 15 135,9 46,3 23 152,6 58,4 18 155,6 53,2 p=0,10

TLC (% vom Soll) 6 87,3 14,6 14 96,8 18,2 19 105,0 21,7 15 97,9 18,7 p=0,23

p*=0,08

RV%TLC

(% vom Soll)

6 128,3 16,4 16 129,9 40,6 23 143,3 33,5 15 145,6 39,1 p=0,32

VCI (l) 6 2,74 0,82 17 3,03 0,92 24 2,69 0,77 19 2,59 0,67 p=0,66

p*=0,11

VCI (% vom Soll) 6 89,8 32,4 17 91,1 25,3 23 84,8 25,8 19 82,3 26,7 p=0,57

p*=0,32

FEV-1 (l) 5 2,33 0,68 17 1,99 0,68 22 1,76 0,63 17 1,61 0,60 p=0,03

FEV-1 (% vom Soll) 5 103,6 36,2 16 86,6 28,5 23 79,1 30,6 17 75,6 33,4 p=0,12

FEV-1% VCI (%) 5 78,0 9,1 17 66,1 13,1 22 64,5 21,4 16 61,3 14,8 p=0,03

FEV-1%VCI

(% vom Soll)

5 110,2 10,6 16 96,8 20,0 22 95,1 34,1 16 89,4 22,5 p=0,06

PaO2 in Ruhe

(mm Hg)

6 74,5 17,3 19 68,6 12,1 29 67,8 10,3 29 67,7 11,8 p=0,24

PaCO2 in Ruhe

(mm Hg)

6 30,0 6,7 19 37,2 8,0 29 36,6 4,7 29 39,1 6,5 p=0,004

PaO2 unter Be-

lastung (mm Hg)

0 3 83,5 21,7 2 73,0 1,4 3 72,0 7,2

PaCO2 unter Be-

lastung (mm Hg)

0 3 37,0 4,5 2 38,5 9,2 3 34,0 1,0

p= p-Wert für den Vergleich zwischen keinem und schwergradigem Emphysem

p*= p-Wert für die maximale Differenz zweier Gruppen

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45

3.7 Zusammenhang zwischen den klinisch-anamnestischen Dyspnoebefunden

und den Lungenfunktionsparametern

Eine weitere Untersuchung zur Wertigkeit der anamnestischen lungenspezifischen Befunde

wurde durchgeführt. Die von den Versicherten angegebenen Schweregrade der Dyspnoe

(eingeteilt nach NYHA 0/I - IV) wurden untersucht in bezug auf deren Auswirkungen die

Lungenfunktionswerte. Die gutachterliche Aussage über eine anamnestische Dyspnoe, die nicht

weiter graduiert worden ist (Dyspnoe ohne genauere Angaben) wurde ebenfalls in diesen

Vergleich miteinbezogen.

Danach stieg die Resistance mit Zunahme der Dyspnoegrade signifikant an (p=0,02). Liegen die

Werte der Resistance bei keiner bis leichtgradiger Dyspnoe (NYHA 0/I) bei 3,61±1,78

cmH2O/l/s (eben leichtgradige Störung), so steigen die Werte bei NYHA II auf 4,58±3,47

cmH2O/l/s an. Ein weiterer Anstieg erfolgt in den Kategorien NYHA III und NYHA IV

(Rt=6,01±4,21 cmH2O/l/s).

Hochsignifikant war der Abfall der Einsekundenkapazität (FEV-1 von 2,34±0,68 l auf 1,53±0,64

l; p<0,001) mit zunehmenden Dyspnoegraden. Die VCI wies ebenfalls mit zunehmender

Dyspnoe eine statistisch signifikante Reduktion auf (3,32L±0,85L auf 2,49L±0,89L; p=0,02). Das

RV% steigt im Trend mit zunehmender Dyspnoe an, insbesondere zwischen den NYHA-Stadien

0/I und NYHA II. Ein weiter Anstieg trat in unserem Untersuchungsgut nicht auf (p=0,06).

Gleichbleibende Werte finden sich für die TLC% und das IGV%. Schwankende Werte finden

sich auch für den Quotienten aus RV/TLC%. Der Sauerstoffpartialdruck fällt insbesondere in

der Gruppe der Patienten mit schwergradigen Emphysemen ab (von 70,4mmHg auf 60,8mmHg).

Die Blutgasanalyse zeigt keine signifikanten Unterschiede in den verschiedenen Kategorien der

Dyspnoe (Tabelle 16).

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46

Tabelle 16 Zusammenhang zwischen klinisch-anamnestischer Dyspnoe und den

Lungenfunktionsparametern

Klinisch-anamnestische Dyspnoe

Lungenfunktions

-parameter

NYHA 0/I NYHA II NYHA III NYHA IV Dyspnoe ohne

weitere

Angaben

Signi-

fikanz

n Mw Std n Mw Std n Mw Std n Mw Std n Mw Std p

Rt (cm H2O/l/s) 23 3,61 1,78 12 4,58 3,47 19 5,88 3,79 16 6,01 4,21 28 4,35 1,67 *0,02

IGV (% vom

Soll)

20 134,9 46,0 11 143,3 55,8 18 138,1 37,4 11 135,3 32,1 28 130,7 39,8 0,87

RV (% vom Soll) 17 131,6 38,9 12 160,3 73,8 13 161,9 36,4 13 161,8 41,4 19 137,8 50,9 0,06

TLC (% vom

Soll)

14 104,2 13,6 11 99,0 24,2 12 104,1 18,8 8 97,1 23,2 19 93,9 20,1 0,44

RV%TLC

(% vom Soll)

17 124,0 27,9 11 143,5 41,8 12 135,3 31,5 13 167,3 33,9 19 138,3 28,0 *0,02

VCI (l) 19 3,32 0,85 12 2,48 0,55 15 2,77 0,92 14 2,49 0,89 20 2,55 0,65 *0,02

VCI (% vom

Soll)

19 97,7 26,6 12 78,1 24,2 15 83,8 29,0 14 70,4 27,3 19 89,2 27,2 0,08

FEV-1 (l) 18 2,34 0,68 11 1,75 0,72 13 1,72 0,56 14 1,53 0,64 19 1,73 0,56 **<0,001

FEV-1 (% vom

Soll)

18 99,1 30,0 11 78,0 39,6 11 67,7 23,6 14 63,4 30,5 20 86,1 27,4 *0,01

FEV-1%VCI

(%)

19 68,0 11,3 9 68,3 22,3 13 58,2 14,1 14 61,5 17,5 19 67,8 19,7 0,19

FEV-1%VCI

(% vom Soll)

19 98,2 18,6 10 102,5 36,0 11 81,0 18,7 14 93,4 29,9 19 98,9 28,5 0,42

PaO2 in Ruhe

(mm Hg)

22 70,4 10,7 13 70,8 9,6 19 72,6 9,5 18 60,8 12,9 28 68,1 12,4 0,45

PaCO2 in Ruhe

(mm Hg)

22 36,2 4,5 13 37,4 4,5 19 36,8 5,6 18 37,6 9,9 28 38,4 6,4 0,62

PaO2 unter Be-

lastung (mm

Hg)

6 77,8 15,1 0 1 83,0 , 1 66,0 3 77,7 13,7 0,80

PaCO2 unter

Be-lastung (mm

Hg)

6 37,2 5,2 0 1 34,0 1 34,0 3 37,0 6,1 0,44

*p<0,05; **p<0,001

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47

3.8 Zusammenhang zwischen klinisch-anamnestischen Dyspnoebefunden und

den autoptisch festgestellten Silikosegraden

In unserer Untersuchung konnte ein signifikanter Zusammenhang zwischen den klinisch-

anamnestischen Untersuchungsbefunden und den pathologisch-anatomisch festgestellten

Silikosegraden nachgewiesen werden (Chi2=0,01). Mit zunehmenden Schweregraden einer

klinischen Dyspnoe (eingeteilt nach den NYHA-Stadien 0 bis IV) konnten postmortal schwere

Silikoseformen nachgewiesen werden (Tabelle 17).

Tabelle 17 Zusammenhang zwischen klinisch-anamnestischen Dyspnoebefunden und

den autoptisch festgestellten Silikosegraden

Klinisch-anamnestische Dyspnoe

Ausmaß der

autoptisch

festgestellten Silikose

NYHA 0 n (%)

NYHA I n (%)

NYHA II n (%)

NYHA III n (%)

NYHA IV n (%)

Gesamt

n (%)

Keine Silikose

1 (25,0) 2 (50,0) 0 1 (25,0) 0 4

(5,2) Leichtgradige Silikose Grad I

1 (3,2) 8 (25,8) 4 (12,9) 8 (25,8) 10 (32,3) 31

(40,2) Mittelgradige Silikose Grad II

1 (3,8) 8 (30,8) 5 (19,2) 5 (19,2) 7 (26,9) 26

(33,8) Schwergradige Silikose Grad III

0 2 (12,5) 4 (25,0) 5 (31,3) 5 (31,3) 16

(20,8)

Gesamt 3 (3,9) 20 (26,0) 13 (16,9) 19 (24,7) 22 (28,6) 77 (100)

Chi2= 0,01

3.9 Häufigkeit der chronischen Bronchitis und des Emphysems in differenten

Stadien der Silikoseausprägung in der pathologisch-anatomischen

Untersuchung

Nach den Untersuchungen über Korrelationen von chronischer Bronchitis, Emphysemgraden

und Ausmaß der Silikose mit den klinisch gemessenen Lungenfunktionsparametern geben die

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48

folgenden Daten Aufschluß über die Koinzidenz von chronischer Bronchitis/ Emphysem und

bestimmter Schweregrade der Silikose in unserem Autopsiekollektiv.

Eine chronische Bronchitis wurde zu 82,6% bei einer leichtgradigen Silikose, zu 77,3% bei einer

mittelgradigen Silikose und zu 100% bei einer schwergradigen Silikose gefunden. Dies entspricht

einer signifikanten Zunahme der Häufigkeit der chronischen Bronchitis bei schwergradigen

Silikosen (Χ2=0,02) (Tabelle 18). Die Häufigkeit eines akuten Rezidivs einer chronischen

Bronchitis lag bei einer Silikose III mit 30,4% nicht signifikant höher als bei einer Silikose I

(28,3%) und einer Silikose II (22,7%) (Χ2=0,57). Bei einer Silikose III (8,7%) trat im Verhältnis

zu einer Silikose I (4,3%) eine schwere chronische Bronchitis doppelt so häufig auf. Bei der

geringen Anzahl an autoptisch graduierten Befunden einer chronischen Bronchitis wird eine

statistische Signifikanz nicht erreicht (Χ2=0,13).

Ein Emphysem war unabhängig vom autoptischen Silikosegrad in jeweils über 90% vorhanden

(91,3% - 95,5%). Wir fandem eine relative Zunahme der schweren Formen der

Emphysemausprägung mit zunehmendem Schweregrad der Silikose. Im Stadium der Silikose I

wurden 30,6% schwergradige Emphysemformen gefunden, im Stadium II 37,1% und im Stadium

III 47,1%. Der Hauptteil der Versicherten mit einer leichtgradigen Silikose (I) hatte kein oder ein

leichtgradiges Emphysem (38,9%), Versicherte mit einer mittelgradigen Silikose (II) hatten im

Mittel ein mittelgradiges Emphysem (45,7%) und Versicherte mit einer schwergradigen Silikose

(III) hatten im größten Anteil schwergradige Emphysemformen (47,1%). Eine statistisch

signifikante Korrelation von Schweregraden der Silikose mit denen eines Emphysems wurde

nicht erreicht werden (Χ2=0,19) (Tabelle 19).

Eine deutliche Abhängigkeit der Emphysemformen vom Schweregrad der Silikose konnte nicht

gezeigt werden (Tabelle 20).

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49

Tabelle 18 Zusammenhang zwischen dem autoptisch festgestelltem Schweregrad der

Silikose und der Häufigkeit einer chronischen Bronchitis

Chronische Bronchitis (in der Autopsie)

Ausmaß der autoptisch

festgestellten Silikose

nicht vorhanden

n (%)

vorhanden n (%)

Gesamt

n (%)

Leichtgradige Silikose Grad I

8 (17,4) 38 (82,6) 46 (100) (40,7)

Mittelgradige Silikose Grad II

10 (22,7) 34 (77,3) 44 (100) (38,9)

Schwergradige Silikose Grad III

0 23 (100) 23 (100) (20,4)

Gesamt 18 (15,9) 95 (84,1) 113 (100)

(Χ2=0,02)

Tabelle 19 Zusammenhang zwischen autoptisch festgestelltem Schweregrad der

Silikose und eines Emphysems

Schweregrad des autoptisch festgestellten Emphysems

Ausmaß der autoptisch

festgestellten Silikose

kein n (%)

leicht n (%)

mittel n (%)

schwer n (%)

Gesamt

n (%)

Leichtgradige Silikose Grad I 3 (8,3) 11 (30,6) 11 (30,6) 11 (30,6) 36 (100) (40,9)

Mittelgradige Silikose Grad II 2 (5,7) 4 (11,4) 16 (45,7) 13 (37,1) 35 (100) (39,8)

Schwergradige Silikose Grad III

2 (11,8) 3 (17,6) 4 (23,5) 8 (47,1) 17 (100) (19,3)

Gesamt 7 (8,0) 18 (20,5) 31 (35,2) 32 (36,4) 88 (100)

(Χ2=0,11)

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50

Tabelle 20 Zusammenhang zwischen autoptisch festgestelltem Schweregrad der

Silikose und Art des festgestellten Emphysems

Art des autoptisch festgestellten Emphysems

Ausmaß der

autoptisch

festgestellten

Silikose

diffus

n (%)

perifokal

n (%)

kompen-satorisch

*1 n (%)

zentro-

azinär*2

n (%)

bullös

n (%)

broncho-

stenotisch *3 n (%)

sub-pleu-ral

n (%)

Gesamt

n (%)

Leichtgradige Silikose Grad I

3 (5,8)

16 (30,8)

4 (7,7)

7 (13,5)

5 (9,6)

17 (32,7)

52

(36,6)

(100) Mittelgradige Silikose Grad II

3 (5,3)

27 (47,4)

3 (5,3)

3 (5,3)

7 (12,3)

4 (7,0)

10 (17,5)

57

(40,1)

(100) Schwergradige Silikose Grad III

1 (3,0)

13 (39,4)

2 (6,1)

2 (6,1)

5 (15,2)

2 (6,1)

8 (24,2)

33

(23,2)

(100)

Gesamt 7

(4,9)

56

(39,4)

5

(3,5)

9

(6,3)

19

(13,4)

11

(7,7)

35

(24,6)

142

(100)

*1=“schwarze Löcherlunge” *2=Traktions-/Narbenemphysem

*3=und bronchiolostenotisch

3.10 Abhängigkeit der Lungenfunktion von der Dauer der Tätigkeit unter Tage

Die Resistance ist bereits bei einer unter-Tage-Anamnese von weniger als 10 Jahren

leichtgradig erhöht (4,45±1,76 cm H2O/l/s). Ein signifikanter Anstieg im Vergleich zu den

Gruppen I bis III (bis 30 Jahre u. T.) ist in der Gruppe IV (mehr als 30 Jahre u. T.) zu erkennen

(p=0,03). Eine mäßiger und nicht signifikanter Anstieg ist in derselben Gruppe für das IGV

(p=0,15) und das RV (p=0,12) zu erkennen. In derselben Konstellation ist eine nicht signifikante

Reduktion der FEV-1-Werte (p=0,12) zu erkennen. Alle weiteren Lungenfunktionsparameter

zeigen in unserem Untersuchungsgut keine signifikante Abhängigkeit von der Dauer der unter

Tage Tätigkeit (Tabelle 21).

