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  • 8/14/2019 Ausgabe 01 09 Ueberblick 1

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    Das Magazin zur Aus- und Weiterbildung

    von Reiter und Pferd

    1/09 Mrz 09 bis Juni 097,90 EUR (D) 8,70 EUR (A) 15,80 SFR (CH) 9,25 EUR (BeNeLux)

    bergnge

    richtigreiten

    Maarbeit:

    bergnge im Schrittd T b

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    DS 01/09

    Liebe Leserinnen und Leser,

    wir haben - passend zum Heftthema - auch einen bergang zu ver-

    melden, wenigstens im weitesten Sinne. Betrug unsere Druckauf-

    lage im Sommer des vergangenen Jahres noch 7.500 Hefte, haben

    wir es mit dieser Ausgabe gewagt, 15.000 Hefte zu drucken. Fr

    uns, die wir mit 1.000 Heften angefangen haben, ist das ein echter

    bergang. Dass wir dieses Wagnis berhaupt unternommen ha-ben, liegt nicht zuletzt an Ihrem Zuspruch. Danke! Und drcken

    Sie uns die Daumen, dass dieser bergang nicht ins Leere luft.

    Zu den reiterlichen bergngen finden Sie reichlich Stoff in die-

    sem Heft. Spannend fanden wir, dass - reitweisenbergreifend -

    die Unterschiede nicht so gravierend sind, wie wir zuerst dachten.

    Allen ist gemeinsam: Je feiner die Abstimmung, desto besser die

    bergnge. Welche Feinheiten es zu beachten gilt, lesen Sie auf

    den folgenden Seiten.

    Die Dressur-Studien haben im Januar ein virtuelles Netzwerk ins

    Leben gerufen: FAIR zum Pferd! Damit wollen wir all diejenigen

    Initiativen und Menschen untersttzen, die sich um pferdege-

    rechtes, gesundes Reiten und Ausbilden bemhen. Bei FAIR kann

    man sich im Internet unkompliziert und schnell austauschen und

    beraten sowie diskutieren. Wie das funktioniert, lesen Sie in die-

    sem Heft ab Seite 122.

    Viel Spa bei der Lektre wnscht Ihnen Ihre

    Claudia Sanders

    Der bergang vom

    putzigen zum frechenPferd ist in der Tat ie-

    end.... Orgulloso 38und Claudia Sanders.

    Foto: www.slawik.com

    E

    ditorial

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    Editorial 3

    Inhaltsverzeichnis 4

    Top-Thema: bergnge richtig reiten!

    bergnge: Die Grundlagen 6

    Definition: Von Paraden und Demi Arrts 8Kurd Albrecht von Ziegner: Universalwerkzeug Parade 11

    Achtung, fertig, los - aus dem Halten 14

    Schritt fr Schritt zum Schritt 17Nicht so einfach: Vom Schritt zum Trab 20

    Vom Trab zum Schritt 23

    bergnge im Trab 25

    Lsend: Trab-Galopp-bergnge 28

    Mit aller Ruhe: Vom Galopp in den Trab 30

    Vom Arbeits galopp bis zum Wechsel 33Genaue Hilfen fr Galopp-bergnge 38

    Vom Rckwrtsrichten bis zur Schaukel 42

    Eleganz pur: Piaffe-Passage-bergnge 46

    Biomechanik: Krperliche Schwerstarbeit: bergnge 50

    bergnge: Die Praxis 56

    Heike Kemmer: Grundlektio n bergnge 58Oliver Schmidt-Nechl: bergnge beim Springreiten 61

    Kerstin Diacont: Kurz und niemals rckwrts 64Birgit Beck-Broichsitter: bergnge mit Lgret 67

    Richard Hinrichs: bergnge aktiv reiten 70Lutz Leckebusch: Rasante bergnge mit feinen Signalen 73

    Andrea Jnisch: bergnge und ein Gang mehr 76Monika Lehmenkhler: bergnge gebisslos reiten 80

