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himmel- Gemeindebrief der ev. Kirchengemeinde Gechingen 12. Ausgabe - Juli 2011 grün

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himmel-Gemeindebrief der

ev. Kirchengemeinde Gechingen

12. Ausgabe - Juli 2011grün

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Vorwort

Liebe Gemeinde,

die Urlaubszeit steht vor der Tür und so haben wir diese Ausgabe von

Himmelgrün dem Thema Reisen gewidmet.

Viele unserer Gemeindemitglieder halten sich derzeit im Ausland auf

oder wohnten vor einigen Jahren im Ausland, darüber gibt es spannen-

de Berichte im Thementeil hin und weg. Egal ob Israel, die Türkei, Ka-

merun oder Argentinien, gehen Sie mit uns auf eine kleine Weltreise.

Abraham begab sich seinerzeit auf eine ganz besondere Reise, in ein

verheißenes, aber unbekanntes Land. Für die Kinder gibt es auf den

letzten Seiten eine Feriengeschichte und ein Urlaubsquiz.

In einer der letzten Ausgaben des evangelischen Ge-

meindeblattes von Württemberg stand, dass es des

Deutschen liebste Urlaubsbeschäftigung sei, Kirchen

in fremden Ländern zu besuchen! Gehören Sie auch

dazu? Ich auf jeden Fall. So habe ich mich bei unse-

rem Portugalurlaub im Juni gefragt, weshalb ich wie

magisch von Kirchen und Klöstern angezogen werde.

Weshalb selbst mein Mann und die Kinder geduldig

und ohne Murren die 10. Kirche mit mir besichtigen?

Ist es die Ruhe im Innern einer Kirche? Ist es die angenehme Kühle und

die Sitzgelegenheit im Gottesraum, die uns kurz von dem hektischen

Stadtbetrieb und anstrengenden Fußmärschen ausruhen lässt? Sind es

die wunderbaren Gemälde, die Deckenkonstruktionen, die prunkvollen

Altäre oder die Architektur an sich. Ich glaube nicht. Ich spüre in einer

Kirche, dass ich Gott ganz nahe bin. Durch die zahlreichen Gemälde

und Bilder, die das Wirken von Jesu darstellen, fühle ich mich ganz ver-

tieft in die biblischen Geschichten und spüre die Spiritualität, die schon

Millionen Menschen vor mir in ihren Bann gezogen hat. Und durch das

Beten komme ich zu einer inneren Ruhe und Dankbarkeit.

Ich wünsche Ihnen einen schönen und erholsamen Urlaub und Gottes

Segen für Ihre Reise.

Ihre Claudia Dürr

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Inhaltsverzeichnis

vornewegVorwort + Impressum

Inhaltsverzeichnis

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Lasst uns hinaufziehn...

Ein Reisebericht über Jerusalem / Israel

Eindrücke einer Türkeireise

Welcome to the jungle

Ein Projektbericht aus Mamfe in Kamerun

Ein Orchester im Elensviertel?

Ein Jahr Argentinien

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glaube 18Abraham

Die Reise ins verheißene Land

Dieses Exemplar kostet ca. 60 Cent! Wenn Ihnen himmelgrün gefällt und Sie das

weitere Erscheinen unterstützen wollen, freuen wir uns über Ihre Spende!

Konto 5433002 BLZ 6039000 Volksbank, Stichwort: Gemeindebrief

Tolle Ferien

Eine Urlaubsgeschichte für Kinder

Reisequiz

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Impressum

Herausgeber: Ev. Kirchengemeinde Gechingen, Brunnenstr. 4, 75391 Gechingen

Druck: Nussbaumverlag, Weil der Stadt

Redaktionskreis: Werner Dürr, Claudia Dürr, Sabine Krauß, Gisela Mezger

e-mail: [email protected]

Hin und weg

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Im Grunde war es keine Reise. Es waren nur eineinhalb Jahre,

und doch ein gefühlter Lebensabschnitt. Ein sehr prägender

dazu. Die Welt hatte sich mir geöffnet, und ich wollte tiefer hi-

neinsteigen. Rucksackreisen hatten mich auf den Geschmack gebracht. Das Fern-

weh hatte mich in seinen Fängen. Bei mir war es die Sehnsucht nach Fremdem,

Unvorhergesehenem. Nach spannenden Begegnungen, landschaftlicher und kul-

tureller Faszination. Nach Freiheit, dem Sich-treibenlassen im „Heute hier, mor-

gen dort…“Wohin ein längerer Auslandsaufenthalt gehen sollte, war zweitrangig.

Es war ja die weite Welt, die mich lockte.

Im Rückblick war es ein „gefügter Zufall“. Der mich in eine Stadt führte, die span-

nender und widersprüchlicher nicht sein konnte – J E R U S A L E M.

Seit viertausend Jahren hitzigst umkämpft. Wohl keine andere Stadt hat so viele

Kriege erlebt. So viel Eroberungen, so viel Zerstörung und Wiederaufbau. Zank-

apfel der drei großen Weltreligionen. Dabei Projektionsfläche der Sehnsüchte

und Hoffnungen vieler Menschen weltweit. Yehuda Amichai, ein israelischer

Schriftsteller, schreibt: „Die Luft über Jerusalem ist mit Gebeten und Träumen

gesättigt. Wie die Luft über Industriestädten. Man kann kaum noch atmen…“

Da stockt auch mir der Atem. Und nun komme ich mit meinen kleinen persönli-

chen Erinnerungen. Wechselweise erscheint mir das als anmaßend, dann auch

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"Lasst uns hinaufziehen..."

Von

Gisela Mezger

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wieder als ganz normal. Denn in die-

ser Zeit wurde mir Jerusalem ver-

traut, zu einer Art zweiten Heimat.

Mein erster längerer Aufenthalt in Is-

rael war von Mai 1990 bis Januar

1991.Ich arbeitete und lebte in Re-

chavia, einem idyllischen Stadtteil im

Herzen der jüdischen Stadt. Viele Mit-

glieder der Staatsgründergeneration

bauten sich dort ihre bescheidenen,

aber schönen Häuser. Mit drei ande-

ren jungen Frauen versorgte ich dort

eine alte, halbseitig gelähmte Frau

namens Allegra. Sie war Jüdin griechi-

scher Herkunft. Wir arbeiteten in

Wechselschichten Tag und Nacht. Wir

hatten in diesem Haus eine eigene se-

parate Wohnung. Im Wesentlichen

lebte ich dort mit Amerikanerinnen,

einer Dänin und einer Deutschen. Ein

wahrer Hühnerstall. Sprachengewirr,

viel Lachen, ständige Besuche aus al-

ler Welt. Es war eine wundervoll le-

bendige Zeit. Der sich ankündigende

Golfkrieg bereitete dem Glück ein jä-

hes Ende. Der Irak drohte mit Einsatz

chemischer Waffen. Meine Eltern ba-

ten mich heimzukommen. Schweren

Herzens verließ ich das Land mit dem

zweitletzten Lufthansaflugzeug vor

Kriegsbeginn.

Nach glimpflichem Ausgang des Krie-

ges kehrte ich im Sommer desselben

Jahres zurück. Diesmal in die Altstadt

ins arabische Viertel. Zunächst wohn-

te ich drei Monate im Lutherischen

Hospiz. Dort war ich in einem Schlaf-

raum mit circa dreißig anderen stän-

dig wechselnden Frauen untergebracht.

