Ausgabe 103 1. Januar 2021 · 2020. 12. 31. · innerhalb von 7,5 Minuten von links nach rechts. An...

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Ausgabe 103 MosKultInfo 1 ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Ausgabe 103 1. Januar 2021 Winter im Sokolniki-Park

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  • Ausgabe 103 MosKultInfo 1

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    Ausgabe 103 1. Januar 2021

    Winter im Sokolniki-Park

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  • Ausgabe 103 MosKultInfo 3

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    Joschkar Ola

    Auf unserem Ausflug nach Kasan machten wir Halt in der Hauptstadt der Republik Mari El, Joschkar

    Ola, was in der Übersetzung aus der Mari-Sprache „Rote Stadt“ bedeutet. Mari El ist so groß wie Meck-

    lenburg-Vorpommern. Die meisten der fast 700 000 Einwohner sind Russen oder Angehörige des finno-

    ugrischen Volksstammes Mari.

    Touristen kommen eher selten hierher in die Provinz, eine Zugfahrt aus Moskau dauert immerhin

    15 Stunden.

    Anfang der neunziger Jahre reiste der spätere Präsident der Republik Leonid Markelov zum ersten Mal

    nach Venedig und begeisterte sich für die Renaissance. Von da an wollte er der Lorenzo de‘ Medici von

    Joschkar Ola werden. Seine Berufung beschrieb er so: „Den schändlichen Gang des Lebens unterbre-

    chen, in den Köpfen den Sonnenaufgang säen, die Menschen dazu

    bringen, sich zu verändern, und eine stürmische Bewegung hervor-

    zurufen: die Renaissance in den Mari-Landen.“

    Markelov ließ sich deshalb etwas einfallen – er gestaltete das Zent-

    rum nach schicken europäischen Vorbildern um – wir kamen aus

    dem Staunen nicht mehr heraus.

    Das Zentrum erinnert ein wenig an Disneyland, Markelov ließ dort

    radikal alles abreißen und inzwischen sind die Uferstraßen bebaut

    mit einer Mischung aus holländischer, flämischer, italienischer

    und ein wenig russischer Architektur. Auf dem Gelände des Zarje-

    wokokschaiskij Kremls werden Märkte und Ausstellungen durch-

    geführt. Die Blagoveschtschenskij- Kathedrale, gebaut nach dem Vorbild der Erlöserkirche auf dem Blut in Sankt Petersburg, wurde

    2016 geweiht.

    Gegenüber der aus Sowjetzeiten stammenden Republikverwaltung

    erinnert der neue Gebäudekomplex am Leninskij Prospekt 24 mit

    luftigen mauretanischen Galerien, in dem sich die Nationale Kunst-

    galerie befindet, an den Markusplatz. Das Gebäude wird von einem

    Uhrturm dominiert. Zu jeder vollen Stunde bewegt sich ein Esel-

    chen mit der Figur der Gottesmutter über einen Balkon – das Sym-

    bol für die Ankunft des Christentums bei den heidnischen Mari.

    Der Blagoveschtschenskij Turm mit einer Uhr, deren Zifferblatt

    einen Radius von 3,5 Metern aufweist, hat Ähnlichkeit mit dem

    Spasskiturm und dessen Glockenspiel. Beeindruckend ist ebenfalls

    die Uhr der zwölf Apostel – jeden Tag zwischen 9 und 21 Uhr öff-

    nen sich die Türen und zu Musik bewegen sich die zwölf Apostel

    innerhalb von 7,5 Minuten von links nach rechts.

    An der Ecke der Kremljovskaja- und Volkova-Straßen fällt ein

    schlossähnliches Gebäude ins Auge – Hogwarts lässt grüßen. Al-

    lein es ist keine Residenz eines Oligarchen, sondern die Mittel-

    schule Nr. 5 „Das ganz normale Wunder“, die der Unternehmer

    Sergej Mamajev für seine Frau, eine Lehrerin, bauen ließ.

    Finanziert wurde die „Wiedergeburt“ von Joschkar Ola wohl aus dem Staatshaushalt und „Spenden“ lo-

    kaler Unternehmer.

    Der Präsident sitzt inzwischen im Gefängnis. In den Häusern an den Uferstraßen sind Ministerien und

    andere Behörden untergebracht, nur wenige Wohnungen gibt es, vieles steht leer.

    Schaut man hinter die Kulissen, verkommt die Stadt, in der es nur wenig Industrie gibt, leider immer

    mehr.

    Simone Hillmann

  • Ausgabe 103 MosKultInfo 4

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    Das alte Moskau in Sokolniki

    Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden in Sokolniki eine ganze Reihe Krankenhäuser,

    Armenhäuser, Heime gebaut, die meisten mit privaten Spenden.

    Ein Auftrag der Stadt Moskau war 1899 bis 1904 die Einrichtung

    eines Krankenhauses für Infektionskrankheiten, das erste seiner

    Art. Es besetzt ein großes Quartal zwischen den Straßen Matross-

    kaja tischina und 4. und 5. Sokolnitscheskaja ul. Aufgrund der Aus-

    richtung waren die einzelnen Klinikgebäude im Stil der Eklektik

    mit neorussischen Elementen relativ klein und standen in weitem

    Abstand voneinander, um eine gegenseitige Ansteckung der Patien-

    ten zu verhindern. Dazwischen wurden überall Bäume angepflanzt.

    Das Krankenhaus überdauerte die Zeit ziemlich unverändert und

    nimmt jetzt Tuberkulosepatienten auf. Einzig die 1904 errichtete Kirche wird immer noch als patholo-

    gische Abteilung genutzt.

    Auf der anderen Seite der ul. Matrosskaja tischina befindet sich das Kinderkrankenhaus zum Heili-

    gen Fürsten Wladimir, eins der ältesten in Moskau. Gegründet hatte es 1872 der Unternehmer und

    Eisenbahnmagnat Pavel von Derwis in Erinnerung an seinen Sohn, der im frühen Kindesalter starb.

    Leider gibt es hier nur noch wenige der historischen Gebäude, fast alles stammt aus den fünfziger und

    sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts. Die Dreifaltigkeitskirche von 1883 wurde in der Sow-

    jetzeit als Heizhaus genutzt. Das Territorium umgibt ein origineller Keramikzaun.

    Viele Russen kennen die ul. Matrosskaja tischina wegen des sich dort befindlichen Untersuchungsge-

    fängnisses Nummer 1, in dem Angehörige inhaftiert waren. Zu ihm gehört eine große Klinik, in der

    auch wissenschaftliche Arbeit betrieben wird.

    Das benachbarte Viertel wird von einer Psychiatrischen Klinik eingenommen. Zu Zeiten Peters I.

    befanden sich in der Gegend Sokolniki eine Segeltuchfabrik und die Siedlung der Matrosen. Alte

    Matrosen, die oftmals psychische Probleme hatten, konnten dort betreut ihren Lebensabend verbrin-

    gen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Klinik als „Haus für die Wahnsinnigen“ oder „Mos-

    kauer Tollhaus“ gebaut. Nikolaus I. unterschrieb 1838 die Umbenennung in Krankenhaus für Geistes-

    kranke – ein Meilenstein in der Geschichte der russischen Medizin – schließlich anerkannte man eine

    psychische Störung als Krankheit.

    An der Ecke der ul. Matrosskaja tischina und Stromynka steht das ehemalige Katharinen-Armen-

    haus, eine Filiale des Katharinen-Krankenhauses im Zentrum der Stadt, errichtet auf den Grundmau-

    ern von Peters Segeltuchfabrik. Vieles wurde an- und umgebaut – die lange Geschichte des Gebäudes

    ist nicht mehr zu erkennen. Heute befindet sich dort ein Institut.

    Das Armenhaus der Brüder Bojew, Kaufleute und Wohltäter, steht in

    der ul. Stromynka. Die Stadt stellte ein großes Gelände auf dem Sokol-

    niki-Feld zur Verfügung, heute markieren die Straßen 1. und 2. Bo-

    jewskaja die Grenzen. Das lange Hauptgebäude mit einer Kuppel sowie

    einer Hauskirche zieht sich an der Stromynka entlang, rechts und links

    davon kamen Häuser mit kostenfreien Wohnungen sowie eine Grund-

    schule dazu – alle im eklektischen Stil mit einigen neorussischen For-

    men. In Sowjetzeiten wurde das Armenhaus aufgelöst und die Kirche

    zum Konferenzsaal umfunktioniert. Heute wird dort zu Tuberkulose ge-

    forscht.