    Mit Lektionsreihen bergnge schulen 82

    Eckart Meyners: Richtig sitzen oder: Richtlinien quo vadis? 89

    Sitztipps: bergnge fhlen lernen 98

    Serie: Junge Pferde ausbilden: 102Die ersten drei Monate unter dem Sattel

    Inhalt

    4DS 01/09

    Extra: Berufe rund ums Pferd 110

    Staatlich anerkannte Berufe 112

    ber die Universitt zum Pferd 114

    Ausbildungsdschungel: Institute & Co. 117

    Praktika: Ausmisten morgens um 6 Uhr 119

    Rubriken

    Notizen 122

    Das Netzwerk: FAIR zum Pferd! 122Gewinnspiel: Equitana Freikarten 123

    Versicherungstipp: Brandgefahr im Stall 124

    Literaturliste 125

    Buchtipps 126

    Mr. P. & Me: Fit frs Pferd! 128

    Impressum 129

    Vorschau/Aboschein 130

    Artikel in dieser Farbe kennzeichnen die Titelthemen.

    Foto Titelbild und Inhaltsverzeichnis: Christiane Slawik, www.slawik.com.

    Redaktionsanschrift: Wintermhlenhof 4, 53639 Knigswinter, Tel.: 02223/900 389

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    Gr

    undlage

    n

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    Foto: www.slawik.com

    Grundlagen

    7

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    Denition

    Von Paraden und Demi Arrts

    Wer bergnge reiten mchte, kommt ohne sie nicht aus: gan-

    ze und halbe Paraden. Das Pendant innerhalb der Lgret sinddie so genannten Demi Arrts.

    In den Richtlinien fr Reiten und Fahren Band 1 der Deutschen

    Reiterlichen Vereinigung (FN) sind ganze und halbe Paraden

    eindeutig definiert: Jede Parade, die zum Halten fhrt, ist eine

    ganze Parade. Alle anderen Paraden werden als halbe Paraden

    bezeichnet. (...) Die halbe Parade wird durch kurzes, vermehrtes

    Einschlieen des Pferdes zwischen den Gewichts-, Schenkel- und

    Zgelhilfen gegeben, dem eine nachgebende Zgelhilfe folgt.

    (...) Man sagt auch: Paraden sind das Zusammenwirken aller Hil-

    fen und ermglichen kontrolliertes Reiten. (...) Die ganze Parade

    kann aus allen Gangarten erfolgen und wird nur auf geraden Li-

    nien gegeben. Sie wird generell von einer oder mehreren halben

    Paraden vorbereitet und fhrt immer zum Halten. Die Hilfenge-

    bung erfolgt wie bei den halben Paraden, nur dass zum eigent-

    lichen Halten das Pferd fr einen kurzen Moment mit Gewichts-

    und Schenkelhilfen an die anstehende Hand getrieben wird.

    Fr Christoph Hess, der bei der FN die Abteilung Ausbildung lei-

    tet, ist bei den Paraden vor allem eines ganz wichtig: das Nach-

    geben. Leider wird vor allem bei den ganzen, aber auch bei den

    halben Paraden meist zu viel am Zgel gezogen. Die Zgelhilfen

    dominieren, was dazu fhrt, dass das Pferd gegen den Zgel geht

    und/oder sich auf das Gebiss legt. Dadurch werden Rcken und

    Hinterbeine blockiert, das Pferd verliert die Balance und kommt

    auf die Vorhand. Hess ersetzt daher im Unterricht den Begriff pa-

    rieren bei den bergngen zum Halten gerne durch die Formu-

    lierung in das Halten hineinreiten und macht seinen Schlern

    damit deutlich, dass sie die treibenden Hilfen mit Schenkel undGewicht hier spricht Hess von der Sitzhilfe nicht vernachls-

    sigen drfen.

    Die Bedeutung der treibenden Hilfen bei den ganzen und halben

    Paraden zeigt sich auch darin, dass sie im korrekten Zusammen-

    spiel der reiterlichen Hilfen als erste eingesetzt werden. Die Z-

    gelhilfe kommt erst danach. Auf der gebogenen Linie erfolgt das

    Annehmen und Nachgeben vermehrt am ueren Zgel, erlu-

    tert Hess. Auf geraden Linien wird mit beiden Zgeln gleicher-

    8

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    Den gesamten Artikel knnen Sie in

    unserer Printausgabe lesen.

