Baden-württembergisch/polnische Kulturbegegnungen 199 /98 · 1698 wurden ihm vom Risaer Rat Iür...

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Baden-württembergisch/polnische Kulturbegegnungen 199 7 /98 Matinee mit Liedern und Kammermusik Vl/erke von fohann Fischer, Ernst Theodor Amadeus Holfmann, foseph Elsner, Wilhelm Wirfel, Xaver Schsrwenka, Philipp Scharwenko, Richard Roessler sowie Kr4ysztof Penderecki und Frödöric Chopin Malinconia-Ensemble Stuttgart Helmut Scheunchen Violoncello und Leitung Helmut Holzapfbl Tenor Günter Schmidt Klavier Siegfried Hartauer Violine Sonntag, den 28. Juni 1998 11.00 Uhr Haus der Heimat Schloßstr. 92 Stuttgart Progrmmreihe Malinonia - Synth6e dq Foßcrhmg Nr: 83

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Baden-württembergisch/polnischeKulturbegegnungen 199 7 /98

Matineemit

Liedern und Kammermusik

Vl/erke vonfohann Fischer, Ernst Theodor Amadeus Holfmann,foseph Elsner, Wilhelm Wirfel, Xaver Schsrwenka,

Philipp Scharwenko, Richard Roesslersowie Kr4ysztof Penderecki und Frödöric Chopin

Malinconia-Ensemble StuttgartHelmut Scheunchen Violoncello und Leitung

Helmut Holzapfbl TenorGünter Schmidt Klavier

Siegfried Hartauer Violine

Sonntag, den 28. Juni 1998 11.00 UhrHaus der Heimat Schloßstr. 92

Stuttgart

Progrmmreihe Malinonia - Synth6e dq Foßcrhmg Nr: 83

Programm

Johnnn FischerAug$urg I 646 - I 7 I 6 Schwedt/Oder

Air und Menuett ftlr Violine uncl Viokncello

Ernst Theodor Amadeus HoffmannKönigsberg 1776 _ 1822 Berlin

Schezo: Allegm moderato aus dern Klavier-Trio ll-Dur

Josef ElsnerGrottkau/Schlesien 1 769 - I gS 4 Warschau

Ausgervählte LiederKorydon (Ikrpinski)Justyny (pstrokoski)

Larghetto uus dem Klavier-Trio B-Dur (179g)

WilhelnrrlVärfelptanian I 790 - I 932 lltien

Polonaise U-Dur lllr Klavier

Fr6ddric ChopinZelazowa IAoh b. Warschat lgl0_ lB49 paris

Ausgewählte LiederMeine Freuden (Mickiewicz)

Mir aus den Augen (Witwicki)Was ein junges Mädchen liebt (Witwicki)

Pause

Krzysztof penderecki1933 Debica/Polen

Allegro vivace, 3. Satz aus der Violinsonate (1953)

Gustav v. ManleuffelDrihan 1832 _ l9l6 Bonifacow

Ausgervählte LiederBerceuse livonienne, (Lotkr Girgensohn)

Sehnend seufzt das Meer (Karl v. Manteuffel)

Xar.er ScharwenhaSamter b. posm I8S0 _ l92i Berlin

Vivace ma non hoppo, Final.Satz aus der Cello.Sonate e-moll op. 46llolnischer Nationatrüaru es-moll op. 3/l filr Klavier

Philipp Scharwenka, Samterb.Fosen 1847- lgITBadNauhetm

Erster Satz Lento e tranquillo aus Klavier-Trio cis-moll op. 100

Richard RoesslerRiga 1880- 1962 BerlinAusgervählte Lieder

Vergissmeimicht (Richaid Dehmel)Läuterwry (Richard Detunel)

Zweiter Sate Poco agitato aus denrr Klaviedlrio As-Dur

!1ch de1 Korzertprojekten des Malinconia-Ensembles im Haus der Heimat 1996 ,,Franck vater,sohn und Enkel" und 1997 ,,Du Gottbegnadeter mit Deiner spharenJigk"it.. - Johannes Brahmsund seine ostdeutschen Freunde (zum 100. Todesjahr), sol äas n"uti!ä ror17"rt zu den Baden-wilrttembergisch/polnischen Kulturbegegnungen diuch mehrere aspetie verbindungslinien zumgenannten Veranstaltunesthema aufgezeigen. Verbindurgen vorn Sudwesten nach p-olen rverdendurch Johann Fischer,

{em lhrttgarter -capricomus-schlller

und in der Gegeruichtung durchKrzysztofPenderecki aufgezeigt. Auch sei mit Chopin an dessen Stuttgarter Aufenthalt erinnert.Hauptaugenmerk rryurde natirlich darauf gelegt, entsprechend der kultuällen Aufgabe des Hausesder Heimat und auch in Hinsicht entsprechenden Ripertoires des Malinconia-EnJembles, uuiJu,schaffen ostdeutscher Komponisten und ihre polnische neziehunlen uunn".tru* zu machen.Hier ist doch manches Bedeutsame und un-bekannte aus der Ta"rnutil. des Konzertes zuerkennen, sowoltl durch das selten Gebotene, zu welchem man heute schon chopin-Lieder zählenmuIJ, bis zu der Rarität der aus dem Autograph gespielten polonaise uon cfropiioInstrumentationslehrer Wilhelm wlrfel, als auch aur d"rn inieiogranunhelt Dargestellten.

Johann tr'ischerwurde 1646 in Augsburg geboren. Nach der Entlassung als chorknabe der Augsburger Kantoreiging Fischer irr die Lehre des stuttgarter Kapellmeisiers samuel Cupri.o*u"r

"uj roos nurr,Paris, wo er bei J. B' Lully den Dienst eines Notenkopisten versah. roi+ uis 16g3 war er Kantorin Augsburg, danach an de1 Anspgcher Hofkapelle uitig. 1690 wurde er kurländischer li"*.p"ri-meister' kr Mitau beschränkte sich sein Wirkungskreis nicht nur auf die kurländische Residenz.Gute Kontakte hatte er.zur Gyßel Gilde in Riga. 1697 löste er seine Mitauer verpflichd;;.1698 wurden ihm vom Risaer Rat Iür eine Komposition 6 Taler rug".i"ä. Nach Aufenflraltenin sachsen, schlesien und Polen kam er nach Ltineburg. Es ist roin"ht""n, daß derjunge J. s.Bach bei der {"F yg seiner suite ,,ttber die weltbeithmte Lilnebutger sitltze" mitgäwiitt trat.Uber stettin, schwerin, Kopenhagen und stockholm kam er urr rup"iitn"ister nach Schwedt inDienst von Markgraf Philiry u:t Brandenburg, wo er, in gutem Ansehen stehend, 1716 verstarb.Fischer gehört mit Georg Muffat und Johann Kuffer zu äen deutschen Lully-Schülern. Von Fi-scher rvird gesagt' daß er leichte und lustige suiten in Lullys Manier bevorzügt habe, ein fortge-schriebenens urteil, dem.nicht uneingeschränkt zugestimmi werden kann, da viele seiner Suiten-sätze einen tiefen melancholischen Ausdruck zeigen.Beziehungen:

