Ausgabe 55 • 03/2018 Diagnostik im Dialog - roche.de · 16 [Produkte & Services] Mehr Tumorzellen...

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der Roche Diagnostics Deutschland GmbH Diagnostik im Dialog Ausgabe 55 • 03/2018 Kardiologische Langzeitfolgen bei Präeklampsie

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Kardiologische Langzeitfolgen bei Präeklampsie

Ute Reimann Chefredakteurin „Diagnostik im Dialog“

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

manche Experten bezeichnen den Quo-tienten sFlt-1/PlGF als „Troponin der Geburtsmedizin“. Kardiale Troponine haben die Herzinfarktdiagnostik revolu-tioniert – gelingt das auch den angioge-nen Markern sFlt-1 und PlGF für die Prä-eklampsiediagnostik? Klinisch relevant wäre es allemal! Die Studienlage liefert bereits viel Evidenz für den medizinischen Nutzen eines hohen bzw. niedrigen Quo-tienten.

Erfahren Sie, welch interessanten Stellen-wert auch die vermeintliche „Grauzone“ besitzt und verfolgen Sie, wie die Marker das klinische Management von Risiko-schwangerschaften unterstützen.Präeklampsie birgt neben akuten leider auch Langzeitrisiken. Aktuelle Erkenntnisse dazu liefert unsere Titelgeschichte. Ich wünsche Ihnen beim Lesen dieser und unserer weiteren Beiträgen viel Spaß und Erkenntnisgewinn.

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Herausgeber

Roche Diagnostics Deutschland GmbH Geschäftsführer Christian Paetzke Sandhofer Straße 116 68305 Mannheim

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V.i.S.d.P. (Chefredaktion)

Ute Reimann Kommunikation

Impressum

Die dargestellten Inhalte der Gastautoren geben die subjektive Einschätzung der Autoren wieder. Die Roche Diagnostics Deutschland GmbH übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit dieser Informationen.

© 2018 Roche Diagnostics. Alle Rechte vorbehalten.

3 [Medizin von morgen] Kardiologische Langzeitfolgen bei Präeklampsie – Evidenter Nutzen eines kardiologischen Screenings

7 [Medizin] Risikoschwangerschaften besser betreuen – Kasuistiken zum Umgang mit den Präeklampsiemarkern

11 [Medizin – Für Sie gelesen] sFlt-1/PlGF-Quotient – „Grauzone“ kennzeichnet Risikoschwangerschaft

13 [Gesundheitspolitik] Update CxCa-Vorsorge – Finale Fassung der neuen S3-Leitlinie liegt vor

15 [Gesundheitspolitik] Experten-Round-Table CxCa

16 [Produkte & Services] Mehr Tumorzellen im Dissektat – AVENIO Millisect System präzisiert die Mutationsanalyse

18 [Produkte & Services] Auf Erfolgsspur – Erkenntnisse aus dem FCM der neuen Gerinnungssysteme

20 [Produkte & Services] Produktnews

21 [Veranstaltungen] Ausgewählte Kongresse & Veranstaltungen – April bis Juni 2018

Inhalt

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Kardiovaskuläre Morbidität bei FrauenDenkt man an Todesursachen von Frauen, kommen als erstes die Krebserkrankungen des weiblichen Reproduktionstraktes in den Sinn. Vor allem der Brustkrebs steht im Zentrum der medialen Aufmerksamkeit. Millionenschwere Kampagnen schaffen ein Bewusstsein für die Erkrankung – völlig zu Recht, denn effektives Screening bzw. Früh-erkennung retten nachgewiesenermaßen Leben. In Deutschland ist für Brust- wie für Gebärmutterhalskrebs ein kostenloses Screening etabliert, das auch die Taktung der „Vorsorge“-Besuche beim Frauenarzt vorgibt.1

Die tatsächlichen Mortalitätsraten zeigen ein anderes Bild: Danach führen die beiden genannten Tumorarten zusammen signifi-kant seltener zum Tod als kardiovaskuläre Erkrankungen. Sie sind die Haupttodes-ursache von Frauen in Industrienationen (Abb. 1). O In der offiziellen WHO-Erhebung ist

der Herzinfarkt für 110/100 000 Todes-fälle bei Frauen verantwortlich, Brust-krebs – als häufigste Tumorentität – liegt mit „nur“ 31/100 000 Fällen bei unter 30 % davon.2

O Die „Global Burden of Disease Study“ hat für das Zervixkarzinom eine

Präeklampsie (PE) ist eine der Hauptur-sachen für die perinatale mütterliche und kindliche Morbidität und Mortalität. Die Langzeitfolgen einer stattgehabten PE für die Mutter sind Gegenstand aktueller Unter-suchungen. Der Zusammenhang zwischen PE und dem späteren Auftreten kardiovaskulä-rer Erkrankungen ist mittlerweile gesichert, allerdings mangelt es an Strategien, wie aus diesem Wissen eine wirkungsvolle Präven-tion abgeleitet werden kann. Der vorliegende Artikel beschreibt die pathophysiologischen und epidemiologischen Zusammenhänge und erläutert mögliche Ansatzpunkte für ein künftiges kardiologisches Screening.

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Kardiologische Langzeitfolgen bei PräeklampsieEvidenter Nutzen eines kardiologischen ScreeningsPriv.-Doz. Dr. Stefan Verlohren, Klinik für Geburtsmedizin, Charité Universitätsmedizin Berlin

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Präeklampsie ist ein Risikofaktor für kardiovaskuläre Langzeitfolgen.

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generalisierten mütterlichen Erkrankung bei PE unbekannt. Erst die Erkenntnis, welch entscheidende Rolle die angiogenen (PlGF*) und anti-angiogenen (sFlt-1*) Faktoren für die Pathogenese der Präeklampsie spielen, hat Klarheit gebracht. Die dysfunktionale Plazenta produziert mehr sFlt-1und weni-ger PlGF. Der auf diese Weise veränderte Quotient aus beiden Faktoren ist das bisher fehlende Bindeglied zum Verständnis der Pathophysiologie der PE.4 Der sFlt-1/PlGF-Quotient ist mittlerweile als Vorhersage- parameter für PE in der klinischen Routine etabliert.5

Kardiologischer Risikofaktor PEDer Zusammenhang zwischen plazentarer Dysfunktion – insbesondere IUGR – und

späterer kardiovaskulärer Morbidität des betroffenen Kindes ist über die sogenannte “Barker Hypothese” und das “Fetal Pro-gramming” gut etabliert. Laut Definition handelt es sich um eine intrauterine Schä-digung, die zu bleibenden Beeinträchtigun-gen am sich entwickelnden Organismus führt. Barker konnte zeigen, dass Kinder von unterernährten Müttern häufiger und früher Hypertonie und kardiovaskuläre Ereignisse erlitten.6 Diese Ergebnisse wur-den vielfältig bestätigt. In neueren Unter-suchungen gelang es, der zunächst epide-miologisch erstellten Korrelation messbare Mechanismen zugrunde zu legen. So zeigen beispielsweise Kinder aus IUGR-Schwan-gerschaften eine erhöhte Steifheit der Aor-tenwand.7

Sterberate von 3,6/100 000 gegen-über 138/100 000 für kardiovaskuläre Erkrankungen erhoben.1

Aus dieser Perspektive betrachtet, ist es erstaunlich, dass für die häufigste Todesur-sache von Frauen keine effektive und struk-turierte Früherkennung existiert.

Pathogenese der PEDie PE ist eine Multisystemerkrankung in der Schwangerschaft, sie betrifft weltweit 2–5 % aller Frauen. In Deutschland mit ca. 2 % betroffenen Frauen fallen rund ein Vier-tel der PE auf die frühe (< 34. Schwanger-schaftswoche, SSW) und rund drei Viertel auf die späte (≥ 34. SSW) Form.

Am Anfang einer pathophysiologischen Kaskade stehen vielfältige immunologische, genetische und umweltbedingte Faktoren, die letztlich eine vollständige Einnistung der Plazenta verhindern.3 Diese primäre plazentare „Läsion“ entsteht im ersten und frühen zweiten Trimester der Schwanger-schaft. Definitionsgemäß liegt eine PE vor, wenn der Blutdruck der Schwangeren nach der 20. SSW auf > 140/90  mmHg ansteigt und eine Proteinurie (> 300 mg/d) auftritt. Das mütterliche Syndrom ist durch eine generalisierte endotheliale Dysfunktion gekennzeichnet. Es können sich Komplika-tionen wie unkontrollierbare Hypertonie, HELLP-Syndrom mit lebensbedrohlicher Entgleisung von Leberfunktion und Gerin-nungssystem sowie die Eklampsie selbst (generalisierte Krampfanfälle) entwickeln. Auf kindlicher Seite kommt es als Folge der plazentaren Dysfunktion häufig zu intraute-riner Wachstumsrestriktion (IUGR).

Lange Zeit war der Zusammenhang zwischen dem lokalen plazentaren Geschehen und der

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Abb. 1: Haupttodesursachen von Frauen in Industrieländern, 2011 (mod. aus who.int)

Todesfälle pro 100 000 Einwohner

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Koronare Herzkrankheit

Schlaganfall

Alzheimer und andere Demenzerkrankungen

Luftröhren-, Bronchial-, Lungenkarzinom

Infektionen der unteren Atemwege

Brustkrebs

Chronisch obstruktive Lungenerkrankung

Dickdarm-, Enddarmkrebs

Hypertensive Herzkrankheit

Diabetes mellitus

0 24 48 72 96 120

110

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36

32

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25

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Dem gegenüber waren die Zusammenhänge zwischen PE und kardiovaskulären Erkran-kungen der Mütter längere Zeit unklar. Zwar wurde 1989 erstmals beschrieben, dass Frauen nach PE häufiger und früher einen arteriellen Hypertonus entwickeln – statis-tisch hochsignifikant nach schwerer oder wiederholter PE6 – aber erst ab 2001 zeigte sich die Datenlage überzeugender. Gordon Smith fand eine deutliche Korrelation zwi-schen stattgehabter PE und ischämischer Herzerkrankung. Tödliche Myokardinfarkte der Mütter traten insbesondere nach PE mit Frühgeburt bzw. Geburt eines IUGR-Kindes mit < 2500 g auf.8

Auch die Auswertung eines norwegischen Geburtsregisters mit über 600 000 Geburten von 1967 bis 1992 bestätigte, dass vor allem die frühe PE eine vorzeitige kardiovaskuläre Mortalität begünstigt: Eine PE in der ersten Schwangerschaft erhöhte das Risiko der Frau, an einem kardiovaskulären Ereignis zu ver-

sterben 1,65-fach, handelte es sich jedoch um eine PE vor der 37. SSW lag die Hazard ratio für einen tödlichen Herzinfarkt bei 8,12 (Abb. 2).9 Demgegenüber war das Risiko der-selben Frau, an Krebs zu versterben, nicht sig-nifikant verändert. Diese epidemiologische Arbeit zeigte nicht nur eine klare Korrela-tion zwischen PE und kardiovaskulärem Tod auf, sondern belegte tatsächlich im Umkehr-schluss auch die protektive Wirkung einer unkomplizierten Schwangerschaft, nach der Frauen im späteren Leben selten eine Hyper-tonie entwickeln.10

Mittlerweile gilt die PE als unabhängiger Risikofaktor für kardiovaskuläre Morbidität. In den Leitlinien der American Heart Asso-ciation liegt der Status „at risk“ vor, wenn eine PE oder Schwangerschaftshypertonie vorgelegen haben.11 Dies ist ein entscheiden-der Schritt hin zur Etablierung klarer Risiko-konstellationen und Screening-Maßnahmen als Konsequenz.

