Baloise Park Baumagazin7...2 3 Es geht weiter aufwärts Editorial Die Fortschritte im ersten Quartal...

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7 Ins Blaue Das Hochhaus wächst in den Himmel. Die Fassaden der drei Bauten um den neuen Baloise-Platz unter- scheiden sich in Farbe und Charakter. Seiten 2 und 3 Nicht nur grün Landschaftsarchi- tektonisch gilt es den Spagat zwischen Funktion und Optik zu schaffen. Dabei hilft auch das Grün der Pflanzen. Seiten 4 und 5 Alles schwarzweiss? Auch wenn die alten Fotos den Anschein machen: Basel war hier nicht nur schwarz- weiss. Ein Blick auf die Stadtentwicklung seit dem 14. Jh. Seiten 6 und 7 Grüner als vorher Für den obersten Stadt- gärtner muss eine öffentliche Anlage mit ihrer Nachbarschaft zusammenspielen – wie der Baloise-Platz mit der Elisabethenanlage. Seite 8 Baloise Park Baumagazin April 2018

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Page 1: Baloise Park Baumagazin7...2 3 Es geht weiter aufwärts Editorial Die Fortschritte im ersten Quartal sind gut sichtbar: Das Hochhaus wächst im Wochentakt in die Höhe, und sechs Kräne

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Ins Blaue

Das Hochhaus wächst

in den Himmel. Die

Fassaden der drei

Bauten um den neuen

Baloise-Platz unter-

scheiden sich in Farbe

und Charakter.

Seiten 2 und 3

Nicht nur grün

Landschaftsarchi-

tektonisch gilt es

den Spagat zwischen

Funktion und Optik

zu schaffen. Dabei

hilft auch das Grün

der Pflanzen.

Seiten 4 und 5

Alles schwarzweiss?

Auch wenn die alten

Fotos den Anschein

machen: Basel war

hier nicht nur schwarz-

weiss. Ein Blick auf

die Stadtentwicklung

seit dem 14. Jh.

Seiten 6 und 7

Grüner als vorher

Für den obersten Stadt-

gärtner muss eine

öffentliche Anlage mit

ihrer Nachbarschaft

zusammenspielen – wie

der Baloise-Platz mit

der Elisabethenanlage.

Seite 8

Baloise Park Baumagazin April 2018

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Es geht weiter aufwärts

Editorial

Die Fortschritte im ersten Quartal sind gut sichtbar: Das Hochhaus wächst im Wochentakt in die Höhe, und sechs Kräne erstellen den Baloise Park. Auch die Umge­bungsgestaltung ist ein

wichtiger Aspekt bei diesem Bauvorhaben. Deshalb beleuchtet diese Ausgabe die Gedanken der verschie­denen Anspruchsgruppen und zeigt, wie gut Grau und Grün harmonieren können.

Die öffentlich nutzbaren Aussenflächen im Baloise Park sind im Stadtbild von Basel eine grosse Bereicherung und stehen im Dialog mit der angrenzenden Umgebung. Unser Projektleiter Moreno Maconi erläutert auf dieser und der letzten Seite die Sicht der Bauherrschaft, während die mit der Umgebungsgestaltung beauftragte August + Margrith Künzel Landschaftsarchitekten AG

aufzeigt, wie der Spagat zwischen Funktion und Optik gestalterisch zu schaffen ist. Was es bei der Betriebspla-nung zu beachten gilt, erörtert die dafür verantwortliche Projektleiterin Marlis Lübcke. Jedes Gebäude des Baloise Park hat seine eigene Charakterfassade aus unterschied-lich hergestelltem Beton. Wie das Zusammenspiel ihrer Farb- und Formelemente im Gesamtbild sichtbar werden soll, erfahren Sie auf Seite 3.

Für den Raum rund um den Baloise Park bestand schon vor 150 Jahren eine grüne Vision – Historikerin Beatrice Schumacher blickt zurück, derweil der oberste Stadt- gärtner, Emanuel Trueb, die heutigen Anforderungen aus öffentlicher Sicht erläutert.

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre und freue mich auf Ihr Feedback.

