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Flächenkreislaufwirtschaft Kreislaufwirtschaft in der städtischen/stadtregionalen Flächennutzung – Fläche im Kreis. Ein ExWoSt-Forschungsfeld Band 1 Theoretische Grundlagen und Planspielkonzeption

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FlächenkreislaufwirtschaftKreislaufwirtschaft in der städtischen/stadtregionalen Flächennutzung – Fläche im Kreis.Ein ExWoSt-Forschungsfeld

Band 1Theoretische Grundlagen und Planspielkonzeption

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Experimenteller Wohnungs- und Städtebau (ExWoSt)Mit dem Forschungsprogramm Experimenteller Wohnungs- und Städtebau „ExWoSt“ fördert der Bundin Form von

ForschungsfeldernStudienInitiativen/Veranstaltungen

innovative Planungen und Maßnahmen zu wichtigen städtebau- und wohnungspolitischen Themen.Aus den Erfahrungen sollen Hinweise für die Weiterentwicklung der Städtebau- und Wohnungspolitikabgeleitet und der Wissenstransfer unterstützt werden.

Das Forschungsprogramm „ExWoSt“ ist ein Programm des Bundesministeriums für Verkehr, Bau undStadtentwicklung (BMVBS) und wird vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) betreut.

ExWoSt-Forschungsfeld „Fläche im Kreis“Das Forschungsfeld „Fläche im Kreis – Kreislaufwirtschaft in der städtischen/stadtregionalen Flächen-nutzung“ ist Teil des ExWoSt-Forschungsprogramms. Es wurde in den Jahren 2003 bis 2006 durch dasBundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) und das Bundesministerium für Verkehr, Bau undStadtentwicklung (BMVBS) durchgeführt.

Mit der Flächenkreislaufwirtschaft wurde ein integrativer Politik- und Steuerungsansatz untersucht,der vorrangig und systematisch die Ausschöpfung aller bestehenden Flächenpotenziale im Bestandvorsieht und nur unter bestimmten Bedingungen die Inanspruchnahme neuer Flächen zulässt. Plan-spiele in fünf Regionen Deutschlands standen im Mittelpunkt des ExWoSt-Forschungsfelds, in denenAkteure aus dem öffentlichen und privaten Sektor bestehende sowie neue Instrumente zur Erreichungeiner Flächenkreislaufwirtschaft geprüft haben. Daraus wurden Empfehlungen zum Einsatz und zur Er-weiterung des Instrumentariums sowie für die Ausgestaltung der gesetzlichen Rahmenbedingungenerarbeitet.

Die Bearbeitung von „Fläche im Kreis“ erfolgte durch das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu), Berlin,in Kooperation mit der Projektgruppe Stadt + Entwicklung, Leipzig, und der SonderforschungsgruppeInstitutionenanalyse (sofia), Göttingen/Darmstadt in Auftrag und Abstimmung mit dem Bundesamtfür Bauwesen und Raumordnung.

Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) ist eine Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadt-entwicklung (BMVBS). Die Bauabteilungen betreuen Bundesbauten im In- und Ausland. Die wissen-schaftlichen Abteilungen beraten die Bundesregierung bei Aufgaben der Raumordnung, des Städte-baus, des Wohnungswesens und bei Grundsatzfragen des Bauwesens.

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Perspektive FlächenkreislaufwirtschaftKreislaufwirtschaft in der städtischen/stadtregionalen

Flächennutzung – Fläche im Kreis.

Ein ExWoSt-Forschungsfeld

Band 1Theoretische Grundlagen und Planspielkonzeption

ProjektleitungDr. Fabian Dosch (Leitung),Eckhard Bergmann, Dr. Peter Jakubowski,Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), Bonn

AuftragnehmerThomas Preuß (Leitung),Dr. Stephanie Bock, Christa Böhme, Dr. Arno Bunzel, Gregor Jekel, Ulrike Meyer, Manuela Rottmann,Deutsches Institut für Urbanistik (Difu), Berlin

in Kooperation mitDr. Uwe Ferber, Peter Rogge, Ariane Ruff,Projektgruppe Stadt + EntwicklungFerber, Graumann und Partner, Leipzig

Prof. Dr. Kilian Bizer, Dr.- Ing. Georg Cichorowski,Sonderforschungsgruppe Institutionenanalyse (sofia), Göttingen/Darmstadt

Ein Projekt des Forschungsprogramms „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ (ExWoSt)des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR).

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„Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft“ – eine Sonderveröffentlichungsreihe des ExWoSt-Forschungsfeldes „Fläche im Kreis“

IMPRESSUM

HerausgeberBundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)Deichmanns Aue 31–3753179 Bonn

RedaktionKlaus-Dieter Beißwenger (Difu)

BildrecherchenWolf-Christian Strauss, Gregor Jekel (Difu)

Gestaltung und SatzStudio Prokopy, Werbeagentur und Fotostudio, Berlin

DruckSpree Druck Berlin GmbH, Berlin

BindungBruno Helm Buchbinderei, Berlin

ISBN-10: 3-88118-435-xISBN-13: 978-3-88118-435-9

Gedruckt auf chlorfreiem Papier.

Nachdruck und VervielfältigungAlle Rechte vorbehalten

Bestellung und VersandDeutsches Institut für UrbanistikPostfach 12 03 21 Telefon: 030/39001 - 110593 Berlin Telefax: 030/39001 - 100

Straße des 17. Juni 112 [email protected] Berlin http://www.difu.de

Die vom Auftragnehmer vertretene Auffassung istnicht unbedingt mit der des Herausgebers identisch.

Sonderveröffentlichung „Fläche im Kreis“, Band 1Bonn, September 2006

Bibliografische Information der Deutschen BibliothekDie Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

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Inhalt

1. Prolog 10Eckhard Bergmann, Fabian Dosch, Peter Jakubowski

2. Das ExWoSt-Forschungsfeld „Fläche im Kreis“ 13

3. Neue Flächenstrategien erforderlich 17Eckhard Bergmann, Fabian Dosch, Peter Jakubowski

4. Flächenkreislaufwirtschaft: Theorie, Politikansatz, Aktionsfelder 23Eckhard Bergmann, Fabian Dosch, Peter Jakubowski

4.1 Umweltökonomische Anknüpfungspunkte 244.2 Flächenkreislaufwirtschaft als strategischer Politikansatz 274.2.1 Leitbild für die Entwicklung des Raums 284.2.2 Der Kreislaufgedanke als handlungsleitendes Prinzip 294.2.3 Entwicklung und Einsatz von integrierten Strategien 304.3 Auf das Timing kommt es an 304.4 Konkretisierung des Managementansatzes 324.5 Vision Flächenkreislauf 2022 35

5. Handlungsbereiche, Instrumente und Akteure einer stadtregionalen Flächenkreislaufwirtschaft 37Thomas Preuß, Kilian Bizer, Stephanie Bock, Christa Böhme, Arno Bunzel,Georg Cichorowski, Uwe Ferber, Ulrike Meyer, Peter Rogge, Manuela Rottmann

5.1 Handlungsbereiche einer Flächenkreislaufwirtschaft 385.2 Instrumente einer Flächenkreislaufwirtschaft 395.3 Akteure einer Flächenkreislaufwirtschaft 455.3.1 Nutzungsansprüche und Nachfrageverhalten 455.3.2 Flächenkreislaufwirtschaft als kooperativer Steuerungsansatz 46

6. Planspielkonzeption 48Thomas Preuß, Kilian Bizer, Stephanie Bock, Christa Böhme, Arno Bunzel,Georg Cichorowski, Uwe Ferber, Ulrike Meyer, Peter Rogge, Manuela Rottmann

6.1 Planspielmethode 496.2 Grobstrukturierung der Planspiele „Fläche im Kreis“ 506.3 Planspiel-Varianten 51

Inhaltsverzeichnis

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 5

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6.3.1 Planspielstufe I – Status quo 516.3.2 Planspielstufe II – Neue Instrumente 526.4 Planspiel-Beteiligte 526.5 Ablauf der Planspiele 536.5.1 Planspiel-Vorphase 536.5.2 Planspielphase 53

7. Planspielregionen 56Thomas Preuß, Kilian Bizer, Stephanie Bock, Christa Böhme, Arno Bunzel,Georg Cichorowski, Uwe Ferber, Gregor Jekel, Ulrike Meyer, Peter Rogge, Manuela Rottmann

7.1 Auswahl der Planspielregionen 577.1.1 Öffentliche Ausschreibung der Planspielteilnahme 577.1.2 Auswahlkriterien 577.1.3 Vereinbarungen mit den Planspielregionen 587.2 Kurzdarstellung der Planspielregionen 597.2.1 Eckdaten und räumliche Charakteristika 597.2.2 Zentrale Anforderungen an und Ansatzpunkte für eine Flächenkreislaufwirtschaft in den Planspielregionen 607.3 Einschätzungen aus den Planspielregionen zur Flächenkreislaufwirtschaft 607.3.1 Befragung in den Planspielregionen 607.3.2 Zusammenfassung der Befragungsergebnisse 62

8. Zusammenfassung: Strategie Flächenkreislaufwirtschaft 64Thomas Preuß

9. Ausblick: Weitere Publikationen in der Reihe „Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft“ 68

Gesamtliteraturverzeichnis 70

Anhang 75

A Literaturhinweise zum Thema Flächenkreislaufwirtschaft 76B Ausführliche Darstellung der Planspielregionen 80

Stephanie Bock, Christa Böhme, Arno Bunzel, Uwe Ferber, Ulrike Meyer,Peter Rogge, Manuela Rottmann, Ariane Ruff

C Einschätzungen flächenrelevanter Akteursgruppen zur FlächenkreislaufwirtschaftGregor Jekel 113

D Grundsatzvereinbarung über Planspiele zur Flächenkreislaufwirtschaftin der Region Rheinhessen-Nahe 136E Zielvereinbarung über Planspiele zur Flächenkreislaufwirtschaft in der Region Nordthüringen 139

Inhaltsverzeichnis

6 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

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Verzeichnis der Abbildungen

1 Phasen und Potenziale der Flächenkreislaufwirtschaft 142 ExWoSt-Forschungsfeld „Fläche im Kreis“: Rahmenbedingungen und Anforderungen 153 Entwicklung der Siedlungsdichte 1992–2004 184 Tägliche Zunahme der Gebäude- und Freiflächen 1992–2004, Deutschland insgesamt 205 Einwohnerspezifische Gebäudeflächenzunahme im Kernstadt-Umland-Gradienten

West/Ost 1997/2000–2001/2004 216 Schema einer Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) 247 Arbeitsskizze zur Flächenkreislaufwirtschaft 268 Flächenpolitisches Aktionsfenster 309 Exogene Wirkungsfaktoren auf die Flächenkreislaufwirtschaft 3110 Nutzungskategorien und Aufgaben einer Flächenkreislaufwirtschaft 3211 Flächenkreislauf ist mehr als Flächenrecycling 3312 Prozesse einer Flächenkreislaufwirtschaft 3513 Ablauf der Planspiele „Fläche im Kreis“ 5114 Beteiligte der Planspiele „Fläche im Kreis“ 5315 Bearbeitungs- und Analyseschritte in den Planspielen zur Flächenkreislaufwirtschaft 5416 Bewerber für das Planspiel „Fläche im Kreis“ 5817 Lage der Planspielregionen „Fläche im Kreis“ 5918 Planspielregion und beteiligte Gebietskörperschaften StadtRegion Suttgart 8019 Ehemaliger Güterbahnhof Stuttgart-Bad Cannstatt 8320 Nutzungskonkurrenz von Wohnbebauung und Verkehrsinfrastruktur im Freiraum der Filder 8321 Fortschreitende Siedlungsentwicklung in der Region Stuttgart 8422 Lage der Planspielregion in der Gesamtregion Stuttgart 8623 Bestehendes Innenentwicklungspotenzial beim Rosensteinviertel 8724 Filderlandschaft und Filderstädter Ortsteile Sielmingen und Bernhausen 8725 Landschaftstreppe im Scharnhauser Park in Ostfildern 8926 Flächen mit Nutzungskonflikten im Filderraum 8927 Planspielregion und beteiligte Gebietskörperschaften Region Rheinhessen-Nahe 9028 Landschaft im Hunsrück: Ländlicher Raum mit hohem touristischem Potenzial 9129 Zoll- und Binnenhafen Mainz im prosperierenden, verkehrsgünstig gelegenen Osten der Planspielregion 9230 Brachliegende US-Militärliegenschaft in Bad Kreuznach: Rose Barracks 9231 Konversionsfläche: ehemalige Lee Barracks in Mainz 9332 Leerstand im Dorfkern von Rhaunen im westlichen Teil der Region 9433 Konversion als ordnungs- und strukturpolitische Daueraufgabe: Konversionsgelände MIT-Gonsenheim, Mainz. 9534 Planspielregion und beteiligte Gebietskörperschaften Region Mölln 9635 Mölln: Region mit hohen naturräumlichen Potenzialen 9736 Reitsportgeschäft in umgenutztem landwirtschaftlichem Gebäude in Breitenfelde 9837 Baulücke in Mölln: kleinteiliges Innenentwicklungspotenzial 10038 Baugebiet Rudolf-Virchow-Straße: Beispiel für verdichtete Einfamilienhausbebauung 10139 Baulückenkarte von Panten im Amt Nusse 10140 Innerörtliches Grundstück eines ehemaligen Landmaschinenhandels in Mölln 101

Inhaltsverzeichnis

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 7

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41 Planspielstadt Duisburg 10242 Duisburg: bedeutender Logistikstandort 10343 Hüttenwerk in Duisburg-Marxloh 10344 Siedlungs- und Verkehrsflächenentwicklung in Duisburg (1993 = 100) 10445 Dienstleistungspark Innenhafen 10446 Ehemaliges Stahlwerk: Landschaftspark Duisburg-Nord 10447 Rheinufer in Duisburg 10548 Schacht 2/5 in Duisburg-Marxloh 10649 Halde Lohmannsheide in Duisburg-Baerl 10650 Ausbesserungswerk und Rangierbahnhof Wedau 10651 Planspielregion und beteiligte Gebietskörperschaften Region Nordthüringen 10752 Kalihalde Menteroda:Der Bergbau hat die Region in rund 100 Jahren stark geprägt 10853 Bundesautobahn-Neubau als Standortfaktor 10954 Siedlungs- und Verkehrsflächenentwicklung in der Region Nordthüringen 10955 Freifläche nach Wohnungsrückbau in Nordhausen 11056 Wohnungsleerstand in Nordhausen-Ost 11157 Abriss eines Wohnhauses in Nordhausen 11258 Einschätzung der zukünftigen Entwicklung von Siedlungsflächen nach Akteursgruppen 11459 Fehlende Informationen bezüglich der Siedlungsflächenpotenziale im Innenbereich 11560 Maßnahmen zur Umsteuerung der Flächennachfrage auf den Innenbereich 11661 Bedeutung der Akteure für die Reduzierung der Flächeninanspruchnahme 11762 Gründe für die Unterstützung der Ziele der Flächenkreislaufwirtschaft in der StadtRegion Stuttgart 12563 Wichtigste Hemmnisse einer vorrangigen baulichen Entwicklung im Innenbereich in der Region Mölln 12764 Gegenwärtige und zukünftige Aufgaben der befragten Akteure in der Region Rheinhessen-Nahe 12965 Gegenwärtige und zukünftige Probleme der Flächennutzung in der Stadt Duisburg 13166 Maßnahmen zur Umsteuerung der Flächennachfrage auf den Innenbereich in der Planungsregion Nordthüringen 133