    Gegenüber befindet sich zwischen den Straßen Bolschaja und Malaja

    Ostroumovskaja das Krankenhaus für chronisch Kranke, das die

    Brüder Bachruschin gestiftet hatten. Sie waren in ganz Moskau be-

    kannte Kaufleute und Unternehmer und zeichneten sich durch ihre

    Wohltätigkeit aus. Errichtet wurden die 200 Betten-Komplexe zwi-

    schen 1885 und 1887. Die Kranken, die kostenlose medizinische Hilfe

    erfuhren, nannte man die „Rentner Bachruschins“.

    Die Gebäude im neorussischen Stil, hinter denen ein großer Garten an-

    gelegt wurde, waren reich verziert mit schönen Fensterrahmen, Dachgesimsen und einem Paradeein-

    gang. Später kamen weitere Bauten dazu - ein Hospiz, eine Entbindungsklinik, eine Poliklinik sowie

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    eine Tuberkuloseabteilung. In der Gruft unter der Hauskirche wurden alle drei Brüder Bachruschin

    und ihre Frauen beigesetzt. Nach der Revolution diente die Kirche bis zu ihrem Abriss 1971 als Lei-

    chenschauhaus.

    In der ul. Korolenko baute der Textilfabrikant Jermakov in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts

    eine Unterkunft für verarmte russisch-orthodoxe Bauern beiderlei Geschlechts. Zwei große Kir-

    chen ergänzten die Anlage, später wurde eine Berufsschule mit Werkstätten eingerichtet.

    Heute befindet sich im ehemaligen Armenhaus ein Rehabilitationszentrum.

    Eine interessante Einrichtung ist gegenüber gelegen – das Kaiserliche Heim. Das Viertel gehörte früher dem Zaren Alexej Michailovitsch. Er ließ dort in den 1660er Jahren den

    hölzernen Preobrashenskij Palast bauen. Nach dessen Zerstörung

    verblieb das Grundstück in privaten Händen und es entstanden

    Fabriken, die Ende des 19. Jahrhunderts in das Eigentum Mos-

    kaus übergingen. Der Teil, der in der Kolodesny per. stand,

    wurde dem Arbeitshaus übergeben, die andere Hälfte an der

    ul. Korolenko wurde mit Mitteln aus dem Stadtbudget zu einem

    Heim für verarmte Moskauer – chronisch Kranke, Alte und Men-

    schen, die ständige Betreuung brauchten, wie Blinde und Epilep-

    tiker - umgebaut. In Erinnerung an die Inthronisierung des Zaren

    Nikolaus II. bekam es den Namen Koronazionnoje ubeshischt-

    sche.

    Zwei Gebäude im eklektischen Stil stehen direkt an der Straße, eins für Erwachsene und eins für Kin-

    der. Sie sind reich verziert und mit Türmchen geschmückt. Zwischen 1907 und 1910 wurde auf dem

    Gelände eine Gottesmutter-Kirche im neorussischen Stil errichtet. Nach der Revolution wurde sie als

    Labor für Tierversuche genutzt.

    So lohnt sich also auch der Bezirk Sokolniki unbedingt für einen Spaziergang.

    Simone Hillmann

    Willkommen!

    Liebe Mitglieder der “DeutscheGruppeMoskau”, liebe Wahl-

    Moskauer,

    wir, die „DeutscheGruppeMoskau“

    (www.deutschegruppemoskau.de) würden uns freuen, Ihnen

    den Anfang und den Aufenthalt in dieser Stadt zu erleichtern

    und abwechslungsreich zu gestalten.

    Wir bieten z.B. Führungen und Spaziergänge,

    Russischkurse und Workshops in deutscher Sprache an.

    Zurzeit ist dieses nur unter Einhaltung diverser corona-be-

    dingter Vorschriften möglich. Das heißt, die Veranstaltungen finden vorwiegend im Freien oder online

    statt. Dafür bitten wir Sie um Verständnis.

    Unser erster Coffee Morning im neuen Jahr findet am Mittwoch, 20. Januar statt.

    Weitere Veranstaltungen finden Sie im Kalender unserer Homepage:

    https://deutschegruppemoskau.de/kalender/.

    Melden Sie sich und Ihre Gäste gerne per E-Mail an: [email protected]

    http://www.deutschegruppemoskau.de/https://deutschegruppemoskau.de/kalender/mailto:[email protected]

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    Wahrsagen zum Alten Neuen Jahr

    Beim Wahrsagen eröffnen sich die Menschen eine geheimnisvolle Welt – der Vorhang zur Unterwelt

    wird gelüftet. Nicht zufällig wird in der kalten und dunklen Jahreszeit die Zukunft vorausgesagt – die

    Erdenbürger sind offen und verletzlich. Seit langer Zeit werden die stärksten und geheimsten Rituale,

    die sich auf die Ernte, das Schicksal der Familienmitglieder und auf die Hochzeit beziehen, vor allem im

    Winter durchgeführt. Die Menschen glauben, dass kurz vor der Wintersonnenwende die Grenze zwi-

    schen der Welt der Menschen und der Welt der Geister

    durchscheinend wird und der Teufel über die Erde geht und

    aus ihm kann man behutsam die nahe Zukunft erfragen.

    Männer nehmen am besten gar nicht teil, Frauen sind auf-

    nahmebereiter für Signale „von dort“. Dabei werden be-

    stimmte Regeln eingehalten – es müssen sämtliche Kreuze,

    Ringe und sonstige Behüter abgelegt werden. Die Haare

    werden für das freie Fließen der Energien offen getragen.

    Nur eine Kerze darf brennen. Als beste Zeit gilt von kurz

    nach Mitternacht bis gegen 2 Uhr morgens. Kräht der erste

    Hahn, ist der Zauber vorbei. Den Tag davor verbringt man

    in Stille, im Nachdenken, ohne Streit, mit Fasten, abends

    geht man in die Banja oder nimmt ein Bad, um sich vollkommen zu reinigen.

    Die Periode zwischen Weihnachten am 7. Januar und der Taufe des Herrn am 19. Januar heißt auf Rus-

    sisch svjatki – heilige bzw. Feiertage. In der russisch-orthodoxen Kirche ist der julianische Kalender ge-

    bräuchlich, deshalb kommt der Unterschied von 13 Tagen zustande und Weihnachten wird erst in der

    Nacht zum 7. Januar, Silvester, also das Alte Neue Jahr am 13.1 und die Große Wasserweihe am 19.1.

    gefeiert.

    Als beste Plätze für das Wahrsagen gelten die Orte, an denen Teufel, Wald- und Wassergeister leben –

    an Wegekreuzungen, im Wald, am Fluss oder an einem Brunnen. In den Bauernhäusern gehörten der

    Ofen, die Banja oder der Stall – die Behausung der Familiengeister dazu.

    Die „wahrheitsträchtigsten“ waren die Nacht vor Weihnachten, die Neujahrsnacht vom 13. auf den

    14. Januar und die Nacht der Taufe.

    Folgendermaßen erkundigte man sich, ob eine gute oder eine schlechte Ernte bevorsteht: Am 1. Januar

    nach dem Morgengottesdienst begab man sich an eine Kreuzung, zeichnete ein Kreuz in den Schnee und

    lauschte mit einem Ohr am Boden. Wenn man einen beladenen Wagen hörte, war alles in Ordnung, eine

    Missernte sagte der Ton eines unbeladenen Wagens oder Pferdes voraus.

    Vor dem Neuen Jahr banden die Bauern aus verschiedenen Getreidesorten kleine Garben und stellten sie

    auf die Straße. Getreide, das am Morgen vom Raureif glitzerte, ließ eine reiche Ernte erwarten.

    Um das Wetter vorauszusagen, wurden zwölf Zwiebeln als Symbole für die Monate oben geputzt, mit

    Salz bestreut und über Nacht nebeneinander in den Ofen gesetzt. Je feuchter das Salz wurde, desto mehr

    Regen war im entsprechenden Monat zu erwarten.

    Auch viele der Volksweisheiten sind mit der Neujahrs- und Weihnachtszeit verbunden, wie beispiels-

    weise:

    Wenn zur Taufe die Fische im Rudel schwimmen, werden viele Bienen fliegen.

    Blauer Himmel am Tauf-Mittag sowie Frost in der Neujahrsnacht versprachen eine reiche Ernte.

    Früher besaß jedes Familienmitglied einen eigenen Löffel. Er wurde benutzt, um das Wohlergehen zu

    erfragen. In eine Schüssel voll Kascha mit Honig und Rosinen (ein typisches Essen auf Trauerfeiern)

    legte man den Löffel mit der Vertiefung nach oben. Die Schüssel wurde mit Piroggen oder Brot sowie

    einer Tischdecke verschlossen. Hatte sich am nächsten Tag unter dem Gewicht ein Löffel gedreht, be-

    deutete das für seinen Besitzer den baldigen Tod.