Philippe Fürstenberger

Gesamtprojektleiter, Leiter Bautreuhand

Der Baloise Park wächst weiter in den Himmel. Was oben schon ins Blaue ragt, wird auch am Boden möglichst sanft in die Umgebung eingebettet.

Diesen Herbst erreicht das Hochhaus seine geplante Höhe. Der oberirdisch rund 96000 m3 umfassende Rohbau wird dann mit 89 Metern vorübergehend das dritt-höchste Gebäude Basels sein. Im Windschatten des Hochhauses folgen die beiden mit rund 42 Metern und 52000 m3 beziehungs-weise 34 Metern und 47000 m3 grossen Gebäude auf den Baufeldern Ost und Süd. Auch dank des Einsatzes von gestaffelten Kränen, einer Betonpumpe, verteilter Anlie-ferungsstellen, mitkletternder Baugerüste und nicht zuletzt einer ausgeklügelten Planung können die Häuser zügig in die Höhe gebaut werden, so dass man auch ihnen beim Wachsen zusehen kann. Erdgeschosse und Umgebung werden bereits im Juni grob fertig sein – und Ende Jahr sollen auch diese Gebäude im Rohbau bis zu ihren Dachgeschossen hochgezogen sein.

Der Projektleiter Moreno Maconi erwartet, dass sich das von weitem prägendste Ele-ment des Baloise Park, das Hochhaus, ins Stadtbild und die bereits erlebbare Umge-bung einfügen wird, ganz nach dem Plan der Architekten: «Mit dem Baloise Park soll ein neuer Stadtteil, eine weitere Begegnungszo-ne entstehen, die sich über den Parkweg zieht, fliessend in den Aeschengraben-Bou-levard übergeht, sich ins Stadtnetz einfügt und dieses ergänzt.» Der Baloise-Platz erscheine in diesem Spannungsfeld, «als ob er historisch gewachsen sei».

Auf dem neuen Platzgefüge werden feine topografische Anpassungen vorgenommen. Der Parkweg wird auf Trottoir- respektive Platzhöhe angehoben und so verkehrs- beruhigt zum verbindenden Element zwischen bestehendem und neuem Areal.

Sie unterscheiden sich äusserlich deutlich – und ergeben zusammen doch ein harmonisches Gesamtbild: die drei Gebäude am neuen Baloise-Platz. Das Gebäude Ost will grund-fest und geerdet sein, wächst quasi aus dem Boden, mit seiner charakterstarken Aussen-fassade aus rotbraunem Beton. Das Gebäu-de West ist ein hoher, erhabener, selbstbe-wusster und dennoch eng mit der Stadt und deren historischen Steinbauten verbundener Turm. Das Gebäude Süd ist als neuer Kon-zernsitz repräsentativ, und seine überhohen Fensterfronten sowie seine Farbkomposition werden zum Spiegelbild von Himmel, Wol-ken, Bäumen und Pflanzen der Umgebung.

Neben plastischen Aspekten – die drei Geschwisterbauten stehen passend neben-einander – wollen die Architekten auch farbmaterielle Möglichkeiten nutzen, um die Gebäude in die Stadt einzubinden. Sie nehmen dabei Formen und Figuren aus der Umgebung auf und betten den Baloise Park in die Struktur der Nachbarschaft ein.

Um dabei den Austausch zwischen den Planern der Gebäude und des Platzes, der Bauherrschaft und der Stadtbildkommission zu fördern und um das Zusammenspiel der

Gestaltungen zu prüfen, hat die Baloise auf-wendige Mockups erstellt. Von jedem der drei Gebäude wurde ein Teil der Fassade als Muster im Massstab 1:1 gebaut. Damit konnten die Fassaden nicht nur aus technischer und konstruktiver Sicht, sondern auch aus stadtplanerischer und ästhetischer Pers-pektive getestet werden.

