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Autismus-Spektrum-Störung (ASS)
Diagnostik – Elternberatung - Förderung
Informationen und Hinweise –
Eine Sammelmappe für Fachpersonen der Heilpädagogischen Früherziehung
© Esther Koller, FED Bern & Christina Koch, HfH Zürich 2013
2
Inhalt
Seite
Einleitung 3
Autistisches Spektrum und Diagnostik 4
Autistisches Spektrum und Elternberatung 7
Autistisches Spektrum und Förderung 9
Adressen und Links 10
Literatur 11
Anhang 13
o ASDI – Asperger-Syndrom Diagnostik-Interview
o AUTU – U-Checklisten für Autismus
o CESA – Checkliste zur Erfassung früher Symptome des Autismus
o EEFA – Elternexplorationsschema für frühkindlichen Autismus
o M-Chat (d und f)
o Anleitung M-Chat
o Heft: Frühe Hinweise auf eine Autismus Spektrum Störung
3
Einleitung
Das The a „Autis us Spektru “ ist aktueller de je. Der A teil je er Ki der mit einer Diagnose im
Autismus-Spektrum, welche bei den Heilpädagogischen Diensten angemeldet werden, ist deutlich
gestiegen in den letzten Jahren.
Der zunehmende Informationsgewinn durch das Internet hat Erwartungen rund um spezifische
Therapiemöglichkeiten bei Eltern und Fachleuten erhöht.
Die Diskrepanz zwischen Erwartungen und Möglichkeiten führt in den Heilpädagogischen Diensten zu
Diskussionen.
Diese Mappe soll die wichtigsten Angebote, bestehende Informations- und
Unterstützungsmöglichkeiten aufzeigen und Hinweise zu Methoden, Instrumenten und Best-Practice-
Erfahrungen im Bereich Diagnostik, Elternberatung und Förderung für die Heilpädagogische
Früherziehung geben. Handlungsmöglichkeiten der Heilpädagogischen Früherziehung werden
stichwortartig aufgezeigt und strukturiert.
Es handelt sich dabei um gesammelte Informationen aus der aktuellen Literatur und Erfahrungen von
Heilpädagogischen Früherzieherinnen und Früherziehern. Es besteht kein Anspruch auf
Vollständigkeit. Vielmehr soll ein Überblick entstehen, welcher Anregungen gibt und
Vertiefungsmöglichkeiten aufzeigt.
Die vorliegenden Angaben können mit kantonalen und regionalen Adressen und Angeboten ergänzt
werden.
Danke all jenen, welche diese Informationen zusammen getragen, ergänzt und durchgesehen haben,
besonders den Teammitgliedern des FED Bern und Matthias Lütolf, Wissenschaftlicher Mitarbeiter
HfH Zürich.
4
Autistisches Spektrum und Diagnostik
Fachleute in der Heilpädagogischen Früherziehung werden vermehrt mit der Frage konfrontiert, ob
eine Störung im Autismus Spektrum vorliegt. Die Aufgabe der Heilpädagogischen Früherziehung ist
es, frühe Hinweise auf eine Autismus-Spektrum-Störung (ASS) zu kennen und beobachten zu können.
Besteht ein Verdacht auf eine Autismus-Spektrum-Störung, ist es Aufgabe einer Fachstelle Autismus,
bzw. einer Abklärungsstelle für Kinder mit Verdacht auf ASS, die konkrete Diagnose zu stellen.
Folgende Screening-Instrumente eignen sich, um Hinweise auf ASS zu sammeln:
ASDI – Asperger-Syndrom Diagnostik-Interview (s. Anhang)
- Kann gleichermassen von Eltern und Fachpersonen ausgefüllt werden
- Fragen zur sozialen Interaktion, Interessenmustern, Routinen, Sprache, Kommunikation und
motorischer Ungeschicklichkeit
- Kritik: schnell, einfach zur Hand, negative Fragemuster können Eltern abschrecken
- Bezugsquelle: www.kjpd.uzh/pdf/praxis
AUTU – U-Checklisten für Autismus (s. Anhang)
- Angelehnt an die Vorsorgeuntersuchungen (0-24.Monat) werden verschiedenste Bereiche
erfragt
- Für die Zusammenarbeit mit Ärzten hilfreich
- Bezugsquelle: www.kjpd.uzh.ch/pdf/praxis
CESA – Checkliste zur Erfassung früher Symptome des Autismus (s. Anhang)
- Anwendbar durch Fachpersonen bei Kinder vor dem 2. Lebensjahr
- Bereiche Sozialisation, Kommunikation, allgemeines Verhalten, Warnsignale werden
stichwortartig abgefragt
- Schnelles S ree i gi stru e t als Eri eru g für „red Flaggs“
- Bezugsquelle: www.kjpd.unizh.ch/pdf/praxis
EEFA - Elternexplorationsschema für frühkindlichen Autismus (s. Anhang)
- Es werden Auffälligkeiten im Bereich der sozialen Interaktion, der Kommunikation und
Sprache, im Verhalten und in der Entwicklung erfragt.
- Es werden nur Stichwörter genannt. Daher braucht es je nachdem die Begleitung einer
Fachperson beim Ausfüllen
5
M-Chat (s. Anhang)
Kommentar:
- Unkompliziert durchführbar
- Bekanntes und bewährtes Instrument
VSK – Fragebogen zur Sozialen Kommunikation – Autismus Screening
Kommentar:
- 40 Items, seit 2006
- Gibt Ausschlusskriterien
- Ab dem Alter von 4;0 Jahren durchführbar
- Einschränkung: Entwicklungsalter muss mind. bei 2;0 Jahren liegen.
6
Folgende Instrumente ermöglichen einen vertieften Einblick:
PEP-3 - Psychoeducational Profile Revised
Der PEP-3 ist ein Testverfahren, das einen entwicklungsorientierten Ansatz in der Förderdiagnostik
von Kindern mit Autismus und verwandten Entwicklungsbehinderungen bietet.
Er ist die Grundlage für die Erstellung von individuellen Entwicklungsplänen.