PE und Herzinfarkt: gemeinsamer NennerDer Zusammenhang zwischen stattgehab-ter PE und kardiovaskulärer Morbidität im späteren Leben könnte hauptsächlich über „gemeinsame“ Risikofaktoren erklärt werden. Frauen mit präeklamptischer Schwanger-schaft zeigen veränderte Konzentrationen zir-kulierender Botenstoffe (z. B. Insulin, Lipide, Gerinnungsfaktoren) mit Relevanz für ein „metabolisches Syndrom“.12 Weiterhin ist ihre endotheliale Funktion gestört, im Gegensatz zu Frauen, die unkomplizierte Schwanger-schaften hatten.13 Daraus lässt sich jedoch kein eindeutiger Mechanismus ableiten, der von der PE zur kardiovaskulären Erkrankung führt.

Hier weisen aktuelle Untersuchungen einen möglichen Weg, der auch ein Fenster für Screening und Intervention bietet. Die Arbeitsgruppe um Thilaganathan unter-suchte Frauen während und nach einer PE mittels Echokardiographie und stellte fest, dass die PE zu profunden Einschränkungen der kardialen Funktion führt. Bis zu 85 % der Patientinnen mit früher PE entwickelten eine linksventrikuläre Relaxationsstörung und bis zu 52 % eine diastolische Dysfunk-tion.14,15 Eine aktuelle prospektive Fall-Kon-troll-Studie stellte eine enge Wechselbezie-hung zwischen dem sFlt-1/PlGF-Quotienten und dem kardialen Marker NT-proBNP fest. Beide Parameter konnten einen signifikan-ten Teil hypertensiver Schwangerschaftser-krankungen vorhersagen.16

Die echokardiographisch diagnostizierten Einschränkungen können persistieren: Bis zu einem Drittel der Betroffenen zeigte eine alte-rierte kardiale Funktion ein Jahr post partum. Insbesondere die diastolische Dysfunktion ließ sich bei 52 % der Patientinnen mit früher und 16 % mit später PE noch ein Jahr nach prä- eklamptischer Schwangerschaft nachweisen.15

Abb. 2: Zusammenhang zwischen Schwangerschaftskomplikationen und kardiovaskulärer Mortalität (mod. aus 9)

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Implikationen für PräventionDas grundsätzliche Hauptproblem bei der Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen ist die Schwierigkeit, frühzeitig diejenigen zu identifizieren, die von einer Intervention profitieren würden. Die einzige derzeit ver-fügbare bzw. evidenzbasierte Intervention ist ein modifizierter Lebensstil.

Durch die klare Evidenz eines signifikan-ten Zusammenhangs zwischen stattgehab-ter PE und dem Auftreten kardiovaskulärer Morbidität und Mortalität ist jedoch jetzt eine wichtige Risikogruppe klar umrissen: Frauen, die eine oder mehrere präeklamp-tische Schwangerschaften hatten. Ungelöst allerdings bleibt ein Umsetzungsproblem: Der Gynäkologe sieht die Frau im Kontext der Schwangerschaft zuletzt zur Wochen-bettuntersuchung 6 Wochen post partum und in der Geburtsklinik wird im Allge-meinen über die Langzeitfolgen einer PE nicht ausreichend aufgeklärt. Sollte die Frau also nicht aufgrund chronischer Hyperto-nie oder anderer allgemein-internistischer Probleme in hausärztlicher Behandlung sein, ist eine weitere regelmäßige kar-diovaskuläre Abklärung im Rahmen der etablierten „Vorsorge“-Untersuchungen unwahrscheinlich.

Die pathogenetische Datenlage ist klar, dennoch sind in prospektiven Untersuchungen weitere entscheidende Fragen für eine standardisierte kardiologische Vorsorge zu klären, z. B. O die Frage der Zuständigkeit: Ist diese

Vorsorge Aufgabe des Frauenarztes oder des Internisten? Das beinhaltet auch Aspekte der Abrechnung.

O welche Untersuchungen bzw. Parameter sollen Teil eines kardiovaskulären Scree-nings sein und wann ist eine Echo- kardiographie sinnvoll?

O was sind geeignete Interventionen, die über eine bloße Lifestyle-Modifikation hinausgehen?

Bis zur abschließenden Klärung sollten es Frauenärzte und Internisten als ihre gemein-same Aufgabe begreifen, über den Kontext PE und kardiovaskuläre Mortalität aufzu-klären. Realistischerweise muss man jedoch konstatieren, dass noch etliche Zeit vergehen dürfte, bis diesbezügliche Aufklärungskam-pagnen eine spürbare Durchschlagskraft entwickeln.

* sFlt-1: soluble fms-like Tyrosinkinase-1 PlGF: placental growth factor

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Literatur 1 Collaborators G2MACOD: Lancet (2015); 385(9963):

117–171 2 015/018 S1-Leitlinie (2014); 1–36. Available from:

http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-018.html 3 Verlohren S et al: Hypertension (2009); 54(3):439–443 4 Maynard SE et al: J Clin Invest. (2003); 111(5):649–658 5 Zeisler H et al: N Engl J Med. (2016); 374(1):13–22 6 Barker DJ et al: BMJ (1989); 298(6673):564–567 7 Skilton MR et al: Lancet (2005); 365(9469):1484–1486 8 Smith GC et al: Lancet (2001); 357(9273):2002–2006 9 Irgens HU et al: BMJ (2001); 323(7323):1213–1217 10 Sattar N, Greer IA: BMJ (2002); 325(7356):157–160 11 Mosca L et al: J Am Coll Cardiol. (2011);57(12):1404–1423 12 He S et al: Thromb Haemost. (1999); 81(4):538–542 13 Chambers JC er al: JAMA (2001); 285(12):1607–1612 14 Melchiorre K et al: Hypertension (2010); 57(1):85–93 15 Melchiorre K et al: Hypertension (2011); 58(4):709–715 16 Verlohren S et al: Hypertension (2017); 69(6):1192–1197

Nach Präeklampsie entwickeln Frauen häufiger und früher eine arterielle Hypertonie.

Korrespondenzadresse

Priv.-Doz. Dr. med. Stefan Verlohren Oberarzt Klinik für Geburtsmedizin Charité Universitätsmedizin Berlin CCM Charitéplatz 1 10117 Berlin [email protected]

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Heutiger Standard der klinischen PE-Diag-nostik sind Blutdruckmessung und Unter-suchung auf Proteinurie, kombiniert mit der Anamnese auf Risikofaktoren (z. B. Adiposi-tas, stattgehabte PE in früherer Schwanger-schaft, Diabetes, fortgeschrittenes mütterli-ches Alter, Mehrlingsschwangerschaften).7–9 Dies jedoch spiegelt die Klinik der PE unzu-reichend wider und erlaubt im Einzelfall keine Prognose zur Krankheitsdynamik.1

Heute wissen wir, dass die Dysbalance der angiogenen Faktoren eine PE verursacht und dass eine präeklamptische Plazenta bereits Wochen vor der klinischen Manifestation der Erkrankung enorme Mengen sFlt-1 exprimiert.5,10–13 Dies wiederum erhöht den sFlt-1/PIGF-Quotienten deutlich (Tab.  1). Das Monitoring dieses Quotienten unter-stützt ein verbessertes Patientenmanage-ment. (Unnötige) Hospitalisierungen von Schwangeren sowie ungerechtfertigte iatro-gene Frühgeburten lassen sich reduzieren.14

Klare Diagnose bei unklaren Symptomen Auf Anraten ihres Gynäkologen, der im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge eine Proteinurie und Beinödeme diagnostiziert hatte, stellte sich am 23.01.2018 eine 31-jäh-rige Erstgravida in der 32.+5 SSW bei uns im Notdienst vor. Die Anamnese war blande, der Schwangerschaftsverlauf bis auf die letzten Tage, in denen sich zunehmende Beinödeme und das subjektive Gefühl einer verminder-ten Urinausscheidung entwickelten, unauffäl-lig. Die Patientin zeigte darüber hinaus kei-nerlei Symptome wie etwa Kopfschmerzen, Augenflimmern oder Oberbauchschmerzen. Der Blutdruck lag um 120/80 mmHg, im Urin-Stix war Eiweiß 2-fach positiv. Sonogra-phisch sahen wir einen Fetus im Bereich der 14. Perzentile und eine normwertige Frucht-wassermenge, das Kardiotokogramm (CTG) war nach FIGO** unauffällig.

Die in den S1-Leitlinien beschriebenen Parameter des „Gestose-Labors“15 (Tab.  1) waren im Normbereich, das Ergebnis des ebenfalls empfohlenen sFlt-1/PlGF-Quoti-enten stand zunächst noch aus. Da die Pati-entin beschwerdefrei war, wurde sie nach Aufklärung über Prodromalsymptome und dem Hinweis auf die jederzeit mögliche Wie-dervorstellung einvernehmlich in die ambu-lante Betreuung entlassen. Am selben Abend lag das Ergebnis des sFlt-1/PlGF-Quotienten vor: der Wert betrug 176.