Die Unterschiede zwischen den drei Bauten offenbaren sich in Form, Farbe und Funk tion. Zum neuen Baloise-Konzernsitz, dem Gebäu-de Süd, sagen die Architekten Diener & Diener: «Durch ihre grüngraue Färbung ver-schmilzt die Betonstruktur mit den Gläsern der Fassaden. Der Baukörper wirkt dadurch plastischer, gestärkt in seiner Eigenständig-keit.» Den klaren, eleganten Ausdruck des Hochhauses sehen die Architekten Miller & Maranta «durch das Abzeichnen der Tragstruk-tur in der Fassade und deren freien Ecken» bestärkt. Das Gebäude Ost komplettiert das Ensemble, Valerio Olgiati formuliert es so: «Der Bau ist dank erdigen Beton- und gross-zügigen Glasfassaden zugleich transparent und fest. Der rotbraune Beton harmoniert als Kunst stein mit der mineralischen Fassade des Hotelhochhauses.»

Jeder Teil des Baloise Park hat seine eigene Charakterfassade aus unterschiedlich verarbeitetem Beton. Im Gesamtbild soll das Zusammenspiel ihrer Farb­ und Formelemente sichtbar werden.

Drei Gebäude, drei Farben

Stimme zum Projekt«Der Elisabethenpark hat 90 Jahre lang ge­ schlafen. ZUM KUSS hat ihn mit der Unterstützung der Basler Bevölkerung 2011 wachgeküsst. Die Entwicklung der Park­anlage zu Elisabethen verläuft seither positiv. Die Eröffnung des Baloise Park wird weiter dazu beitragen. Darauf freue ich mich sehr!»

Markuss Engeler, Gastgeber ZUM KUSS, Caffè Kultur Bar

Erleben Sie den Baloise Park in 3DEs ist schwierig, sich vorzustel­

len, dass dort, wo aktuell noch

Gerüste, Baumaterial und Kräne

zu sehen sind, eines Tages der

Baloise Park in die Höhe ragen

wird. Die Vorstellungskraft wird

nun technisch unterstützt. Was

nach Science­Fiction klingt,

wird mit Smartphone oder Tab­

let im Nu auf dem eigenen

Screen ersichtlich. Einfach im

App­Store die App «Baloise

Park» runterladen und auspro­

bieren. Vor Ort am Baloise Park

erscheinen die Gebäude mit

der Baustellen­Funktion auf

dem Bildschirm; mit der Situati­

onsplan­Funktion ragen sie

aus untenstehendem Plan.

Gebäude West, Miller & Maranta Gebäude Ost, Valerio Olgiati Gebäude Süd, Diener & Diener

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BetriebsplanungDer Baloise Park soll eine neue Begegnungszone werden – für Besucherinnen und Besucher und für Mitarbeitende. In der Betriebsplanung gilt es viele Aspekte zu beachten.

Der neue Freiraum steht in engem Bezug zum Centralbahnplatz, zur Elisabethenanlage, zur Aeschengraben-Promenade und zum neu gebauten Boulevard Aeschengraben. Der ent-stehende Platz der Baloise spannt sich zwi-schen dem heutigen Hauptsitz und den drei Neubauten auf. Die Umgebung wurde durch die Landschaftsarchitekten August + Margrith Künzel bewusst gesamtheitlich betrachtet und in enger Zusammenarbeit mit der Stadt, der Baloise, den Architekten Miller & Maranta, Diener & Diener und Valerio Olgiati entwickelt.

Ein einheitlicher Belagsteppich aus Naturstein stellt die Verbindung zwischen Bestand und Neubauten her und bildet zugleich den Auftakt zu dem von der Stadt neu gebauten Boulevard Aeschengraben. Die Hauptelemente der Freiraumgestaltung sind das Platzgefüge und die mit verschiedenen Bäumen bepflanzten Grünflächen.

Dabei kommen verschiedene Farben und Formen zum Einsatz. Sichtbar wird das zum Beispiel in der Wahl des Materials für den Belags teppich. Der neue Platz wird mit einem nachhaltigen Schweizer Naturstein gepflas-tert. Der Guber-Quarzsandstein stammt aus dem innerschweizerischen Alpnach. Die Steine

werden diagonal verlegt und verleihen dem neuen Platz Grosszügigkeit. Ein weiteres Farb- element bilden die Pflanzen. Die bestehenden charaktervollen Platanen entlang des Aeschen- grabens bleiben erhalten. Für die entfernten Bäume wird in den Grünflächen eine Mischung aus mehrheitlich einheimischen Bäumen gepflanzt. Geplant sind Linde, Ahorn, Eisen-holzbaum, Hainbuche und Eiche.

