Ausbildung von Abwehrspielern - ttvwh.de Gotsch.pdf · Positiv definiert "nicht schnell genug f¸r...

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Vereins-Servicetag 2013 im Stuttgart Seminar-Skript Modernes Abwehrspiel – vom Anfänger bis zur Weltklasse. (Praxis)“ Referent: Hongi Gotsch Kontakt Tischtennisverband Württemberg-Hohenzollern e.V. – Geschäftsstelle Markus Senft, Referent für Sportentwicklung Fritz-Walter-Weg 19 | 70372 Stuttgart Tel. 0711 28077 606 | Fax 0711 28077 601 | E-Mail: [email protected]

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Vereins-Servicetag 2013

im Stuttgart

Seminar-Skript

„Modernes Abwehrspiel – vom Anfänger bis zur Weltklasse. (Praxis)“

Referent: Hongi Gotsch

Kontakt Tischtennisverband Württemberg-Hohenzollern e.V. – Geschäftsstelle Markus Senft, Referent für Sportentwicklung Fritz-Walter-Weg 19 | 70372 Stuttgart Tel. 0711 28077 606 | Fax 0711 28077 601 | E-Mail: [email protected]

�Das Abwehrspiel stirbt aus!� - falls diese These jemals für denSpitzenbereich Gültigkeit besaß, so ist sie spätestens mit der neuenEropameisterin widerlegt. Warum werden dennoch so wenige Ab-wehrspieler(Innen) an der Basis ausgebildet ? Stirbt das Wissen um

die Ausbil- dung von Abwehrspieler(Innen) aus ?

Abwehr

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ALLE! Bei der Ausbildung zu Angreifern fragt auchniemand danach, ob der- oder diejenige gerade fürdas Offensivspiel besonders geeignet ist. Etwas diffe-renzierter betrachtet würde ich die Entscheidung fürein Abwehr-System davon abhängig machen, ob der/dieSpieler(in) damit mittel- und langfristig erfolgreicherspielt und kurzfristig damit auch so viel Spaß hat, dassdieses langfristige Ziel erreichbar ist.Diese Einschätzung ist - zugegeben - spekulativ. Sieunterscheidet sich aber darin nicht von den vielen

anderen Spekulationen um die Verbesserung undWeiterentwicklung von Spielern und deren

Spielsystemen.

bewegungsbegabt, athletisch

Cleverness, taktisches Verständnis

Gefühl für Rotation

Ausdauer, Willensstärke

Eigene Persönlichkeit(Sonderstatus)

Positiv definiert

"nicht schnell genug für den Angriff"

"kann nur gut schupfen"

"kein Ballgefühl,aber mit langen Noppen geht´s"

"lebt von den Fehlern des Gegners"

"es ist noch kein Abwehrer in der Gruppe"

Negativ definiert

AUSBILDUNG VONABWEHRSPIELERN

Volker Ziegler

Welche Spieler(innen)kann man zu

Abwehrspieler(innen)ausbilden?

Der Autor:34 Jahre

Dipl. SportwissenschaftlerA-Lizenz

1993 bis 1995 Landestrainer in Hamburg jetzt Verbandstrainer in Baden-Württemberg

als Spieler Angreifer (von Kreisklasse bisRegionalliga Vorne alle Spielklassen gespielt)

Phot

o: B

utte

rfly

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Abwehr

Wie muss moderneAbwehr aussehen, umerfolgreich zu sein?

· im Abwehrbereich tischnah und ag-gressiv, um die Gegner unter Zeitdruckzu setzen und um Fehlentscheidungenzu provozieren.

· mit Schnittvariationen (mit/ohneSchnitt, aber auch z.B. aus dem Ellbo-genbereich mit Seitschnitt kombiniert)

· im Angriff variabel und effektiv. ImExtremfall ist ein Abwehrer bei eigenemAufschlag nicht von einem Angriffsspie-ler zu unterscheiden: Service - Attack!

· im taktischen Einsatz variabel. Er/Siemuss diese Elemente überraschendund sicher zugleich situativ verbindenund einsetzen können.

Diese Forderung an moderne Abwehr,�alles zu beherrschen�, setzt einenlangfristigen Ausbildungsprozess vor-aus.

Wann sollten Spielerzur Abwehrausgebildet werden?