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51

Tabelle 21 Zusammenhang zwischen der Dauer der Tätigkeit unter Tage und den

Mittelwerten der Lungenfunktionsparameter

Dauer der unter Tage Tätigkeit

Lungenfunktions -

parameter

bis 10 Jahre

Gruppe I

11-20 Jahre

Gruppe II

21-30 Jahre

Gruppe III

größer 30

Jahre

Gruppe IV

Signi-

fikanz-

niveau

n Mw Std n Mw Std n Mw Std n Mw Std p1/p2

Rt (cm H2O/l/s) 7 4,45 1,76 28 5,04 3,34 33 3,74 1,97 35 5,72 3,56 p1=0,36

p2=0,03*

IGV (% vom Soll) 6 124,2 32,5 24 138,1 51,0 32 127,5 34,2 30 144,4 39,0 p1=0,24

p2=0,15

RV (% vom Soll) 6 155,3 48,9 19 136,0 53,2 26 144,4 36,4 25 161,1 57,2 p1=0,82

p2=0,12

TLC (% vom Soll) 5 103,6 21,6 15 95,1 18,8 25 99,2 19,1 21 102,6 20,7 p1=0,92

p2=0,41

RV%TLC

(% vom Soll)

6 151,3 34,3 19 135,7 38,6 25 139,8 20,1 23 141,9 42,8 p1=0,62

p2=0,79

VCI (l) 6 2,74 1,18 20 2,90 0,68 29 2,81 0,83 27 2,61 0,89 p1=0,76

p2=0,25

VCI (% vom Soll) 5 88,2 39,8 20 86,5 22,8 29 86,8 26,1 27 83,0 31,0 p1=0,76

p2=0,56

FEV-1 (l) 6 1,57 0,47 18 1,94 0,62 27 1,96 0,68 25 1,66 0,73 p1=0,80

p2=0,12

FEV-1 (% vom

Soll)

6 72,3 27,3 18 82,3 30,6 26 84,2 27,6 25 78,8 38,8 p1=0,70

p2=0,68

FEV-1%VCI (%) 6 61,4 19,1 18 66,5 16,5 27 67,0 15,3 24 61,8 18,2 p1=0,97

p2=0,29

FEV-1%VCI

(% vom Soll)

6 92,3 33,5 18 98,1 25,1 27 96,8 26,0 23 91,4 27,3 p1=0,95

p2=0,43

PaO2 in Ruhe

(mm Hg)

7 66,0 10,9 29 71,0 10,2 33 69,7 13,4 35 66,5 11,0 p1=0,91

p2=0,17

PaCO2 in Ruhe

(mm Hg)

7 37,9 5,2 29 36,9 5,5 33 37,0 6,6 35 37,6 7,2 p1=0,92

p2=0,66 p1= p-Wert für den Vergleich zwischen Gruppe I und Gruppe IV p2= p-Wert für den Vergleich Gruppe I bis III zu Gruppe IV

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52

3.11 Vergleich der Minderung der Erwerbsfähigkeit mit den Mittelwerten der

Lungenfunktionsparameter

Als erstes wurden die Mittelwerte der Lungenfunktionsparameter zwischen den Gruppen mit

und ohne klinisch gutachterliche Feststellung eines Leistungsfalles verglichen (Gruppe I MdE =

0%; Gruppe II MdE ≥ 20%). Als zweiter Schritt wurden die Mittelwerte der

Lungenfunktionsparameter für jede Differenzierung der MdE (zwischen 0% und 80%)

berechnet und nach Pearson mit der MdE korrelliert. Die Resistance hat in unserem

Patientengut keine signifikante Korrelation zur MdE. Die Mittelwerte haben weder einen

linearen Trend, noch unterscheiden sich die Mittelwerte der Versicherten ohne MdE signifikant

(p=0,27) von denen mit MdE, noch ergibt die Korrelation der Parameter einen signifikanten

Zusammenhang (p=0,28). Im Gegenteil fällt ein hoher Wert der Resistance bei Bergleuten ohne

MdE auf (Rt=5,31±3,72 cmH2O/l/s). Im Vergleich dazu ist die Resistance bei Bergleuten mit

einer anerkannten MdE geringer (Rt=4,58±2,69 cmH2O/l/s). Dieser Unterschied ist jedoch nicht

signifikant.

Lediglich die Mittelwerte der TLC weisen zwischen den Gruppen der zu Lebzeiten

entschädigten und den nicht entschädigten einen Unterschied auf. Die TLC ist in der Gruppe der

festgestellten MdE ≥ 20% signifikant reduziert. Die Mittelwerte des IGV, des RV, des FEV-1

und der VCI und der berechneten Quotienten zeigten in den Gruppen mit und ohne Anerkennung

einer MdE keinen signifikanten Unterschied. Ein Trend zu reduzierten Werten bei einer

anerkannten MdE ergab sich für das RV.

Die Werte der VCI und der FEV-1 haben keine signifikanten Unterschiede in den beiden

Gruppen. Die Werte der Blutgasanalyse sind in unserer Untersuchung nicht signifikant abhängig

von der Anerkennung einer MdE (Tabelle 22).

Eine detailliertere Aufstellung der berechneten Lungenfunktionsparameter für die einzelnen

Prozentgrade der MdE zeigt Tabelle 23. Zur Feststellung eines Zusammenhangs wurde für jeden

Lungenfunktionswert eine Korrelationsanalyse (nach Pearson) zu jedem gutachterlich

festgestellten Ausprägungsgrad der MdE erstellt. In dieser Untersuchung ergibt sich ein

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53

signifikanter Zusammenhang zwischen den Reduktionen des RV, der TLC, des Quotienten aus

RV/TLC und des FEV-1 (in % vom Soll) und steigenden MdE-Werten. Im Trend scheint es

auch zu einer Reduktion des IGV zu kommen. Lediglich die Resistance und die Vitalkapazität

zeigten keinen eindeutigen Zusammenhang mit den MdE-Werten.

Tabelle 22 Korrelation der Mittelwerte der Lungenfunktionsparameter mit der

gutachterlichen Feststellung eines Leistungsfalles (Minderung der

Erwerbsfähigkeit, MdE ≥ 20%)

MdE = 0% MdE ≥ 20% Signifikanznivea

u

Parameter n Mw Std n Mw Std p

Rt (cm H2O/l/s) 31 5,31 3,72 73 4,58 2,69 n. s. (p=0,27)

IGV (% vom Soll) 24 147,2 41,8 69 130,7 40,0 n. s. (p=0,89)

RV (% vom Soll) 27 168,6 55,3 50 136,7 42,4 n. s. (p=0,06)

TLC (% vom Soll) 20 107,8 20,6 47 95,6 18,4 p=0,02*

RV%TLC (% vom Soll) 25 153,1 41,6 49 133,3 27,6 n. s. (p=0,17)

VCI (l) 28 2,75 1,01 55 2,76 0,74 n. s. (p=0,97)

VCI (% vom Soll) 28 80,6 31,7 54 87,7 25,0 n. s. (p=0,27)

FEV-1 (l) 27 1,70 0,74 50 1,91 0,63 n. s. (p=0,19)

FEV-1 (% vom Soll) 27 71,6 35,2 49 86,0 28,8 n. s. (p=0,06)

FEV-1%VCI (%) 27 60,2 16,6 49 67,5 16,3 n. s. (p=0,07)

FEV-1%VCI

(% vom Soll)

27 89,0 25,6 48 98,8 26,3 n. s. (p=0,12)

PaO2 in Ruhe (mm Hg) 30 67,5 13,8 75 69,2 10,6 n. s. (p=0,48)

PaCO2 in Ruhe (mm

Hg)

30 38,0 7,8 75 36,9 5,7 n. s. (p=0,46)

PaO2 unter Belastung

(mm Hg)

4 76,8 11,3 7 77,4 14,7 n. s. (p=0,95)

PaCO2 unter Belastung

(mm Hg)

4 35,8 5,6 7 37,0 4,6 n. s. (p=0,69)

*signifikant (p<0,05)

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54

Tabelle 23 Korrelation der Lungenfunktionsparameter mit den gutachterlich

bestimmten Schweregraden der Minderung der Erwerbsfähigkeit

(MdE in %) (nach Pearson)

MdE (%) Resistance (cm H2O/l/s) IGV (in % vom Soll) RV (in % vom Soll)

Signifikanznivea

u

p=0,28 p=0,06 p=0,001

Mw Std n Mw Std n Mw Std n

0 5,31 3,72 31 147,17 41,84 24 168,63 55,31 27

20 3,95 1,93 16 146,38 55,88 16 149,63 58,77 11

30 5,02 3,24 20 125,44 28,12 18 136,38 29,89 13

40 5,14 1,97 16 140,60 37,84 15 151,70 39,57 10

50 4,59 3,87 9 118,22 30,02 9 125,75 43,86 4

60 5,26 3,80 3 118,33 19,86 3 130,00 25,24 3

70 3,17 2,00 6 120,80 38,80 5 120,17 42,95 6

80 4,18 2,17 3 88,67 24,42 3 93,00 16,52 3

Fortsetzung Tabelle 23:

MdE (%) TLC (in % vom Soll) RV%TLC (in % vom Soll) VCI (l)

Signifikanznivea

u

p=0,005 p=0,005 p=0,69

Mw Std n Mw Std n Mw Std n

0 107,75 20,61 20 153,08 41,59 25 2,75 1,01 28

20 98,22 24,96 9 141,40 29,74 10 2,59 0,89 12

30 99,69 15,78 13 128,64 30,53 14 2,97 0,82 14

40 98,11 17,80 9 147,70 21,76 10 2,54 0,61 11

50 86,75 11,35 4 133,00 35,52 4 2,79 0,50 6

60 94,33 15,50 3 134,67 18,34 3 2,43 0,47 3

70 94,00 20,83 6 113,00 18,34 5 3,03 0,64 6

80 78,20 14,76 3 112,37 8,08 3 2,99 0,96 3

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55

Fortsetzung Tabelle 23:

Tabelle 23 Korrelation der Lungenfunktionsparameter mit den gutachterlich bestimmten

Schweregraden der Minderung der Erwerbsfähigkeit (MdE in %) (nach

Pearson)

MdE (%) VCI (in % vom Soll) FEV-1 (l) FEV-1 (in % vom Soll)

Signifikanznivea

u

p=0,39 p=0,08 p=0,05

Mw Std n Mw Std n Mw Std n

0 80,59 31,68 28 1,70 0,74 27 71,59 35,18 27

20 85,08 27,11 12 1,70 0,67 11 77,18 30,20 11

30 94,79 29,68 14 2,08 0,65 13 94,33 33,47 12

40 82,10 27,42 10 1,74 0,40 10 82,20 21,57 10

50 83,50 23,90 6 1,86 0,75 4 82,00 40,03 4

60 79,33 2,52 3 1,36 0,58 3 63,33 24,66 3

70 93,83 20,74 6 2,28 0,52 6 101,83 24,45 6

80 87,67 11,37 3 2,35 0,88 3 94,33 7,64 3

Fortsetzung Tabelle 23:

MdE (%) FEV-1%VCI FEV-1%VCI (in % vom Soll)

Signifikanznivea

u

p=0,08 p=0,12

Mw Std n Mw Std n

0 60,23 16,55 27 89,00 25,57 27

20 68,80 24,89 10 99,70 37,38 10

30 68,00 13,42 13 97,67 22,43 12

40 64,50 15,26 10 99,45 26,38 11

50 62,00 13,54 4 84,33 23,86 3

60 56,33 19,86 3 80,00 31,24 3

70 73,67 8,89 6 106,17 15,20 6

80 77,60 6,02 3 116,00 9,17 3

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56

3.12 Korrelation von gutachterlich festgestellten Ausmaß der Minderung der

Erwerbsfähigkeit und dem Ausmaß der autoptisch festgestellten Silikose

Im Folgenden sind die unterschiedlichen autoptisch festgestellten Schweregrade der Silikose

nach den klinisch-gutachterlich gefundenen MdE-Werten differenziert worden. Dies ist der erste

Schritt um einen möglichen Korrelationsgrad zu erkennen.

Die Ergebnisse spiegeln eine deutliche Zunahme der schwergradigen autoptischen Silikosegrade

bei höher eingestuften MdE-Graden wieder. Bei nur geringgradigen Staublungenveränderungen

sind bis auf einen Patienten alle mit einer MdE = 0% begutachtet worden. Jede autoptisch

schwergradige Silikose ist erkannt worden und über eine MdE bereits zu Lebzeiten entschädigt

worden. Der eine Patient mit nur geringgradigen Staublungenveränderungen und einer MdE von

80% ist initial wegen einer Silikotuberkulose entschädigt worden. Sowohl der

Rangkorrelationkoeffizient (nach Spearman 0,667 mit p< 0,001) als auch der Chi2-Test

(Chi2<0,001) belegen eine hoch signifikante Korrelation zwischen den klinischen und den

postmortalen Ergebnissen (Tabelle 24).

