Baltzer, Franz - Die Architektur der Kultbauten Japans (1907)

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  • DIE

    ARCHITEKTUR DER KLTBAUTENJAPANS

    VON

    >

    f; baltzerREGIERUNGS- UXD BAURAT

    MIT 329 ABBILDUNGEN IM TEXT

    BERLIN 1907VERLAG VON WILHELM ERNST & SOHN

    SC7t78

  • Nachdruck verboten.

    Erweiterter Sonderdruck aus der Zeitschrift fr Bauwesen

    ( Jahrgang 1905 und 1906.

  • I u li a 1 1.

    Seite

    Vorwort 1

    I. Die architektonischen Elemente und Zierformen 6Torii 10

    Tempeltr 1-i

    Tempelfenster 16

    Seitentr, Wakishoji 18Buddhistischer Altar 19

    Brstungsgelnder des Umganges, Koran 21

    Kragbretter -3

    Sttze und Geblk 23Froschgabel O

    FriesfUungeu 53

    Decke 59

    Giebelverzierungen 69

    Dachverzierangen 72

    Dachdeckung 91

    II. Die wichtigsten Formen der japanischen Kult-bauten 94Tempelform mit Gebetplatz, Kohai 127

    Tempeltore 129

    Wandelgang 143

    Trommel- und Glockenturm 151

    Bcherei 160

    Brunnenhaus 167

    Achteckbauten 174

    Haiden mit Satteldach in Irimoviiform 181

    Haiden mit Irimoyadach und chinesischem Giebel . . 185

    III. Die Schintotempel 187

    Vorgeschichtliches Zeitalter und Zeit des reinen Schinto-stUs . 192

    1. Zeitalter des Karai-gaki 192

    2. - yashirostil von Izumo und Sumiyoshi 193

    3. Shimmeistil 202

  • IV

    Seite

    Einfhrung gekrmmter Linien und Flchen in denTenipelbau 213

    4. Kasugastil 2135. Nagarestil 219

    Vermischung der schintoistischcn und huddhisfischonTempelarchitektur 226

    6. Hacliimanstil 2267. Hioshistil 2328. Garanstil 234

    Vllige Verschmelzung der scliintoistischen mit derbuddhistischen Bauweise 246

    9. Gongenstil 24610. Yatsumune- oder Achtrststil 256

    Tempel -Raugklassen 259

    IV. Die N-Bhne 269V. Die mehrgeschossigen Turnibauten 283

    Geschichtliches 283Allgemeine Bauart 284Beispiele 294

    VI. Die Schatztrme 325Geschichtliches 326

    Allgemeine Anordnung 332Beispiele 339

    Zeittafel 352

  • Vorwort.

    Die vorliegende Arbeit will eine bersicht ber die

    Arcliitektur der Kultbauten Japans geben, unter Vorfhrung

    der wichtigsten Formen und bezeichnender Beispiele fr die

    verschiedenen Bauweisen in Schaubild , architektonischer Zeich-

    nung oder Skizze. An der Hand dieses Materials lassen sichdann die Architektiu'schpfungen des Landes der aufgehenden

    Sonne, die bisher im allgemeinen erheblich weniger Beachtung

    gefunden haben als die brigen Erzeugnisse der japanischenKunst und des Kunstgewerbes, eingehender wrdigen. Ich

    glaube, man wird dann anerkennen mssen, da die Kult-

    arcliitektur Japans, wenn auch von Anfang an und nachhaltig

    beeinflut durch die hereindringende buddhistische Kunst,vermge der Verwendung der zu Gebote stehenden ausgezeich-neten Hlzer und des eigentmlichen Dachdeckmaterials

    Schilf, Reisstroh und die vorzgliche wetterfeste Rinde des

    Hinokibaumes eine in den Arten ihrer Zierweise und

    besonders in der Dachgestaltung eigenartige, reizvolle und

    reiche Bauart entwickelt hat und hier ihre eigenen selb-

    stndigen Bahnen gewandelt ist, die der Beachtung vielleichtnicht minder wert sind als manche anderen Architekturgebiete,

    die ein stndiges und wohldurchforschtes Feld der Greschichte

    der Baukunst bilden. Ich glaube, man wird dann auch zu

    dem Schlsse kommen, da die Vorstellung, der man beiLaien hufig genug begegnet, die japanische Baukunst stehein jeder Beziehung lediglich auf den Schultern der Chinesen,

    Koreaner und Inder, nur dberflchlicher Beachtung gegenber

    standhlt.

    Als Einleitung ist zunchst eine Zusammenstellung der

    wichtigsten japanischen Architekturmotive gegeben, soweitBaltzer, Kultbauton. 1

  • sie dem Abendlnder als besonders eigentmlich und fremd-artig ins Auge fallen und daher auch fr den Fachmann einergenaueren Darstellung und Erklrung bedrfen. Ich konnte

    hierbei eine japanische Sammlung guter Muster, eine Artarchitektonischer Formenlehre benutzen, deren Beispiele sich

    durch reine und edle Formen auszeichnen. Durch die Kenntnis

    der einzelnen Bau- luid Zierformen wird das Verstndnis

    des folgenden Abschnitts wesentlich erleichtert, in dem diewichtigsten Gattungen der verschiedenen vorkommenden Kult-bauten des Schintoismus und Buddhismus vorgefhrtund die Einzelheiten der Ausfhrung an den mitgeteiltenBeispielen erlutert werden.

    Der dritte Abschnitt, in dem die Entwicklung derSchinto- Architektur etwas eingehender nach ihrem geschicht-

    lichen Verlauf behandelt ist, sttzt sich auf einen Vortrag, den

    Dr. Tchuta Ito, Architekt des Ministeriums des Innern in

    Tokio, vor lngerer Zeit ber diesen Gegenstand im Archi-

    tekten-Verein von Tokio gehalten und demnchst in japani-

    scher Sprache verffentlicht hat; insbesondere ist auch eine

    Anzahl der Abbildungen dieses Kapitels seiner Verffentlichung

    entnommen. Hieran ist der Abschnitt ber das No-Theaterangeschlossen, weil dieses sich vorwiegend als ein Erzeugnis

    gleichfalls streng vaterlndischer Kunst, in dem reinen und

    einfacheren Schintostil gehalten, darstellt. Die Behandlung

    der mehrgeschossigen Turmbauten und Schatztrme,die ausschlielich der Iniddhistischen Kunst angehren und

    deren Entwicklung von vornherein unter chinesischem und

    indischem Einflsse gestanden hat, bildet, gefolgt von einer

    Zeittafel, den Schlu des Buches.

    Bezglich der buddhistischen Tempelbauten stand mir

    leider eine hnliche Unterlage, wie die Itosche Abhandlung

    ber die Schintotempel nicht zur Verfgung; ich habe daher

    auf eine Darstellung der geschichtlichen Entwickbuig der

    buddhistischen Architektur Japans verzichten mssen. Bei demLeser darf ich die Kenntnis meiner Verffentlichung ber das

    japanische Haus (Zeitschr. f. Bauwesen 1903; auch alsSonderabdruck erschienen bei Ernst u. Sohn, Berlin) und ber

  • die dort errterte japanische Bauweise im allgemeinen vor-aussetzen; die Einzelheiten der Konstruktion, die vielfach

    mit denen der weltlichen Bauweise bereinstimmen, konnten

    naturgem hier nicht nochmals ausfhrlich beschrieben

    werden. Ich habe auch hier, soweit es mir mglich war,

    die japanischen Bezeichnimgen der Bau- und Zierformen auf-gefhrt und erklrt, weil sie oft wertvolle Fingerzeige berdie Entstehung und Bedeutung der betreffenden Formenenthalten.

    Auf die Wiedergabe der Einzelheiten in mglichst groem

    Mastabe glaubte ich besonderes Gewicht legen zu sollen; an

    kleineren schaubildlichen Darstellungen japanischer Tempelund Trme ist ja heute, wo jeder Vergngungsreisende mitseiner photographischen Kammer bewaffnet in die Welt hinaus

    zieht, kein Mangel mehr; aber sie alle lassen im Stich, sobald

    es auf die genauere Kenntnis der oft so verwickelten und

    fr unser Auge fremdartigen japanischen Formen ankommt.Auch wohnt dem japanischen Bauornament der guten Zeit eineigener Eeiz inne, den ich durch mglichst genaue Wieder-

    gabe der Einzelformen bei unsern Architekten unverkrzt zur

    Greltung bringen wollte.

    Wlirend meines fnfjhrigen Aufenthaltes in Japan habeich mich bemht, die wichtigsten hier in Betracht kommendenBaudenkmler im Lande aus eigener Anschauung kennen zulernen, um mir auf diese Weise die erforderliche besondereSachkenntnis fr die beabsichtig-te Arbeit einigermaen an-

    zueignen, die mir als Eisenbahner sonst natrlich fehlen wrde.

    Da der Versuch, die japanische Architektur eingehender zubehandeln, soweit wenigstens die deutsche Fachwissenschaftin Betracht kommt, hier wohl zum ersten Male unternommen

    ist, und ich dabei ausschlielich auf das im Lande selbstvorhandene Material angewiesen war, so werden unvermeidlich

    manche Lcken geblieben, kleine m-ichtigkeiten oder Un-

    genauigkeiten mit untergelaufen sein, einzelne Angaben mit

    den Ergebnissen neuester kunstgeschichtlicher Forschung viel-

    leicht nicht ganz im Einklnge stehen. Wer jemals den Ver-such unternommen hat, in Japan wissenschaftliches Material

    1*

  • zu sainmelu und Untersucliungen auf Grundlage japanischerMitteilungen anzustellen, der wird die hier vorliegenden

    Schwierigkeiten zu wrdigen wissen. Zunchst fehlt es Fast

    gnzlich an einem Schrifttum ber die Architektur im Lande

    selbst, und die meisten gebildeten Japaner, die heute nur nochfr ihre neue Kultur" Auge und Ohr haben, bringen dereigenen vaterlndischen Kunst bei auffallender Unkenntnis auch

    vielfach vllige Gleichgltigkeit entgegen; wissenschaftliche

    Aufklrung ist daher selbst bei den japanischen Fachgenossennur in beschrnktem Umfange zu erhalten. Ich war also,

    nachdem ich die bedeutendsten Baudenkmler zunchst auseigener Anschauung kennen gelernt hatte, lediglich darauf an-

    gewiesen, mir das Material an Zeichnungen, Photographien usw.

    selbst zu sammeln. Die japanischen Konstruktionszeichnungen,besonders die alten Stils, gengen indes unsern Anforderungen

    in bozug auf Vollstndigkeit, Genauigkeit und Deutlichkeit

    der Darstellung in keiner Weise. Die geradezu beabsichtigte

    UnVollstndigkeit der Darstellung soll, so wurde mir von einemEingeweihten versichert, bei der Ausschreibung und Yer-dingung der betreffenden Bauarbeiten vor einer zu hohen Preis-forderung von Seiten des Bauunternehmers schtzen; wenn

    dieser eine ungewhnlich ausfhrliche und deshalb anscheinend

    verwickeitere Zeichnung zu Gesicht bekommt, so wird erngstlich und stellt dann leicht ungewhnlich hohe Preise;daher in Japan der Brauch, die Bauzeichnung nur auf diewesentlichsten Punkte zu beschrnken, alle Einzelheiten aber

    erst bei der Ausfhrung festzusetzen oder dem erfahrenenBauhandwerker gnzlich zu berlassen. Infolge dessen muteich fast alle Zeichnungen, die ich zum groen Teile der

    Liebenswrdigkeit des Herrn Dr. Ito zu verdanken habe, fr

    den vorliegenden Zweck einer weitgehenden Vervollstndigungunterziehen

    ;gleichwohl lieen sich in einzelnen Fllen manche

    Ungenauigkeiten und Unstimmigkeiten in der Darstellung nichtvllig beseitigen. Ich gebe mich der Hoffnung hin, da derkundige Leser, dem etwaige Mngel, sei es im Text, seies in den Abbildungen, aufstoen sollten, mir seine Nach-sicht unter diesen Umstnden nicht versagen wird.

  • Jedenfalls bitte ich im Interesse der Sache, etwaigeAufklrungeil und Berichtigungen, die ich mit grtem Dankeaufnehmen wrde, mir nicht vorenthalten zu wollen.

    Als einen besonderen Mangel wird es der Kunsthistorikervielleicht empfinden, da ich im allgemeinen die geschicht-lichen Belege fr die angefhrten Tatsachen und mancheAufschlsse ber kunstgeschichtliche Fragen, z. B. in betreff

    der Entstehung und Herleitung einzelner Bau- und Kunst-formen schuldig geblieben bin. In dieser Hinsicht darf ich

    anfhren, da ich bei der mangelnden Kenntnis der japani-schen Schriftzeichen, die bekanntlich sehr schwer zu erlernen

    sind, mich von vornherein darauf beschrnken mute, daswiederzugeben und zu Ijeschreiben, was ich in Japan vorfand,die weitere Ergrndung der geschiclitlichen Fragen dem kunst-geschichtlichen Forscher berlassend. In Japan drfte fr

    diese allerdings dornenvolle Ttigkeit auf dem Gebiete derArchitektur noch ein sehr lohnendes Arbeitsfeld offen stehen,

    zumal Avenn man die vergleichenden Studien auf die chinesische,

    koreanische und indische Baukunst ausdehnt.Wenn es mir gelingen soUte, durch die vorliegende Yer-

    ffentlichung bei den deutseben Kunstfreunden imd Fach-genossen das Interesse und Verstndnis fr die reizvollenSchpfungen der japanischen Architektur anzuregen, dannwrde ich mich fr meine Arbeit reich belohnt finden.