Verzeichnis der Tabellen

1 Größe und Einwohnerzahl der Planspielregionen/-städte 602 Einwohnerzahl und Fläche in der StadtRegion Stuttgart 813 Einwohnerentwicklung in der StadtRegion Stuttgart im Zeitraum 1980 bis 2004 824 Aktueller Bevölkerungsstand und Bevölkerungsprognose in der StadtRegion Stuttgart 825 Entwicklung der Siedlungs- und Verkehrsfläche (nach tatsächlicher Nutzung) in der StadtRegion Stuttgart 856 Entwicklung der Siedlungs- und Verkehrsfläche (nach tatsächlicher Nutzung) in der Landeshauptstadt Stuttgart 857 Entwicklung der Siedlungs- und Verkehrsfläche (nach tatsächlicher Nutzung) in der Stadt Filderstadt 858 Entwicklung der Siedlungs- und Verkehrsfläche (nach tatsächlicher Nutzung) in der Stadt Ostfildern 859 Prozentuale Anteile der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der Gesamtfläche im Jahr 2004

in der StadtRegion Stuttgart 8510 Entwicklung der Siedlungs- und Verkehrsfläche in den Kreisen und kreisfreien Städten im Vergleich

zum Landesdurchschnitt 9311 Flächennutzung in der Region Mölln in Hektar (2004) 98

Inhaltsverzeichnis

8 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

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Inhaltsverzeichnis

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 9

12 Flächenentwicklung in der Region Mölln in Hektar (1993 – 2004) 9913 Innenentwicklungspotenziale in der Region Mölln in Hektar 9914 Verteilung der Antworten auf Akteursgruppen 113

Verzeichnis der Übersichten

1 In den Status-quo-Planspielen geprüfte Instrumente 402 Status-quo-Planspiele – Detailliertes Prüfprogramm in den einzelnen Planspielregionen 413 In den Planspielen „Neue Instrumente“ geprüfte Instrumente 434 Planspiele „Neue Instrumente“ – Detailliertes Prüfprogramm in den einzelnen Planspielregionen 435 Planspielmethode 506 In den Planspielregionen betrachtete Flächenpotenziale 547 Zentrale Anforderungen an und Ansatzpunkte für eine stadtregionale Flächenkreislaufwirtschaft

in den Planspielregionen 618 Gemeinden der Ämter Breitenfelde und Nusse 97

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10 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

1. PrologEckhard Bergmann, Fabian Dosch, Peter Jakubowski

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Städte und ihr regionales Umfeld sind der trei-bende Faktor der wirtschaftlichen Entwicklung.Sie schaffen Wachstum, Innovation und Beschäf-tigung. Städte stehen im Zentrum der gesell-schaftlichen Anstrengungen um sozialen Aus-gleich und Integration. Stadtentwicklung bietetMöglichkeiten für eine moderne Struktur-, Wirt-schafts- und Sozialpolitik. In den Städten bündelnsich die Chancen einer Gesellschaft. Der wirt-schaftsstrukturelle und demografische Wandelfordert ein Umdenken weg von der Siedlungs-expansion hin zur Bestandserneuerung. Stadtent-wicklung und Stadtumbau sind daher zentralePolitikfelder.

Flächen sind Grundlage der Stadt- und Regional-entwicklung. Dies gilt für eine nach außen orien-tierte Siedlungsentwicklung gleichermaßen wiefür eine bestandsorientierte. Trotz stagnierenderGesamtbevölkerung und verhaltener Baukon-junktur ist keine Sättigung der Nachfrage nachFlächen zu erkennen. Einer anhaltenden Neuin-anspruchnahme steht eine Zunahme vormalsgenutzter und nun brachliegender Flächengegenüber. Die Wiedernutzung und den Umbaubestehender und brachliegender Flächenpoten-ziale zu fördern und dabei eine deutliche Redu-zierung der Inanspruchnahme von Freiflächen für Siedlungserweiterungen zu bewirken, sindwesentliche Ziele der Flächenhaushaltspolitik,wie sie auch in der Nationalen Nachhaltigkeits-strategie verankert sind. Dies stellt Bund, Länder,Regionen, Landkreise, Städte und Gemeinden vor neue Aufgaben. Im Fortschrittsbericht 2004fordert die Bundesregierung erstmals, „die tat-sächliche Neuinanspruchnahme von Flächenlangfristig weitgehend durch die erneute Nut-zung vorhandener Flächen zu ersetzen“, d.h. imIdealfall Flächenkreislauf durch Flächenrecycling.

Produktionskreisläufe sind in der industriellenFertigung oder in der Wasserwirtschaft seit lan-gem Standard und ökonomisch tragfähig. Dochbei der Flächennutzung haben Kommunen, Bür-gerinnen und Bürger, Planung und Politik in denvergangenen Jahrzehnten meist auf Erweite-

rungen und Neubau gesetzt. Inzwischen ist dieFlächeninanspruchnahme vielerorts an ihre Gren-zen gestoßen – nicht nur, weil es in Agglomera-tionsräumen zunehmend weniger bebaubareFreiflächen gibt, auch deshalb, weil erst auf unge-nutzte Flächen im Innenbereich geschaut werdenmuss, da unterausgelastete oder leer stehendeInfrastruktur immer kostspieliger wird.

Die Forderung nach Flächenhaushaltspolitikbesteht seit Jahrzehnten, hat aber zuletzt einengewissen Bedeutungswandel von verträglicherSteuerung des Siedlungszuwachses hin zu einemUmbau des Siedlungsbestandes erhalten. Einekaum überschaubare Zahl an instrumentellen Vor-schlägen – vorwiegend auf eine Begrenzung derNeuinanspruchnahme zielend – ist seit mehr als 15 Jahren erarbeitet worden. Eine systematischeErfassung und Aufarbeitung von Strategien,Instrumenten und Maßnahmen für eine bestands-orientierte Siedlungsentwicklung fehlte bisher.

Langfristig geht es um das neue Leitbild einer Flächenkreislaufwirtschaft. Doch was wird darun-ter verstanden? Ein Bewirtschaftungsansatz fürdie gesamte Stadt oder Stadtregion, der vorrangigund systematisch die Ausschöpfung von Poten-zialen der Bestandsentwicklung und der In-Wert-Setzung von Brachflächen verfolgt, gleichwohljedoch auch die unter bestimmten Bedingungenerforderliche Inanspruchnahme neuer Flächenzulässt 1.

Vision ist eine vitale, modernisierte, konsolidierteund wirtschaftsstarke Stadtregion, deren Flächen-entwicklung ganz überwiegend auf Bestands-flächen erfolgt.

Strategien und Maßnahmen dafür zu entwickeln,muss unter den gegebenen ökonomischen undrechtlichen Rahmenbedingungen einen experi-mentellen Charakter haben. Das Forschungsfeld„Fläche im Kreis – Kreislaufwirtschaft in der städtischen/stadtregionalen Flächennutzung“wurde Ende 2003 initiiert 2. Zwischen den Jahren2004 und 2006 wurden im Forschungsfeld syste-

Prolog

1 Vgl. Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE), Mehr Wert für die Fläche: Das „Ziel-30-ha“ für die Nachhaltigkeit inStadt und Land. Empfehlungen des RNE an die Bundesregierung, Berlin 2004 (Texte, Nr. 11), S. 18.

2 Vgl. im Internet www.flaeche-im-kreis.de.

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 11

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matisch Lösungsansätze zur Umsetzung der flächenpolitischen Ziele der Nationalen Nach-haltigkeitsstrategie in Form einer städtischenbzw. stadtregionalen Flächenkreislaufwirtschaftuntersucht. Zentraler Ansatz waren dabei Plan-spiele in fünf Regionen Deutschlands mit höchstunterschiedlichen Problemlagen zur Flächeninan-spruchnahme, die vom Juni 2005 bis April 2006durchgeführt wurden.

Gesucht wurde ein geeigneter Policy-Mix, mitdem unter unterschiedlichen Rahmenbedingun-gen in einer Kombination aus rechtlichen, planeri-schen und ökonomischen Instrumenten die in derNationalen Nachhaltigkeitsstrategie verankertenZiele zur Reduzierung der Flächeninanspruch-nahme auf 30 Hektar je Tag und der vorrangigenInnenentwicklung im Verhältnis von Innen- zuAußenentwicklung 3:1 bis zum Jahr 2020 erreichtwerden können. Mit der Identifizierung vonLösungsansätzen, Strategien und Instrumentenfür einen Policy-Mix zur Flächenkreislaufwirt-schaft sollen die Ergebnisse des Forschungs-vorhabens den Bund und die Stadtregionengleichermaßen bei der Bewältigung dieser Herausforderung unterstützen.

Nach drei Jahren Forschung liegen nun die Ergeb-nisse aus dem Forschungsfeld „Fläche im Kreis“

vor. Band 2 der dreibändigen Veröffentlichungs-reihe „Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft“informiert über die Möglichkeiten, die bereits jetztdas bestehende Instrumentarium für eine Flächen-kreislaufwirtschaft bietet. Doch Instrumente sindnur so gut wie ihre Steuerungswirkungen und ihretatsächliche Anwendung. Deshalb wurden die vielen in der Diskussion befindlichen neuen instru-mentellen Ansätze systematisiert, ausgearbeitetund in den Planspielregionen auf ihre Anwend-barkeit getestet. Die Ergebnisse zu den „notwen-digen Innovationen“ werden in Band 3 vorgelegt.Ein Abschlussband in der BBR-Reihe „Werkstatt:Praxis“ synthetisiert die Ergebnisse des gesamtenForschungsfelds und gibt zentrale Empfehlungenfür eine Flächenkreislaufwirtschaft.

Eine zentrale Frage darf nicht ausgeblendet wer-den: die theoretischen Grundlagen einer Flächen-kreislaufwirtschaft, schließlich handelt es sichhierbei um ein neues Aufgabenfeld der Stadt- undRegionalentwicklung. Der vorliegende Band 1stellt den Forschungsansatz vor (Kapitel 2), dieErfordernisse für eine Flächenkreislaufwirtschaft(Kapitel 3), den theoretischen Modellansatz (Kapi-tel 4), Handlungsfelder, Instrumente und Akteurehierzu (Kapitel 5), die Konzeption der Planspiele(Kapitel 6), die Planspielregionen (Kapitel 7) sowieeine Synthese (Kapitel 8).

Prolog

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2. Das ExWoSt-Forschungsfeld „Fläche im Kreis“

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In seiner Ressortforschung hat das Bundesminis-terium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen(BMVBW) 3 einen Themenschwerpunkt „Nachhal-tige Siedlungsentwicklung“ gesetzt und daherauch im Rahmen des Experimentellen Woh-nungs- und Städtebaus (ExWoSt) Ende 2003 dasForschungsfeld „Fläche im Kreis – Kreislaufwirt-schaft in der städtischen/stadtregionalen Flächen-nutzung“ (FLIK) initiiert.

Das Forschungsvorhaben mit einer Laufzeit vondrei Jahren wurde im Auftrag des Bundesamtesfür Bauwesen und Raumordnung (BBR) und desBundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadt-entwicklung (BMVBS) vom Deutschen Institut fürUrbanistik (Difu) in Kooperation mit der Projekt-gruppe Stadt + Entwicklung, Leipzig, und derSonderforschungsgruppe Institutionenanalyse(sofia), Göttingen/Darmstadt, durchgeführt.

Mit der Flächenkreislaufwirtschaft wurde imExWoSt-Forschungsfeld ein integrativer Politik-und Steuerungsansatz untersucht, der eine ver-änderte Nutzungsphilosophie im Rahmen derFlächeninanspruchnahme zu Grunde legt. Dieseveränderte Nutzungsphilosophie lässt sich in

der Formel „Vermeiden – Verwerten – Aus-gleichen“ ausdrücken. Die Flächenkreislauf-wirtschaft hat vorrangig und systematisch dieAusschöpfung aller bestehenden Flächenpoten-ziale im Bestand zum Ziel und lässt nur unterbestimmten Bedingungen die Inanspruchnah-me neuer Flächen zu.

Methodisch standen Planspiele im Mittelpunktdes ExWoSt-Forschungsfelds, in denen in fünfPlanspielregionen verschiedene Akteure aus demöffentlichen und privaten Sektor gemeinsam

mögliche bestehende Instrumente (Planspiel-stufe I: Bestehende Instrumente, Zeithorizont2010) sowie neue Instrumente (Planspielstufe II: NeueInstrumente, Zeithorizont 2020) zur Erreichungeiner Flächenkreislaufwirtschaft geprüft haben.

Die Planspiele knüpften an die von der Bundes-regierung mit der Nationalen Nachhaltigkeits-strategie verfolgten flächenpolitischen Ziele an:

Reduzierung der Flächeninanspruchnahme biszum Jahr 2020 auf 30 Hektar pro Tag sowie Realisierung eines Verhältnisses von Innen- zuAußenentwicklung von 3 zu 1.

Das ExWoSt-Forschungsfeld „Fläche im Kreis“

3 Seit Ende 2005 Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS).

14 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

Abbildung 1:Phasen und Potenziale der Flächenkreislaufwirt-schaft

Quelle:Deutsches Institutfür Urbanistik,eigene Darstellung

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An den Planspielen zur Flächenkreislaufwirt-schaft waren die StadtRegion Stuttgart, dieRegion Mölln, die Region Rheinhessen-Nahe, dieStadt Duisburg und die Planungsregion Nord-thüringen beteiligt.

Mit dem Projekt wurden in den Planspielen Lösun-gen, Strategieansätze und Instrumente zur Errei-chung der flächenpolitischen Ziele für die Regionund für den Bund entwickelt und überprüft.Zugleich wurden Hinweise gewonnen, wie das zurVerfügung stehende Instrumentarium und diegesetzlichen Rahmenbedingungen einschließlichder Förderprogramme weiterentwickelt werdensollten, damit sich Städte/ Stadtregionen dem Zieldes Flächenkreislaufs nähern können.

Seit dem Jahr 2004 haben das BBR, die For-schungsgruppe und die Planspielregionen in zahl-reichen Projektaktivitäten das Thema Flächen-kreislaufwirtschaft in der Fachöffentlichkeitbekannt gemacht und diskutiert, unter anderemin einer Starterveranstaltung am 14.12.2004 und

in einem Statusworkshop am 15.12.2005 beim BBRin Bonn. Regionale Auftaktveranstaltungen in denPlanspielregionen haben im Juni 2005 das Anlie-gen des Forschungsfelds in die stadtregionalePraxis transportiert. Den Abschluss der Planspiel-phase in den fünf beteiligten Regionen bildetenImpulsveranstaltungen im Juni und Juli 2006, indenen die integrierten Handlungskonzepte füreine stadtregionale Flächenkreislaufwirtschaftund deren künftige Umsetzung diskutiert wurden.

Am 17.11.2006 wurden Ergebnisse des ExWoSt-For-schungsfeldes auf einer Konferenz „PerspektiveFlächenkreislaufwirtschaft“ im BMVBS Berlin vor-gestellt. BBR und die Forschungsgruppe stellenErgebnisse auch in verschiedenen Buchveröffent-lichungen und Expertisen zusammen. In der dreibändigen Sonderveröffentlichungsreihe „Per-spektive Flächenkreislaufwirtschaft“ werden Inte-ressierte aus Praxis, Wissenschaft und Fachöffent-lichkeit über aktuelle Forschungsergebnisse zuden Grundlagen der Flächenkreiskaufwirtschaft,über Anwendungs- und Gestaltungsmöglichkei-

Abbildung 2:ExWoSt-Forschungsfeld „Fläche im Kreis“:Rahmenbedingungen und Anforderungen

Das ExWoSt-Forschungsfeld „Fläche im Kreis “

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 15

Quelle:Deutsches Institutfür Urbanistik,eigene Darstellung

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ten bestehender Instrumente der Flächensteue-rung sowie über innovative Instrumente für eine Flächenkreislaufwirtschaft informiert. In einerweiteren Veröffentlichung werden die Schluss-folgerungen aus dem gesamten Forschungsfeldfür eine Flächenkreislaufwirtschaft komprimiertund münden so in Empfehlungen an den Bund.

