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Was Wann Wo HILFE IM NOTFALL POLIZEI 110 FEUERWEHR 112 RETTUNGSDIENST 112 NOTRUF-FAX 112 APOTHEKEN Apotheken–Notdienstfinder: Tel. 0800 00 22 8 33, Handy 22 8 33 (69 ct/Min.) oder www.aponet.de. Stern, Leonberg-Eltingen, Brennerstraße 31, 0 71 52/4 17 68; im Aurain, Bietigheim, Stuttgarter Str. 56, 0 71 42/2 16 19; Mozart, LB-Eglosheim, Hirschbergstr. 40, 0 71 41/22 12 40; Johannes, Korn- westheim, Johannesstr. 37, 0 71 54/35 06; Schloss, Hemmingen, Hauptstr. 9, 0 71 50/91 67 91; Lemberg, Affalterbach, Marbacher Str. 8, 0 71 44/3 64 99; im Centrum, Illingen, Ortszentrum 3, 0 70 42/29 55; Talkrabb, Feuerbach, Stuttgarter Straße 92, 07 11/85 49 87. Dienstbereit von 8.30 bis 8.30 Uhr. VERANSTALTUNGEN KULTUR ET CETERA Ditzingen-Hirschlanden: Haus Guldenhof, Hirsch- landen, Hohe Straße 30: 238. Ditzinger Kulturtreff: Wohnen im Alter – Haus Guldenhof, Gesprächsrunde mit Yvonne Kejcz & Michael Brenner, Moderation: Dieter Schnabel, 20 Uhr. Ludwigsburg: Evang. Friedenskirche, Kirchenkeller, Stuttgarter Straße 42, Kellergespräch: „Das tapfere Schneiderlein oder Du kannst mehr, als Du denkst“, Vortrag & Diskussion mit Joachim von Lübtow, 20 Uhr. (Weitere Hinweise auf unseren anderen Veranstal- tungsseiten) „Salamander-Sinfonie“ sorgt für Aufwind E s gibt wunderbaren Wind hier“, ant- wortete Jacob de Haan auf Michael Meyles Frage nach seinen ersten Eindrücken von Kornwestheim – und hatte die Lacher im ausverkauften Theatersaal damit gleich auf seiner Seite. Viel mehr hatte der 55-jährige Komponist seit seiner Anreise nämlich noch gar nicht mitbekom- men von der Stadt, für die er seine „Sala- mander-Sinfonie“ komponiert hat. Viel Wind hat es auch gegeben, bis es nun endlich zur Uraufführung gekommen ist – nach Verzögerungen und Verwerfun- gen. Denn ursprünglich gedacht gewesen war das Werk, das die Meilensteine der Stadtgeschichte musikalisch aufgreift, ebenfalls aus Anlass eines Meilensteines – der Eröffnung des Kultur- und Kongress- zentrums Das K. Mit dem Konzert am Samstag dürften die Rückstände aus der Vorgeschichte voll- ends davongepustet und in alle Winde zer- streut sein: Die Städtischen Orchester zeig- ten, dass sie ein solches Werk meistern können. Der Dirigent Gunnar Dieth zog mit der Einstudierung und Umsetzung alle Re- gister seines Könnens und durfte den to- senden Applaus und die Ovationen getrost als persönlichen Zuspruch interpretieren. Jacob de Haan gab den drei Sätzen der Sinfonie deutsche Titel. Im „City-Express“ nimmt er einerseits Bezug auf die wichtige Rolle, die die Eisenbahn für Kornwestheim spielte und spielt. Andererseits gestaltet er in seiner Musik einen Express-Durchgang durch die Stadtgeschichte. Der zweite Satz „Heim(Weh)“ bezieht sich auf Freud und Leid eines jeden Kornwestheimers , der sei- ner Stadt den Rücken kehrt und danach froh gestimmt in seinen Heimatort zurück- kehrt. Im dritten Satz „Die Säulen des Unternehmergeistes“ gestaltet Jacob de Haan plastisch die Industriebetriebe, die die Stadt so nachhaltig geprägt haben. Um dies für das Publikum unmittelbar deutlich zu machen, greift der erfahrene Komponist zu ungewöhnlichen Mitteln. So müssen die Musiker im ersten Satz mit Zischgeräuschen eine Dampflok nachah- men. Im dritten Satz mussten die Orches- termitglieder gar ihre Schuhe ausziehen und damit in zwei Gruppen – ähnlich wie die fünf Schlagzeuger hinten im Orches- ter – gegensätzliche Rhythmen klopfen. Der Komponist hatte offenbar seinen zwischenzeitlichen Gram herunterge- schluckt, mit seiner Frau die Reise ins Schwabenland angetreten und genoss den Abend in bester Laune. Sein Statement „Ich komponiere am liebsten in Moll und lebe am liebsten in Dur“ verlieh diesem in- nerlich erlangten Frieden