Ausgabe 4/09 (Bochum)

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Studierendenmagazin der Universitäten Bochum, Dortmund und Duisburg-Essen 042009 pflichtlektüre A170_01 AStA-Schlappe Bericht aus der Chaos-Sitzung Der Festival-Guide Wo Ihr im Sommer abrocken könnt Der verstellte Blick Die Debatte um Studienbeiträge ist stark ideologisch geprägt. Der Versuch einer neutralen Bilanz.

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Studierendenmagazin der Universitäten Bochum, Dortmund und Duisburg-Essen

042009pflichtlektüre

A170_01

AStA-SchlappeBericht aus der Chaos-Sitzung

Der Festival-GuideWo Ihr im Sommer abrocken könnt

Der verstellte BlickDie Debatte um Studienbeiträge ist stark ideologisch geprägt. Der Versuch einer neutralen Bilanz.

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S02 Tri-Topp

Nachgehakt: Der breite Spalt Der NeueN S-bahNeN

1 Mit Graffiti beschmierte, stin-kende Züge mit durchgeses-senen Sitzen: ein gewohntes Bild der S-Bahnen im Ruhr-gebiet. Nun hat das Ärgern

endlich ein Ende: Seit wenigen Wochen sind die neuen Fahrzeuge vom Typ ET 422 des Herstellers Bombardier für die Deutsche Bahn im Einsatz. Bisher allerdings nur auf den Linien S1, S7 und S9. Im Rahmen einer Qualität-soffensive sollen rund 100 Fahrzeuge ersetzt werden.Nach der Zulassung durch das Eisen-bahnbundesamt bleibt jedoch die Frage: Warum werden Fahrgäste per Durch-sage auf den Abstand zwischen Bahn-steig und Zug hingewiesen? „Die Bahn-steige und Züge sind zugelassen und entsprechen somit geltendem Recht“,

sagt Pressesprecher Gerd Felser von der Deutschen Bahn und fügt an: „An den Abständen hat sich seit Einführung der neuen Fahrzeuge nichts geändert. Die Aufsichtsbehörde achtet nun aber ver-stärkt auf diese Dinge.“ In Zahlen ist das eine Lücke, die 35 Zentimeter nicht überschreiten soll, welche laut Felser aber nur an zwei Bahnhöfen im landes-weiten S-Bahnnetz überschritten wird. Infolgedessen wird der Bahnkunde per Durchsage und gelb-schwarzer Sicher-heitslinie am Ausgang des Zuges auf den größeren Abstand hingewiesen. Die Barrierefreiheit sei allerdings nicht gefährdet, so dass Rollstuhlfahrer wei-terhin die Züge problemlos nutzen kön-nen. jj/foto: dg

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Neulich iN DeutSchlaND

2kleidung waschen – eigentlich sollte das doch einfach sein. Für mich ist es das nicht! Ich habe meine zwar schon eine Million Mal gewaschen - aber nicht in

einer deutschen Waschmaschine. Der WaschmittelkaufFür mich sind das alles fremde Namen auf den Waschmittelpaketen. Nachdem ich mich durch die gesamte Palette ge-rochen habe, kaufe ich das Waschmittel mit dem angenehmsten Geruch.Die bedienung der WaschmaschineDas erste Mal, als ich die Maschine im Wohnheim benutzte, öffnete ich sie nach dem Waschen - und meine Kleidung schwamm in einer Pfütze. Ich entschied mich dafür, meine Wäsche in der Bade-wanne zu waschen. Das ist zwar wie im 18. Jahrhundert, aber dafür einfacher.

Nach eineinhalb Monaten Wäsche wa-schen in der Badewanne kam die Frus-tration: Meine Kleidung roch zwar okay, aber nicht super, und meine Socken wurden nicht richtig sauber. Ich wusste, dass ich auf die Waschmaschine ange-wiesen war. Mit Hilfe meiner Mitbewohnerin wurde meine Wäsche dieses Mal in der Ma-schine sogar wirklich sauber. Ein paar Tage später erzählte ich einer Freundin, dass ich jetzt mit der Maschine umge-hen kann. Sie gratulierte mir und frag-te dann: „Kann ich dein Waschmittel mitbenutzen?“ Ich gab es ihr; sie lachte. „Das ist kein Waschmittel. Es ist Weich-spüler!“ Oh nein, deswegen ist also mein erster Waschversuch in die Hose gegan-gen. foto: geralt/pixelio

caMpuS-kopf: DaS foSSil aM iNfopoiNt Der rub

3 plötzlich ertönt ein quietschen-des Geräusch aus der Ecke, in der die Büros der Angestellten des Infopoints der Ruhr-Uni Bochum liegen. Eine Tür öff-

net sich, lachendes Gezwitscher aus der gleichen Ecke. Christiane Schäfler be-tritt den Kundenbereich des Infopoints und augenblicklich sind alle wach. „Wo ist bloß mein Schlüssel hin? Ich komm nicht in mein Büro hinein“, sagt sie und blickt ihre Mitarbeiter verwirrt an. Die Verwaltungsfachangestellte berät und betreut ratsuchende Studierende. die für viele, gerade für die Erstsemester so wichtig ist. Hier bekommt man die ersten Infos. Die am häufigsten gestell-te Frage lautet: Wo finde ich denn Raum Nummer soundso? Sofort begrüßt sie alle freundlich und beginnt gleich zu

erzählen: „Ich bin das Fossil unserer Verwaltung, zähle ja schon 61 Ringe!“ Für Schäfler ist die Ruhr-Uni und die Zentralstelle des Infopoints ihr zweites Zuhause geworden. „Unfassbar, aber ich bin bereits seit 40 Jahren dabei und heut, heut habe ich meinen letzten Ar-beitstag“, und schaut dabei bedrückt zu Boden. Von mittlerweile 23 Mitarbeitern, allesamt Studenten, ist sie die einzige Festangestellte hier im Infopoint und gleichsam die „gute Seele“ des Hauses. Jetzt will die 61-Jährige mit ihrem Part-ner erst einmal ausgiebig Urlaub ma-chen. „Sie werden mir alle fehlen, mei-ne Studenten“, sagt sie traurig und im gleichen Augenblick verschwindet sie schon wieder hinter der nächsten Tür. mv/foto: mv

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START-BLOCK S03

Zur Ausgabe

Drin ist außerdem …

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HERZ-STÜCK diesmal

S04 S12

BOCHUM

S04 ... Ein Schrecken ohne Ende: die Senatssitzung

S06 … Wege ins Auslandsstudium

HERZ-STÜCK

S08 ... Ohne Moss nix los: Wofür die Ruhr-Unis unsere Studienbeiträge ausgeben

RUHR-BLICK

S13 … Ethan Hawke mag betrunkene Teenager.

DIENST-BAR

S14 … über die Kunst des Aufräumens und das Chillen in der Strandbar

… mit Schlagzeug und Gitarren den Kopf durchlüften: Festi-vals im Überblick

… Ein Schrecken ohne Ende: die Senatssitzung

S08

Beamer, Bücher, Tutorien: Wo unsere Studien-beiträge bleiben und wie sie verteilt werden.

Es wäre die einzige Vorlesung an diesem Nachmittag gewesen. Tags zuvor hatte mein Arbeitgeber angeru-fen und gefragt, ob ich kurzfristig einspringen könne.

„Nee, geht nicht. Muss zur Uni.“ Eigentlich. Denn als ich vor dem Hörsaal stehe, hängt dort ein Zettel an der Tür: Die Vor-lesung fällt aus. Na toll. Umsonst gekommen und noch dazu keine Kohle verdient.Das soll demnächst Vergangenheit sein - zumindest in Duis-burg und Essen. Per SMS sollen die Studierenden benach-richtigt werden, wenn eine Veranstaltung ausfällt. 20.000 Euro kostet der Spaß. Quelle des Geldes: Studienbeiträge.Eine sinnvolle Ausgabe? Ich habe mei-ne Zweifel. Denn das beste System taugt nichts, wenn die Leute, die es be-dienen, nicht auf Zack sind. Mal ehrlich: Selbst wenn ein Prof sich morgens krank meldet, die Vorlesung nachmittags stattfände und das Insti-tut theoretisch sechs Stunden Zeit hat, die Studenten zu benachrichtigen – das klappt doch nie. Die Information muss weitergegeben werden. Die Sekretärin – oder wer auch immer – muss daran denken, die SMS rauszujagen. Vorausgesetzt, sie ist in der Technik geschult.Währenddessen quetschen sich die Leute immer noch in überfüllte Seminare. Ist das die viel beschworene „Verbesse-rung der Lehre?“ Eher nein.Mehr dazu und wofür die Ruhr-Unis noch Euer Geld ausge-ben: Seiten 8 bis 12.