  • LDie architektonischen Element' und Zierformen.

    Zur Einfhrung in die kirchliche Baukunst Japans sollen

    nachstehend zunchst die architektonischen Elemente und Zier-formen des japanischen Kultbaus im einzelnen dargestellt undbeschrieben werden, insoweit sie von dem, was in der abend-lndischen Architektur gebruchlich ist, abweichen. Hierbei

    ist vorauszuschicken, da die Mehrzahl der Bau- und Zier-formen vorwiegend in Holz ausgefhrt ist und ihre Entwick-lung im allgemeinen Holz als Baustoff voraussetzt, das imjapanischen Inselreiche bekanntlich in ausgezeichneter Be-schaffenheit zur Verfgung steht und als Baustoff auchheute noch berwiegt. Der Haustein spielt in der kirch-

    lichen ebenso wie in der weltlichen Baukunst Japans zumgroen Unterschiede von der Baukunst der Griechen, Emerund der europischen Baukunst des Mittelalters und der Neuzeit,\md sehr zum Nachteil fr die Dauer der Bauten Japans,bisher nur eine ganz untergeordnete Eolle, und der Ziegel-stein war bis zu der groen Umwlzung vom Jahre 1868unbekannt. Nur die Dachverzierungen werden in gebranntemTon oder auch in Bronze imd getriebenem Kupfer hergestellt,und fr die Zierbeschlge an Tren, Brstungsgelndern,Decken und Giebelfeldern kommt Metallblech in geschlageneroder getriebener Arbeit zur Anwendung. Dagegen sind dieSchmiedearbeiten in Eisen, in denen die abendlndische Bau-

    kunst Italiens und Deutschlands so hervorragende Werkegeschaffen hat, dem japanischen Baugewerbe der alten Schulegnzlich fremd. Da brigens der japanische Baumeisterversteht, auch das tote Gestein in reizvollster Weise archi-

  • tektonisch zu beleben, wird jeder zugeben, der die Manuig-faltigkeit und hohe Anmut der Formen auf dem Gebiete derSteinlaternen, Ishidoro, kennen gelernt hat, wie sie in den

    Alib. 1. Torii in der Binnensee bei Miyajiniu

    Tempelliezirken und Parkanlagen z. B. in Nara, in Sumij^oshi,

    im Haine des Otokoyama Hachimantempels bei Kioto und an

    vielen anderen Stellen sich finden. Auch der ungemeinwirkungsvollen groartigen Grabdenkmler aus Haustein, wie

    sie sich in der berhmten Grberstadt von Koyasan in der

  • 8Provinz Kishfi inmitten -wiindervollster Waldumgebung erhaltenhaben, wre hier zu gedenken, um daran zu erinnern, dadie architektonische Behandlung des Hausteins der BaukunstJapans keineswegs fremd ist. Beim Putz bau hat mau sichim allgemeinen auf die Herstellung ebener Flchen beschrnktund auf besonders kunstvolle Ausbildungen verziclitet; eineAusnahme bilden die feuerfesten Speicherbauten, Kura, derAveltlichen Baukunst, die indes auch in Tempelbezirken nichtselten vorkommen, denen hufig eine gewisse architektonischeWirkung nicht abgesprochen werden kann.

    Zur Bestimmung der wichtigsten Maverhltnisse frdie meisten Bau- und Zierformen gibt es in der japani-schen Baukunst einen innerhalb ziemlich enger Grenzen

    feststehenden Kanon, dessen genaue Ergrndung bei demMangel an einschlgigen japanischen Lehrbchern mit groenSchwierigkeiten verbunden sein wrde, dessen ausfhrlicheMitteilung hier aber wohl auch zu weit fhren drfte; eswird gengen, wenn in wichtigeren Fllen die Avesentlich-sten Mabeziehungen kurz erwhnt oder in den Abbildungenentsprechend angedeutet werden. Fr die architektonischeWrdigung der Leistungen der altjapanischen Baukunstmgen im allgemeinen ihre Werke und die im folgendenvorgefhrten Einzelschpfungen selbst sprechen. Nur eine

    eigentmliche Schwche des japanischen Architekten, alterwie neuer Richtung, mu ich an dieser Stelle hervorheben:es betrifft die bertragung architektonischer Formen aus einemMaterial in ein anderes, z. B. von Holz auf Stein, oder von

    Ton auf Kupfer u. dgl. Hier kann der Architekt sich oft

    nicht von der berlieferten Form frei machen, oder es fehlt

    ihm auch wohl an der schpferischen Gestaltungskraft, diein dem neuen Baustoffe dem Baugliede auch neue Formenzu finden wei: indem er trotz des vernderten Baustoffessklavisch an den alten Formen festhlt, verstt er gegen die

    wichtige Grundregel, da die architektonische Form vor allem

    dem Wesen und der Eigenart des Baustolfes entsprechen soll.Als Beispiel fr diese Erscheinung sei hier angefhrt: die

    Beibehaltung der Keilform von der frheren Holzbauweise

  • her fr die Verbindung zwischen Sttze und Riegel bei demTorii, wenn es in Stein oder Metall ausgefhrt ist; ferner die

    Nachbildung der alten halbkreisfrmigen Dachziegelform bei

    der Herstellung der Dachdeckung in Kupfer; die Formgeltung

    fr Strompfeiler von kleinen und mittleren Brcken in Stein,

    Abb. 2. Alib. ?:

    Abb. 4. Abb. 5.

    Abb. 2 bis ."). Verschiedetie Formen vou Torii.

    in getreuer Nachahmung der alten Holzbauweise; sogar derhlzerne Riegel von rechteckigem Querschnitt, der die einzelnen

    Sttzen durchsetzt und verbindet, erscheint in Stein nach-gebildet, obwohl sein baulicher Wert in diesem Stoff vllig

    verschwindet; endlich die bertragung der Form hlzernerTempelbrstungen auf Brckengelnder in Stein; dabei wird

  • 10

    die frher aus Rundliolz gebildete obere Handleiste in Granit

    als langes Steinstck mit kreisrundem (^)uerschnitt ausgefhrt

    und auf jedem Gelnderpfosten gestoen, eine Anordnung, diebei einer stdtischen Straenbrcke (neuerdings in Tokio aus-

    gefhrt) abgesehen vom Kostenpunkt wegen ihrer Unsicherheit

    geradezu einen besorgniserregenden Eindruck macht.

    Torii.

    Whrend der Eingang zu jedem buddhistischen Tempelin Japan gewhnlich durch ein eindrucksvolles Tempeltor

    Abb. 6. Inari -Torii.

    fhrt, bildet das Torii ein untrgiiches Wahrzeiclien fr

    jeden s ch i n t o i s t i s c h e n Tempelbezirk ; seiner schlichten , abereigentmlichen Form nach gehrt dieses Bauwerk mit zu demWirkungsvollsten, was die japanische Architektur hervorgebracht

    hat. Besonders gerhmt und gefeiert in Japan ist das Torii

    aus Kampherholz, das in der Binnensee am Eingange zu dem

    groen Tempel der Insel Miyajima (oder Itsukushima) sd-westlich der groen Garnisonstadt Hiroshima in gewaltigen

    Abmessungen errichtet ist, vgl. Abb. 1, S. 7. Nach der land-

    lufigen Erklrung bedeutet Torii dem Wortlaute nach ur-

    sprnglich die Ruhesttte fr den Vogel", eine Bedeutung,

    die aber heute wohl in Vergessenheit geraten ist. Das Torii,

  • 11

    C", IL

    4 Ih /*

    Abb. 7. Tor mit dreifachem Toriiin der Einzunung schintoistischer Tempel.

    ZV

    U.1

    Ansicht.

    ^

    Grundri.

    Abb. 8. Eingangstr fr schintoistische Temj)etkapellen.

    dessen klassische Form mit den schwach geneigten PfostenAbb. 6 wiedergibt, ist ursprnglich und wird auch gegen-wrtigvorwiegend in Holz hergestellt, wie aus der Befestigung

  • 12

    des Jochbalkens in den Pfosten mittels Keilen hervorgeht.Bei dem Torii des strengen Schintostils wird das Holz, meistHinoki oder Cryptomerie, d. i. Zeder, gewhnlich olme jedenAnstrich gelassen. Neuerdings findet man vielfach die Holz-

    bauweise, ohne jede Abweichung in der Ansfhrungsform,in Stein oder Erz bertragen, wobei man sogar auch die

    Keile, mit denen der wagerechte (^^luerriegel in den Sttzen

    befestigt ist, gedankenlos in Stein oder Metall nachgebildet

    hat. Bei der Ausfhrung in Stein wird der an beiden Seiten

    am Ende etwas nach aufwrts geschwungene Firstbalkengewhnlich in der Mitte ein- oder zweimal gestoen, etwa

    wie in Abb. 6 punktiert angedeutet, so da der ber demKiegel befestigte Inschriftpfosten, Gaku-Tsuka, nunmehr alsSttze fr die aneinander anstoenden Teile des Firstbalkens

    dienen mu, wozu er von vornherein keineswegs bestimmtwar. Auf der Vorderseite des Inschriftpfostens ist gewhnlich

    eine Widmung oder eine auf die Ortsgottheit bezglicheInschrift angebracht, falls diese nicht auf einer kunstvoll

    umrahmten besonderen Holzplatte enthalten ist, die man an

    dem Inschriftpfosten befestigt. Bei dem Torii strengen Schinto-stils fehlt gewhnlich der Inschriftpfosten mit der zugehrigen

    Tafel. Die Hauptpfosten sind berwiegend rund, oft mit

    einem achteckigen oder reicher verzierten Sockel, seltener

    mit einem oberen kapitellartigen Teller versehen. Die in der

    Abb. G mitgeteilte Form wird als Inari-Torii bezeichnet,

    wohl nach dem berhmten Schintotempel von Inari, sdlichvon Kioto, in dessen Bezirk sich zwei nebeneinander liegende,

    mit mehr als vierhundert i'ot angestrichenen Holztorii besetztePilgerwege befinden, der eine auf-, der andere absteigend,

    die alljlirlich von vielen Tausenden von Wallfahrern auf-

    gesucht werden. Die Endflchen des Firstbalkens sind, wie

    die Abbildung zeigt, nicht wie beim wagerechten Querriegel

    senkrecht, sondern in eigentmlicher Weise nach einer schrgen

    Linie abgeschnitten, die nach dem Fupunkte der Lotlinie durchdie Sulenmitte am oberen Ende des Pfostens gerichtet ist.

    Einige abweichende, aber gleichfalls hufig vorkommendeFormen von Torii, teils mit senkrechten, teils mit schwach

  • 13

    geneigten Pfosten, sind in den brigen Abb. 2 bis 5 dar-

    gestellt, die einer besonderen Erliiuternng wohl nicht bedrfen.

    Nach der Einfachheit der Ansfhrungsform drfte die inAbb, 3 ^viedergegebene Bauart aus Rundholz die lteste undursprngliche sein.

    Bei groen Toriis pflegt man wohl die Haupt[ifosten

    auf der Vorder- und Rckseite des Tores mit je einem Stutz-

    ig ^

    Ml

    n

    ^1Al.b. 11 1.

    Abb. 11. Abb. 1

    Abb. 9 bis 12. Fensterumrahniunueu uud Versitteruiiueu.

    pfosten zu versehen und mit zwei wagerechten Riegeln Ijeider-seits gegen diesen abzusttzen; das berhmte alte Torii am

    Hakone-Pa und das Torii von ]\Iiyajima in der Binnen-see zeigt diese Bauart (vgl. Abb. 1).

    Reicherer Entwicklung und Gruppierung des Torii begeg-nen wir bei der eigentlichen mfriedigung von Schinto-

    tempeln; hier ist das offene Portal hufig in einen ein- oder

    zweiflgeligen Torabschlu umgewandelt und die ganze Tor-anlage in die Tempeleinzunung nach der Form des Tamagaki",gebildet aus Pfosten von quadratischem Querschnitt, einbezogen

    ;

    Abb. 7 gibt hierfr ein Beispiel. Am Firstbalken des Torii, am

  • 14

    Eingange zum Tompelbezirk findet

    Strohseil, Sliimenawa, befestigt, das

    sich hufig ein dickes

    mit Papier- oder Stroli-

    gehngen, Goliai, in

    eigentmliclier Weisedurchflochten ist; dies

    ist ein schintoistisches

    Sinnbild, aus ltester,

    vorgeschichtliclier Zeit

    stammend, dem mandie Kraft zuschreiV)t,

    die bsen Geister abzu-

    wehren; auch bei den

    japanischen Neujahrs-feierlichkeiten spielt das

    Strohseil in hnlichem

    Sinne eine groe Rolle.

    Abb. 13 u. 11. Lwenkopf als Balkenendigung.