einen Ausdruck. Und Oberbürgermeisterin Ursula Keck gab ihrer Hoffnung Ausdruck, „dass mit dieser Sinfonie in Zukunft eine Brücke zu unserer Stadt gebaut wird – das wäre unser größter Wunsch“. Auch Michael Meyle schwenkte in Dop- pelfunktion behände vom Saxo- zum Mik- rofon. Ihm fiel nach dem Konzert ein Stein vom Herzen, wie er bekannte: „Auch wenn man es 100-mal rauf und runter geprobt hat, ist man dann doch gerührt, wenn es ge- lungen ist“, bekannte er. Und nachdem sich Jacob de Haan als so angenehmer, witziger Gesprächspartner erwiesen habe, sei er erleichtert gewesen, sagte der Vorsitzende der Städtischen Orchester. Dieser wiede- rum fand das K, „das ich ja schon vor ein- einhalb Jahren hätte sehen sollen“, heute „wunderbar“: Schon wenn man es betrete, strahle das Gebäude einen „besonderen Spirit“ aus. Alles in allem: ein Abend, der in vielerlei Hinsicht für Aufwind gesorgt hat. Kornwestheim Hören, sehen und gesehen werden: Jacob de Haans Komposition wird gefeiert. Von Susanne Mathes und Sabine Baumert Entspannt: Jacob de Haan signiert Erinne- rungsstücke zur Uraufführung. Foto: Mathes Ludwigsburg Bewerbungstraining für Jugendliche Die Agentur für Arbeit weist darauf hin, dass Jugendliche, die im laufenden Jahr einen Ausbildungsplatz suchen, nun ihre Bewer- bungsunterlagen zusammenstellen sollten. Die Agentur bietet zur Unterstützung an zwei Nachmittagen ein Seminar unter dem Titel „Bewerben ist Werbung für sich selbst“ an. Interessenten können zwischen Don- nerstag, 15. Januar, und Donnerstag, 5. Feb- ruar, wählen. Beide Veranstaltungen gehen von 14.30 bis 17.30 Uhr und finden in der Ludwigsburger Dependance der Agentur für Arbeit in der Stuttgarter Straße, Eingang A, 1. Stock, Raum 119 statt. Da die Anzahl der Teilnehmer begrenzt ist, ist eine Anmeldung unter der Telefonnummer 0 71 41/13 72 71 oder per E-Mail an Ludwigs- [email protected] erforderlich. In diesem Seminar lernen die Teilneh- mer, was die gängigen Bewerbungsregeln sind und wie Bewerbungsunterlagen opti- mal erstellt werden, wie ein gutes An- schreiben aussieht und worauf beim Ge- stalten eines Lebenslaufs geachtet werden muss. Unbedingt mitzubringen ist eine eigene Muster-Bewerbungsmappe. ilo Leserforum Keine Engel Zum Thema Jenseits von Gut und Böse vom 24. Dezember 2014 Einige auf sogenannte politische Korrekt- heit besonders bedachte Schulmeister haben sich an der elektronischen Weih- nachtsgrußkarte des Herrn Schuldekan von Bühler gestört und sogleich die Stutt- garter Zeitung über den „Skandal“ bei der Auswahl der „Herren dieser Welt“ infor- miert. Deren Ludwigsburger Redaktion hat das sogleich aufgegriffen, die Sache groß aufgemacht und giftig kommentiert. Ich bin zwar nur ein gelernter Kauf- mann, aber so viel weiß ich, dass man die Dinge im Allgemeinen im Zusammen- hang und von ihrem Sinn her bedenken muss. Was ist also falsch daran, dass Herr von Bühler sowohl Diktatoren als auch einigermaßen „vernünftige Herren dieser Welt“ auf seine Grußkarte genommen hat? Denn eben auch die „vernünftigen Herren“ werden gehen. Ganz abgesehen davon, dass auch die Herren Putin und Obama gewiss keine Engel sind. So betrachtet bin ich doch höchst ver- wundert darüber, dass der Oberkirchen- rat Herrn von Bühler dermaßen im Re- gen stehen lässt, anstatt ihn im oben dar- gelegten Sinne zu verteidigen und die – aus meiner Sicht – durchaus wohltuende Feststellung des früheren Bundespräsi- denten Heinemann als für alle Menschen höchst bedenkenswert herauszustreichen. Schade! Herr Kirchenrat Peter hätte dem Kommentator Markus Klohr helfen kön- nen, die „Botschaft, dass ein Christ ge- trost die Tyrannen dieser Welt ertragen möge, weil der Heiland kommen wird“, zu verklickern und ihm aufzuzeigen, was er dazu schon heute