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AM PULS Ausgabe 01 04 2016 S.02 TREND DAS GROSSE RAUSCHEN S.04 ZUM THEMA SMART DATA S.06 GASTBEITRAG WIE DIGITAL KANN DER PERSONENSCHADEN SEIN? DAS GROSSE RAUSCHEN DER DATEN Von Stephan Sigrist, Gründer und Leiter des Schweizer Thinktanks W.I.R.E. M ehr Daten bedeuten gemeinhin mehr Wissen und mehr Transparenz. Möglicherweise bringt der Aufstieg der Datengesellschaft aber nicht mehr Klarheit, sondern das genaue Gegenteil davon: mehr Halbwissen und Intransparenz. Daher sollten wir den Verstand des Menschen wieder mehr in den Mittel- punkt der Datengesellschaft stellen und uns auf die alte Weisheit „Weniger ist mehr“ zurückbesinnen. Während des letzten Jahrzehnts waren wir alle Zeugen einer bei- spiellosen Transformation fast all unserer Lebensbereiche, die sich im Zuge der Digitalisierung teilweise oder gar radikal neu gestaltet haben. Die Schlüsselerkenntnis aus diesem kurzen Abschnitt der Weltgeschichte, in dem sich Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und Wissenschaft schneller transformiert haben als je zuvor, lässt sich im Grundsatz mit dem Motto „The more, the better“ zusammenfas- sen. Je mehr Daten – so die Erkenntnis –, desto höher die Transpa- renz, desto autonomer der Bürger und desto wettbewerbsfähiger die Wirtschaft. >> weiter auf S. 02 TREND DAS MAGAZIN

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AM PULSAusgabe 01

042016

S.02 TREND DAS GROSSE RAUSCHEN

S.04 ZUM THEMA SMART DATA

S.06 GASTBEITRAG WIE DIGITAL KANN DER PERSONENSCHADEN SEIN?

DAS GROSSE RAUSCHEN DER DATENVon Stephan Sigrist, Gründer und Leiter

des Schweizer Thinktanks W.I.R.E.

Mehr Daten bedeuten gemeinhin mehr Wissen

und mehr Transparenz. Möglicherweise bringt

der Aufstieg der Datengesellschaft aber nicht

mehr Klarheit, sondern das genaue Gegenteil davon:

mehr Halbwissen und Intransparenz. Daher sollten wir

den Verstand des Menschen wieder mehr in den Mittel-

punkt der Datengesellschaft stellen und uns auf die alte

Weisheit „Weniger ist mehr“ zurückbesinnen.

Während des letzten Jahrzehnts waren wir alle Zeugen einer bei-spiellosen Transformation fast all unserer Lebensbereiche, die sich im Zuge der Digitalisierung teilweise oder gar radikal neu gestaltet haben. Die Schlüsselerkenntnis aus diesem kurzen Abschnitt der Weltgeschichte, in dem sich Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und Wissenschaft schneller transformiert haben als je zuvor, lässt sich im Grundsatz mit dem Motto „The more, the better“ zusammenfas-sen. Je mehr Daten – so die Erkenntnis –, desto höher die Transpa-renz, desto autonomer der Bürger und desto wettbewerbsfähiger die Wirtschaft.

>> weiter auf S. 02

TREND

D A S M A G A Z I N

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Dies bedeutet, dass wir immer mehr Kontrolle über unsere Um-welt erlangen, indem wir sie besser verstehen und für unsere Ziele nutzen können: Für Unternehmen eröffnen sich zum Beispiel neue Möglichkeiten für maßgeschneiderte Marketingmaßnahmen oder für individuell zugeschnittene Produktsortimente. Gleichzeitig wächst aber auch der gesellschaftliche Anspruch, dass sich kom-plexe Systeme wie die Finanzmärkte, der menschliche Organismus oder auch die Welt an sich nun zunehmend objektiv beschreiben lassen – alles auf Basis von fortgeschrittener Statistik.

Jenseits des Rauschens

Man könnte aber der These von der radikalen Transparenz auch jene der bleibenden Intransparenz gegenüberstellen und davon ausgehen, dass sich das große Rauschen der Daten nicht wie er-hofft in absolute Ordnung und mehr Objektivität überführen, son-dern uns weiterhin im Nebel tappen lässt. Warum? Erstens setzen uns technische Faktoren Grenzen: Während sich die Kapazität von Speichermedien jedes Jahr verdoppelt, ist das bei der Leistung von Prozessoren, die die Daten verarbeiten, nur alle anderthalb Jahre der Fall. Zweitens stehen Zweifel im Raum, ob mathematische Modelle überhaupt je das Potenzial ha-ben werden, komplexe Systeme wie die Gesellschaft, die Finanz-märkte oder das menschliche Gehirn präzise abzubilden. Drittens gerät mit der wachsenden Datenvielfalt der Glaube an Objektivität unter Druck. Denn es wird immer einfacher, wie auch immer

geartete Thesen mit Zahlen zu untermauern: Wer nur lange ge-nug sucht, findet die Bestätigung im Datenmeer. Viertens ist un-klar, ob sich Bürger im wachsenden Bewusstsein, dass jede ihrer Bewegungen überwacht und gespeichert wird, überhaupt noch authentisch verhalten und so ein Rückschluss auf ihre tatsächli-chen Bedürfnisse möglich ist. Fünftens stellt das Phänomen des sogenannten „Overfitting“ die bisherige Grundannahme der Wis-sensgesellschaft, dass mehr Daten auch zu mehr Transparenz und besseren Entscheidungen führen, in Frage. Denn die Quali-tät von Auswertungen und Prognosen steigt nicht zwingend mit der Anzahl berücksichtigter Faktoren, sondern sinkt mit dieser manchmal sogar. Und sechstens besteht bei blindem Vertrauen in computergestützte Prognose- oder Kontrollsysteme das Risi-ko für ein Systemversagen. Weil Daten und Algorithmen letztlich immer nur Annäherungen bleiben und nicht die Realität selbst abbilden oder simulieren können, haben sie Grenzen. Auch wenn wir die Welt zunehmend in einem Detailgrad er-fassen, der der Realität selbst entspricht, werden wir daraus kaum bessere Entscheidungsgrundlagen ableiten können. Die Datengesellschaft führt sich also quasi selbst ad absurdum.