Die nächste pfl ichtlektüre bekommt Ihr am 24. Mai – entwe-der persönlich von einem unserer Verteiler oder aus einem der Kästen, die in den Uni-Gebäuden und Mensen stehen.

ImpressumHerausgeber Institut für Journalistik, TU DortmundProjektleitung: Prof. Dr. Günther RagerRedaktionsleitung: Vanessa Giese (vg) ViSdP Redaktion: Uni-Center, Vogelpothsweg 74, Campus Nord, 44227 Dortmund Tel: 0231/755-742, Fax: 0231/755-7481Briefanschrift: pfl ichtlektüre, c/o Institut für Journalistik, TU Dortmund, 44221 DortmundE-Mail: post@pfl ichtlektuere.comProduktion: Sebastian James Brunt (sjb)Bild: Daniel Gehrmann (dg), Elvira Neuendank, Pascal Amos Rest, Katja SeidlTitelild: Stephan KrypczykAn dieser Ausgabe haben mitgewirkt: Katrin Bach, Simon Balzert (spb), Nils Bickenbach (nils), Daniel Dreper (ddr), Annika Frank, Maike Freund (mai), Tobias Fülbeck (tf), Paulina Hen-kel (ph), Florian Hückelheim (fh), Stephanie Jungwirth (ju-wi), Jens Jüttner (jj), Julian Lang (jula), Victoria Klein (tk), Katharina Lindner (kl), Tim Müller, Jonas Müller-Töwe (jmt), Christin Otto (co), Siola Panke (sp), Linus Petrusch (lipe), Christian Prenzig, Christine Reul, Marylen Reschop (mr), Ag-nes Sawer, Ulrike Sommerfeld (uso), Katharina Storm, Mar-tina Vogt (mv), Anna-Lena Wagner (alwa), Markus Wiludda (mw), Eva Zimmermann (ezi), Johannes Zuber (joz)Verantwortlich für Anzeigen: Oliver Nothelfer, Anschrift wie Ver-lag, Kontakt: 0201/804-8944Verlag: Westdeutsche Allgemeine Zeitungsverlagsgesell-schaft , E.Brost & J. Funke GmbH u. Co.KG, Friedrichstr. 34-38, 45128 EssenDruck: Druckhaus WAZ GmbH & Co. Betriebs-KG, Anschrift wie Verlag. Kontakt: [email protected]: Sommersemester 2009: 28. April, 12. Mai, 26. Mai, 9. Juni, 23. Juni, 7. Juli

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S04 BOCHUM: IM HÖRSAAL A170_04

Ein Flop in zwei AktenDer Bochumer AStA hatte sich für die vergangene Senatssitzung ein großes Ziel gesteckt: die Abschaffung der Studienbeiträge. Doch so groß das Ziel war, so klein war dessen Erfolg.

Der Termin war gesetzt: Donnerstag, 10.30 Uhr. Ort: Uni Bochum, Verwaltungsge-bäude, Raum 310 – Senatssaal. Was an diesem 30. April als Senatssitzung an-gesetzt war, wurde zur unendlichen Ge-

schichte.Vor der Verwaltung der Ruhr-Uni haben Studie-rende ihr kleines Protestlager aufgeschlagen. Ein „Info-Stand“ mit den großen, gelben Bannern des Bildungsstreiks 2009 und passenden Flyern sym-bolisiert die Entschlossenheit all derer, die sich dieser Projektgruppe verschrieben haben – und das alles auf einer Fläche von vier mal zwei Me-tern. Halbstündlich hallen die Rufe des Protest-standes durch die Betonfl uchten.

Mit Bierchen zur SenatssitzungDas gesetzte Ziel: Abschaffung der Studienbeiträ-ge in Bochum. Die Studentische Senatsfraktion der Ruhr-Uni hat sich da etwas weniger vorge-nommen. Sie fordert eine Senkung der Gebühren um 80 Euro auf einen Semesterbetrag von 400 Euro. Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der RUB rief bereits Tage zuvor alle Studie-renden auf, Präsenz zu zeigen.Das Engagement der politisch Aktiven sollte nicht unbeachtet bleiben. Direkt vor Sitzungsbe-ginn machen sich etwa 100 der über 32 000 Stu-dierenden der RUB auf in den dritten Stock des

Verwaltungstraktes. Einige tragen Springer-stiefel, andere genehmigen sich ein Bier auf dem Weg durchs Treppenhaus. Wieder ande-re skandieren – ohne Neuigkeitswert für die Um-stehenden – wie teuer ihr Studium sei.Im Saal selbst herrscht Gedränge. Etwa 50 Stu-dierende haben es bis in den kleinen Saal ge-schafft. Von hinten drängen mehr in den winzi-gen Raum. Vor dem Senat spricht Uta Wilkens, Prorektorin für Lehre, Weiterbildung und Medien an der RUB. Sie stellt die Einnahmen und Ausga-ben der Uni vor – allerdings nicht lange. Immer wieder ertönen Zwischenrufe im und vor dem Saal: „Mauschelei ist keine Demokratie!“, „Lügt uns nicht an!“Wilkens spricht vom „einnahme-adäquaten Ein-satz“ der Beiträge – eine Hand voll Geistesge-genwärtiger jubelt in einer Ecke des Saales. Als Wilkens ihnen erklärt, dass dies nichts anderes heißt, als dass die Studienbeiträge in ihrer Höhe gerechtfertigt seien, herrscht wieder Ruhe.Nach einer Dreiviertelstunde platzt dem Senats-vorsitzenden Michael Pohl der Kragen: Er droht, die Sitzung zu vertagen, er dulde keine Zwischen-rufe und dass die Veranstaltung in einem Chaos ende. Nach einer langen Diskussion über Raum-auswahl, Organisation und Akustik gesteht Pohl den Studierenden eine „öffentliche Anhörung“ zu – auf Antrag von Senatsmitglied Roman Seer.

Eine halbe Stunde Fragen und Antworten. Auch AStA-Vorsitzender Karsten Finke meldet sich zu Wort und fasst die vorgetragenen, schwierigen Umstände der Studierenden noch einmal in ei-genen Worten zusammen. Er, der zum Protest aufrief, hält sich selbst dezent zurück, lässt die Senatsmitglieder der Studentischen Fraktion re-den. Nach 60 emotionalen Minuten kehrt Ruhe in der Menge ein. Besonders die zeitliche und fi nanziel-le Belastung ist für die Studierenden, denen Pohl ein Rederecht erteilt hat, Problempunkt Nummer eins.Kurioser Höhepunkt: Während drinnen heftig diskutiert wird, sichten Studenten draußen ei-nen Mannschaftswagen der Landespolizei. Eine Vorsichtsmaßnahme? Pohl erklärt, er wisse da-von nichts, was erneut zu Unruhe im Saal führt.

Antragstellung nach drei StundenVor der Sitzungspause, etwa drei Stunden nach Beginn, stellt die Studentische Fraktion der RUB dann das vor, worauf die versammelten und teils schon wieder gegangenen Studierenden den ganzen Vormittag gewartet hatten: den Antrag auf Senkung der Studienbeiträge.Fünfzehn Minuten und einige Häppchen vom

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01 Protest im Senatssal: Wegen fortwährender Zwi-schenrufe drohte der Voritzende Michael Pohl, die Sitzung abzubrechen und zu vertagen.

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BOCHUM: IM HÖRSAAL S05A170_05

kalten Buffet für die Senatsmitglieder später, startet der lange Diskurs über die insgesamt sechs vorgebrachten Anträge. Der AStA-Vorsit-zende selbst ist nicht mehr anwesend. Nur noch rund 40 Studierende stehen und sitzen im hinte-ren Teil des Saales. Draußen ist der aufgebrach-ten Menge vom Vormittag ein halbes Dutzend Studierender gewichen. Ihre Flyer und Banner beschweren sie inzwischen mit einer Kiste preis-wertem Bier – die Finanzlage der Studierenden ist also ernst.

Bilanz: Tumult ohne ErfolgNach rund sechs Stunden Sitzungsdauer ist der Senat dann zu folgenden Beschlüssen gekom-men: Zukünftig fi ndet eine längere Befreiung für Studierende mit minderjährigen Kindern statt. Studierende mit Geschwistern an den Allianz-Unis sollen deutlich weniger Beiträge zahlen.

KOMMENTAR VON FLORIAN HÜCKELHEIM

Wenn Studierende auf die Barrikaden gehen, zeugt das von großer Über-zeugung. Der AStA hatte mobil ge-macht, und eine größere Handvoll ist dem Ruf gefolgt.