tun kann. Auch wenn ich seine Meinung, die Botschaft des Herrn von Bühler sei „pro- vokativ“, nicht teile, hat Herr Dekan Speck eine deutlich bessere Figur als Kir- chenrat Peter abgegeben. Hermann Braun, Leutenbach-Nellmersbach Über die Risiken des Kirchturmdenkens R iesige neue Shoppingmalls wie das Milaneo und das Gerber in Stutt- gart oder die Mercaden in Böblin- gen bringen Bewegung in die Einzelhan- delslandschaft der gesamten Region Stutt- gart. Wie wirkt sich das auf die Einkaufs- meilen der Innenstädte aus? Was müssen Händler und Kommunen tun, um attraktiv zu bleiben? Markus Voeth, der an der Uni- versität Hohenheim den Lehrstuhl für Marketing und Business Development be- setzt, rät allen Beteiligten zum Schulter- schluss: Die Region insgesamt müsse sich künftig nach außen viel stärker als attrakti- ve Einkaufsmetropole vermarkten. Herr Professor Voeth, wie kaufen Sie eigent- lich am liebsten ein? Vor allem online. Das hat aber weniger da- mit zu tun, dass ich volle Innenstädte oder das Anstehen an Kassen nicht mag. Da ich viel unterwegs bin, kommen mir die unbe- grenzten Öffnungszeiten im Netz ent- gegen. Und ich schätze die Effizienz dabei. Haben Sie sich dann überhaupt schon in den neuen Einkaufszentren getummelt? Das musste ich ja aus rein beruflichen Gründen . . . . . . und Ihre Eindrücke? Man taucht an diesen Orten ein in die schö- ne glitzernde Welt des Konsums, in der die Einkaufsinteressen der Masse perfekt be- dient werden. Wir sollten uns da aber nicht erheben. Denn bei aller Kritik, die man städtebaulich oder politisch an diesen rie- sigen Einkaufszentren haben mag – das Publikum stimmt mit den Füßen ab. Was macht den Reiz aus? Shoppingmalls kommen dem Wunsch der Kunden nach Bequemlichkeit entgegen. Gerade im Winter ist es einfach angeneh- mer, sich in einem wohltemperierten Ge- bäude aufzuhalten, als mit nassen Füßen durch die Fußgängerzone zu stapfen. Zu- dem lockt der Eventcharakter dieser Häu- ser, die ja auch viele Veranstaltungen an- bieten. Eine Umfrage, die Studenten von mir gemacht haben, hat ergeben, dass viele Menschen eine Mall drei, vier Mal pro Wo- che aufsuchen. Das ist für viele Menschen wie 3-D-Fernsehen . . . . . . verbunden mit der Gefahr, dass anderswo die Lichter ausgehen? Selbst Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn ist in Sorge, dass die Malls den angestammten Einzel- handel bedrohen. Ich rate da zur Gelassenheit. Auch vor zehn Jahren haben manche schon den Unter- gang der Innenstädte besungen – damals wegen der neuen Discounter auf der grü- nen Wiese. Klar ist allerdings eines schon: die Händler selbst müssen sich überlegen, mit welchen besonderen Angeboten sie die Kundschaft ansprechen können. Tradition allein ist da kein Wert. Die City insgesamt steht angesichts der Malls und auch des veränderten Einkaufsverhaltens der Leute – eben Stichwort online – vor großen He- rausforderungen. Mit einem Weiter-so-wie-bisher wird die Zukunft sicherlich nicht zu meistern sein. Neu- deutsch ausgedrückt, ist „Business Development“ für Innenstädte und deren Händler erforderlich. Wird es in der Region Stutt- gart einen Verdrängungswett- bewerb geben? Die Kaufkraft im Ballungs- raum wird alleine durch die Malls nicht wesentlich ge- steigert. Und jeder Euro kann nur einmal ausgegeben wer- den. Das heißt, dass be- stimmte Umsätze, die bisher rund um Stuttgart oder in den Stadtbezirken der Lan- deshauptstadt selbst getätigt wurden, nun in die neuen Einkaufsparadiese fließen. Wir reden, wenn die Zahlen stimmen, im- merhin über einen Betrag von 350 Millio- nen Euro pro Jahr, der in den neuen Malls umgesetzt werden soll. Welche Strategie empfiehlt sich einzelnen Kommunen und Händlern? Innenstädte haben zunächst einmal gegen- über den