    Diese knnen Sie hier direkt bestellen!

    Jahrgang VISSN1860-3963

    www.dressur-studien.de

    Das Magazin zur Aus-und Weiterbildung

    von Reiter und Pferd

    1/09 Mrz 09 bisJuni097,90 EUR(D) 8,70 EUR(A) 15,80 SFR(CH) 9,25 EUR(BeNeLux)

    1/

    i

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    bergngerichtigreiten

    Junge Pferdeausbilden

    Serie

    Maarbeit:

    bergnge im SchrittundTrab

    Amseidenen Faden:Vom Arbeitsgaloppzum fliegendenWechsel

    PraktischeTipps von:

    Heike KemmerRichardHinrichsKerstin DiacontAndreaJnisch

    Beruferund

    ums Pferd

    DS_U schlag_0109_8 04.indd 1 09.02.2009 9:26:05 Uhr

    DS 01/09

    Richtig sitzen in den bergngen oder:Richtlinien quo vadis?

    Wenn Ausbilder im Reitunterricht Lektionen vermitteln,dann stehen bergnge oftmals an erster Stelle. Sie seien

    das Herzstck der Reiterei. Doch wenn sich ein Reiter

    ganz gleich ob er in der Freizeit oder beruflich mit Pferdenumgeht in den Richtlinien fr Reiten und Fahren der Deut-schen Reiterlichen Vereinigung schlau machen will, wird er

    enttuscht: Weder in Band 1 noch in Band 2 findet sich ein ei-genstndiges Kapitel ber die bergnge.

    Die Autoren der Reitlehre sahen anscheinend keine Notwendig-

    keit, dieses Thema in den Mittelpunkt zu rcken. Sollten ber-

    gnge eine reine Selbstverstndlichkeit sein, die jeder automa-

    tisch lernt? Dass dies nicht der Fall ist, wei jeder, der in eine be-

    liebige Reithalle schaut.

    Foto: www.slawik.com

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    http://www.webmart.de/wmshop.cfm?ID=52749http://www.webmart.de/wmshop.cfm?ID=52749http://www.webmart.de/wmshop.cfm?ID=52749http://www.webmart.de/wmshop.cfm?ID=52749
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    bergnge und Richtlinien

    bergnge und Funktionsablufe bei Mensch und PferdDabei sind bergnge ein wichtiges Thema - auch weil sie unter bestimmten Kriterien

    der Bewegungslehre dringend ntig sind, damit sich Mensch oder Pferd gem ihremSystem sachgerecht bewegen knnen.

    Wenn der Mensch mit ruckartigen Bewegungen vom Stuhl aufsteht, um eine andere T-

    tigkeit zu beginnen, dann wird der Fluss seiner Bewegungen durch die Eckigkeit des Auf-

    stehens gestrt. Durch das ruckartige Aufstehen entstehen keine kontinuierlich fortlau-

    fenden Bewegungsablufe. Die Muskeln werden nicht korrekt benutzt, Verspannungen

    entstehen und es knnen dadurch sogar Verletzungen auftreten. Dieses Problem lsst

    sich auch auf viele andere menschliche Bewegungen bertragen: abrupt aus dem Bett

    aufstehen oder schnell schwere Lasten anheben. Um solche Probleme zu verhindern,

    gibt es heute e ine Vielzahl von Bchern ber krperkonformes Bewegungsverhalten des

    Menschen in Alltags- und Arbeitssituationen. Doch nicht nur in diesen alltglichen Situ-

    ationen des Menschen sind bergnge von Bedeutung, sondern ebenso im Sport. Bei

    der heutigen Funktionsgymnastik wird vermehrt Wert auf langsame Ausfhrung gelegt,

    damit alle an den Bewegungen beteiligten Muskelfasern beansprucht werden und nicht wie bei schwunghaften Bewegungen ausschlielich der mittlere Teil des Muskels, der

    so genannte Muskelbauch.