Kommentar:
- Durch die HFE durchführbar
- Gibt Hinweise zur Förderung
- Kritik: PEP-R veraltet, PEP-3 erst auf Englisch
ADI – R Diagnostisches Interview für Autismus
Kommentar:
- Ab Entwicklungsalter von 2;0 Jahren
- Durchführung 1 ½ - 3h
- Ca. CHF 200.00
- Für Fachstelle Autismus, nicht für HFE empfohlen
ADOS Diagnostische Beobachtungsskala für Autistische Störungen
Kommentar:
- Umfasst grossen Koffer an Stimulus-Material
- Ca. CHF 3000.00
- Für Fachstelle Autismus, nicht für HFE empfohlen
Ergänzende Verfahren:
- SON-R 2 ½-7
Aufgaben der HFE
- Erke e der „Red Flaggs“ S ree i g dur hführe kö e
- Eltern informieren über Verdacht
- Ausführliche Diagnostik durch nächste Autismus-Fachstelle empfehlen
- Falls von der Fachstelle gewünscht, Bericht beilegen (Inhalt: Resultate M-Chat,
Verhaltensbeschreibung des Kindes: mit was beschäftigt es sich alleine, wie reagiert es in der
Einzelfördersituation, was berichten die Eltern, gefährdet es sich selber, wie zeigen sich die
Schwierigkeiten z.B. bei Übergängen)
- Video aus Einzelfördersituation/Spielgruppensituation aufnehmen und der Fachstelle zur
Verfügung zu stellen, falls die Eltern einverstanden sind
7
Autistisches Spektrum und Elternberatung
Die Beratung und Begleitung von Eltern in der HFE stellt generell ein zentrales Angebot dar.
Die Aufgabe der Heilpädagogischen Früherziehung bei der Elternberatung beinhaltet hier zusätzlich,
Möglichkeiten und Grenzen der HFE hinsichtlich der Förderung (zeitlich & finanziell) transparent
aufzuzeigen und über weiterführende Angebote zu informieren.
Im Folgenden werden Anregungen und Erfahrungen aus der Praxis weiter gegeben.
Best Practice in der Elternberatung
1. Allgemeines
- Die Familie ist einer grossen Belastung ausgesetzt. Diese führt zu einem erhöhten Bedarf an
Begleitung.
- Die Begleitung erfordert ein sorgfältiges Hinschauen auf die elterlichen Bedürfnisse, Ängste
und Entlastungsmöglichkeiten
- Unsicherheiten und Belastungen gilt es mit der Familie immer wieder auszuhalten
- Die Eltern unterstützen in der Beachtung des eigenen Wohlbefindens
- Zur Suche und beim Organisieren von Entlastungsmöglichkeiten ermuntern. Möglichkeiten
aufzeigen.
- Die Stärken der Eltern betonen, ihr Wissen ernst nehmen und als Ressource nutzen
- Die Interaktion von Eltern und Kind steht im Zentrum
- Das besondere Verhalten des Kindes wird mit Hilfe der Fachleute gedeutet
- Ein umfangreiches Wissen bezüglich ASS ist für die Beratung der Eltern hilfreich
- Literaturempfehlungen und Beratungsmöglichkeiten gilt es auszuwählen (Sondierung der
Informationsflut für Eltern)
- Das erweiterte soziale Umfeld einbeziehen
- Bei vielen beteiligten Fachleuten: Runde Tische organisieren, um die Eltern zu entlasten
(nicht zu viele Gespräche) und die Förderung zu koordinieren (wer macht was? Wie viel
macht Sinn?)
2. Umgang bei Verdacht oder Diagnose auf ASS
- Diagnosestellung liegt nicht in der Kompetenz der HFE
- Den Verdacht von Eltern auf ASS bei ihrem Kind ernst nehmen
- Screening durchführen
- Verhalten beschreiben, evtl. zusätzliche Videoaufnahme
- Eltern beraten, das Gespräch mit einer Fachstelle Autismus zu suchen
8
- Verdacht auf ASS muss vor dem 5 Lebensjahr schriftlich festgehalten werden (wegen
Anmeldung an die IV). Dies kann auch von einem anderen Dienst festgehalten werden, z.B.
KJPD
- Je nach Kanton ermöglicht eine Diagnosestellung zusätzliche Stunden für die Förderung und
die Elternarbeit.
- Zusammenarbeit mit Fachstelle/Beratungsstelle: Bei Überweisung an eine Autismus-
Fachstelle anbieten, dass HFE bei der Abklärung und/oder beim Gespräch dabei ist.
3. Weitere Angebote, Beratungs- und Informationsmöglichkeiten
- Selbsthilfegruppen/Elterngruppen
- Forum Internet
- Gruppentherapien
- Lager (eher für Schulkinder)
- Externe Elternberatung durch spezialisierte Beratungsstellen
- Entlastungsmöglichkeiten (ausserfamiliäre Kinderbetreuung)
- Familien- und Paartherapie
- Projekt TAU: www.tau-apw.ch
4. Konkrete Inputs und Tipps
- Verhalte des Ki des „ü ersetzte “, Verstä d is für das Verhalte des Ki des wecken
- Mit den Eltern zusammen Strukturierungsmöglichkeiten des Alltags erarbeiten
- Mithilfe bei der Suche und beim Organisieren von Entlastungsmöglichkeiten
- Stärken und Interessen des Kindes beachten und nutzen: Buchstaben und Zahlen als Suche
der Struktur und als Bedürfnis
- Praktische (Alltags-)Tipps bringen Erleichterung
- Positive Erfahrungen mit Marte Meo Beratung
5. Sonstiges
Für die HFE-Fachpersonen: kollegiale Unterstützung, Intervision, Supervision nutzen
9
Autistisches Spektrum und Förderung
Das allgemeine Angebot der HFE beinhaltet grundsätzlich individuelle Fördermöglichkeiten, welche
auch bei Kindern mit ASS bedeutsam sind. Weiter können spezifische Methoden einbezogen werden,
die sich als besonders unterstützend bei einer Autismus-Spektrum-Störung erwiesen haben. Diese
sind in Umfang und Intensität in der HFE jedoch nur begrenzt einsetzbar.