Shoppingmalls einen strukturel- len Nachteil. Während bei den Zentren ein einheitlicher Auftritt und einheitliche Öff- nungszeiten selbstverständlich sind, kann dort jeder jederzeit ausscheren. Natürlich ist eine übergeordnete Idee in der Ver- marktung immer hilfreich: Wenn sich also Esslingen beispielsweise als größtes Frei- lichtkaufhaus der Region präsentieren will, dann ist das so ein Ansatz – so wie früher die Schmuckstadt Pforzheim eine Marke war, die Kunden von weit außerhalb angelockt hat. Aber darüber hinaus bräuch- te es für die gesamte Region eine Vision. Wie ist das zu verstehen? Es greift zu kurz, wenn jede Stadt nur sich selbst ver- markten will. Insofern wäre sehr zu wünschen, dass das Kirchturmdenken und die Überlegung, dass sich jede Stadt vor allem in ihrem eige- nen Dunstkreis optimieren möchte, hinten angestellt werden. Die Region ist mit den neuen Malls, aber auch der Vielfältigkeit um Stutt- gart herum eine echte Einzel- handelsmetropole, die in Deutschland allenfalls das Rhein-Main- Gebiet um Frankfurt, München, Berlin, Hamburg und der Raum Köln/Düsseldorf zu bieten haben. Es müsste deshalb das Ziel sein, diesen aufgerüsteten Konsumbereich in Verbindung mit touristischen Angebo- ten herauszustellen, um Kundschaft auch außerhalb der Region anzusprechen. Und Ihre eigenen fünf Kinder im Alter zwi- schen einem Jahr und zwölf Jahren – wie werden die einmal einkaufen? Ich hoffe, dass es in den Städten dann auch noch die bunte Mischung an Läden, Kauf- häusern und Malls gibt – und nicht nur On- line-Angebote. Denn es macht ja Spaß, durch die Geschäfte zu ziehen und zu se- hen, was es alles an schönen Dingen gibt. Das Gespräch führten Kathrin Haasis und Achim Wörner. Serie 11 und Schluss Für den Hohenheimer Marketing-Professor Markus Voeth sind die neuen Shoppingmalls in Stuttgart auch eine Chance. Er plädiert dafür, die Region in Zukunft als Einzelhandelsmetropole zu vermarkten – um ein kauffreudiges Publikum von außerhalb anzulocken. Der Handelsexperte Markus Voeth kauft gerne online ein. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski MARKETING-EXPERTE Die Karriere Markus Voeth, Jahrgang 1968, studierte in Münster Betriebswirtschaftslehre. Dort promovierte und habilitierte er sich auch, ehe er zum Sommersemester 2001 den Lehr- stuhl für Marketing an der Universität-Gesamt- hochschule Duisburg übernahm. Zum Winter- semester 2002 wechselte er auf den Lehrstuhl für Marketing I im Institut für Marketing und Management an der Universität Hohenheim. Die Familie Markus Voeth ist verheiratet und Vater von fünf Kindern. Einkaufswelten In Stuttgart sind große neue Konsumtempel entstanden – doch der Handel in der Region ist vielschichtig. Heute: Der Kaufrausch und seine Folgen DER SERIEN-FAHRPLAN Handel im Wandel Die Kaufkraft in der Region und ihre Grenzen 27. Dezember Kampf um Kunden Der Wettbewerb zwischen Böblingen und Sindelfingen 29. Dezember Marketing Esslingen positioniert sich als größ- tes Freilichtkaufhaus der Region 30. Dezember Spagat Grüne Wiese gegen Innenstadt – wie Ludwigsburg den Konflikt löst 2. Januar Alternativen Es müssen nicht riesige Shop- pingmalls sein: ein Blick ins Remstal 3. Januar Sonderfall Wenn ein Einkaufszentrum die City bildet: Leonberger Spezialitäten 5. Januar Provinz Über die kleinen Versionen der großen Konsumtempel: einige Beispiele 7. Januar Geschichte Hat das traditionelle Kaufhaus aus- gedient? Eine Spurensuche 8. Januar Harter Wettbewerb Outlet-City Metzingen gegen Nürtingen: wer gewinnt? 9. Januar Amerikanisierung Große Einkaufsparks laden Kofferraumkunden ein 10. Januar Interview Der Marketing-Professor Markus Voeth über den Kaufrausch 12. Januar 19 Montag, 12. Januar 2015 | Nr. 8 STUTTGARTER ZEITUNG KREIS LUDWIGSBURG

