Ausgabe 59 DAADeuroletter · 16 Bildungskooperation mit Osteuropa – Chance oder Risiko? 18 Fact...
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59Informationen zur EU-Bildungs- und Hochschulzusammenarbeit
Dezember 2015
Ausgabe
Im Brennpunkt
Qualitätssicherung in gemeinsamen internationalen Studiengängen
• EGRACONS – Wie Notenumrechung funktionieren kann
• Bildungskooperation mit dem Westlichen Balkan und Osteuropa
• Mobilität mit Partnerländern (International Credit Mobility)
DAADeuroletterNationale Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit
3
EDItORIAL
Balkans und Osteuropas
stehen fortlaufend im Fo-
kus der europäischen Kri-
senberichterstattung. Die
umfangreichen Erfahrun-
gen des DAAD in der Zu-
sammenarbeit im Hoch-
schulbereich mit diesen
Regionen und die Eras-
mus+ Programmlinie Mo-
bilität mit Partnerländern
( International Credit Mobility, ICM) aber auch Kapazitäts-
aufbauprojekte bieten Möglichkeiten für die Anbahnung
und Etablierung von wissenschaftlichen Partnerschaften
und Kooperationsprojekten in diesen Regionen. Durch
die zunehmende Umsetzung des Bologna-Prozesses und
die faszinierenden Fördermöglichkeiten für die Mobilität
von Studierenden, Lehrenden und Hochschulpersonal er-
schließen sich den deutschen Hochschulen zunehmend
vereinfachte Kooperationsmöglichkeiten.
Weitere Herausforderungen im Jahr 2016 werden die
Implementierung und Qualitätssicherung neuer und lau-
fender Projekte sowie die Auswertung erster abgeschlos-
sener Projekte in Erasmus+ sein, aber auch interessante
Neuerungen wie die Erweiterung der Palette angebotener
Sprachen in der Sprachenförderung online und die Aus-
dehnung der internationalen Dimension auf die Afrika-Ka-
ribik-Pazifik-Staaten bieten spannende Perspektiven.
Über diese und andere Aspekte werden wir uns auf ver-
schiedenen Veranstaltungen und nicht zuletzt im Rahmen
der nächsten Erasmus+ Jahrestagung austauschen kön-
nen, zu der ich Sie Ende September 2016 herzlich an die
Universität Bremen einladen darf.
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre!
Ihr
Dr. Hanns Sylvester
mit dieser Ausgabe unseres DAADeuroletters blicken wir
auf die Erasmus+ Jahrestagung im letzten September in
Berlin zurück. Zum ersten Mal fand 2015 die Erasmus+
Jahrestagung an einer Hochschule statt, und ich möchte
an dieser Stelle der Humboldt-Universität zu Berlin und
dem verantwortlichen Gastgeber, unserem Erasmus-Kol-
legen Dr. Dietmar Buchmann, recht herzlich für die ge-
währte Gastfreundschaft und Unterstützung danken. Der
Tagungsort und die weit über Erasmus+ hinausgehenden
Beiträge zu Ergebnissen der Hochschulforschung, Aner-
kennungsfragen bis hin zum Bologna-Prozess zogen mehr
als 500 Teilnehmer an. Auf einige der Themen, die wäh-
rend der Veranstaltung sehr positiv aufgenommen und
lebhaft diskutiert wurden, wollen wir in dieser Ausgabe
des DAADeuroletters eingehen.
In seiner Eröffnungsrede spannte Peter Greisler, Unterab-
teilungsleiter „Hochschulen“ im BMBF, den Bogen vom
aktuellen Stand des Bologna-Prozesses zum Programm
Erasmus+. Dieses Thema greifen wir im Brennpunkt zur
„Qualitätssicherung in internationalen Studiengängen“
und mit einer möglichen Handhabung der Notenumrech-
nung mit Hilfe von EGRACONS auf. Auch die vorgestellten
und ausgezeichneten gemeinsamen internationalen Stu-
diengänge sind ein zentrales Element der Internationalisie-
rungsdebatte des deutschen Hochschulraums. Sie bieten
hervorragende Möglichkeiten, Studierenden exzellente
Lerninhalte anzubieten.
Von der Europäischen Kommission setzte sich Adam
Tyson als zweiter Festredner mit der bisherigen Entwick-
lung des Programms Erasmus+ auseinander. In Zeiten, in
denen der Zusammenhalt Europas durch verschiedenste
Einflüsse in die kritische Diskussion geraten ist, bietet das
Erasmus+ Programm mit der Förderung von individueller
Mobilität und strukturbildenden Maßnahmen sowie nicht
zuletzt durch das Jean Monnet-Programm viele Möglich-
keiten der erneuten Reflexion und der Verbreitung des eu-
ropäischen Gedankens.
Wir als Nationale Agentur wollen besonders die Mög-
lichkeiten der internationalen Dimension des Programms
– gerade für die östliche und südliche Partnerschaft Eu-
ropas – nutzen. Die engere Kooperation mit Osteuropa
gehört zu unseren vordringlichen Zielen im Jahr 2016.
Mit der Einbeziehung von Weißrussland in den Bologna-
Raum hat die östliche Nachbarschaft Europas nochmals
an Bedeutung gewonnen. Viele Länder des westlichen
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Impressionen der Erasmus+ Jahrestagung 2015 in Berlin
Hanns Sylvester (l.) und Ministerialdirigent Peter Greisler ehrten (v. l.) Andrea Blei (Ludwig-Maximilians-Universität München), Sigrid Rieuwerts (Johannes Gutenberg-Universität Mainz) und Almut Bareiß (Universität Passau).
Ministerialdirigent Peter Greisler (BMBF): „Das Einhalten des gemeinsamen Regelwerks im Bologna-Raum ist essenziell, um Transparenz und Qualität und damit letztlich Vertrauen in die anderen Hochschulsysteme zu erreichen und so dann letztlich auch Mobilität und Kooperation zu stärken.“
„Employability“ als Erasmus-Ziel? Auf dem Podium diskutierten (v. l.): Mechthild Dreyer (Johannes Gutenberg-Universität Mainz), Adam Tyson (Europä-ische Kommission), DAAD-Generalsekretärin Dorothea Rüland, Dieter Leonhard (Hochschule Mannheim) und Sandro Philippi („freier zusammenschluss von studentInnenschaften e.V.“).
Hanns Sylvester (l.) dankt Dietmar Buchmann und der Humboldt-Uni-versität zu Berlin für die gewährte Gastfreundschaft und die engagierte Unterstützung.
Laudator Werner Palz (Universität Konstanz, im Bild rechts) gratuliert dem Individualpreisträger Klaus Düformantel (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg).
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Inhalt
DAADeuroletter – Ausgabe 59
3 Editorial
Im Brennpunkt
6 Qualitätssicherung in gemeinsamen internationalen Studiengängen – eine aktuelle Einordnung
Programminformationen
8 Committed to Uniqueness 2015 (COM2UNI): DAADAuszeichnung für integrierte Mobilität
10 STEERING: Support to European Higher Education Reforms in Germany
11 EGRACONS – European Grading Conversion – Wie Notenumrechnung funktionieren kann
13 Die Erasmus+ Jahrestagung 2015 in Berlin
14 Interview mit Klaus Düformantel
16 Bildungskooperation mit Osteuropa – Chance oder Risiko?
18 Fact Finding Mission in die Republik Moldau
19 Interview mit Prof. Dr. Gert Fieguth
20 Interview mit Prof. Dr. Larisa Bugaian
21 Eine Insel inmitten Europas? – Bildungskooperation mit dem Westlichen Balkan
23 Fact Finding Mission in den Kosovo und nach Albanien
24 Mobilität mit Partnerländern (International Credit Mobility, ICM)
24 Interview mit Graham Wilkie
26 Kick-off-Meeting und Thematisches Monitoring für Erasmus+ Strategische Partnerschaften im Oktober 2015 in Bonn
28 Über Europa lehren, forschen und debattieren – die Jean MonnetAktivitäten
31 Für Austausch und Netzwerke: Vom Wert der ErasmusErfahrung
33 Die Sprachenförderung Online – Sprachkompetenz verbessern mit Erasmus+
neues aus Brüssel
34 Planungen für Zwischenbewertung des Programms Erasmus+
34 Martine Reicherts – neue Generaldirektorin zuständig für Erasmus+
35 Maßnahmenpaket der Europäischen Kommission zur Bekämpfung von Fluchtursachen und Integration in Europa
36 Kompakt
37 Veranstaltungen
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IM BRENNPUNKt
Der Begriff Joint Programmes ist aus der Internationali-
sierungsdebatte der deutschen Hochschullandschaft nicht
mehr wegzudenken. Oftmals werden solche Studiengänge
gar als Königsdisziplin der Internationalisierung bezeichnet.
Die Bildungsminister der mittlerweile 48 Mitgliedstaaten
des Europäischen Hochschulraums (EHR) haben Joint Pro-
grammes in ihren Ministererklärungen wiederholt als Mar-
kenzeichen des EHR erklärt, fördern sie doch in strukturierter
Weise die Mobilität von Studierenden und Hochschulmitar-
beitern und ermöglichen so gemeinsame, grenzüberschrei-
tende Lern- und Kooperationsmöglichkeiten in exzellenten
Studienprogrammen. Solche Programme bieten Studieren-
den somit eine echte europäische Lernerfahrung.
Trotz dieser hohen politischen Wertschätzung besteht an
vielen Hochschulen eine gewisse Verunsicherung im Um-
gang mit dem Konstrukt Joint Programme. Das beginnt
schon bei der Begrifflichkeit: Was genau ist das eigentlich,
ein gemeinsames internationales Studienprogramm? Und
welche Abschlüsse können im Rahmen eines solchen Pro-
gramms erworben werden? Nach der oben bereits erwähn-
ten EHR-Auffassung ist es nur logisch, dass gemeinsame
internationale und integrierte Studiengänge mit der Ver-
leihung eines gemeinsamen Abschlusses (Joint Degree)
schließen. In der Realität der internationalen Hochschulko-
operation ist dies nach wie vor eher die Ausnahme. Vie-
le solcher Programme schließen mit einem Doppel- oder
Mehrfachabschluss. Das hat sicherlich eine Vielzahl von
Ursachen, die sich nicht immer gegen einen Joint Degree
richten und die in einer Einzelbetrachtung zu ergründen wä-
ren, die an dieser Stelle allerdings zu weit führen würde. Oft
genug ist ein Joint Degree aber auch an unterschiedlichen
nationalen Vorgaben zur Qualitätssicherung und dadurch
bedingte umständliche Verfahren zur Akkreditierung inter-
nationaler Studiengänge gescheitert. Diese Erfahrung ha-
ben insbesondere auch diejenigen Hochschulen gemacht,
die sich um eine Förderung zunächst im Erasmus Mundus-
Programm und seit 2014 im Erasmus+ Programm der Eu-
ropäischen Kommission bemüht haben.
Vergabe von Joint Degrees
Die Vergabe von Joint Degrees ist im Rahmen dieser Pro-
gramme wesentliches Qualitätsziel und wird von der EU-
KOM ausdrücklich gewünscht. Trotzdem vergeben laut
Qualitätssicherung in gemeinsamen internationalen Studien gängen – eine aktuelle Einordnung
Auskunft der Exekutivagentur für Bildung, Audiovisuelles
und Kultur (EACEA) nur rund 30-40 % der Erasmus Mun-
dus-Masterkurse (2004-2013) einen Joint Degree. In der
neuen Programmgeneration Erasmus+ ist der Anteil der
Kurse, die einen Joint Degree vergeben, leicht gestiegen
(2014: 45 %, 2015: 53 %), es bleibt aber Luft nach oben.
Die Zahlen verdeutlichen die Herausforderungen, denen
beteiligte Hochschulen gegenüber stehen.
Die Einrichtung von Joint Degrees bedeutet einen sehr ho-
hen administrativen und finanziellen Aufwand. Der Mehr-
wert eines Joint Degrees im Vergleich zu einem Doppel-
oder Mehrfachabschluss wird dabei oft kritisch gesehen.
Darüber hinaus verhindern teilweise nationale Gesetzge-
bungen beteiligter Partnerländer die Verleihung von Joint
Degrees, was soweit führen kann, dass im Rahmen eines
Masterstudiengangs mit variablen Mobilitätspfaden Joint
• Am 14./15. Mai 2015 verabschiedete die Bologna-
Ministerkonferenz in Jerewan den European Ap-
proach for Quality Assurance of Joint Programmes.
• Ziel des European Approach: Die vereinfachte exter-
ne Qualitätssicherung (insbesondere Akkreditierung)
von internationalen Studienprogrammen mit einem
integrierten Curriculum, die von zwei oder mehreren
Hochschulen entwickelt und durchgeführt werden.
• Grundlagen: Der European Approach basiert auf
den Europäischen Standards und Guidelines (ESG)
und dem Qualifikationsrahmen für den Europäi-
schen Hochschulraum (QF-EHEA).
• Durchführung: Der European Approach ermöglicht
ein einziges Akkreditierungsverfahren für einen in-
ternationalen Studiengang. Neben dem dort spe-
zifizierten „Standardansatz“ für Joint Programmes
bedarf es keiner weiteren Kriterien oder Vorgaben.
Die Akkreditierung von Joint Programmes kann nur
von einer Qualitätssicherungsagentur durchgeführt
werden, die bei EQAR (European Quality Agency
Register) eingetragen ist.
• Mit dem Beschluss des Akkreditierungsrats vom
30.09.2015 gehört Deutschland zu den ersten Län-
dern, die den European Approach in die national
bestehenden Regelungen integrieren.
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IM BRENNPUNKt
Degrees und Doppel- oder Mehrfachabschlüsse parallel
vergeben werden, jeweils in Abhängigkeit von den betei-
ligten Hochschulen.
Qualitätssicherung von Joint Programmes
Diese Diskrepanz zwischen politischer Zielsetzung und rei-
bungsloser Umsetzung war Grund genug für die Bologna
Follow-Up Gruppe, im Nachgang zur Bologna-Ministerkon-
ferenz 2012 in Bukarest ein Expertengremium mit der Ent-
wicklung eines gemeinsamen europäischen Ansatzes zur
Qualitätssicherung von Joint Programmes zu betrauen.
Eben dieser European Approach for Quality Assurance of
Joint Programmes (im Folgenden „Europäischer Ansatz“)
wurde auf der letzten Bologna-Ministerkonferenz im armeni-
schen Jerewan verabschiedet. Der Ansatz hat den Anspruch,
die externe Qualitätssicherung gemeinsamer Studiengänge
zu vereinfachen und so ein zentrales Hindernis in der Imple-
mentierung solcher Studiengänge abzubauen. Die Grundan-
nahme dabei ist, dass alle externen Qualitätssicherungssys-
teme im Europäischen Hochschulraum einen gemeinsamen
Bezugsrahmen haben: die Standards und Richtlinien zur
Qualitätssicherung im Europäischen Hochschulraum.
Der Akkreditierungsrat hat den Europäischen Ansatz mit
Beschluss vom 30.09.2015 für sofort anwendbar erklärt:
„Joint Programmes unter Beteiligung mindestens einer
deutschen Hochschule, die unter Anwendung des Euro-
päischen Ansatzes erfolgreich begutachtet wurden, er-
halten das Siegel des Akkreditierungsrates (AR). Dies gilt
zunächst für solche Joint Programmes, die zu einem ge-
meinsamen Abschluss führen (Joint Degrees)“.
Joint Programmes sind Studienprogramme, die von
zwei oder mehreren Hochschulen verschiedener Län-
der gemeinsam entwickelt und angeboten werden.
Im Rahmen dieser Studienprogramme absolvieren
Studierende organisierte Mobilitätsaufenthalte an den
beteiligten Hochschulen. Die dabei erzielten Studien-
und Prüfungsleistungen werden automatisch aner-
kannt. Das Studium führt zur Verleihung eines Dop-
pel-/Mehrfachabschlusses oder eines gemeinsamen
Abschlusses (Joint Degree).
Erleichterung für die Akkreditierung
Um die Akkreditierung von Joint Programmes insgesamt zu
erleichtern und die Anerkennung von Akkreditierungsent-
scheidungen in diesem Bereich zu fördern, hat der Akkredi-
tierungsrat eine Arbeitsgruppe in Zusammenarbeit mit dem
DAAD eingesetzt, die u.a. die Praxis der Akkreditierung von
Joint Programmes systematisch untersucht. Die Beratun-
gen der Arbeitsgruppe werden einen Baustein im Prozess
der für 2016 angestrebten Überarbeitung des Regelwerks
des Akkreditierungsrats bilden. Bis zu dieser Überarbeitung
gelten für Joint Programmes, die in einem Doppel- oder
Mehrfachabschluss enden auch weiterhin die Regelungen
für die Akkreditierung von Joint Programmes.
Danach müssen grundsätzlich die Qualitätsstandards von
Akkreditierungsrat und Kultusministerkonferenz im gesam-
ten Programm eingehalten werden. Bei Widersprüchen zu
ausländischen Regelungen sind allerdings Ausnahmen
möglich, für deren Genehmigung der Akkreditierungsrat
zuständig ist.
eu.daad.de/bologna/themen/qualitaetssicherungakkreditierungsrat.deenqa.eu
Martin Schifferings Leiter Erasmus+ Leitaktion 3: Politikunterstützung
Yvonne Schnocks Erasmus Mundus Joint Master Degrees Erasmus+ Leitaktion 2: Partnerschaften und Kooperationsprojekte
Teilnehmer des eintägigen Expertenseminars Qualitätssicherung in internationalen Studienprogrammen am 22. September 2015, das die NA DAAD in Zusammenarbeit mit dem European Quality Assurance Register for Higher Education (EQAR) durchführte.
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PROGRAMMINfORMAtIONEN
Der Studiengang Englisch für Lehramt an Gymnasien (B.A. of Education / M.A. of Education) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Die Initiative German Educational Trainees (GET) Across
Borders ermöglicht jährlich bis zu 25 Studierenden des
Studiengangs Englisch für Lehramt an Gymnasien ein
sechsmonatiges Praktikum an Schulen in Schottland. Das
Praktikum ist vergütet und die Studierenden haben die
Möglichkeit, an unterschiedlichen Schultypen Unterrichts-
erfahrung zu sammeln.
Die Auswahlkommission würdigte den Ansatz der Initi-
ative, jedem Studierenden einen Auslandsaufenthalt zu
ermöglichen und diesen auch finanziell abzusichern. Der
Stu diengang betreibt eine strukturierte Bewerbung der
Auslandsoptionen. Außerdem überzeugte er dadurch,
dass das Mobilitätsfenster für den Auslandsaufenthalt fle-
xibel ist und die im Ausland erbrachten Studienleistungen
ein einfaches und transparentes Anerkennungsverfahren
durchlaufen.