Zusätzlich dient die visuelle Vermittlung zentralerBotschaften der Flächenkreislaufwirtschaft perVideofilm „Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft“dazu, zentrale Akteure, Projekte, Vorgehensweisen

und Maßnahmen in den Planspielregionen in Szene zu setzen.

Seit dem Jahr 2004 erscheinen in loser Folge fünfHefte in der Reihe „ExWoSt-Informationen“, die ineiner Vielzahl von Beiträgen über das Geschehenim Forschungsfeld „Fläche im Kreis“, insbesondereüber die Ergebnisse in den Planspielen, informie-ren. Die Projektdomain des ExWoSt-Forschungs-felds (www.flaeche-im-kreis.de) bündelt zudemwährend der gesamten Projektlaufzeit Fachinfor-mationen zur Flächenkreislaufwirtschaft.

Das ExWoSt-Forschungsfeld „Fläche im Kreis “

16 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

Page 17: Band 1 Theoretische Grundlagen und …6.3.1 Planspielstufe I – Status quo 51 6.3.2 Planspielstufe II – Neue Instrumente 52 6.4 Planspiel-Beteiligte 52 6.5 Ablauf der Planspiele

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3. Neue Flächenstrategien erforderlichEckhard Bergmann, Fabian Dosch, Peter Jakubowski

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Abbildung 3:Entwicklung der Sied-lungsdichte 1992 – 2004

Flächen sind Grundlage der Stadt- und Regional-entwicklung. Dies gilt für eine nach außen orien-tierte Siedlungsentwicklung gleichermaßen wiefür eine bestandsorientierte.

Trotz stagnierender Gesamtbevölkerung und ver-haltener Baukonjunktur ist keine Sättigung derNachfrage nach Flächen zu konstatieren. Gefragtsind Flächen, die ausreichend Freiraum für indivi-duelle Nutzungsansprüche des Wohnens, für Frei-zeit und Wirtschaften bieten. Freilich, theoretischließe sich Fläche technisch mit hohem Aufwandstapeln, ließen sich Nutzungen verdichten: diezahlende Nachfrage hierfür ist allerdings sehrbegrenzt. Damit ist die Ressource Fläche zumin-dest faktisch endlich, dies gilt für Stadtregionenmit ihrem Mangel an unbebauten und preis-günstigen Freiflächen im Besonderen.

Weil Flächen als Ressource für verschiedene Nutzungsansprüche dienen, führen widerstrei-tende Interessen oft zu Konflikten um die Nut-zung. Die Konkurrenz zwischen den Kommunenum Einwohner und Arbeitsplätze führt zu neuen Flächenausweisungen, gleichzeitig fallen ananderer Stelle Flächen und Gebäude brach.

In der Folge wird täglich noch immer eine Flächevon rund 100 Hektar für Siedlungs- und Verkehrs-

zwecke neu beansprucht, darunter etwa 60 Hek-tar für Gebäude- und zugehörige Freiflächen.Der Schwerpunkt liegt dabei nach wie vor im weiteren Umland der Städte, dort, wo Bauland vergleichsweise preiswert ist und der Entwicklungvon Flächen kaum Hemmnisse entgegenstehen.Ungleich schwieriger als die Neuinanspruch-nahme ist die Aufgabe, brachliegende Siedlungs-flächen außerhalb der „Selbstläufer“ in attraktivenKernlagen einer neuen Nutzung zuzuführen.

Die planmäßige Steuerung der Flächennutzungerfolgt in Deutschland traditionell über ein ausdifferenziertes System räumlich orientierterPlanung. Über einen langen Zeitraum hinweg wardieses System entwicklungsorientiert. Dies funk-tionierte solange, wie die Wirtschaft real expan-dierte. Seit vielen Jahren prägt aber bestenfallsStagnation die Entwicklung nicht nur in Regio-nen des Stadtumbaus. Das Brachfallen vormalsgewerblicher und zunehmend auch wohnwirt-schaftlich genutzter Flächen ist zu einem zentra-len Problem der Stadtentwicklung geworden.

In einem jahrelangen Prozess verlieren Städte Einwohner und oft auch Arbeitsplätze an dasUmland. Damit sinken nicht nur die Steuer-einnahmen, sondern unterhalb bestimmter ökonomischer Schwellenwerte werden die Trag-fähigkeitsschwellen für technische und öffent-liche Infrastruktur unterschritten: die Städte „perforieren“ von innen heraus. Die Sicherung der städtischen Infrastruktur wird zu einer zentra-len Herausforderung der Daseinsvorsorge (Jaku-bowski 2006).

Gewiss, diese Entwicklung verläuft stadtregionalund sogar innerhalb von Großstädten zuweilenhöchst unterschiedlich. Bundesweit sinken dieSiedlungsdichten, in Ost deutlich stärker als inWest (Abb. 3). Umgekehrt steigt die Verfügbarkeitan Siedlungsflächen je Einwohner an: Währendsie in Westdeutschland mit 534 m2 je Einwohner(2004) gegenüber 522 m2 je Einwohner (2000)nur moderat zunahm, stieg sie in Ostdeutschlandvon 580 m2 je Einwohner (2000) auf 626 m2 je Einwohner (2004) um fast acht Prozent an.

Darüber hinaus sinkt die wirtschaftliche Pro-duktivität der Flächennutzung. Im Zeitraum von

Neue Flächenstrategien erforderlich

18 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

Quelle:Laufende Raumbeobach-tung des BBR. Daten-grundlage: StatistischesBundesamt, Flächenerhe-bung nach Art der tat-sächlichen Nutzung

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2001 – 2004 stieg das Bruttoinlandsproduktpreisbereinigt bundesweit um 2,4 Prozent. Trotzdieser Steigerung sank die Flächenproduktivitätder baulichen Infrastruktur, hier definiert alsBruttowertschöpfung je Flächeneinheit bezogenauf die Gebäude- und Freiflächen, bundesweitum 1,3 Prozent, da sich die Wertschöpfung aufweit mehr Gebäudefläche verteilt. Dabei sank dieFlächenproduktivität im Osten mit minus 2,5 Pro-zent deutlich stärker als im Westen.

Das Ziel der „Verminderung der Flächeninan-spruchnahme“ ist durch die Forderung nach Stär-kung der Innenentwicklung im Koalitionsvertragder Bundesregierung von November 2005 nocheinmal bekräftigt worden. „Wir werden daher …anstreben, den Flächenverbrauch gemäß derNationalen Nachhaltigkeitsstrategie auf 30 Hek-tar je Tag bis 2020 zu reduzieren und für ein Flächenressourcenmanagement finanzielle An-reizinstrumente entwickeln.“ 4 Es erfährt auf derpolitischen Agenda auch im Jahr 2006 einen ver-gleichsweise hohen Stellenwert 5.

In einer empirisch komplexen Gemengelage vonweiterhin hoher Flächeninanspruchnahme, aberschwacher gesamtwirtschaftlicher Nachfrageund regional ungleich verteilter Prognosen hin-sichtlich der Bevölkerungsentwicklung in Deutsch-land 6 wird seit längerem auf allen föderalen Ebenen über eine ökologisch und städtebaulichsinnvolle, aber auch ökonomisch vertretbareReduzierung der Neuinanspruchnahme von Flä-chen diskutiert. Wichtige Leitplanke in dieserDebatte ist, wie einleitend aufgeführt, weiterhindas „30-Hektar-Ziel“ der Bundesregierung 7.

Dieses anspruchsvolle Ziel soll mit einer Doppel-strategie erreicht werden. Sie besteht zum einenaus einer Qualitätssteuerung – Schonung des Außenbereichs durch Innenentwicklung sowieAufwertung von Siedlungsflächen. Ihr zweiter Bestandteil ist eine restriktive Mengensteue-rung – Begrenzung der Neuinanspruchnahmevon Flächen.

Beide Ebenen hängen zusammen, denn es han-delt sich um zwei sich ergänzende Ziele: absolu-te Reduktionsziele (Mengensteuerung) auf dereinen Seite und auf der anderen Seite qualitativeZiele, um durch Innenentwicklung und städtischeAufwertung die Inanspruchnahme im Außen-bereich zu verringern8.

Diese quantitativen und qualitativen Ziele könnennur erreicht werden, wenn es gelingt, eine neueDenkrichtung in der Flächenpolitik zu etablierenund zugleich „intelligente“ Instrumentenverbündezu konzipieren. Aufbauend auf der in vielen Politik-bereichen schon etablierten Kreislaufidee bedarf esauch in der Flächenpolitik einer neuen, handlungs-leitenden Strategie: Flächenkreislaufwirtschaft.Erst wenn der Kreislaufgedanke im städtischen undstadtregionalen Flächenmanagement zur Norma-lität wird, kann eine nachhaltige Stadtentwicklungvon der Blaupause zur Realität werden.

Die Notwendigkeit für eine Kreislaufführungergibt sich nicht nur aus dem Freiraumschutz-gedanken und der Begrenztheit der bebaubarenFreiflächen in den Agglomerationen. Auch unterEffizienzgesichtspunkten sind primär ungenutzteFlächen im Siedlungsbestand zu entwickeln, um

Neue Flächenstrategien erforderlich

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 19

4 Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD vom 11.11.2005, Zeilen 2789–2791.5 „… dass wir im Schnitt jeden Tag immer noch mehr als 100 Hektar neue Fläche für Siedlung und Verkehr in Anspruch

nehmen. Wir haben uns vorgenommen, das bis zum Jahr 2020 auf 30 Hektar zu reduzieren. Welche städteplaneri-schen und gestalterischen Aufgaben darin liegen, wie viele Architekten man beschäftigen kann, um angenehmenLebensraum zu schaffen und trotzdem diese Versiegelung unseres Landes zu stoppen, das kann man sich vorstellen.Ich meine, von 100 Hektar, die wir jeden Tag zersiedeln, auf 30 Hektar zu kommen, bedeutet erst einmal ein massi-ves Umdenken.“ Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel anlässlich des Festakts „100 Jahre staatlicher Natur-schutz“ am 30. Mai 2006 in Bonn.

6 Vgl. Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.), Raumordnungsprognose 2020/2050, Bonn 2006(Berichte, Bd 23).

7 Vgl. Bundesregierung, Perspektive für Deutschland. Unsere Strategie für eine nachhaltige Entwicklung, Berlin 2002,S. 99; Bundesregierung, Fortschrittsbericht zur Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie, Berlin 2004.

8 Eine nachhaltige Flächenhaushaltspolitik darf nicht nur auf Mengen und Qualitäten zielen, sie muss parallel dazu auch immer das „Wo“ der Flächeninanspruchnahme mitberücksichtigen. Damit gelangt die räumliche Sicht,die Frage nach der optimalen Allokation von Standorten in einer Region, auf die Agenda.

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zunehmend kostspielige unterausgelastete odernicht genutzte Infrastrukturen zu vermeiden 9.Die Vision „Flächenkreislauf“ findet damit nichtnur eine ökologische, sondern auch eine ökono-mische Begründung. Die Notwendigkeit, in Kreis-läufen zu denken, wird weiter zunehmen – nichtzuletzt wegen der langfristigen demografischenEntwicklung. Aber auch der wirtschaftsstruktu-relle Wandel fordert ein Umdenken weg von derSiedlungsexpansion hin zur Bestandserneuerung.

Gesellschaftliche Prozesse wirken in eine ähnlicheRichtung wie die politisch gesetzten Ziele derNationalen Nachhaltigkeitsstrategie. So wie die

Nachfrage nach Suburbia in einer alternden undkinderarmen Gesellschaft abnimmt, steigt dieNachfrage nach Stadt10 und den Allokationsvor-teilen zentralörtlicher Standorte in einer dienst-leistungsorientierten Gesellschaft. Leben in eineralternden und ausdünnenden Suburbia wird kost-spieliger. Auch für gewerbliche Immobilien gewin-nen zentrale Standorte weiter an Bedeutung11. Sofragt der Dienstleistungssektor vermehrt Be-standsflächen nach, während im Zuge der Globa-lisierung die Flächennachfrage des produzieren-den Gewerbes rückläufig ist.

Jüngste Daten zur Flächenentwicklung in Deutsch-land (vgl. Abb. 4) zeigen den deutlichen Rückgangder Neuinanspruchnahme von Gebäude- undFreiflächen seit 2001. Eine wesentliche Ursachehierfür liegt in der seit etwa 1997 stark rückläu-figen Bautätigkeit 12.

Im westlichen Bundesgebiet wächst die Sied-lungs- und Verkehrsfläche um den niedrigstenWert seit rund 50 Jahren 13. Dieser rückläufigeZuwachs ist regional ungleich verteilt. Das Lebenin der Stadt bzw. am Stadtrand wird zunehmend,gewiss auch als Folge der Bevölkerungs- undArbeitsplatzkonzentration, eine weithin präferier-te Lebensform. Der Eigenheimbau prosperiertschon seit etlichen Jahren in den Kernstädten,dies gilt auch für die meisten Regionen mitabnehmender Bevölkerung. Auf Reurbanisie-rungstendenzen, regional begrenzt, verweisenauch verschiedene empirische Studien 14.

Abbildung 4:Tägliche Zunahme derGebäude- und Freiflächen1992 – 2004, Deutschlandinsgesamt

Neue Flächenstrategien erforderlich

9 Siehe etwa Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.), Zukunft städtischer Infrastruktur, Bonn 2006(Informationen zur Raumentwicklung, H. 5 /2006); Dieter Freudenberg und Matthias Koziol, Anpassung der techni-schen Infrastruktur beim Stadtumbau – Arbeitshilfe, Frankfurt (Oder) 2003 (Fachbeiträge zu Stadtentwicklung undWohnen des Landes Brandenburg); Matthias Koziol, Auswirkungen des Stadtumbaus auf die kommunale Infrastruk-tur, in: Institut für Stadtentwicklung und Wohnen des Landes Brandenburg (Hrsg.),Wohnen und Leben mit Rückbau,Risiken und Chancen schrumpfender Städte, Potsdam 2001, S. 41–51.

10 Vgl. u.a. Dankwart Guratzsch (2005), Eigenheimpreise vor dem Verfall, in: Die Welt, 22.11.2005.11 DEGI Deutsche Gesellschaft für Immobilienfonds, Neue Perspektiven. Marktreport 2006, Frankfurt a. M. 2006.12 Statistisches Bundesamt, Umweltökonomische Gesamtrechnung – Umweltnutzung und Wirtschaft, Wiesbaden

2004, www.destatis.de; Zentralverband des deutschen Baugewerbes, Analyse & Prognose. BauwirtschaftlicherBericht 2005/2006, Berlin 2006.

13 Vgl. Fabian Dosch, Flächeneffizienz statt Zersiedelung. Zwischenbilanz der flächenpolitischen Diskussion vor demHintergrund aktueller Trends, in: Hubert Job und Marco Pütz (Hrsg.), Flächenmanagement, Hannover 2006 (Arbeits-material der ARL Nr. 322).

14 Vgl. Horst Opaschowski, Die neue Lust auf Stadt – Abschied vom urbanen Pessimismus, Darmstadt 2005; BernhardKöppen, Zurück in die Stadt oder Schrumpfung überall? Reurbanisierung und Schrumpfung in ostdeutschen Städten, in: Städte im Umbruch 3 (2005); Hasso Brühl, Claus-Peter Echter u.a., Wohnen in der Innenstadt – eineRenaissance?, Berlin 2005; Dankwart Guratzsch, Bauplatz Innenstadt, in: Die Welt, 21.1.2006.