Daraufhin haben wir die Patientin zwei Tage später zu Re-Evaluation einbestellt. Sie berichtete neu über steigende Werte beim regelmäßig kontrollierten Blutdruck. Wir konnten die nun vorliegende Hypertonie bestätigen, die mehrfachen Kontrollen lagen im Mittel bei ca. 140/100 mmHg. Im Urin-Stix war Eiweiß jetzt 3-fach positiv. Die noch-malige Sonografie zeigte einen SGA (small for gestational age)-Feten im Bereich der 10. Per-

Die Präeklampsie (PE) verursacht in Deutsch-land 10–15 % der Todesfälle bei Müttern. Ätiologie und Pathogenese sind multifakto- riell, bekannt sind immunologische, vaskuläre und genetische Effekte, welche die plazentare Expression von anti-angiogenem sFlt-1* und pro-angiogenem PlGF* beeinflussen.1–3 Das Gleichgewicht dieser gefäßaktiven Substanzen (Abb. 1) ist für die ausreichende Versorgung des Feten essentiell, ihre Dysbalance (Abb. 2) führt zu plazentarer Minderperfusion.4 Die üblichen Symptome der PE, Hypertonie und Proteinurie, sind Folge einer maternalen Endothelaktivierung bzw. Dysfunktion.4–6 Die herkömmliche Diagnostik schafft oftmals keine präzise – klinisch jedoch relevante – Abgrenzung der PE zu anderen hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen (Infokasten). Drei Fallbeispiele aus unserem Haus beschrei-ben das hilfreiche Potential der Biomarker sFlt-1 und PlGF bzw. des sFlt-1/PlGF-Quoti-enten sowohl zur (Differential-)Diagnose als auch für die Prognose einer PE.

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Risikoschwangerschaften besser betreuenKasuistiken zum Umgang mit den Präeklampsiemarkern Meltem Noori, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Ludwigsburg

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zentile mit unauffälligem CTG und normwer-tiger Fruchtwassermenge. Das herkömmliche „Gestose-Labor“ blieb bis auf einen erhöhten Eiweißwert im Urin normwertig, der sFlt-1/PlGF-Quotient allerdings persistierte bei 166.

Basierend auf unseren Befunden haben wir die Patientin sofort mit der Diagnose „PE mit SGA in der 33.+0 SSW“ stationär aufge-nommen. Die feto-maternale Überwachung beinhalteteO tägliche Gewichtskontrolle,O regelmäßige Blutdruckmessungen,O Flüssigkeits-Bilanzierung der Patientin,O regelmäßige Kontrollen des „Gestose-

Labors“, inklusive Präeklampsiemarker,O die in unserer Klinik übliche Eklamp-

sieprophylaxe per Magnesiumsulfat-Infusion.

Wir starteten eine antihypertensive Behand-lung mit α-Methyldopa. Die RDS-Pro-phylaxe (Respiratory Distress Syndrome) wurde bei drohender Frühgeburtlichkeit mit 2 x 12 mg Dexamethason im Abstand von 24 Stunden durchgeführt. Außerdem haben wir die Kinderklinik über die Aufnahme der präeklamptischen Schwangeren informiert.

Unter den genannten Maßnahmen blieb der Blutdruck stabil (Mittelwert 130/90 mmHg), jedoch nahmen die Ödeme an den Extre-mitäten außerordentlich zu. Die Patientin zeigte eine Negativbilanz (d. h. reduzierte Flüssigkeitsausscheidung), neurologisch waren die Reflexe erhöht und sie berichtete von steigendem Unwohlsein und innerer Unruhe. Der Befund des mehrfach kon- trollierten „Gestose-Labors“ war stets unver-ändert, d. h im Normbereich, außer dem erhöhten Eiweißwert und dem hohen sFlt-1/PlGF-Quotienten. Wir standen der sich verständlicherweise sorgenden Patientin in ausführlichen Gesprächen zur Verfügung. Bei deutlicher klinischer Verschlechterung entschieden wir uns am 27.01.2018 nach Abschluss der RDS-Prophylaxe zur primären Sectio caesarea in der 33.+2 SSW. Es wurde ein 1680 g schwerer Knabe geboren. Der OP-Verlauf gestaltete sich komplikationslos.

Im postoperativen Verlauf stieg der Blut-druck der Patientin trotz antihypertensiver Therapie und Eklampsieprophylaxe bis auf 180/115 mmHg an. Eine kurzfristige Sen-kung bei sehr hohen Werten erfolgte durch Nifedipin, parallel wurde die antihyperten-

sive Therapie durch Metoprolol erweitert. Die Patientin wurde schließlich am 02.02.2018 mit Blutdruckwerten um 150/100 mmHg auf eigenen Wunsch und bei Wohlbefinden in die ambulante Betreuung entlassen. Der zuletzt bestimmte sFlt-1/PlGF-Quotient lag bei 53.

Obwohl diese Patientin bei der Erstvorstel-lung nicht die klassischen Kriterien einer PE erfüllte, betrachteten wir die Bestimmung des sFlt-1/PlGF-Quotienten als klinisch angemessen. Wir sahen uns durch den deut-lich pathologischen Wert bestätigt, konnten schnell und präzise die PE-Diagnose sichern und entsprechende Behandlungsmaßnah-men aufsetzen. Die Höhe des Quotienten korrelierte gut mit dem weiteren Krankheits-verlauf der Patientin.

Gelungene DifferentialdiagnoseBei einer 36-jährigen Erstgravida waren mehrfach Wachstums- und Dopplerkontrol-len beim niedergelassenen Kollegen durch-

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Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen

Chronische Hypertonie: besteht bereits präkonzeptionell oder wird in der ers-ten Schwangerschaftshälfte (≤ 20. SSW) diagnostiziert.

Schwangerschaftsinduzierte Hyper-tonie (SIH): Auftreten von Blut-druckwerten ≥ 140/90 mmHg ohne Proteinurie nach der abgeschlossenen 20. SSW bei einer zuvor normotensiven Schwangeren.

Präeklampsie: manifestiert sich kli-nisch ebenfalls ab der 20. SSW. Neben der Hypertonie (≥ 140/90 mmHg) ist die Proteinurie (≥ 300 mg/24 Std. oder ≥ 30 mg/mmol Protein/Kreatinin-Quotient im Spontanurin) maßgebend. Zeitpunkt des Auftretens und Schwere-grad der PE besitzen ausgeprägte prog-nostische Relevanz für das Schwanger-schaftsoutcome.

Propfpräeklampsie: zusätzliches Auf-treten oder Zunahme einer Proteinurie oder Entwicklung einer Präeklampsie nach der 20. SSW bei bereits präkon-zeptionell bestehender Hypertonie.

Abb. 2: Präeklampsie mit endothelialer Dysfunktion und Antiangiognese. Der sFlt-1/PlGF-Quotient ist hoch, das Gleichgewicht zwischen angiogenen (PlGF; gün) und anti-angioge-nen Faktoren (sFlt-1; blau) ist gestört. (VEGF: vascular endothelial growth factor; braun). (Quelle: M. Noori)

Abb. 1: Normale Schwangerschaft mit ungestörter endothelialer Funktion und Angiogenese. Der sFlt-1/PlGF-Quotient ist niedrig, damit sind angiogene (PlGF; grün) und anti-angiogene Faktoren (sFlt-1; blau) im Gleichgewicht. (VEGF: vascular endothelial growth factor; braun). (Quelle: M. Noori)

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geführt worden. Wegen des abflachenden Wachstums des Feten wurde der Patientin eine Untersuchung in unserer Klinik ange-raten. Sie stellte sich am 25.01.2018 in der 31.+1 SSW bei intrauteriner Wachstumsres-triktion (IUGR) des Feten und einem patho-logischen maternalen Doppler vor.

Die Patientin bot mehrere Risikofaktoren: Neben der essentiellen Hypertonie waren das ihre Adipositas (BMI 38,5) und ein diä-tetisch eingestellter Gestationsdiabetes. Die Familienanamnese war blande. Eine anti-hypertensive Medikation in der Höchstdo-sierung (α-Methyldopa und Metoprolol) bestand seit mehreren Wochen. Unter die-ser Therapie blieb der Blutdruck stabil um 140/100 mmHg. Die Patientin war im bis-herigen Schwangerschaftsverlauf beschwer-defrei. Sonographisch wurde die IUGR mit einem Schätzgewicht < 3. Perzentile durch uns bestätigt. Der maternale Doppler zeigte eine bilaterale, hochpathologische uterine Perfusion mit Notching (post-systolische Inzisur als Zeichen einer unzureichenden Gefäßweitstellung). Die umbilikale Perfu-sion (Durchblutung der Nabelschnur) und die Fruchtwassermenge waren unauffällig,

ebenso das routinemäßige „Gestose-Labor“. Im Gegensatz dazu war der sFlt-1/PlGF-Quotient mit dem Wert 376 extrem erhöht.

Nach umfassender Aufklärung der Patientin erfolgte ihre stationäre Aufnahme mit der Diagnose „Propfpräeklampsie mit IUGR in der 32. SSW“. Eine primäre Sectio wurde für den 29.01.2018 geplant. Die feto-maternale Überwachung verlief wie oben beschrie-ben. Die antihypertensive Behandlung blieb unverändert, bei drohender Frühgeburt-lichkeit erfolgte die RDS-Prophylaxe mit 2 x 12 mg Dexamethason im Abstand von 24 Stunden. Die CTG-Kontrollen waren stets unauffällig. Der Blutdruck stieg im Verlauf auf Werte um 190/110, er war phasenweise therapierefraktär auf Nifedipin.

Am 28.01.2018 meldete sich die Patientin mit innerer Unruhe, Übelkeit und Ober-bauchschmerzen, die Symptomatik nahm im Verlauf des Tages zu. Laborchemisch bestä-tigte sich der Verdacht auf ein beginnendes HELLP-Syndrom sowohl durch abfallende Thrombozyten von 237 auf 120 x 103/μl, als auch durch die auf das Vierfache der Norm erhöhte ALT und den Anstieg der Laktat-

Dehydrogenase (Tab.  1). Aufgrund dieser Entwicklung wurde die primäre Sectio auf den 28.01.18 vorgezogen. Es wurde ein 1210 g schweres Mädchen geboren.