Im Rahmen einer technisch-taktischenGrundausbildung sollten alle Schlag-arten entsprechend ihrer Bedeutunggeschult werden. Das heißt für dieAbwehrtechniken, dass sie in dieserPhase der Ausbildung zwar nicht zumgleichen Zeitpunkt und im selben Um-fang wie z.B. der Vorhand-Topspingeschult werden. Zumindest ihre Grob-form sollte aber vermittelt werden. Sokommt jede(r) Spieler(in) mit dieserTechnik schon früh in Kontakt und derTrainer kann abschätzen, wer Talentdafür bzw. Spaß an dieser Art derBallbehandlung hat.Für die so �Gesichteten� können -neben Offensivschlägen, die unbedingtweiter geschult werden müssen - Ab-wehrtechniken auf immer höheremNiveau (�Spiralprinzip�) weiter verbes-sert werden.Gegen Ende der Grundausbildungerfolgt dann eine Festlegung auf dasSpielsystem, das sich selbstverständlich- wie bei Offensivspielern auch - fortanimmer weiterentwickelt.Eine sehr frühe Festlegung ausschließ-lich auf Defensivtechniken halte ich für

problematisch. Dieser frühe Erfolg (v.a.auch in Kombination mit �Material�)wird erfahrungsgemäß durch eine Ver-nachlässigung der Offensivstrategienerkauft. Abwehrer mit einem ungefähr-lichen �Mäuseangriff� lehren später inhöheren Altersklassen dann niemandmehr das Fürchten.

Wie kann ich dieersten Abwehr-Schrittevermitteln?

Die Unsicherheit diesbezüglich (reprä-sentative Aussage eines Symposium-Teilnehmers: �Ich spiele selber Angriffund habe noch nie einen Abwehrspielerausgebildet�) ist erfahrungsgemäß diegrößte Hürde. Daher möchte ich andieser Stelle mit ganz einfachen Übun-gen und Grundsätzen zur Einführungder VH- und RH-Abwehr beginnen.

1. VH-Abwehr:Die Bewegungsvorstel-lung / Grobform in ein-fachen Worten (fürRechtshänder):Eine genaue Bewe-gungsbeschreibung istz.B. im TB 3/98, S. 9-15abgebildet. Ich möchtehier eine kurze Darstel-lung der Grobform ineinfachen Worten geben:

�Schläger hoch�:

Schläger in der Grundstellung vor demKörper aber höher als beim Offensiv-spieler

�Öffnen�:

Dies ist den Kindern schon von anderenSchlagarten bekannt. �rechte Fußspitzezeigt nach rechts� (Der Fuß ist alsoparallel zur Grundlinie des Tisches).Damit wird automatisch auch Schulterund Hüfte geöffnet, was erst den Raumfür die Ausführung der Abwehrbewe-gung schafft.

�Schneiden�:

Schlagbewegung mit leicht geöffnetemSchlägerblatt von oben (Kopfhöhe)nach vorne unten. Dabei den Ballstreifen (�streicheln�, �einwickeln�).Der Unterschnitt hängt dabei v.a. vomEinsatz des Unterarmes (Streckung imEllbogen) und des Handgelenks (Supi-nation) ab. Handgelenk- und Unter-armeinsatz sind auch die einzige Mög-

Katrin Meyerhöfer bei der VH-Abwehr

"Schläger hoch,Öffnen,Schneidenund zurück"

Phot

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chuc

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Abwehr

lichkeit, um bei konstantem Schläger-blattwinkel (geöffnet), den ankommen-den Topspin flach zu retournieren.

Für Spieler formuliert: �Wenn der Top-spin auf deinen Schläger trifft, steigtder Ball. Beim Block würdest du dasSchlägerblatt weiter schließen. Bei derAbwehr ist dein Schlägerblatt abergeöffnet. Du musst hier den Ball miteiner schnellen Bewegung nach untenzwingen�.

�und zurück�:

Da in der tischfernen Position der Ab-wehr ein größerer Bereich abgedecktwerden muss, ist ein Verharren in einerEcke nicht sinnvoll, sondern das Zurückzur Grundste l lung ein Muss.

2. RH-Abwehr:

Die Bewegungsvorstellung / Grobform

Für die Einführung der RH-Abwehr gilt- übertragen - dasselbe.

Allerdings wird die RH-Abwehr von vielen Spielernals schwieriger empfunden.Das mag auch eine Erklä-rung dafür sein, daß vieleAbwehrer einen nicht-griffigen Belag, bei dem derBall auf Topspin nicht steigtund der mehr �verzeiht�,auf der Rückhand-Seitespielen.