    Über Nacht ließ man einen mit Wasser gefüllten Löffel draußen – wenn das Wasser als Graben gefror,

    sagte das den Tod voraus, bildete sich ein kleiner Berg, bedeutete das ein langes Leben.

    In der Neujahrsnacht legte man sich dort auf den Boden, wo das Mehl gemahlen wurde. Klopfen bedeu-

    tete Tod, Glockenklang eine Hochzeit, Mahlgeräusche Reichtum.

    Am Abend vor Weihnachten ging man durch das Dorf und lauschte an fremden Fenstern. Ein gutes Jahr

    erwartete die, die beteten, waren Streit und Gekeife zu hören, wurde ein unruhiges Jahr vorhergesagt,

    bei Weinen Krankheiten.

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    Viele junge Mädchen versuchten natürlich etwas über ihren zukünftigen Mann herauszubekommen. Auf

    den gedeckten Tisch stellte man einen Spiegel und zündete eine Kerze an. Das Mädchen versuchte nun,

    den, der ihm bestimmt war, zu erkennen.

    Ganz mutige setzten sich zwischen zwei Spiegel, in der Dunkelheit nur im Ker-

    zenlicht konnte einen die Vorstellung weit führen.

    Auf den abendlichen Zusammenkünften wurde vor die Jungfrauen Hafer gestreut,

    ein Hahn stand bereit, um den Hafer aufzupicken – wo er das machte, stand im

    nächsten Jahr eine Hochzeit ins Haus.

    In der Weihnachtsnacht zog man ein Scheit aus dem Holzstapel – war er glatt, be-

    kam das Mädchen einen guten (und/oder armen) Mann, war er knorrig, besaß der

    Bräutigam einen schlechten Charakter, war er lang, sollte der Mann dünn wie eine

    Bohnenstange sein.

    An Neujahr fegten die Mädchen unter dem Tisch, wer ein Korn fand, sollte bald

    heiraten. Manchmal legten die Mädchen einen Spiegel unter das Kopfkissen, um ihren Auserwählten im

    Traum zu sehen.

    Die Wahrsagungen an Neujahr und Weihnachten für das nächste Jahr sind besonders stark – ein launen-

    haftes, abwechslungsreiches Jahr voller Überraschungen und unerwarteter Ereignisse wird erwartet.

    Simone Hillmann

    Winter in Moskau

    In den meisten Parks laden Eisbahnen zum Schlittschuhlaufen ein, es gibt neue Regelungen – oft muss

    man sich online registrieren über die Websites der Parks und meist gibt es Zeiträume, in denen man auf

    das Eis darf.

    Kostenfrei:

    Park Fili Катки | Парк Фили (parkfili.com)

    Park 50 Jahre Oktoberrevolution Зима в парке «50-летия Октября» | Парк Фили (parkfili.com)

    Landschaftspark Mitino Каток «Льдинка» | (bapark.ru)

    Park Woronzowo Live!Каток (usadba-vorontsovo.ru)

    Park Angarskie prudy Каток в парке «Ангарские пруды» — Лианозовский Парк (liapark.ru)

    Park Dubki Каток в парке Дубки — Лианозовский Парк (liapark.ru)

    Gontscharovskij Park Каток в Гончаровском парке — Лианозовский Парк (liapark.ru)

    Mit Eintritt:

    Gorkipark Каток «Навигатор 2020-2021» - Парк Горького (park-gorkogo.com)

    Heremitage-Garten Jazz каток в саду "Эрмитаж" - "Прокачу" (prokatfun.ru)

    Bauman-Garten Каток (sadbaumana.ru)

    Park Krasnaja Presnja Каток — Парк «Красная Пресня» (p-kp.ru)

    Park Chodynskoje pole Парк "Ходынское поле", КАТОК будни (timepad.ru)

    Perowskij Park Перовский Парк - ОНЛАЙН-БИЛЕТЫ НА КАТОК (perovskiy-park.ru)

    Ismailowskij Park Каток "Серебряный лед" (izmailovsky-park.ru)

    Taganskij Park Каток (parktaganskiy.ru)

    Babuschinskij Park Каток | (bapark.ru)

    GUM-Katok auf dem Roten Platz ГУМ-Каток (gum-katok.ru)

    In einigen Parks gibt es Hügel für die Tubing-Begeisterten, so in den Parks Fili, 50 Jahre Oktoberrevo-

    lution, in Zaryzino, auf der WDNCh und im Park Sokolniki.

    Auch Skilaufen ist angesagt, Loipen werden angelegt in den Parks Sokolniki, Fili, Olympisches Dorf,

    Sadovniki, Kusminki. In der Nähe von Moskau kann man Skilaufen im Skistadion Krasnogorsk, Крас-

    ногорская лыжня — Подмосковье выходного дня (pmvd.info) sowie im Sportpark Odinzowo, Один-

    цовский парк культуры, спорта и отдыха (park-1.ru)ю

    Sogar Abfahrtslauf und Snowboarden sind möglich, ausgerüstet dafür ist der Sportkomplex Kant in der

    Nähe der Metro Nagornaja, Спорткомплекc КАНТ на Нагорной (kant-sport.ru).

    https://parkfili.com/katki/https://parkfili.com/home-2-3-2-2/zim-50let/#1515666778540-4ae29a94-fcd6http://mitino.bapark.ru/razvlecheniya-i-uslugi/%d0%ba%d0%b0%d1%82%d0%be%d0%ba-%d0%bb%d1%8c%d0%b4%d0%b8%d0%bd%d0%ba%d0%b0/https://usadba-vorontsovo.ru/chem-zanyatsya/live-katok/https://liapark.ru/katok-v-parke-angarskie-prudy/https://liapark.ru/katok-v-parke-dubki/https://liapark.ru/katok-v-goncharovskom-parke/https://park-gorkogo.com/places/259https://katok.prokatfun.ru/katok-jazz/http://sadbaumana.ru/outdoor-ice-rinkhttps://p-kp.ru/leisure/rink/https://park-hodynskoepole.timepad.ru/event/1493106/http://www.perovskiy-park.ru/sobyitiya/2020/otkryivaem-katok!https://www.izmailovsky-park.ru/43-razvlecheniya/47-o-parke/310-katok-serebryanyj-ledhttp://www.parktaganskiy.ru/places/sport/rink/http://bapark.ru/razvlecheniya-i-uslugi/katok/http://gum-katok.ru/?lang=ruhttp://pmvd.info/ru/ski-krasnogorsk/http://pmvd.info/ru/ski-krasnogorsk/https://park-1.ru/https://park-1.ru/https://kant-sport.ru/

  • Ausgabe 103 MosKultInfo 8

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    Kirchen verschiedener christlicher Konfessionen in Moskau

    In der fast zweitausendjährigen Geschichte des Christentums hat sich aus unterschiedlichsten Gründen

    eine breitgefächerte Vielfalt von Konfessionen herausgebildet – viele von ihnen haben in dem Schmelz-

    tiegel Moskau mit eigener Kirche einen Platz für ihre Gläubigen gefunden. Wir wollen auf Erkundung

    gehen und deren Besonderheiten erfahren. In 8 Folgen werden wir die jeweiligen historischen Zusam-

    menhänge umreißen und uns vor Ort umschauen.

    Weitere Autokephale und autonome Kirchen der Orthodoxie (7/8)

    Weniger Differenzen in religiösen Fragen oder Riten sind der Grund für weitere Auf- und Abspaltun-

    gen, sondern politische bzw. aus heutiger Sicht historische Entwicklungen.

    Seit dem Aufstieg des kleinen Fürstentums Moskau zu Beginn des 14. Jahrhunderts begann Fürst Iwan

    Kalita mit der „Zusammenführung“ der Gebiete der ehemaligen Kiewer Rus. Iwan III., der Große setzte

    die "Sammlung russischer Erde" fort und verkündete den Anspruch Moskaus, das byzantinisch-christli-

    che Erbe anzutreten. Seine Nachfolger Wassilij III. und Iwan IV., der Schreckliche, setzten die Expan-

    sion des Russischen Reiches fort, eroberten die mongolischen Khanate Kasan und Astrachan und nah-

    men im Verlauf des 17. Jahrhunderts große Landstriche in West- und Ostsibirien ein. Peter I. machte

    Russland zu einer europäischen Großmacht und annektierte bedeutende Ländereien in Europa. Unter

    Kaiserin Katharina II. wurden die Küsten des Schwarzen Meeres erobert, Polen geteilt und Finnland

    „eingegliedert“. Es folgten das Baltikum, Bessarabien, ganz Mittelasien, Alaska und russische Siedler

    gelangten bis Kalifornien. Mit den Eroberungen und mit russischen Siedlungen ging die quasi staatstra-

    gende Russische Orthodoxe Kirche ihrer Missionstätigkeit nach. Im Ergebnis dessen beobachten wir

    heute eine Vielzahl von direkt unterstellten oder autonome oder gar aus der Russischen Orthodoxie ent-

    wachsene autokephale Kirchen bzw. Kirchen, die sich an die Russische Orthodoxie angelehnt hatten,

    von denen einige in Moskau Vertretungen unterhalten.