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57

Tabelle 24 Korrelations zwischen dem gutachterlich festgestellten Ausmaß der

Minderung der Erwerbsfähigkeit und dem Ausmaß der autoptisch

festgestellten Silikose

Ausmaß der autoptisch festgestellten Silikose

keine/ geringgradige Staublungen-

veränderungen

leichtgradige Silikose (Grad

I)

mittelgradige Silikose (Grad

II)

schwergradige Silikose (Grad

III)

Gesamt

MdE

(in %)

n (%) (%-MdE-Wert)

n (%) (%-MdE-Wert)

n (%) (%-MdE-Wert)

n (%) (%-MdE-Wert)

n (%)

(%-MdE-Wert)

0 10 (8,0) 33 (26,4) 3 (2,4) 0 (0) 46 (36,8) 21,7 71,7 6,5 0 100

20 1 (0,8) 5 (4,0) 8 (6,4) 4 (3,2) 18 (14,4) 5,6% 27,8% 44,4% 22,2% 100

30 0 6 (4,8) 9 (7,2) 5 (4,0) 20 (16,0) 0 30,0 45,0 25,0 100

40 0 0 12 (9,6) 5 (4,0) 17 (13,6) 0 0 70,6 29,4 100

50 0 1 (0,8) 7 (5,6) 3 (2,4) 11 (8,8) 0 9,1 63,6 27,3 100

60 0 1 (0,8) 1 (0,8) 1 (0,8) 3 (2,4) 0 33,3 33,3 33,3 100

70 0 0 3 (2,4) 4 (3,2) 7 (5,6) 0 0 42,9 57,1 100

80 1 (0,8) 0 1 (0,8) 1 (0,8) 3 (2,4) 33,3 0 33,3 33,3 100

Gesam

t

12 (9,6) 46 (36,8) 44 (35,2) 23 (18,4) 125 (100)

9,6 36,8 35,2 18,4 100

*Rangkorrelationskoeffizient nach Spearman 0,667, p<0,001 **Chi2<0,001

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58

3.13 Zusammenhang zwischen Grad der Silikose und Dauer der Tätigkeit unter

Tage

Die durchschnittliche Tätigkeitsdauer der 125 Bergleute unter Tage betrug 25,0 Jahre, mit einer

Standardabweichung von ±9,2 Jahren. Dabei begannen die Bergleute in einem Alter von

durchschnittlich 21,3 Jahren (±6,3 Jahre) ihre Tätigkeit und beendeten sie in einem

Durchschnittsalter von 43,0 Jahren (±9,0 Jahre).

In den folgenden Untersuchungen wurden die berufsbezogenen Daten, insbesondere die Dauer

der Tätigkeit unter Tage (Lebensalter bei Beginn und Ende der Tätigkeit unter Tage), dem

Auftreten einer laut klinischem Gutachten entschädigungspflichtigen Silikose (MdE = 20%)

gegenübergestellt. Ein weiterer Punkt vergleicht den Zeitabstand des relevanten Gutachtens in

beiden Gruppen.

Wie Tabelle 25 zeigt, ließen sich aus der Dauer der Tätigkeit unter Tage keine Rückschlüsse auf

eine daraus folgende stärkergradige Minderung der Erwerbsfähigkeit ziehen. Die Bergleute, die

zu Lebzeiten eine mindestens 20 prozentige MdE zugesprochen bekamen, waren nicht länger

unter Tage beschäftigt als ihre Kollegen ohne MdE. Auch das Alter bei Beginn und Ende der

Tätigkeit unter Tage war nahezu gleich. In beiden Gruppen war kein signifikanter Unterschied

der Mittelwerte festzustellen.

Ähnliches ließ sich auch bei dem Vergleich mit der vom Pathologen vorgefundenen Ausprägung

der Silikose erkennen. Zwar ließ sich eine leichte, wenn auch nicht signifikante, Zunahme der

Untertagearbeitsdauer von der geringgradigen Staublungenveränderung bis zur mittelschweren

Silikose erkennen, jedoch war die Aufenthaltsdauer unter Tage bei den Patienten mit schwerer

Silikose am kürzesten. Dazu ist zu sagen, dass bei der Diagnose von Staublungenveränderungen

die Bergleute nicht mehr unter Tage eingesetzt werden sollen und sie dadurch im Schnitt kürzer

unter Tage arbeiten als ihre Kollegen, bei denen nie eine medizinisch relevante Staubbelastung

festgestellt wird

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59

Den Einfluß der Dauer der Tätigkeit unter Tage auf die autoptisch festgestellten Schweregrade

der Silikose zeigt Tabelle 26. Ein signifikanter Zusammenhang ist in unserer Untersuchung nicht

zu erkennen.

Tabelle 25 Zusammenhang zwischen Anerkennung einer entschädigungspflichtigen

Silikose und Dauer der Tätigkeit unter Tage (n=125)

n

(%)

Dauer der

Tätigkeit

u.T. (Jahre)

Alter bei

Beginn der

Tätigkeit

u.T.

Alter bei

Ende der

Tätigkeit

u.T.

Zeitabstand des

relevanten

Gutachtens zum

Todeszeitpunkt

(Monate)

Bergleute mit MdE

von 0 zu Lebzeiten

47 (37,6)

24,8 ±10,0 21,1 ±6,5 48,0 ±10,7 9,8 ±8,0

Bergleute mit MdE

>= 20% zu

Lebzeiten

78 (62,4)

25,0 ±8,8 21,4 ±6,2 48,0 ±7,9 12,2 ±8,0

Signifikanzniveau n. s. (p=0,90) n. s. (p=0,79) n. s. (p=0,98) n. s. (p=0,12)

Tabelle 26 Zusammenhang zwischen der Dauer der Tätigkeit unter Tage und dem

Ausmaß der autoptisch festgestellten Silikose (n=124)

n (%) Dauer der

Tätigkeit u.T.

(Jahre)

Alter bei

Beginn der

Tätigkeit u.T.

Alter bei Ende

der Tätigkeit u.T.

geringgradige

Staublungenveränderunge

n

12 (9,7) 23,9 ±10,9 20,0 ±7,0 47,2 ±10,8

leichte Silikose 46 (37,1) 25,7 ±9,2 20,8 ±5,4 48,2 ±8,8

mittelgradige Silikose 44 (35,5) 26,9 ±8,8 21,2 ±6,7 49,7 ±8,5

schwergradige Silikose 22 (17,7) 20,0 ±7,8 23,2 ±6,8 45,0 ±9,0

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60

3.14 Gegenüberstellung der Ergebnisse der klinischen Pneumokoniose-

Gutachten und der pathologisch-anatomischen Auswertungen der

Silikosebefunde

Die Patienten, denen im letzten relevanten Pneumokoniose-Gutachten (< 24 Mon. prämortal)

eine Minderung der Erwerbsfähigkeit (MdE) von mindestens 20% wegen einer Berufskrankheit

im Sinne einer BKVO-Nr. 4101 oder 4102 bescheinigt worden ist, galten als klinisch positiv

bezüglich einer Silikose (Silikotuberkulose). Diese Patienten wurden bereits zu Lebzeiten wegen

der Berufskrankheit entschädigt. Die weiteren Patienten mit einer geringeren oder keiner MdE

galten als negativ im Hinblick auf die entsprechende klinisch eingeschätzte Berufskrankheit.

Pathologisch-anatomisch wurden die Befunde als positiv gewertet, wenn der Pathologe im

Sektionsbericht das Vorhandensein einer entschädigungspflichtigen Silikose festgestellt hat.

Zusätzlich zum originären Herdkorrelat einer Anthrakosilikose ging in die Beurteilung des

Ausmaß der Silikose die eingeschätzte kardiopulmonale Gesamtsituation mit ein. Die Silikose

wurde danach in drei Schweregrade eingeteilt (I bis III). Dabei galten geringgradige

Staublungenveränderungen noch nicht als Nachweis einer Silikose.

Das Untersuchungsgut wurde als erstes auf die Korrelation zwischen den Ergebnissen der

klinischen Begutachtung und der Autopsie bezüglich einer Silikose (BKVO-Nr. 4101) oder einer

Silikotuberkulose (BKVO-Nr. 4102) untersucht. Insgesamt wurden 125 Patienten beurteilt,

davon 64 (51,2)% richtig positiv und 38 (30,4%) richtig negativ.

12 Versicherte (9,6%) wurden falsch positiv eingeschätzt und haben danach zu Unrecht eine

Rente erhalten, während 11 Versicherte (8,8%) falsch negativ beurteilt worden sind. Diese

hätten zu Lebzeiten eine Rente erhalten müssen. Die Fehlerquote liegt bei 18,4% (23

Versicherte) (Tabelle 27). Diese Aussagen gelten unter der Voraussetzung des Zugrundelegens

der pathologisch-anatomischen Ergebnisse als Goldstandard.

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61

Tabelle 27 Vergleich zwischen den klinischen Gutachten und den pathologisch

anatomischen Ergebnissen bezüglich einer entschädigungspflichtigen

Silikose oder Silikotuberkulose (BKVO-Nr. 4101/4102) (n=125)

Autoptisch positiv

n (%)

Autoptisch negativ

n (%)

Gesamt

n (%)

Klinisch positiv 64 (51,2) 12 (9,6) 76 (60,8)

Klinisch negativ 11 (8,8) 38 (30,4) 49 (39,2)

Gesamt 75 (60,0) 50 (40,0) 125 (100)

Spezifität des klinischen Gutachtens = 0,760 positiver Vorhersagewert = 0,842

Sensitivität des klinischen Gutachtens = 0,853 negativer Vorhersagewert = 0,776

Fehlerquote = 0,184 Um die klinische Beurteilung des Patientengutes genauer zu analysieren wurden die Ergebnisse

der Gutachten getrennt bezüglich einer Silikose und einer Silikotuberkulose betrachtet. Bezüglich

der BKVO-Nr. 4101 wurden 66 Patienten (52,8%) richtig positiv und 40 (32,0%) richtig negativ

beurteilt.

11 Versicherte (8,8%) wurden falsch positiv eingeschätzt und haben danach zu Unrecht eine

Rente erhalten, während 8 Versicherte (6,4%) falsch negativ beurteilt worden sind. Diese hätten

zu Lebzeiten damit eine Rente erhalten müssen. Die Fehlerquote liegt bei 15,2% (19

Versicherte) (Tabelle 28). Auch hierbei muss der Goldstandard (pathologisch-anatomische

Ergebnisse) berücksichtigt werden.

Getrennt davon wurden die Fälle bezüglich der BKVO-Nr. 4102 betrachtet. Hierbei zeigte sich

ein differierendes Ergebnis. Ein Patient (0,8%) wurde richtig positiv und 119 (95,2%) richtig

negativ beurteilt. Ein Versicherter (0,8%) wurde falsch positiv eingeschätzt, während 4

Versicherte (3,2%) falsch negativ beurteilt worden sind in bezug auf die Silikotuberkulose

(BKVO-Nr. 4102). Diese 4 Patienten hätten danach zu Lebzeiten eine Rente erhalten müssen.

Die Fehlerquote liegt hier bei 4,0% (5 Versicherte) (Tabelle 29). Hinsichtlich der BKVO-Nr.

4102 gilt die Aussage bezüglich des Goldstandards nicht, da hierbei nicht nach Funktionsausfällen

beurteilt wird.

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62

Tabelle 28 Vergleich zwischen den klinischen Gutachten und den pathologisch

anatomischen Ergebnissen bezüglich einer entschädigungspflichtigen

Silikose (BKVO-Nr. 4101) (n=125)

Autoptisch positiv

n (%)

Autoptisch negativ

n (%)

Gesamt

n (%)

Klinisch positiv 66 (52,8) 11 (8,8) 77 (61,6)

Klinisch negativ 8 (6,4) 40 (32,0) 48 (38,4)

Gesamt 74 (59,2) 51 (40,8) 125 (100)

Spezifität des klinischen Gutachtens = 0,784 positiver Vorhersagewert = 0,857

Sensitivität des klinischen Gutachtens = 0,892 negativer Vorhersagewert = 0,833

Fehlerquote = 0,152

Tabelle 29 Vergleich zwischen den klinischen Gutachten und den pathologisch

anatomischen Ergebnissen bezüglich einer entschädigungspflichtigen

Silikotuberkulose (BKVO-Nr. 4102) (n=125)

Autoptisch positiv

n (%)

Autoptisch negativ

n (%)

Gesamt

n (%)

Klinisch positiv 1(0,8) 1 (0,8) 2 (1,6)

Klinisch negativ 4 (3,2) 119 (95,2) 123 (98,4)

Gesamt 5 (4,0) 120 (96,0) 125 (100)

Spezifität des klinischen Gutachtens = 0,992 positiver Vorhersagewert = 0,500

Sensitivität des klinischen Gutachtens = 0,200 negativer Vorhersagewert = 0,967

Fehlerquote = 0,040

Die autoptischen Gutachten der 125 verstorbenen Bergleute hatten in 56 Fällen (44,8%) die Anerkennung einer Berufserkrankung als wesentliche Ursache oder Teilursache des Todeseintritts zur Folge. In dem durch die berufliche Belastung selektioniertem Untersuchungsgut wurde in 46 Fällen (36,8%) die Silikose als ursächlich oder teilursächlich für den Tod anerkannt. In 3 Fällen (2,4%) wurde die Silikotuberkulose, in 6 Fällen (4,8%) ein Narbenkarzinom und in einem Fall (0,8%) eine andere Berufserkrankung anerkannt (Tabelle 30).

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63

Tabelle 30 Auswirkung der Autopsie auf das Rentenverfahren (n=125)

Auswirkung der Autopsie auf das Rentenverfahren anerkannt

n (%)

Silikose als ursächliche oder teilursächliche Todesursache 46 (36,8)

Silikotuberkulose als ursächliche oder teilursächliche Todesursache 3 (2,4)

Bronchialkarzinom als BK-Folge (Narbenkarzinom) 6 (4,8)

Sonstiges (BK4104) 1 (0,8)

Keine Berufskrankheit als ursächliche oder teilursächliche

Todesursache

69 (55,2)

Gesamt 125 (100)

4. Diskussion

Ob es einen Zusammenhang zwischen klinischen Lungenfunktionsausfällen und dem

pathologisch-anatomisch festgestellten Ausmaß einer berufsbedingten Anthrakosilikose gibt, ist

nicht hinreichend geklärt. Insbesondere ist offen, inwiefern Ausprägungsgrade einer Silikose in

der Obduktion mit Verlusten der Lungenfunktion zu Lebzeiten einhergehen.