Während sich sonst eher weniger Studierende für den AStA interessieren, ging es nun um ein Thema, das wirklich alle an der RUB angeht. Bei Geld hört die Freundschaft auf, heißt es – und ei-nen solchen Eindruck vermittelten die Anwesen-den auf der Senatssitzung auch.Neben dem rüpelhaften Auftreten der Protestie-rer trug sicherlich auch die unkoordinierte Arbeit der Studentischen Senatsfraktion der RUB zum Misserfolg bei. In einem ersten, vor der Sitzung eingereichten Antrag, wollte sie eine Senkung der Studienbeiträge auf 425 Euro erreichen. Nach Ablauf der Einreichungsfrist für Senatsan-träge brachten die Studentenvertreter allerdings eine „verbesserte“ Version ihrer Anliegen ein.

Nun war nicht mehr von 425, sondern von 400 Euro die Rede. Die Folge: In der Sitzung diskutierten die Senats-mitglieder Differenzen in der Formatierung und Wortwahl der Anträge. Was also publikumswirk-sam sein sollte, verschlechterte die Ausgangssi-tuation der Studentischen Fraktion, denn eine Senatssitzung ist kein Basar, auf dem man seine „Preisvorstellungen“ als Verhandlungsbasis be-trachtet. Dass einige Studierende mit linken Zwischenru-fen mehrfach die Redner unterbrachen, machte die ganze Sache noch schlimmer und förderte nicht die Bereitschaft der Stimmberechtigten, ei-ne Senkung der Gebühren zu befürworten. So berechtigt der Unmut über den folgenden Misserfolg auch sein mochte, so unangebracht war am Ende die Aktion, die die Sitzung aufl ös-te. Um ihrem Frust Luft zu machen, drückte einer der Gehenden den roten Spaßknopf – vernünfti-

ge Menschen nen-nen ihn Brandmel-der. Der Senat wurde so gezwungen, seine Arbeit zu unter-brechen; aufgrund der späten Uhrzeit entschloss man sich, die Sitzung zu beenden.Um eine Senkung von Studienbeiträgen herbei-zuführen, braucht es aber mehr als Krawall und unkoordinierte Anträge: nämlich Argumente. fh

Ebenfalls in Angriff genommen wurde eine an-tragsgebundene Befreiung für Schwangere, so-wie für die Mitglieder der autonomen Referate und ausgewählte Initiativen der RUB. Den Antrag

auf Senkung der Studienbeiträge lehnte der Se-nat ab. Frustrierte Studierende verließen daraufhin die Sitzung und lösten den Feueralarm aus. Eine Fort-setzung ist auf einen Termin im Mai anberaumt.

text und fotos Florian Hückelheim

02 Protest-Plakat

03 Kanzler Gerhard Möller beäugt die Studenten im Saal.

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S06 Bochum: Im hörSaal

Nichts wie weg!Immer mehr Studierende wollen während ihres Studiums ins Ausland. Die Plätze bei Erasmus sind jedoch begrenzt. Vier Beispiele zeigen Euch, wie es auch ohne Erasmus geht.

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Jan Schaberick studiert Jura an der RUB und er-hielt über das Austauschprogramm als erster Bo-chumer Student einen Studienplatz für das Win-tersemester 2008/09 an der Tongji-Universität in Shanghai. „Ich wollte schon immer in China stu-dieren. Als ich dann vom Austauschprogramm mit der Tongji-Universität erfuhr, habe ich mich direkt beworben.“ Der Jurastudent brauchte zwei Monate für seine Bewerbung und rät dazu, früh-zeitig anzufangen. Um eine Wohnung musste sich Jan nicht kümmern, denn die chinesische Universität finanzierte ihm einen Wohnheimp-latz. Zudem erhielt er ein monatliches Stipendi-um von 120 Euro. Um an dem Austauschprogramm an der Tong-ji-Universität, das sich an Juristen, Ostasien-, Rechts-, Wirtschafts- und Ingenieurstudenten richtet, zu studieren, sind keine Sprachkenntnisse erforderlich. Die Vorlesungen finden auf Englisch

und zum Teil auch auf Deutsch statt. Was jedoch die Veranstaltungen betrifft, so muss man mit Unterschieden im Lehrbetrieb und in der Organi-sation rechnen. „Die Inhalte der Jura-Vorlesungen sind nicht mit dem deutschen Niveau vergleich-bar, man kann nur wenig mitnehmen.“ Anders als bei Erasmus, konnte Jan seine Kurse nach Belieben wählen und musste keine bestimmte Credit- Point- Zahl am Ende seines Aufenthalts vorweisen. So konnte er sich auf die Kurse kon-zentrieren, die ihn interessierten. „Ich würde das Programm weiterempfehlen, auch wenn man viele Dinge selbst organisieren muss.“Dass ein Auslandsstudium viel Engagement er-fordert, erlebte auch Sandra Reth, die das Glück hatte an dem Austauschprogramm mit der Uni-versidad de Monterrey in Mexiko teilzunehmen. Jährlich werden für alle Studienfächer der mexi-kanischen Universität vier Studienplätze ange-

SAnDrA & JAn: MIt AuStAuSchProgrAMM nAch MExIko unD ShAnghAI

boten. Viktoria Klinger, Mitarbeiterin des Aka-demischen Auslandsamtes (AAA) der RUB, weist darauf hin, dass nicht immer alle Studienplätze vergeben werden und auch mal Plätze frei blei-ben. Wenn Studierende ihr Studium auf Spanisch absolvieren möchten, bestehen gute Möglich-keiten, dies auch auf dem lateinamerikanischen Kontinent zu tun. Beim Austauschprogramm zwischen der RUB und der Universidad de Mon-terrey erhalten die Studierenden jedoch kein Sti-pendium und müssen sich ihre Unterkunft selbst organisieren. „Ich habe nach meiner Ankunft erst im Hotel gewohnt und dann die mexikanische Uni um Hilfe gebeten. Leider waren schon alle Wohnungen belegt“, erzählt Sandra. Die Spanisch und Mathematik Studentin suchte sich dann selbstständig eine Unterkunft.

MAgDAlEnA: MIt DEM DAAD nAch nEw YErSEY„Für mich war es sehr wichtig, nicht „irgendwo“ in den USA zu sein“, erzählt Magdalena Bazan, die Europäische Medienwissenschaften studiert und sich an der Rutgers University in New Jersey bewarb. Eine direkte Bewerbung hat den Vorteil, dass man sich die Uni selbst aussuchen kann. Magdalena war es vor allem wichtig, dass die Studieninhalte zu ihren Interessen passen. Um sich den einjähri-gen Aufenthalt finanzieren zu können, reichte die 27-Jährige eine Bewerbung für ein DAAD-Gradu-ierten-Stipendium ein, das die kompletten Studi-engebühren, einen Reisekostenzuschuss und ein monatliches Stipendium beinhaltet. „Die Organi-sation war sehr aufwändig. Bereits im März 2006 habe ich mit der Recherche begonnen und mich im Juni 2006 für ein DAAD-Stipendium für das

Jahr 2007/08 beworben. Eine endgül-tige Zusage für das Stipendium habe ich im Februar 2008 erhalten und die Zusage von der Rutgers im Mai 2008.“ Möchte man sich an einer Uni direkt bewerben, sollte man sich frühzeitig auf der jeweiligen Homepage über die Bewerbungsfristen informieren. Even-tuell müssen Scheine oder Zeugnisse übersetzt werden. Der Aufwand lohnte sich für Magdalena trotzdem. „Ich bin sehr glücklich mit meiner Austauscher-fahrung und kann jedem, für den es reizvoll und interessant erscheint, ans Herz legen, sich direkt zu bewerben.“ – sagt Magdalena im Nachhinein.

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BOCHUM: IM HÖRSAAL S07A170_07

Die RUB unterhält zahlreiche universitätswei-te Hochschulpartnerschaften in der ganzen Welt. So werden circa 40 Studienplätze unter anderem an Universitäten in den USA, Mexi-ko, China, Südkorea, Australien und Spanien im Jahr 2009/10 vergeben. Die Programme haben den Vorteil, dass die Studiengebühren übernommen werden, und die Studierenden teilweise Stipendien erhalten. Die Organisati-on läuft über das Auslandsamt.