    Tempeltr.

    Die allgemeine Anordnung und die lilichen Maverhlt-

    nisse der doppclflgeligen Eingangstr fr kleinere schin-

  • II

    toistische Tempelkapellen zeigt Abb. 8, bei der das Fehlen

    verzierter Fllungen und aller Metallbeschlge ins Auge fllt;um so mehr Gewicht und Sorgfalt pflegt man liierbei auf dieAuswahl schn gemaserter, astfreier Platten fr die Trflgelund auf die genaue Herstellung der ineinander gefgtenUmrahmung von gleicher Holzstrke zu legen. Aus demGrundri geht die Anordnung des Ganzen deutlich hervor;im Aufri sind die MaVerhltnisse, bezogen auf Yio 'les

    Abb. 15. Oberer Abschlu der Seitentr, AVakishoji.

    Pfostendurchmessers als Einheit, in japanischen Schrift-zeichen angegeben; die Schlagleiste, Joki, z. B. hat Yio ^^^

    Pfostendurchmessers zur Breite. Die beiden Flgel schlagen

    nach auen auf.

    Whrend in der weltliehen Baukunst Japans die Drehtrnur an ganz untergeordneten Stellen im Innern des Hausesvorkommt, gelangt sie beim Tempel- und Turmbau von altersher als Haupteingangstr sowohl in einfachster als auch in

    reich verzierter Ausfhrung zur Anwendung. Bei grerenTempeln sind auch hufig Tren mit vier Flgeln anzutreffen,wobei man auf jeder Seite an dem ueren Flgel noch einenzweiten von geringerer Breite mittels Bndern befestigt.

  • 16

    T e in p e 1 f e n s t e r.

    Whroml der schintoistische Temjjel in der Regel derFenster entbelu-t und als Wandabsclilu geschlossene, glatteBrettfllungen aufweist, sind die Fensterformen im buddhisti-schen Turm- und Tempelbau reich entwickelt. Das Fensterbesteht hier von alters her aus einer krftigen hlzernen Um-rahmung, in die senkrechte Pfosten oder Sprossen von geviert-

    Abb. IG. Treppengelnder des Gebetplatzes, Kohai.

    frmigem, dreieckigem oder auch rautenfrmigem Querschnittein ziemlich enger Stellung fest eingesetzt sind, so da eine

    feste Vergitterung entsteht, Renji, nach der das FensterRenji-mado heit. Die knstlichere Anordnung, bei der einezweite innere Reihe von Sprossen zu einer besonderen ver-

    schieblichen Tafel vereinigt sind, so da sich ein registerartiger

    Schieber bildet, durch dessen Seitwrtsbewegung man dieLichtff'nung nach Belieben schlieen und freimachen kann,ist nur ganz vereinzelt anzutreffen und drfte einer vielspteren Zeit angehren. Whrend in alter Zeit die recht-

  • 17

    eckige Umrahmung mit regelmigen senkrechten Sprossenin schlichtestei' Ausi'hi'ung vni-herrscht, tritt in der Tokugawa-

    zeit reichere Entwicklung auf; wir begegnen hiei- zierlichen

    Abb. 'Jl.

    Abb. 17 bis 21. Bekrnungeu von Geliiderpfosteu.

    und phantastischen Formen der Umrahmung, besonders derhufigen Verwendung des Kleeblattmotivs und einer mehrgegliederten Anordnung des Gitterwerks, wie die Beispiele in

    den Abb. 9 bis 12 zeigen. Reiche Mannigfaltigkeit dieser

    Baltzer, Knltbauten. 2

  • 18

    s?^^^

    ::l

    X

    Formen findet sich besonders bei den Scli02:ungrabtempeln von

    Shiba nnd Uyeno in Tokio und von Nikko.

    Seitentr, Wakishoji.

    An dieser Stelle ist auch eine wegen ihrer eigentmlichenBekrnung bemerkenswerte besondere Tr, die Seitentr,

    Wakishoji, 7ai erwh-nen, die sich hufig

    bei Schintotempeln,

    aber auch im Palast

    -

    und Klosterbau wieder-findet. Die Seitentr

    ist stets eine ein-

    flgelige Drehtr zum

    Abschlsse eines Sei-

    teneinganges, beispiels-

    weise in der Tempel-

    veranda angeordnet,

    wie die weiter unten

    folgenden Abbildungen

    ersichtlich machen.

    Diese Seitentr

    wird stets mit einer

    besonderen Umrah-

    mung versehen, dieoben in eigentmlicher

    Weise nach Abb. 15

    abgeschlossen ist. Der seitliche Eckpfosten erhlt geviert-

    frmigon Querschnitt, oft mit gel>roclienen Kanten, etwa Yjqvom Durchmesser D des Hauptpfosteus stark; der oberewagerechte Abschlubalken in Jochform, Kabuki, zeigt die

    nach aufwrts geschweifte, schrg abgeschnittene Endigung,

    hnlich wie beim Torii. Darber folgt eine niedrige durch-

    brochene Brstung, deren Pfosten von geviertfrmigem Quer-

    schnitt das Motiv des Bambusknoten, Take no fnshi, aufweist.

    Die gitterartige Fllung aus Holz, mit uerst flachem Winkel

    der zusammenschneidenden schrgen doppelten Fllstbe wird

    Buddhistischer Altar.

  • ir

    im Palast- und auch im gewhnlichen Hausbau, z. B. als

    Brstungsgelnder einer Veranda im Obergescho, sehr viel-

    fach verwendet; bei guter Ausfhrung, wie sie in Japan hufig

    ist, bleiben die Fugen fr die Durchschneidung der Stbe kaumsichtbar. Fr die Maverhltnisse des niedrigen Brstungs-

    pfostens gilt sonderbarerweise die Breite der sichtbaren Zier-

    sparren des Tem-

    pels, Inder Abb. 15

    mit a bezeichnet,

    als Einheit; die Ge-

    samthhe des Pfo-

    stens betrgt z. B.

    8,5 X ff, wie in derZeichnung ange-

    deutet.

    BuddhistischerAltar.

    Die blichen

    Formen des buddhi-

    stischen Altars,

    Shiunidan, sind in

    der nebenstehenden

    Abb. 22 wieder-

    gegeben; der Altar

    fllt in Kapellen

    und Trmen ge-whnlich den Raumim Mittelschiffezwischen zwei

    Hauptpfosten aus.

    Die von unten nach

    oben aufeinander

    folgenden Gliede-

    rungen sind nach

    den buddhistischen. , , ,-,

    .

    Abb 24.Elementen benannt, Altarbrstung.5geloder.

    Abb. 23. Brstungsgelnder.(Zu Abb. 22.)

  • 20

    wio in der Zeichnung vermerkt: es folgen nacheinander

    Erde, Clii, AVasser, Sui, Luft, Ku, Himmel, Ten, Wind,

    Fu, und Feuer, Kwa. Besonders reizvoll erscheint dasobere, an den Seiten und der Rckwand ringsiun gefhrte

    Abb. 25.

    Abweichende Brstungsforni einesTempehimganges.

    %

    Hirageta if|_^

    Jifaku

    IH_ L.

    Grundri.

    *.-_/.^,j:.,,.j,.i /

    iK ^k. /...

    Abb. 20. Brstungsgelnder des Tempelumganges.

    niedrige Brstungsgelnder, bei dem Rankenwerk und Lotus-bltter und -Kelche als Zierform Verwendung finden. InAbb. 23 ist es in grerem Mastabe wiedergegeben; der

    runde Eckpfosten ist hier mit dem Achtblatt, Hachi, be-krnt. Ein anderes Beispiel fr das Altargelnder, Koran,

  • 21

    gibt die Abb. 24 mit a\isfhrlicherer Darstellung der Form

    fr die Eudigung des Eckpfostens; hier sind auch die klei-

    neren Zwisclienpfosten, die den oberen Riegel von rundem

    Querschnitt aufnehmen, olien in der Form von Lotusblttern

    gebildet. Der buddhistische Altar mit seiner gelnderartigen

    Einfriedigung ist meist ein Prunkstck japanischer Lackarbeit,gewhnlich in roter oder schwarzer Farbe gehalten, oft mit

    Bronzebeschlgen reich verziert. Das mannigfaltige Tempel-

    gert von Blumenstndern und Vasen, Leuchtern und Laternen,

    Weihrauchgefen , Lacktischen und Truhen fr heilige Bcher,

    Stndern fr die Temi)elmusikinstrumente u. dergl., das nebst

    Gtzen- und Heiligenbildern auf, vor oder neben dem AltarAufstellung findet, macht seine Umgebung meist zu dem Glanz-punkt des Tempels, zu einer Sammelsttte wertvollster kunst-

    gewerblicher Arbeiten von unvergleichlichem Zauber; manchmal

    ist freilich auch der Eindruck durch berladung (uid ein Zuvielan kirchlichem Schaugeprnge erheblich abgeschwcht.

    Brstungsgelnder des Umganges, Korau.

    Im Anschlsse an das Altargelnder ist das Brstungs-gel ander, Koran, fr die Umgnge der Veranda und deroberen Geschosse der Tempel-, Tor- und Turmbauten an-

    zufhren, dessen Formen denen des Altargelnders seh]- hneln,

    wenn auch ihr Mastab meist erheblich grer ist. Bei den

    schintoistischen wie buddhistischen Bauten wird gewhnlich

    dieses Brstungsgelnder mit besonderer Liebe behandelt,

    sorgfltig ausgefhrt und oft in der reizvollsten AVeise durch

    kostbare Metallbeschlge verziert.

    Die vorwiegend bliche Form der Brstung wird dui'ch

    die Abb. 26 wiedergegeben: Pfosten von geviertfrmigem

    Querschnitt werden iinten verbunden durch ein mit Abwssernngversehenes Schwellstck, Jifuku, von ungefhr quadratischem

    Querschnitte; darber folgt eine flachere, aber oft breitere

    Gurtung, Hirageta (wrtlich: flache Fette), und als oberer

    Abschlu eine stets runde Handleiste, Kagi, d. h. Sclssel;

    Schwelle und Mittelstck sind noch diu-ch besondere kurze

    quadratische Zwischenpfosten, Tsuka, verbunden. An den

  • 2?a

    aiisspringenden Ecken sind die wagerechten Teile regelmig

    ber den Eckpunkt hinweg nach auen verlngert, und Hand-leiste und Gurtung, wie die Abb. 26 zeigt, schrg abgeschnittenund dabei etwas nach aufwrts gekrmmt, nach Art der Toiii-firstbalken; mu" bei den Scliintotempeln strengen Shimmei-stils sind auch diese Endiguiigen schlicht wagerecht durch-

    gefhrt. Die berstehenden Enden werden hufig durch schrgeingesetzte Bronze- oder Eisenstbe in ihrer Stellung etwas

    mehr befestigt; dieser Sicherung bedrfen besonders die anden durchgehenden Teil der andern ichtung angesetzten

    kurzen Endstcke, die sonst nur sehr geringen Halt in der

    vorhandenen Verzapfung finden wrden. Die Brstung wird

    gewhnlich in hnlicher Form zu beiden Seiten in schrger

    Richtung ber die Treppe hinweggeflirt, die in ziemlich

    steilem Winkel von dem Gebetplatz, Kohai, zum Umgange desTempels emporsteigt; die Abb. 16, S. 16, zeigt diese Anordnung

    der steigenden Brstung", des Nobori - Koran , im einzelnen;dabei werden die Treppenstufen meist beiderseits noch unter

    dem Brstungsgelnder hinweg verlngert, so da sie berdie nutzbare TrejDpenbreite betrchtlich berstehen. Der untereund obere Absclu der steigenden Brstung wird in der

    Regel gebildet durch einen hheren und strkeren Pfosten

    von rundem Querschnitte, dessen obere Endigung mit einerreicher durchgebildeten Bekrnung, Giboshi genannt, versehen

    ist. Als Endigung erscheint hier oft der in einem Strahlen-oder Flammenkranz gefate Edelstein, Hoshu no tama, einbuddhistisches, aus ltester Zeit stammendes Symbol, einSinnbild der gttlichen Allmacht und Strke. Die Einheitfr die Maverhltnisse der Brstung ist wiederum die Zier-sparrenbreite des Tempels; so betrgt z. B. die Hhe desEckpfostens bis zur Spitze des Giboshi nacli der blichen

    Regel 14Y._, Sparren breiten, wie in den Abb. 16 imd 26 an-gedeutet ist. Eine etwas abweichende Brstungsform ist in

    Abb. 25 wiedergegeben, wlu-end einige Einzelformen des

    Giboshi in den Abb. 17 bis 21 enthalten sind; die Form nacli

    Abb. 17 bezeichnet den umgekehrten Lotus, Gyaku-ren,

    und ist von anmutigster Wirkung. Die bekrnenden Zier-

  • 23

    formen des Hauptpfostens sind in Holz gesclmitzt oder in

    Kupferbronze getrieben; an den freien Hirnholzendigungen der

    wagerechten Teile, an den Eckdurchschneidungen der Hand-

    leiste, sowie an deren Auflager auf den Pfosten werden oft

    Bronzebeschlge in reizvollster Ausfhrung verwendet. Auch

    die Seitenwangen der Mittelgurtung und der Sockelschwelle

    zeigen bei reicher Durchbildung an den Schnittpunkten mit

    den Zwischenpfosten Bronzebeschlge in Form getriebener

    Ziermedaillons mit Blten, Rosetten oder AVappenzeichen , die

    dem betreffenden Tempel eigentmlich sind. So wird dasBrstungsgelnder am Umgange und an der Treppe des Tempels

    hufig zu einem hervorragenden Schmuckstcke des Ganzen.

