Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei...

119
1 Bachelorarbeit zur Erlangung des akademischen Grades „Bachelor of Science“ im Fach Pflegemanagement Berührungen in der Pflege - eine qualitative Studie mit Pflegeheimbewohnern Erstbetreuung: Dr. phil. David Rester Fakultät Gesundheits- und Pflegewissenschaften Zweitbetreuung: Kristin Kocksch B.sc. Fakultät für Gesundheits- und Pflegewissenschaften Vorgelegt von: Denise Hutter, An der Lehnwiese 1, 02739 Neueibau Matrikel-Nr.: 28948 Kenn-Nr.: 092253 E-Mail: [email protected] Zwickau, den 31.Juli 2014

Transcript of Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei...

Page 1: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

1

Bachelorarbeit

zur Erlangung des akademischen Grades

„Bachelor of Science“ im Fach Pflegemanagement

Berührungen in der Pflege - eine qualitative

Studie mit Pflegeheimbewohnern

Erstbetreuung: Dr. phil. David Rester

Fakultät Gesundheits- und Pflegewissenschaften

Zweitbetreuung: Kristin Kocksch B.sc.

Fakultät für Gesundheits- und Pflegewissenschaften

Vorgelegt von: Denise Hutter, An der Lehnwiese 1, 02739 Neueibau

Matrikel-Nr.: 28948

Kenn-Nr.: 092253

E-Mail: [email protected]

Zwickau, den 31.Juli 2014

Page 2: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

2

Abstract Im Pflegealltag ist es unvermeidbar, dass sich Pflegepersonen und Bewohner einer

Pflegeeinrichtung berühren (Helmbold, 2007, S.9). In der vorliegenden

Bachelorarbeit mit dem Titel Berührungen in der Pflege- eine qualitative Studie mit

Pflegeheimbewohnern wird dem Sachverhalt nachgegangen, wie Bewohner

Berührungen durch Pflegepersonen empfinden und erleben. Ziel dieser

Forschungsarbeit soll sein, dass Pflegepersonen dahingehend sensibilisiert werden,

zu erkennen, welchen Stellenwert alltäglich durchgeführte Berührungen für

Bewohner einer Langzeiteinrichtung haben. Zur Datenerhebung dieses Phänomens

wird ein qualitatives Vorgehen gewählt, bei dem Befragungen mit Bewohnern des

‚Lawalder Seniorenhäusl’s‘ geführt werden. Die Forschungsfrage lautet: Wie erleben

Bewohner des Lawalder Seniorenhäusl’s Berührungen durch Pflegepersonen? Für

diese Bachelorarbeit ist nur die Sicht der Heimbewohner von Bedeutung. Von der

Forscherin wird ein offener, halbstandardisierter Interviewleitfaden entwickelt, der

während der Gesprächsführung durch die Interviews führen soll. Insgesamt werden

elf Bewohner des Pflegeheims befragt. Davon werden neun Befragungen mit

weiblichen und drei mit männlichen Bewohnern geführt. Durch die Auswahl von

männlichen und weiblichen Bewohnern soll unter anderem in Erfahrung gebracht

werden, ob geschlechtsspezifische Besonderheiten bei der Befragung deutlich

werden. Die Auswertung der Interviews erfolgt in Anlehnung an die qualitative

Inhaltsanalyse nach Mayring. Die Ergebnisse zeigen, dass es für die Bewohner

wichtig ist, dass eine vertrauensvolle Beziehung geschaffen und aktiv miteinander

kommuniziert wird. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass alle Befragten mit der

derzeitigen Situation zufrieden sind, und ihnen bewusst ist, dass auf Grund der

derzeitigen Personalbesetzung eine andere Art von Pflege und Versorgung nicht

möglich ist. Die Pflegepersonen sind bemüht, so viel Zeit wie möglich mit den

Bewohnern zu verbringen und ihren Bedürfnissen und Wünschen gerecht zu werden.

Schlagwörter: Berührungen in der Altenpflege; Intimität im Alter; Pflegeheim; ältere

Menschen

keywords: touching in geriatric care; intimacy of elderly; nursing home; elderly

people

Page 3: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

3

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ................................................................................................................. 6

1.1 Problemstellung ................................................................................................. 7

1.2 Zielstellung ........................................................................................................ 8

1.3 Aufbau der Arbeit .............................................................................................. 8

2 Theoretischer Hintergrund ..................................................................................... 10

2.1 Definition von Berührungen ............................................................................. 10

2.2 Wahrnehmung und Bedeutung von Berührungen ........................................... 10

2.3 Berührungsformen ........................................................................................... 12

2.4 Berührungen und Kommunikation ................................................................... 13

2.4.1 Kommunikationsmodell nach Watzlawick et al. ......................................... 13

2.4.2 Kommunikationsmodell nach Schulz von Thun ......................................... 14

2.5 Berührungen in der Krankenpflege .................................................................. 15

2.5.1 Pflegetheorien ........................................................................................... 16

2.5.2 Zusammenfassung der Pflegetheorien ..................................................... 18

3 Methodik ................................................................................................................ 19

3.1 Forschungsfrage ............................................................................................. 19

3.2 Forschungsmethode ........................................................................................ 19

3.2.1 Begründung für ein qualitatives Vorgehen ................................................ 19

3.2.2 Phänomenologie ....................................................................................... 20

3.2.3 Literaturrecherche ..................................................................................... 20

3.3 Datenerhebung ................................................................................................ 21

3.3.1 Gütekriterien.............................................................................................. 23

3.3.2 Ethische Überlegungen ............................................................................. 24

3.4 Datenauswertung ............................................................................................ 25

3.4.1 Transkription nach Kuckartz ...................................................................... 25

3.4.2 Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring ................................................... 26

4 Darstellung der Ergebnisse ................................................................................... 35

Page 4: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

4

4.1 Das Kategoriesystem ...................................................................................... 35

4.2 Zusammenfassung der Ergebnisse ................................................................. 47

5 Diskussion ............................................................................................................. 48

6 Ausblick ................................................................................................................. 51

7 Fazit ....................................................................................................................... 53

Literaturverzeichnis .................................................................................................. 54

Anhang ..................................................................................................................... 57

Eidesstattliche Erklärung ........................................................................................ 119

Page 5: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

5

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Ablaufmodell zusammenfassender Inhaltsanalyse ............................. 32

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1:Analyse der Entstehungssituation ............................................................. 29

Tabelle 2: Gewonnene Kategorien nach der Reduktion ........................................... 35

Tabelle 3: Kategorie 1: Erfahrungen durch Vorwissen ........................................... 100

Tabelle 4: Kategorie 2: Empfindungen und Gefühle bei Pflegeheimeinzug ............ 102

Tabelle 5: Kategorie 3: Nicht gleichgeschlechtliche Pflege..................................... 104

Tabelle 6: Kategorie 4: Aktueller Hilfebedarf .......................................................... 107

Tabelle 7: Kategorie 5: Kommunikation in der Pflege ............................................. 109

Tabelle 8: Kategorie 6: Berührungsqualitäten ......................................................... 110

Tabelle 9: Kategorie 7: Zeitfaktor ............................................................................ 112

Tabelle 10: Kategorie 8: Sympathien ...................................................................... 114

Tabelle 11: Kategorie 9: Biografie .......................................................................... 116

Tabelle 12: Kategorie 10: Glaube und Religion ...................................................... 117

Tabelle 13: Kategorie 11: Personalwechsel ............................................................ 118

Page 6: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

6

1 Einleitung

Während der Suche nach einem geeigneten Thema für die Bachelorarbeit, stieß die

Forscherin auf das Buch Abgezockt und totgepflegt von Markus Breitscheidel. In

diesem Buch geht es darum, dass sich ein ehemaliger Manager verdeckt als

Pflegehilfskraft in verschiedene Alten- und Pflegeheime in Deutschland einschleust,

um hautnah zu erleben wie pflege- und hilfsbedürftige Menschen in solchen

Einrichtungen betreut und versorgt werden. Dabei deckte er den meist grauenvollen

Alltag der Bewohner und das gnadenlose Geschäft mit der Pflege auf. Spätestens

nach Aussagen wie: „Eine stickige, verbrauchte Luft strömt uns entgegen, als er die

Tür von Zimmer 301 öffnet. Er knipst das Licht an, geht zielgerichtet zum vorderen

Bett, zieht die Decke weg und beginnt wie automatisiert, mit dem Waschlappen den

reglosen Körper einer abgemagerten Frau abzureiben. […] In knapp fünf Minuten hat

er die Frau angezogen und wendet sich ihrer Nachbarin zu. […] Seine festen

Handgriffe hinterlassen rote Druckstellen an beiden Armen und Beinen der Frau. Er

spricht kein Wort“(Breitscheidel, 2013, S.25), war für die Forscherin klar, dass sich

ihre Bachelorarbeit um pflege- und hilfsbedürftige Menschen drehen wird. Und somit

entschied sich die Verfasserin dieser Forschungsarbeit, eine qualitative Studie zu

erheben und Bewohner einer Pflegeeinrichtung mit Hilfe von Interviews bezüglich

des Phänomens Berührungen in der Pflege zu befragen.

In Deutschland leben derzeit 2,5 Millionen Pflegebedürftige. Davon werden 743.000

vollstationär in Pflegeheimen und 576.000 durch ambulante Pflegedienste versorgt

(Pfaff- Statistisches Bundesamt, 2011, S.5). Um die Versorgung und Betreuung der

Pflege- und Hilfsbedürftigen zu gewährleisten, müssen ausreichend qualifizierte

Pflegepersonen vorhanden sein. Im Jahr 2011 arbeiteten 661.179 Beschäftigte in

Pflegeheimen und 290.714 im ambulanten Pflegedienst (Pfaff- Statistisches

Bundesamt, 2011, S.16). Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen

offensichtlich, dass eine intensive Betreuung und Beschäftigung nicht gewährleistet

ist und somit bestimmte Bedürfnisse von Pflege- und Hilfsbedürftigen zwangsläufig

auf der Strecke bleiben.

Der Pflegeberuf gehört zu den Berührungsberufen. Im pflegerischen Alltag ist es

unvermeidbar, dass sich Pflegepersonen und Bewohner gegenseitig berühren

(Helmbold, 2007, S.9). Die Pflege von Menschen erfordert somit ein hohes Maß an

Fach- und Sozialkompetenz. Neben dem Fachwissen, ist es von großer Bedeutung,

Page 7: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

7

dass die Pflegepersonen in der Lage sind, einschätzen zu können, welchen Einfluss

ihre Berührungen auf die Pflege- und Hilfsbedürftigen und deren Wohlbefinden

haben. Viele Pflegehandlungen erfolgen im Laufe der Zeit routiniert ab und somit ist

den meisten Pflegepersonen nicht bewusst, welchen Einfluss ihre Berührungen

letztendlich haben können. Pflegepersonen sollten dahingehend sensibilisiert

werden, welche Wirkungen ihre Pflegehandlungen und den damit verbundenen

Berührungen auf die zu Pflegenden haben. Berührungen sind ein Ausdruck von

Begegnungen, welche unterschiedliche Gefühle und Emotionen auslösen können.

Berührungen können je nach Körperbereich, Druck und Dauer des Kontaktes

beruhigend und angenehm, aber auch bedrohend und beklemmend wirken

(Wagener, 2000, S.66). Die Pflegepersonen sollten dahingehend das Bewusstsein

dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen

können und welchen Stellenwert diese Sinnesempfindung im Pflegealltag einnimmt.

1.1 Problemstellung

Die Pflege von Menschen ist gekennzeichnet durch Berührungen zwischen

professionell Pflegenden und Heimbewohnern (Helmbold, 2007, S. 9).Für Pflege-

und Hilfsbedürftige ergeben sich eine Reihe an pflegerischen und therapeutischen

Handlungen, die stark in Verbindung mit Berührungen und engem Körperkontakt

stehen (Bienstein, Fröhlich, 2007, S.14). Nicht jeder Mensch ist es gewohnt, von

anderen berührt zu werden. Auf Grund der Pflege- und Hilfsbedürftigkeit beinhaltet

die Pflege von Menschen Aspekte der Abhängigkeit und Grenzüberschreitungen, im

Bezug auf die Intimität und Privatsphäre eines Heimbewohners (Helmbold, 2007,

S.34). Es gibt kaum ein Arbeitsfeld, bei dem die Gefühle von Menschen so offen

dargelegt werden. Umso wichtiger ist es, dass Pflegepersonen dahingehend

sensibilisiert werden, Bewohnern diese Situationen so angenehm wie möglich zu

machen. Berührungen sind im Pflegealltag ein wichtiger Aspekt, jedoch wird nur

selten über deren Qualität und die Bedeutung von Berührungen nachgedacht

(Helmbold, 2007, S.40). Auch in der Literatur ist nur wenig über dieses Phänomen

aus der Sicht der Pflegebedürftigen zu finden. Helmbold (2007) weist in ihrem Werk

Berührungen in der Pflegesituation darauf hin, dass Berührungen meist nur aus

derSicht der Pflegepersonen dargestellt werden. Die vorliegende Forschungsarbeit

beschäftigt sich mit Berührungen, die im Pflegealltag durchgeführt werden. Dabei

wird nur die Sicht der Heimbewohner in Betracht gezogen.

Page 8: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

8

1.2 Zielstellung

Durch die vorliegende Bachelorarbeit, soll Pflegepersonen nahegebracht werden,

welche Bedeutung ihre Berührungen auf Pflege- und Hilfsbedürftige

haben.Pflegepersonen müssen in der Lage sein zu erkennen, wie ihre

durchgeführten Berührungen bei dem Bedürftigen, dem Empfänger, ankommen und

welche Emotionen diese auslösen. Nur in einer angenehmen, vertrauten und

wohltuenden Atmosphäre kann sich der Bewohner auf die Pflege und die damit

verbundenen Berührungen einlassen. Folglich ergibt sich die Relevanz dieser

Forschungsarbeit. Durch die Studie soll den Führungskräften und Pflegemitarbeitern

aufgezeigt werden, wie Berührungen durch die Pflegepersonen von den Bewohnern

empfunden und erlebt werden und wo mögliche Verbesserungspotentiale stecken.

Um die derzeitige Situation der Bewohner zu analysieren und mögliche Probleme

und Fehleinschätzungen zu identifizieren, werden qualitative Interviews mit den

Heimbewohnern durchgeführt. Hierbei werden verschiedenen Aspekte des

Pflegealltages, wie die tägliche Körperpflege, die Behandlungspflege und die

Betreuung der Heimbewohner, in Betracht gezogen.

1.3 Aufbau der Arbeit

Die vorliegende Bachelorarbeit gliedert sich ein einen theoretischen und einen

empirischen Teil. Zu Beginn folgt die Einleitung mit den Unterpunkten Problem- und

Zielstellung. Im zweiten Hauptkapitel, dem theoretischen Hintergrund, wird der Begriff

‚Berührungen‘ definiert. Nachfolgend wird auf die Wahrnehmung und Bedeutung von

Berührungen, die Berührungsformen, Berührungen und Kommunikation und

Berührungen in der Krankenpflege eingegangen, welche mit ausgewählten

Pflegetheorien unterlegt werden. Mit dem dritten Kapitel beginnt der empirische Teil

der Forschungsarbeit. Das dritte Kapitel befasst sich mit der Beschreibung der

Methodik. Dieser Abschnitt beinhaltet die Forschungsfrage, das methodische

Vorgehen mit den Unterpunkten: Begründung für ein qualitatives Vorgehen, das

Konzept der Phänomenologie und die Literaturrecherche. Weiterhin folgt die

Datenerhebung, mit der Darstellung der Gütekriterien sowie den ethischen

Überlegungen und die Datenauswertung. Dabei werden die Trankriptionsregeln nach

Kuckartz und die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring vorgestellt. Im vierten

Kapitel erfolgt die Darstellung der Ergebnisse, mit dem entwickelten Kategoriesystem

und der Zusammenfassung der Ergebnisse.Danach folgt im fünften Kapitel die

Diskussion der Ergebnisse durch eine Interpretation und die Beantwortung der

Page 9: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

9

Forschungsfrage. Im sechsten Kapitel wird der Ausblick dargestellt. Anschließend

wird in dem letzten Kapitel das Fazit angebracht. Im Anschluss wird die verwendete

Literatur angeführt. Im Anhang befinden sich das Informationsblatt für die

Interviewpartner (Anhang 1), die Einverständniserklärung (Anhang 2) und der

Interviewleitfaden (Anhang 3), die transkribierten Interviews (Anhang 4) und die

Auswertung der Interviews in Anlehnung an die qualitative Inhaltsanalyse nach

Mayring (Anhang 5).

Page 10: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

10

2 Theoretischer Hintergrund

Die vorliegende Bachelorarbeit untersucht die Bedeutung von Berührungen in

Pflegesituationen für Heimbewohner.Zu Beginn erfolgt die Begriffsdefinition von

Berührungen. Es folgt der Aspekt der Wahrnehmung und Bedeutung von

Berührungen. Im Anschluss wird dargestellt, welchen Zusammenhang Berührungen

und Kommunikation haben. Dabei werden die Kommunikationsmodelle von

Watzlawick et al. und Schulz von Thun erläutert. Anschließend werden Berührungen

im Bereich der Krankenpflege näher beleuchtet und mit Hilfe von Pflegetheorien

unterlegt.

2.1 Definition von Berührungen

Eine Vielzahl an Begriffen beschreiben Berührugen: anfassen, antatschen,

streicheln, halten und umarmen (Wagener, 2000, S.25).

Das Wort ‚berühren‘geht auf das altgermanische Verb ‚rüeren, ruoren‘zurück und

wurde im Sinne von ‚in Bewegung setzen, bewegen‘ gebraucht (Helmbold, 2007,

S.19).Im Deutschen hat sich daraus dieBedeutung von „1. [mit der Hand] einen

Kontakt herstellen; anrühren, ohne fest anzufassen; streifen; 2. kurz erwähnen; 3. in

bestimmter Weise auf jemanden wirken; jemanden beeindrucken“ (Duden,

2014)entwickelt. Im NeuesGrosses Wörterbuch wird ‚berühren‘mit den Synonymen

„anfassen, anstoßen, betreffen und mit Berührung, Berührungspunkt“ (Neues

Grosses Wörterbuch, 2000, S. 68) näher erläutert. Berührungen und Bewegung

werden somit miteinander in Verbindung gebracht. Zum einen stellt die Berührung an

sich eine Bewegung dar, indem die Hand zum Beispiel über den Körper gleitet.

Andererseits führt der Berührende eine Bewegung durch, in dem er sich dem

Empfänger der Berührung nähert (Wagener, 2000, S.26). Berührung ist nicht nur

Ausdruck für eine körperliche Berührung, sondern kann bildlich auch als eine

emotionale und geistige Berührung verstanden werden (Wagener, 2000, S.27).

2.2 Wahrnehmung und Bedeutung von Berührungen

„Die wesentlichste Sinnesempfindung unseres Körpers ist die Berührung. Sie ist

wahrscheinlich die wichtigste Wahrnehmung im Prozess des Schlafens und

Wachens; sie vermittelt uns das Wissen von Tiefe, Struktur und Form; wir fühlen, wir

lieben und hassen, sind empfindlich und empfinden durch die Tastkörperchen

unserer Haut“ (Taylor, 1921, zit. aus Montagu, 2004, S.7).

Page 11: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

11

Die Haut ist das größte und nervenreichste Organ des menschlichen Körpers. Sie

dient der körperlichen Abgrenzung zur Außenwelt, wodurch uns Sicherheit,

Orientierung und Identität vermittelt wird (Nydahl&Bartoszek, 2000, S.73). Unsere

Haut ist das erste funktionierende Sinnesorgan in unserer Entwicklung: „Wenn der

Embryo vom Schädel bis zum Gesäß weniger als 2,5 Zentimeter lang und erst acht

Wochen alt ist, löst ein leichtes Streicheln der Oberlippe oder Nasenflügel ein ebenso

leichtes Zurückweichen des Halses und des Körpers von der Stimulationsquelle aus.

Der Embryo hat in diesem Entwicklungsstadium weder Augen noch Ohren. Seine

Haut ist hochentwickelt, wenn auch nicht in dem Maß und der Weise, in der sie sich

später entwickeln soll“ (Montagu, 2004,S.7).Durch die Haut kann der Mensch die

unterschiedlichsten Reize wahrnehmen und diese weiterleiten. Nach

Gerrig/Zimbardo bezieht sich Wahrnehmung „auf den allgemeinen Prozess, Objekte

und Ereignisse in der Umwelt zu begreifen- sie mit den Sinnen zu empfinden, zu

verstehen, zu identifizieren und zu klassifizieren sowie sich darauf vorzubereiten, auf

sie zu reagieren“(Gerrig/Zimbardo, 2008, S.108). Körperliche Berührungen werden

über den Tastsinn wahrgenommen, da sich auf der Oberfläche der Haut Rezeptoren

befinden, die es ermöglichen Berührungen, Druck, Vibrationen, Temperaturen und

Schmerz wahrzunehmen und zu empfinden.Durch das aktive Anfassen und Berühren

werden die berührten Gegenstände miteinander in Verbindung gebracht (Helmbold,

2007, S.22). Da unsere Haut mit dem Nervensystem verbunden ist, kann nicht nur

unsere Körperoberfläche Berührungen wahrnehmen, sondern auch unsere Psyche

(Caderas, 2005, S.7).

Auch bisher gemachte Erfahrungen mit Berührungen können dem

Wahrgenommenen gegenüber gestellt werden. Bestimmte Berührungen können

Freude und Vertrautheit, aber auch ein unbehagliches Gefühl von Scham,

Verlegenheit bis hin zur Angst auslösen. Weiterhin können Berührungen auch kultur-

und normenspezifisch sein. Schon von Geburt an werden einem Menschen Normen

vermittelt, in denen man situationsbedingt erkennt, welche Berührungen erwünscht

und vorgeschrieben sind oder womöglich sogar ein Tabu darstellen. Verschiedene

Kulturen weisen gesellschaftliche Regeln auf, was Berührungen betrifft. So gibt man

sich in den meisten Ländern zur Begrüßung die Hand, in China jedoch verbeugen

sich die Menschen voreinander. Berührungen haben für die Menschen schon immer

eine sehr bedeutende Rolle gespielt. Schon in der Bibel wird davon berichtet, dass

Berührungen von Heilern und Sehern kranken Menschen helfen konnten. So

Page 12: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

12

zumBeispiel Jesus von Nazareth: „Als er dies gesagt hatte, spuckte er auf die Erde;

dann machte er mit dem Speichel einen Teig, strich ihn dem Blinden auf die Augen

und sagte zu ihm: Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach! Der Mann ging fort

und wusch sich. Und als er zurückkam, konnte er sehen“ (Bibel, 1999,

S.1195).Berührungen haben somit nicht nur eine körperliche, sondern auch eine

emotionale Bedeutung. Sie können je nach Intensität, Dauer und Bereich Emotionen

beim Menschen auslösen. Sie können als beruhigend, wohltuend aber auch

bedrohend, ablehnend wirken.

2.3 Berührungsformen

In der Literatur unterscheidet man funktionale und affektive Berührungsformen. Unter

funktionalen Berührungen werden sämtliche Berührungen verstanden, die mit

pflegerischen Tätigkeiten einhergehen (Helmbold, 2007, S.41). Die Berührungen

finden somit im Rahmen der Pflegehandlung statt. Berührungen, die spontan

erfolgen und keinen Bezug zur Pflegetätigkeit haben, werden als affektive

Berührungen verstanden (Helmbold, 2007, S.41). Dies kann zum Beispiel das Halten

einer Hand oder ein Streicheln sein. Funktionale Berührungen vermitteln im

Pflegealltag keine Zuneigung, affektive Berührungen jedoch meist sehr viel. Affektive

Berührungen vermitteln somit Emotionen und Gefühle. Leider kommt der emotionale

Aspekt, bei dem die Pflegeperson dem Pflegebedürftigen zeigt, dass er oder sie ihm

Aufmerksamkeit schenkt, ihn als Menschen wahrnimmt, meist zu kurz. Doch gerade

diese emotionalen Berührungen sind wichtig für das psychische Wohlbefinden des

Pflegebedürftigen. Berührungen sollten immer individuell auf den Pflegebedürftigen

abgestimmt werden. Manche Pflegebedürftige möchten nicht häufig angefasst

werden, da ihnen Distanz wichtig ist. Auf solche Wünsche und Bedürfnisse muss der

Pflegende Rücksicht nehmen. Für affektive Berührungen sollte man sich viel Zeit

nehmen, da es meist dauert, bis der Pflegebedürftige die Berührung wahrnimmt. Da

vor allem in Alten- und Pflegeheimen die Zeit pro Bewohner sehr knapp bemessen

ist, kann es auch schon hilfreich sein, funktionale und affektive Berührungen zu

kombinieren. Bei der morgendlichen Körperpflege kann die Pflegeperson die Hand

des Pflegebedürftigen streicheln oder seine Schultern berühren. Wichtig ist immer,

dass Pflegehandlungen angekündigt werden und die Berührungen großflächig und

mit immer gleich bleibendem Druck ausgeführt werden (Flohr, 1995, S.964).

Weiterhin wird in der Literatur auch ‚protectiv touch‘ als eine Berührungsform

verwendet. Diese Form derBerührung wir angewendet, um den Bewohner und/oder

Page 13: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

13

die Pflegeperson zu schützen (Helmbold, 2007, S.28).Im Bezug auf den Bewohner

kann dies zum Beispiel die Vermeidung eines Sturzes durch die Pflegepersonen

sein. Pflegepersonen wenden diese Form an, um sich von dem Leid des Bewohners

zu distanzieren.

2.4 Berührungen und Kommunikation

Berührungen und Kommunikation stehen in enger Verbindung zueinander. Wie mit

einem Menschen umgegangen und kommuniziert wird, trägt einen großen Teil zum

Wohlbefinden bei (Specht-Tomann, Tropper, 2000, S.5). Berührung ist immer eine

Interaktion, bei welcher man etwas mitteilen möchte. Der Sender vermittelt über

seine Berührung eine Botschaft auf den Empfänger, der Berührte reagiert und

kommuniziert somit ebenfalls. Nachfolgend werden die Kommunikationsmodelle von

Watzlawick et al. (1996) und Schulz von Thun (2002) näher erläutert.

2.4.1 Kommunikationsmodell nach Watzlawick et al.

Das Kommunikationsmodell von Watzlawick et al. (1996) befasst sich intensiv damit,

dass Berührungen als kommunikatives Element der Sprache anzusehen sind

(Aigner, 2009, S.13). Bei der Kommunikation sind nicht nur die gesprochenen Worte

entscheidend, sondern genauso die Gestik und Mimik, die Einfluss ausüben. Nach

Watzlawick et al. läuft Kommunikation kreisförmig ab. Das Verhalten des Senders

führt zu einem Verhalten des Empfängers und dieses führt wiederum zu einem

Verhalten des Senders. Watzlawick entwickelte die fünf Axiome über die

menschliche Kommunikation. Der erste Grundsatz lautet: „Man kann nicht, nicht

kommunizieren“(Watzlawick et al., 1996, S.50). Kommunikation kann verbal, aber

auch nonverbal stattfinden. Durch die Gestik und Mimik des Senders werden immer

Botschaften an den Empfänger gesendet, auf welche dieser reagiert. Bei

Berührungen findet immer eine Interaktion statt, welche eine Reaktion beim

Empfänger auslöst und dieser somit ebensfalls kommuniziert (Menche, 2007, S.18).

Der zweite Grundsatz von Watzlawicks Modell lautet: „Jede Kommunikation enthält

einen Inhalts- und Beziehungsaspekt“(Watzlawick et al., 1996, S.53). Bei jeder

Kommunikation wird deutlich, wie der Sender und der Empfänger zueinander stehen.

Bei dem Inhaltsaspekt geht es darum, was gesagt wird. Dabei geht es um die

Information an sich, die übertragen wird. Bei dem Beziehungsaspekt ist

entscheidend, wie etwas gesagt wird. Gestik, Mimik und auch Tonfall spielen somit

eine große Rolle. Dadurch wird übermittelt, wie eine Botschaft gemeint und zu

Page 14: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

14

verstehen ist (Menche, 2007, S.184). Der dritte Grundsatz sagt

aus:„Zwischenmenschliche Beziehungen sind durch die Interpunktion von

Kommunikationsabläufen geprägt“ (Watzlawick et al., 1996, S.57). Kommunikation ist

somit immer Ursache und Wirkung. Das Verhalten des einen

Kommunikationspartners wird als Ursache und das Verhalten des anderen

Kommunikationspartners als Reaktion (Wirkung) gesehen (Menche, 2007, S.184).

Der vierte Grundsatz lautet: „Kommunikation zwischen Menschen bedient sich

digitaler und analoger Modalitäten“(Watzlawick et al., 1996, S.61). Somit dient die

digitale Kommunikation der Übermittlung von Wissen. Die analoge Kommunikation

wider rum vermittelt die Beziehungsebene. Auf dieser Ebene sind vor allem Mimik

und Gestik relevant. Der fünfte Grundsatz weist darauf hin, dass Kommunikation

symmetrisch oder komplementär ist:„Kommunikation kann auf symmetrischen und

komplementären Beziehungen beruhen“ (Watzlawick et al., 1996, S.68). Bei einer

symmetrischen Kommunikation versuchen die Partner auf der gleichen Ebene zu

kommunizieren. Sie sind gleichgestellt. Bei einer komplementären Kommunikation ist

ein Partner überlegen(Menche, 2007, S. 184). Die komplementäre Kommunikation

findet meist im Pflegealltag statt. Der Pflegebedürftige ist nicht gleichrangig an der

Interaktion beteiligt. Er befindet sich in einem Abhängigkeitsverhältnis.

2.4.2 Kommunikationsmodell nach Schulz von Thun

Bei dem Kommunikationsmodell von Schulz von Thun werden neben dem Sach- und

Beziehungsinhalt, noch die Selbstoffenbarung und der Appell näher betrachtet

(Aigner,2009, S.16).Schulz von Thun bezeichnet die vier Ebenen der Kommunikation

als das ‚Quadrat der Nachricht‘ (Menche, 2007, S.186). Mit Hilfe dieses Modells

möchte Schulz von Thun verdeutlichen, dass eine Nachricht viele Botschaften

enthält. Schulz von Thun setzt voraus, dass ein Sender, ein Empfänger und eine

Nachricht existieren (Helmbold, 2007, S.23). Der Sender einer Nachricht vermittelt

insgesamt vier Aspekte: Sach-, Beziehungs-, Selbstoffenbarungs- und Appellaspekt.

Der Sachinhalt bezieht sich auf die Nachricht, die der Sender dem Empfänger

zukommen lassen möchte (Helmbold, 2007, S.23). Im Bezug auf Berührungen, ist

der Sachinhalt weniger von Bedeutung (Aigner, 2009, S.16). Der Beziehungsinhalt

vermittelt dem Empfänger, wie der Sender zu diesem steht und was er von diesem

hält (Helmbold, 2007, S.23). Im Bezug auf Berührungen, lässt sich dies vor allem in

der Qualität der Berührungen beurteilen. Der Aspekt der Selbstoffenbarung gibt

darüber Aufschluss, was der Sender bereit ist, von sich selbst zu offenbaren

Page 15: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

15

(Helmbold, 2007, S.23). Durch Berührungen wird für den Empfänger spürbar, wie die

innere Befindlichkeit des Senders ist. Der Appell hat die Funktion, dass der

Empfänger aufgefordert wird etwas zu tun oder auch etwas sein zu lassen(Helmbold,

2007, S.24).Entsprechend der vier Botschaften der Nachrichten des Senders, hat der

Empfänger vier Ohren, mit denen er die Botschaft hören kann: das Sach-, -

Selbstoffenbahrungs-, Beziehungs- und Appellohr (Menche, 2007, S.186). Die

Aspekte des Senders und die ‚Ohren‘ des Empfängers stimmen jedoch nicht

zwangsläufig überein. Schulz von Thun weist deshalb auf die Kongruenz und

Inkongruenz einer Nachricht hin. Eine Nachricht ist somit konkruent, wenn sämtliche

Signale in die gleiche Richtung weisen, wenn diese in sich stimmitg sind (Schulz von

Thun, 2002, S.35). „Je kongruenter der Sender kommuniziert, desto klarer und

eindeutiger ist die Nachricht für den Empfänger zu verstehen“ (Schulz von Thun,

2002, S.117). Eine Nachricht ist inkongruent, wenn die verbalen und nonverbalen

Signale nicht zueinander passen (Schulz von Thun, 2002, S.35).Inkongruente

Nachrichten können bei dem Empfänger zu starken Verwirrungen führen.

Kommunikation und Berührungen stehen somit im engen Zusammenhang.

