Availon on service 04 2014 web

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Das Availon-Journal für den markenübergreifenden Windenergie-Service | April 2014 Proaktive Fehleranalyse: schon vorher schlauer. Seite 13 Energiewende-Index: Geschäfts- klima im Ausblick. Seite 15 Unfallprävention: Sicherheitsfragen perfekt beantwortet. Seite 18 Fokus Wohin mit der Energie? Um die Mittagszeit läuft es besonders gut. Dann produzieren die Erneuerbaren so viel sauberen Strom, dass das Netz auch mithilfe fossiler Kraftwerke stabilisiert werden muss. Zu Lasten der CO 2 -Bilanz. Eine Alternative können Batteriespeicher sein. Welche Technik vielversprechend ist und warum man sich am Batterieforschungszentrum MEET auch für eine 95-prozentige Lösung begeistern kann, lesen Sie ab Seite 4

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Das Availon-Journal für den markenübergreifenden Windenergie-Service | April 2014

Proaktive Fehleranalyse: schon vorher schlauer. Seite 13

Energiewende-Index: Geschäfts-klima im Ausblick. Seite 15

Unfallprävention: Sicherheitsfragen perfekt beantwortet. Seite 18

Fokus

Wohin mit der Energie?

Um die Mittagszeit läuft es besonders gut.

Dann produzieren die Erneuerbaren so viel

sauberen Strom, dass das Netz auch mithilfe

fossiler Kraftwerke stabilisiert werden muss.

Zu Lasten der CO2-Bilanz. Eine Alternative

können Batteriespeicher sein. Welche Technik

vielversprechend ist und warum man sich am

Batterieforschungszentrum MEET

auch für eine 95-prozentige

Lösung begeistern kann,

lesen Sie ab Seite 4

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IMPRESSUMHerausgeber: Availon GmbH · Jacksonring 2 · 48429 Rheine Fon 0 59 71 80 25 - 0 · Fax 0 59 71 80 25 -109 · www.availon.euRedaktion und Gestaltung: Expect More Kommunikation GmbH · Breite Straße 4 · 48431 Rheine Fon 0 59 71 80 818 - 0 · Fax 0 59 71 80 818 -100 · www.expectmore.de V. i. S. d. P.: Dagmar da Costa Fotos: (Titelbild Landschaft) iStockphoto: GlobalStock / (Titelbild Duracell-Hase) Procter & Gamble Germany GmbH & Co Operations oHG (S. 1), iStockphoto: janprchal (S. 1), Roman Mensing (S. 1), MEET Batterieforschungszen-trum (S. 4, 5, 7, 8), Younicos AG (S. 6), WEMAG AG (S. 9), WPT-Nord GmbH (S. 10 – 12), iStockphoto: imagedepotpro (S. 13), Ernst & Young GmbH (S. 15, 16), dena (Deutsche Energie-Agentur GmbH) (S. 16), ifo (Institut für Wirtschafts-forschung) (S. 17), IWR (Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energien) (S.17), Ulrich Wozniak (S. 19, 24), iStockphoto: federicofoto (S. 19), Triowind GmbH (S. 20), Expect More Kommunikation GmbH (S. 21), iStockphoto: carenas1 (S. 22–23)Copyright: Alle in der ON Service veröff entlichten Beiträge (Texte, Fotos, Grafi ken, Logos und Tabellen) sind urheber-rechtlich geschützt. Das Copyright liegt bei der Availon GmbH, sofern dies nicht anders gekennzeichnet ist. Nachdruck, Aufnahme in Datenbanken, Onlinedienste und Internet seiten sowie Vervielfältigung auf Datenträgern sind nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch die Availon GmbH gestattet. Aufl age: 18.000 Stück

INHALT | April 2014

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FokusTitelthema: Batteriespeicher – Treff en Sie die Zukunft.

ThemaMüdes Material: ruhiger schlafen durch wachen Blick.

CheckProaktive Fehleranalyse: Frühes Eingreifen vermeidet teure Spätfolgen.

AusblickEnergiewende-Index: Ernst & Young und dena blicken auf das Geschäftsklima 2014.

BlickUnfallprävention: Damit weniger passiert, muss mehr passieren.

KontextEchte Meinungen: hingehört und nachgeschlagen.

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Fokus4

„Unser Credo lautet: Gute Batterien bestehen ausschließlich aus guten Materialien.

Daher liegt der Schwerpunkt unserer Arbeit auf der Materialforschung“, sagt Dr. Gerhard

Hörpel, Direktoriumsmitglied im Batterieforschungszentrum MEET der Universität

Münster. 150 Wissenschaftler aus aller Welt forschen dort an elektrochemischen Speichern,

vor allem Lithium-Ionen-Batterien, aber auch Superkondensatoren.

Batteriespeicher:Treffen Sie die Zukunft.

Man könnte auch sagen, sie bereiten die dritte indust-rielle Revolution vor, wie sie der Ökonom und Soziologe Jeremy Rifkin erwartet und die Welt in eine nachhal-tige Postkohlenstoff zukunft führen soll. Energiespeicher werden eine von mehreren Säulen dieser Zukunft sein. So hat der Amerikaner im Februar im Düsseldorfer Handels-blatt geschrieben: „Speicherung wird Deutschland in die Lage versetzen, eine gesicherte Versorgung aufrechtzuer-halten. Die dritte industrielle Revolution bietet die Chance, dass Deutschland die Welt bis zur Mitte des Jahrhunderts in eine neue Ära führt.“

Derartige Visionen sind nicht gerade die Sache von Dr. Gerhard Hörpel, Direktoriumsmitglied im Batteriefor-schungszentrum MEET der Universität Münster, wohl aber die Lithium-Ionen-Batterie. Sie sei heute unschlagbar, da ihr Wirkungsgrad 95 Prozent und mehr betrage: Nur etwa fünf Prozent, also ein sehr geringer Anteil, gehe durch Wärme-entwicklung verloren. „Mit der Lithium-Ionen-Batterie haben wir mit Blick auf die Energieeffi zienz eine beson-ders gute Lösung, und das sowohl für Elektromobilität wie auch für Batteriespeicher im Stromnetz.“ Während jedoch bei der Elektromobilität die Energiedichte im Mittelpunkt stehe, also möglichst viel gespeicherte Energie auf kleins-tem Raum, zähle bei stationären Speichern vor allem die Lebensdauer der Batteriezellen. In beiden Disziplinen gebe es hinsichtlich der Energieeffi zienz derzeit keine elektrochemische Speichertechnologie, die es mit der Lithium-Ionen-Zelle aufnehmen könne, so Hörpel. „Der große Vorteil besteht darin, dass Lithium-Ionen-Batte-rien dezentral installiert und virtuell zusammengeschaltet werden können. So hat man im Bereich des Energiespei-chers eine bislang nicht erreichte Flexibilität.“

Batterien stabilisieren Stromnetz.Der Strom aus erneuerbaren Energien hat in Deutsch-land die 25-Prozent-Marke erreicht und sein Anteil wird bis 2020 voraussichtlich auf 35 Prozent steigen. Die erneuerba-ren Energien belasten dabei jedoch immer mehr die Stabi-

lität der Stromnetze. Die Kraftwerks- und Netzbetreiber mussten sich früher im Atom- und Kohlestromzeitalter nur auf die vorhersehbaren Verbrauchsspitzen und -tiefen von Indust rie und privaten Haushalten einstellen. Heute müssen sie nun auch die schwankende Einspeisung von Solar- und Windstrom meistern. Das heißt, sie müssen schwankenden Stromverbrauch und schwankende Stromerzeugung jede Sekunde, jede Minute, jede Stunde, jeden Tag zum Ausgleich bringen, soll es nicht zum Blackout kommen. Große Batte-riespeicher versprechen Abhilfe – wenn auch nicht so, wie man es vermuten würde. Dr. Gerhard Hörpel: „Windenergie über einen langen Zeitraum in einer Batterie speichern zu wollen, ist ökonomisch nicht darstellbar.“ Batteriespeicher sind keine Saisonspeicher. Würde man eine Batterie bauen, die ein Einfamilienhaus ein Jahr lang komplett versorgen kann, wäre diese etwa so groß wie das Haus selbst. Aller-dings eigne sich die Lithium-Ionen-Technologie bestens zur Aufrechterhaltung der Netzstabilität im Regelstrombereich, also zur Primärregelung bzw. Sekundenreserve, so Dr. Hörpel.