In diesem Kapitel werden methodische Anregungen, welche sich in der Praxis und im Alltag der HFE
bewährt haben aufgezeigt.
Best Practice in der Förderung:
1. Kommunikation
- Kontaktaufnahme über Lieblingsthema des Kindes und/oder seine besonderen Interessen
- Handlungen des Kindes spiegeln: Zusammen etwas erleben
- ICH-DU-Unterscheidung
- Gebärden
2. Strukturieren
- Wiederholungen und Rituale
- Abläufe mit klarem, markiertem Anfang und Ende
- Zeitliche und räumliche Strukturierung (Orientierung), reizarme Umgebung
- Fotos (Abläufe)
3. Material
- Sensorisch-sinnliches Angebot (Musik, singen, kochen)
- Visuelle und akustische Reize (TEACCH-Uhr, Fotos, Piktogramme)
4. Methoden und Hilfsmittel
- TEACCH
- Affolter
- ABA (Angewandte Verhaltensanalyse)
- PECS
- FIVTI: Frühe intensive verhaltenstherapeutische Intervention für Kinder mit autistischen
Störungen (Therapiemethode KJPD Zürich)
- Sensorische Integration SI
- Unterstützte Kommunikation UK
- Marte Meo
- Boardmaker
- Digitale Medien: Apps, Software (Transporters, TOBY Playpad...)
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Adressen und Links
Diagnose und Beratung in Umgebung und Kanton
Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienste KJPD
Adressen siehe unter www.upd.gef.be.ch: Standorte
Weitere Adressen und Links ganze Schweiz
siehe unter www.autismus.ch: Service/Adressen
11
Literaturempfehlungen
Aarons, M. & Gittens, T. (2010). Das Handbuch des Autismus. Ein Ratgeber für Eltern und Fachleute.
Neuauflage. Weinheim: Beltz.
Arens-Wiebel, Christiane (2011). Zweite Auflage. Kleines Asperger-ABC: Erziehungs- und
Verhaltenstipps. Autismus Bremen e.V.(
Attwood, T. (2008). Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom. Stuttgart: Trias.
Autismus Deutschland (2004). Asperger-Syndrom - Strategien und Tipps für den Unterricht. Hamburg:
Eigenverlag.
Bernard-Opitz, V. (2007). Kinder mit Autismus-Spektrum-Störungen (ASS): Ein Praxishandbuch für
Therapeuten, Eltern und Lehrer. Stuttgart: Kohlhammer.
Bernard-Opitz, V. & Häussler, A. (2010). Praktische Hilfen für Kinder mit Autismus-Spektrum-
Störungen (ASS) - Fördermaterialien für visuell Lernende. Stuttgart: Kohlhammer.
Bölte, S. (2009) (Hrsg.). Autismus. Spektrum, Ursachen, Diagnostik, Intervention, Perspektiven. Bern: Huber.
Bundesverband Hilfe für das autistische Kind & VDS (2003). Autismus macht Schule. Hamburg:
Eigenverlag.
Degner, M. & Müller C. M. (2008) (Hrsg.). Autismus. Besonderes Denken - Förderung mit dem
TEACCH-Ansatz. Nordhausen: Verlag Kleine Wege.
Eckert, A. (2011). In erster Linie sind wir eine ganz normale Familie. Familiäres Leben mit einem Kind
mit Autismus. Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik, 17, 19-25.
Freitag, Christine M. (2008) Autismus-Spektrum-Störungen. Reinhardt Verlag
Häußler, A. (2005). Der TEACCH-Ansatz zur Förderung von Menschen mit Autismus - Einführung in
Theorie und Praxis. Dortmund: Verlag Modernes Lernen.
Häußler, A., Happel, C., Tuckermann, A., Altgassen, M. & Adl-Amini, K. (2003). SOKO Autismus:
Gruppenangebote zur Förderung Sozialer Kompetenzen bei Menschen mit Autismus.
Erfahrungsbericht und Praxishilfe. Dortmund: Verlag Modernes Lernen.
Häußler, A., Tuckermann, A. & Lausmann, E. (2011). Praxis TEACCH: Neue Materialien zur Förderung
der Sozialen Kompetenz. Dortmund: Verlag Modernes Lernen
Kamp-Becker, I. & Bölte, S. (2011). Autismus. München: Reinhardt.
Matthews, J. & Williams, J. (2001). Ich bin besonders! Autismus und Asperger: Das Selbsthilfebuch für
Kinder und ihre Eltern. Stuttgart: Trias.
Matzies, M. (2010). Sozialtraining für Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen (ASS): Ein
Praxisbuch. Stuttgart: Kohlhammer.
12
Menge, M. (2008). Diagnose (frühkindlicher) Autismus. Konsequenzen für betroffene Familien – eine
empirische Studie. Saarbrücken: VDM Verlag
Nashef, Anas (2009). Kleines Asperger-ABC: Umgangstipps für Familie und Umfeld. Autismus Bremen
e.V.
Noterdaeme, M. & Enders, A. (2010). Autismus-Spektrum-Störungen: Ein integratives Lehrbuch für die
Praxis. Stuttgart: Kohlhammer.
Poustka, F., Bölte, S., Feineis-Matthews, S. & Schmötzer, G. (2009). Ratgeber Autistische Störungen.
2.Auflage. Göttingen: Hogrefe.
Poustka, F., Bölte, S., Feineis-Matthews, S. & Schmötzer, G. (2008). Autistische Störungen. 2.Auflage. Göttingen: Hogrefe.
Richmann, S. (2004). Wie erziehe ich ein autistisches Kind. Bern: Huber.
Rollettt, B. & Kastner-Koller, U. (2010). Praxisbuch Autismus. 4.Auflage. München: Urban & Fischer.
Schirmer, B. (2006). Elternleitfaden Autismus. Stuttgart: Trias.
Schuster, N. (2009). Schüler mit Autismus-Spektrum-Störungen: Eine Innen- und Außenansicht mit
praktischen Tipps für Lehrer, Psychologen und Eltern. Stuttgart: Kohlhammer.