Nach der komplikationslosen Operation ver-legten wir die Patientin zur postoperativen Überwachung auf die Intermediate Care Sta-tion. Dort wurde die antihypertensive The-rapie durch zusätzliche Gabe von Nifedipin Retard Kapsel erweitert. Bereits am nächsten Tag konnte die Patientin bei Wohlbefinden sowie relativ stabilen Blutdruckwerten (ca. 130/70 mmHg) und rückläufigen Laborwer-ten auf die Normalstation zurückkehren. Der sFlt-1/PlGF-Quotient am 30.01.2018 lag bei 32. Am siebten Tag nach Sectio wurde die Patientin bei Wohlbefinden in die ambulante Weiterbetreuung entlassen. Das Kind entwi-ckelt sich seitdem unauffällig.

Dieser Fall war sehr speziell, da die Pati-entin klinisch bis auf den erhöhten Blut-druck, der bereits vor der Schwangerschaft bestand, keinerlei Symptome zeigte. Zum Zeitpunkt der Vorstellung ließ sich dopp-lersonographisch nicht sicher ausschließen, dass die IUGR nicht Folge der ausgepräg-ten antihypertensiven Behandlung war. Da die Patientin zusätzlich zu anamnestischen Risikofaktoren (Adipositas und chronische Hypertonie) auch schwangerschaftsassozi-ierte Präeklampsie-Risiken (sonografisch darstellbare Durchblutungsstörungen der Arteria uterina sowie Gestationsdiabetes) bot, haben wir das routinemäßige „Gestose-Labor“ um die Bestimmung des sFlt-1/PlGF-Quotienten ergänzt.

Mit dem Wissen, dass dieser Quotient sowohl bei schwangerschaftsinduzierter als auch bei chronisch vorbestehender Hyper-tonie stets unter dem Cut-Off von 85 liegt, konnten wir bei einem Wert von 376 sicher von einer Präeklampsie bzw. Propfprä- eklampsie ausgehen. Zudem korrelierte der ausgeprägt hohe sFlt-1/PlGF-Quotient mit dem folgenden, rasanten Krankheitsver-

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Tab. 1: „Gestose-Labor“ (nach 15)

Parameter Pathologischer Wert

Hämoglobin > 13 g/dl bzw > 8,0 mmol/l

Hämatokrit > 38 %

Thrombozyten

< 100 x 103/μlein progredienter Abfall (auch im Normbereich) muss innerhalb weniger Stunden kontrolliert werden (Cave: HELLP-Syndrom, Disseminierte intravasale Gerinnung; DIC)

GPT (ALT) Anstieg über Normbereich

GOT (AST) Anstieg über Normbereich

LDH Anstieg über Normbereich

Bilirubin (indirekt) > 1,2 mg/dl bzw. > 20,5 µmol/l

Harnsäure > 5,9 mg/dl bzw. > 350 µmol/l

Kreatinin ≥ 0,9 mg/dl bzw. ≥ 79,6 µmol/l

Eiweiß im Urin ≥ 300 mg/24 h

Haptoglobin Abfall unter Normbereich

Blutgerinnungsteste z. B. rapider D-Dimer-Anstieg (Hinweis auf DIC)

PlGF Abfall unter Gestationsalter-spezifischen Normwert

sFlt-1/PlGF-Quotient > 85 (≤ 34. SSW )> 110 (> 34. SSW)

10

lauf. Auch in diesem Fall unterstützte uns die Kenntnis des sFlt-1/PlGF-Quotienten sowohl bei der präzisen Diagnose als auch der Prognoseabschätzung der Patientin.

Beruhigender, sicherer AusschlussEine 29-jährige Frau stellte sich am 16.05.2017 in der 23.+1 SSW ihrer zweiten Schwanger-schaft bei uns zur Dopplerkontrolle vor. In der ersten Schwangerschaft 2014 hatte sie eine schwere PE entwickelt mit vorzeitiger Lösung der Plazenta und Notsecio in der 37.+6 SSW. Die weitere Anamnese war unauffällig. Auf-grund ihrer Vorgeschichte war die Patientin in der aktuellen Schwangerschaft extrem besorgt, obwohl sich der bisherige Verlauf ohne Probleme gestaltete. Bis zur 12.  SSW hatte sie Acetylsalicylsäure 100 eingenommen. Der zu Hause regelmäßig gemessene Blut-druck war unauffällig aufgelistet, gleiches traf für die Urinbefunde im Mutterpass zu. Die Dopplersonographie war am Tag der Vorstel-lung maternal und fetal ohne Befund, ebenso die Plazenta und die Fruchtwassermenge. Der Fetus zeigte sich zeitgerecht entwickelt. Das „Gestose-Labor“ war normwertig, der sFlt-1/PlGF-Quotient, den wir aufgrund ihrer Vorge-schichte gemessen haben, betrug 10,4.

Fünf Wochen später (28.+3 SSW) kam die Patientin auf eigenen Wunsch zu einer ersten und nach weiteren drei Wochen (31.+3 SSW) zu einer zweiten Wiedervor-stellung zu uns. Sämtliche klinischen und laborchemischen Parameter waren unver-ändert im Normbereich. Der sFlt-1/PlGF-Quotient betrug 9,2 bzw. 6,2.

Die letzte Kontrolle wurde für den 21.08.2017 festgelegt. An diesem Tag war die Patientin in der 37.+0 SSW und hatte leichte Senkwehen. Auch dieses Mal blieben alle Untersuchungen unauffällig (sFlt-1/PlGF-Quotient 30,4). Die unter den Senk-wehen aufkommenden Ängste der Pati-entin veranlassten uns jedoch, die bereits geplante Sectio caesarea, noch am selben Abend durchzuführen. Es wurde ein vitales, 3100 g schweres Mädchen geboren, operati-ver und postoperativer Verlauf gestalteten sich für Mutter und Kind problemlos.

Der kontinuierlich niedrige sFlt-1/PlGF-Quotient zeigte sich hier als verlässlicher Parameter zum Ausschluss einer PE und eines HELLP-Syndroms bei bestehender Risikoschwangerschaft (PE 2014). Zusam-men mit der intensivierten Betreuung und Überwachung der Schwangeren konnten die Präeklampsiemarker auch einen klinisch adäquaten Beitrag zu Beruhigung der enorm besorgten Patientin leisten.

Unverzichtbar in der PerinatologieInsbesondere bei Risikoschwangeren gehö-ren die Präeklampsiemarker in unserer Klinik zum diagnostischen Standardreper-toire. Der spezifische sFlt-1/PlGF-Quotient ermöglicht uns, eine PE frühzeitig und prä-zise zu erkennen bzw. ein entsprechendes Risiko abzuschätzen – auch bei Unauffäl-ligkeit weiterer klinischer oder laborche-mischer Parameter. Die Höhe des Wertes liefert uns darüber hinaus eine Aussage zur Verlaufsdynamik.

Wir setzen den sFlt-1/PlGF-Quotienten zur differentialdiagnostischen Abgrenzung der hypertensiven Erkrankungen in der Schwangerschaft ein. Darüber hinaus nut-zen wir ihn erfolgreich zur Überwachung unserer präeklamptischen Patientinnen, um perinatale Mortalität und Morbidität für Mutter und Fetus reduzieren zu kön-nen. Letztendlich gewährleisten uns diese Biomarker eine optimale Betreuung der Risikoschwangeren. Deshalb sind sie in der Perinatologie für uns unverzichtbar geworden.

Medizin | Risikoschwangerschaften besser betreuen | Diagnostik im Dialog • Ausgabe 55 • 03/2018

* sFlt-1: soluble fms-like Tyrosinkinase-1 PlGF: placental growth factor

** FIGO: Fédération Internationale de Gynécologie et d'Obstétrique. FIGO-Leitlinien beinhalten Kri-terien zur standardisierten Interpretation des CTG (simultane Aufzeichnung der Herzschlag-frequenz des ungeborenen Kindes und der Wehentätigkeit der werdenden Mutter)

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Normale Präeklampsiemarker leisten auch einen sicheren, klinisch adäquaten Beitrag zur Beruhigung von Patientinnen mit Risikoschwangerschaft.

Korrespondenzadresse

Meltem Noori Oberärztin Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Klinikum Ludwigsburg Posilipostr. 4 71640 Ludwigsburg [email protected]

Literatur 1 Verlohren S et al: Clin Sci (Lond) (2012); 122(2):43-52 2 Sibai B et al: Lancet (2005); 365(9461):785-799 3 Duley L: Semin Perinatol. (2009); 33:130-137 4 Hagmann H et al: Clin Chem (2012); 58(5):837-845 5 Levine RJ et al: N Engl J Med (2004); 350 (7):672-682 6 Maynard SE et al: J Clin Invest (2003); 111:649-658 7 Duckit K et al: BMJ (2005); 330:565 8 NICE clinical guideline 107; August 2010, London:

RCOG Press 9 ACOG Task Force on Hypertension in Pregnancy:

Obstet Gynecol (2013); 122:1122-1131 10 Stepan H et al: Hypertension (2007); 49(4):818-824 11 Hertig A et al: Clin Chem (2004); 50(9):1702-1703 12 McKeeman GC et al: Am J Obstet Gynecol (2004);

191(4):1240-1246 13 Chaiworapongsa T et al: J Matern Fetal Neonatal Med

(2005); 17(1):3-18 14 Schlembach D et al: Frauenarzt (2015):858-865 15 015/018 – S1-Leitlinie: Diagnostik und Therapie

hypertensiver Schwangerschaftserkrankungen aktueller Stand: 12/2013

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O sFlt-1/PlGF-Quotient < 33: PE-Aus-schluss, unabhängig vom Gestationsalter

Die aktuelle Untersuchung analysierte re- trospektiv die Schwangerschaftsverläufe und -outcomes von 83 Frauen mit inter-mediären sFlt-1/PlGF-Quotienten zwi-schen 33–85 bzw. 33–110. Dieses Kol-lektiv stammte aus einer früheren Studie der Arbeitsgruppe mit 533 konsekutiven Patientinnen, die sich mit Verdacht auf PE erstmals in der Klinik vorstellten. Bei allen Frauen wurde zu diesem Zeitpunkt auch der sFlt-1/PlGF-Quotient ermittelt. Der Anteil der Schwangeren in der Intermediär- zone betrug somit 15,6 %.