    Beim Reiten sind diese Funktionen fr das Pferd ebenso relevant. Generell wird ein Pferd

    strker belastet als ntig, wenn z.B. der bergang vom Galopp zum Trab so geritten wird,

    dass das Pferd auf die Vorhand fllt, die Geschlossenheit des Pferdes also nicht aufrecht

    erhalten wird. Die Hinterhand muss beim bergang aktiv sein, sie muss nach vorne un-

    ter den Schwerpunkt treten, um das Pferd nicht auseinanderfallen zu lassen.

    Auch in den hheren Klassen sieht man Sitzfehler.

    Foto: Brbel Schnell.

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    bergnge und Richtlinien

    Der Pferdekrper wird negativ belastet, wenn ein Pferd von Gangart zu Gangart, bei

    bergngen innerhalb einer Gangart, durch Vernderung des Gangmaes oder auch

    von Lektion zu Lektion vorrangig durch zu starke Zgelhilfen zu bergngen veranlasst

    wird, anstatt durch das feinfhlige Zusammenwirken aller Hilfen.

    Korrekte bergnge mssen aus der Sicht der Bewegungslehre daher folgende Krite-

    rien erfllen: Das Gleichgewicht, also die Bewegungsbertragung innerhalb des Pferdes

    von hinten nach vorne und zurck, muss ebenso erhalten bleiben wie der Bewegungs-

    rhythmus und der Bewegungsfluss. Dazu gehrt auch, dass die weiche, kontinuierliche

    Abfolge der Pferdebewegungen erhalten bleibt, ohne eckige Teilbewegungen. Fr denBetrachter ergibt sich dann ein harmonisches Bild, die Bewegungen sind weich und flie-

    end. Das dient auch der Pferdegesundheit, denn so werden Bewegungsprobleme oder

    Krankheiten verhindert.

    Muss man bergnge nicht mehr erklren?Es fllt insgesamt beim Suchen nach dem Thema bergnge in den Richtlinien auf,

    dass der Begriff bergnge zwar mehrmals genannt, er aber insgesamt nicht vertie-

    fend analysiert oder dargestellt wird. Gerade die koordinativen Ablufe innerhalb des

    Reiterkrpers scheinen etwas Nebulses darzustellen, wenn man einmal die Bewe-

    gungsbeschreibungen der Hilfen des Reiters genauer betrachtet. Natrlich knnte es

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    bergnge und Richtlinien

    sein, dass bergnge fr den Reiter und Ausbilder etwas Selbstverstndliches sind, das

    man nicht mehr erklren muss. Doch wenn man die Beschreibungen der reiterlichen Be-

    wegungsablufe genauer unter die Lupe nimmt, so scheinen die muskulren Vorgnge

    beim Reiter nicht gengend in das Bewusstsein der Ausbilder geraten zu sein.

    An dieser Stelle zeigt sich eine Lcke. Sie verdeutlicht, dass das Pferd zu stark im Fokus

    der Ausbildung steht. Die Richtlinien tun so, als ob der Reiter ohne Probleme seine Be-

    wegungsablufe auf das Pferd bertragen knne, um es zu den in der Reitlehre gefor-

    derten Lektionen zu veranlassen.

    Es fehlen grundlegende Bewegungsmuster!Die Autoren vergessen, dass viele Reiter ihren Krper nicht optimal koordinieren kn-

    nen, weil sie es im tglichen Leben und im Sport nicht erfahren haben. Dies ist eine Tat-

    sache in der heutigen Zeit, die durch Bewegungsmangel geprgt ist. Fr alle Sportarten

    gilt heute, dass Sportler nicht mehr ber eine breite Basis von Bewegungsmustern ver-

    fgen, die es ihnen ermglichen wrde, relativ schnell Transferleistungen von Technik zu

    Technik oder von Situation zu Situation zu erbringen.

    Beim Reiten ist dieser Transfer noch schwieriger, weil es keine strukturell identischen

    Techniken oder Situationen im tglichen Leben und Sport gibt, die es dem Reiter ermg-

    lichen, auf diese Bewegungsmuster zurckzugreifen. Reitbewegungen sind einmalig.