    Autokephale – also eigenständige - Kirchen sind unabhängig von einem Patriarchat eines anderen Lan-

    des und haben die Möglichkeit, aus den eigenen Reihen Oberhäupter zu wählen, Patriarchen und Metro-

    politen, selbstständig Gesetze zu erlassen und Heilige zu kanonisieren.

    Im Gegensatz dazu hat in den autonomen orthodoxen Kirchen, die meist recht klein sind, bei der Benen-

    nung des Oberhauptes eine übergeordnete Kirche ein Mitspracherecht, d. h. eine autonome Kirche hat

    weniger Autonomie als eine autokephale Kirche.

    Weiterhin gibt es noch die Selbstverwalteten Kirchen, die das Recht vom Moskauer Patriarchat zuge-

    sprochen bekommen haben und fälschlicherweise oft als autonom be-

    zeichnet werden. Tatsächlich ist der Entscheidungsspielraum der Kir-

    chenleitung deutlich geringer als bei Autonomen Kirchen.

    Die Orthodoxe Kirche der Tschechischen Länder und der Slowakei war

    im letzten Jhd. hervorgegangen aus den im Karpatengebiet an die Ser-

    bische Kirche angelehnten Gemeinden. Nach dem Krieg schloss sie

    sich der Russischen Orthodoxie an und bekam später von ihr die Unab-

    hängigkeit zugesprochen. Der 1999 zur Verfügung gestellte Hof ihrer

    Vertretung befindet sich in der Nikolaus-Kirche 1-й Котельнический

    переулок 8 (Метро „Таганская“).

    Der Moldauisch-Orthodoxe Kirche machte in den letzten 200 Jahren

    eine sehr wechselvolle Geschichte durch – immer den jeweiligen Besat-

    zungsverhältnissen entsprechend zur rumänischen oder russischen Or-

    thodoxie zugehörig. Seit 1944 war die Orientierung auf Russland fixiert

    und ab 1992 wurde ihr die Selbstverwaltung gewährt. Der Hof ihrer

    Vertretung befindet sich in der sehr sehenswerten Kirche der Einführung in die Kirche der Heiligen

    Jungfrau Maria in Barashy in der Барашёвский переулок 8/2 (Метро „Чистые пруды“).

  • Ausgabe 103 MosKultInfo 9

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    Interessant ist ein Besuch des 1994 eingerichteten Hofes der Vertretung der Orthodoxen Kirche in Ame-

    rika in der Katharinen-Kirche ул. Большая Ордынка 60/2 (Метро „Октябрская“). Sie geht auf das

    Wirken russischer Missionare in Alaska, Kalifornien und der Ostküster der USA zurück und ist in USA,

    Kanada, Mexiko und Australien vertreten. Der Kirchenbau wurde durch den französischstämmigen und

    zunächst nach Deutschland geflüchteten Architekten Karl Blank geprägt – auf ihn gehen viele Kirchen-

    bauten in Moskau zurück. Besonders hat uns beindruckt, dass immer am 11. September die frei aufge-

    hängte Glocke feierlich im Gedenken an die Opfer der Anschläge geläutet wird.

    Ungewöhnlich für Mitteleuropäer erscheint auch die Durchführung von orthodoxen Gottesdiensten in

    chinesischer Sprache. Denen kann man beiwohnen in der Nikolaus-Kirche, dem Hof der Vertretung der

    autonomen Chinesischen Orthodoxen Kirche in der 1-й Голутвинский пер 14 (Метро „Октябрская“).

    Die vormals 1908 errichtete Vertretung an der ул. Покровская fiel in Sowjetzeit der Abrissbirne an-

    heim – seit 2011 wird das wunderschön am Park Museon gelegene Anwesen der Chinesischen Orthodo-

    xie zur Verfügung gestellt. Ein Besuch lässt sich wunderbar mit einem Parkspaziergang kombinieren.

    Dann gibt es noch sogenannte Nichtkanonische Kirchen, d.h. Kirchen, die von den kanonischen ortho-

    doxen Kirchen nicht anerkannt werden und nicht in Kirchengemeinschaft mit diesen stehen. Hierzu ge-

    hört die Weißrussisch-Orthodoxe Kirche, die aus Gemeinden der Russischen Orthodoxen Kirche in

    Weißrussland 1991 gebildet wurde. Vormals, seit dem 16. Jahrhundert,

    schloss sich die orthodoxe Kirche dem Papsttum unter Beibehaltung ih-

    rer Regularien als unierte Kirche an. Nach Anschluss der weißrussischen

    Gebiete an das Russische Reich wurden – vor allem im frühen 19. Jahr-

    hundert – Schritte zur Wiederaufhebung der Union von Seiten des Staa-

    tes wie der Russischen Orthodoxen Kirche unternommen. Die Mehrzahl

    der Unierten kehrte in die Orthodoxie zurück, andere nahmen den rö-

    misch-katholischen Ritus an.

    Über den aktuellen Status kann man sich in der neuen Vertretung in der

    Kirche der Heiligen Irene ул. Фридриха Энгельса 38 (Метро

    „Бауманская“) informieren. Zunächst für unabhängig erklärt und kei-

    nem anerkannt, gab es dann Bemühungen Lukaschenkos die Perspekti-

    ven der Autokephalie mit Bartholomeus in Konstantinopel zu erörtern,

    dann wurde dies als Falschmeldungen bezeichnet, dann wieder war von

    Wiedereingliederung in die Russische Orthodoxie die Rede, dann beflü-

    gelten die Erfolge der Ukrainischen Orthodoxie die Phantasien … wir

    gehen davon aus, dass der gegenwärtige Status im Angesicht einer gewährten Vertretung eher der einer

    Selbstverwaltung ist.

    Steffen Hillmann

  • Ausgabe 103 MosKultInfo 10

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    Deutschlandjahr in Russland 2020/2021

    Spuren des Dr. Loder in der russischen Sprache und Medizin

    Ferdinand Justus Christian Loder wurde 1753 im Russischen Reich im Gouvernement Riga geboren.

    Der deutsch-baltische Mediziner studierte in Göttingen,

    promovierte und wurde zum Professor der Medizin für

    die Fächer Anatomie, Chirurgie und Geburtshilfe beru-

    fen. Um Erfahrungen zu sammeln, reiste er durch Eu-

    ropa und arbeitete u.a. im Militärhospital in Rouen,

    hörte Kurse zur Geburtshilfe. Nach seiner Rückkehr er-

    richtete er als Lehrstuhlinhaber an der Universität Jena

    ein anatomisches Theater (so wurden spezielle Hörsäle

    der Anatomie wegen ihrer Ähnlichkeit mit Amphithea-

    tern der Antike genannt), eine Entbindungsanstalt und

    ein chirurgisches Krankenhaus. Loder zählte damals

    nicht nur zu den führenden Anatomen Deutschlands,

    sondern hatte ebenfalls fundierte Kenntnisse als Gerichtsmediziner, Augenarzt, Physiologe und Geburts-

    helfer.

    1803 zog er als preußischer Geheimrat nach Halle an der Saale und lehrte als Professor der Medizin. Als

    1806 Sachsen von den Franzosen eingenommen wurde, ging er zusammen mit der preußischen Königs-

    familie ins Exil nach Königsberg.

    1810 kehrte Dr. Loder nach Russland zurück und wurde von Zar Alexander I. zu dessen Leibarzt und

    kaiserlich-russischen Geheimrat ernannt.

    Während des Krieges gegen die Franzosen pflegte er russische Soldaten, die mit schwersten Verletzun-

    gen nach Moskau kamen. Betäubt wurde damals nur mit Wodka und Kampfer. Auf Betreiben von

    Kutusow ließ Loder in Moskau ein Militärkrankenhaus bauen für die Aufnahme von 6 000 Offizieren

    und 30 000 niedrigeren Dienstgraden, welches er von 1812 bis 1817 leitete. Für seine Verdienste bekam

    der Mediziner den Orden der Heiligen Anna 2. Klasse verliehen.

    Zar Alexander erwarb 1818 Loders anatomische Sammlung und übergab sie der Moskauer Universität.

    Im von ihm geplanten und vom Zaren finanzierten neuen Anatomiegebäude lehrte Loder als Honorar-

    professor. Sein letztes Werk publizierte er nach der Moskauer Choleraepidemie. 1832 starb er in Mos-

    kau und wurde auf dem ehemaligen deutschen Friedhof beigesetzt.