Solzbacher, Heike. (2010). Von der Dose bis zur Arbeitsmappe. Ideen und Anregungen für
strukturierte Beschäftigungen in Anlehnung an den TEACCH-Ansatz. Borgmann Media
Steinhausen, H.C. (2004). Leben mit Autismus in der Schweiz. Bern: Huber.
Steinhausen, H.C. & Gundelfinger, R. (2010). Diagnose und Therapie von Autismus-Spektrum-
Störungen: Grundlagen und Praxis. Stuttgart: Kohlhammer
Theunissen, G. & Paetz. H. (2011). Autismus - Neues Denken - Empowerment - Best-Practice.
Stuttgart: Kohlhammer
Vermeulen, P. (2007). Ich bin was Besonderes: Arbeitsmaterialien für Kinder und Jugendliche mit
Autismus / Asperger Syndrom. Dortmund: Verlag Modernes Lernen.
13
Anhang
o ASDI – Asperger-Syndrom Diagnostik-Interview
o AUTU – U-Checklisten für Autismus
o CESA – Checkliste zur Erfassung früher Symptome des Autismus
o EEFA – Elternexplorationsschema für frühkindlichen Autismus
o M-Chat (d und f)
o Anleitung M-Chat
o Heft: Frühe Hinweise auf eine Autismus Spektrum Störung
Asperger-Syndrom Diagnostik-Interview ASDI
Name: _______________________________________________ ID-Nr. ________________
Geburtsdatum: ________________ Datum:________________ männlich □ weiblich □
Ausgefüllt von: Fachperson: ___________________________________________________ Dieses Interview ist für Kliniker, die mit dem Asperger-Syndron und anderen Störungen des Autis-mus-Spektrums gut vertraut sind, wenngleich es kein Expertenwissen voraussetzt. Das Interview ver-langt einen Untersucher, d. h. der Beurteiler soll jedes Merkmal erst dann einstufen, nachdem er sicher ist, dass er/sie genügend Informationen für eine qualifizierte Beurteilung gewonnen hat. Das bedeutet, dass alle 20 aufgeführten Bereiche detailliert sondiert werden müssen. Der Informant sollte Beispiele liefern, bevor eine Einstufung vorgenommen wird. Die Fragen sollten nach Möglichkeit dem Infor-manten wörtlich vorgelesen werden, können aber gelegentlich leicht umformuliert werden, um sicher-zustellen, dass der relevante Funktionsbereich angemessen abgedeckt wird. Bewertung: 0 = trifft nicht zu, 1 = trifft teilweise oder genau zu Bereich 1: Schwere Beeinträchtigung der wechselseitigen sozialen Interaktion (extreme Ego-
zentrizität)
1. Zeigt er/sie beträchtliche Schwierigkeiten im sozialen Austausch mit Gleichaltrigen? 0 1
Wenn ja, auf welche Art? 2. Ist er/sie wenig besorgt oder offensichtlich wenig interessiert daran, Freunde zu 0 1
gewinnen oder sich mit Gleichaltrigen auszutauschen? Wenn ja, beschreiben sie bitte. 3. Hat er / sie Probleme, soziale Zeichen zu erkennen, d. h. kann er/sie Veränderungen 0 1
der sozialen Konversation / Interaktion nicht erkennen oder sich auf derartige Ver- Änderungen in seiner/ihrer ablaufenden Interaktion mit anderen Leuten einstellen?
4. Zeigt er /sie sozial oder emotional unangemessene Verhaltensweisen? 0 1 (Zwei oder mehr 1 Antworten = Kriterium erfüllt) Bereich 2: Vollständig absorbierende enge Interessenmuster
5. Gibt es ein bestimmtes Interessenmuster oder spezifische Interessen, welche 0 1
seine/ihre Zeit so stark einnehmen, dass die Zeit für andere Aktivitäten klar eingeschränkt ist? Wenn dies so ist, so schreiben Sie bitte.
2
© C. Gillberg 2001, deutsche Bearbeitung durch H.-C. Steinhausen 2001 Bezugsquelle: «www.kjpd.uzh.ch/pdf/praxis»
6. Sind seine/ihre Interessensmuster oder spezifischen Interessen von einer sich 0 1 wiederholenden Qualität? Wenn ja, beschreiben Sie bitte genauer.
7. Basieren seine/ihre Interessenmuster eher auf einem mechanischen Gedächtnis 0 1
als auf einer wirklichen Bedeutung? (ein oder mehr 1 Antworten = Kriterium erfüllt) Bereich 3: Aufzwingen von Routinen, Ritualen und Interessen
8. Versucht er/sie Routinen, Rituale oder Interessen einzuführen oder 0 1
sich selbst auf eine derartige Weise aufzuzwingen, dass für ihn/sie selbst Probleme entstehen? Wenn ja auf welche Weise?
9. Versucht er/sie Routinen, Rituale oder Interessen einzuführen oder 0 1
sich selbst auf eine derartige Weise aufzuzwingen, dass Probleme für andere entstehen? Wenn ja, beschreiben Sie bitte.
(Ein oder mehr 1 Antworten = Kriterium erfüllt) Bereich 4: Sprech- und Sprachauffälligkeiten
10. War seine/ihre Sprachentwicklung verzögert? Wenn ja, erzählen Sie 0 1 bitte mehr.
11. Ist seine/ Ihre Sprache „oberflächlich perfekt“ unabhängig davon, ob 0 1
Verständnisprobleme oder andere Sprech- und Sprachprobleme bestehen? Wenn ja, führen Sie dies bitte aus.
12. Ist seine/ihre Sprache formell pedantisch oder in unangemessener Weise 0 1
so, wie Erwachsene sprechen? Wenn ja, beschreiben Sie bitte. 13. Gibt es irgendwelche Merkmale seiner/ihrer Stimme (z.B. hoher Ton 0 1
Stimmumfang, Qualität, Stimmmelodie, Redegeschwindigkeit, usw.) welche Sie eigentümlich oder ungewöhnlich finden? Wenn ja, in welcher Weise?
14. Gibt es irgendwelche Verständnisprobleme, einschliesslich Fehlinter- 0 1
pretationen von wortwörtlichen/abgeleiteten Bedeutungen)? Wenn dies so ist, welche Art von Problemen?