    Die fehlende Bewegungslehre des Reiters ist das Problem!Das Hauptproblem: Die heutigen Ausbilder sind in Bezug auf die Bewegungsablufe des

    Reiters nicht gengend geschult. Die Ausbilder und Trainer whlten diese Berufe, weil

    sie selbst meistens kompetente Reiter sind. Da sie alles beherrschen, was sie weiterge-

    ben wollten, knnen sie sich teilweise gar nicht in die Schwierigkeiten hineinversetzen,

    die ihre Reitschler haben.

    Deshalb mchte ich an dieser Stelle die Passagen aus den Richtlinien, in denen es um

    bergnge geht, aus der Sicht der Bewegungslehre einmal genauer unter die Lupe neh-

    men.

    bergnge in der ReitlehreEs ist kaum zu glauben, aber auf den ersten 189 Seiten von Band 1 der Richtlinien fr

    Reiten und Fahren sind nur an fnf Stellen uerungen zum Herzstck der Reiterei zu

    finden: zu den bergngen. Wenn die Passagen ber die Ausbildungsskala hier nicht be-

    rcksichtigt werden - sie betreffen die Bewegungslehre des Pferdes und nicht die des

    Reiters -, heit es dort:

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    bergnge und Richtlinien

    Fundstelle 1: Gewichtshilfen

    Die beidseitig belastenden Gewichtshilfen mssen immer dann eingesetzt werden,

    wenn es gilt, die Hinterbeine des Pferdes besonders zu aktivieren, z.B. bei allen halbenund ganzen Paraden und somit auch bei allen bergngen.

    Dazu ist ein verstrktes Kreuzanspannen notwendig. Dies bedeutet, dass der Reiter fr

    einen kurzen Moment die Phase des Anspannens der Bauch- und tiefen Rckenmusku-

    latur verstrkt, wenn ntig auch fr einige hintereinander folgende Schritte, Tritte oder

    Sprnge (S. 71/72).

    Ohne die kurzen Impulse dieser intensiven Gewichtshilfe wrden zum Beispiel Paraden,

    also die Vorbereitungen zu bergngen und Lektionen, zu sehr ber die Zgelhilfen er-

    folgen (S. 72).

    Es werden Gewichtshilfen thematisiert, die mit halben und ganzen Paraden in einen Kon-

    text gebracht werden, ohne jedoch an dieser Stelle zu erlutern, wie Gewichts-, Schen-

    kel- und Zgelhilfen koordiniert werden sollen. Diese unterschiedlichen Hilfen stehenzwar als isolierte Elemente im Band 1 der Richtlinien fr Reiten und Fahren, doch dem

    Leser werden sie nicht in ihren Ablufen erklrt. In diesem Kapitel wird lediglich der Be-

    zug zu den Zgelhilfen hergestellt, die ein Problem bei bergngen des Pferdes werden

    knnen, wenn sie zu dominant sind.

    Die Bewegungsablufe der Gewichtshilfen werden so erklrt, dass der Reiter ein

    Kreuzanspannen erzeugen soll. Das heit im Sinne der Richtlinien, dass er das Becken

    fr einen kleinen Augenblick fixieren muss, was durch ein Anspannen der Bauch- und

    tiefen Rckenmuskulatur geschehen soll.

    Fotos sind immer nur Momentaufnahmen - und zeigen manchmal ein ungnstigeres Bild als die Realitt.

    Der ausgeprgte Unterhals und die tiefe Hand sprechen hier jedoch nicht nur fr einen ungnstigen Moment...Foto: Brbel Schnell.

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    bergnge und Richtlinien

    Diese Erklrung ist aber irrefhrend: Der

    Reiter kann gar nicht beide Muskelgrup-

    pen auf einmal anspannen. Entweder

    spannt er die Bauchmuskeln an, dann

    kippt sein Becken nach hinten, oder er

    spannt die tiefen Rckenmuskeln an und

    sitzt im Hohlkreuz.