Deutschland hat 2013 mehr erneuerbaren Strom denn je produziert und gleichzeitig so viel CO2 aus Kohlekraft-werken ausgestoßen wie nie. Das ist ökologisch absurd, aber ökonomisch erklärbar: Die erneuerbaren Energien erreichen insbesondere um die Mittagszeit ihre Erzeu-gungsspitzen und drücken dadurch den Preis an den Strombörsen. Die relativ billig produzierenden und oft schon abgeschriebenen Kohlekraftwerke laufen auch in diesen Phasen als Flankenschutz mit, um die Frequenz im Netz stabil bei 50 Hertz halten zu können. Gaskraftwerke stehen dagegen bei Niedrigpreisen still. Ihre Produktions-kosten liegen über denen der Kohlekraft. Als CO2-arme und schnell regelbare Kraftwerkstechnologie harmonieren sie ökologisch perfekt mit den Erneuerbaren, aber eben nicht ökonomisch. Insbesondere Stadtwerke und regionale Versorger haben in die politisch gewollte Energiewende vertraut und hochmoderne Gaskraftwerke gebaut, die heute viel zu oft stillstehen, um das investierte Geld wieder einzuspielen.

„Where Science Meets Industry“

MEET steht für Münster Electrochemical Energy Technology, das Batterieforschungszentrum

der Universität Münster, an dem ein internationales Team aus rund 150 Wissenschaftlern

arbeitet. Ziel des MEET ist die Erforschung und Entwicklung innovativer elektrochemischer

Energiespeicher mit höherer Energiedichte, längerer Haltbarkeit und maximaler Sicherheit, um

den Einsatz der Batterie in Elektroautos und stationären Energiespeichersystemen zu verbessern.

Unter dem Dach von MEET kooperieren verschiedene Disziplinen weit über den Bereich der

Chemie hinaus. Ergänzt wird das MEET-Forschungsnetzwerk durch die Kooperation mit externen

Partnern aus Wissenschaft und Praxis. Dies ermöglicht den Austausch von Fachkenntnissen und

die schnelle Umsetzung in der Anwendung.

„Lithium-Ionen-Technologie eignet sich bestens zur Aufrechterhaltung der Netzstabilität.“ Dr. Gerhard Hörpel, Direktoriumsmitglied im Batterieforschungszentrum MEET der Universität Münster.

Fokus 5

Fokus6

Batteriespeicher gegen Kohlekraft.Knapp 500 Kilometer östlich von Münster am Berliner Forschungsstandort Adlershof verkün-det ein junges Technologieunternehmen, dass solche Absurditäten nicht sein müssten. Youni-cos entwickelt die Steuerung für große Batte-riespeicher. Diese sollen den steigenden Anteil von Wind- und Sonnenenergie im bestehen-den Energiesystem erhöhen, und zwar ohne den Begleitschutz mitlaufender Kohlekraftwerke. Younicos-Gründer Clemens Triebel verspricht, dass Batteriespeicherkraftwerke den Anteil der erneuerbaren Energien, insbesondere Wind-und Sonnenkraft, auf bis zu 60 Prozent der Strom-erzeugung erhöhen könnten – bei gleichzeitiger Abschaltung fossiler Kraftwerke. Triebels Faustfor-mel lautet: Ein Megawatt Batteriespeicher ersetzt zehn Megawatt (MW) Kohlekraft. Die Logik dahinter: Ein Kohlekraftwerk mit einer Leistungs-fähigkeit von etwa einem Gigawatt kann kurzfris-tig innerhalb von Sekunden oder über mehrere Minuten gut zehn Prozent dieser Leistung zusätz-lich ins Netz pumpen oder aus diesem heraus-nehmen, um die Frequenz stabil zu halten. Diese Netzstabilisierungsleistung (Regelleistung) wird von den Netzbetreibern in wöchentlichen Aukti-onen eingekauft – und attraktiv honoriert. Die Regelleistung darf nur von Kraftwerksbetreibern angeboten werden, die bei den Übertragungs-netzbetreibern ein Präqualifi zierungsverfah-ren bestanden haben. Eine Voraussetzung ist, dass die versprochene Regelleistung innerhalb von 30 Sekunden voll verfügbar ist und in über 15 Minuten geliefert werden kann. In Deutsch-land muss permanent eine Regelleistung von rund 500 bis 600 MW verfügbar sein, so Triebel.

Batteriekonzepte aus Praxis und Wissenschaft:

Lithium-Ionen-BatterienIdeale Kurzzeitspeicher für Minuten oder Stunden. Von wenigen Kilowatt bis mehreren Megawatt verfüg-bar. Hohe Energiedichte, benötigt wenig Platz. Können in Häuser, wie auch in Verteilnetze integriert werden.

Natrium-Schwefel-BatterienHohe Speicherkapazität, langlebig und unter den stationären Stromspeicherprodukten am weitesten entwickelt. In Japan im industriellen Megawatt-bereich im Einsatz. Rohstoffe sind ungiftig und weltweit verfügbar. Eingeschränkte Einsatzmög-lichkeiten, da Hoch temperaturbatterie.

ZEBRA-BatterieWiederaufladbare Natrium-Nickelchlorid-Zelle. Hochtemperaturbatterie. Wird in Elektroautos und in der Rüstung eingesetzt. ZEBRA: Zero Emission Battery Research Activities.

Vanadium-Redox-Flow-BatterienGroßes Potenzial als stationäre Speicher und Saison-speicher, da fast keine Selbstentladung. Altern oder verschleißen nicht, geringer Wartungsaufwand.

Nickel-Cadmium-Batterie NiCd-Akku, robust gegen Tiefentladung und Überla-dung. Cadmium ist hochgiftig. Einsatz gesetzlich stark reglementiert. Heute noch in Not- und Alarm-systemen sowie schnurlosen Elektrowerkzeugen verbreitet.

Nickel-Metall-HydridNiMH-Akku, umweltverträglich, preisgünstig. Empfi ndlich gegen Überladung, Überhitzung oder Tiefentladung. In der Haushaltselektronik verbreitet.

Clemens Triebel ist Gründer und Vorstand der Younicos AG.

Die 60 Mitarbeiter des Berliner Unternehmens haben sich

auf die Netzintegration erneuerbarer Energien spezialisiert.

Getreu dem Motto „Let the fossils rest in peace.“ managen

sie Energie-Speicher-Systeme für eine stabile Stromver-

sorgung aus bis zu 100 Prozent erneuerbarer Energie. Das

dezentrale und reibungslose Zusammenspiel von Wind, Sonne und Speichern

basiert vor allem auf einer eigenen Netz- und Energiemanagementsoftware.

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150 Wissenschaftler aus aller Welt arbeiten in Münster an elektrochemischen Speichern.

Der Schwerpunkt liegt auf der Materialforschung.

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Die nächste Generation

Fokus8

Für diese Regelleistung müssten Kohlekraftwerke jedoch voll in Betrieb gehalten werden, während ein halbvol-ler Batteriespeicher praktisch aus dem Stand heraus überschüssige Energie schluckt oder zusätzlich benö-tigte abgibt. „Der Nutzen von Batteriespeichern liegt im schnellen Regeln im Millisekundenbereich. So wird es möglich sein, auf die Regelenergie der Kohlekraftwerke zu verzichten“, ist Triebel überzeugt.

Batteriespeicher gegen Kohlekraftwerke? David gegen Goliath? Oder doch nur eine verquere Idee? Der SAP-Mitgründer und öff entlichkeitsscheue Multimillionär Klaus Tschira soll jedenfalls über seine Beteiligungsfi rma Aeris Capital 20 Millionen Euro in Younicos investiert haben. Der Energiekonzern Vattenfall, der sein Geld

sowohl mit schwedischem Atom- wie auch ostdeut-schem Braunkohlestrom verdient, experimentiert eben-falls mit Batterien für verschiedenste Einsatzzwecke. So haben die Schweden Ende 2012 eine 1-MW-Natrium-Schwefel-Batterie in ihr Netz genommen. Diese ist die erste Großbatterie im europäischen Regelenergiemarkt und steht bei Younicos in Adlershof. Der Rekord wird nicht mehr lange halten. Der Regionalversorger Wemag baut derzeit in Schwerin eine von Younicos entworfene 5-MW-Batterie. Younicos setzt auf bewährte Batterie-technologien. „Wir bauen keine Batterien. Unser Wissen liegt in der Steuerung und darin, wie wir die Betriebs-bedingungen für Batterien optimieren. Dadurch werden diese langlebig und wirtschaftlich“, so Triebel. Samsung stellt die Lithium-Ionen-Batterien für Schwerin her.