Während dieser Zeit bereiste ich zunächst

das Land. Zwei Wochen durfte ich mich

einer Reisegruppe anschließen, mit der

meine Eltern unterwegs waren. Danach

fand ich ein Zimmer, bei einer arabisch-

christlichen Familie nahe der Davidszita-

delle. Parallel entschied ich mich, an ei-

nem fünfmonatigen Hebräischkurs teilzu-

nehmen. Fünf Tage die Woche den ge-

samten Vormittag.

Menschen aller Al-

tersgruppen, aller

Bildungsschichten

vielerlei Glaubens-

richtungen, saßen

wir dort an unse-

ren Schultischen.

Im Unterricht

wurde nur Heb-

räisch gespro-

chen. Und das

mit koreani-

schem, ameri-

kanischem, russischem, däni-

schem, schweizerdeutschem, schwäbi-

schem, und französischem Akzent. Als der

Sprachkurs sich dem Ende zuneigte, muss-

te ich mich entscheiden. Zur Wahl stand,

in Israel zu bleiben, Arbeit zu suchen und

mich weiter von Visum zu Visum zu han-

geln, oder aber wieder nach Deutschland

zurückzukehren. Ich entschied mich für

die Rückreise.

So viel zum äußeren Rahmen. Aber was

habe ich erlebt,was hat sich mir einge-

prägt. An meinem Erinnerungshorizont

tauchen viele Bilder auf.

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Beim Zurückblicken spüre ich förmlich die Wärme, den angenehmen Wind der

lauen Sommerabende,. Wir verbrachten viel Zeit an der Klagemauer. Steifzüge

über die begehbaren Dächer der Altstadt. Öffentliche israelische Volkstänze im

Park. Dann das Schlendern über die Ben Yehuda (der „Königsstraße“ Jerus-

lems). Oft sehr ausgelassen und albern, dann auch wieder berauscht von der

Schönheit des Ortes und des Moments.

Ich sehe mich bei strahlendem Sonnenschein, die Kleider triefend nass durch

Jerusalem gehen. Mit drei farbigen südafrikanischen Freunden war ich durch

den Hiskia-Tunnel gewatet. Und dort in einer kleinen Gasse, fernab des Touri-

stenstroms, treffe ich auf eine Klassenkameradin aus Deutschland. Für beide

Seiten ein mehr als kurioser Moment.

Der erste Sommer. Auch ich erlebte 1990 ein Fußballmärchen. Fieberte mit

Klinsi und Völler, wurde mit ihnen Weltmeister. Meine amerikanischen Mitbe-

wohnerinnen waren anfangs befremdet ob dieser Euphorie. Aber genau sie

waren es, die mich bei zwei Spielen per abgesprochene Klopfzeichen infor-

mierten, wenn ich in den Nachbarräumen bei Allegra arbeitete.

Und bis heute sehe ich mich vom Herodion herab in die judäische Wüste bli-

cken, wenn ich an den Mauerfall denke. Sogar der arabische Fahrer des Sam-

meltaxis gratulierte mir dazu. Die ganze Fahrt über fand er kein anderes The-

ma.

Ein Freund aus Betlehem nahm uns mit zur orthodoxen Weihnachtsfeier in die

Geburtskirche. Ein wahrer Zeitsprung. Mehrere Gottesdienste parallel in nie

gesehenen Gewändern, Riten, liturgischen Gesängen. Alles fremd anmutend.

Dann bin ich wieder Schülerin. Dort sitze ich im Ulpan, meinem Sprachkurs.

Umgeben von Rentnern, von Jugendlichen, von Arbeitern, von Musikern….

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Fortsetzung Jerusalem

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Wir hatten ein gemeinsames Ziel, uns

in diese Sprache hineinzubeißen. Die

einen mit mehr, die anderen mit we-

niger Biss. Gelacht wurde ständig,

wenn auch nicht immer klar war, wor-

über eigentlich. Der mit Abstand au-

ßergewöhnlichste, aber auch sympa-

thischste war unser Freund Chang aus

Korea. Er war von seiner Heimatkir-

che nach Betlehem gesandt, wollte

aber auch modernes Hebräisch erler-

nen. Er zog Schuhe und Socken im

Klassenzimmer aus. Da er die weites-

te Anfahrt hatte, kam er häufig zu

spät. Er verneigte sich mehrfach,

wenn er den Raum betrat, machte

der Lehrerin Komplimente, titulierte

sie dabei jedoch ungewollt als Eselin.

Den Tücken der hebräischen Sprache

und Aussprache erlegen. Aber über

Jeden und Jede durfte herzlich ge-

lacht werden.

Nun lebte ich auch mit Amerikanerin-

nen zusammen. Ein ganz eigener Er-

fahrungsbereich. Anfangs gingen sie

nicht ungeschminkt und ungestylt aus

dem Haus. Schon nach kurzer Zeit

wurde ich zur Miss Natural gekürt.

Hinter dieser Oberfläche war aber

ganz viel Herzlichkeit und Humor zu

finden, wir wurden Freunde.

Dort stehe ich am Ölberg bei der Beerdi-

gung von Menachem Begin. Ein Stück is-

raelischer Zeitgeschichte. Meine Mutter

sah mich im Fernsehen.

Eine Erinnerung gab mir mein Tagebuch

zurück. Wir wohnten neben einer jü-

disch-orthodoxen Familie. Sie hatten

dreizehn Kinder. Über unser kleines Kätz-

chen Namer kam es immer wieder zu Be-

gegnungen am Gartenzaun. Wenn auch

von den Eltern nicht so gerne gesehen.

Eines der kleinen Mädchen fragte mich

einmal, wie viele Geschwister ich habe.

Auf meine Antwort „einen Bruder“ hin,

schaute sie mich fassungslos an. Dann

musste sie von Herzen lachen. Das war

wohl außerhalb ihres Vorstellungsvermö-

gens.

Und dann plötzlich Massen von Schnee in

Jerusalem. Ein Jahrhundertereignis. Ein

fast unwirklich schöner Morgen. Die

Stadt in atemberaubend warmes Licht

getaucht und darunter der kalte und un-

berührte Schnee. Wir bauten eine ortho-

doxe Schneefrau an der Klagemauer. Da-

nach lieferten wir uns eine lustige

Schneeballschlacht mit arabischen Kin-

dern und israelischen Solddaten. So greif-

bar war da der Frieden. Ein magischer

Moment.

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Aber in der Realität rückte dieser

Traum vom Frieden scheinbar immer

ferner. Wir erlebten Tränengasangriffe

und unzählige Bombendrohungen. Eine

davon auch vor unserem Haus. In einer

Hecke lag ein „verdächtiges Objekt“,

eine herrenlose Tasche. Hier Grund ge-

nug, ein Sondereinsatzkommando an-

zufordern. Diese sprengen den Gegen-

stand unter einer Schutzkapsel in die

Luft. So vieles kann schnell zur Norma-

lität werden. Auch die Militärpräsenz

an jeder Ecke, die mich anfangs mehr

als befremdete.

Ich weiß nun auch, wie es sich anfühlt,

bespuckt zu werden. Persönliche De-

mütigungen kannte ich bis dahin nicht.

In Mea Shearim, dem Viertel der or-

thodoxen Ostjuden, die bis heute noch

Jiddisch sprechen, sich altertümlich

kleiden, und den weltlich ausgerichte-

ten Staat Israel ablehnen, habe ich es

erlebt. Das tat weh. Zumal ich voller

Respekt, Interesse und nur in bewusst

angemessener Kleidung diese Viertel

aufsuchte. Es lehrte mich jedoch, et-

was besser mit denjenigen zu fühlen,

die in diesem Land Demütigungen er-

leiden.