Nützliche Links:

www.ruhr-uni-bochum.de/auslandsamt/

www.daad.de

www.auslandsbafoeg.de

www.studis-online.de/Studieren/Auslands-studium/

HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Auch Martin Weiser, Student der Sinologie und Koreanistik, zog es ins Ausland. „Aufgrund mei-nes vollen Stundenplans in Bochum wollte ich die Zeit in Korea auch nutzen, um einmal Kurse aus anderen Bereichen zu machen, die in Bochum nicht angeboten wurden, oder für die ich einfach keine Zeit hatte.“ Als seine Bewerbung für ein Vollstipendium beim Deutschen Akademischen Austausch Dienst (DAAD) und einer koreanischen Organisation abgelehnt wurden, bewarb er sich bei dem Austauschprogramm der RUB für einen Studienplatz an der Ewha Womans University in Seoul (Süd-Korea) und erhielt einen Platz.Da das Austauschprogramm kein Stipendium be-inhaltet, musste sich Martin um die Finanzierung selbst bemühen. „Ich hatte mich für zwei Vollsti-pendien beworben, einmal beim DAAD und bei einer koreanischen Organisation. Beide wurden jedoch abgelehnt. Zum Glück habe ich aber für das erste Semester Auslandsbafög bekommen.“ Selbst Studierende, die in Deutschland kein Bafög erhalten, haben durch die höheren Kosten

im Ausland vielleicht die Chance, ge-fördert zu werden. Je nach Land gibt es zum Inlandsbafög einen Zuschlag zwischen 60 und 220 EUR. Nimmt man an keinem Austauschprogramm teil, sondern bewirbt sich direkt an der Universität, so erhält man nicht nur ei-ne monatliche Förderung, sondern es werden auch die Studiengebühren (bis zu 4.600,00 EUR) und die Reisekosten zum Studienort von dem Auslands-bafögamt übernommen.

text Agnes Sawer fotos privat

KOMMENTAR VON AGNES SAWER

MARTIN: FINANZIERUNG MIT AUSLANDSBAFÖG

Viele wissen nicht, welche Möglichkeiten sie haben, um im Ausland zu studieren. Die meisten verlassen sich auf die Eras-muskooperationen ihrer Fakultät und nehmen das, was angeboten wird. Zum

Teil sind sie aber enttäuscht, weil sie doch lieber in einer anderen Stadt oder einem anderen Land studiert hätten. Oftmals werden für sehr renom-mierte Unis nur ein bis zwei Erasmusplätze ange-boten, so dass diejenigen, die keinen Platz erhal-ten, an eine Uni zweiter Wahl gehen müssen oder zu Hause bleiben. Ein Auslandsaufenthalt, ob mit Erasmus, einem Austauschprogramm oder selbst organisiert, ist aber ein enormer Zeitaufwand

und benötigt eine aufwändige Vorbereitung. Des-halb sollte man nicht willkürlich eine Universität aussuchen, sondern sich einige Gedanken darum machen, wo man am besten studieren sollte, da-mit die eigenen Interessen berücksichtigt wer-den. Wenn also zwischen der eigenen Fakultät und der Wunschuni keine Erasmuskooperation besteht oder keine freien Plätze mehr vorhanden sind, habt Ihr immer noch die Möglichkeit an ei-nem Austauschprogramm der RUB teilzunehmen oder Euch direkt an der ausländischen Uni zu bewerben. Es kostet zwar mehr Zeit, als das Aus-füllen eines Anmeldeformulars für einen Aus-tausch mit Erasmus, aber dafür habt ihr dann die

Möglichkeit an Eurer Wunschuni zu studieren. Die ve r s c h i e d e n e n Finanzierungs-möglichkeiten, sei es ein Stipendium vom Deutschen A k a d e m i s c h e n Austausch Dienst (DAAD) oder Auslandsbafög, erlauben es auch Studierenden mit begrenzten fi nanziellen Mitteln ins Ausland zu gehen.

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S08 HERZ-STÜCK

Ein markanter Geruch liegt in der Luft – eine Mischung aus Desinfektionsmittel und Verwesung. In der Mitte des Raumes: eine Leiche. Caner Kamisli schlägt sein Buch auf, will sich konzentrieren. In sei-

ner Tasche wartet ein selbst gekauftes Skalpell auf seinen Einsatz. Caner versucht, einen Blick auf die Leiche zu erhaschen. Doch weiße Kittel sind alles, was er sieht. Im Raum der Anatomie tummeln sich gut 100 Studierende der Uni Duis-burg/Essen (UDE), einige präparieren, einige war-ten. Der 23-jährige Medizinstudent gehört heute zu letzteren. „Wenn man Glück hat, fängt man an, wenn man Pech hat, wartet man eine Stun-de“, sagt er. Daran hat sich nichts geändert. Auch nicht seit der Einführung der Studienbeiträge.

500 Euro pro Semester und Studierendem – zur Verbesserung der Lehre, so heißt es. Seither wer-den in der Medizin der UDE Bücher schneller an-geschafft; Skripte sind kostenlos. Dennoch man-gelt es nach wie vor an wichtigen Dingen: Das Pho-tometer ist alt und für Praktika fehlen Geräte. In-dividuelle Betreuung der Studierenden? Oft nur Luxus. Als Caner sein Studium begann, musste er noch keine Studienbeiträge zahlen. Heute ist er im sechsten Semester. Einschneidende Verän-derungen hat er seit der Einführung der Beiträge nicht bemerkt. „Tutorien gab es auch schon vor-her“, sagt Caner und fügt hinzu: „Die haben sich auf gutem Niveau gehalten.“

Wie die Studienbeiträge verwendet werden sollen, dafür haben die Universitäten der Ruhr-Allianz verschiedene Grundsätze in ihren Studi-enbeitragssatzungen festgelegt. Seminarräume technisch modernisieren, Geräte anschaffen, zu-sätzliches Lehrpersonal einstellen, Tutorien ein-richten, die Beratung ausweiten – all das soll die Lehre verbessern. Auch die Regale der Bibliothe-ken werden mit neuen Büchern gefüllt. Klar, da-von profi tieren alle. Bedenken hat die Fachschaft der Sozialwissenschaften an der Ruhr-Uni Bo-chum dennoch: „Die adäquate Ausstattung einer Bibliothek gehört zu den Kernaufgaben der Uni-versität und müsste daher auch ohne Studienge-bühren gewährleistet sein.“

Einige neue Projekte sind in der Diskussion. Ob die wirklich immer hilfreich sind, um die Lehre zu verbessern, halten die Studierenden der Uni Duisburg/Essen für fraglich. „Im Moment steht ein Wahnsinnsprojekt auf der Tagesordnung“, sagt Patrick Hintze aus dem Fachschaftsrat Sozi-alwissenschaften. „Studierende sollen per SMS in-formiert werden, wenn eine Vorlesung ausfällt.“ Käme es dazu, würden 20.000 Euro aus zentralen Mitteln dafür ausgegeben. Zu Beginn des Jah-res hat sich die Fachschaft Sozialwissenschaften auch gegen die teilweise Bezahlung eines Profes-

sors aus Studienbeiträgen gewehrt – mit Erfolg: Dieser wird zwar eingestellt, aber seine Stelle ausschließlich aus Haushaltsmitteln fi nan-ziert. „Wir haben das auch durch unseren Protest über die Presse erreicht“, sagt ein Sprecher des Fachschaftsrats. Prinzipiell dürfen die Uni-versitäten Professoren aus Studienbeiträgen bezahlen, um ein zusätzliches Lehran-gebot zu schaffen. Die RUB fi nanziert durch die Beiträge beispielsweise Übergangs- und Juniorprofessuren.

Wohin ihr Geld fl ießt, dürfen die Studierenden im Fakul-

tätsrat oder im Senat mitbestim-men. Dort können sie versuchen,

sich gegen unnütze Maß-nahmen zur Wehr zu set-zen – sofern sie alle einer Meinung sind. Bisher sei ein solches Einschreiten aber noch nicht nötig gewesen, sagt Joachim Stritz aus dem Fachschaftsrat Katholische Theologie an der RUB. Aus-gaben für zusätzliche Hilfs-kräfte an den Lehrstühlen und die Erfassung aller Bü-cher im Opac hätten sich in der Vergangenheit bewährt. „Sollten wir überfl üssige Maßnahmen erkennen, wer-den wir unser Vetorecht ge-brauchen“, sagt er.

Dürfen nur die Vertreter Vorschläge zur Verwendung machen? Nein. Alle Studie-renden können Ideen ein-bringen. Dazu reicht meist eine Mail oder ein Anruf bei der Fachschaft, die die Anre-gungen im Fakultätsrat dis-kutiert. Der Fachschaftsrat Chemie und Biochemie an der RUB hat damit gute Er-fahrungen gemacht. Spinde für die Studierenden oder ein Angebot zum günstigen Laptop-Leasing im Master-studiengang – „die Ideen zu diesen Projekten kamen alle von den Studieren-den“, sagt Tobias Osowski.

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Leichen, Laptops, Literatur

Die wichtigesten Dinge fehlen immer noch

Die Studienbeiträge in NRW spalten die Meinungen: Während manche sagen, sie haben nichts verbessert, fürchten andere wiederum ihren Wegfall.

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HERZ-STÜCK S09A367_09

Leichen, Laptops, LiteraturAnders sieht das der Fachschaftsrat Sozialwissen-schaften Duisburg/Essen: „Die Rückmeldung der Studenten ist relativ mau“, sagt Patrick Hintze. Die Satzung sei wenig eindeutig – deshalb wüss-ten die Studierenden oft gar nicht, welche Vor-schläge überhaupt erlaubt seien.