Ich beschränke mich bei derÜbungsbe sch re i bungnachfolgend auf die Dar-stellung einer methodischen

Reihe zur Einführung der VH-Abwehr.Die Übungen können aber selbstver-ständlich auch zur Einführung der RH-Abwehr dienen. Diese ganz einfachen,aber für Abwehr-Anfänger völlig aus-reichenden Übungen werden dann

gemäß den methodischenGrundsätzen (z.B. von ein-fach-regelmäßig zu kom-biniert-unregelmäßigenÜbungen) weiterentwickelt.Sehr gute Hinweise dazufinden sich im Artikel vonOLA EINARSSON (TB 3/98,S.5-8).

Für mich sind in der Aus-bildung von Abwehr-Spielern über dieGrundtechnik hinaus noch einige wei-tere Standard-Situationen von grund-sätzlicher Bedeutung:

RH-Abwehr von Thomas Schröder

Die Übung 4 in der Erprobungwährend des Symposiums

siehe Bild

Phot

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Phot

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Übung 1

Übung 2

Übung 3

Übung 4

Übung 5

Balleimer-Zuspiel mittels Schuss -VH-Abwehr (Ballbehandlung)

Dieses Zuspiel ermöglicht es dem Trainer, sehrschnell zu sehen, ob der Spieler das ankommendeTempo in Rotation umwandeln kann, d.h. ob einweicher Balltreffpunkt möglich, also ein �Händchen�für Abwehr vorhanden ist.Zur Beurteilung der Rotation empfiehlt es sich, denAbwehrball ausspringen zu lassen und zu sehen,ob er durch den Unterschnitt zurückrollt.

Balleimer-Zuspiel mittels Topspin- VH-Abwehr (realistisch)

Mit Sicherheit die realistischste Form des Einspiels,da hierbei der Umgang mit Rotation geschult wird.

Ba l le imere insp ie l m i t te l sRollaufschlag - VH-Abwehr(einfach)

Diese Übung ist meines Erachtens die einfachste(Vor)-Übung für das Erlernen eines Abwehrschlags.Allerdings ist die Übung in gewisser Weise auchunrealistisch, da kein Kontrollieren von starkerVorwärtsrotation wie beim Topspin notwendig ist.

Squash-Tisch

Das Spiel am Squash-Tisch (gegen einehochgestellte Tischhälfte) ermöglicht eine Abwehrgegen den eigenen �Topspin�: Der Unterschnittdes Abwehrballs kommt als Topspin wieder zurückund ermöglicht wieder ein Abwehrschlag.

VH-Unterschnitt-Aufschlag diagonal-VHT - VH-Abwehr

Die einfachste Übung ohne Balleimer. Dabei istunbedingt darauf zu achten, daß der Abwehreraufschlägt, da beim Aufschlag des Angreifers die Übungfür den Abwehrer sonst zwangsläufig schwerer wird:Schlägt der Angreifer mit Unterschnitt auf, so zwingtdies den Abwehrer zum Schupf, um danach zur Abwehrzurückzulaufen. Abwehr-Anfänger stehen dabei dannmeist zu dicht am Tisch. Beginnt der Angreifer gar miteinem Konteraufschlag, so bedeutet dies für denAbwehrer eine Differenzierungsübung (Abwehr aufwenig Spin - Abwehr auf viel Spin). Also: Der Abwehrerfängt beim Aufschlag an. Nur so bekommt er die Bälle,wie er sie braucht!

2103-00

Abwehr

3. Problembereich �Ellbogen�(Wechselpunkt, Mitte, Bauch,...)

Da viele Angreifer die Plazierung ihrerAttacken auf diesen sensiblen Punktstandardmäßig einsetzen, müssen Ab-wehrer hier gute Antworten entwickeln.Während gute Abwehrer hier �meistqualitativ sehr gute Lösungen haben,i.d.R. Abwehrvarianten mit Seitschnitt,teilweise sogar Seitüberschnitt� (vgl.GEIL im TB 3/98, S.25), sehen dieBewegungslösungen der Abwehr-Anfänger in dieser Situation meist sehrunbehol fen aus (Sympos ium-Teilnehmer erinnern sich sicherlich nochan die gegenübergestellten Videose-quenzen von Gotsch und Ivancan!).Gute Abwehrlösungen im Bereich desWechselpunktes zeichnen sich durchein hohes Maß an Gewandtheit undGeschmeidigkeit im Rumpf-, speziellim Hüftbereich aus (Raum für denSchlag schaffen; vgl. Ü 6).