Fast jeden Samstag (Schabbat) oder

Sonntag besuchten wir Gottesdienste

in den verschiedenen Kirchen. Die Lu-

therische, die Baptistische, einige

Messianische (Judenchristliche ) Kir-

chen. Auch in Synagogen. Ich lernte

charismatische Formen kennen, zum

Beispiel Zungenrede, euphorisches

Singen und Tanzen im Gottesdienst.

Manchmal verwirrend, manchmal be-

reichernd.

Überhaupt erschien mir Jerusalem als

Sammelbecken der religiös Begeister-

ten, bis hin zu Verrückten jeglicher

Glaubensrichtung.. Ich bin „Heiligen“

begegnet, sollte zu den „Söhnen No-

ahs“ bekehrt werden, erlebte eine

“Geisteraustreibung“, (der “Geist des

Rauchens“ sollte vertrieben werden. )

Ein Freund benutzte die Bibel als Rei-

seführer. Wurde er unruhig, schlug er

die Bibel wahllos auf, um sein nächs-

Fortsetzung Jerusalem

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tes Reiseziel zu ermitteln. Außerdem wanderte er häufig nachts durch die

Straßen Jerusalems. und auf der Stadtmauer entlang. Dabei blies er die

Schofar, das Widderhorn als Aufruf zur Buße. Es gab faszinierende und auch

ganz unwirkliche Begegnungen. Sie gaben Anlass, den eigenen Glauben zu be-

denken. Manchmal schenkte es Klarheit, manchmal Zweifel.

In Jerusalem habe ich auch die Vor- und Nachwehen des ersten Golfkrieges erlebt, hat-

te bereits eine Gasmaske unter meinem Bett liegen. Als ich ausreiste, schenkte ich sie

einem Freund in den besetzten Gebieten.

Ich hatte jüdische und palästinensische Freunde. Es war schmerzhaft anzusehen, dass

man sie nicht zusammenbringen konnte. Zuviel Angst, Misstrauen, oft auch Hass stand

dazwischen. Israel ist ein sehr kleines Land. In jeder Familie gibt es Opfer, so viel Leid,

ausgelöst durch diesen unseligen Konflikt. Mit jedem Opfer mehr werden die Gräben

tiefer.

Noch ein ganz anderes Schicksal ist in diesem Land sehr präsent. Eines, das uns als

Deutsche mit dem jüdischen Staat aufs Engste verknüpft. Gleich zu Beginn meines Auf-

enthalts besuchte ich Yad Vashem, die Holocaustgedenkstätte. Die gesprochenen Na-

men der getöteten Kinder, Steinplatten mit den Zahlen der Ermordeten, Kinderzeich-

nungen aus Konzentrationslagern, Fotos, Dokumentationen in Schrift und Bild. Aus-

drucksvolle Skulpturen, wenig Worte, Raum für Trauer. Ein Hoffnungsweg zieht sich

durch das Gelände. Die “Allee der Gerechten“. Dort wird für jeden mutigen Helfer in

dieser finsteren Zeit ein Hoffnungsbaum gepflanzt. Die Eindrücke gingen mir sehr

nahe. Auf dem Heimweg, an der Bushaltestelle, traf ich ein altes Ehepaar. Sie fragten

mich nach meinem Herkunftsland. Nahezu beschämt antwortete ich. Sie wurden sehr

ernst. Die Frau erzählte ihr Schicksal. Sie lebt in Amerika, kam aber ursprünglich aus

Polen. Ihre gesamte Familie wurde im Dritten Reich getötet. Einundachtzig Menschen-

leben. Sie war die einzig Überlebende. Da versagen alle Worte.

Es waren Erlebnisse in unglaublicher Dichte.

Und es gäbe noch so viel zu erzählen. Sie

schufen in mir ein nüchternes Bild dieser

Stadt. Und trotzdem blieb viel Zauber. Jedes

Mal, wenn ich nach Jerusalem hinaufkam, ob

von Tel Aviv, Jericho oder Betlehem kom-

mend, schlug mein Herz höher. Ich fühlte Ver-

bundenheit mit den Pilgern biblischer und

nachbiblischer Zeit, die voller Ehrfurcht und

Hoffnung „hinaufzogen zum Hause des

Herrn.“ Und dort sah ich sie – J E R U S A L E M

.“auf ihren ewigen Hügeln thronend“ und in

ganz besonderen Momenten “verglühte mei-

ne Seele in den Abendfarben Jerusalems.“.

Bilder und Text

von

Gisela Mezger

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Eindrücke einer Türkeireise

Von Tillmann Schwarz

Ein großes Erlebnis war für meine Frau

und mich unsere Türkeireise, die jetzt

ein gutes halbes Jahr zurückliegt.

In den ersten Januartagen flogen wir

von Stuttgart nach Antalya an die tür-

kische Mittelmeerküste. Diese große

Stadt war Start und Ziel einer Rundrei-

se durch den Südwesten des Landes.

Acht Tage später nahmen wir eine

Menge überwältigender Eindrücke mit

auf den Heimflug.

Auf drei Ebenen versuche ich, diese

Eindrücke zu schildern. Zuerst möchte

ich den politischen Aspekt beleuchten.

Diese Reise hat mein Bild von der Tür-

kei als Land und als Staat stark verän-

dert.

Das zweite ist die Geschichte. Wir er-

lebten die historischen Zeugen einer

Kultur, ohne die unsere westliche Zivi-

lisation gar nicht denkbar ist.

Und wie zur Krönung kommt die religi-

öse Dimension dazu. Wenn ich in der

antiken Stadt Ephesus eine Straße ent-

langgehe, auf der mit ziemlicher Si-

cherheit vor knapp zweitausend Jah-

ren auch der Apostel Paulus wandelte,

dann spüre ich eine den Glauben stär-

kende Verbindung zu dieser Zeit und

zu diesen Menschen.

Das Bild der Türkei

Diese Türkei-Reisen, die in der Neben-

saison sehr günstig angeboten werden,

haben natürlich auch den Zweck, das

Bild der Türkei als Reiseland zu ver-

bessern. Jeder weiß, dass die beste

Kampagne nur dann nützt, wenn auch

das Produkt gut ist.

Wie immer im Leben ist der erste

Eindruck wichtig. Und der war posi-

tiv. Nach der Landung in Antalya

wurden wir am Flughafen von unse-

rem Reiseführer, kurz „Selo“ ge-

nannt, in Empfang genommen. Ein

bereit stehender Bus brachte uns

zum Hotel für die erste Nacht, und

kurze Zeit später konnten wir uns in

einem ordentlichen Zimmer ausru-

hen. Gleich zu Beginn klappte also

alles wie am Schnürchen, und das

blieb eigentlich die ganze Woche so.

Schon auf der Fahrt ins Hotel begann

Selo uns mit Informationen zu ver-

sorgen. Ein agiler, etwas rundlicher

Mittvierziger, der ohne jemals in

Deutschland gelebt zu haben, unsere

Sprache perfekt beherrschte. Das

hatte er an der Universität gelernt,

ebenso erwarb er dort einen Ab-

schluss in Kunstgeschichte. Ein Dip-

lom in diesem oder einem ähnlichen

Fachgebiet ist, wie er sagte, Voraus-

setzung für den Job als Reiseleiter.

Einer seiner ersten Sätze lautete:

„Wir können über alles reden, aber

nicht über Politik“. Anschließend

verbreitete er acht Tage lang pau-

senlos immer dieselbe politische

Botschaft.

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Und die hieß: die Türkei ist eine Demo-

kratie und ein moderner Rechtsstaat.