    Kragbretter.

    Die Kragbretter, Mochi-okuri, von deren Verzierung in

    den Abb. 27 bis 31 einige Beispiele gegeben sind, kom-

    men streng genommen im Turm- und Tempelbau seltener

    zur Anwendung; Itei kleinen Kapellen und der Bhne z\u'Auffhrung der kirchlichen Tnze, Kagura-Den, werden sie

    verwendet zur Untersttzung der ausgekragten Umgnge, die

    sonst vielfach auch durch das reiclier gegliederte Kraggeblk,

    Kumimono, oder durch eigene Pfosten unmittelbar getragenwerden.

    Im einzelnen zeigt die Abb. 28 das Motiv des Wasser-

    strudels, Uzu, die folgenden Formen, Abb. 29 und 30, stellen

    Rankenwerk von jungen Blattsprossen, Abb. 31 die beliebtenWasserwellen, Nami, mit Schaumkmmen dar.

    Sttze und Geblk.

    Die Ausbildung von Sttze und Greblk, beides aus-

    schlielich in Holz hergestellt, ist bei der japanischen Tempel-architektur in eigenartiger Weise erfolgt. Vor allem springt

    in die Augen, da die Kunstformen der Basis und des

    Kapitells der Sule so gut wie gar nicht entwickelt sind; die

    architektonische Ausbildung bei der buddhistischen Kunst be-

    schrnkt sich vielmehr auf das ber der Sttze folgende

    Kraggeblk und auf die Verzierung der vielfach besonders

    angesetzten, freien Endigungen des wagerechten Geblks.

  • 24

    Dageg-en findet sich schon in sehr frher Zeit eine sehr

    bemerkenswerte Verzierung des obersten Teils des Sulen-

    schafts durch reiche Malerei in buntesten Farben, die eine

    Bekleidung der Sule durch kostbare Brokat- oder Seiden-

    r-'ff^

  • 25

    zuweisen, die aber in spterer Zeit nicht melir vorkommt.

    Nur bei den Scliintotempeln des strengen Sliimmeistils, also

    vornehmlich in Ise, kommt eine schwache, geradlinige Ver-jngung des ganzen Sulenschafts von unten nach oben zurAnwendung, im iU irigen begegnen wir sonst d\u-chweg der

    zylindrischen Sule, deren Schaft nur dann am unteren und

    oberen Ende vielfach eine scharfe Einschnrung zeigt, wenn

    eine besondere, meist runde Basis, oft aus Stein, und ein

    quadratisches Kapitell, in einfachster Weise gebildet aus Hohl-

    kehle und Hugeplatte, vorhanden sind. Vllig freistehende

    Sttzen, z. B. von Tempeltoren, Glockensthlen, Brunnen-

    husern, sind in der Regel, besonders wenn sie, wie es hufig

    geschieht, etwas nach innen geneigt gestellt werden, mit

    einer Steinbasis versehen, die sich aus einem halljen Wulst

    und einer Hohlkehle zusammensetzt, eine Form, die sich nicht

    selten in der umgekehrten Stellung oben ber der Sule

    gewissermaen als Halsglied unter dem Kapitell wiederholtfindet. Die freistehenden Pfosten des Kohai (Gebetplatz) zeigen

    in der Regel ipiadratischen (,^)uerschnitt mit einer Abkan-

    tung oder besonderen, scharf abgesetzten Sumung derEcken (etwa nach umstehender Abb. 32). Bei Tempeln und

    Tempeltoren lterer Zeit finden sich meist roh behauene, olen

    abgeflachte Steine vim ungefhr runder Grundform als Basis

    fr die Sttzen des Erdgeschosses, auf denen diese dadurch

    Halt finden, da eine zapfenartige Erhhung des Steins

    in eine entsprechend ausgearbeitete Vertiefung der Sulen-

    lagerflche eingreift.

    Bei den Schintotempeln kommt w^ohl durchgngig ber-haupt weder Basis noch Kapitell fr die Sule zur Anwendung;wir begegnen hier der eigentndichen Form des schintoisti-

    schen Armholzes, Hijiki, das ber der Sttze unmittelbarunter dem Geblk in beiden Richtungen der Lngswand wieein Sattelholz angeordnet ist. Auch fr diese Armhlzer gibtes eigentlich nur eine einzige, stets wiederkehrende Form von

    rechteckigem Querschnitte, die Breite stets wesentlich geringer

    als der Sulendurchmesser, mit schwacher, leicht geschwunge-

    ner Verjngung nach den beiden senkrecht abgeschnittenen

  • 26

    Abb. 32.Querschnitt derfreistehenden

    Kohai- Pfosten.

    Abb. 33.Schintoistisches

    Sattelholz,Hijiki.

    Kopfenden. Die unteren Lngskanten sind meist unter 45 Grad

    abgefast. Nur in bezug auf die Breite des Armholzes sind

    zwei verschiedene Formen zu erwhnen: das Armholz ist

    entweder schmaler als das darber folgende Geblk, in der

    Kegel die Fupfette des Daches, oder es ist etwas breiter als

    dieses und umfatalsdann auf beiden

    Seiten den Lngs-

    balken, der in das

    Armholz eingelassen

    ist, und dessen un-tere Kanten abgefast

    sind ; es entsteht

    dann die in derneben-

    stehenden Abb. 33wiedergegebene, sehr

    hufig vorkommendeForm. Die Sulen sind meist nahe dem oberen und unterenEnde durch zwei von beiden Seiten an den Schaft an-geschnittene, die Sulen beiderseits zangenartig umfassende

    Gesimsleisten, Nageshi, von trapezfrmigem Querschnitt,oder durch hochkantig gestellte Riegelhlzer, Nuki, verbunden,

    die die Suleu durchdringen und in ihnen mittels Keilen

    befestigt sind. Etwa zwischen den Sttzen erforderliche feste

    Abschluwnde werden zwischen den Gesimsleisten hergestellt

    und an den Riegeln noch besonders befestigt ; diese Ausfhrung,

    sei es als Putzwand auf einem Geflecht von Latten und Rohr

    mit beiderseitigem Bewurf aus Lehm mit Hackestroh, Schlicku. dergl., oder sei es als geschlossene Brettwand, unterscheidet

    sich gi'undstzlich nicht von der allgemein blichen Art der

    Herstellung fester Wnde beim geAvhnlichen japanischenHause. Ebenso w^erden auch im Tempelbau als Auen- undZwischenwnde hufig bewegliche hlzerne Schiebewnde,Shoji und Fusuma, angewandt, die zwischen den oben und

    unten vorgesehenen Fhrungsleisten sich zur Seite schieben,

    ffnen und ganz herausheben lassen. Insbesondere bei Tempel-

    festen und Schaustellungen kann man hiermit in einfachster

  • 27

    Weise den ganzen Tempel in eine von mehreren Seiten vllig-

    offene Halle verwandeln, so da die dranen stehende Menge

    der Glubigen dem Tenipelzeremoniell im Innern von allenSeiten inigehindert zuschauen kann. Die Brettfllungen der

    Schiebelden werden auch bei Tempeln hufig zur Anbringung

    von Malereien oder Holzschnitzereien benutzt, und die aus-

    gezeichnetsten Schpfungen der japanischen Kunst aller Zeitenfinden sich auf den Schiebewnden im Innern der Tempel

    -

    und Klosterbauten.

    Neben den Schiebewnden sind noch zu erwhnen diehlzernen Klapplden, Hitomi-do, wrtlich Augentren,die zum Schutze der dnnen Schiebewnde hnlich wie beim

    jaj)anischen Hause die Wetterlden, Ama-do, auen vor derWand angebracht werden. Diese Klapplden , die das Zwischen-feld zwischen je zwei Sttzen in ganzer Breite fllen, bestehen

    meist aus zwei oder drei Teilen bereinander, von denen

    die beiden oberen mittels Trbndern unter sich verbunden

    und an dem darberliegenden Wandrhm oder Gesimsleistendrehbar befestigt sind; sie knnen um die wagerechte obere

    Kante nach aufwrts zusammengeklappt und alsdann in wage-

    rechter Lage an den hierfr vorgesehenen Eisenhaken fest-

    gestellt werden, wie Abb. 34, S. 28, veranschaulicht; der untere

    Laden wird gewhnlich mittels seitlicher Riegel in den senk-

    rechten ilnsehlag am Hauptpfosten des Baues auf beiden Seiten

    eingeriegelt. Die Lden bestehen aus einem hlzernen Rah-men, der mit oder ohne Brettflluug, durch einen engmaschigen

    quadratischen Rost gekreuzter Holzstbe ausgefllt wh-d, und

    sind bei vornehmer Ausfhrung oft in guter Lackarbeit her-

    gestellt und mit reichen Metallbeschlgen verziert.Das Kraggeblk, Kumimono oder Masugumi, das bei

    den buddhistischen Tempeln und Terapeltoren, besonders inder Fujiwara- und Kamakurazeit zu bemerkenswerter Mannig-faltigkeit und glnzender Wirkung entwickelt wurde, bezwecktdie Absttzung des wegen der klimatischen Verhltnisse des

    Landes notwendigen, weit berhngenden Daches gegen die

    Hauptsulen des Baues; es besteht in der Anordnung einesber jeder Sule senkrecht zur Frontwand vorgestreckten

  • 28

    I\ra,!j,holzes in mehrfacher Wiedcrhohing bereinander, dessenAuvsLadung in jedei' folgenden Reihe um gleichviel zunimmtund dessen vorderes Ende in der Eegel jedesmal durch eindarbergestrecktes Sattelliolz, das parallel der Hauptfront

    luft, belastet wird. Bei dem groen zweigeschossigen sd-lichen Tempeltor von Todaiji in Nara findet sich das Kragholzsechsmal bereinander wiederholt (vgl. Abb. 19a), also ein

    Wan'orechter Schnitt.

    Abb. 34.

    Hlzerner Klappladen,

    Hitoiiii-do.

    sechsfaches Kumimono, das in dieser Richtung wohl unber-

    troffen dasteht. Um die Anordnungen auch in den Einzelheitenklarzustellen, ist zunchst in Abb. 35 das obere Ende eines

    Kohaipfostens von geviertfrmigem Querschnitt wiedergegel)en;

    unter dem aus Hohlkehle und Hngeplatte bestellenden Kapitell,

    Taito, findet sich hier das erwhnte Halsglied, bezeichnet als

    Teller, Sarato; darunter ist der schwalbenschwanzfrmige Aus-

    schnitt fr den auf der Sule sein Auflager findenden wage-

    rechten (.uerbalken oder Riegel; an der entgegengesetzten

    Seite ist eine entsprechende Nut vorgesehen zum Ansetzen

    der freien Endigung, die in Form von bestimmten mehr

  • 29

    4-

    j

    oder weniger stilisierten Tierkpfen oder Blumen, meist reich

    geschnitzt und veiviert, zur Ausfhrung kommt. Der untere

    Teil des Balkenauflagers wird gew(")hnlich, wie die Abb. 35

    erkennen lt, auf''/lo ^^^^' Sulenbreite eingeschrnkt; diese

    am Balkenende in verzierter Form durchgefhrte Einschrn-

    kung fhrt die Bezeichnung Sodegiriund kommt schon bei sehr alten Bau-werken vor. AI ib. 39 zeigt die Formen

    und Maverhltnisse eines einfaclien

    Ka[iitells auf vierseitigem Kohai- Pfosten

    mit einem darber liegenden, nach drei

    Richtungen ausladenden Armholz, Hijiki,

    buddhistischer Art, dessen Enden inForm junger Blattsprossen geschnitztsind. Wie in der Zeichnung angedeutet,betrgt die Breite der Hngeplatte

    ^'/lo

    der Sulenstrke; die Hhe des Kapitells

    Ys, die Ausladung seiner Hohlkehle ^/r,der Breite der Hngeplatte (Abakus); die

    Hhe der Hohlkehle mit-/j der Hhe

    des Kapitells, und um das gleiche Maist das Armholz in die Hngeplatte ein-

    geschnitten; das Armholz hat gleiche

    Hhe wie das Kapitell, seine Strke

    betrgt-/s seiner Hhe, und seine Aus-

    ladung beiderseits ist gleich der Breite

    der Hngeplatte. ber dem Armholzefolgt im vorliegenden Falle eine Dacli-pfette oder ein Balken etwa zur Untersttzung eines offenen

    Tempelumganges u. dergL, wobei die Breite dieses Lngs-

    trgers jedenfalls die des Annholzes beiderseits betrchtlich

    berragt. Eine hnliche einfachere Form fr die verzierte

    Endigung des Armholzes ist in Ai)b. 38 wiedergegeben. Abb. 36und 37 stellt ber einem gleichartigen Sienkapitell eineinfaches Kraggeblk in Aufri und Grundri dar. Vonder Mitte der Hngeplatte ist nach drei Eichtungen je ein

    Sattelholz, degi, mit darlier folgendem kleinerem Kapitell,

    Abb. 3. OberesEnde eines Kohai -

    Pfostens.