Caner Kamisli und seinen Kommilitonen berei-ten die Studienbeiträge oft Kopfzerbrechen. „Ob ich mir ein Buch kaufe, überlege ich mir zwei-mal“, sagt er. Das Geld ist schließlich knapp. Und wer keinen Kursplatz bekommt, für den gilt: ein Semester länger studieren – ein Semester länger zahlen. Beim AStA in Dortmund haben sich in letzter Zeit viele Studierende beschwert, die vor allem in den Geisteswissenschaften keinen Platz in Seminaren bekommen haben. „Aber gerade mit den Gebühren sollte das doch möglich sein“, sagt Miguel Zulaica aus dem Referat für Hoch-schulpolitik.

Positivere Worte zu den Studienbeiträgen fi nden hingegen die Professoren. „Wir konnten unse-re technische Ausstattung verbessern und eine Beratungsstelle für wissenschaftliches Schrei-ben einrichten“, sagt Gudrun König, Professorin am Institut für Kunst und Materielle Kultur der TU Dortmund. Auch Professor Jens Gurr vom In-stitut für Anglophone Studien an der UDE sieht Vorteile: „Die Studienbeiträge haben in vielen Bereichen dazu beigetragen, die Situation deut-lich zu verbessern.“ Das Institut habe vier neue Lehrkräfte einstellen, Seminargrößen reduzieren und so bessere Studienbedingungen schaffen können.

Hinzu kommt, dass die Universitäten nicht alle Gelder zeitnah einsetzen. An der TU Dortmund beispielsweise wurden laut AStA (Stand Okto-ber) hochgerechnet nur etwa 80 Prozent der Ge-bühren ausgegeben. Der Grund dafür sei, dass es

zunächst Unklarheiten über die Verwendungs-möglichkeiten der Mittel gegeben habe, begrün-det Professor Uwe Schwiegelshohn, Prorektor für Finanzen in Dortmund. Dennoch sei das übrig ge-bliebene Geld bereits verplant. „Was zentral nicht ausgegeben wird, fl ießt den Fakultäten zu“, sagt Professor Walter Grünzweig, Prorektor für Lehre. Die Studierendenvertreter macht das trotzdem skeptisch - sie fordern in Zukunft mehr Transpa-renz. „Der Bericht über die Studiengebühren ist nicht so, wie man sich ihn vorstellt“, fi ndet Migu-el Zulaica.

Was wäre, wenn es keine Studienbeiträge mehr gäbe? Dazu sind die Meinungen geteilt: „Man hätte mehr Geld in der Tasche“, bringt der Dort-munder Physikstudent Markus Kuhnert die Sa-che auf den Punkt. „Das könnte man gut fürs Stu-dium gebrauchen.“ Annette Sötemann aus der Fachschaft Musik befürchtet hingegen: „Fielen die Studiengebühren weg, gäbe es einige Exkur-sionen und Projekte voraussichtlich nicht mehr.“ Noch dramatischer schildert die Fachschaft Sport die Lage und beklagt die „extremen Kürzungen“ vom Land: „Ohne Studiengebühren würde bei uns der Betrieb zusammenbrechen“.

Dass es nicht leicht ist, den Bedarf zu ermitteln und richtig zu verteilen, dessen ist sich Markus Kuhnert bewusst. Er fi ndet: „Studierende sollten nach Überschreitung der Regelstudienzeit mehr bezahlen.“ Mit 200 Euro könnte er gut leben. Der Medizinstudent Caner Kamisli denkt an einen ähnlichen Betrag. Er blickt sich um. Die Reihen in der Anatomie in Essen lichten sich. Caner legt sein Buch beiseite und nimmt das Skalpell in die Hand. Endlich darf er an die Leiche.

text: Nils Bickenbach, Florian Hückelheim und Anna-Lena Wagner foto: Marc Henstebeck

Vier Fragen an Marianne Ravenstein, Prorektorin für studentische Angelegenheiten an der Uni Münster

Warum müssen Studierende an der Uni Münster nur 275 Euro Studiengebühren zahlen?Der Senatsentscheidung über die Einführung von Studienbeiträgen in Münster war im März 2007 eine Demonstration voraus gegangen, an der über 2.000 Studierende teilnahmen. Hinzu kommt, dass Münster als letz-te große Universität in NRW die Studienbeiträge erst zum Wintersemester 2007/2008 eingeführt hat. So hatten Studierende und Senatsmitglieder be-reits an den anderen Universitäten beobachten können, dass nicht alle Ein-nahmen aus den Studienbeiträgen zeitnah ausgegeben wurden.

Reichen denn 275 Euro in Münster aus, um die Lehre zu verbessern?Nach drei Semestern mit Studienbeiträgen in Höhe von 275 Euro haben wir festgestellt, dass wir die Einnahmen zeitnah ausgeben können. Als Prorek-torin kann ich mir natürlich weitaus mehr Maßnahmen vorstellen, die aus Studienbeiträgen fi nanziert werden könnten. Aber auch mit einer Gebüh-renhöhe von 275 Euro, die der Senat rechtmäßig beschlossen hat, konnten wir bereits die Lehrsituation verbessern. Welche konkreten Verbesserungen sind das?Die Studienbeiträge werden überwiegend für die Aufstockung des Lehrper-sonals für fachliche Lehrveranstaltungen, für Tutoren- und Mentorenpro-gramme, die Verbesserung der technischen Ausstattungen – zum Beispiel in Laboren und für die Ausdehnung der Öffnungszeiten – und die bessere Ausstattung der Bibliotheken genutzt. Wir geben gut 60 Prozent der Ein-nahmen für Personalmaßnahmen aus.

Wie stehen die Studierenden zur Beitragshöhe?Die Reaktionen der Studierenden sind unterschiedlich. Der AStA fordert na-türlich eine Abschaffung der Studienbeiträge. In den Fachbereichen ist das teilweise anders. Hier merken viele Studierende, dass es Verbesserungen für sie gibt. alwa

Die Studienbeiträge in NRW spalten die Meinungen: Während manche sagen, sie haben nichts verbessert, fürchten andere wiederum ihren Wegfall.

Page 10: Ausgabe 4/09 (Bochum)

S10 HERZ-STÜCK

Die Fakten:Derzeit erheben 29 der 33 Hochschulen in NRW Studienbeiträge. Ausnahmen sind die Fachhoch-schule Düsseldorf, die Kunstakademie Düssel-dorf, die Kunstakademie für Medien in Köln und die Fernuniversität Hagen.

Das Rechtliche:Das „Gesetz zur Erhebung von Studienbeiträgen und Hochschulabgaben“ gibt den Rahmen: Die maximale Höhe beträgt 500 Euro. Qualität und Effi zienz des Studiums müssen durch die Höhe der Gebühren besser werden.

Die Gebühren:An den Allianzunis kostet ein Semester zwischen 480 Euro in Bochum und Dortmund und 500 Euro in Duisburg/Essen. Die Allgemeinen Studieren-denausschüsse (AStA) an der Ruhr-Uni-Bochum und der TU Dortmund engagierten sich für eine Senkung und hatten Erfolg: Seit diesem Semester zahlen Dortmunder Studierende 20 Euro weniger – sie sparen so knappe elf Cent pro Semestertag. Studieren zum Schnäppchenpreis kann man in NRW an der Uni Münster: 275 Euro pro Semester.

A367_10

Geld regiert die WeltSeit dem 1. April 2006 gibt es auch an den Unis in NRW Studienbeiträge. Wir haben das Wichtigste für Euch zusammengefasst.

Studierenden komplett von den Beiträgen fi nan-ziert werden. Einzige Aufl age: Der neue Lehrstuhl muss sich von den bestehenden grundlegend ab-heben.

An der TU Dortmund hängt die Verteilung der Gelder von der Studierendenanzahl und von dem Maß ab, wie viele Dienstleistungen von einem Fachbereich für andere Studiengänge erbracht werden. Veranstaltet zum Beispiel der Fachbe-reich Mathematik ein Seminar, das auch Ma-schinenbauer besuchen, dann wird diese Dienst-leistung berücksichtigt. Im Geschäftsjahr 2008 standen an der TU 12,3 Millionen Euro zur Verfü-gung – 12 Millionen wurden ausgegeben.

Beispiele:Die Uni Bochum fi nanzierte durch ihr Beitrags-aufkommen zuletzt einen neuen Computer-Raum in der Bereichsbibliothek der Philosophie. Zuvor konnte mit dem Geld unter anderem das Betreuungsangebot der „Uni Zwerge“ – einer Ein-richtung für Kinder von Studierenden – erweitert werden.

An der Uni Duisburg-Essen denkt man derzeit über einen SMS-Dienst für die Studierenden nach, der sie beim Ausfall einer Vorlesung umge-hend informieren soll.