Johann Fischer war ,'Ftlrstlich churländischer Hofkapellmeister", im Dienst von HenogFriedrichKasirnir Kettler, der von^1682 bis 1698 regierte. Kurland stand seit dem schwedisch-lohischenErbfolgekrieg (1597-1629) unter polnischei oberhoheit (bis 1795) *J

"r irt anzuneim"n, daß

Fischer bereits in seinen Mitaler Jahren mit dem polnischen Musikleben in Berührung kam. Vorseiner letzten Anstellung in Schwedt soll sich Fischer auch in r"r"n uuig"ftulten haben. 1702erschien in Hamburg die umlängreiche sammlung Tafel-Musik, bestehJnd in verschiedenenoa,ertnrm, chaconnen, lustigen suiten, auch etnei Anhang von'pollnischen Ddntzen, d 4 & 3Inshamentis. Dieser Anhang besteht aus 12 tripelartigen Tänzen, zum Teil iq der Art des"YaYT" Angemerkt sei, daß zahlreiche deutsche Kompänisten um äi" z"it d", 17. Jahrhundertsp-olnische Tänze komponierten, wie Johanir valentin Meder, vtatttrairs waissel, ValentinHaußmann, Georg Ne'mark, petrus crohn, Georg philipp Telernann und uirJo".

Air und Menuettfttr Violine und VioloncelloDie beiden sttlcke sind der sammlung Musikalisch Divertissemettt. Bestehend in einigen ouver-turen und Suiten mit 2 Stimmen auf Violen/I{autbois oder Fleutes douces zu gebtiuchen ent-nommen' Im Vorwort der beiden Stimmen, die eigenartigerweise getrennt 1699 und 1700 bei Joh.Riedlein Dresden erschienen, schrieb Fischer, daß er ,/iese einfittige Arbeit umb welche ich vonvielen Music'Liebendm so nicht mit 4. oder 5. Stimnen sich zu exerciren Gelegenheit haben, in

Druck zu geben ersuchet worden". So sollen die Stilcke zweistirnmig, ohne akkordische Beglei-tung erklingen. Auf dern Titelblatt der Sammlung nermt sich Fischer lgewesener Farstl. Churldn-.discher Capellmeister". Gewidmet ist das Werk Curt Reinicken craicallenbern- ..r"i"" -ti-,digen Gmfen und Herrn", der Standesherr in Muskau war und größeren nesitz in"Scütesi"" früiä.

Ernst Theodor Amadeus HoffmannE. T. A. Hollinanns literarisches Werk gehört zweifellos zu den Höhepunkten der Literatur ilber-haupt und es ist zu einem Inbegriffder Deutschen Romantik in ihrer Ausprägung des phanta-stischen geworden. Weniger bekannt ist, daß er durch sein kompositorisches Schaffen auch einenrespektablen Beitrag zur Musik der Frtthronantik leistete, wobei besonders seine oper Undine zvnennen wtire. Der 1776 in Königsberg geborene Ernst Theodor Wilhelm Hoftnann hatte berei&sin jungen Jahren aus Vtrehrung zu Wolfgang Amadeus Mozart seinen dritten Vornarnen mltAmadeus vertauscht. Diese Verehrung fand auch Eingang in sein kompositorisches Scha1fen, indem sich immer wieder Mozarl-Zitate hnden. Hoflinu*, 4". in Ktinijsberg Jura studiert halte,erhielt seine musikalische Ausbildung bei dem Konigsberger Domorgäisten Chr. podielski turdte1$9m aggh aus Königsberg stammenden Joh. Friedr. Reiähardt. Ho"ffmanns versuche eines be-ru{ltghen Werdegangs auf dem Gebiet der Musik, Kapellmeister in Bamberg und bei Schau-spielgesellschaften in Dresden und Leipzig sowie Musikrurterricht, waren von wirtschaftlichenNöten geprägt, während er in seinem btlrgedichen Berufsleben als tuchtiger Jurist anerkannt warund es bis zum Kammergericlttsrat in Berlin brachte. Hoffinanns literärisches Werk wird zueinem großen Teil von musikalischen Themen bestimmt, aber darüberhinaus hat er mit seinonSchriften zur Musik auch einen wichtigen Beitrag zur Musikezeption und -rezension geleistet.Beziehungen:

Nach-seiner Versetzung als Assessor von Posen nach Plock, das durch die Teilungen polens anPreußen gekommen war, kam Hoflrnann 1804 als preußischer Regierungsrat nach fuarschau, woer noch einige Monate nach der Besetzung Warschaus durch die FränzosJn im Jahre lg06 bis zurnSommer 1807 blieb. Er gehörte dort zu dem Freundeskeis von Josef Elsner und er war Initiatqund Mitbegr0nder der Musikgesellschaft ,,R.essource", wo dann unter seiner Leitung erstmaligsinfonien von Beethoven in Warschau zur Aufltlhrung gelangten. übrigens war Hoflinann miteiner Polin verheiratet, mit Maria Thekla Rorer-Trzynskal ,Mischi. war ihm eine guteLebensgefährtin, die auch manche Exaltiertheit in den iwaruig'iahren Ehe bis zum Tod ihresGatten 1822 zu ertragen hatte.

Zweiter Satz Scheno aus dem Klavier_Tfio E_DurBereits während des Plocker Aufenthalts 1803 beschäftigte sich Hoflinann mit dem plan derKomposition eines Klavier-Trios, wie Eintragungen in seii Tagibuch belegen. Vollendet wurdedas Werk dann 1809 in Bamberg. Er bot es dem Zuricher MuJikverleger frageli an, der bereitswerke von ihm verlegt hatte. Es wurde allerdings nicht angenomm*. i*g" ieit ga{tdas Manwskipt als verschollen und erst 1970 erfolgte in teipzig eine Drucftlegung] d". ein weiterer Ab-4*"! h der Ausgabe der musikalischen werke tldz rotgte. rokt Häffr;;u im Formalen ganzden

-klassischen Gegebenheiten, so lassen sich beztiglich des tiematischen Materials Motive,

Floskeln und Verarbeitungen attsmachen, die auffruhromantische Bestrebungen hinweisen. Feu-rig und von rhytnischen Asymmetrien der zweite Satz scherzo im Allegro *otto, a", sich nur inseinen Ländlerteilen etwas beruhigt.

