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Herausgeber der Feuerwehrchronik Bernd Klaedtke & Michael Thissen Feuerwehrschulen Entwicklung der Feuerwehrausbildung 11. Jahrgang 30. September 2015 Ausgabe 5

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FeuerwehrchronikFeuerwehrchronikHerausgeber der Feuerwehrchronik

Bernd Klaedtke & Michael Thissen

Feuerwehrschulen

Entwicklung der Feuerwehrausbildung

11. Jahrgang

30. September 2015

Ausgabe 5

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Entwicklung der Feuerwehrausbildung- ein kurzer Überblick

von Michael Thissen

September 2015 FEuErwEHrCHrONIK

Dieser Artikel erschien bereits 2014 im CTIF Ta-gungsband „Schulen und Ausbildungsstättender Feuerwehren“. Die Tagung fand in Cellestatt. Der Artikel wurde geringfügig geändert.

Einleitung

Mit der Eröffnung der „Provinzialfeuerwehr-schule in Beeskow-Bahrensdorf“ am 9. Juli1927 wurde ein Meilenstein in der Geschichteder Feuerwehr-Ausbildung geschrieben. Die inder Literatur anfänglich als FeuerwehrschuleBahrensdorf, später dann als „FeuerwehrschuleKurmark“ oder Mark Brandenburg bezeichnetwird, war mit ihrer Eröffnung die erste Feuer-wehrschule auf „deutschem“ Boden. Eingerich-tet und betrieben wurde sie vom Provinzial-Feu-erwehrverband Brandenburg unter der Leitungvon Erich Tiedt. Dass die Feierlichkeiten zur Er-öffnung der Ersten „deutschen“ Feuerwehr-schule ein reges Interesse, nicht nur aus dernäheren Umgebung und Brandenburg, sondernreichsweit, hervorriefen, zeigt wohl eindeutigdie nachfolgende Abbildung.

überhaupt zur Entscheidung eine zentrale Feu-erwehrschule einzurichten und zu unterhalten?Wie hat sich insgesamt die Feuerwehrausbil-dung in Deutschland entwickelt, besonders imHinblick auf eine ständig steigende Gefahren-lage und ein immer größer werdendes Betäti-gungsfeld der Feuerwehren? Ansatzweise wirdnachfolgend versucht, die Entwicklung der Aus-bildung der Feuerwehrkräfte und der Feuer-wehrschulen aufzuzeigen, wobei sich dieseAufarbeitung als schwierig gestaltet, da zahlrei-che Unterlagen, die Licht in so manches Dunklebringen würden, dem Verfasser nicht vorliegenund/oder nicht gefunden werden konnten.Somit kann das Ausbildungsgeschehen derFeuerwehren in der ehemaligen Deutschen De-mokratischen Republik (DDR) aufgrund der Tei-lung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkriegbis zur Wiedervereinigung zum jetzigen Zeit-punkt nur ansatzweise und bruchstückhaft wie-dergegeben werden.

Auch wird unter manchen Feuerwehrhistorikernüber die Frage diskutiert, wann ist eine Feuer-wehr-Ausbildungsstätte (DDR genannt „Ausbil-dungskommando“, ABK) überhaupt eine Feuer-wehrschule? Sicher hat jede „Ausbildungs-stätte“ ihre Eigenheiten und zum Teil unter-schiedliche – zum Teil nur regionale - Ausbil-dungsinhalte sowie -ansätze gehabt, aber dieseFrage kann und will ich hier nicht klären –ebenso ist es nicht Ziel dieses Beitrages, alleFeuerwehrschulen aufzuzeigen. Mit diesemBeitrag soll lediglich versucht werden, eineÜbersicht der Ausbildungsentwicklung anhandeinzelner Feuerwehrschulen im Kontext der je-weiligen Zeitepoche zum besseren Verständniszu vermitteln.

Sowohl als Verfasser eines Artikels, aber auchals Koordinator des diesjährigen Themas, sindmir der Inhalt der anderen deutschen Beiträgebekannt, so dass ich mich bemüht habe, darauf

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Gäste der Eröffnung der ProvinzialfeuerwehrschuleBahrensdorf

Viele Teilnehmer – neugierig auf das, was hiergeschaffen wurde - nahmen eine sehr weite An-reise für diese Feierlichkeit in Kauf, darunterzahlreiche Feuerwehrführer. Die Meinungen be-züglich dieser Einrichtung in Beeskow warengeteilt, doch dazu später mehr. Wie kam es

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Rücksicht zu nehmen, um eine ausführlicheDoppelbearbeitung (z. B. Reichsfeuerwehr-schule Eberswalde, Feuerwehrschule Hey-rothsberge) zu vermeiden.

Vor der Entstehung der ersten Feuerwehren

Bereits im Mittelalter wusste man um die enor-men Gefahren einer Brandentstehung bzw. –ausbreitung, wobei dies anfänglich als „StrafeGottes“ für ein liederliches und sündiges Lebenbetrachtet wurde, begünstigt zum einen durchdas zum Bau verwandte Material (Holz, Stroh),die dichte Bauweise mit schmalen Gässchen,offene Feuerstätten und andererseits durch dieständigen Brandstiftungen („Brandzettel“ anden Stadttoren). Dann gab es das Rauchen,aber auch die Handwerkszünfte mit ihrer be-trieblichen Feuersgefahr (Schmiede, Bäckeroder später Ziegeleien), die mitunter fahrlässigzur Brandgefahr beitrugen. Bereits frühzeitigwurden Feuerlöschordnungen erlassen, umdiesen Gefahren vorzubeugen, sie zumindestzu minimieren. Leider stieß der Landesherr zu-meist bei seinen Vasallen auf taube Ohren, sodass diese „Feuer=Edicte“ und Verordnungenimmer wieder erneuert und an die Gegebenhei-ten neu angepasst werden mussten, unter an-derem bereits 1554 die Jülich-Bergische Feuer-ordnung, für den Heimatbereich des Verfas-sers.

Diese für die damalige Zeit relativ umfassendenFeuerordnungen enthielten unter anderem Re-gelungen für das regelmäßige Kaminkehren,das Bevorraten von Löschgeräten, das Einde-cken der Dächer mit Schiefer und Pfannen, dasRauchverbot in feuergefährlichen Bereichen(wie Ställen und Scheunen) quasi überall dort,wo vermehrt brennbares Material genutzt odergelagert wurde.

In den Verordnungen waren deshalb unter an-derem folgende Punkte geregelt: Meldung vonFeuer, Gestellung von Pferden zum Transportder Handdruckspritzen, Einrichtung von Feuer-korps, Alarmierung bei ausgebrochenem Feuer,Löschwasserversorgung, das Handwerker alsHelfer bevorzugt waren.

Dadurch waren zwar erste Regelungen getrof-

fen, aber dennoch war man noch meilenweitvon einem organisierten Brandschutz entfernt.Es zeigte sich trotz dem damaligen Regelwerk,dass der Ablauf an der Brandstelle vielfachmehr als ungenügend war. Viele Bewohnerfolgten nicht dem Aufruf zum „Löschen“, son-dern schauten lieber zu und gaben „gute“ Rat-schläge. Dabei war das Nichterscheinen amBrandort oder das Nichtstun mit Strafe belegt.Zudem kam es immer wieder zu Plündereien,die die durch den Brand gebeutelten Bewohnernoch mehr in finanzielle Bedrängnis brachten.Den Betroffenen blieb oft nichts anderes übrig,als nach so einem Ereignis betteln zu gehen.

In manchen Gebieten Deutschland entstanden(in jüngerer Zeit auch) anfänglich Pompier-Corps nach französischem Muster. Zudem gabes bereits um 1840 bürgerliche Rettungs- undLöschgesellschaften, die das Bedienen derLöschgerätschaften übernahmen. Vielfach wa-ren in diesen Gesellschaften die Turner maß-geblich am Aufbau beteiligt beziehungsweisebildeten eigene Löschmannschaften. Die Ge-meinden stellten entsprechende Löschgerät-schaften zur Verfügung die mehr oder wenigergewartet und instand gehalten worden. Aberdieses reichte ebenfalls nicht aus, um die Ab-läufe an der Brandstelle zu organisieren.

Das beste Beispiel hierfür ist der große Brand1842 in Hamburg. Obwohl man dort durch ne-benberufliche Spritzenmannschaften, den „Witt-kitteln“, zahlreichen Spritzen und eine, durchdie Hafenanlagen, guten Wasserversorgungverfügte, brannte doch gut ein Drittel der Stadtnieder. Die umfangreiche Hilfe aus den benach-barten Ortschaften und aus der Ferne halfnichts, es fehlte an einer vernünftigen Alarmie-rung und der entsprechenden Ausbildung derLöschmannschaften. Erschwerend kam hinzu,dass extrem trockenes Wetter herrschte unddie Kanäle wenig Wasser führten.

Die Entwicklung französischer Pompier-Corpswurde auf deutscher Seite mit Interesse beob-achtet, besonders im Badener Raum, welchernur durch den Rhein von Frankreich getrenntwar. Aber auch wandernde Handwerksgesellenkamen ins Elsass und/oder noch weiter und

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brachten fundierte Kenntnisse mit. So auch derdamalige Handwerksgeselle Carl Metz, der be-reits 1842 in Heidelberg eine Fabrik für hydrau-lische Maschinen und eine Eisen- und Messing-gießerei gründete – später berühmt durch seinePompierspritze nach französischem Muster.Viele Jahre sollte er das Geschäft dominieren,wobei er nicht nur Löschgerätschaften her-stellte, sondern auch diese vor Ort präsentierteund die Mannschaften in die Bedienung ein-wies. Dadurch waren die Mannschaften in derBedienung der Handdruckspritzen zwar einge-wiesen, aber immer noch weit von einer orga-nisierten Brandbekämpfung entfernt.

Es gab zwar vielerorts bereits die schon vorhergenannten Rettungs- und Löschgesellschaftenund dergleichen, die entstehende Brände be-kämpften, doch fehlte ihnen die feste Strukturund entsprechende Organisation um Brände ef-fektiv anzugreifen. Vielfach wurden noch Ge-bäude eingerissen, um eine Brandausbreitungzu verhindern. An der Brandstelle übernahmmeist der Bürgermeister oder ein anderer hoherBürger der Gemeinde die Leitung der Brandbe-kämpfung, doch waren diese und die Mann-schaften lediglich in den Gerätschaften einge-wiesen. Ihnen fehlte eine entsprechende Aus-bildung und eine Einsatztaktik um Brände effek-tiv zu bekämpfen. Mancherorts lagerten zudemdie Löschgerätschaften in einem Schuppen, imJahresverlauf selten oder gar nicht hervorge-holt, um mit diesen zu üben, kam es dabei auchvor, dass sie (lange nicht genutzt) bei einemEinsatz unbrauchbar waren. Handdruckspritzenfunktionierten durch Rostfraß nicht, Rettungs-leitern waren wurmstichig und Schläuche un-dicht.

Die ersten Feuerwehren

1846 lieferte Metz eine Stadtspritze nach Dur-lach, die vor Ort seine Mitarbeiter vorführten.Die Spritze übernahm dabei Christian Hengst,Stadtbaumeister in Durlach. Er übernahm dieAnregungen von Metz, ging dabei aber andereWege. Schon kurz nach dem Erhalt der Stadt-spritze schlug er dem Magistrat die Einrichtungeines Pompiercorps vor. Den Begriff Feuerwehrgab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Hengstsah im Gegensatz zu Metz, der „nur“ 12 Mann

zur Bedienung der Spritzen für ausreichendhielt, mehr als 50 Personen vor, die nicht nurdie Spritzenmannschaft stellte, sondern aucheine Steigerabteilung bildete. Von nun an wurdekräftig und mit Begeisterung geübt. Als Vorbilddienten militärische Instruktionen und Verfah-rensweisen mit ihrer straff organisierten Einheitund Begriffen, wie Respekt, Subordination, Dis-ziplin und einem entsprechenden Exerzitium. Erhatte erkannt, dass das ungeregelte Vorgehenan der Brandstelle selten zum gewünschten Er-folg führt. Eine straffe militärisch-organisierteLöschmannschaft bildete er, die in der Nachbar-schaft positives Aufsehen erregte. Bei einerÜbung konnte sie überzeugen. Dazu teilte erseine Mannschaft ein in Steiger und Pumpen-personal. Seine Ausbildung verlief militärischgedrillt, dafür musste er sich von seinem Ge-meinderat den Vorwurf der „Soldatenspielerei“anhören. In seiner späteren Autobiographieklagte er folgendermaßen darüber: „Im Jahre 1846 fing ich an die erste regulierteFeuerwehr zu gründen, was mir erst im Jahre1847, wo ich im Januar die ersten öffentlichenProben abhalten konnte, am 27. Februar des-selben Jahres die erste Feuerprobe bei demdamaligen Theaterbrand zu Carlsruhe glücklichüberstanden, vollständig gelungen ist, wo ichder vielen Schwierigkeiten, welche mir stets inden Weg gelegt wurden, und der allzu geringenUnterstützung meines Unternehmens von Sei-ten des damaligen Gemeinde-Raths gar nichtzu gedenken, welcher zum größten Theil langeZeit eine Soldatenspielerei zu erblicken glaubte,bis oben erwähnter Theaterbrand dem Institutdie Krone gleichsam aufsetzte, und über dieZweckmäßigkeit desselben nicht nur eineStimme im engeren Vaterlande, sondern auchbei auswärtigen Staaten herrschte, worüber ichviele Correspondenzen lange Zeit mit letztenführen musste; und so verbreitete sich die guteSache in solchem Maße, dass jetzt im Landeselbst nur noch wenige Städte sind, welchenoch keine Feuerwehren haben!“

Im 19. Jahrhundert wurde regelmäßig und aus-führlich über Theaterbrände berichtet, die meis-ten fanden in Paris statt. In der Regel waren beidiesen Bränden viele Tote und noch mehr Ver-letzte zu verzeichnen. Am 28. Februar 1847 ge-

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riet das Hoftheater in Karlsruhe in Brand. Bei2.000 Besuchern waren 63 Tote und 200 Ver-letzte zu beklagen. Zu diesem Brand wurdespäter die Durlacher Löschmannschaft zur Hilfegerufen.

Erstmalig gab es Berichte, nicht nur vom Chaosan der Brandstelle, sondern auch vom organi-sierten und gezieltem Auftreten einer Lösch-mannschaft, und zwar der Durlacher Kompanie.Durch das geordnete und gezielte Eingreifender Durlacher Mannschaft, geführt von Chris-tian Hengst, konnte die Orangerie und die Ba-dische Staatskasse gerettet werden. Währendman vorher nur auf Schadensbegrenzung be-dacht war, so wurde durch die Durlacher erst-malig das Feuer gezielt angegriffen. Früher wares üblich, um eine Brandausbreitung zu vermei-den, die Bereiche einzureißen. Dabei waren dieDurlacher, als Nachbarn erst viel später zur Hil-feleistung hinzugerufen worden - früher eineselbstständige Gemeinde - ist Durlach heuteein Stadtteil von Karlsruhe. Nur durch die Über-nahme militärischer Grundsätze war der Erfolggegeben. Regelmäßiges und gezieltes Übenwar der Schlüssel zu diesem Erfolg.

Christian Hengst setzte auf ein Nummernsys-tem, welches auf immer den gleichen PersonenAnwendung fand. Jeder hatte sein speziellesAufgabengebiet, welches mit einer Nummer ge-

kennzeichnet war. Nach diesem System fanddie drillmäßige und regelmäßige Ausbildungstatt. Jeder hatte seinen Platz und seine Auf-gabe. Ein entsprechendes Reglement lag die-sem zu Grunde.

Dieser Erfolg zog weite Kreise, der vom Mark-graf Wilhelm von Baden in seinen Kreisen ver-breitet wurde. Viele Gemeinden fragten bei denDurlachern an, baten darum an Übungen teil-zunehmen. Hengst unterstütze diese Bemü-hungen und erhielt bereits im April 1847 dieGoldene Verdienstmedaille aus der Hand desGroßherzogs Leopold.

Drei Tage nach dem Theaterbrand erklärtensich 100 Karlsruher Bürger bereit, in das zu bil-dende Karlsruher Pompiercorps einzutreten.Spontan melden sich in der Gründungsver-sammlung noch eine größere Anzahl von Tur-nern. 1847 wurde in einer Karlsruher Zeitungerstmalig der Begriff Feuerwehr geprägt, dernamensgebend für das Löschwesen inDeutschland wurde.

Die Revolution 1848 brachte ein Umdenken.Gerade die Turner waren oft federführend beimVorantreiben des Löschwesens. Vielfach unter-stützten sie die hiesigen Löschmannschaftenmit einer Steigerabteilung und/oder gründeteneigene Turnerfeuerwehren. Aus diesen Turner-feuerwehren wurden oft Freiwillige Feuerweh-ren gebildet oder sie vereinigten sich mit denvorhandenen Freiwilligen Feuerwehren.

Nicht ganz so selten war der Umstand, dass(gemäß polizeilicher Verordnung) mitunter dreiFeuerwehren im Ort anzutreffen waren, undzwar die Turnerfeuerwehr, die freiwillige Feuer-wehr und eine Pflicht- und/oder Bürgerfeuer-wehr. Die drahtigen und trainierten Turnerwaren besonders für die Feuerwehren geeig-net, insbesondere für die Steigerabteilungen.Immer mehr Feuerwehren bildeten sich nachdem Durlacher Muster. Viele neugegründeteoder in der Gründung begriffene Feuerwehrennahmen, nachdem sie sich in Durlach nachdem neuen System erkundigt hatten, deren Bei-spiel in ihre Organisationsform auf. Ein Schwer-punkt dieser Entwicklung war der süddeutsche

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Christian Hengst, Durlach

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Raum, sicherlich begünstigt durch die HerrenHengst, Metz und später Magirus. Aber auch inSachsen und anderen Landesteilen entwickel-ten sich zu dieser Zeit erste Freiwillige Feuer-wehren.

Nachdem die ersten Freiwilligen Feuerwehrenins Leben gerufen waren, entwickelte sich inBerlin ein anderes System und zwar das derBerufsfeuerwehr.

Die Forderung des Innenministers von Dohna„Berlin soll das Muster für alle anderen Städtewerden“, führte nicht nur zur Ernennung desersten Königlichen Polizeipräsidenten von Gru-ner, der bereits den ersten Jahresbericht "DasFeuerlöschwesen in Berlin 1809-1811" ver-fasste, sondern auch „um endlich im Interesseder Kommune eine Kostenersparnis zu erzie-len“ zu diversen „Verschmelzungen der Lösch-mannschaft mit z. B. der Schutzmannschaft“aber auch zur Ernennung des ersten Königli-chen Branddirektors von Berlin C. L. Scabell, der bereits 1843 Oberspritzenkommissariusund ab 1845 für die Nachtwachtspritzen der"Militair-Polizei-Invaliden-Kompagnie" zustän-dig war.

Aufgrund von Scabells hervorragender Ausbil-dung (höherer Verwaltungsdienst) war er als„Polizei-Hauptmann, welcher die ganze Verwal-tung dirigierte, außerdem Kommissarius desPolizei-Präsidiums bei der Ministerial-Bau-Kommission, Mitglied der Kommission für die inBerlin bestehenden Wasserbauten“ (späterwurden ihm weitere Bereiche übergeben: ne-ben der Feuerwehr, die Stadtreinigung, das Ge-fängniswesen, die Strom- und Schifffahrts-polizei etc. auch das „Victoria“-Theater) undhatte aufgrund seiner Reisen bereits schongenug Erfahrungen sammeln können, damit ernicht unvorbereitet sein Amt bei der ersten Be-rufsfeuerwehr Deutschlands übernehmen konn-te – nur leider dauerte dies fast 10 Jahre,obwohl es bereits nach dem Brand "Hausvog-teiplatz 4" im November 1846 bei dem sechsMenschen starben, hieß: "Die Notwendigkeit,eine Berufsfeuerwehr zu schaffen, wird allge-mein anerkannt." Die Hausvoigtei war das Kö-nigliche Gefängnis, mit Schreiben vom 1.

Oktober 1854 wurde Branddirektor Scabell zurÜbernahme der Vormundschaft über die Toch-ter Friederike Mathilde, geboren den 15. Mai1831, des verstorbenen Hausvoigtes Oberfeu-ermann Gürschner, die Einwilligung erteilt.

Aufgrund der Größe der Stadt, Berlin hatte1852 schätzungsweise 439.000 Einwohner,mussten die Verantwortlichen einen anderenWeg gehen, denn Carl Ludwig Scabell lehnte ineiner Stellungnahme die damaligen Vorschlägevon Carl Metz ab, in Berlin eine freiwillige Feu-erwehr einzurichten. Scabell hatte sich schonJahre zuvor Gedanken über eine, nach dem mi-litärischen Prinzip, arbeitende Löscheinrichtunggemacht und die seinem Magistrat vorgeschla-gen. Im Jahr 1851 bildete er in Berlin, nacheiner entsprechenden Beauftragung, die erste„deutsche“ Berufsfeuerwehr. Er übernahm denim süddeutschen Raum gebildeten Namen„Feuer=Wehr“. 1853 verfasste besagter Scabellein umfassendes Werk zur neuen Lösch-Orga-nisation in Berlin mit dem Titel „Das Feuerlösch-wesen Berlins“ und fasste dort die erforder-lichen Dinge des geordneten Feuerlöschwe-sens wie folgt zusammen:1. dem schnellen und sichern Bekannt-

werden der Brandstelle,2. dem schnellen Herbeieilen der Lösch-

mannschaften,3. guten und ausreichenden Geräthschaf-

ten,4. eingeübten Bedienungsmannschaften,5. einem einheitlichen Kommando und6. hinreichendem Wasservorrath

Scabell spricht ebenfalls von einer eingeübtenBedienungsmannschaft, da in der Vergangen-heit diese nicht so effektiv war. Er führt dazuaus „Diese bestanden größtentheils aus alten,verarmten Bürgern, welche bei einer jährlichenBesoldung von nur 6 und 12 Thlrn. es für über-flüssig und unrecht hielten, sich irgendwie an-zustrengen, und als eine wilde, zuchtloseMasse auf der Brandstelle thaten, was ihnengut dünkte“. Er sprach dabei von Alkoholgenussund mutwilliger Zerstörung der Löschgeräte,um nur nicht länger arbeiten zu müssen. Dieweitere Bedienung der Gerätschaften fiel dannin die Hände zufällig anwesender Personen, die

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keine Verbindung zum Löschwesen hatten unddie sich einfach nach Lust und Laune wiederentfernten.

Nach der Reorganisation des Berliner Feuer-löschwesens und damit der Bildung einer Be-rufsfeuerwehr hat Scabell Erfolge verbucht. Errichtete ständig besetzte Feuerwachen mit fes-ten Mannschaften ein. So führte er unter ande-rem zu den Bedienungsmannschaften aus: „[...]Wenn schon hierin eine große Garantie für dieWirksamkeit der Feuerwehr liegt, so kommtdoch noch vorzugsweise in Betracht, dassMannschaften und Geräthe nicht mehr verein-zelt, sondern auf einmal und sehr schnell aufder Brandstelle erscheinen, dass jeder Mannsowohl das Geräth, welches er zu bedienen, alsdie Funktionen, welche er dabei auszuüben hat,im voraus weiß und genau kennt, dass endlichdie Mannschaften unter militärischer Disziplinstehen, mithin zu unbedingtem Gehorsam ver-pflichtet sind, und so jede nöthig werdendeOperation auf das diesfällige Kommando sofortausgeführt werden kann.“

Bei der Berufsfeuerwehr zeigte es sich, dasseine entsprechende drillmäßige Ausbildung undeine genaue Kommandostruktur mit die Grund-lagen für den Löscherfolg sind.

Von der Gründung des deutschen Feuer-

wehrverbandes bis zum Ende des ersten

weltkrieges

Ein Mann der ersten Stunden war ebenfallsConrad Dietrich Magirus, er trat 1850 bereits alseiner der ersten Verfasser von Feuerwehrlitera-tur auf. 1853 lud er die Feuerwehrvorstände derwürttembergischen Feuerwehren zu einer ers-ten Versammlung nach Plochingen ein. DieseVersammlung fand reges Interesse, so dassweitere Zusammenkünfte stattfanden. Späterwurde dieser Tag als das Gründungsdatum desDeutschen Feuerwehrverbandes festgelegt.