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Was Wann Wo

HILFE IM NOTFALL

POLIZEI 110FEUERWEHR 112RETTUNGSDIENST 112NOTRUF­FAX 112

APOTHEKEN Apotheken–Notdienstfinder: Tel. 0800 00 22 8 33, Handy 22 8 33 (69 ct/Min.) oder www.aponet.de.Stern, Leonberg­Eltingen, Brennerstraße 31, 0 71 52/4 17 68; im Aurain, Bietigheim, Stuttgarter Str. 56, 0 71 42/2 16 19; Mozart, LB­Eglosheim, Hirschbergstr. 40, 0 71 41/22 12 40; Johannes, Korn­westheim, Johannesstr. 37, 0 71 54/35 06; Schloss, Hemmingen, Hauptstr. 9, 0 71 50/91 67 91; Lemberg, Affalterbach, Marbacher Str. 8, 0 71 44/3 64 99; im Centrum, Illingen, Ortszentrum 3, 0 70 42/29 55; Talkrabb, Feuerbach, Stuttgarter Straße 92, 07 11/85 49 87.Dienstbereit von 8.30 bis 8.30 Uhr.

VERANSTALTUNGEN

KULTUR ET CETERADitzingen­Hirschlanden: Haus Guldenhof, Hirsch­landen, Hohe Straße 30: 238. Ditzinger Kulturtreff: Wohnen im Alter – Haus Guldenhof, Gesprächsrunde mit Yvonne Kejcz & Michael Brenner, Moderation: Dieter Schnabel, 20 Uhr. Ludwigsburg: Evang. Friedenskirche, Kirchenkeller, Stuttgarter Straße 42, Kellergespräch: „Das tapfere Schneiderlein oder Du kannst mehr, als Du denkst“, Vortrag & Diskussion mit Joachim von Lübtow, 20 Uhr.(Weitere Hinweise auf unseren anderen Veranstal­tungsseiten)

„Salamander­Sinfonie“ sorgt für Aufwind

Es gibt wunderbaren Wind hier“, ant­wortete Jacob de Haan auf MichaelMeyles Frage nach seinen ersten

Eindrücken von Kornwestheim – und hattedie Lacher im ausverkauften Theatersaaldamit gleich auf seiner Seite. Viel mehrhatte der 55­jährige Komponist seit seinerAnreise nämlich noch gar nicht mitbekom­men von der Stadt, für die er seine „Sala­mander­Sinfonie“ komponiert hat.

Viel Wind hat es auch gegeben, bis esnun endlich zur Uraufführung gekommenist – nach Verzögerungen und Verwerfun­gen. Denn ursprünglich gedacht gewesen war das Werk, das die Meilensteine derStadtgeschichte musikalisch aufgreift,ebenfalls aus Anlass eines Meilensteines – der Eröffnung des Kultur­ und Kongress­zentrums Das K.

Mit dem Konzert am Samstag dürftendie Rückstände aus der Vorgeschichte voll­ends davongepustet und in alle Winde zer­streut sein: Die Städtischen Orchester zeig­ten, dass sie ein solches Werk meisternkönnen. Der Dirigent Gunnar Dieth zog mit

der Einstudierung und Umsetzung alle Re­gister seines Könnens und durfte den to­senden Applaus und die Ovationen getrostals persönlichen Zuspruch interpretieren.

Jacob de Haan gab den drei Sätzen derSinfonie deutsche Titel. Im „City­Express“nimmt er einerseits Bezug auf die wichtigeRolle, die die Eisenbahn für Kornwestheimspielte und spielt. Andererseits gestaltet erin seiner Musik einen Express­Durchgangdurch die Stadtgeschichte. Der zweite Satz„Heim(Weh)“ bezieht sich auf Freud undLeid eines jeden Kornwestheimers , der sei­ner Stadt den Rücken kehrt und danachfroh gestimmt in seinen Heimatort zurück­kehrt. Im dritten Satz „Die Säulen desUnternehmergeistes“ gestaltet Jacob deHaan plastisch die Industriebetriebe, diedie Stadt so nachhaltig geprägt haben.

Um dies für das Publikum unmittelbardeutlich zu machen, greift der erfahreneKomponist zu ungewöhnlichen Mitteln. Somüssen die Musiker im ersten Satz mitZischgeräuschen eine Dampflok nachah­men. Im dritten Satz mussten die Orches­

termitglieder gar ihre Schuhe ausziehenund damit in zwei Gruppen – ähnlich wiedie fünf Schlagzeuger hinten im Orches­ter – gegensätzliche Rhythmen klopfen.

Der Komponist hatte offenbar seinenzwischenzeitlichen Gram herunterge­schluckt, mit seiner Frau die Reise insSchwabenland angetreten und genoss denAbend in bester Laune. Sein Statement „Ich komponiere am liebsten in Moll und lebe am liebsten in Dur“ verlieh diesem in­nerlich erlangten Frieden einen Ausdruck.