Josef ElsnerJosef Anton Franz Elsner, hierzulande als der ,,IVlusicae Poloniae praeceptor.. und als LehrerChopins bekannt, war auch

_ein fruchtbarer Komponist, dessen Schalfen auäerhalb polens weni!

Beachtung fand, auch deshalb, da nur wenige Wirke in deutschen Bibliottreken vorhanden sind.pbery3 ist das umfangreiche schrifttum, das die polnische Musikwissenschaft über ihn erarbeitethat, hier, rvohl auch aus sprachlichen Gründen, unbekannt.

Elsner wurde 1769 in Grottkau in Schlesien geboren. Schon im Elternhaus erhielt er musikalischeFörderung, sein Vater, ein Tischler, beschäftigte sich mit Musikinstrumentenbau und seine Mut-ter war die Tochter eines Geigenbauers. 1781 kam Elsner an das Gymnasium der Dominikanernach Breslau, auch erhielt er dort musikalischen Unteniclrt bei Theaterkapellmeister Maar undbei dern Breslauer Musikdirektor Bemhard Förster. Er begam ein Medizinitudium in Wien, gingdann aber als Geiger an das Brtlnner Theater. 1792 wrtrde er Musikdirektor in Lemberg. boilernte er den polnischen Schauspieldirektor und Bühnendichter W. Boguslawski kernen, demElsner die Stellung als Opemdirektor in Warschau verdankte. Hier begaiu Elsners Wirken, dasim polnischen Musikleben ftlr uber ein halbes Jahrhundert große Bedeutung erlangen sollte. Erverstarb hochgeehrt 1854 in Warschau.Sein musikalisches Schaffen entstand in der Entsprechung zu seinem jeweiligen Wirken, So kom-ponierte er in Breslau einige kirchenmusikalische Werke, in der Zeit als Geiger Werke fttr Vio-line und Kammermusik, in der Theaterzeit mehrere Opern. Seine letzte Schaffensperiode galtwieder der Kirchenmusik. Stilistisch gelangte Elsner von der Wiener Klassik ausgehänd ru

"in.,frtthrornantischen Tonsprache.

Beziehungen:

Elsner, der erst im Alter von 30 Jahren in die polnische Hauptstadt kam, die seine Wahlheimatwurde, hielt lebenslang Verbindungen nach Deutschland aufrecht. Dies belegen seine Reisennach Deutschland, die Bekanntschaften mit E.T.A. Hoffmann, C. M. v. Weber, Fr. Kalkbrenner u.a., seine rnusiktheoretischen Abhandlungen u. a. in Robert Schumams ,,Neuer Musikzeitung..aber auch seine Autobiographie ,,sunmarium meiner Tätigkeit als Musiker", die er in Deutschverfaßte. Sie erschien 1855 in polnischer Übersetzung und wurde von der polnischen Musikwis-senschaftlerin A. Nowak-Romanowicz in den l960er Jahren neu herausgegeben, ebenso hat dieseeine unfassende Monographie über Elsner geschrieben und durch zahlreiche Einzelpublikationensein Leben und Schaffen erschlossen. Hier wären entsprechende übersetzungen lns Deutschedoch notwendig.

Zwei LiederEine wichtige Quelle filr die polnische Musik um 1800 ist seine ,,Wybor Pieknych MuzycznychPiesni Polskich" (Schtine Auswahl musikalischer Werke und polnische Lieder), die er zwisciren1803 uttd 1805 in monatlicher Folge herausgab, welche neben eigenen Werken zahlreiche Werkepolnischer Komponisten jener Zeit enthalt. Im ersten Heft von 1803 sind die beiden Liebeslieder,$orydon" und ,po Justltry" nach Texten der Dichter Fr. Karpinski und W. Pstrokonski. Siezeigen Elsners Verbundenheit mit der Wiener Klassik.

Zweiter Satz Lorghetto aus dem Klavier-Tio B-DurDas 1798 in Lemberg entstandene Werk erschien im selben Jahr bei J. Traeg in Wien als GrandeSonate au Fofie-Piano, avec accomp. d'un Violon et Violoncelle obligö. Composöe et dediöe dMll. la Comtesse Honoröe de Bonecka par Josef Elsner. Das dreisätzige Werk steht in derWiener Tradition dieser Gattung. Im Vergleich zu Haydn-Trios ist das Cello mehr thematischbeteiligt. Der zweite Satz Larghetto, der von Melancholie getragen wird, weist i1 seinerthematischen Verwandschaft auf Beethoven.

Wilhelm WürfelWilhelm Wtlrfel wurde 1790 in Planian in Böhrnen geboren. Seinen ersten Untenicht erhielt ervon der Mutter, die eine sehr gewandte Pianistin gewesen sein soll. Bereits rnit zwölf Jaluen ister mit Erfolg als Pianist aufgetreten. Mit 15 Jahren hat er eine Messe komponiert. Er war dannSchtller von Tomaschek in Prag. 1814 machte er eine längere Konzertreise, welche ihn auch nachUngarn und Polen ftlhrte, wo er als Virtuose großen Beifall erhielt. 1815 konzertierte er wiedermit großem Erfolg in Polen, so daß ihm eine Professur ftir Klavierspiel am WarschauerKonservatorium, welche er dann meluere Jahre behielt. Freundschaftlich verbunden war er inWarschau auch Josef Elsner. Zu seinen Warschauer Schillern gehörte Chopin, welcher bei ihm

Instrurnentationsunterricht hatte, sowie der als Pianist bekannt gewordene Eduard Wolff Wtirfelging dann wieder auf Korzertreise, lebte in Prag und seit 1824 in Wien. Er trat wieder mit vlel

,

Erfolg als Pianist auf, bis er 1826 Kapellmeister am Kärntnertortheater wurde. Wurftils I

kompositorisches Werk galt vorwiegend seinem lnstrument. Variationswerke, Polonais{r,

Rondeaux brillantes turd ein Klavierkorzert seien zu nennen, mit welchen W{lrfel auch als Int{r-pret eigener Werke bekannt wurde und die in melueren Verlagen erschienen waren. Besonderln

Erfolg hatte er mit seiner Oper Rabezahl nach der Uraufftflrung in Prag 1824, auch seine Oppr

Rothmantel soll auf einen schlesischen Sagenstoffzur{lckgehen. I

Beziehungen:

Chopin knüpfte bei Wiener Aufenthalten an die atte Bekanntschaft mit Wtlrfel an und scluietr

l83l an Elsner: ,daß ich noch im Karneval mein l. Konzert, das Wttrfel so liebt, geben werde.