Die Wissenschaftler am Batterieforschungszentrum

arbeiten bereits an den nächsten Batteriegenera-

tionen. Während die jetzigen Lithium-Ionen-Tech-

nologien über ein Grafi tgitter verfügen, soll die

Batterie der Zukunft auf der Anodenseite aus einer

Lithium-Metall-Folie bestehen. Dr. Gerhard Hörpel

vom Batterieforschungszentrum MEET der Universität

Münster vergleicht das Grafi tgitter mit einem Haus

mit vielen Räumen. In jedem Raum ist ein Lithium-

Atom eingelagert. Es dürfte einleuchten, dass für

diese Lösung noch sehr viel „Umhausung“ notwen-

dig ist, sprich: Der Batteriespeicher benötigt noch viel

Platz bei vergleichsweise geringer Energiedichte.

Auf einer Lithium-Metall-Folie würden die Lithium-

Ionen hingegen wesentlich dichter angeordnet sein.

„Auf der Kathodenseite hätte eine solche Lösung

vermutlich dann Schwefel oder Luft“, so Dr. Hörpel.

Die Speicherkapazität einer Lithium-Schwefel-

oder Lithium-Metall-Luft-Batterie wäre im

Vergleich zur Lithium-Ionen-Zelle ungleich höher.

„Liegt die Energiedichte einer Lithium-Ionen-

Batterie derzeit bei rund 200 Wattstunden/kg,

würde die Lithium-Schwefel-Version über eine

Energiedichte von circa 500 Wattstunden/kg

und die Lithium-Metall-Luft-Batterie sogar über

rund 1.000 Wattstunden/kg verfügen. Mit einem

Elektromobil könnte man somit eine Entfernung

zurücklegen, die um das Fünffache größer ist

als bei der heutigen Lithium-Ionen-Technologie“,

so Dr. Hörpel.

Die Ziele bei der Entwicklung innovativer elektrochemischer

Energiespeicher sind anspruchsvoll: höhere Energiedichte, längere

Haltbarkeit und maximale Sicherheit.

Fokus 9

Die Koreaner sind so überzeugt von der materialscho-nenden Steuerungstechnik der Berliner, dass sie eine ungewöhnlich lange Garantie von 20 Jahren auf ihre Batterien geben.

Auch die Münsteraner sind mit ihren Praxistests weit vorn: „Wir haben Mitte 2013 erfolgreich mit unseren Part-nern aus Forschung und Industrie ein Projekt im Kraft-werkpark Fenne in Völklingen abgeschlossen, bei dem 4.700 Lithium-Ionen-Batterien in einem Seecontainer zusammengeschaltet wurden“, berichtet Hörpel von dem Gemeinschaftsprojekt LESSY. Das System könne je nach Bedarf im Sekundentakt Strom aufnehmen oder wieder abgeben und hat eine Speicherkapazität von 700 Kilo-wattstunden (kWh) sowie eine Leistung von 1 MW (Ein- und Ausspeicherung).

Einsatz als Zwischenspeicher.Dr. Gerhard Hörpel vom MEET hält auch für denkbar, dass künftig Speichersysteme mit Windparks virtuell vernetzt werden. „So könnte man bei niedrigem Strompreis einen Teil der erzeugten Energie kurzzeitig zwischenspeichern, um sie später bei steigenden Preisen zu verkaufen.“ Batterien würden so den Stromhandel liquider machen und Preisspitzen abflachen. Weitere Einsatzfelder für die Lithium-Ionen-Technologie ergeben sich nach Meinung von Dr. Hörpel auch in der wachsenden Kommunali-sierung der Energiewirtschaft, bei der etwa Windstrom gleich vor Ort genutzt wird. „Auch hierfür gibt es bereits Konzepte und Lösungen.“ Auf kommunaler Ebene könne man dann auf die zur Netzstabilisierung notwendige, teure Regelenergie aus dem überregionalen Netz verzichten, da diese dann aus dem regionalen Batteriespeicher käme. Die dezentrale Nutzung von Speichersystemen auf Basis der Lithium-Ionen-Technologie kommt dem entgegen, denn: „Kleinere Batteriesysteme, etwa installiert in einzel-nen Haushalten, lassen sich so bei Bedarf virtuell zu einem größeren Speicher zusammenschalten“, so Dr. Hörpel.

Vor diesem Hintergrund stellt sich natürlich auch die Frage der Wirtschaftlichkeit solcher Speichersysteme. Hierzu Dr. Hörpel: „Im Bereich der Primärregelung ist der Einsatz von Lithium-Ionen-Batterien durchaus wirtschaftlich. Für das Mittel- und Niederspannungsnetz müsste die Techno-logie jedoch noch günstiger werden, was wiederum eine Frage der Materialien mit entsprechender Performance ist. Und hier sind wir wieder mit unserer Arbeit am Batterie-forschungszentrum gefragt.“

Geschäftsmodell Batteriespeicherkraftwerk.Im wind- und sonnenstromreichen Mecklenburg-Vorpom-mern wird dieses Jahr erstmals in Europa ein Batteriespei-cher dem ökonomischen Praxistest unterzogen. Der mit Ökostrom erfahrene Regionalversorger Wemag – früher Westmecklenburgische Energieversorgung AG – hat 6,6 Millionen Euro in ein 5-MW-Batteriespeicherkraftwerk in Schwerin investiert. Die Wemag will im Sommer mit dem größten im europäischen Netz hängenden Batterie-speicher in den Regelenergiemarkt einsteigen und Geld

verdienen. Thomas Pätzold, technischer Vorstand der Wemag, ist zuversichtlich: „Wir haben das Geschäft auf der Basis der jetzigen Regelenergiepreise durchkalkuliert und sind der Meinung, dass wir den Betrieb wirtschaft-lich hinbekommen.“ Doch so ganz allein rechnet sich das Geschäftsmodell noch nicht, räumt Pätzold ein. Ohne die Fördermittel in Höhe von 20 Prozent durch das Bundes-umweltministerium und das Versprechen von Samsung, in den kommenden 20 Jahren vorzeitig gealterte Akkus kosten-los zu ersetzen oder zu ergänzen, ginge die Kalkulation nicht auf. In Schwerin fi ebert man jedenfalls der Fertigstellung entgegen. Der 5-MW-Speicher habe die Regelleistungsfä-higkeit einer 50-MW-Gasturbine, rechnet Pätzold vor. Mit 150 dieser Anlagen könnte man den gesamten deutschen Regel-energiemarkt abdecken und ganze Kohlekraftwerk in Rente schicken, heißt es in Schwerin bei der Wemag und in Berlin bei Younicos. Beide Unternehmen zeichnen gerne große Bilder, um Politik und Öff entlichkeit die Bedeutung von Batteriespeichern innerhalb der Energiewende vor Augen zu führen. Denn anders als Wind- und Solarparks geben Batte-riespeicher optisch kaum mehr her als eine Garage.

Batterieförderung wünschenswert.Younicos-Vorstand Triebel und MEET-Direktoriums-mitglied Dr. Hörpel sind sich einig, dass die junge Stromspeichertechnik noch der politischen Unterstützung bedarf. „Eine Art zeitlich befristetes Batterie-EEG wäre zu begrüßen, da es unter anderem die heimische Wirtschaft stimulieren könnte.“ Dr. Hörpel weiter: „Die Wertschöpfung im Bereich der Batterie speicher muss hier stattfi nden. Die Kombination von erneuerbaren Energien und hier entwi-ckelten Speichertechnologien führt zu Lösungen, die man weltweit exportieren könnte.“ Younicos-Vorstand Clemens Triebel bezweifelt zwar, dass ein Batterie-EEG heute poli-tisch zumutbar wäre, ist aber ebenso überzeugt wie Dr. Hörpel, dass Energiespeicherkonzepte made in Germany zum Exportschlager werden können.

Thomas Pätzold ist technischer Vorstand

der Schweriner WEMAG AG. Der bundes-

weit aktive Energieversorger mit regionalen

Wurzeln in Mecklenburg-Vorpommern und

Brandenburg verantwortet ca. 15.000 Kilo-

meter Stromleitungen. Vom Hausanschluss

bis zur Überlandleitung. Regionale Verbunden heit, Umweltschutz

und Nachhaltigkeit bestimmen das Handeln der über 300 Mitarbeiter.