Die Kraft der Intransparenz

Eben dieses Leben jenseits von Objektivität und Transparenz eröffnet auch Chancen. Weil sich die Gesamtzusammenhänge der Welt nicht mit Algorithmen beschreiben lassen, können wir

gewiss sein, dass sich die Kontrolle auf Teilsysteme beschränken wird. Die individuelle Freiheit der Bürger bleibt auch in Zukunft – trotz Datengesellschaft – erhalten. Vor allem aber zwingt uns der Verlust der gefühlten Objektivität wieder vermehrt, selbst zu denken. Es wird nur in spezifischen Fällen möglich sein, Entschei-dungen an unsere digitale, semiintelligente Welt abzugeben. Der Aufstieg der Datengesellschaft ist dessen ungeachtet unaufhalt-sam. Hier gilt es, dem Tenor „Mehr ist besser“ die alte Weisheit „Weniger ist mehr“ gegenüberzustellen und den Menschen – oder besser noch seinen Verstand – künftig in den Mittelpunkt der Datengesellschaft zu stellen. Und was bedeutet all dies für die Assekuranz als von der Digi-talisierung stark betroffenen Sektor? Die Versicherungsbranche sollte die Chancen der digitalen Welt gezielt prozess-, nutzen- und kundenorientiert ergreifen und gegen das beliebige Rauschen der Daten eine entsprechende Datenkultur aufbauen. ///

Die Langversion dieses Textes ist ursprünglich unter dem Titel „Denken im Nebel“ in der W.I.R.E.-Buchreihe Abstrakt No. 12 erschienen.

DAS GROSSE

RAUSCHEN DER DATEN

TREND

EDITORIAL

STEPHAN SIGRIST

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Digitalisierungswelle rollt und diverse Studien zeigen, dass Versicherungs- und Finanzdienstleister zu den Branchen gehören, die am stärksten von digi-talen Turbulenzen betroffen sind. Der Trendforscher Sven Gábor Jánszky hat die Versicherungs- und Finanzwirtschaft gar zur neuen Musikindustrie erklärt, so seismografisch genau lassen sich an ihr die Erschütterungen des Technologiewandels in der Gesellschaft ablesen. In anderen Untersuchungen zum digitalen Wandel können sich die Versicherer wiederum als Vorreiter platzieren, zum Beispiel bei der Nutzung von Big-Data-Analysen, wie eine gemeinsame Studie von Bitkom Research und KPMG zeigt.

Auch für das Personenschadenmanagement birgt die digitale Transformation große Chancen. Wenn wir dem großen Rauschen beliebiger Datenmengen valide, normierte und somit in der Schadensteuerung und -bearbeitung

systematisch verwertbare Daten entgegensetzen, wird es möglich sein, die medizinische Steuerung, den Schadenaufwand und die Effizienz der Schadenbearbeitung im Personenschaden günstig zu beeinflussen. Wie dies gelingen kann, zeigt das neue ACTINEO-Kundenmagazin AM PULS, das in dieser ersten Ausgabe die Position des Personenschadens im Span-nungsfeld der Digitalisierung aus mehreren Perspektiven beleuchtet.

Viel Spaß beim Lesen!Ihr

Olav Skowronnek

>> Fortsetzung von S. 01

Dr. Stephan Sigrist ist der Gründer und Leiter von W.I.R.E. und be-schäftigt sich seit vielen Jahren mit Entwicklungen der Life Sciences sowie mit langfristigen Trends in Wirtschaft und Gesellschaft. Zudem ist er Autor zahlreicher Bücher, berät Unternehmen und politische Institutionen in strategischen Belangen und ist regelmäßiger Refe-rent auf internationalen Tagungen. www.thewire.ch

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Lars Klußmeyer unterstützt außerdem die ACTINEO-Geschäfts-führer Verena Klumb und Olav Skowronnek als neues Mitglied der Geschäftsleitung. „Mein erklärtes Ziel ist es, durch die Ent-wicklung neuer Geschäftsfelder einen signifikanten Beitrag zum Wachstumskurs von ACTINEO zu leisten. Ich freue mich sehr auf diese spannende Aufgabe“, sagt der 43-Jährige. Klußmeyers erster wichtiger Schwerpunkt wird der Auf-bau des neuen Geschäftsbereichs Rechnungsprüfung im Zu-sammenhang mit Sozialversicherungsträger-Regressen sein. Neben seiner Tätigkeit als Leiter Business Development über-nimmt Klußmeyer das Management interner Schlüsselprojekte und betreut ausgewählte Key Accounts. „Zudem sehen wir großes Potenzial, dass unser Modell des effizienten Personenschadenma-nagements auch im internationalen Markt sehr gut angenommen wird, und erwägen perspektivisch den Aufbau eines ACTINEO-Angebotes im Ausland“, erläutert der Schadenexperte weiter. ///

ZUR PERSON

„Medizinische Rechnungen werden auf ihrem Umlauf zwischen Sozialversicherungsträger und Kfz-Haftpflichtversicherung bis-her oft nur unzureichend systematisch geprüft“, erläutert Elmar Meisen, stellvertretender Abteilungslei-ter Kraftfahrt Schaden bei den DEVK Ver-sicherungen. Häufig werde zum Beispiel nicht klar zwischen Leistungen für Unfall-folgen und für bereits bestehende Erkrankungen der Geschä-digten getrennt – und das zulasten des Haftpflichtversicherers. „Um hier das Einsparpotenzial auszuloten, testen wir ergänzend

zu den bereits von uns genutzten ACTINEO- Dienstleistungen den neuen Baustein Rechnungsprüfung der SVT-Regresse“, erklärt der DEVK-Schadenexperte weiter.