Pflegepersonen muss aber auch bewusst gemacht werden, dass nicht nur das

gesprochene Wort aktive Kommunikation bedeutet.„[…] die meisten Menschen

glauben, dass das gesprochene Wort die Hauptrolle im menschlichen Miteinander

spielt. […] Bei der Kommunikationssequenz fallen nur rund 25% auf das

gesprochene Wort und rund 75% auf das nonverbale Geschehen“ (Specht-Tomann,

Tropper, 2000, S.14).Besonders im Bereich der Pflege spielt meist der nonverbale

Aspekt der Kommunikation eine viel größere Rolle, vor allem bei der Pflege von

wahrnehmungsgestörten Personen.

2.5 Berührungen in der Krankenpflege

Der Pflegeberuf gehört zu den Berührungsberufen. Es ist undenkbar, jemanden zu

pflegen ohne ihn zu berühren (Helmbold, 2007, S.9). Unzählige Male am Tag werden

Pflege- und Hilfsbedürftige berührt, sei es bei der Körperpflege, beim Lagern oder

Mobilisieren. Das Empfinden von pflegerischen Berührungen lässt sich sowohl aus

der Sicht der Pflegenden, als auch aus dem Blickwinkel von Heimbewohnern

beschreiben. Für die vorliegende Studie wird jedoch nur die Sicht der Bewohner

entscheidend sein. Professionell Pflegende übernehmen in Berührungssituationen

meist den aktiven Teil und entscheiden somit auch über die Qualität der

Page 16: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

16

Berührungen (Helmbold, 2007, S.40). Vor allem für ältere und kranke Menschen liegt

in der Berührung meist der einzige Kontakt zur Außenwelt. Berührungen können

tröstend, beruhigend und anregend wirken. Sie regen Körper, Seele und Geist an

(Specht- Tomann, Topper, 2000, S.118). Sämtliche pflegerische Tätigkeiten sind auf

das Wohl des Heimbewohners ausgerichtet. Pflegende führen Handlungen aus, die

bewusst oder unwillkürlich sind, indem sie Anweisungen, Vorschläge, Informationen

geben und Entscheidungen für den Heimbewohner treffen (Orlando, 1996, S.66). Ziel

der Pflege ist es, dem Pflegebedürftigen die Hilfe zukommen zu lassen, die er

benötigt und seine noch erhaltenden Ressourcen zu fördern (Orlando, 1996, S.19).

Die Pflegepersonen müssen einschätzen können, wie ihre Tätigkeiten dem

Heimbewohner helfen können. Für die Pflegenden ist es wichtig, dass sie

sämtlicheBedürfnisse des Heimbewohners erfassen, da Behandlung und Verhütung

einer Krankheit am besten vonstattengehen, wenn die äußeren Bedingungen für die

Krankheit und deren Verlauf dem Pflegebedürftigen keine zusätzliche Leiden

verursachen (Orlando,1996, S.32). In einer wohltuenden und angenehmen

Atmosphäre kann sich der Heimbewohner auf die Behandlung und die damit

verbundene Genesung besser einlassen. Es gibt kaum ein Arbeitsfeld, bei dem die

Gefühle der Bewohner so offen dargelegt werden. Deshalb ist es wichtig, dass

sämtliche pflegerische Tätigkeiten konkret erklärt werden und die Pflegenden

sicherstellen, dass diese auch vom Empfänger, dem Pflegebedürftigen, verstanden

werden. Des Weiteren setzt auch die Sympathie und aktive Kommunikation zwischen

Pflegenden und Heimbewohnern voraus, dass die Pflegehandlungen und die damit

verbundenen Berührungen ihr gewünschtes Resultat erzielen. Durch eine gewisse

Empathie und Verbundenheit fühlt sich der Heimbewohner sicher und zufrieden

(Orlando, 1996, S.32).

2.5.1 Pflegetheorien

Im folgenden Abschnitt werden Berührungen in der Kranken- und Altenpflege explizit

mit Pflegetheorien untermauert, wobei sich pflegetheoretische Ansätze zu

Berührungen nur indirekt in den Pflegetheorien finden lassen. Berührungen finden

vor allem in pflegetheoretischen Modellen Beachtung, in denen interpersonale

Beziehungen und Kommunikationsmodelle thematisiert werden.

Page 17: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

17

Nach Hildegard Peplau(1952) ist die Interaktion zwischen Pflegeperson und Patient

entscheidend. „Es ist das Zusammenspiel von Gedanken, Gefühlen und Handlungen

von Pflegenden und Patienten, welches bestimmt, was zwischen ihnen vorgeht.

Deshalb bedarf es einer Bestimmung der Qualität dieser Interaktion“(Schaeffer et al,

1997,S.56). Die Interaktion zwischen beiden Parteien erfolgt im gegenseitigen

Austausch, jedoch werden die Rollen gewahrt. Nach Peplau ist der Pflegeprozess ein

Lernprozess. Die Pflege soll erzieherisch und fördernd auf den Patienten wirken. Die

Pflegenden können somit gezielter auf bestimmte Pflegesituationen reagieren und

einfühlsamer handeln (Menche, 2007, S.104).

Orlandos Modell (1961) zeigt, dass es wichtig ist, dass die Pflegepersonen

dahingehend geschult werden, das Verhalten der Patienten zu verstehen (Orlando,

1996, S.10). Pflegende und Patienten sollen eine ‚dynamic nurse- patient

relationsship‘ anstreben. Nicht alle Bewohner sprechen ihren Kummer oder

ihreSorgen laut aus. Darum ist es wichtig, dass die Pflegenden die Bedürfnisse der

Patienten erkennen (Orlando, 1996, S.17).

Travelbees (1966) Modell ‚Interpersonal Aspects of Nursing‘ beruht auf einer

zwischenmenschlichen Beziehung.Durch Krankheit und Funktionsbeeinträchtigungen

ist der Pflegebedürftige nicht mehr in der Lage sich selbst zu versorgen. Den

Pflegepersonen kommt somit eine assistierende Funktion zu. Pflegepersonen und

Bewohner stehen in ständiger Interaktion und beeinflussen sich gegenseitig. Durch

gezielte Kommunikation kann der Heimbewohner in seiner Situation bestärkt und

unterstützt werden. Dies setzt jedoch voraus, dass ein persönliches Verhältnis

zwischen Pflegeperson und Bewohner aufgebaut wurde (Schaeffer et al, 1997,

S.99ff.).

Kings (1971) Systemmodell konzentriert sich auf eine intra- und interpersonelle

Kommunikation. „Eine Pflegesituation ist die unmittelbare Umgebung, die räumliche

und zeitliche Realität, in der Pflegekraft und Klient Beziehungen aufnehmen, um

gesundheitliche Probleme zu bewältigen und die erforderlichen Anpassungen an die

veränderten Bedingungen des täglichen Lebens einzuleiten“ (King 1971, zit. aus

Schaeffer et al, 1997,S.185). Pflegepersonen und Bewohner kommunizieren

gemeinsam über Zielsetzung, notwendige Maßnahmen und Zielerreichung. Der

Page 18: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

18

Pflegebedürftige wird bei seinem Genesungsprozess von den Pflegenden

unterstützt.

Das Adaptionsmodell von Roy (1974) basiert darauf, dass der Mensch ein adaptives

System ist und in ständiger Interaktion mit seiner Umwelt steht. „Pflegekräfte lernen

rasch, dass Menschen nicht isoliert handeln, sondern von der Umwelt beeinflusst

werden und diese ihrerseits beeinflussen, wobei mit Umwelt die körperliche, konkrete

und die gesellschaftliche Umwelt gemeint ist. Für die pflegerische Praxis ist es

wichtig, die kontinuierliche Interaktion der Menschen mit ihrer Umwelt und den

Menschen zu verstehen“ (Roy, zit. aus Schaeffer et al, 1997, S.230). Durch die sich

ständig ändernde Umwelt, ist der Bewohner dazu gezwungen, sich den

vorherrschenden Situationen und Gegebenheiten anzupassen. Die Pflegepersonen

haben dabei eine unterstützende Rolle und sorgen dafür, dass der Bewohner aktiv

an seiner Pflege teilnimmt.

2.5.2 Zusammenfassung der Pflegetheorien

Durch eine gezielte Erfassung der Bedürfnisse der Bewohner, werden Probleme

verringert und Wohlbefinden gefördert. Dies ist vor allem dann umsetzbar, wenn

Pflegende und Bewohner aktiv miteinander kommunizieren. Kommunikation bildet

die Grundlage für den Aufbau einer Beziehung, welche durch Vertrauen und

Sympathie geprägt ist. In einer wohltuenden und angenehmen Atmosphäre kann sich

der Bewohner besser auf seine Behandlung und seine Genesung einlassen. In der

Kranken- und Altenpflege ist es wichtig, dass man den Patienten/ den Bewohner als

Individuum sieht. Sämtliche Pflegehandlungen müssen auf das Wohl und die

Bedürfnissen des Pflegebedürftigen ausgerichtet sein. In den Pflegetheorien ist

erkennbar, dass der Bewohner aktiv in die Gestaltung und Mitwirkung seines

Genesungsprozesses involviert wird. Ziele und Maßnahmen werden in Absprache

mit dem Bewohner getroffen und somit ist dieser aktiv in den Pflegeprozess mit

eingebunden.

Page 19: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

19

3 Methodik

Mit diesem Kapitel beginnt der empirische Teil dieser Bachelorarbeit. Dieses Kapitel

beinhaltet die Vorstellung der Forschungsfrage, sowie weiteren forschungsgeleiteten

Fragen, welche den Sachverhalt explizit untermauern sollen. Im Anschluss folgen die

Forschungsmethode, die Datenerhebung und die Datenauswertung.

3.1 Forschungsfrage

In der vorliegenden Studie soll folgende Forschungsfrage behandelt werden: Wie

erleben Bewohner des Lawalder Seniorenhäusl`s Berührungen durch

Pflegepersonen?

Ausgehend von der zentralen Fragestellung ergeben sich weitere Unterfragen,

welche das Thema untermauern sollen:

Wie haben die Heimbewohner die ersten Berührungen durch die

Pflegepersonen wahrgenommen, als sie ins Pflegeheim gekommen sind?

Welche Emotionen und Gefühle werden bei Berührungen ausgelöst?

Wie wichtig ist die Kommunikation während den Berührungen?

Welche Rolle haben Berührungen in dem Leben der Bewohner vor dem

Heimaufenthalt gespielt?

3.2 Forschungsmethode

In den folgenden Unterpunkten wird das methodische Vorgehen, die Durchführung

der Erhebung, sowie die anschließende Auswertung der Daten beschrieben.

3.2.1 Begründung für ein qualitatives Vorgehen

Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um eine qualitative Forschungsarbeit.

Qualitative Forschungsmethoden werden vor allem dann eingesetzt, wenn über das

zu untersuchende Phänomen nur wenig bekannt ist.Qualitative Forschung will

menschliches Erleben aus der Perspektive der Betroffenen wahrnehmen und

verstehen (Menche, 2007, S.90).Im Gegensatz zur quantitativen Forschung, bei der

die Studienteilnehmer meist auf vorgegebene Kategorien reagieren können, kann bei

der qualitativen Forschung der Studienteilnehmer Erfahrungen, die er gemacht hat,

bezüglich der Forschungsfrage, besser schildern und beschreiben (Helmbold, 2007,

S.49).Der Befragte ist der Experte. Somit ist die Grundvoraussetzung Menschen für

Page 20: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

20

die Studie zu finden, die etwas über das zu untersuchende Phänomen zu erzählen

haben, und bereit sind darüber zu berichten. Qualitative Forschung hat weniger den

Anspruch, Hypothesen zu testen, als vielmehr diese zu generieren.

Hypothesenfindung und Theorienbildung bilden die qualitative Sozialforschung

ab(Mayring, 2008, S.20).Bei der vorliegenden Forschungsarbeit ist ein qualitatives

Vorgehen vor allem deshalb angemessen, da Berührungen vor allem in ihrer

subjektiven Wahrnehmung ihre Bedeutung haben. Ein weiterer Bestandteil der

qualitativen Forschung stellt die Phänomenologie dar, welche nachfolgend näher

erläutert wird.

3.2.2 Phänomenologie

In der qualitativen Forschung kann man verschiedene Richtungen unterscheiden:

Phänomenologie, Grounded Theory und Ethnographie (Menche, 2007, S.90). Für die

vorliegende Bachelorarbeit ist der Bereich der Phänomenologie relevant. Der Begriff

Phänomenologie wird von dem altgriechischen Wort ‚phainomenon‘ (=Sichtbares, die

Erscheinung) und ‚logos‘(=Rede, Lehre) abgeleitet und bedeutet demnach

‚Erscheinungslehre oder Lehre von den Erscheinungen‘(Menche, 2007, S.110). Die

Phänomenologie ist ein Bereich der Philosophie, welcher danach bestrebt ist,

Erscheinungen so zu betrachten, wie sie sich unserem Bewusstsein zeigen. Bei der

phänomenologischen Forschung steht an erster Stelle, die Lebenswelt der Befragten

zu verstehen und sich in sie hineinzuversetzen. Phänomenologie bedeutet „die Welt,

in der wir leben, kennenzulernen“ (Holloway & Wheeler, 1998, S.146).Ziel ist es, die

Erfahrungen und Erlebnisse aus dem Blickwinkel der Betroffenen zu sehen und zu

verstehen (Menche, 2007, S.91). Das Phänomen wird so beschrieben, wie es der

Befragte wahrnimmt.

3.2.3 Literaturrecherche

Die Literaturrecherche stützte sich auf die Datenbanken Medline und Medpilot.

Suchwörter wurden in deutscher und englischer Sprache verwendet. Bei den

Datenbanken konnten nur die Abstracts, aber keine Volltexte eingesehen werden,

aufgrund von einschränkten Zugriffsmöglichkeiten. Somit wurde nur Fachliteratur aus

Bibliotheken und Dokumente, die über Google Scholar einsehbar waren, zur

Forschung herangezogen. Die Literaturanalyse ergab, dass das Phänomen

Berührungen in Pflegesituationen aus Sicht der Pflegebedürftigen bisher noch nicht

Page 21: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

21

ausreichend untersucht wurde. Helmbold (2007) weist bereits in ihrem Werk

Berührungen in der Pflegesituation darauf hin, dass Berührungen meist nur aus der

Sicht der Pflegepersonen dargestellt wird. Für die vorliegende Studie ist jedoch nur

Literatur von Bedeutung, die sich mit dem Empfinden von Berührungen aus Sicht der

Pflegebedürftigen beschäftigen. Weiterhin wird deutlich, dass dem Phänomen

Berührung erst in den letzten zehn Jahren in qualitativen Studien Beachtung

geschenkt wurde. Darum werden nur Veröffentlichungen in Betracht gezogen, die

nach 1990 publiziert wurden. Empirische Arbeiten zu therapeutischen Berührungen,

wie Massagen und Einreibungen, werden nicht in Betracht gezogen, da sie eine

besondere Form der Berührung darstellen.

3.3 Datenerhebung

Als Datenerhebungsinstrument wird das problemzentrierte Interview eingesetzt.

Unter einem problemzentrierten Interview werden alle Formen der offenen,

halbstrukturierten Befragungen verstanden (Mayring, 2002, S.67). „Das

problemzentrierte Interview wählt den sprachlichen Zugang, um seine Fragestellung

auf dem Hintergrund subjektiver Bedeutungen, vom Subjekt selbst formuliert, zu

eruieren“ (Mayring, 2002, S.69). Der Befragte ist somit der Experte und kann alles

äußern was ihm im Rahmen des Interviews zu dem Sachverhalt einfällt. Somit wird

die eigene Deutung von Erlebnissen erfasst. Bei einer Befragung ist es immer

wichtig, dass der Interviewer dem Befragten das Gefühl gibt, dass egal wie dieser

antwortet, es kein richtig oder falsch gibt. Der Befragte äußert seine Gedanken,

Erfahrungen und Gefühle bezüglich der gestellten Fragen. Fühlt sich der Befragte

überrannt, kann es schnell zu einer Trotzreaktion kommen und Antworten werden

komplett verweigert. Somit ist es von großer Bedeutung, dass der Interviewer eine

Empathie aufbaut und sich der Interviewer und der Befragte sympathisch sind.

Im Fokus steht die Problemstellung, welchezuvor analysiert und in einem

Interviewleitfaden (Anhang 3) zusammengefasst wurde, welcher als ‚roter Faden‘

durch das Gespräch führt. Somit ist sichergestellt, dass keine relevanten Aspekte

während des Gespräches vergessen werden. Außerdem dient der Interviewleifaden

der Erhöhung der Vergleichbarkeit der Daten.Durch die Standardisierung können die

Interviews besser miteinander verglichen werden (Mayring, 2002, S.70). Der

Interviewer nimmt die Rolle des zurückhaltenden Zuhörers ein. Je nach

Gesprächsverlauf kann der Interviewer flexibel reagieren oder auf den

Page 22: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

22

Interviewleitfaden zurück greifen. Die Befragten können selber entscheiden inwiefern

sie auf die gestellten Fragen eingehen.

Für eine qualitative Forschung ist relevant, dass Teilnehmer ausgewählt werden, die

das zu untersuchenden Phänomen auch selbst erlebt haben. Die Anzahl der

Studienteilnehmer muss so groß sein, dass eine realistische Sättigung der Daten

erreicht wird. Die Anzahl darf jedoch nicht zu groß sein, damit die Analyse und das

Verstehen nicht verhindert werden (Helmbold, 2007, S.44).

Mittels eines Anrufes bei der Heimleitung des Lawalder Seniorenhäuslsdurch die

Forscherin wurde ein Termin vereinbart, um das Forschungsprojekt näher zu

erläutern. Nach der persönlichen Vorstellung des Projektes stimmte die Heimleitung

direkt zu. Für die Untersuchung war es notwendig, eine Einrichtung mit

Langzeitbewohnern zu wählen, da diese Institutionen eine gute Grundlage dafür

bilden, um Studienteilnehmer zu finden, die durch täglicheErfahrungen mit

Berührungen, viel zu sagen haben.

Das Pflegeheim befindet sich in der Oberlausitz und verfügt über 42 Einzelzimmer,

verteilt auf vier Wohnbereiche.Die Auswahl der Befragten erfolgte durch vorher

definierte Einschlusskriterien: die Teilnehmer der Studie sollten schon mindestens

drei Monate in dem Pflegeheim wohnen und keine kognitiven Einschränkungen

aufweisen. Die Einschätzung der kognitiven Leistungen wurde durch die

Pflegeexpertise der Pflegedienstleitung geklärt und durch die zusätzliche

Einsichtnahme in die Pflegedokumentation der jeweiligen Teilnehmer. Die Bewohner

wurden im Vorfeld von der Pflegedienstleitung über die Studie aufgeklärt. Dabei

erhielten diese ein Informationsblatt (Anhang 1), in dem die wichtigsten Inhalte

zusammengefasst wurden und eine Einverständniserklärung (Anhang 2).

Heimbewohner, die sich dazu bereit erklärten, an der Studie teilzunehmen, mussten

vor der Untersuchung, ihre unterzeichnete Einverständniserklärung, abgeben.

Die Befragung erfolgt anhand eines Interviewleitfadens (Anhang 3) und wird mit

einem Tonbandgerät aufgenommen, um eine lückenlose Dokumentation zu

gewährleisten. Auf eine schriftliche Erfassung während der Befragung wird

verzichtet, um die Atmosphäre nicht zu stören. Auffälligkeiten werden im Nachhinein

in einem Feldtagebuchniedergeschrieben. Insgesamt werden elf Bewohner des

Page 23: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

23

Pflegeheims befragt. Die Interviews werden in den Zimmern der Heimbewohner

durchgeführt, um ein gewohntes Umfeld zu schaffen.

3.3.1 Gütekriterien

Für Forschungsarbeiten sind sogenannte Gütekriterien relevant, um

wissenschaftliche Methoden vergleichbar und die Qualität des Forschungsweges

messbar zu machen (Lamnek 2010, S.127).Gütekriterien dienen zur Überprüfung

von Forschungsmethoden. Relevante Gütekriterien sind die Validität (Gültigkeit), die

Reliabilität (Zuverlässigkeit) und die Objektivität (Mayring, 2008, S.109). Die Validität

soll einschätzen, ob das erfasst wurde, was erfasst werden sollte. Reliabilität

bedeutet, dass das vom Forscher angewendete Instrument zuverlässig misst, das

heißt das auch bei mehrfacher Messung desselben Sachverhaltes die Ergebnisse

stabil sind, auch wenn diese Messungen durch Dritte durchgeführt werden (Kromrey,

2007, S.400). Die Reliabilität bestimmt somit die Stabilität und Genauigkeit einer

Messung ( Mayring, 2002, S.141). Im Gegensatz zur quantitativen Forschung, bei der

vor allem die Objektivität im Vordergrund steht, damit die ermittelten Ergebnisse

statistisch und allgemeingültig dargestellt werden können, ist es bei der qualitativen

Forschung die Analyse und Auswertung von individuellen Einzelfällen relevant. Die

Übertragung von quantitativen Gütekriterien, wie Objektivität, Validität und Reliabilität

auf die qualitative Forschung ist schwer umsetzbar. Es kann kaum davon

ausgegangen werden, dass dasselbe Interview mit derselben Person zu einem

anderen Zeitpunkt, exakt die gleichen Ergebnisse liefert, wie beim ersten Mal

(Kromrey, 2007, S.405). Diese Verzerrung der Ergebnisse kann viele Gründe haben,

wie zum Beispiel das Befinden des Befragten oder das Wetter. Die Gütekriterien

müssen somit dem Vorgehen und Ziel der Analyse angemessen sein (Mayring, 2002,

S.142). Bei qualitativen Forschungen wurden folgende sechs allgemeine

Gütekriterien entwickelt (Mayring, 1999, zit. aus Ebster&Stalzer, 2008, S. 160f), die

im Rahmen dieser Bachelorarbeit Anwendung finden:

Dokumentation des methodischen Vorgehens: Das gesamte Verfahren muss

genauestens dokumentiert werden, wie zum Beispiel die Darlegung des

Vorverständnisses, das Erhebungsinstrument, die Durchführung und die

Auswertung der Datenerhebung. Der Forschungsprozess muss für Dritte

nachvollziehbar sein.

Page 24: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

24

Argumentative Interpretationsabsicherung: Interpretationen müssen in sich

schlüssig begründet sein. Eventuell muss nach Alternativdeutungen gesucht

werden.

Regelgeleitetheit: Der Forscher gehtschrittweise und systematisch vor, das

heißt, der Analyseprozess wird in einzelne Schritte zerlegt.

Nähe zum Forschungsgegenstand: Der Forscher geht ins ‚Feld‘, das heißt

dieForschung findet in der natürlichen Lebenswelt der Beforschten statt.

Kommunikative Validierung: Zur Überprüfung der Gültigkeit kann man mit den

Beforschten die ermittelten Ergebnisse diskutieren.

Triangulation: Zur Lösung der Forschungsfrage können verschieden

Lösungswege in Betracht gezogen werden. Mehrere Analysevorgänge, Theorien

und Methoden können verknüpft werden

3.3.2 Ethische Überlegungen

Sämtlichen Studien die mit oder am Menschen durchgeführt werden, müssen immer

gewisse ethische Überlegungen zuvorkommen. In der vorliegenden Studie sind es

vor allem ältere Menschen, die als Experten in Betracht gezogen werden. Es ist

wichtig, dass die Rechte und Bedürfnisse berücksichtigt werden. Höchstes Gut ist es,

dass die Teilnahme an der Studie auf freiwilliger Basis beruht und die Anonymität

gewahrt bleibt. Die Namen der Studienteilnehmer und sämtliche Hinweise, die

Rückschlüsse auf den Teilnehmer ziehen, wurden verschlüsselt. Weitere Kriterien

sind, dass vor Beginn der Interviews, die Teilnehmer noch einmal darüber in

Kenntnis gesetzt werden, welches Ziel die Studie verfolgt. Da es sich um ein sehr

sensibles Thema handelt, ist es von großer Bedeutung, dass der Interviewer sehr

einfühlsam und verständnisvoll auftritt. Den Teilnehmern wird nochmals zugesichert,

dass ihre Namen verschlüsselt werden und sie das Interview zu jeder Zeit abbrechen

können. Vor der Durchführung wurden die unterschriebenen

Einverständniserklärungen eingeholt.

Page 25: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

25

3.4 Datenauswertung

In der qualitativen Forschung gibt es eine Reihe von Modellen, die es ermöglichen

die ermittelten Daten auszuwerten. Für die vorliegende Bachelorarbeit entschied sich

die Forscherin für die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring. Damit eine

Auswertung erfolgen kann, müssen die auf Tonband aufgenommenen Gespräche

niedergeschrieben werden. Als Grundlage dienen die Transkriptionsregeln nach

Kuckartz (2008).

3.4.1 Transkription nach Kuckartz

Zur Auswertung der Daten ist es notwendig, dass die aufgezeichneten Interviews

transkribiert werden. Unter Transkription versteht man die Übertragung von

gesprochener Sprache in eine schriftliche Form (Deppermann, 2008, S.39). Durch

das niedergeschriebene Wortprotokoll können Gemeinsamkeiten in den einzelnen

Interviews aufgezeigt und Aussagen im Kontext gesehen und die Interviews können

einfacher ausgewertet werden (Mayring, 2002, S.89). Um Transkriptionen klar und

einheitlich zu gestalten, hat Kuckartz (2008, S.27) Transkriptionsregeln entwickelt,

die nachfolgend aufgelistet werden:

1. Es wird wörtlich transkribiert, also nicht lautsprachlich und zusammenfassend.

Vorhandene Dialekte werden nicht mit transkribiert.

2. Sprache und Interpunktion werden leicht geglättet, das heißt dem Schriftdeutsch

angenähert.

3. Alle Angaben, die den Rückschluss auf eine befragte Person erlauben, werden

anonymisiert.

4. Deutliche, längere Pausen werden durch Auslassungspunkte (…) markiert.

5. Besonders betonte Begriffe werden durch Unterschreichung gekennzeichnet.

6. Zustimmende oder bestätigende Lautäußerungen der Interviewer (mhm, aha

etc.) werden nicht mit transkribiert, sofern sie den Redefluss der befragten

Person nicht unterbrechen.

7. Lautäußerungen der befragten Person, die die Aussage unterstützen oder

verdeutlichen (etwa lachen oder seufzen), werden in Klammern notiert.

8. Einwürfe der jeweils anderen Person werden in Klammern gesetzt.

9. Die interviewende Person wird durch ein ‚I‘, die befragte Person durch ein ‚B‘,

gefolgt von ihrer Kennnummer gekennzeichnet (etwa ‚B4‘).

Page 26: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

26

10. Jeder Sprecherwechsel wird durch eine Leerzeile zwischen den Sprechern

deutlich gemacht, um die Lesbarkeit zu erhöhen.

3.4.2 Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring

Die Auswertung der durchgeführten Interviews erfolgt mit Hilfe der qualitativen

Inhaltsanalyse nach Mayring. Nach Mayring ist die qualitative Inhaltsanalyse ein

komplexes, umfassendes Analyseverfahren (Mayring, 2008, S.12):

1. „Inhaltsanalyse hat Kommunikation zum Gegenstand, also die Übertragung von

Symbolen [...]. In aller Regel handelt es sich zwar um Sprache, aber auch Musik,

Bilder u.ä. können zum Gegenstand gemacht werden.“

2. „Kommunikation arbeitet mit Texten, Bildern, Noten, mit symbolischen Material

also. Das heißt, die Kommunikation liegt in irgendeiner Art protokolliert, festgehalten

vor. Gegenstand der Analyse ist die fixierte Kommunikation.“

3. „ [...] Inhaltsanalyse will systematisch vorgehen. Damit grenzt sie sich gegen einen

Großteil hermeneutischer Verfahren ab.“

4. „Das systematische Vorgehen zeigt sich vor allem darin, daß die Analyse nach

expliziten Regeln abläuft (zumindest ablaufen soll). Diese Regelgeleitetheit

ermöglicht es, dass auch andere die Analyse verstehen, nachvollziehen und

überprüfen können.“

5. „Das systematische Vorgehen zeigt sich aber auch darin, dass eine gute

Inhaltsanalyse theoriegeleitet vorgeht. Sie will nicht einfach einen Text referieren,

sondern analysiert ihr Material unter einer theoretisch ausgewiesenen Fragestellung;

[...] Theoriegeleitet bedeutet dabei nicht Abheben von konkretem Material in Sphären

der Unverständlichkeit, sondern heißt Anknüpfen an den Erfahrungen anderer mit

dem zu untersuchenden Gegenstand.“

6. „[…] Sie ist eine schlussfolgernde Methode […]. Sie will durch Aussagen über das

zu analysierende Material Rückschlüsse auf bestimmte Aspekte der Kommunikation

ziehen […].“

Page 27: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

27

Mayring empfiehlt ein spezielles Ablaufmodell, welches für ein qualitativ-

inhaltsanalytisches Vorgehen geeignet ist. Durch dieses Ablaufmodell können eine

große Anzahl an Daten transparent dargestellt werden und vereinfachen somit die

Nachvollziehbarkeit des Analyseverfahrens. Die Analyse muss der jeweiligen

Fragestellung angepasst sein. Bei der qualitativen Inhaltsanalyse wird das Material

somit nacheinander bearbeitet. Am Material orientiert wird ein

Kategoriesystemerstellt. Dabei werden die der Fragestellung nach relevanten

Informationen herausgefiltert. „Ziel der Analyse ist es, das Material so zu reduzieren,

dass die wesentlichen Inhalte erhalten bleiben, durch Abstraktion einen

überschaubaren Korpus zu schaffen, der immer noch Abbild des Grundmaterials ist“

(Mayring, 2008, S.58).

Das Ablaufmodell für das inhaltsanalytische Vorgehen nach Mayring besteht aus

folgenden Stufen:

Stufe 1: Festlegung des Materials

Für die vorliegende Bachelorarbeit wurden elf Studienteilnehmer zu dem Sachverhalt

Berührungen in der Pflege befragt. Die Interviews wurden mit einem Tonbandgerät

aufgenommen und im Anschluss durch die Forscherin tanskribiert. Da es vorkam,

dass die Heimbewohner bei ihren Ausführungen weit ausgeholt haben, wurden die

Aussagen, die nicht im Zusammenhang mit der Fragestellung stehen, bei der

Transkription nicht berücksichtigt und somit bei der Auswertung nicht mit einbezogen.

Stufe 2: Analyse der Entstehungssituation

In der zweiten Stufe wird die konkrete Erhebungssituation dargestellt. In einer

Tabelle wurden die relevanten Informationen zur Entstehungssituation

zusammengetragen (Tabelle 1: Analyse der Entstehungssituation). Es wird

dargestellt, wer an der Studie teilgenommen hat und in welcher Situation die

Erhebung stattgefunden hat. Vor Beginn der Interviews wurde den Bewohnern noch

einmal das Ziel der Studie erklärt und ihnen die Anonymität und Vertraulichkeit

zugesichert. Bevor die Interviews begannen, wurde die Einverständniserklärung mit

Unterschrift eingeholt. Um die Anonymität zu wahren, werden die Namen der

Teilnehmer verschlüsselt.

Page 28: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

28

Zur Zeit der Befragung waren die Heimbewohner zwischen 73 und 92 Jahre alt und

befanden sich zwischen drei Monaten und sieben Jahren im Pflegeheim. Abgesehen

von zwei Interviewpartnern, fanden alle Gespräche in den Bewohnerzimmern statt.

Die anderen zwei Interviews fanden in den Raucherbereichen des Seniorenheims

statt. Insgesamt wurden elf Interviews geführt, jedoch musste das neunte Interview

abgebrochen werden, da die Studienteilnehmerin auf Grund ihrer Krankheit zu

schwach war, um das Interview zu führen. Somit wurden acht weibliche und drei

männliche Bewohner befragt. Die Dauer der Interviews variierte zwischen zehn bis

vierzig Minuten.