Sie blickt nach Europa und zeigt den

östlich gelegenen Diktaturen wie z. B.

Syrien oder Iran bestenfalls den Rücken.

......

Bei einer solchen Reise lernt man ein

Land nur bedingt kennen. Man bewegt

sich in einer geschlossenen Touristen-

gruppe, fährt mit dem Bus vom Hotel zu

touristischen Sehenswürdigkeiten,

Restaurants und wieder zum Hotel. Da-

bei ist man abhängig von den Informati-

onen des Reiseführers, die gefiltert

werden müssen.

Dennoch gewinnt man Eindrücke. Unse-

re Fahrt ging durchweg über gute Stra-

ßen, an den touristischen Orten waren

die Besichtigungen reibungslos organi-

siert. In den Restaurants und vor allem

in den Hotels begegneten uns freundli-

che und kompetente Menschen, die

häufig mehrere Sprachen beherrschten.

In den Städten sahen wir viele junge

Menschen, die meist modisch gekleidet

waren und mit den neuesten Handys

hantierten. Kopftücher hätten wir ver-

mutlich in Stuttgart auf der Königstraße

mehr gesehen als in Antalya.

Es ist kaum vorstellbar, dass diese Men-

schen die Umwandlung der Türkei in ei-

nen Gottesstaat nach iranischem Vorbild

hinnehmen würden.

In den ländlichen Gebieten, vor allem

im hinteren Anatolien, mag das Bild an-

ders aussehen. Der Gegensatz zwischen

Stadt und Land ist extrem, und das

größte Problem der Türkei ist die Land-

flucht. Die jungen Leute gehen weg,

und die Städte explodieren. Antalya,

das biblische Attalia, hat sich seit 1970

verzehnfacht, und ist heute eine Millio-

nenstadt. Ein Ende des Wachstums ist

nicht in Sicht.

Dementsprechend sieht auch die Besie-

delung aus, geradezu epidemisch verbrei-

teten sich große Wohnblöcke.

Fazit: Selo hat uns vielleicht nicht immer

die ganze Wahrheit über die Türkei er-

zählt, ganz sicher aber auch nicht die Un-

wahrheit.

Die Türkei ist auf dem Weg der Moderni-

sierung weit vorangeschritten. Sie ist ein

wirtschaftlich sehr starkes Land auf

Wachstumskurs. Für uns ist sie längst ein

Partner auf Augenhöhe, da sollten wir uns

nichts vormachen.

K ultur und Geschichte

Diese Reise bot – flapsig gesprochen – eine

geballte Ladung Geschichte. Und das in ei-

ner zeitlichen Dimension, die wir von zu-

hause nicht gewohnt sind. In Gechingen

sind wir stolz darauf, dass in unserer Kir-

che die Glocken und der Taufstein gut 500

Jahre alt sind. Gibt es in irgendeiner Stadt

ein Gebäude aus dem 12. oder 13. Jhdt.

zu besichtigen, ist das schon etwas Beson-

deres.

In Kleinasien führen uns die Sehenswürdig-

keiten zurück zum Beginn unserer Zeit-

rechnung und häufig weit darüber hinaus.

Viele Jahrhunderte vor Christus begannen

die Griechen, entlang der Küste ihre Kolo-

nien zu gründen. In der Natur- und der

Geisteswissenschaft, in der Kunst und auch

in der Politik haben die griechischen Ma-

thematiker, Philosophen, Künstler und

Staatsmänner die Grundlage geschaffen,

auf der wir heute stehen.

Namen wie Sokrates, Plato, Aristoteles,

Sophokles oder Pythagoras sind uns auch

heute noch geläufig. Aus Kleinasien

stammte etwa Thales, ein Universalgelehr-

ter aus Milet, einer Stadt in der Nähe von

Ephesus. Im Fach Geometrie werden die

Schüler bis heute mit seinen Lehrsätzen

geplagt (der Winkel im Halbkreis ist immer

ein Rechter).

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Dass aus dieser Zeit heute noch so viel zu sehen ist, verdanken wir eigentlich

der Zerstörung. Es gibt dort häufig Erdbeben, und wenn eine Stadt durch ein

sehr schweres Erdbeben zerstört wurde, dann wurde sie aufgegeben.

Die Bewohner suchten sich in der Nähe einen geeigneten Standort für einen

Neuaufbau. Die Ruinen der alten Stadt eroberte die Natur im Lauf der Jahr-

hunderte zurück und bedeckte sie mit Erde. Deshalb sind die Grundrisse der

Straßen und Gebäude häufig unzerstört erhalten.

Heute wird an allen Ecken und Enden der Türkei ausgegraben. In Ephesus ist

inzwischen eine komplette antike Großstadt zu besichtigen. Zur Ausgrabung

kommt der Wiederaufbau von ganzen Gebäuden wie z. B. der Bibliothek des

Celsus in der Art eines gigantischen Puzzle-Spiels. Die Palette reicht vom Tem-

pel bis zur Toilettenanlage mit Wasserspülung.

Nahezu komplett erhalten ist das Theater, das vielen Tausend Zuschauern

Platz bot. Über die damals schon vorhandenen Kenntnisse und Fähigkeiten

kann man nur staunen. Bühnengestaltung, Akustik, Fluchtwege und vieles an-

dere sind bis ins Detail ausgeklügelt.

In der wieder ausgegrabenen Stadt Perge – bei Antalya gelegen – habe ich mit

besonderem Interesse das am besten erhaltene antike Stadion der Türkei be-

sichtigt. Ich setzte mich auf die Tribüne, schloss die Augen, und stellte mir

vor, unten würden jetzt Wettkämpfe in den traditionellen leichtathletischen

Disziplinen wie Laufen, Weitsprung oder Diskuswurf ausgetragen. Als Mann des

Sports wurde es mir dabei ganz warm ums Herz. ...

Nicht vergessen möchte ich die einzigartigen Kalksinterterrassen von Pamukka-

le, die zum Weltkulturerbe zählen. Natürlich wurden die warmen Quellen

schon von den Griechen und Römern genutzt. Die antike Stadt Hierapolis zeugt

davon. Dort ist außerdem eine ausgedehnte Nekropolis (Totenstadt) mit unzäh-

ligen Sarkophagen erhalten.

Beispielhaft für die türkische Kultur möchte ich die Seidenteppiche anführen.

Ein Besuch in einer traditionellen Knüpferei ist bei diesen Türkei-Reisen obli-

gatorisch. Natürlich sind das auch Verkaufsveranstaltungen. Dennoch sollte

man sie nicht mit Kaffeefahrten vergleichen.

Von der Herstellung und Färbung der Seide über die künstlerische Gestaltung

bis zur perfekten und je nach Qualität oft jahrelang dauernden Knüpfen sieht

und hört man hochinteressante Informationen über diese Kunst. Die Knüpferin-

nen lernen ihr Handwerk über viele Jahre hinweg, und nur ganz wenige brin-

gen es zu großer Meisterschaft.

Am Ende waren wir wirklich begeistert, und dennoch nüchtern genug, um

nicht aus einer Stimmung heraus einen vierstelligen Betrag auszugeben. Man

wurde zwar intensiv „bearbeitet“, aber nicht unter Druck gesetzt. „Wenn Sie

keinen Teppich kaufen, lächeln wir trotzdem, wenn sie aber einen kaufen,

FortsetzungEindrücke einer Türkeireise

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dann lächeln wir etwas mehr“, hatte der Chef des Unternehmens gesagt.