Von den Leistungen – vor allem Ökostrom aus erneuer baren Energien –

profi tieren sowohl Privatkunden als auch Sondervertragskunden aus

allen Gewerbebranchen und der Landwirtschaft.

Thema10

„Wenn Sie genauer hinschauen, werden Sie einen Riss erkennen. Das ist eines der jüngsten Probleme,

die wir an verschiedenen Anlagen identifiziert haben“, berichtet Ralf Thomsen und deutet auf eine

Rissanzeige an einem Lagergehäuse. Gemeinsam mit Stephan Greggersen leitet er die Geschäfte

der WPT-Nord GmbH aus Kiel. Beide wissen: Der Riss ist nur eine von mehreren Auffälligkeiten an

verschiedenen Windenergieanlagen (WEA).

Hellwachbei müdem Material.

Dank Magnetpulver-Prüfung bleiben Dank Magnetpulver-Prüfung bleiben auch kleine Risse nicht unentdeckt.auch kleine Risse nicht unentdeckt.

Thema 11

Ein Ausweg aus dem Dilemma sind hoch-spezialisierte Unternehmen wie die WPT-Nord GmbH. Die Kieler Experten arbeiten mit dem markenübergreifenden Serviceanbieter Availon zusammen. Gemeinsam werden die techni-schen Probleme bei Inspektionen identifi ziert und – wenn möglich – unmittelbar behoben.

Wer vorher genauer hinschaut, kann sich hinterher viel Ärger ersparen.Ralf Thomsen vermutet Materialermüdung als Ursache für Risse in den Hauptlagergehäusen. Werden dadurch bedingte Schäden nicht rechtzeitig erkannt, wird es teuer.

Damit es erst gar nicht so weit kommt, führt WPT-Nord eine sogenannte Magnetpulver-Prüfung an auff älligen Hauptlagergehäusen durch. Ralf Thomsen beschreibt, wie das Ver fahren funktioniert: „Hierzu wird zunächst der Farb- und Beschichtungsaufbau auf dem Gehäuse entfernt. Anschließend wird der Gehäusestahl bzw. -guss magnetisiert und fl uoreszierendes Metallpulver in einer Öl suspension auf die Rissbereiche aufge-sprüht.“

Aufgrund des magnetischen Untergrundes entstehen entlang der Risse Feldlinien. Das Metallpulver kennzeichnet dabei deut-lich, wie lang d er entdeckte Riss ist. Dazu Ralf Thomsen: „Darüber hinaus lässt sich mit einer Widerstandsmessung ermitteln, wie tief der Riss, also wie groß der eigent-liche Schaden ist und wie weit er in Richtung Lagermitte geht.“ Kleinere Risse können seiner Erfahrung nach durch die Anbringung sogenannter Radien entlastet werden. „Hier-durch lassen sich die im Bereich des Risses wirkenden Kräfte umleiten. Das Material an dieser Stelle wird dann weniger belastet.“

Konsequent anfällig:Von 100 WEA sind rund 80 betroff en.Risse an Hauptlagergehäusen habe man schon häufi ger beobachtet, berichtet Stephan Greggersen. Wobei „häufi ger“ angesichts der Zahlen eher untertrieben klingt: „Bei 80 von 100 Anlagen haben wir Rissbildungen am Hauptlagergehäuse beobachtet. Und das bei Anlagen, die erst zwei oder drei Jahre im Betrieb sind.“ Die massiven Probleme seien auf eine zu hohe Materialbeanspruchung zurück-zuführen.

Bei unebener Aufl age geht einiges schief.Auch bei anderen Anlagen wirken Kräfte in Bereichen, wo sie eigentlich nicht erwünscht sind. Stephan Greggersen präzisiert: „Diese

Anlagen sind mit zwei unterschiedlichen Getrieben ausgestattet. Und bei einem dieser Getriebe gibt es Probleme. Genauer gesagt mit den Köpfen der sechs Schrau-ben, die den Planetenträger miteinander verbinden. Die Aufl agefl äche für die Schrau-benköpfe auf dem Planetenträger ist nicht mechanisch bearbeitet und daher uneben. Dadurch liegt jeder Schraubenkopf gewisser-maßen nur punktuell auf, wodurch Spannun-gen in der Schraube entstehen. Die gesamte dynamische Belastung des Planetenträgers läuft somit immer nur über eine Seite der Schraube.“

Das Ergebnis: Die Schrauben können reißen. Um bei einer bereits gerissenen Schraube dem ganzen Ausmaß des Problems auf die Spur zu kommen, führt WPT-Nord eine Ultraschall prüfung über die gesamte Schraubenlänge durch.

„Im Normalfall werden diese Bereiche des Getriebes mittels Videoendoskopie untersucht. Hierbei kann aber nur festgestellt werden, ob sich die Schrauben noch an ihrem Platz befi n-den“, gibt Ralf Thomsen zu bedenken. Die Ultraschallprüfung habe dagegen den Vorteil, dass man den Zustand einer Schraube in ihrer Gesamtheit überprüfen und auf Schädigun-gen untersuchen kann.

„Das Getriebe muss hierzu nicht demontiert werden. Der Prüfaufwand steht somit in keiner Relation zu einem Totalschaden.“

Vorteil vor Ort.Ein echter Totalschaden droht, wenn eine Schraube tatsächlich bricht. Denn in diesem Fall fällt diese in das Hohlrad und wird vom Plane-tenrad regelrecht überwalzt. Wird bei einer Prüfung eine Vorschädigung entdeckt, die einen Schraubenwechsel erfordert, hat WPT-

Das Hauptlager-Gehäuse bei Windenergieanlagen ist häufi g von Rissbildungen betroff en. Bei einigen WEA sogar bereits nach zwei bis drei Betriebsjahren.

Thema12

Nord nach Aussage von Ralf Thomsen auch hierfür eine Lösung: „Dieses Verfahren ermög-licht es, den Tausch der Schrauben direkt auf der Anlage durchzuführen. Wobei es erforder-lich ist, die beiden Getriebestufen in der WEA zu trennen. Das ist im Vergleich zu einem komplet-ten Getriebetausch – der ansonsten notwendig wäre – schon allein aus Kostensicht eine hoch-wirtschaftliche Alternative.“

Für eine solche Reparatur müsse man rund drei bis vier Tage veranschlagen. Danach seien für die nächsten fünf Jahre keine Risiken mehr in diesem Bereich des Getrie-bes zu erwarten. Zur weiteren Sicherheit empfiehlt Ralf Thomsen jedem Betreiber, nach diesem Zeitraum jedes Jahr eine Über-prüfung durchführen zu lassen.

Müdigkeit greift um sich:Weitere Anlagen sind betroff en.Während die bisher beschriebenen Prob-leme auf bestimmte Bereiche einer WEA konzentriert sind, betreff en Rissbildungen den gesamten Grundrahmen eines Maschi-nenhauses. Diese Problematik sei schon seit Langem bekannt und laut Stephan Greg-gersen ebenfalls auf Materialüberlastung zurückzuführen: „Der Grundrahmen oder auch Maschinenträger weist aufgrund stati-scher und dynamischer Belastungen Risse an Schweißnahtverbindungen auf. Also ge-wissermaßen am schwächsten Glied der Gesamtkonstruktion. Wir haben in diesem Zusammenhang über 50 Prüfbereiche identi-fi ziert, die wir näher in Augenschein nehmen und bewerten.“

Wieder und wieder und wieder … sorglos.Wie am Hauptlagergehäuse nutzt WPT-Nord auch hier das fluoreszierende Magnetpulver-Prüfverfahren. In bestimmten Bereichen wird zusätzlich mit der Ultraschall- und gegebe-nenfalls mit der Röntgentechnik gearbeitet. Ralf Thomsen beschreibt die Vorgehens-weise: „Im Zuge einer Erstbefundung wird in den erwähnten Prüfbereichen eine Oberflä-chenrissprüfung vorgenommen. Wobei wir auch die Bereiche prüfen, an denen bereits Modifikationen erfolgt sind. Die Erstbefun-dung ist Grundlage für die Benotung der Anlage und spiegelt ihren Zustand wider. In die Benotung fließen Fristen sowie Inter-valle für wiederkehrende Prüfungen und die Empfehlung für eine Reparatur innerhalb eines gewissen Zeitraums ein. Nach erfolgter Reparatur findet eine weitere Prüfung statt. Diese Nachprüfung wird ebenfalls benotet und ist erneut Grundlage für die Festlegung entsprechender Intervalle.“

Darüber hinaus bietet WPT-Nord einen Life-Time-Service-Vertrag an, der wiederkehrende Überprüfungen und gegebenenfalls Reparatu-ren am Maschinenträger bis zum 20. Betriebs-jahr der WEA beinhaltet. WPT-Nord übernimmt dabei auch die Haftung für den Maschinen-träger während der Vertragslaufzeit. „Dieses Angebot gilt übrigens auch für Anlagen mit einem geschweißten Generatorträger, an denen ähnliche Auff älligkeiten wie an WEA mit geschweißtem Grundrahmen zu beobachten sind“, erklärt Stephan Greggersen.