Committed to Uniqueness 2015 (COM2UNI): DAAD-Auszeichnung für integrierte Mobilität
Zum zweiten Mail zeichnete der Deutsche Akademi-
sche Austauschdienst (DAAD) Studiengänge für innovati-
ve Ansätze und beispielhafte Modelle zur Steigerung der
Mobilität mit dem Förderpreis Committed to Uniqueness
(COM2UNI) aus. Die deutschlandweite Ausschreibung
beschränkte sich auf die Fachbereiche Lehramt, Medizin
und Rechtwissenschaften. Am 28. September 2015 fand
im Rahmen der Erasmus+ Jahrestagung die Übergabe
der Urkunden an die drei Preisträger statt.
Bei der diesjährigen Ausschreibung lag der Fokus auf Mo-
bilitätsfenstern in den Curricula sowie auf der Schaffung
von Anreizen für die Studierenden, Auslandsaufenthalte zu
absolvieren. Aus den zahlreichen qualifizierten und guten
Bewerbungen hoben sich drei besonders hervor. Erfreuli-
cherweise kamen dabei alle drei Fachbereiche zum Zuge.
Die Preisträger
Der Studiengang Rechtswissenschaft mit Schwer-punkt „Ausländisches Recht“ der Universität Passau. Dieser ermöglicht einen einjährigen Auslandsaufenthalt
im Schwerpunktbereichsstudium, der komplett anrechen-
bar ist. Prinzipiell kann das Auslandsstudium weltweit an
allen Hochschulen mit juristischen Studiengängen absol-
viert werden. Der Auslandsaufenthalt ist auch in den Dop-
pelabschlussprogrammen der Universität möglich.
Der Studiengang überzeugte die Auswahlkommission
insbesondere durch sei-
ne sehr klare Curriculum-
struktur und der darin in-
tegrierten Auslandsoption.
Den Studierenden steht
für die Auslandsmobilität
ein breites Angebot an
Zielländern zur Verfügung.
Auch das transparente
Verfahren der Notenum-
rechnung und deren Aner-
kennung wurden als sehr
positiv bewertet.
Die Universität Passau erhält die Auszeichnung für ihren Studien-gang Rechtswissenschaften mit dem Schwerpunkt „Ausländi-sches Recht“.
Die Johannes-Gutenberg-Universität Mainz überzeugte die Auswahlkom-mission mit der Initiative German Education Trainees Across Borders des Studiengangs Englisch für Lehramt an Gymnasien.
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PROGRAMMINfORMAtIONEN
zu fördern,“ sagt Priv.-Doz. Dr. Sigrid Rieuwerts, die das
Programm „German Education Trainees (GET) Across
Borders“ ins Leben gerufen hat.
Die Ludwig-Maximilians-Universität München plant, die
geografischen Möglichkeiten ihres Austauschangebotes
auszubauen: „Das Preisgeld werden wir in die Erweiterung
der Austauschmöglichkeiten mit den USA investieren. Un-
sere Studierenden haben künftig die Möglichkeit, über das
Programm Global Health Learning Opportunities (GHLO)
der Association of American Medical Colleges klinische,
Public Health- oder Forschungspraktika zu absolvieren.
Das Auslandsreferat Medizin bietet hierfür spezielle Be-
werbungstrainings an,“ so Prof. Martin Fischer, Studien-
dekan im Bereich Klinik-Humanmedizin der Medizinischen
Fakultät.
Der Studiengang Humanmedizin der
Ludwig-Maximilians-Universität München.
Das Medizinische Curriculum München (MeCuM) ermög-
licht den Studierenden einen hohen Grad an Auslandsmo-
bilität. Neben dem klassischen Auslandssemester bietet
das Programm MeCuM International klinisch-praktische
Auslandsaufenthalte wie Famulatur, Teile des Praktischen
Jahres (PJ) oder Forschungsaufenthalte im Ausland so-
wie internationale Projekte im Bereich Public Health und
Medizindidaktik.
Beeindruckt hat die Auswahlkommission die vielfältigen
Länderoptionen und der große Freiraum bei der Umset-
zung von Projekten im Ausland sowie die Möglichkeit, je-
weils unterschiedliche Teile des Studiums im Ausland zu
absolvieren. Zudem gibt es ein umfangreiches vorgeschal-
tetes Beratungs- und Informationsangebot, mit dem der
Studiengang versucht, den Fall der Nicht-Anerkennung von
Leistungen möglichst gering zu halten. In dieses Beratungs-
angebot werden weitgehend Kommilitonen eingebunden,
die bereits einen Auslandsaufenthalt absolviert haben.
Einsatz der fördergelder
Der mit jeweils 7.500 EUR dotierte Förderpreis soll in ers-
ter Linie die Weiterführung und -entwicklung der Good-
Practice-Beispiele unterstützen. Die ausgezeichneten
Hochschulen haben bereits konkrete Ideen, wie sie das
Fördergeld einsetzen werden.
Die juristische Fakultät der Universität Passau beabsichtigt
beispielsweise, ihr Beratungsangebot zu optimieren, indem
sie virtuelle Sprechstunden einrichtet. „So sollen Studieren-
de auch während ihres Auslandsaufenthalts im persönli-
chen Gespräch – und nicht nur per E-Mail – betreut wer-
den können. Darüber hinaus wollen wir mit Hilfe der neuen
technischen Infrastruktur den Kontakt mit den Verantwort-
lichen der Partnerhochschulen (z.B. über Webinare) vertie-
fen, damit sie vor Ort unsere Studierenden intensiver und
effektiver beraten können,“ so Andrew Otto, Koordinator
des Schwerpunkts Ausländisches Recht des Studiengangs
Rechtswissenschaften.
Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz möchte ihr
Projekt als Ganzes erweitern und den interkulturellen Aus-
tausch verstärken. „Mit dem Preisgeld wollen wir die In-
ternationalisierung der Lehrerbildung und die Implemen-
tierung des bisher erfolgreichen Programms vorantreiben.
Unter anderem ist angedacht, auch Schulen in Rheinland-
Pfalz von schottischen Sprachassistenten profitieren zu
lassen und interkulturelles Lernen und Lehren insgesamt
Die Ludwig-Maximilians-Universität München wird für das Medizinische Curriculum München ausgezeichnet.
Mit der Ausschreibung für die Fachrichtungen Lehramt,
Medizin und Rechtswissenschaften kommt der DAAD den
Empfehlungen der Europäischen Kommission, der Bun-
desregierung sowie zahlreicher Experten aus dem Hoch-
schulbereich nach, die Internationalisierungsbemühungen
der Hochschulen insbesondere in diesen Studiengängen
zu unterstützen.
eu.daad.de/bologna
Sarah Bennemann-Christa Promoting Bologna in Germany Erasmus+ Leitaktion 3: Politikunterstützung
10
PROGRAMMINfORMAtIONEN
completed abroad am 27.01.2016 statt. Weitere Informa-
tionen hierzu finden Sie auf der Veranstaltungswebseite
der NA DAAD.
eu.daad.de/steeringeu.daad.de/veranstaltungen
Sarah Bennemann-Christa Promoting Bologna in Germany Erasmus+ Leitaktion 3: Politikunterstützung
Seit Ende 2014 koordiniert der Deutsche Akademische
Austauschdienst (DAAD) ein Expertennetzwerk, das deut-
sche Hochschulen bei der Umsetzung und Implemen-
tierung europäischer Hochschulreformen unterstützt. Die
sogenannten STEERING-Experten kommen aus insge-
samt zwölf Ländern. Der Schwerpunkt ihrer Expertise liegt
auf den Themenbereichen automatische Anerkennung,
Nutzung von ECTS und des Diploma Supplements, In-
ternationalisierung und Modularisierung der Fachbereiche
Lehramt, Rechtswissenschaften und Medizin sowie des
Hochschulpersonals und Qualitätssicherung in gemeinsa-
men Studiengängen.
Deutsche Hochschulen können die Experten über den
DAAD anfragen und sich im Peer-Learning über diese
Themen austauschen und beraten lassen. Neben dem Be-
ratungsgespräch können STEERING-Experten beispiels-
weise auch als Redner auf Konferenzen oder Webinaren
eingeladen werden. Der DAAD übernimmt die Kosten für
die Experten, so dass das Angebot für deutsche Hoch-
schulen kostenfrei ist.
Begleitet wird das STEERING-Projekt von einer eng-
lischsprachigen Webinarreihe zu relevanten Themen, die
gemeinsam mit Hochschulvertretern festgelegt wurden.
Das aktuelle Webinar dieser Reihe findet zum Thema
Full and automatic recognition of courses and studies
STEERING: Support to European Higher Education Reforms in Germany
Hochschulen, die das Angebot des DAAD bereits in An-
spruch genommen haben, zeigten sich sehr zufrieden
mit der Zusammenarbeit mit den STEERING-Experten:
„Der Besuch von Frau Schwarz war wirklich sehr be-
reichernd für den Internationalen Tag der Hochschule
Darmstadt. Unsere Professoren und auch Hochschul-
mitarbeiter haben ihren Besuch zu regen Diskussi-
onen über die Hochschulreformbemühungen der
Hochschule genutzt,“ so Susan Espig vom Internatio-
nal Office Dieburg der Hochschule Darmstadt.
„Die gestrige Präsentation von Dr. Anthony Vickers
wurde sehr gut angenommen und es haben sich inte-
ressante Diskussionen ergeben, an die sich sicherlich
noch weitere anschließen werden,“ so Renate Krüß-
mann vom International Office der Universität Konstanz.
Die Hochschulreformexperten des DAAD beim Kick-Off Meeting des STEERING-Projektes am 15. Dezember 2014.
11
PROGRAMMINfORMAtIONEN
Parameter zu einigen, anhand derer man Vergleiche
anstellen kann.
Deshalb wurden die ISCED-Codes (3- oder 4-stellig) als
standardisierte und für alle mit Erasmus+ arbeitenden In-
stitutionen als offiziell gültige und anerkannte Systema-
tik zugrundegelegt. Ausgehend von den ISCED-Codes
müssen zusätzlich Referenzgruppe und Aggregationslevel
definiert werden, d.h. es können entweder mehrere Stu-
diengänge, Fakultäten oder Fächergruppen einem ISCED-
Code zugeordnet werden.
Diese Zuordnung und Gruppierung kann je nach Organi-
sationsstruktur der Studienprogramme einer Hochschule
ganz unterschiedlich sein. Wichtig ist hierbei die einmalige
und verbindliche Einigung und Festlegung. Diese Über-
sicht sollte gemeinsam mit der Statistik-Abteilung und ggf.
Verantwortlichen in den Prüfungsämtern erstellt werden.
Es sollten alle bestandenen Noten aus mindestens zwei
Das Thema der Anerkennung und Notenumrechnung treibt
die Hochschulen spätestens seit Beginn der Bologna-Reform
und Ratifizierung der Lissabon-Konvention um. Doch wie
sollen im Ausland erbrachte Leistungen von einem vollkom-
men anderen Notensystem in das heimische umgerechnet
werden? Wie sollen Anerkennungsbeauftragte dabei Fair-
ness und Transparenz garantieren können? Was ist mit den
unterschiedlichen Notenvergabekulturen zwischen Fächer-
gruppen und zwischen einzelnen Ländern? Um Antworten
auf diese Fragen zu finden, haben sich 14 Partnerinstitutionen
aus elf europäischen Ländern im Rahmen des Multilateralen
LLP-Erasmus- Projekts EGRACONS zusammengeschlossen,
um auf Grundlage des ECTS Users‘ Guides von 2009 und
seiner Neuauflage von 2015 ein Tool zur Notenumrechnung
zu entwickeln, welches flächendeckend und benutzerfreun-
dlich angewendet werden kann.
Genese und Hintergrund
Das Prinzip der Notenumrechnung, wie es auch im ECTS
Users‘ Guide postuliert wird, basiert auf der Umrechnung
von relativen Noten, das heißt, die individuell erreichte
Note muss ins Verhältnis zum Notendurchschnitt der zu-
grundeliegenden Kohorte gesetzt werden. Um dieses Ver-
hältnis anschaulich darzustellen, wird auf grading tables
zurückgegriffen. Diese sind ein Notenspiegel, der ein un-
erlässliches Instrument zur Ermittlung der Notenverteilung
in einer bestimmten Referenzgruppe ist.
In der Praxis hat sich gezeigt, dass die Zuordnung und
Umrechnung von Noten in ein anderes Notensystem ei-
nerseits extrem aufwendig, zum anderen eher ungenau,
willkürlich und nicht transparent ist. EGRACONS wurde als
ein webbasiertes Notenumrechnungstool entwickelt, das
auf Basis von grading tables Noten per Knopfdruck auto-
matisch umrechnet. Es können entweder einzelne Noten
umgerechnet werden (single grade conversion) oder aber
mehrere gleichzeitig, sodass ein komplettes Transcript of
Records inkl. Notenumrechnung in Form eines PDFs er-
stellt wird (transcript conversion).
Voraussetzungen und Anwendung
Bei der Heterogenität an Studienangeboten und Studien-
gängen europaweit ist es wichtig, sich auf gemeinsame
EGRACONS – European Grading Conversion – Wie Notenumrechnung funktionieren kann
Das European Grading Conversion-Projekt – kurz
EGRACONS – besteht aus 14 Partnerinstitutionen aus
elf europäischen Ländern:
• Universität Gent, Belgien (Projektkoordination)
• Inholland University of Applied Sciences, Niederlande
• University of Essex, Großbritannien
• SGroup European Universities’ Network, Spanien
• Universität Warschau, Polen
• Universität Lausanne, Schweiz
• Universität Göteborg, Schweden
• Universität Vilnius, Litauen
• Universität Leon, Spanien
• Universität Rouen, Frankreich
• Universität La Sapienza, Italien
• Universität Lüttich, Belgien
• UNICA, Belgien
• Justus-Liebig-Universität Gießen, Deutschland
Die Justus-Liebig-Universität Gießen ist der einzige
deutsche Projektpartner. Die dortige Erasmus+ Hoch-
schulkoordinatorin, stellvertretende Leiterin des Aka-
demischen Auslandsamts sowie Erasmus+ Expertin
der NA DAAD, Julia-Sophie Rothmann, ist Mitglied
der EGRACONS Projektgruppe.
12
PROGRAMMINfORMAtIONEN
vorangegangenen Jahrgängen ermittelt werden und in die
grading tables einfließen.
Die meisten Hochschulen verfügen über ein elektroni-
sches Prüfungsverwaltungssystem, aus dem sich die nö-
tigen grading tables meist problemlos generieren lassen.
Auch hier ist es unerlässlich, mit den entsprechenden
Stellen vorab die notwendigen Schritte sowie den Arbeits-
umfang zu klären.
Auswertung der Umrechnung
Sobald grading tables angefertigt und in das Tool hoch-
geladen wurden, kann die eigentliche Umrechnung be-
ginnen:
Auf der ersten Ebene werden das Studienniveau, das
Studienfach sowie der eigene ISCED-Code, danach die
betreffende Partnerhochschule ausgewählt. Sollte es eine
Entsprechung geben, füllt das Tool die entsprechenden
Felder automatisch aus – es sucht sich den passenden
grading table aus. Falls es keine exakte Entsprechung
gibt, steht die sogenannte „Override-Funktion“ zur Ver-
fügung: das entsprechende Fach an der Partnerinstituti-
on kann selbst auswählt werden. Im Anschluss wird die
an der Partnerhochschule erzielte Note eingetragen, mit
einem Klick auf Convert schlägt das Tool auf Basis der
bereitgestellten grading tables die anzurechnende Note
in der Heimatuniversität vor. Gleichzeitig zeigt das Tool
an, wie viel Prozent der Studierenden exakt diese Note
erzielt hatten, und wie viel Prozent eine bessere bzw. eine
schlechtere.
Um weitere Details zur Notenverteilung zu erfahren, kann
eine visualisierte Gegenüberstellung der Notenverteilung
von Heimat- und Partnerinstitution angezeigt werden.
Anhand dieser Grafik kann im Zweifel entschieden wer-
den, ob hin zur besseren oder zur schlechteren Note um-
gerechnet wird – auch hierfür sollten vorab klare Regelun-
gen getroffen werden.
Nachhaltigkeit
Nach Ende der Projektlaufzeit wird die Weiterentwicklung
und Betreuung des Tools innerhalb des EU-Projekts Eras-
mus without Paper, Projektbeginn Oktober 2015, weiter
finanziert. Ziel ist es, das EGRACONS-Tool kostenneutral
allen Hochschulen zur Verfügung stellen zu können.
EGRACONS befindet sich noch in einer unveröffentlichten
Version, die Anwendung und Bedienung funktioniert nur
nach Bereitstellung eigener Notentabellen. Der Zugriff auf
Notentabellen für Dritte, die sich nicht am Tool beteiligen,
ist nicht möglich. Auch dieses Tool wird wohl nicht alle
Fragen der Umrechnung komplett lösen können – dafür
ist die europäische Notenvergabelandschaft viel zu hete-
rogen. Aber EGRACONS bietet eine einfach zu bedienen-
de, auf den Vorgaben des ECTS Users‘ Guide basierende,
verlässliche, vorab einsehbare sowie transparente Lösung
zur Notenumrechnung. Vor diesem Hintergrund ist das
Prinzip des Mitmachens und der Beteiligung oberstes Ge-
bot: je mehr Hochschulen sich beteiligen, desto verlässli-
cher wird EGRACONS, die Akzeptanz steigt und eine faire
Umrechnungspraxis könnte garantiert werden!
egracons.eu
Julia-Sophie Rothmann Erasmus+ Hochschulkoordinatorin und stellvertretende Leiterin des Akademi-schen Auslandsamts der Justus-Liebig-Universität Gießen sowie Expertin der NA DAAD.
13
PROGRAMMINfORMAtIONEN
Mit der ersten dezentralen Erasmus+ Jahrestagung
in Berlin beschritten wir als Nationale Agentur im DAAD
(NA DAAD) neue Wege. Dank der Gastfreundschaft der
Humboldt-Universität zu Berlin und insbesondere der en-
gagierten und unermüdlichen Unterstützung von Dr. Diet-
mar Buchmann und seinem Team wurde die Veranstal-
tung trotz aller Unbekannten ein voller Erfolg. Auch bei
allen Kolleginnen und Kollegen der NA DAAD möchten
wir uns gerne besonders herzlich für ihre engagierte Un-
terstützung bei der Vorbereitung und Durchführung der
Jahrestagung bedanken. Ihre Einsatzbereitschaft und Fle-
xibilität haben erheblich dazu beigetragen, dass wir das
Unterfangen „Jahrestagung 2015“ auch auf fremdem Ter-
rain erfolgreich durchführen konnten.
