Ausgabe 1 / April 2016 Schmerz, lass nach! - BARMER · Entbindungen entfielen demnach auf di e...

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Kontakt Marion Busacker [email protected] Telefon: 0800 333 004 351130 Fax: 0800 333 004 351109 Mobil: 0160 9045 6968 www.barmer-gek.de BARMER GEK Arztreport 2016 Schmerz, lass nach! Weit mehr als eine halbe Millionen Baden-Württemberger leiden unter chronischen Schmerzen, doch nur den wenigsten wird geholfen, das geht aus dem aktuellen BARMER GEK Arztreport hervor, für den die pseudonymisierten Daten von 8,6 Millionen Versicherten ausgewertet wurden. Berücksichtigt wurden Diagnosen, mit denen chronische Schmerzen ohne direkten Bezug auf ein Organ dokumentiert werden. Demnach werden 535.832 Baden-Württemberger von ständigen Schmerzen geplagt. Chronischer Schmerz ist eine eigenständige Erkrankung, die sehr spezifisch behandelt werden muss. Als besonders erfolgsversprechend gilt die multimodale Schmerztherapie. Sie verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz und bezieht mehrere Fachdisziplinen mit ein, darunter Ergotherapie und Psychotherapie. Diese zeitintensive Behandlung wird im Krankenhaus durchgeführt. Zudem können sich niedergelassene Mediziner zum Schmerztherapeuten fortbilden. In Baden-Württemberg dürfen 165 niedergelassene Kassenärzte chronisch schmerzkranke Patienten ambulant behandeln, lediglich in Nordrhein-Westfalen sind mehr Schmerztherapeuten ansässig. Nur 0,043 Prozent der Betroffenen erhalten eine multimodale Schmerztherapie im Krankenhaus. „Die Versorgung mit multimodaler Schmerztherapie ist insbesondere unter Qualitätsgesichtspunkten nicht ausreichend sichergestellt“, sagt BARMER GEK Landeschef Winfried Plötze. Deshalb unterstützt die BARMER GEK intensiv die Bemühungen seitens der Fachgesellschaften, verbindliche Qualitätskriterien für die multimodale Schmerztherapie im Krankenhaus zu entwickeln. „Man wird nicht als Schmerzpatient geboren, man wird dazu gemacht. Deshalb müssen wir das Bewusstsein für diese Erkrankung bei Medizinern und Patienten schärfen, um Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und eine Chronifizierung der Schmerzen zu vermeiden. Die Bekämpfung des chronischen Schmerzes muss nationales Gesundheitsziel werden.“ Ausgabe 1 / April 2016 Inhalt BARMER GEK Arztreport 2016 Zukunft der Pflege im Südwesten Trainerpreisverleihung 2015 Landtagswahl 2016 Kaiserschnitt: Zahlen rückläufig Weiterentwicklung Morbi-RSA

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Kontakt

Marion Busacker

[email protected]

Telefon: 0800 333 004 351130

Fax: 0800 333 004 351109

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BARMER GEK Arztreport 2016

Schmerz, lass nach! Weit mehr als eine halbe Millionen Baden-Württemberger leiden unter chronischen Schmerzen, doch nur den wenigsten wird geholfen, das geht aus dem aktuellen BARMER GEK Arztreport hervor, für den die pseudonymisierten Daten von 8,6 Millionen Versicherten ausgewertet wurden. Berücksichtigt wurden Diagnosen, mit denen chronische Schmerzen ohne direkten Bezug auf ein Organ dokumentiert werden. Demnach werden 535.832 Baden-Württemberger von ständigen Schmerzen geplagt. Chronischer Schmerz ist eine eigenständige Erkrankung, die sehr spezifisch behandelt werden muss. Als besonders erfolgsversprechend gilt die multimodale Schmerztherapie. Sie verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz und bezieht mehrere Fachdisziplinen mit ein, darunter Ergotherapie und Psychotherapie. Diese zeitintensive Behandlung wird im Krankenhaus durchgeführt. Zudem können sich niedergelassene Mediziner zum Schmerztherapeuten fortbilden. In Baden-Württemberg dürfen 165 niedergelassene Kassenärzte chronisch schmerzkranke Patienten ambulant behandeln, lediglich in Nordrhein-Westfalen sind mehr Schmerztherapeuten ansässig. Nur 0,043 Prozent der Betroffenen erhalten eine multimodale Schmerztherapie im Krankenhaus. „Die Versorgung mit multimodaler Schmerztherapie ist insbesondere unter Qualitätsgesichtspunkten nicht ausreichend sichergestellt“, sagt BARMER GEK Landeschef Winfried Plötze. Deshalb unterstützt die BARMER GEK intensiv die Bemühungen seitens der Fachgesellschaften, verbindliche Qualitätskriterien für die multimodale Schmerztherapie im Krankenhaus zu entwickeln. „Man wird nicht als Schmerzpatient geboren, man wird dazu gemacht. Deshalb müssen wir das Bewusstsein für diese Erkrankung bei Medizinern und Patienten schärfen, um Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und eine Chronifizierung der Schmerzen zu vermeiden. Die Bekämpfung des chronischen Schmerzes muss nationales Gesundheitsziel werden.“