Auch SVT-Rechnungen aus Teilungsabkom-men können geprüft werden: Bei Versicherern, die bereits das Modul ACTIVEINFO nutzen, also schon bei der Informationsbeschaffung und -erfassung

mit ACTINEO zusammenarbeiten, liegen alle notwendigen Bele-ge und Hintergrundinformationen für die Rechnungskontrolle im ACTINEO-System vor. ///

0203

AKTUELL INSIDE

DEVK testet neues Modul RechnungsprüfungVertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: ACTINEO bietet als neue Dienstleistung die Rechnungsprüfung der Sozialversiche-

rungsträger-Regresse an. Als erster Kunde testen die DEVK Versicherungen das neue Angebot.

ElementarteilchenVon Verena Klumb

Wo steht das Personenschadenmanagement in zehn Jahren? Wer zum digitalen Change-Prozess in der Versicherungsbranche Visionen sucht, der findet dieser Tage meist den ganz großen Wurf als Antwort: die Digitalisierung als hereinbrechende Revo-lution, die alle Prozesse automatisiert, die Beteiligten vernetzt und Smart Data zum Orakel werden lässt. Vor so viel Wald sieht man die sprichwörtlichen Bäume nicht mehr. Die Daten selbst, die eigentlichen Impulsgeber für den Umbruch, werden in der Aufregung über die Breitenwirkung der digitalen Entwicklung allzu schnell vergessen. Was die Versicherungswirtschaft jetzt braucht, ist mehr Kleinstdenkerei. Denn Daten sind die Elemen-tarteilchen der digitalen Transformation der Branche. Ohne wertvolle – das heißt vergleichbare, verlässliche und aussage-kräftige – Daten bleibt die digital getriebene Schadenregulierung nur eine Vision.

Die Datenextraktion ist für den Aufbau von Schadenmodel-len unabdingbar und liefert die kleinste, die granularste Ein-heit, auf der das Fundament aller digitalen Steuerungsprozesse steht. Sonst bleibt das Personenschadenmanagement weiterhin ein Blindflug. Ohne Daten keine Filtersysteme, ohne Filtersyste-me keine Aussagen und ohne Aussagen keine Steuerung oder Prognosen. Will das Personenschadensegment die Chancen der Digitalisierung nutzen, müssen außerdem – nebst Datenschutz und Code of Conduct – zwei Prämissen beim Umgang mit Daten gelten. Erstens: Die Datensammlung und -auslese dürfen keinen Selbstzweck verfolgen. Und zweitens: Daten sind nicht gleich Daten. Erst mit ihrer Strukturierung und Normierung lassen sich verwertbare Aussagen über Ist-Zustände ebenso wie über künf-tige Verläufe von Schadenfällen treffen.

Auf den Punkt gebracht: Wenn Daten als Elementarteilchen endlich gebührend gewürdigt werden und sie in statistisch

getriebenen Modellen in Beziehung treten können, dann wird der Sprung über die Teilautomatisierung manuel-

ler Prozesse hin zum aktiven Schaden- und medizi-nischen Casemanagement gelingen. Und erst dann

kann die Vision einer größtmöglichen Transpa-renz in allen Schadensegmenten mit einer

berechenbaren Kostenkontrolle und fairen Tarifen Wirklichkeit werden. ///

Verena Klumb ist Mitgeschäftsführerin der ACTINEO GmbH

Verstärkung für die ACTINEO-SpitzeLars Klußmeyer ist seit März Leiter Business Development bei ACTINEO und künftig für die strategische Entwicklung des

Unternehmens zuständig. Der Diplom-Kaufmann ist ein Experte für Schadenbusiness und bringt große Kompetenz sowie

langjährige Erfahrung im Bereich Kfz-Sachschaden mit.

LARS KLUSSMEYER

Lars Klußmeyer ist Diplom-Kaufmann

und hat einen MBA-Abschluss von

der Sheffield Hallam University.

Nach seinem Studium arbeitete er

zunächst sechs Jahre bei der MSR

Consulting Group als Berater und

Projektleiter im Geschäftsbereich

Versicherungen. 2006 wechselte

Klußmeyer zur Audatex Deutschland

GmbH, der heutigen Audatex

AUTOonline GmbH. Dort bestimmte

er – zuletzt als Leiter Business

Development & Marketing und

Key-Account-Manager – den

Erfolg des auf integriertes

Kfz-Schadenmanagement

ausgerichteten Dienstleisters

maßgeblich mit. Lars Klußmeyer

ist verheiratet und hat zwei

Kinder. In seiner Freizeit spielt er

leidenschaftlich gerne Tennis

und Wasserball, sammelt

Spielwürfel und engagiert sich in

seinem örtlichen Lions Club.

Ausgabe 01 04/2016AM PULS DAS ACTINEO MAGAZIN

FALLBEISPIEL: Die Geschädigte Michaela M. (43) erlitt vor einigen Jahren infolge eines Verkehrsunfalls einen offenen Armbruch und leidet seitdem unter Morbus Sudeck, einer posttraumatischen Schmerzerkrankung. Für ihre Behandlung wurden an den Kfz-Haftpflichtversicherer des Unfallver-schulders unter anderem Rechnungen für Medikamente zur Behandlung einer Autoimmunerkrankung eingereicht. Zu Unrecht, ergab die Rechnungs-prüfung durch ACTINEO: Denn nicht dem Morbus Sudeck, sondern einer bereits vor dem Unfall bestehenden chronischen Hauterkrankung galten die teuren Medikamente.

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SMARTIM PERSONENSCHADEN

Digitalisierung bedeutet mehr als das Einscannen

von medizinischen Dokumenten oder die Sammlung

unstrukturierter Daten. In wertvollen und aussage-

kräftigen Smart Data liegt die Zukunft – auch für das Per-

sonenschadenmanagement. Die systematische Erfassung,

medizinische Normierung und intelligente Auswertung von

Personenschadendaten stehen daher ganz oben auf der

Prioritätenliste.

Immer mehr Branchen treiben die intelligente Datenerfassung und -analyse voran. Auch den Versicherern bieten sich hier große Chancen. Mithilfe von Verfahren wie den „Predictive Analytics“ bei-spielsweise werden bestehende Datenbestände nicht nur für die Beschreibung von Ist-Zuständen, sondern auch für die Vorhersage von Entwicklungen genutzt. Versicherungsunternehmen können so wichtige Erkenntnisse für strategische Entscheidungen, Risiko-bewertungen oder Prognosen gewinnen.