Konnte Magirus 1853 in Plochingen zehn Ab-ordnungen von Feuerwehren begrüßen, sowaren es 1862 in Augsburg bereits Delegatio-nen von 135 Feuerwehren. Magirus machtesich später, ebenfalls wie Metz, einen Namenals Fabrikant für Feuerwehrgerätschaften.Diese Treffen dienten vielfach der gegenseiti-gen Information und Erfahrungsaustausches.Die frühen Feuerwehren übten praktisch amGerät, ein theoretischer Unterricht kam abererst sehr langsam auf. Dafür fehlte die Erfah-rung, da es in manchen Orten manchmal jahre-lang nicht brannte. Die Feuerwehrführer hattenselbst vorher keine Ausbildung genossen. DieFührer dienten nach oben genannten Treffenals Multiplikatoren, um das erlangte Wissen anihre Mannschaften weiter zu geben, weil eseine andere Informationsquelle damals nichtgab.

Bisher waren die Turnerzeitungen das Ver-bandsorgan der Feuerwehren, dieses solltesich 1860 ändern. In Mainz beschloss man dieHerausgabe einer eigenen Feuerwehr-Fach-zeitschrift der „Deutschen Feuerwehrzeitung“,die heute noch bzw. wieder in der Zeitschrift„Brandschutz“ existiert. Erst durch die Heraus-gabe dieser Zeitungen gelang es, mit entspre-chenden Themen das Feuerlöschwesen zufördern. Viele Beiträge dienten als Diskussions-grundlage, so dass jeder Leser bzw. Abonnentvon den Erfahrungen anderer Feuerwehren undFeuerwehrmännern, aber ebenso von denNeuerungen der Geräteindustrie profitierenkonnte. In den Feuerwehrzeitungen wurdenneben Einsatzberichten vermehrt Hinweise

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Carl Ludwig Scabell - Gründer der ersten deutschenBerufsfeuerwehr

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über das Verhalten bei Bränden oder die Ret-tung von Menschen gegeben - der Blätterwaldsollte sich vermehren, um ein breiteres Publi-kum zu erreichen, hier sind ansatzweise einpaar Beispiele genannt:

Was kann man von einer guten freiwilligen Feu-erwehr verlangen? (Deutsche Feuerwehr-Zei-tung, 30. Dezember 1871, Seite 205-206)

Ueber Packhausbrände, deren Ursache und dieSchwierigkeiten des dabei zu beobachtendenLöschverfahrens (Deutsche Feuerwehr-Zei-tung, 29. März 1872, Seite 49-50)

Ansichten über Menschen-Rettungsgeräthe beiFeuersgefahr (Die Feuerspritze, 1. Juni 1876,Seite 5)

Behandlung, Unterhaltung und Aufbewahrungder Feuerspritzen (Mitteilungen für den Feuer-wehr-Verband des Reg.-Bez. Wiesbaden, Mai1881)

Eine gezielte und ausreichende Ausbildungfand dadurch natürlich nicht statt, aber verein-zelt konnte das Gelesene entsprechend bei denÜbungen umgesetzt werden.

Die zunächst auch vor Bürgermeistern undStadtverordneten gehaltenen Fachvorträgedienten neben dem theoretischen Unterricht derInformation über neue gesetzliche Bestimmun-gen, enthielten Informationen über abgehalteneFeuerwehrtage und brachten sonstige Neuhei-ten zur Kenntnis. An Feuerwehrschulen, Ausbil-dungskonzepte oder sonstige Ausbildungsmög-lichkeiten, dachte zu diesem Zeitpunkt abernoch niemand und bis zur Verwirklichung bzw.Einrichtung einer Feuerwehrschule sollte esnoch ein langer Weg sein.

In den Anfangstagen war fast jede Wehr aufsich allein gestellt, Erfolge anderer Wehrensowie der gegenseitige Erfahrungsaustauschführten zu Gründungen von Kreis- und Landes-verbänden und mit diesen sollte in Bezug aufdie Ausbildung ein Wandel entstehen. Regel-mäßige Besprechungen fanden in den meistenVerbänden statt, der Erfahrungsaustausch in-

tensivierte sich. Auf den Verbandstagen konn-ten die Teilnehmer speziellen Vorträgen lau-schen, die sich unter anderen mit Ausbildungund Einsatzgeschehen befassten. Im An-schluss daran wurde ausgiebig diskutiert, prall-ten mitunter unterschiedliche Meinungen undAuffassungen aufeinander – aber die Einheit-lichkeit fehlte immer noch, und es fand vielfachkeine wissenschaftliche Aufarbeitung der Ge-schehnisse statt. Innerhalb der Kreise gab esbei den Wehren unterschiedliche Ansätze derAusbildung, dieses hing natürlich mit den örtli-chen Gegebenheiten zusammen. Zudem be-stand die Ausrüstung in den kleineren Ort-schaften meist nur aus einer Handdruckspritze,selten mehr.

Zwar wurde in der Feuerwehrpresse über zahl-reiche neue Gerätschaften informiert, nur konn-te über diese Anzeigen nicht immer auf die An-wendungsgebiete bzw. Anwendungsart ge-schlossen werden. Es ist etwas anderes einGerät in Zeitungen zu betrachten, ohne diesesjemals im Feuerwehrleben selbst in der Handgehabt zu haben - geschweige denn, je prak-tisch testen zu können. Manche der damaligenHersteller existieren heute noch, nur haben sichdie Geräte, ihr Aussehen und ihre Nutzungs-möglichkeiten gewaltig verändert.

Auf Landesebene setzten regionsübergreifendeKurse ein, so 1892 in Böhmen, wo der Feuer-wehr-Landes-Centralverband zum „ersten Feu-erlösch-Fachcurs“ in die Staatsgewerbeschulein Reichenberg einlud. Dabei handelte es sichnicht um einen Tageskurs, sondern um einenWochenkurs (25. – 31. Juli 1892) der montagsbegann und sonntags endete. Laut Nachricht inden „Mitteilungen auf dem Gebiete des Feuer-löschwesens“ (15. September 1892) war Rei-chenberg wohl bewusst für diesen erstenKursus auserwählt worden, „da diese Stadt, wiekaum eine zweite Stadt in Böhmen, so günstigeVorbedingungen für einen erfolgreichen Verlaufaufzuweisen vermag. Einerseits besitzt dieStadt eine große, trefflich geschulte freiwilligeFeuerwehr mit einem sehr reichhaltigen undvielseitigen Requisitenparke, welcher einenweitgehenden Anschauungsunterricht ermög-licht; andererseits besteht bereits durch eine

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Reihe von Jahren an der höheren k. k. Staats-gewerbeschule in Reichenberg ein Lehrcurs fürFeuerlöschwesen“.

Dass Ausbildung wichtig ist, erkannte wohl fastjeder, so auch L. Faller 1893 in seinem Buch„Das Feuerlösch- und Rettungswesen in El-sass-Lothringen“. Dort führt er unter anderenaus: „Um zu dem Zweck zu gelangen, zu wel-chem eine Feuerwehr eigentlich errichtet wird,d. h. an der Löschung der Brände zu arbeitenund die Rettung so schnell als möglich auszu-führen, müssen die Mannschaften einem Ue-bungsdienst unterworfen werden, der ein sehranstrengender ist, da die gestellten Anforderun-gen sehr umfassende, die Geräthschaften sehrverschieden sind und die freiwilligen Mann-schaften nur über eine beschränkte Zeit verfü-gen. Unsere Feuerwehrmänner aber sind be-harrlich bei der Arbeit, und sie werden auchzum Ziele gelangen – koste es was es wolle!Wir theilen unseren Uebungsdienst folgender-massen ein: Rekrutenuebungen, Abteilungsue-bungen, Uebungen der Chargierten, Gesammt-übungen.“

Rekrutenübungen kann man mit der heutigenAusbildung der Feuerwehrmannanwärtergleichsetzen. So sollten diese mit den vorhan-denen Gerätschaften vertraut gemacht werdenund die ersten Grundzüge des Löschwesenskennenlernen.

In der Ausgabe der Deutschen Feuerwehr-Zei-tung vom 12. Juli 1908 werden die zehn Gebotefür den deutschen Wehrmann aufgeführt. Dasdritte Gebot heißt: „Glaube nie, dass du nichtsmehr zu lernen habest!“ Diese prägnante Aus-sage hat ihre Gültigkeit bis heute nicht verloren.

Auf der Tagesordnung der Sitzung des Preußi-schen Landesfeuerwehrverbandes am 11. De-zember 1909 in Berlin stand unter Punkt 3 derAntrag aus Schlesien „Der Preußische Landes-feuerwehrausschuß wolle eine Eingabe an denHerrn Minister des Innern richten über die Ein-richtung eines Unterrichts im Feuerlöschwesenan Fachschulen in Preußen (Referent: Kame-rad Hellmann)“.

Ein solcher Unterricht fand wohl schon statt, esfehlte aber die Regelmäßigkeit. In der Zeitschrift„Archiv für Feuerschutz-, Rettungs- und Feuer-löschwesen“ vom Mai 1910 findet sich eine Ta-

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Feuerwehr-Fachkursus 1909 im Bezirksverband Op-peln

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belle über Unterricht im Feuerlöschwesen, wel-che Kamerad Hellmann, der Vorsitzende desSchlesischen Provinzial-Feuerwehrverbandes,zusammenstellte: Unterrichte in Baugewerke-,Landwirtschafts-, Winter- und Handwerksschu-len, die mehr oder weniger oft stattfanden. DerErfolg dieser Unterrichte war oft fraglich, wie dieTabelle hergibt und diese konnten natürlichkeine regelmäßigen und von kundiger Hand ge-führten Kurse an einer Feuerwehrschule erset-zen - so blieb den Verbänden nur übrig weiter-hin Führerkurse abzuhalten.

Führerkurse fanden in allen Landesteilen statt,zum Beispiel lud der Thüringer Feuerwehrver-band in der Zeit vom 23. bis zum 25. April 1910nach Gotha ein. Themen waren dabei unter an-derem Feuerlöschtaktik, Rauchschutz, elektri-sche Anlagen und Bautechnik, sogar das Ein-binden und die Reparatur von Schläuchen galtes zu erlernen.

Ein Jahr zuvor, 1909, konstituierte sich derPreußische Feuerwehr-Beirat und kam vom 15.bis zum 16. März 1909 zur ersten Sitzung inBerlin zusammen. Er hatte eine umfangreicheTagesordnung zu bewältigen. Unter Punkt 11der Tagesordnung sollte die „Einrichtung vonLandesfeuerwehrschulen“ behandelt werden.Vortragender war hier Feuerlöschdirektor Kra-meyer aus Merseburg. Seine ersten Ausführun-gen zum Thema Ausbildung waren nieder-schmetternd und gaben wohl den damaligenStand wider. Er führte aus: „Eine Ausbildung imFeuerlöschwesen, die auch nur einigermaßenzum Ziele führte, gibt es zur Zeit in Preußennicht. Der Unterricht an Seminaren, landwirt-schaftlichen Winterschulen und Baugewerk-eschulen reicht nicht aus, weil er nicht gründlichgenug erteilt werden kann und weil in den meis-ten Fällen die notwendigen Lehrmittel, Modelleund Geräte fehlen.“

Eine Ausbildung der freiwilligen Feuerwehrenbei Berufsfeuerwehren nützt den Teilnehmernwenig, da andere Einrichtungen, Geräte undExerzierreglements verwendet werden. EineKernaussage Krameyer’s war aber unter ande-rem: „Endlich aber fehlt es ja in Preußen aneinem einheitlichen Exerzierreglement, und wer

in einer Provinz ausgebildet ist, kennt dieÜbungsordnung in der andern nicht.“

Er schlägt vor eine Landesfeuerwehrschule inBerlin zu errichten. Seine Ziele sind hoch, wienachfolgende Ausführung aufzeigt: „Aber dieSache müsste einen großzügigen Anstrich er-halten. Vom einfachsten niedersächsischenBauernhause mit Strohdach und offenem Herd-feuer mit Ziehbrunnen, bis zum feuerfest ge-bauten modernen Theatergebäude und Waren-hause, von der Stoßspritze bis zur Automobild-ampfspritze und der Wasserleitung mit Ober-flurhydranten muß alles durch Bauten, Modelleund Zeichnungen ersichtlich sein. Nur wenn dieEinrichtungen so großzügig angelegt werden,kann jeder das sehen und lernen, was er zuHause gebraucht.“

Nach seinen noch weitergehenden Ausführun-gen entstand eine angeregte Diskussion an derauch Branddirektor Dr. Reddemann teilnahm.Mit der Aussage: welche Kamerad Krameyervorgeschlagen hat, halte ich für ein sehr schö-nes Ziel, für ein so schönes, dass wir es in ab-sehbarer Zeit nicht erreichen werden.“ Ob esDr. Reddemann zu diesem Zeitpunkt bewusstwar, wie recht er mit dieser Aussage behaltensollte, wissen wir nicht. Letztendlich behielt errecht. Die anfallenden Kosten ebenso wie einvorgeschlagener Kurszeitraum von sechs Wo-chen waren das Zentralthema der Diskussion.

Es gab aber auch Aussagen, wie die von Feu-erlöschdirektor Troje (Ostpreußen), wonach erden Wunsch nach einer Landesfeuerwehr-schule nicht mittragen könne und stattdessenerklärte, dass der Schwerpunkt der Ausbildungin der Heimat-Provinz verbleiben muss. Einweiterer Kernpunkt seiner Ausführungen war,dass er kein Freund der Exerzierreglements ist:„Meiner Ansicht nach wird überhaupt viel zu vielWert auf das sogenannte Exerzieren gelegt, be-sonders auf das gleichmäßige Leitersteigen.Das sieht ja sehr schön aus, erfordert aber sehrviel Zeit und nützt an sich nichts.“ Dieser Mei-nung war Troje bereits im Jahre 1909. Der Ver-fasser hat dieses gleichmäßige Leitersteigennoch bei seiner B1 Grundausbildung im Jahre1981 kennenlernen dürfen.

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An der Diskussion beteiligte sich noch Feuer-löschdirektor Wernich und BranddirektorSchänker. Die überwiegende Meinung war,dass die dezentrale Ausbildung an Bauge-werke- oder ähnlichen Schulen bzw. bei vor-handenen Berufsfeuerwehren Vorrang habensollte. Obwohl Krameyer’s Wunsch nach einerzentralen Landesfeuerwehrschule wenig Zu-stimmung fand, beschloss man dennoch diesenGedanken nicht aus den Augen zu verlierenund den Antrag an eine Kommission zu über-geben.

Eine Wende trat ein, als im September 1909zwei Gönner aus Berlin, und zwar die HerrenHauptmann a. D. Werner und Kaufmann Lö-wenstein dem Preußischen Feuerwehr-Beiratein in der Gemarkung Pätz in der Nähe von Kö-nigs Wusterhausen gelegenes Gelände in derGröße von 12 Morgen schenkten. Heute gehörtder angedachte Platz zur Gemeinde Besten-see. Weitere Spenden kamen vom Verband derBerliner Kohlen-Großhändler und einem Gön-ner der nicht genannt werden wollte.

Auf der Tagung des Preußischen Feuerwehr-Beirates im März 1910 war nicht nur von derSchule, sondern auch von einem Erholungs-heim die Rede. Man ging in die konkrete, sehrumfangreiche Planung. Ein Kostenplan wurdeaufgestellt und über Deckung der Kosten nach-gedacht, unter anderem sollte eine Lotterie hilf-reich sein. Erste Baupläne wurden erstellt, manwar frohen Mutes diese Planungen zu verwirk-lichen.

In den folgenden Jahren wurden die Pläne

immer konkreter, der Kostenrahmen konntebesser erfasst werden, galt es nun eine Summevon 800.000 bis 1.000.000 M für den Bau selbstsowie die Inneneinrichtung, aber auch die lau-fenden Betriebskosten aufzubringen. Es solltenein Direktor, zwei Brandmeister, vier Oberfeu-erwehrmänner, ein Arzt und weiteres Personaleingestellt werden. Die erhofften Spenden undEinnahmen flossen allerdings nicht so wie ge-dacht, Ortskomitees sollten die Finanzierungunterstützen, doch außer in Wiesbaden bilde-ten sich keine. Für manche Provinzen war derStandort wohl zu weit entfernt, andere planteneigene Erholungsheime. Auf der außerordentli-chen Sitzung des Preußischen Feuerwehr-Bei-rats am 11. November 1912 drückte es der Vor-sitzende Reichel so aus: „Die Hoffnungen, wel-che für das Zustandekommen des Feuerwehr-Erholungsheims und für die Aufbringung derMittel hierfür gehegt wurden, haben sich nichterfüllt. Bis jetzt sind 85.000 M gesammelt undmehrere wertvolle Stiftungen verschiedener Sa-chen und Materialien zugesagt worden.“ Manwar weit von den gesteckten Zielen entfernt, sodass man schweren Herzens von der weiterenPlanung Abstand nahm. Da die überwiegendenZahlungen aus Berlin kamen, wurde der Be-schluss gefasst, die gesammelten Gelder zurEinrichtung eines Feuerwehr-Erholungsheimsfür Groß-Berlin und die Provinz Brandenburg zuverwenden – dazu ist es allerdings nicht ge-kommen.

Bevor allerdings die Planung zur Feuerwehr-schule bei Königs Wusterhausen begann, gabes bereits Jahre vorher einen entsprechendenVorstoß. Im Teltower Kreis-Blatt vom 6. Mai1896 war zu lesen, dass am 17. Mai der 3. Un-terverbandstag der freiwilligen Feuerwehrendes Kreises Teltow in Zossen stattfand unteranderen mit folgendem Tagesordnungspunkt 3:„Anträge der Wehr Britz auf Einführung einheit-licher Statuten für die Wehren im Kreise Teltowund Bildung einer Feuerwehr-Fachschule.“ Obder Antrag sich auf eine kreis- oder landesweiteFeuerwehrschule bezog, ist zum jetzigen Zeit-punkt nicht bekannt.

Die Ausbildung der Berufsfeuerwehr-Offizieregewann immer mehr an Bedeutung. Hatte in

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Geplantes Erholungsheim und Feuerwehrschule inPätz bei Königs Wusterhausen

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den Anfangsjahren zuerst kaum einer eine feu-erwehrtechnische Ausbildung genossen oderentsprechende Erfahrungen sammeln können,so wandelte sich dies langsam. Die Städte mitBerufsfeuerwehren gestalteten ihre Stellenan-zeigen entsprechend den neuen Anforderun-gen. So wurde in der Zeitschrift „Feuer undWasser“ eine Übersicht veröffentlicht, aus derdie Anforderungen ersichtlich sind, die der Be-werber jeweils mitbringen sollte. Die Stadt Dort-mund suchte 1901 einen Brandmeister, diesersollte eine berufsmäßige Ausbildung als Feuer-wehr-Offizier, Vorbildung auf bautechnischemGebiet und weitgehende Erfahrung im Feuer-löschwesen haben. Im selben Jahr bestand fürdie Stadt Köln nur die Anforderung, dass derBrandmeister ein Offizier im Beurlaubtenstandder Armee sein sollte. Das Anforderungsprofilfür einen Brandmeister für die Stadt Beuthensah vor, dass die Bewerber keine Berufsfeuer-wehr-Offiziere zu sein brauchen, sie müssen al-lerdings zusätzlich andere Ämter der städ-tischen Verwaltung, wie Leitung der Straßenrei-nigung und Marstallverwaltung übernehmen.

Insgesamt ist jedoch festzustellen, dass Bewer-ber mit einer Feuerwehrausbildung, entspre-chender Erfahrung im Löschwesen, in Bau-,Elektrotechnischen- und Maschinenbau-Berei-chen sowie Offiziere aus Heer und Flotte bevor-zugt wurden. Es ist erkannt worden, dass fürdie Weiterentwicklung des FeuerlöschwesensAusbildung, Erfahrung und technische Kennt-nisse notwendig sind - dennoch fehlte weiterhindie geregelte und einheitliche Ausbildung.

Während bei den Freiwilligen Feuerwehren inNord, Süd, Ost und West weiterhin Führer-Kurse stattfanden, bildeten sich bei manchenBerufsfeuerwehren Feuerwehr-Fachschulen.Das Feuerlöschwesen hatte einen gewaltigenAufschwung genommen, dies wurde ebenfallsin den Fachzeitschriften wahrgenommen, sofindet sich in einer Ausgabe der „DeutschenFeuerwehrzeitung“ vom 29. Juni 1913 ein Arti-kel über „Die Bedeutung der Feuerwehr-Fach-schulen für freiwillige Feuerwehren“ mit folgen-dem Wortlaut: „In ersterer Hinsicht wurde vongrundlegender Bedeutung die Einrichtung vonFührerkursen, in denen die Kommandanten von

größeren und kleineren Feuerwehren fachmän-nische Anleitung für ihren verantwortungsvollenPosten erhielten. Ebenso wichtig dürfte eineneuere Einrichtung werden, die Feuerwehrfach-schule für Freiwillige Feuerwehren. Bis jetzt hatman mit der in Bielefeld errichteten Fachschuledie besten Erfahrungen gemacht.“ Oft wurdendie Führer von Löschmannschaften ins kalteWasser geworfen, hatten keine feuerwehrtech-nische Vorbildung und/oder Erfahrung. Dazugibt es im gleichen Artikel einen entsprechen-den Hinweis: „Wie viele Führer wurden undwerden zu ihrem Amt berufen, trotzdem esihnen an jeglicher Erfahrung und an der so not-wendigen Ausbildung für die tüchtige Leitungeiner Feuerwehr fehlt. Mancher Führer hat sichim Laufe der Zeit durch Selbststudium unddurch Umhören und Umsehen bei benachbar-ten Wehren einen großen Schatz von Wissenangeeignet.“

Seit mindestens dem Jahre 1912 ist die Feuer-wehrfachschule in Bielefeld bekannt, ohne dassAusbildungspläne oder ähnliches vorhandensind, lediglich ein Bild aus damaliger Zeit exis-tiert. Zum gleichen Zeitpunkt gab es bei der Be-rufsfeuerwehr Elbing eine Feuerwehr-Fach-schule, dazu liegen aber nur wenige Erkennt-nisse vor.

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Lehrgangsfoto an der Feuerwehr-Fachschule in Bielefeld

Die Feuerwehr-Fachschule in Bielefeld warnicht nur auf regionaler Ebene bekannt, son-dern weit über die Grenzen Bielefelds hinaus.Dies verdeutlicht der Antrag des Verbandsvor-standes des Feuerwehrverbandes des Herzog-tums Oldenburg, den er auf dem Vertretertagam 3. August 1912 stellte:

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5. Antrag des Verbandsvorstandes„Aus den Reihen der Führer und Unterführerdes Verbandes sind alljährlich bis zu 5 Kame-raden zur Teilnahme an einem dreitägigen Kur-sus der Feuerwehr-Fachschule in Bielefeld zuentsenden. [...].“

Der kleine Minden-Ravensberg-Lippische Feu-erwehrverband hat eine Feuerwehrschule undder Westfälische Feuerwehrverband nicht - viel-leicht aus Neid oder Missgunst, kam es immerwieder zu Unstimmigkeiten. Otto Cohen, einerder Teilnehmer des Kursus welcher am 1. Ok-tober 1912 begann, verfasste über seine posi-tiven Erlebnisse einen langen Artikel für dieZeitschrift „Der Feuerwehrmann“. Da der West-fälische Feuerwehrverband Mitherausgeberdieser Zeitschrift war, wurde der Artikel nicht ab-gedruckt. Die Schule war zwar in städtischerVerwaltung und unterstand damit nicht einemFeuerwehrverband oder einer Provinzverwal-tung, aber die Lehrgänge fanden im Einverneh-men mit dem Minden-Ravensberg-LippischenFeuerwehrverband statt. Bereits 1912 gab esein begleitendes Kommandobuch, welchesvom Brandmeister Hemrich, dem Leiter derFeuerwehrfachschule bearbeitet wurde. 1927erschien das Kommandobuch in der dritten er-weiterten Auflage, mittlerweile zeichnete Hein-rich Ritter, Branddirektor der BerufsfeuerwehrBielefeld, neben Franz Hemrich als Herausge-ber. Es ist davon auszugehen, dass die Feuer-wehr-Fachschule in den Wirren des erstenWeltkrieges ihren Betrieb einstellte und späternur noch für den Eigenbedarf ausbildete.