  • 30

    Hoto, angeordnet; ber jedem Sattelhol/ liegt, in die Hnge-platte seines Kapitells entsprechend eingeschnitten, je ein

    Armholz mit verzierter Endigung, das die darber folgende

    Vorderansicht. I > c?>Querschnitt.

    Abb. 36 u. 37.

    Einfaches Kraggeblk.

    Dachpfette aiifiiiranit. In unserem Beispiele sind die sicht-

    baren Ziersparren, die die Schalung des berhngenden

    Daclies tragen, im Quei'sclmitt (rechts) und ihre Einteilung

    im Grundri und Aufri angegeben; sie finden auf der Dach-

  • 31

    pfette ihr Auflag'er: in'^diesem Falle ist ber dem Armholze,das senkrecht zur Frontwand steht, ein Futterstck erforder-lich, das sich bis unter und zwischen die beiden demArmholze zunchst liegenden Sparren (in der Abb. mit 3 und 4bezeichnet) und im Grundri bis an die Yorderflche derPfette erstrecken mu. Rei der Ecksule tritt an Stelle dieses

    Abb. 38.Endigung desArinholzes.

    Abb. 40. Kapitell- Grundri.

    Abb. 39.Kapitell mit drei-

    seitigem

    Armholz auf vier-seitigem Kohai-

    Pfsten.

    Futterstckes das ber den Schnittpunkt der beiden Pfetten

    verlngerte Pfettenende der anderen Frontseite. Das Futter-

    stck, dessen Seiten oft durch eingegrabene Schnitzarbeit

    verziert sind, heit Handschere, Tebasami (wolil wegender scherenartigen Umfassung des Futters, die durch die

    SpaiTcn bewirkt wird, vgl. Schnitt JIM in Abb. 37).Fr die Abmessungen des kleineren Kapitells, Hoto, ist

    wie in Abb. 36 angedeutet, die Sparreneinteilung bestimmend:

  • 32

    die Breite seiner Hngeplatte entspricht dem Abstnde zweier

    Sparren von Anenflcho zu Anenflclie. In der Abb. 40

    ist der Grundri des Hoto mit den zugehrigen Maverhlt-

    nissen im einzelnen angegeben: man ersieht daraus, da

    -ormhrhrHTK-^.

    T

    '

    ff ;

    Abb. 4:5. Unterer Grundri.

    Abb. 41. Aufri.Abb. 41 bis 44.

    Zweifaches Kraggebillk.1:1

    Abb. 4'J. (jruiidri.

    die Breite seiner unteren Grundflche auf beiden Seiten lun

    je Y20 der Breite dos unteren Udegi oder Sattelholzes vor

    diesem bersteht; die Kapitellhhe mit auch hier ^'5 seiner

    Breite. Fr das Sattelliolz betrgt die Hhe ^-/^q seinerBreite; es ist bis auf Y^g seiner Hhe in das darunterliegende groe Kapitell eingelassen mid nach den Enden hinin leichter Krmmung bis auf ^'^ seiner Hhe verjngt.

  • 33

    In den nebenstehenden Abb. 41 bis 44 ist ein zweifachesKragge'ulk xmter einem Tempeldach in Aufri und Grundri

    mit der eigentmlichen Ecklsung dargestellt, bei der ber

    dem Ende des ber Eck gestellten Sattelholzes, Sumi-Hijiki,stets eine besondere grere Kapitellform verwendet wird, die

    den Namen Hana-to, Endform", fhrt. Wie der GrundriAbb. 42 zeigt, ist das Kraggeblk von der Ecksule aus

    auch nach dem Innern des Tempels weitergefhrt, diesesindes im Aufri und in den Einzelgrundrissen weggelassen,um die Zeichnung nicht zu sehr zu verwirren; aus dem-

    selben Grunde ist im Aufri auch das Eckkragholz der

    oberen Reihe fortgelassen, das dem der unteren Anord-nung gleicht, aber an seinem Ende mit einem rechteckigenKapitell der gewTihn liehen Form verseilen ist. Die Zier-sparieu , die auf der Fupfette auflagern und von dieser aus-

    gehen, sind im Aufri und Querscluiitt (reclits) angegeben.Nachdem in der unteren Reihe aus dem Kapitell der Eck-sule, Taito, vier Sattelhlzer, Udegi, nach vier Rich-tungen und auerdem noch ein Ecksattelholz herausgestrecktsind, werden in der folgenden hheren Reihe die so ge-schaffenen drei Sttzpunkte, die in der Fluclit der ausge-

    kragten Pfettenmitte liegen, als Auflager fr drei weitere

    Sattelhlzer benutzt, die mit den unteren parallel laufen,aber um eine Kragweite nach auen

    gerckt sind; iiber jedem dieser oberendrei Sattelhlzer folgt noch je ein

    Armholz mit verzierter Endigung. Jeder

    Auflagerpunkt wird durch ein kleines

    Kapitell der gewhnlichen Form , Hoto,

    ausgezeichnet. Nur das Ecksattelholz

    hat, wie erwhnt, eine abweichende,

    sehr eigentmliche Form, die dadurch Abb. 4..

    entstanden ist, da man an die vier Ivraghulz-EndiguDg,Uaegi-ana.

    Seiten der ber Eck gestellten ge-viertfrmigen Lagerflche die bliche Hohlkehle angesetzt,

    diese aber ber ihre wagerechte Scheitellinie hinaus nacli

    auen weiter fortgesetzt hat, bis sie durch die den FrontenBaltzer, Kultbauten. 3

  • 34

    -- IAbb. 47. Grundri.

    des Gebudes parallelen senkrechten Umriflchen ihre Be-gren/Aing findet; anstatt der zylindrischen Flchen der vier

    Hohlkehlen sind gewhnlich acht, durch nach unten vor-tretende Grate getrennte Flchen ausgefhi't, die Stcke

    von Kalotten bilden. Diese Form des Hanato findet sich

    bereinstimmend in Ja])an fast ganz ausnahmslos durchgefhrt;

  • 35

    sie scheint eine Erfindung der Kamakurazeit zu sein, die

    alten Bauten von Horiuji weisen noch keine Spur von diesereigentmlichen Ecklsung auf.

    Von unsenn Beispiel ist noch dio Art der berdeckungdes Raumes zwischen der Fulipfette und dem ber denSulenmitten entlang gestreckten Lngsbalken (vergl. den inAbb. 41 angedeuteten Querschnitt) zu erlutern. In gleicher

    Verteilung wie die Ziersparren hat man hier Steg- oder

    Rippenhlzer, deren untere Begrenzung etwas geschweift ist,

    in geneigter Stellung mittels Zapfen in das obere und untereLangholz eingesetzt, und die durch den Rcken dieser Hlzer,die auch Sparren, Taruki, heien, gebildete Flche mit

    Schalbrettern verkleidet. Das starke Relief der Holzrippen

    unter der Randpfette ist von hervorragender aichitektonischer

    Wirkung. Dieser Form des oberen Deckenaltschlusses an derAuenseite begegnen wir vielfach auch bei Turmbauten.

    Abb. 40 bis 48.

    EckbilduDgmit vierfachem

    Kraggeblk.

    Abb. 48.Querschnitt .4 B.

    0p5

    Die Stirnseite des Sattelholzes der oberen Reilie, dasparallel der Frontwand liegt, wird oftmals unterhalb desKapitells neben dem Schnittpunkt der Pfettenmittellinien, beiA des Grundrisses und Aufrisses in den Al)b. 41 bis 44,mit einer besonderen, abweichend gestalteten, nach auen ge-richteten Endigung versehen, die den Namen Kembana fhrt.

    3*

  • 36

    Uf^ &

    P=H

  • 37

    Abb. 51.

    Abb. 53. Wellen.

    Abb. 54. .lunire Bltter.

    Abb. .55. < 'lirvsanthoinuiii niid Wasstirwellen.

    Abb. 51 bis 56. Au.sbildimg der egenbogenhlzer, Koryo.

  • 38

    In der hier beschriebenen Weise findet sich nun das

    Xraggoblk in vielfacher Wiederhohing sowohl unter demHauptdache, als auch unter dem ofl'enen Umgnge von Erd-und Obergescho bei Tempel-, Tor- und Tunnbauten in

    reicher Abwechslung gewisser Einzelheiten durchgefhrt;

    seine Maverhltnisse sind im Laufe der Jahrhunderte, von

    der Fujiwara- bis zur Tokugawazeit immer feiner und zier-

    Abb. 58.

    Abb. 57 u. 58. Gekrmmte Kory, Ebi-Kory.

    lieber geworden, so da man ans dem Kraggeblk stets einengewissen Anhalt fr die Beurteilung der Entstehungszeit des

    betreffenden Baues gewinnt. Whrend drei- und vierfachesKraggeblk sehr hufig ist, kommt die Ausfhrung wie er-whnt auch noch bis zu sechsfacher Wiederholung vor.

    Bei dem Kraggeblk unter dem Umgange ist die Anordnunggewhnlich regelmig und folgerichtig durchgefhrt, whrend

    man unter dem Hauptdache merkAvrdigerweise fast allgemeinin der zweiten Heihe das der Front pai'allel gerichtete Sattel-holz fortzulassen pflegt; diese Eigentmlichkeit darf man

  • ^-si^Jf-

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  • 41

    wohl auf das iu gewissen aberglubischen Vorstellungen be-

    grndete Bestreben des Japaners zurckfhren, auch und

    gerade bei sorgfltigster Ausfhrung stets an irgend einer

    Stelle des Bauwerks eine gewisse Unregelmigkeit und

    Unvollkommenlieit bestehen zu lassen, da die Herstellung

    A.bb. 69.

    Abb. 70.

    Al)lj. 71. Stilisierter rhnixko[)f als Balkenemliyuiu

    Abb. 69 bis ,1. Freie Endigungen von .Sattelhlzern.

  • 42

    eines gleichmig vollkommenen Werks allzu vermessen gegen

    die Gottheit sein und die Rache des Schicksals heraus-

    fordern wrde.

    Das in den Abb. 4G bis 48 dargestellte vierfache

    Kraggeblk unter der Veranda des Obergeschosses bei einem

    zweistckigen Tempeltor drfte hiernach ohne weiteres ver-

    Abb. 72.Endigung unter einem Koryo.

    Abb.173.Endigung eines Eiegels.

  • 43

    nur darin, da das Sattelholz in seiner unteren Begren-

    zung etwas anders gestaltet ist die senkrechte Kante

    der Kopfflche wird durch einen Viertel -Kreisbogen in

    die wagerechte Unterkanto bergefhrt und da dieOberflche des Sattelholzes zwischen den Auflagern fr die

    Kapitelle etwas vertieft ist.

    Ferner ist in Abb. 49 und 50 ein fnffaches Kraggeblkunter dem Hauptdache eines Tempels in Aufri und Schnittvorgefhrt; auch hier fehlt wie geAvhnlich in der zweiten

    Abb. 77.

    Abb. 7G bis 78. Tierkopfendiguuge.

  • 44

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    ffl

  • 45

    Reihe das Sattelholz parallel der Frontwand. An den Eckensind hier hchst eigentmliche hornartig gestaltete Endigungenangesetzt, die von der chinesischen Bauweise bernommensind; sie bilden eine Art nach rckwrts gerichteter Veranke-

    rung und Verstrkung fr die Ecke. Bei vielen buddhistischenBauwerken lterer Zeit sind sie nicht auf die Ecken beschrnkt,sondern ber jeder Hauptsule wiederholt. In konstruktiverBeziehung ist zu erwhnen, da die kunstgerechte Durch-

    fhrung der an der Ecksule zusammenlaufenden drei Sattel-

    hlzer mit betrchtlichen Schwierigkeiten verknpft ist; hier

    mu nicht nur der Sulenquerschnitt sondern auch jedes derdrei durch die Sule hindurchzufhrenden Hlzer, wie z. B.

    Abb. 47 deutlich macht, stark ausgeschnitten werden; infolge

    dieser bedeutenden Querschnittsverminderuug entbehrt dieVerbindung am Knotenpunkt im ganzen der gerade hiererforderlichen besonderen Festigkeit.

    Freiliegende Balken oder Riegel zwischen den Sulen

    des Mittel- und Seitenschiffes oder zwischen den einzelnen

    Sttzen des Gebetplatzes oder zwischen diesen und denHai;ptsulen des Tempels, jap. Kory, d. h. Regen b ogen

    -

    holz er, werden an den Enden neljen der Stelle, wo sieauf der Sule ihr Auflager hnden, durch eingegrabenes

    Ornament und die vorerwhnten seitlichen Einschnitte, So-degiri, verziert; eine Reihe von Beispielen fr die Verzierung

    ist in den Abb. 51 bis 56 mitgeteilt. In einzelnen Beispielen

    ist auch die bliche Querschnittsbildung angedeutet; die

    vorwiegenden Motive sind wiederum junge Blattsprossen,Wolken oder Wellen; Abb. 55 zeigt Chrysanthemnm undWasserwellen. hnliche Zierformen werden auch angewendet,wenn die Riegel zwischen den Kohaipfosten und dem Haupt-tempel nicht geradlinig, sondern als Ebi-Koryo (Ebi heitSeegarnele, Seeschnecke) in schlangenartiger Krmmung ge-bildet sind; Beispiele hierfr bieten die Abb. 57 und 58.