Page 29: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

29

T

ab

elle

1:A

na

lyse

de

r E

nts

teh

un

gssitu

ation

Inte

rvie

w-

nu

mm

er

Ge

sc

hle

ch

t G

eb

urt

sja

hr

Au

fen

tha

lt im

P

fle

ge

he

im

Fa

mil

ien

sta

nd

D

au

er

Inte

rvie

w

Bes

on

dere

Vo

rko

mm

nis

se

1

we

iblic

h

19

32

se

it 2

01

0

ve

rwitw

et

25

min

w

ar

se

hr

aufg

ere

gt;

ha

t F

oto

alb

um

ge

ze

igt

2

we

iblic

h

19

32

Ma

i 2

012

- 1

0 m

in

Inte

rvie

w

in

Rau

ch

ere

cke

du

rchgefü

hrt

3

w

eib

lich

1

920

se

it 2

01

1

ve

rwitw

et

40

min

F

oto

alb

um

ge

ze

igt;

h

at

sic

h

oft

wie

de

rho

lt u

nd v

iele

tze

u

nte

rbro

ch

en

4

nn

lich

19

23

se

it 2

00

9

ve

rwitw

et

12

min

E

inze

lgä

nge

r;

se

hr

off

en

ge

we

se

n

5

nn

lich

19

23

se

it 2

00

8

ge

tre

nn

t

le

be

nd

14

min

se

hr

mittte

ilun

gsb

ed

ürf

tig;

be

kom

mt

se

lte

n B

esu

ch

6

w

eib

lich

1

924

se

it 2

00

9

ve

rwitw

et

20

min

ske

ptisch

ggü

. T

on

ban

da

ufn

ahm

e

7

we

iblic

h

19

28

se

it 2

00

6

ve

rwitw

et

18

min

a

uf

Gru

nd

vo

n

Frü

hstü

ck

ve

rscho

b

sic

h

da

s

Inte

rvie

w

um

w

en

ige

M

inu

ten;

se

hr

extr

ove

rtie

rte

Pe

rson

8

w

eib

lich

1

920

se

it 2

00

5

ve

rwitw

et

20

min

sch

reib

t T

age

ch

er

un

d

str

ickt

vie

l; h

at

sic

h a

uf

da

s

Inte

rvie

w g

efr

eut

9

we

iblic

h

19

37

- -

- Im

me

r w

ied

er

ein

ge

sch

lafe

n

Inte

rvie

w

wu

rde

ab

ge

bro

che

n

10

we

iblic

h

19

26

Fe

bru

ar

20

12

ve

rwitw

et

17

min

h

at

oft

a

ngefa

ngen

m

it

we

ine

n

11

nn

lich

19

39

rz 2

01

2

ge

tre

nn

t le

be

nd

13

min

In

terv

iew

in

R

au

ch

ere

cke

du

rchgefü

hrt

Page 30: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

30

Stufe 3: Formale Charakterisierung des Materials

Als Erhebungsmethode wurde ein offenes, halbstrukturiertes Interview eingesetzt.

Mittels eines Tonbandgerätes wurden die Aussagen der Studienteilnehmer

aufgezeichnet. Vor dem Interviewbeginn wurden die Studienteilnehmer noch einmal

darüber aufgeklärt, dass die Tonbandaufzeichnung dazu dient, die anschließende

Niederschrift der Interviews zu vereinfachen. Des Weiteren wurde den Teilnehmern

noch einmal deutlich gemacht, dass sie die Interviews jederzeit abbrechen dürfen.

Für die Inhaltsanalyse werden die Interviews trankribiert und sind somit als Text

vorhanden. Bei der Transkription wurde sich an den Trankriptionsregeln nach

Kuckartz orientiert. Nach der Transkription wurde mittels Korrekturhörens die

Niederschrift mit den Tonbandaufzeichnungen verglichen und eventuelle

Übertragungsfehler wurden korrigiert. Die Zeilen wurden durchgehend nummeriert,

um die Ergebnisdarstellung nachvollziehbarer zu machen.

Stufe 4: Richtung der Analyse

Bei diesem Punkt ist es wichtig, dass zunächst bestimmt wird, über welchen Aspekt

des vorhandenen Materials überhaupt Aussagen treffen soll: „Ohne spezifische

Fragestellung, ohne die Bestimmung der Richtung der Analyse ist keine

Inhaltsanalyse denkbar“(Mayring, 2008, S.50). In dieser Studie ist das persönliche

Empfinden von Berührungen für Pflegeheimbewohner durch das Pflegepersonal

Fokus der Forschung.Die Studienteilnehmer werden mit Hilfe eines

Interviewleitfadens durch das Thema Berührungen in der Pflege geführt und sollen

ihre Erfahrungen, Gedanken, Wünsche und Bedürfnisse, aber auch Kritik bezüglich

des Themas äußern.

Stufe 5: Theoretische Differenzierung der Fragestellung

Die Inhaltsanalyse nach Mayring zeichnet sich durch die Regel- und

Theoriegeleitetheit der Interpretation aus. Die Analyse unterliegt somit einer

theoretischen Fragestellung und der Stand der Forschung wird in Hinsicht auf das zu

untersuchende Phänomen mit herangezogen (Mayring, 2008, S.52). Die

Fragestellung in dieser Bachelorarbeit lautet: Wie erleben Bewohner des ‚Lawalder

Seniorenhäusl’s‘ Berührungen durch Pflegepersonen?Durch eine vorher festgelegte

Fragestellung kann an die Erfahrungen der Teilnehmer angeknüpftwerden. Der zuvor

Page 31: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

31

entwickelte Interviewleitfaden dient dazu, dass die Aussagen im Nachhinein besser

miteinander vergleichen werden können.

Stufe 6: Bestimmung der Analysetechnik

Um das Material auszuwerten, ist es von Bedeutung das Material so zu reduzieren,

dass nur die fundamentalen Inhalte erhalten bleiben. Durch die Abstraktion wird eine

überschaubare Grundform geschaffen, die zugleich ein Abbild des vorhandenen

Grundmaterials darstellt (Mayring, 2008, S.58). Nach Mayring unterscheidet man drei

Grundformen des Interpretierens: Zusammenfassung, Explikation und Strukturierung.

Bei der Zusammenfassung wird das Material so reduziert, dass die wesentlichen

Inhalte erhalten bleiben. Bei der Explikation wird zu ungenauen Textteilen

zusätzliches Material zur Klärung hinzugezogen. Bei der Strukturierung wird nach

vorher festgelegten Ordnungskriterien, das Material zu bestimmten Aspekten gefiltert

oder das Material wird bezüglich bestimmter Kriterien eingeschätzt (Mayring, 2008,

S.58).Die Auswertung der Daten orientiert sich an der zusammenfassenden

Inhaltsanalyse nach Mayring.In mehreren Arbeitsschritten wird das Material mittels

Paraphrasierung, Generalisierung und Reduktion auf ein Allgemeinniveau gebracht

und geeigneten Kategorien zugeordnet (Mayring, 2008, S. 59).

Stufe 7: Definition der Analyseeinheit

Nach Mayring (2008, S.53) wird in diesem Schritt festgelegt, welche Maßeinheiten

des Materials zum Gegenstand der Analyse gemacht werden sollen. Die

Kodiereinheit stellt die kleinste Texteinheit dar, die ausgewertet wird. Diese

Kodiereinheit wird mindestens als ein Wort verstanden, welches der Befragte im

Rahmen der Forschungsfrage von sich gibt. Das Gegenstück, als größte zu

interpretierende Texteinheit bildet die Kontexteinheit. Dies können mehrere Sätze

sein, welche jedoch immer im Zusammenhang mit der Forschungsfrage stehen

müssen (Mayring, 2008, S.53). Als Auswertungseinheit werden die Transkriptionen

genutzt, welche nacheinander ausgewertet werden.

Page 32: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

32

Stufe 8: Durchführung der Materialanalyse

Im folgenden Ablaufmodell wird die zusammenfassende Inhaltsanalyse nach Mayring

(2007) dargestellt:

Abbildung 1: Ablaufmodell zusammenfassender Inhaltsanalyse (Mayring, 2007, S.60)

Das Material wird nach den sogenannten Z-Regeln (Mayring, 2008, Seite 62)

reduziert, wodurch das Abstraktionsniveau erhöht wird:

„Z1 Paraphrasierung

Z1.1 Streiche alle nicht (oder weniger) inhaltstragenden Textbestandteile wie

ausschmückende, wiederholende, verdeutlichende Wendungen

Z1.2 Übersetze die inhaltstragenden Textstellen auf eine einheitliche Sprachebene

Z1.3 Transformiere sie auf eine grammatikalische Kurzform

Z2 Generalisierung auf das Abstraktionsniveau

Z2.1 Generalisiere die Gegenstände der Paraphrasen auf die definierte

Abstraktionsebene, so dass die alten Gegenstände in den neu formulierten impliziert

sind

Page 33: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

33

Z2.2 Generalisiere die Satzaussagen (Prädikate) auf die gleiche Weise

Z2.3 Belasse die Paraphrasen, die über dem angestrebten Abstraktionsniveau

liegen

Z2.4 Nimm theoretische Vorannahmen bei Zweifelsfällen zuhilfe

Z3 Erste Reduktion

Z3.1 Streiche bedeutungsgleiche Paraphrasen innerhalb der Auswertungseinheiten

Z3.2 Streiche Paraphrasen, die auf dem neuen Abstraktionsniveau nicht als

wesentlich inhaltstragend erachtet werden

Z3.3 Übernehme die Paraphrasen, die weiterhin als zentral inhaltstragend erachtet

werden (Selektion)

Z3.4 Nimm theoretische Vorannahmen bei Zweifelsfällen zu Hilfe

Z4 Zweite Reduktion

Z4.1 Fasse Paraphrasen mit gleichen (ähnlichem) Gegenstand und ähnlicher

Aussage zu einer Paraphrase (Bündelung) zusammen

Z4.2 Fasse Paraphrase mit mehreren Aussagen zu einem Gegenstand zusammen

(Konstruktion/Integration)

Z4.3 Fasse Paraphrasen mit gleichen (ähnlichen) Gegenstand und verschiedener

Aussage zu einer Paraphrase zusammen (Konstruktion/Integration)

Z4.4 Nimm theoretische Vorannahmen bei Zweifelsfällen zu hilfe“ (Mayring, 2008,

S. 62)

Nach der Transkription wird das Material Zeile für Zeile durchgearbeitet. Wird eine

aussagekräftige Textstelle gefunden, die sich auf die Forschungsfrage bezieht, wird

diese kurz und prägnant wiedergegeben (Paraphrasierung). Die Paraphrasierung ist

notwendig, um die einzelnen Aussagen auf eine gleiche Sprachebene zu bringen

Mayring, 2008, S.61). Werden bei der Durchsicht weitere Textstellen gefunden, die

zu den vorher paraphrasierten Textstellen passen, werden diese auch paraphrasiert

undanschließend zusammengefasst und allgemein formuliert (Generalisierung) und

ganz zum Schluss auf Kernaussagen gebündelt (Reduktion) (Mayring, 2008, S.61).

Bei großen Textmengen kann eine zweite Reduktion stattfinden, um das

Abstraktionsniveau zu erhöhen.

Page 34: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

34

Die einzelnen Schritte der Paraphrasierung, Generalisierung und Reduktion wurden

in Anlehnung an Mayring (2008) in einer Datei in Tabellenform dargestellt (Anhang

5).Das Kategoriesystem wurde induktiv gebildet, d.h. die Auswertungsaspekte

werden aus dem vorliegenden Material gebildet (Mayring, 2008, S.75).Diese aus

dem Material gewonnenen Kategorien werden mit aussagekräftigen Originalzitaten

untermauert.

Stufe 9: Interpretation der Ergebnisse in Richtung der Forschungsfragen

In diesem Abschnitt werden die einzelnen Ergebnisse im Bezug auf die

Fragestellung analysiert und interpretiert. Die Beantwortung der Forschungsfrage

und die kritische Hinterfragung der Ergebnisse erfolgt im Diskussionsteil.

Page 35: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

35

4 Darstellung der Ergebnisse

In diesem Kapitel werden die Forschungsergebnisse dargestellt. Mit Hilfe der

qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring wurde das Material gesichtet und

analysiert. Die daraus entstandenen Kategorien befinden sich im Anhang 5.

4.1 Das Kategoriesystem

Mit Hilfe der Reduktion konnten insgesamt elf Kategorien aus dem gewonnenen

Material herausgebildet werden. Die nachfolgende Tabelle 2 gibt einen Überblick

über die gewonnen Kategorien.

Tabelle 2: Gewonnene Kategorien nach der Reduktion

Kategoriennummer Kategorienbezeichnung

Kategorie 1 Erfahrungen durch Vorwissen

Kategorie 2 Empfindungen und Gefühle bei Pflegeheimeinzug

Kategorie 3 Nicht gleichgeschlechtliche Pflege

Kategorie 4 Aktueller Hilfebedarf

Kategorie 5 Kommunikation in der Pflege

Kategorie 6 Berührungsqualitäten

Kategorie 7 Zeitfaktor

Kategorie 8 Sympathie

Kategorie 9 Biografie

Kategorie 10 Glaube und Religion

Kategorie 11 Personalwechsel

Die einzelnen Kategorien werden nachfolgend aufgelistet, näher erläutert und mit

Originalzitaten belegt.

Kategorie 1: Erfahrungen durch Vorwissen

Zur Zeit der Befragung waren die Interviewpartner zwischen 73 und 92 Jahre alt. Auf

Grund ihres hohen Alters und ihrer Multimorbidität, konnten viele der Befragten

schon Erfahrungen mit Berührungen durch Pflegepersonen während Krankenhaus-

und Kuraufenthalten sammeln. Somit ergab sich für die meisten schon vor

ihremPflegeheimaufenthalt eine Reihe an Hilfestellungen durch Pflegepersonen, und

Page 36: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

36

somit auch Berührungen durch Fremde. Insgesamt haben fünf der elf Befragten

Aussagen über vorhergehende Krankenhaus- und Kuraufenthalte getroffen:

„Und wenn man schon so oft auf Kur war, dann hat man an sich auch kein Problem

mehr damit, wenn man ins Heim muss. Es ist zwar schon einmal was anderes, aber

man lernt damit umzugehen“ (B1/Zeile 17-19)

„Nein, wissen Sie, ich war ja vorher in der Diakonie und die haben mich ja auch

gewaschen und die sind ja super. Das ist ja alles heidewitzka,da war auch alles

super.“ (B2/Zeile 149-151)

„Ich bin von einem Pflegeheim in Oderwitz gekommen und dann bin ich ins

Krankenhaus, weil ich was mit den Nieren hatte. Und der Arzt in Ebersbach hat mich

danach hier her verfrachtet. Da habe ich also nie Probleme gehabt oder so. Am

Anfang war ich bisschen aufgeregt, aber das ist ja normal. Da ich ja noch ein kleines

bisschen denken kann, nicht so wie es anderen geht, bei denen es bisschen fehlt, so

ist es noch nicht. Also hatte ich da keine Probleme.“ (B4/ Zeile 373-379)

„Nur im Krankenhaus, da hatte ich mal was mit dem Magen und dem Darm, und da

musste mir geholfen werden. Aber die haben das ja nur so flüchtig gemacht. Und das

war ja alles noch, ich sage mal, oberflächlich. Da habe ich eben Spritzen bekommen

und musste bisschen gewaschen werden.“ (B7/Zeile 737-740)

„Dadurch, dass ich ja schon oft im Krankenhaus war, kannte ich das ja schon alles.

Und da haben die ja alles gemacht, weil ich damals gar nichts mehr konnte.“

(B8/Zeile 834-835)

Kategorie 2: Empfindungen und Gefühle bei Pflegeheimeinzug

Ein Einzug in ein Pflegeheim kann eine enorme Belastung für den Betroffenen

darstellen. Die Mehrzahl der Bewohner gibt an, dass sie zu Beginn sehr aufgeregt

waren und keine direkten Vorstellungen davon hatten, was auf sie zukommen wird:

„Es war ja am Anfang alles neu für mich. Die ganzen Behandlungen und was die so

gemacht haben, da kann ich eigentlich nur sagen, dass ich gedacht habe: um Gottes

Willen, hier habe ich mich auf was eingelassen.“ (B1/Zeile 3-5)

„Am Anfang war ich hier sehr verschlossen, weil die Umstellung doch sehr groß für

mich war, aber mittlerweile bin ich hier angekommen.“ (B3/Zeile 272-273)

Page 37: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

37

„Am Anfang war ich bisschen aufgeregt, aber das ist ja normal.“ (B4/Zeile 376-377)

„Die haben mich hier her gebracht und es war alles relativ fremd. Und da hat mich

eine Schwester aufgeklärt, dass ich jetzt im Pflegeheim bin. Am Anfang war ich

aufgeregt. Aber trotzdem zufrieden, das es dann doch so endet.“ (B11/ Zeile 981-

983)

Die Bewohnerin B6 hatte sich im Vorfeld über geeignete Pflegheime informiert und

diese zusammen mit ihren Angehörigen besucht, um sich ein eigenes Bild zu

machen:

„Das Umfeld hier ist ja schön, das sieht ja jeder […] Mich hatte das eben hier auch

fasziniert, weil das eben hier auch nur Einzelzimmer sind. […]Und die haben mitunter

verschiedene Pflegeheime vorher besucht, und die sagen auch, dass das Umfeld

hier, immer am schönsten ist.“ (B6/Zeile 569, 591-592, 599-601)

Die Angehörigen von B8 haben sich während ihres Krankenhausaufenthaltes nach

einem geeigneten Pflegeheim umgeschaut:

„Da bin ich also vom Krankenhaus hier her. Meine Kinder hatten das ja alles so weit

fertig gemacht, ausgesucht, war das schönste Zimmer mit hier. […] Am Anfang war

ich bisschen aufgeregt, aber jetzt (…) man ist nicht mehr so fit und man ist eben alt.“

(B8/ Zeile 803-804, 811-812)

Eine Bewohnerin wurden über den Pflegeheimeinzug durch ihre Angehörigen nicht

informiert und wurden somit vor vollendete Tatsache gestellt:

„Ja, ganz schrecklich. Ich war ganz ruhig. Ich konnte gar nicht reden. Das war wie

ein Loch im Kopf. Meine Kinder haben mir nichts gesagt und haben einfach meine

Koffer gepackt und gesagt: Wir müssen dich wegschaffen, du kannst nicht mehr

alleine bleiben. Aber ich wollte nicht. Ich habe mich geweigert.“ (B7/ Zeile 699-702)

Eine Bewohnerin gibt an, dass sie so schnell wie möglich wieder nach Hause

möchte:

„Nur weil ich gestürzt bin, bin ich jetzt hier. Ich will aber wieder nach Hause.“ (B10/

Zeile 928-929)

Page 38: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

38

Kategorie 3: Nicht gleichgeschlechtliche Pflege

In dieser Kategorie wird darauf eingegangen, wie es Heimbewohner empfinden von

einer Pflegeperson des anderen Geschlechts berührt zu werden. Hauptaugenmerk

lag dabei in der Körperpflege, die von den Pflegepersonen übernommen wird. Die

Meinungen gingen bei diesem Thema stark auseinander. Die Mehrzahl der Befragten

gab an, dass sie sich, auf Grund der derzeitigen Personalsituation damit arrangiert

haben, dass eine gleichgeschlechtliche Pflege kaum möglich ist:

„Bei mir muss ja der Rücken und mein Arm, der geht ja nicht mehr, gewaschen

werden, naja und da sitzt er da (…) naja, das geht schon. Der macht das auch ganz

toll. Und bei mir alten Schachtel, da gibt es doch auch nichts zu sehen. Hängt ja eh

alles im Alter (lacht).“ (B1/Zeile 25-28)

„Also bei einem Mann, das fiel mir am Anfang schon schwer. […] Das ist dann eben

Gewohnheit. […] Das war so die erste Zeit, da habe ich mich so geschämt immer

und da habe ich dann auch immer gesagt: So jetzt gehe hier mal raus, und da hat er

das Handtuch hingelegt und ist raus gegangen. (B3/ Zeile 276, 280-281, 284- 286)

„Wer eben gerade Dienst hat hier. Und die kommen dann und waschen oder

duschen mich. Das kommt dann drauf an. Aber das Geschlecht ist mir egal. Da

gewöhnt man sich an alles. Solange es alle gewissenhaft und richtig machen, bin ich

zufrieden.“ (B11/Zeile 995-998)

Bewohnerin B2 möchte nur von einer weiblichen Pflegeperson berührt werden, da

sie sich bei einem Mann nicht wohl fühlen kann:„Ich will nur Frauen! (lacht) Man weiß

ja nicht was da alles, nein aber nein, das muss nicht sein. Da fühle ich mich nicht so

wohl dabei.“ (B2/Zeile 163- 164) Ihre Aussage begründet sich damit, dass Männer

keine Einfühlungsvermögen haben und zu grobmotorisch sind: „Die wissen doch gar

nicht wie die das machen müssen. Denke ich mir so zumindest. Die sind doch so

grobmotorisch die Männer und haben kein Feingefühl.“ (B2/ Zeile 168-170)

Auch Bewohnerin B8 ist der Meinung, dass Männer weibliche Bewohner eventuell

nicht verstehen können:„Also gründlich sind alle, aber bei einer Frau ist man

lockerer. Bei einem Mann, da traut man sich ja auch nicht, beziehungsweise

verstehen die einen vielleicht nicht, weil sie es nicht so wirklich nachvollziehen

können. Ich kann mich nicht beschweren, aber eine Frau wäre mir an sich immer

Page 39: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

39

lieber. Die sind alle ganz nett und arbeiten gründlich. Da kann man nicht meckern.

Solange ich fertig werde und die gründlich sind, dann bin ich froh.“(B8/Zeile 845-850)

Bewohnerin B7 zieht die traditionelle Geschlechterrolle mit in Betracht: „Hier ist ja der

Maik, das ist ok. Aber so alte Leute, die beängstigt das doch eher, wenn da so ein

großer Mann rein kommt. Ich würde mir immer eine Frau wünschen. Ich weiß aber

auch nicht so wirklich warum. Das ist einfach so in meinen Kopf drin, das in diesem

Beruf fast nur Frauen arbeiten und wenn Männer den Beruf ausüben, dann machen

sie eben andere Sachen, kümmern sich um das Frühstück oder transportieren etwas.

Aber waschen (…) naja (…) das will nicht in meine Kopf rein. Eine Frau sollte immer

von einer Frau gewaschen werden, da fühlt sich glaube jeder wohler damit. Und ich

denke auch, dass Männer lieber von Frauen gewaschen werden wollen.“(B7/Zeile

761- 769)

Anderen Bewohnern ist es wider um egal welches Geschlecht, die zu ihnen

kommende Pflegeperson hat.

„Ich habe da kein Problem damit. Es muss ja nun einmal gemacht werden. Und da

man ja die Schwestern kennt, ist das alles kein Problem für mich. Solange die alles

richtig machen, bin ich zufrieden.“ (Interview 5/Zeile 489-491)

„Das ist unterschiedlich. Manchmal kommen nur Frauen und dann mal nur Männer,

je nachdem wer eben Dienst hat. Aber an sich (…) die Männer waschen ja hier viele

Frauen, und da habe ich mich eben damit abgefunden. Die haben ja schon wenig

Personal hier und wenn ich dann noch sagen würde, dass ich nur eine Frau haben

will, aber an dem Tag nur Männer Dienst haben, dann geht das ja nicht anders. Und

ich bin ja auch froh, wenn man mir hilft. Aber ich hoffe, dass ich bald wieder alles

alleine machen kann.“ (B10/ Zeile 944-950)

Kategorie 4: Aktueller Hilfebedarf

Auf Grund der Multimorbidität der Bewohner sind viele auf Hilfe durch

Pflegepersonen angewiesen. Die Mehrzahl der Befragten gab an, dass sie

Unterstützung bei der Übernahme der Körperpflege und beim An- und Ausziehen

benötigen. Bei den Interwieten wird deutlich, dass sie trotz

Funktionsbeeinträchtigungen gewillt sind, so selbstständig wie möglich zu sein.

Page 40: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

40

„Bei mir muss ja der Rücken und mein Arm, der geht ja nicht mehr, gewaschen

werden […] Da kommen die rein und ziehen mir die Strümpfe an. Heute musste ich

ja gewaschen werden. Einmal in der Woche wird richtig geduscht […].“ (B1/Zeile 25-

26, 104-105)

„Du wirst gewaschen und da muss eben auch alles gewaschen werden. Das macht

doch keinen Unterschied. Zuhause würde man es doch auch so machen. Da fängt

man oben an und bahnt sich dann seinen Weg nach unten.“ (B2/ Zeile 197-200)

„Und da gewöhnen Sie sich dann dran, dass Sie sich ausziehen und gewaschen

werden und wie es eben so ist.“ (B3/Zeile 279-280)

„Da wird man gewaschen an den Stellen, an die man selber nicht mehr ran kommt

und gut ist.“ (B4/Zeile 403-404)

„Es muss ja nun einmal gemacht werden.“ (B5/Zeile 489)

„Ich bin eben so eingestellt, was ich selber machen kann, das mache ich auch

selber. So lange wie es eben geht. Eben auch beim Waschen. Das dauert zwar alles

viel länger, als wenn es die Schwester macht, aber solange ich das noch selber

kann, mache ich das auch.“ (B6/Zeile 624-627)

„Ich wasche mich noch alleine. Komplett. Ich werde maximal mit so einer Creme

nach dem Baden eingerieben.“ (B7/Zeile 736-737)

„Ich werde nicht weiter gewaschen. Ich mache noch viel selber. […]und waschen mir

den Rücken und die Beine. Und dann alles einreiben.“ (B 8/Zeile 819, 826-827)

„Ich mache alles was ich kann selber […].“ (B10/Zeile 935-936)

Kategorie 5: Kommunikation in der Pflege

Berührungen und Kommunikation sind in der Pflege nicht voneinander trennbar.

Auch wenn während einer Berührung nicht gesprochen wird, findet trotzdem eine

Kommunikation statt. Wie Watzlawick in seinem ersten Axiom festhält: „Man kann

nicht, nicht kommunizieren“ (Watzlawick et al., 1996,S.50).Durch die Gestik und

Mimik des Senders werden immer Botschaften an den Empfänger gesendet, auf

welche er reagiert. Durch diese stattfindende Interaktion, wird wider rum eine

Reaktion beim Empfänger auslöst (Menche, 2007, S. 18). Vor allem die

Page 41: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

41

Kommunikation während der Grundkrankenpflege empfinden viele Bewohner für

angenehm:

„Die fragen dann eben immer wie man geschlafen hat oder ob man heute Besuch

bekommt oder sowas. Die haben ja auch keine Zeit weiter und dann waschen sie wie

zwei Leute manchmal gleichzeitig. Da kann man da nicht stundenlang

reden.“(B1/Zeile 78-81)

„Naja und da quatschen wir immer bisschen. Und machen unsere Scherze

miteinander. Das muss eben auch mal sein. Das gehört dazu.“ (B3/Zeile 338- 339)

„Nein, nein die sprechen immer mit mir. Und das finde ich auch gut so. Das ist in

Ordnung. Das lenkt ab und hier ist ja auch jeder Tag wie der andere und wenn man

da mal mit jemanden bisschen reden kann, dann macht das schon was

aus.“(B4/Zeile 449-451)

„Wenn mit mir ein paar Worte gesprochen werden, das ist vernünftig. Da ist das auch

alles viel angenehmer und man bekommt das nicht so mit, dass man vielleicht grad

am Hintern sauber gemacht wird. Aber wenn so stillschweigen ist, das ist doch

nichts.“ (B5/Zeile 543-546)

„Aber dadurch, dass die ja auch viel mit einem reden, dann lenkt das ja ein bisschen

ab. Die fragen dann eben, wie man geschlafen hat, und wie es einem geht und so.“

(B10/Zeile 940-942)

„Nein, nein wir unterhalten uns da schon. Und wenn die Conny kommt, da haben wir

immer Spaß und die fragt mich immer Sachen. Das ist schon schön. Weil es ja auch

ablenkt in so einer Situation, wo man von jemand Fremdes gewaschen wird.“

(B11/Zeile 1030-1033)

Kategorie 6:Berührungsqualitäten

Während den Befragungen haben sich mehrere Bewohner über die jeweiligen

Berührungsqualitäten der Pflegepersonen geäußert. Durch die Aussagen wird

deutlich, dass die Berührungen bei jeder Pflegeperson unterschiedlich stattfinden

und wahrgenommen werden:

„Na also (…) das ist doch das Normalste von der Welt. Du wirst gewaschen und da

muss eben auch alles gewaschen werden. Das macht doch keinen Unterschied.

Page 42: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

42

Zuhause würde man es doch auch so machen. Da fängt man oben an und bahnt sich

dann seinen Weg nach unten. Und wenn man sich selber wäscht erklärt man doch

sich selber auch nicht was man als nächstes macht. Die waschen einen eben.“

(B2/Zeile 197-201)

„Es muss ja nun einmal gemacht werden. Und da man ja die Schwestern kennt, ist

das alles kein Problem für mich. Solange die alles richtig machen, bin ich zufrieden.

Aber es gibt schon Unterschiede zwischen den einzelnen Schwestern. Da gibt es

Schwestern, die sind eben Vollblutschwestern und dann gibt es welche, die machen

ihren Dienst und dann ist basta. Und manche reden auch mit einem, und das findeich

eben angenehmer. Und dann gibt es welche die machen alles nur nach Schema F.

Zack, zack, zack und ja keinen Ton zu viel sagen. Aber gründlich sind alle. Aber

wenn die schon so eine Fresse ziehen, wenn die früh rein gehen, da kann es einem

auch vergehen(lacht).“ (B 5/Zeile 489-497)

„Aber wir hatten eine hier, die macht eben alles mit einer Unlust, aber die ist nicht

mehr hier. Das hat man eben gemerkt, das war nicht so schön. Aber so sind die

anderen hier nicht, die machen was sie können. Ich denke mir dann eben auch

immer so für mich, den Beruf sollte nur der lernen, der auch echt Lust dazu hat, und

nicht einfach: Naja, da gehst du eben ins Pflegeheim. Die Leute dort sind eh alle

dumm und wissen nichts mehr. Das geht so nicht.“(B6/ Zeile 648-654)

„Aber die Schwestern und Pfleger sorgen ja schon dafür, dass man sich da trotzdem

dabei wohl fühlt.“ (B 8/Zeile 839-840)

Eine Bewohnerin ging bei ihrer Aussage auch kurz auf die Dauer von Berührungen

ein:

„Naja manchmal ist es bisschen flüchtig und dann mal wieder ganz schön.“

(B10/Zeile 935)

Kategorie 7: Zeitfaktor

Neben den Berührungsqualitäten wird auch der Zeitfaktor mit in Betracht gezogen.

Den Bewohnern der Einrichtung ist bewusst, dass die Pflegepersonen unter großer

Zeitnot stehen:

Page 43: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

43

„Die haben ja auch gar keine Zeit weiter, und ich will den ja auch nicht zu Lasten

fallen. Die sind auch mal froh, wenn sie eine Verschnaufpause machen

können.“(B2/Zeile 222-224)

„Und bei den Frauen, da denk ich auch immer: Warum laufen die denn jetzt auch

weg? Aber die haben vielleicht zwei, das die zwei in Behandlung haben. Und da zieh

ich mich immer schon an und dann kommen die wieder und sagen: Ach sie sind ja

schon angezogen. Aber was soll ich denn machen.“ (B3/Zeile 343-346)

„Da sind einige Schwestern, die eben da auch versuchen mit einem zu reden und

das auch merken wenn es einem nicht gut geht. Aber es fehlt eben an der Zeit, dass

die sich dann intensiv mit einem beschäftigen können. Und da macht man das eben

auch nicht.“ (B6/Zeile 662-665)

Viele Pflegehandlungen finden sehr schnell statt, so dass den Bewohnern gar keine

Zeit bleibt, um sich intensiv auf das zu konzentrieren was gerade passiert:

„Aber an sich, das muss ja alles schnell gemacht werden. Das geht so flott immer, da

hat man gar keine Zeit sich so wirklich Gedanken drüber zu machen, ob da nun ein

Mann oder eine Frau vor einem steht oder ob da grad der Intimbereich gewaschen

wird.“ (B8/Zeile 852-855)

Damit die Pflegepersonen entlastet werden, bemühen sich einige Bewohner viele

Tätigkeiten eigenständig zu verrichten und auch emotionale Probleme mit sich selber

auszumachen, um den Pflegepersonen nicht zur Last zu fallen:

„Aber dadurch dass die ja auch viel zu tun haben, kommt das ja eh alles bisschen zu

kurz, aber das verstehe ich ja auch. Die sind ja schließlich keine Psychologen.“

(B5/Zeile 532-534)

Kategorie 8: Sympathie

Durch den meist schon sehr langen Aufenthalt im Pflegeheim, sind die Bewohner mit

den Pflegepersonen sehr vertraut. Viele der Bewohner geben auch zu, dass sie ihre

Lieblingsschwestern haben, von denen sie am liebsten versorgt werden und denen

sie auch gerne regelmäßig zeigen, dass sie mit deren Arbeit zufrieden sind.

„Na freilich, nehme ich meine Kleine in den Arm. Na sicher, dass ist ganz normal. Die

machen hier alle so einen guten Job, da kann man die auch mal in Arm nehmen. Das

Page 44: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

44

gehört doch dazu. So wissen die auch, dass die einen guten Job machen und ihn

auch richtig machen.“ (B2/Zeile 191-194)

„Nein, ich habe ja keine Probleme und es waren schon etliche Schwestern hier, die

mich oft umarmen oder drücken, in Arm nehmen. Ich weiß auch nicht warum. Ich

habe eben eine gute Beziehung zu den Schwestern.“ (B 4/Zeile 439-441)

„Ich komme mit allen gut klar, aber man merkt einfach, wem der Beruf Spaß macht

und wem nicht. Und so eine kleine Umarmung oder ein nettes Wort verschönern

einem ja auch den Tag und dann weiß man doch auch, dass man als Schwesteralles

richtig macht, wenn die Bewohner so herzlich zu einem sind.“ (B 5/ Zeile 523-526)

„Eine Schwester die mag ich besonders, die ist so richtig herzlich und die hat Freude

an ihrem Beruf. Das ist nicht selbstverständlich. Bei einigen merkt man immer

wieder, dass sie gar keine Lust dazu haben und die kommen schon ins Zimmer rein

und ziehen dann so eine Schnute. Das mag ich nicht.“ (B8/Zeile 860-863)

„Naja manchmal ist es bisschen flüchtig und dann mal wieder ganz schön.“

(B10/Zeile 935)

Aber auch Äußerungen zu Pflegepersonen, die unfreundlich und zu stolz sind,

werden von den Bewohnern getroffen:

„Wir kommen alle gut aus. Ja, also das kann ich nicht anders sagen. Und da lachen

wir auch und dann machen wir auch Dummheiten. Da komme ich auch ganz gut hin.