Eine Zeitungsnotiz von Ende 1912 erscheintungewöhnlich, diese stammt aus der Deut-

schen Feuerwehr-Zeitung, und zwar: „Ausbildungskurs. Aus Marienburg, 14. Dezem-ber, meldet die Elbinger Ztg.: Der erste Ausbil-dungskurs bei der Landschaftlichen Pflicht-feuerwehrschule, den Herrn BrandmeisterKühn seit 14 Tagen geleitet hat, wurde heutemit einer Prüfung der Teilnehmer am Spritzen-hause der alten Gasanstalt beendet. Es fandenein Schulexerzieren und ein Angriffsmanöverstatt, ferner wurden Herstellungsarbeiten anden Spritzen ausgeführt. Sämtliche 12 Teilneh-mer des Ausbildungskurses bestanden die Prü-fung und erhielten die Befähigung, in ihremHeimatdörfe die Pflichtfeuerwehr zu leiten undneue Feuerwehrleute praktisch auszubilden.“

Einige Monate später erfolgte eine weitere Mel-dung: „Marienburg. Die von der Westpreußi-schen Feuersozietät hier eingerichtete Fach-schule für Ausbildung ländlicher Pflichtfeuer-wehren hat am 3. April ihren zweiten Kurs be-gonnen, an den zwölf Herren aus allen Kreisender Provinz teilnehmen, hauptsächlich Hand-werker. Die Leitung liegt in den Händen desHauptmanns d. L. Herrn Bruhn-Zoppot, wäh-rend Ausbildende die Herren OberbrandmeisterMonath und Brandmeister Kühn sind. Der Kur-sus endigt mit einer Abschlussprüfung.“ [27.April 1913 "Deutsche Feuerwehr-Zeitung"]

Es fand eine erfolgreiche Ausbildung von Füh-rern von Pflichtfeuerwehren statt. Wenn manden Zeitungsnotizen folgen mag, wurde zu die-sem Zweck eine eigene „Pflichtfeuerwehr-schule“ eingerichtet. Mehr Informationen, als inden beiden Berichten zu ersehen ist, gibt es zurZeit nicht, wäre aber enorm von Interesse.

Nach dem ersten weltkrieg bis zur Machter-

greifung

Während des ersten Weltkrieges und noch eineZeit danach kam vielerorts das Löschwesen insStocken. Viele Feuerwehrmänner wurden wäh-rend der Kriegszeit einberufen, waren im Krieggefallen oder verwundet und standen somitnicht mehr zur Verfügung. Auch die Inflation, die„Deutschland“ von 1914 bis 1923 heimsuchte,ließ die allgemeine Entwicklung ins Stocken ge-raten. Das Feuerwehrwesen entwickelte sichnur langsam weiter. Neben der Inflation lastete

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Kommandobuch der Fachschule Bielefeld

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auf das Deutsche Reich die zu leistenden Re-parationen nach dem Versailler Vertrag. Wei-tere Gründungen von Freiwilligen Feuerwehrenund die damit zum großen Teil verbundenen Ab-lösungen von Turner- und Pflichtfeuerwehrennahmen zu. Die Ausbildung nahm nun einenhöheren Stellenwert ein, die verwendeten bzw.verfügbaren Gerätschaften worden immer um-fangreicher, blieben aber bei kleineren Feuer-wehren dennoch weit hinter den Erwartungenzurück. Der erste Weltkrieg hatte deutliche Spu-ren hinterlassen die es zu bewältigen galt. Mitder Überwindung dieser Spuren und dem Neu-bzw. Wiederaufbau und Erweiterung der Indus-trie nahmen die Gefahrenpotentiale zu, zudembedingt durch die wachsende Bevölkerung undder steigenden Motorisierung.

Nach wie vor fanden Lehrgänge – mangels Al-ternativen - an den sogenannten Baugewerke -oder ähnlichen Schulen statt, so auch in Bres-lau, wo in den 1920ziger Jahren an der staatli-chen Baugewerke- und höheren Maschinen-bauschule Lehrgänge über feuersichere Bau-weise, Feuerschutzmaßnahmen und Feuer-löschwesen stattfanden. Hier sollten besondersArchitekten, Ingenieure und Baumeister aufeine feuersichere Bauweise sensibilisiert wer-den.

Der Preußische Feuerwehr-Beirat sah es 1924als notwendig an, dass das Preußische Lan-des-Feuerlöschgesetz reformiert wird. Unterder Federführung von LandesfeuerlöschdirektorSchmiedel entwarf der Beirat ein neues Lösch-gesetz, in der Hoffnung, dass dieses von derpreußischen Regierung akzeptiert und verab-schiedet werde. Gleich im Paragraph 1 ist ein-führend zu lesen: „Jeder Gemeinde und jedemGutsbezirk liegt die Pflicht ob, für den Umfangihres Bezirks (Löschbezirks) je nach den örtli-chen VerhältnissenAbsatz 1: [...],Absatz 2: eine organisierte, gehörig aus

gerüstete und ausgebildete Feuerwehr aufzustellen und zu unterhalten,

Absatz 3: [...].“

Damit ist klar ausgedrückt, dass es nicht nur

Sinn macht, eine Feuerwehr gut auszurüsten,sondern auch entsprechend, anhand von Füh-rungsstrukturen zu organisieren und auszubil-den. Denn nur eine solche Feuerwehr kann denBrand effektiv bekämpfen. Bisher wird in gro-ßen Teilen noch nach dem Nummersystemagiert, das heißt jeder ist auf eine spezielle Tä-tigkeit gedrillt. Größere Ausfälle an der Brand-stelle können so nicht von anderen Kräftenkompensiert werden. Es gab nach wie vor dieSpritzenabteilung, die Steiger und die Ord-nungsmannschaft. Jeder war für seinen eige-nen Bereich zuständig und konnte, mangelsentsprechender Ausbildung, keinen anderenPart übernehmen.

Baurat Steiner von der Berliner Feuerwehr griffdie Idee von Branddirektor Floeter auf, der inSchöneberg einen Angriffstrupp geschaffenhatte. Steiner teilte nun die Mannschaft auf inden Angriffstrupp, den Leitertrupp und denSchlauchtrupp. Walter Schnell aus Celle warEnde der 1920ziger Jahre als Volontär bei derBerliner Feuerwehr, in dieser Zeit durfte er die„Dreiteilung des Löschangriffs“, die von PaulSteiner entwickelt worden war, kennenlernen.Wieder zu Hause führte er den Gedanken Stei-ners weiter und entwickelte daraus ein moder-nes Einsatzkonzept, welches in großen Teilennoch heute angewandt wird. Es setzte aber vo-raus, dass der Feuerwehrmann universell ein-setzbar ist. Bei den Berufsfeuerwehren ließ sichdies relativ schnell umsetzen, da sie vorher anallen Gerätschaften ausgebildet wurden. BeiFreiwilligen Feuerwehren war es etwas schwie-riger die Mannschaften zu noch mehr Ausbil-dung zu motivieren, hier waren die Feuer-wehren in der Provinz Sachsen eine Art Vorrei-ter. Doch auch in den anderen Provinzen solltebald der Einheitsfeuerwehrmann Einzug halten.Schnell konnte seine Ideen 1934 in seinemBuch „Die Dreiteilung des Löschangriffs“ vor-stellen; eine effektive Ausbildungsanleitung, diedie unterschiedliche Ausrüstung (Motorisiert,Handdruckspritze u. ä.) der Feuerwehren be-rücksichtigte.

Für den Provinzialfeuerwehrverband Branden-burg schrieb, wie schon eingangs erwähnt, dasJahr 1927 Feuerwehrgeschichte. Erich Tiedt,

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Vorsitzender des Verbandes, hatte erkannt,dass durch die Motorisierung und den laufen-den Umstieg von Handdruck- auf Motorspritzenes an Maschinisten und Fahrern mangelte. An-fangs versuchte er noch diesen Mangel durchentsprechende Ausbildung bei „seiner“ Feuer-wehr Britz aufzufangen, kam wahrscheinlichaber bald an die Grenzen des Möglichen. Even-tuell hat er dabei den Vorkriegsgedanken auf-gegriffen, als der Bau eines Feuerwehr-Erho-lungsheimes und einer Schule geplant war. Die-ses Mal stand jedoch das Vorhaben untereinem besseren Stern. Er konnte die Branden-burgische Feuerwehrunfallkasse dazu gewin-nen das ehemalige Herrschaftsgelände inBahrensdorf bei Beeskow zu kaufen. Das dortexistierende Schloß sollte das Kernstück desErholungsheimes werden. Bei später gegrün-deten Feuerwehrschulen sollten die Versiche-rungen ebenfalls eine nicht unwesentliche Rollespielen, waren sie in der Vergangenheit, nichtohne Eigennutz, immer wieder Unterstützer desBrandschutzes und damit der Feuerwehren.

Die Fläche rund um das Bahrensdorfer Schlosswar groß genug, um dort einen geregeltenSchulbetrieb durchführen zu können. Wie eben-falls schon erwähnt kamen zahlreiche Besucheraus dem weiteren Umland nach Bahrensdorf

zur Einweihung, so auch Vertreter aus Schles-wig-Holstein. Der Feuerwehrverband Schles-wig-Holstein führte bereits seit geraumer ZeitFeuerwehr-Fachkurse an zwei verschiedenenStandorten im Land, und zwar in Norderdith-marschen und Flensburg-Land durch. Die Ver-treter waren der Meinung, dass so eine großeSchule wie in Beeskow-Bahrensdorf nicht erfor-derlich wäre und so ist im Protokoll der Aus-schuss-Sitzung vom 23. Januar 1929 in Neu-münster über die Feuerwehrschule in Beeskowfolgende Anmerkungen zu lesen: „KameradCarstensen referiert in kurzen Zügen über Feu-erwehrschule und Erholungsheim Bahrensdorf,die er in Vertretung des Vorsitzenden besuchthat. Seine Ausführungen gipfeln in der Erklä-rung, dass bei all den Vorzügen dieser Einrich-tung er doch warnt, bei uns solches einzu-führen, weil die Sache zu kostspielig sei. Kurse,wie sie in Norderdithmarschen und Flensburg-Land eingeführt seien, sind empfehlenswerter.“Diese Meinung sollte sich noch einige Jahrehalten, aber dann doch ändern.

Der Schwerpunkt der Feuerwehrschule inBeeskow lag in der ersten Zeit bei der Maschi-nisten-Ausbildung. Immer mehr Firmen botenMotorspritzen an, deren Technik sich immermehr verbesserte. Die Gemeinden, die finan-ziell besser gestellt waren, griffen natürlich aufdie neue Technik zurück. Eine Motorspritzekonnte 10 - 12 Mann Bedienungspersonal ander Handdruckspritze ersetzen, damit warenmehr Kräfte zur direkten Brandbekämpfung ver-fügbar.

Für die Ersteinrichtung der FeuerwehrschuleBeeskow mussten natürlich einige Gebäude er-stellt werden, dazu gehörte der obligatorischeSteigeturm, denn trotz Einzug der Technik inder Feuerwehrwelt blieben die Steigerabteilun-gen unverzichtbar. Der Steigeturm hatte nochden Nebeneffekt, dass in ihm Schläuche zumtrocknen aufgehangen werden konnten und erals Feuerwachtturm genutzt wurde.

Relativ kurz nach der Einweihung der Feuer-wehrschule in Beeskow, und zwar im März –April 1928, wurde ein in Stolp (Pommern-Ost)stattfindender Ausbildungs-Lehrgang im Feuer-

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lösch- und Rettungswesen in der Zeitschrift„Feuer und Wasser“ ausgeschrieben. AmSchluss der Einleitung zu diesem Artikel standder bemerkenswerte Satz: „Es wird deshalb be-sonders hervorgehoben, dass an diesem Lehr-gang jedermann, also Personen, die einerfreiwilligen Feuerwehr nicht angehören, teilneh-men können.“ Dies war ein ungewöhnlicherWeg vermutlich, um mit solchen Lehrgängenbei feuerwehrfremden Personen das Interessefür das Feuerlöschwesen zu wecken. Aus einerspäteren Ausgabe der Zeitschrift ist leider nichterkennbar ob wirklich feuerwehrfremde Perso-nen am Lehrgang teilnahmen. BrandmeisterSchabow-Naugard regte an die Berufsfeuer-wehr in Stolp auszubauen und eine Feuerwehr-schule einzurichten, dazu kam es allerdingsnicht.

Viele andere Vertreter der Feuerwehrverbändestanden der Eröffnung in Beeskow unkritischgegenüber, im Gegenteil, sie nahmen es alsAnregung mit zu ihren Standorten, so dass be-reits in den nächsten Jahren einige Neueröff-nungen von Feuerwehrschulen erfolgen konn-ten, so in Koblenz (1930), Loy (1930), Weiß-stein (1930), Celle (1931), Landshut (1931) undMünster (1931).

Wobei gerade in der Gründungszeit der Feuer-wehrschulen zu vermerken ist, dass immer wie-der auf bestehende Gebäude und Örtlichkeitenzurückgegriffen wurde. Die Feuerwehrschule inKoblenz war in einer ehemaligen Kaserne, undzwar der Rheinanschlusskaserne, unterge-bracht. Die Schule in Loy kam in einem ehema-ligen Gutshaus unter. Die Hauptfeuerwache derBerufsfeuerwehr Münster war Gastgeber derFeuerwehrschule für Westfalen. Die frisch ge-baute Feuerwache Landshut beherbergte dieLandesfeuerwehrschule Bayern. Erst späterwaren die Verbände finanziell in der Lage ei-gene Feuerwehrschulen zu errichten. Trägerder Feuerwehrschulen waren zu damaliger Zeitallesamt die Feuerwehrverbände, unterstütztvon Feuerversicherungen, staatlichen Behör-den und finanzkräftigen Gönnern.

Es lag im Interesse vieler Firmen, dass vor Orteine gut funktionierende Feuerwehr existierte,

die über gute Gerätschaften und ausgebildetesPersonal verfügte. Wo dieses nicht der Fall war,musste notgedrungen oder zusätzlich eine fir-meneigene Feuerwehr gebildet werden. DieseFabrikfeuerwehren waren meist besser ausge-rüstet als die eigentliche örtliche Feuerwehr, sodass sie oftmals im Schadensfalle auch außer-halb des Firmengeländes ausrückte.

Der einzige frühe Standort von damals, undzwar in Loy (1930), existiert noch heute. Sie istdamit die älteste, heute noch existierende, Feu-erwehrschule.

Vor der Eröffnung der ersten Feuerwehrschulewurden bereits Gasschutzkurse abgehalten,wie der 1. Gasschutzkurs des ReichsvereinsDeutscher Feuerwehringenieure in Gelsenkir-chen (17. – 19. Mai 1927) auf Initiative vonRumpf/Königsberg.Der Kursus begann mit folgender Ansprache:„Das besonders ausgesuchte, hochwertigeAusbildungspersonal wird selbst wieder durchdie mustergültig eingerichtete Zentralstelle desGrubenrettungswesens in Essen ausgebildet,so daß beste Ausbildung gesichert ist. Beson-ders hohe Anforderungen werden an die Leuteder Berufsgrubenwehren gestellt. Die Berufs-feuerwehrleute von Rhein-Elbe müssen z. B.,abgesehen von einer entsprechenden Prüfung,nach beendeter Ausbildung vor Zulassung zuRettungsarbeiten sechs zweistündige Uebun-gen mit erheblichen körperlichen Anstrengun-gen und außerdem jährlich mindestens zweiUebungen zu je zwei Stunden mit Gasschutz-geräten in der Grube verfahren."

Berlin - Bereits von Friedrich Isenbarth wurdeeine Gasschutz-Übungsstrecke der Feuer-löschpolizei Berlin auf der Feuerwache Lietzoweingerichtet, in der alle Angehörigen der Berli-ner Feuerwehr unter seiner Leitung im Atem-schutz theoretisch und praktisch ausgebildetwurden - (Verfasser Heft 15 "Atemschutz" derRote-Hefte-Serie - Dipl.-Ing. Friedrich Isenbart,Branddirektor der Siemens-Werke Berlin, 1960,W. Kohlhammer Verlag). Beschrieben ist dieseGasschutzstrecke in „Feuerschutz“ Nr. 4, 1939:„[...] Für die Ausbildung der Feuerwehrkräfte imGasschutz wurden bei der Feuerlöschpolizei

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Berlin zunächst auf einer Wache Räume herge-richtet, die ausschließlich zur Durchführung vonGasschutzübungen dienen sollten. Die Wahl fielauf die Feuerwache Lietzow, Charlottenburg[weil sich hier auch die zentrale Gasschutz-werkstatt der Feuerlöschpolizei befand. […]Damit der Leitende die Bewegungen desTrupps verfolgen kann, erhält jeder Mann einensog. Leuchtkamm (mit Leuchtfarbe angestri-chen). Dieser ist aus Blech in der Form einesnormalen Helmkammes hergestellt und sogroß, daß er über ihn passt [...]“

Der Reichsverein Deutscher Feuerwehringe-nieure hat 1927 Leitsätze für die Annahme,Ausbildung und Prüfung der Feuerwehringe-nieur-Anwärter erarbeitet. Diese Leitsätze wur-den vom Deutschen Städtetag übernommenund zur Anwendung empfohlen. Diese Leitsätzehat der Deutsche Städtetag unter anderen andie Städte und die ausbildenden Hochschulen(hier: Technische Hochschule Hannover, 31.März 1930) versandt mit der Bitte diese denStudierenden bekannt zu geben. Dieses darfder Grundstock für die heutige zentrale Ausbil-dung bzw. Prüfung am Institut der FeuerwehrNRW in Münster gewesen sein.

1933 – 1945

Mit der Machtergreifung durch die Nationalso-zialisten sollte sich vieles verändern, nicht nurim alltäglichen, sondern auch im Feuerwehrbe-reich. Hier galt es den Heimatschutz aufzu-bauen, mit dem Hintergrund der zukünftigenmilitärischen Unternehmungen, die sich ja be-kanntlich verheerend ausgewirkt haben. DerAufbau der Feuerwehren, welches eine Flut vonGesetzen und Erlassen nach sich zog, beinhal-tete unter anderen den Auf- und Ausbau derAusbildung. Gab es vorher wenige Regelungendie das Feuerlöschwesen betrafen, sollte sichdieses nun ändern. Mit dem ersten grundlegen-den Gesetz über das Feuerlöschwesen vom15. Dezember 1933 wurde das Feuerlöschwe-sen neu bzw. überhaupt geregelt. Wegweisendwar dieses Gesetz, welches die Thematik derAusbildung beinhaltete und zwar in:

§ 10. Aufgaben des Provinzial-FW.-Verbandes Dem Provinzial-FW.-Verband liegt ob

1. die Einrichtung und Unterhaltung einerProvinzial-FW.-Schule,

2. die Veranstaltung von Ausbildungslehrgängen im Feuerlöschwesen,

3. [...]

In einem Runderlass, drei Tage vorher, vom 12.Dezember 1933 wurde schon die Ausbildungder Freiwilligen Feuerwehren geregelt undMuster-Dienstpläne veröffentlicht. Ein weitererRunderlass vom 3. Januar 1935 regelte denBereich der Provinzial-Feuerwehrschulen di-rekt. Dieser Runderlass legte fest wie dieSchule auszusehen hat und ausgestattet wer-den sollte. Als Richtlinie war die Aufteilung derRäumlichkeiten mit ihren Verwendungszwe-cken eingebracht.

Einer Abschrift für das Finanzministerium ent-nehmen wir, bezüglich des Runderlasses desReichs- und Preußischen Ministers des Innernvom 3. Januar 1935, dass nach längeren Ver-handlungen sich der Verband der öffentlichenFeuerversicherungsanstalten und der Reichs-verband der Privatversicherung bereit erklärtendie Mittel zum Ausbau der Feuerwehrschulenund zur einheitlichen Durchführung der polizei-lichen Brandschau bereitzustellen. FolgendeGesichtspunkte sind bei der Beantragung vonneuen Feuerwehrschulen zu beachten:

1. Die Feuerwehrschule wird zweckmäßiger-weise in der Nähe einer verkehrsmäßig gut ge-legenen Stadt eingerichtet. Die Anlage inmitteneines geschlossenen Stadtgebietes ist aus ver-schiedenen Gründen unzweckmäßig.

2. Bei der Auswahl eines geeigneten Geländesist nach Möglichkeit darauf Rücksicht zu neh-men, daß neben dem Anschluß an Hydrantenauch die Möglichkeit zur Entnahme von Wasseraus offenen Gewässern vorhanden ist.

3. Für hinreichend großes Gelände zu Fuß- undGeräte-Übungen ist zu sorgen, wobei es er-wünscht ist, daß dieses nicht den Blicken derÖffentlichkeit ausgesetzt ist.

4. In der Anlage wird eine Aufstellung über denRaumbedarf einer gewöhnlichen Feuerwehr-

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schule beigefügt, die ich als Richtlinie etwaigerNeubauten und Umbauten zugrunde zu legenbitte.

5. Soweit neue Gebäude zu errichten sind, istauf den heimatlichen Stil Rücksicht zu nehmen.Dabei ist dem Zweck der Anlage Rechnung zutragen. Die Gebäude sind gediegen und würdigauszugestalten, Aufwand ist zu vermeiden.

Per Gesetz gefordert, bildeten sich nun in wei-ten Bereichen Feuerwehrschulen, nur die klei-neren Verbände griffen auf vorhandene Schu-len zurück. Nach der wegweisenden Gesetzge-bung von 1933 konnten unter anderen folgendeFeuerwehrschulen gebildet werden: Klein Mel-len (1934), Neiße (1934), Schwetzingen (1934),Harrisleefeld (1936), Kassel (1936), Bad Boll(1937), Dresden (1937), Metgethen (1937), Re-gensburg (1937), Güstrow (1938), Mainz-Kastel(1938), Saarbrücken (1940). Andere Schulenkonnten endlich ihr Provisorium verlassen undneue, speziell für sie geschaffene Gebäude,wie z. B. Koblenz und Münster, beziehen. DieFeuerwehrschule Landshut wurde nach Re-gensburg in ein ehemaliges Krankenhaus ver-lagert. In diese Zeit fiel die großzügige Erwei-terung und Renovierung der ersten Feuerwehr-schule in Beeskow.

Mit der Auflösung der FeuerwehrverbändeEnde der dreißiger Jahre gingen die Feuer-wehrschulen in staatliche Verwaltung über. DasAusbildungsspektrum sollte sich zudem ändern,so war der Luftschutz ein tägliches Thema ge-worden. Im Zuge der Kriegsvorbereitungennahm die Rolle des Luftschutzes ein breitesSpektrum ein. Dabei wurden Orte in unter-

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Lehrgang an der Bayerischen FeuerwehrschuleLandshut 1935

schiedlichen Ordnungen eingeteilt, je nachWichtigkeit (kriegswichtiger Industrie) erhieltendiese eine Einteilung nach „Luftschutzort 1.Ordnung“. Die Folge davon war, dass im Reichunter anderen Luftschutzschulen eingerichtetwurden. Es wuchs immer mehr die Zahl derLuftschutzschulen, die auch von den Feuer-wehrmännern besucht worden sind. Die Ab-läufe an den Feuerwehrschulen änderten sich,besonders während den Kriegstagen. Stunden-pläne und Unterrichtseinheiten wurden demThema Luftschutz angepasst oder ergänzt.

Die Machtergreifung hatte zur Folge, das nichtnur die Ausbildungsinhalte an den Schulen ver-ändert wurden, sondern auch das Gedankengutangepasst werden sollte. Der Chef der Ord-nungspolizei, General Kurt Daluege hat diesemAnsinnen in einer Stellungnahme vom 29. Sep-tember 1937 folgendermaßen Ausdruck gege-ben:

„[...] So beginnt auch die Neuausrichtung desdeutschen Feuerwehrmannes nicht mit derSchaffung neuer äußerer Organisationsformen,sondern sie setzt mit der Heranbildung eines imganzen Reich nach einheitlichen Gesichtspunk-ten geschulten Führerkorps ein. Diesem Zweckdient die demnächst zu eröffnende Reichsfeu-erwehrschule Eberswalde, diesem Zwecke die-nen auch die vielen bereits in Tätigkeit sichbefindenden Gaufeuerwehrschulen.Aber die Lehrgänge an diesen Schulen genü-gen allein auch nicht, um die Unterlassungs-sünden mehrerer Jahrzehnte wieder gut zumachen. Es müssen ja neben den Führernauch alle Männer umgeschult, wenn nicht sogarneu geschult werden. Die Arbeit im Feuerlösch-wesen erfordert ferner ständige Weiterbildung,so dass jeder einzelne Feuerwehrführer undjeder einzelne Wehrmann fortlaufend mit demgeistigen und technischen Rüstzeug für seinverantwortliches Amt versehen werden muß.[...]“

Der technische Fortschritt, hier die staatlicheBereitstellung von Löschfahrzeugen, Motor-spritzen u. ä., erforderte natürlich eine gewisseNeuschulung der Feuerwehrkräfte, kanntenviele bisher nur den Umgang mit Handdruck-

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spritzen. Auf die drohenden Gefahren einesKrieges, wie der Einsatz von biologischen undchemischen Kampfmitteln, waren die Wehr-männer und zunehmend auch die Feuerwehr-frauen nicht vorbereitet und noch wenigergeschult. Aber noch viel umfassender dürftehier allerdings die geistige Schulung gewesensein, so dass der Wehrmann die Ideologie derMachthaber übernahm. Die personellen Zu-sammensetzungen der Schulen hatte mit derMachtergreifung gelitten. Das Lehrpersonal unddie weiteren Angestellten blieben nicht davonverschont ihre arische Abstammung nachzu-weisen. Um die oberste Führung bzw. die kom-mende Führung entsprechend zu schulen, ist inEberswalde im Jahr 1937 eine Reichsfeuer-wehrschule eingerichtet worden. Der Betrieb liefschlecht an, neben fehlendem Lehrpersonal,gab es zusätzlich rechtliche Probleme. Der Be-trieb in Eberswalde kam zeitweilig mit Kriegs-beginn sogar zum erliegen, erst als vermehrtLuftangriffe auf das Deutsche Reich geflogenworden, konnte die Reichsfeuerwehrschulewiederbelebt und der Schulbetrieb intensiviertwerden.