    Dr. Loder war nicht nur ein talentierter Chirurg. Beim Studium des menschlichen Körpers kam ihm die

    Idee, das brachliegende Potential des Körpers zu nutzen – die Rede war von langsamen und schnellen

    Spaziergängen, nachdem man Mineralwasser zu sich genommen hat. Während des Laufens werden 90

    Prozent der Muskeln trainiert, es werden Kalorien verbrannt, die Leistung der Lungen und des Herzens

    verbessert sich.

    1825 eröffnete er in der Chilkovgasse 3 eine „Wasserheilanstalt“, die „Moskauer Einrichtung künstli-

    cher mineralischer Wasser“, die im Grunde zum ersten Wellness-Spa in Russland wurde

    Heutzutage kennen nur wenige Moskauer diese Adresse, damals war sie weit über die Grenzen Moskaus

    hinaus bekannt. Eine Kur bei Dr. Loder kostete sündhafte 300 Rubel, so viel, wie ein durchschnittlicher

    Handwerker im ganzen Jahr verdiente.

    Die gesamte Moskauer und Petersburger Elite gab sich bei Dr. Loder ein Stelldichein. Man nahm Bäder,

    trank Mineralwasser und ging täglich mindestens drei Stunden an der frischen Luft im Park der Klinik

    spazieren. Die einfachen Moskauer beobachteten dieses Kurtreiben mit Interesse und nannten Dr. Lo-

    ders Patienten „Lodyri“, also Lodriane. Seither ist das Wort in der Bedeutung „Müßiggänger“ oder

    „Faulpelz“ fest in die russische Sprache eingegangen.

    Der „städtische Kurort“, der das Quartal zwischen Ostoshenka und Moskwa-Fluss besetzte, nahm über

    fast fünfzig Jahre Gäste auf.

    Simone Hillmann

  • Ausgabe 103 MosKultInfo 11

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    Spaziergang am Petrovskij Park

    Der Spaziergang beginnt an der Metrostation Dinamo, grüne Linie, die im September 1938 eröffnet

    wurde. Sie wurde mit dem Ziel gebaut, nach den Wettkämpfen möglichst viele Menschen transportieren

    zu können. Das rechtfertigte die für die Vorkriegszeit unge-

    wöhnliche Größe der oberirdischen Hallen. Die thematische

    Ausgestaltung der Säle ist ganz dem sowjetischen Sport ge-

    widmet.

    Das Stadion Dinamo wurde 1928 für 20 000 Zuschauer er-

    richtet. Das Fußballfeld war umgeben von einer Radrenn-

    bahn, die 1936 jedoch abgerissen wurde.

    Während des Krieges wurde das Stadion versteckt, abge-

    deckt und auf dem Fußballfeld wurden Fichten angepflanzt.

    Zur Olympiade 1980 wurden hier Fußballspiele ausgetra-

    gen. Seit Ende der achtziger Jahre wurde das Stadion für

    Konzerte genutzt. Leider ist vom historischen Stadion nicht mehr viel übrig. Vor einigen Jahren

    wurde fast alles abgetragen und das Sportgelände neu bebaut.

    In unmittelbarer Nachbarschaft der Metrostation Dinamo befindet sich der Petrovskij Park.

    Das wohl beeindruckendste Bauwerk dort ist der Peter-Palast, in Deutschland würde man ihn vielleicht

    als Poststation bezeichnen.

    Weitere dieser Aufenthaltsmöglichkeiten auf dem langen

    Weg von Sankt Petersburg nach Moskau wurden beispiels-

    weise in Solnetschnogorsk, Twer und Torschok eingerich-

    tet.

    Der Peter-Palast wurde auf Befehl der Zarin Katharina II. in

    der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts anlässlich des Sie-

    ges im russisch-türkischen Krieg gebaut. Da er auf dem

    Grund und Boden des Hoch-Peter-Klosters errichtet wurde,

    erhielt er den Namen Peter-Palast. Er ist ein Beispiel russi-

    scher neogotischer Architektur, allerdings weist er auch ba-

    rocke und klassizistische Züge auf. Innen allerdings domi-

    niert der Klassizismus.

    Früher diente er als Erholungsort für hochgestellte Persönlichkeiten nach der langen Reise von Peters-

    burg nach Moskau. Vor allem die Zaren machten sich hier frisch vor ihrer Inthronisierung, die immer in

    Moskau zelebriert wurde. Sogar Napoleon hielt sich einige Tage in dem Gebäude auf, angeblich beo-

    bachtete er von hier das riesige Feuer, das 1812 große Teile Moskaus vernichtete, und versengte sich

    dabei die Haare.

    Auch vom Palast blieb nach dem Brand nur noch eine Ruine übrig. Nach der Flucht Napoleons verfiel

    er völlig. Erst unter Nikolaus I. wurde er wiederaufgebaut.

    Nach der Revolution 1917 wechselte der Palast mehrmals seine Bestimmung, war Museum und Flieger-

    akademie.

    Seit 1997 befindet sich der Prachtbau im Besitz der Stadt, wurde aufwendig restauriert und modernen

    Bedürfnissen angepasst. Heute wird er als Hotel genutzt, mit luxuriösen Zimmern, einem Restaurant

    und Konferenzsälen.

    Das Innere des Palastes kann nur mit einer Exkursion besichtigt werden.

    Hinter dem Palast wurde ein großer Park angelegt, Reste davon sind heute noch erhalten und laden zu

    einem ausgiebigen Spaziergang ein.

  • Ausgabe 103 MosKultInfo 12

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    An der großen runden Kreuzung, die den Namen des Kosmonauten Komarov trägt, ist in der ul. Kras-

    noarmejskaja 2 die schöne rot-weiße Mariä-Verkündi-

    gungs-Kirche gelegen. Sie wurde Mitte des 19. Jahrhun-

    derts errichtet. Als ihr Vorbild diente die alte Kirche in

    Djakowo (Park Kolomenskoje). Das Gelände dort erwies

    sich als sehr gepflegt und eine Kirchenkantine lädt zum

    Speisen ein.

    Das genaue Datum der Schließung der Kirche in Sowjetz-

    eiten ist nicht bekannt, am wahrscheinlichsten sind die

    dreißiger Jahre. Der Petrowskij Park wurde 1918 Schau-

    platz massenhafter Erschießungen, viele Datschen wurden

    abgerissen und ein großer Teil des Parks wurde für den

    Bau des Stadions freigegeben. Die Kirche wurde als Lager für die Fliegerakademie genutzt. Daneben

    steht die 2002 errichtete Märtyrer-Kirche.

    Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts war das Viertel am Petrovskij Park durch Datschen reicher

    Industrieller und Kaufleute sowie verschiedene Restaurants geprägt, wie beispielsweise das „Eldo-

    rado“, das „Apollo“, das „Mauretanien“.

    Das „Eldorado“, nicht nur Restaurant, sondern auch Spielcasino, wurde auf Betreiben des Kaufmanns

    Skalkins 1908 im Jugendstil gebaut. Die Fassade wird dominiert von einem Turm, der mit einer Kup-

    pel gekrönt ist. Die zentrale Fassade, die mit Theatermas-

    ken und Kränzen geschmückt ist, zeigt auf die

    ul. Krasnoarmejskaja, wo sich ein breites dreigeteiltes

    halbovales Fenster über die zweite Etage erstreckt. Beson-

    ders beeindruckend sind die habrunden Fenster, der Ka-

    chelschmuck, die zahlreichen Details aus Metall, die Lew

    Kekuschew erarbeitet hat – die Laternen, Fahnenhalter,

    der schmiedeeiserne Zaun. Der Wintergarten war berühmt

    für seine tropischen Pflanzen und singenden Kanarienvö-

    geln. Auf der dortigen Bühne trat der berühmte Skalkin-

    Chor auf. Im Ersten Weltkrieg wurde das Etablissement

    zu einer Zuflucht für obdachlose Menschen umfunktioniert. 1918 Trat im Großen Saal Lenin mit ei-

    ner Rede auf – ein Grund dafür, dass das Gebäude erhalten blieb. Mitte der zwanziger Jahre zog das

    Klubhaus der Offiziere der benachbarten Fliegerakademie ein. 1986 stürzte das Dach ein. Inzwischen

    ist es restauriert und gehört einem der größten metallurgischen Unternehmen Russlands.

    Einen scharfen Kontrast bildet das 1931 für Fliegerakademie errichtete Wohnhaus an der gegenüber-

    liegenden Ecke.