20 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

Quelle:Statistisches Bundesamt,eigene Berechnungen desBundesamtes für Bau-wesen und Raumordnung

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Diese Nachfragepräferenzen beeinflussen denBodenmarkt. Nach dem BBR-Bodenmarktbe-richtssystem 15 stiegen zwischen 2002 und 2003die Kauffälle für Ein- und Zweifamilienhäuser ingroßen Kernstädten in West wie Ost, während sieim Umland sanken, und in den alten Ländern stie-gen die Kaufpreise in den Kernstädten bei Rück-läufigkeit im Umland. Aktuelle Berichte derImmobilienwirtschaft stützen diesen Trend 16.Allerdings führen (zu) hohe Miet- und Bauland-preise in den zentralen Lagen dazu, dass Wünschenach Wohneigentum oft nur am Stadtrand reali-siert werden können.

Nach der Flächenstatistik wird nach wie vorerheblich mehr Gebäude- und Freifläche im Umland der Kernstädte in Anspruch genommen,absolut wie relativ 17. Meist ist nur dort Baulandausreichend und preisgünstig vorhanden. Flächen-inanspruchnahme findet vornehmlich außerhalb

der zentralen Lagen statt. Die Flächeninanspruch-nahme ist aber absolut wie relativ überall rück-läufig, wie das Beispiel eines Gradienten für dieKreistypen Kernstadt bis Peripherie der Agglome-rationsräume zeigt (vgl. Abb. 5). Der Rückgang desZuwachses ist dabei an der Peripherie tendenziellgrößer als in zentraleren Lagen 18, in Ost stärker alsin West.

Mangels Baulandes in den Kernstädten wächst inweiten Teilen des Bundesgebietes die Siedlungs-fläche vorrangig an den Stadträndern und denZwischenräumen der Entwicklungsachsen – undnoch immer weit schneller als etwa die Bevölke-rung oder die Beschäftigung; sie nimmt selbst inRegionen mit abnehmender Bevölkerung zu. Zögedie Konjunktur dauerhaft und deutlich an, wäredies vermutlich wieder mit stärkerem Flächen-wachstum verbunden 19. Eine Entkoppelung vonWirtschaftswachstum und Flächeninanspruch-

Abbildung 5:EinwohnerspezifischeGebäudeflächenzunahmeim Kernstadt-Umland-Gradienten West/Ost1997/2000 – 2001/2004

Neue Flächenstrategien erforderlich

15 Vgl. BBR, Struktur und Entwicklung der Märkte für Bauland und bebaute Grundstücke, Ausgabe 2005, unver-öffentlicht.

16 Vgl. LBS Research (2005), Eigenheimneubau kehrt in die Städte zurück, www.lbs.de.17 Dabei bezieht die Flächenstatistik allerdings nicht das Flächenrecycling ein, das primär an zentralen Standorten

erfolgt.18 Dies gilt auch, wenn man alle drei Regionstypen auswertet. Der Rückgang war im ländlichen Regionstyp deutlich

stärker als in Agglomerationsräumen.19 Vgl. hierzu auch Peter Jakubowski und Michael Zarth, Nur noch 30 ha pro Tag – Vor welchen Anforderungen stehen

die Regionen?, in: Raumforschung und Raumordnung, 3 (2003), S. 185–197.

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 21

Quelle:Eigene Berechnungen desBBR 2006, StatistischesBundesamt

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nahme steht weiter aus. So waren die Flächenpro-duktivitäten 20 zwischen 2001 und 2004 weiterhinrückläufig 21. Darüber hinaus führt der demogra-fische Wandel zu erheblichen regionalen Ver-schiebungen bei Bevölkerung und Arbeitsplätzen,bei Kauf- und Realsteuerkraft und hat in vielenRegionen einen erheblichen Einfluss auf städti-sche Dichten.

Zwar sind die Zuwächse an Siedlungsfläche deut-lich geringer geworden, gemessen am Einbruchder Bautätigkeit hätte der Rückgang insgesamtaber viel stärker sein müssen. Gleichzeit wurdemöglicherweise zu wenig an zentralen Stand-orten gebaut. Vereinfacht ausgedrückt: Was heu-te am peripheren (= „falschen“) Standort gebautwird, wird vermutlich übermorgen durch steigen-de Nebenkosten und sinkende Marktpreiseunrentabel. Auch um diese Fehlallokationen zuvermeiden, bleibt die Herausforderung einer(deutlichen) Verringerung der Neuinanspruch-nahme von Flächen nach wie vor gültig. Esbesteht ein breiter politischer Konsens über dasZiel, die zusätzliche Flächeninanspruchnahme fürVerkehrs- und Siedlungszwecke zu verringern22.Potenziale zur Erreichung dieser Ziele werden ins-besondere in der stärkeren Nutzung des Bestan-des gesehen 23. Dabei weisen die Großstädte,

selbst in Bauland-Hochpreisregionen, beträchtli-che Brachflächen auf 24, die Flächenpotenziale füreine Neunutzung darstellen. Das Ausmaß an Flä-che, die tatsächlich schon recycelt wurde, steigtzwar mit zunehmenden Baulandpreisen, bleibtbis auf Stichproben aber letztlich unbekannt.Mehrere Studien lassen vermuten, dass derZuwachs immer noch (deutlich) größer ist als dieWiedernutzung 25.

Die Vision einer Flächenkreislaufwirtschaft zieltsomit auf Verminderung wie Mobilisierung vonBauland gleichermaßen: Brachflächen insbeson-dere in den Kernstädten zu mobilisieren, um dasmarktfähige Baulandangebot zu verbreitern, aberauch das Angebot an Neubauflächen in Suburbiaauf ein nachfrageadäquates Maß einzustellenund Investitionen am „falschen Standort“ zu ver-meiden.

Mit der theoretischen Konzeption einer Flächen-kreislaufwirtschaft kann es gelingen, der aktuel-len Debatte durch eine theoretische Fundierungzusätzliche Impulse zu geben. Das Konzept derFlächenkreislaufwirtschaft nimmt Überlegungenzur Circular Economy auf und präzisiert diese um-setzungsorientiert auf Boden als nicht vermehr-bare und immobile Ressource.

Neue Flächenstrategien erforderlich

22 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

20 Der Zusammenhang von wirtschaftlicher Leistung und Flächeninanspruchnahme wird durch den Quotienten ausBruttoinlandsprodukt (zu Preisen von 1995) und Siedlungs- und Verkehrsfläche beschrieben: Flächenproduktivität.

21 Fabian Dosch und Peter Jakubowski, Steigerung der Infrastruktur-Effizienz durch Flächenkreislaufwirtschaft, in:Zukunft städtischer Infrastruktur, Bonn 2006 (Informationen zur Raumentwicklung, H. 5 (2006), S. 293–304; vgl.auch Statistisches Bundesamt, Umwelt. Umweltproduktivität, Bodennutzung, Wasser, Abfall. Ausgewählte Ergeb-nisse der Umweltökonomischen Gesamtrechnungen und der Umweltstatistik 2003, Presseexemplar, Wiesbaden2003.

22 Vgl. auch Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE), Mehr Wert für die Fläche: Das „Ziel-30-ha“ für die Nachhaltigkeitin Stadt und Land. Empfehlungen des RNE an die Bundesregierung, Berlin 2004 (Texte, Nr. 11).

23 Eckhard Bergmann und Fabian Dosch, Von Siedlungsexpansion zum Flächenkreislauf. Trendwende zu einem haus-hälterischen Umgang bei der Flächeninanspruchnahme?, in: PlanerIn, H. 1 (2004), S. 5–8.

24 Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.), Bericht Bauland- und Immobilienmärkte, Ausgabe2004, Bonn 2004 (BBR Berichte, Bd. 19).

25 Umweltbundesamt, Reduzierung der Flächeninanspruchnahme durch Siedlung und Verkehr, Berlin 2003 (UBA Texte90/2003); Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.), Bericht Bauland- und Immobilienmärkte,Ausgabe 2004, Bonn 2004 (BBR Berichte, Bd. 19).

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Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 23

4.1 Umweltökonomische Anknüpfungspunkte

4.2 Flächenkreislaufwirtschaft als strategischer Politikansatz

4.3 Auf das Timing kommt es an

4.4 Konkretisierung des Managementansatzes

4.5 Vision Flächenkreislauf 2022

4. Flächenkreislaufwirtschaft:Theorie, Politikansatz,AktionsfelderEckhard Bergmann, Fabian Dosch, Peter Jakubowski

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Was ist Flächenkreislaufwirtschaft? Eine derarti-ge Strategie verfolgt vorrangig und systematischdie Ausschöpfung von Potenzialen der Bestands-entwicklung und der Wiedernutzung von Brach-flächen. Sie setzt konsequent an der Innenent-wicklung (u.a. Brachenrecycling, Dichteerhöhung,Baulücken, Mehrfachnutzungen) an. Der gesamteNutzungszyklus von Planung, Nutzung, Nut-zungsaufgabe, Brachliegen und Wiedereinbrin-gen von Gebäuden und Flächen wird in denMittelpunkt gestellt. Das Ziel lautet: dynamischerBestandserhalt. Idealtypisch wäre diese Visionerfüllt, wenn für neue Siedlungstätigkeiten nurbereits genutzte Flächen verwendet werden würden. Dabei wird eine geringfügige Neuaus-weisung nicht ausgeschlossen, wenn anderswoBrachen wieder genutzt werden.

4.1 Umweltökonomische Anknüpfungspunkte

Die Idee der Flächenkreislaufwirtschaft basiertauf der noch vergleichsweise jungen kreislauf-orientierten Sichtweise der Zusammenhängezwischen ökonomischem und ökologischem Sys-tem. Während das Wirtschaftssystem spätestensseit François Quesnays Tableau Économique in

Kreisläufen gedacht wird (Gilibert 1989), fehlte bis Mitte des 20. Jahrhunderts eine stringenteVerknüpfung von Wert- oder Nutzenaspekten derÖkonomie mit den natürlichen Ressourcen-komponenten, und damit der systematische Brückenschlag zur Herkunft und Verfügbarkeitder natürlichen Produktionsfaktoren. Nach Boul-dings „Raumschiff Erde“ haben Pearce und Turnerin diesem Kontext den Begriff der Circular Eco-nomy geprägt und das Konzept des natürlichenKapitalstocks in die Debatte um eine nachhaltigeEntwicklung eingebracht 26.

Um künftige Generationen nicht ihrer Entfal-tungsmöglichkeiten zu berauben, darf diesernatürliche Kapitalstock nicht erodieren. Dem liegtdas Verständnis zugrunde, dass die natürlicheUmwelt die notwendige Grundausstattung fürjede sozioökonomische Entwicklung darstellt. DieBeeinträchtigung dieser Grundfunktionen führtunweigerlich zu sprunghaft ansteigenden Anpas-sungskosten.

Abbildung 6 zeigt schematisch das interdepen-dente ökologisch-ökonomische System ohne Dif-ferenzierung in unterschiedliche Umweltmedienoder Schutzgüter. Die ökonomischen System-beziehungen sind vereinfacht durch Produktion

Abbildung 6:Schema einer Kreislauf-wirtschaft (Circular Economy)

Flächenkreislaufwirtschaft: Theorie, Politikansatz, Aktionsfelder

26 Siehe hierzu David W. Pearce und R. Kerry Turner, Economics of Natural Resources and the Environment, Kapitel 5,Baltimore 1990.

24 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

Quelle:Darstellung nachPearce/Turner (1990),S. 40.

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(P) und Konsum (C) aufgenommen. (R) um-schreibt in einem weiten Verständnis den Res-sourcenbestand bzw. die „Grundausstattung“ mitNatur, Landschaft und Rohstoffen. Von diesemnatürlichen Kapitalstock werden Rohstoffe alsInput für die ökonomische Produktion entnom-men. Der natürliche Kapitalstock stiftet seiner-seits mit Natur und Landschaft direkten, u.a.ästhetischen Nutzen (N) und stellt über die natür-liche Assimilationskapazität Schadstoffsenken (S)bereit. Solange die Emissionen innerhalb der Senken-Kapazitäten liegen, werden sie gepuffert.Andernfalls wird der natürliche Kapitalstock ab-gebaut, mit entsprechend negativen Wirkungenauf den Ressourcenbestand und die Ausstattungmit Natur und Landschaft.

Weitere Ausdifferenzierungen dieses Konzeptesder Kreislaufwirtschaft befassen sich insbesonde-re mit der stofflichen und energetischen Bilan-zierung im ökologisch-ökonomischen System.Wichtig sind dabei u.a. die Unterscheidung inerneuerbare und nicht erneuerbare Ressourcenund der Umgang mit natürlichen und ökono-misch-technischen Recyclingprozessen.

In Analogie zur Kreislaufwirtschaft soll an dieserStelle eine ebenfalls stilisiert dargestellte Flä-chenkreislaufwirtschaft entwickelt werden, dieals Heuristik für die Analyse und Entwicklung desintegrierten Politikansatzes „Flächenkreislauf-wirtschaft“ dienen kann. Vorbild für eine stadt-regionale Flächenkreislaufwirtschaft sind die vielfach etablierten Stoffkreisläufe: die gebauteStadt wird als System verstanden, dessen Bau-körper unterschiedlichen Nutzungsphasen unter-liegt, in dem mitunter ganze Quartiere und Industrieareale zurückgebaut und einer Nach-folgenutzung zugeführt werden, wobei diegenutzte Fläche insgesamt konstant bleiben soll-te. Was nicht baulich wieder genutzt werdenkann, wird zurückgebaut oder renaturiert; beihohem Siedlungsdruck wird nachverdichtet. Der

Kreislaufgedanke greift damit die Vorstellungeines Nutzungszyklus der Baulandbereitstellung,Bebauung, Nutzung, des Brachfallens und derWiedernutzung auf 27.

Im Ausgangspunkt (t0) verfügt eine Volkswirt-schaft über ein Flächenpotenzial, das für Sied-lungszwecke genutzt werden kann. Diese Flächesetzt sich aus der Landwirtschaftsfläche (LW) 28

und der bereits für Siedlungs- und Verkehrs-zwecke ausgewiesenen Fläche (SuV) zusammen29.Zusätzliche Flächeninanspruchnahme kann nurdurch Umwandlung von LW in SuV erfolgen.Andere Flächennutzungen werden im Zuge deswirtschaftlichen, städtebaulichen oder demogra-fischen Strukturwandels durch Recyclingprozessemöglich. In Situationen, in denen das Brachfallenvon Flächen nicht zu anderen Nutzungen führt,kann durch Rückbau und Entwidmung eine Rück-führung der SuV-Flächen in den Grundstock derLandwirtschaftsflächen bzw. Freiflächen erfolgen.

In der Systematik der Flächenkreislaufwirtschaftsind mit den kleinen Buchstaben a, m, b, r und edie Prozesse dargestellt (Abb. 7), die direkten Ein-fluss auf den Bestand an SuV haben:

a = ausweisen bzw. umwidmen skizziert denProzess der Neuausweisung von Flächen fürSiedlungs- und Verkehrszwecke; reduziertsomit den Grundstock verfügbarer Flächen.m = mobilisieren als insbesondere beplanenund bebauen markiert den Übergang von derPlanausweisung zur baulichen Nutzung vonSiedlungs- und Verkehrsfläche, der dann auchdirekten und präferenzorientierten Nutzenstiftet.b = brachfallen kennzeichnet den Prozess tem-porärer oder dauerhafter Nutzungsaufgabe,Zwischennutzungen werden hier als Teil derBrachen verstanden.r = recyceln belässt die Größe SuV konstant. ImFalle B = Br sorgen Recyclingprozesse zu einem

Flächenkreislaufwirtschaft: Theorie, Politikansatz, Aktionsfelder

27 Zum Kern einer Flächenkreislaufwirtschaft zählen neben dem Rückgriff auf Wiedernutzungspotenziale natürlichauch die Ausschöpfung von Umnutzungs- und Ausbaupotenzialen sowie die Nutzung von Baulücken.