Ausgabe 1 / April 2016

Inhalt

BARMER GEK Arztreport 2016 Zukunft der Pflege im Südwesten Trainerpreisverleihung 2015 Landtagswahl 2016 Kaiserschnitt: Zahlen rückläufig Weiterentwicklung Morbi-RSA

Newsletter der BARMER GEK Baden-Württemberg

Veranstaltung

Wie sieht die Zukunft der Pflege aus? Schätzungsweise 312.000 Pflegebedürftige leben in Baden-Württemberg. Die BARMER GEK kommt in ihrem aktuellen Pflegereport zu dem Ergebnis, dass diese Zahl in den nächsten 14 Jahren auf über 400.000 anwachsen wird. Die Frage, wie das Land auf diese Entwicklung vorbereitet ist, war Ausgangs-punkt für eine Diskussion mit Vertretern der Enquête-Kommission Pflege, des baden-württembergischen Landtags und Cornelia Kricheldorff von der Katholischen Hochschule Freiburg Kein Mehr vom immer Gleichen Die Professorin für soziale Gerontologie hatte ein Gutachten zur Situation der Pflege in Baden-Württemberg verfasst, basierend auf den Ergebnissen der Enquête-Komission Pflege. „Die Politik entscheidet maßgeblich, wie sich die Pflegelandschaft entwickeln wird, die Weichen dafür müssen jetzt gestellt werden“, so Kricheldorff. Die Frage ist nur, in welche Richtung man sie stellt. Etwa 70 Prozent der Pflegebedürftigen werden im Südwesten von Angehöri-gen versorgt. Noch gewährleisten die geburtenstarken Jahrgänge die infor-melle Pflege, spätestens ab 2025 sind hier aber spürbare Veränderungen zu erwarten. Setzt man vor diesem Hintergrund auf einen Ausbau der formellen Pflege oder muss man den häuslichen Settings mehr Beachtung schenken? Kricheldorff: „Ich denke, wir brauchen einen gesunden Mix, mit einem Schwerpunkt auf der Förderung der informellen Pflege.“ Klar sei, dass es so wie bisher nicht weitergehen kann. „Ein Mehr vom immer Gleichen wird nicht funktionieren.“ Diese Prognose bestärkt die BARMER GEK darin, ihr Engagement für pflegen-de Angehörige zu stärken. „Pflegende Angehörige müssen bei der Diskussion über die Zukunft der Pflege mehr in den Fokus gerückt werden. Sie sind die tragende Säule des Systems, die nicht wegbrechen darf“, so Landesge-schäftsführer Plötze. Pflegende Angehörige beschreiben ihren Gesundheits-zustand im Vergleich zur Gesamtbevölkerung häufiger als „nicht gut“ und sie sind auch objektiv betrachtet kränker. Thaddäus Kunzmann, Obmann der CDU-Landtagsfraktion in der Enquête-Kommission Pflege und Charlotte Schnei-dewind-Hartnagel (Bündnis 90/Die Grünen) forderten in diesem Zusammen-hang ein besseres Beratungsangebot durch die Pflegestützpunkte. Deren Zahl wird von derzeit 48 auf landesweit 72 aufgestockt. Plötze hält eine bes-sere Vernetzung bestehender Beratungsstrukturen für sinnvoller. Wenn dar-über hinaus Bedarf bestünde, dann sollten klare Leitlinien erarbeitet werden. Arbeitsbedingungen verbessern, Finanzierung sichern Konsens herrschte über die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Al-tenpflege. Kunzmann: „Das ist wichtiger als die Bezahlung“, zumal diese „auch gar nicht so schlecht ist“, ergänzte Florian Wahl (SPD). Ein wichtiger Aspekt ist die Qualifikation der Pflegefachkräfte, denn Kricheldorffs Gutach-ten zeigt, dass qualifizierte Pflegekräfte zufriedener sind und länger im Beruf verweilen. ‚Für Jochen Haußmann (FDP) ist Pflege „das Megathema“. Klare Worte fand er bei der Frage nach der zukünftigen Finanzierung der Pflege in Baden-Württemberg. „Über Umlagen alleine wird das nicht möglich sein.“ In der Podiumsdiskussion wurden einige, aber nicht alle Aspekte zur Zukunft der Pflege in Baden-Württemberg beleuchtet. Plötze: „Dieser Abend war nur der kleine Anfang einer großen Diskussion, die auf uns zukommt.“