Die Ergebnisse der Lungenfunktionsuntersuchung in dieser Arbeit lagen im Bereich einer leicht-

bis mittelgradige Störung bei einer durchschnittlich 25-jährigen unter-Tage- Anamnese. Dies

bestätigt, dass berufsbedingte Staubinhalation von Bergleuten zu einem Verlust an

Lungenfunktion führt. Dies ist in zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten belegt und im

allgemeinen akzeptiert (Cowie 1998, Henneberger und Attfield 1997, Oxman et al. 1993, Sjogren

1998, Wang et al. 1999, Wiles et al. 1992). Longitudinal Studien bei Staubexponierten

unterschiedlicher Art zeigen einen jährlichen Verlust an Lungenfunktion (Becklake 1985, 1989,

Carta et al. 1996). Insbesondere bei radiologisch schwergradigen Ausprägungen (progressive

massive Fibrose; ILO 3/2-3/+) ist dies nachgewiesen (Lyon et al. 1983). Nach Untersuchungen

von Zhicheng et al. (1986) und Wang X et al. (1999) wiesen auch Patienten mit einfacheren

silikotischen Veränderungen (Simple-Coal Workers´ Pneumoconiosis; ILO 1/1-2/3) im Vergleich

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64

zu einem gesunden Patientenkollektiv signifikant häufiger obstruktive und obstruktiv-restriktive

Veränderungen auf.

FEV-1 und Vitalkapazität

Im Besonderen konnte in dieser Studie im Mittel eine leichtgradige Störung der FEV-1

nachgewiesen werden. Bei einem Vergleich mit gesunden Bergleuten jenseits des 50.

Lebensjahres fanden Worth et al. (1975) eine signifikante Verminderung der Vitalkapazität und

der FEV-1. Dabei ist zu beachten, dass in dem vorliegendem Untersuchungskollektiv der Anteil

der Probanden ohne Nachweis einer Silikose nur 9,6% beträgt und damit ein relativ wenig

belastetes Vergleichskollektiv nahezu fehlt. Eine statistisch signifikante Korrelation zum

autoptisch festgestellten Ausmaß der Silikose wurde von Worth et al. jedoch nicht gefunden.

Ebenso konnte in der vorliegenden Arbeit kein Nachweis einer FEV-1-Reduktion bei

zunehmender autoptisch festgestellter Silikose oder Einzelparametern der Silikose erbracht

werden. Wang M-L et al. (1999) fanden im Vergleich zu staubexponierten Bergleuten ohne

radiologischen Nachweis einer Silikose bei Bergleuten mit Nachweis einer einfachen

Pneumokoniose (CWP I und CWP II; ILO 1/1-2/3) die FEV-1 (in %) und die FVC signifikant

erniedrigt. Unterschiede der Werte zwischen Bergleuten mit einer leichtgradigen (CWP I) und

einer mittelgradigen (CWP II) Pneumokoniose bestanden jedoch nicht. Dies bestätigt die

Befunde der vorliegenden Arbeit, dass Unterschiede der FEV-1-Werte zwischen den Stadien

der Silikose in diesem Fall nicht vorliegen. Zu beachten ist, dass die Lungenfunktionswerte in der

Literatur mit Röntgenbefunden und nicht wie in der vorliegenden Arbeit mit den anatomisch-

pathologischen Strukturen verglichen worden sind. Auch im Vergleich zu der in der

Begutachtungspraxis radiologisch relevanten Streuung der kleinen silikotischen Herde und zum

Ausmaß der silikotischen Schwielen konnte keine signifikante weitere Reduktion der FEV-1

nachgewiesen werden. Bei nichtrauchenden Patienten ohne Nachweis einer Bronchitis mit einer

simple coal workers´ pneumoconiosis (CWP) konnten Legg et al. (1983) für Patienten mit dem

radiologischen Nachweis eines silikotischen Streugrades von 2 und 3 eine Abnahme der FEV-1

und des FFF (forced exspiratory flow) zeigen. Dieses Resultat mag auf den Verlust an

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65

elastischen Fasern, der zu einer Einengung der kleinen Atemwege beiträgt (small airways

disease), hinweisen. Dies kann auf silikotische Veränderungen zurückgeführt werden.

Weitere Ursachen spielen bei dem Verlust an FEV-1 eine Rolle. Wang M-L et al. (1999) fanden

das Rauchen, den Body-Mass-Index, Gewichtzunahme, Lungenentzündungen und Passivrauchen

in der Kindheit und weitere Rauch- und Staubinhalationen als Ursachen für ein erniedrigtes

FEV-1 bei Bergleuten.

Statistisch signifikant ist die Abnahme des FEV-1 mit zunehmender Ausprägung eines

Emphysems in der Autopsie. Bei Nachweis einer chronischen Bronchitis konnte eine

unspezifische Abnahme der FEV-1 nachgewiesen werden. Ein hochsignifikanter

Zusammenhang besteht zwischen der Reduktion der FEV-1 und der anamnestischen Dyspnoe

der Bergleute in unserem Patientenkollektiv.

Die VCI war im Durchschnitt leichtgradig erniedrigt. Eine der ersten Studien über die

Lungenfunktion bei Silikosekranken wurde von Dowds (1930) durchgeführt. Sie zeigte eine

Reduktion der Vitalkapazität bei Zunahme der radiologischen Befunde. Eine Korrelation

zwischen den autoptischen Schweregraden der Silikosebefunde und der VCI zeigte sich nicht.

Bis zum Stadium II ergab sich eine leichtgradige unspezifische Abnahme der VCI. Eine

Korrelation zur Größe und Konfluenz der kleinen silikotischen Herde als auch zu den

silikotischen Schwielen ergaben sich nicht. Auch Ulmer (1977) wies auf die typischen Effekte in

der Lungenfunktionsdiagnostik bei Staubbelasteten hin. Es besteht danach eine mäßige

Verminderung der Vitalkapazität und der FEV-1.

Mit zunehmenden autoptisch festgestellten Schweregraden einer chronischen Bronchitis sank in

unserer Untersuchung die VCI, statistisch jedoch nicht signifikant. Bei schwereren

Emphysemformen wies die VCI eine leichtgradige und unspezifische Reduktion auf. Eine

eindeutig signifikanten Zusammenhang ergab die Korrelation der VCI mit den klinisch-

anamnestischen Dyspnoebefunden (NYHA 0 - IV).

Erfahrungsgemäß und in der Art der Messtechnik begründet ist die Messung der FEV-1 von der

Mitarbeit des Patienten abhängig. Diese Tatsache zeigt, dass es bereits dadurch zu

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66

Abweichungen der Korrelation von Lungenfunktionsparametern und pathologisch-anatomischen

Gegebenheiten kommen kann.

Resistance

Die Versicherten mit keinen oder geringgradigen Staublungenveränderungen hatten im Mittel

keine erhöhten Atemwegswiderstände. Die Werte bei autoptisch festgestellten Stadien einer

Silikose waren im Durchschnitt höher und lagen im Bereich einer leicht- bis mittelgradigen

Störung. Ein signifikanter Unterschied konnte jedoch nicht nachgewiesen werden. Auch Ulmer

et al. (1987) fanden keinen mittleren Anstieg der Resistance bei Bergleuten mit und ohne

Silikose gegenüber der Normalbevölkerung.

Zwischen den Stadien (I-III) traten in der vorliegenden Studie keine deutlichen

Resistanceunterschiede auf. In den Untersuchungen von Mándi et al. (1972) zeigten sich

pathologische Resistance-Mittelwerte nur im schwersten röntgenologischen Stadium

(konfluierende Silikose, schwere Form, Typ B, C; Genfer Pneumokoniose-Klassifikation).

Mit zunehmender Streuung der kleinen silikotischen Herde steigt der Atemwegswiderstand in

unserer Untersuchung an. Statistische Signifikanz erreicht dieser Unterschied nicht. Eine

Abhängigkeit der Resistance von der Größe der kleinen silikotischen Herde konnte nicht

nachgewiesen werden. Eine Zunahme der Resistance mit Zunahme der autoptisch festgestellten

Größe der silikotischen Schwielen wurde ebenfalls nicht festgestellt.

Eine statistisch signifikante Korrelation wurde für die Atemwegswiderstände und die autoptisch

festgestellte chronische Bronchitis gefunden. Zwischen einer maximal leichtgradigen Bronchitis

und den mittel- und schwergradigen Formen, sowie dem akuten Rezidiv einer chronischen

Bronchitis traten signifikant große Unterschiede auf. Versicherte ohne autoptisch gesicherten

Nachweis eines Emphysems hatten im Durchschnitt normwertige Atemwegswiderstände.

Statistisch signifikant höher lagen die Resistance-Werte bei Nachweis eines Emphysems.

Ulmer (1977) fand, dass die Silikose als solche nicht zu erhöhten Atemwegswiderständen führt.

Bei schweren Silikosen kommt es jedoch häufiger zu Atemwegsobstruktionen als bei der

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67

Allgemeinbevölkerung. Die Einschränkung der Lungenfunktionsparameter bei Silikotikern wird

im Wesentlichen durch das Ausmass der Obstruktion bestimmt. Diese Zunahme der Obstruktion

ist bedingt durch eine Zunahme von Bronchitiden bei Patienten mit schwergradigen Silikosen.

Diese Befunde konnten in der vorliegenden Arbeit bestätigt werden. Bei zunehmenden

Schweregraden der Silikose nahm die Häufigkeit der chronischen Bronchitis in unserer

Untersuchung signifikant zu. Im Unterschied zu Ulmer konnte in der vorliegenden Arbeit keine

signifikante Zunahme der Resistance bei autoptisch festgestellten Schwielen nachgewiesen

werden. Ulmer fand insbesondere bei radiologisch nachgewiesenen B- und C-Schwielen eine

Resistance-Erhöhung. Wenn die Schwielen radiologisch eine B- oder C-Kategorie erreichten,

dann verdoppele sich die Rate an obstruktiven Atemwegserkrankungen. Die Unterschiede

können einerseits durch die differenten Nachweisverfahren als auch durch die geringere Anzahl

an Bergleuten mit grossen Schwielen bedingt sein.

Eine Korrelation auf Signifikanzniveau konnte für die Resistance und die klinisch-anamnestische

Dyspnoe (NYHA 0-IV) gezeigt werden. Mit zunehmender Ausprägung der Silikose nimmt die

Dyspnoe zu. Dies bestätigt die Aussage von Ulmer et al. (1987), dass Rt-Mittelwerte nur dann

als pathologisch zu betrachten sind (Bronchialobstruktion), wenn gleichzeitig ständiger Husten,

Auswurf und Dyspnoe vorkommen. Höchste Rt-Werte wurden danach bei Patienten mit klinisch

nachgewiesenem Giemen und Brummen festgestellt, bei denen zusätzlich ein Emphysem vorlag.

Die Ergebnisse von Ulmer et al. (1987) bezüglich der Resistance stimmten mit denen bei Mandy

et al. (1972) überein.

Intrathorakales Gasvolumen/ Residualvolumen/ Totale Lungenkapazität

Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit ergaben eine mittelgradige Störung des IGV, des RV

und des Quotienten aus RV und TLC. Die TLC war bei den untersuchten Bergleuten im Mittel

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68

normwertig. Dies bestätigt die Befunde von Worth et al. (1965), die ein im Vergleich zur

Normalbevölkerung signifikant erhöhtes Residualvolumen fanden.

Eine Abhängigkeit der Werte vom Ausmaß der autoptisch festgestellten Silikose bestand in

unserer Untersuchung nicht.

Auffällig ist eine Reduktion des IGV und des RV mit zunehmender Größe und zunehmender

Streuung der kleinen silikotischen Herde und mit Größenzunahme der silikotischen Schwielen.

von mittelgradig erhöhten Werten bei kleinen Herden und geringer Konfluenz auf nahezu

normwertige Befunde. Dies kann das Vorliegen einer chronischen Bronchitis und eines

Emphysems in allen Silikosestadien und eine Zunahme der restriktiven Komponente bei

zunehmenden morphologischen Störungen der Lunge bedingt durch die primären silikotischen

Veränderungen im Sinne einer fibrotischen Beherdung belegen (p=0,05).

Ulmer (1977) wies bereits darauf hin, dass eine Erhöhung des IGV bei jeder chronischen

Staubbelastung erfolgen kann, sodass dieser Effekt als silikoseunspezifisch gedeutet werden

muß. Eine begleitende chronische Bronchitis kann zudem in jedem Silikosestadium zu einem

Emphysem führen. Durch sich gegenseitig beeinflussende Veränderungen im Sinne eines

Emphysems und der fibrotischen silikotischen Herde und Schwielen kann das IGV trotz

erheblicher pathologischer Lungenveränderungen als normal gemessen werden.

Im Gegensatz dazu fanden Mandy et al. (1972) niedrige TLC-Werte und der Quotient RV/TLC

war nur im schwersten Stadium der Silikose besonders erhöht. Becklake (1985) fand bei

fortgeschrittenen radiologischen Silikosestadien eine Reduktion der TLC und einen nicht

signifikanten Anstieg des RV.

Das Ausmaß des autoptisch festgestellten Emphysems korreliert insbesondere signifikant mit

einer Steigerung des IGV. Auch Otto et al. (1989) fanden bei Patienten mit einem radiologisch

nachgewiesenem Emphysem häufiger mittel- und schwergradige Störungen des IGV. Ein Trend

zu erhöhten Werten ist auch bei dem RV und bei der TLC zu erkennen. Im Trend ist eine

Zunahme des IGV bei autoptisch festgestellter chronischer Bronchitis zu erkennen. Mit

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69

zunehmender Dyspnoe (NYHA 0 - IV) konnte eine Zunahme des RV und des RV%TLC-

Quotienten gefunden werden.

Bei Patienten mit konfluierender Silikose waren die Werte der Lungenfunktionsprüfung am

schlechtesten, insbesondere FEV1/FVC (<90% vom Soll in 42% der Fälle).

Sauerstoffpartialdruck

Der Sauerstoffpartialdruck in Ruhe der untersuchten Bergleute in der vorliegenden Studie liegt

im Mittel in allen Stadien an der Grenze zu einer leichtgradigen Hypoxämie. Bei zunehmenden

Schweregraden der autoptisch nachgewiesenen Silikose und Zunahme der Streuung der kleinen

silikotischen Herde fällt der Sauerstoffpartialdruck nicht signifikant ab. Ohne Einfluß auf den

Sauerstoffpartialdruck ist die Größe der silikotischen Herde und Schwielen. Dies bestätigt die

Ergebnisse von Ulmer et al. (1967). Der Sauerstoffpartialdruck war in diesen Untersuchungen

bei staubexponierten Bergleuten im Vergleich zu den Werten nicht staubexponierter signifikant

erniedrigt, unabhängig ob bei diesen eine Silikose radiologisch nachweisbar war oder nicht. Eine

Abhängigkeit des arteriellen Sauerstoffpartialdrucks vom radiologischen Schweregrad der

Silikose bestand auch dort nicht. In den Untersuchungen von Ulmer et al. (1977) lag der

arterielle Sauerstoffpartialdruck bei Staubbelasteten mit erheblicher Überschneidung immer

etwas niedriger als bei Nichtstaubbelasteten. Dieser Effekt ist, so wurde gefolgert, unabhängig

vom Silikosegrad und kann auch durch andere Arten der Staubbelastung, wie z.B. das Rauchen,

ausgelöst werden. Auch die Diffusionskapazität wird durch das Ausmaß der Silikose nicht

wesentlich beeinflußt.