    Formen fr die freie Endigung des Balkens, sei esda diese durch Schnitzarbeit an diesem selbst oder in be-

    sonderem Stcke hergestellt und mit Schwalbenschwnzen inden Pfosten eingesetzt wird, zeigen die Abb. 59 bis 71;

  • 46

    sie geben smtlich in der Umrilinie den stilisierten Phiiix-

    kopf wieder, der in den Seitenflchen durch eingegrabene

    Blattranken, Wolken oder Wellenlinien noch verziert ist; die

    Bezeichnung fr diese Endigung ist Muko-bana, Vorderende,

    oder Kibana oder Kembana, d. h. Holzende. Freiendigende

    Arm- und Sattelhlzer, wie sie auch an Tempeltoren viel-

    fach vorkommen, zeigen lmliche Formen der Verzierung

    nach Abb. G9 bis 71, whrend die Abb. 74 und 75 verzierte

    Endigungen am vorher beschriebenen Kraggeblk wiedergeben

    ;

    ferner entspricht Abb. 72 einer Endigung, die unter einem

    Regenbogenholz liegt, und Abb. 73 der Endigung eines

    Riegels, Hashira-nuki-hana, der durch ein flach darber

    angeordnetes Brett abgedeckt ist, eine Form, der wir unter

    anderen bei Glockensthlen vielfach begegnen. Die Zahl

    der hier zur Anwendung kommenden Formen ist damitkeineswegs erschpft, insbesondere ist zu erwhnen, da

    oftmals bei Tempeln und Tempeltoren auch Endigungen in

    freier, reichdurchbrochener Schnitzarbeit, meist mit Dar-

    stellungen von Chrysanthemum, Goldblte oder Paeo-nien in ihren aufs prchtigste entwickelten Bltenformen,

    das Ganze oft farbig behandelt oder stark vergoldet, zur

    Anwendung kommen. Zu gleichem Zwecke dienen insbeson-dei-e bei den rein buddhistischen Tempelbauten auch gewisse

    stark stilisierte Tier kpfe, die als Endigungen an die Sule

    angesetzt werden, so insbesondere der Kopf des LiJwen, Kara-

    shishi, Abb. 13, 14 u. 76, des Elefanten Zo-o, Abb. 77 u. 78,

    des Tapirs, Baku, Abb. 81 u. 82, der nach japanischemVolksglauben die bsen Trume verschlingt oder in gute

    verwandelt, und des Phnix Ho-o, Abb. 79.

    Diese Tierkopfbildungen beweisen schon durch ihren Ur-

    sprung die Entlehnung dieser buddhistischen Formen aus China,

    Korea und Indien. Dabei wird vielfach auf dei- fr den

    von vorn Eintretenden rechten Seite des Baues der Tier-

    kopf weiblichen Geschlechts, Mesu, mit offenem Mauleoder Schnabel, auf der linken Seite des mnnlichen Ge-schlechts, Osu, mit geschlossenem Maule dargestellt. In ent-

    sjirechender Weise findet sich bei Imddhistischen Tempeltoren

  • CO

    fiL S

  • 49

    Abb. 89.Verzierung des Gi'atholzes.

    der durch alte Holzbildwerke dargestellte Tenipelwchter,Ni, auf der linkeu Seite mit geschlossenem Munde die Lufteinatmend, und der zur Rechten mit offenem Munde, dieLuft ausatmend, abgebildet; dies drfte sich wohl am ein-fachsten erklren als eine der in der orientalischen Kunst

    so hufig anzutreffenden Darstellungen des dualistischen Prin-

    zips: Mnnlich und AVeiblich, Auf- und Niedergang, Gutund Bse usw. als des Sinnbilds der wirkenden Urkrfte derNatur. Bei Tempeln und Tempeltoren findet sich in hn-licher Weise rechtsder auf- und linksder absteigende

    Drache aus Holz

    sich um die Sule

    windend dargestellt.

    Beispiele : Tempelder goldenen Halle,

    Kon-do in Horiuji;Tempeltore von

    Shiba in Tokio, die

    zu den Grabtempeln und Grbern der Schogune der Tokugawa-familie fhren.

    Bei groen Tempeln zeigen die freiliegenden Balken

    oder Riegel, die die Sulen untereinander verbinden, oft sehr

    bedeutende Querschnittsabmessungen; dann wird auch wohlhufig die Unteransicht dieser Hlzer durch flach eingegraliene,

    friesartige Fllungen mit freien Endabschlssen verziert; die

    Abb. 83 bis 85 geben Beispiele fr derartige Ausfhrungen.

    In den Abb. 86 bis 88 ist noch dargestellt, in welcherWeise man das frher erwhnte, zwischen den Ziersparrenund dem Kraggeblk bliche Futterstck, Tebasami, das vonden zwei Sparren, die ber der Sule liegen, scherenartig

    umfat wird, an seinen oberen Kanten und an den beidenSeitenflchen durch eingegrabenes Rankenwerk zu verzierenpflegt. Bei den Tempeln mit vorgelegtem Gebetsplatz, Kohai,erhalten diese Futterstcke meist eine besonders reiche Ver-

    zierung durch glnzendste Schnitzarbeit. Abb. 89 zeigt eine

    Baltzer, Kultbauteil. 4

  • 50

    .)

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    p-i

    f=^

    verzierte freie Endigung fr

    einen Gratbalken oder ein ber

    Eck gestelltes Sattelholz, japa-

    nisch Sh-zumi, d.h. wirkliches

    Gratholz, dessen obere Schrge

    mit der unteren Flche der

    Zierspan-en zusammenfllt.

    Froschgabel.

    Dieser eigentmliche Name,

    japanisch Kaerumata, bezeich-net eine in der japanischenIvultarcltektur ungemein hufig

    angewandte und auch in die

    weltliche Baukunst bernom-

    mene buddhistische Zierform,

    die vornehmlich in den Zwischen-

    feldern zwischen den Haupt-

    pfosten des Baues in den m-fassungswnden oberhalb der

    Gesimsleisten , also zwischen

    dem Kraggeblk , zwx Ausfllungder hier entstehenden fries-

    artigen Flchen angeordnet wird.

    Dabei soll sie gleichzeitig die

    Last von dem darber lagern-den Geblk auf das untere

    Gesims, auf dem die Frosch-gabel aufsteht, bertragen oder

    diese Lastberti'agung doch

    wenigstens zum knstlerischen

    Ausdruck bringen. Wenn in derFriesmitte ein kurzer drempel-

    artiger Pfosten, meist mit ein-

    fachem Kapitell nach der Form

    des Hoto versehen, vorhanden

    ist, so lehnt sich die Frosch-

  • Abb. 91. Hhner und Cbrysanthemum.

    Abb. 92. Falke. Sperlinge und Kiefer.

    Abb. 93. Drachen. 4*

    Abb. 90 bis 93. Froschgabelverzierungen.

  • 52

    gabel von beiden Seiten an diesen an nnd erfllt dann gleich-

    zeitig den Zweck, den AVinkel zwischen dem wagerechtenGeblk und dem kurzen Drempel auszufllen. Die Form inihrer einfachsten Gestalt ist sehr alt, sie kommt schon an

    den ltesten erhaltenen buddhistischen Bauten Japans vor;

    ursprnglich erscheint sie als ein ausgeschnittenes Brettstck,

    das im Laufe der Zeit indes immer reichere Verzierungen

    durch Holzschnitzarbeit erhalten hat. Die Froschgabel bleibt

    weiterhin auch keineswegs auf die Umfassungswnde be-

    schrnkt, sondern sie Avird im Inneren und am Dachgiebel

    ber den Regenbogenhlzern und bei jeder sich sonst bietenden

    Gelegenheit zur Ausfllung von friesartigen parallel begrenzten

    Flchen oder Zwischenrumen benutzt. AVir begegnen hierbei

    denselben Einzelformen in der Verzierung wie seither: jungenBlattsprossen, Wellen, Wolken und Fischflossen. In Abb. 100

    ist zunchst eine schlichte Form mit der zugehrigen Zier-

    sparrenanordnung und dem entsprechenden Kraggeblk (letz-teres punktiert und in umgeklai^pter Lage angegeVen) dar-

    gestellt; ber der Froschgabel liegt ein kleines Kapitell, aus

    dessen Hngeplatte ein mit verzierter Endigung versehenes

    Sattelholz herausgestreckt ist. Die Abb. 101 bis 103 zeigen

    hnliche einfachere, die Abb. 104 bis 106 reichere Einzel-

    formen, zum Teil in gediegenster Holzschnitzarbeit; die Fl-

    lung in Abb. 90 (S. 50) stellt Fasan und Pflanmenblte (Kiji,

    Ume), in Abb. 91 Hhner und Clnysanthemum (Tori, Kiku),in Abb. 92 Falke, Sperlinge und Kiefer (Taka, Sudzume,

    Matsu), und in Abb. 93 den beliebten Drachen (Ryo) dar; die

    beiden Beispiele Abb. 107 u. 108, S. 57, zeigen die Frosch-

    gabel in seitlicher Anlehnung an einen kurzen Drempel-

    pfosten von rundem Querschnitt, der ein darber ange-ordnetes Geblk aufnimmt und seine Last auf den dar-

    unter liegenden Balken bertrgt; dieser Pfosten ist in

    Form eines groen Kruges gebildet, wonach er auch den

    Namen Taihe-tsuka fhrt, und oben mit einem kleinenKapitell der gewhnlichen Form abgeschlossen; die Einzel-

    form der Froschgabel zeigt bei Abb. 107 einen stilisierten

    Elefantenkopf, darunter das Motiv der Fischflossen (Hire),

  • 53

    und bei Abb. 108 Wolken und "Wasserwellen mit Schauni-kpfen. Der Fupunkt des Krugpfostens auf dem darunterbefindlichen Geblk wird hufig auf beiden Seiten durch einein Schnitzarbeit hergestellte Blte verziert, wie die Abb. 107und 108 erkennen lassen; Einzelformen hierfr in greremMastabe sind in den Abb. 94 und 97 bis 99 gegeben.Zahlreiche Denkmler aus der Bltezeit der japanischen Bau-kunst zeigen gerade in den Verzierungen an der Froschgabel

    und am groen Krugpfosten imbertreffliche Glanzleistungender Holzschnitzerei

    oder Bildhauerei.

    Fries-

    a u s f 1 1 u 11 g e n.

    Die zwischen den

    einzelnen Haup)t-

    pfosten sich bilden-

    den parallelen Wand-streifen unter demAnsatz der Decke, die

    durch untere Gesims-

    leisten, Nageslii , unddurch obere Eiegel

    oder Wandrhnie begrenzt werden, schliet man im japa-nischen Temj)elbau vielfach ab durch verzierte Brettfllungen,die entweder durch Malerei oder durch Schnitzarbeit be-

    sonderen, unter Umstnden auerordentlich reichen Schmuckerhalten. Das Glnzendste an Leistungen der Zierkunst aus

    der Tokugawazeit haben in dieser Beziehung die Schogun-Grabtempel von Shiba und Uyeno in Tokio und von Nikkoaufzuweisen. Beispiele derartiger Abschlubretter, Shirin,

    mit Schnitzarbeit, Wellenstrudel und Wolken darstellend,sind in den Abb. 95 und 96 gegeben. Auerdem sindhier noch die auch in der allgemeinen Baukunst gebruch-

    lichen Abschlsse dieser Friese durch die sogenannten Rammazu erwhnen, Friesfllungen aus Sgeschnitt- oder Holz-

    schnitzarbeit mit fio-rlichen Darstellungen aus dem Tier-

    Ablj. 94. Bltenverzienuigam Krugpfosten.

  • 54

    und Ptlanzeiireich ; dabei wird gewhnlich eine bestimmte

    Pflanze und ein bestimmtes Tier nach Herkommen zu einerGruppe vereinigt, der ganze Fries aber zeigt in seinen

    Feldern lauter wechselnde Darstellungen in reichster Mannig-

    faltigkeit und Anmut, oft sich anschlieend an den Wechsel

    der Jahreszeiten oder an die blichen Tierkreisbilder oder

    Abb. '.i5. Wolken.

    Abb. 96. W^ellenstrudel.

    Abi). 9.') u. 9G. Fries.absclih;bretter.

    Bezug nehmend auf die Person des Heiligen oder Frsten,zu dessen Andenken der betreffende Bau errichtet ist. Auchbei den Kultbauten Japans ist in derartigen Friesfllungen

    buddhistischer Tempel das Edelste und Herrlichste an Holz-

    schnitzereien hervorgebracht, was man sich vorstellen kann.