Bildungspolitischer Rahmen und praktische Umsetzung von Erasmus+
Die Erasmus+ Jahrestagung richtet sich als einzige ge-
meinsame Veranstaltung zu sämtlichen Aspekten des
EU-Programms an eine relativ heterogene Zielgruppe von
Hochschulangehörigen aus dem In- und Ausland, bildungs-
politischen Repräsentanten und europäischen Kollegen mit
verschiedenen Aufgabengebieten und Ansprüchen.
Die Tagungsinhalte boten daher nicht nur Gelegen-
heit, viele Detailfragen des Arbeitsalltags in zahlreichen
Workshops – etwa über den neuen ECTS Users‘ Guide,
Kooperationsmöglichkeiten, Personalmobilität oder Qua-
litätssicherung in gemeinsamen Studiengängen – zu
klären, sondern griff auch die politischen Motive und
Ziele des Programms, insbesondere im Zusammen-
hang mit dem Bologna-Prozess, auf: „Erasmus+ und der
Bologna- Prozess gehen Hand in Hand. Die Mobilität der
Studierenden, die mit dem Erasmus+ Programm in Eu-
ropa unterwegs sind, fordert letztlich die Umsetzung der
Bologna-Reformen ein“, erläuterte Dr. Hanns Sylvester
von der Nationalen Agentur für EU-Hochschulzusam-
menarbeit im DAAD.
DAAD Erasmus-Individualpreis 2015
Trotz großer Zustimmung zum neuen Erasmus+ Programm
war die Umsetzung in den ersten anderthalb Jahren an
den Hochschulen nicht leicht: Mit vielen neuen Möglich-
keiten gab es auch viele neue Regelungen, die beachtet
werden mussten.
Besonders wichtig und wertvoll sind dann engagierte
Hochschulvertreter, die die Kolleginnen und Kollegen mit
langjährigen Erfahrungswerten unterstützen können, ge-
zielt und durchaus auch kritisch Neuerungen hinterfragen
und frühzeitig mögliche Herausforderungen identifizieren.
Zu diesen Personen ist unbedingt Klaus Düformantel von
der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg zu zählen, der für
sein langjähriges, unermüdliches und weit über das be-
rufliche Maß hinausgehende Engagement für Erasmus+
und seiner Vorgängerprogramme, im Rahmen der Jah-
restagung mit dem DAAD Erasmus-Individualpreis 2015
ausgezeichnet wurde.
28 Jahre setzte sich Klaus Düformantel an seiner Hoch-
schule, in der Region, bei der NA DAAD und der EU-
Kommission als Erasmus+ Hochschulkoordinator, Leiter
des EU-Büros und Erasmus+ Experte für die Implemen-
tierung, die Weiterentwicklung und Optimierung der EU-
Programme ein und unterstützte und beriet sowohl Stu-
dierende als auch Hochschulvertreter in allen Belangen.
Wir freuen uns, dass wir die Gelegenheit hatten, uns mit
ihm über seine Erfahrungen, Erfolge und Herausforderun-
gen in seinem Leben als Erasmus+ Hochschulkoordinator
zu unterhalten und wünschen ihm für seinen wohlverdien-
ten Ruhestand alles Gute, immer in der leisen Hoffnung,
dass wir auch weiterhin auf seinen Rat zählen können.
Kerstin Tanovic Veranstaltungen, Programmauswertung, Auszeichnungen Kommunikation, Qualität und Audit
Die Erasmus+ Jahrestagung 2015 in Berlin
Vielen Dank den weit mehr als hier abgebildeten Kolleginnen und Kollegen der NA DAAD, die bei der Erasmus+ Jahrestagung 2015 unterstützt haben!
PROGRAMMINfORMAtIONEN
14
Interview mit dem Individualpreisträger Klaus Düformantel, bis 2015 Erasmus+ Hochschulkoordinator, Leiter des EU-Büros und Erasmus+ Experte
Herr Düformantel, worauf sind Sie in Ihrer Arbeit als
Erasmus+ Hochschulkoordinator besonders stolz?
In einer klassischen Volluniversität wie der Albert-
Ludwigs-Universität Freiburg gibt es natürlicherweise
Fächer, die einem internationalen Austauschprogramm
näher stehen, während andere dies weitaus skeptischer
betrachten.
Diese anfängliche Skepsis ins Gegenteil verkehrt haben
zu können, sodass diese Fächer heute zu den austausch-
stärksten im Erasmus+ Programm gehören, empfinde ich
als besonderen Erfolg.
Würden Sie mit Ihrer jetzigen Erfahrung gewisse Dinge
anders angehen?
Ich hatte das Glück, dass ich bei der Einführung und Um-
setzung der EU-Programme an unserer Universität einen
großen Handlungsspielraum ermöglicht bekam, würde
jedoch aus heutiger Sicht wesentlich früher einen klei-
nen Kreis von Austauschverantwortlichen aus sehr aus-
tauschintensiven Fächern einberufen, um die Umsetzung
des Programms an der Universität gemeinsam anzuge-
hen. Die ersten Jahre meiner Arbeit waren zu stark von
Einzelaktivitäten geprägt.
War die Doppelrolle als Erasmus+ Hochschulkoordi-
nator und Koordinator der EU-Forschungsprogramme
Fluch oder Segen?
Ich habe meine Arbeit immer als politischen Auftrag für
einen europäischen Forschungs- und Bildungsraum ge-
sehen und weniger als Umsetzung einzelner Programme.
Forschung und Bildung betrachte ich dabei als Einheit,
die ja auch den Kernauftrag einer Universität ausmacht.
Obwohl die Forschungsrahmenprogramme der EU mit
ihren großen und attraktiven Finanzbudgets immer schon
das größere Ansehen in den Hochschulen besaßen, habe
ich mich stets für eine Aufwertung der EU-Bildungspro-
gramme eingesetzt.
Leider stehen nach wie vor die auf Einzelprojekte ausge-
richteten Teile des Erasmus+ Programms im Schatten des
Mobilitätsteils. Erasmus wird landläufig ganz pauschal als
studentisches Austauschprogramm gesehen.
Hier steckt noch viel Potential für den Ausbau des Pro-
gramms in den Hochschulen.
Wie haben Sie es geschafft, Ihre Hochschulleitung und
die Fachbereichskoordinatoren „ins Boot zu holen“?
Ich musste in den 38 Jahren meiner Universitätslaufbahn
bei vielen Hochschulleitungen und vor allem in den An-
fängen einiges an Skepsis überwinden.
Letztendlich hat sich aber das Verständnis der Interna-
tionalität als selbstverständlicher Bestandteil einer Hoch-
schule durchgesetzt.
Ein europäisches Bewusstsein hat vor allem in den letzten
15 Jahren deutlich an Ausprägung gewonnen, ein hoher
Anteil an internationalen Studierenden und Wissenschaft-
lerinnen und Wissenschaftlern gehört mittlerweile zum
Selbstverständnis einer modernen Hochschule. Dadurch
wurde die Unterstützung der damit betrauten Verwal-
tungseinheiten zu einer wichtigen Aufgabe.
Die Einbindung der Fächer durch entsprechende Beauf-
tragte war und ist für eine große Universität eine sehr
große Herausforderung, insbesondere da Lehrende mit
vielen zusätzlichen Verpflichtungen einer Beauftragung
als Erasmus+ Fachkoordinatoren nur in wesentlich einge-
schränkterem Maß nachkommen können als hauptamtli-
che Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Unterstützung
gerade dieser Kolleginnen und Kollegen in Form von Hilfs-
kräften, konkreten Checklisten etc. war mir immer beson-
ders wichtig.
Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, was würden Sie
sich für die Koordinatorinnen und Koordinatoren an den
Hochschulen wünschen? Wie könnte die tägliche Arbeit
erleichtert werden?
Interview
PROGRAMMINfORMAtIONEN
15
Eine wesentliche Hilfe bei der Bewältigung der schieren
Masse der Studierenden wäre aus meiner Sicht eine Auf-
stockung der personellen Kapazität. Unsere Europäischen
Partner besitzen häufig sogar für die einzelnen Teilpro-
gramme hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
während es bei uns noch sehr viele Einzelkämpfer gibt, die
für alle Programmteile verantwortlich sein sollen.
Die Uni Freiburg befindet sich in der komfortablen Lage,
über eine gute Erasmusspezifische Overhead-Ausstattung
zu verfügen. Besonders kleinere Hochschulen sollten hier
zukünftig deutlich besser durch die Länder unterstützt
werden.
Die häufigen Änderungen im Regelwerk des laufenden
Programms mit z.T. sehr schlecht funktionierenden IT-Sys-
temen sind weiterhin ein wesentliches Hindernis für eine
optimale Umsetzung von Erasmus. Hier könnte sowohl
der Entwicklungsprozess als auch der Kommunikations-
weg der Verantwortlichen in Brüssel noch deutlich opti-
miert werden.
Was möchten Sie den Kolleginnen und Kollegen an den
Hochschulen mit auf den Weg geben?
Ich habe bereits im Rahmen der Jahrestagung auf die
große Bedeutung der Vernetzung hingewiesen. Die Eras-
mus+ Veranstaltungen und das Mailforum sind hilfreiche
Eckpfeiler bei der Umsetzung des Programms und dem
Austausch mit Kollegen. Im alltäglichen Umgang mit Eras-
mus+ hat es aber besondere Vorteile, sich mit den Kol-
leginnen und Kollegen aus der Region zu vernetzen. So
können aufgrund der kurzen Wege Probleme gemeinsam
angegangen und Lösungsmöglichkeiten gefunden wer-
den. Auch bei der Entwicklung von bestimmten Maßnah-
men (Werbung für den Hochschulort, Erarbeitung einer
gemeinsamen Willkommenskultur usw.) hilft die örtliche
und regionale Zusammenarbeit.
Welchen Rat haben Sie für das Team der
Nationalen Agentur?
Die Nationale Agentur hat sich aufgemacht, direkter bei
den einzelnen Hochschulen, bzw. den Hochschulvertretern
in den Ländern zu sein.
Mit der Möglichkeit, direkt Experten aus der NA anzufor-
dern, wird der Kontakt intensiver und können die konkreten
Probleme auch konkret und detailliert diskutiert werden.
Diesen Ansatz finde ich sehr positiv. Darüber hinaus halte
ich es für wünschenswert, dass auf Europäischer Ebene
das Verständnis und die Transparenz über die Arbeit der
NAs in den einzelnen Mitgliedsländern des Erasmus+ Pro-
gramms wächst. Manche Missverständnisse und Ärger-
nisse könnten sicherlich über eine bessere Abstimmung
bei der Umsetzung in den teilnehmenden Ländern vermie-
den werden, was uns auch in der täglichen Arbeit an den
Hochschulen helfen würde.
Bitte fassen Sie in aller Kürze die Ihrer Meinung nach
größte Schwäche/Herausforderung des Erasmus+ Pro-
gramms zusammen.
Eine große Schwäche des Erasmus+ Programms stellt
meines Erachtens die Diskrepanz zwischen den theo-
retischen Vorstellungen bzw. Anforderungen Brüsse-
ler Programmentwickler und der Realität an den Hoch-
schulen dar; die Grenzen der Umsetzungsmöglichkeiten
an den Hochschulen scheinen in Brüssel unbekannt zu
sein. Politische Forderungen nach Weiterentwicklung und
Neuerungen im Erasmus+ Programm dürfen nicht über
die zentralen Kernaufgaben des Programms – Austausch
und Kooperation – gestellt werden. Die Erweiterung beruf-
licher Perspektiven und die interkulturellen Kompetenzen
müssen Hauptanliegen des Programms bleiben.
Was macht Erasmus+ Ihrer Meinung nach zum erfolg-
reichsten Bildungsprogramm Europas?
Das Erasmus+ Programm ist konkurrenz- und alternativlos.
Sein großer Erfolg lag und liegt heute noch an den recht
einfachen Möglichkeiten für Studierende, an einen euro-
päischen Austauschplatz zu kommen; ohne große Äquiva-
lenzprüfungen, Referenzen, Zusatzqualifikationen etc.
Heute müssen wir die Studierenden von der Sinnfälligkeit
eines Auslandsaufenthaltes nicht mehr überzeugen, hier
ist das Programm zum Selbstläufer geworden, das sich
durch seine Teilnahmebedingungen weiten Teilen der Stu-
dierenden geöffnet hat. Insgesamt halte ich das Erasmus+
Programm für eine sehr wertvolle und wichtige Möglich-
keit für Studierende und Lehrende, um eine europäische
Identität zu entwickeln, und bedaure es natürlich, dass es
zu meiner eigenen Studienzeit diese Chance noch nicht
gegeben hat.
Das Interview führte Kerstin Tanovic Veranstaltungen, Programmauswertung, Auszeichnungen Kommunikation, Qualität und Audit
16
PROGRAMMINfORMAtIONEN
Erasmus+ bietet für die akademische Kooperation mit den
Ländern Osteuropas einschließlich Russlands interessante
Perspektiven. Diese Region steht jedoch seit einiger Zeit vor
großen politischen und gesellschaftlichen Herausforderun-
gen. Was bedeutet dies für die Hochschulzusammenarbeit?
Osteuropa – eine Region im Umbruch
Ein Blick auf die Länder in der Östlichen Nachbarschaft der
Europäischen Union (EU) und Russland zeigt derzeit eine
unsichere, durch Instabilität gekennzeichnete Region. Zu
den Ländern der Östlichen Nachbarschaft der EU gehören
die Ukraine, Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Moldau
und Belarus. Dieser geografisch große Raum umfasst eine
Bevölkerung von mehr als 200 Millionen Menschen.
Bei Osteuropa denkt man derzeit in erster Linie an den
fortbestehenden Konflikt zwischen der Ukraine und Russ-
land um Gebiete im Donezk-Becken und die von Russ-
land annektierte Krim. Die von der Europäischen Union
gemeinsam mit den USA beschlossenen Sanktionen ge-
gen Russland wurden verlängert und treffen die russische
Wirtschaft zusehends. 2015 sank das Bruttoinlandspro-
dukt nach Berechnungen des Internationalen Währungs-
fonds (IWF) um 3,4 Prozent. Der akademische Austausch
und die Zusammenarbeit im Hochschulbereich sind von
den Sanktionen jedoch nicht betroffen.
Große Chancen für Bildungskooperationen
Russland und die Länder der Östlichen Nachbarschaft
bieten ein enormes wirtschaftliches Potential und große
Chancen im Bereich der akademischen Zusammenarbeit,
bergen aber auch die Gefahr weiterer Konflikte, beispiels-
weise in den Krisenregionen Berg-Karabach (zwischen
Armenien und Aserbaidschan), Abchasien/Südossetien
(zwischen Georgien und Russland) oder Transnistrien
(nach der Sezession von Moldau).
Auf der Erasmus+ Jahrestagung wurde in einem Work-
shop intensiv darüber diskutiert, wie bestehende Koopera-
tionen mit den Ländern der Östlichen Nachbarschaft und
Russland vertieft und wie neue Kooperationen aufgebaut
werden können. Grundlegend wurde gefragt, ob dies an-
gesichts aktueller politischer Herausforderungen noch ein
erstrebenswertes Unterfangen sein kann. Lohnt es sich
überhaupt, mit Hochschulen in Osteuropa zu kooperieren?
Bei der Suche nach einer Antwort auf diese Frage, kann
man für den Hochschulbereich zunächst rückblickend
feststellen, dass die Zusammenarbeit mit den Ländern der
Östlichen Nachbarschaft und Russland seit dem Fall des
Eisernen Vorhangs 1990 kontinuierlich gewachsen ist.
Dabei sind die Hochschulsysteme bis heute vom gemein-
samen sowjetischen Erbe geprägt. In der jeweiligen Haupt-
stadt gibt es meistens je eine Universität klassischen Typs
mit vollem Fächerspektrum, einem herausgehobenen, pri-
vilegierten Status, die mit dem Attribut „national“ gekenn-
zeichnet ist. Daneben existieren zu Zeiten sowjetischer
Planwirtschaft gegründete, thematisch auf bestimmte Be-
reiche ausgerichtete Hochschulen, beispielsweise für Me-
dizin, Bauwesen, Technik oder Landwirtschaft. Kennzeich-
nend ist auch eine starke Anbindung der Hochschulen an
das jeweils zuständige Ministerium.
Starkes Wachstum der Studierendenzahlen
Im von internationalen Rohstoffpreisen abhängigen Russ-
land waren die Hochschulen Anfang der 2000er Jahre mit
einem explosionsartigen Wachstum der Studierendenzah-
len konfrontiert, das flächendeckend Qualitätseinbußen und
eine Vielzahl an Neugründungen kleinerer Hochschulen
und Hochschulfilialen mit sich brachte. Dieser Trend kehrt
sich nun aufgrund der geburtenschwächeren Jahrgänge
der 1990er Jahre um. Die russische Regierung hat sich eine
Neustrukturierung und Modernisierung des Hochschulsys-
tems unter Betonung des Wettbewerbs- und Leistungs-
prinzips zum Ziel gesetzt. Es kam zur Schließung und Fu-
sionierung zahlreicher schwächerer Hochschulen. In einer
Art russischer Exzellenzinitiative wurden 45 so genannte
Führende Hochschulen ausgewählt, wobei die autonomen
staatlichen Universitäten Moskau (Lomonossow) und St.
Petersburg als Flaggschiffe der russischen Hochschulland-
schaft eine hervorgehobene Rolle spielen. Weitere zehn
regional verteilte Föderale Universitäten, 29 Nationale For-
schungsuniversitäten und vier Hochschulen mit Sondersta-
tus erhalten in einem beträchtlichen Ausmaß zusätzliche
finanzielle Mittel. Ergänzt wurde diese Neustrukturierung
durch das Projekt 5/100, in dessen Rahmen das Bildungs-
ministerium bereits 2013 15 Hochschulen ermittelte, die
eine Sonderfinanzierung erhalten und von denen bis 2020
mindestens fünf unter die ersten 100 Plätze internationa-
ler Hochschulrankings aufsteigen sollen. Auch wenn diese
Reformen sicher nicht in der Lage sind, alle bestehenden
Bildungskooperation mit Osteuropa – Chance oder Risiko?