Auch Muysers (1965) bestätigte, dass der Sauerstoffpartialdruck bei staubexponierten

Bergleuten mit und ohne Nachweis einer Silikose gleich ist. Im Vergleich zu

Nichtstaubexponierten besteht eine geringe Reduktion (3-4 mmHg) des Sauerstoffpartialdrucks.

Insgesamt lagen die Werte der Bergleute im Streubereich der Normalbevölkerung. Bei

zunehmenden Schweregraden der Begleiterkrankungen der Silikose, der chronischen Bronchitis

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70

(signifikant) und des Emphysems (nicht signifikant) fällt in unserem Untersuchungsgut der

Sauerstoffpartialdruck ab. Die Mittelwerte für den CO2-Partialdruck liegen im Normbereich und

sind unabhängig von den verschiedenen pathologisch-anatomischen Silikosekategorien.

Chronische Bronchitis und Emphysem

Der Anteil der Bergleute in unserer Untersuchung mit einem autoptisch nachgewiesenem

Emphysem lag bei 92% bei einer durchschnittlichen unter Tage Anamnese von 25 Jahren. Mit

zunehmendem autoptisch festgestelltem Schweregrad der Silikose stieg im Trend der

Schweregrad des autoptisch festgestellten Emphysems an ohne Signifikanzniveau zu erreichen.

Dabei lagen am häufigsten ein perifokales und ein subpleurales Emphysem vor. Eine Häufung

bestimmter Emphysemarten konnte für die verschiedenen Schweregrade der Silikose nicht

gezeigt werden.

In dieser Arbeit konnte eine signifikante Zunahme der autoptisch festgestellten chronischen

Bronchitis bei schwergradigen Silikoseformen gezeigt werden. Dies bestätigte, dass

Erkrankungen an chronischer obstruktiver Bronchitis und Lungenemphysem bei Beschäftigten

mit langjähriger Untertagetätigkeit signifikant gehäuft vorkommen, auch ohne das Vorhandensein

radiologischer Veränderungen. Es besteht eine Dosis-Wirkungsbeziehung zwischen eingeatmeter

Staubmenge und der Häufigkeit des Auftretens einer chronischen obstruktiven Bronchitis und

eines Lungenemphysems (Lange und Pache 1991, Piekarski und Morfeld 1993).

Dabei ist das Vorliegen eines gesicherten radiologischen Befundes (Streuungskategorie=1/1

nach ILO 1980) keine notwendige Voraussetzung für die Entwicklung einer chronischen

Bronchitis und eines Emphysems bei Steinkohlenbergarbeitern (Attfield und Hodous 1992,

Collins et al. 1988, Marine et al. 1988, Rogan et al. 1973). Die Prävalenz der chronischen

Bronchitis verdoppelt sich nach 35-jähriger Untertagetätigkeit bei einer unterstellten

Durchschnittskonzentration von ca. 7mg/m3 (Collins et al. 1988). Wang X et al. (1999)

bestätigten dass bereits bei leicht- bis mittelgradigen Silikoseformen (CWP I und II) Husten und

Auswurf, Atemnot und Emphysemzeichen bei Bergleuten signifikant gehäuft auftreten. Auch

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Leigh (1983) konnte eine Korrelation von postmortalem Emphysem und einer Silikose anhand

eines 5 Jahre vor dem Tode angefertigten Röntgenbildes nachweisen. Positive Korrelationen

konnten neben dem Emphysem und der Silikose auch für die chronische Bronchitis

nachgewiesen werden. Eine enge Korrelation bestand auch für die Staubexposition. Dies

bestätigt die Befunde von Bürkmann (1983) sowie Bürkmann und Julich (1985). Kein eindeutiger

Zusamenhang konnte zwischen der Expositionszeit und den bronchitischen Veränderungen

nachgewiesen werden, sowie zwischen den Rauchgewohnheiten und dem postmortalen

Emphysem und der chronischen Bronchitis nachgewiesen werden. Die Ergebnisse von Ruckley

(1984) und Seaton (1983) zeigen eine positive Korrelation zwischen Staubgehalt der Lungen und

einem Emphysem. Umgekehrt führt das Emphysem zur erhöhten Staubeinlagerung.

Im Vergleich zu nicht staubexponierten Patientenkollektiven tritt das Emphysem, so fanden

Hieber et al. (1980), über alle Altersstufen hinweg häufiger bei Patienten mit Silikose auf. Nur

bei einem Drittel der Fälle wurde überwiegend eine perinoduläres Emphysem gefunden. Der

größte Teil der Emphysembildungen war topographisch unabhängig von den Silikoseherden. Eine

Korrelation des perinodulären Emphysems mit dem Grad der Silikose fand sich nicht. Der

silikotische Herd kann als Ursache für ein Emphysem auftreten. Er ist, neben anderen Narben-

und Grenzstrukturen, eine Möglichkeit des Ursprungs eines Emphysems. In unserem

Untersuchungsgut lag der Anteil perinodulärer Emphyseme in etwa in demselben Bereich

(39,4%) und ebenfalls unabhängig vom Ausprägungsgrad der Silikose.

Cowie et al. (1993) stellten in ihrer Studie eine Prävalenz von Emphysemen bei Bergleuten (im

Goldbergbau) ohne Silikose von 33% (5/15) fest ohne jedoch auf die Expositionsdauer unter

Tage einzugehen. Staubexponierte Bergleute ohne Silikosenachweis hatten keine Emphyseme

(keine Korrelation zwischen Expositionsdauer und Silikose) in der Gruppe der Nichtraucher,

während Raucher in 55% Emphyseme aufwiesen. Rauchen verdoppelt die Prävalenz und

steigert die Schweregrade der Emphyseme. Die Veränderungen der Lungenfunktion waren

ähnlich der einer COPD. Becklake et al. (1987) sahen in der Expositionsdauer unter Tage einen

Risikofaktor für die Entwicklung von Emphysemen.

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Hnizdo et al (1991) fanden in ihren Untersuchungen insbesondere das zentrilobuläre Emphysem

im Zusammenhang mit der Silikose. Bégin et al. (1995) konnten in einem von 20 Fällen (5,0%)

bei Bergleuten ohne Pneumokoniose und in 8 von11 Fällen (72,7%) bei Bergleuten mit

Pneumokoniose Emphysemzeichen im CT nachweisen. Das Alter, Rauchergewohnheiten und

das Vorliegen einer Pneumokoniose beeinflussen das Vorliegen eines Emphysems.

In der vorliegenden Studie lag der Anteil der mindestens mittelgradigen Emphyseme in etwa in

demselben Bereich (71%). Bei den leichtgradigen Silikosen wurde bei 62% der Bergleute ein

mindestens mittelgradiges Emphysem gefunden. Der Unterschied bei den weniger belasteten

Bergleuten resultiert sowohl aus den unterschiedlichen Methoden (Obduktion vs. CT) als auch

aus der höheren Silikosebelastung (Silikose I° vs. keine Pneumokoniose).

Bei Patienten mit weit fortgeschrittenen Stadien einer Silikose ist das Emphysem eine allgemein

anerkannte Komplikation (Bergin et al. 1986, Kinsella et al. 1990). Worth und Smidt (1975)

wiesen darauf hin, dass bereits in den Frühstadien der Pneumokoniose eine Bronchiolitis mit

Bronchioloektasien und -stenosen auftreten kann. Dies führt zu einer Abnahme der stützenden

Wandelemente, glatter Muskulatur und fibroelastischer Fasern. Durch das Kollabieren der

Bronchiolen in der Exspiration kommt es zu einer dynamischen Bronchiolostenose mit

konsekutiver Ausbildung eines Emphysems. Radiologisch ist dies durch das fehlende

radiomorphologische Korrelat in der Anfangsphase erst in fortgeschrittenen Stadien eines

Lungenemphysems zu eruieren. Diese bereits frühe Ausbildung eines Emphysems in geringen

Silikosestadien konnte in der vorliegenden Arbeit bestätigt werden.

Aus den vorstehend genannten Gründen wurde in Deutschland die Berufskrankheit BKVO-Nr.

4111 “Chronische obstruktive Bronchitis oder Emphysem von Bergleuten unter Tage im

Steinkohlenbergbau bei Nachweis der Einwirkung einer kumulativen Feinstaubdosis von in der

Regel 100mg/m3 x Jahre” eingeführt (Nowak 1996). Unsere Ergebnisse unterstützen dem

Grunde nach die Erfordernisse zur Einführung der BKVO-Nr. 4111, da auch wir bei langjähriger

unter Tage Anamnese auch in geringen Silikosestadien ein gehäuftes Vorkommen einer

chronischen Bronchitis und eines Emphysem nahelegen konnten.

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Expositionszeit

In unserem Untersuchungsgut ist mit zunehmendem Schweregrad der autoptisch

nachgewiesener Silikose kein Anstieg der Expositionszeit unter Tage zu erkennen. Im Gegenteil

kommt es in der Gruppe der schwergradigen Silikosen zu einem nicht signifikanten Abfall der

Expositionszeit. Dies kann auf die Tatsache zurückgeführt werden, dass Bergleute mit

nachgewiesenen radiologischen Silikosezeichen nicht mehr unter Tage eingesetzt wurden. Aus

den vorliegenden Akten ging nicht hervor, welche Staubbelastung am Arbeitsplatz vorgelegen

hat und welche Staubschutzmaßnahmen getroffen worden sind.

Hurley (1986) zeigte bei Bergleuten mit längerer Expositionszeit höhere Raten an radiologisch

nachweisbaren Silikosen.

In der vorliegenden Arbeit konnte in der Gruppe der Bergleute mit einer unter-Tage-Anamnese

von mehr als 30 Jahren ein signifikanter Anstieg der Resistance festgestellt werden. Ein Anstieg

anderer Lungenfunktionswerte konnte nicht nachgewiesen werden. Die Werte der VCI und der

FEV-1 sind bereits in der Expositionsgruppe bis zu 10 Jahren unter Tage leichtgradig reduziert

und fallen mit zunehmender Expositionsdauer in unserer Querschnittsstudie nicht weiter ab. Zu

beachten ist, dass das vorliegende Untersuchungsgut aus einem selektionierten Anteil der

Bergleute höchstens 24 Monate vor ihrem Tode besteht. Zur Beurteilung der Reduktion der

Lungenfunktion scheint eine Longitudinalstudie sinnvoller. Bürkmann (1983) stellte darin fest,

dass die Expositionszeit ein entscheidender Parameter zur Beeinflussung der

Lungenfunktionsparameter bei Staubbelasteten sei, mehr als das Vorhandensein einer Silikose

selbst. So konnte eine Abnahme der Vitalkapazität und des 1-Sekundenwertes sowie ein Anstieg

des Residalvolumens und ein Abfall des Sauerstoffpartialdruckes mit Zunahme der

Expositionszeit nachgewiesen werden (Bürkmann und Julich 1985).

Nach Ulmer et. al. (1987) ist der in den früheren Jahren einer Exposition eingeatmete Staub

bedeutsamer für die Silikoseentwicklung als später inhalierter Staub. Nach 15- bis 20-jähriger

staubbelasteter Tätigkeit ist die Zunahme an ILO-Klassifikationsstufen weitgehend unabhängig

davon, ob der Bergmann noch weiter staubexponiert ist oder bereits ausgeschieden ist.

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Des Weiteren weist Ulmer (1967) darauf hin, dass zwischen der Expositionzeit unter Tage und

den Funktionseinschränkungen lediglich eine geringgradige ursächliche Verknüpfung besteht.

Der physiologische Einfluß des Lebensalters auf die Lungenfunktionsparameter sei bedeutender

als die Dauer der Untertageexposition.

Klinisch-anamnestische Dyspnoe

In unserer Untersuchung konnte ein signifikanter Zusammenhang zwischen den klinisch-

anamnestischen Untersuchungsbefunden und den autoptisch festgestellten Schweregraden der

Silikose nachgewiesen werden. Mit zunehmend schwereren Silikoseformen wurden die

Ausprägungsgrade klinisch-anamnestischer Dyspnoe stärker. Für die Resistance ließ sich ein

signifikanter Anstieg mit zunehmender klinisch-anamnestischer Dyspnoe nachweisen.

Hochsignifikant war der Zusammenhang zwischen dem Abfall der FEV-1 und zunehmender

Dyspnoe. Ebenfalls signifikant war die Abnahme der Vitalkapazität mit Zunahme der

Dyspnoegrade. Ein Zusammenhang mit dem Sauerstoffpartialdruck fand sich nicht.

Subjektive Symptome, Atemnot, Husten und Auswurf, kommen bei Staubexponierten signifikant

häufiger vor. Diesen subjektiven Befunden liegen aber nur zu einem geringen Teil (10-20%)

Veränderungen des Sauerstoffpartialdruckes und der Resistance zugrunde. Pathologische

Auskultationsbefunde sind in der Gruppe der Bergleute nicht häufiger als bei den

Nichtstaubexponierten (Ulmer et al. 1967).