Mit Business-Intelligence-Modellen und ei-ner ausreichend großen Datenmenge aus haus- internen und externen Quellen lassen sich auch Personenschadendaten anonymisiert und daten-schutzkonform auswerten. Doch Daten sind nicht gleich Daten. Für ein effizientes Controlling ist es unerlässlich, Personenschäden zu normieren, wie es ACTINEO bereits für eine Reihe von Kunden tut. Nur so erhält der Versicherer vergleichbare, verlässliche und aussagekräftige Daten. Im Er-gebnis können bei der Regulierung Ablauf und Aufwand besser gesteuert und weitergehende Aussagen für künftige Schadenfälle getroffen werden – und das bei kleinen Personenschäden ebenso wie im Großschadenbereich.

Daten extrahieren und codieren

Doch wie lassen sich Smart Data aus einer scheinbar beliebi-gen Datenmenge generieren? Wesentliche Informationen für die Strukturierung des Personenschadenbestandes sind bereits in den Arzt- und Klinikberichten sowie in den medizinischen Gutach-ten zu laufenden und abgeschlossenen Personenschadenfällen

enthalten. Normierte und somit vergleichbare Schadenstrukturen entstehen dann, wenn ACTINEO Verletzungsbilder etwa mithilfe der internationalen medizinischen Klassifikation ICD-10 in Clustern und Fallgruppen systematisiert. Auf Basis der dazugehörigen medizi-nischen Schlüssel können im ACTINEO-System alle in den Arzt- und Klinikberichten aufgeführten Diagnosen sowie die relevanten Vorerkrankungen codiert werden. Arbeitsunfähigkeits- und Kran-kenhaustage sowie die Anzahl der Behandlungen und soziodemo-grafische Schadendaten fließen ergänzend in die Datenbasis ein.

Daten anreichern und analysieren

Sämtliche von ACTINEO codierten Daten lagern – strukturiert und anonymisiert – in einem Data-Warehouse. Eine Anreicherung mit weiteren Daten ist jederzeit möglich. Medizinische Daten können beispielsweise mit Schadenkosten wie Schmerzensgeld oder

Heilbehandlungskosten sowie mit demografi-schen Informationen verknüpft, aber auch im Zusammenhang mit Fahrzeugdaten oder mit In-formationen über den Unfallhergang betrachtet werden.

Darüber hinaus lassen sich Prozess- und Strukturdaten innerhalb von Beschaffungspro-zessen zusammenstellen. Auf diese Weise ver-rät die Auswertung der Daten dem Versicherer, welche Berichtsarten in welcher Häufigkeit mit welchem Ergebnis von wem und zu welchen

Kosten angefordert wurden – eine wichtige Voraussetzung für die Analyse und Optimierung von Laufzeiten und Gebühren der Arzt- und Klinikberichte im Beschaffungsprozess.

Für die strukturelle Analyse und ein fallgruppenbezogenes Kostencontrolling reichen die Daten aus Arzt- und Klinikberichten sowie Gutachten verbunden mit den Strukturmerkmalen eines Versicherungsunternehmens (Regionalitäten, Gruppen etc.) aus. Will man aber die Daten in Hinblick auf die geleisteten Zahlungen analysieren, muss der Versicherer den einzelnen Schäden die tat-sächlich regulierten Kostenpositionen zuordnen, etwa über die (Teil-)Schadennummer. Schon mithilfe der Summe der insgesamt

für einen Schaden geleisteten Zahlungen allein kann die Höhe der Reserve künftiger Schäden leichter eingeschätzt werden. Auch eine Auswertung des Schmerzensgeldes über alle Schadenseg-mente ist möglich.

Risikoprüfung und Reserveführung

Ein weiterer „Schatz“, der sich aus aufbereiteten Daten heben lässt, ist die lückenlose medizinische Risikoprüfung eines Falles je Schaden oder Teilschaden mithilfe von individuellen Schaden-filtern. Ein Versicherungsunternehmen kann zum Beispiel fest-legen, dass alle gelenknahen Frakturen oder alle F-Diagnosen (für psychische und Verhaltensstörungen) ausgesteuert werden. Fälle mit einem nicht regelrechten Heilverlauf lassen sich an-hand der Zahl der Arbeitsunfähigkeits- und Krankenhaustage in Verbindung mit den gestellten Diagnosen transparent machen. Identifizierte Fälle kann der Versicherer auf eine angemessene Reserve überprüfen – ein wichtiger Schritt zur frühen Reserve-anpassung und zur verbesserten Reserveführung.

Benchmarking

Mithilfe der vorhandenen Daten kann schließlich ein internes Benchmarksystem entstehen, mit dem sich verschiedene Para-meter im Regulierungsprozess vergleichen und unternehmens- interne Prozesse optimieren lassen. Auf diese Weise können Versicherer erstmals ohne aufwendige Aktenuntersuchung und auf Basis eigener historischer Daten konkret überprüfen, wie unterschiedliche Gruppen, Regionen oder Länder eine be-stimmte Fallkonstellation regulieren.

Mehr aktives Datenmanagement durch die Nutzung vorhan-dener Potenziale sollte das Fazit für die Versicherungsbranche im Bereich Personenschaden also lauten. Denn: Von der Scha-densteuerung bis zum Kostencontrolling bergen die Codierung und Auswertung großer Datenmengen für das Personenscha-denmanagement einen hohen praktischen Nutzen, von dem die Beteiligten erheblich profitieren könnten. ///

ZUM THEMA

DATA

Daten sind nicht gleich Daten:

Für ein effizientes Controlling ist

es unerlässlich, Personenschäden

zu normieren.

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„Möglichst viele Komponenten in einem Produkt“

Die umfassende Digitalisierung von Information birgt

für die Versicherungsbranche großes Potenzial,

das momentan jedoch nur zu einem Bruchteil aus-

geschöpft wird, sagt Dr. Michael Miller, Leiter medizinische

Produktinnovation bei ACTINEO. Im Gespräch verrät er, was

aktuell auf seiner To-do-Liste steht und wie der digitale Um-

bruch das Personenschadenmanagement verändern wird.