(3 oder mehr 1 Antworten = Kriterium erfüllt)
3
© C. Gillberg 2001, deutsche Bearbeitung durch H.-C. Steinhausen 2001 Bezugsquelle: «www.kjpd.uzh.ch/pdf/praxis»
Bereich 5: Non-verbale Kommunikationsprobleme
15. Setzt er/sie Gesten nur begrenzt ein? Wenn ja, führen Sie bitte aus. 0 1 16. Ist sein Körperausdruck holperig, unbeholfen, ungeschickt, fremd- 0 1
artig oder ungewöhnlich? Wenn ja, führen Sie bitte aus.
17. Ist sein/ihr Gesichtsausdruck auf ein ziemlich kleines Repertoire 0 1 Eingeschränkt? Wenn ja, beschreiben Sie bitte.
18. Ist sein/ihr allgemeiner Ausdruck (einschliesslich des Gesichts) 0 1
bisweilen unangemessen? Wenn ja, beschreiben Sie bitte. 19. Ist sein Blickkontakt starr, fremdartig, eigentümlich, abnorm 0 1
oder merkwürdig? Wenn ja, beschreiben Sie bitte. (ein oder mehr 1 Antworten = Kriterium erfüllt) Bereich 6: Motorische Ungeschicklichkeit
20. Wurde bei ihm/ihr festgestellt, dass er/sie bei einer Entwicklungs- 0 1
neurologischen Untersuchung entweder in der Vergangenheit oder in Verbindung mit dem aktuellen Interview schlecht abschnitt? Wenn ja, führen Sie bitte aus.
(1 Antwort = Kriterium erfüllt) Bearbeitung des Originals von C. Gillberg u. a., The Asperger Syndrome (and high-functioning autism) Diagnostic Interview (ASDI): a preliminary study of a new structured clinical interview. Autism 5, 57 – 66, 2001. Copyright (© The National Autistic Society 2001), mit Erlaubnis von Sage Publications Ltd., www.sagepub.co.uk. Übersetzung durch H.-C. Steinhausen
U-Checklisten für Autismus AUTU
Name: _______________________________________________ ID-Nr. ________________
Geburtsdatum: ________________ Datum:________________ männlich □ weiblich □
Ausgefüllt von: Mutter / Vater / Fachperson: ______________________________________ Die unter den Oberbegriffen aufgeführten Merkmale müssen nicht alle vorhanden sein, zum Teil schliessen sie sich sogar aus. Es gilt ansonsten, dass bei Vorliegen mehrerer Merkmale in allen Bereichen eher an die Entwicklung einer autistischen Störung gedacht werden sollte.
Checkliste für die Vorsorgeuntersuchung U1-U5 (0. bis 7.. Lebensmonat)
Wahrnehmung / Sozialverhalten Schreit länger, ohne dass Eltern dies als eindeutiges Signal für einen Zustand (z.B. Hunger, Schmerz)
werten können Verhält sich extrem ruhig, meldet sich wenig Lächelt oder lacht nicht, wirkt wie ein „ernstes“ Kind Reagiert nicht auf die Mutter, streckt ihr nicht die Arme entgegen Lehnt sich nicht mit dem Kopf an Wirkt zufrieden, nimmt von sich wenig oder keinen Kontakt auf
Motorik Macht sich steif beim Hochheben Macht sich sehr schlaff auf dem Arm Dreht sich weg, wenn eine Person das Kind hält
Sprache Lallt nicht Bildet keine Silben (z.B. ga ga ga)
Ess / Trinkverhalten Saugt oder trinkt nicht richtig Hat spezielle Ess-/Trinkvorlieben bzw. Gewohnheiten Verweigert Speisen
Checkliste für die Vorsorgeuntersuchung U6 (10. bis 12. Lebensmonat)
Wahrnehmung Kratzt oder schabt an Oberflächen Beleckt Gegenstände Verhält sich extrem ruhig, meldet sich wenig Reagiert nicht auf laute Geräusche, wirkt wie taub Reagiert überempfindlich oder ängstlich auf Geräusche (z.B. Staubsauger) Kann sich nur schwer im Raum orientieren.
Sozialverhalten Schreit oder weint lange und lässt sich nicht beruhigen Spielt nicht kreativ mit Spielzeug Untersucht Spielzeug nicht Schaut Personen nicht an Lehnt sich nicht mit dem Kopf an Vermeidet Blickkontakt Lächelt oder lacht nicht, wirkt wie ein „ernstes Kind“ Nimmt von sich aus keinen oder wenig Kontakt zu Bezugspersonen auf Macht Verhalten von Personen nicht nach (keine motorische Imitation) Zieht sich zurück, wenn eine Bezugsperson einen Kontaktversuch macht
2
© Regionalverband, Hilfe für das autistische Kind, Weser-Ems eV. Bezugsquelle: www.kjpd.uzh.ch/pdf/praxis
Motorik Schaukelt oder wiegt sich hin und her Macht sich steif beim Hochheben Macht sich sehr schlaff auf dem Arm Dreht sich weg, wenn eine Person das Kind hält Sitzt oder krabbelt nicht oder verspätet
Sprache Spricht nicht Bildet keine Silben (z. B. ga ga ga) Macht vorgesprochene laute oder Silben nicht nach (keine verbale Imitation) Wiederholt Wörter oder Wortreste ohne erkennbaren Sinn Spricht immer wieder gleiche Laute Benutzt Wort nicht, um Personen etwas mitzuteilen Benutzt keine oder wenig sprachbegleitende oder ersetzende Mimik oder Gestik
Ess- / Trinkverhalten Saugt oder trinkt nicht richtig Hat spezielle Ess- / Trinkvorlieben bzw. Gewohnheiten Verweigert Speisen
Checkliste für die Vorsorgeuntersuchung U7 (21. bis 24. Lebensmonat)
Wahrnehmung Kratzt schabt oder leckt an Oberflächen Tastet oder klopft anhaltend an Gegenständen Sieht lange auf bestimmte Muster (z.B. Tapeten) Bewegt Gegenstände wiederholt vor dem Gesicht hin und her Lauscht auf spezielle Geräusche (wie Rascheln, Zischen, Rauschen) „Überhört“ andere (laute oder leise) Geräusche, wirkt wie taub Reagiert überempfindlich oder ängstlich auf Geräusche (z.B. Staubsauger) Kann sich nur schwer im Raum orientieren Bleibt an Raumgrenzen (z.B. Teppichkante) stehen
Sozialverhalten Spielt nicht mit Gleichaltrigen Sieht an Personen vorbei oder scheint durch sie hindurchzuschauen Auffälliger Blickontakt: wenig oder sehr kurz oder sehr lange und starr, meist peripher Kann Körperkontakt nur zulassen, wenn es Dauer und Art kontrollieren kann, wehrt Kontakt sonst ab Schreit oder weint lange und lässt sich nicht beruhigen Kein oder ungewöhnliches Verlangen nach Trost in Situationen seelischer Not Nimmt von sich aus keinen oder wenig Kontakt zu Bezugspersonen auf Macht Verhalten von Personen nicht nach (keine motorische Imitation) Zieht sich zurück, wenn Bezugsperson keinen Kontaktversuch macht Lächelt oder lacht nicht, wirkt wie ein „ernstes“ Kind
Motorik Sitzt oder krabbelt nicht, beginnt verspätet mit dem Laufen Bewegt stereotyp bestimmte Körperteile und Gegenstände, manchmal sehr geschickt Hat eine auffälligen Gang Verdreht Augen, Finger, Hände und Hals Wedelt mit Armen, Händen, Tüchern, Bändern o.ä.