Die Führung der Feuerwehrschulen oblag inden ersten Jahren meistens ehrenamtlichenSchulleitern, die erst nach und nach durchhauptamtliche Schulleiter ersetzt wurden. DerPersonalbestand hielt sich noch in Grenzen, oftwar dabei der Schulleiter die einzige festange-stellte Lehrkraft. Vielfach unterstützten die Feu-erwehrführer aus der näheren Umgehung dieLehrtätigkeit an der Schule. Nur langsam konn-ten die Schulen mit weiterem Personal (Lehr-kräfte, Hausmeister, Koch, Gärtner etc.) auf-gestockt werden. Immer wieder gab es neueErlasse, die das weitere Feuerwehrgeschehenregelten.

Mit der Eröffnung der Reichsfeuerwehrschule inEberswalde sollte eine reichseinheitliche Aus-bildung auf den Weg gebracht werden. Es gabzwar bereits zahlreiche Feuerwehrschulen imDeutschen Reich, doch hatte jede ihre eigenenAusbildungspläne und Erfahrungen. Ein Aus-tausch von Ausbildungsinhalten und den ge-nannten Erfahrungen fand nur in kleinemRahmen statt. Ebenso war jede Schule anders

eingerichtet, je nach dem „örtlichen“ Bedarf,zudem gab es viele weitere Unterschiede. Umdiesen Unterschieden entgegenzuwirken, ka-men im Juli 1938 alle Leiter der Gaufeuerwehr-schulen in der Reichsfeuerwehrschule zum in-tensiven Austausch betreffend die reichsein-heitliche Ausrichtung zusammen. In einem drei-monatigen Sonderlehrgang konnten im An-schluss daran die Diplom-Ingenieure, die nachden Laufbahnrichtlinien neben einer Volontärs-zeit von einem dreiviertel Jahr diesen Lehrgangzu absolvieren hatten, ihren letzten Schliff er-halten. Sie wurden nach erfolgreichem Ab-schluss als Offiziere in die Feuerschutzpolizeientlassen.

Bedingt durch die Politik des Regimes verän-derten sich immer wieder die Strukturen im Be-reich des Feuerwehrwesens. Mit dem An-schluss Österreichs im März 1938 sollte die An-zahl der Feuerwehrschulen im DeutschenReich um vier erweitert werden. Zu den vorhan-denen Schulen kamen nun die Landesfeuer-wehrschule Kärnten in Klagenfurt, die Landes-feuerwehrschule Niederdonau in der WienerNeustadt, die Landesfeuerwehrschule Oberdo-nau in Linz und die Landesschule für Feuer-wehr und Rettungswesen Steiermark in Grazhinzu. 1943 folgte die neugegründete Gaufeu-erwehrschule Tirol-Vorarlberg, nachdem es hierbereits vorher schon Provisorien gab. DurchGebietserweiterungen kamen noch andereFeuerwehrschulen hinzu, wie z. B. in Gostin-gen, Karlsbad und Trautenau, wobei derzeit fürmanche Gebiete nicht abschließend geklärtwerden konnte, ob dort Feuerwehrschulen vor-handen waren, da diese Schulen, wie die dreizuvor genannten, während der Kriegszeit ent-standen sind. Vielfach dürfte es sich jedoch umProvisorien gehandelt haben, denn Materialegal in welchen Bereichen auch immer warknapp.

Die Ausbildungsvorschriften „Die Gruppe“ und„Führungszeichen“ sollten nach einer kurzfristi-gen Anordnung des Reichsführers SS und Chefder Deutschen Polizei bis zum 1. April 1939 beijeder Feuerwehr eingeführt sein, das stellte dieFeuerwehrschulen vor ein Problem. Wie solltedie Umsetzung der Anordnung so schnell und

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an möglichst viele Feuerwehrkräfte erfolgen?Anhand von Modellen (Feuerwehrmänner wur-den als Figuren von 8 cm Größe dargestellt)konnte durch eine Art Planspiel der Übungs-oder Einsatzablauf einer Gruppe vermittelt wer-den. Diese Methode bewährte sich und konntenicht nur an den Feuerwehrschulen sondernebenfalls in den Kreisen umgesetzt werden.

Schon früh lernte die Hitlerjugend (HJ) das Feu-erlöschwesen kennen und wurde in der Be-kämpfung von Schadenfeuer ausgebildet. Vom13. bis zum 23. September 1939 erfolgte dieAusbildung von 56 Mitgliedern der HJ in derProvinzial-Feuerwehrschule Koblenz. Schuldi-rektor Buß schrieb hierzu in der Oktoberaus-gabe 1939 der Zeitung „Der Rheinische Feuer-wehrmann“: „Dieser Lehrgang wurde einmaldeshalb in der Schule durchgeführt, weil dieStädt. Feuerwehr, der diese Aufgabe obliegt,sehr stark in den S- und H.-Dienst eingespanntist und daher hierfür die Zeit nicht aufbringenkonnte. Zum anderen wurde die Ausbildung derHJ in der Schule durchgeführt, um zu sehen, in-wieweit Jugendliche in diesem Alter aufnehmenkönnen, und ob sie den großen Anforderungengewachsen sind. Schließlich sollte festgestelltwerden, ob die Jungen den notwendigen Ernstfür den Dienst mitbringen“.

Weiterhin steht dort: „Die in dieser Zeit der Aus-

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bildung und auch nachher gemachten Erfahrun-gen haben ergeben, dass die HJ bei entspre-chender Ausbildung und Führung im Brandfalleeine äußerst wertvolle Hilfe sein kann“. Schonfrüh erfolgte die Einbindung der Hitlerjugend inder Gefahrenabwehr, wohl ahnend, wie wichtigdie Jungschar noch für den Heimatschutz seinwürde.

Der Runderlass für die Feuerwehrschulen vom27. März 1940 legte unter Punkt 1 folgendesfest:„Alle Feuerwehrführer und darüber hinaus alleFührer und stellvertretenden Führer taktischerEinheiten (Gruppen und Züge) der Freiw. Feu-erwehren und der Pflichtfeuerwehren sind, so-weit sie nicht bereits an den für ihren Dienst-rang vorgesehenen Lehrgängen teilgenommenhaben, beschleunigt zur Schulung heranzuzie-hen [...]. In diesen Lehrgängen ist das Schwer-gewicht auf eine einheitliche Führung derGruppe und des Zuges sowie auf den kriegs-mäßigen Einsatz der Feuerwehren zu legen.“

Den Machthabern war sehr daran gelegen, ge-nügend ausgebildete Feuerwehrmänner zuhaben. Immer wieder wurden führende Kräfte(auch Schulleiter) zur Wehrmacht eingezogenund standen damit beim Heimatschutz nichtmehr zur Verfügung. Diese Lücken mussten na-türlich schnellstens aufgefüllt werden. 1942 ver-schärfte sich die Situation zunehmend, wie einSchnellbrief des Reichsführers SS und Chef derDeutschen Polizei vom Juni beweist. Darinheißt es, dass die Schulen in Kürze aus kriegs-wichtigen Gründen Sonderlehrgänge durchzu-führen haben. Um die Lehrpläne abzustimmen,wurden die Schulleiter zu einer dreitägigenDienstbesprechung zur Reichsfeuerwehrschulenach Eberswalde geladen, wo Beratungsge-genstand die Wiederinbetriebnahme der stillge-legten Schulen sein sollte. Trotz der mittlerweilefast prekären Lage, war im Juli 1942 noch ge-nügend Zeit sich Gedanken über ein einheitli-ches Dienstsiegel der Landes-, Provinzial- undGaufeuerwehrschulen zu machen.

Diese Zeit fehlte wohl im August 1944, da dieAusbildungsstruktur verändert werden sollte.Die Schulleiter sollten sich zu einer kurzfristig

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einzuberufenen Dienstbesprechung in der Feu-erwehrschule Zschachenmühle bereithalten,Lehrpläne sollten den Kriegsverhältnissen ent-sprechend angepasst und folgende Themenbevorzugt behandelt werden:

• Löschtaktik einschließlich der diese be-rührenden Fragen der Bau- und Feuer-polizei [...]

• Gerätekunde• Schlauchkunde• Löschwasserversorgung• Bekämpfung von feindlichen Brandmit-

teln

Dafür waren verschiedene Ausbildungsberei-che zu kürzen und zwar:

• Ausbildung im Fußdienst• Theorie des Verbrennungsvorganges• Knotungen• Organisation

Auf jede vermeintliche „unnötige“ Ausbildungs-einheit sollte zukünftig verzichtet werden, da-runter fielen:

bei allen Lehrgängen• Geschichte des Feuerlöschwesens• Rechenaufgaben

bei Lehrgängen der Stufe I• Erste Hilfe• Unfallverhütung

Im bestimmten Umfange wurde das Hakenlei-ter-Exerzieren und der Frühsport durchgeführt,wobei in allen Belangen der KriegssituationRechnung getragen werden sollte. Aufgrunddes aufgetretenen Ressourcemangels und derschwierigen Ersatzsituation sollte den Schülerngerade bei der Geräte- und Schlauchkunde dassehr pflegliche Behandeln der Gerätschaftenvermittelt werden.

Mit Runderlass vom 4. September 1944 wurdefestgelegt, dass neben der PDV 23 ausschließ-lich das Buch von Heimberg-Fuchs „Die Ausbil-dung der Feuerschutzpolizei“ ergänzend zuverwenden ist, dies galt für die Ausbildung der

Feuerschutzpolizei, Luftschutzpolizei, Freiwilli-gen- und Pflichtfeuerwehren.

Durch den Krieg litten die Abläufe an den Schu-len, weil Lehrkräfte nicht mehr zur Verfügungstanden, da sie zum Heeresdienst gerufen wur-den. Im weiteren Verlauf des Krieges mussteman Kompromisse eingehen. Wo vorher er-wachsene Männer an den Lehrgängen teilnah-men, waren es jetzt oft Frauen und Jugend-liche, insbesondere die von der Hitlerjugend.Durch Luftangriffe erhielten die Schulen Bom-bentreffer - zahlreiche Todesopfer waren zu be-klagen; dies führte aber vielerorts nicht nur zurteilweisen Zerstörung der Gebäude, so dasssich der tägliche Schulablauf immer schwierigergestaltete. Der Runderlass des Chefs der Ord-nungspolizei vom 15. November 1944 machtedies deutlich: „[...] Durch die jetzige Kriegslageund den fortgesetzten Personalwechsel ist dieSchulung der Feuerwehrmänner (SB) noch vor-dringlicher geworden. Die Schulen haben des-halb ihre Tätigkeit in verstärktem Umfangefortzuführen; im Zeichen des totalen Krieges istfür volle Auslastung zu sorgen. [...]“

Nicht nur durch das ständig wechselnde Lehr-personal, sondern auch durch die nachrücken-den Kräfte, denen mitunter die komplette Aus-bildung und/oder die pädagogische Eignungfehlte, war eine Verschlechterung der Qualitätder Ausbildung verbunden. Es fanden nun imSchnellverfahren durchgeführte Kurz-Lehrgän-ge, aufgrund der Dringlichkeit des benötigtenPersonals für den Heimatschutz, statt. Dies un-terstreicht der Runderlass vom 28. Dezember1944 (Erhaltung der Schlagkraft der Feuerweh-ren) welcher aussagt: „[...] geforderte Einsatz-reserve von 50 v. H. ist unbedingt auch künftigzu erhalten. Es sind deshalb weitere Feuer-wehr-Helferinnen heranzuziehen und auszubil-den, damit jeder Abgang von Feuerlöschkräftensofort durch ausgebildete weibliche Ergän-zungskräfte ausgeglichen werden können [...].“

Mehrmals unterlagen die Feuerwehrschulenanderen Nutzungen. Das neugegründete ersteFeuerschutzregiment „Sachsen“ war an dreiStandorten untergebracht, so auch in den Feu-erwehrschulen Heyrothsberge und Beeskow.

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Während in Heyrothsberge die Offiziere und inBeeskow die Unterführer auf den Regiments-betrieb eingestimmt wurden, kamen in Bees-kow alle Regimentsmitglieder am 12. April 1940zur Abnahme zusammen, da Beeskow ab 1940zur Standort-Dienststelle der Feuerschutz-Re-gimenter avancierte und der normale Betriebdort fast vollends zum erliegen kam. Ende 1941sollte mit Metgethen (Königsberg) eine weitereFeuerwehrschule Standort eines Feuerschutz-regiments werden. Dort baute der SchulleiterFiedler eine große Feuerwehrgerätefabrik auf,deren Erträge wohl mehr in die Tasche Fiedlersflossen. Viele der Feuerschutzregimenter (Stär-ke ca. 700 Mann) galt es einheitlich auszubil-den, wobei dies nicht immer gelang, da dieVorbildungen und vorherigen Verwendungensehr unterschiedlich waren – zudem konnte derAusbildungsstand der fremdländischen Feuer-wehrkräfte nicht absolut geklärt werden. Selbstin Loy und Celle waren zeitweise Einheiten derFeuerschutz-Regimenter untergebracht.

Die Feuerwehrschulen hatten während der na-tionalsozialistischen Herrschaft zwar eine ei-gene Verwaltung, doch bestand die Eigen-ständigkeit nicht wirklich. Jede Schule bemühtesich dennoch, aus Überzeugung oder Pflichtbe-wusstsein, den Schülern und Schülerinnen dasbeste Wissen zu vermitteln. Als Beispiel sei hierdie Schleswig-Holsteinische Feuerwehrschulein Harrisleefeld (Harrislee) genannt, die von derEröffnung (19. Oktober 1936) bis zum 31. März1941 insgesamt 161 Lehrgänge durchgeführthat. Daran teilgenommen haben 4.228 Kame-raden, von ihnen wurden folgende Lehrgängebesucht:• 137 Kreisführer

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Übung des Feuerwehrschutzregimentes an der Feu-erwehrschule Beeskow (Sammlung Gerard Koppers)

• 639 Wehrführer• 1.541 Löschgruppenführer• 325 Haupttruppführer• 986 Maschinisten und Gerätewarte• 115 Gasspürer und Entgifter• 54 Fachwarte und Lehrer an Kreis-

schulen• 44 Kreispressewarte• 15 Schlauchmeister• 372 Angehörige der Werksfeuerwehren

Ein ähnliches Bild ist ebenfalls von den anderenSchulen zu verzeichnen. Spätestens mit der Kapitulation kam der Schul-betrieb zum Erliegen. Vorher waren schonSchulen geräumt worden, z. B. in Beeskow,Eberswalde und Metgethen, um der anrücken-den Sowjetarmee zu entfliehen. Viele Gerät-schaften blieben dabei auf der Strecke zurückoder wurden vernichtet. Die Reichsfeuerwehr-schule Eberswalde sollte nach Celle verlegtwerden, das gelang jedoch nicht.

Einige Lehrer die zuvor an der Reichsfeuer-wehrschule in Eberswalde tätig waren, über-nahmen später selbst die Leitung einer Feuer-wehrschule oder einer Berufsfeuerwehr. Sosind unter anderen Dr. Fritz Kluge (FWS inKirchheimbolanden und Koblenz), Dr. FriedrichKaufhold (FWS Warendorf, später BF Berlin),Paul Vaulont (FWS Münster) und Dipl.-Ing. Wal-ter Hans (BF Köln) zu nennen.

Der Neubeginn im westen

Nach dem Krieg kämpften viele Menschen umsÜberleben, die Lebensmittellage hatte sichnoch nicht erholt. Zahlreiche Menschen warenobdachlos, hatten keine Arbeit, konnten sich diewenigen Lebensmittel nicht leisten. Erschwe-rend kamen die großen Flüchtlingsmassen ausden Ostgebieten hinzu, Personen die unterge-bracht werden wollten. So mancher Wehrmannließ auf dem sogenannten „Felde der Ehre“ seinLeben. Das Bevölkerungsbild war von Frauen,Kindern und älteren Personen geprägt. Eswaren noch nicht alle Soldaten zurückgekehrtbzw. mussten noch Jahre in Gefangenschaftverbringen.

Das deutsche Reich verkleinerte sich enorm.

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Viele Gebiete, insbesondere im Osten musstenabgetreten werden. Österreich wurde wieder ei-genständig, ebenso die im Krieg besetzten Ge-biete. Ebenfalls im Westen waren Einbußen zuverspüren, so gehörten nun die Gebiete umElsaß-Lothringen zu Frankreich und Eupen-Malmedy zu Belgien - für das Saarland galt eineeigene Regelung. Durch diese Gebietsverände-rungen gehörten einige Feuerwehrschulen nunnicht mehr zu Deutschland, so zum BeispielSchulen in Saarbrücken, Waldenburg, Metge-then, Trautenau, Elbogen, Neisse und Karls-bad. Ein weiterer Bereich, die spätere DDR,blieb unter sowjetischer Verwaltung – hier fielenunter anderen mit Güstrow Schulen weg bzw.wurden Heyrothsberge, Beeskow, Dresden,Zschachenmühle unter der DDR-Führung wie-derbelebt, zum Teil anderen Zwecken zuge-führt.

Erst langsam kam der Alltag zurück, konnte mitteils primitiven Mitteln der Brandschutz wiederaufgebaut werden, so dass mitunter Hand-druckspritzen zum Teil wieder das Bild der Feu-erwehren bestimmten. Viele Gerätschaften undFahrzeuge waren als Kriegsbeute an die Sie-germächte gegangen, mussten auf der Fluchtzurückgelassen werden oder wurden Opfer derZerstörungswut; Uniformen durften in der ers-ten Zeit allgemein nicht getragen werden.

Die Leitung bzw. die Aufsicht über das deutscheFeuerwehrwesen oblag nach Kriegsende denvier Siegermächten, unter Zugrundelegung ei-gener Regeln, die vorschrieben, wer wann undwo Uniform tragen durfte, wer Mitglied in derFeuerwehr sein darf bzw. werden konnte. JedeMilitäradministration hatte ihre Instruktion, so z.B. die Britische Militärregierung, die ihre „Mili-tary Government Instruction“ mit entsprechen-dem Rundschreiben festlegte. Die AusgabeNummer 3 von Oktober 1945 enthielt folgen-des: „10. Ausbildung – Schulen für Ausbildungdes Fw.-Personals können in jedem Fw.-Distriktdurch die lokalen Fw.-Behörden gegründet wer-den. Schulen für höhere Fw.-Führer werdendurch die regionalen Fw.-Behörden auf regio-naler Grundlage errichtet.“

Wenn auch zum Teil einige Gebäude der Feu-

erwehrschulen nach dem Krieg zwar zerbombtexistierten, so waren andere jedoch nicht mehrnutzbar, ein weiteres Problem trat durch dieAuflösung der Provinzen zu Tage, wo fast über-all Länderneuordnungen stattfanden. Das LandNordrhein-Westfalen z. B. bildete sich durchden Zusammenschluss der Provinzen Westfa-len und den nördlichen Teilen der Rheinprovinz,später dem Land Lippe. Die für die Rheinpro-vinz ehemals zuständige Feuerwehrschulehatte ihren Standort in Koblenz, wobei Koblenznun nach der neuen Gliederung in Rheinland-Pfalz lag und dadurch (für den nördlichen Be-reich der Rheinprovinz) nicht mehr zur Verfü-gung stand. Eine Nutzung der ehemaligen Feu-erwehrschule war nicht möglich, da diese vonden französischen Streitkräften in Beschlag ge-nommen worden war, so dass die Kameradenfür viele Jahre nach Kirchheimbolanden aus-weichen mussten, wo ein ehemaliges Kurhauszur Feuerwehrschule umgewidmet wurde. Hierhatten ebenfalls zuvor alliierte Truppen dasHaus besetzt, so dass erst 1949 der Umzugvollzogen werden konnte. In Nordrhein-Westfa-len gab es mit Mettingen und Hilden zwei Feu-erwehrschulen, wobei Mettingen schon wäh-rend des Krieges die Funktion der zerbombtenFeuerwehrschule Münster übernommen hatte.Für den ehemaligen Teil der Rheinprovinzkonnte eine Feuerwehrschule im vormaligen„Heim der Hitlerjugend“ in Hilden (bei Düssel-dorf) eingerichtet werden. Dieser Standort sollteallerdings keine zehn Monate bestehen, da be-reits im Dezember 1946 die Einweihung derFeuerwehrschule in Warendorf stattfand, diebeide Schulen in Mettingen und Hilden ablöste.

In anderen Gebieten wie in Bayern, Nieder-sachsen und Schleswig-Holstein blieben dievorhandenen Feuerwehrschulen bestehen. Nie-dersachsen hatte durch die Neuordnung nunzwei Feuerwehrschulen, und zwar eine in Celle,vormals zum Land Hannover, und die andere inLoy (Rastede), ehemals zum Freistaat Olden-burg gehörend. Zu Niedersachsen kam nochder Freistaat Braunschweig und Schaumburg-Lippe, hier gab es aber keine Feuerwehrschu-len.

In den Schulen mangelte es an allem, Fahr-

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zeuge und Gerätschaften waren ebenso verlo-ren gegangen, wie entsprechende Fachliteratur.Die vorhandene Feuerwehrliteratur durfte nurverwendet werden, wenn sie keine nazi-ideolo-gischen Parolen und/oder Grundsätze enthielt,quasi neutral war. Die Feuerwehrgesetzgebungmusste von Grund auf geändert werden, danicht mehr reichseinheitliche Gesetze galten,sondern jedes „neue“ Bundesland eigene Ge-setze für die Feuerwehren verabschiedete –das bedeutete das Ende der einheitlichen Aus-bildung.

Das Saarland stand weiter unter einem beson-deren Status und gehört erst seit 1957 zur Bun-desrepublik Deutschland. Die Gründung desBundeslandes Baden-Württemberg erfolgte imJahr 1952 durch die Fusion von Württemberg-Baden, Baden und Württemberg-Hohenzollern.Die Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburghatten nach dem Krieg keine offiziellen Feuer-wehrschulen, intern wurden natürlich die eige-nen Kräfte weiter ausgebildet. Bei der Grün-dung der Bundesrepublik Deutschland be-standen Feuerwehrschulen in

• Harrislee – Schleswig-Holstein• Celle – Niedersachsen• Loy – Niedersachsen• Warendorf – Nordrhein-Westfalen• Kassel – Hessen• Kirchheimbolanden – Rheinland-Pfalz• Regensburg – Bayern• Tübingen – Südwürttemberg-Hohenzol-

lern• Freiburg – Südbaden• Bruchsal – Baden

Auf die Ausbildungsstätten und Feuerwehr-schulen auf dem Gebiet der sowjetischen Be-satzungszone mit Gründung der DDR kommeich etwas später zurück.

Nach Gründung des Bundeslandes Baden-Württemberg erfolgte die Festlegung auf Bruch-sal als Landesfeuerwehrschule. Freiburg (bis1961) und Tübingen (bis 1956) dienten als„Zweigstellen“. Jedes Land gab sich eine ei-gene Uniformierung und Gesetzgebung, dieEinheitlichkeit war damit aufgehoben.