    Der Einsatz der Bauchmuskulatur ist fr

    den kurzfristigen Impuls korrekt. Es be-steht jedoch leicht die Neigung, dass sie

    zu stark angespannt und nicht schnell

    genug losgelassen wird, sodass der Rei-

    ter das Pferd im Rcken blockiert. Rich-

    tig hingegen wre folgendes: Das kurz-

    zeitige Feststellen des Beckens ist eher

    durch ein Einziehen des Bauchnabels zu

    erreichen, weil mit dieser Aktion das Be-

    cken ebenfalls kurzzeitig fixiert wird, je-

    doch niemals so stark, dass es das Pferd

    im Rcken strt.

    Generell muss der Reiter aufrecht sitzen, um die Gewichtshilfen stndig anwenden

    zu knnen. Durch einen aufrechten Sitz bertrgt der Reiter das Gewicht seines Ober-

    krpers ber die Sitzbeinhcker in den Sattel und somit auf den Pferdercken.

    Diese grundstzliche Haltung (Position des Oberkrpers) ist wichtiger als das kurz-

    fristige Kreuzanspannen, weil durch die optimale Stellung des Oberkrpers das

    Gewicht des Reiters stndig treibend wirkt. Der Reiter muss jedoch wissen, wie er sich

    aufzurichten hat.

    Falsch sind folgende Anweisungen, die immer noch whrend des Unterrichts zu hren

    sind: Schulterbltter zurck und Brustkorb raus. Denn so wird der Reiter vom Oberkr-

    per bis zu den Fuspitzen hin fest und kann nicht mehr in den Bewegungen des Pferdes

    mitgehen.

    Richtig ist das folgende Vorgehen: Aufrichten darf sich der Reiter ausschlielich dadurch,

    dass er die Stellung seines Beckens verndert. Es muss in die so genannte neutrale Stel-

    lung gebracht werden, sodass es leicht nach vorne geneigt ist. Dadurch entsteht inner-

    halb der gesamten Wirbelsule die doppelt geschwungene S-Form. Damit knnen die

    schwingenden Bewegungen durch den gesamten Reiterkrper flieen. Das Becken darf

    also niemals starr in einer Position verharren, sondern muss sich den Pferdebewegungen

    anpassen, sich flexibel dreidimensional bewegen knnen.

    Sitzfehler beim iegenden Wechsel.Foto: Brbel Schnell.

    94

    bergnge und Richtlinien

    Fundstelle 2: Zgelhilfen

    Nachgebende und annehmende Zgelhilfen finden ihre Anwendung immer in Verbin-

    dung mit entsprechenden Gewichts- und Schenkelhilfen, z.B.:

    bei allen halben Paraden, also bergngen von einer Gangart in die andere oder

    innerhalb einer Gangart,

    bei ganzen Paraden, (S. 78)

    An dieser Stelle erfolgen Verbindungen der Hilfen untereinander, ohne dass jedoch der

    Zusammenhang genau formuliert wrde. Es fehlen eindeutige Hinweise fr die Bewe-

    gungsablufe des Reiters. In der tglichen Praxis ist immer wieder zu erkennen, dass die

    Zgelhilfen hart und dominant erfolgen, weil die Reiter sie nicht fein genug aus demHandgelenk heraus geben knnen. Viele Reiter ziehen die Zgel aus dem Unterarm he-

    raus in Richtung Becken und wirken so krftig und rckwrts mit den Zgeln ein.

    Grundstzlich muss der Reiter seine Daumen dachfrmig auf dem Zeigefinger platzieren

    knnen. Liegt der Daumen flach auf und wird zustzlich auf den Zeigefinger gepresst,

    damit die Zgel nicht durchrutschen, dann wird das ges amte Handgelenk fixiert und die

    Hilfen kommen im Pferdemaul hart an.

    Wenn der Daumen aber dachfrmig auf den Zeigefinger gelegt wird, kann das Handge-

    lenk ein- und ausgedreht werden, das heit die Knchel der Hand knnen rhythmisch in

    Richtung Innenseite oder Auenseite des Unterarmes flieend bewegt werden.