17
PROGRAMMINfORMAtIONEN
Probleme in kurzer Zeit zu lösen (z.B. Hindernisse für den
akademischen Austausch aufgrund von Problemen bei der
Zulassung europäischer BA-Studenten), handelt es sich um
einen tiefgreifenden strukturellen Wandel, der auch von den
anderen Staaten der Region interessiert beobachtet und
teilweise übernommen wird.
In Kasachstan wurde ebenfalls eine Reihe von großen
Hochschulen zu Forschungsuniversitäten und dann zu Na-
tionalen Universitäten erklärt. Sie sollen mittels fünfjähriger
Entwicklungspläne zu Wissens- und Forschungszentren
ausgebaut werden. Der Gedanke, dass Forschung auch an
Universitäten stattfinden soll und nicht nach sowjetischem
Vorbild auf eigens hierfür eingerichtete Akademieinstitute
beschränkt ist, stellt ebenfalls eine neue, die Hochschulsys-
teme in der Region verändernde Entwicklung dar.
Integrationswirkung des Bologna-Prozesses
Neben der durch das gemeinsame sowjetische Erbe be-
dingten, traditionellen Vorbildrolle Russlands trat mit dem
1999 gestarteten Bologna-Prozess zur Etablierung eines
Europäischen Hochschulraums eine neue, zusehends ein-
flussreiche gemeinsame Klammer auf den Plan, die eine
starke Integrationswirkung entfaltete. Mit dem Beschluss
der 47 Bildungsminister des Europäischen Hochschul-
raums für einen Beitritt von Belarus Mitte Mai 2015 wur-
de der letzte der hier thematisierten Staaten Osteuropas
Mitglied des Bologna-Prozesses. Dieser Beitritt steht dabei
unter Vorbehalt, da Belarus einer dreijährigen Roadmap für
die Hochschulreform im Land zustimmen musste, deren
Umsetzung 2018 überprüft werden wird. Eine Aufgabe ist
unter anderem die Reformierung des Systems der Quali-
tätssicherung in der Hochschulbildung in Übereinstimmung
mit europäischen Standards und Leitlinien und der Aufbau
einer unabhängigen Akkreditierungsagentur.
Neben dem zwischenstaatlichen Bologna-Prozess bieten
insbesondere Maßnahmen der Europäischen Nachbar-
schaftspolitik (ENP) sowie des Partnerschaftsinstruments
(PI) im Bildungsbereich viele konkrete Chancen für die För-
derung der Hochschulzusammenarbeit mit den Ländern
der Östlichen Nachbarschaft einschließlich Russlands im
Rahmen des EU-Bildungsprogramms Erasmus+. Festzu-
halten bleibt also, dass die osteuropäischen Hochschulsys-
teme sich in einem Transformationsprozess befinden, der
Gemeinsamkeiten erhalten, aber auch zunehmend Unter-
schiede hervorbringen wird. Die neue gemeinsame Klam-
mer Bologna strahlt bislang eine anziehende und integrie-
rende Kraft aus, die im Hochschulbereich nicht zuletzt einen
multi-lateralen Austausch auch zwischen den Nachfolge-
staaten der Sowjetunion ermöglicht und befördert. Dieser
akademische Austausch über Landesgrenzen hinweg hat
als zivilgesellschaftliche Aktivität seit jeher die besondere
Stärke, durch die Schaffung von Räumen für den Austausch
und die Debatte unterschiedlicher Positionen, Argumente
und Erfahrungen zu einem gegenseitigen Kennenlernen
und Verständnis beizutragen, das über den Elfenbeinturm
der Wissenschaft hinaus Wirkung entfalten kann.
Assoziierungsabkommen mit der EU
Bei den hier besprochenen Staaten Osteuropas handelt
es sich um Transformationsstaaten, die im Vergleich zu
beispielsweise den Staaten des Westlichen Balkans in der
Beziehung zu Europa bislang keine Perspektive für einen
Beitritt zur EU hatten. Wie unabsehbar die Entwicklung im
politischen Bereich derzeit ist, lässt sich anhand von zwei
Beispielen leicht skizzieren. Nachdem die Aussetzung des
EU-Ukraine-Assoziierungsabkommens am 21. November
2013 vordergründiger Auslöser der Maidan-Proteste und
letztlich, nach dem Rücktritt der Regierung Janukowytsch,
der Ukraine-Russland-Krise war, unterschrieben mit der
Ukraine, Moldau und Georgien gleich drei osteuropäische
Staaten am 27. Juni 2014 ein Assoziierungsabkommen
mit der EU. Demgegenüber steht unter anderem die mit
Wirkung zum 1. Januar 2015 gegründete Eurasische Wirt-
schaftsunion, an der mittlerweile Armenien, Kasachstan,
Kirgistan, Russland und Belarus beteiligt sind.
Trotz der derzeit instabilen politischen Lage kann die ein-
gangs gestellte Frage, ob sich die Hochschulzusammen-
In der Erasmus+ Leitaktion 1 kann die Mobilität von
Studierenden und Hochschulangehörigen gefördert
werden. In der Leitaktion 2 können u.a. Kapazitätsauf-
bauprojekte beantragt werden, mit denen europäische
Hochschulen und Hochschulen in Partnerländern ge-
meinsam die Reform und Modernisierung in den ge-
nannten Ländern unterstützen und ihre Zusammenar-
beit ausbauen können. Sie profitieren dabei auch vom
teilweise beachtlichen Niveau der post-sowjetischen
Hochschulbildung, die ihre traditionelle Stärke beispiels-
weise in den MINT-Fächern an vielen Stellen aufrecht
erhalten konnte. Sie haben auch die Möglichkeit, die
oben beschriebenen strukturellen Prozesse inhaltlich
mitzugestalten, auch wenn sich dies häufig auf eine Mit-
gestaltung im eigenen Fachbereich bezieht. Erasmus
Mundus Joint Master Degrees in der Leitaktion 1 stel-
len eine weitere Möglichkeit der Zusammenarbeit dar.
18
PROGRAMMINfORMAtIONEN
arbeit mit der Region Osteuropa lohnt, zusammenfassend
mit Ja beantwortet werden:
Die Hochschulsysteme der Region befinden sich in einem
strukturellen Wandlungsprozess. Der Reform- und Moder-
nisierungswille in diesem Bereich ist generell vorhanden.
Politische Konflikte haben bislang praktisch keine Auswir-
kungen auf die Zusammenarbeit im Bildungsbereich. Die
zunehmende Umsetzung des Bologna-Prozesses eröffnet
Möglichkeiten und trägt zu einer Vereinfachung akademi-
scher Kooperation bei. Erasmus+ bietet ein Portfolio von
unterschiedlichen Fördermöglichkeiten, die durch nationa-
le Angebote des DAAD flankiert werden. Insgesamt haben
sich also die Rahmenbedingungen für die Zusammenar-
beit im Hochschulbereich ungeachtet der politischen Kri-
sensymptome stetig weiter verbessert. Und es ist gerade
die aktuelle Lage, die eine weitere verstärkte Zusammen-
arbeit in diesem Bereich besonders wünschenswert er-
scheinen lässt, da so das wechselseitige Wissensdefizit
über den jeweiligen Nachbarn, das einem von allen Seiten
grundsätzlich gewünschten offenen Dialog so häufig im
Wege steht, gemindert werden kann.
Dr. Marco Brückner Referent für Kapazitätsaufbauprojekte Erasmus+ Leitaktion 2: Partnerschaften und Kooperationsprojekte
Im ersten Aufruf der Erasmus+ Mobilität mit Partner-
ländern waren die Länder der Östlichen Nachbarschaft für
deutsche Hochschulen erfreulich attraktiv, beantragten sie
doch gleich im ersten Anlauf das Doppelte des verfügba-
ren Budgets. Im Fokus der strategischen Anträge standen
langjährige Kooperationen mit Partnerhochschulen in der
Ukraine und in Georgien – die Republik Moldau kam je-
doch leider nicht vor.
nisteriums, Nadejda Velisco, eröffnet. Vor über 60 Teil-
nehmern folgten Referate zu den Bildungssystemen der
beiden beteiligten Länder, zur Frage der Beschaffenheit
von Internationalisierungsprozessen sowie zu Erasmus+
als Bildungsprogramm mit einer Beteiligung von Partner-
ländern. Sodann stellten sich die deutschen Hochschulen
ihren potentiellen Partnern vor. In einer Vernetzungsphase
wurden für die Hochschulen im Besonderen und die An-
gebote des DAAD im Speziellen Tische eingerichtet. Der
zweite Tag versammelte die Hochschulen des Landes au-
ßerhalb Chisinaus.
Fact Finding Mission in die Republik Moldau
National Erasmus+ Office in Moldawien: Partner der NA DAAD.
Konzentrierte Atmosphäre: Verhandlung von Kooperationsvereinbarung am Nachmittag.
Um für den zweiten Aufruf eine Balance unter den Ländern
möglich zu machen, organisierte die NA DAAD Anfang
Dezember 2015 eine Fact Finding Mission nach Chisinau,
der Hauptstadt Moldaus. Die Delegation aus deutschen
Fakultätsmitgliedern und Leitern von International Offices
oder Akademischen Auslandsämtern traf innerhalb von
zwei Tagen alle Hochschulen des Landes mit dem Ziel,
Kontakte herzustellen und Anträge anzubahnen.
Der erste Tag dieser strukturierten Begegnung wurde in
den Räumen der Technischen Universität Moldau von der
Prorektorin für Internationales, Prof. Dr. Larisa Bugaian, und
der Erasmus+ Hochschulreform-Expertin des Bildungsmi-
Trotz der vergleichsweise knapp verbleibenden Zeit bis zur
Antragstellung am 2. Februar 2016 stehen die Chancen
für abgestimmte, strategisch ausgerichtete Anträge für
Mobilitätsprojekte mit der Republik Moldau sehr gut. Die
im Sinne der Vernetzung und Antragsanbahnung äußerst
erfolgreiche Fact Finding Mission wurde mit Hilfe des
National Erasmus Office in Moldau realisiert.
Andrea Fielenbach Referentin für Mobilität mit Partnerländern Erasmus+ Leitaktion 1: Mobilität von Einzelpersonen
PROGRAMMINfORMAtIONEN
19
Interview mit Prof. Dr. Gert Fieguth, Fakultät II, Wirtschafts-, Informations- und Sozialwissenschaften der Hochschule Kehl
Sie haben an der Fact Finding Mission in die Republik
Moldau teilgenommen. Was waren für Sie wesentliche
Ergebnisse des Austausches mit moldauischen Hoch-
schulen?
Die Fact Finding Mission hat gezeigt, dass es sowohl
eine hohe Bereitschaft als auch vielfältige Anknüpfungs-
punkte für Hochschulkooperationen mit der Republik
Moldau gibt. Auch Möglichkeiten der finanziellen Unter-
stützung sind prinzipiell vorhanden. Die starke Euphorie
in Richtung Europa ist allerdings in den letzten Jahren bei
manchen Akteuren in der Republik Moldau gesunken. Es
scheint mir daher von zentraler Bedeutung, dass in den
Hochschulkooperationen Brücken gebaut werden, die
auch den Balanceakt der Republik Moldau zwischen ‚Ost
und West‘ berücksichtigen.
Da der Brain Drain – gerade der intellektuell wertvollen
Studierenden und Dozenten – viele Hochschulen in der
Republik Moldau vor massive Probleme stellt, kann und
sollte die internationale Hochschulkooperation dafür sor-
gen, dass einerseits ein Ventil für diesen Druck aufgebaut
wird – etwa durch sehr konkrete Austauschangebote für
Studierende und Dozenten. Andererseits sollten diese klar
auf den Aufbau und die Weiterentwicklung von Kompe-
tenzen für eine zukünftige Tätigkeit in der Republik Mol-
dau ausgerichtet sein.
Als Verwaltungswissenschaftler blicken Sie auf eine
mehrjährige Zusammenarbeit mit der Republik Moldau
zurück. Welche Projekte haben Sie umgesetzt, was reizt
Sie an der Zusammenarbeit?
Gut funktionierende öffentliche Verwaltungen bilden das
Rückgrat von Staaten und sind Grundbedingung für soziale
und ökonomische Entwicklung. Gerade in fragilen Staaten.
Die ersten Projekte mit der Republik Moldau begannen vor
etwa zwölf Jahren in einer Kooperation zwischen dem Eu-
roparat in Straßburg und ENTO, dem European Network of
Training Organisations for Local and Regional Authorities.
Im Rahmen der Zielsetzungen des Europarates ging es da-
bei um eine Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung.
Dazu wurden Trainings mit Bürgermeistern und Verwal-
tungsleitern in der Republik Moldau organisiert.
Zudem war ich an dem Fortbildungszyklus Train4EU des
Euro-Instituts aus Kehl beteiligt, welcher Nachwuchsfüh-
rungskräften aus Verwaltungen auf dem Balkan und der
Republik Moldau Grundlagenwissen und Kompetenzen
zum Umgang mit europäischen Institutionen und Pro-
grammen vermittelte. Dieser Zyklus wurde aus Mitteln
des BMZ finanziert.
Auf Hochschulebene finden seit mehreren Jahren Exkursi-
onen des an der Hochschule Kehl angebotenen Masterstu-
dienganges European Public Management in die Republik
Moldau statt. Mehrere Masterthesen, etwa zur Europäi-
schen Nachbarschaftspolitik oder zu Ansätzen des Capacity
Building vor Ort, sind aus diesen Kontakten hervorgegan-
gen. Im Tandem mit Dozenten aus der Republik Moldau
werden Seminare an der Hochschule Kehl angeboten.
Der besondere Reiz der Republik Moldau besteht für
mich darin, dass wie unter einer Lupe die Spannungsfel-
der an den Rändern der EU beobachtet und studiert wer-
den können. Die Zugangsschwellen sind relativ niedrig
und alle relevanten Akteure sind leicht ansprechbar. Hinzu
kommt die beeindruckende Gastfreundschaft.
Welche Eindrücke haben Ihre Studierende zurückgespie-
gelt, die im Rahmen von Studienreisen öffentliche Institu-
tionen in Moldau kennengelernt haben?
Die Studierenden waren sowohl von der Offenheit als
auch von der Dynamik vor Ort sehr beeindruckt. Die Kon-
takte mit moldawischen Studierenden und Mitarbeitern
auf allen Verwaltungsebenen waren von kritischen Dis-
kussionen geprägt und der oft sehr hohe Bildungsstand
kombiniert mit ehrgeizigen Plänen beeindruckte die Keh-
ler Studierenden. Ebenso wie die politischen und ökono-
mischen Spannungen, unter denen sich die Entwicklung
in der Republik Moldau vollzieht.
Welche Entwicklung ist aus Ihrer Sicht in der Hochschul-
zusammenarbeit nötig, um mit den Mitteln der Internati-
onalisierung Fortschritt zu erzielen?
Es benötigt keinen hohen Aufwand, um in der Republik
Moldau Türen für die Hochschulzusammenarbeit zu öffnen.
Bereitschaft und Instrumente sind prinzipiell vorhanden. Al-
lerdings ist es eine Frage der geschickten Themensetzung
Interview
PROGRAMMINfORMAtIONEN
20
Interview mit Prof. Dr. Larisa Bugaian, Vizerektorin der Technischen Universität Moldau (TUM)
Wie würde Ihre Empfehlung für eine Reform des Hochschulsystems in Moldau im Hinblick auf den Internationalisierungsprozess aussehen?
Meiner Meinung nach sollten wir beginnen mit der Ent-
wicklung einer landesweiten Strategie für die Internatio-
nalisierung des Hochschulbereichs, der Entwicklung und
dem Ausbau von Abteilungen für internationale Beziehun-
gen an den Universitäten, der Entwicklung einer institutio-
nellen Internationalisierungsstrategie für jede Universität;
Entwicklung eines langfristigen Kooperationsprogramms
für den Lehr- und Lernbereich und Forschungstätigkeiten
sowie der Änderung des Universitätslehrplans; durch zu-
sätzliche Unterrichtsstunden im Bereich Fremdsprachen
wären mehr Studierende und Lehrkräfte in der Lage, an
internationalen Aktivitäten teilzunehmen.
Aus der Perspektive einer deutschen Hochschule: Wel-cher Faktor wäre für eine Zusammenarbeit im Rahmen des Programms Erasmus+ entscheidend?
Um eine Zusammenarbeit eingehen zu können, müssen vor allem gemeinsame Interessen vorliegen. Diese kön-nen sowohl im Lehr- und Lernbereich als auch in For-schungstätigkeiten angesiedelt sein. Meiner Meinung nach sollten wir mit der Mobilität der Studierenden und Lehrer beginnen. Auf diese Weise hätten wir die Möglich-keit, uns selbst besser kennenzulernen.
Anfang Dezember 2015 haben Sie eine Fachdelega tion deutscher Hochschulen willkommen geheißen. Was würden Sie als Vizerektorin der Technischen Universität Moldau im Kontext der Internationalisierung gerne ge-meinsam mit den Partnern aus Deutschland erreichen und umsetzen?
Natürlich würde ich mich freuen, wenn auf dieses Ereig-nis eine Zusammenarbeit mit den Universitäten, die uns besucht haben, folgen würde. Dann könnten wir zumin-dest mit einem Mobilitätsprogramm für Studierende und Personal fortfahren, was die Etablierung einer langfristi-gen Zusammenarbeit ermöglichen würde.
Wie könnte der nächste Schritt nach dem Informations-besuch aussehen, um eine nachhaltige Zusammenar-beit mit deutschen Hochschulen zu erreichen?
Ich finde, die Unterzeichnung zumindest allgemein gehal-tener Kooperationsverträge wäre zweckdienlich, danach könnten genauere Details behandelt werden. Wir haben Informationen über die TUM sowie unsere Anforderungen für die ersten Mobilitätsaktivitäten übermittelt. Nun warten wir auf die Reaktionen der deutschen Universitäten.
Erlauben Sie uns, Ihnen eine politische Frage zu stellen: Rechnen Sie damit, dass die derzeitige Dynamik der Bür-gergesellschaft Auswirkungen auf das Bildungssystem in Moldau haben wird?
Die Bürgergesellschaft muss als die Vertreterin der Ge-sellschaft an der Entwicklung der Bildung des Landes be-teiligt werden. Die Gesellschaft ist der Endverbraucher, sie konsumiert nicht nur materielle, sondern auch geistige Güter: Intellektualität, Kultur usw.
Das Interview führte Andrea Fielenbach Referentin für Mobilität mit Partnerländern Erasmus+ Leitaktion 1: Mobilität von Einzelpersonen
und der personellen und finanziellen Kontinuität, wie gut
diese Kontakte dann nachhaltig wirken können.