Minderung der Erwerbsfähigkeit (MdE)

Ein Ziel dieser Studie war es einen kritischen Vergleich zwischen den klinischen, gutachterlichen

Ergebnissen einerseits und den postmortalen, pathologisch-anatomischen Ergebnissen

andererseits zu ziehen. Die Höhe der Minderung der Erwerbsfähigkeit durch die Berufskrankheit

wird im Falle der Pneumokoniosen im besonderen Maße beeinflußt durch die

Lungenfunktionsparameter. Nach der Rechtssprechung des Bundessozialgerichtes (Urteil vom

27.07.1989-2RU 54/88) wird zwischen dem Versicherungsfall ohne Minderung der

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Erwerbsfähigkeit (MdE) und dem Leistungsfall mit MdE unterschieden. Der Versicherungsfall

kann angenommen werden, wenn regelwidrige Befunde, das heißt im Fall der Bergleute eine

Pneumokoniose, vorliegen. Eine Behandlungsbedürftigkeit oder meßbare MdE ist nicht

Voraussetzung für den Versicherungsfall, so dass ein medizinischer Gutachter die Annahme des

Versicherungsfalls bereits bei einem Schweregrad der Pneumokoniose nach ILO-Klassifikation

von 1/0 bis 1/1 vorschlagen kann. Grundlage der Entschädigungspraxis des Leistungsfalls in

Deutschland sind Untersuchungen, die gezeigt haben, dass Bronchitis und Emphysem erst bei

schwergradigen Mischstaub-Pneumokoniosen häufiger als in einem Kontrollkollektiv ohne

Pneumokoniose auftreten (Ulmer 1967). Die Zuerkennung einer MdE basiert auf der

epidemiologischen Beobachtung, dass Bronchitis und Emphysem erst bei einer Silikose des

Stadiums III gehäuft auftreten. Eine Einschätzung des Ausmaß der daraus resulterenden

Einschränkung des kardio-pulmonalen Systems wird im besonderen Maß durch die

Lungenfunktionsprüfung dokumentiert (Reichel 1996). Zur Bestimmung, welcher der Parameter

der Lungenfunktionsprüfung in unserer Untersuchung einen signifikanten Einfluß auf die von den

Gutachtern bestimmten Minderungen der Erwerbsfähigkeit hatten wurden die Werte einander

gegenübergestellt.

Die Resistance hat in unserem Patientengut keine signifikante Korrelation zur MdE.

Ausschließlich die Mittelwerte der TLC weisen zwischen den Gruppen der zu Lebzeiten

entschädigten und den nicht entschädigten einen Unterschied auf. Eine detaillierte

Differenzierung der berechneten Lungenfunktionsparameter für die einzelnen Prozentgrade der

MdE bestätigt eine signifikante Reduktion des RV, der TLC, des Quotienten aus RV/TLC und

der FEV-1 (in % vom Soll) mit zunehmenden MdE-Werten. Lediglich die Resistance und die

Vitalkapazität zeigten keinen eindeutigen Zusammenhang mit den MdE-Werten.

Die Korrelation von autoptisch festgestellten Schweregraden der Silikose und den klinisch-

gutachterlich MdE-Werten fällt insgesamt zufriedenstellend aus. In 93% der Fälle mit einer

MdE=0% besteht autoptisch eine maximal leichtgradige Silikose. Bei mittleren oder

schwergradigen Silikose waren nur 7% der Bergleute ohne Anerkennung einer Berufskrankheit.

Die Ergebnisse spiegeln eine deutliche Zunahme der schwergradigen autoptischen Silikosegrade

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bei höher eingestuften MdE-Graden wieder. Jede autoptisch schwergradige Silikose ist zu

Lebzeiten erkannt worden und über eine MdE entschädigt worden. Der Patient mit nur

geringgradigen Staublungenveränderungen und einer MdE von 80% ist initial wegen einer

Silikotuberkulose entschädigt worden. Hartung und Moon (1992) fanden einen ebenfalls

zufriedenstellenden klinisch-pathologischen Zusammenhang für diese Fälle. Sie fanden im

Unterschied bei mittelgradigen Silikosen noch 45% nicht anerkannte und bei schwergradigen

Silikosen noch 18% klinisch nicht anerkannte Silikosen (im Vergleich zu 7% und 0% im

vorliegenden Obduktionsgut). Dieser Unterschied mag einerseits in unserem selektioniertem

Untersuchungsgut und in dem geringen Abstand des letzten klinischen Gutachtens vor dem Tod

liegen. Daher stellen die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit die Realität bei optimalen Verlauf,

dass heisst einer regelmäßigen Begutachtung, dar.

Wegen der gutachterlichen und damit schließlich für den Versicherten und dessen

Hinterbliebenen großen Bedeutung der jeweiligen klinischen und autoptischen Entscheidung

bezüglich des Vorliegens einer entschädigungspflichtigen Silikose oder Silikotuberkulose wurden

zur Validierung der klinischen und damit versicherungstechnisch entscheidenden Befunde diese

mit dem gutachterlichen Ergebnis des Pathologen verglichen. Zur kritischen Einschätzung der

Zugrundelegung des pathologischen Befundes als “Goldstandard” sei noch einmal auf die

Methodenkritik in dieser Arbeit verwiesen.

In dem vorliegenden Untersuchungsgut sind 81,6% der Fälle bezüglich der Entscheidung einer

entschädigungspflichtigen Silikose richtig, d. h. in der klinischen und pathologischen

Begutachtung gleich entschieden worden. Davon wurden 51,2% richtig positiv und 30,4% richtig

negativ beurteilt. 9,6% wurden falsch positiv eingeschätzt und haben danach zu Unrecht eine

Rente erhalten, während 8,8% falsch negativ beurteilt worden sind. Diese hätten zu Lebzeiten

eine Rente erhalten müssen.

Der Vergleich der Ergebnisse der klinischen Gutachten bezüglich der BKVO-Nr. 4101 und

BKVO-Nr. 4102 sowie dem pathologisch-anatomischen Gutachten die Silikose betreffend

erbrachte damit eine Fehleinschätzung in 18,4% der Fälle. Dabei sind die Anteile der falsch

positiven (“zu Unrecht entschädigt”) und der falsch negativen (“zu Unrecht nicht entschädigt”)

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klinischen Befunden beim verwenden des Obduktionsergebnisses als Goldstandard zu etwa

gleichen Teilen verteilt (9,6%/8,8%).

Dies entspricht nahezu kongruent den Befunden von Worth und Nerreter aus dem Jahre 1954.

In jeweils 8,25% der Fälle wurden die klinischen Befunde sowohl zu gering- als auch zu

schwergradig im Vergleich zum Obduktionsbefund eingestuft. Trotz der im Vergleich zu damals

wesentlich verbesserte Untersuchungstechniken liegt der Anteil der falsch eingeschätzten

Befunden, sowohl negativer als auch positiver, im nahezu unverändertem Bereich. Damals

überwogen allerdings noch in der Begutachtungspraxis die schwergradigen Silikosen (III°)

(33,3%) im Vergleich zu heute (18,4%). Im Verlauf des Zeitinvalls kam zu einer Verbesserung

der Staubschutzmaßnahmen und damit zu einer Abnahme der schwergradigen und leichter zu

beurteilenden Silikose. Gleichzeitig nahmen die grenzwertigen und schwerer zu beurteilenden

Silikoseformen zu. Bei zunehmend schwieriger zu beurteilenden Befunden scheint der Progress

in der Entwicklung von moderneren Diagnosemethoden sich im Verlauf der Jahre ähnlich

entwickelt zu haben.

Der Anteil der Silikotuberkulose hat deutlich abgenommen (Worth und Nerreter 1954 42,7%/ in

der vorliegenden Arbeit 4,0%). Zusätzlich muß jedoch das maximale Zeitintervall von 24

Monaten zwischen Gutachten und Autopsie berücksichtigt werden. Es kann sich im Einzelfall um

eine neu aufgetretene Tuberkulose handeln. Zur genaueren Klärung hätte es eines Gutachtens

möglichst zeitnah zum Versterben des Versicherten bedurft. Weiter einschränkend zu

berücksichtigen ist die geringe Fallzahl (n=5) der autoptisch nachgewiesenen Fälle einer

Silikotuberkulose.

Bezüglich der BKVO-Nr. 4101 wurden 8,8% falsch positiv eingeschätzt, während 6,4% falsch

negativ beurteilt worden sind. Die Fehlerquote liegt bei 15,2%. Die Spezifität des klinischen

Gutachtens lag bei 78,4%, die Sensitivität bei 89,2% bei einem positiven (negativen)

Vorhersagewert von 85,7% (83,3%).

Bezüglich der BKVO-Nr. 4102 wurden 0,8% falsch positiv und 3,2% falsch negativ beurteilt.

Die Fehlerquote liegt hier bei 4,0%.

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In dem durch die berufliche Belastung selektioniertem Untersuchungsgut wurde in 36,8% der

Fälle die Silikose als ursächlich oder teilursächlich für den Tod anerkannt. Damit lag die

Anerkennungsrate in unserem Untersuchungsgut in demselben Bereich (36,3%) wie in der

Untersuchung von Hartung und Moon (1992). In 2,4% der Fälle wurde die Silikotuberkulose als

Berufserkrankung anerkannt. Der Anteil der Silikotuberkulosen (4,0%) liegt zwischen den

Ergebnissen von Hartung und Moon (1992; 7%) und den Angaben in großen Sammelstatistiken

(2,4%) (Hartung 1982).

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5. Zusammenfassung

In der retrospektiven Untersuchung von 125 verstorbenen und obduzierten Bergleuten aus dem

Ruhrgebiet konnte eine Korrelation von klinischen Lungenfunktionsparametern, die höchstens 24

Monaten vor dem Tode innerhalb von Pneumokoniose-Gutachten erhoben wurden und den die

Silikose betreffenden Obduktionsergebnissen nur marginal und für keinen

Lungenfunktionsparameter signifikant nachgewiesen werden. Insbesondere ist zwischen den

verschiedenen morphologischen Ausprägungsgraden der Anthrako-Silikose und den

entsprechenden Lungenfunktionsbefunden kein Zusammenhang zu erkennen.

Die autoptisch nachgewiesenen Begleiterkrankung der Silikose, die chronische Bronchitis und

das Emphysem, nehmen mit zunehmenden Schweregraden der Silikose in Zahl und Ausprägung

zu. Die o. g. Begleiterkrankungen der Silikose korrelieren besser mit den klinischen Ergebnissen

der Lungenfunktionsprüfung als die originären, durch die Silikose verursachten, morphologischen

Veränderungen i. S. einer Beherdung. In dieser Arbeit konnte die Zunahme der Häufigkeit der

chronischen Bronchitis nachgewiesen werden bei zunehmenden Silikosegraden. Eine erhöhte

Anzahl von Emphysemnachweisen konnte bei höhergradigen Silikosestadien (III) gezeigt

werden.

Es konnte ein signifikanter Zusammenhang von klinisch-anamnestischer Dyspnoe und einerseits

autoptisch festgestellten Ausprägungsgraden der Silikose als auch andererseits Einschränkungen

der Lungenfunktion nachgewiesen werden.

Es besteht eine befriedigende Korrelation von klinisch-gutachterlich eingeschätzten

entschädigungspflichtigen Silikoseausprägungen und pathologisch-anatomischen Ergebnissen.

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Klinisch falsch eingeschätzte Begutachtungsergebnisse bestehen zu 18,4% und können, wird der

pathologisch-anatomische Befund als “Goldstandard” zugrunde gelegt, zu gleichen Teilen falsch

positiven als auch falsch negativen Ergebnissen zugeordnet werden.

Bei Zunahme der grenzwertigen und schwerer zu beurteilenden Silikoseformen und gleichzeitig

verbesserten diagnostischen Möglichkeiten scheint der Anteil der klinischen Fehleinschätzungen

in den letzten Jahrzehnten gleich geblieben zu sein.

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85

7. Anhang

Tabelle A1 Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der autoptisch festgestellten

Silikose und der Störung der Resistance (Rt in cm H2O/l/s) nach

SMIDT (n=104)

Bewertung der Störung der Resistance nach SMIDT

Ausmaß der autoptisch

festgestellten Silikose

normal

n (%)

leichtgradig

n (%)

mittelgradig

n (%)

schwergradig

n (%)

Gesamt

n (%)

Geringgradige Staub-

lungenveränderungen

4 (66,7)*

(9,8)**

1 (16,7)

(4,3)

1 (16,7)

(3,0)

5 (100)

(4,8)***

Leichtgradige Silikose

Grad I

15 (39,5)

(36,6)

8 (21,1)

(34,8)

11 (28,9)

(33,3)

4 (10,5)

(57,1)

38 (100)

(36,5)

Mittelgradige Silikose

Grad II

12 (30,8)

(29,3)

10 (25,6)

(43,5)

14 (35,9)

(42,4)

3 (7,7)

(42,9)

39 (100)

(37,5)

Schwergradige Silikose

Grad III

10 (47,6)

(24,4)

4 (19,0)

(17,4)

7 (33,3)

(21,2)

21 (100)

(20,2)

Gesamt 41 (39,4)***

(100)

23 (22,1)

(100)

33 (31,7)

(100)

7 (6,7)

(100)

104 (100)

* % vom Ausmaß der autoptisch festgestellten Silikose ** % vom Grad der Störung der Rt *** % von n

Tabelle A2 Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der autoptisch festgestellten

Silikose und der Störung des intrathorakalen Gasvolumens (IGV in %

vom Soll) nachSMIDT (n=93)

Bewertung der Störung der IGV (% vom Soll) nach SMIDT

Ausmaß der autoptisch

festgestellten Silikose

normal

n (%)

leichtgradig

n (%)

mittelgradig

n (%)

schwergradig

n (%)

Gesamt

n (%)

Geringgradige Staub-

lungenveränderungen

3 (60,0)*

(7,3)**

2 (40,0)

(11,8)

5 (100)

(5,4)***

Leichtgradige Silikose Grad I 14 (45,2)

(34,1)

9 (29,0)

(37,5)

4 (12,9)

(23,5)

4 (12,9)

(36,4)

31 (100)

(33,3)

Mittelgradige Silikose Grad II 14 (36,8)

(34,1)

13 (34,2)

(54,2)

6 (15,8)

(35,3)

5 (13,2

(45,5)

38 (100)

(40,9)

Schwergradige Silikose Grad

III

10 (52,6)

(24,4)

2 (10,5)

(8,3)

5 (26,3)

(29,4)

2 (10,5)

(18,2)

19 (100)

(20,4)

Gesamt 41 (44,1)***

(100)

24 (25,8)

(100)

17 (18,3)

(100)

11 (11,8)

(100)

93 (100)

* % vom Ausmaß der autoptisch festgestellten Silikose ** % vom Grad der Störung des IGV% *** % von n

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86

Tabelle A3 Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der autoptisch festgestellten Silikose und

der Störung der Vitalkapazität (VCI in % vom Soll) nachSMIDT (n=81)

Bewertung der Störung der VCI (% vom Soll) nach SMIDT

Ausmaß der autoptisch

festgestellten Silikose

normal

n (%)

leichtgradig

n (%)

mittelgradig

n (%)

schwergradig

n (%)

Gesamt

n (%)

geringgradige

Staublungenveränderungen

2 (40,0)*

(5,6)**

2 (40,0)