Hochmotiviert im hohen Norden:

die WPT-Nord GmbH.

Die WPT-Nord GmbH wurde 1997 gegründet und ist in der Landeshaupt-

stadt Kiel beheimatet. Von hier aus haben sich die Werkstoffspezialisten

rund um Geschäftsführer Ralf Thomsen zu einem international agierenden

Dienstleistungsunternehmen entwickelt. Außer im Schwerpunkt Wind-

energieanlagen kommt das Know-how auch in vielen weiteren Bereichen zum

Tragen: vom Schiff sbau über Kraftwerke und Schienenfahrzeugtechnik bis hin

zu Industriesparten wie dem Stahlbrückenbau oder dem Stahlwasserbau.

Check 13

„Es gibt immer Stellschrauben, an denen man noch drehen kann, wenn Anlagen nicht die

zu erwartende Verfügbarkeit erreichen“, meint Tobias Leidiger, Projektleiter im Bereich

Technical Controlling. Gemeinsam mit Ingo Völkerink, Electrical Engineer aus der Abteilung

Technical Support & Engineering, ist er bei Availon verantwortlich für ein neues Projekt

im Rahmen der proaktiven Fehleranalyse.

„Zu diesem Projekt sind wir im Rahmen unserer Initiative ‚Operational Excellence‘ gekommen. Ziel dieser Maßnahme ist es, bislang unvorhersehbare WEA-Stillstände zu redu-zieren und die Verfügbarkeit der Anlagen zu verbessern.“

Wenn sich WEA auff ällig verhalten.Dazu ist echte Detektivarbeit nötig. Mithilfe einer Überwa-chungssoftware werden zunächst die WEA herausgefi ltert, die im Hinblick auf die Verfügbarkeit auff ällig werden. Dazu Ingo Völkerink: „Wir haben sogenannte Schwellen-werte defi niert, damit wir aus der Fülle an Daten genau diese Anlagen identifi zieren und somit eine gezielte Auswahl treff en können. Diese bestehen aus spezifi schen

Fehlercodes sowie deren Häufi gkeit. Außerdem werden jene Anlagen unter verschärfte Beobachtung gestellt, die gewisse Stillstand szeiten überschreiten.“

Den Typ kennen wir doch.Einmal pro Woche werden die vom Customer Contract Management der Availon GmbH aufbereiteten Roh -daten der Überwachungssoftware an die Abteilung Technical Support & Engineering übermittelt. Dort sitzen Spezialisten für jeden Anlagentyp. Die schauen sich die Daten anhand spezifi scher Kriterien sowie der gesetzten Schwellenwerte an und fi ltern kritische Anlagen heraus.

Auf der richti9en Fährte. Weniger WEA–Stillstände durch proaktive Fehleranalyse.

Problem erkannt, Gefahr gebannt.Die ersten durchweg positiven Erfahrungen mit dem Ende November 2013 gestarteten Projekt zeigen, dass sich ungeplante Anlagenstillstände reduzieren. Ingo Völkerink sieht daher in dem Projekt im Rahmen der proaktiven Fehleranalyse einen weiteren wichtigen Baustein einer effizienten zustandsorientierten Instand-haltung: „Wir können jetzt noch stärker agieren, statt nur zu reagieren. Denn die proaktive Fehleranalyse im Allge-meinen hilft uns, Probleme bereits im Vorfeld zu lösen und damit größere Anlagenausfälle schon im Ansatz zu vermeiden. Für besonders auffällige Anlagen lassen sich Handlungsempfehlungen aussprechen und gezielte Maßnahmen ergreifen.“

Fokus auf gezielte Planung.Serviceeinsätze lassen sich jetzt noch besser und gezielter planen, zumal die Disposition in einem solchen Fall genauer weiß, welche Ersatzteile und Materialien der Servicetechniker vor Ort für die Behebung eines konkreten Problems benötigt. Wir erhöhen damit die Anlagenverfügbarkeit und damit die Erträge und vermeiden teure ungeplante Reparaturen.

„Alle WEA, für die wir eine technische Verfügbarkeits-gewährleistung gegeben haben, stehen seit Projekt-beginn der proaktiven Fehleranalyse gewissermaßen unter verschärfter Beobachtung. Zusätzlich dehnen wir das Projekt sukzessive auf alle WEA und Windparks aus. Dieser Schritt ist nur konsequent, denn die ersten positiven Ergebnisse haben sehr überzeugt.“

Was man sich sparen kann, ist viel wert.Wie groß das Einsparpotentzial dank der proaktiven Fehler-analyse sein kann, erläutert Ingo Völkerink an einem konkre-ten Fall: „Wir haben uns aktuell die letzten Auswertungen zur proaktiven Fehleranalyse unter besonderer Berücksich-tigung der fünf am häufi gsten auftretenden Fehlercodes angeschaut. Bei einem spezifi schen Anlagentyp haben wir durch unser Projekt insgesamt rund 570 Stillstandsstunden vermeiden können. Das bedeutet, dass bei allen von uns betreuten WEA dieses Typs die Stillstände um mehr als drei Wochen reduziert wurden.“

Die Rohdaten der Überwachungssoftware werden aufbereitet und den Spezialisten der Abteilung „Technical Support & Engineering“ von Availon zur Verfügung gestellt. So können kritische Anlagen erkannt und ausgefi ltert werden.

„Aus Fehlern lernt man“. Wie sehr sich die alte Weisheit neuerdings auch bei WEA bezahlt macht, zeigt ein konkretes Beispiel. Nachdem man sich im Rahmen der proaktiven Fehleranalyse die fünf häufi gsten Fehlercodes angeschaut hatte, konnten für einen bestimmten Anlagentyp Stillstand-zeiten von insgesamt 570 Stunden vermieden werden. Die Grafi k rechts benennt die entsprechenden Fehler und die jeweils daraus resultierenden Stillstandzeiten (in Stunden), die abgewendet wurden.

170 Stunden170 StundenFU SonstigeFU Sonstige

130 Stunden130 StundenFU 1 SpannungFU 1 Spannung

90 Stunden90 StundenDrehmoment-Drehmoment-regelabweichungregelabweichung

80 Stunden80 StundenRückmeldung Rückmeldung FU GeneratorFU Generator

100 Stunden100 StundenBlattwinkel Blattwinkel AsymmetrieAsymmetrie

Eine runde Sache: 570 Stunden Stillstand vermieden.

Check14

Die nackten Zahlen scheinen schrecklich

eindeutig: Die Energiewende stockt und

stolpert vor sich hin. Einiges spricht jedoch

dafür, dass sie weniger in einer Sackgasse

als in einer Übergangsphase klemmt.

Energiewende – eingeklemmt im Übergang.

Die weltweiten Investitionen in grüne Technolo-gien sind in den vergangenen beiden Jahren um rund 20 Prozent auf 254 Milliarden Euro gesunken und in Europa sogar um fast 40 Prozent auf 58 Milliarden Euro. In Deutschland scheint die Situation dabei besonders dramatisch. Wie die US-Agentur Bloomberg New Energy Finance berichtet, sind die Investitionen hierzulande 2013 um fast die Hälfte eingebrochen, und zwar auf den nied-rigsten Stand seit 2006. Auch die halbstaatliche Deutsche Energie-Agentur (dena) und die Wirtschaftsberatungsge-sellschaft Ernst & Young veröff entlichten im Januar bedrü-

ckende Zahlen. Der Deutsche Energiewende-Index, den beide seit Mai 2012 vierteljährlich veröff entlichen, ist nun auch auf einem Tiefststand.