Die TU Dortmund fi nanzierte von den Beiträgen unter anderem einen Scanner-Raum in der Uni-versitätsbibliothek, in dem Literatur leicht digita-lisiert werden kann.

So nicht: An der Uni Münster wurden im vergangenen Jahr 184.000 Euro für neue Büromöbel und wei-tere Einrichtungsgegenstände ausgegeben. Al-les aus dem Topf der Studienbeiträge, was nicht der uni-eigenen Satzung entsprach. Im Februar wurde bekannt, dass man einen Betrag in Höhe von rund 55.000 Euro aus dem Sommersemester 2008 versehentlich falsch verwendet hat.

Jüngster Fall: In Duisburg/Essen zahlten 1.169 Studierende doppelt – aufgrund einer „Bearbei-tungspanne“, wie es in der Presseerklärung heißt, sei es zu den Fehlbuchungen gekommen. Als klei-ne Entschädigung erhalten alle Betroffenen nun 20 Euro.

text: Florian Hückelheim foto: Jasei

Die Befreiung:Gast- und Zweithörer zahlen geringere Gebüh-ren. Teilzeitstudierende, die nicht mehr als 25 Stunden Arbeitszeit für ihr Studium pro Woche aufbringen, können um bis zu 50 Prozent entlas-tet werden. Beurlaubte Studierende müssen nicht zahlen, ebenso wie Studierende, die promovie-ren. Studierenden mit minderjährigen Kindern steht eine Ermäßigung für drei Semester zu. Ge-wählte Vertreter der Hochschule, der Fach- und Studentenschaften, sowie Mitglieder des Studen-tenwerks und Frauen- beziehungsweise Gleich-stellungsbeauftragte können für zwei Semester entbunden werden. Alle Hochschulen bieten Ver-günstigungen für (Schwer-) Behinderte an.

Die Verwendung:Laut eines im Juni 2008 vorgelegten Berichts des Studentenwerks und des Stifterverbandes betrug das Beitragsaufkommen im Studienjahr 2007 251,9 Millionen Euro. Für die Hochschulen sofort verfügbar waren vor zwei Jahren fast 141 Milli-onen Euro. Am Jahresende war davon noch ein Fünftel - rund 28 Millionen Euro - übrig. Das Geld, das die Unis nicht direkt eingesetzt haben, wur-de auf deren Konten bis zu seiner Verwendung „geparkt“. Der Zinsgewinn wird wie die anderen Studienbeiträge auch durch ein hochschuleigenes

Verfahren den Instituten zugeteilt.

Die Ruhr-Unis:Die Einnahmen beliefen sich an der Uni Essen/Duisburg 2008 auf 24 Millionen Euro. Von 500 Euro Bei-trag kommen im Schnitt 230 Euro bei den Fakultäten an. Wie das Geld auf die Institute verteilt wird, ent-scheidet jede Hochschule für sich. Die größten Posten wurden jedoch für die Einstellungen von Lehrperso-nal, HiWis und die Einrichtung von Tutorien genutzt.

In Bochum richtet sich der Anteil der Gelder, der den Fakultäten bzw. Ins-tituten zukommt, nach der Anzahl der Studierenden. Im Semesterjahr 2007 nahm die Uni dort circa 18,9 Millionen Euro ein. In Dortmund und in Duisburg/Essen wird kom-biniert: Wie viel ein Studiengang erhält, richtet sich in Duisburg/Es-sen zu 60 Prozent nach den Studie-renden- und zu 40 Prozent nach der Absolventenzahl. Dabei gilt: Solange ein geplantes Vorhaben das Lehr-angebot merklich erweitert, dürfen die Institute kreativ sein. Selbst ei-ne neue Professorenstelle kann bei Zustimmung der Fakultät und der Geld, Geld, Geld: Ohne Studiengebühren läuft

an fast allen Unis in NRW nichts mehr.

Page 11: Ausgabe 4/09 (Bochum)

HERZ-STÜCK S11A367_11

10.35 Uhr. Spät. Zu spät. Wie immer. Fla-mingo schlendert auf den Hörsaal zu. Er weiß: Der Anfangsteil der Vorlesung „Ein-führung in die Wichtigkeit des Pünktlich-seins“ bei seiner Majestät Professor Dr. Dr. Dr. phil. rer. med. com. zip. Bismarck III. ist

der Wichtigste. Flamingo kaut sein Käsebrötchen und nähert sich dem Hörsaal. „So höret, Pünkt-lichkeit ist das höchste Gut einer Gesellschaft. Von Platonis bis Aristatolon wussten schon die alten Schwaben des 20. Jahrhunderts...“. Flamin-go grinst.

Vor ein paar Monaten noch bereiteten ihm solche Situationen Nasenbluten. Immer kam er zu spät – und fand nur noch auf der Türklinke des Hinter-ausgangs Platz. Einbeinig balancierend verfolgte er die Vorlesung. Seitdem hat den Namen weg.Über das Rauschen und Zwitschern im Saal ver-stand er den Professor nicht. Meist musste er sich mit Opernglas und Lippenlesen begnügen. Ein Teufelskreis, denn Flamingo hatte genau diese Probleme auch in der Veranstaltung „Einführung in das Lippenlesen“ bei Professor La Bello.

Doch jetzt gibt es Studienbeiträge – und nichts davon ist mehr ein Problem. Vor dem Hörsaalein-gang stehen seit ein paar Wochen zwei Zeitma-schinen, mit denen späte Studenten ein paar Minuten – je nach Bedarf – herausholen können. Drinnen erhebt sich die Stimme des Profs zu ei-nem arienhaften Höhepunkt, als er den Rest sei-nes Käsebrötchens hinunterschluckt. Um Flamin-go herum summt es; die Maschine rattert kurz.

Und schwupps – Schicksal gedreht.10:15 Uhr. Er betritt den Saal. Der Professor geht gerade zu seinem Pult. In dem Raum, der gut 600 Leute fasst, haben sich vier Studenten ver-teilt. Flamingo blickt sich um. Die neuen Jetpacks hängen an der Wand. Mit ihnen könnte er über die vollen Reihen hinweg düsen. Aber heute ist ja kaum einer da. Deshalb beschäftigen sich mit den Jetpacks nur eine Hand voll Ein-Euro-Jobber, die sie auf Hochglanz polieren.

Flamingo sucht sich einen Platz, dann legt er die Füße hoch. „Business Class“, denkt er und lässt die rote, gepolsterte Lehne auf Knopfdruck zu-rückfahren. Die Kellnerin kommt, und Flamingo bestellt sich einen Château Latour. Wo er sitzt, ist eigentlich egal. Der Professor ist verkabelt und über eine Dolby-Surround-Anlage überall in bester Klangqualität zu hören. Wenn Flamingo Lust hat, kann er den HD-Plasmabildschirm an der Rückenlehne vor sich einschalten und über Kopfhörer die Vorlesung mitverfolgen – auch mit Simultandolmetscher auf Altschwäbisch oder 16 anderen Sprachen.

Sein Blick geht zur Türklinke. Früher hat er ganz schön viel verpasst – heute ist das kein Ding mehr. Er könnte jetzt schlafen und mittags in Ru-he in der Mensa eines der Tisch-Hologramme ab-rufen, in dem alle Vorlesungen der Woche lücken-los mit Vorspul- und Stoppfunktion zu betrachten sind. Herrlich, denkt Flamingo. Auch wenn er die Hologramme nicht braucht, einen Stopp ist die Mensa immer wert: Das letzte Mal hat er sich

auf dem Diwan Weintrauben servieren lassen, während elektronische Palmwedel für das nötige Flair sorgten.

Als die Kellnerin im Hörsaal den edlen Tropfen bringt, schaltet Flamingo die Vibrationsfunktion des Sitzes ein. Allein deshalb lohnt es sich, doch in die Vorlesung zu kommen. Der Preis dafür ist ihm durchaus recht: Sein Konto zeigt - dank der hohen Studienbeiträge - einen Minusbetrag an, den gängige arabische Zahlen nicht auszudrü-cken vermögen… ein Flamingoteich ohne Ufer. Deswegen schläft er in seiner Studentenbude auf einer alten Matratze. Fließend Wasser gibt es da nur an Regentagen. Aber, was soll´s? Flamingo juckt das wenig. Er relaxt in den Pausen einfach in der uni-internen Saunalandschaft und lässt sich´s so richtig gut gehen – wenigstens da.

text: Nils Bickenbach foto: Daniel Gehrmann

Flamingos Zeitreise Business Class, Palmwedel, Saunalandschaft: Die wundersame Uni-Welt mit den Studiengebühren.

Der Flamingo in freier Wildbahn: pfl icht-lektüre-Autor Nils Bickenbach hat seine eigenen Pläne für die Verwendung der Studienbeiträge.