AM PULS: Dr. Miller, wo sehen Sie für den Personenschaden Chancen im digitalen Umbruch?

Dr. Michael Miller: Die Digitalisierung birgt ein Riesenpotenzi-al für das Personenschadenmanagement – wenn wir es schaffen, Daten medizinisch vernünftig zu normieren und zu codieren. Dann könnten künftig viele Arbeitsschritte automatisiert und so die frei werdenden Ressourcen auf andere Aufgaben, etwa die detaillier-tere Prüfung oder die Analyse und Prognose, gelenkt werden. Die Qualität des Outputs ließe sich immens steigern.

AM PULS: Eine McKinsey-Studie prognostiziert, dass durch die Digitalisierung in den nächsten zehn Jahren jeder vierte Arbeits-platz in der Versicherungsbranche verloren gehen könnte. Also ist sie doch mehr Fluch als Segen?

Dr. Michael Miller: Die Studie zeigt aber auch, dass sich durch eine Fokussierung auf sogenannte „Advanced Analytics“ und andere zukunftsfähige Technologien existierende Jobs halten ließen und neue entstehen könnten. Es geht bei der Digitalisierung von Prozessen doch nicht in erster Linie darum, Arbeitskosten einzusparen. Durch Prozessoptimierung kann vielmehr das Volumen bei gleichbleibender Qualität erhöht und das Schadenmanagement optimiert werden. Auf nichts anderes zielt ACTINEO ab. Und: Was in jedem Fall wichtig bleiben wird, ist der persönliche Dialog, das Hand-in-Hand-Arbeiten mit dem Kunden. Letztlich wird die Erfahrung des Sachbearbeiters auch in der digitalen Welt gefragt sein.

AM PULS: Welche Punkte stehen aktuell ganz oben auf der Liste des Innovationsmanagers bei ACTINEO?

Dr. Michael Miller: Die Verbesserung der Codierungssystema-tik, zum Beispiel die Ergänzung durch Diagnosen nach Weller, und der Ausbau standardisierter Datenbanken zur Invaliditäts-bemessung in der Unfallversicherung haben zurzeit Priorität. Zu-dem gestalten wir die Rechnungsprüfung als neue Serviceleistung aus. Hier sehe ich für unsere Kunden ein großes Potenzial und breite Anwendungsmöglichkeiten. Momentan fahren wir einen Livetest , mit dem wir die wichtigsten Fragestellungen für den Echt-betrieb sondieren.

AM PULS: Wo liegen weitere Schwerpunkte beim Auf- und Aus-bau des Portfolios von ACTINEO?

Dr. Michael Miller: Neben der Entwicklung neuer Services streben wir die Integration möglichst vieler Komponenten im ein-zelnen Produkt an. Unsere Vision: Wir möchten unsere Kunden an jedem Punkt, in jeder Phase des Schadenmanagementvorgangs mit medizinischem Know-how unterstützen – ob mit effizienteren Prozessen oder mit aufbereiteten medizinischen Daten, die die Regulierung erleichtern. Dafür befindet sich das ACTINEO-System mit seinen Untersystemen im Prinzip in einem ständigen Update. Mithilfe der bereitgestellten Informationen sind auch Nichtmedi-ziner unter den Sachbearbeitern in kürzester Zeit in der Lage, den betreffenden Fall kompetent und sicher einzuschätzen.

AM PULS: 100 Tage sind Sie nun als Leiter medizinische Produkt-innovation bei ACTINEO „im Amt“. Können Sie schon eine erste Bi-lanz ziehen?

Dr. Michael Miller: Ich bin überzeugt, dass wir im ACTINEO-Team in enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden die Entwick-lung herausragender und komplexer Produkte im Personenscha-denmanagement noch stärker vorantreiben werden. Die ersten 100 Tage sind wie im Flug vergangen. Vielleicht auch deshalb, weil ich jeden Tag aufs Neue auf eine ungemein motivierte und dyna-mische Atmosphäre treffe. So macht Innovation Spaß!

AM PULS: Vielen Dank für das Gespräch!

IM GESPRÄCHBEST PRACTICE

KERSTIN LEITNER & BETINA HÄHNLEIN (re.)

DR. MICHAEL MILLER

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Workflowsteuerung im Cockpit

Die SparkassenVersicherung hat in Zusammenarbeit

mit dem Verband öffentlicher Versicherer ihre Work-

flowsteuerung für alle Fälle mit Personenschaden

komplett digital aufgesetzt. „Cockpit“ heißt die Datenbank,

die den Sachbearbeitern die Arbeit nun erheblich erleich-

tert und ein effizienteres Schadenmanagement möglich

macht.

Seit Juli vergangenen Jahres steuern 16 Großschaden-Sach-bearbeiter der SV SparkassenVersicherung Gebäudeversicherung AG ihre Fälle mit der neuen Datenbank im Echtbetrieb aus. Das Cockpit, ein vom Verband öffentlicher Versicherer initiiertes Projekt, gibt den Mitarbeitern alle nötigen Instrumente an die Hand, um ihre Arbeit selbst zu controllen. Als Spezialist für effizientes Personen-schadenmanagement ist ACTINEO mit an Bord. Im Cockpit – als Integrator aller Prozesse und Unterlagen – können die Sach-bearbeiter Termine automatisch verwalten, fallbezogen codierte Verletzungsportfolios heranziehen, ergänzen und bearbeiten, aber auch die Reservesetzung datengestützt abgleichen. Unter anderem werden so abweichende Heilverläufe und reharelevante Verletzungen schneller erkannt. Die Pilotphase endete im März 2016 mit durchweg positiver Resonanz. „Alle Beteiligten sind hoch-zufrieden mit den aussagekräftigen medizinischen Hinweisen, die ihnen helfen, Herr des Verfahrens zu bleiben und aktiv steuern zu können“, erklärt SV-Gruppenleiterin Kerstin Leitner.