    Ein paar Schritte entfernt vom „Eldorado“ befand sich das nicht ganz so schicke Wirtshaus „Apollo“,

    das ebenfalls Skalkin gehörte – eine kleine Villa im eklektischen Stil mit mauretanischen Türmchen

    und einem Spitzdach. Skalkin ließ hier seine Zigeuner auftreten, denen damals das Zentrum Moskaus

    verboten war. Interessanterweise hatte die historische Bezeichnung Apollo durchaus einen Bezug zur

    modernen Zeit – im Gebäude befindet sich jetzt ein Museum für Luft- und Raumfahrt mit einigen be-

    merkenswerten Exponaten, wie beispielsweise einer der ersten

    Sputniks der Wostok-Serie, der noch vor Juri Gagarin in den

    Kosmos flog oder eine echte Kabine des Weltraumschiffes

    „Buran“.

    Eine ehemals prächtige Vorstadtvilla der Familie Rjabuschinskij,

    bezeichnet als Schwarzer Schwan, befindet sich in der Narysch-

    kinallee 5. Heute weckt ihr Anblick nicht mehr wirklich viel Be-

    geisterung. Früher allerdings versteckten sich hinter den strengen

    klassizistischen Mauern tolle Interieurs im Jugendstil. Überall

    war die stilisierte Figur des schwarzen Schwans zu finden – in den extra angefertigten Möbeln, im

    Porzellanservice, im Kristall, in den aus Italien stammenden Gläsern. Die Rjabuschinskijs besaßen

    Textilfabriken, gründeten eine Bank sowie das zukünftige SIL-Werk, leiteten Glasbläsereien, Papier-

    fabriken und gaben Zeitungen und Zeitschriften heraus.

  • Ausgabe 103 MosKultInfo 13

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    Nach der Revolution wurde die Villa verstaatlicht. Die Bolschewiki fanden dort eine große Sammlung

    alter Ikonen, die nun einen Teil der Sammlungen der Tretjakow-Galerie ausmachen.

    An der Straße des 8. März beginnt moderne Bebauung, doch noch steht dort eine schöne Mauer, hin-

    ter der sich wie vor hundert Jahren eine psychiatrische Klinik

    verbirgt. Die Mauer wurde von Franz Schechtel gebaut, die

    Zeichnungen dazu fertigte Michail Wrubel an, der dort 1904/05

    Behandlungen durchlief.

    Noch ein Gebäude für die Fliegerakademie steht in der Pet-

    rowsko-Rasumovskaja Alleja, 1939 gebaut für Offiziere und ge-

    schmückt mit prächtigen Säulen.

    Ein Stückchen weiter befindet sich auf dem Territorium des Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin

    ein älteres Gebäude, das ehemalige Hotel „Mauretanien“, in dem sich die Ereignisse in Lew Tolstois

    Roman „Die Auferstehung“ abspielten. Später wurden hier die Hunde für den Flug in den Kosmos

    vorbereitet. 2008 wurde ein Denkmal für Laika, die im November 1957 als erster Hund in den Welt-

    raum flog, eingeweiht.

    Ganz am Anfang der Allee stehen Häuser mit Wohnungen

    und Ateliers aus den zwanziger Jahren im Stil des Kon-

    struktivismus, an den Fassaden wird verschiedener Künst-

    ler gedacht. Hier war ein Viertel für die Mitglieder der

    Russischen Künstlervereinigung geplant, das aber nur zum

    Teil verwirklicht wurde. Einziehen sollten „kreative, einan-

    der freundschaftlich verbundene Schöpfer der proletari-

    schen Kunst, die sich um nichts anderes als ihr Schaffen zu kümmern brauchten“. Erst 1957 kam der

    letzte Korpus hinzu, die monumentalen Fassaden mit den hohen Fenstern der Ateliers verzieren the-

    matische Reliefs. In dem Gebäudekomplex befanden sich auch eine Bibliothek, eine Kantine sowie

    ein Kindergarten.

    Simone Hillmann

    Wasilij Surikov

    Am 24. Januar 1848 wurde der viel beachtete russische Maler Wasilij Surikov geboren. Sein Leben und

    Schaffen sind eng mit Moskau verbunden. 1877 kam er in die

    Stadt, um einen staatlichen Auftrag für die Christi Erlöser Kirche

    auszuführen. Zuerst ließ er sich in der ul. Pretschistenka 1 nieder,

    später mietete er ein möbliertes Zimmer in der ul. Ostoshenka 6.

    Im Januar 2003 wurde auf dem Platz gegenüber der Akademie der

    Künste ein Denkmal für ihn aufgestellt. Surikov hatte nie ein ei-

    genes Haus, lebte sehr bescheiden und zog von Hotelzimmer zu

    Hotelzimmer, von Wohnung zu Wohnung.

    1878 heiratete er und gemeinsam mit seiner Frau Jelisaweta zog er in ein kleines Haus mit großen Fens-

    tern und viel Licht auf der ul. Pluschtschicha. Hier begann er mit der Arbeit an seinen Bildern „Am

    Morgen der Hinrichtung der Strelizen” sowie „Menschikow in Berjosow“. In der Wohnung in der ul.

    Novoslobodskaja, wo er bis 1887 lebte, beendete er das Bild „Die Bojarin Morosowa“. Zu Beginn der

    neunziger folgten solche berühmten Leinwände wie „Jermaks Eroberung Sibiriens“ sowie „Die Alpen-

    überquerung Suworows“.

    Nach zehn glücklichen Jahren verlor Surikov seine Ehefrau und er blieb mit seinen zwei Töchtern al-

    lein. Zum Teil kam er bei seinem Schwiegersohn Peter Kontschalovskij in der ul. Bolschaja Sadovaja

    unter. Seine letzte Adresse war das Hotel Dresden in der ul. Twerskaya.

    Dort waren am 19. März 1916 seine letzten Worte zu hören: „Я исчезаю …“ („Ich vergehe …“).

    https://de.wikipedia.org/wiki/Strelizen

  • Ausgabe 103 MosKultInfo 14

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    Liebe Freunde eines deutsch-russischen Austausches! Advent 2020

    Seit einem Jahr nun bauen wir eine Initiative auf im Süden von Moskau, Kaluga-Gebiet: einen bio-

    dynamisch wirtschaftenden Hof, zugleich Bildungs- und Kultur-Zentrum als Kern einer freien

    Ausbildung für biologisch-dynamischen Landbau in Russland.

    Nach monatelangem Reiseverbot für Ausländer nach Russland und Suchen nach Möglichkeiten war es

    uns im Herbst gelungen, über eine russische Firma eine Einladung zu bekommen. So konnten wir zu

    dritt im September und Oktober insgesamt 4 Wochen Alex Zharov beim weiteren Aufbau unseres

    Projektes helfen, welch eine Freude!

    An dieser Stelle sei auch allen Menschen großer Dank ausgesprochen, die trotz erschwerter Umstände

    durch staatliche Beschränkungen in diesem ersten Sommer die Fahrt nach Truschkovo unternahmen und

    Alex Zharov und Nelli beistanden bei der vielen gärtnerischen Arbeit!

    Uns erreichten mehrmals Berichte von lebenskräftespendenden, gemeinsamen Arbeiten, Feiern und

    heiteren Gesängen am Lagerfeuer am Seeufer.

    Im ersten Jahr konnten wir Dank Leih- und Schenkungsgeldern von Freunden eine gute Grundlage für

    den bio-dynamischen Gemüsebau schaffen. Dieser selbst soll in den nächsten Jahren kontinuierlich

    erweitert werden. Getreidebau, Tierhaltung, eigene Verarbeitungszweige und Handwerke werden

    zukünftig vielfältige Lern- und Ausbildungsmöglichkeiten bieten können.

    Schüleraustausch

    In bisherigen von uns durchgeführten Schüleraustauschen zwischen Russland und Deutschland lernten

    die Schüler einerseits die russische Kultur und Lebensweise der Menschen in der Stadt kennen,

    andererseits unterstützten sie hoffnungsvolle Initiativen auf dem entsiedelten Land durch konkrete, vor

    Ort notwendige Arbeiten.

    Letzten und vorletzten Sommer fand jeweils der Rückbesuch der Moskauer Schüler nach Weimar statt.

    In diesem Rahmen konnten sie zusammen eine Woche lang auf der „Marienhöhe“, einem historisch mit

    Russland verbundenem Ort, tätig sein.

    Anfang des 19. Jahrhunderts wurde auf der „Marienhöhe“ von Maria Pawlowna, einer nach Weimar

    geheirateten Zarentochter, die großherzogliche Landesbaumschule begründet. Maria

    Pawlownas‘ Anliegen war es, zur Verbesserung der Ernährung der damals oft nur mangelhaft sich

    ernährenden Bevölkerung, robuste, standortangepasste Obstbäume und Beerensträucher bereit zu

    stellen, erschwinglich auch für die Ärmeren.