Schuldirektor Scherzinger (FWS Schwetzingen)berichtete im Mai 1947 in der Zeitschrift „Brand-schutz“ über die Feuerwehrschulung allgemeinund ging dabei auf den Zweck einer Feuerwehr-schule folgendermaßen ein:„Die Schule hat die Aufgabe, geeignete Feuer-wehrmänner durch theoretischen und prakti-schen Unterricht auf allen Gebieten desFeuerlöschwesens und der Feuerverhütung zubrauchbaren Löschmeistern und Kommandan-ten der freiw. Feuerwehren auszubilden. Derzukünftige Kommandant oder Löschmeistermuß befähigt sein, seine Kameraden zu schu-len. Eine Aufklärung genügt nicht mehr, denndiese wäre zu oberflächlich. Es muß ein gründ-liches Vertiefen in den gesamten Lehrstoffsein.“

Es galt nun das Löschwesen in Deutschlandwieder aufzubauen, dies gelingt natürlich nurmit qualitativ ausgebildeten Kräften, umreißtScherzinger in seinem Bericht weiter mit denWorten:„Zur gründlichen Schulung gehört unbedingt dieSchaffung einer gewissen Grundlage an Wis-sen. Unsere Löschmaschinen erfordern außertechnischen Kenntnissen auch einige Kenntnisphysikalischer Gesetze. Mit Chemie müssenwir uns beschäftigen bei der Behandlung vonLöschmitteln, und beim Erkennen der Brandur-sachen tritt die Chemie wieder in den Vorder-grund.“

Scherzinger führt seinen Bericht weiter fort undman bemerkt, dass eine neue Zeitrechnung an-gebrochen ist. Kein Wort und keine Silbe mehrvon Luft- oder Heimatschutz, von biologischenund chemischen Kampfstoffen oder von politi-

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Feuerwehrschule Würzburg 1956

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schen Ideologien, welche vermittelt werdenmüssen. Die Feuerwehrkräfte können sich wie-der ganz ihrer eigentlichen Aufgabe widmen.

Ähnlich sieht es Schuldirektor Dr. FriedrichKaufhold (FWS Warendorf) in der gleichen Zeit-schrift im November 1948 in dem er schreibt:„In den Kriegsjahren war die Ausbildung undSchulung fast ausschließlich von den besonde-ren Erfordernissen der kriegsmäßigen Brand-bekämpfung diktiert. [...] Heute gilt es selbst-verständlich wieder, die alten Grundsätze derrein friedensmäßigen Feuerlöschtaktik zur Gel-tung zu bringen.“

Wasserschäden während den Löscharbeitenwurden kriegsbedingt bewusst vernachlässigt,galt es doch den Brand schnellstmöglich zu lö-schen, um dem Feind kein weit sichtbares Ziel-feuer zu bieten. Jetzt galt es das Löschwesenfriedensmäßig weiter zu entwickeln, das war al-lerdings nicht so einfach, wie Dr. Kaufhold wei-ter ausführt: „Der Krieg hat leider die Reihen deralten, erfahrenen Feuerwehrführer und –män-ner erheblich gelichtet. Die unumgängliche po-litische Säuberung hat noch ein übriges getan,so dass vom alten Stamm oft nicht mehr vielübrig geblieben ist. Neue und jüngere Kräfte mitoft nur kriegsmäßiger Erfahrung und Ausbil-dung sind in die Lücken getreten. Bei aller Hin-gabe für den Feuerwehrdienst mangelt es ihnendoch vielfach noch an gründlicher friedensmä-ßiger Durchbildung, nicht nur in fachlicher, son-dern zum Teil auch in organisatorisch-verwal-tungsmäßiger Sicht.“

In Bezug auf die Ausbildung war nun Schwerst-arbeit für die Feuerwehrschulen angesagt,wobei gerade sie nur mit dem nötigsten ausge-rüstet waren, die Ausrüstung ließ zu wünschenübrig und zudem herrschte Mangel anSchlauchmaterial, erschwerend kam noch diegeringe Kraftstoffration hinzu, wie Belege ausBruchsal aufzeigen: es musste quasi um jedenLiter gefeilscht werden. Auch andere Brenn-stoffe, wie Kohle und dergleichen, waren strengrationiert, so das mitunter Lehrgänge in hartenWintermonaten nur unter sehr erschwerten Be-dingungen durchgeführt werden konnten. Ge-rade in dieser Aufbauzeit erfolgten die Lehr-

gänge jedoch bevorzugt im Winter, da die Feu-erwehrmänner vielfach aus der Landwirtschaftkamen und während der Hauptsaison nicht vonden Feldern abgezogen werden konnten. Trotzder anfänglichen Widrigkeiten gelang es mit vielEngagement die Ausbildung voran zu bringen.Dabei halfen, wahrscheinlich nicht ganz unei-gennützig, die Feuerwehrgerätehersteller, die1949 der Schule in Bruchsal kostenloses Gerätzur Verfügung stellten, somit die Ausbildung er-heblich erleichterten. Dass die weitere Aufbau-arbeit noch Jahre später vor großen Problemenstand, kann der Festschrift zum 60-jährigen Be-stehen der Feuerwehrschule Würzburg ent-nommen werden, wo es auf Seite 20 heißt: „Biszum Jahr 1965 hatten die Ausbilder der Staatli-chen Feuerwehrschule keinerlei spezielle Feu-erwehrausbildung. Es wurden Lehrgänge imeigenen Haus besucht, ergänzt durch beson-dere Lehrgänge an der Staatlichen Feuerwehr-schule Regensburg und der Katastrophen-schutzschule des Bundes in Ahrweiler. ExterneAusbildungsgänge bei großen Firmen, wie z. B.beim VW-Werk in Wolfsburg, oder bei diversenFeuerwehrgeräteherstellern ergänzten dieseMöglichkeiten.“

Wie schon bei der Einrichtung von Kursen(Feuerwehrschulen) waren zum jetzigen Zeit-punkt die Lehrer zum Teil mobil unterwegs(wandernde Feuerwehrschule) und unterrichte-ten die Feuerwehrkräfte vor Ort, eine andere Artder Standortausbildung. Im Auftrag des Innen-ministeriums wurde nach dem Krieg in Nord-rhein-Westfalen eine Bestandsaufnahme dernoch vorhandenen bzw. funktionstüchtigen Ge-rätschaften durchgeführt. Daraus entstand dieIdee der „Wiederkehrenden Prüfungen“, um dieEinsatzbereitschaft der Feuerwehren zu erhal-ten. Ein Technischer Überwachungsdienst(TÜD), der direkt dem Innenminister unterstand,wurde eingerichtet. Der Technische Überwa-chungsdienst gehört seit 1955 organisatorischzur Landesfeuerwehrschule Nordrhein-Westfa-len; seit 1998 Institut der Feuerwehren in NRW.Solche oder ähnliche Überwachungsdienstewaren an fast allen Feuerwehrschulen zu findenund gleichzeitig erfolgten dort ebenfalls die Ab-nahmeprüfungen neuer kommunaler Feuer-wehrfahrzeuge.

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Schon früh wurde eine Verwaltungsvereinba-rung zwischen den Bundesländern über diePrüfung und Anerkennung von Feuerlöschmit-teln, Feuerwehrgeräten und -ausrüstungen ver-abschiedet. Die Feuerwehrschule Warendorfhatte die Amtliche Prüfstelle für Handfeuerlö-scher inne, die Dr. Kaufhold von Eberswalde mitnach Warendorf gebracht hatte. In Celle war diePrüfstelle für Feuerlöschschläuche, in Regens-burg für Pumpen und Tragkraftspritzen undspäter in Bruchsal die Prüfstelle für drahtloseFernmeldegeräte. Nach dem Mauerfall und derWiedervereinigung Deutschlands wurde dieVerwaltungsvereinbarung modifiziert und dieneuen Bundesländer mit einbezogen. EinigeJahre nach dem Jahrtausendwechsel solltendiese Prüfstellen wegfallen, da die nationaleZulassungspraxis nicht mit den europäischenRechtsnormen konform ging und scheinbar einHandelshemmnis darstellen.

Das beginnende Wirtschaftswachstum erleich-terte den Aufbau der Feuerwehrschulen zuneh-mend. Die Schulen erhielten Dank demWachstum verbesserte Ausrüstungen wie Fahr-zeuge und Lehrmaterial zum Teil neue Schul-gebäude, wie 1960 die LandesfeuerwehrschuleNordrhein-Westfalen in Münster, damit verliesdiese den Standort Warendorf.

Mit dem Kriegsende kam es neben demWachstum, der veränderten Form der Bebau-ung, der zunehmenden Industrialisierung, demWandel in der Verwendung leicht brennbarerStoffe und der wachsenden Motorisierung auchzur Steigerung der Gefahren für die Feuerweh-ren, weil zunächst einmal wie im Baubereich

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Eins der Gebäude der Landesfeuerwehrschule Warendorf

fast überall „improvisiert“ wurde - außerdemnahm die Zahl der Verkehrsunfälle mit der stei-genden Zahl an Kraftfahrzeugen weiter zu. DerSchuldirektor von dem Bussche stellte unter an-derem in der Zeitschrift „Die Feuerwehr“(11/1961) fest: „Da die technisch-taktische Seiteder Führungsausbildung erheblich an Bedeu-tung gewonnen hat, muß bei der Ausbildung ander Feuerwehrschule entscheidender Wert aufdiesen Unterrichtszweig gelegt werden.“

Obwohl die Gefahrenzunahme bereits 1961 be-kannt war, war dies 1967 dennoch nicht in derAusbildung der Niedersächsischen Feuerwehr-schulen spürbar. Der Runderlass vom 3. April1967 führte die Art der Lehrgänge an den Schu-len in Celle und Loy auf, die sich einteilten in 1.Führungslehrgänge, 2. Technische Lehrgängeund 3. Sonderlehrgänge; bei den unter 2. auf-geführten Technischen Lehrgängen fehlte unteranderem die Technische Hilfeleistung. DieseTechnischen Lehrgänge waren gedacht für Ma-schinisten, Gerätewarte, Atemschutzgeräteträ-ger, Atemschutzgerätewarte, Strahlenschutzund Nachrichtenvermittlung. Erst später entwi-ckelten sich in den Feuerwehrschulen Deutsch-lands Lehrgänge zur „Technischen Hilfeleis-tung“, wobei manche allgemein gehalten, an-dere ihre Schwerpunkte im TH-Wald oder beiTiefbauunfällen hatten. Die Ausbildung zur Ge-fahrenabwehr bei atomaren, biologischen undchemischen Unfällen entwickelte sich nur lang-sam oder wurde nur sporadisch durchgeführt.

Die Anforderungen an die Feuerwehrschulenwuchsen ständig, dies war nicht nur beim er-weiterten Lehrgangsangebot spürbar, sondernauch bei der Entwicklung technischer Geräte-konzepte und veränderten Lernmethoden. Ein-heitliche Ausbildungsgrundsätze und -unterla-gen wurden erarbeitet und den Lehrgangsteil-nehmern zur Verfügung gestellt. Bald stießendie Kapazitäten der einzelnen Schulen an ihreGrenzen, denn mit der technischen Weiterent-wicklung entstand ebenfalls eine Vielfalt von un-terschiedlichsten Feuerwehrfahrzeugen bei denFeuerwehren. Um dieser Entwicklung positiv zubegegnen und die Feuerwehrkräfte an diesenneuen Fahrzeugtypen und Gerätschaften unter-richten zu können, mussten diese für die Schu-

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len beschafft werden – nun reichten aber dieFahrzeughallen bald nicht mehr aus. Durch dieständig steigenden Lehrgangsangebote kamenimmer mehr Feuerwehrkräfte zu den Schulen,so dass die Unterkünfte ebenfalls nicht mehrausreichten.

Es wurden jetzt andere Wege beschritten, so z.B. führte die Feuerwehrschule Kirchheimbolan-den 1952 einen Lehrgang speziell für Landrätedurch, um sie mit dem Feuerlöschwesen ver-traut zu machen und sie für die Belange derFeuerwehren zu sensibilisieren. Mit den Land-räten erfuhren Nicht-Feuerwehrkräfte ihre Aus-bildung, aber nur bei dieser Spezialausbildungsollte es nicht bleiben. Die Polizei war Gast inder Feuerwehrschule und nahm teil an einemBrandermittlungslehrgang sowie angehendeSchornsteinfegermeister mussten im Rahmenihrer Ausbildung an einem „Feuerwehrfachlehr-gang für Schornsteinfegermeisteranwärter“ teil-nehmen. Diese Lehrgänge für Schornsteinfegerfanden auch in Nordrhein-Westfalen statt.

Die Ausbildung für den höheren feuerwehrtech-nischen Dienst wurde bundesweit einheitlichgeregelt. Bereits 1927 gab es durch denReichsverein Deutscher Feuerwehringenieureverfasste „Leitsätze zur Annahme, Ausbildungund Prüfung von Feuerwehr-Ingenieuren“, dievom deutschen Städtetag verabschiedet wur-den, allerdings erst nach zähen und langwieri-gen Verhandlungen. Nach der Neugliederungder Länder und der damit veränderten Rechts-lage, galt es diese Leitsätze neu zu fassen,wobei hier aber nun die Arbeitsgemeinschaftder Leiter der Berufsfeuerwehren in der Bun-desrepublik Deutschland federführend war.Bevor eine Einigung mit dem Deutschen Städ-

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Feuerwehrschule Kirchheimbolanden

tetag zustande kam, galt es wieder einen be-schwerlichen Weg zu gehen. 1953 hatten nocheinige Landesregierungen den „Entwurf derLeitsätze“ abgelehnt, doch bereits ein Jahr spä-ter wurden die „Leitsätze des Deutschen Städt-etages für die Annahme und Ausbildung derBewerber für den höheren Dienst in den Berufs-feuerwehren vom 08.03.1954“ veröffentlicht.Damit waren aber noch nicht alle Hürden ge-nommen, wie das Protokoll der AGBF BundVollversammlung vom 24. – 25. September1954 in Punkt 1 und 2 besagt:

„1. Ausbildung von Feuerwehringenieur-Anwär-ternDie Leitsätze des Deutschen Städtetages wer-den allgemein anerkannt. Die Gewinnung vonNachwuchskräften wird immer schwieriger, dadie Industrie geeignete Kräfte schon im 7. Se-mester von den Hochschulen abwirbt. Derjüngste im Dienst befindliche Angehörige deshöheren Dienstes ist bereits 41 Jahre alt. Eswird bemängelt das die Ausbildungszeit von 3Jahren zu lang ist. [...]“

„2. Laufbahnrichtlinien für den höheren Feuer-wehrdienstEs wird als Übergangsbestimmung vorgeschla-gen, die Ausbildungszeit zunächst auf 1 ½Jahre zu beschränken.“

Dieses Thema sollte die AGBF Bund noch überJahre beschäftigen, denn der Nachwuchsman-gel und die Überalterung der Führungskräftenahm bedrohliche Formen an. Das Protokollvom 23. März 1962 sagt hierzu aus:

„Nachwuchsbedarf für den höheren feuerwehr-technischen DienstDerzeit sind 13 Stellen nicht besetzt. Aufgrundeiner Umfrage wurde festgestellt, dass bis 1966bei den Berufsfeuerwehren mindestens 45 Stel-len im höheren feuerwehrtechnischen Dienstfrei werden. Es ist außerdem damit zu rechnen,dass 9 weitere Stellen zusätzlich geschaffenwerden. Gegenwärtig befinden sich nur 16Brandreferendare in der Ausbildung. Bei diesenZahlenangaben ist zu berücksichtigen, dass derBedarf für die Landesdienststellen und dieWerkfeuerwehren noch nicht enthalten ist.“

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Die Lage sollte sich nur langsam normalisieren,später erfolgte die Festlegung, dass die Prü-fung für den höheren feuerwehrtechnischenDienst und ein Teil der Ausbildung an der Lan-desfeuerwehrschule Nordrhein-Westfalen inMünster stattfindet. Nach der Wiedervereini-gung Deutschlands blieb die Ausbildung für denhöheren Dienst in Münster, nun auch für denhöheren Dienst aus den neuen Bundesländern.Die „Leitsätze des Deutschen Städtetages fürdie Ausbildung zum höheren feuerwehrtechni-schen Dienst“ liegen in der nun aktuellen Fas-sung vom Januar 2012 vor.

Die praktische Ausbildung der Feuerwehrkräftekonnte immer mehr der Realität angepasst wer-den. Die Realbrandausbildung nahm an Bedeu-tung zu, infolge dessen errichteten einigeFeuerwehrschulen sogenannte Brandhäuserbzw. Brandübungsanlagen. Diese Idee war al-lerdings nicht ganz neu, denn bereits im Mai1935 konnte in Celle ein Flammenhaus eröffnetwerden. Der Bereich des Vorbeugenden Brand-schutzes nahm immer mehr an Bedeutung zu,die Lehrpläne wurden entsprechend angepasst.So gab es kaum eine Führungskraft die von nunan nicht nur die Brandbekämpfung sondernebenfalls die Möglichkeiten der Brandverhü-tung vermittelt bekam. Das Fußexerzieren, wel-ches ein erheblicher Bestandteil der prak-tischen Ausbildung war, entfiel schon vor gerau-mer Zeit. Die Ausbildung in Theorie und Praxiswar immer wieder den zeitlichen Gegebenhei-ten angepasst worden.

Der Neubeginn im Osten

In den Ostgebieten des ehemaligen DeutschenReiches gab es nachkriegsbedingt große Ver-

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Feuerwehrschule Münster

änderungen, weil nun ein Teil der Gebiete unteranderem zu Polen, Russland und der Tsche-choslowakei gehörte, weshalb schon einmal ei-nige Feuerwehrschulen fortfielen.

Unter der sowjetischen Militäradministration(SMAD) wurden auf dem künftigen Gebiet derDeutschen Demokratischen Republik (DDR)andere Wege eingeschlagen, allerdings ähnlichden Gebieten, wo die anderen drei Besatzungs-mächte (Großbritannien, Frankreich und USA)ihren Beitrag zur Neuschaffung eines demokra-tischen Deutschlands leisteten. So wurde durchjede Militäradministration die Führung der Feu-erwehrgeschäfte in die Hände eines (Landes-)Branddirektors gelegt.

Berlin wurde ab dem 30. November 1948 offi-ziell in Ost- und Westberlin gespalten, sämtlicheFragen des Feuerschutzes in Westberlin re-gelte man über das Verbindungsamt mit denwestlichen Besatzungsmächten, dies blieb sobis zum 1. Oktober 1950 (Westberlin wurde eindeutsches Land mit eigener Verfassung). Am 8.Mai 1949 gründete sich die BundesrepublikDeutschland und am 7. Oktober 1949 erfolgtedie Gründung der Deutschen DemokratischenRepublik (Berlin-Ost wurde Hauptstadt derDDR).

Bereits mit Schreiben vom 6. Dezember 1945ordnete das „Zentralamt F“ (Feuerwehr) die Be-rufs- und Fachschulung aller Berufsangehöri-gen der Feuerwehr an. Die Schulung sollte am10. Dezember beginnen und folgende sechsLehrfächer beinhalten: Deutsch, Rechnen, Phy-sik, Chemie, Baukunde und Grundlagen destaktischen Einsatzes.

1946 wurde die Abteilung Feuerwehr in derDVdI (Deutschen Verwaltung des Innern) gebil-det und bereits ein Jahr später fand die ersteArbeitstagung mit den Landes- und Provinzial-branddirektoren in Berlin zur Schaffung einerEinheitlichkeit im Feuerlöschwesen in der sow-jetischen Besatzungszone (Arbeitsweise, Struk-tur, materiell-technische und finanzielle Sicher-stellung des gesamten Feuerlöschwesens, Ein-und Anstellungsbedingungen des Personals,Ausbildung, Schulung, Weiterbildung, Besol-

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dung, Bekleidung, Ausrüstung, Sozialfürsorgeund Urlaub) statt, um unter den neuen gesell-schaftlichen Bedingungen eine Gleichberechti-gung beim Tätigwerden aller Feuerwehren (BF,FF, Pflichtfeuerwehren, WF) zu schaffen. DerBefehl Nr. 201 der SMAD vom 16. August 1947enthielt Richtlinien zur Anwendung der Direkti-ven Nr. 24 und 38 des Alliierten Kontrollrates inDeutschland über die Entnazifizierung, unteranderem sollte aufgrund der Erfahrungen ausder Naziherrschaft eine struktur- und verwal-tungsmäßige Trennung von Feuerwehr und Po-lizei stattfinden sowie alte Kader, d. h. sowohlBeamte als auch Angestellte mit einer entspre-chenden Vergangenheit, aber auch politisch un-zuverlässige Leute nicht nur an den Feuerwehr-schulen ersetzt werden.

Die ersten Feuerwehrschulen bildeten sich1946 in Sachsen (Dresden) und Thüringen(Schloss Reinhardsbrunn) und weil die Feuer-wehrschule in Heyrothsberge mehrere schwereBombentreffer erhalten hatte, wurde in Halle(Sachsen-Anhalt) eine Schule eingerichtet.Nachdem in Heyrothsberge der Schulbetriebwieder möglich war, verlagerte sich der Ausbil-dungsbetrieb von Halle nach Heyrothsberge.Mit dem Wechsel der Ausbildungsinhalte änder-ten sich (je nach Ausbildungsschwerpunkt)ebenso die Namen der Lehranstalten, wobeidies besonders gut anhand der Feuerwehr-schule in Heyrothsberge mit ihren 13 verschie-denen Bezeichnungen nachvollziehbar ist.

Jedes Regime vernichtete während seinerHerrschaft die ihrer Ideologie nicht entspre-chenden Symbole, Bücher, Denkmäler etc. sowar es auch beim Ehrenmal auf dem Geländeder Feuerwehrschule Heyrothsberge, das unter

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Feuerwehrschule im Schloss Reinhardsbrunn

der neuen politischen Führung entfernt wurde.Wie sehr der Krieg sich auf die Feuerwehraus-bildung auswirkte, besagt unter anderen einAufruf im September 1949, der um Unterstüt-zung für die Feuerwehrschule in Heyrothsbergedurch Überlassung von Schulungs- und Litera-turmaterial bat. In den Jahren nach dem Kriegmangelte es an allem, bedingt auch dadurch,das abrückende Besatzungskräfte Fahrzeugeund Materialien für eigene Zwecke beschlag-nahmten und/oder andere, für sie brauchbareGegenstände, vielfach als Andenken mit nachHause nahmen; Feuerwehrschulen durch sow-jetisches Militär belegt waren, wie zum BeispielGüstrow (Mecklenburg). Ein kurzfristiges Aus-weichquartier fand man in Graal-Müritz, im„Haus Erika“ in der Friedensstraße, wobei die-ses Ausweichquartier in Graal-Müritz scheinbarkeine großen Spuren hinterlassen hat. HausErika wurde mittlerweile abgerissen und vonder Existenz dieser Lehrstätte wussten wederder dortige Heimatverein noch die hiesige Feu-erwehr (Stand: Mai 2013).

Im April 1948 fand in der Landesfeuerwehr-schule Reinhardsbrunn ein erster Brandermitt-ler-Lehrgang für die Abt. K (Kriminalpolizei)statt, die Dozenten waren Feuerwehrmänner,und wurde später auf alle Länder der SBZ(Sowjetische Besatzungszone) ausgeweitet.

Die „Abteilung F“ der DVdI beriet am 6. Januar1949 unter anderen über die Erarbeitung eineseinheitlichen Schulungsprogramms für die Lan-desfeuerwehrschulen, über die Herausgabe ge-sonderter Instruktionen und die Verbesserungder Feuerwehrfachliteratur. Die Landesfeuer-wehrschule Brandenburg in Cottbus besaß zudiesem Zeitpunkt 24 Planstellen. Wie diese auf-geteilt waren konnte nicht ermittelt werden. Am17. Januar 1949 erfolgte die Herausgabe des„Vorläufigen Statuts für die Feuerwehren dersowjetischen Besatzungszone Deutschlands“durch den Präsidenten der Deutschen Verwal-tung des Innern.