Datengetriebene Steuerung

Für die systematische Erfassung, Codierung und Lieferung der medizinischen Daten ist ACTINEO zuständig. Die Daten werden an zentraler Stelle in die flexible Datenbank eingepflegt. Den wachsenden eigenen Datenbestand der SparkassenVersicherung komplettieren Vergleichsdaten (UVCD) der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe – etwa zu durchschnittlichen Heilbehandlungskosten und zum Haushaltsführungsschaden. „Das Cockpit entlastet nicht nur die Sachbearbeiter und erleich-tert das Schadenmanagement erheblich, sondern ermöglicht auch ein fallbezogenes Kostencontrolling und Benchmarking“, fasst Betina Hähnlein, Senior-Referentin vom Verband öffentlicher Versicherer, die Vorteile zusammen. Cockpit: ein Fall beispielhafter Digitalisierung! ///

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Man mag es für Science-Fiction halten, aber Zukunftsforscher sind sich einig: Fachexperten gehören zu den am meisten gefährdeten Spezies, wenn es um den Vormarsch der Automatisierung geht. Computerprogramme sind inzwischen nicht nur im Schachspie-len unschlagbar, sondern unterstützen auch in der medizinischen Diagnostik, etwa bei Krebserkrankungen. Warum sollte nicht auch das Personenschadenmanagement in Zukunft maßgeblich von maschinengestützten Entscheidungen und, zumindest bei Baga-tellverletzungen, von Automatisierung geprägt sein?

Treiber der Digitalisierung

Infolge der Digitalisierung unterliegt auch das Umfeld des Perso-nenschadens einem erheblichen Wandel. Maßgebliche Treiber der Entwicklung sind unter anderem das High-Speed-Internet und die immer leistungsfähigeren Prozessoren, die dazu führen, dass Ärzte, Kliniken und Pflegedienste ihre Arbeitsabläufe zunehmend elektronisch aufsetzen. Darüber hinaus beschreiben Stichwörter wie Telemedizin, Operations- und Pflegeroboter sowie schlichte Fitnessbänder sichtbare und sich beschleunigende Trends.

Alle Entwicklungen haben eines gemeinsam: Sie bauen auf medizinisch relevanten Informationen auf, die in Form von Mess- ergebnissen oder als datenverarbeitungstaugliche Standards zur Verfügung stehen, etwa als ICD- oder OPS-Codes. Diese weltweit gültigen Standards beschreiben jedwede Krankheit, Verletzung oder Gesundheitsstörung eines Menschen ebenso gut wie bei-spielsweise gängige Kalkulationssysteme den Reparaturbedarf eines verunfallten Pkw. Der Unterschied besteht gegenwärtig darin, dass eine Kfz-Schadenkalkulation selbstverständlich er-scheint, während im Personenschaden ganz überwiegend Verlet-zungen nicht systematisch und in auswertbarer Form erfasst und für die Schadenregulierung nutzbar gemacht werden. Darüber kann man sich eigentlich nur wundern, denn für Krankenversi-cherer ist die Nutzung solcher Standards schon lange selbstver-ständlich.

Neue Dimension durch moderne Analytik

Eine neue Dimension und damit Dringlichkeit erhält das Thema Digitalisierung durch die enormen Fortschritte in der modernen Analytik. Nun können nicht nur simple Regelwerke mit Informatio-nen gefüttert, sondern durch „Predictive Modelling“ und „Machine Learning“ die volle Kraft der Daten genutzt werden.

So lassen sich mithilfe von „Advanced Analytics“ datenge-stützte Prognosemodelle erstellen, die den Heilungsverlauf, mög-liche Komplikationen, aber auch die Eignung einer Behandlungs-methode individuell prognostizieren – ausgesprochen wertvolle Informationen, die das Personenschadenmanagement in eine neue Dimension führen. Durch die Verknüpfung von medizinischen und sonstigen regulierungsrelevanten Informationen können Regulie-rungsentscheidungen objektiviert, verbessert und innerhalb einer Schadenorganisation harmonisiert werden. Schließlich erscheint es denkbar, dass auch die Bemessung von Schmerzensgeldern oder Entschädigungsleistungen selbst in Gerichtsverfahren objek-tiver bemessen werden, weil sie auf validen medizinischen Fakten basieren, die als Referenz genutzt werden. Letztlich ist die Verlet-zung der auslösende Faktor für alle weiteren Folgeüberlegungen, die hinsichtlich der Entschädigung anzustellen sind. Andere Infor-mationen wie das Gehalt oder die Dauer der Arbeitsunfähigkeit, die bei der Bemessung der Entschädigung eine Rolle spielen, sind – provokant formuliert – lediglich weitere Variablen einer Rechen-formel, die den Entschädigungsbetrag zum Ergebnis hat.

Der Einsatz moderner Analytik im Personenschaden setzt voraus, dass

Vor allem aber ist es notwendig, mit alledem zu beginnen. Die Grundlage jeder Analytik, auch einer einfachen, sind ausreichende und qualitativ hochwertige Daten. Und es dauert, diese zu sam-meln – deutsche Schadenversicherer haben bereits viel Zeit verloren. ///

1.

GASTBEITRAG

Wie digital kann der Personenschaden sein?

Personenschadenmanagement gilt gemeinhin als eine Königsdisziplin, in der Mitarbeiter mit großer Sachkunde und

langjähriger Erfahrung komplexe Fälle mit medizinischem und juristischem Hintergrund lösen. Hat das allgegenwärtige

Thema Digitalisierung für den Personenschaden also überhaupt eine Relevanz?

PARTNER

Ein Fall für zwei

Auch im Personenschaden gibt es schwarze Scha-

fe und mancher Fall wirft Zweifel auf. Um Betrug

besser erkennen und Risiken schon im Vorhinein

einschätzen zu können, haben sich ACTINEO und FRISS,

der europäische Marktführer im Bereich Fraud, Risk &

Compliance, als strategische Partner zusammen-

geschlossen. Ziel ist der Aufbau eines Fraud & Risk-Mo-

dells für die Abwehr von Betrug bei der Personenscha-

denregulierung.