Page 12: Ausgabe 4/09 (Bochum)

S12 RUHR-BLICK: ZUM FEIERABEND A367_12

Die warme Jahreszeit steht vor der Tür und mit ihr die Festivalsaison. Wer dem Uni-Alltag ein paar Stunden entfl iehen will, muss nicht weit fahren, um sich von Schlagzeug und Gitarren den Kopf

durchlüften zu lassen. Die pfl ichtlektüre gibt ei-nen Überblick und sagt Euch, wo sich ein Besuch lohnt.

Rocken: Das Rock Hard Festival fi ndet wie gewohnt an Pfi ngsten (31. Mai bis 1. Juni) im Amphitheater Gelsenkirchen statt. Das Line-Up beinhaltet unter anderem Bands wie Prong, Sacred Reich, Opeth, Saxon, Children Of Bodom – Metal in all seinen Spielarten eben. Das 3-Tages-Ticket kostet 64,90€ zzgl. Porto und Camping (13,75€).www.rockhardfestival.de

Im Landschaftspark Duisburg Nord tummelt sich am 28. Juni das Devilside Festival. Namen wie Soulfl y, Sepultura, Motörhead, Cro-Mags, Misfi ts, The Bones oder Peter Pan Speedrock versprechen ein erstklassiges Line-Up. Karten gibt es schon für 39€ + VVK-Gebühren.www.devilside.de

Der Festivalsommer ruftRock, Punk oder Pop - Musik erobert die Freiluftbühnen von Münster bis Oberhausen

Ebenfalls gitarrenlastig, aber eher in Richtung Punk/Hardcore geht es beim Vainstream Festival in Münster zu. Dort sorgen am 3. und 4. Juli Bands wie Hatebreed, Suicidal Tendencies, Ignite, The Gaslight Anthem, Muff Potter oder Walls Of Jeri-cho für angenehme Klänge. Das Weekend-Ticket bekommt ihr hier für 54,90€ (zzgl. VVK-Gebühren), während ein Tagesticket für jeweils 34,90€ (+ VVK) zu haben ist.www.vainstream.com/rockfest

Das Area 4 Festival bei Lüdinghausen (zwischen Dortmund und Münster) hat 2009 Namen wie Deftones, Die Toten Hosen, Faith No More, The Get Up Kids, Eagles Of Death Metal & Farin Ur-laub Racing Team zu bieten.Wer vom 21. Bis 23. August noch nichts vorhat und schon immer mal ein Festival auf einem lauschi-gen kleinen Flugplatz besuchen wollte, ist mit 89€ inklusive Gebühren und 5€ Müllpfand dabei.www.area4.de

Nicht ganz so hart, dafür etwas alternativer geht es beim Haldern Pop Festival zu. Vom 13. bis 15. Au-gust gibt es im niederrheinischen Festivalmekka wieder indielastigen Gitarrenpop zu hören. Zwar sind die ganz großen Namen noch nicht bestätigt, jedoch lassen Bands wie The Thermals, Grizzly Bear, Soap&Skin sowie Bon Iver auf ein rundum gelungenes Festival hoffen. Tickets gibt es für 66€ inkl. Gebühren und Camping (zzgl. Ver-sand).www.haldern-pop.de

Tanzen:Das Juicy Beats fi ndet am 1. August nicht nur im Dortmunder Westfalenpark statt, auf Club Stages über die ganze Stadt verteilt fi ndet sich das ein oder andere Juwel. Jazzanova, CocoRosie, Deich-kind, Die goldenen Zitronen, Âme, Phoneheads sind da nur einige erwähnenswerte Namen. Auch hier ist das Line-Up noch lange nicht voll-ständig! Die Preisgestaltung ist etwas kompli-ziert, es gibt viele Sonderkonditionen (z.B. Early Bird Special). Für einen Überblick schaut auf die Festival-Homepage.http://www.juicybeats.net

Kostenlos:Von 2. bis 5. August verwandelt sich die Bochumer Innenstadt rund ums Bermudadreieck wieder in ein riesiges Festivalgelände. Knapp 80 Bands auf fünf Bühnen machen Bochum Total auch ohne bis-her bestätigte große Namen zum Pfl ichttermin. Und das Beste: Es kostet nichts!www.bochumtotal.de

Olgas Rock beiheimatet im Olga-Park in Oberhau-sen, bietet am 7. und 8. August Bands wie The (International) Noise Conspiracy, Sondaschule, Ghost of Tom Joad oder mofa. Auch hier müsst Ihr keinen Eintritt zahlen.www.olgas-rock.de

text Stephanie Jungwirth fotos Haldern Pop Festival

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www.literaturhotel-franzosenhohl.de

Jedes Jahr wieder: Riesiger Ansturm beim Klassiker Haldern Pop Festival.

Page 13: Ausgabe 4/09 (Bochum)

RUHR-BLICK: ZUM FEIERABEND S13A367_13

Hollywood trifft RuhrgebietSchauspieler Ethan Hawke ist einer der Bühnenstars bei den Ruhrfestspielen

W enn sich nationale und internatio-nale Stars im Ruhrgebiet tummeln, kann das nur einen Grund haben: Es sind Ruhrfestspiele. Noch bis zum 14. Juni sind in Recklinghausen

hunderte Aufführungen zu sehen. Neben Stars wie Harald Schmidt und Nina Hoss spielt auch Schauspieler Ethan Hawke, bekannt aus den Fil-men „Der Club der toten Dichter“ oder „Training Day“. Vier Fragen an den Hollywood-Star:

pfl ichtlektüre: Warum sollten sich Studenten Shakespeare-Stücke anschauen? Ethan Hawke: Weil ich mitspiele. (lacht) Nein, das ist natürlich ein Witz. Bis ich 20 Jahre alt war, ha-be ich Shakespeare immer mit Schule und Lernen verbunden. Diesmal ist das anders. Ich arbeite mit einer phänomenalen Gruppe zusammen. Ich hoffe, dass Studenten den wundervollen Künstler sehen, der Shapkespeare ist.

pfl ichtlektüre: Macht es mehr Spaß, am Theater oder in Hollywood-Filmen zu spielen? Hawke: Spaß ist eine Frage der Defi nition. Bei Fil-men holen dich die Leute zu Hause ab und brin-gen dich zur Arbeit. Die Leute bezahlen dich bes-ser, du bekommst viel mehr Aufmerksamkeit, du bekommst freie Tickets für Football-Spiele. Okay,

wenn das Spaß ist, dann machen Filme mehr Spaß. Das Problem: Das Bühnen-spiel bringt eine ganz an-dere Erregung mit sich, die alles wieder ausgleicht.

pfl ichtlektüre: Sie sind nur für mehrere Wochen in Deutschland. Was verbin-den Sie mit dem Land?Hawke: Mein Bruder war lange Zeit in München stati-oniert. Ich habe ihn besucht, außerdem war ich einige Male auf Filmfestivals und auf einer Buchtour. Ich fi nde die Deutschen faszinierend, sie haben einen starken Willen, sind intelligent und gut erzogen. Das bewunde-re ich.

pfl ichtlektüre: Wie gefällt Ihnen das Ruhrgebiet?Hawke: Es ist wirklich schön hier – besonders die Maifeiern haben mir gefallen. Alle Teenager ha-ben getrunken und lagen rechts und links auf der Wiese. Das war lustig. (lacht) Ich hoffe, dass die

auch zu meinen Theaterstücken kommen und sich dort auch betrinken.

text Tobias Fühlbeck, Stefanie Brüning foto Joan Marcus/Ruhrfestspiele

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Bühne statt Kinoleinwand: Ethan Hawke im Shakespeares „Wintermärchen“ im Schauspielhaus Recklinghausen.