    Als ein Beispiel diene die Abb. 109 des groen Emj^fangs-raums im West-(Nishi)-Hongwantempel vonKioto, S. 60, einemMeisterwerke aus der Toyotomizeit, etwa 1550 n. Chr. er-baut; die geschnitzten Eammafllungen , die fliegende Reiher

    darstellen, werden auf den berhmten J\Ieister Hidari Jiugor

    (1594 1G34) zurckgefhrt; die einzelnen, aus einem Stcke

  • ^i->^^^

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  • w'%^^

  • 59

    bestehenden Tafeln von Keakiholz zeigen Abmessungen von

    ungefhr 6 Fu Lnge bei 2 bis 3 Fu Breite. Bei der mangel-

    liaften, noch unentwickelten Waklpflege und der Rcksichts-

    losigkeit, mit der man neuerdings die Waldschtze plndert,

    ist es heute schon kaum noch mglich, Hlzer von der aus-gesuchten Beschaffenheit und den erforderlichen Abmessungenfr hnliche Zwecke zu einem annehmbaren Preise zu erlangen;

    es ist daher leider zu besorgen, da die frher auf so hoher

    Stufe stehende Kunst der Holzbildhauerei in Japan in ab-

    sehbarer Zeit dem Untergange verfllt.

    Decke.

    Als Decke des Tenipelschiffes wird bei den buddliistischen

    Bauten berwiegend die aus sich kreuzenden Deckenleisten

    gebildete Felderdecke von ziemlich enger Teilung verwendet,wobei man die nach oben vertieften Gevierte mittels glatter

    Schalung abdeckt. Diese Decke, bezeichnet als Kogunii-

    Tenju, d. h. kleine Felderdecke, kommt schon bei den ltestenbuddhistischen Tempel- und Klosterbauten vor; hierbei sind

    die Leisten ohne jedes Zierglied aus rechteckigem Quersclinitthergestellt, z. B. bei den Tempel- und Turmbauten von

    Horiuji bei Nara mit 10 cm Breite bei 8 cm Strke, whi-enddie Lichtweite zwischen den Leisten nur 15 cm betrgt;

    die Leisten erscheinen daher im Vergleich zu den Feldernsehr schwer. Diese Deckenanordnung ist in den Seiten-

    schiffen des Tempels Sangatsu-do von Todaiji in Nara, er-baut 733 n. Chr., also der Tempiozeit angehrig, auf der

    nachstehenden Abb. 135 (S. 77) deutlich zu erkennen. Die

    satteldachartig gestaltete Decke des hher gefhrten Mittel-

    schiffes wird hier durch die sichtbaren Ziersparren gebildet,

    die in blich enger Teilung angeordnet sind.

    Im Laufe der weiteren Entwicklung werden die Ver-hltnisse der Deckenleisten erheblich schlanker, die Leisten

    erhalten mit der Zeit einen etwas gegliederten und ver-zierten Querschnitt, an ihren Durchsehneidungen werdenkunstvoll ausgebildete Metallbesclge angebracht, das ganze

    Tragwerk erhlt Lackberzug und die Flchen der vertieften

  • 60

    Felder werden mit Blumen oder figrlichen Darstellungenvon Drachen, Vgeln und dergleichen oft aufs anmutigste

    verziert. Auch reicher gegliederte Felderdeckeu mit Hohl-kehlen an den Umfassungswnden oder zur A^ermittlung desljerganges in den hher liegenden Spiegel des Mittelfeldeskommen schon verhltnismig frhzeitig, in der Tempio-

  • 61

    Abb. 110.Gegliederte Feldeidecke.

    Grundri.

    zeit, d. h. im 8. Jahrhundert n. Chr. zur Anwendung, z. B.

    im Kodo von Toshodaiji bei Nara, erbaut 7G4, vgl. die

    Abb. 144 auf S. 83. Besonders berhmt und von hervor-

    ragendei- Wirkung ist die aufs glcnzendste mit eingelegter

    Perlmutterarbeit verzierte Felderdecke in der Phnixhalle,

    Ho-o-do, des Tempels von Byodo-in in Uji sdlich Kioto, von

    der Abb. 114, S. 67, einen Begriff gibt; der Bau ist ein Werkaus der Blte der Fujiwarazeit, erbaut 1052 n. Chr. Eine

    vielfach vorkommende Deckenanordnung von edler Form zeigt

    die Abb. 110 in Grundri und Schnitt; die Hohlkehle, die

    in die mfassungswnde und in das hher gelegene Mittel-

  • 62

    feld berleitet, wird durch zahlreiche, dicht nebeneinander

    angeordnete, hochkant gestellte Flachstbe aus Holz gebildet,

    die der Rundung entsprechend geschweift sind und in dem

    unteren und oberen Rahmen in entsprechenden Nuten ihren

    Halt finden. Hinter den rippenartig wirkenden Stben sind

    dnne Schalbretter zum Abschlu der ffnung verlegt; in

    den Avagerechten Feldern bildet sich durch die berkreuzung

  • 63

    der in gleicher Teilung angeordneten Flachstbe ein quadrati-

    scher Rost von sehr enger Feldweite, der gleichfalls durch

    eine darber gelegte Schalung abgeschlossen wird. Die

    schne Raumwirkung dieser Tempeldecke wird ersichtlichaus der schaubildlichen Darstellung eines hnlichen Beispiels

    aus dem Tempel von Joruriji in der Provinz Yamashiro(Abb. 113), die zugleich an den stark verfallenen Stellen,

  • 64

    in der Ecke i-eehts, die Einzelheiten der Bauart deutlicherkennen lt.

    Geradezu als Meisterwerke ersten Ranges in der Decken-

    bildung drfen angesehen werden: die Decken des groen

    Empfangsraumes von Nishi-Hongwanji in Kioto, vgl. dieAbb. 109, und die in den Bethallen der Gedchtnistempelfr den zweiten Tokugawa-Schogun Hidetada in Shiba in Tokio,fr den ersten Schogun Yeyasu und fr den dritten, Yemitsu,in Nikko; letztere beiden wiedergegeben in den Abb. 111 u. 112.

    Die bauliche Anordnung dieser Decken ist aus den vor-beschriebenen Formen hervorgegangen.

    Besonders wirkungsvoll und glnzend ist die Verzierung

    der vertieften Fllungen bei der Decke der Bethalle (Haiden)

    des Yeyasutempels durch Anbringung von vergoldeten Drachenauf hellblauem Grunde, die in smtlichen 100 Feldern ver-

    schieden gezeichnet sind. Auch die beiden Seitenkammernneben dem Haiden haben Decken von ganz besonderer Schn-heit der Ausfhrung in Holzschnitzerei und eingelegter

    Arbeit, verziert durch reichste Malerei und Vergoldung.

    Den reich verzierten Decken der buddhistischen Tempel

    steht in der schintoistischen Bauweise eine schlichteDecke auf glatten Leisten, in der Regel ohne jeden Anstrichdes Holzwerks, gegenber. Die im strengsten Schintostil

    erbauten kaiserlichen Tempelkapellen von Ise haben keine

    eigentliche Decke, das Tempelschitf wird hier unmittelbar

    durch die in enger Teilung verlegten Dachsparren des Sattel-

    daches berdeckt.

    Als bemerkenswerte und besonders kunstgeschichtlichwertvolle Deckenausbildungen fr das Mittelschiff zentraler

    Tempelanlagen (achteckiger Kapellen) aus der Tempiozeit

    (724 794) mgen nachstehend noch drei Decken aus demschon oben genannten Sangatsu-do von Todaiji in Nara mit-

    geteilt werden, Abb. 115 bis 117, S. 69 bis 71. Die Ver-

    zierungen sind in Holz ausgefhrt und mit Farben dick

    bemalt. Im Jahre 1901 wurde mit dem Tempelbau eineumfassende Erneuerung und Instandsetzung vorgenommen.

  • Baltzer, Kultbauten.

  • n

  • 69

    Al)b. 116.

    Giebel Verzierungen.

    Fr die Verzierung der eigentlichen Stirn des Dach-

    giebels, Hafu, kommen nur wenige ganz bestimmte Formenin Betracht. Die Stirnflche wird gebildet durch ein senk-

    recht gestelltes, aus zwei symmetrischen Hlften zusammen-

    gestoenes Abschlubrett, das bei unverkrppeltem Giebel

    an beiden Ti'aufenden mit einer verzierten Endigung ausluft,

    bei der Irimoya- Dachform dagegen am Ansatz der unteren

    Walmflche wagerecht abgeschnitten ist. Bei Tempeln ist das

    Stirnbrett meist zusammen mit der Dachkante hohl gekrmmt,

    wie Abb. 119, 8. 73, erkennen lt; im vorliegenden Falle

    betrgt die Pfeilhhe der Krmmung y^^^ y\f = tMtt ^^^^Dachspannung, vom Scheitel bis zum Anfallspunkt der unteren

    Walmflche gemessen. Das Stirnbrett ist an der Vorderseite

  • Aljb. 116.

    hufig mit einer flaeli gewellten Gliederung, etwa wie der

    Schnitt MM, Abb. 118 andeutet, versehen, diircli die sichmeist zwei oder drei, mit scharfen Linien abgesetzte parallel

    verlaufende Lngsstreifen bilden. Der im Scheitel entstehendeWinkel unter dem Stirnbrett Avird durch das Zierglied deshngenden Fisches, Kegyo, ein mehr oder minder reichausgeschnittenes Holzbrett, ausgefllt, dessen Yorderflche

    nur wenig gegen das Stirnbrett zurcktritt. Dieses ungemeinhufige Vorkommen der Kunstform des Hngefischos drftemit der Bedeutung des Fisches als wichtigen Nahrungsmittelsim japanischen Inselreich zusammenhngen. ber der En-digung des Hugefisches findet sich meist eine in Holz ge-

    bildete Rosette, das Sechsblatt, Rokuy, angebracht, das,wie Abb. 123 erkennen lt, auf der Brettflche des Hnge-

  • Abb. 117.

    Abb. 115 bis 117.Deckenrosetten von Sangatsu-do von Todaiji in Xara.

    fisclies besonders aufgesetzt und befestigt ist. Beispielefr die verzierte Endigung des Stirnbrettes, Hafu no Hana,eines unverki-ppelten Giebels enthlt Abb. 120 bis 122;die in die Holzflclie flach eingegrabene Ranke nach Abb. 120bezeichnet Wakana, junge Blattsprossen, whrend bei Abb. 122noch das Motiv des Wasserstrudels, Udzu, hinzutritt.

    Beispiele fr die Verzierung des Sechsblattes sind in

    den Abb. 130 und 131, S. 75, gegeben. Grere Mannigfaltig-keit der Zierform herrscht bei der Ausbildung des Hnge-fisches; die Abb. 125 bis 129 zeigen einfachere Ausfhrungenin Sgeschnittarbeit, wobei die ganze Verzierung meist auseinem Stck hergestellt ist; Abb. 12G und 128 wird ins-

  • 72

    besondere als Dreiblatt bezeichnet, neben der die Form desabgestutzten, schwanzlosen Hngefisches, Kiri-Kegyo, vorkommt.

    Reicheren Ausfhrungen begegnen wir in den Abb. 132, 133 u.137 (S. 81), wobei der Zwickel zwischen Hngefisch und Stirn-brett beiderseits durch besondere Zierstcke ausgefllt wird in

    der beliebten Form von stilisierten Wolken, Blattranken oderWasserwellen, hergestellt in Sgeschnitt- oder Schnitzarbeit.

    Zwei abweichende Formen der entsprechenden Giebel-verzierung ohne Hngefisch zeigen die Abb. 124 und 134,erstere ein reicheres Pflanzenoniament, letztere einen in

    Schnitzarbeit ausgefhrten springenden Drachen, Hiry, dar-

    stellend; beide Motive sind in den Winkel unter dem Giebel-stirnbrett geschickt hineingestellt.

    Bei breiterer Giebelentwicklung und reicher Ausfhrungwerden zwischen Mitte und Traufende noch weitere Hnge-verzierungen unter dem Giebelabschlubrett angebracht; derNeigung des Stirnbretts entsprechend werden sie in diesemFalle unsymmetrisch ausgebildet, etwa in Formen nach

    Abb. 138, wobei die Zierform zugleich den Zweck erfllt,die Stirnflche der mittleren Dachfetten zu verkleiden; sie

    heien daher auch Fettenverdecker, Keta-Kakushi (neben der

    Bezeichnung Kudari-Kegyo, geneigter Hngefisch).

    Zum Schlu bringen wir in den Abb. 139 bis 143 inverwandten Zierformen die entsprechende Giebelverzierung

    unter dem Stirnbrett fr ganz flache oder im Scheitel er-haben gekrmmte Giebelformen, wie sie durch die Art des

    chinesischen Giebels, Karahafu, bedingt sind. Hier erscheint

    der Hngefisch, wo er verwendet wird, mehr verkrzt unddie Zierform mehr in die Breite entwickelt; eine vierblttrige

    Rosette ber dem Hngefisch ist nur in Abb. 141 vorhanden.

    Dach Verzierungen.