4. Abwehr VH/RH kombiniert /Beinarbeit(seitlich in Abhängigkeit der möglichenWinkel)

Je größer die Distanz eines Spielerszum Tisch, um so größer wird der Be-reich, den er seitlich von sich abdeckenmuss (vgl. den Aspekt �und zurück�).Was dem Angreifer oft nicht so bewusstwird, weil er für diesbezügliche Ver-säumnisse nicht so offensichtlich be-straft, d.h. ausgespielt wird, ist dieTatsache, dass er je nach eigener Pla-zierung (in die VH oder RH) dem Geg-ner einen gewissen Winkel eröffnet(jeweils parallel bis extrem diagonal).

Nach einem Schlag muss sich daherder Abwehrer in Abhängigkeit von sei-ner eigenen Plazierung orientieren,d.h. in die Mitte des von ihm demGegner geö f fne ten Winke l s .Beobachtet man Abwehr-Meister, soerkennt man diese Ausrichtung sofortnach einem Schlag deutlich. Abwehr-Lehrlingen kann man dies auch durchÜ 7 anschaulich demonstrieren.

5. Distanz zum Tisch(Beinarbeit vor-zurück)

Die Einschätzung der Länge desankommenden Bal les berei tetAbwehrern aller Klassen großeProbleme. Nicht von ungefähr ist dieVariation der Länge und des Temposeine Standardtaktik gegen Abwehr.

Abwehr-Anfänger stehen - vielleichtaus Angst, harte Topspins sonst nichtretournieren zu können - meist zu weitvom Tisch entfernt . Dies führt dazu,dass viele Abwehrbälle zu spätgeschlagen werden und dadurch anQualität einbüßen (kein Zeitdruck fürden Gegner, Ball steigt oft).Hier ist darauf hinzuarbeiten, dass nichtwegen gelegentlicher �Bomben� desAngre i fers d ie Mehrzahl dergegnerischen Bälle schlechter gespieltwerden. Dabei kann es für Abwehrerhilfreich sein, alternative Antworten aufdiese �Bomben� (wie z.B. Gegentopspin

oder einfaches Gegenhalten im Sinneeines �tischfernen Blocks�) zu haben.Zur Schulung dieser Standard-Situationsind die Übungen dahingehendabzuändern, dass gerade auch vonstärkeren Trainingspartnern variableSpins gefordert werden, anstatteinfach brachial auf Tempo zusetzen. Darüber hinaus sind Ü 8 undÜ 9 auch für Angreifer sehr interessanteÜbungsformen (fast schon Ballgefühl-Tests), um sehr akzentuiert dieDistanzveränderung am Tisch zuschulen.

Übung 7

7Balleimer-Einspiel aus der Ecke, indie gespielt wurde

Jeweils ein Balleimer-Einspieler links und rechtsdes Tisches. Der Abwehrer darf nur in die Eckenabwehren. Das nächste Einspiel kommt aus derEcke, in die abgewehrt wurde unter Ausnutzungdes ganzen möglichen Winkels

6Übung 6

Squash-Tisch: situativ abwechselndmit VH oder RH schlagen

Das Spiel am Squash-Tisch auf den Mittelbereichder hochgeklappten Hälfte ermöglicht eine Abwehrum den Wechselpunkt herum: StändigesAusweichen mit Rumpf und Hüfte. Ein Teilnehmerdes Symposiums nannte die Übung �Hüftschwingenwie beim Lambada�.

Übung 8

8Topspin - Block - Abwehr

Die Spieler A und B schlagen ununterbrochen inder Reihenfolge Topspin - Block - Abwehr (bzw.Unterschnitt auf den Block) - Topspin - Block -Abwehr - Topspin - usw.. Dadurch wechseln ständigdie Rollen und die Distanz zum Tisch: Wer geradenoch Topspin auf Unterschnitt gezogen hat, mußjetzt schon wieder den Block unterschneiden. Umdie Verwirrung in Grenzen zu halten hilft ein lautesMitsprechen der Schlagarten-Reihenfolge.

Abwehr-Anfängerstehen meist zuweit weg vomTisch

Phot

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Abwehr

6. Entscheidungssituation Abwehr -Angriff

Diese Entscheidung, die in klassischen,eher passiven Abwehrsystemen meistnur nach zu hoch geratenen Stopbällenrelevant war, ist bei offensiveren Syste-men bei jedem Ball gefragt. Die Situa-tion kann z.B. nach eigenem Aufschlagsogar schon zugunsten eines nachfol-genden Angriffs vorentschieden sein,so daß nur bei einem sehr guten Rück-schlag ein passiverer Ball, z.B. einSchupf, gespielt wird. In diesem Fallunterscheidet sich die Strategie einermodernen Abwehr nicht von der einesAngreifers.