Wie sich nachher im Bus herausstellte, waren die Verkäufer nicht bei allen Mitgliedern un-

serer Reisegruppe erfolglos. Und wir schließen nicht aus, dass wir irgendwann wiederkom-

men, um – nach vorheriger Festlegung eines finanziellen Limits – ein solches Kunstwerk zu

erwerben.

Religion

Einige Stationen der Reise ließen die Entstehungszeit unserer christlichen Religion leben-

dig werden. Eingangs erwähnte ich Ephesus. Dort hielt sich der Apostel Paulus auf, ver-

mutlich war er in Ephesus auch inhaftiert, und einer seiner im Neuen Testament enthalte-

nen Briefe war an die Epheser gerichtet.

Nicht ganz so bekannt ist sicherlich die antike Stadt Laodicea. Sie liegt in Sichtweite der

Kalksinterterrassen von Pamukkale am Rand der heutigen türkischen Großstadt Denizli.Im

Kolosserbrief erwähnt Paulus die Stadt bzw. die dortige christliche Gemeinde mehrfach.Es

war ein bewegender Moment, als unsere Reisegruppe sich am Stadttor von Laodicea ver-

sammelte, und der Reiseführer Selo – nach eigenen Angaben ein eher lauer Muslim – eine

Bibel aufschlug, und aus der Offenbarung des Johannes im 3. Kapitel die Verse 14 – 22 las.

Dieser Abschnitt enthält das letzte der sieben Sendschreiben, das an die christliche Ge-

meinde von Laodicea gerichtet ist.

Die Gemeinde ist die einzige, die nicht gelobt, sondern heftig kritisiert wird.

Ihre Selbsteinschätzung, reich zu sein und keine Not zu haben, steht dabei in krassem Wi-

derspruch zu dem Urteil der Offenbarung. Sie sei „elend und jämmerlich, arm, blind und

bloß“ (3,17), schreibt der Verfasser ihr ins Stammbuch.

Der Text steckt voller Anspielungen, die nur der Ortskundige versteht.

Gleich zu Beginn wird den Laodiceern vorgeworfen, sie seien im Glauben weder heiß noch

kalt sondern lau, so dass sie „aus dem Munde ausgespien“ werden.

Tatsächlich war es damals so, dass das heiße Wasser von Pamukkale, nach Laodicea trans-

portiert, aufgrund der Entfernung von einigen Kilometern dort in lauem Zustand ankam.

...

Laodicea war damals eine der reichsten Städte Kleinasiens, die christliche Gemeinde ge-

hörte zu den frühesten. Im 4. Jahrhundert tagte dort ein großes Kirchenkonzil.

Zweihundert Jahre später zerstörte ein Erdbeben die Stadt. Von den Bewohnern verlassen

geriet sie in Vergessenheit.

Seit Jahren arbeitet in Laodicea ein Grabungsteam der Universität Denizli mit Hochdruck.

Im vergangenen Jahr wurde eine christliche Kirche freigelegt, vermutlich eine der ältesten

überhaupt. Die Forscher datieren sie um das Jahr 320. Dem Vernehmen nach ist sie sehr

gut erhalten, an den Wänden sind Malereien sichtbar, und viele Inschriften sind problemlos

lesbar. Als besonders eindrucksvoll wird das große Taufbecken geschildert. Mit Stufen zum

Ein- und Aussteigen war es für die damaligen Massentaufen geeignet.

Diese Kirche wird zurzeit noch streng abgeschirmt. Sie soll 2012 zur Besichtigung freigege-

ben werden, und dann natürlich viele christliche Pilger und Touristen anlocken. Angeblich

soll zur Eröffnung sogar der Papst eingeladen werden.

Da werde ich wohl nicht dabei sein. Aber wer weiß, vielleicht kehre ich irgendwann an

diesen Schauplatz des ganz frühen Christentums zurück, um der Lauheit meines eigenen

Glaubens ein wenig abzuhelfen.

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Welcome to the jungle

Von Hannes Haas

Welcome to the jungle “In

Jesus’ name this car shall arrive without accidents. In the name of our

Lord Jesus Christ the driver and all the passengers shall arrive safely.

May our savior Jesus Christ bless this trip.”

Der Kleinbus im Mamfe Central Park(eine Art Busbahnhof) ist mit circa 20

Menschen mehr als voll besetzt, auf dem Dach stapelt sich das Gepäck

der Reisenden in etwa gleicher Höhe wie der Bus. Nach der Segnung, in

Kamerun spielt Glaube und Religion im öffentlichen Leben eine sehr zen-

trale Rolle, geht die Reise von Mamfe nach Bamenda los. Für die 140 Ki-

lometer brauchen die Busse je nach Straßenzustand vier bis sechs Stun-

den. Zurzeit wird die Straße jedoch von einem chinesischen Unternehmen

ausgebaut, das dafür Holzeinschlag Lizenzen vom kamerunischen Staat be-

kommt.

Ich fahre in dem Bus zurück nach Hause, nach Bafoussam, wo ich seit

fast einem Jahr meinen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst bei der

NGO ADEID leiste. Entsendet wurde ich vom Evangelischen Entwicklungs-

dienst. Da unser Projekt dort stark auf Schulen fixiert war, und die jetzt

Ferien haben, habe ich für zwei Wochen in Mamfe bei der NGO von Co-

rinna, einer befreundeten Freiwilligen gearbeitet. AADA (African Alliance

for Developmental Action) will durch den Aufbau alternativer Einkommens-

möglichkeiten für die Bevölkerung, die bisher teilweise von illegalem Hol-

zeinschlag und Wilderei lebt, gleichzeitig den Lebensstandart der Men-

schen verbessern und die Umwelt schützen. Der Regenwald in der Süd-

west Provinz Kameruns ist Teil des Kongobeckens, und damit eines der

größten Regenwälder der Erde. Der Wald ist Lebensraum von verschiede-

nen bedrohten Tierarten, wie dem Waldelefanten, dem Kamerun-Schimpan-

sen oder dem Drill.

Mamfe ist Hauptstadt der Manyu Division, die sich in der Süd-West Pro-

vinz Kameruns befindet. Der Südwesten gehört zum frankophonen Teil Ka-

meruns und wurde von der Zentralregierung traditionell benachteiligt, was

sich vor allem durch fehlende Infrastruktur bemerkbar macht. Die politi-

sche Situation in Kamerun ist insgesamt verglichen mit anderen West-und

Zentralafrikanischen Staaten stabil aber angespannt. ......

Ich habe während dem zweiwöchigen Praktikum in einem Haus des

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Wer mehr erfahren möchte über AADA kann

folgende Seite besuchen: www.africaaada.org

Zu dem Projekt von Herakles gibt es hier

mehr Infos:

http://www.regenwald.org/mailalert/727/kame-

run-palmolprojekt-bedroht-menschen-und- regen-

wald

Ansonsten könnt ihr mir auch gerne eine Mail

schreiben:

[email protected]

Meine Arbeit bei dem Projekt war

hauptsächlich Recherche über das

"Elektro-Laden und Tankstelle in Mamfe"

Projekt, sowie Kontakt zu internatio-

nalen NGOs herzustellen, um Druck

auf Herakles auszuüben. Meine Kolle-

gen werden dann in nächster Zeit

durch die betroffenen Dörfer fahren,

die Bevölkerung informieren und ge-

meinsam mit den Menschen vor Ort

Strategien ausarbeiten, um das Pro-

jekt zu verhindern. Mittlerweile bin

ich zurück in Bafoussam, wo es au-

grund der Höhe (rund 1.600 Meter)

verglichen mit dem tropischen Klima

Mamfes vor allem nachts recht kalt

wird. Die letzten 3 Wochen meines

Freiwilligendienstes werde ich hier in

der WG mit Volontären aus Deutsch-

land, Frankreich und Kamerun verbrin-

gen, bevor es dann Anfang August zu-

rück nach Gechingen geht.