Ergebnisse und klinische RelevanzAbb. 1 zeigt verschiedene Aspekte der Patien-tinnen und ihrer Schwangeschaftsverläufe/-outcomes.O Das Kollektiv mit intermediären sFlt-1/

PlGF-Quotienten ist gekennzeichnet

durch einen hohen Anteil (n = 73/83; 87,9 %) mütterlicher bzw. fetaler Ko- morbiditäten und/oder Zwillings-schwangerschaften. Nur 10/83 Frauen (12,1 %) hatten eine gesunde Einlings-schwangerschaft. Aus früheren Studien ist der Zusammenhang zwischen veränderten angiogenen Faktoren (sFlt-1 und PlGF) und einem schlechten Outcome bei Schwangerschaften mit diversen Komorbiditäten (z. B. Blut-hochdruck, Nierenerkrankung, systemi-scher Lupus erythematodes, Diabetes, Übergewicht, intrauterine Wachstums-retardierung und Zwillingsgeburten) bekannt.

O Bei 80 % der Frauen war eine iatrogene Beendigung der Geburt medizinisch induziert.

O Eine intrauterine Wachtumsretardierung trat in 30 % der Fälle auf.

O Die Frühgeburtenrate (< 37. SSW) lag insgesamt bei knapp 28 %.

Bei entsprechender Verdachtssymptoma-tik lässt sich eine Präeklampsie (PE) über Cut-off-Werte des Quotienten sFlt-1/PlGF* bestätigen bzw. ausschließen. Ein gewisser Anteil dieser Schwangeren jedoch zeigt einen intermediären Quotienten zwischen unterem und oberem Limit. Die Interpretation solcher Befunde und das adäquate Management der Patientinnen innerhalb dieser „Grauzone“ sind derzeit offen. Die aktuelle Publikation von Hoffmann et al.1 weist darauf hin, dass auch ein intermediärer sFlt-1/PlGF-Quoti-ent klinische Relevanz besitzt.

In früheren Studien wurden folgende Cut-off-Werte des sFlt-1/PlGF-Quotienten bei Verdacht auf PE festgelegt:2

O sFlt-1/PlGF-Quotient > 85 (Gestations- alter < 34. SSW) bzw. > 110 (Gestations- alter ≥ 34. SSW): Bestätigung der Ver-dachtsdiagnose und engmaschige Über-wachung der Frauen in spezialisierten Einrichtungen

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Für Sie gelesen

sFlt-1/PlGF-Quotient„Grauzone“ kennzeichnet Risikoschwangerschaft

Bei intermediärem sFlt-1/PlGF-Quotienten besteht u. a. ein erhöhtes Frühgeburtsrisiko.

Medizin | Für Sie gelesen | "Grauzone" sFlt-1/PlGF-Quotient | Diagnostik im Dialog • Ausgabe 55 • 03/2018

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O 31 % der Schwangeren entwickelten eine PE unterschiedlicher Ausprägung oder ein HELLP-Syndrom. Bei diesen Frauen lag der sFlt-1/PlGF-Quotient im Mittel geringfügig, aber statistisch signifikant, höher.

Bei 22/83 Frauen wurde der Quotient im Verlauf der Schwangerschaft mehrfach gemessen. O Der Wert stieg mit zunehmendem

Gestationsalter signifikant an, besonders ausgeprägt bei Frauen mit früher Symp-tomatik und späterer PE.

O Bei mehrfacher Messung des sFlt-1/PlGF-Quotienten zeigte sich eine PE statistisch hochsignifikant häufiger als bei einmaliger Bestimmung: 59,1 % versus 21,3 % (p = 0,001). Dies könnte ein erster Hinweis darauf sein, dass eine Biomarker-basierte Verlaufsbeobach-tung zusätzliche diagnostische Informa-tionen liefert: Diejenigen Frauen, deren

sFlt-1/PlGF-Quotient im Verlauf den oberen Cut-off-Wert überschritten, ent-wickelten alle eine relevante PE. Blieb der Quotient dagegen im Intermediär-bereich trat keine oder nur eine leichte PE auf.

O Der absolute Anstieg des sFlt-1/PlGF-Quotienten im Verlauf ließ keinen Unterschied zwischen milder versus schwerer PE, Früh- versus Normalgeburt oder intrauteriner Wachstumsretardie-rung versus Normalgewicht erkennen.

Auch wenn das Studienkollektiv der vor-liegenden Publikation mit 83 Frauen klein ist, halten die Autoren intermediäre sFlt-1/PlGF-Quotienten für klinisch relevant. Die hohe Rate an PE (über 30 %) und anderer unerwünschter Outcomes kennzeichnen Risikoschwangerschaften und rechtferti-gen aus ihrer Sicht eine erhöhte Aufmerk-samkeit und ein enges Monitoring dieser Frauen. Unklar bleibt derzeit die Frage, ob

eine Verlaufsbestimmung des sFlt-1/PlGF-Quotienten die Sicherheit für das adäquate Patientenmanagement in diesen Fällen erhöht. Dafür sind entsprechende prospek-tive Studien erforderlich.

* sFlt-1: soluble fms-like Tyrosinkinase-1 PlGF: placental growth factor

Medizin | Für Sie gelesen | "Grauzone" sFlt-1/PlGF-Quotient | Diagnostik im Dialog • Ausgabe 55 • 03/2018

Literatur 1 Hoffmann J. et al: “An intermediate sFlt-1/PlGF

ratio indicates an increased risk for adverse pregnancy outcomes“; Pregnancy Hypertension (2017); 10:165–170

2 Verlohren S et al: Hypertension (2014); 63:346–352

Dr. Frank Gast Leitung Medical & Scientific Affairs 0621 759-4618 frank.gast@ roche.com

Maternale/fetale Komorbidität bzw. Zwillingsgeburt: 73/83 (87,9 %) Gesamt

n = 83

Abb. 1: Charakterisierung des Schwangerschaftsoutcomes von 83 Frauen mit Verdacht auf Präeklampsie (PE) und einem intermediären sFlt-1/PlGF-Quotienten zwischen 33–85 (< 34. SSW) bzw. 33–110 (≥ 34. SSW) bei der ersten Vorstellung (Daten aus 1)

Gesunde Einlingsschwangerschaft: 10/83 (12,1 %)

Iatrogene Beendigung der Schwangerschaft: 67/83 (80,7 %)

Intrauterine Wachstumsretardierung: 25/83 (30,1 %)

Frühgeburten (< 37. SSW): 23/83 (27,7 %), davon 5/83 (6 %) < 32. SSW

Einmalige Messung sFlt-1/PlGF 61/83 (73,5 %)

Wiederholte Messung sFlt-1/PlGF 22/83 (26,5 %)

Entwicklung PE 13/61 (21,3 %)

Entwicklung PE 13/22 (59,1 %)

Entwicklung PE/HELLP: 26/83 (31,3 %)

Entwicklung schwere PE: 9/83 (10,8 %)

Keine PE: 9/22 (40,9 %) sFlt-1/PlGF immer innerhalb

Intermediärzone

Überwiegend leichte PE: 7/13 (53,8 %) sFlt-1/PlGF immer innerhalb

Intermediärzone

Schwere PE: 6/13 (46,2 %) Entwicklung sFlt-1/PlGF über

oberes Limit

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Update CxCa-VorsorgeFinale Fassung der neuen S3-Leitlinie liegt vor

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O Frauen über 35 Jahre haben Anspruch auf eine Kombinationsuntersuchung von HPV-Test und Zytologie mit einem drei-jährigen Intervall. Dadurch bekommen diese Frauen jetzt Zugang zu einer bes-seren Vorsorge.

Validierte HPV-Tests: klarer NutzenBesonders hervorzuheben ist, dass die medi-zinischen Fachgesellschaften den medizini-schen Nutzen eines HPV-Screenings zur ver-besserten Vorsorge bereits für Frauen ab 30 Jahren anerkennen. Die Analysen klinischer

Seit Januar 2018 ist die neue S3-Leitlinie „Prä-vention des Zervixkarzinoms“ publiziert.1 Wie genau positioniert sie sich innerhalb des gesetzlich vorgegeben Rahmens? Welche Tests sind für ein organisiertes Screening inkl. der Abklärung von positiven Befunden geeignet und welche Qualitätskriterien müssen sie erfüllen? In den folgenden Ausführungen sind die wichtigsten Inhalte der Leitlinie skizziert.

Nach fast zweijähriger Konsultationsphase liegt seit Anfang 2018 die finale Fassung der S3-Leitlinie vor. Sie hat das Ziel, die sekundäre* Prävention des Zervixkarzinoms (CxCa) mittels verschiedener Maßnahmen evidenzbasiert zu verbessern. Dazu wurden u. a. das Potential eines organisierten Scree-nings mittels verschiedener Bestimmungs-methoden analysiert und Screening-Inter-valle sowie Altersgrenzen ermittelt.

Neben den evidenzbasierten Empfehlungen sind auch die im März 2015 und September 2016 vom G-BA verabschiedeten Eckpunkte zum Screening auf Gebärmutterhalskrebs zitiert. Nach diesem Eckpunktepapier gilt:O Frauen zwischen 20 und 35 Jahren haben

Anspruch auf ein jährliches zytologi-sches Screening.

Studien zum HPV-Primärscreening oder zur Kombination von HPV-Test mit dem her-kömmlichen Pap-Abstrich belegen klare Verbesserungen bei der Früherkennung von Tumoren und deren Vorstufen, verglichen mit dem bisherigen zytologischen Screening.

Nach Ansicht der Autoren erfüllt jedoch nicht jede HPV-Methode die Anforderun-gen für ein Screening. Die Fachleute legen besonderen Wert auf klinische Daten und geben in ihrer Leitlinie diesbezüglich klare Vorgaben (Abb.  1). Danach können von

Gesundheitspolitik | Update CxCa-Vorsorge | Diagnostik im Dialog • Ausgabe 55 • 03/2018

Abb. 1: Abklärungsalgorithmus im HPV-Screening bei Frauen ab 30 Jahren sowie Qualitätskrite-rien der Tests

HPV positiv

Kolposkopie

Pap II-p und höher

p16/Ki-67 positiv2

16/18 Empfohlene Kriterien für HPV-Testverfahren

O Erfüllung der Kriterien nach Meijer et al2 und Stoler et al:3 Detektion von bestimmten HPV-Typen, Sensitivität, Anteil positiver Testergeb-nisse, Reproduzierbarkeit.

O Erfüllung der Kriterien in Studien mit dreijäh-riger Nachbeobachtungszeit für den Endpunkt CIN2+.

Empfohlene Kriterien an das Labor

O Das eingesetzte HPV-Testverfahren soll auf der Befundmitteilung benannt werden.

O Das Labor sollte akkreditiert sein.