Page 14: Ausgabe 4/09 (Bochum)

S14 DienSt-Bar

Absolut zeitgemäß, jedoch nicht anbiedernd klingen - das ist ein Anspruch, den nur wenige Projek-te erfüllen. Entwicklungen zu an-tizipieren und weiterzudenken ist die hohe Kür des Musikmachens. Boxcutter aus Irland schafft bei-des. Mühelos. Im Wissen um die immer noch frenetisch gefeierten Verästelungen von Dubstep und technoider Elektronik belässt er es bei einer fast metaphysischen Grundidee, die als Essenz in allen Tracks spürbar bleibt. Egal, ob es sich dabei um unglamourösen 2Step, verqueren House oder

fahnenflüchtigen Drum’n’Bass handelt. Im Gegensatz zu seinem sonstigen Schaffen filtert er auf „Arecibo Message“ die atmosphä-rischen Anteile aus seiner Musik und lässt die physische Macht der Tiefenbässe das Ihre tun. Selbst wenn die Rhythmen gebrochen sind und die Beine nur verknotet zu den Synkopen tanzen können, bleibt das hier eindeutig urban gestylte Clubmusik, die zudem als Jogging-Motivator hervorra-gend ihren Dienst tut. mw

Jacques Mesrine treibt wieder sein Unwesen. In Frankreich ist der Gauner legendär. Mit Public Enemy No.1 – Todestrieb hat ihm Regisseur Jean-François Richet ein filmisches Denkmal gesetzt.Auch im zweiten Teil der Gangs-ter-Biographie spielt Vincent Cas-sel („Die purpurnen Flüsse“) wie-der den brutalen Bankräuber im Frankreich der 70er Jahre. Nach mehreren spektakulären Ausbrüchen und Raubzügen ver-urteilt man Mesrine zu 20 Jahren

Gefängnis. Dieser inszeniert sich in der Öffentlichkeit als char-manter Bösewicht von Nebenan. Schließlich gelingt ihm die Flucht. Statt zu verschwinden, plant Mesrine weiter tollkühne Taten. Dabei kommt ihm die Polizei im-mer dichter auf die Fersen.Fazit: „Public Enemy No.1“ ist ein packender Thriller. Vincent Cas-sel spielt den zwischen Brutalität und Witz schwankenden Mesrine authentisch und mit viel Einfüh-lungsvermögen. lipe

Ein Cocktail am Morgen - und das auf dem Campus? Auch das ist möglich im Ruhrgebiet. Seit dem Sommersemester 2009 hat die Strandbar an der RUB in Bochum wieder geöffnet und bietet Ur-laubsfeeling pur. Mit einem Eis, einem Cocktail oder einem Kaffee in der Hand am Strand liegen – das versüßt wohl jedem den Uni-Alltag. Wer lieber eine Bratwurst in den Mi-niurlaub nimmt, kein Problem. Palmen und weißer Sand sorgen für passendes Atlantik-Flair. Auch

die Preise sind gut verdaulich: ein Bier, eine Bratwurst und eine Lat-te Macchiato jeweils für 1,50 Euro. Da freut sich das Studentenport-monee. Die Strandbar hat von montags bis freitags von 11 bis 16 Uhr ge-öffnet und lockt mit zusätzlichen Aktionen wie dem Feilschen um den Eiskaffee. Der Sommer kann kommen. jula

ist Lust, nicht Last. Es macht Spaß und befreit.“ Spätestens wenn die Feng-Shui-Farbenlehre ins Spiel kommt, fragt sich der geneigte Leser, ob nicht doch RTL-Vollweib Tine Wittler mitgemischt hat.Ganz zum Schluss kommt er dann doch – der Rat, auf den ich gewartet habe: Man solle einfach Innenarchitekten, Aufräumex-perten, Putzkolonnen, Renovie-rungsfirmen beauftragen. „Das setzt natürlich voraus, dass man die Dienstleister bezahlen kann“, erklären die klugen Autoren Rit-ter und Köpp. tf

Thomas Ritter, Constanze Köpp:

„Die Kunst des Aufräumens“

Verlag: Rororo

Preis: 28,95 Euro

Umfang: 144 Seiten

DER CD-TiPP: BoxCUTTER

DER Film: PUBliC EnEmy no. 1 DER oRT: DiE RUB-STRAnDBAR

DAS BUCh: DiE KUnST DES AUFRäUmEnS

A367_14

Für alle SinneDas alltägliche Chaos, Gauner auf der Flucht, irische Clubmusik & ein wenig Urlaubsfeeling

Boxcutter

„Arecibo message“

VÖ: bereits erschienen

label: Planet µ

Public Enemy no. 1 - Todestrieb Regie: Jean-Francois Richet

mit: Vincent Cassel, mathieu Amalric, ludi-vine Sagnier

Kinostart: 21. mai 2009

Es hätte ein hervorragendes Buch werden können, das Studenten Tipps gibt, wie sie das Chaos zwi-schen Kleidungsbergen und leeren Pizzaschachteln bändigen. Doch der Titel „Die Kunst des Aufräu-mens“ ist ein Etikettenschwindel.Statt praktischer, konkreter Tipps, die im Vorwort angekündigt wer-den, gibt es 144 Seiten heiße Luft. Es sei denn, man versteht den fol-genden Satz als Hilfe: „Aufräumen

Page 15: Ausgabe 4/09 (Bochum)

Dienst-Bar s15A367_15

Geschützt. Geschützter.GData.

Wir suchen

C++-EntwicklerfürAntivirensoftware (m/w)

void decrypt(char* secret, char* key)

{

char c; char *k = key;

while((c = *secret) !=0 )

{

*secret++ = (c-32) - ((*k)-64) + 32;

k = *(k+1) ? k+1 : key;

}

}

char *key = "????????";

char secret[100];

strcpy(secret, "ZJ]]_Y2ec%_hXH]P\\%k_eS2OSW4n\\]

f+RJincNUS.QU_eLW].Ngn7F^^.IYl7XUSZZYmjJ^");

decrypt(secret,key);

cout << "GEHEIME BOTSCHAFT: " << secret << endl;

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Knobeln mit sudokuFür Einsteiger: Pro Spalte, pro Reihe und pro drei mal drei Kästchen großem Qua-drat dürfen die Zahlen 1 bis 9 nur jeweils einmal vorkommen.

8

59

12

9

8

2

3

7

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4

17

38

3

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9

1

2

13

41

72

Leserbriefsehr geehrte pflichtlektüre-redaktion,

ich habe euer Heft nun schon mehrmals in der Hand gehabt, aber erst die Ausgabe 03/2009 für mehr als 30 Minuten. Beim ersten Lesen kamen viele Fragen auf ...

Wo ist da der rote Faden? (Herzstück „Studis - voll vernetzt“ und „Vitamin B vs. Klassik“)

Wen interessiert das denn? („Tri-Topp“).

Und haben sich denn wirklich keine anderen Fäl-le gefunden, an denen ihr das „anders an die Ar-beitsstelle kommen“ hättet porträtieren können? Dem einen hat die ARGE geholfen, die andere wurde durch Daddy gepusht.

Für ein Magazin, das als Spielwiese für studenti-schen Journalismus dienen will, gibt es zu wenig guten Journalismus. Die Texte könnten von der Qualität her auch aus einer mittelmäßigen Schü-lerzeitung stammen. tatjana neufeld

Hallo tatjana,

vielen Dank für Deine Zuschrift. Auch wenn sie sehr kritisch ist, freuen wir uns, dass Du uns die Meinung sagst.

Der rote Faden unseres letzten „Herz-Stücks“ war die Frage, inwieweit Bezie-hungen dem Jobeinstieg nutzen. „Tri-Topp“ ist eine Kategorie zum Einstieg ins Heft. Was würdest Du Dir alter-nativ wünschen? Wenn Du sagst, uns gehen die Themen aus (was nicht so ist, offensichtlich treffen wir nur nicht Deinen Geschmack): Welche Themen liegen Dir denn am Herzen, die wir aufgreifen sollten - was nervt Dich in Deinem Studienalltag?Vanessa Giese

schreibt uns!Eure Meinung interessiert uns. Lob, Anregungen oder Kritik an: [email protected]

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Page 16: Ausgabe 4/09 (Bochum)

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„Miete mussbezahlbarbleiben”

Ruf nach KinderwahlrechtEx-Bundespräsident Roman Herzog warnt vor einer „Rentner-Demokratie”.Andere Politiker fordern, die Bedeutung von Familien in der Gesellschaft zu stärken

Von Andreas Abs undBirgitta Stauber-KleinVdK, zurück. Er habe übh

DER KOMMENTARAlkohol: KeineKompromisseVon Norbert Robers

D ie deutschen Brauerhaben Recht: Diegroße Mehrheit der Deut-schen weiß vernünftig mitAlkohol umzugehen.Dennoch: Die üblicheEmpörung über die Pläneder Bundesregierung füreine intensive Alkohol-und Tabakprävention istunangebracht. Denn dieBerliner Drogenbeauf-tragte zielt zu Recht vorallem auf jene Gruppen,die zwar die Minderheitstellen, die aber entwederunmündig sind oderleichtsinnig bis kriminellagieren: Jugendliche, diesich ins Koma saufen,oder mehr oder wenigerbetrunkene Autofahrer,die sich und andere inLebensgefahr bringen.

Der Staat kann undmuss nicht alles regeln.Verbote führen oft nichtzum Ziel. Alles richtig.Aber der Staat steht auchin der Pflicht, Minderjähri-ge vor sich selbst zu schüt

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Studium auchohne AbiturBerlin. Im Kampf gegen denFachkräftemangel will dieSPD mehr Berufstätigen einStudium ohne Abitur ermögli-chen. So sollen alle, die eineMeisterprüfung ablegen, dieallgemeine Hochschulreife er-langen. SPD-BildungsexpertinUlla Burchardt plädierte für ei-ne bundesweite Regelung.

Bericht Politik

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