Der gute Würfel, immer noch leidend; ich sehe ihn oft; mit Vergnilgen gedenkt er stets Iluer".Polonaise

Die dreiteilige, schwungvolle Polonaise in B-Dur, die aus einer Einleitung, der Polonaise selbst

und einem Trio mit Dacapo besteht, entstand wohl noch in Wilrfels Warschauer Zeit, da sich das

Autograph in einer polnischen Bibliothek behndet. Auch kntlpft das hrhaltliche und Atmosphari-

sche eng an die Gegebenheiten der polnischen Musik in den l0er Jahren des 19. Jahrhunderts an.

Fr6döric Chopinwurde 1810 itZelazowaWola bei Warschau geboren, väterlicherseits französischer und mtitter-licherseits polnischer Abkunft. Er erhielt seine Ausbildung an der Warschauer Musikschule.

Bereits mit 17 Jahren trat er erfolgreich als Pianist auf. l83l ließ er sich in Paris nieder, wo er

1849 verstarb. Chopin gilt als Pianist und Komponist als Begrllnder eines neuen, besonderen Kla-vierstils, im dem poetische Empfindung, große Freiheit der Formenhandhabung und feinsinnige

Erweiterung der harmonischen und melodischen Ausdrucksmittel sich unterstiltzen.

Beziehungen:

Aus den vorhandenen Briefen Chopins an Elsner ist zu erkennen, daß Chopin seineu ehemaligen

Lehrer sehr achtete und ihn auch als Komponist schätzte. Chopin hat sich 1831 in Stuttgart

aufgehalten. Er soll im Hotel ,,König von England" seine Revolutionsetllde komponiert haben, als

er von der Kapitulation Warschaus hörte, die den Aufstand gegen die Russen beendete.

Ausgewählte Lieder

Chopins Lieder, die meist vor l83l entstanden sind, erschienen 1855 in Berlin gesammelt als 17

polnische Lieder von lhitwicki, Mickiewicz, Zaleshi u. a. ftlr eine Singstimnte mit Clavierbe-

gleihmg als Opus-Zahl 74. Die Lieder zeigen, daß Chopin in dieser Gattung andere Wege ge-

gangen ist, als in seiner Klaviermusik. Der Klaviersatz ist meist schlicht turd ohne pianistische

Dominanz, die Lieder nicht auf das Wirkungsvolle seiner Klaviermusik ausgerichtet.

Krrysztof Penderecklwurde 1933 in Debica geboren. Er erhielt seine musikalische Ausbildung in Krakau und gewann

mit seinen ersten Kompositionen alle vom polnischen Komponistenverband ausgeschriebenen

Preise. Bald wurde er auch im Westen bekannt. Weltbertlhmt wurde er mit seiner Lukas-Passion

vo1 1965. Penderecki gehört zu den berithmtesten urd erfolgreichsten zeitgenössischen Kom-ponisten tlberhaupt. Ein umfangreiches Werk, besonders sein oratorisches Schaffen und seine

Opern werden auf der Earzen Welt aufgeftlhrt. Mit seiner Abkehr von dem rigorosen Avant-gardismus, der sich seit den 70er Jahren abzeichnete, ist sein Werk fttr viele Menschen zum Inbe-

griffeiner humanen, möglichen und erlebbaren zeitgenössischen Musik tlberhaupt geworden.

Beziehungen:Gleichzeitig sei im heutigen Konzert ein Bogen in die Gegenwart besten baden-wtlrttembergisch

- polnischen Kulturkontakts gespannt, der sich in Stuttgart immer wieder mit diesem bertlhmten

zeitgenössischen Komponisten ergibt und welcher auch ftlr die Mitglieder des Malinconia-

Ensembles zum wiederholten Erlebnis wurde, so ftlr Helmut Holzapfel als Solist in der Oper

I

,,The Paradise Losf', die zu den großen Abenden zeitgenössischer Musik der WürttembergischenStaatstheater gehörten und auch zu einem Gastspiel des Ensembles in Warschau fufntJn oa"iSiegfried Hartauer und Helmut Scheunchen, die als Mitglieder der Stuttgarter philharmonikerden Komponisten wiederholt als Dirigent eigener Werke erlebten oder Günter Schmidt, dergleichfalls Penderecki begegnete, als dieser zu Gast an der Würzburger Musikhochschule war.

Aus der Violinsonate 3. SatzDie dem Irühwerk angehörende Violinsonate von 1953 zeigt auch in ifuem dritten Satz Allegrovivace-die Bezttge des jurgen Komponisten zu Schostakowitsch und Bartok. Besonders ung"r"iktsei, daß die nähere Bekanntschaft mit Schostakowitsch für Penderecki von großer n"a",ttullg *u..Dies gilt nicht nur ftlr sein kompositorisches Werk, sondern auch für sein liirken als Dirigeit. Sohat er auch 1997 als Gastdirigent der Stuttgarter Philharmoniker die 6. Sinfonie von Sciostako-witsch in der Liederhalle dirigiert. Angemerkt sei, daß er bei der Einfttlrung zu jenem Konzertauch auf sein instrumentales Schaffen einging, in jenem Sinne, daß ihm auch dai virtuos-rnusi-kantische Element von hrstrumentalkonzerten sehr wichtig sei und ihn fasziniere. Er ließerkennen, daß dem Publikum der Blick auf solche Werke wohl durch sein oratorien- und opern-schaffen verstellt sei. In diesem Sinne sei auch der Blick aufdie Violinsonate freigegeben.

Gustav v. Zoege-Manteuffelwurde 1832 in Dritzan geboren, als Sohn von Gutsbesitzer Jakob v. Z.-M. und Maria geb. v.Ryck. Er erhielt bis zu seinem 15. Lebensjahr hauslichen Untenicht und kam dann än dasMitauer Gymnasium. Er studierte an der Universität Dorpat bis 1859 Jura und staatswissenschaft-liche Fächer. Gustav v. Manteuffel lebte dann vorwiegend in Riga, wo er zeitweise in der Gouver-nements-Verwaltung tätig_-war. Seinem mehr gelegentlich erschienenen kompositorischen Werk,Lieder und Chöre, etwas Kammermusik und zwei Tänze ftlr orchester sind nachweisbar, das ei-nen flihigen Dilletanten erkennen läßt, steht ein umfassendes schriftstellerisches Werk gejentiber.

Ausgewtihlte LiederDie beiden Lieder, die volksliedhafte Berceuse livonienne nach Lotta Girgensohn und dasballadenlrafte Sefr end seufzt das Meer nachKarl v. Manteuffel erschienen bei NÄldner in Riga mitdeutschem und polnischem Text.