Doch von Panik ist man in der Branche noch entfernt. Stephan Kohler, Geschäftsführer der dena, sagte gegenüber ON Service, dass der Rückgang des Index um 1,7 Punkte im letzten Vierteljahr 2013 für sich nicht dramatisch sei, wohl aber der langfristige Trend dahinter. Der Rückgang des Deutschen Energiewende-Index habe damit zu tun, „dass es an so vielen Stellen dringenden Handlungsbedarf gibt und es Ende 2013 noch nicht absehbar war, wie es in den einzel-nen Feldern vorangehen wird“. Höchste Priorität habe für die Wirtschaftsvertreter, deren Stimmung der Index misst, eine grundlegende Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). „Über 90 Prozent der befragten Unternehmen halten dies für die drängendste Aufgabe der neuen Bundes-regierung.“ Kohler, der die EEG-Reformpläne verfolgt, geht davon aus, dass die CDU-SPD-geführte Bundesregierung die Herausforderungen der Energiewende verstanden hat.

Deutscher Energiewende–Index gesamt im Zeitablauf

Ausblick 15

16 Ausblick

Mit der Reform des EEG müsse die Bundesregierung die Frage lösen, „wie die stark schwankende Stromerzeugung der erneuerbaren Energien kosteneffi zient in das System integriert werden kann. Wir müssen das Gesamtsystem im Blick behalten und dürfen das eigentliche Ziel der Ener-giewende nicht aus den Augen verlieren: eine effi ziente und CO2-arme Energieversorgung unter Beibehaltung von hoher Versorgungssicherheit und sozial- wie wettbewerbs-verträglichen Energiepreisen.“

Die natürlichen Schwankungen von Wind- und Sonnen-energie setzen insbesondere den kommunalen Versorgern zu, die diese in ihren Verteilnetzen unterbringen müssen. So attestiert der Deutsche Energiewende-Index dieser Gruppe gar einen massiven Stimmungseinbruch von 94,9 auf 87,5 Punkte im vierten Quartal 2013. Dr. Helmut Edelmann, der bei Ernst & Young für den Energieversorgungsbereich in Deutschland, Österreich und der Schweiz verantwortlich ist, kennt die Probleme der Versorger. Nicht nur die Über-tragungsnetze der großen vier – Amprion, Tennet, 50 Hertz und Transnet – müssen ausgebaut werden, um etwa Wind-energie aus Norddeutschland in den Süden zu transpor-tieren, sondern auch die Verteilnetze von vielen Hundert Stadtwerken und Regionalversorgern.

Der Anteil der erneuerbaren Energie an der Stromerzeu-gung liegt inzwischen bei 25 Prozent. Um diesen deutlich zu erhöhen, brauche man fl exible Netze. Dies könne durch intelligente Netzsteuerung (Smart Grids), fl exiblen Strom-verbrauch bei Haushalten und Unternehmen (Smart Mete-ring) und Energiespeicher erreicht werden. „Das heutige Regulierungssystem bietet jedoch keine Anreize, diese dringend notwendigen Modernisierungsinvestitionen zu tätigen“, sagt Edelmann.

Die Bundesregierung hat die Netzintegration auf der Agenda. Doch in der EEG-Reform, die vor der parlamentarischen Sommerpause verabschiedet werden soll, ist diese noch nicht enthalten. Wirtschaftsminister Gabriel will diese erst danach

1 2

Quartett mit Know-how und Zuversicht:1. Stephan Kohler, Geschäftsführer der dena.

Die Deutsche Energie-Agentur ist das Kompetenzzentrum für Energie-effi zienz, erneuerbare Energien sowie intelligente Energiesysteme und wurde 2000 in Berlin gegründet.

2. Dr. Helmut Edelmann, Ernst & Young.Ernst & Young ist ein weltweit vernetztes Prüfungs- und Beratungsunter-nehmen. 7.400 der weltweit 175.000 Mitarbeiter sind in Deutschland tätig.

3. Hans-Werner Sinn, Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung.Das gemeinnützige ifo mit Sitz in München analysiert mit über 190 Mit-arbeitern die Wirtschaftspolitik und veröff entlicht monatlich den ifo Geschäftsklimaindex.

4. Dr. Norbert Allnoch, Leiter des IWR.Das IWR beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit regenerativen Energie-techniken, deren Nutzung und den damit verbundenen Chancen zum Aufbau einer „grünen“ Industrie.

Ausblick 17

3 4

mit einer „ganzheitlichen Regelung im Energiewirtschafts-gesetz“ umsetzen (EEG-Eckpunkte papier vom 21. Januar 2014).

„Ich vermisse die Verzahnung von Energiepolitik und grüner Industriepolitik“, kritisiert Dr. Norbert Allnoch, Leiter des Internationalen Wirtschaftsforums Regenerative Ener-gien (IWR), den Kurs der Bundesregierung. Die von Gabriel vorgelegten Vorschläge zur Reform des EEG seien rein vom Strompreis getrieben. „Es fehlt Planungssicherheit für die Wirtschaft. Das belastet die kommunale Planung, die Projektierer von Wind- und Solarparks und vor allem die Hersteller industrie.“ Das IWR in Münster misst seit 2004 monatlich das Geschäftsklima in der regenerativen Energie-wirtschaft. Nach einer leichten Stimmungsaufhellung bis zur Bundestagswahl im September 2013 ist aber auch dieser Index deutlich eingebrochen. Das IWR fragte unter den Unternehmen der Branche nach, wem die Energie-wende besser gelingen würde: Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel oder dem früheren Umweltminister Peter Altmaier. Die Mehrheit der Befragten (57 Prozent) konnte sich jedoch weder für Gabriel noch für Altmaier erwärmen.

„Wer kann, versucht sein Auslandsgeschäft auszubauen“, sagt Dr. Allnoch. Die vom IWR befragten Unterneh-men schätzen die Exportaussichten für die erste Jahres-hälfte 2014 überwiegend positiv ein. Doch je stärker das Geschäftsmodell von der staatlichen Regulierung abhän-gig ist, desto schlechter die Stimmung, bestätigt auch Dr. Edelmann von Ernst & Young.

Die gedrückte Stimmung ist off ensichtlich auf die deutsche Energiebranche begrenzt. Der ifo Geschäftsklima index für das verarbeitende Gewerbe steigt seit Mitte 2012 kontinu-ierlich. Institutschef Hans-Werner Sinn zum überraschend starken Anstieg im Januar: „Die Auftragsbücher sind voll. Wir haben eine gute Mischung aus Binnenkonjunktur und Exporterwartungen. Also, besser kann es gar nicht sein.“ Selbst an den internationalen Börsen geht es nach langer Talfahrt mit den Aktien von Clean-Tech-Unterneh-men wieder bergauf. Der Aktienindex Renewable Energy Industrial Index (RENIXX) hat sich vergangenes Jahr nahezu verdoppelt. Unter den 30 Unternehmen, aus denen das IWR den Index berechnet, befi ndet sich mit Nordex aller-dings nur noch ein einziges deutsches Unternehmen – es waren mal acht.

Stephan Kohler ist jedoch zuversichtlich, dass er im Verlauf des Jahres auch mal wieder positives über den Deutschen Ener-giewende-Index veröff entlichen darf, vorausgesetzt, „dass die EEG-Reform angepackt wird“. Auch die stärkere Bünde-lung der Kompetenzen im Energiebereich im Wirtschafts-ministerium sei richtig, meint Kohler. Und Dr. Edelmann ist sich sicher darüber, wer die Gewinner der nächste Runde der Energiewende sein werden, und zwar Software- und Tech-nologieunternehmen, die an der effi zienten Integration der erneuerbaren Energien beteiligt sind.

18 Blick

Eine Windenergieanlage (WEA) ist ein besonderer Arbeitsplatz. Und das nicht etwa

wegen der imposanten Aussicht vom Dach der Gondel. Sondern vielmehr im Hinblick auf

die Fähigkeiten, die sie den Servicetechnikern abverlangt. Hohes technisches Know-how

und ein gutes Gespür für Gefahren sind unabdingbar. Denn die fi nden sich in jeder WEA:

vom Anlagenfuß bis zur Rotorblattspitze.

AU WEA!Weniger Unfälle durch ein Höchstmaß an Prävention.

Arbeiten in WEA:ein Auf und Ab an Sicherheit.In und an WEA ist vieles ein bisschen größer. Auch das Unfallrisiko. Schon beim Betreten fallen die armdicken Kabel auf, die vom Anlagenfuß bis ins Maschinenhaus führen. Dass hier hohe Spannungen herrschen, dürfte jedem klar sein, dass es bis zu 30.000 Volt sein können, eher nicht. Ein erhebliches Gefährdungspotentzial für jeden Mitarbeiter vor Ort, z. B. bei Schäden an der Isolierung.