    Fundstelle 3: Reiten der Gangarten

    Bei bergngen Zulegen und Rckfhrung des Tempos muss das Pferd durchlssigauf die verhaltenden und treibenden Hilfen reagieren. Beim Zulegen veranlasst der Rei-

    ter das Pferd nach einer oder mehreren halben Paraden durch die bestimmte, gleichzei-

    tige und gleichmige Einwirkung von Gewicht und beiden Schenkeln zu einem gre-

    ren Raumgriff. Die Hand des Reiters gibt soviel nach, wie es die Dehnung des Halses zur

    Rahmenerweiterung erfordert. Die Verbindung zum Pferdemaul und die korrekte Selbst-

    haltung des Pferdes bleiben erhalten. Die Rckfhrung des Tempos wird ebenfalls mit

    einer oder mehreren halben Paraden vorbereitet. Gerade in diesem Moment wird das

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    DS 01/09

    bergnge und Richtlinien

    Pferd vermehrt getrieben, da es sonst, anstatt mit der Hinterhand unterzutreten, auf die

    Vorhand kommt und sich mglicherweise auf den Zgel legt. (S. 101)

    Diese Ausfhrungen versuchen den komplexen Zusammenhang von treibenden und

    verhaltenden Hilfen zu verdeutlichen. Das Tempo zu legen wird mit dem Einsatz von hal-

    ben Paraden und durch die bestimmte, gleichzeitige und gleichmige Einwirkung von

    Gewicht und beiden Schenkeln zu einem greren Raumgriff erklrt. Dabei msse die

    Hand des Reiters die Dehnung des Pferdehalses ermglichen.

    Dieser Funktionsablauf mag ja korrekt beschrieben sein, doch wer von den Reitern kanndiese Bewegungszusammenhnge so einfach koordiniert umsetzen? Der Reiter muss

    sich also aufrichten, wie es im Kapitel zu den Gewichtshilfen beschrieben wurde. Die-

    se Aufrichtung ist ebenfalls fr die Schenkeleinwirkung wichtig, weil die Beckenstellung

    gleichzeitig die Lage der Schenkel beeinflusst.

    Die Fuspitzen mssen leicht nach auen zeigen, damit die Treibemuskulatur (hinterer

    Teil der Oberschenkelmuskeln Kniebeuger) wirken kann. Wenn diese Muskeln nicht

    korrekt eingesetzt werden, der Reiter durch nach innen geneigte Fuspitzen mehr mit

    den Adduktoren treibt, dann blockiert er sich im Becken und das Pferd im Rcken. Damit

    kann er den Bewegungen des Pferdes nicht mehr folgen. Durch ein blockiertes Becken

    entstehen automatisch Handfehler, die das Pferd im Maul stren und eben nicht zu einer

    Dehnung und Rahmenerweiterung fhren.

    Fundstelle 4: Halbe und ganze Paraden

    Halbe Parade:

    In Verbindung mit einer belastenden Gewichtshilfe durch vermehrtes Kreuzanspannen

    und einer treibenden Schenkelhilfe gibt der Reiter eine wohlbemessene, annehmende

    oder durchhaltende Zgelhilfe, jeweils gefolgt von einem rechtzeitigen Nachgeben.

    Man sagt auch: Paraden sind das Zusammenwirken aller Hilfen und ermglichen kon-

    trolliertes Reiten. (S. 104)

    Ganze Parade:

    Die Hilfengebung erfolgt wie bei halben Paraden, nur dass zum eigentlichen Halten das

    Pferd fr einen kurzen Moment mit Gewichts- und Schenkelhilfen an die anstehende

    Hand getrieben wird. (S. 105)

    Bei der Erklrung der Parade tauchen hnliche defizitre Beschreibungen wie bei den

    bereits beschriebenen Passagen zu den bergngen auf, nur dass an dieser Stelle im po-

    sitiven Sinne das Zusammenwirken aller Hilfen (Gewichts-, Schenkel- und Zgelhilfen)

    betont wird. Doch nur durch ihre Beschreibung ist eine Umsetzung noch nicht gewhr-

    leistet.