Die eine, da weiß ich nicht von woher die kommt. Die kommen ja alle mit den Autos,

wenn sie eins haben, da freut man sich ja darüber. Und die tu‘ ich dann auch

umarmen, und so weiß ich gar nicht (…) Eine ist aber so stolz und(…) ach, da bin ich

da auch nicht so. Da redet die eben nicht mehr mit mir. Naja und da rede ich auch

nicht mit der. Und da ist das erledigt.“ (B3/Zeile 304-310)

Kategorie 9: Biografie

Währende dem Zeitpunkt der Befragung waren die Bewohner zwischen 73 und 92

Jahre alt. Viele der Bewohner sind somit in einer Zeit aufgewaschen, in der Krieg

herrschte und die Menschen wenig zum Leben hatten, und häufig mit dem Verlust

von Angehörigen konfrontiert wurden. Auch wurde während der Befragung manchen

Page 45: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

45

Bewohnern deutlich, dass sie Vieles auf Grund ihres Alters und ihres

Selbstpflegedefizites aufgeben mussten.

„Und wissen Sie, wir haben so ein schönes Haus und mein Mann der ist vor reichlich

zwei Jahren gestorben. Zum Glück haben wir noch einen Untermieter, der passt auf

das Haus auf. Ich würde da echt noch so gerne drin wohnen. Und das ist das was

mir so wehtut, wenn man denkt, man könnte jetzt dort sein.“ (B1/Zeile 108-112)

„Mein Mann ist sehr früh gestorben und wir hatten ja ein eigenes Haus. Aber wissen

Sie, ab einem gewissen Alter wird das dann Alles zu viel. Und dann bin ich hier

hergekommen. Das ist schon anders als Zuhause, aber es ging ja nicht anders. Ich

und das große Haus, das ist ja auch zu viel.“ (B3/Zeile 267- 269)

„Ich war Telefonistin. (fängt an zu weinen) Ich habe doch niemanden mehr. Meine

Mutti und mein Mann sind bei Zeiten gestorben.“ (B10/Zeile 968-969)

Einige der Bewohner mussten früher selbst Angehörige pflegen und versorgen und

haben somit auch Erfahrungen sammeln können aus der Sicht der Pflegenden:

„Pflegen musste ich meine Tante und meinen Onkel. Ich habe mit bei denen auf dem

Hof gewohnt und da es ja keine Kindergärten gab, haben die immer auf meine

Kinder aufgepasst und ich bin arbeiten gegangen. Und dann wurden beide krank,

und ich war denen so dankbar für alles, dass ich denen was zurück geben wollte und

mich um die beiden gekümmert habe. Ich habe die gebadet und gefüttert.“(B7/Zeile

783-788)

„Meine Mutter und meinen Mann habe ich versorgt. Das war traurig, da musste ich ja

mit arbeiten aufhören. Habe dann bisschen Heimarbeit gemacht, weil wir brauchten

ja das Geld. Aber gut das die Zeiten vorbei sind. Wenn man jahrelang seine eigene

Mutter pflegen muss, weil die nicht mehr kann und dann kommt auch noch der Mann

hinzu der immer schwächer wird, das macht einen auf Dauer körperlich und seelisch

kaputt.“ (B8/Zeile 900-905)

Andere Bewohner wider rum, sehen es als Vorteil an in so einer schweren Zeit

aufgewachsen zu sein:

„Und da hatte ich ja viele Verwundete. Das war auch an sich eine schöne Zeit,

abgesehen von denen die man verloren hat. Aber wenn jemand verletzt oder sogar

Page 46: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

46

schwer verletzt ankam, und man ihn wieder gesund gepflegt hat, das ist schon ein

tolles Gefühl. Schlimm war es für mich wenn Kinder verletzt ankamen, aber es war

eben Krieg. Da musste man damit lernen umzugehen. Aber da hat man sich ja über

die Berührungen an sich keine Gedanken gemacht. Man musste ja einfach

funktionieren und für das Waschen der Verwundeten waren ja meist Frauen

verantwortlich. Aber uns ging es ja nur darum, dass die Verwundeten überleben oder

einigermaßen friedlich und ohne Schmerzen sterben konnten. Es war schon eine

schlimme Zeit, aber man hat auch viel für und über sich selber gelernt. Man sieht

viele Dinge ganz anders, wenn man den Krieg miterlebt hat und genießt das Leben

irgendwie mehr. Deshalb kann ich wahrscheinlich auch so gut mit verschiedenen

Dingen umgehen.“ (B5/Zeile 554-566)

Kategorie 10: Glaube und Religion

Eine Bewohnerin äußerte sich auch im Rahmen der Befragung zu dem Aspekt

Glaube und Religion. Der Glaube an Gott gibt der Bewohnerin Kraft:

„Die fragen manchmal wie es so geht und ob alles in Ordnung ist. Aber mehr dann

auch nicht. Ich nehme mir dann lieber meine Bibel und lese darin, und dann erfahre

ich ja auch, warum bestimmte Sachen passieren und dass Gott das für uns

vorherbestimmt.“ (B7/Zeile 773-776)

Kategorie 11: Personalwechsel

Durch den heutzutage vorgesehenen Personalschlüssel für Pflegeeinrichtung ist eine

intensive Betreuung von Bewohnern kaum noch realisierbar. Auch den Bewohnern

fällt auf, dass die Pflegepersonen regelmäßig wechseln.

„Jetzt haben sie ja manchmal niemanden mehr der das macht. Naja, ist ja egal jetzt.

Aber es stimmt schon. Wenn immer die Gleichen kommen würden, das wäre mir

schon lieber, aber es ist einfach nicht umsetzbar. Aber da können ja die Schwestern

hier nichts dafür. Die bekommen ja auch nur gesagt was sie machen sollen und

daran müssen die sich dann eben halten.“ (B1/ Zeile 37-41)

„Naja, viele kenne ich ja auch nicht. Zumindest die von den anderen Stationen. Mit

denen komme ich ja nicht zusammen. Aber ja, es wechseln viele.“ (B4/Zeile 445-

446)

Page 47: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

47

„Schöner wäre es, wenn immer die Gleichen kommen würden, aber das ist ja

heutzutage nicht mehr möglich. Ich sehe es ja ein, wenn jemand krank ist oder

Urlaub hat, dass die da immer da sein können, die ich gerne hätte. Damit habe ich

mich abgefunden. Aber die geben sich ja schon Mühe, dass nicht jeden Tag hier

jemand Neues ist. Aber es wechselt schon sehr häufig.“ (B10/Zeile 952-956)

Ein Bewohner sieht in dem regelmäßigen Wechsel der Pflegepersonen sogar einen

Vorteil: „Ich habe mich an die Leute gewöhnt. Ich muss dann natürlich früh zweimal

gucken, wenn ich munter werde, geweckt werde, ist es nun die oder der (…) Aber es

stört mich nicht. Immer die gleichen Leute sind ja nicht möglich. Die wollen ja auch

mal frei haben. Und so lernt man ja auch immer wieder neue Menschen kennen und

es ist bisschen Abwechslung drin, weil man die dann wieder kennenlernen darf. Hier

im Pflegeheim hat man doch nicht mehr viel, an dem man sich erfreuen kann. Und

da machen solche kleinen Dinge, wie Personalwechsel, schon was aus, dass ein

Tag wieder bisschen aufregend wird. (lacht)“ (B11/ Zeile 1010-1017)

4.2 Zusammenfassung der Ergebnisse

Bei den stattfindenden Befragungen haben sich die Bewohner zu unterschiedlichen

Aspekten bezüglich Berührungen geäußert. Deutlich wird, dass vor allem eine aktive

Kommunikation, das Vorhandensein von Sympathie und die Bildung einer

Vertrauensbasis wichtige Faktoren darstellen, um den Bewohnern die Berührungen

durch Fremde, so angenehm wie möglich zu machen. Bei der Frage nach der

gleichgeschlechtlichen Pflege, gaben die meisten der Bewohner zu verstehen, dass

sie sich damit arrangiert haben, da dies auf Grund der heutigen Personalbesetzung

kaum umsetzbar ist. Deutlich wird bei den Aussagen, dass den Bewohnern die

Gründlichkeit der Pflegehandlungen enorm wichtig ist, egal welches Geschlecht die

Pflegeperson besitzt. Die meisten der Befragten spüren bei den Berührungen, dass

die Pflegepersonen unter enormen Zeitdruck stehen, und somit nicht viel Zeit für

lange Gespräche und eine intensive Pflege bleibt. Darum sind auch viele der

Bewohner bemüht, trotz ihrer körperlichen Funktionsbeeinträchtigungen, noch sie

viel wie möglich selbstständig zu schaffen.

Page 48: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

48

5 Diskussion

In diesem Kapitel werden die Aussagen der Bewohner hinsichtlich der

Forschungsfrage interpretiert und es werden Empfehlungen für den Pflegealltag

gegeben.

Die vorliegende Studie untersucht die Bedeutung von Berührungen in

Pflegsituationen für Heimbewohner. Dabei wurde unter anderem der Frage

nachgegangen, welche Empfindungen die Bewohner bei ihrem Einzug in das

Pflegeheim hatten. Die Mehrzahl der Befragten konnte aufgrund von vorherigen

Krankenhaus-und Kuraufenthalten Vorerfahrungen bezüglich der Berührungen durch

Pflegepersonen aufweisen. Jedoch stellten diese Aufenthalte immer eine absehbare

Zeit dar und die Betroffenen konnten nach Ablauf der Zeit, wieder in ihr gewohntes

Umfeld zurück. Ein Umzug in ein Pflegeheim bedeutet jedoch, dass die gewohnte

Umgebung verlassen werden muss und auch die damit verbundenen Erinnerungen

zurück gelassen werden. Die Betroffenen verbringen ihre letzte Lebensphase in

dieser Pflegeeinrichtung. Dies stellt eine enorme Belastung dar. Der Betroffene muss

sich eingestehen, dass er auf Grund seines Selbstpflegedefizites nicht mehr in der

Lage ist, sich selbständig zu versorgen. Mit dem Einzug in ein Pflegeheim geben sie

ein Stück ihrer Autonomie an die Pflegepersonen ab. Viele der Bewohner waren zu

Beginn ihres Heimaufenthaltes sehr verschlossen, hatten Angst und haben nicht

gesprochen. Dies könnte daran liegen, dass der Verlust der Selbstständigkeit und all

die neuen Eindrücke eine enorme seelische Belastung darstellen. Der Prozess, sich

an die neue Situation zu gewöhnen und die Notwendigkeit des Heimeinzuges zu

akzeptieren, nimmt bei den meisten eine gewisse Zeit in Anspruch. Um diesen

Prozess für die Betroffenen zu erleichtern, ist viel Empathie seitens der

Pflegepersonen erforderlich. Dies bedeutet, dass Pflegepersonen in der Lage sein

müssen, die Gefühle und Bedürfnisse der Bewohner zu erfassen, auch wenn diese

dies nicht explizit äußern. Aus den Aussagen der Bewohner lässt sich ableiten, dass

diese sich gut eingelebt haben und sich an die neuen Menschen in ihrer Umgebung

gewöhnt haben. Das lässt darauf schließen, dass die Pflegepersonen ihr

Bestesgegeben haben, um die Veränderung so angenehm wie möglich zu gestalten

und den Bewohnern das Gefühl geben im Pflegeheimalltag integriert zu sein. Die

Annahme, dass mit dem Einzug in ein Pflegeheim die Autonomie verloren geht,

konnte durch die Aussagen der Bewohner nicht bestätigt werden. Zwar wurden keine

Page 49: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

49

konkreten Äußerungen dazu getroffen, jedoch merken viele Bewohner an, dass die

Pflegepersonen sehr bemüht sind, auf deren Wünsche und Bedürfnisse einzugehen.

Bei der Befragung der Bewohner wurde auch der Aspekt der nicht

gleichgeschlechtlichen Pflege angesprochen. Wider Erwarten, hat sich der Verdacht,

dass sich weibliche Bewohner nur von weiblichen Pflegepersonen, und umgedreht,

berühren lassen wollen, nicht bestätigt. Abgesehen von einer Befragten, die sich

vehement dagegen sträubt, sich von einem Mann berühren zu lassen, akzeptieren

alle anderen weiblichen Bewohner auch Männer in der Pflege, auch wenn ihnen dies

zu Beginn des Pflegeheimaufenthaltes schwer fiel. Männer bevorzugen eher

Pflegepersonen des weiblichen Geschlechts, würden aber einen Mann auch

tolerieren. Jedoch lässt sich sagen, dass Bewohner beider Geschlechter

grundsätzlich immer weibliche Pflegepersonen bevorzugen würden. Die Aussagen

der Bewohner zeigen jedoch, dass für sie nicht unbedingt das Geschlecht einer

Person entscheidend ist, sondern eher die Beziehung zueinander und die Akzeptanz

beider Parteien. Damit sich die Bewohner auf die Berührungen durch

gegengeschlechtliche Pflegepersonen einlassen können, sind gegenseitiges

Vertrauen, Respekt und Wertschätzung notwendig.

Eine Vielzahl der Bewohner äußerte sich bezüglich Unterschieden in der

Durchführung der Berührungen und deren Qualität. Obwohl die gleiche

Pflegehandlung vollzogen wird, wird sie von jeder Pflegeperson unterschiedlich

durchgeführt. Dies wird von den Bewohnern vor allem mit der Einstellung der

Pflegepersonen gegenüber ihrem Beruf begründet. Brührungen durch eine

Pflegeperson, die ihren Beruf gerne macht und dies auch ausstrahlt, wirken auf die

Bewohner angenehmer und vertrauter. Bestimmt jedoch Unlust und Gleichgültigkeit

den Pflegealltag, können die Berührungen auf den Bewohner unangenehm wirken.

Haben Pflegepersonen und Bewohner eine Vertrauensbasis geschaffen und mögen

sich, dann ist dies auch in den Berührungen spürbar. Dabei geht es nicht nur um die

Berührungsqualitäten der professionell Pflegenden, sondern auch, dass Bewohner in

der Lage sind, den Gemütszustand der Pflegenden einzuschätzen. Auch Helmbold

(2007) weist in ihrer Studie darauf hin, dass professionell Pflegende über

Berührungen auch eigene Gefühle vermitteln. Dies kann unbewusst geschehen, aber

auch bewusst von den Pflegepersonen eingesetzt werden, indem dem Berührten

positive Gefühle offenbart werden (Helmbold, 2007, S.80).Um eine gute Pflege zu

Page 50: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

50

gewährleisten und dem zu Pflegenden ein Gefühl von Vertrauen und Sicherheit

zugeben, ist es wichtig, dass die Pflegepersonen störende Gedanken abschalten,

und sich voll und ganz auf den Bewohner und dessen Bedürfnisse konzentrieren.

In Bezug auf das Alter der Pflegepersonen haben sich nur wenige Bewohner

geäußert. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Bewohner jüngere

Pflegepersonen zu Beginn etwas kritischer betrachten. Dennoch sind sich die

Bewohner bewusst, dass Auszubildende und berufsunerfahrene Pflegepersonen

berufspraktische Erfahrungen sammeln müssen. Das anfängliche Misstrauen könnte

darin begründet sein, dass die Bewohner mögliche Unsicherheiten bei den

Pflegeneulingen spüren und es dadurch beiden Parteien schwer fällt eine

Vertrauensbasis zu schaffen. Die Pflegeneulinge sind eventuell überfordert oder

haben Angst etwas falsch zu machen. Dadurch fällt es den Bewohnern

möglicherweise schwer, sich auf die neue Person einzulassen und sehr intime

Situation zuzulassen. Auch der relativ häufige Personalwechsel wird von den

Bewohnern angesprochen. Den Bewohnern ist bewusst, dass auf Grund der

personellen Besetzung häufige Wechsel der Pflegepersonen erforderlich machen.

Haben die Pflegeheimbewohner Vertrauen zu den Pflegenden aufgebaut, zeigen

diese auch ihre Dankbarkeit, Anerkennung und Sympathie in Form von

Umarmungen, Hand halten und Neckereien mit den Pflegepersonen. Meist sind die

Pflegenden die einzigsten Personen, zu denen ein Kontakt möglich ist. Viele

Bewohner sind verwitwet und ihre Kinder wohnen räumlich entfernt. Somit ist vielen

Bewohnern eine aktive Kommunikation mit den Pflegenden sehr wichtig. Im Rahmen

der Berührungsqualitäten wurde deutlich, dass den Bewohnern häufig auffällt, dass

die Pflegenden nur sehr wenig Zeit haben und Gespräche meist auf ein Minimum

reduziert werden und die Berührungen, wie zum Beispiel bei der morgendlichen

Körperwaschung, sehr flott erfolgen. Gründe hierfür könnten sein, dass Handlungen

immer strikt nach Anordnung erfolgen und die Grund- und Behandlungspflege zeitlich

vorgeschrieben sind. Auch Schwartze (1998) lässt in ihrem Werk anmerken, dass

es auf Grund von Zeit- und Personalmangel kaum noch möglich sei, die

Bedürfnisse und Gefühle der Bewohner zu berücksichtigen, da durch

Rationalisierungen und Zuwachs an administrativen Tätigkeiten, sich die

Stationsabläufe stark gewandelt haben (Schwartze, 1998, S.9).

Page 51: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

51

6 Ausblick

Berührungen in der Kranken- und Altenpflege stellen, meist auf Grund eines

Selbstpflegedefizites seitens des Berührten, eine Notwendigkeit dar. Berührungen

durch Pflegepersonen dienen somit meist einem pflegerischen und therapeutischen

Zweck. Da es für viele Heimbewohner zu Beginn ihres Heimaufenthaltes nicht

selbstverständlich ist berührt zu werden, sollten die Berührungen durch die

Pflegenden mit sehr viel Fürsorge und Verständnis durchgeführt werden. Als

Pflegekraft muss man in der Lage sein zu erkennen, wie Berührungen und

Pflegehandlungen bei dem Empfänger an kommen. Jeder Mensch reagiert anders

auf Berührungen und somit muss man als Pflegeperson einschätzen können, was

der zu Versorgende mag und was eher nicht. Je nach der Reaktion des Betroffenen

sollte die Fachkraft entsprechend reagieren können.

Um eine professionelle und wohltuende Pflege zu gewährleisten, sollten bestimmte

Richtlinien durch Pflegepersonen beachtet werden:

Pflege- und Hilfsbedürftige sollten nur von einer Person berührt wird (Flohr, 1995,

S.964). Vor allem bei wahrnehmungsgestörten Personen können Berührungen durch

mehrere Personen gleichzeitig zu Verwirrungen führen und zu einer Abwehrhaltung.

Sollte es jedoch unvermeidbar sein, eine Person alleine zu berühren, dann sollte

eine Pflegeperson die Bezugsperson sein und die weitere Person, die assistierende

Rolle einnehmen. Die meisten Berührungen und die aktive Kommunikation sollten

von der Hauptperson ausgehen. Berührungen sollten immer einen klaren Anfang und

ein eindeutiges Ende haben (Flohr, 1995, S.964). Dazu ist vor allem auch eine aktive

Kommunikation von Bedeutung. Auch wenn man Tag für Tag die gleichen Personen

zu versorgen hat, sollten sämtliche Handlungen angekündigt werden. Berührungen

sollten großflächig und mit Druck stattfinden und nie großartig unterbrochen werden

(Flohr, 1995, S.964). Der zu Pflegende sollte immer mit der ganzen Hand berührt

werden. Vor allem bei der Körperpflege bietet es sich an mit einer Hand oder beiden

Händen die Körperteile zu berühren. So können vor allem wahrnehmungsgestörte

Personen ihre Körperform wahrnehmen. Die Geschwindigkeit mit der eine Berührung

durchgeführt wird, sollte immer an die Reaktion des Betroffenen angepasst sein

(Flohr, 1995, S.964). Wenn eine Berührung vollendet ist, sollte dies auch aktiv

mitgeteilt werden.

Page 52: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

52

Da die Pflege von Menschen ein hohes Maß an Sensibilität und Empathie fordert, ist

es wichtig, dass Pflegepersonen dahingehend regelmäßig geschult werden. Auch

Pflegeschülern sollte während ihrer Ausbildungszeit immer wieder nahe gebracht

werden, wie wichtig es ist, individuell auf die Bedürfnisse der Bewohner einzugehen

und intensiv auf deren Gestik und Mimik während der Berührungen zu achten.

Kommunikative Fertigkeiten im Umganng mit Berührungen sollten regelmäßig

vermittelt werden.Sämtliche Pflegehandlungen sollten durch die Pflegepersonen

selbstkritisch reflektiert werden. Die Pflegehandlungen sollten immer zum Wohle der

Heimbewohner ausgerichtet werden, auch wenn dies meist eine Abweichung von

festgelegten Pflegestandards mit sich zieht. Die Pflege von Bewohnern sollte immer

individuell auf die Bedürfnisse und Wünsche des Bewohners ausgerichtet sein. Mit

dem Wissen um unterschiedliche Berührungsqualitäten und deren Wirkung ist es

möglich, Körperkontakt bewusst einzusetzen und routinierten Handlungen eine neue

Bedeutung zu geben.

Page 53: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

53

7Fazit

Den Ergebnissen dieser Forshungsarbeit liegen Interviews mit zehn

Pflegeheimbewohnern zugrunde. Insgesamt wurden elf Interviews geführt, jedoch

musste das neunte Interview abgebrochen werden, da die Forschungsteilnehmerin

während der Befragung immer wieder einschlief.Obwohl ein Sättigungseffekt

aufgetreten ist, ist die Aussagekraft der Arbeit auf Grunde der geringen Anzahl an

Studienteilnehmern als gering einzustufen. Zur besseren Vergleichbarkeit könnte

zukünftig eine weitere Studie mit einer größeren Stichprobe folgen. Dabei sollte auch

darauf geachtet werden, dass die gleiche Anzahl an Studiemteilnehmern

unterschiedlichen Geschlechts gewählt wird. In dieser Forschungsarbeit wurden acht

weibliche und drei männliche Bewohner befragt. Bei den Ergebnissen kann es zu

Verzerrungen gekommen sein, da die Bewohner unter anderem durch die

Pflegeexpertise der Pflegedienstleitung ausgesucht wurden und somit potentielle

Teilnehmeraus der Studie ausgeschlossen wurden. Bei der vorliegenden

Bachelorarbeit wurde nur die Befragung als Erhebungsmethode in Betracht gezogen.

Bei zukünftigen Studien könnte noch eine Beobachtung mit stattfinden, um das

gesprochene Wort und die Gestik und Mimik des Befragten zusammen zu sehen.

Einige Bewohner waren sehr kurz angebunden, was die Dauer der Interviews belegt.

Jede der von der Forscherin gestellt Frage wurde kurz beantwortet, jedoch waren die

Antworten meist sehr kurz und prägnant und gaben wenig Einblick in die Gefühlswelt

des Befragten.

Bezogen auf die Forschungsfrage wird deutlich, dass die Bewohner mit der

derzeitigen Situation im Pflegeheim zufrieden sind und ihnen bewusst ist, dass auf

Grund der derzeitigen Personalbesetzung und der geltenden Standards eine andere

Pflege und Versorgung nicht möglich ist. Die Pflegepersonen sind bemüht, den

Bewohnern die notwendige Zeit zukommen zu lassen und ihren Bedürfnissen

gerecht zu werden.

Da die Pflege von Menschen ein hohes Maß an Sensibilität und Empathie fordert,

sollten Pflegepersonen dahingehend geschult werden. Wichtig ist vor allem, dass

Pflegepersonen lernen, individuell auf den Bewohner einzugehen und diesen als

Ganzes sehen und gezielt auf dessen Wünsche und Bedürfnisse reagieren.

Page 54: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

54

Literaturverzeichnis

Aigner, C. (2009):Berührungen in der Pflege- Die Bedeutung von Berührungen

durch Pflegepersonen für alte Menschen in Alten-und Pflegeheimen. Magisterarbeit.

Institut für Pflegewissenschaft der Privaten Universität für

Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik, Hall in Tirol.

Bienstein, C.; Fröhlich, A. (2007): Basale Stimulation in der Pflege- Die

Grundlagen. Velber, Seelze, Kallmeyer Verlag.

Bibel (1999): Die Bibel- Einheitsübersetzung der heiligen Schrift.1.

Auflage,Stuttagart, Katholisches Bibelwerk GmbH.

Breitscheidel, M. (2013): Abgezockt und totgepflegt- Alltag in deutschen

Pflegeheimen. 5. Auflage, Berlin, Ullstein Buchverlage GmbH

Caderas, A. (2005): Berührung bewegt- Bewegung berührt. SBK Bildungszentrum

Zürich, Ladir.

Deppermann, A. (2008): Gespräche analysieren- Eine Einführung.4.Auflage,

Wiesbaden, VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Duden (2014): Bibliographisches Institut GmbH

http://www.duden.de/rechtschreibung/Beruehrung (gefunden am 5.1.2014)

Ebster,C.; Stalzer L. (2008): Wissenschaftliches Arbeiten für Wirtschafts- und

Sozialwissenschaftler. 3. Auflage, Wien, Facultas Verlags- und Buchhandel AG.

Flohr,H.-J. (1995): Waschen oder berühren?- Zum Hautkontakt in der Pflege.

Seesen ,Die Schwester/Der Pfleger.

Gerrig, R.J; Zimbardo, P.G (2008):Psychologie. 18. Auflage, München, Pearson

Studium.

Helmbold, A. (2007):Berühren in der Pflegesituation- Intentionen, Botschaften und

Bedeutungen. 1. Auflage, Bern, Verlag Hans Huber.

Holloway I.; Wheeler, S. (1998):Qualitative Pflegeforschung. Wiesbaden, Ullstein

Medical.

Page 55: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

55

Kromrey, H. (2007):Empirische Sozialforschung- Modelle und Methoden der

standardisierten Datenerhebung und Datenauswertung. 11. Überarbeitete Auflage,

Stuttgart, Lucius&Lucius Verlagsgesellschaft mbH.

Kuckartz, U. et al. (2008): Qualitative Evaluation- der Einstieg in die Praxis. 2.

Auflage, Wiesbaden, VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Lamnek, S. (2010):Qualitative Sozialforschung. Weinheim, Beltz Verlag.

Mayring, P. (2002): Einführung in die qualitative Sozialforschung. 5. Auflage,

Weinheim, Basel, Beltz Studium.

Mayring, P. (2007): Qualitative Inhaltsanalyse – Grundlagen und Techniken.

9.Auflage, Weinheim, Basel, Beltz Verlag.

Mayring, P. (2008):Qualitative Inhaltsanalyse- Grundlagen und Techniken. 10.

Auflage, Weinheim, Basel, Beltz Verlag.

Menche,N. (2007): Pflege Heute. 4. Auflage, München, Jena, Urban & Fischer

Verlag.

Montagu, A. ( 2004): Körperkontakt- Die Bedeutung der Haut für die Entwicklung

des Menschen, 11.Auflage, Stuttgart, Klett-Cotta.

Neues Grosses Wörterbuch (2000):Rechtschreibung. Trautwein Wörterbuch-

Edition, Compact Verlag München.

Nydahl, P.; Bartoszek, G. (2000): Basale Stimulation- Neue Wege in der

Intensivpflege.3.Auflage, München, Jena, Urban & Fischer Verlag.

Orlando, I. J. (1996): Die lebendige Beziehung zwischen Pflegenden und Patienten.

Bern, Göttingen, Toronto, Seattle, Verlag Hans Huber.

Pfaff, H. (2013): Pflegestatistik 2011- Pflege im Rahmen der Pflegeversicherung

Deutschlandergebnissehttps://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Gesun

dheit/Pflege/PflegeDeutschlandergebnisse5224001119004.pdf?__blob=publicationFil

e ; Seite 5 und 16 (gefunden am : 12.03.2014)

Schaeffer, D. et al. (1997):Pflegetheorien- Beispiele aus den USA. Bern, Göttingen,

Toronto, Seatlle, Verlag Hans Huber.

Page 56: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

56

Schulz von Thun, F. (2002):Miteinander reden:1- Störungen und Klärungen,

Allgemeine Psychologie der Kommunikation.Reinbek ,Rowohlt Taschenbuch Verlag

GmbH

Schwartze, G. (1998): Beziehungen und Gefühle in der Pflege. München, Wien,

Baltimore,Urban & Schwarzenberg Verlag.

Specht- Tomann, M.; Tropper, D. (2000):Hilfreiche Gespräche und heilsame

Berührungen im Pflegealltag. Österreich, Springer Verlag.

Wagener, U. (2000): Fühlen-Tasten-Begriefen. Berührung als Wahrnehmung und

Kommunikation. Oldenburg, Bibliotheks- und Informationssystem der Universität

Oldenburg Verlag.

Watzlawick, P. et al. (1996): Menschliche Kommunikation- Formen, Störungen,

Paradoxien. 9. unveränderte Auflage, Bern, Göttingen, Toronto, Seattle, Verlag Hans

Huber.

Page 57: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

57

Anhang

Anhang 1: Informationsblatt

Informationsblatt

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit diesem Informationsblatt möchte ich Sie über die Teilnahme an der Studie zum

Thema Berührungen in der Pflege informieren.

Mein Name ist Denise Hutter und ich studiere derzeit im 6. Semester an der

Westsächsischen Hochschule Zwickau Pflegemanagement. Durch das Studium

sollen dem zukünftigen Führungspersonal Wege und Vorgehensweisen aufgezeigt

werden, um Abläufe und Strukturen in der Pflege besser zu koordinieren und zu

verbessern. Im Rahmen meiner Abschlussprüfung möchte ich eine Befragung mit

Bewohnern des ‚Seniorenhäusls Lawalde‘ durchführen. Deshalb wäre ich Ihnen für

Ihre Hilfe und Mitarbeit sehr dankbar.

Die Befragung findet in Form eines Interviews statt. Diese werden mit einem

Tonband aufgenommen und im Anschluss von mir niedergeschrieben. Die

Teilnahme an der Studie erfolgt auf freiwilliger Basis und ist anonym. Das Interview

kann von Ihnen jederzeit abgebrochen werden. Sie können auch, trotz bereits

erfolgter Einwilligung, zu einem späteren Zeitpunkt die Verwendung Ihres Interviews

verweigern.

Mit Hilfe dieser Arbeit, soll dem Pflegepersonal die Möglichkeit geboten werden,

besser auf die Wünsche und Bedürfnisse der Bewohner einzugehen.

Sollten Sie noch Fragen haben, können Sie mich gern jederzeit kontaktieren. Vielen

Dank!

Mit freundlichen Grüßen

Hutter, Denise

Telefonnummer: 0173/4545932

Page 58: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

58

Anhang 2: Einverständniserklärung

Einverständniserklärung

Ich wurde von der verantwortlichen Person, über den Inhalt und die Ziele der

Untersuchung ausreichend informiert. Ich habe das Informationsschreiben gelesen

und verstanden. Ich weiß, dass die Teilnahme an der Studie freiwillig ist.

Außerdem ist mir bekannt, dass meine Daten anonym gespeichert werden und

ausschließlich für wissenschaftliche Zwecke verwendet werden.

Ich habe eine Kopie des Informationsschreibens und dieser Einverständniserklärung

erhalten.

Ich erkläre hiermit die freiwillige Teilnahme an dieser Studie.

Ort, Datum Unterschrift der/des

Mitwirkenden

Page 59: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

59

Anhang 3: Interviewleitfaden

Können Sie sich noch daran erinnern, wie es für Sie war, als Sie ins Pflegeheim

gekommen sind?

Können Sie sich noch daran erinnern, wie Sie die ersten Berührungen

wahrgenommen haben, als Sie ins Pflegeheim gekommen sind?

Warum können Sie sich noch an gewisse Berührungen so genau erinnern?

Wie erleben Sie die Berührungen durch die Pflegepersonen?

Empfinden Sie die Berührungen bei jeder Pflegeperson gleich, oder gibt es da

Unterschiede?

Werden Sie lieber von weiblichen oder männlichen Pflegepersonen berührt?

Stört es Sie, wenn das Pflegepersonal regelmäßig wechselt bzw. Sie von

Praktikanten berührt werden?

Möchten Sie auch das Pflegepersonal öfter berühren?

Finden Sie, dass Sie ausreichend darüber aufgeklärt sind, warum bestimmte

Berührungen durch das Pflegepersonal vorgenommen werden?

Gibt es überhaupt einen Unterschied für Sie in Geschlecht und Alter des

Pflegepersonals?