28 Prinzipiell könnte hier auch der Terminus Freifläche verwendet werden, wobei insbesondere die Waldfläche mitein-bezogen werden müsste; sie wird in der Regel aber nicht für Baulandzwecke genutzt.

29 Die Großbuchstaben LW, SuV, N, Br und B bezeichnen die in der Flächenkreislaufwirtschaft relevanten Bestands-größen.

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 25

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im Zeitablauf effizienten Umgang mit demSuV-Bestand.e = entwidmen und rückbauen; gilt B > Br, kanndennoch über Rückbau und Entwidmungs-prozesse ein positiver Zielbeitrag für den Flächenkreislauf erreicht werden, weil derGrundstock an verfügbarer Fläche wieder ver-größert wird 30.

Der in Abbildung 7 dargestellte Flächenkreislauf –eine statische Betrachtung ohne Wachstum –zeigt die prinzipiellen Funktionsabläufe sowie dieFunktionsfähigkeit einer Flächenkreislaufwirt-schaft auf. Es ist ein geschlossenes System, mitden Nutzungen der Flächen (N) im Mittelpunkt.Hinter N verbirgt sich ein weiterer, interner Kreis-lauf im Bestand 31. Gelingt es, die bereits genutz-ten Siedlungsflächen auch weiter dauerhaft fürSiedlungszwecke zu nutzen, verringert sich dieGefahr des Brachfallens. Effiziente Nutzungs-

wechsel im Bestand – der klassische immobilien-wirtschaftliche Ansatz – sind damit auch Teileiner Flächenkreislaufwirtschaft. In diesem Kreis-lauf – dies soll die Arbeitsskizze deutlich machen– gibt es keine zusätzliche Flächeninanspruchnah-me, weshalb er auch als statisch bezeichnet wer-den kann. Neue Vorhaben werden entweder aufBrachflächen durchgeführt (r), oder die Neuaus-weisung und Nutzung speisen sich aus den Flä-chen, die entwidmet und rückgebaut wurden (e).

In der Realität ist gegenwärtig jedoch die Nut-zung größer als das Recycling und der Rückbau, sodass neue Fläche in Anspruch genommen wird.Deshalb liegt es nahe, insbesondere über dieErhöhung von (r), gegebenenfalls auch (e), einenachhaltige Flächenpolitik zu forcieren und soden Flächenkreislauf zu stärken. Einige der dabeiauftauchenden Schwierigkeiten seien hier kurzangedeutet:

Abbildung 7:Arbeitsskizze zur Flächen-kreislaufwirtschaft

Flächenkreislaufwirtschaft: Theorie, Politikansatz, Aktionsfelder

30 Idealtypisch wird gleichzeitig ein Beitrag zum Ausgleich von Eingriffen durch Aufwertung von Freiflächen vollzogen.31 Vgl. Abb. 12 mit Erläuterung.

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Quelle:Bundesamt für Bauwesenund Raumordnung (BBR),eigene Darstellung

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Lage: Die Standortanforderungen der Nutzer pas-sen nicht zu der Lage der Brache, ein Recycling fin-det nicht statt, und die Nutzer weichen auf neueFlächen aus. Denn bei jeder Ausweisung und Nut-zung von Flächen sind in der Regel Marktmecha-nismen und Präferenzen eingeflossen, die insbe-sondere beim späteren Flächenrecycling so nichtmehr gültig sind. Die unterschiedlichen Lage-potenziale wären allerdings dann kein Argumentgegen eine effiziente Kreislaufwirtschaft, wenndie nicht nachnutzbaren Flächen konsequent undzügig renaturiert werden würden und so das Flächenreservoir LW aufgefüllt würde. Der Saldozwischen Renaturierung und neuer Inanspruch-nahme könnte dann durchaus ausgeglichen sein.

Kosten: Vergleichsweise wenige Brachen sind mitAltlasten usw. behaftet, doch deren Nachnutzungerhöht die Kosten 32. Hinzu kommen häufig unre-alistische Preiserwartungen der Verkäufer. Dannfindet auch unter diesen Randbedingungen keinRecycling statt, und Ausweisungen erfolgen ananderer Stelle. Auch hier würde – kreislauftech-nisch – nichts verloren, wenn renaturiert würdeund der Saldo ausgeglichen wäre.

Finanzierung: Sowohl bei der Lage als auch beiden Kosten und der Nutzungsalternative „Renatu-rierung“ stellt sich allerdings eine zentrale Frage:Wer finanziert die Renaturierung? Die Eigen-tümer der Flächen werden dazu kaum bereit sein,und der Staat müsste dann die Flächen kaufenund renaturieren. Eine derartige – notwendiger-weise relativ flächendeckende – Auffüllungsstra-tegie ist unter den derzeitigen fiskalischen Bedin-gungen unrealistisch.

Zeit: Für effiziente Reaktivierungsstrategien isteine adäquate zeitliche Koordinierung notwen-dig. Die Brachen müssen zu dem Zeitpunkt ver-fügbar sein, zu dem die Nutzer sie nutzen wollen.Langfristige Stadtumbauprozesse bieten zeitlich

andere Verfügbarkeiten als kurzfristig entstehen-de Brachenpotenziale 33. Eine gewisse Vorratshal-tung erscheint sinnvoll, insbesondere Zwischen-nutzungen 34 könnten entsprechende Pufferschaffen. Solange die angestrebte Endnutzungnicht erreicht werden kann, werden Zwischennut-zungen praktiziert, soweit sie die Entwicklungs-perspektiven des Grundstücks nicht gefährden.

Dynamik: Der entscheidende Grund für N > B liegtallerdings in der Dynamik der Flächennachfrage.Sowohl bei den privaten Haushalten als auch imgewerblichen Sektor besteht weiterhin eine hoheNachfrage nach Flächen. Der Bestand an Brachenkann diese Nachfrage nicht überall befriedigen.Brachflächenstrategien sind hier nicht die geeig-neten Maßnahmen, eher Nutzungsintensivierun-gen. Insbesondere die Nachfrage verändernde unddämpfende – vorzugsweise preislich ausgestaltete– Instrumente können das für eine Kreislaufwirt-schaft notwendige Gleichgewicht zwischen Nut-zung und Brachen herstellen.

Nicht nur aus diesem Grund müssen Strategienzur Beförderung einer Flächenkreislaufwirtschaftauf mehreren „Beinen“ stehen und sind sie alsPolicy-Mix zu konzipieren. Sowohl die Angebots-seite (öffentliche Hand) als auch die Nachfrage-seite (Private für Zwecke Wohnen, Gewerbe/Dienstleistung und Freizeit) sind Adressaten steu-ernder Instrumente. Erst durch das abgestimmteZusammenwirken der einzelnen Instrumentewerden die Ziele erreicht, über singuläre Instru-mente ist in der Praxis kein ausreichender Ziel-erreichungsbeitrag zu realisieren.

4.2 Flächenkreislaufwirtschaft als strategischer Politikansatz

Im dem skizzierten theoretischen Umfeld ist die„Flächenkreislaufwirtschaft“ ein strategischer,

Flächenkreislaufwirtschaft: Theorie, Politikansatz, Aktionsfelder

32 In der Vergangenheit wurde allerdings zu wenig bedacht, dass auch die Ausweisung neuer Gebiete mit vielfältigenInfrastrukturfolgekosten verbunden ist; hier hat inzwischen teilweise – insbesondere in schrumpfenden Regionen –ein Umdenken stattgefunden.

33 Vgl. hierzu auch ausführlich Kap. 4.4.34 Zwischennutzungen werden für den Bereich der Brachflächen immer wichtiger (vgl. BBR 2004, „Zwischennutzun-

gen…“):Was geschieht, wenn keine dauerhaften baulichen Nutzungschancen zu erkennen sind, wenn perspektivischeine Nachfrage nach bereits erschlossenem Bauland nicht ausgeschlossen werden kann? Dann sind kostengünstigeund ansprechende Zwischennutzungen gefragt.

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 27

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langfristig ausgerichteter Politikansatz, der aufdrei Säulen steht 35:

Leitbild einer nachhaltigen und ressourcen-schonenden Entwicklung des Raums;Etablierung des Kreislaufgedankens als hand-lungsleitendes Prinzip der Flächennutzungund -entwicklung;Entwicklung und Einsatz von integrierten Stra-tegien und Instrumenten einer dauerhaftumweltgerechten kommunalen und stadt-regionalen Bodenpolitik.

Den ersten beiden Aspekten werden wir uns imFolgenden zuwenden, der Instrumentenfragewird anschließend ein eigenes Kapitel gewidmet.

4.2.1 Leitbild für die Entwicklung des Raums

Das Leitbild der „Flächenkreislaufwirtschaft“übernimmt die Ideen der Nachhaltigkeitsdebatteund versucht die dort entwickelten Manage-mentregeln36 für eine nachhaltige Flächenpolitikzu verwerten. Der flächenpolitische Imperativerfordert dann, die Flächennutzung so auszuge-stalten, dass sie die Entwicklungsmöglichkeitenkünftiger Generationen (städtebaulicher Wandel,Stadtstruktur und ökologische Irreversibilitäten)nicht ungebührlich einschränkt. Bei einer dauer-haft umweltgerechten Flächennutzung solltenfolgende Anforderungen im Mittelpunkt stehen:

Vermeiden neuer Flächeninanspruchnahme(Ausdruck des umweltpolitischen Vorsorge-prinzips),Wiedernutzung bereits genutzter Flächeninklusive Effizienzsteigerung der Flächennut-

zung als Strategieansatz für jeweilige „Gegen-wartsmaßnahmen“,Verknüpfung stadtentwicklungspolitischerLeitlinien (Dichtevorgaben und effiziente Struk-turen für die Ver- und Entsorgung) mit stadt-ökologischen Leitlinien,Vermeidung irreversibler ökologischer Folgender Flächennutzung.

Dabei kommt der zeitlichen Abfolge von Flächen-nutzungen eine zentrale Rolle zu 37. Flächennut-zung ist mittel- bis langfristig angelegt, entspre-chend der physischen und ökonomischenLebensdauer der auf den Flächen errichteten Bau-werke. Das bedeutet aber nicht, dass es sich bei Ausweisung, Umwidmung und Nutzung vonFreiflächen per se um irreversible Nutzungen der Ressource „Fläche“ handelt. Langfristnutzungim städtebaulichen oder immobilienwirtschaft-lichen Kontext ist nicht mit Irreversibilität 38

gleichzusetzen. Bei der Flächennutzung gilt einanderer Konsum- und Reproduktionszusammen-hang, als dies z.B. bei fossilen Rohstoffen der Fallist, deren Reproduktionsintervalle außerhalb ökonomisch sinnvoller Planungs- und Kalkula-tionshorizonte liegen. Aber auch wenn Flächen-nutzungen (teilweise) umkehrbare Prozesse sind,zerstören dennoch einzelne Nutzungen bestimm-te Bodenfunktionen, so dass die Flächeninan-spruchnahme im Einzelfall durchaus mit ökolo-gisch irreversiblen Folgen verbunden sein kann.

Es ist deshalb genau zu prüfen, welche Nutzun-gen welche Schäden in welchem Ausmaß an wel-chem Ort nach sich ziehen 39. Es ist aber auch zuprüfen, welche Erträge mit den jeweiligen Nut-zungen verbunden sind und welche Nebenwir-kungen eine Reduktion der Flächeninanspruch-

Flächenkreislaufwirtschaft: Theorie, Politikansatz, Aktionsfelder

35 Vgl. Peter Jakubowski, Fabian Dosch und Eckhard Bergmann, Auf dem Weg zur Flächenkreislaufwirtschaft – Visionenund strategische Anknüpfungspunkte, in Hans Reiner Böhm (Hrsg.), Unendliches Wachstum auf endlicher Fläche?,Darmstadt 2005, S. 75–86; Forschungsgruppe „Fläche im Kreis“, Flächenkreislaufwirtschaft – ein neuer Politikansatzzur nachhaltigen und ressourcenschonenden Flächenentwicklung, in: Bundesamt für Raumwesen und Raum-ordnung (Hrsg.), ExWoSt-Informationen 25/2 „Fläche im Kreis“, Bonn 2005, S. 8–10.

36 Vgl. hierzu auch Peter Jakubowski, Demokratische Umweltpolitik, Frankfurt u.a. 1999; BBR, Städtebaulicher Bericht1996, Bonn 1996, S. 10.

37 Gerade der Stadtumbau in den neuen und zunehmend auch in den alten Ländern lenkt das Augenmerk aktuell auf die Umschlagprozesse und Nutzungszyklen des Schutzgutes „Fläche“ und somit auf die Zeithorizonte des Flächenumschlags.

38 Vgl. zum Themenfeld der Irreversibilität z.B. Peter Jakubowski, Henning Tegner und Stefan Kotte (1997), Strategienumweltpolitischer Zielfindung, Münster u.a. 1997, S. 24–26 und die dort angegebene Literatur.

28 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

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nahme mit sich bringt. Erst dann kann politischbestimmt werden, welche konkreten Ziele man inder Flächenhaushaltspolitik anvisiert.

In Anlehnung an die Managementregeln der Cir-cular Economy (siehe oben) ergeben sich ersteMerkpunkte für die Zielformulierung im Rahmeneiner nachhaltigen Flächennutzungspolitik:

Die bauliche Nutzung von Fläche ist nicht mitder irreversiblen Nutzung einer nicht vermehr-baren Ressource im klassischen ressourcen-ökonomischen Verständnis gleichzusetzen.Langfristige bauliche oder verkehrliche Flächen-nutzung birgt dennoch deutliche Gefahrenirreversibler ökologischer Schädigungen.Langfristige Entwicklungen des städtebau-lichen Wandels (z.B. die zu erwartende massiveEntwertung inklusive Abriss und Umbaudruckdes Nachkriegsstädtebaus) sind in Analysen zurFlächenkreislaufwirtschaft zu berücksichtigen.Flächenrecycling muss – auch bezüglich derrelevanten Zeithorizonte – sowohl auf derGrundstücksebene als auch im städtebau-lichen Gesamtkontext gesehen werden.Regionale Flächenziele müssen in ihrer Fristig-keit und bei der Stringenz ihrer Umsetzungmit absehbaren Stadtumbauprozessen abge-glichen werden, um städtebaulich adäquateingepasst zu werden und ökonomisch wieökologisch ausgeglichen sein zu können 40.

4.2.2 Der Kreislaufgedanke als handlungsleitendes Prinzip

Flächenkreislaufwirtschaft stellt ein System vonPlanung, Nutzung, Nutzungsaufgabe, Brachliegenund Wiedereinbringen von Flächen dar. Prämisseeiner Flächenkreislaufwirtschaft ist es, beste-

hende Flächenpotenziale zu mobilisieren und fürneue Nutzungen vorrangig in Anspruch zu neh-men. Die Flächennutzung erfolgt bewusst aufeinem vorher schon genutzten Grundstück: In derFlächenkreislaufwirtschaft ist nicht mehr derFreiraum, sondern die brachfallende Fläche, dieBestandsfläche der „Rohstoff“ für neue Nutzun-gen. Dauerhaftigkeit, Recycling, Nutzungskettenund Kreislaufanalysen sollen so künftig fürGrundstücke und Flächen eine Bedeutung erlan-gen, die sie mittlerweile für beinahe jedes indus-trielle Produkt haben.