Weiter oben nimmt das Risiko noch zu. Sollte es einmal im Maschinenhaus zu einem Unfall kommen, bietet der Servicelift neben dem Abseilen oder dem Abstieg über das sogenannte Steigschutzsystem die einzige Möglichkeit, den Turmboden zu erreichen. Allerdings: Im Brandfall darf der Servicelift – wie auch in normalen Gebäuden – nicht benutzt werden.

Im Maschinenhaus selbst beanspruchen das Getriebe und der Generator – je nach Anlagentyp zusätzlich ein Trafo – den meisten Platz. Neben der Enge erfordern hier außer-dem elektrische und mechanische Gefahrenquellen, z. B. drehende Teile am Getriebe, die volle Aufmerksamkeit der Servicetechniker.

Mit Sicherheit mehr Erfahrung:kompetente Beratung vom Spezialisten.In puncto Sicherheit bei WEA müssen sehr spezifi sche Anforderungen an den Arbeitsschutz erfüllt werden. Das weiß auch Michael Huwald nur zu gut. Er ist ehemaliger geschäftsführender Gesellschafter der Triowind GmbH (siehe Kasten). In seiner jetzigen Funktion als freier Mitarbei-ter von Triowind und Fachkraft für Arbeitssicherheit berät er den markenübergreifenden WEA-Serviceanbieter Availon in allen sicherheitsrelevanten Fragen. Darüber hinaus ist er für Unfalluntersuchungen zuständig.

Michael Huwald: „Generell werden Arbeiten in einer WEA in großer Höhe durchgeführt, also entweder im oder auf dem Maschinenhaus bzw. im Bereich der Nabe respektive an den Rotorblättern. Daher müssen Servicetechniker nicht nur körperlich fi t, sondern vor allem höhentauglich sein. Diese sowie weitere Eignungen sind durch arbeitsmedizi-nische Untersuchungen abzuklären, bevor die eigentlichen Schulungen zum Arbeitsschutz erfolgen können.“

Gelebte Verantwortung EHS:Das Wohl der Mitarbeiter ist Chefsache.Bei Availon ist das Thema Arbeitsschutz auf Geschäfts-leitungsebene als EHS-Managementsystem („Environmen-tal Protection, Health & Safety“, siehe Kasten auf Seite 21) angesiedelt. Die Sicherheit und Gesundheit aller Mitar-beiter ist hierbei sowohl ein wichtiger Grundsatz als auch Bestandteil der Unternehmenskultur, der aktiv gefördert und unterstützt wird.

Arbeitsschutz hoch drei: die Triowind GmbH.

Die Triowind GmbH mit Sitz in Husum ist Spezialist für den Arbeitsschutz

in der Windenergie und betreut mittlerweile mehr als 200 Unternehmen.

Das Angebot reicht von Schulungen über Rettungskonzepte und Unterstützung

bei Neuentwicklungen bis hin zu Fachkräften für die Arbeitssicherheit.

Seit Gründung im Jahre 2006 hat Triowind mehr als 9.000 Mitarbeiter der

Windenergiebranche im Bereich der Arbeitssicherheit unterwiesen.

Weitere Infos unter: www.triowind.de

Blick 19

Nach spätestens 30 Metern geht der voll Nach spätestens 30 Metern geht der voll ausgefahrenen Drehleiter die Luft aus. ausgefahrenen Drehleiter die Luft aus.

Kein Wunder, Turmhöhen von 80 bis über Kein Wunder, Turmhöhen von 80 bis über 100 Meter sind bei den meisten 100 Meter sind bei den meisten

Windenergieanlagen der Standard.Windenergieanlagen der Standard.

100 m100 m

30 m30 m

Blick20

Den Willen, Unfälle und arbeitsbedingte Ausfälle nachhaltig zu vermei-den, unterstrich Availon bereits vor drei Jahren. Das Unternehmen ließ sich damals als erster markenübergreifender WEA-Serviceanbie-ter gemäß OHSAS 18001 zertifi zieren. Und führte so ein weltweit aner-kanntes Arbeitsschutzmanagementsystem ein, das bei Availon von Olaf Kleesch (Director Global Technical Support and Engineering) in seiner zusätzlichen Funktion als EHS-QM-Manager seit 2012 verantwortet wird.

Gesagt, getan:die Qualifi kation in Theorie und Praxis.Erst die perfekte Mischung aus Theorie und Praxis führt auch zu einem perfekten Ergebnis. Daher sind auch beide Bereiche wesentlicher Bestandteil einer jeden Schulung zur EHS-Qualifi zierung, erklärt Olaf Kleesch: „Die Schulungen während der EHS-Woche sind in verschiedene theoretische und praktische Bereiche aufgeteilt, wobei alle Schulungs-teilnehmer nach jedem theoretischen Themenblock eine schriftliche Prüfung absolvieren müssen.“

Über die arbeitsmedizinischen Untersuchungen hinaus sind ein Erste-Hilfe-Lehrgang, ein Höhenrettungstraining, eine Mittelspan-nungsschaltberechtigung sowie ein Feuerlöscher-Training wesentliche Bestandteile dieser Qualifi zierung. Im Erste-Hilfe-Lehrgang werden alle Servicetechniker zusätzlich als Ersthelfer ausgebildet. So kann bei einem Unfall in einer WEA jeder seinem Kollegen helfen.

Mehr Sicherheit für alle durch die Mittelspannungsschaltberech-tigung für jeden Servicetechniker. Jeder Servicetechniker, der an Stromverteilern in WEA arbeitet und dabei entsprechende Schaltvorgänge durchführen muss, braucht eine Mittelspannungsschaltberechtigung. Kein Wunder, denn wie bereits

erwähnt wird man bei solchen Arbeiten mit Stromstärken von bis zu 30 .000 Volt konfrontiert. Einen entsprechend hohen Stellenwert hat das Thema im Rahmen der EHS-Qualifi zierung: Konsequent wird jeder Servicetechniker für Tätigkeiten im Mittelspannungsbereich qualifi ziert und darf so entsprechende Schaltvorgänge ausführen.

Höchst vorbildlich:eigene Trainer für eigene Schulungen.Für die Arbeiten in einer WEA ist ein Höhenrettungstraining zwingend erforderlich. Denn bei Notfällen in den schwer zugänglichen oberen Bereichen eines Anlagenturms oder im Maschinenhaus sind konventi-onelle Bergungsmethoden nicht möglich. Entsprechende Schulungen zur Evakuierung von Personen aus großen Höhen dürfen nur eigens hierzu ausgebildete Höhenretter vornehmen. Availon hat bereits Ende 2012 eigene Trainer zu Höhenrettern ausbilden lassen, um solche Schu-lungen jederzeit im eigenen Haus durchführen zu können.

Ein zentrales Thema der EHS-Qualifi zierung ist auch die erforderliche Persönliche Schutzausrüstung (PSA) eines Servicetechnikers, insbeson-dere die Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA) (siehe Kasten auf Seite 21). Die Teilnehmer lernen im Training den Umgang mit den Rettungsgeräten, um im Fall der Fälle entsprechend reagieren zu können. Tag für Tag mehr Sicherheit: die EHS-Woche.Eigene Trainer für die Höhenretterausbildung sind nicht die einzige Besonderheit von Availon, wenn es um den Arbeitsschutz geht, erläu-tert Olaf Kleesch: „Zusätzlich wird auf Bestreben des Serviceleiters Martin Becke seit 2013 jährlich eine sogenannte EHS-Woche durchgeführt. Im Gegensatz zu anderen Betrieben, die derartige Unterweisungen über

„Servicetechniker müssen nicht nur körperlich fi t, sondern auch höhentauglich sein.“ Michael Huwald, Fachmann für Arbeitssicherheit, berät Availon in allen sicherheitsrelevanten Fragen.