Teilen Sie es dem Pflegepersonal oder der Pflegedienstleitung mit, wenn Sie

von einer bestimmten Pflegeperson überhaupt nicht berührt werden möchten?

Was würden Sie an der derzeitigen Berührungssituation ändern?

Welche Emotionen und Gefühle kommen in Ihnen auf, wenn Sie berührt

werden?

Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit Berührungen gemacht?

Möchten Sie nur berührt werden, wenn es um die Körperpflege geht, oder

auch in gewissen anderen Situationen? (z.B. Krankheit, Trauer, Angst)

An welchen Stellen sind Berührungen für Sie besonders angenehm, und wo

unangenehm?

Wie wichtig ist für Sie die Kommunikation während den Berührungen?

Page 60: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

60

Welche Rolle haben Berührungen in Ihrem Leben, vor dem Heimaufenthalt

gespielt?

Haben Sie Probleme damit, sich in so einer privaten und intimen Situation, wie

der morgendlichen Körperwaschung, fallen zu lassen und die Berührungen zu

genießen und dem Pflegepersonal zu vertrauen?

Warum sind Berührungen für Sie wichtig?

In Betracht auf Ihr Alter: Würden Sie sagen, dass Sie Berührungen früher

anders wahrgenommen und empfunden haben?

Page 61: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

61

Anhang 4: Transkriptionen

Interview 1

I: Können Sie sich noch daran erinnern, wie es für Sie war, als Sie ins 1

Pflegeheim gekommen sind? 2

B1: Wie soll ich das jetzt sagen. Es war ja am Anfang alles neu für mich. Die ganzen 3

Behandlungen und was die so gemacht haben, da kann ich eigentlich nur sagen, 4

dass ich gedacht habe: um Gottes Willen, hier habe ich mich auf was eingelassen. 5

I: Wie ist das allgemein für Sie von fremden Personen berührt zu werden? 6

B1: Im Prinzip (…) soll ich Ihnen mal sagen wie oft ich schon zur Kur war: acht Mal. 7

Schon zu DDR- Zeiten. Da hatte ich sogar mal eine Kur in Bulgarien. Das konnte 8

keiner begreifen, dass die mir die Kur nach Bulgarien gegeben hatten. Wissen Sie, 9

dort war ich direkt am Schwarzen Meer. Dort waren überwiegend, eben solche (…) 10

wissen Sie meine Nachbarin, war hier vom Ministerium in Berlin. Mir war ja vielleicht 11

zumute. Mein Mann hat mich ja nach Berlin gefahren, von dort ging es ab. Ich stand 12

dort, und dachte: um Gottes Willen, alleine in Bulgarien, ohne meinen Mann. Das ich 13

dort hingekommen bin, das war wirklich, ich sage ja (…) das konnte mein Arzt gar 14

nicht verstehen. Aber wissen Sie, Gott sei Dank bin ich auch so. Ich kann mich 15

beherrschen. Nicht wahr, dass tat mir richtig gut dort. Die Kur war ja einwandfrei. 16

Direkt am Schwarzen Meer. Ja, ja, tja (…) und wenn man schon so oft auf Kur war, 17

dann hat man an sich auch kein Problem mehr damit, wenn man ins Heim muss. Es 18

ist zwar schon noch einmal was anderes, aber man lernt damit umzugehen. 19

I: Und macht es für Sie einen Unterschied, ob Sie von einer Frau oder einem 20

Mann behandelt werden? 21

B1: Also mir im Prinzip (…) es ist ja gerade mal, dass der Maik das macht. Sonst 22

sind ja alles Frauen. 23

I: Also haben Sie keine Probleme damit, wenn ein Mann Sie wäscht? 24

B1: Ach der Maik, der setzt sich hier hin, auf den Stuhl. (lacht) Bei mir muss ja der 25

Rücken und mein Arm, der geht ja nicht mehr, gewaschen werden, naja und da sitzt 26

er da (…) naja, das geht schon. Der macht das auch ganz toll. Und bei mir alten 27

Schachtel, da gibt es doch auch nichts zu sehen. Hängt ja eh alles im Alter. (lacht) 28

Page 62: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

62

I: Stört es Sie, wenn das Pflegepersonal regelmäßig wechselt bzw. Sie von 29

Praktikanten berührt werden? 30

31

B1: Im Prinzip stört es mich nicht. Das geht ja meist auch gar nicht anders. Denn sie 32

wechseln ja immer. Das war ja immer, wie ich hier her gekommen bin, war das alles 33

viel anders. Hier auf der Station, auf der II, da waren zwei Schwestern und die waren 34

immer auf der Station, nur im Wechsel, früh und abends. Und das klappt überhaupt 35

nicht mehr. Einmal ist das, einmal ist das. Das war erst ganz anders. Also ich weiß 36

auch nicht. Jetzt haben sie ja manchmal niemanden mehr der das macht. Naja, ist ja 37

egal jetzt. Aber es stimmt schon. Wenn immer die Gleichen kommen würden, das 38

wäre mir schon lieber, aber es ist einfach nicht umsetzbar. Aber da können ja die 39

Schwestern hier nichts dafür. Die bekommen ja auch nur gesagt was sie machen 40

sollen und daran müssen die sich dann eben halten. Ja, ja (…) so ist das eben. 41

42

I: Würden Sie sich auch manchmal wünschen, dass Pflegepersonal öfter zu 43

berühren? 44

45

B1: Ach wissen Sie, ich komme eigentlich sehr gut aus. Ich kann mich da nicht 46

beschweren irgendwie. Und im Prinzip habe ich da auch mitbekommen, die kommen 47

auch gerne zu mir. (lacht) Klar hat man so seine Lieblingsschwestern, das ist ja ganz 48

klar. Aber man will die ja auch nicht von der Arbeit abhalten. Aber man nimmt schon 49

mal die Hand von einer und drückt die oder lächelt denen zu. Sowas muss man aber 50

auch mal machen, damit die Schwestern sehen, dass sie ihre Arbeit auch gut 51

machen. Und das machen die auch alle hier. 52

53

I: Finden Sie, dass Sie ausreichend darüber aufgeklärt sind, warum bestimmte 54

Berührungen durch das Pflegepersonal vorgenommen werden? 55

56

B1: Naja, viel erklärt wird da nicht. Ich war ja damals im Krankenhaus, weil es ja hier 57

direkt gebrochen war (zeigt auf Schulter). Ich stolpere Zuhause, stolpere nur über 58

den Teppich und fliege hin. Da war ich im Krankenhaus. Die haben das dort 59

gemacht. Und von da an, habe ich eben mich auch immer auf dem Knie abgestützt 60

und der Fehler war, dass es dadurch wieder rausgesprungen ist. Und da musste das 61

wieder gemacht werden. Das zweite Mal. Naja und da tut das jetzt immer noch weh. 62

Page 63: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

63

Naja (…) die helfen einem eben beim Waschen, aber direkt erklärt wird da nichts. 63

Warum denn auch? Muss ja eh gemacht werden. Würde man ja Zuhause auch so 64

machen. 65

I: An welchen Stellen sind Berührungen für Sie besonders angenehm, und wo 66

unangenehm? 67

68

B1: Nee, da hat man sich schon daran gewöhnt. Das man von oben bis unten (…) 69

Naja, da muss man sich dann auch erst daran gewöhnen, dass ist ja klar. Aber es 70

muss ja gemacht werden und wenn man selber nicht mehr kann, dann ist man ja für 71

jede Hilfe dankbar. Und wissen Sie, wenn man selber nicht mehr so kann, das ist 72

schon schlimm für einen, aber man ist eben sehr dankbar. Und die machen das hier 73

ja auch alle sehr gut. Ich kann mich nicht beschweren. Die wollen es ja einem auch 74

so angenehm wie möglich machen. 75

I: Wie wichtig ist für Sie die Kommunikation während den Berührungen? 76

B1: Das ergibt sich ja meist immer. Aber bloß rüber um waschen zu kommen, ist ja 77

auch nicht recht. Die fragen dann eben immer wie man geschlafen hat oder ob man 78

heute Besuch bekommt oder sowas. Die haben ja auch keine Zeit weiter und dann 79

waschen sie wie zwei Leute manchmal gleichzeitig. Da kann man da nicht 80

stundenlang reden. Aber trotzdem versuchen die sich die Zeit zu nehmen, obwohl sie 81

die ja gar nicht haben. Und das muss man denen auch hoch anrechnen. Die geben 82

sich schon Mühe. 83

I: Welche Rolle haben Berührungen in Ihrem Leben, vor dem Heimaufenthalt 84

gespielt? 85

B1: Ich bin ja schon so viele Male auf Kur gewesen und da wird ja immer (…) da 86

muss man sich ja immer ausziehen zur Behandlung. Da hat mich das hier eigentlich 87

gar nicht mehr irgendwie (…) wie man da so ganz früher empfindlich war. Nein, das 88

ist mittlerweile normal. Wie gesagt, es muss ja gemacht werden. Und da gafft doch 89

auch niemand. Wir sind doch schon alle alt (lacht). 90

I: Und würden Sie sagen, dass Sie Berührungen früher anders wahrgenommen 91

haben, als jetzt? 92

Page 64: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

64

B1: Altersmäßig? Ja, ja, bei meiner ersten Kur war ich noch unter 50. Mir war das 93

eigentlich (…) auf eine Art war ich froh, dass ich die Behandlungen bekommen habe. 94

Da war ich ja (…) naja, wie sage ich das denn jetzt? Am Anfang ist das schon ein 95

beklemmendes Gefühl, aber man ist ja froh, wenn einem geholfen wird und es einem 96

dann besser geht. Und im Alter ist man eben erst recht froh, wenn einem geholfen 97

wird, weil man es ja selber gar nicht mehr könnte. Aber eins muss ich Ihnen jetzt mal 98

sagen. So ein schönes Zusammenhalten, dass gibt es hier nicht. Überhaupt nicht. 99

Da ist eine und der andere, den werden Sie vielleicht auch noch befragen, ach wie 100

heißt der denn? Jetzt komme ich nicht auf den seinen Namen, aber der denkt immer 101

der ist hier (…) Und dann tut er da immer mit einer, und die mit dem (...) Nicht wahr? 102

(lacht) Es ist eben auch sehr (…) naja. Der Tag beginnt um sechs bei mir. Da 103

kommen die rein und ziehen mir die Strümpfe an. Heute musste ich ja gewaschen 104

werden. Einmal in der Woche wird richtig geduscht, und dann gibt es Frühstück, und 105

dann tun die immer von zehn bis um elf unten im Ding was machen. Naja, dann ist 106

Mittag und dann mache ich Ruhepause und viertel vier ist Kaffee trinken und um fünf 107

ist Abendbrot. Und dann ist der Tag schon wieder gelaufen. Und wissen Sie, wir 108

haben so ein schönes Haus und mein Mann der ist vor reichlich zwei Jahren 109

gestorben. Zum Glück haben wir noch einen Untermieter, der passt auf das Haus 110

auf. Ich würde da echt noch so gerne drinnen wohnen. Und das ist das, was mir so 111

wehtut, wenn man denkt, man könnte jetzt dort sein. Gucken Sie mal, das haben die 112

mir geschenkt (holt Fotoalbum aus dem Schrank) „Liebe Oma…“. Können Sie das 113

mal vorlesen? 114

I: Liebe Oma und lieber Opa, ein schönes Weihnachtsfest und alles Gute für 115

das neue Jahr wünschen ganz lieb eure Enkeltochter Kristin, Joachim und 116

Katrin. 117

B1: Aber ich halte Sie jetzt nicht auf, oder? (es klopft an der Tür; Schwester kommt 118

rein und verabreicht der Bewohnerin die Medikamente) Ach, wo ist denn das Bild? 119

Ach, wenn man was sucht (…) Da haben wir es. Das ist mein Haus. Aber alleine 120

könnte ich das nicht mehr. Da sind wir ja noch froh, dass wir den Untermieter haben. 121

Mein Sohn versucht es gerade zu verkaufen, aber da ist gar nicht mehr so die Frage 122

danach. Früher wollten so viele hier her und jetzt. Ja, das ist unser Haus. Ach, das 123

tut mir manchmal so weh, wenn ich doch nur könnte, aber beim besten Willen, so ein 124

Haus. Alleine kann man da nichts mehr machen. Es kommt im Leben so manches, 125

Page 65: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

65

mit dem man nicht rechnet, nicht wahr? Sehen Sie das, dass bin ich mit meinem 126

Mann. Ach und da bin ich noch einmal (blättert im Fotoalbum). Vom Sohn ist das 127

bestellt. Tja (…) ach Gott ich hoffe ich halte Sie nicht ab. Ach, kennen Sie die hier? 128

Das bin ich(lacht).So ist das, aber ich kann mich nicht beschweren. Aber so 129

vergehen die Jahre und irgendwann ist alles vorbei. Und hier ist ein Bild von unserer 130

Katze. 131

I: Sie hatten früher Katzen? 132

B1:Ja, ja (…) wir hatten sogar mal drei. Ohne Katze ging es bei uns nicht. Und 133

wissen Sie, ich sage mal so, wie man einem Tier gegenüber ist, so sind die auch zu 134

einem dann, wenn ich (…) das muss ich jetzt ehrlich sagen: Menschen die Tiere 135

quälen, die haben bei mir überhaupt (…) ich sag ja (…) so wie die, die Tiere 136

misshandeln, so müssen die auch selber behandelt werden. Es heißt doch immer: 137

Quäle nie ein Tier zum Scherze, denn es fühlt wie du den Schmerze. Was da 138

manche (…) die knallen da drauf, einfach so. Aber bei uns die Mietzen, die hatten 139

(…) den ging es gut. Und Menschen, die für Tiere nichts übrig haben (…) da ist auch 140

nicht viel dazu. Ich könnte nie einem Tier was zu leide tun. Aber denen, den tut das 141

nichts. Leider! Aber so ist es eben auch mit dem Menschen. Wenn du mit einem 142

nicht zurechtkommst oder er böse zu dir ist, dann ist man auch demjenigen 143

gegenüber so. Nun ja, so ist das eben. Aber ich kann mich hier an sich nicht 144

beschweren. Ich habe hier alles was ich brauche. Und eines Tages werde ich auch 145

meinen Mann wieder haben. 146

Page 66: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

66

Interview 2

I: Können Sie sich noch daran erinnern, wie Sie die ersten Berührungen 147

wahrgenommen haben, als Sie ins Pflegeheim gekommen sind? 148

B2: Nein, wissen Sie, ich war ja vorher in der Diakonie und die haben mich ja auch 149

gewaschen und die sind ja super. Das ist ja alles heidewitzka,da war auch alles 150

super. 151

I: Also hatten Sie in der Diakonie schon keine Probleme mit Berührungen? 152

B2: Naja, am Anfang, aber na gut (…) Das war nicht so, das hat mir nicht so 153

zugesagt, aber mit der Pflegestufe 1 hat man ja (…) da musst du das ja machen. 154

Aber wenn man selber nicht mehr kann, dann muss es ja einer machen. Kann hier ja 155

nicht vor mich her stinken. (lacht) 156

I: Empfinden Sie die Berührungen bei jeder Pflegeperson gleich oder variiert 157

das immer? 158

B2: Nein, das ist alles gleich. Die machen es hier echt alle super. Ist alles (…) da gibt 159

es kein Problem. 160

I: Und macht es für Sie einen Unterschied ob Sie eine Frau oder ein Mann 161

berührt? 162

B2: Ich will nur Frauen! (lacht) Man weiß ja nicht was da alles (…) nein aber nein, 163

das muss nicht sein. Da fühle ich mich nicht so wohl dabei. 164

I: Und warum nicht, wenn ich fragen darf? 165

B2: Na das weiß ich nicht, das (…) keine Ahnung. Ich habe das früher nicht 166

gemacht und da brauche ich das heute auch nicht. Männer haben eine Frau einfach 167

nicht zu waschen. Die wissen doch gar nicht wie die das machen müssen. Denke ich 168

mir so zumindest. Die sind doch so grobmotorisch die Männer und haben kein 169

Feingefühl. Und dann will das einfach nicht in meinen Kopf rein, dass ein Mann eine 170

Frau wäscht. Dann grabscht er an die Brust oder so (…) Nein, nein (…) das will ich 171

alles nicht. Wenn ein Mann mal zum Waschen zu mir kommt, der kann gleich wieder 172

rückwärts raus gehen. Da mache ich das lieber selber! 173

I: Und macht es für sie einen Unterschied welches Alter die Pflegeperson hat? 174

Page 67: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

67

B2: Nein (…) ach, die sind doch alle noch jung. Also die tun mir manchmal ganz 175

schön leid, das sag ich Ihnen, die haben ganz schön was um die Ohren, wirklich. 176

Und nur mit alten Weibern und Säcken haben die den ganzen Tag zu tun, sowas will 177

man doch als junges Ding doch gar nicht sehen, oder? Da muss ich die Mädels hier 178

schon bewundern. 179

I: Und stört es Sie, wenn das Pflegepersonal ständig wechselt oder Sie von 180

Praktikanten behandelt werden? 181

B2: Also mir wäre es lieb, wenn immer die gleichen kommen würden. Gut, die 182

anderen müssen ja auch lernen, aber (…) ist ja alles (...) Mir wäre es lieber, wenn 183

immer die gleichen kommen würden. Aber das geht ja hier nicht. Sind ja ständig 184

Neue hier. Aber alle immer ganz lieb. Aber das war in der Diakonie anders. Da waren 185

vielleicht so fünf Schwestern auf der Station und da waren im Frühdienst zwei, dann 186

im Spätdienst auch zwei und in der Nacht eine Schwester. Und da kannte man die 187

dann mit der Zeit und dann haben die eben die Schichten auch mal gewechselt. Aber 188

wie viele hier arbeiten, keine Ahnung. 189

I: Würden Sie auch gerne das Pflegepersonal häufiger berühren? 190

B2: Na freilich, nehme ich meine Kleine in den Arm. Na sicher, dass ist ganz normal. 191

Die machen hier alle so einen guten Job, da kann man die auch mal in Arm nehmen. 192

Das gehört doch dazu. So wissen die auch, dass die einen guten Job machen und 193

ihn auch richtig machen. 194

I: Finden Sie, dass Sie ausreichend darüber aufgeklärt sind, warum bestimmte 195

Berührungen durchgeführt werden? 196

B2: Na also (…) das ist doch das Normalste von der Welt. Du wirst gewaschen und 197

da muss eben auch alles gewaschen werden. Das macht doch keinen Unterschied. 198

Zuhause würde man es doch auch so machen. Da fängt man oben an und bahnt sich 199

dann seinen Weg nach unten. Und wenn man sich selber wäscht erklärt man doch 200

sich selber auch nicht was man als nächstes macht. Die waschen einen eben. 201

I: Wenn Sie mit bestimmten Sachen unzufrieden sind… 202

B2: Ja, ja dann sage ich das schon. Aber nicht mit den Schwestern, weil die sind 203

super, aber die dort so leben, naja (…) Da sind so alte Schachteln dabei, die sind 204

Page 68: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

68

bisschen (…) naja (…) eingebildetes Pack gibt es hier. Die denken denen gehört das 205

hier alleine. Aber denen gehe ich aus dem Weg. Mit solchen will ich gleich gar nichts 206

zu tun haben. Schließlich bezahlen wir alle hier dafür, und da führen sich einige auf, 207

wie Gott persönlich. 208

I: Also würden Sie an der jetzigen Pflegesituation nichts verändern? 209

B2: Nein, nein, nein (…) überhaupt gar nichts. Hier ist echt alles super. 210

I: Und welche Erfahrungen haben Sie bis jetzt mit Berührungen in 211

Pflegeeinrichtungen gemacht? Haben Sie vielleicht sogar schon schlechte 212

Erfahrungen gemacht? 213

B2: Nein, eigentlich nicht. Nein, nein. Ich war immer zufrieden. Klar, am Anfang ist 214

das schon bisschen komisch und eine Umstellung, aber wenn es nun einmal nicht 215

anders geht. Aber schlechte Erfahrungen habe ich nie gemacht. In der Diakonie war 216

alles soweit in Ordnung und hier erst recht. 217

I: Und würden Sie auch gerne in Situationen berührt werden wollen, in denen 218

es nicht um die Körperpflege geht?Wenn Sie traurig sind oder sich einsam 219

fühlen? 220

B2: Nein (…) Das will ich nicht. Nein, das mache ich mit mir selber aus. Nein, das 221

mag ich nicht. Die haben ja auch gar keine Zeit weiter, und ich will den ja auch nicht 222

zu Lasten fallen. Die sind auch mal froh, wenn sie eine Verschnaufpause machen 223

können. 224

I: Und gibt es bestimmte Stellen für Sie, die Sie als besonders angenehm bzw. 225

unangenehm empfinden? 226

B2: Nein, nein (…) das wird alles gewaschen und gemacht und da gehört das nun 227

mal dazu. Wenn ich Schmerzen habe hier (zeigt auf linkes Bein) dann sage ich das. 228

Ich habe ja auch mein Pflaster und dann machen die das auch ab, aber ansonsten 229

ist alles in Ordnung. Meine Hände und Beine sind manchmal ganz dick. Das spannt 230

dann immer bisschen, aber das muss ich die Woche mit der Ärztin mal klären. Das 231

sieht ja aus, wenn das alles so dick ist. 232

Page 69: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

69

I: Wenn Sie früh gewaschen werden, möchten Sie dann auch, dass das 233

Pflegepersonal mit Ihnen dabei redet oder würde es Ihnen besser gefallen, 234

wenn alle schweigen würden? 235

B2: Oh was, alle quatschen sie da. Ja, ja so, nein, nein, das ist schon alles ok. Aber 236

meistens ist sie ja dann auch Stress und dann waschen wir hintereinander, weil ich 237

bin ja nicht alleine, da sind ja auch noch andere. Die haben genug zu tun. Also was 238

soll es. Aber da wird schon geschnattert. Vor allem wenn die Schwestern kommen, 239

mit denen man sich auch super versteht. Ja, ja, das ist schon lustig manchmal. 240

I: Und welche Rolle haben Berührungen in Ihrem Leben vor dem 241

Heimaufenthalt gespielt? 242

B2: Gar keine! 243

I: Darf ich Sie fragen was Sie früher gelernt oder gearbeitet haben? 244

B2: Ach alles, vom servieren, sauber machen, alles. 245

I: Also in dem Sinne jetzt kein Beruf, in dem Sie körperlich viel mit anderen 246

Menschen zu tun hatten? 247

B2: Nein, gar nicht. Ich bin lieber so für mich. Ein Einzelgänger eben. Es ist nicht so 248

dass ich mich zurück ziehe oder so, aber ich bin gerne für mich alleine. Ich hatte 249

auch nie viel Freunde, aber die, die ich hatte, da wusste ich, dass das meine wahren 250

Freunde sind. 251

I: Und in Betracht auf Ihr Alter: Würden Sie sagen, das Sie Berührungen 252

damals anders wahrgenommen haben als heute? 253

B2: Nein, gar nicht. Wenn ich nicht berührt werden wollte, dann habe ich das gesagt, 254

und da war das Thema erledigt. (lacht) 255

Page 70: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

70

Interview 3

I: Können Sie sich noch daran erinnern, wie es für Sie war, als Sie ins 256

Pflegeheim gekommen sind? 257

B3: Da muss ich erst mal bisschen näher kommen. Ich höre doch so schwer. 258

I: Können Sie sich noch daran erinnern, wie es für Sie war, als Sie hier her 259

gekommen sind? Waren Sie aufgeregt oder hatten Sie Angst davor? 260

B3: Nein, eigentlich nicht. Ich bin ja schon bei Zeiten von Zuhause weg gegangen. 261

Ich bin aus Oberschlesien. Dann habe ich meinen Mann kennen gelernt in Berlin, der 262

war Invalide und da haben wir uns kennen gelernt und da kam ich dann nach 263

Neugersdorf. Meine Schwiegereltern waren auch sehr nett und die haben sich 264

gefreut das ihr Mann (lacht), äh Sohn (…) also ich will mich nicht loben, aber eine 265

gute Frau gefunden hat. Das waren ja auch keine reichen Leute. Früher sind alle in 266

die Fabrik arbeiten gegangen. Mein Mann ist sehr früh gestorben und wir hatten ja 267

ein eigenes Haus. Aber wissen Sie, ab einem gewissen Alter wird das dann Alles zu 268

viel. Und dann bin ich hier her gekommen. Das ist schon anders als Zuhause, aber 269

es ging ja nicht anders. Ich und das große Haus, das ist ja auch zu viel. Naja, und 270

dann kam ich hier her. Also ich kann mich nicht beschweren. Es ist schön hier, aber 271

eben auch nicht wie Zuhause. Am Anfang war ich hier sehr verschlossen, weil die 272

Umstellung doch sehr groß für mich war, aber mittlerweile bin ich hier angekommen. 273

I: Macht es für Sie einen Unterschied, ob Sie von einer Frau oder einem Mann 274

berührt werden? 275

B3: Also bei einem Mann (...) das fiel mir am Anfang schon schwer. Na aber was 276

bleibt einem denn anderes übrig. Ich wäre ja sonst auch alleine, wie das so ist, und 277

da kommen ja auch (…) da kommen ja auch die großen Männer und da sage ich 278

immer: Ach, der große Mann kommt wieder. Und da gewöhnen Sie sich dann dran, 279

dass Sie sich ausziehen und gewaschen werden und wie es eben so ist. Das ist 280

dann eben Gewohnheit. Ich hatte ja keinen mehr und Verwandte auch nicht. Da blieb 281

ja niemand mehr übrig. Ach, das hat mich dann auch nicht mehr gestört. Und die 282

Dusche, das war immer schön. Schön abgetrocknet so. Ach, das muss ich jetzt mal 283

sagen. Das war so die erste Zeit, da habe ich mich so geschämt immer und da habe 284

ich dann auch immer gesagt: So jetzt gehe hier mal raus. Und da hat er das 285

Page 71: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

71

Handtuch hingelegt und ist raus gegangen. Und ich stand da, und habe gefroren, 286

und da dachte ich: Nein, das geht nicht, der muss mich doch auch abtrocknen. Und 287

das Bad war ja gleich neben meinem Zimmer und da bin ich rein gehuscht und da 288

kam der dann ins Zimmer und meinte: Sie sind ja schon angezogen. Und da meinte 289

ich: Na ich kann ja nicht erfrieren. (lacht) Ach, habe ich mich am Anfang angestellt. 290

Da durfte der Pfleger mich ja nicht zu lange nackt sehen, aber mittlerweile habe ich 291

gelernt damit umzugehen und da stört es mich auch nicht mehr wenn ich von einem 292

Mann gewaschen werde. 293

I: Hatten Sie zuvor einen Pflegedienst, der zu Ihnen nach Hause kam? 294

B3: Nein, das hier hat mir mein Sohn besorgt. Da war das ein Zimmer noch drüber. 295

Ich habe ja nichts gesagt, ich war zufrieden. Und da kam er wieder und meinte: Du, 296

ich habe ein größeres Zimmer. Und das ist jetzt hier. Jetzt bin ich immer noch hier. 297

So fühle ich mich wohl hier, kann ich nicht anders sagen. Ich würde ja lügen, wenn 298

ich sagen würde (…) und da fahren wir los, mit unseren Autos sagen wir immer. Ich 299

sage immer: Ich muss erst noch mein Auto holen. Und die anderen sagen das ja 300

auch so. Aber so kann ich nichts sagen. Aber so einen Pflegedienst hatte ich nicht 301

Daheim. Ich bin gleich hier her. Und hier bleibe ich jetzt auch. 302

I: Würden Sie auch gerne das Pflegepersonal öfter berühren wollen? 303

B3: Wir kommen alle gut aus. Ja, also das kann ich nicht anders sagen. Und da 304

lachen wir auch und dann machen wir auch Dummheiten. Da komme ich auch ganz 305

gut hin. Die eine, da weiß ich nicht von woher die kommt. Die kommen ja alle mit den 306

Autos, wenn sie eins haben, da freut man sich ja darüber. Und die tu‘ ich dann auch 307

umarmen, und so weiß ich gar nicht (…) Eine ist aber so stolz und (…) ach, da bin 308

ich da auch nicht so. Da redet die eben nicht mehr mit mir. Naja, und da rede ich 309

auch nicht mit der. Und da ist das erledigt. 310

I: Und wenn Sie etwas an den Berührungen bzw. an dem Umgang der 311

Schwestern mit Ihnen stört, sagen Sie dann auch etwas? 312

B3: Die gehen alle mit mir hier gut um. Das kann ich nicht anders sagen. Die gehen 313

hier alle sehr herzlich um. Die eine die, naja wie das ist, die redet nicht mit mir, aber 314

wir waren früher gut miteinander die erste Zeit und mit einem Mal, ich weiß auch 315

nicht warum. Ich kann ja auch nichts dafür, dass sie nicht mehr mit mir redet. Und 316

Page 72: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

72

dann rede ich auch nicht, und fertig bin ich. Ja (…) aber so kann ich nichts sagen. 317

Den Kalender tun die mir immer vorschieben (lacht). Weil ich das ja auch manchmal 318

vergesse oder was. Und die Betten beziehen sie mir immer. Aller 14 Tage werden 319

die Betten bezogen, das ist amtlich. Das erste Mal habe ich gesagt: Ach, was 320

machen Sie denn, das mach ich schon. Nein, nein, meinte sie, das ist unsere Arbeit. 321

Also da gibt’s nichts. 322

I: Würden Sie auch gerne berührt werden wenn es nicht um die Körperpflege 323

geht, sondern wenn Sie traurig oder einsam sind? 324

B3: Ja, aber das sind nur die älteren Schwestern. Die eine kommt immer und ruft 325

über den ganzen Flur: Frau C, Frau C! Das ist schon schön. Das die mich fallen 326

lassen würden, das ist nicht der Fall. Bis auf die eine eben. Da kann ich ja auch 327

nichts dafür. Ich sage ja, ich habe sie nicht liederlich gemacht, ich habe sie nicht 328

schlecht gemacht oder sowas. Ich weiß es einfach nicht. Und wenn ich was hören 329

würde das die mich schlecht macht, aber dann haue auch ich auf den Tisch. Das 330

würde ich mir nicht gefallen lassen. 331

I: Empfinden Sie es als angenehm, wenn das Pflegepersonal bei der 332

Körperwaschung mit Ihnen redet oder stört Sie das eher? 333

B3: Naja, so eine Stille eigentlich nicht. Die kennen mich ja auch, die haben mich 334

schon bisschen erkannt. Und der nimmt die Dusche immer gerne, und ich habe das 335

ja auch so gerne. So ein Handtuch hier und da reibt er mich ab, und da sage ich 336

immer: Ach, das ist so schön wenn Sie das machen. Der muss ja auch ein Lob 337

kriegen. Naja und da quatschen wir immer bisschen. Und machen unsere Scherze 338

miteinander. Das muss eben auch mal sein. Das gehört dazu. 339

I: Sie haben doch vorhin gesagt, dass der ‚große Mann‘ manchmal rausgeht, 340

wenn Sie sich waschen… 341

B3: Ja, ja (…) aber das ist auch nicht immer. Aber ich empfinde das so, dass er (…) 342

Und bei den Frauen, da denk ich auch immer: Warum laufen die denn jetzt auch 343

weg? Aber die haben vielleicht zwei (…) das die zwei in Behandlung haben. Und da 344

ziehe ich mich immer schon an und dann kommen die wieder und sagen: Ach, Sie 345

sind ja schon angezogen. Aber was soll ich denn machen. Aber zanken tun wir uns 346

nicht. Und mit den Männern, dass war am Anfang ganz schlimm. Da habe ich mich 347

Page 73: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

73

schwer damit getan, aber mittlerweile kenne ich die ja alle und weiß, dass die das gut 348

machen. 349

I: Und welche Rolle haben Berührungen in Ihrem Leben gespielt bevor Sie ins 350

Pflegeheim gekommen sind? 351

B3: Da muss ich jetzt erst mal überlegen. Das ist schon so lange her. Vergesslich bin 352

ich. Aber nein, ich habe mal im Krankenhaus gearbeitet und da bin ich überall so rein 353

gegangen. Die haben mir ja auch Geld gegeben, dass ich bestimmte Sachen kaufe. 354

Das habe ich auch gemacht (…) In Berlin hier (…) und da bin ich da hingegangen 355

und da haben die das Geld nicht angenommen. 356

I: Und mussten Sie Patienten auch versorgen? 357

B3: Ja, naja Essen hinschaffen und so und Geschirr wieder runter nehmen. Das 358

habe ich alles gemacht. Also direkt nackig habe ich die nicht gesehen, soweit ging es 359

dann nicht. Aber so war das schon schön mit den Patienten. Und ich war auch immer 360

sehr lustig, so will ich das mal sagen. Also mir hat das sehr gut gefallen. Und da 361

habe ich ja auch meinen Mann kennen gelernt. 362

I: Würden Sie sagen, dass Sie früher als junge Frau, Berührungen anders 363

wahrgenommen haben als jetzt? 364

B3: Die Impfungen waren früher schlimm, aber sonst wüsste ich es jetzt nicht. Nein 365