Presbyterianischen Internates von Be-

songabang, einem kleinen Dorf am

Rand von Mamfe gewohnt. Das Haus

war für eine Lehrerfamilie gedacht,

und deshalb sehr geräumig. Von der

Terasse hinter dem Haus sieht man

direkt den Urwald, und die ganze

Nacht hört man ihn, Grillen, Frösche

und Vögel. Die ersten paar Tage wa-

ren dort auch noch Raphael, der

Chef von AADA und Conny. Die bei-

den mussten jedoch nach einer hal-

ben Woche nach Douala und Limbe

reisen, wo sie verschiedne Meetings

besuchten.

Ich blieb also allein im Haus. Allein

war ich aber eigentlich nie. Tags-

über arbeitete ich in der Stadt, und

abends ging ich entweder zum Essen

zu den Nachbarn, einer Lehrerin, die

während meines Aufenthalts zur

Schulleiterin befördert wurde, mit

großer Familie, oder die Kinder ka-

men zu mir rüber und schauten sich

an, wie ich so lebe.

AADA unterstützt in der Region ver-

schiedene Projekte, darunter den Wi-

deraufbau von MACEFCOOP, eine der

ältesten Kaffee-und Kakaokooperati-

ven Westafrikas, die Seifenproduktion

von Mr. Eyong Moses und der Kampf

gegen eine gigantische Palmölplanta-

ge der amerikanischen Firma Herakles

Farms. ...

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Argentinien ist ein Land voller Ge-gensätze. Es erstreckt sich rund3.700 Kilometer über den südameri-kanischen Kontinent. Im Norden desLandes befindet sich die Gebirgs-kette der Anden, sowie die tatsäch-lich so genannte Region „La Pam-pa“, im Süden des Landes kann mandie Gletscher Feuerlands bestau-nen. Ähnlich der topographischenDiversität gestaltet sich auch diesoziale Situation des Landes. Umdavon einen Einblick zu bekommen,ist es jedoch nicht notwendig,tausende Kilometer durch das Lan-desinnere zu reisen. In der Haupt-stadt Argentiniens prallen die kras-sen Unterschiede zwischen Armut inden „Villas Miserias“ und modernenGebäuden europäischen Stils aufein-ander. Zwischen dem modernenBahnhof von Buenos Aires und des-sen größten Elendsviertel liegenkeine 500 Meter. Auch in anderenStädten, wie zum Beispiel in der300km entfernten Stadt Rosario inder Provinz Santa Fe, blickt man aufeine sehr ähnliche Situation. Dortist das Elendsviertel der Stadt das„Barrio Ludueña“: Wer hier lebt undhier aufwächst, hat die Hoffnungauf eine bessere Zukunft aufgege-ben. In diesen Teil der Geburts-stadt des Revolutionärs Ché Gueva-ra trauen sich weder Taxi- noch Bus-fahrer. Die Menschen dort lebenvom Abfall, den sie wiederverwer-ten, sie waschen die Autos derwohlhabenderen Bevölkerung oderschneiden das wilde Gras, um es alsFutter zu verkaufen. Dabei helfenihnen ihre Kinder, aber seit einigenJahren erst am Nachmittag, denn,und das ist ein Wunder, in Ludueñagibt es für sie eine Schule. Es isteine öffentliche Schule, aber sie un-terscheidet sich von den anderenSchulen Argentiniens durch ihrenMusikunterricht und die Tatsache,

dass hier täglich 140 Kinder im Alterzwischen 3 und 15 Jahren Violine undViolincello üben. Samstags treten siegemeinsam auf als das Symphonieor-chester „Vibrato“."Vibrato" ist der Wirklichkeit gewor-dene Traum von Derna Isla, einer jun-gen Musikerin und ihren Vorstellun-gen von sozialer Gerechtigkeit – in-mitten trostloser Wohnhöhlen, zwi-schen rostigen Eisenbahnschienenund einem schmutzigen Fluss, dervon Zeit zu Zeit über seine Ufer tritt.Im Jahr 2001 gründete sie die Stif-tung „Allegro Argentina“. Derna Islagelang es, ihre Direktorin davon zuüberzeugen, dass das Musizierenwährend des Unterrichts den Kinderndas Lernen erleichtern könnte.

Und sie bekam einen Raum für dasOrchester, in dem alle Kinder desViertels mitspielen dürfen. Die Musik zieht die Kinder in dieSchule – viele die vorher notorischschwänzten, kommen jetzt regelmä-ßig. Das Orchester hat zwischen Kin-dern, Eltern und der Schule ein fei-nes Netz gesponnen und damit einneues Gefühl von Solidarität im Vier-tel geknüpft. Die Eltern, die meistensehr arm, bemühen sich, irgendwieGeld beiseite zu legen, damit sie ih-ren Kindern Musikinstrumente kaufenkönnen; sie erlauben ihren Kindernauch, dass sie nur am Nachmittag,nach der Schule, bei der Arbeit mit-helfen. Sie sind alle stolz auf die Auf-tritte "ihres Orchesters" in anderenSchulen oder bei offiziellen Anlässen

Ein Orchester im Elendsviertel? Ein Jahr Argentinien

Von Tamara Dürr

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in der Stadt: etwa beim nationalenSchul-Kongress oder bei den Feiern zum25jährigen Jubiläum der Demokratie inArgentinien. Vor der Musik drohte den Kindern in Lu-dueña eine Zukunft als Handlanger, Dieboder Klebstoff-Schnüffler – nun gibt ih-nen die Musik Hoffnung und Antrieb, ihrLeben anders zu gestalten.

Die Stiftung „Allegro Argentina“ umfasstinzwischen außer dem Orchesterprojektim Barrio Luduena auch eine Geigenklas-se im „Hogar del Huerfano Rosario“, ei-nem Heim, in das Mädchen aus schwierig-sten familiären Verhältnissen (sexuellerMissbrauch, Verkauf durch die eigenenEltern, Betteln, Drogenkonsum etc.) vomJugendgericht überwiesen werden. Im Kinderheim, in dem rund 100 Mädchenleben, bekommen derzeit 15 bis 20 Mäd-chen täglich etwa 20 Minuten Einzelun-terricht. Einige von ihnen werden Mit-glied im Städtischen Jugendorchester.Um das gemeinsame Musizieren zu üben,finden zusätzliche Ensembleproben imHeim statt, in denen die Orchesterstückevertieft werden. Man lernt im Orchester auf den anderenzu hören, auf ihn einzugehen, mit ihmmitzuspielen. „Wer lauter schreit wirdzuerst gehört“ gilt am Instrument und imEnsemble nicht. Zudem können das Erler-nen eines sorgsamen Umgangs mit demInstrument und die pünktliche und struk-turierte Teilnahme am Unterricht einenpositiven Einfluss auf die Entwicklung derMädchen entfalten. Viele der Mädchenverfügen über ein sehr geringes Selbst-vertrauen: Der Gedanke „Wenn schonmeine eigenen Eltern mich nicht wollen,dann bin ich nichts wert“, haftet vielenMädchen an. Durch das Erlernen eines In-strumentes, durch Auftritte auf Bühnen,Bestätigung und Applaus machen dieMädchen die Erfahrung, dass es sich

lohnt an Fremdesheranzugehen, dasssie etwas lernenund erreichen kön-nen. Daraus sollensie Selbstvertrauenentwickeln.