Ein Hauptanliegen war es, dass der neue Platz möglichst offen und grosszügig wird – dass er Aufenthaltsqualität bietet. Unter den beste-henden Platanen wird man in Zukunft auf Sitz-bänken verweilen können. Historisch bemer-kenswert: Wo früher die Stadtmauer eine unübersehbare Grenze zog, arbeiten die Pla-ner in enger Zusammenarbeit mit der Stadt nun genau auf das Gegenteil hin: Offenheit und möglichst fliessende Übergänge zur Stadt.

Die Gebäude unterscheiden sich nicht nur äusserlich, son-dern auch in ihren Anforderungen: Der neue Konzernsitz ist direkt vom Baloise-Platz über eine grosszügige Treppe zu erreichen und zeigt im öffentlich zugänglichen Kunstforum Werke aus der eigenen Sammlung. Am Gebäude Ost befindet sich die Einfahrt zur Einstellhalle und zur unterirdischen Anlieferung für das gesamte Geviert – auch für das Gebäude West, welches unter anderem das Hotel Mövenpick beherber-gen wird. Das bestehende Versicherungsgebäude wird eben-falls in die neue Umgebungsgestaltung eingebunden. Unter dem Baloise-Platz sind Velostellplätze mit Anbindung an den

Bahnhof geplant. Zusammen mit ihrem Projektteam konnte Marlis Lübcke anhand dieses breit gefächerten Katalogs die Rahmenparameter festlegen und bereits von der Planungs- in die Umsetzungsphase gehen.

Es entsteht ein städtischer Platz mit öffentlichem Charakter und Aufenthaltsqualität.

Wie ein gewobener Teppich

In der Landschaftsarchitektur des Baloise Park sind die überdimensionalen Baumscheiben ein zentrales Gestaltungselement.

Der Teppich (Quelle: kelim.de) stellt exemplarisch die Verbindung zwischen Bestand und Neubauten her.

Aeschengraben

Nauenstrasse

Parkweg

Park

weg

August + Margrith Künzel

konzipieren und realisieren

die Aussen räume des

Baloise Park.

www.august-kuenzel.ch

Marlis Lübcke ist Leiterin Gebäude-

management und Sicherheit.

Für den Baloise Park verantwortet

sie die gesamte Betriebsplanung.

Landschafts­ architekto nische Fakten• Bunt – Verschiedene

Laubbäume werden den Baloise Park mit ihrer Herbstfärbung prägen: Hainbuche, Ahorn, Eiche, Linde, Platane, Eisenholzbaum.

• Bequem – Geschwunge­ne Landi­Bänke aus Lärchenholz laden zum Verweilen ein.

• Bepflanzt – Zusätzlich zu den Bäumen sorgen Heckenkörper und Scherrasen für Abwechslung.

• Bepflastert – Rund 1100 Tonnen Guber­ Quarzsandstein und 600 Tonnen Porphyr werden verbaut.

• Begegnung – Ein Teil des Parkwegs wird neu zur Begegnungszone.

West

Ost

NordSüd

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Für den Raum rund um den entstehenden Baloise Park bestand schon vor 150 Jahren eine grüne Vision. Wie es hier davor und danach aussah: Davon handelt dieser kurze Überblick.

Hier war einmal – ein Blick zurück

Der Aeschengraben war bis 1860 Teil der Stadtbefestigung und markierte eine Grenze

zwischen städtischer Siedlung und Grünraum vor der Stadt. Als Strasse verlief er entlang

der Stadtmauer. Blick vom Aeschentor zum Aeschenrondell – heute: vom Aeschenplatz

zum Centralbahnplatz. Bild: Aquarell, Johann Jakob Schneider © StABS Bild Schn. 81

Der Aeschengraben und der Elisabethenpark entstanden nach 1860 anstelle

der abgebrochenen Stadtmauer und des Aeschenbollwerks als Teil eines

grossen Grüngürtels rund um die Stadt. Übersichtsplan Stadt Basel, 1905

Noch jungfräulich leer und

weit – der Centralbahnplatz

um 1900. Bild: Fotoarchiv

Wolf © StABS NEG 2156

Der Aeschengraben als städtischer Boulevard. Die Umgestaltung

begann 1861 und war Teil eines grösseren Grüngürtels auf

dem Terrain der ab 1860 abgebrochenen Befestigungsanlagen.