    96 DS 01/09

    bergnge und Richtlinien

    Fazit:

    Insgesamt fllt auf, dass in den Richtli-

    nien nur uere Ablufe genannt, die

    funktionalen Zusammenhnge beim

    Reiter jedoch weitestgehend nicht be-

    schrieben werden. Die entsprechende

    Hilfengebung und ihre Koordination

    sind mehr zu erahnen als zu erfassen. Es

    entsteht also kein Gesamtbild dessen,

    was der Reiter mit seinem Krper in Ko-ordination mit den Pferdebewegungen

    zu vollziehen hat. Durch die Darstel-

    lung in den einzelnen voneinander ge-

    trennten Kapiteln wird weder die funda-

    mentale Bedeutung der Hilfen noch die

    Komplexitt ihrer Anwendung transpa-

    rent. Vielleicht mag darin ein Grund lie-

    gen, dass bergnge oft schlecht gerit-

    ten werden und somit viele Pferde we-

    der losgelassen noch durchlssig ge-

    hen.

    Zur Zeit werden die bestehenden Richt-

    linien berarbeitet. Mgen die Verfas-

    ser der neuen Ausgabe des Band 1 der

    Richtlinien fr Reiten und Fahren sich

    dieser Problematik bewusst werden

    und sie entsprechend umfassend auf-

    nehmen.

    Der Autor Eckart Meyners ist Bewegungswissenschaftler,

    im Fachbeirat der Dressur-Studien und beschftigt sich seit ber 30 Jahren

    mit den Bewegungsablufen von Reiter und Pferd.

    Lesetipp:

    Eckart Meyners: Aufwrmprogramm fr Reiter , Kosmos Verlag

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    Praxi

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    Heike Kemmer

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    lopp und eine bessere Bergaufgaloppade ins Pferd. Zum bergang sollte sich der Reiter

    dann in den Trab `fallen lassen, sollte also schon whrend des letzten Galoppsprungs

    versuchen, losgelassener zu sitzen fast so, als ob er schon traben wrde - und vielleicht

    auch mit der Stimme nachhelfen und so in die neue Gangart hineinreiten. Absolut tabu

    ist es, am Zgel zu ziehen, das zerstrt den Bewegungsfluss.

    Wie genau reiten Sie einen bergang vom Galopp in den Trab?Ich muss erst einmal das Pferd im Galopp gut vor mir haben, muss also spren, dass ich

    es am Sitz habe, das Pferd muss im Genick geffnet sein und ich muss eine weiche Ver-

    bindung zum Maul haben. Das Pferd darf nicht hinter dem Zgel sein, das passiert leider

    hufig durch falsch gegebene halbe Paraden, wo dann vergessen wird, von hinten in den

    bergang hinein zu treiben. Wenn die Vorbereitung stimmt, belaste ich beide Geskno-

    chen und lasse beide Beine gleichmig am Pferdeleib hinunterhngen, sodass ich nicht

    mehr die auffordernde Galopphilfe gebe. Ich nehme auch etwas die Stimme hinzu und

    gebe eine kleine halbe Parade, indem ich die Hand eindrehe und gleich wieder ausdre-

    he. Dabei darf ich aber nicht die Zgel wegschmeien, das passiert leider auch hufig.

    Was sind die hufigsten Reiterfehler?

    Reiter versuchen oft, zu stark mit der Hand einzuwirken. Dabei ist es viel wichtiger, mitden treibenden Hilfen - ein treffenderer Ausdruck wre vielleicht: animierende Hilfen -

    die Hinterhand fleiig zu erhalten. Reiter sind auch hufig zu inaktiv mit ihren Unter-

    schenkeln - was nun nicht heit, dass sie ihr Pferd stndig mit ihren Unterschenkeln mal-

    trtieren, aber sie sollten eine Art vibrierende` Wade haben und die Aktivitt eben nicht

    verlangsamen.

    Frau Kemmer, vielen Dank fr das Gesprch!

    Heike Kemmer

    Weitere Informationen zu Heike Kemmer finden Sie im Internet

    unter www.heike-kemmer.de

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