Beziehungen:

Gustav v' Manteuffel gehörte dem katholischen Zweig der Familie Manteuffel an, auch hatte ihnseine Mutter polnisch erziehen lassen. Mitglieder seiner Familie hatten sich an den polnischenAußtänden gegen Rußland beteiligt. Die Verbindungen nach Warschau wurden gepflegt und engeverwandtschaftliche Beziehungen zum polnischen Adel scheinen mehr Bedeutung-gehabt äuhaben, als jene zur baltischen Verwandtschaft. Gustav v. Manteuffels Schriften galtä"vor allemgeschichtlichen, kunstgeschichtlichen und volkskundlichen Themen seiner Häimat ,polnischLivland". Sie erschienen hauptsächlich in polnischer Sprache. Desweiteren veröffentlichte er zukirchengeschichtlichen und familiengeschichtlichen Themen. 1900 ftthrte er die DorpaterDelegation zu den Jubiläumsfeierlichkeiten der Universität Krakau.

Xaver und Philipp Scharwenkah Anlehnung an die Gebrttder Grimm möchte man bei den Scharwenkas auch von Gebrridernsprechen, da ihr Leben und Werk sowie ihr Wirken fast eine ,,Grimmsche" Gleichartigkeit auf-weist. Es entstand bei beiden ein einander verwandtes kompositorisches Werk, ihr firken alsPianisten und als gesuchte Pädagogen entsprach auch gemeinsamer Tatigkeit, auch der Lebens-gang und die Orte ikes Wirkens gingen zusammen. Grundsätzlich wäre ui"tt"irt t zu sagen, daßXaver, der ja ein weltbertlhmter Pianist war, der Bestimmendere und philipp, der eiwas imSchatten des Bruders stand, der Zurtickhaltendere war. Ilr Werk scheint sich nur wenig zu unter-scheiden, indem, daß Xaver der Musikantischere, Philipp, dessen Schaffen etwas um6Lngreicherist, mehr verhalten komponierte.

In jungen Jalren kamen die Brilder Scharwenka zur Ausbildung an die Kullaksche Akademie der

Tonkunst nach Berlin. Es sei angemerkt, daß die Brtlder Kullak iTheodor l8l8 Krotoschin-lbf2

Berlin) und Adolph (1823 Meseritz-l862 Berlin) ebenfalls aus dem Posener Raum stammten uitd

eine Generation frilher eine ähnliche Bedeuhurg ftir das Berliner Musikleben hattetl, wie sie sffi-

ter die Scharwenkas edangten. Beide Brtider wurdeu nach ihrem Studium am Kullakschen Intll-

tut eingestellt. Unter den llber 40 Musikinstituten in Berlin wurde das von Xaver 18-81 gegrtln$-

te Scharwenka-Konservatorium, an welchem auch Philipp unterrichtete und mitbeteiligt war, b4f{

zu einer der gefragtesten Lehranstalten. 1391 ging Xaver ftlr sieben Jahre in die USA, wp:r :lfseinen Name'n tralendes Konservatorium in New York grtlndete, während Philipp ihn in Berlfh zverkat, ihm aber äuch in New York zwei Jahre beistand. 1898 kehrte er nach Berlin zurtlck ruid

leitete wieder das Berliner krstitut. Beide wurden l9l1 Mitglieder der Berliner Akademie der

Känste. Philipp verstarb l9l7 in Bad Nauheim, Xaver 1924 hochgeehrt in Berlin. Das Scharwen-

ka-Konservaiorium bestand bis 1960, bis zum Tod von Walter Scharwenka, einem Sohn Philipps.

Beziehungen:

Die polnischen Tänze und die oftmals in der Chopin-Nachfolge und von polnischer Musik

inspirierten Werke der Gebruder Scharwenka scheinen bislang in Polen wenig rezipiert worden

zu sein, vielleicht, da sich die Brüder immer wieder als ,deutsche Musiker" bezeichneten, obrrohl

auch ein polnischer Zweig der Familie existierte, zu welchem gute Beziehrrngen gepflegt wurden.

Auch scheint ein Wirken der beiden Uber die damalige Grerzscheide des Posner Landes nach

Osten hinaus nicht sicher. 1896 hat Xaver eine Konzertreise durch die baltischen Lande und

Rußland gemacht. Zweifellos war ihre Orientierung nach Westen ausgerichtet und das prospe-

rierende Musikleben der USA und die verlegerischen Möglichkeiten in England ftlr die

Scharwenkas attraktiver. Diese alten Beziehungen nach England scheinen auch noch hente zu

tragen, wo das Scharwenkasche Schaffen gepflegt wird, während der deutsche Purismus der

Ge-genwart hinsichtlich des wilhelminischen Zeitalters die seit Jahzehnten dauernde Ignoranz

wei'terverfolgt, obwohl sich manches finden wtlrde, was Aufmerksamkeit verdiente und Reichtum

bedeutet, wiä aie Gebritder Scharwenka oder auch Richard Roessler belegen. Berlin war ja nicht

nur das kulturelle Zentrum des deutschen Reichs, sondem auch mit seiner Zentrifugalkraft ftir

den Osten Europas von größter Bedeutung. Musikgeschichtliche Zusammenhänge seien kurz

angedeutet. Waibereits in der deutschen Barockmusik um das 17. Jahrhundert der ,,Polnische

Tanz.. sehr beliebt, wurde die ,,Polacca" in der Wiener Klassik von den Komponisten sehr

geschätzt. Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts erfreuten sich ,,Polnische Tänze" besonderer

äe[ebtheit und zahlreiche deutsche Komponisten ftlhlten sich inspiriert, besonders natttrlich

solche von ostdeutscher Herkunft. Ftlr diese war meist Berlin eine wichtige Lebensstation. In

Berlin aber gründeten z. B. 1905 die ,Jungpolen" ihrelr Vereinsvedag, auch haben zahlreiche

pollische Musiker und fast alle bedeutenden polnischen Komponisten, die im letzten Drittel des

ig. luhth*d"rts geboren sind, in Berlin studiert, von Paderewski bis Szymanowski und manche

waren Schüler des Scharwenka-Konservatoriums in den Jahren zwischen 1890 und 1914.

Interessant dtlrfte auch sein, daß Xaver die Gesamtausgabe der Werke Chopins bei

Augener/Londol herausbrachte, ebenfalls dort auch die Schumannsche Gesantausgabe. Übrigens

hat Xaver auch wiederholt in Stuttgart gastiert, zuerst bereits 1 876.