Sprache Spricht (noch immer) nicht Hört nach dem Sprechbeginn allmählich wieder auf Wiederholt Wörter oder Wortreste ohne erkennbaren Sinn Produziert stereotyp immer gleiche Laute oder Töne Benutzt Worte nicht, um Personen etwas mitzuteilen Benutzt keine oder wenig sprachbegleitende oder ersetzende Mimik und Gestik
Ess- / Trinkverhalten / Schlaf Isst auffällig, stopft, schlingt, schluckt nicht, kaut nicht Nimmt nur Brei oder Flüssiges oder spezielle Speisen zu sich Schläft schlecht ein oder wacht zu früh auf, liegt stundenlang nachts wach
© F. Poustka, S. Bölte, S. Feineis-Matthews, G. Schmötzer (2004) Autistische Störungen, Hogrefe, Göttingen. Bezugsquelle: «www.kjpd.unizh.ch/pdf/praxis»
Checkliste zur Erfassung früher Symptome des Autismus CESA
Name: _______________________________________________ ID-Nr. ________________
Geburtsdatum: ________________ Datum:________________ männlich □ weiblich □
Ausgefüllt von: Fachperson: ____________________________________________________
Die folgenden Symptome können bei Kindern vor dem 2. Lebensjahr auf die Entwicklung
von frühkindlichem Autismus hinweisen. Vermerken Sie qualitativ (JA/NEIN) das Vorliegen
möglicher Prädiktoren. Das Risiko für Autismus steigt mit der Anzahl positiv kodierter Items.
Sozialisation
Ja Nein
Kein „Umsorgt-Werden-Wollen”
Kein soziales Lächeln
Spielt lieber allein
Ist sehr unabhängig
Wartet nicht ab
Kaum Blickkontakt
Starrer Blick.
Lebt in seiner eigenen Welt
Ignoriert die Eltern
Interessiert sich nicht für andere Kinder
Imitiert nicht
Teilt nicht die Aufmerksamkeit anderer
Kommunikation
Ja Nein
Reagiert nicht auf den Namen
Kann nicht ausdrücken, was es will
Sprache ist verzögert oder Ausbleiben von vorsprachlicher Entwicklung
(Brabbeln, Lautieren)
Folgt keinen Anweisungen
Wirkt wie taub
Hört manchmal, manchmal nicht
Zeigt nicht auf Dinge, macht nicht „Winke-Winke“
Sprach einmal einige Worte gesprochen, jetzt aber nicht mehr
Kein Entgegenstrecken der Arme, um hochgenommen zu werden
© F. Poustka, S. Bölte, S. Feineis-Matthews, G. Schmötzer (2004) Autistische Störungen, Hogrefe, Göttingen. Bezugsquelle: «www.kjpd.unizh.ch/pdf/praxis»
Allgemeines Verhalten
Ja Nein
Ist hyperaktiv, unkooperativ oder oppositionell
Weiß nicht, wie es mit Spielsachen spielen soll
Schleppt dauernd einen bestimmten Gegenstand mit sich herum
Reiht Dinge aneinander
Ist überempfindlich gegenüber bestimmten Tönen oder anderen Reizen
Zeigt merkwürdige Bewegungen
Hat wiederkehrende, unerklärliche Wein- und Schreiphasen
Ist apathisch
Störungen der Nahrungsaufnahme und -ausscheidung
Hat einen schlaffen Körpertonus
Hat Schlafstörungen
Beim Vorliegen eines oder mehrerer der folgenden Symptome ist die Wahrscheinlichkeit
einer abnormen kindlichen Entwicklung erheblich erhöht. Eingehendere Untersuchungen
sollten unbedingt erfolgen. Kodieren Sie qualitativ (JA/NEIN) das Vorliegen dieser
Merkmale:
Warnsignale!!
Ja Nein
Kein Brabbeln oder Lautieren im Alter von 12 Monaten
Keine Gesten (Zeigen mit dem Zeigefinger, Winken etc.) mit 12 Monaten
Keine einzelnen Worte im Alter von 16 Monaten
Keine spontanen 2-Wort-Sätze (nicht echolalisch) im Alter von 24 Monaten
Jedweder Verlust sprachlicher oder sozialer Fähigkeiten in jedem Alter
Elternexplorationsschema für frühkindlichen Autismus EEFA
Name: _______________________________________________ ID-Nr. ________________
Geburtsdatum: ________________ Datum:________________ männlich □ weiblich □
Ausgefüllt von: Fachperson: ____________________________________________________
Auffälligkeiten der gegenseitigen sozialen Interaktion
Stellen Sie sich vor, wie sich Ihr Kind Ihnen, anderen Personen und anderen Kindern gegenüber verhält! Denken Sie auch daran, wie Ihr Kind spielt und an sein allgemeines Verhalten in der Öffentlichkeit.