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den über 100 verfügbaren Tests letztlich nur sieben die geforderten klinischen Stu-diendaten vorweisen. Zu den favorisierten Screeningtests gehört auch der cobas HPV Test – übrigens der einzige Assay, den die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA für ein HPV-Primärscreening zugelassen hat! Zudem sollten Anwender ein standardisier-tes Qualitätsmanagementsystem – nach DIN ISO 15189 oder gleichwertig – implemen-tiert haben.

Triagestrategien gegen ÜbertherapieUm Überdiagnostik und dadurch Über- therapien zu vermindern, skizziert die Leit-linie Strategien zum weiteren Vorgehen bei initial im Screening positiven Befunden.O Die Autoren fanden die Daten zur Triage

von Infektionen mit den HPV-Genotypen 16 und 18 überzeugend. Sie empfehlen bei Nachweis dieser HPV-Typen gleich eine kolposkopische Abklärung (Lupen-untersuchung des Gebärmutterhalses), da bei HPV 16/18-Infektionen das Risiko einer klinisch relevanten Neoplasie beson-ders hoch ist (Abb. 1). In Abweichung der G-BA-Eckpunkte, die eine HPV-

Cotestung ab einem Alter von 35 Jahren vorsehen, befürwortet die konsensbasierte Empfehlung auch die Möglichkeit einer initialen HPV-Testung ab 30 Jahren.

O Ein weiterer, gut geeigneter Parameter zur Abklärung auffälliger Befunde ist ein p16/Ki-67-Test. Dieser Biomarker kann nach auffälligen zytologischen Pap-Befunden zur weiteren Stratifizierung eingesetzt werden. Er liefert eine Ent-scheidungshilfe dafür, ob eine zeitnahe Kolposkopie ratsam oder nach 12 Mona-ten eine erneute Untersuchung (Kombi-nation von HPV und Pap) ausreichend ist. Alternativ kann für diesen Zweck auch ein HPV-Test eingesetzt werden (Abb. 2).

Auch für die Nachbetreuung einer Thera-pie neoplastischer Veränderungen besitzen Pap-Zytologie und HPV-Test einen hohen Stellenwert. Die Empfehlung umfasst hierfür ebenfalls die kombinierte Anwendung bei-der Methoden in einem Intervall von 6, 12 und 24 Monaten nach Therapie.

* Primäre Prävention: HPV-Impfung

Gesundheitspolitik | Update CxCa-Vorsorge | Diagnostik im Dialog • Ausgabe 55 • 03/2018

Dr. Aribert Stief Director Medical und Scientific Affairs 0621 759-3046 aribert.stief @roche.com

Quelle 1 S3-Leitlinie zur Prävention des Zervixkarzinoms

(Version1.0), Deutsche Krebsgesellschaft e.V.; Berlin, Januar 2018

2 Meijer, CJ, et al: Int J Cancer (2009); 124(3):516–520 3 Stoler, MH et al: American Journal of Clinical Pathology

(2007); 127(3):335–337

Abb. 2: Abklärungsalgorithmus im organisierten zytologischen Screening

Pap I, IIa Pap II-p, g Pap III D-1 Pap III-p,x,g,e Pap III D-2 und höher

hrHPV oder p16/Ki-67

Screening

Unauffällige Befunde

Grenzwertige Befunde

Verdacht auf leichte

Dysplasie

Unklare Befunde

Mittel– und höhergradige Auffälligkeiten

Pap + hrHPV Kolposkopie

+-

6 Monate 6 Monate 3 Monate

12 Monate Innerhalb 3 Monate

Überblick Leitlinie

O Für Frauen ab 30 Jahren sollten zur besseren Zervixkarzinom-Vorsorge HPV-Tests zur Verfügung stehen. Damit ist der hohe medizinische Nutzen eines HPV-Nachweises von den Experten anerkannt.

O Es gibt klare Vorgaben, was ein HPV-Test qualitativ leisten muss. Nur sieben Tests erfüllen diese Kri-terien.

O Nach einem Befund mit Genotyp 16 oder 18 sollte kolposkopiert werden.

O Als einziger Biomarker in der Tri-age erfüllt p16/Ki-67 die Anforde-rung der Autoren.

O Es werden die Vorschläge vom G-BA-Eckpunktepapier übernommen:

O 20–35 Jahre: jährliches zytologisches Screening

O ab 35 Jahre: Kombinationsuntersuchung (HPV/Pap) alle 3 Jahre

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Gesundheitspolitik | Experten-Round-Table CxCa | Diagnostik im Dialog • Ausgabe 55 • 03/2018

Experten-Round-Table CxCaEnde 2017 brachte Roche Diagnostics Deutschland fünf Experten aus der Gynäkologie, Pathologie und Labormedizin für einen interdis-ziplinären Austausch zum Thema Zervixkarzinom-Vorsorge an einen Tisch. Die entsprechenden Experteninterviews stehen online unter www.roche.de/cxca-experten zur Verfügung.

Prof. Christian Dannecker, stellvertretender Direktor der Frauenklinik der MLU München: „Der Zusammenhang zwischen HPV und Gebärmutterhalskrebs ist die Erkenntnis eines Nobelpreisträgers. Es ist nur klug, diese Erkenntnis in der Vorsorge zu nutzen.“

Prof. Dannecker hält das 3-Jahres-Intervall für einen guten Kompromiss, da bei klinisch validierten HPV-Tests der negative Vorhersagewert sehr groß sei. Bei positivem Ergebnis bestünde in der Regel eine Sicherheitsspanne von 4 bis 6 Jahren, bis eine Krebsvorstufe entstehen kann. So ließe sich auch die Risikogruppe von Frauen über 50 Jahren, die im Vergleich zu jüngeren Frauen seltener zur Vorsorge gehen, besser ansprechen.

Dr. Erika Ober, niedergelassene Gynäkologin, Michelstadt: „Die Kommunikation zwischen Labor und Gynäkologe ist das A und O. Zusammenarbeiten heißt zusammen arbeiten.“

Dr. Ober setzt auf enge Zusammenarbeit mit Laboren, um unklare Testergebnisse diskutieren und abklären zu können. Ihr Einsendelabor muss einen für ein CxCa-Screening validierten, qualitativ hochwertigen Test verwenden.

Prof. Wolfgang Kaminski, Facharzt für Laboratoriumsmedizin, Ingelheim: „HPV-Tests sind robust und verlässlich, sie können viel Gutes tun.“

Prof. Kaminski spricht im Interview über die Chancen und Ansprüche an HPV-Tests und an die Zusammenarbeit mit Laboren. Er hält einen PCR-basierten HPV-Test für robuster und verlässlicher als die fehlerbehaftete Pap-Methode. Ein besserer Austausch zwischen Labormedizinern und behan-delnden Ärzten könne Fehlerquellen in der Präanalytik zusätzlich vermindern.

Dr. Bernd Prieshof, niedergelassener Gynäkologe mit zytologischem Labor und Dysplasie-Sprech-stunde, Ravensburg: „Wir müssen weiter in die Qualitätssicherung investieren, zudem könnten in der Labordiagnostik zusätzliche Marker sicherlich hilfreich sein.“

Was tun bei auffälligen Pap- und HPV-Testergebnissen? Die meisten Patientinnen müssten laut Dr. Prieshof nicht direkt in die Dysplasie-Sprechstunde kommen. Er betrachtet die Testung der Biomarker-kombination p16/Ki-67 als wichtigen Teil der Diagnostik. Denn damit könne zwischen harmlosen und pathologischen Veränderungen unterschieden und so das Patientenmanagement erleichtert werden.

Prof. Katharina Tiemann, Fachärztin für Pathologie am Institut für Hämatopathologie, Hamburg: „Ich bespreche gerne eventuelle Probleme mit der Zytologie oder der Biopsie, denn hierzu sind wir Ärzte meiner Meinung nach verpflichtet.“

Prof. Tiemann sieht Zytologen und Pathologen in der Pflicht, kritische Befunde beim zuständigen Gynäkologen anzusprechen und gemeinsam ein Vorgehen zu entwickeln. Dadurch wird eine hochwer-tige Diagnostik für die Patientin gewährleistet. Zudem sollten Labore Empfehlungen für Gynäkologen aussprechen, die bei Unstimmigkeiten diskutiert werden. Auch sie hält bei unklaren Befunden die Testung auf p16/Ki-67 für sehr hilfreich.

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Produkte & Services | Mehr Tumorzellen im Dissektat | Diagnostik im Dialog • Ausgabe 55 • 03/2018

Für Krebspatienten ist die präzise Isolierung von Tumorgewebe aus Gewebeschnitten für nachfolgende molekulare Analysen sehr wich-tig. Komplexe Fälle mit sehr kleinen Tumor-bereichen stellen dahingehend eine große Her-ausforderung dar. Hier ist eine automatisierte, digital unterstützte Dissektion der manuellen Methode überlegen. Das in Kürze verfügbare AVENIO Millisect System (Abb. oben) wurde speziell für die automatisierte, präzisere und effizientere Dissektion komplexer Gewebepro-ben entwickelt.

Um für Krebspatienten die richtige indivi-duelle Behandlungsstrategie zu entwickeln, muss eine genaue Analyse des Tumors erfol-gen. Dazu wird die entnommene Gewebe-probe hinsichtlich therapierelevanter Muta-tionen untersucht. Neben Gewebefärbungen kommen immer häufiger molekulare Ana-lyseverfahren wie die PCR oder die DNA-Sequenzierung zum Einsatz. Hierbei ist ein möglichst hoher Anteil an Tumorzellen im Dissektat (der für molekulare Analysen iso-

lierte Bereich der Gewebeproben) essentiell. Befinden sich zu viele gesunde Zellen aus dem angrenzenden Gewebe in der Probe, könnte deren normale DNA das Signal mutierter Tumorsequenzen überdecken und falsch-negative Ergebnisse begünstigen.

Standardmäßig werden die Proben aus dem Tumorgewebe mit Formalin fixiert und in einen Paraffinblock eingebettet. Von die-sem Block werden Serienschnitte angefertigt und auf Objektträger aufgebracht. Mittels Hämatoxilin-Eosin (HE) kann der Pathologe einen Schnitt für die morphologische Unter-suchung anfärben und die Tumorbereiche auf dem Objektträger markieren. Im nächs-ten Schritt werden die Markierungen dieses Referenzschnitts händisch auf die ungefärb-ten Objektträger übertragen. Die anschlie-ßende Dissektion des Tumorgewebes erfolgt in der Regel manuell mit einem Skalpell oder, in seltenen Fällen, mithilfe eines Lasers (Laser Capture Microdissection), was jedoch ein komplexer und sehr aufwendiger Prozess ist.