In Berlin begann der 19jährige Karlheinz Sicheam 5. April 1949 seinen Dienst in der Feuerwa-che Oderberger Straße (Prenzlauer-Berg). DieGrundausbildung erfolgte in der Freizeit, das

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hieß, nach dem 24-Stunden-Dienst mit derStraßenbahn zur zentralen Ausbildungsstättefahren, dann bis Mittag Ausbildungsdienst undUnterricht. Siche wurde Mitglied der FDJ, wardabei, als 1949 in Rummelsburg die erste FDJ-Organisation in der Berliner Feuerwehr gegrün-det wurde und ein Jahr später war er Kandidatder SED. 1951 stand zunächst einmal das"Lehrmaterial für die Fachzirkel der FreienDeutschen Jugend in der Deutschen Volkspoli-zei" Feuerwehr Lehrabschnitt 1 - 1. Thema"Wissenschaftliche Begründung der Entste-hung eines Feuers" zur Verfügung, wo esdarum ging: "Die FDJ-Gruppen in der Volkspo-lizei müssen alles tun, um den jungen Kamera-den in Lernzirkeln Kenntnisse derjenigenWissenschaften zu vermitteln, die sie zur erfolg-reichen Ausübung der polizeilichen Tätigkeitbenötigt [...] muß besonders auch [...] zum in-tensiven Selbststudium anregen […] DieDienstvorschrift DVP 80 über die Organisationund Durchführung des Vorbeugenden Brand-schutzes muß jedem Feuerwehrmann inFleisch und Blut übergehen. Außerdem ist esunbedingt notwendig, daß die Brandursachen-ermittler und die übrigen Kameraden der Brand-kommissionen täglich, ja stündlich lernen, umsich zu qualifizieren, damit sie an ihre Arbeitwissenschaftlich herangehen und lernen, diewirklichen Ursachen der Brände festzustellen.“Am Heftende steht geschrieben: „Zum Studiumdes Themas 'Die wissenschaftliche Begrün-dung der Entstehung eines Feuers' wird zumSelbststudium 'Die chemisch-physikalischenGrundursachen des Verbrennungsvorgangs'empfohlen. (Fachschulungsheft B 1, herausge-geben von der HVDVP-HA Feuerwehr)“

(1. Dezember 1949: An der PK-Hochschule inBad Freienwalde begann der erste Lehrgangfür die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeiterndes PK-Organs. Auf Beschluss des Zentralko-mitees der SED erfolgte am 22. Juli 1952 dieUmbenennung der Polit-Kultur-Organe in Polit-organe mit Bestimmung ihrer neuen Aufgaben.In der Zeit vom 27. bis zum 30. Mai 1952 fandin Leipzig das IV. Parlament der Freien Deut-schen Jugend statt, wo die FDJ die Patenschaftüber die Deutsche Volkspolizei übernahm.(siehe auch "Ausbildung in Feuerwehrschulen

und dem Institut der Zivilverteidigung auf demGebiet der ehemaligen DDR – anhand von Zeit-zeugenberichten Heinz Herold/Horst Sack" An-gela Damaschke, CTIF-Tagungsband, 2014)

Die Politische Schulung nahm einen hohenStellenwert ein. Eine ideologische Bearbeitungder Lehrgangsteilnehmer durch die SED warallgegenwärtig. So fanden ab März 1949 in denSchulen Reinhardsbrunn und Zschachenmühle14-tägige Sonderlehrgänge für politische Schu-lung statt. In der später erscheinenden Fach-zeitschrift „Unser Brandschutz“ nahm die poli-tische Schulung und Einflussnahme einen gro-ßen Raum ein.

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Feuerwehrschule Zschachenmühle

Ein Schreiben der Hauptabteilung Feuerwehrvom 18. Dezember 1951 führte den vielsagen-den Titel „Richtlinien für die Erziehungsarbeit inden Ausbildungskommandos“. Wie wichtigdiese Erziehungsarbeit für die politische Füh-rung in der DDR war zeigte später ein Schrift-stück von 1979, welches hier ungekürztwiedergegeben wird:

„Bildungs- und Erziehungsziel“

Der Unterricht im Fach Marxismus-Leninismushat das Ziel, die Neueingestellten mit denGrundfragen der Politik der SED in Zusammen-hang mit Rechtsvorschriften, den Forderungendes Eides, Befehlen, Direktiven und anderenWeisungen des Ministers des Innern und Chefsder DVP vertraut zu machen und befähigt sie,ihren Klassenauftrag vorbildlich zu erfüllen.Dazu wird das Verständnis für die vom IX. Par-teitag der SED beschlossenen Strategie undTaktik des Kampfes zur weiteren Gestaltung derentwickelten sozialistischen Gesellschaft unddamit zur Schaffung grundlegender Vorausset-

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zungen für den allmählichen Übergang zumKommunismus entwickelt.Den Neueingestellten wird bewusst gemacht,dass die Verwirklichung dieser Politik der Bei-trag der DDR zur weiteren Stärkung der sozia-listischen Staatengemeinschaft ist und sich imverschärfenden Klassenkampf gegen den Im-perialismus vollzieht.Die mit der marxistisch-leninistischen Ausbil-dung verbundene kommunistische Erziehungträgt dazu bei, dass sich bei allen Neueinge-stellten solche politischen, moralischen, sittli-chen und ästhetischen Auffassungen sowieGefühle, Denk- und Verhaltensweisen entwi-ckeln, die dem Anforderungsbild der Angehöri-gen der Deutschen Volkspolizei und deranderen Organe des Ministeriums des Innernentsprechen.

Im Juli 1951 worden mit Heyrothsberge, Dres-den-Lockwitz, Reinhardsbrunn und Beeskowvier Feuerwehrschulen für den Bereich derDDR aufgeführt.Ab September 1951 erschien die erste Aus-gabe der Zeitschrift „Unser Brandschutz“, wo esim Heft 3 "Vom Einsatz der Feuerwehr beimSachsenring-Rennen" unter anderem hieß: „DieFrage der DISZIPLIN steht im Vordergrund [...]Die Kameraden machen sich keine Gedankendarüber, daß bei Veranstaltungen der Dienstan-zug vollständig sein muß, und daß ein Brand-schutzposten nicht 'zigarettenrauchend' anStrohballen gelehnt das Rennen beobachtenkann. Der größte Vorwurf muß hierbei den Offi-zieren gemacht werden, denen die Kameradenunmittelbar unterstehen. Was nutzt es, wennBelehrungen von der Einsatzleitung durchge-führt werden, unsere Abschnittsleiter und Grup-penführer im Einsatz nicht die nötige Achtungden Kameraden beibringen und in duzbrüderli-chem Verhältnis die Befehle und Anweisungendurchführen lassen. Es ist ein Unding, wennKameraden vor der Ausführung gegebener Be-fehle und Anordnungen erst lange diskutieren.“

Diese Zeitschrift half unter anderem mit derAuswertung von Einsätzen und ihren „Wissen-schaftlich-technischen Beilagen“ enorm bei derfachlichen Schulung der Feuerwehrkräfte, ent-wickelte sich dann aber immer mehr im Laufe

der Zeit zu einem besonderen Mittel der politi-schen Propaganda.

1952 wandelten sich per Gesetz die Länder inBezirke um, aus den ehemaligen fünf Ländern(Brandenburg, Mecklenburg, Sachsen, Sach-sen-Anhalt, Thüringen) und Ost-Berlin wurden14 Bezirke gebildet, wobei die Hauptstadt Berlinimmer ihren Sonderstatus behielt.

Mit Befehl 142/52 des Chefs der DVP vom 10.November 1952 mit drei Dienstanweisungen(unter anderen, dass in Schwerpunktbetriebendurch die Abteilungen Feuerwehr halbjährlichBrandschutzgrundkontrollen und monatlich einNachkontrolle durchzuführen sind unter Teil-nahme: Betriebsleitung, Betriebsparteiorganisa-tion, Betriebsgewerkschaftsleitung und Brand-schutz- sowie Arbeitsschutzinspektor) – eineForderung, die das Organ Feuerwehr bis insJahr 1989 begleitete.

Die Lehrgangsteilnehmer der Feuerwehrschu-len hatten die Gelegenheit ihre Kenntnisse beirealen Einsätzen zu erweitern - Teilnehmer derSchulen in Dresden-Lockwitz und Heyroths-berge waren 1953 drei Wochen beim Wald-brand im Kreis Weißwasser eingesetzt. Auchbei Hochwasser- und anderen katastrophen-ähnlichen Lagen wurden die Lehrgangsteilneh-mer herangezogen, konnten somit wertvollePraxiserfahrungen sammeln, die ihnen späternützlich waren. Als am 17. Juni 1953 der Volks-aufstand in der DDR ausbrach, wurden Lehr-gangsteilnehmer aller Feuerwehrschulen zurBrandbekämpfung und/oder für den Objekt-schutz in Ost-Berlin eingesetzt.

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Feuerwehrschule Heyrothsberge

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Das „Gesetz zum Schutze vor Brandgefahren“wurde durch die Volkskammer der DDR am 18.Januar 1956 verabschiedet. Mit diesem Gesetzwurden neue Formen der Ausbildung in denFeuerwehren festgeschrieben. Im gleichen Jahrbegann die Auflösung der Kreislöschbereit-schaften, in einigen Gebäuden wurden Ausbil-dungskommandos untergebracht, welche sichin den Bezirken neu bildeten.

Der nachfolgende, nicht vollständige, Berichtgibt einen kleinen Überblick über die Entste-hungsgeschichte des AusbildungskommandosBorna.Abriss zur Entwicklung des Ausbildungskom-mandos der Feuerwehr Borna 1956 – 1986 derAbteilung Feuerwehr der BDVP Leipzig - Gefer-tigt von Oberleutnant der Feuerwehr JohannesHaase, anlässlich des 30jährigen Bestehensdes Ausbildungskommandos der FeuerwehrBorna, im September 1986: „Sie ist für die frei-willigen Feuerwehren des Bezirkes Leipzig undab 1963 zusätzlich für die des Bezirkes Karl-Marx-Stadt die einzige zentrale Ausbildungs-stätte auf dem Gebiet der Feuerwehrausbil-dung. Der IV. Parteitag der SED, der vom30.03. bis 06.04.1954 in Berlin tagte, zog Bilanzüber die ersten Jahre des sozialistischen Auf-baues. Er schätzte ein: ‚Wir haben die Schaf-fung der Grundlagen des Sozialismus in Angriffgenommen und wir werden diese historischeAufgabe erfüllen. Wir werden die Schwierigkei-ten meistern, auftretende Fehler korrigieren unddas Gewonnene gegen die heimtückischen An-schläge des Feindes verteidigen’. Dieser Be-schluß bildete die Grundlage für die Erarbeitungdes Gesetzes zum Schutz vor Brandgefahren.In seiner Sitzung vom 18.01.1956 verabschie-dete die Volkskammer der DDR das ersteBrandschutzgesetz nach Gründung der DDR.In diesem werden durch den § 2 die Aufgabendes Zentralen Brandschutzorgans gegenüberden örtlichen und betrieblichen Brandschutzor-ganen festgelegt. Die Zentralen Brandschutz-organe haben im Rahmen ihrer Aufgaben‚ alleFeuerwehren und im Brandschutz tätigen Per-sonen auszubilden, anzuleiten und zu kontrol-lieren sowie ihre Qualifikation ständig zufördern’. Zur Lösung der gestellten Aufgabenwar es notwendig in den Bezirken der Republik

Ausbildungsstätten zu schaffen, um die gesell-schaftlichen Kräfte entsprechend anleiten zukönnen. Auf Befehl des Ministers des Innernund Chefs der DVP wurden Ausbildungskom-mandos der Feuerwehr geschaffen. Im BezirkLeipzig bot sich die 1953 neugebaute Kreis-löschbereitschaft Borna an. Durch die Reorga-nisation der zentralen Brandschutzorgane imBezirk Leipzig und der damit verbundenen Auf-lösung der Wachabteilungen am 31.12.1955waren Räumlichkeiten für die Unterbringungvorhanden und die Ausbilder konnten aus demehemaligen Personalbestand ausgewählt wer-den.“

In der Zentralschule der Deutschen Volkspolizei(Feuerwehr) in Dresden-Lockwitz begann 1956die Ausbildung von Feuerwehroffizieren nacheinem abgestimmten Studienplan. Dieser ersteIngenieurlehrgang fand im Modus eines fünfjäh-rigen Fernstudiums statt. Nach erfolgreichemAbschluss 1961 konnten die Teilnehmer die Be-rufsbezeichnung „Ingenieur für Brandschutz“führen. An der „Feuerwehrtechnischen Fakultätder Hochschule des Ministeriums für Innere An-gelegenheiten der UdSSR“ in Moskau konnteim Jahr 1957 erstmals ein leitender Offizier derFeuerwehr der DDR ein einjähriges Studiumabsolvieren. 1959 waren dort bereits fünfjährigeLehrgänge möglich. Der Unterricht erfolgte inrussischer Sprache, eine Hürde, die neben dergeistigen Aufnahme der Fachausbildung, ge-meistert werden musste.

Die älteste Feuerwehrschule „Deutschlands“ inBeeskow wurde 1958 „Zentralschule für denLuftschutz“. Sie sollte im Laufe der Zeit nochmehrmals ihren Namen und zum Teil ihr Aufga-bengebiet ändern bis sie als „Institut für Zivil-verteidigung – Otto Grotewohl“ 1990 endgültigihre Tore schloss. Um die feuerwehrtechnischeAusbildung der Feuerwehrkräfte in der DDR zuverstärken, griff man auch auf die bereits er-wähnte und bewährte Fachliteratur aus derSowjetunion zurück, ließ diese ins deutscheübersetzen und gegebenenfalls an die örtlichen(DDR) Verhältnisse anpassen.

Immer wieder wurden die Feuerwehren, Feuer-wehrschulen und Ausbildungskommandos

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sowie ihre Lehrgangsteilnehmer für Belangedes Staates mit eingesetzt.

Der EID der Deutschen Volkspolizei auf dieDDR-Fahne geschworen: "Ich schwöre meinemsozialistischen Vaterland, der Deutschen De-mokratischen Republik und ihrer Regierung all-zeit treu ergeben zu sein, Dienst- und Staats-geheimnisse zu wahren und die Gesetze undWeisungen genau einzuhalten [...] allzeit treuergeben [...] wachsam meine Dienstpflichten zuerfüllen [...]".(Ein Feuerwehr-Vereidigungstext in 2011: "Ichschwöre, dass ich mein Amt getreu dem Grund-gesetz für die Bundesrepublik Deutschland undder Verfassung von Berlin in Übereinstimmungmit den Gesetzen zum Wohle der Allgemeinheitausüben und meine Amtspflichten gewissenhafterfüllen werde; es folgt entweder "Ich gelobe"oder "so wahr mir Gott helfe".)

Weder "Weiberwirtschaft" noch fixe Idee - ausdem Diskussionsbeitrag der Kameradin ErikaFüssel, Freiwillige Feuerwehr Torgau in „UnserBrandschutz“ 07/1962: "Heute ist es für vieleschon selbstverständlich, daß im Löschfahr-zeug eine Frau als Melder sitzt, bei der Sicher-heitswache im Theater eine Frau den Feuer-wehrmann ersetzt und Frauen Brandschutzkon-trollen in den Wohnungen vornehmen […]. AlleFrauen unserer [am 1. Februar] gegründetenFrauengruppe sind verheiratet, haben eine Fa-milie und Kinder zu betreuen und sind zumgrößten Teil berufstätig. Regelmäßig kommenwir alle vierzehn Tage für zwei Stunden zusam-men und führen streng nach Plan unsere Schu-lung und Ausbildung durch. Die Dienstbeteili-gung liegt weit über der der Männer. Das hatden ersten Schock erwirkt [...]“.

Vom 23. bis zum 28. Juli 1962 fand im ABK Ei-senberg der erste Lehrgang für Frauen statt, siesollten mit den elementarsten Kenntnissen imFeuerwehrdienst vertraut gemacht werden.

Major der Feuerwehr Erich Brückner berichtetein seinem Artikel "Brandschutz ist nicht nurMännersache" in der Zeitschrift "Unser Brand-schutz" 3/1962, wie folgt: "Das Kommuniqué des Politbüros des Zentral-

kommitees der SED 'Die Frau - der Frieden undder Sozialismus' hat bei der gesamten Bevöl-kerung unserer Republik ein breites Echo ge-funden […]. In unserem Arbeiter- und Bauern-Staat geht es nicht darum, die Frau als Hilfskraftoder Ersatz für die Männer zu betrachten. ImGegenteil, erst in der sozialistischen Gesell-schaftsordnung wird jede Beschränkung derRechte der Frau endgültig beseitigt und ihre Be-tätigung als völlig gleichberechtigtes Mitgliedder Gesellschaft allseitig gesichert. Den Frauenin unserer Republik ist die Möglichkeit gegeben,auf allen Gebieten des gesellschaftlichen Le-bens eine ihren Fähigkeiten entsprechendeFunktion einzunehmen, und wie man so sagt,ihren Mann zu stehen. In vielen Frauenbetrie-ben bauten die Frauen bereits den gesamtenBrandschutz auf und organisierten ihn vorbild-lich. Dabei sind die Leistungen keinesfallsschlechter als dort, wo ausschließlich Männerdie Leitung innehaben.“

Nachdem es bereits zu allen Zeiten Frauengab, die beim Löschen von Bränden mithalfen,bildeten sich nach dem Zweiten Weltkrieg wie-der weibliche Löschgruppen, unter anderemgab es 1950 die Frauen-/Mädchen-Lösch-gruppe "Zündholzfabrik Riesa" unter Leitungvon Hauptfeuerwehrmann Gertraude Kusche(Mutter von zwei Kindern). Die Frauengruppeder Freiwilligen Feuerwehr Langendembach,Kreis Pößneck, wurde 1960 gegründet: "[...] un-sere Männer begriffen nicht, daß die Gleichbe-rechtigung der Frau auch in der FeuerwehrGültigkeit hat." Hier trafen sich die Frauengleichfalls zwei- bis dreimal im Monat, um "intheoretischen Schulungen das nötige Grund-

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Ausbildungskommando Eisenberg

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wissen zu erwerben [...]. Unsere Frauengruppeist in den vergangenen Monaten dazu überge-gangen, sich ebenfalls in der Brandbekämpfungzu qualifizieren. Durch den Einsatz unsererGruppe bei einem Brand im Forst Langendem-bach konnten wir unter Beweis stellen, daßauch hier die Kameraden auf unsere Unterstüt-zung rechnen dürfen."

Am 22. Juli 1962 fand in der BDVP Rostock dieerste Frauenkonferenz der FFw in der DDRstatt und am 24. Oktober 1962 in Berlin die 1.Zentrale Frauen-Brandschutztagung, wo dasArbeitsprogramm für die Aus- und Weiterbil-dung in den Frauenbrandschutzgruppen derFFw der DDR durch die HA F herausgegebenwurde.

In der Technischen Hochschule „Otto von Gue-ricke“, in Magdeburg nahm 1968 der neu ein-gerichtete Lehrstuhl „Brandschutz“ seinen Be-trieb auf. Die in Hoyerswerda bestehendeSchule der Transportpolizei wurde 1970 verla-gert, so dass die Räumlichkeiten für die Schu-lung von Dienstanfängern (Berufsfeuerwehr)der Feuerwehren frei wurden. Durch die vor-handene hohe Alterstruktur bei den Berufsfeu-erwehren war ein erhöhter Bedarf von neuenDienstkräften gegeben. 1972 befahl der Innen-minister, Friedrich Dickel, die VolkspolizeischuleCottbus in Nardt mit Wirkung vom 15. Mai 1973in eine Feuerwehrschule umzubilden. Damitsollte die Ausbildung der Feuerwehrkräfte ge-währleistet werden, insbesondere der Dienst-anfänger, der angehenden Gruppenführer undanderen Spezialkräften. Bisher erfolgte die Aus-bildung der Dienstanfänger in den Feuerwehr-schulen Berlin, Leipzig und Hoyerswerda. DieSchulen in Leipzig und Berlin wurden aufgelöst,Hoyerswerda bildete nun eine Außenstelle derFeuerwehrschule Nardt.

Die Ausbildung von Führungskräften der Frei-willigen Feuerwehren erfolgte in den Ausbil-dungskommandos der Feuerwehr (ABK). Aus-bildungskommandos bestanden im Mai 1973 inAnklam – für die Bezirke Rostock und Neu-brandenburgBad Freienwalde – für die Bezirke Frank-furt/Oder und Berlin

Borna – für die Bezirke Leipzig und Karl-Marx-Stadt (Chemnitz)Dessau – für die Bezirke Halle und MagdeburgEisenberg – für die Bezirke Gera, Erfurt undSuhlKamenz – für die Bezirke Dresden und CottbusNauen – für die Bezirke Potsdam und Schwe-rin

Die verbliebenen Ausbildungskommandos wur-den zu Gunsten der Neuen aufgelöst. Im Juli1983 gab es eine letztmalige „Rahmenordnungfür die Ausbildungskommandos Feuerwehr“.

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Tag der offenen Tür an der Feuerwehrschule Nardt(Foto: FWS Nardt)

Die Teilnehmer an höherwertigen Lehrgängenhatten sogenannte Abschlussarbeiten zu ver-fassen. Frauen waren ebenfalls Lehrkräfte z. B.an der Feuerwehrfachschule in Heyrothsberge.So schrieb der Absolvent der Feuerwehrschulein Heyrothsberge, Andreas Krumbiegel, über„Die Entwicklung der Feuerwehrschule ‚HelmutJust’ Nardt und ihr Einfluß auf die Herausbil-dung eines stabilen Kaderbestandes im OrganFeuerwehr“. Diese Abschlussarbeit liegt demVerfasser leider nicht vor, er wäre über eineKopie dankbar.

Die Ausbildung der Feuerwehren in der DDRhatte immer einen hohen Stellenwert. Eine gutausgebildete Feuerwehr half schließlich dabei„beträchtliche Werte der Volkswirtschaft“ zu er-halten. Dafür musste natürlich das Lehrperso-nal eine hochwertige Ausbildung genossenhaben, um ihr Wissen an die Lehrgangsteilneh-mer weitergeben zu können. Als Beispiel dafürsei hier die Feuerwehrschule Heyrothsbergegenannt, bei der 51 Angehörige des Lehrperso-

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nals 1980 folgenden Ausbildungsstand hatten:

• 47 - einen Hochschulabschluss• 42 - eine abgeschlossene pädagogi-

sche Zusatzausbildung• zwei hatten promoviert und• sieben befanden sich in einer außer-

planmäßigen Aspirantur

Der Literaturbestand der Schule konnte sichsehen lassen. Mit Datum vom 1. September1980 besaß die Fachbibliothek 39.000 Fachbü-cher, Übersetzungen, Ingenieur-Abschlussar-beiten und sonstige Schriften, zusätzlich 3.500Bände belletristischer Literatur.

Von der Maueröffnung im November 1989 wur-den die Feuerwehrkräfte in der DDR über-rascht. Im Zuge der Öffnung der Mauer ver-ließen viele Bürger die DDR, um in den „gelob-ten Westen“ zu gehen. Bei manchen kam dieErnüchterung wenige Zeit später, nicht nur ar-beitsmäßig. Manche Orte verloren in den erstenJahren zahlreiche Einwohner, so auch Eisen-berg: Konnten im Jahr 1984 noch 13.361 Ein-wohner gezählt werden, waren es 1994 nurnoch 11.536. Kamenz zählte mit Datum derWiedervereinigung 19.954 Einwohner, 1997 nur

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noch 18.882. Diese Fluktuation wirkte sich na-türlich auf das Ausbildungswesen der Feuer-wehren aus, zum einen verminderte sich dieAnzahl der Feuerwehrkräfte und zum anderenzog es einige Lehrer in den Westen, wobei al-lerdings die Qualität der Ausbildung auf einemhohen Niveau gehalten werden konnte.

Das vereinigte Deutschland

Vor der Wiedervereinigung Deutschlands exis-tierten 11 Feuerwehrgesetze in den alten Bun-desländern. Nach dem Mauerfall 1989 und dernachfolgenden Wiedervereinigung bildeten sichauf dem Gebiet der ehemaligen DDR fünf Län-der, die nun ebenfalls jeweils ihr Feuerwehrge-setz auf die eigenen Belange zuschneidenkonnten.

Dass, was der VDB, RDF und so manch andereFeuerwehrinstitution bereits zu allen Zeitenwollten, und zwar eine EINHEIT von Gesetz,Ausbildung, Uniform, Geräte etc., wurde zu-nächst in den alten Bundesländern zerschlagenund mit der Wiedervereinigung noch mit weite-ren fünf Gesetzen rückabgewickelt.

Somit war eine Übernahme selbst von neu aus-gebildeten Feuerwehrkräften aus den neuenBundesländern in die Feuerwehren der Altbun-desländer nicht immer ohne weiteres möglich,z. B. musste ein ehemaliger Angehöriger derBerufsfeuerwehr Altenburg (Thüringen) bei derAnstellung in einer hauptamtlichen Wache inNordrhein-Westfalen, ebenso seine Grundaus-bildung absolvieren, wie alle anderen, nicht feu-erwehrvorbelasteten, Neuanfänger.

Nachdem nun die Ausbildungskommandos derehemaligen DDR ausgedient hatten, bildetensich in den neuen Ländern wieder Landesfeu-erwehrschulen, lediglich zwei Lehreinrichtun-gen überstanden die Wiedervereinigung:Heyrothsberge (für Sachsen-Anhalt) und Nardt(für Sachsen). In den anderen drei Ländernmussten neue Schulen gegründet und einge-richtet werden, für Brandenburg wurde in Eisen-hüttenstadt, für Mecklenburg-Vorpommern inMalchow und für Thüringen in Bad Köstritz eineFeuerwehrschule errichtet. Vielfach lagen dieGebäude der ehemaligen ABK’s in den jeweili-

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gen Ortskernen. Ein geordneter Übungsdienst,der Lärm und auch mal Rauch verursachenkann, war hier nicht mehr möglich, ohne die Be-völkerung über die Maßen zu beeinträchtigen.

Anfänglich waren natürlich, trotz finanziellerSpritze in der Form des „Solidaritätszuschla-ges“ die finanziellen Mittel knapp, so dass esmit Unterstützung der Altbundesländer galt, dasAusbildungswesen der Feuerwehr neu zu ge-stalten.