Auf studentischer Ebene sind Praktika vor Ort gepaart mit
dem Anfertigen von Thesen ein sehr probates Mittel. Auf
der Ebene des Lehrpersonals sind Kurzzeiteinsätze und
gemeinsame Lehr- und Publikationsprojekte geeignet.
Denn gerade angesichts politischer Spannungen sind die
persönlichen Kontakte und Verbindungen ein wirksamer
‚Klebstoff‘ und Motivator, die über Hürden hinweg helfen.
Aufgabe der Politik, aber insbesondere auch des DAAD
ist es, zum Gedeihen dieser Kooperationen einen sta-
bilen Rahmen zu schaffen, der auch in politischen
Umbruchzeiten belastbar ist und der dafür sorgt, dass
Kooperationen auch ‚bei Gegenwind‘ Bestand haben.
Europa und seine Ränder sind in einem fragilen Zustand.
Gerade dann sind Kooperationen auf wissenschaftlicher
Ebene ein sehr wirksames und auch funktionierendes
fortschrittliches Instrument der Internationalisierung
und der Stabilisierung.
Das Interview führte Andrea Fielenbach Referentin für Mobilität mit Partnerländern Erasmus+ Leitaktion 1: Mobilität von Einzelpersonen
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PROGRAMMINfORMAtIONEN
Die Länder des Westlichen Balkans standen in den
vergangenen Monaten wieder regelmäßig im Fokus der
europäischen Krisenberichterstattung. Die Entwicklung im
Hochschulbereich gibt Anlass zur Hoffnung.
Die fortbestehende und sich im Jahresablauf zuspitzende
Flüchtlingskrise hat zwanzig Jahre nach dem Massaker
von Srebrenica und dem im Dezember 1995 unterzeich-
neten Friedensvertrag von Dayton dazu geführt, dass der
Region des Westlichen Balkans wieder vermehrt Aufmerk-
samkeit geschenkt wird. Dabei kann man zwischen zwei
Ausprägungen der Krise unterscheiden: Zum einen sind
die Staaten der Region Transitländer oder temporäre Auf-
enthaltsorte für Flüchtlinge aus dem arabischen Raum und
dem Nahen Osten. Zum anderen haben die potentiellen
EU-Beitrittskandidaten und auch Kroatien nach wie vor mit
großen strukturellen, sozioökonomischen Problemen zu
kämpfen, die, zusätzlich verschärft durch die europäische
Wirtschaftskrise der letzten Jahre, eine hohe (Jugend-)
Arbeitslosigkeit und eine teils massive Abwanderung be-
sonders junger Menschen verursachen. Dem Bildungsbe-
reich fällt angesichts der angespannten Entwicklung eine
Schlüsselrolle bei der Bekämpfung dieser Probleme zu.
Im Europäischen Hochschulraum erfolgt die Zusammen-
arbeit mit den Ländern des Westlichen Balkans zuvor-
derst im Rahmen des Bologna-Prozesses auf der Basis
eines partnerschaftlichen Ansatzes durch Beratung und
Eine Insel inmitten Europas? – Bildungskooperation mit dem Westlichen Balkan
Peer Learning. Der Stand der Reform-Umsetzung variiert
dabei beträchtlich, wenn man die einzelnen Länder ver-
gleicht, ein Umstand, der von den Regierungsvertretern
der Bologna-Mitgliedstaaten im 2015 verabschiedeten
Jerewan Communiqué bemängelt wurde. Nur durch eine
kontinuierliche Verbesserung der Hochschulsysteme und
stärkere Einbeziehung der akademischen Gemeinschaften
könne der Europäische Hochschulraum sein volles Poten-
tial entfalten und so einen wichtigen Beitrag angesichts
aktueller Herausforderungen durch wirtschaftliche und
soziale Krisen, Arbeitslosigkeit, die Marginalisierung jun-
ger Leute, den demographischen Wandel und die Migrati-
onsdynamik leisten. Bei der Bologna-Reform-Umsetzung
rangieren Bosnien und Herzegowina, die ehemalige jugo-
slawische Republik Mazedonien, Kroatien, Montenegro
sowie Serbien im Mittelfeld. Albanien weist hier das deut-
lichste Entwicklungspotential auf, insbesondere bei der
Anerkennung von Prior Learning sowie der Unterstützung
von benachteiligten Studierenden. Kosovo hat derzeit auf-
grund der nach wie vor ungeklärten völkerrechtlichen Sta-
tusfrage eine Beobachterrolle inne.
Die Europäische Union, die über die Mitgliedschaft der
Europäischen Kommission am Bologna-Prozess beteiligt
ist, unterstützt die Erreichung der Reformziele durch viel-
fältige Initiativen. Seit 2007 erhielten Albanien, Bosnien
und Herzegowina, die ehemalige jugoslawische Republik
Mazedonien, Kosovo, Kroatien, Montenegro und Serbien
finanzielle Unterstützung unter anderem zur Modernisie-
rung ihres Hochschulbereichs über das Instrument für
Heranführungshilfe (Instrument for Pre-accession Assis-
tance – IPA) der Europäischen Union. Durch den EU-Bei-
tritt 2013 verließ Kroatien den Kreis der über das Finanzin-
strument geförderten Länder, zu dem auch Island und die
Türkei gehören.
Das Flaggschiff der Europäischen Union für die Umsetzung
der Reformziele im Bildungsbereich ist das Erasmus+ Pro-
gramm. Mit der so genannten „internationalen Dimension“
bietet Erasmus+ einen geographisch erweiterten Ansatz für
die Zusammenarbeit im Hochschulbereich.
Um die Zusammenarbeit mit Hochschulen in der Regi-
on zu stärken und deutsche Hochschulen bei Kooperati-
onsvorhaben zu unterstützen, hat die Nationale Agentur
für EU-Hochschulzusammenarbeit im DAAD (NA DAAD)
Der große Festsaal der Universität Belgrad während des Netzwerkseminars zur EU-Hochschulkooperation zwischen Deutschland und dem Westlichen Balkan im September 2015.
22
PROGRAMMINfORMAtIONEN
2015 einen regionalen Schwerpunkt auf den Westlichen
Balkan gelegt. So veranstaltete die NA DAAD Ende April
ein zweitägiges Erasmus+ Kontaktseminar mit Fokus auf
Mobilität mit Partnerländern mit Kroatien, Österreich und
Slowenien in Dubrovnik mit rund 80 Teilnehmern.
Der „Kapazitätsaufbau im Hochschulbereich“ stand im
Mittelpunkt eines weiteren Netzwerkseminars zur EU-
Hochschulkooperation zwischen Deutschland und dem
Westlichen Balkan. Hier trafen Ende September 21 deut-
sche Hochschulvertreter in Belgrad, Serbien, auf rund 100
Hochschulvertreter aus Albanien, Bosnien und Herzegowi-
na, Kosovo, Montenegro und Serbien, um ihre Projektide-
en auszutauschen.
Die Fördermöglichkeiten der EU werden durch nationale
Fördermöglichkeiten ergänzt. Neben der Individualförde-
rung durch Stipendien, beispielsweise für Graduierte und
Forscher oder im Rahmen von Fach- und Sprachkursen,
fördert der DAAD mit Mitteln des Auswärtigen Amtes
Hochschulnetzwerke in den Programmen „Akademischer
Neuaufbau Südosteuropa“ und „Ostpartnerschaften“.
Wie der Umsetzungsstand der Bologna-Reformen in den
Staaten des Westlichen Balkans, welcher diese in vielen
Aspekten im Vergleich mit den anderen Unterzeichner-
staaten im Mittelfeld verortet, zeigt, entfalten die geförder-
ten Hochschulkooperationen durchaus ihre Wirkung und
eröffnen Perspektiven in den Ländern. Bereits im Vorfeld
der von Bundeskanzlerin Angela Merkel einberufenen Ber-
liner Auftaktkonferenz der Westbalkan-Initiative im August
2015 trafen sich Hochschulvertreter aus dem Westlichen
Balkan sowie Deutschland, Frankreich, Italien und Slowe-
nien im Juli 2015 in Berlin und Halle für eine erste ge-
meinsame Wissenschaftskonferenz. Insgesamt scheint
eine weiterführende Unterstützung der Region nicht zu-
letzt angesichts der aktuellen Flüchtlingskrise erforderlich,
auch um einem aufkeimenden EU-Skeptizismus entge-
genzuwirken und die regionale Kooperation zu fördern.
Der Hochschulbereich nimmt hier mit den beschriebenen
Aktivitäten eine Vorreiterrolle ein.
Dr. Marco Brückner Referent für zentral verwaltete Erasmus+ Programmlinien Erasmus+ Leitaktion 2: Partnerschaften und Kooperationsprojekte
Ein Kapazitätsaufbauprojekt im Hochschulbereich
Creating the Network of Knowledge Labs for Sustainable and Resilient Environments
Koordinator: Universität Mitrovica
Deutscher Partner: RWTH Aachen
Partnerländer: Kosovo, Bosnien und Herzegowina, Serbien
„Ziel des Projektes ist die Entwicklung eines Curricu-lums sowie die Verbesserung der Lehre im Bereich nachhaltiges und resilientes Bauen. Im Westbalkan entwickelt sich resiliente und nachhaltige Gebäude-planung vor dem Hintergrund europäischer Normung zu einem wichtigen Themenfeld. Die universitäre Aus-bildung ist bisher begrenzt auf den Energiesektor. Um auf die vielseitigen Unsicherheiten, denen der Bausek-tor vor dem Hintergrund des Klimawandels ausgesetzt ist, reagieren zu können, entwickelt KLABS ein spezia-lisiertes Studienprofil. Ein interdisziplinäres Team erar-beitet Lösungen um zukünftige Planer im Westbalkan zu befähigen resiliente und nachhaltige Gebäudekon-zepte umzusetzen.“
Prof. Dr. Linda Hildebrand, Juniorprofessur Rezykliergerechtes Bauen, RWTH Aachen
Ein Beispiel eines Mobilitätsprojekts mit Ländern des Westlichen Balkans
Technische Fachhochschule Georg Agricola
Partnerländer: Albanien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro und Serbien
„Die Zusammenarbeit mit den Universitäten des Balkan ermöglicht einen Fachaustausch auf hohem Niveau und bietet darüber hinaus auch die Möglichkeit die kulturell und touristisch reizvollen Gegebenheiten der beteiligten Länder kennen zu lernen. Zwischen-zeitig wurde der englischsprachige internationale Masterstudiengang Geodesy and Land Management Studiengang akkreditiert, sodass ab 2016 ein Aus-tausch von Dozenten und Studenten begonnen und verstetigt werden kann, was jedoch nur auf der Basis
von Erasmus+ Fördermitteln realisiert werden kann.“
Prof. Dr.-Ing. Wilhelm Stelling, Vizepräsident für Hochschulentwicklung, Technische Fachhochschule Georg Agricola zu Bochum
23
PROGRAMMINfORMAtIONEN
Die deutschen Hochschulen sind mit dem westlichen
Balkan seit Jahrzehnten eng verbunden und haben im
Kontext des Stabilitätspakts für Südosteuropa ausgangs
der 1990er Jahre eine große Anzahl von Projekten mit
nachhaltigem Erfolg umgesetzt.
Durchaus überraschend kam angesichts dieser Ausgangs-
lage die zurückhaltende Beantragung von Mobilitätspro-
jekten im ersten Aufruf für die Mobilität mit Partnerländern
2015. Möglicherweise gründete der Angebotsüberhang
weniger in Zurückhaltung als in der vergleichsweise guten
Ausstattung des regionalen Budgets mit Mitteln zur Her-
anführung von Partnerländern (Pre-Accession)? Nach der
qualitativen Begutachtung stand noch fast die Hälfte des
Budgets von 2,9 Millionen EUR zur Verfügung; die verblei-
bende Summe wurde bis zum 24. September 2015 erneut
ausgeschrieben.
Um Vertreter deutscher Hochschulen bei der Entschei-
dungsfindung zu unterstützen und mögliche Anträge für
die zweite Runde zu forcieren, hat die Nationale Agentur
für EU-Hochschulzusammenarbeit (NA DAAD) im Juni
2015 kurzfristig eine zweitägige Fact Finding Mission
nach Pristina und Tirana organisiert. Mit einer Delegation
von zwölf Hochschulvertretern auf deutscher Seite und ei-
ner ähnlichen Anzahl auf kosovarischer bzw. albanischer
Seite fanden gezielte Kooperationsgespräche in Pristina
und Tirana statt.
Im Kosovo hatten wir die Freude, vom Rektor der Univer-
sität Pristina und der deutschen Botschafterin und DAAD-
Alumna Angelika Viets begrüßt zu werden. Frau Viets kün-
digte mit Blick auf den Kosovo schon für das kommende
Jahr eine Liberalisierung der Visaerteilung auch für den
akademischen Zusammenhang an. Für das Treffen mit al-
banischen Hochschulen stellte uns die deutsche Botschaft
in Tirana ihre Sitzungsräume zur Verfügung.
Der Erfolg der eher informell gestalteten Gesprächsrun-
den ließ nicht lange auf sich warten: Zur Antragsfrist im
September 2015 gingen 45 Anträge für die Länder des
westlichen Balkans ein und das verfügbare Budget war
zweifach überzeichnet. Ein unmittelbarer Erfolg der Fact
Finding Mission, waren Anträge von beinahe allen Teil-
nehmern der Reise darunter.
Dr. Markus Symmank Leiter Erasmus+ Leitaktion 1: Mobilität von Einzelpersonen
Fact Finding Mission in den Kosovo und nach Albanien
Die größte Bibliothek des Landes: Die National- und Universitätsbibliothek des Kosovo in Pristina.
PROGRAMMINfORMAtIONEN
24
Seit 2015 ermöglicht Erasmus+ mit der neuen Förder-
linie Mobilität mit Partnerländern den Austausch mit fast al-
len Regionen der Welt: Studierende und Hochschulperso-
nal können dabei zwischen Erasmus+ Programmländern in
Europa und Partnerländern rund um den Globus gefördert
werden. Für Deutschland stehen in dieser Förderlinie bis
2020 jährlich 12,8 % des europäischen Budgets zur Ver-
fügung.
Für 2015 können wir eine überaus positive Bilanz ziehen.
In zwei Antragsrunden konnte die Gesamtsumme von
15,5 Mio. EUR vollständig bewilligt werden, dem gegen-
über steht ein Gesamtantragsvolumen von rund 31 Mio.
EUR. Deutschland schneidet im Vergleich der europäi-
schen Länder damit bei der Budgetausschöpfung beson-
ders gut ab. Im ersten Jahr der Programmlinie wurden 104
der 167 formal förderfähigen Projekte ganz oder teilweise
auf Grundlage einer qualitativen Begutachtung bewilligt.
Damit haben deutsche Hochschulen Erasmus+ Verträge
für die Mobilität mit 225 Partnerländern weltweit.
Da sich die Fördermittel aus unterschiedlichen Finanz-
instrumenten der Europäischen Kommission (Nachbar-
schaftsinstrument, Entwicklungszusammenarbeit, Heran-
führungshilfe, Partnerschaftsinstrument und Europäischer
Entwicklungsfonds) speisen, sind mit den Regionen auch
unterschiedliche Prioritäten und Ziele verbunden. Um die
Programmziele auf europäischer Ebene für die Zusam-
menarbeit mit Partnerländern zu erreichen, gelten für die
Förderung von Mobilität mit einzelnen Regionen gewissen
Einschränkungen, so zum Beispiel hinsichtlich der Förde-
rung von Studierenden in verschiedenen Studienzyklen.
Im Rahmen der unterschiedlichen Budgetanteile für die
Regionen waren insbesondere folgende Länder bei deut-
schen Hochschulen sehr nachgefragt:
Ran-king
Land finanzinstrument Anzahl Anträge
1 Israel ENI Nachbarschaft Süd 38
2 Russland ENI & PI Russland 37
3 Serbien IPA Westlicher Balkan 30
4 Ukraine ENI Nachbarschaft Ost 27
5 USA PI Nordamerika 21
6 China DCI Asien 18
7 Georgien ENI Nachbarschaft Ost 17
8 Brasilien DCI Lateinamerika 14
9 Mexiko DCI Lateinamerika 12
10 Australien/Kanada
PI Industrieländer/PI Nord-amerika
11
Im aktuellen Aufruf 2016 bleibt das Budget für die Eras-
mus+ Mobilität mit Partnerländern ungefähr auf dem Ni-
veau von 2015. Mit der Erweiterung um ein weiteres Fi-
nanzinstrument für die Länder Afrikas, der Karibik und des
Pazifik (AKP-Staaten) im Volumen von rund 680.000 EUR
stehen deutschen Hochschulen damit 16,5 Mio. EUR für
die Mobilität mit Partnerländern zur Verfügung.
Andrea Fielenbach Referentin für Mobilität mit Partnerländern Erasmus+ Leitaktion 1: Mobilität von Einzelpersonen
Mobilität mit Partnerländern (International Credit Mobility, ICM)
Interview mit Graham Wilkie, Referent für Internationale Kooperation und Programme in der Exekutivagentur Bildung, Audiovisuelles und Kultur (EACEA)
Graham Wilkie ist studierter Neurowissenschaftler. Nach seinem Wechsel zur britischen Regierung war er an Programmen zu For-schung und Entwicklung der EU involviert. 1997 nahm er bei der Generaldirektion Forschung mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften im Rahmen des Marie-Curie-Programms seine Tätigkeit für die Euro-päische Kommission auf.
Seit 2012 ist er Teil des Teams für internationale Beziehungen der Exekutivagentur Bildung, Audiovisuelles und Kultur (EACEA) der EU-Kommission. Arbeitsschwerpunkt ist die Förderung von Partnerschaften zwischen europäischen Universitäten und ihren weltweiten Pendants.
Graham, ich möchte Ihnen noch einmal für Ihre Teilnah-
me an der Erasmus+ Jahrestagung danken. Ihr Beitrag
zum Workshop zur internationalen Mobilität zum Erwerb
von Leistungspunkten war für die deutschen Hochschu-
len äußerst informativ.
Bitte sagen Sie uns, wie Sie die Hauptergebnisse der
ersten Projektantragsrunde zur internationalen Mobilität
zum Erwerb von Leistungspunkten mit Partnerländern
im Jahr 2015 bewerten.
Interview
PROGRAMMINfORMAtIONEN
25
Die Europäische Kommission ist mit den positiven Reak-
tionen der Hochschulen (HEIs) aus ganz Europa auf die-
se erste Antragsrunde zur internationalen Mobilität zum
Erwerb von Leistungspunkten sehr zufrieden. Die Maß-
nahme ist, wie die deutschen Hochschulen wissen, hoch-
komplex. 2015 gab es zehn verschiedene Budgetkatego-
rien, 2016 werden es sogar elf sein und mindestens drei
verschiedene Regelwerke zur Verwendung dieser Budgets.