Automatisierte DissektionBei sehr kleinen Tumoren oder Tumoren, die ein infiltrierendes Wachstumsmuster mit kleinen Zellclustern aufweisen, ist eine manuell dissezierte Probe meist erheblich mit Nicht-Tumorzellen verunreinigt. Das AVENIO Millisect System wurde speziell für eine automatisierte und präzisere Dis-sektion solch komplexer Gewebeproben entwickelt: Die Zielregion wird unter Ver-größerung auf dem Referenzschnitt digital markiert und mithilfe der Software exakt auf maximal vier zu dissezierende Serien-schnitte übertragen. Die mit Puffer gefüllte rotierende Fräßspitze nimmt das Gewebe der Zielregion durch Kapillarkräfte scho-nend auf und gibt die Probe anschließend in ein Auffanggefäß ab. Je nach Fragestel-lung lassen sich beliebig viele Regionen für die Dissektion auswählen und bis zu vier individuell auswertbaren Gruppen zuordnen. Die gesamte Bearbeitung und Dissektion eines Falles dauert nur wenige Minuten.

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Mehr Tumorzellen im DissektatAVENIO Millisect System präzisiert die Mutationsanalyse

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Literatur 1 Geiersbach K et al: Cancer Genet. (2016); 209(1–2):42–49 2 Smiley S et al: Poster presented at Annual Meeting of the

Association of Molecular Pathology; November 10–12, 2016; Charlotte, NC.

3 Gong C et al: Poster presented at Mass Spectrometry Applications to the Clinical Lab conference; February 21–25, 2016; Palm Springs, CA.

4 Roche Tissue Diagnostics: Broschüre “The AVENIO Millisect System” (2017)

Dr. Carolin Diener Produktmanagement CDx – Tissue Diagnostics 621 759-69572 [email protected]

Klinischer NutzenMit einer Dissektionsgenauigkeit von ca. 250 μm² kann das AVENIO Millisect System kleine Tumorregionen präzise und mit sig-nifikanter Erhöhung des Tumorzellgehaltes isolieren (Abb. 1). Dies führt zu einer Redu-zierung falsch-negativer Ergebnisse bei der Erstellung von Mutationsprofilen.1 Falsch-negative Ergebnisse stellen ein signifikantes Problem dar – das zeigt beispielsweise eine Studie mit 32 komplexen Pankreastumoren. Die automatische Dissektion mit anschlie-ßender PCR-basierter Mutationsanalyse entdeckte in sieben von 32 Proben zusätz-liche therapierelevante KRAS-Mutationen, die bei einer auf manuelle Dissektion folgen-den Analyse unentdeckt blieben (Abb. 2).1

Bei besonders kleinen Gewebeproben, zum Beispiel von Feinnadelbiopsien, steht häufig nicht genügend Material für eine molekulare Analyse zur Verfügung. In solchen Fällen ist eine erneute Biopsie notwendig. Dies bedeu-tet für Patienten entweder eine erhebliche Belastung oder – wenn die Option für eine

Rebiopsie fehlt – sogar eine unzureichende Diagnose. Diesen Patienten bleiben perso-nalisierte Therapieoptionen häufig vorent-halten.

Die hohe Dissektionseffizienz des AVENIO Millisect Systems reduziert die Anzahl der Fälle mit unzureichender Probenmenge. Die präzise Isolation und schonende Aufnahme des Tumorgewebes bei der automatisier-ten Dissektion minimiert das Risiko eines Materialverlustes. Ebenso kann, verglichen mit LCM oder der manuellen Methode, aus der gleichen Menge Dissektat die gleiche Menge an Nukleinsäuren und Proteinen isoliert werden. Das erhöht die Reinheit der Proben, ohne Ausbeute einzubüßen. Reinere Proben verringern wiederum die notwen-dige Probengröße.2,3

Die Dokumentation des gesamten analyti-schen Prozesses ist beispielsweise bei Rück-fragen oder unklarem Ergebnis wichtig. Das AVENIO Millisect System liefert eine transparente Dokumentation des Dissek-tionsprozesses, der sich dadurch jederzeit nachverfolgen lässt. Im automatisch erstell-ten Bericht sind die Markierungen der Ziel-

Abb. 1: Serienschnitt einer heterogenen pankreatischen Adenokarzinomprobe verse-hen mit Markierungen für die Dissektion mit dem AVENIO Millisect System (grüne Linie) gegenüber manueller Dissektion (schwarze Linie). Der Anteil neoplastischer Zellen wurde in der eingezeichneten grünen Zielregion auf 70 % bis 80 % quantifiziert, während die schwarze Mar-kierung für die manuelle Dissektion nur 20 % bis 30 % neoplastische Zellen, also bis zu viermal so viel Kontamination mit benachbartem Normalge-webe, enthält. (mod aus 4)

Abb. 2: Weniger falsch-negative Ergebnisse. Insgesamt wurden 32 FFPE-Proben von 18 pankreati-schen Adenokarzinomfällen paarweise mit dem AVENIO Millisect System und manueller Makrodissektion disseziert und mittels multiplex PCR auf KRAS-Mutationen getestet. In 22 % der Proben (7/32; siehe Punkte in der orangen Box) ermöglichte die Dissektion mit dem AVENIO Millisect System die Detektion von KRAS-Mutationen, die nach manueller Dissektion nicht identifiziert werden konnten.

region, Bilder vor und nach der Dissektion sowie alle Kommentare festgehalten.

Die digital unterstützte Dissektion ist eine effektive Methode zur Erhöhung des Tumor-zellgehalts im Dissektat. Auf diese Weise trägt das AVENIO Millisect System dazu bei, noch mehr Patienten den Zugang zu einer maßgeschneiderten Therapie zu verschaffen.

Produkte & Services | Mehr Tumorzellen im Dissektat | Diagnostik im Dialog • Ausgabe 55 • 03/2018

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Keine Mutatio-nen detektiert

Proben ID

AVENIO Millisect SystemManuell

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Im September 2017 haben die Gerinnungs-systeme cobas  t  511 und cobas  t  711 von Roche die CE-Zulassung erhalten. Wie zeigt sich die Situation einige Monate später? Im Rahmen eines „First Customer Monitorings“ (FCM) haben verschiedene Labore zwischen-zeitlich ihre praktischen Erfahrungen mit den neuen Systemen gesammelt. Das Feed-back aus diesem Kreis ist einheitlich positiv, darüber hinaus gaben die Evaluierer kons- truktive Anregungen – eine erfreuliche und wertvolle Basis für zukünftige Nutzer

Universitätsklinikum Frankfurt Im Zentrallabor des Universitätsklinikums Frankfurt am Main stellte das cobas  t 711 von Anfang an seine beeindruckende Sta-bilität und Robustheit unter Beweis. Ohne Einschränkungen konnte eine Routinesimu-lation mit mehr als 10 000 Bestimmungen bearbeitet werden.

Frau Dr. Hintereder, Leiterin des Zen-trallabors, kommt nach dem ausführ-lichen Routinetest zu folgendem Fazit: „Wir haben den cobas  t  711 als erste

Installation weltweit nach der CE-Zulas-sung im Oktober 2017 erhalten. Das Gerät war bereits zu diesem Zeitpunkt belastbar und schnell. Am meisten beeindruckt mich das Reagenzkonzept am cobas  t  711. Es funktioniert wie in der klinischen Chemie von Roche mit den bekannten Reagenz-kassetten, die ohne jegliche Vorbereitung jederzeit ins Gerät geschleust werden kön-nen. Im System werden sie vor dem Bedarf automatisiert vorbereitet und stehen dann rechtzeitig für die Analysen zur Verfügung. Für unsere zahlreichen Anforderungen im

Zentrallabor reicht eine Reagenzbeladung für einen Analytikzeitraum von ca. zwei Wochen, d. h. in dieser Zeit muss kein Reagenz in die Hand genommen werden. Die präanalytische Standardisierung führt zu einer höheren Reagenzqualität und ver-bessert somit die Ergebnisqualität. Das integrierte Reagenzlager mit der standar-disierten Reagenzrekonstitution im Gerät bedeutet eine deutliche Weiterentwick-lung der Geräteautomation und erhöht die Prozessqualität. Die geringere Perso-nalbindung am Gerät reduziert den Mitar-beiteraufwand; es resultiert eine deutliche Erleichterung im Arbeitsprozess. In den intensiven Methodenvergleichsmessun-gen mit anderen Systemen haben die Rea- genzien überzeugt; offensichtlich hat Roche nicht nur in ein innovatives Reagenz- und Gerätekonzept, sondern auch viel in die Reagenzqualität investiert.“

Auf Erfolgsspur Erkenntnisse aus dem FCM der neuen Gerinnungssysteme

Produkte & Services | Erkenntnisse aus dem FCM der neuen Gerinnungssysteme | Diagnostik im Dialog • Ausgabe 55 • 03/2018R

oche

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Universitätsklinik MagdeburgDie Anwender aus dem Zentrallabor des Universitätsklinikums Magdeburg zeigten sich ebenfalls vom neuartigen Reagenz-konzept am cobas t 711 System beeindruckt.

Frau Dr. Hoffmann, Arbeitsbereichsleite-rin Gerinnung, äußert sich folgendermaßen: „Ein großer Vorteil am cobas t 711 ist für mich die gerätein-terne, gekühlte Vor-

haltung von Reagenzkassetten mit Lager-kapazitäten, die den Bedarf mehrerer Tage abdecken. Diese Vorratshaltung und Bereit-stellung der Reagenzien mit automatischer Rekonstitution sowie die Be- und Entladung bei laufendem Betrieb ermöglicht eine rei-bungslose Abarbeitung der Routine. Das Gerät bereitet selbständig die Reagenzien für den weiteren Bedarf vor, sobald eine frei wählbare Mindestmenge beim aktuellen Reagenz unterschritten wird. Darum braucht sich dann niemand mehr zu kümmern. Die Software ist klar strukturiert und ähnlich aufgebaut wie an anderen cobas-Systemen. Das hilft, sich schnell zurechtzufinden.“

Krankenhaus Bethanien MoersDas Labor im Krankenhaus Bethanien in Moers hat besonders auf die Wartungsan-leitung hingewiesen.