Blick 21

mehrere Veranstaltungen im Jahr verteilen und bei denen immer nur ein Teil der Mitarbeiter anwesend ist, ist die EHS-Woche von Availon eine Pfl ichtveranstaltung für sämtliche Mitarbeiter, die regelmäßig in und an WEA arbeiten. Und damit Theorie und Praxis auch Hand in Hand gehen, nimmt der EHS-QM-Offi cer, Frau Madlen Koczka, an jeder EHS-Woche teil.“

Mehr Sensibilität für weniger Risiken.Auch aus Beinaheunfällen kann man viel lernen. Dazu Michael Huwald: „Während der Schulung innerhalb von Availon werden Unfälle sowie deren Entstehung analysiert. Selbst Zwischenfälle, die beinahe zu Unfäl-len geführt hätten, sind Thema der EHS-Woche. Auf diese Weise sensibi-lisiert Availon seine Mitarbeiter nochmals nachdrücklich für das Thema Arbeitsschutz, um potenzielle Gefährdungen und Risiken nachhaltig zu minimieren. Ich muss hier Availon großes Lob zollen, denn so etwas macht sicherlich nicht jeder Serviceanbieter.“

Die sicherheitstechnische Prüfung:Auf Anweisung bleibt die Tür zu.Die Sicherheit am Arbeitsplatz kann für einen Servicetechniker freilich nur so gut sein, wie es auch die Anlage selbst zulässt. Daher sind jährli-che sicherheitstechnische Prüfungen aller von Availon betreuten WEA zwingend erforderlich. So konsequent diese Prüfungen durchgeführt werden, so konsequent können auch die Folgen sein.

Olaf Kleesch: „Im Zuge einer sicherheitstechnischen Prüfung werden die Leiter, das Steigschutzsystem, der Kran sowie der Kettenzug, der Servicelift, die PSA und das Rettungsgerät überprüft. Bei bestandener Prüfung wird eine Prüfplakette in der Anlage angebracht und ein Prüfproto koll hinterlegt. Sollte eine WEA keine Plakette haben, werden unsere Servicetechniker gemäß Anweisung der Geschäftsleitung diese nicht betreten.“

Jedes Unternehmen, das ein besonderes Augenmerk auf Umwelt-, Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie Arbeits-sicherheit legt, sollte ein eigenes EHS-Management haben. Dabei steht EHS für „Environmental Protection, Health & Safety“. Das erste EHS-Management entstand 1985 auf Bestreben der chemischen Industrie, unter anderem als Reaktion auf die Folgen der Chemieunfälle in der italienischen Gemeinde Seveso (1976) und der indischen Stadt Bhopal (1984).

Seit 1990 sind die generellen Anforderungen für ein wirksames EHS-Management auch in der „Internationalen Umwelt-managementnorm“ (ISO 14001) und der „Occupational Health and Safety Assessment Series“ (OHSAS 18001) festgelegt. OHSAS 18001 lehnt sich an ISO 9001 und ISO 14001 an und ist in mehr als 80 Ländern verbreitet. Damit ist sie einer der bedeu-tendsten Standards für ein Arbeitsschutzmanagementsystem.

EHS: aus Vergangenheit und Gegenwart lernen für eine sichere Zukunft.

Gegen Abstürze und für die Rettung: die persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA).

Für ein sicheres Arbeiten in einer WEA muss jeder Servicetechniker mit einer PSA und PSAgA ausgestattet sein. Zur Standard-PSA gehören knöchelhohe Schutzschuhe der Klasse S3 (Schutzkappen und durch-trittsichere Sohle), Schutzhelm, Schutzbrille, Schutz-/Arbeitskleidung, Schutzhandschuhe, Gehörschutz und eine Atemschutzmaske. Darüber hinaus ist in der Windenergie eine spezielle PSAgA erforderlich: Auff anggurt, Falldämpfer, Halteseile, Steigschutzläufer und mitlaufende Auff anggeräte an beweglicher Führung (Nabenseil). Diese Ausrüstungs-bestandteile schützen die Mitarbeiter gegen Abstürze und kommen auch bei einer möglichen Rettung aus großer Höhe zum Einsatz.

Kontext22

Aufgeschnappt!„Die wahre Revolution heißt

Dezentralität. Gerade für die

Schwergewichte der Branche ist

das eine Herausforderung.“

Christoph Burger, European School of Management and Technology (ESMT) in: Handelsblatt, 4. Februar 2014,

„Die schwierige Erneuerung“

„Ich vermute, dass hinter dem

Ausbremsen der Erneuerbaren

im Koalitionsvertrag eine Renais-

sanceabsicht der Nuklearindust-

rie steht.“

Josef Göppel, CSU-Bundestagsabgeordneter in: neue energie, 01/2014, „Den Ausbau der Windenetgie zu drosseln …“

„2014 heißt es Ringen um eine

EEG-Novelle mit Herrn Gabriel

– und der war schon vor acht

Jahren nicht der einfachste

Widerpart.“

Klaus Meier, Aufsichtsratsvorsitzender WPD in: erneuerbare energien, 01/2014,

„Hoff nung, nur auf wen?“

„Die Marktsituation ist nervös.

Aber es sieht so aus, als würden

wir besser abschneiden als

andere.“

Ignacio Martín, CEO Gamesa in: erneuerbare energien, 01/2014,

„Spanischer Stier“

„Energieversorger zu besitzen

ist ein Weg, um reich zu blei-

ben.“

Warren Buff et, Investor in: BIZZ energy today, 12/2013,

„Grüne Investoren“

„Es würde niemand davon

sprechen, dass wir Kläranlagen

subventionieren müssen, weil

wir sauberes Wasser haben

wollen. Wir müssen Kläranlagen

bezahlen, also finanzieren, aber

nicht subventionieren. Und so

ist das bei der erneuerbaren

Energie auch.“

Uwe Leprich, wissenschaftlicher Leiter des IZES in: Sonne, Wind & Wärme, 01/2014,

„Das EEG ist ein tolles Gesetz“

23 Kontext

„Kein Mensch ist unfehlbar.“

Carsten Rodbertus, Prokon-Chef während der Pressekonferenz am 23. Januar 2014 in Itzehoe

„Eine Fondslösung ist die politi-

sche und ökonomische Voraus-

setzung für eine nachhaltige

Reform von EEG und Energie-

markt.“

Klaus Töpfer, Bundesminister a.D. in: Handelsblatt, 4. Februar 2014, Gastkommentar

„Wir müssen den Menschen

doch ehrlich und mit Arsch

in der Hose sagen, dass der

Ausstieg aus der Atomenergie

auch Folgen hat.“

Torsten Albig, Ministerpräsident Schleswig-Holsteinin: Handelsblatt, 6. Februar 2014,

„Bayern bremst den Netzausbau“

„Tausende von Unternehmen

erzeugen und verbrauchen

inzwischen ihren eigenen Strom.

Das hat die Politik jahrelang

propagiert und gefördert. Jetzt

will sie abkassieren. Das ist ein

Unding.“

Eric Schweitzer, DIHK-Präsident in: Handelsblatt, 10. Februar, „In den nächsten Jahren wird es noch teurer“

„Erst würgt Seehofer in Bayern

die Windkraft ab, und jetzt

wendet er sich gegen den

Netzausbau. Ahnungslos?

Feige? Beides?“

Hubertus Heil, SPD-Fraktionsvizein: Handelsblatt, 11. Februar 2014,

„Worte des Tages“

„Die Intelligenz der intelligenten

Stromzähler hört heute am Zähler-

ausgang auf.“

Oliver Hummel, Vorstand Naturstrom in: neue energie, 11/2013,

„Smarte Theorie, harte Wirklichkeit“

„Grundsätzlich kann man sich in

Frankreich immer darauf verlas-

sen, dass Regelungen nicht von

langer Dauer sind.“

Alexander Koff ka, Abo Wind in: neue energie, 02/2014,

„Viel Luft nach oben“

„Die deutsche Energiepolitik

ist ein Chaos. Alle deutschen

Geschäftsleute, mit denen ich

spreche, schauen mit Neid auf

die USA.“

Steven Rattner, ehem. Wirtschaftsbera-ter des US-Präsidentenin: Handelsblatt, 20. Februar 2014,

„Der Industrieboom ist nur ein Mythos“

www.availon.eu

W I R H A B E N V E R S T A N D E N .

EHS: Mehr als ein Leben wert.

Es liegt allein in der Verantwortung eines Unternehmens, seine Mitarbeiter auf Risiken vorzubereiten, sie ausreichend zu schulen und letztendlich zu schützen. Wir haben diese Verantwortung übernommen. Sei es mit eigenen Trainern für die Höhenrettung oder indem wir jeden Servicetechniker zum Ersthelfer ausbilden. Und mit OHSAS 18001 natürlich, dem internationalen EHS-Standard, den wir als erster markenübergreifender WEA-Serviceanbieter eingeführt haben. Dem fühlen wir uns ebenso verpfl ichtet wie den Familien unserer Mitarbeiter.