Mehr Informationen zu den Pflegeleistungen der BARMER GEK unter www.barmer-gek.de/pflege

„Pflegende Angehörige sind die tra-gende Säule des Systems, die nicht wegbrechen darf.“ Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer BARMER GEK Baden-Württemberg

© BARMER GEK

STANDORTinfo 1/2016 I 02

© BARMER GEK

„Die Politik entscheidet maßgeblich, wie sich die Pflegelandschaft entwickeln wird.“ Prof. Dr. Cornelia Kricheldorff, Katholische Hochschule Freiburg

Das Gutachten der Katholischen Hochschule Freiburg finden Sie unter http://bit.ly/1qvFDNd

Newsletter der BARMER GEK Baden-Württemberg

Trainerpreisverleihung 2015

BARMER GEK Ehrt Bernd Pinkes Im Dezember 2011 wurde bei Bernd Pinkes die unheilbare Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) diagnostiziert. Trotzdem steht der Trai-ner des Schwimm-Sport-Vereins Freiburg nach wie vor am Beckenrand und gibt elf Übungseinheiten pro Woche. Dafür wurde der 56-Jährige im Januar bei der 20. Trainerpreisverleihung mit dem Sonderpreis der BARMER GEK geehrt. Herr Pinkes, hat man in Freiburg mitbekommen, dass Sie für Ihre Arbeit als Trainer mit dem Sonderpreis der BARMER GEK ausgezeichnet wurden? Ja, das blieb dank Fernsehen und Zeitung nicht unbemerkt. Beim Einkaufen sprechen mich fremde Leute an und beglückwünschen mich. Wie fühlen Sie sich damit? Ich freue mich, aber mir ist lieber, wenn meine Sportler im Vordergrund ste-hen und eine Auszeichnung bekommen. Das sagen Trainer immer. Aber tut ein bisschen Anerkennung nicht gut? Doch, natürlich. Aber ohne die Leistung meiner Schwimmer würde sie mir nicht zuteil werden. Denn nur wegen meiner Krankheit habe ich den Preis nicht bekommen. Sie geben elf Schwimmeinheiten pro Woche. Woher nehmen Sie die Kraft? Meine Arbeit strengt mich nicht an, sie bereitet mir Freude. Mein Tagesab-lauf ist auch nicht anders als vor der Diagnose, es ist nur alles entspannter geworden, weil ich etwas länger brauche und die Dinge langsamer angehe. Gibt Ihnen die Arbeit als Trainer im Bezug auf Ihre Erkrankung auch Kraft? Ja. Mein Krankheitsverlauf ist langsamer als das normalerweise der Fall ist. Ich weiß nicht, warum, ich hinterfrage es aber auch nicht. Vielleicht hat es mit dem Sport zu tun. Dass ich meiner Arbeit noch nachgehen kann, ist ein unheimlich hohes Gut. Darüber vergesse ich meine Krankheit. Wirklich? Ja, absolut. Eine große Auszeichnung wäre für Sie auch die Teilnahme Ihrer Schwim-merin Dörte Baumert an den Olympischen Sommerspielen in Rio. Dörte hat Chancen, neben ihr gibt es noch fünf Schwimmerinnen in Deutschland, welche die Olympiaqualifikation schaffen können. Ob sie dabei sein wird, entscheidet sich im Mai bei den Deutschen Meisterschaften. Wenn sie die Olympiaqualifikation schafft, reisen Sie dann mit nach Rio? Nein, ich habe keine Zeit, ich bin im Urlaub. Den habe ich schon vor Monaten gebucht. Ich schaue mir die Wettkämpfe ganz entspannt im Fernsehen an. Sie sind doch beim Start Ihrer Schwimmerin nicht entspannt! Doch, fragen Sie meine Frau! Dörte und ich werden schon täglich im Kontakt stehen und uns austauschen. Aber für den Rest sind die Bundestrainer zu-ständig und ich habe meine Ruhe. Und ehrlich gesagt, finde ich das auch ganz gut.