Xaver Scharwenka: PolnischerTanz es'moll op. 3 Nr' IMit der ersten seiner Sammlungen Polnische Nationaltdnze, welche er ,,Frgu Grältn Arula v.

Kalckreuth in Weimar" rvidmete, ist Xaver Scharwenka berülunt geworden, und zwar mit dem

ersten Tanz in es-moll. Der sich nach erstem Hören sofort einprägende Tanz beeindruckte auch

Franz Liszt, der den jungen Komponisten daraufhin sofort kennenlernen wollte. Dieser Tanz,

welcher in Millionenauflage erschien, hat dem Verlag Breitkopf & Härtel viel Geld eingebracht.

Mit der Familie v. Kalckeuth, die ja im Posner Land urnfänglich begtltert war, stand Xaver

Scharwelka in nliherer Verbittdung, so wolurte er 1870 in Weimar irn Haus des

F

Landschaltsmalers und Direktors der Weimarer Kunstschule, bei Stanislaus v. Kalckreuth (1820Kozim b. Posen - 1894 Mtlnchen) anläßlich der ,,Tonkünstlerversammlung des AllgemeinenDeutschen Musikvereins".

Xaver Schantenka: Final-Satz aus der Sonate e.ntoll fttr Pianoforte und Violoncello op. 46Xaver Schanvenkas einzige Cellosonate erschien 1879 bei Augener in London und war, wie wei-tere Ausgaben 1903 und l91l belegen, ein beliebtes Repertoirest{lck. Daß auch der Komponistselbst diesem Werk besondere Bederüury zumaß, beweist seine übertragung ftlr Violine. DieSonate ist den llr{idern Gflfnfeld gewidrnet (Alfred, geb. Prag 1852-1924, Heinrich, geb. prag1855-1931). Das flitclrtige, synkopierte Thema des letzten Satzes ,,Vivace ma non tröppo" er-irurert an die vorimpressionistische Themengestaltung eines C6sar Franck. Die Fortspinnung deszweiten Thetnas, eine Kostbarkeit von Chopinschem Nachklang, verdient besoldere Aufmerk-samkeit. Der Salz weist auch mehrere Modifiaktionen des Ablaufs auf, der dann in einer straftbn,wirkungsvollen Co<la von herbem Ausdruck endet.

Philipp scharwenka: Erster satz Lento e trcnquillo qus dem Klavier-Trto op. 100Versormett der lange Dialog zwischen Violine und Cello, der dann mit dem Einsatz des Klavierssich zum llhapsodischen verlneitert, dem ein au{bauendes Unisono der Streicher entgegensteht. InVerhaltenheit das Cello-Sokr, das in großer Expressivität abstürz,end sich der Violine ltberlilßt.Aufwtthlend der Mittelteil mit seinem Passagen" der wieder in die beunruhigencle Ruhe desersten Teils milndet. In formaler tlinsicht scheint der Satz eine grol3e Einleitung ftlr die beidenanderen Sätze des eindrucksvollen Werkes zu sein, das mit seiner Opus-Zahl 100 bestimmt aucheine besondere Bewandtnis vorn Komponisten erhielt. Das Werk erschien 1897 im ftlnfzigstenLebensjahr des Komponisten.

Richard Roesslerwar Sohn des aus Gablonz stammenden Kapellmeisters Roman Roessler rurd der Rigenserin AruraGertrud geb. Schweinfurth. Seine Kindheit verbrachte er anm l'eil inZyrarclow bei Warschau, wosein Vater tätig war. Er besuclrte bis 1897 die, Stadt-Realschule in Riga und erhielt seine erstemusikalische Ausbildung nach dem fruhen Tod des Vaters alr der Berlinschen Musikschule inRiga und seit 1892 u. a. bei Bror Möllersten an der Rigaer Schule der Tonkunst, die, er 1897 miteinem Diplorn abschloß, aufJerdem studierte er 1895 bis 1900 an der Kgl. Hochschule lltr Musikin flerlin bei Max Bruch" Karl Heinrich Barth und Ernst Rudorff. 1900 erhielt er den Mendels-sohn-Preis ftir seine Kompositionen. Im selben Jahr wurde er von .Ioseph Joachim als Klavier-lehrer an die Kgl. Flochschule lllr Musik in llerlin berufen. Von l9l0 bis 1953 war er Hauptfach-lehrer f{lr Klavier an der Berliner Musikhochschule, 1918 wurde ihm der Professorentitel ver-liehen. Er war ein angesehener Pianist und machte sich besonders als Bach-lnterpret einen Na-men. Filr seine Verdienste wurde er mehrlhch gewtlrdigt, so 1940 mit dem goldenetr ,,Treue-dienst-Elu'enzeichen" und 1953 rnit dem ,"Bundesverdienstkreuz" sowje 1954 zum 50jährigenDienstjubiläurn an der Hochschule fur Musik in Ilerlin. Wiederholt war er auch in Rigä autge-treten, so l90l im Schwarz.häupter auch mit eigenen Kompositionen. Sein Schalfen entstandhauptsächlich in den ersten zwei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, später komponierte er fast mrnoch kleinere Gelegenheitswerke ftlr den engeren Kreis. Kammermusik, Kläviermusik, Liederund Orgelwerke sind als Schwerpunkte seines Schafl'ens zu sehen, das im wesentlichen von derRomantik geprägt ist. 1901 schrieb der Rigaer Komponist Alexander Staeger tiber den jungenRoessler im Rigaer Tagblatl ,,...Merkmale eines echten, angeborenen Musiksinnes unu".k"*b*an der Stim trligt, ruts durch die blitzblanke Sauberkeit zur technischen llinkleidung, durchNoblesse und Wohlklang seines Klaviertones erfreute.,.Beziehungen:

Roessler, der nicht nur seine Kindheit in Zyrardow bei Warschau verbrachte, kelute als RigenserSchtiler, als Musikstudent und auch 1902 als junger Dozent der Berliner Musikhochschule än denOrt seiner Kindheit zurilck, wo manches seiner fnihen Werke enststand, so ein Klavierkonzert im

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Jahe 1897 oder 1902 sein Präludium und Iiuge h-moll filr Orgel. Roessler sprach polnisch undpflegte entsprechende Beziehungen. So war Roessler 1932 heim 2. und 1937 beim 3. inter-nationalen Chopin-Wettbewerb in Warschau in der Jury. Roessler hatte nach dem l. Weltkriegauch häufiger in Oberschlesien korzertiert und in Beuthen am Cieplikschen KoltservatoriumKurse gegeben und so ist anzunehmen, claß er auch durch diese Aufenthalte Kontakte lupolnischen Musikern gewann. Roesslers Ileziehungen zu Baden-Wllrttemberg seien auch erwälult.Seine Frau, die Pianistilr und Ernst von Dohnany-Schltlerin, Dora geb. Mayer stammte afisMöckmühl, mit der er oft an zwei Klavieren aufletreten ist.