    Als die inzwischen zu einer Fichtenmonokultur gewordene Fläche vor 4 Jahren zur Pacht stand, griffen

    einige Schüler der Weimarer Waldorfschule mit ihrem Gartenbaulehrer diesen Impuls der

    Landesbaumschule wieder auf und gründeten eine Schülerfirma mit dem Ziel, die Marienhöhe wieder

    sukzessive in einen Fruchtwald mit Baumschule umzuwandeln.

    Verwaldendes Land in Russland

    Auch die in Truschkovo/Russland heute von Pappel- und Birkenaufwuchs geprägten ehemaligen

    Agrarflächen stellen uns vor die Aufgabe einer Umwandlung.

    Die Flächen sollen die Menschen zukünftig wieder möglichst reichhaltig ernähren können.

    Anstatt der flächendeckenden Rodung durch schweres Gerät, wollen wir unter Einbeziehung

    tiefwurzelnder Fruchtgehölze die Flächen nach und nach umwandeln und so vielgestaltige

    Agroforstflächen schaffen, die auch unter den Herausforderungen zunehmender Klimaextreme den

    Menschen bestmöglich versorgen können.

    Zusammenarbeit mit Schulen

    Ein großes Potential für diese Prozesse sehen wir in der Zusammenarbeit unserer und umliegender

    Initiativen mit den Schulen (Praktika, Projekte, Schüleraustausche).

    Denkbar wäre zukünftig eine diesbezügliche Schulung der Lehrkräfte als wählbarer Bestandteil ihrer

    Lehrerausbildungen. Beabsichtigte doch schon Herder die Baumpflege und Veredelung zum Bestandteil

    der allgemeinen Landschullehrerbildung zu machen.

  • Ausgabe 103 MosKultInfo 15

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    Von Seiten der Schulen kommt uns ernsthaftes Interesse entgegen und so planen wir für 2021/22 auch

    Seminare mit Praxisbezug für Lehrkräfte zum Thema:

    „Beitrag der Schul-Praktika zum Willentlichen Ergreifen und Gestalten unserer Erde...“

    Ausblick

    Der Start des ersten Kurses einer 3-jährigen biologisch-dynamischen Ausbildung ist im Frühjahr 2022

    geplant. Vorbereitende Seminare und Praktika sowie der Bau eines Seminarhauses werden ab Mai

    nächsten Jahres beginnen.

    Indem wir Sie ansprechen, anschreiben, hoffen wir auf ihr Interesse, Ihre Anteilnahme an diesem

    Vorhaben. Darauf, dass aus dem in der Stadt akkumulierten Geld- und Fähigkeiten-Kapital möglichst

    jetzt schon und zukünftig ein Strom, eine Art brüderlicher Beitrag, zum Aufbau solcher ländlicher

    Initiativen möglich sein wird.

    Gemüse aus biologisch-dynamischem Anbau

    Bei konkretem Interesse an unserem Gemüse bieten wir Ihnen an, Mitglied unserer SoLaWi-

    Gemeinschaft zu werden und wöchentlich

    Lieferungen (mit saisonal wechselnden

    Gemüsearten) zu erhalten, die sie

    kontinuierlich bezahlen. Info und

    Anmeldung über:

    ourcsa.info bzw. ourcsa.ru.

    Einlagen für z.B. die nächsten 3 oder 5

    Jahre im Voraus, die wir Ihnen in Form

    von wöchentlichen Gemüselieferungen

    zurückzahlen, helfen uns besonders beim

    Aufbau!

    In diesem Jahr wurden z. B. geliefert:

    Möhren, Kraut, Grünkohl, Kartoffeln, gelbe Rüben, Kräuter, Tomaten, Mangold, Salate, Kürbis, Fenchel

    und vieles mehr.

    Schenkgelder sind herzlich willkommen und können seit Herbst an unseren gemeinnützigen Verein

    „Biologisch-dynamische Bildung und Forschung in Russland e.V.“

    gespendet werden.

    Mit vielen Grüßen, für die Initiative,

    Magnus Hipp, Alex Zharov, Marius Hörner

    Spendenkonto:

    Verein „biologisch-dynamische Bildung und Forschung in Russland e.V.

    GLS-Gemeinschaftsbank

    IBAN: DE65 4306 0967 1090 0387 00

    Für eine Spendenbescheinigung senden Sie bitte Ihre Anschrift per mail an Magnus Hipp

    [email protected]

    Hofadresse:

    Russland, Kalugagebiet, Kreis Mosalsk, Truschkovo Haus Nr. 1. PLZ: RU-249942

    Россия, Калужская область, мосальский район, деревня Трушково, дом 1, индекс 249942

    Kontakt:

    Magnus Hipp: [email protected], +49 (176) 401 989 42

    Alex Zharov: [email protected] +7 (968) 389-51-92 ständig vor Ort www.ourcsa.ru

    Marius Hörner: [email protected] +49 (163) 835 04 77

    mailto:[email protected]:[email protected]:[email protected]:[email protected]:[email protected]

  • Ausgabe 103 MosKultInfo 16

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    Stadtspaziergänge

    Abseits der breiten Magistralen und allseits bekannten Sehenswürdigkeiten lädt das historische, typisch

    russische Moskau ein, entdeckt und erkundet zu werden. In dieser lauten und hektischen Stadt gibt es

    charmante, oftmals versteckte und gemütliche Ecken, meine kleinen Besonderheiten, die ich Ihnen im

    Rahmen einer individuellen Exkursion gern zeigen möchte.

    Wer also nicht nur den Roten Platz kennenlernen will, ist hier genau richtig.

    Im Januar sind Winterspaziergänge und sogenannte „warme“ Spaziergänge geplant, etwa Touren mit

    mehreren Kirchenbesichtigungen in Samoskworetschie und hinter dem Stalinhochhaus am Kotelnit-

    scheskaja-Ufer.

    NEU!

    In den vergangenen Monaten habe ich neue interessante Touren vorbereitet und getestet, auf denen man

    das mehr oder weniger unbekannte Moskau kennen lernen kann,

    beispielsweise durch die Gassen am Alten und Neuen Arbat,

    auf einem der Hügel Moskaus nördlich der Metro Taganskaya,

    zu ehemaligen Webereien in der Moskwa-Schleife im Bezirk Chamovniki, zwischen den Metrostatio-

    nen Park Kultury und Sportivnaya,

    zur Timirjasew-Landwirtschafts-Akademie mit nicht nur konstruktivistischen Gebäuden und

    einen Teil der ersten Station des Pilgerwegs nach Sergejew Posad durch den Park an der Jausa.

    Gern organisiere ich auch Nordic Walking Touren durch das Moskauer Grün.

    Im Deutschlandjahr in Russland, das Ende September begonnen hat, werden wir deutsche Spuren in

    Moskau suchen und uns mit dem Wirken von Kaufleuten, Pädagogen, Unternehmern, Apothekern und

    Architekten deutscher Abstammung bekanntmachen. Zu ihnen gehören beispielsweise Franz Schechtel,

    der ein Architekt nicht nur des Jugendstils war, der Schokoladenfabrikant Theodor von Einem, der Un-

    ternehmer Ludwig Knoop oder der erste Postdirektor in Moskau Thomas Fademrecht.

    Viele weitere Stadtspaziergänge in Moskaus Zentrum und auch außerhalb finden Sie unter

    https://simonehillmann.wordpress.com/spaziergaenge-durch-moskau-und-mehr/ veröffentlicht.

    Kontakt unter E-Mail: [email protected] oder per Telefon: +7 915 242 3679

    Ihre Simone Hillmann

    https://simonehillmann.wordpress.com/spaziergaenge-durch-moskau-und-mehr/

  • Ausgabe 103 MosKultInfo 17

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    Programm «Januar 2021» - stage4russia

    Private Stadtrundfahrten - auf Anfrage

    Sind Sie neu in Moskau oder haben Sie sich noch nie Zeit für eine ausgiebige Stadtrundfahrt genom-

    men? Jetzt wäre die ideale Zeit dafür. Der beste und einfachste Weg, um einen Überblick über die Met-

    ropole mit ihren lebendigen Straßen und Plätzen, ihren geschichtsträchtigen Gebäude und vielen ruhigen

    Ecken zu gewinnen, ist eine Stadtrundfahrt.

    «Sergij-von-Radonesch-Weg» - eintägiger Ausflug nach Sergijew Possad

    Die Stadt Sergijew Possad, in der sich eines der bedeutendsten Männer-Klöster Russlands befindet, ge-

    hört zur touristischen Route «Der Goldene Ring». Mit einem Minibus fahren wir etwa 70 km nach Nor-

    den, den ersten Stopp machen wir im Dorf Radonesch, wo der heilige Sergej geboren wurde, besichti-

    gen die Heilige Wasserquelle und genießen die malerische Landschaft. Danach fahren wir durch kleine

    Siedlungen nach Sergijew Possad (in Sowjetzeiten Sagorsk genannt) und besichtigen das Dreifaltig-

    keits-Kloster. Nach einer Mittagspause begeben wir uns noch zum Tschernigowskij Skit (Einsiedelei)

    mit unterirdischen Höhlenkirchen.