Welche der folgenden Verhaltensweisen Ihres Kind würden Sie im Zusammenhang des Sozialverhaltens als auffällig bezeichnen? Können Sie dafür konkrete Beispiele geben? (Erklären Sie den Eltern ggf. die typischen Symptome und Defizite).
Auffällig Unauffällig Blickkontakt Aktives und reaktives Lächeln Mimik und Gesichtsausdruck Gestik und Körpersprache Grüßen und Verabschieden Phantasievolles Spielen mit Gleichaltrigen Aktivitäten mit Gleichaltrigen Freundschaften Interesse an anderen Menschen Beginnen von sozialen Interaktionen mit anderen (Kindern) Reaktion auf Versuche, eine Interaktion mit ihm zu beginnen Teilen und Lenken von Aufmerksamkeit Anbieten, Dinge zu teilen Teilen von Freude, sich mit anderen freuen Zeigen, Bringen, Erklären von Dingen Anderen Trost spenden und sich trösten lassen Verstehen sozialer und emotionaler Signale Zärtlichkeit Benehmen in der Öffentlichkeit Welche weiteren Verhaltensweisen Ihres Kindes würden Sie im Bereich des Sozialverhaltens als problematisch bezeichnen? ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________
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© F. Poustka, S. Bölte, S. Feineis-Matthews, G. Schmötzer (2004) Autistische Störungen, Hogrefe, Göttingen. Bezugsquelle: «www.kjpd.uzh.ch/pdf/praxis»
Auffälligkeiten der Kommunikation und Sprache
Stellen Sie sich vor, wie sich Ihr Kind Ihnen, anderen Personen und anderen Kindern verständigt! Denken Sie auch daran, ob es versucht, mögliche sprachliche Schwierigkeiten durch nicht sprachliche Möglichkeiten der Verständigung auszugleichen.
Welche der folgenden Verhaltensweisen Ihres Kind würden Sie im Bereich der Kommunikation als auffällig bezeichnen? Können Sie dafür konkrete Beispiele geben? (Erklären Sie den Eltern ggf. die typischen Symptome und Defizite) Auffällig Unauffällig
Sprachentwicklungsverzögerung
Auf Dinge zeigen
Kopfnicken und Kopfschütteln
Beschreibende, konventionelle oder emotionale Gesten
Imitation von Handlungen
Wechselseitige Gespräche
Zeigt Ihr Kind die folgenden Sprachsymptome ? Können Sie dafür konkrete Beispiele geben? (Erklären Sie den Eltern ggf. die typischen Symptome und Defizite) Ja Nein
Echolalie (unmittelbar und verzögert)
Stereotyper Gebrauch von Worten und Sätzen
Unpassende Fragen oder Stellungnahmen
Verwechseln von „ich“ und „du“
Wortneuschöpfungen
„Altkluger“ Sprachstil
Welche weiteren Verhaltensweisen Ihres Kindes würden Sie im Bereich der Kommunikation als problematisch bezeichnen? ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________
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© F. Poustka, S. Bölte, S. Feineis-Matthews, G. Schmötzer (2004) Autistische Störungen, Hogrefe, Göttingen. Bezugsquelle: «www.kjpd.uzh.ch/pdf/praxis»
Repetitives, restriktives und stereotypes Verhalten
Zeigt ihr Kind die folgenden Symptome. Können Sie dafür konkrete Beispiele geben? (Erklären Sie den Eltern ggf. die typischen Merkmale und Defizite) Ja Nein
Spezialinteressen, abnorme Interessen
(Normale) Interessen ungewöhnlicher Intensität
Wortrituale
Widerstand bei Veränderungen des Tagesablaufs
Widerstand bei Veränderungen des Umgebung
Zwänge, Handlungsrituale
Hand- und Fingermanierismen
Andere komplexe Manierismen
Repetitiver Gebrauch von Objekten oder Interesse an Teilen von Objekten
Ungewöhnliche sensorische Interessen (Geruch, Berührung, Vibration, Geräusch)
Abnorme Entwicklung bis einschließlich 36. Lebensmonat
Zeigte Ihr Kind bereits vor Vollendung des 3. Lebensjahres auffälliges Verhalten in einem der folgenden Bereichen? (Erklären Sie den Eltern ggf. die typischen Merkmale und Defizite) Ja Nein Gesprochene Sprache oder Sprachverstehen in sozialen Zusammenhängen
Soziale Hinwendung an Eltern und vertraute Personen
Funktionales oder symbolisches Spielen
Welche weiteren Verhaltensweisen im Rahmen der frühen Entwicklung Ihres Kindes würden Sie als auffällig beschreiben: ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________
Bölte (2005)
M-CHAT
The Modified Checklist for Autism in Toddlers
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Hintergrund und Entwicklung. Diese Skala ist ein 23 binäre Items umfassender Elternfrage-
bogen zur Früherkennung von Autismus-Spektrum-Störungen im Alter von 24 Monaten. Die
M-CHAT (Robins et al., 2001) stellt eine Erweiterung und Modifikation der klassischen
CHAT von Baron-Cohen et al. (1992) dar. Die ersten neun Items der M-CHAT wurden direkt
aus der CHAT übernommen. Mit der M-CHAT wird versucht, diverse Schwächen der CHAT
zu verringern. Das ist vor allem die geringe Sensitivität der CHAT. Baird et al. (2000) muss-
ten bei einer Follow-up-Studie feststellen, dass die Sensitivität der CHAT für verschiedene
Störungen des autistischen Spektrums nur zwischen 11.7 % und 38 % liegt, wobei die Spezifi-
tät mit über 97.5 % durchweg hoch war. Zudem ist es für einen Screener im engeren Sinne
eher ungünstig, wenn – wie im Falle der CHAT – ein Experte zur Durchführung benötigt
wird. Schließlich kann ein Screeningzeitpunkt von 18 Monaten wie bei der CHAT a priori
vermehrt dazu führen, dass regressiver Autismus, der in der Regel erst zwischen dem 18. und
24. Lebensmonat auftritt, nicht identifiziert wird.
Ausgehend Videostudien an Kleinkindern, die später als autistisch diagnostiziert wurden (z.B.