Es stellt das Interesse der Hochschulen in Europa unter
Beweis, dass die Nachfrage nach dieser neuen Maßnah-
me trotz ihrer Komplexität und dem relativ kleinen Budget
(121 Mio. EUR) so groß war.
Bei der ersten Antragsfrist im März 2015 wurden die
verfügbaren Budgets unterschiedlich stark nachgefragt.
Manche Regionen, zum Beispiel Nordamerika, Latein-
amerika und der größte Teil Asiens, waren bei allen euro-
päischen Ländern gleichermaßen beliebt. Die Nachfrage
nach anderen Regionen, die näher an der eigenen liegen
wie die westlichen Balkanstaaten, waren bei relativ groß-
zügigen Budgets nur gering nachgefragt. Nach der Frist
im März waren noch über 30 Mio. EUR verfügbar, sodass
wir uns für eine weitere Antragsrunde im September 2015
entschieden. Die Ergebnisse sind sehr ermutigend, und
das Interesse ist in den meisten europäischen Ländern
groß. Die Ergebnisse für Deutschland sind hervorragend,
und der kleine Rest an Mitteln, die für 2015 noch übrig
sind, wird in das kommende Jahr übernommen.
Das ist ein hervorragender Start für eine anspruchsvolle
neue Maßnahme.
Welche Auswirkungen erwarten Sie für 2016, insbeson-
dere bei der regionalen Verteilung der Mittel?
Die relative Größe der einzelnen Budgetkategorien wird
sich über die Dauer von Erasmus+ nicht ändern. Wir haben
den Eindruck, dass die Hochschulen mittlerweile wissen,
dass uns beispielsweise für den südlichen Mittelmeerraum
das fünffache Budget wie für Nord- oder Lateinamerika zur
Verfügung steht. Bei der zweiten Antragsrunde 2015 ist
diese Information zu den unterschiedlichen Budgetgrößen
besser durchgedrungen, und wir hoffen, dass wir 2016 mit
einer Antragsrunde auskommen.
Zudem haben wir 2016 zum ersten Mal ein neues Bud-
get für afrokaribische und pazifische Länder. Es ist ein
bescheidenes Budget in etwa in der Höhe des Budgets
für Lateinamerika, das eine große Anzahl an Ländern
abdecken muss, aber wir hoffen auf großes Interesse in
Deutschland und ganz Europa an Partnerschaften mit die-
sen neuen Ländern.
Welche Empfehlungen können Sie den deutschen Hoch-
schulen für die Beteiligung an der internationalen Mobili-
tät zum Erwerb von Leistungspunkten geben?
Wir sind uns gar nicht so sicher, ob wir den deutschen
Hochschulen noch viel sagen können – ich habe auf der
Jahrestagung im Wesentlichen zugehört, um über Best
Practices zu lernen!
Wir geben allen europäischen Hochschulen bei Antragstel-
lung den Rat, darauf zu achten, den Antrag mit Blick auf
die verfügbaren Budgets zu stellen und die Perspektive der
vorgesehenen Partnereinrichtungen in das Antragsformu-
lar aufzunehmen. Natürlich haben deutsche Hochschulen
sehr gute Gründe für die Zusammenarbeit mit kasachi-
schen, bolivianischen oder albanischen Hochschulen, die
sich im Antragsformular meist auch einfach belegen las-
sen. Welchen Nutzen eine albanische Hochschule erzielt,
warum die Internationalisierungsstrategie einer kasachi-
schen Universität relevant ist oder wie in Bolivien Leistungs-
punkte anerkannt werden, die die Austauschstudenten in
Deutschland erwerben, geht aus manchen Anträgen dage-
gen weniger klar hervor. Solche Details entscheiden darü-
ber, ob ein Antrag nur gut oder auch erfolgreich ist.
Welche Empfehlungen können Sie Hochschulen für die
Antragsrunde 2016 geben, die Projekte und Kooperatio-
nen mit ihren Partnerländern fortführen möchten?
Sie sollten ihre Erwartungen zügeln. Ich habe es auf der
Tagung gesagt und kann es nur wiederholen: Es ist für
den DAAD alles andere als leicht, die Wünsche der deut-
schen Hochschulen zur Maßnahme zur internationalen
Mobilität zum Erwerb von Leistungspunkten zu erfüllen.
Hochschulen, die Projekte verlängern wollen, welche
2015 angenommen wurden, können nur versuchen, ei-
nen möglichst guten Antrag zu stellen. Aber sie sollten
nicht erwarten, dass sie 2016 automatisch finanziert wer-
den, nur weil das 2015 so war.
Wir wissen, dass auch viele weitere deutsche Hochschu-
len Partnerschaften aufbauen wollten, für die keine Mittel
verfügbar waren. Anders gesagt: Hervorragende Projekte
mit sehr guten Bewertungen wurden nicht immer finan-
ziert, wenn sie mit sehr beliebten Regionen durchgeführt
werden sollten. Es war etwas einfacher, Mittel für Projekte
mit Balkanländern einzuwerben, als für Projekte mit Latein-
amerika. Das wird auch 2016 gelten. Konzipieren Sie Ihre
Anträge also entsprechend – und dann viel Glück!
Das Interview führte Andrea Fielenbach Referentin für Mobilität mit Partnerländern Erasmus+ Leitaktion 1: Mobilität von Einzelpersonen
26
PROGRAMMINfORMAtIONEN
In Vielfalt geeint – getreu diesem europäischen Symbol
sind die deutschen Hochschulen und andere Institutionen
aus der Hochschulbildung mit ihren europäischen Partnern
im Rahmen ihrer Erasmus+ Strategischen Partnerschaften
in vielen unterschiedlichen Fachgebieten aktiv. Innovation,
Zukunftsorientierung und Vielfalt für den europäischen Bil-
dungsraum sind dabei wesentliche Grundlagen für erfolg-
reiche Projekte.
Aktuelle Projektthemen und Beispiele guter Praxis
Die multinationale Entwicklung und Nutzung von neuen
Lehrmodulen und E-Learning-Plattformen für verschiede-
ne Studiengänge, gemeinsame Curricula zur Förderung
unternehmerischer Kompetenzen insbesondere für Ab-
solventen in strukturschwachen Regionen Europas, die
Förderung der Beschäftigungsfähigkeit von Absolventen
auch exotischerer Studienfächer oder innovative Ansätze
in der Lehrerausbildung sind wenige Beispiele für aktuelle
Projektthemen. Variatio delectat: Verschiedene nationale
Ansätze auf europäischer Ebene erfolgreich zusammen-
zuführen, gemeinsam weiterzuentwickeln, zu verbreiten
und für die Zukunft zu nutzen sind Ziele, die von allen Be-
teiligten mit viel Engagement vorangetrieben werden. Die
Produkte und Ergebnisse der Projekte kommen dabei nicht
nur den kooperierenden Partnerorganisationen bzw. ihren
Lehrenden und Studierenden zugute, sondern sollen der
breiten Öffentlichkeit als Beispiele guter Praxis zugänglich
gemacht werden.
Kick-Off Meeting und thematisches Monitoring
Im Oktober 2015 trafen sich die Koordinatorinnen und
Koordinatoren der 14 seit September 2015 geförder-
ten Erasmus+ Strategischen Partnerschaften, zu einer
Einführungsveranstaltung in Bonn, an der auch einige
der europäischen Projektpartner teilnehmen konnten.
Die NA DAAD begleitet ihre Vertragsnehmer kontinu-
ierlich und bietet daher jährlich so genannte Kick-Off-
Veranstaltungen an, um neuen Koordinatoren einen
möglichst reibungslosen Einstieg in die Projektförde-
rung zu ermöglichen. Während des weiteren Projekt-
verlaufs finden jährliche thematische Monitoringtreffen
für alle geförderten Projekte sowie weitere individuelle
Monitoring-Maßnahmen und Vor-Ort-Besuche durch
die NA DAAD statt.
Erfolgreiches Management von Strategischen Partner-
schaften basiert auch darauf, dass das Projektkonsortium
in strukturierter und kontinuierlicher Form die durch die
EU-Kommission vorgegebenen vertraglichen und finanzi-
ellen Förderregeln umsetzt. Das Kick-off-Meeting begann
daher mit detaillierten Informationen und Tipps für die
neu gestarteten Projekte. Die Erasmus+ Programmziele,
die Umsetzung der EU-Qualitätskriterien im Projektver-
lauf, ein effektives Finanzmanagement sowie die forma-
le Vertragsabwicklung durch alle am Projekt beteiligten
Organisationen bildeten den inhaltlichen Rahmen dieser
Einführung.
Das anschließende gemeinsame thematische Monitoring
für alle seit dem Beginn von Erasmus+ geförderten Pro-
Kick-off-Meeting und Thematisches Monitoring für Erasmus+ Strategische Partnerschaften im Oktober 2015 in Bonn
Projektdarstellung der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in München: DECAMP: Open Distributed European virtual. CAMPus on ICT Security.
27
PROGRAMMINfORMAtIONEN
jekte, bot eine willkom-
mene Gelegenheit, sich
über effiziente Strategien
der Projektumsetzung
und Verstetigung aus-
zutauschen. Eine Poster
Session aller Teilnehmer
als Warm-up vermittelte
einen umfassenden Ein-
blick in die Konzeption
der aktuell geförderten
Projekte, insbesondere,
was den europäischen
Mehrwert, den spezifi-
schen Innovationsgehalt
und die jeweiligen Akti-
vitäten zur Verstetigung
nach Ablauf der EU-För-
derung betrifft.
Zentrales Thema der
anschließenden Work-
shops waren die für eine erfolgreiche Zusammenarbeit
in Projektgruppen erforderlichen Kommunikations- und
Entscheidungsstrukturen. Die Teilnehmer diskutierten die
personellen, fachlichen und organisatorischen Rahmen-
bedingungen, die für die Kommunikation innerhalb und
außerhalb einer Erasmus+ Strategischen Partnerschaft für
den Erfolg notwendig sind. Zwei sehr anschauliche Projekt-
beispiele der Hochschule München und der Hochschule
Magdeburg gaben einen detaillierten Einblick in Kommu-
nikationsstrukturen, die durch gemeinsam beschlossene
Regeln einerseits die notwendige Verbindlichkeit schaffen,
andererseits den Mitgliedern der Projektgruppe dennoch
genügend gestalterischen Spielraum lassen.
Als ebenso wichtig stellten sich im Laufe der Diskussionen
die Schaffung geeigneter Entscheidungsstrukturen sowie
eine klare Verteilung von Verantwortlichkeiten heraus. Die
Akzeptanz von Entscheidungen innerhalb der Projektgrup-
pe ist ein wesentlicher Faktor für das Projektgelingen und
sollte nach einhelliger Meinung der Teilnehmer innerhalb
des Konsortiums so früh und so präzise wie möglich ge-
klärt werden.
Nachhaltigkeit und Dissemination
Ein Ziel der Förderung von Erasmus+ Strategischen Part-
nerschaften ist eine sichtbare Nachhaltigkeit der Aktivitä-
ten an den beteiligten Institutionen. Darüber hinaus sol-
len die Projektaktivitäten und ihre Ergebnisse so weit wie
Erfolgreiches Projektmanagement: Lena Pankert (NA DAAD) und und Projektadministratorin Ludmila Samochwalow (Johannes Gutenberg-Universität) beim Beratungsgespräch.
möglich verbreitet und für andere Organisationen sicht-
bar gemacht werden. Dies geschieht auf europäischer,
nationaler, regionaler, institutioneller und auch auf indi-
vidueller Ebene. Ein Verbreitungs- und Nutzungskonzept
ist bereits mit dem Projektantrag einzureichen, in dem
konkrete Aktivitäten und Zielgruppen benannt sein sol-
len. Die eigentliche Verbreitung und Nutzung von Ergeb-
nissen soll sukzessive bereits während der Projektlaufzeit
geschehen, um bestmögliche Aktualität zu gewährleis-
ten.
Neben der Verbreitung über projektspezifische Medi-
en und Informationskanäle hat die EU-Kommission die
Erasmus+ Project Results Platform eingerichtet, auf der
Interessenten Beschreibungen und Kontaktdaten zu den
Erasmus+ Strategischen Partnerschaften und zu allen EU-
geförderten Bildungsprojekten finden können. Die Projekt-
teilnehmer selbst werden dort auch ihre Ergebnisse und
Produkte einstellen.
Projektplattform der EU
http://ec.europa.eu/programmes/erasmus-plus/projects/
Britta Schmidt Referentin für Erasmus+ Strategische Partnerschaften Erasmus+ Leitaktion 2: Partnerschaften und Kooperationsprojekte
28
PROGRAMMINfORMAtIONEN
„Wenn ich die europäische Einigung noch einmal
zu tun hätte, würde ich mit der Kultur beginnen“,
soll Jean Monnet, der im französischen Cognac gebo-
rene Sohn eines Weinhändlers und Gründungsvater der
europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl, gesagt
haben. 1952 wurde er erster Präsident der Hohen Behör-
de dieser Organisation, der sog. „Montanunion“, die nach
dem Zweiten Weltkrieg durch die Zusammenführung von
wirtschaftlichen Schüsselsektoren die europäische Integ-
ration fördern sollte und als Vorläuferin der heutigen Euro-
päischen Union gilt.
Sein ganzes Leben lang sah Monnet die politische Union
als langfristiges Ziel der wirtschaftlichen Integration an. Er
erkannte sehr früh, dass die europäische Integration nur
dann zustande kommen würde, wenn alle – sowohl po-
litische und wirtschaftliche Entscheidungsträger als auch
die Bürger – aktiv an der Einigung der größten europä-
ischen Rivalen der zurückliegenden Jahrzehnte beteiligt
wären. Insbesondere sollte die akademische Welt einbe-
zogen werden, um das damals völlig neuartige Konzept
der europäischen Integration unabhängig zu erforschen.
So unterzeichnete die Hohe Behörde in Luxemburg bereits
1953 einen ersten Forschungsvertrag mit einem Professor
der Pariser Sciences Po, Pierre Gebet, der die Ursprün-
ge des Schuman-Plans erforschen sollte. 1958 schuf die
Sciences Po einen Preis für Dissertationen, der sich an
Hochschulen in den Mitgliedstaaten und darüber hinaus
richtete. 1960 wurde die Abteilung für Hochschulinforma-
tionen und Jugend (Vorgängerin der heutigen Generaldi-
rektion Kommunikation) eingerichtet, die bis 1989 rund
900 Stipendien an junge Forscherinnen und Forscher, die
sich mit europäischer Integration befassten, sowie Förder-
mittel für die Einführung europäischer Integrationsstudien
an Hochschulen vergab. Dies war die Grundlage für die
1989 ins Leben gerufene Jean Monnet-Aktion, die die
akademische Forschung im Bereich Europäische Integra-
tion fördern sollte.
Jean Monnet in Erasmus+
Seit 2014 sind die Jean Monnet-Aktivitäten Bestandteil
des EU-Bildungsprogramms Erasmus+ und sollen somit
einen akademischen Beitrag zur Europa 2020-Strategie
leisten. Ziele sind in erster Linie die Förderung der Be-
Über Europa lehren, forschen und debattieren – die Jean Monnet-Aktivitäten
schäftigungsfähigkeit junger Absolventen durch die Ver-
stärkung der europäischen Dimension in den Curricula; die
Stärkung einer aktiven Bürgerschaft durch ein besseres
Verständnis der Europäischen Union; die Unterstützung
von jungen Wissenschaftlern und Professoren, die sich
im Bereich Europäische Studien spezialisieren möchten,
sowie die Förderung der Karriereaussichten für akademi-
sches Personal.
Im Bereich „Lehre und Forschung zur europäischen Inte-
gration“ werden Module, Lehrstühle und Exzellenzzentren
an Hochhochulen gefördert. Im Bereich „Politische Debat-
te mit der akademischen Welt“ werden Netzwerke und
Projekte unterstützt, die Innovation, Ideenaustausch und
die Verbreitung von EU-Inhalten von der Basis aufwärts
fördern. Eine dritte Förderlinie richtet sich speziell an Ver-
bände, die zur Erforschung des europäischen Integrati-
onsprozesses beitragen.
Globale Reichweite und neuer Fokus in Erasmus+
Ursprünglich richtete sich die Jean Monnet-Aktion an
Wissenschaftler der Mitgliedsstaaten, bevor sie in den
neunziger Jahren auf die Beitrittsländer der Europäischen
Das Jean Monnet-Modul Mobilität der EU-Bürger – eine Wachstumschance für Europa der Europa-
Universität Viadrina in Frankfurt/Oder umfasst drei
Lehrveranstaltungen zu Themen der EU-Arbeitnehmer-
freizügigkeit, die aus interdisziplinärer Sicht behandelt
werden. In diesem Rahmen organisieren die Studieren-
den jährliche Runde Tische für die lokale Fachöffent-
lichkeit und für Entscheidungsträger in der Grenzregion.
Zudem werden Webinare für Experten und Studierende
aus anderen EU-Ländern angeboten, die einen verglei-
chenden Blick über die Thematik vermitteln und so die
geographische Reichweite des Projekts erweitern. Die
Ergebnisse der Lehre werden als E-Books mit Essays
der Teilnehmer veröffentlicht. Das Jean-Monnet-Modul
wird von Frau Dr. Schöll-Mazurek, Nachwuchswissen-
schaftlerin am Zentrum für Interdisziplinäre Polenstudi-
en, geleitet und ab 2015 im Rahmen eines bestehen-
den Masters in European Studies (MES) angeboten.
29
PROGRAMMINfORMAtIONEN
„Jean Monnet“ in Kürze
1. Lehre und Forschung im Bereich EU-StudienLehrmodule• mind. 40 Unterrichtsstunden pro
akademischem Jahr
• Förderung: max. € 30.000 für 3 Jahre
Lehrstühle• mind. 90 Unterrichtsstunden pro
akademischem Jahr
• Förderung: max. € 50.000 für 3 Jahre
Exzellenzzentren• Eine oder mehrere Hochschulen
• Förderung: max. € 100 000 für 3 Jahre
2. Politische Debatte mit der akademischen WeltProjekte• Förderung: max. € 60.000 für 12 bis
• 24 Monate
Netzwerke• mind. 3 Partner aus 3 verschiedenen Ländern
• Förderung: max € 300.000 für 3 Jahre
3. Förderung von Vereinen• Förderung: max. € 50.000 für 3 Jahre
Antragstellung• durch die individuelle Hochschule
• Jährlich, Antragsfrist 2016: 25. Februar 2016
• zentral bei der EACEA in Brüssel
Union ausgedehnt wurde. Heute können sich Hochschu-
len weltweit beteiligen. Zwischen 1989 und 2015 nahmen
rund 800 Hochschulen weltweit am Programm teil, indem
sie Jean Monnet-Lehrangebote in ihre Curricula integrier-
ten. In Deutschland wurden in diesem Zeitraum insge-
samt 84 Aktivitäten gefördert, davon 17 in den zwei ersten
Erasmus+ Auswahlrunden (2014 und 2015).