Zwei Liederaus op. I8Die Vier Lieder op. /8 auf Texte von Richard Dehmel, sie zeigen einen krsen zyklischenZusammenhang, erschienen 1908 bei Ries & Erler Ber{in. Die ca. 25 LiedkompositionenRoesslers, worunter sich Inehrerc Duette Iür zwei Frauenstimmen befinden, lassel er*ennen, daßRichard Dehrnel der bevorzugte Dichter Roesslers gewesen ist, von dem er sechs Gedichtevertonte. Die Lieder zeigen deutlich die Bralunsuachfolge, auch in ihrer resignativen Aussage.Mit reichem Passagenwerk, harter Deklamation und präludienhaften Elementenl lÄaterung,volksliedhaft mit harfenartiger Äkkordbegleitung l,iz4grss meinic'ht.

Zweiter Satz aus dem Klavier-Trio As-DurDas großangelegte viersätzige Werk erschien 1905 bei Ities & Erler in Bedin und ist Frau LilyEsser-Dutreux gewidmet. Es gehört in seiner Tonsprachejener heute wenig geläutigen preußisch-wilhelminschen Art an, die rvesentlich auch von Komponisten aus dem Osten mitgeprägt wurde.Hier seien vor allem die Gebrüder Xaver und Philipp Scharwenka genannt, mit welchen Roesslerauch in näherer Beziehung stand. Das musikalische Iirbe seines aus dern Böhmischen starnmen-den Vaters, Deutschbaltisches und seine Kinderjahrre in Kalisch und Zyrardow bei Warschau mö-gen in seiu Werk eingegangen sein, auch in den zweiten Satz des'frios, Poco agitato" ein Scherzomit Brisanz im 4/4 Takt, rnusikantisch und titnzerisch.

Flehnut Scheunchen

Sdmappsdtuß Heltnut Scheundrer mit Meister Pendere.cki bei einer Probe im Hegelsaat in Stuttgart l99l

MALINCONIA-ENSEMBLE STUTTGARTImmer wieder wird dem seit llber l0 Jafuen bestchenden Malinoonia-Ensemble von <ter Kritikhohes interpretatorisches Niveau bescheinigt und tlber den Tag hinaus von der Musikwissenschaftdem Dargebotenen besondere Aulitrerksamkeit geschenkt. Die in größerer Zahl durchgeflthrtenZentenatkoruerte und

. Projekte mit regionalmtrsikgeschichtlichän sowie themenbäzogenen

Inhalten sind oltmals wichtige Beihage zur Reeeptiortsgeschichte des Aufgelllhrten. oas lüalin-conia-Ensemble hägt seinen Namen nach einer im 19. Jahrhurtdert gebrauchtichen Bez.eichnungftir Musikstttcke melancltolischen ldralts: malinconia (1t., Melarrcholie, Schwernut). Das voidem Cellistert und Musikforscher Helmut Scheunchen ftr die Realisation seiner Forschungs-erträge und zur Erinnerung an unbekannte Musikrverke und vefgessene Kortrponisten gegründäteEnsemble fand in dem Wort Malinconia die gemäße Bezeichnung fttr die ltber den värlessenenDingen liegendo Schwermut, Das Ertsemble besteht aus Mitgliedern der Stuttgarter-philhar-moniker, aus LehLrkräften an Musikhochschulert urrd Sängern dis Wurtt. Staatstleaters. Die Ar-beitsweise unterscheidet sich wesentlich vorr janer, son*i bei Kammermusikvereinigungen lbli-c,hen, da projektbezogen gearbeitet wird. Konzerte ohne Neueinstudierungen gibt es fauÄ, wegender schier unermeßlichen Flllle des Vorhdndenen, Erst- und Uraufftthrurfien ko*trt"tr naung io..Wechselnde Besetzungen, vom Klavierwerk uber die klassischen KarnmermusiKormationä biszu groß- und gemischtbesetzten Kammermusikwerken, aber auch Kirchenmusik und Liedergelangen zur Aufftftrung, in einer Spannweite vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Auch sindWerke ftlr das Ensemble geschrieben wordeq von Hans-Georg Burghardt, Kart-Ueinz Höne undder lettischen Komponistin Ilona Brege, außerdem sotl 1998 eirr Wert von detr estnischen Kom-ponisten Alo Poldntae uraufgeflthrt werden. Nsben Konzerten in zahlreichen deutschen Süidtenseien auch Konzerte in Österreich, Lettland (1996 Festival ,,lr4ussefest" Riga mit Rundfunk-Mitschrtitt von Latvijas-Radio) und Estlartd (1998 Festival ,,Baltikasaksa

-Muusika paefadTallinn" mit Aufhahme des Estnisehen Rundfunks) genarnt.

Einige Prujekte, die Einblick in die Arbeit des Malinconia-Ensembles geberyseien genanht:100. Geburtstag.Wahe Freymann,stutgärt u. Burg Stetterfels 1986 - Kirdrdrkonzen Jeutsdrbohiedro Konpöni-sten Johannes-Kir&e S'tntgart 1987 - 150 Todestag J. N. Hunurrel Studio d. Landesglrokasse Slüügbrt lSgZ I Gu-slav v' Margdan 300. Todestagu. A H. y. Weyraudr 200. Cebtrrtsag Burg Sturarfeir lgss - sdll;iJ" (onpo-nistsr a. d. fttthen 19. hhrfiundeit Sdrloß Coburg 1988 . 200. Tod*tag J,Ä. G. Mfirel Dorn zu Alterberg lgtl'8 -Wske dsdr.'bah. kolnponistei Darmstaü 19St - W Freymann Karimennusikreihe stungarter PhihalnontkerAltes Sdrauspielhaus Stuügrt,1989 -250. Geburtstrg C. Dltt€rß v. niaersOorf [euiJ;i^ wurzturg 1989 - 100.Geburtstag A M. Sdrnabel u. 50. Todestag E. Mattiesd Burg Stdarfels u. Küns.lerhaus lvlündren IsBs - sdrtosien u. die Wiorer Klassik Wiener Neustaü 1989 - 50. Todgtag Franz Schmi& Kartsburg Durladr - lgnuz u.Beecke Lioderhalle stuügart 1989 - Kammerrnusik z. Projelc. l-*tUna Akademie Flensburg-sanketmark i99O -Quartettabord J. Fisdten, A lvl. Sdrnabel, Alexander Riü.er Darmstadt 1990 - Quarteüatend-tf.-C. Burgftard u, F.Wejß R€sidtnz ar lVurzburg 1990 - Kirdrenmusik dtsdr,-balt. Konrponi*a,r 19. u.20. ft. Dom zu ÄftJberg l99l- Klaviertrios des 18.-20. Jh. Jadassohn, Elsner, Kltrß, Burgfiar(Foerster Warga/Allg 1991, . Frühromantik-Nadrromantik Darmstaü l99l - Streidrquartdle F. A Veidnn* z5O. ceburtstag