(…) Jetzt merkt man das ja gar nicht mehr. Aber ich denke, dass es daran liegt, dass 366

man heutzutage andere Methoden hat. Naja, meine Haut ist im Alter dünner 367

geworden und das juckt immer so sehr. Aber das ist ja normal, dass die Haut nicht 368

mehr aussieht, wie bei Ihnen. Sie sind ja noch so jung. Da juckt die Haut noch nicht. 369

(lacht)370

Page 74: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

74

Interview 4

I: Können Sie sich noch daran erinnern wie es für Sie war, als Sie das erste Mal 371

in das Pflegeheim gekommen sind? 372

B4: Naja eigentlich, das war normal. Ich bin von einem Pflegeheim in Oderwitz 373

gekommen und dann bin ich ins Krankenhaus, weil ich was mit den Nieren hatte. 374

Und der Arzt in Ebersbach hat mich danach hier her verfrachtet. Da habe ich also nie 375

Probleme gehabt oder so. Am Anfang war ich bisschen aufgeregt, aber das ist ja 376

normal. Da ich ja noch ein kleines bisschen denken kann, nicht so wie es anderen 377

geht, bei denen es bisschen fehlt, so ist es noch nicht. Also hatte ich da keine 378

Probleme. 379

I: Empfinden Sie die Berührung bei jedem vom Pflegepersonal gleich oder 380

variiert das? 381

B4: Naja das ist irgendwie (…) wir haben uns jetzt verlebt hier. Wir hatten immer drei 382

Schwestern. Dieeine kam auf eine andere Station, die andere hat gekündigt. Jeden 383

Tag jemand anderes, das ist für alte Leute (…) also mir macht es noch nicht viel aus, 384

aber ich kenne das ja auch aus dem Fernsehen, wenn dauernd Neue sind, das ist 385

nicht gut. Im Alter gewöhnt man sich eben an die Eine. Ich meine, wenn die immer 386

da waren, da wusste man genau: Heute ist die da, dann ist die da. Dann wusste man 387

auch, dass sie morgen oder übermorgen frei hat oder sowas. Da wusste man ganz 388

genau Bescheid, aber wenn dann eben jeden Tag gewechselt wird, dann ist es ja 389

jetzt auch, auf Deutsch gesagt, jeder ist ein bisschen anders dumm, und wenn es 390

dieselben sind, die wissen ganz genau: Aha, der macht es so, und der macht es so. 391

Und dieses Wechseln das finde ich nicht so schön. Und da muss man sich ja immer 392

erst an die Neuen gewöhnen und denen muss man dann sagen, was man gerne hat 393

und so. Mich stört das nicht, aber andere vielleicht. 394

I: Macht es für Sie einen Unterschied, ob Sie von einer Frau oder einem Mann 395

berührt werden? 396

B4: Das macht für mich keinen Unterschied, aber meistens sind es Frauen. 397

I: Und gibt es für Sie einen Unterschied im Alter des Personals? 398

B4: Nein, nein, sowas macht mir auch nichts aus. Das spielt keine Rolle. 399

Page 75: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

75

I: Finden Sie, dass Sie ausreichend darüber informiert sind, warum bestimmte 400

Berührungen durchgeführt werden? 401

B4: Nein, da habe ich keine Probleme. Die Schwestern wissen das, und das klappt 402

dann alles. Da wird man gewaschen an den Stellen, an die man selber nicht mehr 403

ran kommt und gut ist. Da wird nicht viel erklärt. Ist ja auch keine Wissenschaft hier 404

jemanden mal zu waschen. 405

I: Wenn Sie mit bestimmten Berührungen oder dem Umgang mit Ihnen 406

unzufrieden sind, sagen Sie dann was? 407

B4: Der Schwester brauche ich das nicht zu sagen. Einmal habe ich es gesagt, 408

wegen einem Pfleger. Der war hier auf der Station und der hatte eine Mode, man 409

könnte sagen Faulheit. Der ließ sich das Essen, ich weiß nicht, ob Sie den dann 410

auch hier fragen, der hat jedenfalls das Essen gemacht, obwohl es ja gar nicht (…) 411

grundsätzlich verboten ist, dass Patienten im Essen rummehren. Aber bei dem 412

Herren konnte der das eben machen. Und die Schwester die hier her gekommen ist, 413

die hatte oft mit dem Krach gehabt. Die ist aber jetzt in Dresden. Und dann, wenn er 414

zwischendurch nicht dagewesen ist, da frug er immer, was jeder zum Abendbrot 415

haben will. Und da habe ich gesagt: Unsere Schwestern wissen was wir brauchen! 416

Da war er bisschen beleidigt und hat eine Zeit lang nicht mehr mit mir geredet. Aber 417

das stört mich nicht. (lacht) Nein, das stört mich nicht. Aber wenn mich etwas stört, 418

dann sage ich das auch. Ich bin zwar alt, aber nicht dumm. Und ich lasse mir nicht 419

den Mund verbieten. Nein, nein. Aber zum Glück gibt es kaum solche Situationen. 420

I: Und gibt es Berührungen für Sie, die Sie als besonders angenehm bzw. 421

unangenehm empfinden? 422

B4: Eigentlich (…) naja (...) unangenehm. Manches ist eben bisschen dumm. Da 423

habe ich gestern erst mit einer Schwester drüber gesprochen. Samstag oder 424

Sonntag sollten wir runter gehen zum Kaffee trinken. Das finde ich albern, da wird 425

alles zusammen getrommelt, ein Haufen Arbeit. Mir macht das ja nichts aus, ich 426

begreife das, aber viele begreifen das nicht mehr (…) das ist (…) Dummheit. Es gibt 427

ja hier auch diese Beschäftigungstherapien, aber da gehe ich nicht hin, dass ist mir 428

zu dumm. Ich sage immer, dass ich noch zu jung dafür bin. 429

I: Und warum wollen Sie dort nicht hingehen? 430

Page 76: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

76

B4: Nein, ich brauche das nicht. Ich habe meine Kreuzworträtsel. Da setze ich mich 431

hier hin, da kann ich stundenlang sitzen. Da kommt zum Beispiel immer einer hier 432

her mit Tieren. Die habe ich Zuhause gehabt, das kenne ich. Ich habe grundsätzlich 433

nichts gegen Tiere, aber das ich mich da runter setze und mit den spielen muss, das 434

ist nichts. Vielleicht einmal später, wenn ich werde nicht mehr so denken können, 435

aber jetzt nicht. Ich habe meine Kreuzworträtsel und da klappt das. 436

I: Würden Sie auch gerne vom Pflegepersonal berührt werden, wenn Sie traurig 437

sind oder sich einsam fühlen? 438

B4: Nein, ich habe ja keine Probleme und es waren schon etliche Schwestern hier, 439

die mich oft umarmen oder drücken, in Arm nehmen. Ich weiß auch nicht warum. Ich 440

habe eben eine gute Beziehung zu den Schwestern. Einige davon habe ich schon 441

verloren. Die eine ist nach Dresden gemacht, dann die Physiotherapeutin, die hat 442

gekündigt. Kann man nichts machen. 443

I: Wechselt das Pflegepersonal häufig? 444

B4: Naja, viele kenne ich ja auch nicht. Zumindest die von den anderen Stationen. 445

Mit denen komme ich ja nicht zusammen. Aber ja, es wechseln viele. 446

I: Empfinden Sie es als angenehm, wenn bei der Körperwaschung gesprochen 447

wird? 448

B4: Nein, nein, die sprechen immer mit mir. Und das finde ich auch gut so. Das ist in 449

Ordnung. Das lenkt ab und hier ist ja auch jeder Tag wie der andere und wenn man 450

da mal mit jemanden bisschen reden kann, dann macht das schon was aus. 451

I: Welche Rolle haben Berührungen in Ihrem Leben gespielt, bevor Sie ins 452

Pflegeheim kamen? Haben Sie einen Beruf ausgeübt, bei dem man viel Kontakt 453

mit anderen Menschen hatte? 454

B4: Ich hatte viele Berufe (…) Das letzte war (…) ich war in der Spinnerei. 40 Jahre 455

war ich dort und 30 davon Meister. Da habe ich nur mit Frauen zu tun gehabt. Also 456

ich kenne mich da aus (lacht.) Aber so direkt, dass ich jemanden pflegen musste, 457

hatte ich nicht. Nein. 458

Page 77: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

77

Interview 5

I: Können Sie sich noch daran erinnern, wie es für Sie war als Sie ins 459

Pflegeheim gekommen sind? 460

B5: Ja, ja, ja, ich habe es mir anders vorgestellt, als wie es ist. Ich habe 461

angenommen es ist ein Altenheim, aber es ist ja ein Pflegeheim. Und das hat mich 462

ein bisschen zurück geschmissen. 463

I: Inwiefern? Meinen Sie das im positiven oder negativen Sinne? 464

B5: Erst mal war es negativ, aber im Laufe der Zeit ist es dann wieder geworden, 465

dass ich mich da rein gefunden habe, denn ich bin ja alleine. Ich habe niemanden da 466

draußen außer meiner Tochter und die kenne ich seit vier Jahren nicht mehr. Die 467

kommt nicht mehr zu mir. An dem Tag, wo ich von Zuhause weg bin und sie mich 468

hier abgeliefert hat, seitdem ist sie nie mehr bei mir gewesen. Da kommt die nicht 469

mehr zu mir. Wo ich noch Zuhause war, da kam sie jede Woche zu mir und hat mir 470

geholfen, bei der Hilfe die ich brauchte, und dann brauchte sie immer Geld und da 471

hatte ich ja auch immer Geld. Da konnte ich es ihr ja geben. Und jetzt bin ich ja hier. 472

Jetzt ist ja meine ganze Rente, die ist ja jetzt hier rein. Ich habe ja nun kein Geld 473

mehr, außer ein kleines Taschengeld. Und seit dem kommt sie nicht mehr zu mir, 474

weil sie ja auch nichts mehr holen kann bei mir. Da sagen die immer, ich soll mal 475

anrufen, aber warum soll ich denn anrufen? Soll ich denen sagen, ob es mir gut geht 476

oder ob es mir schlecht geht. Die wollen doch wissen wie es mir geht. Ich weiß wie 477

es mir geht, aber die wollen es doch wissen, da können die doch anrufen, und seit 478

dem kommt gar nichts mehr. Naja (…) die erste Zeit ist es mir schwer gefallen, wenn 479

man immer sieht wie die anderen Besuch bekommen und spazieren gehen und ich 480

sitze hier alleine und zu mir kommt keiner. Ich kann schon bald gar nicht mehr richtig 481

reden, weil ich immer alleine bin. Ich habe niemanden hier mit dem ich mich 482

unterhalten kann. Außer mit den Schwestern, wenn die mal kommen. Da kann man 483

mal bisschen paar Worte wechseln. Aber sonst habe ich ja niemanden. Das ist eben 484

das alleine sein. Aber jetzt bin ich ja nach den vier Jahren soweit. Das ist nun mein 485

Zuhause und hier bin ich und hier bleibe ich, und damit ist basta. 486

I: Und wie empfinden Sie es, wenn Sie von dem Pflegepersonal berührt 487

werden? 488

Page 78: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

78

B5: Ich habe da kein Problem damit. Es muss ja nun einmal gemacht werden. Und 489

da man ja die Schwestern kennt, ist das alles kein Problem für mich. Solange die 490

alles richtig machen, bin ich zufrieden. Aber es gibt schon Unterschiede zwischen 491

den einzelnen Schwestern. Da gibt es Schwestern, die sind eben Vollblutschwestern 492

und dann gibt es welche, die machen ihren Dienst und dann ist basta. Und manche 493

reden auch mit einem, und das finde ich eben angenehmer. Und dann gibt es welche 494

die machen alles nur nach Schema F. Zack, zack, zack und ja keinen Ton zu viel 495

sagen. Aber gründlich sind alle. Aber wenn die schon so eine Fresse ziehen, wenn 496

die früh rein gehen, da kann es einem auch vergehen. (lacht) Aber das sind zum 497

Glück die wenigsten hier. 498

I: Und macht es für Sie einen Unterschied, ob Sie von einer Frau oder einem 499

Mann berührt werden? 500

B5: Ich habe hier nur Frauen. Männer sind ja hier kaum da, die kommen maximal 501

abends, wenn die Schwester mal Hilfe braucht. Da ziehen die einem mal fix die 502

Strümpfe aus. Aber sonst habe ich nichts mit Männern zu tun. 503

I: Und wie war es für Sie das erste Mal von einer weiblichen Pflegeperson 504

berührt zu werden? 505

B5: Ach wo, wissen Sie ich bin früher mal im Medizindienst gewesen. Da war ich 506

Soldat und im Lazarett. Da bin ich das ja gewohnt viel mit Menschen in Kontakt zu 507

sein und das ich mit Medikamenten zu tun habe. Das ist sozusagen fließend für mich 508

übergegangen. Für mich ist es hier wie damals im Lazarett. Ich werde hier behandelt 509

mit allem was ist. Ich bekomme mein Essen und Trinken, ich kriege meine 510

Behandlung hier und ich habe meinen Arzt hier. Und da sehe ich das alles nicht so 511

wilde. Die machen hier ja auch nur ihren Job und das muss nun mal gemacht 512

werden. Wenn man alt ist und selber nicht mehr so kann, wie man will, dann ist man 513

doch über jede Hilfe dankbar. Klar nervt es mich manchmal, weil man so abhängig 514

von den Schwestern ist. Aber Zuhause wäre ich ja komplett auf mich alleine gestellt 515

und das würde nicht mehr gehen. Es ist gut, dass es solche Einrichtungen gibt, und 516

wenn man dann auch noch so mit dem Heim und den Schwestern zufrieden ist, dann 517

ist doch alles gut. 518

I: Würden Sie auch gerne das Pflegepersonal öfter mal berühren? 519

Page 79: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

79

B5: Oh ja, das kommt vor. Ich habe ja manchmal eine Kleinigkeit und dann gebe ich 520

denen das und dann sagen die immer, dass sie das gar nicht wollen und dann 521

nehme ich die und umarme die und gebe denen das in die Hand. Aber das sind eins, 522

zwei Schwestern. Ich komme mit allen gut klar, aber man merkt einfach, wem der 523

Beruf Spaß macht und wem nicht. Und so eine kleine Umarmung oder ein nettes 524

Wort verschönern einem ja auch den Tag und dann weiß man doch auch, dass man 525

als Schwester alles richtig macht, wenn die Bewohner so herzlich zu einem sind. 526

I: Würden Sie sich auch wünschen, dass das Pflegepersonal Sie in den Arm 527

nimmt, wenn Sie traurig sind oder sich einsam fühlen? 528

B5: Ach, das sage ich denen ja gar nicht. Nein, nein, das sage ich denen nicht, wie 529

es in mir aussieht. Wenn ich mal eine Schwester habe, und die fragt mal, dann 530

erkläre ich der meinen Fall und dann ist das erledigt. Die wissen ja auch Bescheid. 531

Die kennen meinen Fall, die wissen ja mit mir Bescheid. Aber dadurch, dass die ja 532

auch viel zu tun haben, kommt das ja eh alles bisschen zu kurz, aber das verstehe 533

ich ja auch. Die sind ja schließlich keine Psychologen. Aber die Vollblutschwestern, 534

die merken das natürlich. Aber die kennen uns ja alle. Es gibt bestimmt Bewohner, 535

wo Sie wissen die brauchen jemanden zum Reden oder so, aber bei mir wissen die 536

ja, dass ich das so eher mit mir selbst ausmache und dann stochern die da auch 537

nicht noch da drin rum. 538

I: Und gibt es Berührungen für Sie, die Sie als besonders angenehm bzw. 539

unangenehm empfinden? 540

B5: Nein, unangenehm ist es nicht. Angenehm (…) naja man kann sagen man merkt 541

einen persönlichen Kontakt und das finde ich angenehm. Aber wenn das bloß so 542

Schema F ist, dann finde ich das nicht toll. Wenn mit mir ein paar Worte gesprochen 543

werden, das ist vernünftig. Da ist das auch alles viel angenehmer und man bekommt 544

das nicht so mit, dass man vielleicht grad am Hintern sauber gemacht wird. Aber 545

wenn so stillschweigen ist, das ist doch nichts. Beim Frisör ist man doch auch froh, 546

wenn jemand mit einem redet, und man nicht vielleicht eine Stunde lang dort da sitzt 547

und schweigt. Ich war früher Friseurmeister. Ich kenne mich da aus. (lacht) 548

I: Welche Rolle haben Berührungen für Sie vor Ihrem Heimaufenthalt gespielt? 549

Page 80: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

80

B5: Ich war ja früher Friseurmeister gewesen. Ich habe meinen Betrieb gehabt und 550

habe dann aufgehört und habe den meiner Tochter gegeben. Ich hatte mit Menschen 551

von früh bis abends was zu tun. Ich hatte acht Angestellte. Das waren meine Mädels. 552

Und wir waren wie eine große Familie. Das war eine sehr schöne Zeit. Und naja 553

ganz früher war ich ja im Lazarett im Medizindienst. Und da hatte ich ja viele 554

Verwundete. Das war auch an sich eine schöne Zeit, abgesehen von denen die man 555

verloren hat. Aber wenn jemand verletzt oder sogar schwer verletzt ankam, und man 556

ihn wieder gesund gepflegt hat, das ist schon ein tolles Gefühl. Schlimm war es für 557

mich, wenn Kinder verletzt ankamen, aber es war eben Krieg. Da musste man damit 558

lernen umzugehen. Aber da hat man sich ja über die Berührungen an sich keine 559

Gedanken gemacht. Man musste ja einfach funktionieren und für das Waschen der 560

Verwundeten waren ja meist Frauen verantwortlich. Aber uns ging es ja nur darum, 561

dass die Verwundeten überleben oder einigermaßen friedlich und ohne Schmerzen 562

sterben konnten. Es war schon eine schlimme Zeit, aber man hat auch viel für und 563

über sich selber gelernt. Man sieht viele Dinge ganz anders, wenn man den Krieg 564

miterlebt hat und genießt das Leben irgendwie mehr. Deshalb kann ich 565

wahrscheinlich auch so gut mit verschiedenen Dingen umgehen.566

Page 81: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

81

Interview 6

I: Können Sie sich noch daran erinnern wie es für Sie war, als Sie ins 567

Pflegeheim gekommen sind? 568

B6: Das Umfeld hier ist ja schön, das sieht ja jeder. Und wer mich besucht (…) das 569

gibt es selten, dass man so ein Umfeld hat. Die sind alle begeistert von hier. Und wir 570

sind auch nicht so viele, sondern bloß ich glaube 45 Leute. Und das war mir sehr 571

sympathisch. Und da hatte ich eine Tischnachbarin zum Mittag essen, die hatte mich 572

immer so über die Leute aufgeklärt. So ein Tratsch eben. Und da habe ich am 573

Anfang echt gedacht: Oh Gott, wo bin ich nur hier gelandet? (lacht) Naja, das hat 574

sich aber dann gegeben. Ich bin dann dort weg gekommen und ich muss sagen, ich 575

kam eigentlich mit allen aus. Man muss die Leute so nehmen wie sie sind. Und es ist 576

nun einmal so, dass alte Leute alle einen Tick haben. Das kann man nicht anders 577

sagen. Ich bin ja auch aus der Oberlausitz, da sagt man ja immer: Jeder Mensch ist 578

anders albern! Und das stimmt auch. Man hat so seine Gepflogenheiten und da 579

kommt man im Alter nicht mehr so gut los davon. Und da hat jeder seine Eigenart 580

und wenn man das dann so beachtet, da kann man auch mit den Leuten klar 581

kommen. Da weiß man, wie man die zu nehmen hat. Wenn ich weiß, dass ich von 582

der Einen immer dumme Antworten bekomme, dann spreche ich die eben auch 583

einfach nicht an. Und das ist eben so. Es ist eben dann alles so praktisch 584

eingerichtet (…) Das Heim besteht ja jetzt sieben Jahre und für die Schwestern muss 585

es ja auch angenehm sein. Ich weiß nicht, ob es woanders anders ist. Ich habe mich 586

nie umgesehen in einem anderen Heim. Wir hatten zwar als mein Mann noch lebte, 587

eine Bekannte in Cunewalde, die ist zehn Jahre dort gewesen. Das war noch zu 588

DDR- Zeiten. Da gab es eben Zimmer mit fünf Betten. Und bloß ein Nachtlicht 589

zwischen den Betten und sonst gab es dort ja nichts. Das gibt es ja heute nicht mehr. 590

Mich hatte das eben hier auch fasziniert, weil das eben hier auch nur Einzelzimmer 591

sind. Ich weiß nicht wie es in einem Zweibettzimmer ist, aber ich habe auch meine 592

Eigenheiten. Also ich möchte in der Nacht niemanden bei mir haben. Ich muss oft 593

husten und ich schlafe ja auch nicht jede Nacht durch. Ich habe auch gesehen, dass 594

die Anderen mitunter das Radio laut haben. Im Zweibettzimmer geht das aber eben 595

ja auch nicht. Und das hat mich halt so fasziniert hier, dass jeder sein eigenes 596

Zimmer hat. Also es gibt keine Zweibettzimmer. Hier sind aber viele, mit denen 597

unterhalte ich mich immer. Die sind aber von einer anderen Station. Die sind eben 598

Page 82: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

82

geistig auch noch so, dass man sich mit denen noch unterhalten kann. Und die 599

haben mitunter verschiedene Pflegeheime vorher besucht, und die sagen auch, dass 600

das Umfeld hier immer am schönsten ist. Auch was das Essen angeht. Auch so wie 601

die einzelnen Gruppen sind. Und hier essen wir nur zum Mittag zusammen. Und in 602

anderen Heimen da sitzen ja immer alle zusammen, auch mit den Demenzkranken 603

und denen die gefüttert werden müssen. Da finde ich es gut, dass die auf Station 604

versorgt werden, die kommen nicht mit runter. Das ist schon auch was wert, als 605

wenn man so, naja (…) es ist manchmal nicht gerade schön, wenn die die füttern 606

müssen und wir sitzen alle drum rum. 607

I: Und wie war es für Sie, als Sie das erste Mal gewaschen wurden? 608

B6: Naja, da war ich mehr pflegebedürftig. Ich bin Zuhause hingefallen. Ich hatte ja 609

zuvor eine ambulante Pflege. Ich bin schon an zwei Krücken gelaufen und hatte 610

einen Rollator. Das war aber eine andere Sache. Ich hatte einen anstrengenden Tag 611

und den nächsten Tag bin ich umgefallen. Mir war weder schwindelig, noch bin ich 612

gestolpert. Ich denke einfach, dass es zu anstrengend war für mich und meine 613

Hausärztin hat gesagt, es könnte ein kleiner Schlaganfall gewesen sein. Und naja, 614

die haben mich eigentlich sehr gut betreut. Ich war oben auf einer Station wo die 615

Schwerkranken, die Pflegebedürftigen und Bettlägerigen sind. Und was sie machen 616

mussten, haben sie gemacht. Ich konnte nicht gut (…) das kann ich auch bis heute 617

nicht gut, alleine aus dem Bett. Aber ich versuche es eben. Da stelle ich mir das 618

Rückenteil hoch und naja, da muss ich eben zusehen wie ich raus komme. Aber 619

besser ist es eben schon, wenn sie mir den Oberkörper höher stützen. Und so naja 620

(…) ich habe ja gelegen. Ein Jahr, fast nur gelegen, in einem Pflegebett. Für 621

Zuhause habe ich das bekommen. Und die ambulante Pflege, die war ja nur mit mir 622

beschäftigt. Ich denke, hier sehe ich, dass nicht immer Zeit ist und dann mache ich 623

das eben alleine. Ich bin eben so eingestellt, was ich selber machen kann, das 624

mache ich auch selber. So lange wie es eben geht. Eben auch beim Waschen. Das 625

dauert zwar alles viel länger, als wenn es die Schwester macht, aber solange ich das 626

noch selber kann, mache ich das auch. Und was nicht geht, da müssen die eben 627

helfen. Auch Schnitten schmieren, das mache ich auch alles selber. Da sind eben 628

andere bequem und sagen gleich immer, dass sie es nicht können, aber das glaube 629

ich vielen nicht. Klar wird es für viele schwer sein, aber wenn ich alles machen lasse, 630

dann rostet man ja immer schneller ein. Ich sage mir eben immer: Hilf dir selbst, 631

Page 83: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

83

dann ist dir geholfen. Und wenn es noch geht. Es kann natürlich sein, es ist mal 632

Schluss. Im Alter ist das eben nun einmal so. Aber es ist eben nicht wie Zuhause, 633

das muss man sagen. Aber wir bekommen unser Essen, wir können uns bewegen, 634

wie wir wollen. Zuhause würde man zwar viel anders machen beziehungsweise hat 635

man anders gemacht. 636

I: Und ist es von Person zu Person unterschiedlich wie Sie die Berührungen 637

empfinden? 638

B6: Über die Schwestern kann ich mich nicht beklagen. Die tun was sie können und 639

wie das jetzt ist (…) es fehlt ja das Personal und da müssen die ja auch viel machen, 640

was vorher nicht gemacht werden musste. Und wenn ich das sehe, dann mache ich 641

das dann eben auch alleine. Das dauert zwar länger, aber das geht auch. Aber einen 642

direkten Unterschied zwischen den Schwestern gibt es nicht. Die machen eben alle 643

ihre Aufgaben und gut ist. 644

I: Und werden Sie lieber von Frauen oder von Männern berührt? 645

B6: Lieber von Frauen. Die Männer sind zwar auch nicht schlecht. Aber ich möchte 646

mich nicht unbedingt von einem Mann waschen lassen. Aber hier sind ja fast nur 647

Frauen. Aber ich kann mich nicht beschweren. Aber wir hatten eine hier, die macht 648

eben alles mit einer Unlust, aber die ist nicht mehr hier. Das hat man eben gemerkt, 649

das war nicht so schön. Aber so sind die anderen hier nicht, die machen was sie 650

können. Ich denke mir dann eben auch immer so für mich, den Beruf sollte nur der 651

lernen, der auch echt Lust dazu hat, und nicht einfach: Naja, da gehst du eben ins 652

Pflegeheim. Die Leute dort sind eh alle dumm und wissen nichts mehr. Das geht so 653

nicht. Die war damals eine Ergotherapeutin, aber ich weiß es nicht genau. Die hat 654

eben alles mit einer Unlust gemacht. Das merkt man. Aber die ist nicht mehr hier. 655

Aber die anderen Schwestern hier, die tun was sie können. Das überall gespart 656

werden muss, das ist auch hier der Fall, aber da mache ich die hier nicht dafür 657

verantwortlich, sondern da ist die Regierung verantwortlich. Die Leute Zuhause 658

müssen genauso sparen, da wird auch alles teurer. 659

I: Möchten Sie nur berührt werden, wenn es um die Körperpflege geht oder 660

auch wenn Sie traurig sind oder sich einsam fühlen? 661

Page 84: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

84

B6: Da sind einige Schwestern, die eben da auch versuchen mit einem zu reden und 662

das auch merken wenn es einem nicht gut geht. Aber es fehlt eben an der Zeit, dass 663

die sich dann intensiv mit einem beschäftigen können. Und da macht man das eben 664

auch nicht. Aber die sehen das trotzdem, wenn irgendwas ist oder was nicht stimmt. 665

Das sehen die schon, aber es fehlt eben einfach an der Zeit und das wird auch 666

immer schlimmer für die Schwestern, da immer mehr Personal eingespart wird. Das 667

ist schon Schade. Man hat ja bestimmt auch den Beruf gewählt, damit man viel mit 668

den alten und kranken Leuten zu tun hat. Aber die Zeit lässt das ja gar nicht mehr zu. 669

I: Welche Rolle haben Berührungen in Ihrem Leben, vor dem Heimaufenthalt 670

gespielt? 671

B6: Ich habe damals auf der Post gearbeitet. Und wir hatten ja auch keinen 672

Kindergarten, also musste ich dann von Zuhause aus arbeiten. War eigentlich immer 673

mit Leuten in Berührung. Dann bin ich auf Zustellung gegangen, halbtags (…) Aber 674

man hatte eben eher den verbalen Kontakt. Da hat man ja niemanden so direkt 675

angefasst oder so. 676

I: Aber das Sie jetzt vielleicht Bekannte oder Verwandte direkt pflegen 677

mussten, das ist nicht der Fall? 678

B6: Nein niemanden (…) meine Eltern lebten nicht mehr. Ich hatte mal eine Tante, 679

die lebte in Zittau. Wir sind ja Vertriebene und die ganze Familie wurde ja 680

auseinander gerissen. Da wohnt der eine da und der andere da. Und meine Tante, 681

die war in Zittau und die war schwerhörig von Geburt an und wo sie dann über 70 682

war, und da war sie wohl im Flur hingefallen und da war sie im Krankenhaus und die 683

Ärzte haben gesagt, sie müsste ins Pflegeheim. Und da habe ich sie immer besucht. 684

Aber gepflegt habe ich niemanden. Und eine entfernte Verwandte, die ist in 685

Cunewalde im Pflegeheim, die habe ich auch manchmal besucht. 686

I: Würden Sie sagen, dass Sie früher, als junge Frau Berührungen anders 687

wahrgenommen haben, als jetzt? 688

B6: Ich war in jungen Jahren im Arbeitsdienst, das war ja alles zu Kriegszeiten. Und 689

da waren wir in Lagern untergebracht. Und das nimmt man in jungen Jahren nicht so 690

tragisch. Wenn man da mit hundert anderen Leuten in einem Zelt auf dem Fußboden 691

oder etwas Stroh lag. Das steckt man da alles besser weg. Da macht man sich auch 692

Page 85: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

85

nicht so die Gedanken darüber. Das kann man ja mit jetzt nicht vergleichen. Da hat 693

man dicht an dicht gelebt. Und wenn ich jetzt hier vom Pflegeheim ausgehe, da ist ja 694

der Kreis nicht so groß, da kennt jeder jeden, ungefähr so. Die Demenzkranken kann 695

man da aber jetzt nicht mit einschließen. 696

Page 86: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

86

Interview 7

I: Können Sie sich noch daran erinnern, wie es für Sie war als Sie ins 697

Pflegeheim gekommen sind? 698

B7: Ja, ganz schrecklich. Ich war ganz ruhig. Ich konnte gar nicht reden. Das war wie 699

ein Loch im Kopf. Meine Kinder haben mir nichts gesagt und haben einfach meine 700

Koffer gepackt und gesagt: Wir müssen dich wegschaffen. Du kannst nicht mehr 701

alleine bleiben. Aber ich wollte nicht. Ich habe mich geweigert. Ich wusste ja nicht 702

einmal, dass es hier so ein Pflegeheim gibt. Und irgendwann habe ich dann gesagt, 703

dass ich hier her gehen werde, aber das war ganz schlimm. Ich konnte gar nicht klar 704

denken. Und dann habe ich mich eben so allmählich damit befasst, mit hier helfen 705

und so weiter. Das war ja die ersten Jahre hier noch so. Da wurden Kartoffeln 706

geschält, da wurde alleine gekocht. Das war damals alles anders. Da war nicht so 707

eine Missgunst da. Leute die hier sind, da ist der eine des anderen Teufel. Und Ruhe 708

muss sein (…) Aufregung darf nicht vorkommen (…) dann ist Unruhe im ganzen 709

Haus und das sollte nicht sein. Quatscherei darf nicht sein, weil jeder mit sich zu tun 710

hat. Der eine auf die Art und der andere wegen einer Krankheit und der andere 711

wegen dem und dem. Naja mit allen wird man nie klar kommen. Wir haben eine in 712

der Küche, die meinte ich hätte ihre Marmelade geklaut. Solche kleine Gläschen mit 713

Marmelade, hat eine Frau für die gekocht. Die hat niemanden und die ist ganz 714

schrecklich und gemein. Und die meinte eben, ich hätte ihre Marmelade weg 715

genommen. Ich habe dann zu ihr gesagt, dass das doch gar nicht wahr ist. Die hatte 716

mir das damals einfach gegeben und ich meinte noch, dass ich das nicht essen darf, 717

weil ich Zucker habe. Und da hat sie mir das Gläschen vorbei gebracht und dann 718

paar Tage später meinte sie, ich hätte es geklaut. Die Frau muss eh unbeliebt sein, 719

auch schon in anderen Heimen muss die niemand gemocht haben. Die Frau hat 720

Benehmlichkeiten, ich sag es Ihnen. Die schnaubt am Tisch in ihr Taschentuch und 721

guckt es sich dann vor allen an. Ist das nicht widerlich? Und dann leckt sie die Finger 722

ab. Und das ist das, was ich so ekelhaft finde. Wir haben uns dann wegen dem 723

Gläschen ganz schön gestritten. Ich habe dann gesagt: Sie alte, freche Person. Sie 724

lügen wie gedruckt. Sie gehören gar nicht hier her! Meine Kinder meinten dann 725

auch: Mutti, Finger weg davon, rede nicht mehr mit ihr und gut ist. Ich habe da echt 726

nächtelang mit mir selber gekämpft. Aber was soll man machen. Da muss man eben 727

durch. Viele verdrehen eben die Tatsachen. Mir tut es dann nur auch so leid um die 728