Und Oberbürgermeisterin Ursula Keckgab ihrer Hoffnung Ausdruck, „dass mit dieser Sinfonie in Zukunft eine Brücke zuunserer Stadt gebaut wird – das wäre unsergrößter Wunsch“.

Auch Michael Meyle schwenkte in Dop­pelfunktion behände vom Saxo­ zum Mik­rofon. Ihm fiel nach dem Konzert ein Steinvom Herzen, wie er bekannte: „Auch wennman es 100­mal rauf und runter geprobthat, ist man dann doch gerührt, wenn es ge­lungen ist“, bekannte er. Und nachdem sichJacob de Haan als so angenehmer, witzigerGesprächspartner erwiesen habe, sei ererleichtert gewesen, sagte der Vorsitzendeder Städtischen Orchester. Dieser wiede­rum fand das K, „das ich ja schon vor ein­einhalb Jahren hätte sehen sollen“, heute „wunderbar“: Schon wenn man es betrete,strahle das Gebäude einen „besonderenSpirit“ aus. Alles in allem: ein Abend, der invielerlei Hinsicht für Aufwind gesorgt hat.

Kornwestheim Hören, sehen und gesehen werden: Jacob de Haans Komposition wird gefeiert. Von Susanne Mathes und Sabine Baumert

Entspannt: Jacob de Haan signiert Erinne­rungsstücke zur Uraufführung. Foto: Mathes

Ludwigsburg

Bewerbungstraining für JugendlicheDie Agentur für Arbeit weist darauf hin, dassJugendliche, die im laufenden Jahr einen Ausbildungsplatz suchen, nun ihre Bewer­bungsunterlagen zusammenstellen sollten.Die Agentur bietet zur Unterstützung an zwei Nachmittagen ein Seminar unter demTitel „Bewerben ist Werbung für sich selbst“an. Interessenten können zwischen Don­nerstag, 15. Januar, und Donnerstag, 5. Feb­ruar, wählen. Beide Veranstaltungen gehenvon 14.30 bis 17.30 Uhr und finden in derLudwigsburger Dependance der Agentur fürArbeit in der Stuttgarter Straße, Eingang A,1. Stock, Raum 119 statt. Da die Anzahl der Teilnehmer begrenzt ist, ist eine Anmeldungunter der Telefonnummer 0 71 41/13 72 71oder per E­Mail an Ludwigs­[email protected] erforderlich.

In diesem Seminar lernen die Teilneh­mer, was die gängigen Bewerbungsregeln sind und wie Bewerbungsunterlagen opti­mal erstellt werden, wie ein gutes An­schreiben aussieht und worauf beim Ge­stalten eines Lebenslaufs geachtet werdenmuss. Unbedingt mitzubringen ist eine eigene Muster­Bewerbungsmappe. ilo

Leserforum

Keine EngelZum Thema Jenseits von Gut und Böse

vom 24. Dezember 2014

Einige auf sogenannte politische Korrekt­heit besonders bedachte Schulmeisterhaben sich an der elektronischen Weih­nachtsgrußkarte des Herrn Schuldekanvon Bühler gestört und sogleich die Stutt­garter Zeitung über den „Skandal“ bei derAuswahl der „Herren dieser Welt“ infor­miert. Deren Ludwigsburger Redaktionhat das sogleich aufgegriffen, die Sachegroß aufgemacht und giftig kommentiert.

Ich bin zwar nur ein gelernter Kauf­mann, aber so viel weiß ich, dass man dieDinge im Allgemeinen im Zusammen­hang und von ihrem Sinn her bedenken muss. Was ist also falsch daran, dass Herrvon Bühler sowohl Diktatoren als aucheinigermaßen „vernünftige Herren dieserWelt“ auf seine Grußkarte genommenhat? Denn eben auch die „vernünftigenHerren“ werden gehen. Ganz abgesehendavon, dass auch die Herren Putin undObama gewiss keine Engel sind.

So betrachtet bin ich doch höchst ver­wundert darüber, dass der Oberkirchen­rat Herrn von Bühler dermaßen im Re­gen stehen lässt, anstatt ihn im oben dar­gelegten Sinne zu verteidigen und die –aus meiner Sicht – durchaus wohltuendeFeststellung des früheren Bundespräsi­denten Heinemann als für alle Menschenhöchst bedenkenswert herauszustreichen.Schade! Herr Kirchenrat Peter hätte demKommentator Markus Klohr helfen kön­nen, die „Botschaft, dass ein Christ ge­trost die Tyrannen dieser Welt ertragen möge, weil der Heiland kommen wird“,zu verklickern und ihm aufzuzeigen, waser dazu schon heute tun kann.