In vieler Hinsicht ist die Beteiligung an den Jean Monnet-
Aktivitäten für Hochschulen besonders interessant: Im Ge-
gensatz zu allen anderen EU-Kooperationsprogrammen
können Hochschulen auch ohne Beteiligung weiterer In-
stitutionen einen Antrag stellen. Außerdem ist die Erfolgs-
quote unter Erasmus+ vergleichsweise hoch: 29 % der
Anträge wurden 2015 bewilligt. Einen Wettbewerbsvorteil
hat ein Antrag, der bewusst auf die neuen Schwerpunkte
unter Erasmus+ eingeht: Erstens will die EU eine Diver-
sifizierung und Stärkung von EU-bezogenen Themen in
den Curricula erreichen; insbesondere Fächer mit weniger
offensichtlichem EU-Bezug wie z.B. Naturwissenschaften,
Architektur, Medizin, Soziologie etc., sollen davon profitie-
ren. Es empfiehlt sich also, die Zielgruppen entsprechend
zu erweitern, indem man z. B. ein Modul interdisziplinär
ausrichtet und das Angebot für Studierende mehrerer
Fachrichtungen anbietet. Zweitens gibt es das Ziel, eine
junge Generation von Dozenten für EU-Studien heran-
zubilden, weshalb 20 % der bewilligten Jean Monnet-
Module an junge Dozenten vergeben werden, die ihre
Promotion in den letzten fünf Jahren absolviert haben.
Diese Zielgruppe sollte also in den Antrag eingebunden
werden, oder diesen auch stellen.
Nutzen für die Hochschulen
Mithilfe von Jean Monnet-Aktivitäten kann die Qualität
der Lehre und Forschung durch innovative Curricula, Ge-
winnung von exzellenten Studierenden, stärkere internati-
onale Vernetzung und zusätzliche finanzielle Ausstattung
der Lehre verbessert werden. So wird ein stimulierendes
Arbeitsumfeld geschaffen und die berufliche Entwicklung
des wissenschaftlichen Nachwuchses gefördert. Durch
die Stärkung der europäischen Dimension in den Curri-
cula werden Kompetenzen und Beschäftigungsfähigkeit
der Absolventen verbessert. „Jean Monnet“ ist mithin ein
nützliches Instrument, um das Profil und die Attraktivität
der Hochschule national und international zu schärfen.
Das Potential dieser Aktivitäten in Erasmus+ wartet noch
darauf, von den deutschen Hochschulen verstärkt genutzt
zu werden.
Projektdatenbank (2007-2015)https://eacea.ec.europa.eu/JeanMonnetDirectory/#/search-screen/
Beate Körner Leiterin Erasmus+ Leitaktion 2: Partnerschaften und Kooperationsprojekte
Elisabeth Tauch Jean Monnet-Aktivitäten Erasmus+ Leitaktion 2: Partnerschaften und Kooperationsprojekte
30
PROGRAMMINfORMAtIONEN
Jean Monnet-Lehrstuhl Europe in the Global EconomyProf. Dr. Harald Sander vom Schmalenbach Institut für Wirtschaftswissenschaften der TH Köln ist Inhaber des 2014 bewilligten Jean Monnet-Lehrstuhls Europa in the Global Economy. „Grundlage unseres Projekts ist die Er-kenntnis, dass sich regionale Integration und die globa-le wirtschaftliche Integration gegenseitig ergänzen: Um weiter zu wachsen, ist die Europäische Union einerseits auf die Weltwirtschaft angewiesen und muss anderer-seits die Europäische Integration fördern und sichern“, erläutert Professor Sander. Die enge Zusammenarbeit au-ßereuropäischer und europäischer Akteure in Forschung und Lehre sei die Basis für neue Ideen und letztendlich erfolgreiche Innovationen. Im Rahmen seines Jean Mon-net-Lehrstuhls möchte Professor Sander solche Koope-rationen bereits unter Studierenden fördern. So arbeiten im innovativen Summer School-Konzept „Europäische Integration und Europas Rolle in der Weltwirtschaft“ au-ßereuropäische Studierende gemeinsam mit deutschen und Erasmus-Studierenden aus verschiedenen Fachrich-tungen an Projekten zu europäischen Themen. Durch die Öffnung dieses Lehrangebots für alle Studierenden der
Hochschule werden Europäische Studien ein regulärer Bestandteil des Curriculums.
Weitere Aktivitäten des Lehrstuhls sind die Erstellung von neuen Lehrmaterialien und –formaten, um mehr Studie-rende in und außerhalb der Hochschule zu erreichen, sowie die Stärkung der internationalen Forschungszu-sammenarbeit in relevanten EU-Thematiken mit der Universität Maastricht, der Universität Warschau und Partnern aus Australien. So wird die Heranbildung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswis-senschaftler im Bereich Europäische Integrationsstudien gefördert. Nicht zuletzt adressiert der Monnet-Lehrstuhl die breitere Öffentlichkeit, indem er zu Vorträgen, Podi-umsdiskussionen und öffentlichen Diskussionen zu zent-ralen europäischen Themen einlädt.
„Die Auszeichnung mit dem Jean Monnet-Lehrstuhl be-lohnt die Anstrengungen der Fachhochschule Köln bei der Einführung von innovativen Lehrkonzepten“ sagte Prof. Dr. Christoph Seeßelberg, früherer Präsident der Fachhoch-schule Köln. „Die Zusammenarbeit in interdisziplinären und interkulturellen Teams ermöglicht es den Beteiligten, das Thema Europäische Union aus neuen Blickwinkeln und Perspektiven zu betrachten“, so Seeßelberg weiter.
Prof. Dr. Wolfgang Wessels Jean Monnet-Lehrstuhl, Institut für Politische Wissenschaft und Euro päische Fragen, Universität zu Köln
„Das Jean Monnet Programm hat die Lehre stark inter-
nationalisiert, aber auch zahlreiche Anstöße und Kon-
takte für transnationale Forschungsprojekte geliefert. Ein
nicht zu unterschätzender Vorteil des Programms liegt in
seinem weltumspannenden Netzwerk. Als Jean Monnet
Chairholder wird man Mitglied der globalen Community
der Monnet Professorinnen und Professoren. Für unsere
Studierenden ließen sich zahlreiche außergewöhnliche
internationale und praxisbezogene Programme, wie Ex-
kursionen nach Paris, Berlin und Brüssel, gemeinsam
mit Studierenden, beispielsweise aus Frankreich und der
Türkei, anbieten. Für Wissenschaftler bietet das Monnet
Programm zudem wertvolle Gelegenheiten zum Aus-
tausch zur EU bezogenen Lehre.“
Das 2014 bewilligte Jean Monnet-Projekt „Frühe
Europa-Bildung: Bausteine für den Unterricht in der
Grundschule“ der Pädagogischen Hochschule Schwä-
bisch Gmünd hat zum Ziel, einen frühzeitigen und at-
traktiven Europaunterricht zu ermöglichen. Das Projekt
entwickelt konkrete und innovative Bausteine, die nach-
haltig in den Sachkunde-Unterricht an Grundschulen
Eingang finden können. Die Aktivitäten umfassen Lehr-
veranstaltungen, Seminare für Lehramtsanwärterinnen,
Lehramtsanwärter und -lehrende, öffentliche Vorträge,
Tagungen und eine Evaluationsstudie an Grundschulen.
Jean Monnet-Projekttagung an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd unter Leitung von Prof. Dr. Stefan Immerfall und Dr. Klaus Detterbeck.
Projektbeispiele
31
PROGRAMMINfORMAtIONEN
An der Universität zu Köln wurde unlängst das Jahres-
treffen der Lokalen Erasmus+ Initiativen (LEI) mit der Wes-
tern European Platform verknüpft
Mehr als drei Millionen Studierende und 300.000 Lehren-
de waren bereits mit dem Erasmus-Programm im Ausland.
Dass diese Erfolgsgeschichte weitergehen kann erfordert
einen beständigen Dialog, den der DAAD als Nationale
Agentur für die EU-Hochschulzusammenarbeit gezielt för-
dert. Beim jüngsten Treffen der Western European Plat-
form (WEP) des internationalen Erasmus Student Network
(ESN) stand unter anderem das Thema Employability im
Fokus einer Diskussion mit Studierendenvertretern, die
Dr. Hanns Sylvester, Direktor der Nationalen Agentur im
DAAD (NA DAAD), moderierte.
Verknüpft wurde die WEP im November mit dem Jahres-
treffen der von der NA DAAD mit Mitteln des BMBF ge-
förderten Lokalen Erasmus+ Initiativen an der Universität
zu Köln. Die LEI sind studentische Hochschulgruppen, de-
ren Mitglieder aufgrund eigener positiver Erfahrungen für
Auslandsaufenthalte werben. Ihre Aktivitäten sind vielfäl-
tig; so bieten die LEI unter anderem Internationale Abende
und Exkursionen an. Sie sind für die Studierenden oft die
ersten Ansprechpartner und helfen Interessierten bei allen
Fragen des täglichen und studentischen Lebens. „Die Mit-
glieder der LEI bekommen von uns regelmäßig aktuelle In-
formationen über das Erasmus+ Programm. Sie sind sehr
interessiert an der Weiterentwicklung des Programms und
klären zum Beispiel auch Fragen von Studierenden, wenn
das Programm in Medienberichten verfälscht dargestellt
wird“, so die NA DAAD.
Die jährlichen Treffen der LEI dienen in erster Linie dem
Erfahrungsaustausch untereinander. 2015 beschäftigten
Für Austausch und Netzwerke: Vom Wert der Erasmus-Erfahrung
sich die Studierenden in Arbeitsgruppen mit Fragen der
Anerkennung von Studienleistungen im Ausland, aktuellen
Entwicklungen rund um die Themen Migration und Integ-
ration und die politische Dimension von Auslandsmobilität,
wie sie etwa im verbindenden Austausch mit Erasmus+ in
Osteuropa zum Ausdruck kommt. Anschließend erhielten
die Vertreterinnen und Vertreter der LEI die Möglichkeit,
sich aktiv an den Tagungsangeboten der WEP zu betei-
ligen, um neue Kontakte zu knüpfen und Impulse für ihr
weiteres Engagement an der Hochschule zu sammeln.
Podiumsdiskussion mit Erasmus-Alumni
Moderiert von Hanns Sylvester diskutierten Alumni an
der Kölner Universität unter der Überschrift My Erasmus
Experience. In der Diskussion wurde deutlich, wie Eras-
mus+ den Alumni geholfen hat, ihr persönliches Profil zu
schärfen. „Die Entscheidung, im Ausland zu arbeiten, fällt
einem leichter“, sagt Dr. Jasmin Zahn über ihre Erasmus-
Erfahrung. Sie arbeitet inzwischen als Application Engi-
neer für einen innovativen Mikroskophersteller in den Nie-
derlanden.
Der Erfolg und die Anerkennung für Erasmus+ sind nur
eine Seite der Medaille. „Wir registrieren immer wieder,
nicht zuletzt durch unseren Austausch mit Unternehmen,
wie sehr Arbeitgeber die Auslandserfahrungen schätzen“,
so Hanns Sylvester. Er sagt aber auch, dass sich die Aus-
wirkungen von studienbezogenen Auslandsaufenthal-
ten auf die spätere Beschäftigung der Studierenden nur
schwer statistisch abbilden lassen. Zu vielschichtig sind
oft die Gründe, die über die Auswahl eines Bewerbers
Die Diskutanten (v. l. n. r.): Valentin Dupouey, Matthew Clemo, Lloyd Huitson, Moderator Hanns Sylvester, Jasmin Zahn und Nino Wilkins.
Hanns Sylvester auf dem Podium in Köln: Wertschätzung der Auslands-erfahrung.
32
PROGRAMMINfORMAtIONEN
entscheiden. Und außerdem: Auslandsaufenthalte fördern
mit der aktuell viel diskutierten „Employability“ nicht nur
die bloße Beschäftigungsfähigkeit. Vielmehr geht es da-
rum, in unterschiedlichsten beruflichen Zusammenhän-
gen einsatzfähig zu sein - und damit auch die zahlreichen,
durch einen Auslandsaufenthalt erworbenen Fähigkeiten
anwenden zu können.
Hanns Sylvester stellte auf dem Podium vor, was Arbeit-
geber laut aktuellen Untersuchungen an Bewerbern mit
Studienerfahrung im Ausland besonders schätzen. Dazu
zählen insbesondere Offenheit und die Fähigkeit, bei Miss-
verständnissen als Problemlöser zu agieren. Diesen Punkt
nahm Nino Wilkins auf. Der Schweizer arbeitet heute als
Chemielehrer; sein Erasmus-Jahr verbrachte er an der
Universitat de Politécnica de Catalunya. Als Folge seiner
Erasmus-Erfahrung engagiert sich Wilkins heute noch in
der ESN-Sektion seiner Heimatuniversität, der École poly-
technique fédérale de Lausanne. „Dort gilt es tagtäglich,
Probleme zu lösen“, so Wilkins. Bei der Klärung von oft auch
kulturell bedingten Missverständnissen ebenso wie bei Or-
ganisationsfragen, etwa der Leitung einer Exkursion von 30
Leuten inklusive gemeinsamem Abendessen. „Hört auf, sol-
che Fähigkeiten für selbstverständlich zu halten“, appellierte
Matthew Clemo, aus Großbritannien stammender Vizeprä-
sident des ESN, an das Plenum. „Verkauft sie!“, fügte er mit
Blick auf Job-Bewerbungen an. Clemos 25-jähriger Lands-
mann Lloyd Huitson, der zurzeit ein Praktikum bei der Eu-
ropäischen Generaldirektion für Bildung und Kultur macht,
argumentierte in eine ähnliche Richtung. Die Fähigkeit, sich
präzise und explizit auszudrücken, wertet er als besonderen
Vorteil der Auslandserfahrung. „Schreibt es auf!“, lautet sein
Rat an Bewerber mit Auslandserfahrung, ihre Stationen und
Erfahrungen möglichst konkret zu vermitteln.
Das ist in der Tat nach wie vor nötig: „Die Bedeutung, die
der akademische Austausch hat, wird noch nicht ausrei-
chend von der Unternehmenspolitik der großen Firmen re-
flektiert“, sagte Hanns Sylvester. „Es ist unsere Aufgabe, die
Mentalität der Leute zu verändern“, fügte Valentin Dupouey
an. Der Franzose war mit Erasmus in Großbritannien und
Slowenien; heute arbeitet er für die Nichtregierungsorga-
nisation European Civic Forum. Dupouey betonte die Be-
deutung von transversal skills, deren Erwerb das Studium
im Ausland ermögliche. Diese in verschiedenen Kontexten
anwendbaren Fähigkeiten seien auch deshalb so wichtig,
weil er und seine Altersgenossen – eben nicht wie viele ih-
rer Eltern – nur einen Job und Arbeitgeber im Leben hätten.
„Engagement für die europäische Idee“
Die engagiert geführte Diskussion an der Universität zu Köln
unterstreicht, was die NA DAAD an Zusammenschlüssen
wie den ESN-Sektionen und den Lokalen Erasmus+ Initia-
tiven schätzt: „Das Engagement und der Idealismus für die
europäische Idee sind in diesen Gruppen sehr groß“. Das
ist auch im Umgang mit der aktuellen Flüchtlingsthematik
zu beobachten. Die NA DAAD steht im regelmäßigen Kon-
takt mit den LEI und überlegt gemeinsam mit den Studie-
renden, welche Hilfsangebote entwickelt oder verbessert
werden können. Der DAAD wird weiter den engen Aus-
tausch mit den LEI pflegen, auch um daran zu erinnern,
dass der europäische Austausch nicht selbstverständlich
ist: „Wir müssen am Ball bleiben!“
Johannes Göbel Frankfurter Societäts-Medien
Agnes Schulze-von Laszewski Leiterin Kommunikation, Qualität und Audit
Ein Hoch auf Erasmus+: Studierende aus acht europäischen Ländern feiern das EU-Bildungsprogramm.
33
PROGRAMMINfORMAtIONEN
Die Sprachenförderung Online – Sprachkompetenz verbessern mit Erasmus+
Eines der strategischen Ziele des Erasmus+ Pro-
gramms ist die Förderung der Sprachkompetenz und
des Spracherwerbs der studentischen Teilnehmerin-
nen und Teilnehmer. Hierfür wurde mit Einführung von
Erasmus+ die Sprachenförderung Online (Online Lin-
guistic Support, OLS) für Studierende bereitgestellt.
Mit Hilfe der - seit dem 01. Januar 2015 obligatorischen
- Sprachtests vor und nach dem Auslandsaufenthalt kön-
nen die Teilnehmer ihre Sprachkenntnisse in der vor Ort
maßgeblichen Arbeitssprache testen. Anhand der Bewer-
tung gemäß des Gemeinsamen Europäischen Referenz-
rahmens für Sprachen (GER) lässt sich so die Entwicklung
der individuellen Sprachkompetenz während des Aufent-
halts einschätzen.
Sprachkompetenz erweitern und Vernetzung fördern
Zusätzlich erhalten Studierende die Möglichkeit, einen be-
gleitenden Sprachkurs zu absolvieren. In den derzeit ange-
botenen Sprachen Deutsch, Englisch, Spanisch, Franzö-
sisch, Italienisch und Niederländisch sind Kurse der Niveaus
A1 bis C2 des GER verfügbar. Angeboten werden im Rah-
men der Online-Kurse Übungen zum Schreiben, Sprechen,
Hören und Lesen, die sieben Tage die Woche rund um die
Uhr abrufbar sind. Begleitet werden diese von wöchentli-
chen Massive Open Online Courses (MOOCs) und virtuel-
len Tutorien. Neben Live-Chats mit Tutorinnen und Tutoren
besteht auch die Möglichkeit der Vernetzung mit anderen
Erasmus+ Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Die interak-
tiven Sprachkurse bieten den Studierenden somit hervor-
ragende Möglichkeiten, ihren Aufenthalt sowohl sprachlich
vorzubereiten und zu begleiten als auch Kontakte mit ande-
ren Stipendiaten vor Ort zu knüpfen.