Osterling & Dawson, 1994), wurden im M-CHAT den neun Elternfragen des CHAT 14
weitere Fragen hinzugefügt.
Empirische Ergebnisse zur M-CHAT. In der Eichstichprobe lag die interne Konsistenz der M-
CHAT bei Alpha = .85. Insgesamt wurden in der Erststudie N = 1.293 Kinder zwischen 16
und 30 Monaten eingeschlossen, die bei U-Untersuchungen in Pädiatrien rekrutiert wurden
und Störungen der Entwicklung aufwiesen. Nach Screening (Stufe I) und weiteren Untersu-
chungsschritten (Telefoninterview (II), spezifische klinische Diagnostik (III) erhielten n = 39
Kinder eine Diagnose aus dem autistischen Spektrum.
Der Mittelwert im M-CHAT derjenigen Kinder, die letztlich eine Diagnose aus dem autisti-
schen Spektrum erhielten, lag bei 10.3. Sechs Items zeigten eine hohe diskriminative Kraft bei
der Trennung von betroffenen und nicht betroffenen Kindern (in absteigender Reihenfolge):
7, 14, 2, 9, 15 und 13. Die Diskriminanzfunktion ergab eine Sensitivität von 87 % bei einer
Spezifität von 99 %. In der Gesamtstichprobe hatten eine beliebige Kombination von drei
auffälligen M-CHAT-Items eine Sensitivität von 97 % bei einer Spezifität von 95 %. Eine
Bölte (2005)
Kombination von zwei auffälligen, hoch diskriminativen Items ergab eine Sensitivität von 95
% bei einer Spezifität von 99 %. Inzwischen wurden im Rahmen der M-CHAT-Evaluation N
= 4.200 Kinder in Stufe I untersucht und die früheren Ergebnisse weitgehend repliziert (Du-
mont-Mathieu & Fein, 2005). Wong et al. (2004) publizierten Daten zur Chinesischen Fas-
sung der M-CHAT und berichten vergleichbare psychometrische Eigenschaften. In ihrer Stu-
die zeigten u. a. sechs beliebige auffällige M-CHAT-Items eine Sensitivität von 84 % bei ei-
ner Spezifität von 85 %. Für die vorliegende deutschsprachige Adaptation liegen noch keine
eigenständigen empirischen Ergebnisse vor. Eine Studie zur Prüfung der Eigenschaften der
M-CHAT in einer deutschen Population ist in Vorbereitung. Aufgrund der guten Vergleich-
barkeit der Daten zur US- und chinesischen Fassung sowie Erfahrungen zur spanischen, japa-
nischen und türkischen Fassung kann jedoch vorläufig eine ausreichende interkulturelle Vali-
dität der M-CHAT auch für den deutschen Sprachraum angenommen werden.
Auswertung und Empfehlungen für die Anwendung und Interpretation. Die Evaluation der M-
CHAT ist noch nicht vollständig abgeschlossen, da erst wenige zum Screening-Zeitpunkt auf-
fällige Kleinkinder im späteren Kindesalter nachuntersucht wurden. Die bisher verfügbaren
Daten weisen jedoch auf eine gute Stabilität früher Diagnostik hin, replizieren (Dumont-
Mathieu & Fein, 2005).
19 Items der M-CHAT sind so gepolt, dass NEIN-Antworten einen Punkt ergeben, d. h. auf-
fälliges Verhalten anzeigen (1 bis10, 12 bis 17, 19, 21, 23. Bei den anderen vier Items (11, 18,
20, 22) indiziert eine JA-Antwort einen Punkt. Zur Auswertung summieren Sie die auffällig
beantworteten Items. Folgt man den Ergebnissen von Robins et al. (1999), dann weisen fol-
gende Ergebnisse eine hohe Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer Störung des autisti-
schen Spektrums und keiner anderen Störungen im Alter von 16 bis 30 Monaten hin (emp-
fohlen wird ein Screening mit der M-CHAT im Alter von 24 Monaten):
Gesamtwert = 3 (hohe Wahrscheinlichkeit)
Gesamtwert = 6 (sehr hohe Wahrscheinlichkeit)
[Erwartungswert bei einer Autismus Spektrum Störung = 10]
Mindestens zwei auffällige Antworten bei den folgenden Items (hohe Wahrscheinlichkeit):
2. Zeigt Ihr Kind Interesse an anderen Kindern?
7. Hat Ihr Kind jemals den Zeigefinger benutzt, um auf etwas zu zeigen oder um Inte-
resse für etwas zu bekunden?
Bölte (2005)
9. Bringt Ihr Kind Ihnen Dinge, um sie Ihnen zu zeigen?
13. Imitiert Sie Ihr Kind? (z. B. wenn Sie eine Grimasse schneiden)
14. Reagiert Ihr Kind auf seinen Namen, wenn Sie es rufen
15. Wenn Sie auf ein Spielzeug am anderen Ende des Zimmers zeigen, schaut Ihr Kind es
dann an?
Literatur
Baron-Cohen, S., Allen, J. & Gillberg, C. (1992). Can autism be detected at 18 months? The needle,
the haystack, and the CHAT. British Journal of Psychiatry, 161, 839-843.
Dumont-Mathieu, T. & Fein, D. (2005). Screening for autism in young children: The Modified Check-
list for Autism in Toddlers (M-CHAT) and other measures. Mental Retardation and Develop-
mental Disabilities Research Reviews, 11, 253-262.
Robins, D., Fein, D., Barton, M. & Green, J. (2001). The Modified Checklist for Autism in Toddlers:
An initial study investigating the early detection of autism and pervasive developmental disor-
ders. Journal of Autism and Developmental Disorders, 31, 131-144.
Wong, V., Hui, L.H., Lee, W.C., Leung, L.S., Ho, P.K., Lau, W.L., Fung, C.W. & Chung, B. (2004).
A modified screening tool for autism (Checklist for Autism in Toddlers [CHAT-23]) for Chi-
nese children. Pediatrics, 114, 166-176.