Mehr zur Trainerpreisverleihung 2015 unter www.barmer-gek.de/546737

STANDORTinfo 1/2016 I 03

© LSV BW Preisträger Bernd Pinkes, BARMER GEK Landes-geschäftsführer Winfried Plötze und SWR-Moderator Michael Antwerpes.

„Alle sagen, ich sei nicht anders als vor zehn Jahren.“ Bernd Pinkes, Trainer des SSV Freiburg

© LSV BW Die beiden Wahlfreiburger Bernd Pinkes und Winfried Plötze kennen sich seit Jahren.

Newsletter der BARMER GEK Baden-Württemberg

Die bisherigen gesundheitspolitischen Sprecherinnen und Sprecher der Fraktionen wurden wiedergewählt. An dieser Stelle gratulieren wir Bärbl Mielich (GRÜNE), Stefan Teufel (CDU), Rainer Hinderer (SPD) und Jochen Haußmann (FDP) zum Wiedereinzug in den Landtag. „Die künftige Landesre-gierung wird neue Schwerpunkte in der politischen Arbeit setzen. Umso mehr freut es mich, dass sich in der Sozial- und Gesundheitspolitik eine ge-wisse personelle Kontinuität abzeichnet und dass die bisherigen Akteure auch weiterhin in bewährter Form als Abgeordnete in diesem Bereich aktiv sein werden,“ sagt Winfried Plötze. Für die bisherige Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) hat es nicht gereicht, sie wird daher dem neuen Parlament nicht mehr angehören. Aktuell finden Sondierungsgespräche statt, die bald in Koalitionsverhandlungen übergehen werden. Plötze: „Wir werden uns auch gegenüber der neuen Landesregierung mit Vorschlägen zur Weiterent-wicklung des Gesundheitswesens in Baden-Württemberg einbringen.“

Landtagswahl 2016

Grün-schwarz verhandelt über Koalitionsvertrag Am 13. März 2016 fand die Landtagswahl in Baden-Württemberg statt. 7,7 Millionen Bürgerinnen und Bürger waren dazu aufgerufen, ihre Stimme abzu-geben. Mit 70,4 % war die Wahlbeteiligung höher als fünf Jahre zuvor. Aller-dings wurde mit einem als „historisch“ bezeichneten Ergebnis die Parteien-landschaft durchgewirbelt. Die Grünen konnten ihr Ergebnis aus dem Jahr 2011 um rund 6 Prozentpunkte verbessern, CDU und SPD fuhren mit minus