Foto: Alfred Kugler, vor 1914 (c) StABS BSL 1012 770

Als Teil des Boulevards erhielt der Aeschenplatz 1866

einen Springbrunnen. 1908 wurde er eingeebnet und

durch eine Tramwartehalle ersetzt. Foto: Aeschenplatz

mit Springbrunnen, 1905 © StABS AL 45, 4-75-1

Ecke Aeschengraben/Nauenstrasse 1967: Wo

heute der Baloise Park entsteht, standen Geschäfts-

häuser aus dem 19. Jahrhundert. Foto: Hans

Bertolf (1907–1976) © StaBS BSL 1013 1-3371 1

Der Aeschengraben markiert eine Nahtstelle im urbanen Gefüge, eine Grenze zwischen dem Innen und dem Aussen der Stadt, und das seit Jahrhunderten. Seine bauliche Gestalt hat sich jedoch enorm verändert. Vom 14. Jahrhundert bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts ist er tatsächlich ein Graben. Als Teil des äusseren Befestigungsrings grenzt er gewisser-massen Grau von Grün ab: nämlich das städtische Siedlungs-gebiet von den ausserhalb liegenden Gärten und Fluren.

Seine heutige Form hat er nach 1860 angenommen. Im Zug der Stadterweiterung wurden Mauern, Türme und Aeschen-bollwerk abgebrochen und mit den Steinen der Graben auf-gefüllt. Auf der neuen Fläche entstand der Aeschengraben in Gestalt eines breiten, mit einer Allee versehenen Boulevards. Nun war er selber eine grüne Zone. Die Pläne dazu stammten vom Münchner Hofgärtner Carl von Effner, der im Auftrag der Stadt die Neugestaltung eines Grüngürtels entwarf, der auch die Anlage des zoologischen Gartens umfasste.

Als Boulevard hatte der Aeschengraben von Anfang an auch eine neue Funktion als Einfallstor in die Stadt. Denn 1860 wurde der Centralbahnhof am heutigen Standort eröffnet, benannt nach der privaten Bahngesellschaft, die die Strecke Basel– Luzern betrieb. Zugleich diente er auch der Elsässer-

bahn als Bahnhof. Diese Doppelfunktion hat sich trotz grossem Wandel der Bahngesellschaften erhalten und noch immer heisst der Vorplatz Centralbahnplatz.

Nicht erhalten und auch nie wie geplant eingestellt hat sich das grossstädtische Flair, das sich Basel mit Seitenblick nach Wien und Paris mit seinem Grüngürtel verschaffen wollte. Der mondäne Springbrunnen auf dem Aeschenplatz wie auch Gartenanlagen und Freiflächen am Aeschengraben mussten dem Verkehr weichen. Auf gründerzeitlichen Stadt-villen sind grosse Geschäftshäuser gefolgt. Der Aeschen- graben ist grauer geworden. Die aktuelle Neugestaltung dockt an die grüne Vision aus der Zeit einer der bedeutends-ten Umwälzungen der Stadt an.

Dr. Beatrice Schumacher ist freischaffende His-

torikerin. Sie hat in Basel und Berlin Geschichte,

Kunstgeschichte und Germanistik studiert.

Sie publiziert und forscht zu kultur- und gesell-

schaftshistorischen Themen. Zuletzt publizierte

sie die «Kleine Geschichte der Stadt Luzern» und

engagierte sich in der Lancierung der neuen

Basler Stadtgeschichte. www.beaschumacher.ch

«Die Neugestaltung dockt an die grüne Vision aus der Zeit einer der bedeutendsten Umwälzungen der Stadt an.»Dr. Beatrice Schumacher

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ImpressumAusgabe Nr. 7, April 2018 | Herausgeberin: Baloise Group | Konzeption/Realisation: Weissgrund AG |

Fotos: Andres Hochuli, A. + M. Künzel Landschaftsarchitekten, BURRI public elements AG, Staatsarchiv

Basel-Stadt, Stadtgärtnerei Basel | Druck: Gremper AG, Pratteln | Auflage: 4000 Ex.