    Dauer: etwa 7 Stunden, (Gruppenführung / Deutsch)

    Bei Interesse an der aufgeführten Tour schreiben Sie bitte per E-Mail an [email protected] oder

    WhatsApp: +7 926 229 10 61.

    In der Winterzeit lohnt sich eine Fahrt nach Wladimir/Susdal sowie ein Besuch der Freizeitanlagen in

    der Nähe der alten russischen Städte Jaroslawl und Dmitrow. Hoffentlich spielt die Natur mit viel

    Schnee mit.

    Der Sport-Park in Odinzowo, 12 km von MKAD, westlich von Moskau bietet wunderschöne Mög-

    lichkeiten für Nordic Walking und Langlaufski. Bei Minus-Temperaturen wird im Park eine künstliche

    Loipe angelegt (https://park-1.ru).

    Außerdem planen und organisieren wir für Sie gerne Führungen in Moskau sowie Ausflüge in die

    Moskauer Umgebung (mit oder ohne Reiseleitung). Einige Inspirationen finden Sie unter:

    www.stage4russia.ru

    Ihr Garant für einen erlebnisreichen Aufenthalt in unserer Stadt

    Olga Varlamova & das Team

    mailto:[email protected]://park-1.ru/http://www.stage4russia.ru/

  • Ausgabe 103 MosKultInfo 18

    ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------

    Gottesdienste und Veranstaltungen im Januar 2021

    10.01. 11.15 Uhr Gottesdienst

    17.01 11.15 Uhr Gottesdienst

    24.01. 11.15 Uhr Gottesdienst

    31.01. 11.15 Uhr Gottesdienst

    Unsere Gottesdienste finden üblicherweise im Festsaal der Deutschen

    Botschaft Moskau, Mosfilmowskaja Ul. 56, statt.

    Gleichzeitig ist Kindergottesdienst.

    Aufgrund der noch unsicheren Pandemie-Lage kann es allerdings zu

    kurzfristigen Änderungen des Ortes kommen. Es ist möglich, dass

    einige oder alle der angegebenen Gottesdienste online über Skype

    stattfinden werden.

    Ich bitte deshalb alle, die zu unseren Gottesdiensten kommen möchten,

    sich vorher unbedingt über unsere Homepage zu informieren und/oder

    sich für den wöchentlich Newsletter der Gemeinde über

    [email protected] anzumelden.

    KonfirmandInnen-Unterricht

    Samstag, 23.01.2021, 11- 15 Uhr, Pfarrwohnung

    Bleiben Sie gesund und behütet!

    Pfarrerin Aljona Hofmann

    Evangelische Emmausgemeinde Moskau

    Prospekt Vernadskogo 103/3/26 (Pfarrwohnung)

    119526 Moskau

    Telefon +7 495 433 22 95

    Mail: [email protected]

    www.emmausgemeinde-moskau.de

    Pfarrerin Aljona

    mailto:[email protected]:[email protected]://www.emmausgemeinde-moskau.de/

  • Ausgabe 103 MosKultInfo 19

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    ST. ELISABETH

    DEUTSCHSPRACHIGE KATHOLISCHE GEMEINDE MOSKAU ________________________________________________________________

    Gottesdienste und Veranstaltungen im Januar 2021

    Ihnen allen wünsche ich von ganzem Herzen ein frohes und gesegnetes Neues Jahr. Möge das

    Jahr 2021 uns mehr Glück und Freude schenken als das vergangene.

    Für das Vergangene – Danke! Für das Kommende – Ja!

    (Dag Hammarskjöld)

    Bis auf Weiteres müssen wir weiterhin aufgrund der Pandemielage in Moskau die Gottesdienste

    online feiern: jeden Sonntag im Januar um 10.30 Uhr: 03., 10., 17., 24. und 31.01.

    Den Link für die Heiligen Messen können Sie sehr gern auf Anfrage bei mir bekommen.

    Wir hoffen natürlich, dass wir bald wieder Präsenz-Gottesdienst feiern können. Bitte informie-

    ren Sie sich aktuell unter: www.elisabethgemeinde-moskau.de

    Am 06. Januar begehen wir das Fest der Heiligen Drei Könige; ihre Reliquien sind in einem

    Schrein im Kölner Dom aufbewahrt. Nach guter Tradition sind ab diesem Zeitpunkt die Stern-

    singer unterwegs, um Wohnungen, Büros, Geschäfte und Betriebe zu segnen.

    Das wird so in diesem Jahr nicht möglich sein. Deshalb schicke ich Ihnen sehr gern einen Auf-

    kleber mit einem Segensgebet zu. Bitte melden Sie sich bei mir: [email protected]

    Für Ihre Fragen und in Ihren persönlichen Anliegen stehe ich Ihnen für ein Gespräch gern zur

    Verfügung.

    In guter ökumenischer Tradition versuchen auch wir nach der Jahreslosung aus Herrnhut 2021

    zu leben: „Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“

    (Lk. 6, 36)

    In diesem Jahr von Gott behütet! Das wünscht Ihnen

    Ihr Pfarrer Lothar Vierhock

    Deutschsprachige Katholische St. Elisabeth-Gemeinde Moskau

    Prospekt Vernadskogo 103/3/139

    RU – 119526 Moskau

    +7 917 527 5580 – Mobile

    +7 495 433 1280 – Festnetz

    Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist! Lukas 6,36 (Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig is

    http://www.elisabethgemeinde-moskau.de/mailto:[email protected]

  • Ausgabe 103 MosKultInfo 20

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    Aktuelle Veranstaltungen Museen, Theater, Konzertsäle

    Die meisten kulturellen Einrichtungen haben bis zum 15. Januar geschlossen.

    Bitte beachten Sie die Online-Angebote.

    Veranstaltungen des Goethe-Instituts

    Die Arbeit des Goethe-Instituts steht ganz im Zeichen des Deutschlandjahres in Russland, das Ende

    September begonnen hat.

    Programm und Informationen unter Deutschlandjahr (godgermanii.ru).

    Anzeigen

    Njanja und/oder Haushaltshilfe

    Unsere ehemalige Njanja und Haushaltshilfe Tamara sucht weitere Haushalte/Familien für ihre Tätig-

    keit.

    Für uns war sie als Njanja wie auch als Haushaltshilfe tätig. Sie ist absolut zuverlässig und gründlich,

    ein sehr offener und liebenswerter Mensch. Meine Töchter haben sie sehr gemocht. Tamara spricht nur

    russisch. Bei Interesse an ihrer Arbeit vermittele ich gerne.

    Tamara Maximenko +7 965 3648691, Heide Mehring +7 985 9203091

    Zuverlässige Mieter für möblierte 2-Zimmer-Wohnung (40 qm, Zweitwohnung) gesucht

    Die Wohnung liegt im Grünen, direkt neben einem Teich. Ganz in der Nähe befindet sich der

    Bitzewski Park mit dem Pferdesportzentrum.

    Die nächstgelegene Metrostation (Kachowskaja/Sewastopolskaja) ist zu Fuß in 10-15 Minuten erreich-

    bar. Es gibt freie Parkmöglichkeit.

    Die Wohnung befindet sich auf der 6. Etage eines 9-Geschossers. Sie hat eine komfortable Raumauftei-

    lung: Wohnzimmer mit offener Küche – 20 qm. Schlafzimmer – 12 qm. Badezimmer mit Toilette. Die

    Wohnung ist voll möbliert und frisch renoviert. Die notwendige Haushaltstechnik, wie Gasherd, Kühl-

    schrank, Waschmaschine, Staubsauger usw., ist vorhanden.

    Langzeitvermietung wird bevorzugt. Miete 40 000 RUR/Monat. Mietkaution – 1 Monatsmiete.

    Die Vermieter sprechen Deutsch und Englisch.

    Kontakt über Telefon: +7 916 362 80 72 oder E-Mail: [email protected]

    Hilfe im Haushalt gesucht?

    Unsere Haushaltshilfe, Tessa, sucht eine neue Stelle, da ihre bisherigen Familien, in denen sie tätig war,

    Moskau verlassen haben.

    Tessa spricht Englisch, ist sehr ordentlich, zuverlässig und hilfsbereit. Tessa würde auch an WE/Feierta-

    gen oder in den Ferien mit auf die Datscha fahren und dort aushelfen, wenn ihre Hilfe gebraucht würde.

    Bei Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung (+7 910 417 4258); Tessa ist erreichbar unter der Num-

    mer (+7 925 844 4689).

    https://godgermanii.ru/de/mailto:[email protected]