7. Entscheidungssituation Angriff- Abwehr

Ziel des Abwehrers ist es, mit einemAngriffsschlag zu punkten oder zustören. Dieser erste Angriffsballbeinhaltet auch einen gewissenÜberraschungseffekt und provoziertschlechtere gegnerische Rück-schläge als bei einem (erwarteten)Ball gleicher Qualität eines An-greifers. Dadurch ergibt sicheventuell die Möglichkeit, mit einemweiteren Angriffsball zu punkten.Gelingt dies nicht, ist der Abwehreri.d.R. gut beraten, wieder zur Ab-wehr zurückzukehren. Der Ball-wechsel wird sonst in dem Rahmenfortgesetzt, in dem sich normaler-

weise Ballwechsel zwischen Angreifernabspielen, was den Angreifer natürlichbegünstigt. Sollte der �Abwehrer� je-doch im Spielsystem des Angreifersdem Angreifer überlegen sein undpunkten können, so ist bei dieser Über-legenheit eine weitere Betrachtung derSituation überflüssig!

In allen anderen - und damit taktischauch interessanteren - Fällen sollte dienächste überraschende Gelegenheitzur At tacke gesucht werden.

Fazit

Die Ausbildung von Abwehrspie-ler(innen) ist zweifellos ein langfristiger,zeitintensiver Prozess. Sicher wird diesden einen oder anderen Trainer-Kollegen davon abhalten, Abwehrspie-ler(innen) auszubilden. Denjenigen,die diesen Schritt wagen, kann ich aberaus eigener Erfahrung nur ermutigenund nochmals auf die Vorteile hinwei-sen:

· Abwehrspieler können nicht nur aus-gesprochen erfolgreich sein, sie fordernTrainer und Trainingspartner auch glei-chermaßen:

· Als Trainer eröffnet sich mir dadurcheine Chance zur Weiterentwicklungdes eigenen Spielverständnisses, daTrainingsformen und Übungen ständigauf ihre Effektivität für verschiedeneSpielsysteme überprüft werden müssen.Die Versuchung �eine Übung für alle�hat hier von vornherein keine Chance.

· Auch wer gegen Abwehrsysteme gutund gerne gespielt hat, steht nun vorder völlig neuartigen Aufgabe, für Ab-wehrer zu denken und sich in diesesSpielsystem hineinzuversetzen. Zusam-men mit den oft überraschenden Ent-wicklungen und Lösungen der Abweh-rer selbst verspricht dies Spannung purin der Trainerarbeit. Kann man mehrerwarten?

· In einer Gruppe sind Abwehrspielernicht nur hilfreich, anderen die Chancezu eröffnen, gegen Abwehr spielen zulernen. Vielfalt bereichert das Klima inder Trainingsgurppe auch dadurch,dass alle animiert werden, eigene Ant-worten für Probleme zu finden. Undschließlich sind sie auch Vorbilder fürdie nächste Abwehr-Generation.

Wenn wir die Herausforderung anneh-men, die die Ausbildung von Abweh-rern an uns Trainer stellt, dann könntees uns auch gelingen, nicht nur stau-nend neue Spielsysteme der chinesi-schen Tischtennis-Schule zu entdecken,sondern selbst innovativ Akzente zusetzen. Vielleicht wird in einigen Jahrenein Spieler Europameister, der (obwohlihn die Fernsehreporter als Abwehr-künstler bezeichnen) sich eigentlich nurdadurch von Angreifern unterscheidet,dass er gegnerische Topspins nichtblockt und gegenzieht, sondern abwehrtund gegenzieht?

Übung 9

9Topspin - Abwehr - Schupf

Die Spieler A und B schlagen ununterbrochen inder Reihenfolge Topspin - Abwehr - Schupf -Topspin - Abwehr - Schupf - Topspin - usw..Dadurch wechselt auch hier ständig die Distanzzum Tisch: Wer gerade noch Topspin auf Schupfgezogen hat, schupft den Abwehrball und mußdann nach hinten um den Topspin abzuwehren.Auch hier hilft ein lautes Mitsprechen derSchlagarten-Reihenfolge.

Literatur:Ola Einarson

Schulung zum modernen AbwehrspielerTrainerbrief 03-98

Sönke GeilTaktik gegen Abwehr

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Jin Tian-Zörner als eherdefensiv orientierte Ab-

wehrspielerin

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