Versicherungsbetrug bei Personenschäden beruht in der Regel nicht auf vorsätzlichen Handlungen, vielmehr sind zumeist Übertreibungen oder Falschangaben zu den Unfall-folgen die Ursache. Für den Versicherer ist es ohne medizini-sches Fachwissen oftmals unmöglich, zwischen behaupteten und tatsächlichen Unfallfolgen zu unterscheiden. Auch das Zusammenspiel von Psyche und Physis sowie die Bedeutung von Vorerkrankungen sind häufig schwer zu beurteilen, so etwa bei Zahnschäden oder HWS-Distorsionen, zwei beson-ders betrugsanfälligen Schadenbildern. Das Fraud & Risk-Modell von ACTINEO und FRISS hat das Ziel, künftig die Identifikation von Indikatoren für Übertreibun-gen und falsche Zuordnungen von Unfallfolgen aufgrund von Vorerkrankungen leichter zu machen. Dazu soll eine Daten-bank mit umfangreichen Informationen aufgebaut werden, um unter anderem Beschädigungsbilder am Fahrzeug in Kor-relation zu den erlittenen Verletzungen stellen zu können. ACTINEO mit der größten unabhängigen Datenbank zu medizinisch codierten Personenschäden in Deutschland und FRISS als führender Anbieter von Lösungen für Be-trugserkennung und Risikosteuerung in der Versicherungs-wirtschaft wollen mit diesem Modell einer standardisierten Betrugsabwehr die Schaden-Kosten-Quote der Versicherer signifikant verbessern.

FRISS weltweit Leader

Unter dem Motto „Risiken erkennen, Betrug verhindern, Compliance sichern“ bietet FRISS Ready-to-use-Business-Lösungen an, die speziell auf die Anforderungen von Ver-sicherern zugeschnitten sind. Seit seiner Gründung im Jahr 2006 ist das niederländische Unternehmen zum internati-onalen Marktführer für Betrugs- und Risikolösungen im Non-Life-Segment herangewachsen. FRISS stellt Informati-onen in den Bereichen Betrug, Risiko und Konformität bereit und leistet mit seinen Gesamtlösungen einen wesentlichen Beitrag zur Betrugserkennung und Risikoeinschätzung. ///www.friss.eu/de

Agenda für den Personenschaden

DR. JOCHEN TENBIEG

Von Dr. Jochen Tenbieg, Head of Global Claims der Allianz SE

die medizinischen Informationen systematisch erfasst und strukturiert,

Daten- und Prozessstandards der Gesundheits-industrie genutzt und

die Daten dem Sachbearbeiter in analytisch aufbereiteter und geeigneter Form zur Verfügung gestellt werden.3.

2.

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Die Personenschaden SpezialistenTermine 2016

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ÜBER ACTINEO

ACTINEO ist ein unabhängiger, auf Personenschadenmanagement spezialisierter Dienstleister. Seit seiner Gründung 2009 hat sich das Unternehmen zum Marktführer für effiziente und ganzheit-liche Lösungen im Personenschadenmanagement entwickelt und ist heute ein stark wachsender Player mit derzeit rund hundert Mitarbeitern. Im Auftrag von Versicherungen leistet das Kölner Unternehmen medizinisch kompetente Unterstützung im gesamten Schaden-managementprozess, damit Personenschäden schnell und an-gemessen reguliert werden können. Die Kernkompetenzen von ACTINEO fußen auf dem IDM-Prinzip®, das die Bereiche Informati-onsbeschaffung (ACTIVEINFO), Schadenmanagement auf fundier-ter Datenbasis (ACTIVEDATA) sowie medizinische Begutachtung und (Risiko-)Bewertung (ACTIVEMED) umfasst (s. Grafik rechts). Durch eine frühzeitige Falltransparenz können bei Bedarf die richtigen medizinischen Weichen gestellt und so die Krank-heitskosten und Krankheitsfolgekosten minimiert werden. Die Vorteile des ACTINEO-Systems: Transparenz in allen Segmenten des Personenschadens, Qualitäts- und Effizienzsteigerung, Arbeits erleichterung und erhebliche Verbesserung der Wirt-schaftlichkeit. Seinen Kunden stellt ACTINEO zudem mit einem eigens entwickelten, EDV-gestützten Expertensystem umfang-reiche Controlling-Daten zur Verfügung – die Basis für eine geziel-te Steuerung von Personenschäden in allen Segmenten.

Weitere Informationen unter www.actineo.de

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Das IDM-Prinzip ®

UNTERWEGS

ACTINEO präsentiert am 20./21. April 2016 auf der Messe Schadenmanagement & Assistance in Leipzig wieder seine Leistungen als unabhängiger Dienstleister bei der Regulierung von Personenschäden (Congress Center, Ebene 1, Stand 7). Gemeinsam informieren dort die Geschäftsführer der ACTINEO GmbH, Olav Skowronnek und Verena Klumb, rund um das Thema effizientes Personenschadenmanagement. ///

MESSE LEIPZIG 20.–21.04.2016

Trends und Entwicklungen im Personenschadenmanagement stehen auch in diesem Jahr wieder auf der Tagesordnung der Fachtagung Assecuranz in Köln. ACTINEO lädt zum fünften Mal gemeinsam mit den Partnern e-consult und rehacare zum Informations- und Erfahrungsaustausch im ROTONDA Business-Club ein. Die Veranstaltung findet am 29. Septem-ber 2016 statt. Das Programm ist ab den Sommermonaten unter www.actineo.de zu finden. ///

5 JAHRE FACHTAGUNG ASSECURANZ 29.09.2016

Ausgabe 01 04/2016AM PULS DAS ACTINEO MAGAZIN

Im November 2016 zieht ACTINEO in neue Büroräume in der Mannesmannstraße 5. In unmittelbarer Nachbarschaft zu dem alten Gebäude lässt das Unternehmen einen neuen Firmensitz mit 1.600 Quadratmetern auf drei Etagen errichten. Nach Plänen der Bonner Architekten Schneider & Klose entsteht ein funktionaler, auf die Bedürfnisse des Unternehmens abge-stimmter Bau, der ausreichend Platz für die rasch wachsende ACTINEO-Mannschaft bietet. Alle erforderlichen Sicherheits-standards für die Datenverarbeitung – wie beispielsweise ein Notstromaggregat für unterbrechungsfreies Arbeiten und eine sichere Serverumgebung – werden erfüllt. ///