Page 87: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

87

Schwestern. Die wollen ja auch ihre Ruhe haben. Die müssen ja auch arbeiten und 729

sich konzentrieren. Und auch die in der Verwaltung unten. Wenn das dann auf 730

Station so laut ist, dann stört das ja auch. Ach, und dann denkt man sich eben auch 731

immer so, dass es doch so schön wäre, wenn man noch Daheim wohnen könnte. In 732

seinen eigenen vier Wänden. Da habe ich dann angefangen immer zu Gott zu reden, 733

dass er mir die Kraft geben soll, das alles durchzustehen. 734

I: Und wie empfinden Sie die Berührungen durch das Pflegepersonal? 735

B7: Ich wasche mich noch alleine. Komplett. Ich werde maximal mit so einer Creme 736

nach dem Baden eingerieben. Nur im Krankenhaus, da hatte ich mal was mit dem 737

Magen und dem Darm, und da musste mir geholfen werden. Aber die haben das ja 738

nur so flüchtig gemacht. Und das war ja alles noch, ich sage mal, oberflächlich. Da 739

habe ich eben Spritzen bekommen und musste bisschen gewaschen werden. Aber 740

da habe ich auch noch viel alleine gemacht. Ich mache auch mein Bett noch alleine 741

zurecht und alles. Solange es noch geht, muss man das auch machen. Man muss 742

sich ja bewegen. Sonst wird man ja steif. Ich merke das an meinen Füßen. Die 743

werden langsam steif, deshalb habe ich ja auch den Rollator. Ich sage mir dann 744

immer: Mädel, reiß dich zusammen, du kannst das. Und es kann so schnell gehen im 745

Alter, dass man von einem Tag auf den anderen an das Bett gebunden ist. Und 746

solange ich noch alles machen kann, mache ich das auch. 747

I: Und wie sieht es aus mit Physio- oder Ergotherapie. Kommt da jemand zu 748

Ihnen? 749

B7: Ja, ja die Physiotherapie, die kommt immer am Freitag. 750

I: Und wie empfinden Sie da die Berührungen? 751

B7: Klar gibt es da Stellen die fühlen sich gut an und dann könnte man aber auch bei 752

gewissen Stellen vor Schmerzen an die Decke springen. An der Fußsohle, das 753

krabbelt immer so schön. Ach, die macht das echt gut, sehr gewissenhaft. Die setzt 754

sich dann immer vor mich und dann geht es los (lacht). Die sieht mich ja auch nicht 755

nackig oder so. Die kümmert sich eben um meine Füße und die Beine, weil das alles 756

bisschen steif wird. 757

Page 88: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

88

I: Und wenn Sie jetzt in die Situation kommen würden, dass Sie sich nicht mehr 758

selber waschen können, würden Sie sich da lieber von Frauen oder von 759

Männern versorgen lassen? 760

B7: Naja (…) nicht von Männern. Hier ist ja der Maik, das ist ok. Aber so alte Leute, 761

die beängstigt das doch eher, wenn da so ein großer Mann rein kommt. Ich würde 762

mir immer eine Frau wünschen. Ich weiß aber auch nicht so wirklich warum. Das ist 763

einfach so in meinen Kopf drin, dass in diesem Beruf fast nur Frauen arbeiten und 764

wenn Männer den Beruf ausüben, dann machen sie eben andere Sachen, kümmern 765

sich um das Frühstück oder transportieren etwas. Aber waschen (…) naja (…) das 766

will nicht in meine Kopf rein. Eine Frau sollte immer von einer Frau gewaschen 767

werden, da fühlt sich glaube jeder wohler damit. Und ich denke auch, dass Männer 768

lieber von Frauen gewaschen werden wollen. 769

I: Und würden Sie sich wünschen, dass wenn Sie traurig sind oder sich einsam 770

fühlen, dass das Pflegepersonal Sie in Arm nehmen würde oder das Gespräch 771

mit Ihnen sucht? 772

B7: Die fragen manchmal wie es so geht und ob alles in Ordnung ist. Aber mehr 773

dann auch nicht. Ich nehme mir dann lieber meine Bibel und lese darin, und dann 774

erfahre ich ja auch, warum bestimmte Sachen passieren und das Gott das für uns 775

vorherbestimmt. 776

I: Und welche Rolle haben Berührungen für Sie gespielt, bevor Sie ins 777

Pflegeheim gekommen sind? Hatten Sie einen Beruf, indem Sie viel mit 778

Menschen zu tun hatten oder mussten Sie jemand aus dem Familien- oder 779

Bekanntenkreis selber mal pflegen? 780

B7: Ich habe auf dem Amt gearbeitet, da hatte ich ja viel mit Menschen zu tun, aber 781

eben jetzt nicht auf so einer pflegerischen Ebene. Aber man hat eben viele Leute 782

kennen gelernt und die verschiedensten Charaktere. Pflegen musste ich meine 783

Tante und meinen Onkel. Ich habe mit bei denen auf dem Hof gewohnt und da es ja 784

keine Kindergärten gab, haben die immer auf meine Kinder aufgepasst und ich bin 785

arbeiten gegangen. Und dann wurden beide krank, und ich war denen so dankbar für 786

alles, dass ich denen was zurück geben wollte und mich um die beiden gekümmert 787

habe. Ich habe die gebadet und gefüttert. Aber das war auch sehr anstrengend. Vier 788

kleine Kinder und dann noch zwei Erwachsene pflegen, das war viel Hektik. Und 789

Page 89: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

89

dann hatten die ja auch noch so viele Tiere. Kühe, Schafe, Ziegen, die mussten ja 790

auch versorgt werden. Und damals hatte ja auch niemand ein Auto, da musste man 791

ja alles zu Fuß gehen und dann mussten meine Kinder mit auf dem Feld helfen und 792

im Wald Holz holen gehen. Das kann man sich heutzutage gar nicht mehr vorstellen. 793

Aber so war das eben damals. Und das ging auch alles. 794

Page 90: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

90

Interview 8

I: Können Sie sich noch daran erinnern, wie es für Sie war als Sie ins 795

Pflegeheim gekommen sind? 796

B8: Ja, ja das erste Mal bin ich vom Krankenhaus direkt hier her gekommen. Ich 797

durfte nicht mehr nach Hause. Die Kinder mussten sich hier umgucken wegen einem 798

Zimmer. Haben die alles so bisschen abgesucht, die ganze Gegend hier. Aber in 799

Bautzen sind auch schöne Heime, aber wenn sie rauskommen aus der Haustür und 800

da ist gleich die Straße wo die Autos fahren, das ist ja nicht so toll. Und das Heim 801

hier ist das Schönste von der ganzen Umgebung hier, weil hier so schön zum Laufen 802

ist. Da bin ich also vom Krankenhaus hier her. Meine Kinder hatten das ja alles so 803

weit fertig gemacht, ausgesucht. War das schönste Zimmer mit hier. Mit den zwei 804

großen Fenstern hier. Und da haben die sich gedacht, dass mir das schon gefallen 805

wird. Passt ja auch gut hier alles. Seit dem bin ich hier. Ich durfte ja nicht Heim. 806

Wenn die nichts gefunden hätten, dann hätten die Ärzte solange gesucht. Und die im 807

Krankenhaus haben auch ein altes Heim daneben, aber da meinten die Ärzte auch, 808

dass die Zimmer dort nicht schön sind und wenn man aus dem Fenster schaut, 809

würde man eben immer das Krankenhaus sehen. Aber hier (…) wirklich, mir gefällt 810

es hier super. Am Anfang war ich bisschen aufgeregt, aber jetzt (…) man ist nicht 811

mehr so fit und man ist eben alt. Die wundern sich ja alle hier schon. Auf der Station 812

haben alle schon Demenz, nur ich nicht. Ich mache ja immer bisschen Handarbeit. 813

Ich muss mich bisschen beschäftigen. Ich schreibe auch noch Tagebücher und ich 814

gucke ja immer ‚Volle Kanne‘ und da war mal ein Arzt, der meinte, man soll jeden 815

Tag mit der Hand, mit der man sonst nicht schreibt 20 Mal seinen Namen täglich 816

schreiben und das mache ich auch (holt ihre Bücher aus dem Regal). 817

I: Wie ist es für Sie, wenn Sie von dem Pflegepersonal berührt werden? 818

B8: Ich werde nicht weiter gewaschen. Ich mache noch viel selber. Ich gehe schon 819

immer raus, mache mir alles schon zurecht und lege alles für mich bereit. Aber 820

meine Nachbarin, die ist dement und da kann ich nichts im Bad liegen lassen, weil 821

die alles wegnimmt. Zehn nach um sechs gehe ich immer ins Bad und mache alles 822

so weit (…) Gesicht, Arme und so. Rücken und Beine kann ich nicht. Dann ist ja 823

auch alles verbunden an den Beinen. Ich habe ganz dünne Haut und da platzt das 824

immer auf. Naja, und dann kommen die Schwester oder der Pfleger, je nach dem 825

Page 91: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

91

wer gerade Dienst hat, und waschen mir den Rücken und die Beine. Und dann alles 826

einreiben. Auch den Rücken einreiben, weil das kann ich ja auch nicht. Aber soweit 827

wie ich komme, mache ich das alles. Da sind die ja auch froh, da haben die bisschen 828

mehr Zeit früh für die anderen Bewohner, die die Hilfe benötigen. Die Strümpfe 829

müssen mir angezogen werden, weil ich kann mich ja nicht weiter bücken, das geht 830

einfach nicht. Und dann Socken oder Strumpfhosen anziehen. 831

I: Und wie ist das für Sie, wenn Sie von dem Pflegepersonal gewaschen 832

werden? 833

B8: Dadurch, dass ich ja schon oft im Krankenhaus war, kannte ich das ja schon 834

alles. Und da haben die ja alles gemacht, weil ich damals gar nichts mehr konnte. 835

Aber es ist schon gut, wenn man noch bisschen selbstständig ist und vieles selber 836

machen kann. Aber mit dem Alter wird das eben auch immer schwieriger und wenn 837

man im Heim lebt, und man selber nichts mehr machen kann, dann muss man sich 838

damit arrangieren, dass fremde Leute diesen Part übernehmen. Aber die Schwestern 839

und Pfleger sorgen ja schon dafür, dass man sich da trotzdem dabei wohl fühlt. Am 840

Anfang ist es ja klar, dass man da bisschen angespannt ist, weil man es ja nicht 841

kennt, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. 842

I: Und macht es für Sie einen Unterschied, ob Sie von einer Frau oder einem 843

Mann gewaschen werden? 844

B8: Also gründlich sind alle, aber bei einer Frau ist man lockerer. Bei einem Mann, 845

da traut man sich ja auch nicht bezwihungsweise verstehen die einen vielleicht nicht, 846

weil sie es nicht so wirklich nachvollziehen können. Ich kann mich nicht beschweren, 847

aber eine Frau wäre mir an sich immer lieber. Die sind alle ganz nett und arbeiten 848

gründlich. Da kann man nicht meckern. Solange ich fertig werde und die gründlich 849

sind, dann bin ich froh. Im Alter ist man froh wenn einem geholfen wird. Meckern 850

kann ich da nicht. Andere Bewohner meckern immer rum, aber ich bin froh wenn mir 851

geholfen wird. Alleine kann ich das ja nicht. Aber an sich, das muss ja alles schnell 852

gemacht werden. Das geht so flott immer, da hat man gar keine Zeit sich so wirklich 853

Gedanken drüber zu machen, ob da nun ein Mann oder eine Frau vor einem steht 854

oder ob da gerade der Intimbereich gewaschen wird. Das geht alles so schnell. Ich 855

bin zwar auch zufrieden wenn ich dann fertig bin, aber es gehört eben nun einmal 856

dazu. 857

Page 92: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

92

I: Würden Sie auch gerne das Pflegepersonal öfter berühren wollen? 858

B8: Ja, ich muss zugeben, man hat schon so seine Schwestern auf die man sich 859

immer freut. Eine Schwester, die mag ich besonders, die ist so richtig herzlich und 860

die hat Freude an ihrem Beruf. Das ist nicht selbstverständlich. Bei einigen merkt 861

man immer wieder, dass sie gar keine Lust dazu haben und die kommen schon ins 862

Zimmer rein und ziehen dann so eine Schnute. Das mag ich nicht. Ich raube ja auch 863

niemanden die Zeit. Aber so ab und zu ein liebes Wort das macht schon was aus. 864

Das tut gut. 865

I: Und wenn Sie etwas an den Berührungen oder an dem Umgang mit Ihnen 866

stört, sagen Sie das dann auch dem Pflegepersonal? 867

B8: Ja, ja das sage ich. Also das habe ich auch gleich von Anfang an so gemacht. 868

Das mache ich. Ich lasse mir ja auch nicht alles gefallen. Auch wenn ich alt bin, weiß 869

ich noch was gut und böse ist. Aber an sich, musste ich hier noch nicht meckern. Die 870

sind doch alle nett hier. Und geben sich große Mühe und versuchen es einem Recht 871

zu machen. 872

I: Wollen Sie auch berührt werden, wenn Sie traurig oder einsam sind? 873

B8: Das war am Anfang eben doch noch alles bisschen besser. So die ersten vier 874

bis fünf Jahre war das anders. Da war ja immer das gleiche Personal, und jetzt 875

wechseln die ja so oft. Deshalb kommt man mit einigen gar nicht so richtig in 876

Kontakt. Da überlege ich dann immer: Mensch, wie hieß die denn schon wieder (…) 877

und solche Sachen. Das können sich doch alte Menschen kaum merken. Das sind 878

einfach zu viele. Man ist ja nicht dumm, aber das wechselt so oft, und dann hängt 879

man ja nicht die ganze Zeit aufeinander. Die kommen früh ein, dann ist Frühstück, 880

dann ist bei der Therapie wieder eine andere und dann nachmittags ist auch wieder 881

eine andere Schwester. Und nach dem Mittag ist ja dann Mittagsruhe und da kommt 882

ja dann wieder die nächste Schicht. Und da sieht man die ja nicht immer. Früher war 883

das eben so ein Stammpersonal. Da wusste man einfach, wer wann arbeiten muss 884

oder frei hat. Das geht heute gar nicht mehr. 885

I: Welche Rolle haben Berührungen in Ihrem Leben vor dem Heimaufenthalt 886

gespielt? Hatten Sie zum Beispiel einen Beruf, indem Sie viel mit anderen 887

Menschen gearbeitet haben? 888

Page 93: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

93

B8: Also bevor ich hier her kam, hatte ich Zuhause einen Pflegedienst. Wir haben 889

uns immer verstanden. Das war auch schön. Die haben mir dann bisschen geholfen, 890

und dann haben wir bisschen geredet immer. Das war schon schön. Und gearbeitet 891

habe ich bei uns im Dorf in einem kleinen Geschäft. Es war ja gerade Kriegszeit und 892

da waren ja fast keine Männer mehr da. Und da habe ich dann meinen Führerschein 893

gemacht und die Geschäfte wurden ja damals anders beliefert als heutzutage. Da 894

war ja nichts einzeln abgepackt wie heutzutage. Da gab es ja nur Zentnersachen und 895

die Pferde haben es von der Stadt gebracht. Und da musste ja immer alles 896

abgewogen werden und dann habe ich die Sachen auch mit verkauft. Und da hatte 897

man ja immer was mit Leuten zu tun. 898

I: Und direkt Bekannte oder Verwandte pflegen und versorgen… 899

B8: Meine Mutter und meinen Mann habe ich versorgt. Das war traurig, da musste 900

ich ja mit arbeiten aufhören. Habe dann bisschen Heimarbeit gemacht, weil wir 901

brauchten ja das Geld. Aber gut das die Zeiten vorbei sind. Wenn man jahrelang 902

seine eigene Mutter pflegen muss, weil die nicht mehr kann und dann kommt auch 903

noch der Mann hinzu, der immer schwächer wird, das macht einen auf Dauer 904

körperlich und seelisch kaputt. Ich weiß, dass sie das gleiche für mich gemacht 905

hätten und für mich war das auch klar, dass ich mich um die beiden kümmern werde, 906

aber auf Dauer ist es viel für eine Person. Da ist schon gut, dass die Zeiten vorbei 907

sind. Aber ich habe es auch gerne gemacht. Es war anstrengend und man kommt oft 908

an seine Grenzen, weil man ja auch nicht undbedingt die Kraft hat jemanden zu 909

heben oder so. Und dann hat man es ja so gemacht, wie man es für richtig hielt. Da 910

hat einem ja niemand erklärt, wie man jemanden aus dem Bett holt oder solche 911

Sachen. Das war schon schwierig (…) ja, ja. Aber ich weiß, dass mein Mann das für 912

mich auch gemacht hätte und meine Mutter erst recht. Am Anfang war es komisch 913

seine eigene Mutter zu waschen, weil ich war ja das Kind und sie meine Mutter. Und 914

dann haben wir eben wie die Rollen getauscht und sie war dann das Kind. Das war 915

anfangs schon komisch. Aber man muss ja funktionieren. Da darf man sich dann 916

keine Gedanken darüber machen. Man will ja nur das Beste für seine Familie und da 917

gehört sowas nun mal dazu (…) Ich würde es auch wieder machen. Auf jeden Fall.918

Page 94: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

94

Interview 10

I: Können Sie sich noch daran erinnern, wie es für Sie war als Sie ins 919

Pflegeheim gekommen sind? 920

B10: Ich bin damals gestürzt in der Küche und mein ganzer Rücken tat weh und 921

meine Beine. Ich konnte gar nicht mehr laufen. Und dann hat mich die Frau XY hier 922

her gebracht. Das war ganz furchtbar, aber nützt ja nichts. Ich will ja schließlich so 923

schnell wie möglich wieder auf die Beine kommen, damit ich wieder nach Hause 924

kann. Und da muss ich mich ja bemühen, wenn ich das schaffen will. Zuhause hatte 925

ich ja einen Pflegedienst, die haben mich immer früh aus dem Bett geholt und 926

abends ins Bett. Und dann war noch ein Mann, der hat mir immer Mittagessen 927

gebracht. Und dann kam ab und zu eine Freundin vorbei, die hat mich betreut. Nur 928

weil ich gestürzt bin, bin ich jetzt hier. Ich will aber wieder nach Hause. Da kommen 929

eben die Schwestern früh und abends und das reicht ja für mich. Aber die anderen 930

meinen immer, dass wenn ich Zuhause stürze, dann bekommt das ja so schnell 931

vielleicht keiner mit und dann liege ich den ganzen Tag da und niemand kann mir 932

helfen. Aber ich will wieder nach Hause. 933

I: Und wie ist das für Sie vom Pflegepersonal berührt zu werden? 934

B10: Naja, manchmal ist es bisschen flüchtig und dann mal wieder ganz schön. Ich 935

mache alles was ich kann selber, und bis jetzt bin ich ganz zufrieden gewesen mit 936

den Pflegern. Die geben sich alle große Mühe, aber es ist eben doch was anderes 937

wenn man von jemand Fremdes gewaschen wird. Aber ich denke mir dann immer: 938

Du bist eh schon alt, die schauen dir schon nichts weg (lacht). Ich habe an sich auch 939

kein Problem damit, aber merkwürdig ist es allemal. Aber dadurch, dass die ja auch 940

viel mit einem reden, dann lenkt das ja ein bisschen ab. Die fragen dann eben, wie 941

man geschlafen hat, und wie es einem geht und so. 942

I: Und möchten Sie lieber von einer Frau oder einem Mann gewaschen werden? 943

B10: Das ist unterschiedlich. Manchmal kommen nur Frauen und dann mal nur 944

Männer, je nachdem wer eben Dienst hat. Aber an sich (…) die Männer waschen ja 945

hier viele Frauen, und da habe ich mich eben damit abgefunden. Die haben ja schon 946

wenig Personal hier und wenn ich dann noch sagen würde, dass ich nur eine Frau 947

haben will, aber an dem Tag nur Männer Dienst haben, dann geht das ja nicht 948

Page 95: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

95

anders. Und ich bin ja auch froh, wenn man mir hilft. Aber ich hoffe, dass ich bald 949

wieder alles alleine machen kann. 950

I: Stört es Sie, wenn das Pflegepersonal häufig wechselt? 951

B10: Schöner wäre es, wenn immer die Gleichen kommen würden, aber das ist ja 952

heutzutage nicht mehr möglich. Ich sehe es ja ein, wenn jemand krank ist oder 953

Urlaub hat, dass die da nicht immer da sein können, die ich gerne hätte. Damit habe 954

ich mich abgefunden. Aber die geben sich ja schon Mühe, dass nicht jeden Tag hier 955

jemand Neues ist. Aber es wechselt schon sehr häufig. 956

I: Würden Sie auch gerne vom Pflegepersonal berührt werden, wenn Sie 957

trauern oder einsam sind? 958

B10: Naja, da streicheln die mich mal oder so. Oder fragen was los ist. Aber das ist 959

selten. Klar manchmal da sehen die wenn mir die Tränen kommen oder so, und da 960

kommen die mal auf mich zu. Aber sonst (…) Die haben ja viel zu tun, und an sich, 961

sehen die mich ja nur wenn es Essen gibt oder wenn die mich früh waschen. Sonst 962

sind die ja dann mit anderen Sachen beschäftigt. Aber ich mache eben auch vieles 963

mit mir selber dann aus. Und ich will ja auch niemanden zu Lasten fallen. 964

I: Welche Rolle haben Berührungen in Ihrem Leben, vor dem Heimaufenthalt 965

gespielt? Hatten Sie einen pflegerischen Beruf oder haben Sie Bekannte oder 966

Verwandte früher gepflegt? 967

B10: Ich war Telefonistin (fängt an zu weinen). Ich habe doch niemanden mehr. 968

Meine Mutti und mein Mann sind bei Zeiten gestorben. Mein Mann ist zum Bäcker 969

früh gegangen und ist auf der Straße umgefallen und war sofort tot. Die Frau XY, ist 970

an sich eine ganz fremde Frau für mich, aber die sorgt sich um mich. Ich habe ja 971

auch keine Kinder. Mein Mann war ja im Krieg, und da war das nicht möglich. Ach, 972

wenn mein Mann wenigstens noch wäre, dann hätte ich jemanden der ab und zu mit 973

mir laufen würde, und da könnte ich vielleicht auch wieder schneller Heim. Jetzt habe 974

ich ja niemanden der mit mir läuft. Die Schwestern und Pfleger geben sich ja schon 975

Mühe, aber Daheim ist nun mal Daheim. Aber wenn ich Glück habe, dann kann ich 976

bald wieder nach Hause. 977

Page 96: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

96

Interview 11 978

I: Können Sie sich noch daran erinnern, wie es für Sie war als Sie ins 979

Pflegeheim gekommen sind? 980

B11: Nicht so wirklich. Die haben mich hier her gebracht und es war alles relativ 981

fremd. Und da hat mich eine Schwester aufgeklärt, dass ich jetzt im Pflegeheim bin. 982

Am Anfang war ich aufgeregt. Aber trotzdem zufrieden, das es dann doch so endet. 983

Ich habe in einem Wohnheim vom Betrieb ein Zimmer gehabt. Das war furchtbar. Ich 984

war alleine (…) immer alleine. Ich hatte ein Telefon und habe immer meine Herrn 985

Söhne angerufen, naja und die haben keine Zeit. Der eine wohnt zwar hier oben 986

(zeigt die Straße entlang), aber (…) ich bin zu viel alleine. 987

I: Werden Sie früh vom Pflegepersonal gewaschen? 988

B11: Ja! Als ich das erste Mal gewaschen wurde, ebenso Po waschen, das war 989

schon (…) Man kennt das ja nun so nicht. Aber ich habe mich da jetzt daran 990

gewöhnt. Ich bin ein Mensch, der sich schnell an Sachen gewöhnt. Und auf Grund 991

meiner Krankheit fällt es mir schwer, mich alleine zu waschen und es muss ja nun 992

einmal gemacht werden. 993

I: Werden Sie lieber von einer Frau oder einem Mann gewaschen? 994

B11: Unterschiedlich. Wer eben gerade Dienst hat hier. Und die kommen dann und 995

waschen oder duschen mich. Das kommt dann darauf an. Aber das Geschlecht ist 996

mir egal. Da gewöhnt man sich an alles. Solange es alle gewissenhaft und richtig 997

machen, bin ich zufrieden. 998

I: Und wie sieht es aus mit dem Alter: Stört es Sie, wenn frisch ausgelernte 999

Schwestern/ Pfleger zu Ihnen kommen? Also spielt das Alter des 1000

Pflegepersonals für Sie eine Rolle? 1001

B11: Wenn ein junges Mädel mich wäscht, das ist schon bisschen komisch. Aber 1002

man gewöhnt sich eben an alles. Vor allem eben auch, weil ja wenig Personal da ist. 1003

Da kann ich ja dann auch nicht sagen, dass ich jemand anderes haben will, aber es 1004

ist niemand anderes mehr da, auf der Station. Und auch die jungen Schwestern und 1005

Pfleger fangen ja mal klein an und müssen Erfahrungen sammeln, und da will ich 1006

Page 97: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

97

dem ja auch nicht im Weg stehen. Solange die es auch richtig machen und ich mich 1007

wohl fühle, ist doch alles gut. 1008

I: Und stört es Sie, wenn das Pflegepersonal ständig wechselt? 1009

B11: Ich habe mich an die Leute gewöhnt. Ich muss dann natürlich früh zweimal 1010

gucken, wenn ich munter werde, geweckt werde, ist es nun die oder der (…) Aber es 1011

stört mich nicht. Immer die gleichen Leute sind ja nicht möglich. Die wollen ja auch 1012

mal frei haben. Und so lernt man ja auch immer wieder neue Menschen kennen und 1013

es ist bisschen Abwechslung darin, weil man die dann wieder kennenlernen darf. 1014

Hier im Pflegeheim hat man doch nicht mehr viel, an dem man sich erfreuen kann. 1015

Und da machen solche kleinen Dinge, wie Personalwechsel, schon was aus, dass 1016

ein Tag wieder bisschen aufregend wird (lacht). 1017

I: Wenn Sie etwas an den Berührungen beziehungsweise an dem Umgang mit 1018

Ihnen stört, sagen Sie das dann auch dem Pflegepersonal? 1019

B11: Ja, das würde ich schon sagen. Aber die Situation hatte ich noch nicht. Ich bin 1020

zufrieden mit allem. Für mich war es eben nur ungewohnt, wo ich das erste Mal 1021

munter wurde. Da wollte ich raus. Da ist eine Frau, die strickt immer, mit der 1022

unterhalte ich mich manchmal. Aber die ist mittlerweile (…) naja. Es ist eben eine 1023

alte Frau. Sie ist alt, paarundsiebzig glaube. Die sitzt da sogar gerade am Fenster 1024

und beobachtet uns. Und die erzählt immer viel, von ihren Kindern. Da kam mal raus, 1025

die wohnt auf dem Töpferberg und die kenne ich gut die Ecke. Eben dieses nur 1026

alleine sein, das ist furchtbar. Aber da können ja die Schwestern hier nichts dafür. 1027

I: Und wenn die Schwestern oder Pfleger früh zu Ihnen rein kommen, wollen 1028

Sie da Ihre Ruhe haben oder finden Sie es gut wenn man mit Ihnen redet? 1029

B11: Nein, nein wir unterhalten uns da schon. Und wenn die Conny kommt, da 1030

haben wir immer Spaß und die fragt mich immer Sachen. Das ist schon schön. Weil 1031

es ja auch ablenkt in so einer Situation, wo man von jemand Fremdes gewaschen 1032

wird. 1033

I: Und würden Sie auch gern einmal das Pflegepersonal öfter berühren wollen? 1034

Page 98: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

98

B11: Da ist die (…) na wie heißt die denn (…) Conny, Cornelia. Die nimmt mich auch 1035

immer so und das ist schon schön. Wenn die kommt, dann weiß ich, dass das alles 1036

klappt. 1037

I: Als Sie noch Zuhause gewohnt haben, kam da auch ein ambulanter 1038

Pflegedienst zu Ihnen? 1039

B11: Ja, als ich in dem Wohnheim gewohnt habe, da kam ein Pflegedienst. Aber der 1040

hat mich nicht gewaschen. Die haben bisschen aufgeräumt und die Tabletten 1041

gebracht. Aber das war es dann auch schon. 1042

I: Würden Sie sich auch wünschen, dass wenn Sie traurig sind oder sich 1043

einsam fühlen, dass das Pflegepersonal da mehr auf Sie drauf zukommen 1044

sollte? 1045

B11: Nach dem Baden oder Waschen gehe ich in mein Zimmer und dann lege ich 1046

mich ins Bett, manchmal schlafe ich ein. Da gucke ich immer auf die andere Seite 1047

der Straße und beobachte die Leute. Ah, da kommt der wieder oder der. Ich kenne 1048

die Leute schon. Und wenn ein Sohn von mir mal hier her kommt, dann gucke ich um 1049

die Ecke und wenn ich die sehe, dann freue ich mich ja auch. Aber wenn man eben 1050

oft alleine ist, das ist schon furchtbar und das macht mich auch traurig, aber das 1051

mache ich eher mit mir selber dann aus. Mich macht es so traurig, dass er nur so 1052

selten vorbei kommt, obwohl er gleich um die Ecke wohnt. Vielleicht habe ich auch 1053

als Vater versagt, ich weiß es nicht. 1054

I: Welche Rolle haben Berührungen für Sie gespielt, bevor Sie ins Pflegeheim 1055

gekommen sind? Hatten Sie vielleicht einen Beruf in dem Sie viel mit 1056

Menschen zu tun hatten? 1057

B11: Ich war lange Zeit Sicherheitsinspektor. Da habe ich nur mit Menschen zu tun 1058

gehabt. Der eine dort hat mich immer als Stasi- Freund betitelt, aber da bin ich 1059

stinkig geworden. Mit der Stasi wollte ich nichts zu tun haben. Die anderen haben 1060

den dann auch davon abgebracht, sowas zu mir zu sagen. Weil damit wollte und will 1061

ich nichts zu tun haben. […] Und auch privat war ich kein kalter Mensch. Das ist 1062

heute noch so, wenn mein Sohn, der hier oben wohnt, vorbei kommt, da staune ich 1063

immer wenn ich dort hinkomme. Die holen mich hier im Heim ab und dann fahren wir 1064

zu denen. Die Schwiegertochter, die Enkelsöhne, zwei, und der Sohn, die umarmen 1065

Page 99: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

99

mich immer alle. Das ist schon schön. Ich weiß noch, als ich das erste Mal zur 1066

Schwiegertochter kam, da hat sie mich umarmt (…) das war irgendwie (…) Ich war 1067

das nicht gewöhnt. Weil es ja das erste Mal war, dass wir uns gesehen haben. Aber 1068

es war schön. Ich bin froh, dass wir uns so gut verstehen. Aber pflegen oder so 1069

musste ich niemanden. Ich wüsste auch nicht ob ich das könnte. Jetzt sowieso nicht 1070

mehr, weil ich ja selber krank bin (…) und früher (...) naja, ich weiß nicht, wohl eher 1071

nicht. 1072

I: Haben Sie Berührungen früher anders wahrgenommen als jetzt? 1073

B11: Meine Eltern, vor allem meine Mutter, da war die Zusammengehörigkeit sehr 1074

hoch eingeschätzt. Sehr herzlich und liebevoll. Und ich dachte, dass bin ich auch zu 1075

meinen Jungs, aber wohl nicht, wenn sie nur so selten hier her kommen. So 1076

allgemein ist es echt schön hier. Ich will hier gar nicht mehr weg. Heute ist eine Fahrt 1077

nach Oppach an einen Stausee. Da freue ich mich schon drauf. In der Gaststätte 1078

dort, arbeitet nämlich mein Enkel, mein Großer. Das ist auch so schön, der große 1079

Kerl, der ist 23 oder 24. Und wenn wir dort hinkommen, umarmt er mich. Das ist 1080

schon schön. So weiß ich, ich habe alles richtig gemacht, zumindest was meine 1081

Enkel angeht. 1082

Page 100: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

100

An

ha

ng

5:

Qu

ali

tati

ve

In

halt

sa

na

lys

e n

ac

h M

ayri

ng

I: K

ön

ne

n S

ie s

ich

no

ch

da

ran

eri

nn

ern

, w

ie e

s f

ür

Sie

wa

r, a

ls S

ie i

ns P

fle

ge

he

im g

eko

mm

en

sin

d?