(9,1)

1 (20,0)

(5,3)

5 (100)

(6,2)***

leichtgradige Silikose Grad I 15 (44,1)

(41,7)

9 (26,5)

(40,9)

6 (17,6)

(31,6)

4 (11,8)

(100)

34 (100)

(42,0)

mittelgradige Silikose Grad II 12 (42,9)

(33,3)

5 (17,9)

(22,7)

11 (39,3)

(57,9)

28 (100)

(34,6)

schwergradige Silikose Grad III 7 (50,0)

(19,4)

6 (42,9)

(27,3)

1 (7,1)

(5,3)

14 (100)

(17,3)

Gesamt 36 (44,4)***

(100)

22 (27,2)

(100)

19 (23,5)

(100)

4 (4,9)

(100)

81 (100)

* % vom Ausmaß der autoptisch festgestellten Silikose ** % vom Grad der Störung der VCI% *** % von n

Tabelle A4 Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der autoptisch festgestellten Silikose und

der Störung des forcierten exspiratorischen Volumens in einer Sekunde (FEV-1

in % vom Soll) nach SMIDT (n=75)

Bewertung der Störung der FEV-1 (% vom Soll) nach SMIDT

Ausmaß der autoptisch

festgestellten Silikose

normal

n (%)

leichtgradig

n (%)

mittelgradig

n (%)

schwergradig

n (%)

Gesamt

n (%)

geringgradige

Staublungenveränderungen

3 (60,0)*

(10,4)**

1 (20,0)

(3,8)

1 (20,0)

(10,0)

5 (100)

(6,7)***

leichtgradige Silikose Grad I 9 (30,0)

(32,1)

10 (33,3)

(38,5)

5 (16,7)

(50,0)

6 (20,0)

(54,5)

30(100)

(40,0)

mittelgradige Silikose Grad II 10 (37,0)

(35,7)

10 (37,0)

(38,5)

3 (11,1)

(30,0)

4 (14,8)

(36,4)

27 (100)

(36,0)

schwergradige Silikose Grad III 6 (46,2)

(21,4)

5 (38,5)

(19,2)

1 (7,7)

(10,1)

1 (7,7)

(9,1)

13 (100)

(17,3)

Gesamt 28 (37,3)***

(100)

26 (34,7)

(100)

10 (13,3)

(100)

11 (14,7)

(100)

75 (100)

* % vom Ausmaß der autoptisch festgestellten Silikose ** % vom Grad der Störung des FEV-1% *** % von n

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87

Tabelle A5 Zusammenhang zwischen der Störung des Sauerstoffpartialdruckes (nach SMIDT) und

der autoptisch festgestellten Silikose (n=105)

Bewertung der Störung des paO2 (mmHg) nach SMIDT

Ausmaß der autoptisch

festgestellten Silikose

normal

n (%)

leichtgradig

n (%)

mittelgradig

n (%)

schwergradig

n (%)

Gesamt

n (%)

Geringgradige

Staublungenveränderungen

4 (80,0)*

(8,3)**

1 (20,0)

(6,7)

5 (100)

(4,8)***

Leichtgradige Silikose Grad I 17 (44,7)

(35,4)

9 (23,7)

(39,1)

6 (15,8)

(40,0)

6 (15,8)

(31,6)

38(100)

(36,2)

Mittelgradige Silikose Grad II 15 (36,6)

(31,3)

10 (24,4)

(43,5)

6 (14,6)

(40,0)

10 (24,4)

(52,6)

41 (100)

(39,0)

Schwergradige Silikose Grad III 12 (57,1)

(25,0)

4 (19,0)

(17,4)

2 (9,5)

(13,3)

3 (14,3)

(15,8)

21 (100)

(20,0)

Gesamt 48 (45,7)***

(100)

23 (21,9)

(100)

15 (14,3)

(100)

19 (18,1)

(100)

105 (100)

* % vom Ausmaß der autoptisch festgestellten Silikose ** % vom Grad der Störung des paO2 *** % von n

Tabelle A6 Zusammenhang zwischen der autoptisch festgestellten Größe der kleinen

silikotischen Herde und der Störung der Resistance (Rt in cm H2O/l/s) nach SMIDT

(n=91)

Bewertung der Störung der Resistance nach SMIDT

Größe der kleinen

silikotischen Herde

normal

n (%)

leichtgradig

n (%)

mittelgradig

n (%)

schwergradig

n (%)

Gesamt

n (%)

klein (<1,5mm) 19 (41,3)*

(52,8)**

13 (28,3)

(68,4)

10 (21,7)

(34,5)

4 (8,7)

(57,1)

46 (100)

(50,5)***

mittel (1,5-3mm) 6 (42,9)

(16,7)

1 (7,1)

(5,3)

5 (35,7)

(17,2)

2 (14,3)

(28,6)

14 (100)

(15,4)

groß (3-10mm) 7 (43,8)

(19,4)

2 (12,5)

(10,5)

6 (37,5)

(20,7)

1 (6,3)

(14,3)

16 (100)

(17,6)

verschieden 4 (26,7)

(11,1)

3 (20,0)

(15,8)

8 (53,3)

(27,6)

15 (100)

(16,5)

Gesamt 36 (39,6***

(100)

19 (20,9)

(100)

29 (31,9)

(100)

7 (7,7)

(100)

91 (100)

* % von der Größe der kleinen silikotischen Herde ** % vom Grad der Störung der Rt *** % von n

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88

Tabelle A7 Zusammenhang zwischen der autoptisch festgestellten Größe der kleinen

silikotischen Herde und der Störung des intrathorakalen Gasvolumens (IGV in %

vom Soll) nach SMIDT (n=81)

Bewertung der Störung der IGV (% vom Soll) nach SMIDT

Größenkategorie der kleinen

silikotischen Herde

normal n

(%)

leichtgradig

n (%)

mittelgradig n

(%)

schwergradig

n (%)

Gesamt n

(%)

klein (<1,5mm) 17 (42,5)*

(47,2)**

12 (30,0)

(57,1)

5 (12,5)

(38,5)

6 (15,0)

(54,5)

40 (100)

(49,4)***

mittel (1,5-3mm) 4 (36,4)

(11,1)

3 (27,3)

(14,3)

2 (18,2)

(15,4)

2 (18,2)

(18,2)

11 (100)

(13,6)

groß (3-10mm) 9 (60,0)

(25,0)

2 (13,3)

(9,5)

3 (20,0)

(23,1)

1 (6,7)

(9,1)

15 (100)

(18,5)

verschieden 6 (40,0)

(16,7)

4 (26,7)

(19,0)

3 (20,0)

(23,1)

2 (13,3)

(18,2)

15 (100)

(18,5)

Gesamt 36 (44,4)***

(100)

21 (25,9)

(100)

13 (16,0)

(100)

11 (13,6)

(100)

81 (100)

* % von der Größe der kleinen silikotischen Herde ** % vom Grad der Störung der IGV% *** % von n

Tabelle A8 Zusammenhang zwischen der autoptisch festgestellten Größe der kleinen

silikotischen Herde und der Störung der Vitalkapazität (VCI in % vom Soll) nach

SMIDT (n=72)

Bewertung der Störung der VCI (% vom Soll) nach SMIDT

Größenkategorie der kleinen

silikotischen Herde

normal

n (%)

leichtgradig

n (%)

mittelgradig

n (%)

schwergradig

n (%)

Gesamt n

(%)

klein (<1,5mm) 19 (47,5)*

(61,3)**

11 (27,5)

(55,0)

6 (15,0)

(35,5)

4 (10,0)

(100)

40 (100)

(55,6)***

mittel (1,5-3mm) 5 (41,7)

(16,1)

2 (16,7)

(10,0)

5 (41,7)

(29,4)

12 (100)

(16,7)

groß (3-10mm) 5 (50,0)

(16,1)

4 (40,0)

(20,0)

1 (10,0)

(5,9)

10 (100)

(13,9)

verschieden 2 (20,0)

(6,5)

3 (30,0)

(15,0)

5 (50,0)

(29,4)

10 (100)

(13,9)

Gesamt 31 (43,1)***

(100)

20 (27,8)

(100)

17 (23,6)

(100)

4 (5,6)

(100)

72 (100)

* % von der Größe der kleinen silikotischen Herde ** % vom Grad der Störung der VCI% *** % von n

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89

Tabelle A9 Zusammenhang zwischen der autoptisch festgestellten Größe der kleinen

silikotischen Herde und der Störung des FEV-1 (in % vom Soll) nach SMIDT (n=67)

Bewertung der Störung der FEV-1 (% vom Soll) nach SMIDT

Größenkategorie der kleinen

silikotischen Herde

normal

n (%)

leichtgradig

n (%)

mittelgradig

n (%)

schwergradig

n (%)

Gesamt n

(%)

klein (<1,5mm) 14 (38,9)*

(58,3)**

12 (33,3)

(52,2)

4 (11,1)

(44,4)

6 (16,7)

(54,5)

36 (100)

(53,7)***

mittel (1,5-3mm) 3 (25,0)

(12,5)

5 (41,7)

(21,7)

2 (16,7)

(22,2)

2 (16,7)

(18,2)

12 (100)

(17,9)

groß (3-10mm) 5 (55,6)

(20,8)

2 (22,2)

(8,7)

1 (11,1)

(11,1

1 (11,1)

(9,1)

9 (100)

(13,4)

verschieden 2 (20,0)

(8,3)

4 (40,0)

(17,4)

2 (20,0)

(22,2)

2 (20,0)

(18,2)

10 (100)

(14,9)

Gesamt 24 (35,8)***

(100)

23 (34,3)

(100)

9 (13,4)

(100)

11 (16,4)

(100)

67 (100)

* % von der Größe der kleinen silikotischen Herde ** % vom Grad der Störung des FEV-1% *** % von n

Tabelle A10 Zusammenhang zwischen der Störung des Sauerstoffpartialdruckes (nach SMIDT)

und der Größenkategorie der kleinen silikotischen Herde (n=77)

Bewertung der Störung des paO2 (mmHg) nach SMIDT

Größenkategorie der kleinen

silikotischen Herde

normal

n (%)

leichtgradig

n (%)

mittelgradig

n (%)

schwergradig

n (%)

Gesamt n

(%)

klein (<1,5mm) 21 (45,7)*

(50,0)**

12 (26,1)

(57,1)

8 (17,4)

(61,5)

5 (10,9)

(31,3)

46 (100)

(50,0)***

mittel (1,5-3mm) 5 (31,3)

(11,9)

5 (31,3)

(23,8)

1 (6,3)

(7,7)

5 (31,3)

(31,3)

16 (100)

(17,4)

groß (3-10mm) 8 (53,3)

(19,0)

3 (20,0)

(14,3)

2 (13,3)

(15,4)

2 (13,3)

(12,5)

15 (100)

(16,3)

verschieden 8 (53,3)

(19,0)

1 (6,7)

(4,8)

2 (13,3)

(15,4)

4 (26,7)

(25,0)

15 (100)

(16,3)

Gesamt 42 (45,7)***

(100)

21 (22,8)

(100)

13 (14,1)

(100)

16 (17,4)

(100)

92 (100)

* % von der Größe der kleinen silikotischen Herde ** % vom Grad der Störung des paO2 *** % von n

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90

Tabelle A11 Zusammenhang zwischen der Konfluenz der kleinen silikotischen Herde und der

Störung der Resistance (Rt in cm H2O/l/s) nach SMIDT (n=81)

Bewertung der Störung der Rt) nach SMIDT

Konfluenz der kleinen

silikotischen Herde

normal

n (%)

leichtgradig

n (%)

mittelgradig

n (%)

schwergradig

n (%)

Gesamt n

(%)

keine 11 (32,4)*

(36,7)**

10 (29,4)

(47,6)

12 (35,3)

(48,0)

1 (2,9)

(20,0)

34 (100)

(42,0)***

teilweise 18 (41,9)

(60,0)

10 (23,3)

(47,6)

11 (25,6)

(44,0)

4 (9,3)

(80,0)

43 (100)

(53,1)

ausgeprägte 1 (25,0)

(3,3)

1 (25,0)

(4,8)

2 (50,0)

(8,0)

4 (100)

(4,9)

Gesamt 30 (37,0)***

(100)

21 (25,9)

(100)

25 (30,9)

(100)

5 (6,2)

(100)

81 (100)

* % von der Konfluenz der kleinen silikotischen Herde ** % vom Grad der Störung der Rt *** % von n

Tabelle A12 Zusammenhang zwischen der Konfluenz der kleinen silikotischen Herde und der

Störung des IGV (in % vom Soll) nach SMIDT (n=73)

Bewertung der Störung des IGV (in % vom Soll) nach SMIDT

Konfluenz der kleinen

silikotischen Herde

normal n

(%)

leichtgradig

n (%)

mittelgradig

n (%)

schwergradig

n (%)

Gesamt n

(%)

keine 14 (46,7)*

(42,4)**

6 (20,0)

(31,6)

5 (16,7)

(41,7)

5 (16,7)

(55,6)

30 (100)

(41,1)***

teilweise 17 (43,6)

(51,5)

11 (28,2)

(57,9)

7 (17,9)

(58,3)

4 (10,3)

(44,4)

39 (100)

(53,4)

ausgeprägte 2 (50,0)

(6,1)

2 (50,0)

(10,5)

4 (100)

(5,5)

Gesamt 33 (45,2)***

(100)

19 (26,0)

(100)

12 (16,4)

(100)

9 (12,3)

(100)

73 (100)

* % von der Konfluenz der kleinen silikotischen Herde ** % vom Grad der Störung des IGV% *** % von n

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91

Tabelle A13 Zusammenhang zwischen der Konfluenz der kleinen silikotischen Herde und der

Störung der Vitalkapazität (VCI in % vom Soll) nach SMIDT (n=61)

Bewertung der Störung VCI in % vom Soll nach SMIDT

Konfluenz der kleinen

silikotischen Herde

normal n

(%)

leichtgradig

n (%)

mittelgradig

n (%)

schwergradig

n (%)

Gesamt n

(%)

keine 13 (48,1)*

(48,1)**

8 (29,6)

(42,1)

5 (18,5)

(35,7)

1 (3,7)

(100)

27 (100)

(44,3)***

teilweise 13 (41,9)

(48,1)

9 (29,0)

(47,4)

9 (29,0)

(64,3)

31 (100)

(50,8)

ausgeprägte 1 (33,3)

(3,7)

2 (66,7)

(10,5)

3 (100)

(4,9)

Gesamt 27 (44,3)***

(100)