Die leitende MTA Frau Lohmann fin-det es sehr gut, dass „...die Online-Hilfe am Bildschirm so genau und detailreich beschrieben und – wo nötig –auch bebildert

ist, so dass hierfür ein bedeutend geringe-rer Schulungsaufwand erforderlich ist. Die tägliche Wartung läuft sowieso vollautoma-

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tisch zu einem programmierten Zeitpunkt. Bei uns wäre dies in der Nacht, wo kaum Proben kommen. Sollte doch mal eine Probe in dieser Zeit anfallen, wird die Wartung erst anschließend gestartet.“ Frau Lohmann hat sich auch die Statistiken der Qualitätskon- trollen genauer angeschaut. Sie beurteilt die Qualitätskontrollen als „...sehr stabil mit einer sehr guten Wiederfindung.“

Gemeinschaftskrankenhaus BonnIm Labor des Gemeinschaftskrankenhauses Bonn wurde der cobas  t 511 Analyzer auf Herz und Nieren geprüft.

Das Team um Laborleiterin Frau Finken (rechts) stellt dem System ein sehr positives Zeugnis aus. „Wir waren beeindruckt, wie pro-fessionell Installation und Einarbeitung von-statten gingen. Das cobas t 511 System arbeitet stabil und zuverlässig. Wir haben das Reagenz-konzept schätzen gelernt und dass jederzeit alle Reagenzien und Verbrauchsmaterialien unterbrechungsfrei und einfach nachgeladen bzw. entladen werden können. Das betrifft die Einzelküvetten, das Wasser sowie den flüssigen und festen Abfall. Wir freuen uns vor allem auch, dass wir nun wieder für die Gerinnung den schnellen und kundenfreundlichen Ser-vice von Roche verfügbar haben. Das Gesamt-paket hat uns so überzeugt, dass wir uns auch vertraglich für den cobas  t 511 entschieden haben und damit nun in der Routine arbeiten."

Weitere Rückmeldungen und AusblickDie Gespräche mit den FCM-Laboren zeigten, wie wichtig Anwendern das Gerä-tedesign ist. Die MTAs möchten sehen kön-

Steffen Bonkass Marketing und Produktmanagement Gerinnung 0621 759-9727 [email protected]

nen, was das Gerät gerade tut – so wie bei cobas  t 511 und cobas  t 711. Die Systeme sind übersichtlich und klar strukturiert. Auch die Geräuschemission wurde aus-drücklich gelobt: Verglichen mit anderen Systemen in den Laboren arbeiten diese beiden Gerinnungsanalyzer angenehm leise.

Bei der Evaluierung der Qualitätskontrollen hat sich herausgestellt, dass deren Haltbar-keit die Angaben in der aktuellen Packungs-beilage deutlich übertreffen. Roche wird deshalb weitere Untersuchungen durchfüh-ren und anschließend die Packungsbeilagen der Kontrollen entsprechend überarbeiten.

Eine weitere Anregung betrifft die Bedie-nung der Software. Sie könnte noch intu-itiver sein und damit die Transparenz der ablaufenden Geräteprozesse weiter erhöhen. Hier laufen Optimierungen planmäßig und unter Berücksichtigung der Anwenderfeed-backs.

Bereits im Laufe dieses Jahres können Anwender von erweiterten Systemfunktio-nalitäten profitieren:O Für das cobas t 711 System besteht dann

die Möglichkeit einer bidirektionalen Anbindung an die Roche Automations-lösungen

O Auf beiden Systemen wird die Option für die Reagenzapplikation anderer Hersteller bereitgestellt.

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Produktlinie Produktneuheit / -update

Analysensysteme Anwendungszweck / Produktverbesserung N / V* Einführung

Prä- und Postanalytik

Anbindung an cobas® 8100 cobas® 6500 Anbindung der Urinanalytik auf cobas® 6500 an die Vollautomation N verfügbar

Anbindung an cobas® 8100 & CCM Fremdsystem Anbindung der Allergie- und Autoimmunanalytik am

Phadia ImmunoCAP 250 N verfügbar

CCM (bulk loader module /BLM)

Probentransportsystem im Krankenhaus Anbindung Pneumatic Tube System an BLM N verfügbar

Klinische Chemie

Alpha-2-Makroglobulin

cobas c 501cobas c 502

Differenzierung von Proteinurien N Q2/2018

Buprenorphin

Zusätzliche Parameter für die Drogentestung N Q2/20186-Acetylmorphin

Oxycodon

Immunologie

Elecsys® sFlt und Elecsys® PlGF

cobas® modular platform: cobas e 411 cobas e 601 cobas e 602 cobas e 801

Erweiterte Indikationsgebiete; Quotient: Ausschluss Präeklampsie über 2, 3 und 4 Wochen & Referenzbereich Mehrlingsschwangerschaft; PlGF: Risikovorhersage Early Onset Präeklampsie im Erstsemesterscreening

V verfügbar

Elecsys® Zika IgG cobas® modular platform: cobas e 411 cobas e 601 cobas e 602

Bestimmung von IgG-Antikörpern gegen das Zikavirus in Humanserum und -plasma. Vor allem bei Schwangeren und Patienten mit schweren Vorerkrankungen besteht ein erhöh-tes Risiko für schwerwiegende Komplikationen im Erkran-kungsverlauf

N Q2/2018

Elecsys® IGF-1Nachweis des Insulin-like Growth Factors 1 zur Diagnose und Therapieüberwachung von Krankheiten, die mit einer abnorma-len Sekretion von Wachstumshormonen assoziiert sind

N verfügbar

Gerinnung

cobas t 511 System inkl. Testportfolio (PTs, PTTs, Fibrinogen, AT, D-Dimer, TZ, Anti-Xa)

Vollautomatisierter Gerinnungsanalyzer für Routine- und Spezialdiagnostik für Labore mit mittlerem Durchsatz N verfügbar

cobas t 711 System inkl. Testportfolio (PTs, PTTs, Fibrinogen, AT, D-Dimer, TZ, Anti-Xa)

Vollautomatisierter Gerinnungsanalyzer für Routine- und Spezialdiagnostik für Labore mit hohem Durchsatz N verfügbar

Molekulare Diagnostik

MP 24/96 Protocol Set 1 Magna Pure 24/96 Protokoll für Sequencing-Anwendungen ohne initialen Amplifikationsschritt (singel strand) V verfügbar

cobas® 4800 F II/V Test cobas® 4800 Qualitativer Test zur Genotypisierung von Gerinnungsfaktor II und V im Rahmen der Thrombophiliediagnostik N verfügbar

cobas® 6800 TV/MG Test

cobas® 6800/8800

Qualitativer Nachweis von Trichomonas vaginalis und Mycoplasma genitalium N verfügbar

cobas® 6800 CHIKV/DENV Qualitativer Nachweis von Chikungunya- und Dengueviren N verfügbar

Influenza A/B, RSVReady-to-Use Primer und Sonden für die Nutzung auf dem cobas omni Utility Channel

N verfügbar

HSV 1/2, VZV N verfügbar

Gewebe- diagnostik

Anti-p504s (SP116) Primärer Antikörper BenchMark GX, XT, ULTRA Antikörpertest zur Unterstützung der Prostatakrebsdiagnose N verfügbar

AVENIO Millisect System zur automatischen Dissektion von Gewebe N Q2/2018

VENTANA DP 200 Objektträgerscanner für das niedrige bis mittlere Durchsatz-segment; geeignet für den Routinebetrieb und die Forschung N verfügbar

* N = Neueinführung / V = Produktverbesserung, -erweiterung

Produktnews | Diagnostik im Dialog • Ausgabe 55 • 03/2018

Produktnews

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Ausgewählte Kongresse & Messen Datum Ort Roche Ausstellungs- stand

Roche Satellitensymposium

84. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie 04.–07. April Mannheim O 6. April, 17:30–19:00 Uhr:"Orale Antikoagulation im Alltag: Welches Präparat für wen und warum?"

Berliner Frühjahrssymposium (Veranstaltung der Frauenärztlichen Bundesakademie)

13.–14. April Berlin O

124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V.

14.–17. April Mannheim O

Connecting Healthcare (ConhIT) 17.–19. April Berlin O

10. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft zytologisch tätiger Ärzte e.V. (AZÄD)

20.–21. April Köln O

5. Mitteldeutsche Laborkonferenz 03.–05. Mai Leipzig

102. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pathologie 24.–26. Mai Berlin O 25. Mai, 12:15–13:45 Uhr:"Innovative Biomarker für die Krebsimmun-therapie: Neue Daten von internationalen Kongressen und deren klinische Relevanz"

Laborleitertreffen Brandenburg, Berlin, Mecklenburg- Vorpommern, Sachsen-Anhalt

01.–02. Juni Potsdam

18. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pränatal- und Geburtsmedizin (DGPGM)

08.–09. Juni Bad Godesberg O 9. Juni 2018, 12:30–13:30 Uhr: "Präeklampsie 2018"

Histologica 15.–16. Juni Oberhausen O 15. Juni, 10:00–11:30 Uhr"Optimierte Gebärmutterhalskrebs-Vorsorge mit cobas HPV und CINtec"16. Juni, 11:00–12:30 Uhr"Qualitätssicherung und Steigerung der Patientensicherheit mit Hilfe eines Workflow-Management-Systems"

2nd EFLM Strategic Conference (European Federation of Clinical Chemistry and Laboratory Medicine)

18.–19. Juni Mannheim O

Veranstaltungen von/mit Roche Diagnostics Datum Ort

Immunhistochemie (+ mehr) neu entdeckt? 21. April Mannheim

Workshop VENTANA INFORM HER2 Dual ISH DNA Sonden Cocktail 24.–27. April Mannheim

Basistraining VENTANA BenchMark ULTRA 15.–18. Mai Mannheim

Laborforum Sysmex & Partner (s. u.) 20. Juni Mainz

Veranstaltungen & Kongresse April bis Juni 2018 Ute Reimann

Kommunikation 0621 759-4078 ute.reimann @roche.com

Veranstaltungen & Kongresse | Diagnostik im Dialog • Ausgabe 55 • 03/2018

Von Hämatologie und Hämostase über Urinanalytik und Onkologie bis hin zu Digitalisierung und Automation – das Laborforum Sysmex & Partner bietet 12 praxisnahe Seminare für Labor- und Fachärzte, Mitarbeiter aus Verwaltung und Verkauf sowie medizinisch-technische Assistenten.

Programm und Anmeldung über www.laborforum.eu

20. Juni, 8:45–17:00 UhrOpel Arena Mainz