All diese Projekte werden bald einenGroßteil meiner Zeit beanspruchen – undschon jetzt sind sie oft in meinen Ge-danken. Denn bereits im August 2011werde ich meine Reise nach Argentinienim Rahmen meines „Freiwilligen ökume-nischen Friedensdienstes“ antreten, umin diesen Projekten mitzuarbeiten undmeine Fähigkeiten und Gaben hierbeieinzusetzen. Das geschieht zum Beispielbeim täglichen Geigenunterricht im Kin-derheim, den ich zum Teil selbstständigübernehmen werde, aber auch bei Or-chester- und Ensembleproben, in die ichmich einbringen werde. Von der evange-lischen Landeskirche Baden entsendet,werde ich sicherlich viele neue Erfah-rungen machen und viele Herausforde-rungen werden mir begegnen. Ich freuemich sehr auf diese einmalige Erfahrung,ich bin gespannt, wohin Gott mich indiesem Jahr führt und wie ich selbst anden mir gestellten Aufgaben lernen undwachsen werde.Ein Freiwilligendienst im Ausland isttrotz Unterstützung von der ev. Kircheund eines staatlichen Beitrags auf Spen-den angewiesen. Daher freue mich überjede kleine und große Spende, die die-ses Projekt und meinen Dienst in Argen-tinien ermöglicht. Natürlich freue ichmich auch über jeden, der an diesemProjekt interessiert ist, Kontakt zu miraufnimmt und mich auch im Gebet un-terstützt.

Viele Liebe GrüßeTamara Dürr

Spenden bitte an: Evangelische Kreditgenossenschaft KasselBLZ: 52060410Kontoinhaber: Ev. Oberkirchenrat – Ref. Amt für JugendKontonummer: 500011Betreff: Freiwilligendienst Tamara Dürr

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Abraham

Die Reise ins verheißene Land

Von Claudia Dürr

In der Bibel gibt es viele Geschichten, die mit dem Reisen zu tun haben. Aber

eine Reisegeschichte hat mich immer besonders beeindruckt. Es ist die Ge-

schichte von Abram (Abraham) im 1. Mose 12-25. Sie kennen die Geschichte si-

cher alle, dennoch die ersten Verse aus Kapitel 12 aus der Themenbibel

Leuchtfeuer:

Gott beruft AbrahamDa sagte der Herr zu Abram: Verlasse deine Heimat, deine Sippe und die Fami-lie deines Vaters und zieh in das Land, das ich dir zeigen werde! Ich will dichsegnen und dich zum Stammvater eines mächtigen Volkes machen. Dein Namesoll in aller Welt berühmt sein. An Dir soll sichtbar werden, was es bedeutet,wenn ich jemand segne. Alle, die dir und deinen Nachkommen Gutes wünschen,haben auch von mir Gutes zu erwarten. Aber wenn jemand Euch Böses wünscht,bringe ich Unglück über ihn. Alle Völker der Erde werden Glück und Segen er-langen, wenn sie dir und deinen Nachkommen wohlgesonnen sind. Abram folgte dem Befehl des Herrn und brach auf, und Lot ging mit ihm. Abramwar 75 Jahre alt, als er seine Heimatstadt Haran verließ. Seine Frau Sarai undLot, der Sohn seines Bruders, begleiteten ihn. Sie nahmen ihren ganzen Besitzmit, auch die Menschen, die sie in Haran in Dienst genommen hatten. So zogensie in das Land Kanaan, in dem damals noch das Volk der Kanaaniter wohn-te……Dort erschien dem Abram der Herr und sagte: Deinen Nachkommen will ichdieses Land geben! Da baute Abram dem Herrn einen Altar und rief im Gebetden Namen des Herrn an. … Dann zog er von Lagerplatz zu Lagerplatz immerweiter nach Süden.

Im ersten Satz "Verlasse deine Heimat, deine Sippe und die Familie deines Va-

ters" zeigt es sich, dass es hier um keine normale Urlaubsreise geht. Es geht

um einen Auszug oder besser gesagt einen Umzug mit allem Hab und Gut. Ein

Verlassen der Heimat, ein Zurücklassen von allem was einem gut und teuer ist,

ein Hinter sich lassen von Errungenschaften und ein Abschied für immer von

Familie und Freunden. Kennen Sie das auch? Haben Sie das schon einmal mit-

gemacht? Ich denke all die vielen Gastarbeiterfamilien, all die Aussiedler, all

die Emigranten, die kennen das. Es müssen schon große Beweggründe sein, um

alles Liebgewonnene und Vertraute zurückzulassen. Man macht so etwas sicher

nur, wenn man Besseres bekommt, wenn man in eine rosigere Zukunft sieht.

Und man macht es, weil man es selber will, oder der Partner. Aber stellen sie

sich das einmal vor. Alles zu verlassen, weil ein Anderer sagt, wir sollen gehen.

Nicht selbstbestimmt handeln, nicht aus eigener Überzeugung gehen, sondern

weil Gott es so will. Das überrascht mich an Abram. Er zögert nicht, er verhan-

delt nicht mit Gott. Er vertröstet ihn nicht auf später.

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Unser spontaner Hauskreisaus-

Stimmen aus dem Gästebuch

Wir gehen berührt,bereichert und ge-segnet unseren Wegweiter. Gott segneEuch!

Wow, echt beein-

Wow, echt beein-

Schön, dass es solcheGemeinden gibt! VielenDank für dieses Ange-

bot.

Beeindruckend, immer wie-

Ich find den K reuzweg voll schön!

Schön, dass es M en-schen gibt, die sich soviel M ühe machen...Jeder findet seinenWeg...Ein Weg zum Nachden-

ken oder auch den K opf frei zu bekom-

Der Herrist auferstan-

den.

Er bringt keine Argumente, dass er und seine Frau schon viel zu alt seien. Er

sagt nicht, es sei zu weit weg. Abram hat keine Bedenken und keine Ängste.

In der Bibel steht nur "Und Abram folgte dem Befehl des Herrn und brach

auf." Denken wir doch an uns selbst, wie schwer machen wir uns oft kleine

Entscheidungen, wie viel Streit gibt es im Voraus bei der Urlaubsplanung,

wie oft brauchen wir Tage, Wochen und Monate für schwerwiegende Ent-

scheidungen und größere Veränderungen. Nichts von all dem wird von Ab-

ram berichtet. Welch Gottvertrauen muss dieser Mann gehabt haben. Das

ist das Etwas was ich von Abraham lernen möchte, meine Zweifel und Be-

denken zurückzustellen und voll auf Gott zu vertrauen.

Das Besondere an der Reise ist auch, dass das Reiseziel noch

nicht klar fest steht. Gott will Abram das Land noch zeigen.

Und so wird auch mehrfach in der Bibel berichtet, dass Ab-

ram von Ort zu Ort zog, Altäre erbaute und betete, aber

Gott war sein Reiseführer. Wenn wir in den nächsten Tagen

in den Urlaub reisen, dann können wir es ja auch einmal

ausprobieren. Nicht alles fix zu buchen und den Zielort zu

kennen, sondern uns einfach treiben zu lassen. Die Reise-

führung Gott übergeben. Im Gebet mit ihm stehen und auf

seine Weisungen achten. Sicherlich bauen wir heute keine Altäre mehr, aber

wir können fremdländische Kirchen besuchen und dort zu Gott beten. Zu-

gegeben, eine ungewöhnliche Art zu Reisen, aber vielleicht bringt das eine

ungeahnte Verbundenheit zu Gott, eine Führung durch ihn, vor der wir uns

sonst im Leben so oft drücken.