Die Flächenkreislaufwirtschaft ist ein offenes System. Brachflächen ohne bauliches (Nach)Nut-zungspotenzial werden aus dem Flächenkreis-lauf – und damit aus der Siedlungs- und Verkehrs-flächenstatistik – entlassen, an anderer Stelle istaber nicht ausgeschlossen, dass neue Flächenentwickelt werden, wenn verfügbare Bestands-potenziale die konkrete Nachfrage nicht abdeckenkönnen.

So können ökologische und ökonomische Belangegleichermaßen berücksichtigt werden. Ökolo-gisch bedeutet Flächenkreislauf, dass neue Flächenur dann in Anspruch genommen werden kann,wenn sie auf Brachen erfolgt oder wenn Brachenrenaturiert werden. Dabei ist eine ökologischeGleichwertigkeit der „verlorenen“ und der „gewon-nenen“ Fläche anzustreben.

Ökonomisch bedeutet Flächenkreislauf, dass – beiKonstanz der Gesamtfläche – die Nutzung an denStandorten stattfindet, an denen sie die höchstenErträge erbringt. Das kann dann eben auch dieNutzung neuer Flächen sein, wenn dafür an ande-rer Stelle hinreichende Kompensation erfolgt. Öko-logische Effektivität und ökonomische Effizienzgehen so Hand in Hand.

Flächenkreislaufwirtschaft: Theorie, Politikansatz, Aktionsfelder

39 Es gibt allerdings eine hohe Wirkungskorrelation zwischen expansiver Flächennutzung und ökologischer Schadens-verursachung, so dass für eine nachhaltige Flächenstrategie, die die Flächeninanspruchnahme reduzieren will, eineerste Orientierung am Grobindikator „Hektar SuV“ den Anforderungen des umweltpolitischen Vorsorgeprinzips entspricht. Vgl. Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU), Konzepte einer dauerhaft-umweltgerechten Nutzungländlicher Räume. Sondergutachten, Stuttgart 1996; Dieter Apel (2001), Flächen sparen, Landschaft schonen, in:RaumPlanung 96, Juni 2001.

40 Vgl. hierzu ausführlich Hans-Jürgen Ewers und Christoph Hassel, Agrarumweltpolitik nach dem Subsidiaritäts-prinzip: Ziele, Ordnungsrahmen und instrumentelle Alternativen, Berlin 2000, S. 39–90, insbesondere S. 83 ff.; ersteÜberlegungen zu regionalen Anpassungserfordernissen, die sich aus dem 30-Hektar-Ziel ergeben, finden sich beiPeter Jakubowski und Michael Zarth (2003), ebenda.

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 29

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Zu erwartende Effekte einer Flächenkreislaufwirt-schaft sind unter anderem eine erhöhte Effizienzder Flächennutzung, eine Stabilisierung der Sied-lungsdichten im stadtregionalen Kontext und die Verhinderung von Fehlinvestitionen in über-dimensionierte Siedlungsinfrastrukturen, indemZuwächse auf bestehende Siedlungsflächen undInfrastrukturen gelenkt werden.

4.2.3 Entwicklung und Einsatz von integrierten Strategien

Dauerhaft umweltgerechte Bodenpolitik, die dieflächenpolitischen Ziele der Nationalen Nachhal-tigkeitsstrategie der Bundesregierung erreichenkann, muss integriert ausgerichtet sein, denn nur

die Zusammenführung aller relevanten Akteureund Berücksichtigung ihrer spezifischen Anreiz-und Reaktionsmuster,die Kombination anreizadäquater Instrumentezur Lenkung der Angebots- und der Nachfrage-seite der Bodenmärkte,die Kombination dezentraler und zentralerSteuerungsinstrumente sowie die Einbeziehung stadtregionaler Wirkungs-zusammenhänge

lassen das Erreichen des anspruchsvollen Ziels derpraktischen Umsetzung einer Flächenkreislauf-wirtschaft in Deutschland erwarten.

4.3 Auf das Timing kommt es an

Für die Umsetzung einer Flächenkreislaufwirt-schaft ist es wichtig, die Aktionsfenster undAnknüpfungspunkte auszuloten, die durch dieSchnittmenge kurzfristiger Präferenzen (und ent-sprechender Flächennutzung), jeweils aktuellerBrachenpotenziale und langfristiger flächenrele-vanter Entwicklungen (Neubaugebiete von heutesind die Problembrachen von morgen, Stadtum-baupotenziale) überhaupt bestehen (vgl. Abb. 8).

Um die Handlungsspielräume, aber auch die mitordnungspolitisch vertretbaren Mitteln erreich-bare Steuerbarkeit der Flächeninanspruchnahmeim Rahmen dieses Aktionsfensters zu beleuchten,kann folgende Strukturierung der exogenen Wir-kungsfaktoren auf den Flächenverbrauch weiter-helfen.

Die Nachfrage nach Flächen für Siedlungszweckehängt im Prinzip von der makroökonomischenProsperität einer Volkswirtschaft (inklusive denwirtschaftsstrukturellen Entwicklungen sowieden Fortschritten bei der Steigerung der Flächen-produktivität) und den eng damit verknüpftenWohnpräferenzen der Bürgerinnen und Bürger,von der demografischen Entwicklung sowie denraumordnerischen und städtebaulichen Leitbil-dern und Plänen ab, die siedlungsstrukturelleDichtevorgaben enthalten (vgl. Abb. 9). Mit Aus-nahme der planerischen Dichtevorgaben sind

Abbildung 8:FlächenpolitischesAktionsfenster

Flächenkreislaufwirtschaft: Theorie, Politikansatz, Aktionsfelder

30 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

Quelle:Bundesamt für Bauwesenund Raumordnung (BBR),eigene Darstellung

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aber die genannten Faktoren nicht direkt durchstädtebauliche und raumordnungspolitischeMaßnahmen zu beeinflussen.

In der gesamtgesellschaftlichen Zielhierarchie istzudem das Wachstumsziel ein übergeordnetesZiel, das gerade gegenwärtig kaum Zieleinbußenzugunsten des Flächenzieles zulässt. Will manmit Flächenzielen auf die politische Agenda, wirdes entscheidend darauf ankommen, die Wir-kungsfaktoren und die gesellschaftlichen Priori-täten im Auge zu behalten.

Wenn akzeptiert wird, dass in der gegenwärtigenökonomischen Situation WirtschaftswachstumVorrang vor der Flächenpolitik hat, rücken diewachstumsbedingten Änderungen der Flächen-effizienz in den Mittelpunkt des Interesses: KannWachstum im Saldo flächenschonend organisiertwerden, wenn Anreize zur Effizienzverbesserunggegeben werden? Dabei müssen die Nebenwir-kungen – in Bezug auf das Wachstum, in Bezug aufsozialpolitische Ziele, in Bezug auf verteilungspoli-tische Folgen usw. – einer anspruchsvollen Anreiz-strategie stärker als bisher mitbedacht werden.

Auch eine direkte Beeinflussung der Wohnpräfe-renzen erscheint problematisch. Aus ordnungs-politischer Sicht sollen die Marktakteure selber entscheiden, welche Flächen- und Qualitätsan-sprüche sie realisieren wollen. Aber die Rahmen-bedingungen müssen dann so gesetzt werden,dass die externen Effekte ihrer Art zu wohnen sichauch bei ihnen niederschlagen. Hier sollte dannetwa über die Umsetzung des Prinzips der „Kos-tenwahrheit“ und des „Verursacherprinzips“ beiden infrastrukturellen Folgekosten unsererLebensstile eine umfassendere Transparenz her-gestellt werden, weil zu vermuten ist, dass diestaatlich gesetzten finanziellen Rahmenbedin-gungen (räumliche Quersubventionierungen) dieNachfrage in die falsche Richtung beeinflussen 41.

Ob und in welchen Zeiträumen die demografi-sche Entwicklung in Deutschland zu einer Redu-zierung der Flächeninanspruchnahme führt, istnoch nicht abschließend zu beurteilen. Wenn esrichtig ist, dass mittel- bis langfristig wegen sin-kender Bevölkerungszahlen auch die Flächenin-anspruchnahme (deutlich) zurückgeht, bräuchtenwir keine einschneidenden – und in der Regel

Abbildung 9:Exogene Wirkungsfakto-ren auf die Flächenkreis-laufwirtschaft

Flächenkreislaufwirtschaft: Theorie, Politikansatz, Aktionsfelder

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 31

41 Vgl. hierzu Georg Schiller und Stefan Siedentop, Infrastrukturfolgekosten der Siedlungsentwicklung unter Schrump-fungsbedingungen, in DISP 160 1/2005, Urban Sprawl, Dresden 2005, S. 83–93; Bundesamt für Raumentwicklung(Hrsg.), Hohe Infrastrukturkosten durch die Zersiedelung, in: Infoheft Raumplanung 4, Bern 2000, S. 14–19; Bundes-amt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.), Zukunft städtischer Infrastruktur, Bonn 2006 (Informationenzur Raumentwicklung, H. 5/2006).

Quelle:Bundesamt für Bauwesenund Raumordnung (BBR),in Anlehnung an SRU(1994), Tz. 761 f.

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auch teuren – strukturellen Veränderungen, son-dern müssten vor allem den Übergang bis zu die-sem Zeitpunkt vernünftig organisieren. Sollteaber trotz des demografischen Wandels auchmittel- bis langfristig eine (deutliche) Zunahmeerwartet werden, etwa weil die Präferenzen fürflächenintensive Wohnformen steigen und es dasEinkommen zulässt, müssten heute bereits dienotwendigen strukturellen Änderungen einge-leitet werden.

Eine nachhaltige Flächenentwicklung darf alsonicht linear in einer Form gedacht werden, dieallein bis zur baulichen, verkehrlichen oder land-wirtschaftlichen Nutzung von Flächen und demwirtschaftlichen Output dieser Flächennutzun-gen reicht. Flächenkreislaufwirtschaft muss denÜbergang von der einen zur nächsten Nutzungmitdenken, muss städtebauliche, infrastrukturel-le und stadtökologische Aspekte verknüpfen undden notwendigen Übergang in den institutionel-

len Rahmenbedingungen der Bodenmärkte ver-ankern. Vor allem aber muss sie, wenn sie poli-tisch relevant werden will, die flächenpolitischenAktionsfenster (siehe oben) mit berücksichtigen.

4.4 Konkretisierung des Managementansatzes

„Kreislaufwirtschaft in der Flächennutzung“ ist einstrategischer Managementansatz, der auf ein neu-es flächenpolitisches Denken und Handeln in denStadtregionen abzielt. Eine neue Flächennutzungerfolgt dann bewusst auf einem vorher schongenutzten Grundstück, Standorte werden aufDauer, wenngleich in verschiedener Form genutzt,die Bestandsfläche und nicht mehr die Freiflächewird zum „Rohstoff“ für neue Nutzungen.

Im stadtregionalen Zusammenhang ist Flächen-kreislaufwirtschaft der Idee verpflichtet, den Roh-

Abbildung 10:Nutzungskategorien undAufgaben einer Flächen-kreislaufwirtschaft

Flächenkreislaufwirtschaft: Theorie, Politikansatz, Aktionsfelder

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Quelle:Bundesamt für Bauwesenund Raumordnung (BBR),eigene Darstellung

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stoff „Bestandsfläche“ systematisch für neueNutzungen einzusetzen und insgesamt dafürSorge zu tragen, dass Flächenneuausweisungennur in dem Maße erfolgen, wie keine Bestands-flächen mehr zielgerichtet einsetzbar sind oderaber ein Ausgleich über die Renaturierung bzw.naturnahe Zwischennutzung von Bestands-flächen erfolgt.

Flächenkreislaufwirtschaft ist ein Management-ansatz für die gesamte Stadt/Stadtregion, der dieBündelung und Kombination aller flächenrelevan-ten Maßnahmen zur Ausschöpfung von Potenzia-len der Bestandsentwicklung und Wiedernutzungvon Brachflächen verfolgt.

Als Flächenpotenziale dienen dabei neben demGebäudebestand und den Brachflächen auch dasgewidmete unbebaute Bauland, zur Qualifizie-rung der Siedlungsentwicklung aber auch derSiedlungsfreiraum. Als strategischer Manage-mentansatz erstrecken sich die Aufgaben einerFlächenkreislaufwirtschaft dabei über Bestands-management, Wiedernutzung von Brachflächen,Mobilisierung von Bauland, Qualifizierung desSiedlungsbestandes bis hin zu Zwischennutzungund Rückbau von Flächen in unterschiedlichemräumlichem Kontext (vgl. Abb. 10).

Flächenkreislauf ist also weit mehr als Flächen-recycling. Während Flächenrecycling auf die bau-

liche Neunutzung eines Standortes abzielt, gehtes beim Flächenkreislauf um eine stadtregionaleNeunutzung des ungenutzten Siedlungsbestan-des, die neben klassischen Industrie- und Gewer-bebrachen auch Planungsbrachen, mobilisier-bares Bauland, Baulücken, Teilnutzungen undNutzungsintensivierungen umfasst (Abb. 11).

Flächenkreislaufwirtschaft ist die systematischeVerankerung des Nachhaltigkeitsgedankens imFlächenmanagement. Neu ist dabei die Zusam-menführung heute häufig noch unkoordiniertunternommener Anstrengungen zur Brachflä-chenreaktivierung. Wenige „Leuchtturmprojekte“werden oft in langwierigen Prozessen realisiert,während die Masse kleinerer Brach- und Bestands-flächen von der Stadtentwicklung überwiegendunbeachtet bleibt. Diese Flächen sind aber eingroßes Potenzial, sich den Zielen der Innenent-wicklung, Qualifizierung des Siedlungsbestandesund der Minderung der Flächeninanspruchnah-me zu nähern.

Eine so definierte Flächenkreislaufwirtschafterfüllt auch andere Funktionen. Sie leistet einenwichtigen Beitrag zur Verbesserung der Wohn-und Lebensqualitäten in den Innenstädten mitder Folge wachsender Attraktivität gegenüberdem suburbanen Raum. Sie ist ein zentraler stra-tegischer Ansatz zur planvollen, ökonomisch undökologisch tragfähigen Begleitung der gravieren-

Abbildung 11:Flächenkreislauf ist mehrals Flächenrecycling

Flächenkreislaufwirtschaft: Theorie, Politikansatz, Aktionsfelder

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den Prozesse des Stadtwandels in Deutschland.Zu erwartende Effekte einer Flächenkreislaufwirt-schaft sind unter anderem

eine erhöhte Effizienz der Flächennutzung(bezogen auf Wohnen, Gewerbe, Dienstleis-tungen und auch den Verkehrsbereich),eine tendenzielle Stabilisierung der Siedlungs-dichten im stadtregionalen Kontext,ein Trendwechsel in der sich abzeichnendenVerteuerung vieler Bereiche der öffentlichenDaseinvorsorge. Fehlinvestitionen in über-dimensionierte Siedlungsinfrastrukturen kön-nen eingeschränkt werden.

Konkret umfasst Flächenkreislaufwirtschaft fol-gende Strategieelemente, die für eine handlungs-orientierte Umsetzung bedeutend sind:

Systematische Erfassung bestehender sowiezu erwartender Flächenpotenziale,systematischer Abgleich von Potenzialen mitder aktuellen und zu erwartenden Nachfragenach Flächen und Nutzungen,Mengensteuerung durch übergeordnete Pla-nungsebenen mittels verbindlicher Ziel- undMessgrößen sowie Qualitätssteuerung,Kooperation in den Kommunen, zwischen denKommunen und innerhalb von Stadtregionensowie zwischen den öffentlichen und privatenAkteuren zur Feinsteuerung von Quantitätenund Qualitäten der Flächennutzung bzw. zurStandortfindung,Lasten- und Nutzenausgleich innerhalb derStadtregion.