Auch wenn ich seine Meinung, dieBotschaft des Herrn von Bühler sei „pro­vokativ“, nicht teile, hat Herr DekanSpeck eine deutlich bessere Figur als Kir­chenrat Peter abgegeben.Hermann Braun, Leutenbach­Nellmersbach

Über die Risiken des Kirchturmdenkens

Riesige neue Shoppingmalls wie dasMilaneo und das Gerber in Stutt­gart oder die Mercaden in Böblin­

gen bringen Bewegung in die Einzelhan­delslandschaft der gesamten Region Stutt­gart. Wie wirkt sich das auf die Einkaufs­meilen der Innenstädte aus? Was müssenHändler und Kommunen tun, um attraktivzu bleiben? Markus Voeth, der an der Uni­versität Hohenheim den Lehrstuhl für Marketing und Business Development be­setzt, rät allen Beteiligten zum Schulter­schluss: Die Region insgesamt müsse sich künftig nach außen viel stärker als attrakti­ve Einkaufsmetropole vermarkten.

Herr Professor Voeth, wie kaufen Sie eigent­lich am liebsten ein?Vor allem online. Das hat aber weniger da­mit zu tun, dass ich volle Innenstädte oderdas Anstehen an Kassen nicht mag. Da ichviel unterwegs bin, kommen mir die unbe­grenzten Öffnungszeiten im Netz ent­gegen. Und ich schätze die Effizienz dabei.

Haben Sie sich dann überhaupt schon in denneuen Einkaufszentren getummelt?Das musste ich ja aus rein beruflichen Gründen . . .

. . . und Ihre Eindrücke?Man taucht an diesen Orten ein in die schö­ne glitzernde Welt des Konsums, in der die Einkaufsinteressen der Masse perfekt be­dient werden. Wir sollten uns da aber nichterheben. Denn bei aller Kritik, die manstädtebaulich oder politisch an diesen rie­sigen Einkaufszentren haben mag – dasPublikum stimmt mit den Füßen ab.

Was macht den Reiz aus?Shoppingmalls kommen dem Wunsch derKunden nach Bequemlichkeit entgegen. Gerade im Winter ist es einfach angeneh­mer, sich in einem wohltemperierten Ge­bäude aufzuhalten, als mit nassen Füßen durch die Fußgängerzone zu stapfen. Zu­dem lockt der Eventcharakter dieser Häu­ser, die ja auch viele Veranstaltungen an­bieten. Eine Umfrage, die Studenten vonmir gemacht haben, hat ergeben, dass vieleMenschen eine Mall drei, vier Mal pro Wo­che aufsuchen. Das ist für viele Menschenwie 3­D­Fernsehen . . .

. . . verbunden mit der Gefahr, dass anderswodie Lichter ausgehen? Selbst StuttgartsOberbürgermeister Fritz Kuhn ist in Sorge,dass die Malls den angestammten Einzel­handel bedrohen.Ich rate da zur Gelassenheit. Auch vor zehnJahren haben manche schon den Unter­gang der Innenstädte besungen – damals wegen der neuen Discounter auf der grü­nen Wiese. Klar ist allerdings eines schon:

die Händler selbst müssen sich überlegen,mit welchen besonderen Angeboten sie dieKundschaft ansprechen können. Tradition allein ist da kein Wert. Die City insgesamtsteht angesichts der Malls und auch des veränderten Einkaufsverhaltens der Leute– eben Stichwort online – vor großen He­rausforderungen. Mit einemWeiter­so­wie­bisher wirddie Zukunft sicherlich nichtzu meistern sein. Neu­deutsch ausgedrückt, ist„Business Development“ für Innenstädte und derenHändler erforderlich.

Wird es in der Region Stutt­gart einen Verdrängungswett­bewerb geben?Die Kaufkraft im Ballungs­raum wird alleine durch dieMalls nicht wesentlich ge­steigert. Und jeder Euro kannnur einmal ausgegeben wer­den. Das heißt, dass be­stimmte Umsätze, die bisherrund um Stuttgart oder inden Stadtbezirken der Lan­deshauptstadt selbst getätigt wurden, nunin die neuen Einkaufsparadiese fließen. Wir reden, wenn die Zahlen stimmen, im­merhin über einen Betrag von 350 Millio­nen Euro pro Jahr, der in den neuen Mallsumgesetzt werden soll.