Die Landesfeuerwehrschule Baden-Württem-berg war eine der Schulen, die mit Rat und Tatzur Seite stand. Sie unterstützte besonders denNeuaufbau bzw. den Ausbau der sächsischenFeuerwehrschule in Nardt und beriet sie in vie-len organisatorischen Fragen. Die „neuen“Schulen konnten gleich die Planung auf ein er-weitertes Betätigungsfeld abstellen, welchesdie „alten“ Schulen längst vollzogen hatten.Fast überall wurden die Zivilschutz- und Kata-strophenschutzschulen aufgelöst und meist inbestehende Feuerwehrschulen integriert. Abernicht nur die Strukturen mussten neu gestecktwerden, auch beim Bestand des Lehrpersonalsmussten Abstriche gemacht werden, z. B. hattedie Feuerwehrschule in Nardt anfänglich 115Personalangehörige, Anfang 1991 waren es nurnoch 88 Beschäftigte; der Aufbau ging mit dras-tischen Einsparungen vor sich.

Die Schulen in Nardt und Heyrothsberge konn-ten auf bestehende Baulichkeiten und Gerät-schaften zurückgreifen. In Bad Köstritz, Eisen-hüttenstadt und Malchow sah dieses etwas an-ders aus, hier bedurfte es zum Teil noch enor-mer Umbauarbeiten, damit die Räumlichkeitenfür einen Schulbetrieb geeignet waren. Fahr-zeuge und Gerätschaften konnten zum Teil vonden ehemaligen Ausbildungskommandos über-nommen werden, die sich spätestens 1991 auf-lösten.Der gleiche Faktor, wie bei jeder Änderung derpolitischen Machtverhältnisse (nicht nur nachdem Ende des 2. Weltkrieges) kam zum tragen.Zunächst galt es das Personal der Feuerwehr(wie z. B. die Beschäftigten des Rettungsam-tes) zu übernehmen, so dass nicht nur Lehrper-sonal, welches in der Vergangenheit zu

linientreu war, nicht übernommen oder aber inden vorzeitigen Ruhestand versetzt wurde. Esgalt zum Teil neu ausgebildete Kräfte einzustel-len, Kräfte aus den alten Bundesländern, dieauch den Aufbau der Feuerwehrschulen unter-stützten: der erste Schulleiter und sein Stellver-treter an der Landesfeuerwehrschule Branden-burg in Eisenhüttenstadt kamen aus Nordrhein-Westfalen.

Das Ausbildungsspektrum hatte sich im Laufeder Zeit erheblich von der Brandbekämpfunghin zur Technischen Hilfeleistung verlagert, die-sen Umstand und neue Bereiche, wie die Hö-henrettung, die ihren Ursprung in den neuenBundesländern hatte, galt es in den Ausbil-dungsplänen und -inhalten zu berücksichtigen.Der Aufbau der Feuerwehrschulen in denneuen Bundesländern ist heute noch nichtüberall endgültig abgeschlossen, aber die bis-herigen Ergebnisse können sich sehen lassen.In manchen Bereichen wurden neue Wege be-schritten, so z. B. in Eisenhüttenstadt schon al-lein durch die Grenznähe zu Polen. Hier bot essich an mit den polnischen Kameraden im Be-reich der Feuerwehrausbildung zu kooperieren,unter anderen bei der gemeinsamen Errichtungeines Brandübungshauses und der Beschaf-fung von Einsatzfahrzeugen - trotz einiger Hür-den, wie z. B. Versicherungsschutz, Sprachbar-rieren.

Bei der Feuerwehrschule in Malchow (Mecklen-burg-Vorpommern, im ehemaligen Kurhaus amFleesensee) fand der erste Lehrgang erst imAugust 1992 statt, obwohl sie ihre Tore bereitsim Februar 1992 öffnete. Das Gelände, was inseiner Lage durch eine Wochenendsiedlungund den See sehr eingeengt ist, musste vorhererst einmal hergerichtet werden, dabei halfenFreiwillige Feuerwehren aus dem Umland tat-kräftig mit. Noch während des laufenden Betrie-bes gab es hier einige bauliche Veränderungen,alte und nicht mehr benötigte Gebäude wurdenvom Gelände entfernt, sie wichen dem späterenAufbau von Fahrzeughallen und Übungsanla-gen. Durch die Baumaßnahmen kam es natür-lich zu Behinderungen des Unterrichtes undden praktischen Übungen. Zu Beginn fehlte eshier an allem.

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Die Zuständigkeiten in Bayern änderten sicherst 1995 mit der Umwandlung der Katastro-phenschutzschule Geretsried in eine Feuer-wehrschule. Nun übernahm Würzburg dennordwestlichen, Regensburg den nordöstlichenund Geretsried den südlichen Feuerwehrausbil-dungsbereich von Bayern. Während die Lehr-gänge in allen Schulen gleich ablaufen, erhieltspäter jede Schule ihren „Spezialbereich“, dennur sie ausbildet: Geretsried z. B. die Lehrleit-stelle zur Ausbildung aller Disponenten in Bay-ern.

Während überall in den letzten Jahren die Feu-erwehrschulen bauliche Erweiterungen erfuh-ren, ging das Land Bremen andere Wege. InBremerhaven bezog die Berufsfeuerwehr 1980ein neues Wachgebäude, in welches die Lan-desfeuerwehrschule Bremerhaven ebenfallseinzog. Diese Schule sollte nur 32 Jahre beste-hen, da der Senat der Stadt Bremen vermutlichwegen der Kosten die Schließung zum 31. De-zember 2012 beschlossen hatte. Der Koaliti-onsvertrag zwischen den Parteien „SPD“ und„Bündnis 90 / Die Grünen“ vom 28. Juni 2011sagte dazu folgendes aus: „Die gestiegenen Anforderungen an die Feuer-wehrausbildung erfordern eine Neustrukturie-rung des Ausbildungskonzeptes in Theorie undPraxis. Um bei vergleichsweise kleinen Lehr-gangsstärken qualitativ hochwertig und gleich-zeitig wirtschaftlich handeln zu können, sindKooperationen mit Hochschulen und anderenAusbildungsstellen – auch länderübergreifend– anzustreben und die Feuerwehren in Bremenund Bremerhaven stark in die praktische Aus-bildung einzubinden. Die Landesfeuerwehr-schule wird aufgelöst. Wir prüfen, ob sie in eine

Landeseinrichtung mit dem Schwerpunkt Ret-tungsdienstausbildung umgewandelt werdenkann.“Eine Legislaturperiode vorher waren beide Par-teien noch anderer Meinung, der Koalitionsver-trag vom 27. Juni 2007 sagte nämlich noch aus: „Die Landesfeuerwehrschule in Bremerhavenwird in verbesserter Kooperation mit den Be-rufsfeuerwehren Bremen und Bremerhaven er-halten.“Laut Plan soll die Ausbildung der FreiwilligenFeuerwehrmänner zukünftig in Celle und Loystattfinden. In Bremerhaven fanden zahlreicheSpeziallehrgänge statt, die es kaum an anderenSchulen gab, u. a.: • Schiffssicherung• Brandbekämpfung auf Schiffen• Überleben auf See• Winsch-Training

Aufgrund der geringen Flächengröße und Ein-wohnerzahl war der Lehrpersonalbedarf bzw. -ansatz in Bremerhaven nicht gerade hochangesetzt. Durch die tatkräftige Unterstützungder jeweiligen Wachmannschaften der Berufs-feuerwehr Bremerhaven und anderer Helferkonnten die Lehrgänge jedoch erfolgreichdurchgeführt werden. Die Grundausbildung derBerufsfeuerwehrkräfte wird wieder auf den Wa-chen in Bremen und Bremerhaven von den Be-rufsfeuerwehren selbst durchgeführt.

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Gelände der Feuerwehrschule Malchow

Fahrzeugpark der Landesfeuerwehrschule Bremen inBremerhaven (Foto: FWS Bremerhaven)

Einige Feuerwehrschulen wechselten denNamen, um so das geänderte Aufgabenspek-trum aufzuzeigen, wobei die Landesfeuerwehr-schule Nordrhein-Westfalen in Münster zwarihren Namen 1998 in „Institut der Feuerwehr“

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änderte, aber bis heute die Forschungstätigkeitvermissen lässt. Das Institut für Brand- und Ka-tastrophenschutz Sachsen-Anhalt in Heyroths-berge führt nunmehr den 13. Namen und auchdie Landesfeuerwehrschule Rheinland-Pfalz inKoblenz änderte 1998 vor dem Bezug derneuen Räumlichkeiten in Koblenz-Astersteinmit der vorhergehenden Auflösung des bundes-weiten Katastrophenschutzes ihren Namen inFeuerwehr- und KatastrophenschutzschuleRheinland-Pfalz um.

Nachdem inzwischen einzelne Landesregierun-gen erkannt haben, wie wichtig eine intensiveFeuerwehrausbildung ist, stand einer entspre-chenden Mittelfreigabe nichts mehr im Wege,so dass um-, ausgebaut und/oder renoviertwerden konnte. Vierbettzimmer sind nunmehrZweibett- oder Einzelzimmern gewichen, fürden Freizeitbereich wurde ebenso gesorgt, wiefür die praktische Ausbildung. Feuerwehrschu-len erhielten Übungsanlagen und/oder -häuser,neue Technik, neue Fahrzeuge etc., was dermoderne Schulbetrieb so braucht. In Würzburg wird 2015 eine neue Übungshallefertig gestellt werden, weitere Baumaßnahmensind geplant. In Bruchsal erfolgte im Juni 2014der Spatenstich für die Neubauten der Landes-feuerwehrschule auf dem Außengelände, sodass diese in den nächsten Jahren komplettnach dort verlagert werden soll. Eine weitereSchulverlegung soll zumindest teilweise in Celleerfolgen, vom Bremer Weg geht es sukzessivin eine ehemalige Kaserne mit, nach heutigenGesichtspunkten, ausreichendem Platzange-bot. Der zweite Schulstandort in Niedersach-sen, im Oldenburgischen Loy gelegen, erfährtebenfalls eine Erweiterung bzw. Modernisie-rung.

Die Feuerwehren müssen immer wieder aufsneue geschult werden, damit sie den täglichenGefahren Einhalt gebieten können. Währendzur Gründungszeit der Feuerwehrschulen dieFeuerwehrmänner, in kleineren Dörfern bzw.Gemeinden, jahrelang eher selten zum Einsatzkamen, ist neben dem Gefahrenpotential auchdie Quantität der Einsätze enorm angestiegen.Während früher zumeist nur Kaltlagen geübtwerden konnten, ist heute fast jede Feuerwehr-

schule mit einem Brandübungshaus oder ähn-lichem ausgestattet, wo realitätsnahe Szena-rien möglich sind. Die technischen Möglich-keiten bieten einiges, doch gilt es immer aufdem neuesten Stand der Technik zu bleiben -auch bei Fernmeldeelektronik, elektronischenDatenbanken (z. B. für gefährliche Stoffe), Lehr-materialien und den Hilfsmitteln bezüglich derLehr- stoff-Vermittlung. Während zu Beginn nurSchultafel und einige Schnittmodelle zur Verfü-gung standen, haben heutzutage Computer,Beamer und weitere elektronische HilfsmittelEinzug gehalten, so dass ein „e-learning“ mög-lich ist.

Ausbildungsstätten

Zunehmend waren den Berufsfeuerwehrenausbildungsmäßig Grenzen gesetzt, so dassunter anderen Ausbildungsangebote der freienWirtschaft in Anspruch genommen werden. An-dere Schulen, wie z. B. ab 1954 die ZentraleBetriebsakademie der Deutschen Reichsbahnin Egsdorf im Kreis Königs Wusterhausen,waren in der Lage weitere Mosaiksteinchen fürdie Ausbildung von berufs- und freiwilligen Feu-erwehrkräften, aber auch Mitarbeitern der ent-sprechenden Betriebsstätten zu liefern.

Aber erst mit der Einrichtung von Feuerwehr-schulen (bzw. in der ehemaligen DDR, als dieFeuerwehrausbildung der Freiwilligen Feuer-wehren in Ausbildungskommandos überführtwurde) und anhand von entsprechenden Schu-lungsprogrammen, Ausbildungsplänen etc. wares überhaupt möglich auszubilden bzw. das be-reits Gelernte in Weiterbildungslehrgängen auf-zufrischen.

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Praxisnahe Ausbildung an der Staatlichen Feuerwehr-schule in Geretsried (Foto: FWS Geretsried)

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Dadurch, dass sich aufgrund der zunehmendenIndustrialisierung die Gefahrenschwerpunkteverlagerten und zum Teil neue hinzukamen,waren die Feuerwehrschulen nicht immer in derLage, sofort entsprechende Speziallehrgängeanzubieten. In die Bresche sprangen zum Teilwieder größere Berufsfeuerwehren, wie z. B.die BF Berlin, aber auch Werkfeuerwehren, wiez. B. die der Farbenfabriken Bayer, Leverkusen.

Auch Feuerwehrakademien bzw. -schulen inMoskau, Österreich, die Feuerwehrschule inSkövde (Schweden) halfen bei der Ausbildungder deutschen Feuerwehrkräfte. Vermutlichwerden noch weitere ausländische Schulen,aber auch Lehrmaterial, einen Beitrag zur Aus-bildung geleistet haben, wie in Deutschland inder (1967 ernannten) "Fachschule der Feuer-wehr Heyrothsberge" wo bis zur Beendigungdes 9. Ingenieurslehrganges im Sommer 1991von den insgesamt 3.155 Brandschutzingenieu-ren 170 ausländische Feuerwehrleute aus- undfortgebildet wurden.

Aufgrund von Spezialisierungen innerhalb derBerufsfeuerwehr bzw. durch den Aufstieg in dengehobenen oder höheren Dienst, mussten ver-mehrt Kurse, Seminare und Lehrgänge besuchtwerden, aber auch infolge dessen: „Die Stellen,die für Frauen besonders geeignet sind, sind inder Regel von älteren Genossen besetzt, dieaus gesundheitlichen Gründen von anderenZweigen zuversetzt werden mußten. Teilweisehaben sie nicht die genügende Qualifikation,um die ihnen jetzt übertragenen Aufgabenwahrzunehmen."

Kurse etc. gab es an Lehrstätten, wie z. B. ander 1930 durch die AUER-Gesellschaft in Ora-nienburg eröffnete erste öffentliche Gasschutz-schule. Mit der Zunahme von anderen Mate-rialien, vorwiegend chemischen Stoffen, galt es,sich gegen die eventuell aufkommenden Ge-fahren zu wappnen, so dass diese Gasschutz-schule nicht nur der Ausbildung der Feuerwehrdiente, sondern auch zur Aus- und Weiterbil-dung von Luftschutzhelfern, Ärzten, Apothekernund weiteren Personenkreisen benutzt wurde.

Wer aufsteigen wollte musste eine Verwal-

tungsakademie besucht haben, wie die in Ber-lin, dessen Verwaltungslehrgang heute nochBestandteil der Ausbildung ist.

Luftschutz-, Zivilschutz-, Katastrophenschutz-und Selbstschutzschulen waren weitere Ausbil-dungsorte. Wer mehr Kenntnisse im BereichStrahlenschutz sammeln wollte oder musste,den führte z. B. der Weg nach Neuherberg(Oberschleißheim, bei München) zum For-schungszentrum für Umwelt und Gesundheit(GSF); mittlerweile ist die Ausbildung an weite-ren Strahlenschutzinstituten möglich.

Im Bereich Tanklagerindustrie und den damitverbundenen Gefahren bietet unter anderen dieFirma Falck Risc in Rotterdam (Niederlande)Kurse zur Gefahrenabwehr an. Viele Wärmege-wöhnungsanlagen stehen zur Verfügung, zumTeil von Feuerwehren selbst betrieben. Feuer-wehrgerätehersteller bieten auch heute wiederKurse an, um den Umgang mit ihren Gerät-schaften zu vermitteln oder weil es Inhalt derAuftragsvergabe ist.

Manch größere Berufsfeuerwehr hat heutenoch ihre eigene Fahrschule. Aber das Fahrer-training, sei es nun zum Erwerb des Führer-scheins oder als Sicherheitstraining, wirdebenso von Fahrschulen, dem ADAC und an-deren Firmen angeboten bzw. durchgeführt,wobei diese im Bedarfsfall auch das dazu be-nötigte Lehrpersonal stellen. An „Spezialschu-len“ werden Löschbootkapitäne oder Feuer-wehrkranführer aus- bzw. weitergebildet.

Die Bundeswehr und Polizei unterstützen alsstaatliche Behörden und nehmen entweder dasAngebot der Feuerwehrschulen an oder bildenentsprechend selbst aus (zentrale Feuerwehr-ausbildungsstätte der Bundeswehr, Schwäbi-sche Alb bei Sigmaringen). Bei der Bundeswehrkann die Personal- oder Stabsführung vermitteltwerden, die Polizei vermittelt Wissen in denÜberschneidungspunkten von Polizei und Feu-erwehr. Rettungsdienstschulen und -akademienvermitteln Grundlehrgänge im Sanitätswesen,bilden Kräfte zu First Responder Einheiten, Sa-nitätern oder Rettungsassistenten aus. Als wei-tere Ausbildungsstätte wären hier zu nennen

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die des Technischen Hilfswerkes, die über dasganze Bundesgebiet verteilt ist.

Zu einem späteren Zeitpunkt ist die Veröffentli-chung einer Liste von Ausbildungsstätten ge-plant, wobei aber schon jetzt davon auszu-gehen ist, dass diese Übersicht keinen An-spruch auf Vollständigkeit erheben kann.

Schlussbemerkung

Mit der Forderung nach militärisch organisiertenFeuerwehren begann man zunächst die Wehr-führer der freiwilligen Feuerwehren durch regio-nale Lehrkurse auszubilden, die ihr Wissenentsprechend weitergaben. Bei den Berufsfeu-erwehren sah die Ausbildung anders aus, dennbereits nach Gründung der ersten deutschenBerufsfeuerwehr in Berlin 1851, wurden dann„nur diejenigen Mannschaften aufgenommen,welche drei Jahre beim Militär gedient haben,unbescholten sind und nach ärztlicher Untersu-chung körperlich tüchtig befunden werden“.Branddirektor Scabell hatte entsprechende In-struktionen ausgearbeitet, die als Vorlage zurAusbildung dienten. Feuerwehrkommandantenkamen auf eigenen Wunsch als Volontär undberichteten später über ihre Erfahrungen, dass„solch doppelte Dienste (ein großes Feuer warnoch nicht ganz bekämpft, bereits ein zweitesgroßes gemeldet) durch ein Feuerwehr=Corpsgeleistet werden kann, sofern nur die nöthigeDisciplin und Ausbildung vorhanden ist.“ Späterwurde z. B. der Königliche Branddirektor Rei-chel „zufolge des Erlasses des Herrn Ministerdes Innern v. 19. Mai 1909“ zur Inspektion derFeuerlöscheinrichtungen der Stadt Erfurt ge-schickt, seinem 24seitigen Untersuchungsbe-richt folgte die Einrichtung einer dortigenBerufsfeuerwehr und der erste Vorschlag füreine Feuerwehrschule.

Die Ausbildung der Feuerwehrkräfte - vom ein-fachen Regionalkurs bis hin zu den heutigenhochmodernen Feuerwehrschulen - unterlagaber von jeher dem politischen System sowieden Gesetzen und Verordnungen, die die Auf-gaben regeln „alle Feuerwehren und im Brand-schutz tätigen Personen auszubilden, anzu-leiten und zu kontrollieren sowie ihre Qualifika-tion ständig zu fördern“, damit selbst bei ständig

wachsendem Gefahrenpotential diese nicht nurmit den neuesten Erkenntnissen vertraut ge-macht, sondern ebenso ständig auf dem neu-esten Ausbildungsstand gehalten werden.

Mit diesem Artikel wurde versucht, eine Über-sicht der „deutschen“ Feuerwehrausbildungaufzuzeigen, wobei lediglich Grundzüge ange-sprochen werden konnten, alles weitere hätteden Rahmen gesprengt.

Der Verfasser plant die Herausgabe eines eige-nen Druckwerkes über die Geschichte der deut-schen Feuerwehrausbildung, die dann die The-matik ausführlicher und intensiver behandelnwird, als dies mit diesem Artikel möglich war.

Für die Verwirklichung dieses Druckwerkes istder Verfasser auf jegliche Hinweise und Unter-lagen zum Thema der Feuerwehrausbildungangewiesen, nähere Auskünfte dazu erteilt ergern.

Bei dieser Gelegenheit möchte sich der Verfas-ser bei allen bedanken die ihm Material zur Ver-fügung stellten oder ihm mit Rat und Tat zurSeite standen.

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Aus dem Archiv der Feuerwehr Dattelnvon Peter Korte

Es geschah im Oktober...

900 Alfred der Große befiehlt den Bewoh-

nern Oxfords (England), vor der Schlafenszeit ihre Feuer-

gruben mit eisernen Deckeln abzudecken (Röfer, Wasser

marsch, S. 27 / Lt. Herden, Roter Hahn und Rotes Kreuz

geschieht dies bereits 872)

1380 Nach der Überlieferung soll in Erfurt ein

sog. „Feuerbaum“ bestehen, d. h., ein Eimerwerk, mittels

dessen Wasser in eine an einem Holzmast befestigte kup-

ferne Rinne und durch diese in das Feuer geleitet werden

sollte (Hornung, FF-Geschichte, S. 19 / Feuerwehr UB

7/1995)

03.10.1640 Ausgehend von einem Feuer in einer

Mühle geht die Stadt Wittenberg in Flammen auf: Auch

das Schloss und die Festung werden stark beschädigt.

Die Hitze ist so groß, dass „das Bley an den Fenstern

schmoltzen“ (Effenberger 1913, Die Welt in Flammen,

Seite 251)

31.10.1665 Von einem Mälzer ausgehend erreicht

in Gotha (Thüringen) ein Feuer das Lager eines Zinngie-

ßers (Salpeter!), dass „in brennende Klumpen flog“ und

an vielen Stellen zündet. 150 Wohnhäuser, 140 volle

Scheunen und 300 Ställe werden ein Raub der Flammen

(Effenberger 1913, Die Welt in Flammen, S. 256)

24.10.1715 Der Markgraf von Baden erlässt für sein

Fürstentum die Baden-Durlachsche Feuerordnung, die

über 100 Jahre Bestand hat (Chronik der FF Durlach / Der

goldene Helm, S. 64

15.10.1785 In Ulm (Baden-Württemberg) entsteht

in einer Mühle ein Feuer, dass in der Folge 15 Gebäude

vernichtet, darunter auch zu einem Drittel eine wertvolle

Bibliothek. Ein Müllerlehrling kommt ums Leben. 64 Feu-

erspritzen können nach 28 Stunden Dauereinsatz den

Brand löschen (Effenberger 1913, Die Welt in Flammen,

S. 383 / Feuerwehrchronik Jahrgang 11 v. 31.05.2015, S.

81)

10.10.1800 Begünstigt durch heftigen Wind legt ein

Feuer in Oelde (Nordrhein-Westfalen) innerhalb von drei

Stunden 105 Wohnhäuser in Schutt und Asche (Fischer,

Chronik des Münsterlandes 2003, Seite 290)

05.10.1860 Oberstudienrat Dr. phil. Gottfried Kapff

als Schriftleiter gibt die „Deutsche Feuerwehr-Zeitung“ als

erste Fachzeitschrift in Deutschland - Technische Blätter

für die deutschen Feuerwehren - heraus. Ab 1882 in Ver-

lag W. Kohlhammer. Sie muss 1920 durch pol. Verände-

rungen ihr Erscheinen einstellen (Brandschutz 11/80,

10/1985 S. 400, 5/1987 u. 6/1990, S. 260, S. 354 ff. / Feu-

erwehrjahrbuch 1980/81, S. 220 CTIF Feuerwehr- und

Turnerbewegung, S. 99 / Hornung, FF-Geschichte, S. 62

/ miteinander – füreinander, 150 Jahre Landesfeuerwehr-

verband Baden-Württemberg, 2013, S. 27, 47 u. 164 / J.

Haase in Biographisches Handbuch zur deutschen Feuer-

wehrgeschichte 2014, Seite 7 ff.)

21.10.1860 In Württemberg wird ein einheitliches

Gewinde für Normal-Verschraubungen für C-Schläuche

von 52mm-Weite angeordnet (Rundgewinde von Carl

Metz) (Ewald, Die Geschichte der Feuerspritze bis 1945,

S. 247)

04.10.1865 Gründung des „Feuerwehr-BrigadeVer-

bandes“ in Leipzig mit der gesamten Leipziger Feuerwehr

und den Feuerwehren der näheren Umgebung (CTIF

2012: Entstehung und Entwicklung der Berufsfeuerweh-

ren, S. 55).