Weiterentwicklung der Sprachenförderung Online
Häufig unterscheiden sich die Hauptarbeitssprachen an
den Universitäten oder in Praktikumseinrichtungen von der
alltäglich notwendigen Lokalsprache. Mit dem Release der
Version 6 der Sprachenförderung Online im September
haben Studierende, die bereits ein gutes bis sehr gutes
Niveau in der Arbeitssprache erreichen, nun die Möglich-
keit, den begleitenden Sprachkurs in der jeweiligen Lan-
dessprache zu absolvieren und so ihre Kenntnisse in einer
zweiten Fremdsprache zu verbessern.
Mit dem Beginn der Projektlaufzeit 2016 wird sich die An-
zahl der verfügbaren Sprachen zudem verdoppeln. Neben
Portugiesisch für die Niveaus A1 bis B2 wird es Sprach-
lernangebote für Tschechisch, Schwe-
disch, Dänisch, Griechisch und Polnisch
im Niveau A1 geben.
Um allen Studierenden im Projektjahr
2015 die verpflichtenden Tests und unter-
stützende Sprachkurse zu ermöglichen,
wurde im November eine Umverteilung
von OLS Sprachtest- und Sprachkursli-
zenzen vorgenommen. Circa 1.300 nicht
benötigte und zurückgemeldete Lizen-
zen konnten zugunsten anderer Hoch-
schulen umverteilt werden, so dass alle
Studierenden die Möglichkeit erhielten,
von diesem neu eingerichteten Service
bestmöglich zu profitieren.
eu.daad.de/ols
Dr. Markus Symmank Leiter Erasmus+ Leitaktion 1: Mobilität von EinzelpersonenDas OLS soll Studierende bei der Vorbereitung eines Auslandsaufenthaltes unterstützen.
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NEUES AUS BRüSSEL
Das Erasmus+ Programm (2014-2020) läuft gerade mal
zwei Jahre; in der Umsetzung befinden wir uns noch in der
Anfangsphase, doch in Brüssel laufen die Planungen für
eine Zwischenbewertung des Programms bereits an. Die-
se wird unter anderem die Grundlage für die Entwicklung
eines neuen EU-Bildungsprogramms ab 2020 legen. Der
Rechtstext zum Erasmus+ Programm sieht vor, dass den
europäischen Institutionen bis Ende 2017 ein mid-term
evaluation report vorgelegt wird. Bevor der Evaluations-
bericht offiziell verabschiedet werden kann, müssen die
Berichte der Mitgliedstaaten und Nationalen Agenturen
sowie die Veröffentlichung der Evaluations-Planungen und
eine Befragung der Öffentlichkeit im Rahmen der Evalua-
tion unternommen werden. Aus diesem Grund starten die
Vorbereitungen bereits in 2015.
Neben der Zwischenevaluation zu Erasmus+ steht auch
die Endevaluation der Vorgängerprogramme (Programm
für Lebenslanges Lernen, Jugend in Aktion, Erasmus Mun-
dus, Alfa, Tempus, Edulink) an. Gemeinsam werden die Er-
gebnisse der Evaluationen in die Entwicklung des neuen
EU-Bildungsprogramms ab 2020 einfließen. Da auch die
Entwicklung des neuen Programms eine öffentliche Befra-
gung vorsieht, bestehen in der Europäischen Kommission
Überlegungen, die beiden Befragungen zusammenzulegen
Planungen für Zwischenbewertung des Programms Erasmus+
Martine Reicherts – neue Generaldirektorin zuständig für Erasmus+
Seit dem 1. September 2015 hat die Generaldirek-
tion Bildung und Kultur der
Europäischen Kommission
(DG EAC) eine neue Ge-
neraldirektorin: Martine
Reicherts. Seit 2007 war Frau Reicherts Generaldirek-
torin des Amtes für Veröffentlichungen der Europäischen
Kommission. Die Luxemburgerin, die in Frankreich und
Luxemburg Wirtschaftsrecht studiert hat, war bisher u. a.
und bereits Ende 2016 oder Anfang 2017 zu veröffentlichen.
Die Nationale Agentur im DAAD wird die deutschen Hoch-
schulen rechtzeitig über die Planungen informieren, um si-
cherzustellen, dass die Erfahrungen der deutschen Hoch-
schulen mit Erasmus+ in die Konsultation einfließen.
Im Europäischen Parlament wird derzeit intensiv über das
Erasmus+ Programm diskutiert. Am 21. Oktober 2015 rich-
tete die Fraktion der Sozialdemokraten (S&D) eine öffent-
liche Anhörung mit Programmnutzern aus. Auf der Veran-
staltung der S&D Fraktion war auch die neue Direktorin
der Generaldirektion Bildung und Kultur der Europäischen
Kommission, Martine Reicherts, anwesend. Sie bestätigt,
dass man aus den ersten Jahren der Umsetzung gelernt
habe. Ein one size fits all Ansatz in der Umsetzung funktio-
niere nicht und solle nicht weiter verfolgt werden. Aus ihrer
alten Generaldirektion habe sie lediglich einen Mitarbeiter
mitgenommen – ihren IT-Experten. Dieser sei speziell da-
mit beauftragt, sie zu den Schwierigkeiten mit den IT-Tools
von Erasmus+ zu beraten und diese zu beheben. In Ant-
wort auf Kritik aus dem Publikum sagte sie zu, die Antrags-
verfahren mit Blick auf eine mögliche Vereinfachung noch
einmal evaluieren zu wollen. Kein Antragsteller, auch aus
dem Jugendbereich, solle von zu komplizierten Verfahren
abgeschreckt werden.
in der Generaldirektion Administration und Personal-
management, als Sprecherin der Europäischen Kommis-
sion sowie als Stellvertretende Kabinettschefin des ehe-
maligen Kommissionspräsidenten Jacques Santer tätig.
Neben Französisch, Englisch und Luxemburgisch spricht
Martine Reicherts auch fließend Deutsch. Der bisheri-
ge Chef der Generaldirektion Bildung und Kultur, Xavier
Prats-Monné, wechselte als Generaldirektor in die Gene-
raldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit.
35
NEUES AUS BRüSSEL
Die Europäische Kommission hat ein umfangreiches
Paket zur Bekämpfung von Fluchtursachen verabschiedet,
sowie einige Initiativen zur Integration von Flüchtlingen in
das Bildungssystem in Europa angestoßen. Bildung schafft
Perspektiven und ist deshalb von besonderer Bedeutung.
Die von der Europäischen Kommission neu aufgesetz-
ten Treuhandfonds zur Bekämpfung von Fluchtursachen,
der Madad-Fund für die Nachbarländer Syriens und der
EU-Treuhandfonds für Afrika, sehen unter anderem auch
Bildungsmaßnahmen vor. Der Madad-Fund verfügt über
ein Gesamtbudget von 500 Mio. EUR; geplant ist eine
Aufstockung auf 1 Mrd. EUR durch Zahlungen der EU-
Mitgliedstaaten. Für den EU-Treuhandfonds für Afrika hat
die Europäische Kommission 1,8 Mrd. EUR bereitgestellt.
Die Generaldirektion Bildung und Kultur der Europäischen
Kommission hat unter den europäischen Hochschulen
eine Umfrage zu Initiativen zur Integration von Flüchtlingen
gestartet, die nun in einem Kompendium zusammenge-
fasst auf der Website der Generaldirektion einzusehen ist
und Hochschulen auffordert, gute Beispiele von Partnern
an der eigenen Institution umzusetzen. Der Erasmus+ Auf-
ruf 2016 führt das Thema „Integration von Flüchtlingen“
Maßnahmenpaket der Europäischen Kommission zur Bekämp-fung von Fluchtursachen und Integration in Europa
als horizontale Priorität auf. Im Hochschulbereich können
z. B. Projekte in den Strategischen Partnerschaften zu dem
Thema eingereicht werden.
Die Generaldirektion Forschung der Europäischen Kom-
mission hat das Portal science4refugees aufgestellt, das
Jobs und Kontakte zwischen Forschungseinrichtungen
und geflüchteten Wissenschaftlerinnen und Wissen-
schaftlern vermitteln soll, um diesen einen einfacheren
Start in Europa zu ermöglichen. Interessierte europäische
Forschungs- und Wissenschaftseinrichtungen können ihre
Stellenanzeigen mit dem refugee-welcoming organisa-
tions Label versehen lassen, um so zu signalisieren, dass
sie offen für die Einstellung geflüchteter Wissenschaftler
sind. Dazu hat die Europäische Kommission auf dem In-
formationsportal für mobile Wissenschaftler „EURAXESS“,
einen zusätzlichen Bereich eingerichtet.
“Science4refugees”, Generaldirektion Forschung und
Innovation: http://ec.europa.eu/euraxess/index.cfm/jobs/science4refugees
Nina Salden, Leiterin DAAD Außenstelle Brüssel
36
KOMPAKt
Kompakt
» Aufruf Erasmus+ Leitaktion 3 – European Policy Experimentation im Bereich Bildung und Jugend
Die Exekutivagentur Bildung, Audiovisuelles und Kultur
der Europäischen Kommission (EACEA) hat ihren zweiten
Aufruf für die Erasmus+ Leitaktion 3 zur European policy
experimentation im Bereich allgemeine und berufliche Bil-
dung und Jugend veröffentlicht. Durch länderübergreifende
Kooperationsprojekte unter der Federführung hochrangiger
Behörden sollen vor allem drei Ziele verfolgt werden:
• die länderübergreifende Zusammenarbeit und das ge-
genseitige Lernen zwischen den Behörden auf höchster
institutioneller Ebene in den förderfähigen Ländern zu
fördern mit dem Ziel, die Verbesserung der Systeme
und die Innovation in den Bereichen allgemeine und
berufliche Bildung und Jugend zu fördern
• die Erhebung und Analyse wesentlicher Daten zu ver-
bessern, damit innovative Maßnahmen erfolgreich um-
gesetzt werden können
• die Übertragbarkeit und Skalierbarkeit innovativer Maß-
nahmen zu erleichtern.
» Die EU-Agenda für die Hochschulbildung auf dem Prüfstand
Mithilfe einer Onlineumfrage sollen die Ansichten zum Sta-
tus quo der Hochschulsysteme gesammelt werden. Die
EU-Kommission treibt die Modernisierung der EU-Agenda
für Hochschulsysteme voran. Durch eine Online-Umfrage
werden die Ansichten aller Beteiligten und Zielgruppen zur
aktuellen Situation der Hochschulsysteme in Europa ge-
sammelt. Im Fokus des Fragebogens stehen insbesondere
folgende Punkte:
1. Was sind die aktuellen Stärken und Schwächen der
Hochschulbildung in der EU?
2. Welche Bereiche sollen zukünftig bei Entscheidungsträ-
gern im Fokus stehen?
3. Was sollte das zentrale Weiterentwicklungsziel sein?
Bis zum 29. Februar können Sie an dieser Onlineumfrage
teilnehmen.
https://ec.europa.eu/eusurvey/runner/EU-modernisation-agenda-review
» „Europa macht Schule“ feiert 10-jähriges Jubiläum
Der Start von „Europa macht Schule“ liegt bereits 10 Jahre
zurück. Das Programm bringt europäische Gaststudieren-
de mit Schülerinnen und Schülern deutscher Schulklas-
sen zusammen. Gemeinsam gestalten sie ein kulturelles
Projekt und lassen den Gedanken des europäischen Aus-
tauschs auf ganz persönliche Weise lebendig werden.
Seit 2008 hat der Bundespräsident die Schirmherrschaft
über das Programm inne. Unter dem Dach des Vereins
Europa macht Schule e.V. führen ehrenamtliche Standort-
Teams das Programm an zurzeit über 30 Standorten in
Deutschland durch. Koordiniert wird das Programm vom
Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) in
Bonn mit finanzieller Unterstützung durch das BMBF. Ne-
ben den regulären Programmaktivitäten sind für 2016 be-
sondere Jubiläumsaktivitäten geplant, die laufend auf der
Website europamachtschule.de veröffentlicht werden.
» Audits an deutschen Hochschulen und Konsortien
Die wiederholten Systemaudits der Nationalen Agentur für
EU-Hochschulzusammenarbeit im DAAD im Erasmus+
Programm verliefen positiv. Geprüft wurde die Verwaltung
des Erasmus+ Programms an den deutschen Hochschu-
len und Konsortien vor Ort.
Die Ergebnisse aus diesen Prüfungen der Verwaltung und
Umsetzung des Programms unter Einhaltung der Vorga-
ben der EU-Kommission fielen sehr gut aus. Erfreulicher-
weise hatten auch die Finanzaudits vor Ort oder in Form
eines Desk Checks (Belegprüfung in der NA DAAD) ein
gutes Ergebnis mit einer Fehlerquote weit unter der von
der EU-Kommission als „kritisch“ eingestuften Grenze.
Risikofälle konnten nicht identifiziert werden. Die Resultate
und Erkenntnisse aus den Audits und die Rückmeldungen
aus den Hochschulen und Konsortien fließen kontinuier-
lich ein in das Monitoring und in die Veranstaltungen der
NA DAAD mit dem Ziel, die Durchführung von Erasmus+
an deutschen Hochschulen ständig zu verbessern.
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VERANStALtUNGEN
Veranstaltungen
Veranstaltungen der Nationalen Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit im DAAD
» Webinarreihe zur Antragstellung in Erasmus+
Januar/Februar 2016
» Erasmus+ Regionaltagung
11./12.04.2016 an der Westfälischen Wilhelms-
Universität Münster
» Gemeinsame Impulstagung der Nationalen Agenturen
Deutschlands zum EU-Programm Erasmus+:
„Education, Participation, Integration – Erasmus+ and
Refugees”
19./20.04.2016, „Kalkscheune“ Essen
» Erasmus+ Regionaltagung
19./20.05.2016 an der Julius-Maximilians-Universität
Würzburg
» Erasmus+ Jahrestagung 2016
29./30.09.2016 an der Universität Bremen
Weitere tagungen und Workshops
» didacta 2016 - Die Bildungsmesse
16. - 20. Februar 2016, Köln / Deutschland
» NAFSA 2016: „Building Capacity for Global Learning”
29. Mai - 03. Juni 2016, Denver / USA
» DAAD-Netzwerkkonferenz (Neko)
07./08. Juli 2016, Bonn / Deutschland
» EAIE Liverpool 2016
13. - 16. September 2016, Liverpool / United Kingdom
eaie.org/liverpool
Eine aktuelle Übersicht über unsere Veranstaltungen finden Sie auf unserer Website
unter eu.daad.de/veranstaltungen.
Neben den oben genannten bereits terminierten Veranstaltungen sind zahlreiche wei-
tere Veranstaltungen geplant, die sich insbesondere mit den Themenschwerpunkten
„Zusammenarbeit mit Osteuropa“ und „Migration und Integration“ befassen.
Selbstverständlich sind auch für 2016 Webinarreihen zu verschiedenen Themenge-
bieten, Projektmanagementseminare und unterstützende Veranstaltungen und Ge-
sprächsrunden für Vertragsnehmer in den einzelnen Förderaktionen vorgesehen, über
die wir rechtzeitig auf unserer Website und über das Forum informieren.
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Impressionen der Erasmus+ Veranstaltungen in Gießen, Weihenstephan, Berlin und Köln
Die Vizepräsidentin der Universität zu Köln, Prof. Gudrun Gersmann, eröffnete die Podiumsdiskussion im Rahmen der WEP 2015.
DAAD-Vizepräsident und Präsident der Universität Gießen, Professor Dr. Joybrato Mukherjee, diskutiert mit Experten deutscher Hochschulen zur Unterstützung strategischer Internationalisierung von Hochschulen durch Erasmus+.
Die NA DAAD beriet bei beiden Regionaltagungen zur Qualitätssicherung in Erasmus+ Projekten.
Langjährige Erasmus-Weggefährten: Klaus Düformantel (li.) wird von Dietmar Buchmann in den Ruhestand verabschiedet.
Intensiver Austauch von Erasmus+ Hochschulkoordinatoren zum Projekt-management in Weihenstephan.
Impressum
Herausgeber: Nationale Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit Erasmus+ National Agency Higher Education DAAD – Deutscher Akademischer Austauschdienst Kennedyallee 50 D-53175 Bonn
https://eu.daad.dehttps://eu.daad.de/euroletterhttps://eu.daad.de/newsletterhttp://www.erasmusplus.de
Anregungen, Kommentare oder Fragen zu unserer aktuellen DAADeuroletter-Ausgabe können Sie uns gerne über [email protected] mitteilen.
Redaktion: Dr. Hanns Sylvester (verantwortlich), Agnes Schulze-von Laszewski, Julia Vitz, Peter Düring, Kerstin Tanović, Sarah Bennemann-Christa
Redaktionsschluss: 22.12.2015
Layout und Druck: inpuncto:asmuth, Bonn/Köln
Auflage: 2.200 / Dezember 2015
Alle Rechte vorbehalten © DAAD
Diese Publikation wurde mit Mitteln der Europäischen Kommission und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Sie gibt nur die Meinung der Autoren wieder. Weder die Europäische Kommission noch das BMBF oder der DAAD sind für eine mögliche weitere Verwendung der enthaltenen Informationen verantwortlich. Alle Angaben wurden sorgfältig recherchiert. Es wird jedoch keine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Daten übernommen.
Es wird um Verständnis gebeten, dass aus Gründen der leichteren Lesbarkeit in dieser Publikation nicht durchgängig weibliche und männliche Sprachformen verwendet werden.
Bildnachweise
Titel: Teilnehmer des Jahrestreffens der Lokalen Erasmus Initiativen (LEI) 2015 in Köln. EYECATCHME/DAAD.
Etienne Ansotte/Europäische Kommission: S. 34.EYECATCHME/DAAD: S. 1 Titelbild, S. 12 (links oben), S. 31 (alle),
S. 32, S. 38 (links oben).Fielenbach/DAAD: S. 23.Friese/DAAD: S. 27, S. 38 (links in der Mitte), S. 38 (unten).Grozdanić/DAAD: S. 21.National Erasmus+ Office Moldau/DAAD: S. 18 (alle).Nikolic/DAAD: S. 7.Otto/DAAD: S. 33.Paasch/DAAD: S. 4 (alle), S. 8 (alle), S. 9, S. 13, S. 14, S. 38
(rechts oben).Privat/DAAD: S. 3, S. 12 (recht unten), S. 19, S. 20, S. 22, S. 24,
S. 30 (alle).Rainer Sturm/pixelio.de: S. 35.Schobbert/DAAD: S. 10.Yushuk/DAAD: S. 38 (rechts in der Mitte).
eu.daad.de