STANDORTinfo 1/2016 I 04

Newsletter der BARMER GEK Baden-Württemberg

Kaiserschnitt

Rückläufige Fallzahlen, aber keine Trendwende In Baden-Württemberg kamen im letzten Jahr weniger Kinder per Kaiserschnitt auf die Welt, zu diesem Ergebnis kommt die BARMER GEK Baden-Württemberg nach Auswertung ihrer Landesdaten. 31 Prozent der Entbindungen entfielen demnach auf die „Sectio Caesarea“, 2014 lag der Anteil bei rund 33 Prozent. Trotz des leichten Rückgangs kommt im Ländle also weiterhin jedes 3. Kind per Kaiserschnitt auf die Welt. „Die Zahlen sind eine Momentaufnahme. Von einer Trendwende würde ich noch nicht reden“, sagt Dr. Markus-Joachim Rolle, Medizinökonom und Experte der BARMER GEK für Krankenhausversorgung. „Erst recht nicht, wenn man sich vergegenwärtigt, dass die Kaiserschnittrate in Deutschland Anfang der 1990er Jahre bei 15 Prozent lag.“ Finanzielle Anreize sind zweitrangig Ein Kaiserschnitt schlägt bei der BARMER GEK Baden-Württemberg mit durchschnittlich 3.300 Euro zu Buche, die natürliche Geburt mit 1.800 Euro. Dennoch ist der Anstieg der Sectio-Quote für Rolle nicht monetär getrieben. „Ein komplikationsloser Kaiserschnitt mag für die Kliniken lukrativer sein als eine vaginale Geburt, doch das ist in meinen Augen zweitrangig. Ich zähle den Kaiserschnitt nicht zu den typisch mengensensitiven Leistungen, wie etwa nicht angemessene Knieoperationen.“ Ängste und Unsicherheit auf Seiten der Mütter Vielmehr haben das Durchschnittsalter der Erstgebärenden und deren Ängste vor einer natürlichen Entbindung Einfluss auf die Entscheidung pro oder contra Kaiserschnitt. „Die Geburt scheint in unserer Gesellschaft zunehmend zu einem technischen Prozess zu werden. Daraus resultiert ein Sicherheitsdenken, mit dem Wunsch, jedes Risiko abzuwenden“, erklärt Rolle. Das Risiko der Sectio sei aus ärztlicher Sicht zwar kalkulierbarer, aber ein Kaiserschnitt bleibe ein operativer Eingriff. „Das wird oft vergessen, ebenso, dass viele Babys nach einem Kaiserschnitt mit Anpassungsstörungen und Atemwegsproblemen kämpfen.“ Angst vor Regress und Wissensverlust auf Seiten der Medizin Auch die Geburtshelfer fürchteten zunehmend Komplikationen bei einer vaginalen Geburt und eine mögliche Klage aufgrund eines Behandlungsfehlers und tendierten deshalb zum Kaiserschnitt. Darüber hinaus registriert Dr. Markus Rolle einen zunehmenden Wissensverlust. „Es gibt immer weniger versierte Mediziner und Hebammen, die ihr Wissen über die natürliche Geburt und das Handling von Risikogeburten weitergeben. Theoretisch steigt damit die Möglichkeit, im OP statt im Kreißsaal zu landen.“ Die Krankenkassen haben keine Möglichkeit, auf die Sectio-Quote Einfluss zu nehmen. „Das steht uns auch nicht zu. Unser Ansatz kann nur sein, über Risiken, Vor- und Nachteile der Entbindungsarten zu informieren.“

Informationen rund um die Geburt unter www.barmer-gek.de/s000073

„Es gibt immer weniger versierte Ärzte und Hebammen, die ihr Wissen an die jüngere Generation weitergeben.“ Dr. Markus Rolle, Abteilung stationäre Versorgung BARMER GEK

STANDORTinfo 1/2015 I 05

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Newsletter der BARMER GEK Baden-Württemberg

Morbi-RSA

Allianz fordert Änderung Insgesamt 12 gesetzliche Krankenkassen haben sich zu einer RSA Allianz zusammengefunden, darunter auch die BARMER GEK. Ihr Ziel ist es, die bestehenden Schwachstellen im Finanzausgleichssystem der gesetzlichen Krankenversicherung offenzulegen und die Notwendigkeit einer Weiterentwicklung des morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs (Morbi-RSA) zu verdeutlichen. „Der Morbi-RSA in seiner jetzigen Form führt zur zu einer Verzerrung des Wettbewerbs. Die Rücklagen der Kassen entwickeln sich unterschiedlich und verursachen eine Spreizung der Zusatzbeiträge, die nicht allein durch die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Kassen begründet ist“, sagt Winfried Plötze. Deshalb fordert die RSA Allianz die Abschaffung systemfremder Hilfsvariablen (Surrogate). Ein Beispiel dafür ist der Bezug einer Erwerbsminderungsrente (EMR). Bis zur Einführung des Morbi-RSA im Jahr 2009 war dieses Surrogat eine wichtige Bezugsgröße für den Krankenkassenfinanzausgleich. Doch das von der RSA-Allianz in Auftrag gegebene Gutachten des IGES kommt zu dem Schluss, dass eine Herausnahme des Erwerbsminderungsstatus aus dem Morbi-RSA keinen Einfluss auf die Zuweisungsgenauigkeit hat. Zugleich würde eine stärkere Morbiditätsorientierung des Risikostrukturausgleichs erreicht. Auch auf die Wettbewerbsgerechtigkeit hätte die Herausnahme der EMR positiven Einfluss, da die strukturellen Verwerfungen zwischen den Kassenarten reduziert würden. Ein Wegfall des Surrogats EMR wäre unkompliziert über die Änderung der RSA-Verordnung umzusetzen.

STANDORTinfo 1/2015 I 06

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