-Gerharü Kroeger 80. Geburtsag

u Hellmuth v. Ulmann Burg Stdtentbls l99l - Klavier-Trios &sch.-balt. rortrporristor 20. Jh. fi.atssaal narsberil99l ' Kanlnermusik J. F. delarrobe, G. A S&neider, W. Freymarur u. Carl v. Radecki f 5O. Ceturtsta! naÄlsta& 1992 - Dsdr"balt. Komponistei d. 17. u. 18. Jh. Sdrloß-liirdre Bonn 1993 - $treidrquartette von i. W"in,H 'G. Burg[rard Bolko v. Hodrb_ergl50. Geburtstag Wangar/Allg- 1993 - In memoriam Hans-ceorg nurglrurfiToskana-Saal Mtrzturg 1994 -Lider u. Kammertnusit Ö. v. Westennan 100. Gebur{stag Otto ljtatiuJZoo.Geburtstag C. W Pohrt 150. Todestag A M. Sdmabel 25. Todestag Darmsad. l99a - üier Einbäcke in ver-sdrollenes S&affer, z. Gedoften an das Kriegsarde vor 50 Jahro, Esslingor u. Wangur/Allg l99i , 50. TodestagW. Freyrrrarm u. 150. Todesag J, F. de Latrobe Balt. Külturtage Künzelsau-Döüirtgä tffi- H, Albert, Th. Stru:tius, A. Hessg H. G' Burghardt, J. G. Mtlthel, A, Riüer Südkir&e Esslinger 1995 llranck Vater, Sohn und Enket1996 Stuügart ' Festival lvlusse,Fest Riga 1996 Lieder u, Kammenrrusik i. Fisdrer 350. Ceburtstag W Freymann,A H, v- Wrcyrau&, vidinglrotr-Sdreel, K. Kreutzer, G. v. We*.erman. A. M. Sdmabel, Uraulftihöng lt"d Br"g;festiva! Musse'Fest Rigr 1996 - Lieder u. Kamrnmerrnusik G. v. Karßler, R. Roessler, H. Creutzburl, Darmstaä1996 - Kirdrotkonzert Werke v-on Sdrüt1 Meder und Freymami Stuttgart 1997 - Konponistur aus Därzig u. danOstseeraum Bad Godesberg 1997 - Streidr-Trios v, Pders Hitnsel u. Dittersdorf Koln 1997, Brahms uid seine

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deutsdrbaftisdrer Freunde u. I{ellmuür v. Ulmann zum 10. Todestag Darmstaü 1997 -Kmzerlreise 1998 Estlandin Tallin-Reval: Fe$ival lvluusika Paevad u. Tartu-Dorpat.

Unsere nächsten Kbr-erte: 31. Juli Marmorsaal des Schlosses ar Glogow-Glogau (Polen) mitWerkert von H. G. Burghardt, J. Elsner u. E. Franck;26. Septernber: WartgedAllgau, Werke von F, Weiß, P. Hänsel, H. G. Brnghardt u. Dittersdorf.

Helmut Scheunchen . Lclturtg und Vldloncello, s{udierte an der Stuttgerter Musikhodrsdrute und in Mtlndren.seit 1972 Mitgtied der Stuügarter Philharmoiliker. Rege kanrmermusikalisdre Konzertätigt<ei! Rundfunk- und CD-Aufitahrnen mil Kammermusik, zahlreidle Publikatiorter, vorrriegend zur deutsdrbahisdten und sdrlesisdrenMuslkgesdtidrte, Hetausgabe von Notqrdrucken, besurdep ar nennql seine Gesarrltdarstellutg derdeutsdrbaltisdrar Musikgesdrldrte (l.aumann Dülnten 1990), 25 Atikel im Sdrlesisdrm Musiklexikon (HrsgProf Hoffinann.Erbrecht), vor dan Absdrluß st&l soin ,,lrxikon deutsdrbahisdrer Komponistar" sowie lvlitarbeitan musikwissentdraftlidren Projektar in lgtland und Estlaud.Helmut Holzapfel - fenor, geboren in Robertsor/Südafrika, studierte an der Universität $telletbosch u. erhieltseine weitere musikalisdre Ausbildung an der Wiener lvlusikhodrsdrule (F,. Werba). Nach dqn €f,stü Engagefltentin Klagerfutt wirkte er bis 1977 am Tfuoler l,andes{reater lnnsbruck. Seitdern ist er am Staotstheater-Stungartargagiert. Zahlreidte Oastspiele {tlhrten ihn an viele Openrhäuser des In- u, Auslandes (Mündren, Zürid, Gorf.Warsdlau u, a.) u. zu intemationalqr Festivals. Er ist audl ein gellagte,r Oratoriarsänger u. Liedinterpret. 1992prontovierte er in Muslkwisserrsdraft mit einem Thema zur sildafrikanisdren Liedersdrule. Seit 1988 ist er demMalincotria-Ensernble verbundor.Glinter Schmldt - Klar{er, studierte an der Stuttgarter Musikhodrsdrule. Er hat einerr Ldrrauftrag an derMusikhodrsdrule in W{lrzburg und entfalt* eine rege Kouerttätigkeit in zahlreidra ländem als Solist,Liedbegleitrr und als Kathmermusiker, audr ist er offrzieller Begleiter des ARD-Wd.bew6bs in M{lndren.Rundftrtk- und Sdrallplattaraufirahmqr dokurnentiera sein reidres Wirken. Er ist seit dem Bestdren desMalinconia-Ensembles dessen Mitglied.Slegfrted Hartauer - Vlollney wurde in Bukarest geboren. 1974 tibersiedehe die Farnilie nadr Deutsdrland. 1982bis 1989 stüdiefte er ar der Stuttgarter Musikhochsdrule. Nadr seinern erster Engagemert bei der PhilharmoniaHnngarica Marl 1989 kam er 1990 zu det Stuügarter Philharmonikem und 1993 zum Malinconia-Ensernble. Regekanltrermusikalisdre Tätigkeit sowie Rundfunkaufirahnrm mit zeitgarössisdrer Kamnermusik.

Das Malinconia-Ensemble im Sdrwarääuptersaal in Tallinn/Reval 1998