    Bei der eingehenden imd liebevollen Behandlung, die

    das Dach nicht nur beim Schlo- und Tempelbau, sondernauch in der allgemeinen weltlichen Architektur Japans er-

    fahren hat, ist es angezeigt, den eigenartigen DachVer-

    zierungen besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Die hier

  • 79

    in Betracht kommenden Kunstformen drften sich wold zunchstbei dem buddliistischen Tempeldacli aus gebrannten Pfannen,dessen Einfhrung in Jaj)an auf chinesische und koreanischePriester oder Mnche zurckzufhren ist, entwickelt undweitergebildet hal)en und sind wohl erst in spterer Zeit in

    wenig vernderter Ausfhrung auf das Dach aus Schilf,

    Stroh oder Hinokirindo bertragen. Die alten Tor-, Tempel-

    uud Turmbauten des Klosters von Horiuji bei Nara (vglZentralbl. d. Bauverwalt. 1902, S. 507 u. f.), die zum Teil aus

    dem Anfange des siebenten Jahrhunderts nach Chr. (G07)stammen, zeigen durchweg als Dachfirstabschlu, sowie als

    Endigung fr die Ziegelrippen, die den Giebelkanten und den

    Dachgraten folgen (vgl. umstehende Abb. 136 bei r/, h und c),

    das sogenannte Teufelsbrett, Oni-ita, eine in gebranntem

    Ton gebildete Teufelsfratze, mit einer geschwungenen Um-

    rahmung, auf deren Scheitel ein gleichfalls in Ton aus-

    gefhrter, am Ende nach oben geschweifter, walzenfrmiger

    Stab ruht (vgl. Abb. 148, S. S). Eine verwandte, nur wenig

    jngere Form von Shinyakushiji bei Nara, aus der Tempiozeitstammend, 8. Jahrhundert, zeigt die Abb. IGl (S. 90). Die

    Teufelsfratze, die spterhin auch oft weggelassen oder durch

    andere hnliche Bildungen ersetzt wurde, hat demnchst der

    Dachverzierung den Namen (als Oni-ita, Teufelsbrett) ge-

    geben. Bei der weiteren Ausfhrung der Zierform hat man

    am Fupunkte der Umrahmung beiderseits Rankenwerk, stili-

    sierte Wolken oder Wasserwellen angesetzt und ist so zu

    den in den Abb. 154 u. 155 wiedergegebenen einfacheren

    Formen gelangt; der wagerechte Fuabschlu nach Abb. 155

    entspricht der Anwendung der Zierform (im Punkte h der

    umstehenden Abb. 136) als Endigung der Ziegelrippe , die demGiebelrande parallel in der Dacliflche herabsteigt (Kudari-

    mune); die Form nach Abb. 154 bezieht sich auf eine flache

    Dachneigung, wie sie sich im First des doppeltgekrmmten

    sogenannten chinesischen Giebels, Karahafu, findet, oder auf

    eine Endigung der Dachgratrippen in hnlicher Form (bei c der

    Abb. 136). Die Abb. 146, 153, 156, 157, 159 u. 160 zeigen

    hnliche, aber reichere Firstendigungen auf steiler geneigten

  • 80

    Abb. 136. Vorderansicht des Mitteltores. Tempel von lloriuji bei Nara.

    Dacliflclien ; in den Abb. 15 G, 157 u. 159 ist der Querschnitt

    des anschlieenden, aus Brettern gebildeten Kastenfirsts an-

    gedeutet; das Motiv der Meereswellen, Nami, nach den Abb. 146und 159 mit Schaumkpfen oder SpritzflocliCn von Wasser-wogen ist sehr beliebt und hufig anzutreffen, wobei deralte Aberglauben sich geltend macht, da das Zeichen des

    Wassers am Dache gegebenen Falles der verzehrenden Glut

    des Feuers erfolgreich Einhalt gebieten werde. Die Abb. 149bis 152 stellen hnliche Firstabschluverzierungen dar fr

    flache, im First erhaben gekrmmte Dachformen, wie sie imTempel- und Schlobau besonders bei der Anwendung deserwhnten Karahafu vorkommen.

  • Baltzer, Kultbauten

  • Alili 144. Decke im Kodo von Toshodaiji bei Nara.

  • ./ f

  • 89

    Eine etwas abweichende Form des Firstabsciilusses zeigen

    die Abb. 145, 147 u. 158, bei denen an Stelle des Teufels-brettes das Lwenmaul, Shishig-uclii, tritt, das diesen For-men auch den Namen gibt. Die Bezeichnung Lwenmaulbezieht sich ursprnglich nur auf die eigentliche Umriformdes Firstziegels ohne die Bekrnung und das seitlich an-gesetzte Beiwerk. Die Bekrnung wird gebildet durchdrei -walzenfrmige Krper, die als Vogelnestpolster, Tori-

    busuma, oder auch als Polster fr die heilige Sutra, Kio-no-maki, bezeichnet werden: ber die Herleitung dieser Bezeich-

    nungen konnte ich Nheres nicht ermitteln. Der First-

    ziegel zeigt gewhnlich unterhalb der drei Polster zwei

    scharf abgesetzte, in geneigter Stellung angebrachte Rippenoder Gurtungen, die an den drei Ansichtsflchen herumgekrpft

    sind und Ayasuji heien; auch ber diesen Namen und dieBedeutung der Rippen konnte mir niemand die erbetene Auf-klrung geben. Das in dem Zwickel zwischen Dachflche undFirstziegel angesetzte Fllwerk besteht wie bei den anderenBeispielen aus Blattranken, stilisierten Wolken oder Wellen.Die in den Abb. 145, 147 u. 158 enthaltene Form entsprichtder vornehmsten Ausfhrung und war ursprnglich fr diekaiserlichen und prinzlichen Palastbauten und solche Klsterund Tempel vorbehalten, deren Abte oder Oberpriester auskaiserlichen oder prinzliclien Familien stammten; die Form

    wird demgem bezeichnet als Abschlu fr den Schlo-first, Gosh-no-mune, und ist namentlich bei den groenHongwan- Tempeln der Shin- oder Montosekte gebruchlich.

    Die Ausfhrung aller Dachverzierungen erfolgt meistin gebranntem Ton, nach Umstnden unter A^ereinigungeinzelner Teile zu der Gesamtform von groer Abmessung,oder in getriebenem Kupfer, oftmals mit reicher Vergoldungdes im Innern des Teufelsbrettes oder des Lwenmauls an-gebrachten Wappenzeichens, das dem betreffenden Tempeleigentmlich ist.

    Eine von der vorbeschriebeuen vllig abweichende Dach-bekrnung kommt zur Verwendung bei den Zentralbauten,wie wir sie in den mehrgeschossigen Turmanlagen kennen

  • 90

    Abb. 161. Teufelsbrettvon Shiuyakushiji bei Nara.

    lernen werden ; neben diesen

    kommen als hnliche Bautenmit Zeltdach form nochkleine Tempelkapellen vor

    von quadratischem oder regel-

    migem sechs- oder acht-eckigem Grundri. DasKioz,

    die heilige Bcherei, diebei den meisten buddhisti-

    schen Tempelbezirken als

    eigenes Gebude besteht, istin der Regel gleichfalls ein

    Tempelbau von geviertfr-migem Grundri. In Abb.162 ist zunchst die ganze

    Dachanordnung in ilu'er

    Umrilinie und mit dembekrnenden Taub ecken, Roban, vorgefhrt, dem wir be-sonders bei den Turmbauten wieder begegnen werden.

    Die ganze Bekrnung ist hier in der Regel aus Bronze,

    seltener aus Ton hergestellt, bei kleinerem Mastabe aus

    einem Stck, bei greren Ausfhrungen in mehreren Teilen,

    die regendicht ineinander greifen. Die auf Seite 92 folgende

  • 91

    Abb. 164 gibt die bekrnende Zierform und ihre Maverhlt-nisse in grerem Mastabe wieder, whrend in Abb. 163und 165 reichere Formen dargestellt sind. Die Bezeichnungender einzelnen Gliederungen als Glcksbecher, Fuku-bachi,

    Achtbltterkelch , Hachi-Ukebaua, und Edelstein, Hju, mitdem umgebenden Strahlen- oder Flammenkranz (Glorie) sindin Abb. 163, und als Drachenwagen, Ryu-sha, in Abb. 165

    an betreffender Stelle vermerkt. Bei den Turmbauten finden

    Blattkelch, Drachenwagen und Edelstein als obere Endigungder krnenden Turmspitze, Taubeckenund Glcksbecher als untereGliederungen am Fu der Turmspitze Verwendung und werdenin diesem Falle wohl allgemein nur aus Bronze hergestellt.

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    Abb. 163. Dachbekruung von Tempelkapelleu.

    Dachdeckung.

    In bezug auf die Dachdeckung ist zu erwhnen, da beiden buddhistischen Tempeln, Trmen und Toren ganz ber-wiegend gebrannte Dachpfannen der alten Hongawara-Fonn, das heit abwechselnd flache, nach oben hohl verlegte

    Pfannen, und Deckziegel von halbkreisfrmigem Querschnitteverwendet werden , wiesle ursprnglich zuerst mit der buddlii-

  • 92

    Al)b. 164. Taubeckeu mit Bekrnuns. Roban.

    Abb. 165.

    stischen Kunst in Japan zur Einfhrung gelangten. Bei den

    Deckziegoln am Traufrand ist in der Vertiefung der kreis-

    frmigen Stirnflche gewhnlich das Wahrzeichen des Tempels

  • 93

    Altes Ziegeldach.

    angebracht, whrend die flachen Eandpfannen an ihrer Stirn-

    seite eine friesartige Verzierung meist mit einer Fllung von

    Eanken aufweisen. Bei den Schintotempeln dagegen werden

    in lterer Zeit niemals gebrannte

    Ziegel, sondern Eeisstroh, Schilf

    oder Hinokirinde zur Dachdeckung

    benutzt. Neuerdings wird im Tem-pelbau beider Richtungen auch

    Kupferbeplattung hufig angewendet,

    wobei man die alten Pfannenformen

    meist ziemlich unverndert in der

    Kupferhaut nachgebildet hat; man

    hat dabei nur die halbkreisfrmigen

    Rippen, die den Deekziegeln ent-

    sj3rechen, verkleinert, ihren Abstand aber etwas vergrert, so

    da aus der alten wuchtigen Pfannenform des Ziegeldaches (vgl.

    die Abb. 166) die zierlichere Form der Kupferbedachung ent-standen ist. Auch die bekrnenden Verzierungen und Endi-gungen pflegt man dann viel fach unterBeibehaltung der ursi^rng-

    lichen Formen in Kupfer auszufhren.

    Kupferdach.

    Abb. 166.

  • IL

    Die wichtigsten Formen der JapanisclienKultl)auten.

    In Japan gibt es bekanntlich zwei Religionen , den Scliin-

    toismus und den Buddhismus. Der Schintoismus, eineNaturreligion ohne bestimmte sittliche Gebote und ohne scharfausgeprgte Dogmen, bettigt sich wesentlich in der Ahnen-

    verehrung ^) und darf als die in Japan von Anbeginn anvorherrschende, gewissermaen nationale Religion angesehen

    werden. Yon dem. spter eindringenden Buddhismus, derallmhlich ber ganz Japan weite Verbreitung fand, hat der

    schintoistische Kult im Laufe der Zeit mancherlei Elemente

    in sich aufgenommen, und mit der Zeit trat eine vielfacheVerschmelzung des Kults der beiden Religionen ein; auch

    wm'de die Bettigung des Glaubens in neuerer Zeit bei dergroen Masse des Volks fr beide Richtungen mehr und meliruerlich imd oberflchlich, so da im heutigen Japan einestrenge Sonderung der Glubigen in Schintoisten und Bud-

    dhisten kaum durchfhrliar und auch eine genaue Unter-scheidung des Kults und religisen Zeremoniells nach buddhi-stischer und schintoistischer Lehre nur fr den genau Ein-geweihten mglich ist. Whrend der Buddiiismus unter derRegierung der Schogune namentlich whrend der letzten dreiJahrzehnte entschieden begnstigt worden war, hat neuerdings,seit der Restauration von 1868, der Schintoismus wieder mehrsozusagen amtliche Geltung erlangt imd ist auf Kosten des

    1) Vgl. die Abschnitte Shiutoismus (I) und Buddhismus (III)in dem AVerka von H. Haas, Die Geschichte des Christentums inJapan. Tokio 1902. (Ergnzungsband der Mitteilungen der deutschenGesellschaft fr Natur- und Vlkerkunde stasiens.)

  • 95

    Buddhismus etwas mehr in den Vordergrund getreten , beson-ders seit er bei dem regierenden kaiserlichen Hause alsFamilien- und damit gewissermaen als Staatsreligion an-genommen wurde. "Whrend der Buddhismus im Volke aller-dings noch immer viel verbreitet ist, zeigt sich neuerdingsdie Klasse der Gebildeten beiden Religionen gegenber ziemlich

    gleichgltig; die Religionsausbung pflegt sich hier auf die

    Beobachtung gewisser kirchlicher Frmlichkeiten bei Anla

    von Familienfesten, Neujahrsfeierlichkeiten, Geburten, Kind-taufen, Trauungen, Todesfllen usw. zu beschrnken; undhier scheinen neuerdings die Formen des Schintoismus zu

    berwiegen.

    Die erwhnte weitgehende Vermischung des Schintoismusund Buddhismus wurde auch von wesentlicher Bedeutung frdie Entwicklung der Architekturformen in beiden, anfnglich

    streng gesonderten Kultarten.

    Der Buddhismus fand, w