Und dann habe ich mir schon oft die Frage gestellt, wäre Abram auch losge-

zogen ohne die Verheißung und Berufung Gottes? Hätte er alles hinter sich

gelassen ohne den Segen Gottes und ohne das Versprechen, dass er der

Stammvater eines mächtigen Volkes werde. Wie stark war Abram wirklich?

War er ein Mensch wie jeder andere, der seinen eigenen Vorteil und Profit

sieht und nur deshalb Gottes Befehl befolgt? Ich glaube nicht.

Im weiteren Verlauf der Abraham –Geschichte geht Abraham sogar so weit,

dass er seinen Sohn, auf den er viele, viele Jahre lang gewartet hat, auf

dem Opferaltar opfern möchte. Abraham übt absoluten Gehorsam gegenüber

Gott. Und dieser Gehorsam treibt ihn auch aus der Heimat. Nicht die Verlo-

ckungen des Landes Kanaan, der ausstehende Reichtum oder das Glück. Er

ist Gott hörig und handelt im blinden Vertrauen auf Gott. Deshalb wurde er

von Gott auserwählt, deshalb wird er und seine Familie gesegnet, deshalb

wird er zum Stammvater eines großen Volkes.

Die Sache klingt so einfach: Wir üben Gehorsam gegenüber Gott und überge-

ben ihm die großen Lebensentscheidungen und er segnet uns dafür. Durch

seinen Segen stehen wir unter seinem Schutz. Durch seinen Segen können

wir Gutes erwarten und Glück erlangen.

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Jesus sagte zu Ihnen: "Kommt jetzt mit, ihr allein! Wir sucheneinen ruhigen Platz, damit ihr euch ausruhen könnt." Denn eswar ein ständiges Kommen und Gehen, sodass sie nicht einmalZeit zum Essen hatten.

Matthäus 6, 31

Kloster Alcabaca PortugalBilder von Claudia und Martin Dürr

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Tolle Ferien

Eine Geschichte von Barbara Cratzius aus " Das große Jahrbuch für K inder" vom velber Verlag

Weiß leuchten die Felsen in der Mittagsonne. Die Luft flimmert vor Hitze. Die Wellen

rollen über die glitzernden Kiesel.

„Ich geh schon mal kurz ans Wasser!“ ruft Jessica. „ Aber zieh dir Schuhe an!“ sagt

die Mutter. „Der Sand ist so heiß, du kannst nicht barfuß laufen. Und creme dich or-

dentlich ein!“

Jessica stapft über den heißen Sand. „Kaum zu fassen!“ denkt sie. „ Vor sechs Stun-

den standen wir noch im Nieselregen auf dem Hamburger Flughafen. Dass wir noch ei-

nen Platz im Flugzeug bekommen haben. In letzter Minute! Mirjam und Daniela wer-

den schön gucken, wenn ich ihnen alles erzähle!“

Jessica setzt sich auf den großen warmen Stein unter der Schirmpinie. Mit den Zehen

malt sie Kreise in den Sand, zwei Kreise, drei Kreise… Vom Strand erklin-

gen die fröhlichen Stimmen der anderen Feriengäste he-

rüber. „Wenn ich doch bloß jemanden zum Spielen hät-

te!“, denkt sie. „Daniela oder wenigstens den langweili-

gen Olli.“

Plumps – da rollt ihr ein Pinienzapfen vor die Füße.

Plumps – ein zweiter. Jessica guckt hoch. Ein dunkler

Lockenkopf taucht zwischen den Stämmen auf. Ein

braun gebrannter Junge schlendert den Sandweg hi-

nunter.

„He – buenos dias!“ ruft er. „Guten Tag, ich bin Pedro. Du bist

bestimmt heute erst gekommen. Weiß wie Käse siehst du aus!“ Jessica springt auf.

„Du kannst aber gut Deutsch!“ ruft sie. „Ich wohne ja auch in Deutschland!“ sagt Pe-

dro. „Mein Vater arbeitet in einer großen Autofirma. Ich bin hier mit meinen Ge-

schwistern im Urlaub bei den Großeltern zu Besuch. Guck mal da oben wohnen wir.

Wenn du willst, zeig ich dir alles!“ Jessica schaut hoch zu den knorrigen Olivenbäu-

men. Dort leuchtet ein flaches, weißgekalktes Haus in der Mittagsonne.

„Muscheln kann ich dir auch zeigen und bunte Fische. Gestern hab ich sogar eine Fla-

schenpost an Land gezogen! Ich borg dir meine Taucherbrille, damit kannst du wun-

derbar unter Wasser gucken!“ schlägt Pedro vor. „Ich hab selbst einen neuen Schnor-

chel und eine bunte Luftmatratze mit!“ ruft Jessica. „Warte ich hol alles!“ Schnell

läuft sie zu ihrem Ferienhaus zurück.

„Ich glaub, das werden tolle Ferien!“ denkt sie.

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ICH PACK E IN M EINEN K OFFER...

Reisequiz für K inder

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1)… ein Kuscheltier. In echt hoppelt es

mit seinen langen Ohren über die Wiese, knabbert gerne Möhren und frisst

Löwenzahn. Es ist ein__________________________.

2)… ein Bild mit zwei Erwachsenen. Zu denen sage ich „Mama“ und „Papa“. Das sind meine_____________________.

3)… mein Lieblingsspiel. Dafür braucht man vier Spielsteine, ein Spielbrett und viele Verschiebekarten. Man kann sich leicht verirren. Das Spiel heißt „Das verrückte_______________________________“.

4)… leider auch mein Musikinstrument, denn auch in den Ferien muss ich üben. Es hat vier Saiten und wird mit einem Bogen gespielt. Der Mann, der die berühmtesten Instrumente baute, hieß Stradivari. Ich spiele_____________________________.

5)… einen „Schwarzwälder Schinken“, denn auf dem Weg zum Urlaubsort besuchen wir den Bruder meiner Mutter. Das Geschenk gebe ich meinem _____________________________________ Timo.

6)… ein besonderes Buch. 1534 wurde es aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzt, damit auch die einfachen Leute die Worte verstehen können. Der Mann, der sich soviel Arbeit machte hieß Martin_____________________________.

7)… meine Medikamente, denn leider darf ich nicht alles essen. Wenn ich nicht aufpasse und doch einmal etwas Unerlaubtes esse, brauche ich für den Notfall spezielle Arznei. Ich habe nämlich eine Lebensmittel - ____________________________.

8)… ein Kissen. Das lege ich mir auf langen Fahrten in das Genick. Es ist nicht viereckig sondern gebogen. Es heißt korrekt ______________________________________.

Von

Sabine Krauss

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9)… eine Landkarte, damit ich die Fahrtroute mit verfolgen kann. Wir fahren auf eine Insel, die aber nicht im Ausland ist. Wir bleiben in ____________________________.

Und wo geht die Reise hin?

(Notiere hier alle 9 Anfangsbuchstaben der Lösungswörter)

___ ___ ___ ___ ___ ___ ___ ___ ___ 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Gemalt von

Anna Mezger

Juni 2011

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H alleluja, Jesus lebt!

OS-TERN

2009

Reisesegen

Mögen sich die Wege vor

Deinen Schritten ebnen,

mögest Du den Wind im

Rücken haben,

und bis wir uns wieder sehn,

möge Gott seine schützende

Hand über Dir halten.