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Folgen Sie uns auf Instagram: @baloisepark.ch, #baloisepark

baloisepark.ch

Fragen an Projektleiter Moreno Maconi

Was war Ihr Highlight der letzten Monate?

Die erfolgreiche Vergabe an die Total-unternehmerin Porr Suisse AG und damit verbunden der rasche Start der Bauarbei-ten für die Gebäude Baloise Park Ost und Süd – ein weiterer wichtiger Meilenstein. Wir können die Planungsphase nun defi-nitiv abschliessen.

Kann die Baustelle besichtigt werden?

Wir würden die Entstehung der Bauwerke gerne – und stolz – persönlich zeigen. Der Zeitplan und die engen Verhältnisse auf der Baustelle zwingen uns aber vorläufig, auf Führungen zu verzichten. Wir versuchen, der Öffentlichkeit und Interessierten laufend Einblicke zu gewähren: Zum Beispiel auf baloisepark.ch, auf unserem Instagram- Account oder mit dem Baumagazin.

Was sind die nächsten Schritte?

Mitte Jahr erreichen Ost- und Süd-Gebäude im Rohbau das Niveau des Platzes. Dann wird die grundsätzliche räumliche Gebäude- anordnung um dem Baloise-Platz erahnbar und erlebbar. Der Rohbau des Baloise Park West wird wachsen, bis er im Herbst seine endgültige Höhe von 89 Metern erreicht ha- ben wird. An seinen unteren Etagen werden dann die ersten vorgefertigten grossteili-gen Fassadenelemente montiert werden.

Transit und Aufenthalt – kein Widerspruch

Der oberste Stadtgärtner Emanuel Trueb holt aus: «Die Baloise setzt städte-baulich einen Akzent an einer historischen Achse.» Das Gebiet direkt um den Baloise Park ist die Wiege der Stadtgärtnerei. Hier, entlang des heutigen Aeschengrabens, verlief bis 1860 die äussere Stadtmauer. Als sich Basel ent-puppte und seine Mauern niederriss, entstanden erstmals im Stadtbann Grün- flächen. Diese Grabenanlagen ziehen sich noch heute wie ein grüner Ring durch Basel – und zu ihrer Pflege wurde 1861 die Stadtgärtnerei gegründet.

Bei einer guten öffentlichen Grünanlage stimme das Zusammenspiel mit der Umgebung, so Trueb. «Der Baloise Park steht im Dialog mit der Elisabethen-anlage.» Der Raum an der vielfrequentierten Transitecke habe eine «gewisse Aufenthaltsqualität». Das Mikroklima, das eine Grünfläche mit Bäumen wie die Elisabethenanlage bewirken und mitprägen kann, sei dabei nicht zu unter-schätzen – insbesondere die sommerliche Kühlung. Ein entscheidender Punkt aus stadtgärtnerischer Sicht, meint Trueb: «Wir müssen schauen, dass unsere Städte nicht austrocknen.»

«Wir müssen schauen, dass unsere Städte nicht austrocknen.»

Die Aufgabe der Stadtgärtnerei im Zusammen-hang mit dem Baloise Park ist es unter anderem, zu kontrollieren, ob die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden. Dies sei problemlos der Fall. Mehr noch: Parzellen-übergreifend gewinnt Basel im Perimeter des Baloise Park sogar etwas Grünfläche, zudem wird sich die Zahl der Bäume nach der Fertigstellung erhöht haben.

Die Stadtgärtnerei sieht den Mehrwert des Baloise Park in dessen Zusammenspiel mit den angrenzenden Grün­ und Freiräumen.

Emanuel Trueb ist seit 27 Jahren Leiter

der Stadtgärtnerei im Bau- und Ver-

kehrsdepartement des Kantons Basel-

Stadt. Er ist dabei unter anderem Herr

über rund 24000 Bäume.