Das „Denken in Nutzungs- oder Flächenkreisläu-fen“ wird durch eine andere Entwicklung zusätz-lich forciert; diese erschwert es aber zugleich, weilein neuer Zeitdruck produziert wird: Auf denImmobilienmärkten steigt die Bedeutung desBereichs der Spezialimmobilien mit sich ver-kürzenden Markt- oder Lebenszyklen. Da die be-triebswirtschaftlich rentable Nachnutzung dieserImmobilien wegen ihrer Spezifität oft kaum mög-

lich ist 42, entstehen hier neue Probleme, die sichinsbesondere durch ihre kurzen Handlungsinter-valle auszeichnen.

Die Prozesse einer Flächenkreislaufwirtschaftspielen sich in unterschiedlichen Zeiträumen ab(vgl. Abb. 12). Sie sind darüber hinaus – jenseits dergenerellen konzeptionellen Vorstellungen (vgl.Kap. 2) – unter Status-quo-Bedingungen de factoauch unterschiedlich relevant:

1 Dauernutzen: Zielsetzung einer Flächenkreis-laufwirtschaft ist,„Flächen in Funktion“ zu halten,damit Brachfallen erst gar nicht auftritt. Hierzu dienen die oben genannten Strategieelemente,insbesondere die systematische Erfassung von Flächenpotenzialen. Die zentrale Größe bildet derSiedlungsbestand (NSuV). Im Idealfall sind diebereits genutzten Siedlungsflächen auch dauer-haft für Siedlungszwecke weiter zu nutzen (n) –der klassische immobilienwirtschaftliche Ansatz,jedoch auf stadtregionaler Ebene. Zudem ist künf-tiges Brachfallen frühzeitig zu erkennen und einlängeres Brachfallen zu vermeiden. Flächenum-widmungen erfolgen kurzfristig. Eine gewisse Fle-xibilität als Reaktion auf steigende Nachfrageergibt sich aus der Mobilisierung von Flächenpo-tenzialen (m).

2 Recyceln: Nicht immer gelingt der Bestands-kreislauf. Im Zeitalter der Globalisierung verkür-zen sich Nutzungszyklen (siehe oben), Flächen fallen rascher brach (b). Primäres Ziel ist es, dieseFlächen (BSuV) wieder zügig einer baulichen Nut-zung zuzuführen (rb), d.h. sie in Wert zu setzen.

3 Parken: Flächen, für die nicht sofort eine bauli-che Wiedernutzung erfolgt, können durchZwischennutzung oder städtebauliche Aufwer-tung (rq) geparkt, d.h. in Reserve gehalten werden(WSuV). Sie stellen potenzielles Bauland dar, dasbei steigender Nachfrage rasch mobilisiert (m)werden kann. Dies gilt auch für neu ausgewiese-ne, aber noch nicht bebaute Flächen. Diese neueninnerstädtischen Freiflächen können im Rahmen

Flächenkreislaufwirtschaft: Theorie, Politikansatz, Aktionsfelder

42 Vgl. zu den theoretischen Grundlagen Oliver E. Williamson, The Economic Institutions of Capitalism. Firms, Marketsand Relational Contacts, New York 1985; zur städtebaulichen Bedeutung der Spezifität vgl. Peter Jakubowski undMartina Pauly, Neue Kooperationsformen in der Stadtentwicklung – eine Effizienzanalyse im Lichte der Trans-aktionskostentheorie, in: Informationen zur Raumentwicklung H. 9 (2005), S. 619–626.

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des Stadtumbauprozesses aber auch zu qualitativhochwertigen Bindegliedern zwischen kompak-ten Siedlungskörpern entwickelt werden.

4 Renaturieren: Wiedernutzung ist mehr als nurdie bauliche In-Wert-Setzung. „Aus Alt mach’Neu“ kann auch bedeuten, ehemalige Bauflächendauerhaft rückzubauen und zu renaturieren. Dieskann auch im Zuge der Eingriffs-/Ausgleichsrege-lung erfolgen. Diese Renaturierung ist in der Regelein langfristiger und kostenträchtiger Prozess.Diese Flächen scheiden für eine bauliche Nutzungzunächst aus, und die Reversibilität dieses Prozes-ses bleibt somit eingeschränkt. Angesichts dervielen Brachflächen am Stadtrand oder in nichtintegrierten Lagen, für die sich keine baulicheAnschlussnutzung findet, wird dieser Prozesszukünftig vermutlich deutlich an Bedeutung

gewinnen 43. Ein anderer, kleinerer Teil ehemaligerBauflächen kann in landwirtschaftliche Produk-tionsflächen rückgewidmet und so z.B. mit nach-wachsenden Rohstoffen bestückt werden. Nurwenn sich dieser Rückbau idealtypisch die Waagemit der Neuinanspruchnahme von Freiflächenhält, dürfen Freiflächen für Bebauung neu inAnspruch genommen werden (a) (Prozess 5).

4.5 Vision Flächenkreislauf 2022

Flächenkreislaufwirtschaft ist perspektivisch alseine langfristig ausgelegte Strategie der Stadt-entwicklungspolitik anzusehen.

Hinter dem theoretischen Konzept steht die Vor-stellung einer Flächenkreislaufwirtschaft, wie sie

Abbildung 12:Prozesse einer Flächen-kreislaufwirtschaft

Flächenkreislaufwirtschaft: Theorie, Politikansatz, Aktionsfelder

43 Vgl. Aufbau Ost, Flächenrecycling in suburbanen Räumen: akteursorientierter Leitfaden für Brachflächenreaktivie-rung: Strategien für Flächenrecycling in suburbanen Räumen, gute Beispiele des Flächenrecyclings, Finanzierungs-studie auf www.bbr.bund.de; Sabine Baumgart und Johannes Flacke, Flächenrecycling in suburbanen Räumen.Akteursorientierte Handlungsstrategien und Arbeitshilfen, hrsg. vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung,Bonn 2004.

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 35

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etwa für das Jahr 2022 in einer größeren Stadt wiefolgt skizziert werden kann:

Wir schreiben das Jahr 2022. Deutschlands Innen-städte sind lebendig. Längst wurde das Konzepteiner bestandsorientierten Flächenpolitik einExportschlager in Europa, Förderprogramme fürKreislaufwirtschaft sind fester Bestandteil euro-päischer Strukturpolitik. In unserer Idyllstadt„Slimandvitalcity“ ist der Baubestand vielerortsmodernisiert, auf ehemaligen Brachflächen ent-standen attraktive Wohngebiete, zukunftsweisen-de Betriebe werden über den stadtregionalenGewerbeflächenpool angesiedelt, Brachflächenrenaturiert oder kreativ umgestaltet, lebendigeOrte geschaffen, der Erlebniseinkauf in der Stadtist ein Markenzeichen. Kleine Dienstleistungs-betriebe auf kleinen Brachflächen übernehmennachgefragte Serviceleistungen. Zentral gelegeneBürogebäude sind ästhetisch ansprechend, dochmeist kostengünstig umgebaut. In die Zentrenzieht es eine breite Mischung aus überzeugtenUrbanisten, jungen Familien, Menschen mitMigrationshintergrund, Älteren, „bunten“ Bevölke-rungsgruppen, Workaholics und MidAger. Ihr bür-gerschaftliches Engagement gestaltet öffentliche

Räume, Zwischennutzungen schaffen neue Ortestädtebaulicher Impulse. Nicht nur ältere Men-schen nutzen die vielfältigen Angebote an extensi-vierten Grünflächen der öffentlichen Infrastruktur.Sukzessive wurden die technische Infrastrukturmodernisiert und die Siedlungsstruktur vonaußen nach innen verdichtet. Die Mittel hierfürstammen unter anderem aus Rücklagen der Flä-chenpools, aus der Flächennutzungssteuer undaus dem städtebaulichen Wettbewerb um EU-För-dermittel. Doch nicht alle Flächen können in Kreis-laufnutzung gehalten werden: Am inneren Stadt-rand und in der Peripherie sind einige wenigeProblemquartiere entstanden, bei denen spezifi-sche Nutzungskonzepte ansetzen. Das Metrohausauf der Brache im Grünen mit großem Gemein-schaftspark ist Leitbild und Zugpferd der Baubran-che. Gelitten hat hingegen Sub-urbia, ein gealter-ter und zuweilen unattraktiver Siedlungsgürtel.Die Flächenbewirtschaftung erfolgt stadtregionaljeweils für die 25 großen Stadtregionen Deutsch-lands. Das Umsteuern von Siedlungsexpansion zurBestandserneuerung und die Standortvorteileeiner vitalen und lebendigen Stadtregion habenentgegen einiger Vorbehalte auch zur Haushalts-konsolidierung beigetragen.

Flächenkreislaufwirtschaft: Theorie, Politikansatz, Aktionsfelder

36 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

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Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 37

5.1 Handlungsbereiche einer Flächenkreislaufwirtschaft

5.2 Instrumente einer Flächenkreislaufwirtschaft

5.3 Akteure einer Flächenkreislaufwirtschaft

5. Handlungsbereiche, Instrumenteund Akteure einer stadtregionalenFlächenkreislaufwirtschaftThomas Preuß, Kilian Bizer, Stephanie Bock, Christa Böhme,Arno Bunzel, Georg Cichorowski, Uwe Ferber, Ulrike Meyer,Peter Rogge, Manuela Rottmann

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5.1 Handlungsbereiche einer Flächenkreislaufwirtschaft

Die Siedlungsflächenentwicklung wird von zahl-reichen Einflussgrößen aus verschiedenen Hand-lungs- und Politikfeldern und unterschiedlichenSteuerungsebenen sowie diversen Rahmenbedin-gungen beeinflusst. Isolierte Strategien und Maß-nahmen in einzelnen Politik- und Handlungsfel-dern sind hier unzureichend und führen allenfallszu Ausweichreaktionen. Erforderlich ist ein ein-heitliches integriertes und abgestimmtes, politik-und handlungsfeldübergreifendes Vorgehen, dasunter einem expliziten integrativen Politikansatzgebündelt wird und mit einem entsprechendkomplexen Instrumenteneinsatz (Instrumenten-Mix) verbunden ist. Insbesondere die folgendenHandlungsfelder sind hierbei einzubeziehen:

Informationen: Im Handlungsbereich „Informa-tionen“ werden Instrumente zusammengefasst,die darauf gerichtet sind, die auf mangelnderInformation beruhenden Fehlentscheidungenvon Akteuren des Flächenkreislaufs zu reduzie-ren. Dieses Handlungsfeld richtet sich vor allemauf drei für die Flächenkreislaufwirtschaft rele-vante Akteure aus: die Nachfrager nach Grund-stücken, die Eigentümer von brachliegendenoder gering bebauten Innenbereichsgrundstü-cken und die Kommunen in ihrer Funktion alsTräger der wesentlichen Entscheidungen überdie Flächennutzung. Erfasst werden grund-stücksbezogene Informationsinstrumente wieBrachflächen-, Baulücken-, Baulandkataster,Grundstückspässe, Informationen über Boden-qualitäten usw. Außerdem umfasst das Hand-lungsfeld ökonomische Informationen wieImmobilienmarktanalysen oder Kosten-Nutzen-Betrachtungen von Baulandausweisungen usw.Schließlich gehören auch bewusstseinsbildendeinformatorische Instrumente wie Best-practice-Beispiele oder interkommunale Wettbewerbe inSachen Flächenkreislaufwirtschaft zu diesemHandlungsbereich.Planung: Der Handlungsbereich Planungumfasst sowohl förmliche als auch informellePlanungen, d.h. auch Stadtentwicklungs- undStadtumbaukonzepte, Quartiers- und Stand-ortkonzepte usw. Erfasst werden zudem lokaleInstrumente wie die Flächennutzungsplanung

oder die Aufhebung von Bebauungsplänenebenso wie überkommunale und regionalePlanungen, z.B. die Regionalplanung oder regio-nale Entwicklungskonzepte.Kooperation:Der Handlungsbereich Kooperationumfasst institutionalisierte, förmliche Koopera-tionen, z.B. in Form gemeinsamer Rechtsträgerunterschiedlicher Akteure,ebenso wie informelleKooperationen, etwa Abstimmungen. Er schließtaußerdem kooperative Instrumente zwischenöffentlichen Trägern, z.B. interkommunale Ge-werbeflächen, ebenso ein wie öffentlich-privateKooperationen, etwa gemischtwirtschaftlicheGrundstücksentwicklungsgesellschaften.Organisation/Management: Dieser Handlungs-bereich beinhaltet organisatorische Instrumen-te, z.B. die Einrichtung von regionalen oder verwaltungsinternen Stabstellen oder Arbeits-gruppen für die Flächenkreislaufwirtschaft, dieZusammenfassung von Verwaltungsverfahrenmit Flächenkreislaufbezug oder von unter-schiedlichen personellen Kompetenzen usw.Ökonomische Anreize, Budget und Investitio-nen: In diesem Handlungsbereich werdensowohl bestehende Bundes- und Landesförder-programme als auch die Einführung neuer, z.B.kommunaler oder regionaler Förderprogrammefür Flächenaufbereitung oder öffentlicherGrundstücksfonds erfasst. Im Zusammenhangmit der Einführung neuer Instrumente oder derwesentlichen Veränderung bestehender Instru-mente geht es im Weiteren unter anderem umZweckzuweisungen im Kommunalen Finanzaus-gleich für Maßnahmen der Innenentwicklung,um Reformansätze der Grundsteuererhebung,um den Handel mit Flächenzertifikaten oder umAbgaben auf die Flächenneuausweisung.Vermarktung: Im Handlungsbereich Vermark-tung werden Instrumente wie aktive Vermark-tungsstrategien für Innenbereichsflächen (z.B.über zielgruppenspezifische Vermarktungskon-zepte, Erbringung von Zusatzleistungen wieFinanzierungsvermittlung usw.), die Einbin-dung der Immobilienwirtschaft in die Vermark-tung unter Ausrichtung auf die Flächenkreis-laufwirtschaft oder die Verbesserung derreaktiven Vermarktung im Hinblick auf die Flächenkreislaufwirtschaft (z.B. über die Schaf-fung einheitlicher Anlaufstellen für Grund-stücksnachfrager) zusammengefasst.

Handlungsbereiche, Instrumente und Akteure einer stadtregionalen Flächenkreislaufwirtschaft

38 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

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Rechtsetzung und Anordnungen: Der Hand-lungsbereich Rechtsetzung und Anordnungenumfasst nicht die planerisch-gestaltendenInstrumente zur Beeinflussung des Flächen-verbrauchs, sondern eher hoheitliche Instru-mente zur Anwendung im Einzelfall. Dazugehören z.B. Befristungen von Nutzungsmög-lichkeiten im Einzelfall, Baugebote, Rückbau-verpflichtungen oder die Zuordnung natur-schutzrechtlicher Ausgleichsmaßnahmen.Querschnittsaufgabe Gender Mainstreaming:Aus Genderperspektive lassen sich verschiede-ne inhaltliche Anforderungen an eine Flächen-politik ableiten:

kritische Analyse des Flächenverbrauchsunter Genderaspekten,Beachtung der geschlechtergerechten Ver-teilung der Flächennutzung bei der Reduk-tion der Flächeninanspruchnahme,Entwicklung von Maßnahmen eines nach-frageorientierten Bestandsmanagements,temporäre Nutzungen als neue Formen derAneignung von Stadt und Raum,Verknüpfung der Flächenpolitik mit einerentsprechenden Verkehrspolitik im BereichMobilität.