Tab

elle

3:

Ka

tego

rie

1: E

rfa

hru

nge

n d

urc

h V

orw

issen

Inte

rvie

wn

um

me

r P

ara

ph

ras

ieru

ng

G

en

era

lis

ieru

ng

R

ed

uk

tio

n

B1

für

Be

wo

hn

erin w

ar

alle

s N

eu

lan

d z

u

Be

gin

n

wu

sste

nic

ht

wo

rauf

sie

sic

h e

inge

lasse

n

ha

t

ha

tte

scho

n V

ielz

ah

l an

Ku

raufe

nth

alte

n

ge

wis

se

Un

wis

sen

he

it,

wa

s

auf

Be

wo

hn

erin

zu

kom

me

n

wir

d

Erf

ah

run

gen

d

urc

h vo

rhe

rige

Kra

nken

hau

s-,

P

flege

he

im-

od

er

Ku

raufe

nth

alte

bzw

.

du

rch

ein

en

a

mbu

lan

ten

Pflege

die

nst

B

2

ka

nn

sic

h n

icht m

eh

r da

ran

erinn

ern

wa

r zu

vo

r in

de

r D

iakon

ie

vo

rhe

rige

r A

ufe

nth

alt in

de

r

Dia

ko

nie

B4

Aufe

nth

alt in

ein

em

Pfle

ge

he

im in

Od

erw

itz,

mit a

nsch

ließ

en

dem

Kra

nken

hau

sa

ufe

nth

alt

zu

Be

gin

n s

eh

r aufg

ere

gt

ge

we

se

n

be

reits E

rfa

hru

ngen

ge

ma

ch

t, m

it d

em

Aufe

nth

alt

in s

tation

äre

n E

inrich

tun

ge

n

Page 101: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

101

B7

em

pfa

nd

de

n A

ufe

nth

alt z

u B

egin

n s

eh

r

furc

htb

ar

wa

r zu

vo

r im

Kra

nke

nha

us a

uf

Gru

nd

ein

er

Ma

ge

n-D

arm

- E

rkra

nku

ng

wa

r se

hr

ve

rschlo

sse

n u

nd

ha

t n

icht

ge

red

et

Go

tt g

ibt

ihr

die

Kra

ft a

lles d

urc

hzu

ste

he

n

zu

Be

gin

n g

roß

e U

mste

llun

g

ge

we

se

n

ha

tte

be

reits E

rfah

run

ge

n

ge

sa

mm

elt, a

uf

Gru

nd

vo

n

Kra

nken

hau

sa

ufe

nth

alt

find

et K

raft

du

rch G

laub

e

B8

vo

r H

eim

ein

zu

g K

ran

ke

nha

usaufe

nth

alt

be

ge

iste

rt v

on

de

r U

mge

bu

ng

wa

r zu

Be

gin

n d

es H

eim

aufe

nth

alte

s s

eh

r

aufg

ere

gt

Vo

rerf

ah

run

g a

uf

Gru

nd

vo

n

Kra

nken

hau

sa

ufe

nth

alt

Page 102: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

102

I: K

ön

ne

n S

ie s

ich

no

ch

da

ran

eri

nn

ern

, w

ie e

s f

ür

Sie

wa

r, a

ls S

ie i

ns P

fle

ge

he

im g

eko

mm

en

sin

d?

Tab

elle

4:

Ka

tego

rie

2: E

mpfindu

nge

n u

nd

Gefü

hle

be

i P

flege

he

imein

zu

g

Inte

rvie

wn

um

me

r P

ara

ph

ras

ieru

ng

G

en

era

lis

ieru

ng

R

ed

uk

tio

n

B1

wu

sste

nic

ht,

wo

rauf

sie

sic

h e

inlä

sst

ke

ine

kla

ren

Vo

rste

llunge

n

vo

n P

fle

ge

he

im g

eh

ab

t

Aufr

egu

ng b

ei

Pflege

he

ime

inzu

g ist

no

rma

l

ein

ige

Be

wo

hn

er

ha

ben

zu

sa

mm

en

mit ih

ren

An

ge

rige

n P

fle

ge

he

im

be

wu

sst

au

sge

hlt

an

de

re B

ew

oh

ne

r

wu

rde

n ü

be

rrum

pe

lt u

nd

wu

sste

n n

ichts

vo

n d

em

Um

zu

g

B3

wa

r a

nfa

ngs s

eh

r ve

rschlo

sse

n,

da

Um

ste

llun

g z

u g

roß

wa

r

Ve

rschlo

ssen

he

it,

du

rch

en

orm

e U

mste

llun

g

B4

wa

r a

nfa

ngs e

twa

s a

ufg

ere

gt

ha

tte

ab

er

an

sic

h k

ein

e P

rob

lem

e m

it d

em

Ein

zu

g in

ein

Pflege

he

im

anfä

nglic

he

Aufr

egu

ng w

ar

sch

ne

ll vo

rbe

i

B6

ha

t sic

h P

flege

he

im z

usa

mm

en

mit d

en

Kin

de

rn a

usge

su

ch

t

find

et d

ie U

mge

bun

g ist

se

hr

schö

n

faszin

iert

da

vo

n,

da

ss je

de

r e

in

Ein

ze

lzim

me

r ha

t

Au

sw

ah

l d

es P

fle

ge

he

ims in

Ab

sp

rach

e m

it ih

ren

Kin

de

rn

Pflege

he

im s

ollt

e g

ew

isse

Krite

rie

n e

rfü

llen

B7

Anfa

ngsze

it w

ar

sch

recklic

h

ko

nn

te n

icht

rede

n

ha

tte

da

s G

efü

hl e

in L

och

im

Kopf

zu

ha

be

n

Kin

de

r h

atte

n ih

r n

ichts

da

vo

n g

esa

gt

Um

zu

g h

at

eno

rme

Be

lastu

ng d

arg

este

llt

Kin

de

r h

abe

n P

flege

heim

rau

s g

esu

ch

t, o

hn

e

vo

rhe

rige

Ab

sp

rach

e m

it ih

r

Page 103: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

103

ha

t sic

h a

nfa

ngs g

ew

eig

ert

zu

tre

ffen

B8

wa

r a

nfa

ngs e

twa

s a

ufg

ere

gt

ka

m d

ire

kt

vo

n K

ran

ken

hau

s a

us in

s

Pflege

he

im

dire

kte

r U

mzu

g v

on

Kra

nken

hau

s in

s

Pflege

he

im

gro

ße

Aufr

egu

ng

B1

0

chte

wie

de

r na

ch

Ha

use

chte

so

schn

elle

wie

glic

h w

ied

er

na

ch H

au

se

B1

1

ka

nn

sic

h n

icht m

eh

r ge

nau

da

ran

erin

ne

rn, w

an

n u

nd

wie

er

ins P

flege

he

im

ge

ko

mm

en

ist

wa

r a

nfa

ngs s

eh

r aufg

ere

gt

wu

sste

da

s e

s e

inm

al so

end

en w

ird

ist fr

oh

im

Pflegeh

eim

zu

se

in u

nd d

as ihm

ge

ho

lfe

n w

ird

wa

r a

bse

hb

ar,

da

ss

Pflege

he

ime

inzu

g k

om

me

n

wir

d

da

nkb

ar

üb

er

die

Pflege

un

d B

etr

eu

un

g, d

ie e

r im

Pflege

he

im b

ekom

mt

Page 104: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

104

I: M

ac

ht

es

r S

ie e

ine

n U

nte

rsc

hie

d o

b S

ie v

on

ein

er

Fra

u o

de

r e

ine

m M

an

n b

erü

hrt

we

rde

n?

Tab

elle

5:

Ka

tego

rie

3: N

icht

gle

ich

ge

sch

lech

tlic

he

Pflege

Inte

rvie

wn

um

me

r P

ara

ph

ras

ieru

ng

G

en

era

lis

ieru

ng

R

ed

uk

tio

n

B1

be

kom

mt

nu

r d

en

cke

n u

nd

die

Arm

e

ge

wa

sch

en

, d

esh

alb

da

rf a

uch

nn

lich

e P

flege

pe

rson

zu

m W

asche

n

ko

mm

en

Te

ilkö

rpe

rwa

sch

un

g d

es

Ob

erk

örp

ers

ist

du

rch

nn

lich

es P

ers

ona

l

tole

rie

rba

r

we

iblic

he

Pfle

ge

pe

rson

en

we

rde

n v

on

de

r M

eh

rhe

it

be

vo

rzu

gt

erk

en

ne

n d

er

Notw

en

dig

ke

it,

da

auf

Gru

nd

vo

n

Se

lbstp

fle

ge

defizit

Eig

en

ve

rsorg

un

g n

icht

glic

h ist

Pe

rsona

lbe

setz

un

g lässt

es

nic

ht

an

de

rs z

u

B2

chte

nu

r vo

n F

rauen

ge

wa

sch

en

we

rde

n

rde

sic

h b

ei e

inem

Ma

nn

un

wo

hl

füh

len

nn

er

sin

d g

rob

mo

torisch

nn

er

ha

be

n k

ein

Fe

inge

füh

l

Fra

ue

n h

abe

n b

esse

res

Ein

füh

lun

gsve

rmö

ge

n

B3

ha

tte

zu

Be

gin

n P

rob

lem

e d

am

it,

sic

h

vo

n e

inem

Ma

nn

wa

sch

en

zu

la

ssen

ha

t sic

h a

nfa

ngs s

eh

r ge

sch

äm

t

ha

t sic

h a

n S

itua

tio

n g

ew

öh

nt

ha

t sic

h d

am

it a

rra

ngie

rt,

da

ss m

änn

lich

e

Pflegp

ers

one

n z

um

Wasche

n k

om

men

B4

ke

ine

Pro

ble

me

dam

it, w

er

zu

m

Wasche

n k

om

mt

Ge

sch

lech

t de

r

Pflege

pe

rson

en s

pie

lt k

ein

e

Rolle

Page 105: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

105

B5

Intim

pflege

em

pfin

de

t e

r a

ls

un

an

ge

ne

hm

, je

do

ch

erk

en

nt e

r d

ie

Notw

en

dig

ke

it d

arin

so

lan

ge

es r

ichtig d

urc

hge

füh

rt w

ird

, is

t

es e

ga

l o

b M

ann

od

er

Fra

u

Intim

toile

tte

un

an

gen

eh

m,

ab

er

no

twe

nd

ig

Grü

nd

lich

ke

it ist

Haup

tsa

ch

e

B6

be

vo

rzu

gt

lieb

er

we

iblic

he

Pflege

pe

rson

en

nn

lich

e P

flege

pe

rson

en

sin

d ih

r

un

an

ge

ne

hm

chte

nu

r vo

n w

eib

liche

m

Pe

rsona

l ge

pflegt

un

d

be

rüh

rt w

erd

en

B7

ha

t sic

h a

n d

en

nn

lich

en

Pflege

r

Ma

ik g

ew

öh

nt

chte

ab

er

auf

ke

inen

Fa

ll vo

n

an

de

ren

män

nlic

hen

Pflege

rn

ge

wa

sch

en

we

rde

n

find

et e

s b

eän

gstige

nd

nn

er

nne

n a

nde

re T

ätigke

ite

n

au

sfü

hre

n, w

ie F

rüh

stü

ck v

orb

ere

ite

n

chte

nu

r vo

n F

rauen

und

Pflege

r M

aik

ge

wa

sch

en

we

rde

n,

abe

r n

icht

vo

n

an

de

ren

Män

ne

rn

ge

sch

lech

ters

pe

zifis

che

Wahru

ng d

er

Ro

llen

: M

än

ne

r

so

llen

an

de

re T

ätigke

ite

n

au

süb

en

B8

be

i e

ine

r F

rau

ist m

an

lo

cke

rer

ein

nn

lich

er

Pflege

r ve

rste

ht

ein

e

we

iblic

he

Be

wo

hn

erin

vie

lleic

ht

nic

ht

se

elis

ch

es W

oh

lbefin

de

n

be

i w

eib

liche

n

Pflege

pe

rson

en b

esser

Grü

nd

lich

ke

it ist

wic

htig

Page 106: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

106

Pflege

rin

re s

ch

on

be

sse

r, a

be

r is

t

nic

ht

imm

er

glic

h

Hau

pts

ach

e P

flege

wir

d g

rün

dlic

h

vo

llzo

ge

n

B1

0

ha

t sic

h d

am

it a

bgefu

nd

en

vo

n

nn

ern

ge

wa

sch

en

zu

we

rde

n

ist fr

oh

we

nn

ih

r ge

ho

lfe

n w

ird

erk

en

nt N

otw

en

igke

it

de

rze

itig

e P

ers

on

als

truktu

r

lässt

es n

icht a

nde

rs z

u

B1

1

Ge

sch

lech

t de

r P

flegep

ers

on

ist e

ga

l

ha

t sic

h d

ara

n g

ew

öhn

t

Pflege

du

rch e

in ju

nges M

äd

ch

en

ist fü

r

ihn

m

erk

rdig

, a

be

r a

uf

Gru

nd

de

s

Pe

rsona

lman

ge

ls n

icht a

nde

rs m

öglic

h

ha

t sic

h d

am

it a

rra

ngie

rt

vo

n M

än

ne

rn u

nd

Fra

ue

n

ve

rsorg

t zu

we

rde

n

Page 107: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

107

I: W

ie e

mp

fin

den

Sie

Berü

hru

ng

en

du

rch

Pfl

eg

ep

ers

on

en

?

Tab

elle

6:

Ka

tego

rie

4: A

ktu

elle

r H

ilfeb

eda

rf

Inte

rvie

wn

um

me

r P

ara

ph

ras

ieru

ng

G

en

era

lis

ieru

ng

R

ed

uk

tio

n

B1

be

tigt

Hilf

e b

eim

Wasch

en

vo

n

Rücke

n u

nd

Arm

und

be

im A

nzie

he

n

de

r S

trüm

pfe

wir

d e

inm

al in

de

r W

och

e g

ed

usch

t

Te

ilkö

rpe

rwa

sch

un

g d

urc

h

Pflege

pe

rson

en

je n

ach

vo

rha

nde

nen

hig

ke

ite

n B

em

ühu

ng u

m

Se

lbsts

tän

dig

ke

it

B2

be

tigt

vie

l H

ilfe

be

im W

asch

en

auf

Hilf

e v

on

Pflege

pe

rson

an

ge

wie

se

n

B3

be

tigt

Hilf

e b

eim

Wasch

en

un

d A

n-

un

d A

uskle

ide

n

wir

d e

inm

al in

de

r W

och

e g

ed

usch

t

ve

rsuch

t a

uch v

iel se

lbsts

tänd

ig z

u

ma

che

n

teilw

eis

e a

uf

Hilf

e

an

ge

wie

se

n

be

ht sic

h n

ach

Se

lbsts

tän

dig

ke

it

B4

be

tigt

Hilf

e b

eim

Wasch

en

vo

n

Be

reic

hen

, an

die

er

se

lbsts

tän

dig

nic

ht

he

ran

ko

mm

t

Te

ilkö

rpe

rwa

sch

un

g d

urc

h

Pflege

pe

rson

en

B5

be

kom

mt

Str

üm

pfe

an

- u

nd

au

sge

zo

ge

n

we

iß,

da

ss m

an

im

Alte

r a

uf

Hilf

e

Hilf

e b

eim

An

- u

nd

Au

szie

he

n d

er

me

diz

inis

ch

en

Page 108: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

108

an

ge

wie

se

n ist

An

tith

rom

bo

se

str

üm

pfe

B6

ve

rsuch

t so

vie

l w

ie m

öglic

h s

elb

er

zu

ma

che

n, a

uch

we

nn

es m

eh

r Z

eit in

An

sp

ruch

nim

mt

Will

e n

ach

Se

lbsts

tän

dig

ke

it, a

uch

we

nn

die

s m

eh

r Z

eit

be

an

sp

rucht

B7

ve

rsorg

t sic

h k

om

ple

tt s

elb

sts

tän

dig

wir

d n

ach

dem

Ba

den

mit

ein

er

Cre

me e

inge

rie

be

n

Se

lbsts

tän

dig

e V

ers

org

un

g

Wird v

on

Pflege

pe

rsone

n

na

ch

dem

Ba

den

ein

ge

cre

mt

B8

be

tigt

Hilf

e b

eim

Wasch

en

vo

n

Rücke

n u

nd

Be

ine

u

nd

be

im A

nzie

he

n

de

r S

trüm

pfe

teilw

eis

e Ü

be

rna

hm

e d

er

rpe

rpfle

ge

du

rch

Pflege

pe

rson

en

B1

0

ma

cht

so

vie

l w

ie m

öglic

h

se

lbsts

tän

dig

Will

e n

ach

Se

lbsts

tän

dig

ke

it

Page 109: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

109

I: W

ie w

ich

tig

is

t d

ie K

om

mu

nik

ati

on

r S

ie w

äh

ren

d d

en

Berü

hru

ng

en

?

Tab

elle

7:

Ka

tego

rie

5: K

om

mu

nik

atio

n in d

er

Pflege

Inte

rvie

wn

um

me

r P

ara

ph

ras

ieru

ng

G

en

era

lis

ieru

ng

R

ed

uk

tio

n

B1

Ko

mm

un

ikation

ist

wic

htig w

äh

ren

d d

er

ge

sa

mte

n V

ers

org

un

g u

nd

Be

treu

un

g

Ko

mm

un

ikation

un

d P

fle

ge

bild

en

Ein

he

it

Ko

mm

un

ikation

le

nkt

vo

n

de

m F

akto

r a

b, d

ass m

an

se

ine

Au

ton

om

ie te

ilweis

e

ab

gib

t

Ko

mm

un

ikation

schaff

t

Ve

rtra

uen

un

d E

mp

ath

ie

Ko

mm

un

ikation

ve

rschö

ne

rt

de

n T

ag

B3

ma

g k

ein

e S

tille

un

an

ge

ne

hm

e S

itua

tion

en

we

rde

n

ert

räglic

he

r

Ko

mm

un

ikation

ist

wic

htig

um

un

an

ge

neh

me

Situ

ation

en

ert

räglic

h z

u

ma

che

n

B4

Ko

mm

un

ikation

le

nkt

ab

Ab

len

ku

ng d

urc

h a

ktive

Ko

mm

un

ikation

B5

Ko

mm

un

ikation

ist

wic

htig u

m

Be

zie

hu

ng a

ufz

uba

uen

Ko

mm

un

ikation

un

d

Em

pa

thie

bild

en

ein

e

Ein

he

it

B1

0

Ko

mm

un

ikation

le

nkt

vo

n d

er

me

rkw

ürd

ige

n S

itu

ation

ab

Ab

len

ku

ng d

urc

h e

ine

aktive

Ko

mm

un

ikation

B1

1

Ko

mm

un

ikation

le

nkt

ab

ve

rschö

ne

rt d

en

Ta

g w

en

n m

an

jem

an

den

zu

m R

ed

en

ha

t

Ko

mm

un

ikation

schaff

t

Ve

rtra

uen

un

d b

au

t

Sym

pa

thie

auf

Page 110: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

110

I: W

ie e

mp

fin

den

Sie

Berü

hru

ng

en

du

rch

da

s P

fle

ge

pe

rso

nal?

Tab

elle

8:

Ka

tego

rie

6: B

erü

hru

ngsqu

alit

äte

n

Inte

rvie

wn

um

me

r P

ara

ph

ras

ieru

ng

G

en

era

lis

ieru

ng

R

ed

uk

tio

n

B2

Hilf

este

llun

g b

eim

Wasch

en

ist ke

in

Pro

ble

m

ist d

as N

orm

als

te d

er

Welt

we

nn

man

sic

h s

elb

er

sch

t, m

ach

t

ma

n s

ich

au

ch

ke

ine G

ed

an

ke

n d

arü

be

r

Pflege

pe

rson

ba

hnt

sic

h

ihre

n W

eg ü

be

r d

en

rpe

r

vo

n o

be

n n

ach

un

ten

Art

de

r B

erü

hru

nge

n f

ind

en

be

i je

de

r P

flege

pe

rson

an

de

rs s

tatt

Pflege

pe

rson

en s

ind

be

ht d

en

Be

rfn

isse

n

ge

rech

t zu

we

rde

n

B5

Unte

rschie

de

zw

ische

n d

en

Pflege

pe

rson

en e

rkenn

ba

r

(Vo

llblu

tsch

we

ste

rn v

s.

‚Sch

em

a-F

‘-

Sch

we

ste

rn)

Unte

rschie

de

be

i d

en

Be

hu

nge

n v

on

Pflege

pe

rson

en s

rba

r

B6

alle

Pflege

pe

rsone

n s

ind

be

ht

ein

e e

hem

alig

e S

ch

we

ste

r le

gte

im

me

r

Unlu

st

an

den

Ta

g

Pflege

pe

rson

en s

ind

be

müh

t

de

n B

edü

rfn

issen

na

ch

zu

kom

me

n

B8

ge

ht

alle

s s

eh

r flott

ma

n k

ann

sic

h n

icht

gro

ßa

rtig

Ge

dan

ke

n d

arü

be

r m

ach

en

, d

ass m

an

z.B

. im

In

tim

be

reic

h g

ew

asch

en

wird

sch

ne

lle H

an

dlu

ngsa

blä

ufe

du

rch d

ie P

flegep

ers

on

en

,

auf

Gru

nd

vo

n Z

eitm

ange

l

Page 111: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

111

B1

0

Be

rüh

run

ge

n s

ind m

anch

ma

l se

hr

flott

,

un

d a

n a

nde

ren T

age

n w

ied

er

se

hr

sch

ön

Be

rüh

run

gsqu

alit

äte

n

va

riie

ren

: m

an

ch

ma

l se

hr

an

ge

neh

me

Be

rüh

run

ge

n,

ab

er

an

an

de

ren

Ta

ge

n

au

ch

sch

ne

lle

Han

dlu

ngsab

läufe

Page 112: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

112

I: W

ie e

mp

fin

den

Sie

Berü

hru

ng

en

du

rch

da

s P

fle

ge

pe

rso

nal?

Tab

elle

9:

Ka

tego

rie

7:

Ze

itfa

kto

r

Inte

rvie

wn

um

me

r P

ara

ph

ras

ieru

ng

G

en

era

lis

ieru

ng

R

ed

uk

tio

n

B2

Pflege

pe

rson

en t

un

ih

r le

id,

da

die

se

imm

er

vie

l u

m d

ie O

hre

n h

ab

en

Ze

itm

an

ge

l is

t sp

ürb

ar

Pe

rsona

lbe

setz

un

g u

nd

Ze

itm

an

ge

l sin

d g

roß

es

Pro

ble

m

B3

Pflege

pe

rson

en v

ers

chw

ind

en

ma

nchm

al e

infa

ch w

äh

ren

d d

er

rpe

rwa

sch

un

g

Be

wo

hn

erin

nim

mt

an

, d

ass

Pflege

pe

rson

en in

de

r Z

eit n

och

an

de

re

Be

wo

hn

er

ve

rsorg

t

Pflege

pe

rson

en v

ers

org

en

me

hre

re B

ew

oh

ne

r

gle

ich

ze

itig

B5

we

iß d

as P

flege

pe

rsone

n v

iel zu

tu

n

ha

be

n, u

nd m

öch

te d

iese

mit s

ein

en

Pro

ble

me

n n

icht b

elä

stige

n

chte

Pflege

pe

rso

nen

nic

ht

be

lästige

n m

it s

ein

en

Pro

ble

me

n,

da

die

se

we

nig

Ze

it h

ab

en

B6

ma

nge

lnd

e Z

eit u

m s

ich

in

ten

siv

mite

ina

nde

r zu

be

schäft

ige

n

ve

rsuch

t so

vie

l w

ie m

öglic

h

se

lbsts

tän

dig

zu

ma

che

n, u

m

Pflege

pe

rson

en n

icht zu

be

laste

n

Pflege

pe

rson

en s

ind

be

müh

t

de

n B

edü

rfn

issen

na

ch

zu

kom

me

n, tr

otz

en

orm

en Z

eitm

an

ge

l

Page 113: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

113

B8

ma

n k

ann

sic

h n

icht

gro

ßa

rtig

Ge

dan

ke

n d

arü

be

r m

ach

en

, d

ass m

an

z.B

. im

In

tim

be

reic

h g

ew

asch

en

wird

, d

a

alle

s s

eh

r sch

ne

ll ge

ht

sch

ne

lle H

an

dlu

ngsa

blä

ufe

du

rch d

ie P

flegep

ers

on

en

,

auf

Gru

nd

vo

n Z

eitm

ange

l

Page 114: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

114

I: W

ürd

en

Sie

au

ch

ge

rne

das

Pfl

eg

ep

ers

on

al

öft

er

be

rüh

ren

wo

lle

n?

Tab

elle

10

: K

ate

go

rie

8:

Sym

pa

thie

n

Inte

rvie

wn

um

me

r P

ara

ph

ras

ieru

ng

G

en

era

lis

ieru

ng

R

ed

uk

tio

n

B2

Hat

ihre

Lie

blin

gssch

weste

rn, d

ie s

ie

au

ch

ge

rne

in

de

n A

rm n

imm

t

zo

llt R

esp

ekt

vo

r d

er

Arb

eit d

er

Pflege

pe

rson

en

ha

t gro

ße

n R

esp

ekt

vo

r d

er

sch

we

ren

Arb

eit d

er

Pflege

pe

rson

en

Ve

rtra

uen

un

d a

ktive

Ko

mm

un

ikation

ba

uen

ein

e

Be

zie

hu

ng z

wis

che

n

Be

wo

hn

ern

un

d

Pflege

pe

rson

en a

uf

Sym

pa

thie

mu

ss v

orh

an

den

se

in,

um

ein

e w

oh

ltue

nd

e

Pflege

zu

ge

hrle

iste

n

B3

sp

t m

it d

em

Pflege

pe

rson

al vie

l ru

m

mit e

ine

r P

flegep

ers

on k

om

mt

sie

nic

ht

zu

rech

t, d

a d

iese n

icht m

it ih

r re

de

t

freu

nd

liche

r u

nd

lie

be

vo

ller

Um

ga

ng m

it d

en

Pflege

pe

rson

en

B4

ha

t gu

te B

ezie

hun

g z

u d

en

Sch

we

ste

rn

un

d P

flege

rn

ve

rtra

ue

nsvo

lle B

ezie

hu

ng

zu

Pflege

pe

rsone

n

aufg

eb

au

t

B5

sp

ürb

ar

we

m d

er

Be

ruf

Sp

ma

ch

t

un

d w

em

nic

ht

kle

ine

Um

arm

un

ge

n u

nd

ein

nett

es

Wort

ve

rschö

ne

rn d

en

Ta

g v

on

Pflege

pe

rson

en u

nd

Be

wo

hn

ern

nu

r w

em

Be

ruf

Sp

ma

cht,

so

llte

die

se

n a

uch

au

süb

en

B8

ma

g a

lle v

om

Pflege

die

nst

ha

t e

ine

Lie

blin

gssch

we

ste

r

ha

t ve

rtra

uen

svo

lle

Be

zie

hu

ng z

u

Page 115: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

115

sp

ürb

ar

da

s ih

r B

eru

f S

pa

ß m

ach

t P

flege

pe

rson

en a

ufg

eb

au

t

B1

0

Pflege

pe

rson

en z

eig

en

Ein

füh

lun

gsve

rmö

ge

n, h

abe

n jed

och

nu

r w

en

ig Z

eit

Em

pa

thie

vo

rha

nde

n, tr

otz

Ze

itm

an

ge

l

Page 116: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

116

I: W

elc

he

Ro

lle

ha

ben

Berü

hru

ng

en

in

ih

rem

Le

be

n v

or

de

m P

fle

ge

he

ima

ufe

nth

alt

ge

sp

ielt

?

Tab

elle

11

: K

ate

go

rie

9:

Bio

gra

fie

Inte

rvie

wn

um

me

r P

ara

ph

ras

ieru

ng

G

en

era

lis

ieru

ng

R

ed

uk

tio

n

B1

ha

tte

ein

Ha

us m

it ih

rem

ve

rsto

rbe

ne

n

Ma

nn

zu

sa

mm

en

rde

ge

rne

wie

de

r d

ort

le

be

n

chte

ge

rne w

ied

er

na

ch

Hau

se

Übe

rna

hm

e d

er

Pflege u

nd

Be

tre

uu

ng v

on

kra

nken

An

ge

rige

n

Erf

ah

run

gen

mit

Be

rüh

run

ge

n d

urc

h d

ie

Wehrz

eit

Aufg

eb

en

vo

n e

xis

ten

zie

llen

tern

, a

uf

Gru

nd

vo

n

Se

lbstp

fle

ge

defizite

n

B3

ha

tte

ein

gro

ße

s H

au

s, a

be

r h

at e

s

nic

ht m

eh

r a

llein

e g

esch

aff

t a

lles z

u

be

ltig

en

erk

en

nt d

ie N

otw

en

dig

ke

it

in ihre

m

Pflege

he

ima

ufe

nth

alt

B5

wa

r a

ls S

old

at

im L

aza

rett

tätig u

nd

ha

t

Ve

rle

tzte

ve

rsorg

t u

nd

sp

äte

r

Friseu

rme

iste

r

ha

t sch

on v

iele

ve

rschie

de

ne

Erf

ah

runge

n

mit B

erü

hru

ngen

ge

mach

t

B7

ha

t ih

re T

ante

un

d ih

ren

On

ke

l ge

pflegt

Pflege

vo

n A

nge

rige

n

B8

ha

t ih

re M

utte

r u

nd

ih

ren

Ma

nn

ge

pfle

gt

wa

r e

ine

sta

rk k

örp

erlic

he

un

d

se

elis

ch

e B

ela

stu

ng

Pflege

vo

n A

nge

rige

n ist

ein

e s

ch

we

re s

ee

lische

und

rpe

rlic

h B

ela

stu

ng

B1

0

füh

lt s

ich a

llein

e,

da

ih

r M

an

n s

ch

on v

or

vie

len

Ja

hre

n g

esto

rben

ist

un

d s

ie

ke

ine

Kin

de

r h

at

Ein

sam

ke

it im

Alte

r, d

a

ke

ine

An

ge

rige

n m

eh

r

leb

en

Page 117: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

117

I: W

ürd

en

Sie

sic

h w

ün

sc

he

n, d

as

s d

ie P

fle

ge

pe

rso

ne

n S

ie i

n d

en

Arm

ne

hm

en

, w

en

n S

ie s

ich

tra

uri

g o

der

ein

sa

m f

üh

len

?

Tab

elle

12

: K

ate

go

rie

10

: G

lau

be

un

d R

elig

ion

Inte

rvie

wn

um

me

r P

ara

ph

ras

ieru

ng

G

en

era

lis

ieru

ng

R

ed

uk

tio

n

B7

liest

vie

l in

de

r B

ibe

l

gla

ub

t, d

ass G

ott

Din

ge

vo

rhe

rbe

stim

mt

glä

ub

ige

Pe

rson

find

et K

raft

im

Gla

ube

Gla

ube

und

Re

ligio

n g

eb

en

Kra

ft

Page 118: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

118

I: S

tört

es

Sie

, w

en

n d

as

Pfl

eg

ep

ers

on

al stä

nd

ig w

ec

hs

elt

?

Tab

elle

13

: K

ate

go

rie

11

: P

ers

ona

lwe

ch

se

l

Inte

rvie

wn

um

me

r P

ara

ph

ras

ieru

ng

G

en

era

lis

ieru

ng

R

ed

uk

tio

n

B1

Pe

rsona

lsitu

ation

wa

r fr

üh

er

be

sse

r

ufige

r W

ech

se

l d

es P

ers

ona

ls

we

iß,

da

ss S

ch

we

ste

rn n

ich

ts d

afü

r

nne

n,

so

nde

rn d

as s

ie e

s

vo

rge

sch

rie

be

n b

eko

mm

en

Pe

rsona

lsitu

ation

ha

t sic

h

ge

än

de

rt

Pflege

pe

rson

en m

üssen

na

ch

An

ord

nun

g h

ande

ln

Rege

lmä

ßig

er

Wech

sel d

er

Pflege

pe

rson

en

Be

wo

hn

er

ha

ben

sic

h a

n

die

Situa

tion

ge

hn

t

B4

Pe

rsona

l w

ech

se

lt h

äufig

Häufige

r P

ers

ona

lwe

ch

se

l

B10

Ve

rsorg

un

g u

nd B

etr

eu

un

g d

urc

h

imm

er

gle

ich

ble

iben

de P

flege

pe

rson

en

re ih

r lie

be

r

we

iß a

be

r, d

ass d

ies h

eu

tzu

tage

kau

m

glic

h ist

ha

t sic

h m

it d

er

Pe

rsona

lsitu

ation

ab

gefu

nd

en

ha

t sic

h m

it d

em

rege

lmä

ßig

en

Wech

se

l d

er

Pflege

pe

rson

en a

rra

ngie

rt

B11

ha

t sic

h a

n d

ie S

itu

ation

ge

hn

t,

da

ss d

ie P

flegep

ers

one

n r

ege

lmä

ßig

we

ch

se

ln

ha

t sic

h a

n

Pe

rsona

lsitu

ation

ge

hn

t

Page 119: Bachelorarbeit - fh-zwickau.de · 2018. 8. 13. · dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen können ... Das Wort ‚berühren‘geht auf

119

Eidesstattliche Erklärung

Hiermit erkläre ich, dass die vorliegende Bachelorarbeit selbstständig verfasst und

keine anderen, als die von mir angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt wurden.

Zwickau, den 31.Juli 2014 Hutter, Denise