20.10.1865 Beim Einsturz eines soeben erbauten

Wohnhauses in Berlin werden 80 Menschen unter den

Trümmern begraben. Die Feuerwehr birgt nach 58 Stun-

den ununterbrochener Bergungsarbeit 27 Leichen und 14

Schwerverletzte (Illustrierte Zeitung v. 04.11.1865 / Feu-

erwehr UB 12/1991, S. 47)

11.10.1875 Wenige Tage nach der Betriebsauf-

nahme brennt in Berlin am Ziethenplatz das Hotel „Kaiser-

hof“ (Versicherung 2.750.000 Mark) fast vollständig nieder

(Der Feuerwehrmann 10/1970)

20.10.1880 Dr. Raydt meldet einen Patentanspruch

über „Verfahren und Apparat, um mittels tropfbarer flüssi-

ger Kohlensäure Wasser zu imprägnieren, zu heben und

zu werfen“ an, die Vorlage für die spätere Gasspritze (Gihl.

Geschichte des dt. Feuerwehrfahrzeugbaus, Bd. 1, S. 20)

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September 2015 FEuErwEHrCHrONIK

01.10.1900 Gründung der Berufs-Werkfeuerwehr

Felten & Guilleaume Carlswerk, Köln Mühlheime (Gihl,

Geschichte des dt. Feuerwehrfahrzeugbaus, Bd., 2, S.

296)

27.10.1900 Carl Moderson (stellvertr. Vorsitzender

des Westf. Feuerwehrverbandes) führt als Ersatz für den

techn. Feuerwehrtag den ersten (zweitägigen) „Instructi-

ons-Cursus für Chargierte“ durch (Lenski 2014, Der West-

fälische Feuerwehrverband 1891 – 1934, S. 27)

06.10.1905 Die Gummifabrik der Phoenix AG in

Harburg bei Hamburg brennt fast vollständig nieder (Ef-

fenberger 1913, Die Welt in Flammen, S. 586)

01.10.1910 Die „Hauptstelle für das Grubenret-

tungswesen“ in Essen wird durch den Bergbauverein ge-

gründet (Dattelner Anzeiger v. 27.05.1914 u. 22.11.1935 /

Farrenkopf: „Zugepackt –heißt hier das Bergmannswort,

Geschichte der Hauptstelle für das Grubenrettungswesen,

S. 17 u. 101)

01.10.1920 Aufgrund des Gesetzes vom 27.4.1920

wird „Groß-Berlin“ gebildet und in fünf Löschbezirke ein-

geteilt (Feuerwehrchronik vom 31.01.2012, S. 16)

01.10.1925 In Preußen werden Richtlinien für ein

Zulassungsverfahren für Gasschutz und Wiederbele-

bungsgeräte erlassen. Die Markteinführung neuer Geräte

wird von einem freiwillig zu beantragenden Zulassungsbe-

scheid durch den preußischen Ausschuss abhängig ge-

macht (Farrenkopf: „Zugepackt – heißt hier das Berg-

mannswort“, Geschichte der Hauptstelle für das Gruben-

rettungswesen, S. 183 ff.)

21.10.1930 Eine Gasexplosion in der Grube „Anna“

im Aachener Revier fordert 271 Tote und 304 Verletzte,

der Förderturm stürzt um (Geschichte mit Pfiff 2/2010)

16.10.1935 Beim Brand eines Lagerhauses in

Karlsruhe werden riesige Futtermittelbestände vernichtet;

der Sachschaden beträgt über 600.00 Reichsmark (Dat-

telner Anzeiger v. 17.10.1935)

01.10.1945 Wiederbeginn des Lehrbetriebes der

Hauptstelle für das Grubenrettungswesen in Recklinghau-

sen, nachdem die Zeche General Blumenthal 1/2 ihre

nicht zerstörte Rettungsstelle zur Verfügung gestellt hat.

Nutzung bis 6/1953 (Farrenkopf: „Zugepackt – heißt hier

das Bergmannswort“, S. 290 und 320)

03.10.1945 Erlass der „Military Government Instruc-

tion Nr. 03“ - Erste UniformVO für die britisch besetzten

Gebiete in Deutschland

15.10.1945 Dienstaufnahme der BF Weimar (Thü-

ringen) und Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern)

(CTIF 2012, Entstehung und Entwicklung der Berufsfeu-

erwehren, S. 35 / Feuerwehrchronik 6/2014 v. 30.11.2014)

19.10.1945 In Bayern errichtet die US-Militärregie-

rung das „Büro für Feuerverhütung und Feuerschutz im

Innenministerium“ (Plötzl 2010, Feurio! Es brennt., S. 202)

01.10.1950 Neufassung der Feuerlöschordnung

(Feulo) DV 149 für Bahnfeuerwehren vom 1. März 1934

(Lösch 2003, Die Bahnfeuerwehr, S. 95)

21.10.1950 Das fünfstöckige Fernmeldezeugamt in

Berlin-Tempelhof brennt trotz des Einsatzes von 12 Lösch-

zügen nieder, weil die Wehren zu spät alarmiert werden

(150 Jahre Berliner Feuerwehr, S. 96)

16.10.1955 Grundsteinlegung des NRW-Feuer-

wehrerholungsheimes Bergneustadt mit NRW-Innenmini-

ster Dr. Meyers (Brandschutz 1/1961)

01.10.1960 Die Landesfeuerwehrschule Rheinland-

Pfalz ist nach Koblenz umgezogen und wird dort wieder-

eröffnet (CTIF 2014, Schulen und Ausbildungsstätten der

Feuerwehren, S. 296)

07.10.1960 Eines der schwersten Schiffskatastro-

phen der deutschen Binnenschifffahrt in der Nachkriegs-

zeit fordert zwei Tote und acht Schwerverletzte. Eine

dänische Hochseefähre rammt auf dem Rhein bei Emme-

rich ein belgisches Tankschiff mit 723t Leichtbenzin; die

Wasseroberfläche verwandelt sich in ein Flammenmeer

(Brandkatastrophen S. 32 / Natur- und Brand-Katastro-

phen, S. 154)

20.10.1960 Einweihung der neuen Landesfeuer-

wehrschule NRW in Münster – ab 1998 IdF (Der Feuer-

wehrmann 12/1960 / CTIF 2014, Schulen und Ausbil-

dungsstätten der Feuerwehren, S. 296)

Oktober 1965 Seit 1918 verlässt die 50.000ste Feuer-

löschkreiselpumpe das Ulmer Magiruswerk (Hornung, Ge-

schichte der FF., S. 103)

05.10.1965 Ein Großbrand in der VEB Holzvered-

160

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September 2015 FEuErwEHrCHrONIK

lung Berlin-Karlshorst verursacht einen Sachschaden von

500.000 Mark (Gläser 2012, „Wasser marsch in Ost-Ber-

lin, S. 432)

22.10.1965 Konstituierende Mitgliederversammlung

des Vereins „Deutsches Feuerwehrmuseum“ in Fulda (Der

Feuerwehrmann 11/1965)

28.10.1970 Gründung der Berufsfeuerwehr Rheydt.

Seit 01.01.1975 gehört sie zur BF Mönchengladbach

(Gihl, Geschichte des dt. Fw-fahrzeugbaus Bd. 2, S. 361)

31.10.1970 Eine Brandkatastrophe in einem Tanz-

saal in St.-Laurent-du-Pont bei Grenoble fordert 147 Tote,

meist Jugendliche. Danach werden die Brandschutzbe-

stimmungen in Frankreich durchgreifend reformiert (Feu-

erwehrfahrzeuge der Welt 5, 2004)

11.10.1975 Beginn der zweiten bundeseinheitlichen

Brandschutzwoche - diesmal unter dem Motto: „Die Feu-

erwehr – Dein Partner in Not und Gefahr“

11.10.1980 Gründung der Arbeitsgemeinschaft der

Feuerwehrmuseen (AGFM) in Schloss Weikersheim (112

Magazin für den Feuerwehrmann 11/1980, S. 448)

03.10.1990 Ost- und Westberliner Feuerwehren

werden wieder vereinigt (150 Jahre Berliner Feuerwehr,

S. 175)

15.10.1990 Die Innenministerkonferenz gibt grünes

Licht für den Aufbau von 80 neuen Ortsverbänden des

THW in den neuen Bundesländern und in Ost-Berlin

(THW-Zeitung 4/2012)

27.10.1990 Gründungsversammlung des Landes-

feuerwehrverbandes Brandenburg e.V. in Potsdam (Feu-

erwehrchronik Nr. 2 v. 31.03.2011, S. 38)

04.10.2000 Bei einem durch Schweißarbeiten ver-

ursachten Großbrand in der Gildebrauerei in Hannover

entsteht ein Sachschaden von ca. 12,8 Mill. DM (Brand-

schutz 5/2001)

10.10.2005 Ein Großfeuer zerstört im englischen

Badeort Southend den mit mehr als zwei km langen läng-

sten Unterhaltungspier der Welt (Recklinghäuser Zeitung

v. 11.10.2005)

11.10.2005 Bei Bauarbeiten an der neuen Lippe-

Überführung nahe Datteln bricht der Damm des Dort-

mund-Ems-Kanals auf 50 Meter Länge. 1,5 Millionen m3

Wasser strömen in die Lippe. In 5km entfernten Dorf Ah-

sen wird mit der Evakuierung der Bürger begonnen. Über

500 Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr, Wasserschutz-

polizei und Lippeverband sind im Einsatz. Der 2½ Std.

zuvor ausgelöste Katastrophenalarm kann um 17:30 Uhr

aufgehoben werden, weil die befürchtete Flutwelle aus-

bleibt (WAZ und Dattelner Morgenpost v. 12., 13., 14. u.

15.10.2005)

18.10.2005 Unschätzbare Werte deutscher Bahn-

geschichte zerstört ein Großbrand im Schaudepot des

Nürnberger Eisenbahnmuseums: 24 historische Loks aus

170 Jahren deutscher Bahngeschichte, darunter der

Nachbau des Dampfzuges „Adler“, werden vernichtet

27.10.2005 Eine Zigarettenkippe löst in einem Ge-

fängnis auf dem Flughafen Schiphol in Amsterdam einen

Großbrand aus. 11 von 298 Häftlingen kommen ums

Leben

03.10.2010 Bei einem Großbrand in einem Alten-

und Pflegeheim am Möhnesee werden 36 Bewohner ver-

letzt. Nachdem ein Fernseher implodierte, wütete das

Feuer in zwei Etagen. 500 Einsatzkräfte sind vor Ort

(Recklinghäuser Zeitung v. 04.10.2010)

09.10.2010 Nach der Explosion eines defekten

Lkw-Aggregats brennt die litauische Fähre „Lisco Gloria“

nahe der Insel Fehmarn nach 30 Std. vollständig aus. Alle

236 Passagiere werden gerettet, 28 Menschen werden

verletzt (Recklinghäuser Zeitung v. 11.10.2010 / Brand-

schutz 1/2011 / Feuerwehr Löschen Retten Bergen 3/2011

/ Feuerwehr-Magazin 5/2011)

Es geschah im November...

450 v. Chr. Der Politiker, Arzt u. Philosoph Empe-

dokles aus Akragas (Sizilien) begründet die Lehre von den

vier unvergänglichen Elementen Feuer, Luft, Wasser und

Erde (Hornung, Feuerwehrgeschichte)

1170 Nicht nur in Eisenach ist die Errichtung von Brau-

höfen, die Erlangung des Brauprivilegs, u. a. an die Zah-

lung höherer Steuern u. d. Gestellung von Feuerlösch-

geräten gebunden (Herden, Roter Hahn und Rotes Kreuz)

161

Page 44: Ausgabe 5 Bernd Klaedtke & Michael Thissen …September 2015 FEuErwEHrCHrONIK riet das Hoftheater in Karlsruhe in Brand. Bei 2.000 Besuchern waren 63 Tote und 200 Ver-letzte zu beklagen.

September 2015 FEuErwEHrCHrONIK

11.11.1495 Herzog Eberhard im Bart erlässt für

Württemberg eine Landesordnung, die erste einheitliche

Gesetzgebung für das Herzogtum. Sie enthält bereits Feu-

erverhütungs-Vorschriften (Der goldene Helm, 1956, S.

60)

01.11.1570 Verheerende Sturmflut um und in Ham-

burg (Feuerkasse Hamburg (2001): „Es begann 1676“, S.

28)

04.11.1595 „Policey- und Landordnung“ für das

Erzbistum Köln mit Brandschutzvorschriften (Bohlmann,

Vest. Zeitschrift 1931, S. 368 / Thormann, Feurio im Vest,

S. 41 / Vest. Zeitschrift Bd. 99, 2002, S. 121)

02.11.1650 Ein Stadtbrand vernichtet in Halberstadt

(Sachsen-Anhalt) 132 Häuser, Scheunen und Ställe und

1.500 Wispel [über 3.700 Tonnen] Korn (Effenberger 1913,

Die Welt in Flammen, S. 156)

01.11.1755 Erdbeben der Stärke 9,0 auf der Rich-

ter-Skala in Lissabon: zwei Drittel der Stadt werden durch

Feuer vernichtet. Zwischen 15.000 und 30.000 Menschen

kommen ums Leben. Nur 3.000 von 20.000 Häusern sind

noch bewohnbar, 35 der 40 Kirchen sind eingestürzt (Ef-

fenberger 1913, Die Welt in Flammen, S. 361 / Brandka-

tastrophen, S. 53 / G-Geschichte 11/2005 / Katastrophen,

die die Welt erschütterten, S. 94 / Geschichte 6/2014, S.

21)

27.11.1770 Fürstbischof Maximilian Friedrich er-

lässt für die Stadt Münster und das gesamte Stift eine

Feuer- und Brand-Löschordnung (Westfälischer Heimat-

kalender 1953, S. 183 / 125 Jahre FF Münster). Die Feu-

erordnung wird von den übrigen Städten des Bistums

übernommen (Fischer, Chronik des Münsterlandes 2003,

S. 245)

27.11.1840 In Meißen wird ein freiwilliges Feuer-

lösch- und Rettungscorps“ aufgestellt (CTIF 2011: Feuer-

wehr- und Turnerbewegung, S. 251)

20.11.1860 Adolph Bermpohl u. Carl Kuhlmay ver-

öffentlichen nach selbst erlebter Hilflosigkeit von Rettungs-

willigen bei Schiffskatastrophen in Zeitungsredaktionen

einen „Aufruf zu Beiträgen für die Errichtung von Rettungs-

stationen auf den deutschen Inseln der Nordsee“ (Jahr-

buch 2015, 150 Jahre DGzRS, S. 17)

24.11.1890 Ein verheerendes Hochwasser der

Lippe überschwemmt in kürzester Zeit die gesamte Stadt

Lippstadt (Festschrift 125 Jahre FF Lippstadt 1988)

02.11.1930 Eröffnung der Provinzial-Feuerwehr-

Fachschule der Rheinprovinz in Koblenz – erster Lehr-

gang am 19.10.1930 (CTIF 2014, Schulen und Ausbil-

dungsstätten der Feuerwehren, S. 116)

23.11.1930 Bei der Explosion einer Petroleum-Raf-

finerie bei Ploesti (Rumänien) geraten Behälter mit 500

Waggons Benzininhalt in Brand. Der Sachschaden wird

auf über eine Mio. Mark geschätzt. (Datteln-Oer-Erken-

schwicker Anzeiger v. 25.11.1930)

11.11.1940 Bei Abdämmungsarbeiten eines Gru-

benbrandes auf der Zeche „König-Ludwig 4/5“ in Reck-

linghausen kommen bei mehreren nachfolgenden Schlag-

wetterexplosionen 17 Bergleute ums Leben (Recklinghäu-

ser Zeitung v. 22.10.2014)

16.11.1945 Die Hamburger Feuerwehr bekommt

Weisung von der brit. Militärregierung, einen „Kranken-

transport für Straßenunfälle“ mit „Unfallwagen“ einzurich-

ten (CTIF 2013, Sanitäts- und Rettungsdienst bei den

Feuerwehren, S. 59)

28.11.1945 Als Grenz- und Schutzpolizei“ wird für

den sowj. Sektor Berlins und die SBZ die „Deutsche Volks-

polizei“ gegründet (Gläser 2012, „Wasser Marsch in Ost-

Berlin“, S. 241)

19.11.1950 Aus dem Landesverband Nordrhein-

Westfalen der Deutschen Freiwilligen Feuerwehr wird die

Verbandsgruppe Westfalen herausgelöst (Quelle: Klaus

Schneider)

24.11.1960 Eine Explosion mit nachfolgendem

Brand im VEB Erkner bei Berlin verursacht einen Sach-

schaden von ca. 250.000 Mark (Gläser, Wasser marsch

in der DDR, S. 658)

01.11.1965 Dienstaufnahme der Berufsfeuerweh-

ren in Hildesheim (Niedersachsen) und Rheydt (NRW)

(Gihl, Geschichte des dt. Feuerwehrfahrzeugbaus Bd. 2,

S. 361) / CTIF 2012: Entstehung und Entwicklung der Be-

rufsfeuerwehren, S. 35, 36 u. 147 / Feuerwehrchronik

6/2014 v. 30.11.2014)

05.11.1965 Auf der A2 stoßen in dichtem Nebel 97

Fahrzeuge zusammen. Drei Tote. Feuerwehren aus Reck-

162

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September 2015 FEuErwEHrCHrONIK

linghausen, Castrop-Rauxel und Herten im Einsatz.

10.000 l Dieselöl laufen aus (100 Jahre FF Recklinghau-

sen, S. 59 / 100 Jahre FF Recklinghausen-Süd 1994, S.

29)

24.11.1965 Großbrand in Dortmund-Asseln: aus-

laufendes Öl setzt die Raffinerie Fründe in Brand (Fest-

schrift 100 Jahre BF Dortmund 2001, S. 43)

01.11.1970 Unter Federführung des ADAC wird mit

„Christoph 1“ in München der erste Rettungshubschrauber

in Deutschland in Dienst gestellt (Feuerwehr Retten Lö-

schen Bergen 11/2009, S. 74 / CTIF 2013, Sanitäts- und

Rettungsdienst bei den Feuerwehren, S. 52)

23.11.1980 Ein Erdbeben verwandelt die Region

nördlich von Neapel in eine Trümmerlandschaft. Mehr als

3.000 Menschen kommen ums Leben, 1.500 werden ver-

misst und 7.000 verletzt. 200.000 Obdachlose (Katastro-

phen, die die Welt erschütterten, S. 264)

09.11.1990 Gründungsversammlung des Landes-

feuerwehrverbandes Berlin e.V. und Aufnahme der Ange-

hörigen der Feuerwehren Ost-Berlins (Feuerwehrchronik

Nr. 2 v. 31.03.2011, S. 38/ Gläser 2012, „Wasser marsch

in Ost-Berlin“, S. 797)

24.11.1990 Gründungsversammlung des Landes-

feuerwehrverbandes Thüringen e.V. in Erfurt (Feuerwehr-

chronik Nr. 2 v. 31.03.2011, S. 38)

11.11.1995 Beim Brand eines Zuges (Bergseil-

bahn) der Gletscherbahn am Kitzsteinhorn bei Kaprun

(Österreich) sterben im Tunnel der Bahn 155 Menschen

03.11.2005 Umwandlung der FF Cuxhaven (Nie-

dersachsen) in eine Berufsfeuerwehr (CTIF 2012: Entste-

hung und Entwicklung der Berufsfeuerwehren, S. 36 u.

149 / Feuerwehrchronik 6/2014 v. 30.11.2014)

17.11.2005 Ausgehend von Paris werden bei Kra-

wallen Jugendlicher in ganz Frankreich innerhalb einer

Woche mehr als 9.000 Autos und zahlreiche Schulen und

Turnhallen durch Brandstiftungen zerstört

25.11.2005 Ein Rekord-Schneesturm stürzt NRW in

ein Winterchaos: 250.000 Menschen sind zeitweilig ohne

Strom, allein im Münsterland bleiben 50.000 Menschen

mehrere Tage lang ohne Strom, weil 25 Hochspannungs-

masten zusammengebrochen sind. 200 Unfälle fordern

140 Verletzte. In den Kreisen Borken und Steinfurt wird

Katastrophenalarm ausgelöst. Der Sachschaden beträgt

landesweit ca. 6,25 Mill. Euro. (Der Feuerwehrmann 1-

2/2006)

14.11.2010 Im Karlsruher Zoo verbrennen 26 Tiere

in einem Streichelgehege. Ursache ist vermutlich Brand-

stiftung (Recklinghäuser Zeitung v. 15.11.2010)

14.11.2010 In Dijon (Frankreich) sterben 7 Men-

schen bei einem Feuer in einem Ausländerwohnheim. Elf

Bewohner werden schwer verletzt. Die Brandursache ist

unklar (Recklinghäuser Zeitung v. 15.11.2010)

28.11.2010 Bei einem Großbrand wird der histori-

sche Bahnhof Haydarspasa in Istanbul (1908) schwer be-

schädigt (Recklinghäuser Zeitung v. 29.11.2010)

163

20 Jahre Feuerwehrmuseum - Philatelievon Katrin Knass

Das Steirische Feuerwehrmuseum Groß St.

Florian veranstaltete in Zusammenarbeit mit

dem Philatelistenverein Deutschlandsberg

eine werbeschau mit personalisierter Marke

und Sonderstempel „20 Jahre Feuerwehr-

museum“.

Der Steyr-Daimler ADFK, Baujahr 1937 der

FF Bruck an der Mur

Das Fahrzeug wurde ursprünglich als Panzer-spähwagen konzipiert und ausgeführt. DerWagen war seiner ersten Verwendung entspre-chend komplett gepanzert und mit einer spe-ziellen Rückfahroptik (einer Art Periskop) fürden Fahrer ausgestattet. Von diesem Modellwurden nur sechs Stück gebaut.Die Produktion des Typs ADSK (ursprüngliche

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September 2015 FEuErwEHrCHrONIK

Bezeichnung für „Austro-Daimler-Späh-Kar-ren“) ging nicht in Serie. Das Fahrzeug hattesich also in seiner militärischen Verwendungnicht bewährt. Die Fahrgestelle wurden ver-kauft, ein Exemplar wurde - vermutlich in Graz- zum Feuerwehrfahrzeug aufgebaut und am26. April 1939 bei der Brucker Feuerwehr inDienst gestellt.Aufgrund dieser historischen Fakten entschieddie Freiwillige Feuerwehr Bruck an der Mur, einWertgutachten über den Geländewagen erstel-len zu lassen. Nicht in der Absicht, das Fahr-zeug verkaufen zu wollen, sondern dessenWert bei einem etwaigen Versicherungsfall ein-wandfrei nachweisen zu können.Ein gerichtlich beeideter Sachverständiger kamunter anderem zu dem Schluss:„Von den insgesamt 12 gebauten Fahrzeugenaus der Baureihe ADSK (6 Fahrzeuge), ADZK(3 Fahrzeuge) und ADEK (3 Fahrzeuge) gilt dasgegenständliche Fahrzeug der Freiwilligen Feu-erwehr Bruck an der Mur als das weltweit ein-zige, noch erhaltene Exemplar und ist damit

auch einer der wichtigsten Zeitzeugen derösterreichischen Fahrzeugbau-Geschichte des20. Jahrhunderts.“

Einen weiteren Beweis des historischen Wertesdes Fahrzeuges lieferte die im vergangenenNovember durchgeführte Klassifizierung zumFeuerwehroldtimer nach den Richtlinien des in-ternationalen Feuerwehrverbandes, die im Rah-men eines Feuerwehrgeschichte-Lehrgangesan der FWZS in Lebring durchgeführt wurde.

Aufgrund seines technisch guten Zustandes,der Fahrfähigkeit sowie der vorhandenen um-fangreichen Dokumentation konnte sich dieBrucker Feuerwehr über eine Einstufung desGeländewagens in der 1. Klasse und somit dieVerleihung der Goldplakette freuen.Preise: Kuvert blanko € 1,00Personalisierte Marke € 2,50Zuzügl. VersandkostenBestellungen:Steirisches FeuerwehrmuseumMarktstraße 1, 8522 Groß St. [email protected]

164

wir bedanken uns bei:

Katrin Knass

Peter Korte

Impressum

Herausgeber

Bernd Klaedtke & Michael Thissen

redaktionsanschrift

Michael Thissen

Landstr. 25, 41516 Grevenbroich

[email protected]

www.fw-chronik.de

Bernd Klaedtke ([email protected])

Vanikumer Str. 44, 41569 rommerskirchen

Werbeschau Philatelistenverein Deutschlandsberg