ACTINEO ZIEHT UM! HERBST 2016

Page 8: Ausgabe 01 042016 AM PULS - actineo.de · und Smart Data zum Orakel werden lässt. Vor so viel Wald sieht man die sprichwörtlichen Bäume nicht mehr. Die Daten selbst, die eigentlichen

Wie beweglich ist der Arm wirklich? Und ist die

zentrale Fazialisparese eine Unfallfolge oder hat

sie doch andere Ursachen? Abschlussgutachten

zur Dauerschadeneinschätzung können den Ausgang eines

Schadenfalls entscheidend mitbestimmen, aber auch Wohl

und Wehe des Patienten beeinflussen. Grund genug, eine

zweite, unabhängige Meinung einzuholen.

Abschlussgutachten zur Feststellung des Invaliditätsgrades in der privaten Unfallversicherung haben weitreichende Folgen für den Schadenersatz. Bei Zweifeln an der Plausibilität eines solchen Gut-achtens ist vor allem bei komplexen Schäden unter Umständen das Einholen einer zweiten Fachmeinung ratsam. „Vom genauen Unfall-hergang über Art, Ort und Zeitpunkt der erfolgten Untersuchungen und Behandlungen bis zur Form der Nachsorge: Erst wenn alle Fak-ten zusammengetragen sind, kann eine seriöse Einschätzung des Gesamtbildes erfolgen“, erklärt Prof. Dr. med. Harald Meier, Leiter des Instituts für medizinische Begutachtung bei ACTINEO. Von dem Ergebnis eines unabhängigen Abschlussgutachtens hänge letztlich

die faire und effiziente Regulierung eines Personenschadens ab,

betont der Mediziner.

Entscheidende Zweitmeinung

Die Beurteilung von Abschlussgutachten zur Feststellung des finalen Invaliditätsgrades ergänzt am Institut für medizinische Begutachtung die bewährten Angebote der Bewertung nach Ak-tenlage und der Untersuchungsgutachten. ACTINEO baut so sein Leistungsportfolio im Geschäftsbereich ACTIVEMED weiter aus. Unter der Leitung des erfahrenen Chirurgen und Gutachters Prof. Dr. med. Harald Meier nimmt das interdisziplinäre Medizinerteam dabei zunächst alle originären Unterlagen unter die Lupe. Kann die vorhandene Datenlage nicht alle offenen Fragen beantworten, wird das Einholen weiterer Fachmeinungen empfohlen. Am Ende steht eine unabhängige und objektive Zweitmeinung. Von der Neu-rologie, Radiologie und Orthopädie über die Unfall-, Hand- und Kinder chirurgie bis hin zur Inneren Medizin, Psychosomatik und Anästhesie deckt das Institut für medizinische Begutachtung alle medizinischen Bereiche ab. ///

IMPRESSUM

Herausgeber: ACTINEO GmbH

Wankelstraße 33 · 50996 Köln

Telefon +49 (0)2236 48 003 100

Telefax +49 (0)2236 48 003 111

[email protected]

www.actineo.de

Verantwortlich für den Inhalt:

Verena Klumb, Olav Skowronnek (V.i.S.d.P.),

ACTINEO GmbH

Text und Redaktion:

Kathrin Melzer (Leitung), Andreas Tenhafen,

Pronomen GmbH & Co. KG, Köln

Gestaltung: markenmut AG, Trier

Lektorat: Claudia Lange, korrektopia.de

Druck: W+S Druck und Medien, Siegburg

PORTFOLIO

COMPOSIT

Neu bei ACTIVEMED

Abschlussgutachten auf dem Prüfstand

Aus dem Archiv

1 Mark 3 Pfennig Krankengeld pro Tag erhielt Ablösewärter Andreas Reger Ende des Jahres 1900. Dass seine Dienstunfähigkeit wegen ei-ner Zerrung der Brustmuskulatur durch „Heilung“ – ohne „bleibenden Nachteil“ – endete, dürfte alle Beteiligten gefreut haben.

Die Allianz:Geschichte des Unternehmens1890–2015von Barbara Eggenkämper, Gerd Modert,

Stefan Pretzlik. C. H. Beck, 2015. 38 Euro.

Am 5. Februar 1890 trug das Königliche Amtsgericht I in Berlin ein neues Unternehmen in das Handelsregister ein: die „Allianz“ Versicherungs-Aktien-Gesellschaft. 125 Jahre später ist die Al-lianz einer der größten Versicherer weltweit. Die faszinierende Geschichte des Unternehmens wird in diesem Buch ebenso an-schaulich wie kurzweilig erzählt. Barbara Eggenkämper, Gerd Modert und Stefan Pretzlik beschreiben die Geschäftsfelder des Unternehmens sowie die unterschiedlichen Strategien der ver-schiedenen Vorstände und beleuchten die Arbeitswelten sowie ihren Wandel im Rahmen der zunehmenden Technisierung. Eine vielschichtige Erzählung der 125-jährigen Geschichte der Allianz, in der nicht nur die Führungsetage, sondern auch die vielen Mit-arbeiter eine Stimme haben. ///

Top Drei der Antworten in der Schadenmitteilung

BUCHTIPP

Ausgabe 01 04/2016AM PULS DAS ACTINEO MAGAZIN

Am Institut für medizinische Begutachtung bei ACTINEO beantworten Prof. Dr. med. Harald Meier und seine Kollegen komplexe Frage-stellungen, zum Beispiel zur Unfallkausalität und zu den Unfallfolgen, zur Berufsunfähigkeit und zur Identifikation von Vorschäden. Mehr dazu unter www.actineo.de

Die - O-Ton-Charts

PROF.DR.MED.HARALD MEIER

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