Welche Strategie empfiehlt sich einzelnenKommunen und Händlern?Innenstädte haben zunächst einmal gegen­über den Shoppingmalls einen strukturel­len Nachteil. Während bei den Zentren eineinheitlicher Auftritt und einheitliche Öff­nungszeiten selbstverständlich sind, kann

dort jeder jederzeit ausscheren. Natürlichist eine übergeordnete Idee in der Ver­marktung immer hilfreich: Wenn sich also Esslingen beispielsweise als größtes Frei­lichtkaufhaus der Region präsentieren will,dann ist das so ein Ansatz – so wie früherdie Schmuckstadt Pforzheim eine Marke

war, die Kunden von weitaußerhalb angelockt hat.Aber darüber hinaus bräuch­te es für die gesamte Regioneine Vision.

Wie ist das zu verstehen?Es greift zu kurz, wenn jedeStadt nur sich selbst ver­markten will. Insofern wäresehr zu wünschen, dass dasKirchturmdenken und dieÜberlegung, dass sich jedeStadt vor allem in ihrem eige­nen Dunstkreis optimierenmöchte, hinten angestelltwerden. Die Region ist mitden neuen Malls, aber auchder Vielfältigkeit um Stutt­gart herum eine echte Einzel­handelsmetropole, die in

Deutschland allenfalls das Rhein­Main­Gebiet um Frankfurt, München, Berlin,Hamburg und der Raum Köln/Düsseldorfzu bieten haben. Es müsste deshalb das Zielsein, diesen aufgerüsteten Konsumbereichin Verbindung mit touristischen Angebo­ten herauszustellen, um Kundschaft auchaußerhalb der Region anzusprechen.

Und Ihre eigenen fünf Kinder im Alter zwi­schen einem Jahr und zwölf Jahren – wiewerden die einmal einkaufen?Ich hoffe, dass es in den Städten dann auchnoch die bunte Mischung an Läden, Kauf­

häusern und Malls gibt – und nicht nur On­line­Angebote. Denn es macht ja Spaß,durch die Geschäfte zu ziehen und zu se­hen, was es alles an schönen Dingen gibt.

Das Gespräch führten Kathrin Haasis und Achim Wörner.

Serie 11 und Schluss Für den Hohenheimer Marketing­Professor Markus Voeth sind die neuen Shoppingmalls in Stuttgart auch eine Chance.Er plädiert dafür, die Region in Zukunft als Einzelhandelsmetropole zu vermarkten – um ein kauffreudiges Publikum von außerhalb anzulocken.

Der Handelsexperte Markus Voeth kauft gerne online ein. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

MARKETING­EXPERTE

Die Karriere Markus Voeth, Jahrgang 1968, studierte in Münster Betriebswirtschaftslehre. Dort promovierte und habilitierte er sich auch, ehe er zum Sommersemester 2001 den Lehr­stuhl für Marketing an der Universität­Gesamt­hochschule Duisburg übernahm. Zum Winter­semester 2002 wechselte er auf den Lehrstuhl für Marketing I im Institut für Marketing und Management an der Universität Hohenheim.

Die Familie Markus Voeth ist verheiratet und Vater von fünf Kindern. wö

EinkaufsweltenIn Stuttgart sind große

neue Konsumtempel

entstanden – doch der

Handel in der Region

ist vielschichtig.

Heute: Der Kaufrausch

und seine Folgen

DER SERIEN­FAHRPLAN

Handel im Wandel Die Kaufkraft in der Region und ihre Grenzen 27. Dezember

Kampf um Kunden Der Wettbewerb zwischen Böblingen und Sindelfingen 29. Dezember

Marketing Esslingen positioniert sich als größ­tes Freilichtkaufhaus der Region 30. Dezember

Spagat Grüne Wiese gegen Innenstadt – wie Ludwigsburg den Konflikt löst 2. Januar

Alternativen Es müssen nicht riesige Shop­pingmalls sein: ein Blick ins Remstal 3. Januar

Sonderfall Wenn ein Einkaufszentrum die City bildet: Leonberger Spezialitäten 5. Januar

Provinz Über die kleinen Versionen der großen Konsumtempel: einige Beispiele 7. Januar

Geschichte Hat das traditionelle Kaufhaus aus­gedient? Eine Spurensuche 8. Januar

Harter Wettbewerb Outlet­City Metzingen gegen Nürtingen: wer gewinnt? 9. Januar

Amerikanisierung Große Einkaufsparks laden Kofferraumkunden ein 10. Januar

Interview Der Marketing­Professor Markus Voeth über den Kaufrausch 12. Januar

19Montag, 12. Januar 2015 | Nr. 8STUTTGARTER ZEITUNG KREIS LUDWIGSBURG