19 (31,1)

(100)

14 (23,0)

(100)

1 (1,6)

(100)

61 (100)

* % von der Konfluenz der kleinen silikotischen Herde ** % vom Grad der Störung der VCI% *** % von n Tabelle A14 Zusammenhang zwischen der Konfluenz der kleinen silikotischen Herde und der

Störung des FEV-1 (in % vom Soll) nach SMIDT (n=56)

Bewertung der Störung des FEV-1 (in % vom Soll) nach SMIDT

Konfluenz der kleinen

silikotischen Herde

normal n

(%)

leichtgradig

n (%)

mittelgradig

n (%)

schwergradig

n (%)

Gesamt n

(%)

keine 11 (47,8)*

(47,8)**

7 (30,4)

(36,8)

3 (13,0)

(42,9)

2 (8,7)

(28,6)

23 (100)

(41,4)

teilweise 11 (36,7)

(47,8)

11 (36,7)

(57,9)

4 (13,3)

(57,1)

4 (13,3)

(57,1)

30 (100)

(53,6)

ausgeprägte 1 (33,3)

(4,3)

1 (33,3)

(5,3)

1 (33,3)

(14,3)

3 (100)

(5,4)

Gesamt 23 (41,1)***

(100)

19 (33,9)

(100)

7 (12,5)

(100)

7 (12,5)

(100)

56 (100)

* % von der Konfluenz der kleinen silikotischen Herde ** % vom Grad der Störung des FEV-1 *** % von n

Page 99: Aus der Medizinischen Klinik und Poliklinik, Abteilung für ... · Aus der Medizinischen Klinik und Poliklinik, Abteilung für Pneumologie, Allergologie und Schlafmedizin der Berufsgenossenschaftlichen

92

Tabelle A15 Zusammenhang zwischen der Störung des Sauerstoffpartialdruckes (nach SMIDT)

und der Konfluenz der kleinen silikotischen Herde (n=80)

Bewertung der Störung des paO2 (mmHg) nach SMIDT

Konfluenz der kleinen

silikotischen Herde

normal n

(%)

leichtgradig

n (%)

mittelgradig

n (%)

schwergradig

n (%)

Gesamt n

(%)

keine 16 (50,0)*

(44,4)**

5 (15,6)

(31,3)

8 (25,0)

(57,1)

3 (9,4)

(21,4

32 (100)

(42,0)

teilweise 19 (43,2)

(52,8)

11 (25,0)

(68,8)

5 (11,4)

(35,7)

9 (20,5)

(64,3)

44 (100)

(55,0)

ausgeprägte 1 (25,0)

(2,8)

1 (25,0)

(7,1)

2 (50,0)

(14,3)

4 (100)

(5,0)

Gesamt 36 (45,0)***

(100)

16 (20,0)

(100)

14 (17,5)

(100)

14 (17,5)

(100)

80 (100)

* % von der Konfluenz der kleinen silikotischen Herde ** % vom Grad der Störung des paO2 *** % von n

Tabelle A16 Zusammenhang zwischen der autoptisch festgestellten Größenkategorie der

silikotischen Schwielen und der Störung der Resistance (Rt in cm H2O/l/s) nach

SMIDT (n=104)

Bewertung der Störung der Resistance nach SMIDT

Größenkategorie der

silikotischen Schwielen

normal

n (%)

leichtgradig

n (%)

mittelgradig

n (%)

schwergradig

n (%)

Gesamt

n (%)

keine 17 (47,2)*

(41,5)**

7 (19,4)

(30,4)

10 (27,8)

(30,3)

2 (5,6)

(28,6)

36 (100)

(34,6)***

kleine (1-5cm) 9 (37,5)

(22,0)

6 (25,0)

(26,1)

5 (20,8)

(15,2)

4 (16,7)

(57,1)

24 (100)

(23,1)

mittelgroße (5-15cm) 8 (24,2)

(19,5)

8 (24,2)

(34,8)

16 (48,5)

(48,5)

1 (3,0)

(14,3)

33 (100)

(31,7)

große (>15cm) 7 (63,6)

(17,1)

2 (18,2)

(8,7)

2 (18,2)

(6,1)

11 (100)

(10,6)

Gesamt 41 (39,4)***

(100)

23 (22,1)

(100)

33 (31,7)

(100)

7 (6,7)

(100)

104 (100)

* % von der Größenkategorie der silikotischen Schwielen ** % vom Grad der Störung der Rt *** % von n

Page 100: Aus der Medizinischen Klinik und Poliklinik, Abteilung für ... · Aus der Medizinischen Klinik und Poliklinik, Abteilung für Pneumologie, Allergologie und Schlafmedizin der Berufsgenossenschaftlichen

93

Tabelle A17 Zusammenhang zwischen der autoptisch festgestellten Größenkategorie der

silikotischen Schwielen und der Störung des intrathorakalen Gasvolumens (IGV in

% vom Soll) nach SMIDT (n=93)

Bewertung der Störung des IGV nach SMIDT

Größenkategorie der

silikotischen Schwielen

normal n

(%)

leichtgradig

n (%)

mittelgradig

n (%)

schwergradig

n (%)

Gesamt n

(%)

keine 12 (38,7)*

(29,3)**

9 (29,0)

(37,5)

6 (19,4)

(35,3)

4 (12,9)

(36,4)

31 (100)

(33,3)***

kleine (1-5cm) 13 (59,1)

(31,7)

6 (27,3)

(25,0)

2 (9,1)

(11,8)

1 (4,5)

(9,1)

22 (100)

(23,7)

mittelgroße (5-15cm) 9 (31,0)

(22,0)

9 (31,0)

(37,5)

5 (17,2)

(29,4)

6 (20,7)

(54,5)

29 (100)

(31,2)

große (>15cm) 7 (63,6)

(17,1)

4 (36,4)

(23,5)

11 (100)

(11,8)

Gesamt 41 (44,1)***

(100)

24 (25,8)

(100)

17 (18,3)

(100)

11 (11,8)

(100)

93 (100)

* % von der Größenkategorie der silikotischen Schwielen ** % vom Grad der Störung des IGV% *** % von n

Tabelle A18 Zusammenhang zwischen der autoptisch festgestellten Größenkategorie der

silikotischen Schwielen und der Störung der Vitalkapazität (VCI in % vom Soll)

nach SMIDT (n=81)

Bewertung der Störung der VCI (% vom Soll) nach SMIDT

Größenkategorie der

silikotischen Schwielen

normal n

(%)

leichtgradig

n (%)

mittelgradig n

(%)

schwergradig n

(%)

Gesamt n

(%)

keine 13 (40,6)*

36,13)**

9 (28,1)

(40,9)

9 (28,1)

(47,4)

1 (3,1)

(25,0)

32 (100)

(39,5)***

kleine (1-5cm) 12 (54,5)

(33,3)

4 (18,2)

(18,2)

3 (13,6

(15,8)

3 (13,6)

(75,0)

22 (100)

(27,2)

mittelgroße (5-15cm) 7 (41,2)

(19,4)

6 (35,3)

(27,3)

4 (23,5)

(21,1)

17 (100)

(21,0)

große (>15cm) 4 (40,0)

(11,1)

3 (30,0)

(13,6)

3 (30,0)

(15,8)

10 (100)

(12,3)

Gesamt 36 (44,4)***

(100)

22 (27,2)

(100)

19 (23,5)

(100)

4 (4,9)

(100)

81 (100)

* % von der Größenkategorie der silikotischen Schwielen ** % vom Grad der Störung der VCI% *** % von n

Page 101: Aus der Medizinischen Klinik und Poliklinik, Abteilung für ... · Aus der Medizinischen Klinik und Poliklinik, Abteilung für Pneumologie, Allergologie und Schlafmedizin der Berufsgenossenschaftlichen

94

Tabelle A19 Zusammenhang zwischen der autoptisch festgestellten Größenkategorie der

silikotischen Schwielen und der Störung der FEV-1 (in % vom Soll) nach

SMIDT (n=75)

Bewertung der Störung der FEV-1 nach SMIDT

Größenkategorie der

silikotischen Schwielen

normal n

(%)

leichtgradig

n (%)

mittelgradig

n (%)

schwergradig

n (%)

Gesamt n

(%)

keine 11 (40,7)*

(39,3)**

8 (29,6)

(30,8)

4 (14,8)

(40,0)

4 (14,8)

(36,4)

27 (100)

(36,0)***

kleine (1-5cm) 7 (33,3)

(25,0)

7 (33,3)

(26,9)

3 (14,3

(30,0)

4 (19,0)

(36,4)

21 (100)

(28,0)

mittelgroße (5-15cm) 5 (29,4)

(17,9)

7 (41,2)

(26,9)

2 (11,8)

(20,0)

3 (17,6)

(27,3)

17 (100)

(22,7)

große (>15cm) 5 (50,0)

(17,9)

4 (40,0)

(15,4)

1 (10,0)

(10,0)

10 (100)

(13,3)

Gesamt 28 (37,3)***

(100)

26 (34,7)

(100)

10 (13,3)

(100)

11 (14,7)

(100)

75 (100)

* % von der Größenkategorie der silikotischen Schwielen ** % vom Grad der Störung des FEV-1% *** % von n

Tabelle A20 Zusammenhang zwischen der autoptisch festgestellten Größenkategorie der

silikotischen Schwielen und der Störung des Sauerstoffpartialdruckes (in mmHg)

nach SMIDT (n=105)

Bewertung der Störung des Sauerstoffpartialdruckes in Ruhe (PaO2) nach

SMIDT

Größenkategorie der

silikotischen Schwielen

normal

n (%)

leichtgradig

n (%)

mittelgradig

n (%)

schwergradig

n (%)

Gesamt n

(%)

keine 17 (48,6)*

(35,4)**

8 (22,9)

(34,8)

7 (20,0)

(46,7)

3 (8,6)

(15,8)

35 (100)

(33,3)***

kleine (1-5cm) 10 (38,5)

(20,8)

8 (30,8)

(34,8)

2 (7,7)

(13,3)

6 (23,1)

(31,6)

26 (100)

(24,8)

mittelgroße (5-15cm) 12 (36,4)

(25,0)

6 (18,2)

(26,1)

6 (18,2)

(40,0)

9 (27,3)

(47,4)

33 (100)

(31,4)

große (>15cm) 9 (81,8)

(18,8)

1 (9,1)

(4,3)

1 (9,1)

(5,3)

11 (100)

(10,5)

Gesamt 48 (45,7)***

(100)

23 (21,9)

(100)

15 (14,3)

(100)

19 (18,1)

(100)

105 (100)

* % von der Größenkategorie der silikotischen Schwielen ** % vom Grad der Störung des paO2 *** % von n

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95

Tabelle A21 Varianzanalysen der Mittelwerte der Lungenfunktionsparameter zwischen und

innerhalb der Kombinationsgruppen aus Größe und Konfluenz der kleinen

silikotischen Herde

Lungenfunktionsparameter p-Wert der Varianzanalyse zwischen und innerhalb der

Kombinationsgruppen aus Größe der

kleinen silikotischen Herde und deren Konfluenz

Rt (cm H2O/l/s) 0,99

IGV (% vom Soll) 0,69

RV (% vom Soll) 0,47

TLC (% vom Soll) 0,67

RV%TLC (% vom Soll) 0,79

VCI (l) 0,41

VCI (% vom Soll) 0,65

FEV-1 (l) 0,83

FEV-1 (% vom Soll) 0,89

FEV-1%VCI (%) 0,95

FEV-1%VCI (% vom Soll) 0,88

Blutgase in Ruhe - PaO2 (mm Hg) 0,91

Blutgase in Ruhe - PaCO2 (mm Hg) 0,83

Tabelle A22 Varianzanalysen der Mittelwerte der Lungenfunktionsparameter zwischen und

innerhalb der Kombinationsgruppen aus Konfluenz der kleinen silikotischen Herde

und Größe der silikotischen Schwielen

Lungenfunktionsparameter p-Wert der Varianzanalyse zwischen und innerhalb der

Kombinationsgruppen aus Konfluenz der kleinen silikotischen

Herde und der Größe der silikotischen Schwielen

Rt (cm H2O/l/s) 0,42

IGV (% vom Soll) 0,62

RV (% vom Soll) 0,14

TLC (% vom Soll) 0,40

RV%TLC (% vom Soll) 0,43

VCI (l) 0,21

VCI (% vom Soll) 0,36

FEV-1 (l) 0,46

FEV-1 (% vom Soll) 0,29

FEV-1%VCI (%) 0,83

FEV-1%VCI (% vom Soll) 0,67

Blutgase in Ruhe - PaO2 (mm Hg) 0,59

Blutgase in Ruhe - PaCO2 (mm Hg) 0,30

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Danksagung

Herrn Priv.-Doz. Dr. med. E. W. Schmidt und Herrn Professor G. Schultze-Werninghaus

danke ich sehr für die Überlassung des Themas und

die bereitwillige Unterstützung bei der Arbeit

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Lebenslauf

Persönliche Daten Namen Schneider Vornamen Oliver Geburtsdatum 30.10.1969 Geburtsort Gelsenkirchen Nationalität: deutsch Konfession römisch-katholisch Familienstand ledig Schulbildung 08/1976-06/1980 Grundschule “An der Schwalbenstraße”, Gelsenkirchen 08/1980-05/1989 Max-Planck-Gymnasium, Gelsenkirchen-Buer 05/1989 Abitur am 18.05.1989 06/1989-09/1990 Wehrdienst, Jägerbataillon, Fürstenau Studium und berufliche Ausbildung

10/1990-10/1996 Studium der Humanmedizin an der Ruhr-Universität Bochum Dritter Abschnitt der Ärztlichen Prüfung am 28.10.1996 11/1996-01/1997 Arzt im Praktikum, Innere Abteilung des St. Elisabeth-Hospitals,

Bochum, Leiter Professor H. A. Neumann 02/1997-05/1998 Arzt im Praktikum, Medizinische Universitätsklinik,

Knappschaftskrankenhaus, Bochum-Langendreer, Direktor Professor W.-H. Schmiegel

06/1998 Approbation als Arzt am 03.06.1998 06/1998-08/1998 Assistenzarzt, Medizinische Universitätsklinik,

Knappschaftskrankenhaus, Bochum-Langendreer, Direktor Professor W.-H. Schmiegel

seit 10/1999 Assistenzarzt, Klinik für Strahlentherapie und Radio-Onkologie, Marienhospital I, Herne, Ruhr-Universität Bochum, Direktor Professor I. A. Adamietz