Die Strategie des Gender Mainstreaming richtetsich dabei im Forschungsvorhaben nicht nur aufFrauen als einzige Zielgruppe, sondern erfasstdarüber hinaus differenzierte Lebensformen und-phasen (u.a. Alleinstehende, Familien, Kinder,Alte). Mit Blick auf die Alterung der Gesellschaft,veränderte Ausdifferenzierungen von Lebensfor-men und -situationen und daraus resultierendeveränderte Wohnnachfragen rückt ein offensive-rer Umgang mit Bedürfnissen dieser Bevölke-rungsgruppen in den Mittelpunkt. Aspekte desGender Mainstreaming wurden in der Planspiel-region Stuttgart vertiefend untersucht und imRahmen des Planspiels diskutiert.

Eine trennscharfe Abgrenzung zwischen diesenHandlungsbereichen ist weder möglich nochsinnvoll. Vielmehr wirken Aktivitäten in diesenHandlungsbereichen als Elemente einer in sichabgestimmten Flächenkreislaufwirtschaft und

sind naturgemäß aufeinander bezogen. Deutlichwird das Erfordernis eines integrativen Politikan-satzes etwa am Beispiel Stadtumbau. Dabei gehtes sowohl um die Reduzierung (Abriss perspektiv-los leer stehender Wohnungen) und Aufwertungder bestehenden Wohnraumpotenziale als auchum den Ausbau, Umbau und die Verbesserungder Infrastruktur. Erforderlich hierfür sind infor-melle Planungen (z.B. Rahmenpläne, integrierteStadtentwicklungskonzepte), finanzielle Anreize(vgl. Stadtumbau Ost, Stadtumbau West) undeine Aktivierung der Bürgermitwirkung bei Stadt-umbauprozessen (u.a. Planung, Umsetzung,Selbsthilfe-Modelle) 44. Zudem besteht eine engeVerknüpfung zur sozialen Stadtentwicklung (z.B.Bund-Länder-Programm „Stadtteile mit besonde-rem Entwicklungsbedarf – die soziale Stadt“,Gemeinschaftsinitiative URBAN, Quartierma-nagement), deren „Projekte“ oftmals auf Brach-flächen oder Baulücken umgesetzt werden.

5.2 Instrumente einer Flächenkreislaufwirtschaft

Die in den Planspielen zur Flächenkreislaufwirt-schaft geprüften Instrumente zielen im Wesent-lichen auf folgende Teilstrategien der Verminde-rung der Flächeninanspruchnahme:

Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme,Stärkung der Innenentwicklung,Brachflächenreaktivierung,Rückbau und Renaturierung.

Ausgehend vom Akteursbezug wurden Instru-mente geprüft, die das Handeln sowohl öffent-licher als auch privater Akteure beeinflussen oderbestimmen, wobei gerade bei den öffentlichenAkteuren primär die Ebenen Bundesland, Regionund Stadt/Gemeinde angesprochen sind.

Die Instrumente, die im Rahmen der Arbeitspro-gramme geprüft wurden, wurden auf der Basis derfachlichen und fachöffentlichen Debatte und vordem Hintergrund der Praktikabilität eines Instru-mententests im Rahmen der Planspielmethodeausgewählt. Ausgewertet wurden neben den ein-

Handlungsbereiche, Instrumente und Akteure einer stadtregionalen Flächenkreislaufwirtschaft

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 39

44 Vgl. auch Peter Runkel, Das Leitbild des „aktivierenden Staates“ im Stadtumbauprozess, in: vhw-Forum Wohneigen-tum, H. 4 (2004), S. 176, 179.

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schlägigen Forschungsaktivitäten des Bundesund der Länder (u.a. Baden-Württemberg,Rheinland-Pfalz) vor allem die Debatten um denHandlungsschwerpunkt „Reduzierung der Flä-cheninanspruchnahme“ der Nationalen Nach-haltigkeitsstrategie, die unter anderem vom Ratfür Nachhaltige Entwicklung, von den Umwelt-und Naturschutzverbänden, von der Enquete-kommission des Deutschen Bundestages, von denkommunalen Spitzenverbänden und einer Reiheweiterer Akteure in den vergangenen Jahrenintensiv geführt wurden.

In den Status-quo-Planspielen (erste Planspiel-stufe) wurden insgesamt 29 Instrumente in sie-ben Handlungsbereichen geprüft. Im Einzelnenwaren die folgenden bestehenden Instrumente(vgl. Übersicht 1) Teil der Arbeitsprogramme inden fünf Planspielregionen (vgl. Übersicht 2).

Da die bislang verfügbaren Instrumente nach Ein-schätzung der Forschungsgruppe und der Plan-spielakteure nicht ausreichen, um die vom Bundanvisierten Mengen- und Qualitätsziele in der Flächeninanspruchnahme zu erreichen, besteht

Übersicht 1:In den Status-quo-Planspielen geprüfteInstrumente

Handlungsbereiche, Instrumente und Akteure einer stadtregionalen Flächenkreislaufwirtschaft

40 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

Handlungsbereich/Instrumentengruppe Instrument

Planung RegionalpläneInterkommunale PlanungenBeeinflussung des Flächenverbrauchs bei der Aufstellung von FlächennutzungsplänenErmittlung des FlächenbedarfsStadtumbaukonzepteSonstige Quartiers- und Standortplanungen Beeinflussung des Flächenverbrauchs bei der Aufstellung von BebauungsplänenKonzepte für Kompensationsflächen (Flächen für Ausgleichs- und Ersatzmaß-nahmen), Kompensationsflächen- und KompensationsmaßnahmenpoolsBefristung von NutzungsmöglichkeitenZwischennutzungenRenaturierung

Information Informatorische Instrumente zur Beeinflussung der GrundstückseigentümerInformatorische Instrumente zur Beeinflussung flächenpolitischer Entscheidungen in Kommunalpolitik und VerwaltungBodenpolitischer Grundsatzbeschluss

Organisation Organisation innerhalb der VerwaltungAufgabenverteilung in einer stadtregionalen Flächenkreislaufwirtschaft

Kooperation Projektbezogene Kooperation öffentlicher und privater AkteureProjektübergreifende Formen öffentlich-privater KooperationRahmenvereinbarungen/abgestimmte Strategien

Investitionen und Förderprogramme, Budget

FörderprogrammeBereitstellung finanzieller Ressourcen aus den Haushalten der Gebietskörperschaften

Vermarktung Vermarktung durch öffentliche AkteureImmobilienwirtschaftliche Vermarktung

Anordnungen Städtebauliche EntwicklungsmaßnahmenStädtebauliche SanierungsmaßnahmenBaugebotRückbaugebotFestlegung von Schutzgebieten durch die Naturschutzbehörden

Sonstige Planungen zur Verknüpfung von Freiraumerhalt und -aufwertung,Schutz von Erholungsflächen und Landwirtschaft

Quelle:Deutsches Institutfür Urbanistik,eigene Darstellung

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Bedarf an solchen neuen Instrumenten, die die Wirkung bestehender planerischer und informa-torischer Instrumente ergänzen und ökonomischeAnreize für eine flächensparende Politik setzen.Daher wurden im Planspiel „Neue Instrumente“(zweite Planspielstufe) weitere 16 instrumentelleAnsätze geprüft, die die Anreizstruktur vonKommunen und privaten Akteuren in Bezug auf ihr Flächenausweisungs-, Flächennutzungs- und Flä-

chennachfrageverhalten sowohl in Regionen mitWachstumshintergrund als auch in Regionen mitSchrumpfungstendenzen verändern können(vgl. Übersichten 3 und 4). Sie sollen dazu dienen,das Verhalten der am Flächenmarkt beteiligtenAkteure wirksam im Sinne einer Flächenkreislauf-wirtschaft zu beeinflussen. Dabei wird davon aus-gegangen, dass es ergänzender Instrumente desökonomischen Ausgleichs bedarf.

Übersicht 2:Status-quo-Planspiele –Detailliertes Prüfpro-gramm in den einzelnenPlanspielregionen

Handlungsbereiche, Instrumente und Akteure einer stadtregionalen Flächenkreislaufwirtschaft

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 41

Instrument Stuttgart Rheinhessen-Nahe Mölln Duisburg Nord-

thüringen

Planung

Regionalpläne x x x – x

Interkommunale Planungen x x x – –

Beeinflussung des Flächenverbrauchs bei der Aufstellung von Flächen-nutzungsplänen

x – – x –

Ermittlung des Flächenbedarfs x x x x x

Stadtumbaukonzepte – – – x x

Sonstige Quartiers- und Standortplanungen x x x – –

Beeinflussung des Flächenverbrauchs beider Aufstellung von Bebauungsplänen x x x x x

Konzepte für Kompensationsflächen (Flächen für Ausgleichs- und Ersatzmaß-nahmen), Kompensationsflächen- undKompensationsmaßnahmenpools

x x – – x

Befristung von Nutzungsmöglichkeiten x – – x –

Zwischennutzungen – – – x x

Renaturierung – x – x x

Information

Informatorische Instrumente zur Beein-flussung der Grundstückseigentümer x x x x –

Informatorische Instrumente zur Beeinflussung flächenpolitischer Entscheidungen in Kommunalpolitik und Verwaltung

x x x – x

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Fortsetzung

Handlungsbereiche, Instrumente und Akteure einer stadtregionalen Flächenkreislaufwirtschaft

42 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

Instrument Stuttgart Rheinhessen-Nahe Mölln Duisburg Nord-

thüringen

Information

Bodenpolitischer Grundsatzbeschluss x x x x –

Organisation

Organisation innerhalb der Verwaltung – – – x –

Aufgabenverteilung in einer stadt-regionalen Flächenkreislaufwirtschaft x x x – x

Kooperation

Projektbezogene Kooperationöffentlicher und privater Akteure x – x x x

Projektübergreifende Formen öffentlich-privater Kooperation x – x x x

Rahmenvereinbarungen/abgestimmte Strategien x x – x –

Investitionen und Förderprogramme, Budget

Förderprogramme x x x x x

Bereitstellung finanzieller Ressourcen aus den Haushalten der Gebietskörper-schaften

x x x x x

Vermarktung

Vermarktung durch öffentliche Akteure x x x x x

Immobilienwirtschaftliche Vermarktung x x – x –

Anordnungen

Städtebauliche Entwicklungsmaßnahmen x x – – –

Städtebauliche Sanierungsmaßnahmen x x – – –

Baugebot x – x – –

Rückbaugebot – – – x –

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Übersicht 4:Planspiele „Neue Instru-mente“ – DetailliertesPrüfprogramm in den ein-zelnen Planspielregionen

Handlungsbereiche, Instrumente und Akteure einer stadtregionalen Flächenkreislaufwirtschaft

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 43

Instrument Stuttgart Rheinhessen-Nahe Mölln Duisburg Nord-

thüringen

Anordnungen

Festlegung von Schutzgebieten durch die Naturschutzbehörden x – x – –

Sonstige

Planungen zur Verknüpfung von Freiraumerhalt und -aufwertung,Schutz von Erholungsflächen und Landwirtschaft

x – – – –

Instrument Stuttgart Rheinhessen-Nahe Mölln Duisburg Nord-

thüringen

Beeinflussung der Grundstückspreise

Bodenwertsteuer x x x x x

Flächensteuer x x x x x

Flächennutzungssteuer x x x x x

Handlungsbereich/Instrumentengruppe Instrument

Beeinflussung der Grundstückspreise

Reformierte Grundsteuer (Bodenwertsteuer, Flächensteuer, Flächennutzungssteuer)Reformierte Grunderwerbsteuer

Preismechanismen für die Neuausweisung von Flächen

Kosten-Nutzen-BetrachtungAbgabe auf die Neuausweisung von Bauflächen oder NeuausweisungsumlageHandelbare Flächenausweisungsrechte

Fördermaßnahmen und Subventionen

Veränderungen im Kommunalen FinanzausgleichZoniertes Satzungsrecht

Zinsbegünstigte Kredite für Private und Gemeinden für Maßnahmen der InnenentwicklungHaftpflichtversicherungenRückbaurücklageGrundstücksfonds

Sonstige ökonomische Rahmenbedingungen

Wegfall EntfernungspauschaleWegfall Eigenheimzulage

Rechtliche und planerischeInstrumente und Frage-stellungen

Rückbaupflicht im InnenbereichFreistellung von der Eingriffsregelung beim FlächenrecyclingSonstige Verfahrensänderungen

Übersicht 3:In den Planspielen „Neue Instrumente“geprüfte Instrumente

Quelle:Deutsches Institutfür Urbanistik,eigene Darstellung

Quelle:Deutsches Institutfür Urbanistik,eigene Darstellung

Fortsetzung

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** Grundstücksfondswaren in Duisburg bereits im Status-quo-Planspiel Gegenstandintensiver Prüfungen.

Handlungsbereiche, Instrumente und Akteure einer stadtregionalen Flächenkreislaufwirtschaft

44 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

Instrument Stuttgart Rheinhessen-Nahe Mölln Duisburg Nord-

thüringen

Beeinflussung der Grundstückspreise

Reformierte Grunderwerbsteuer x – – x x

Preismechanismen für die Neuausweisung von Flächen

Kosten-Nutzen-Betrachtung x x x x x

Abgabe auf die Neuausweisung von Bauflächen x x x x x

Neuausweisungsumlage x x x x x

Handelbare Flächenausweisungsrechte x x x x x

Interessenausgleich, Fonds für Flächenrecyclingprojekte x x x x x

Interessenausgleich, Bonusflächen fürMaßnahmen Brachenrevitalisierung,Baulücken, Verdichtung

x x x x x

Interessenausgleich, Weiße Zertifikate für Planaufhebung, Renaturierung x x x x x

Fördermaßnahmen und Subventionen

Zweckzuweisungen im KommunalenFinanzausgleich (KFA) für Brachen-revitalisierung

x x x x x

Zweckzuweisungen im KFA für Zwischennutzungen x – x x x

Zweckzuweisungen im KFA für Renaturierungen x – x x x

Zoniertes Satzungsrecht – – – x –

Lenkung durch Kreditvergabe, für Private x x x x x

Lenkung durch Kreditvergabe,für Gemeinden x x x x x

Haftpflichtversicherungen x x – x x

Rückbaurücklage x x – x x

Grundstücksfonds x x – –** x

Fortsetzung

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5.3 Akteure einerFlächenkreislaufwirtschaft

Täglich werden in der Bundesrepublik Deutsch-land etwa 100 Hektar Land für Siedlungs- undVerkehrszwecke neu in Anspruch genommen.

Den Flächenansprüchen an Wohnen, Gewerbe,Industrie und Freizeiteinrichtungen entsprechendie Gemeinden primär mit der Ausweisung vonneuem Bauland. Hierbei konkurrieren die Ge-meinden untereinander, da mit der Ansiedlungvon Einwohnern und Unternehmen Steuerein-nahmen und Zuweisungen verbunden sind.

5.3.1 Nutzungsansprüche und Nachfrageverhalten

In Regionen mit wirtschaftlicher Prosperität istdie Flächennachfrage aufgrund des großen Ent-wicklungsdrucks hoch. Dort führt ein immerknapper werdendes Flächenangebot zum Anstiegder Bodenpreise in den Zentren, weshalb vieleBauwillige in das billigere Umland und in dieländlichen Kreise ausweichen. Aber auch inschrumpfenden Regionen werden weiterhin bis-lang unbebaute Flächen neu in Anspruch genom-men, obwohl umfangreiche innerstädtischeBrachflächen vorhanden sind.

Flächen unterliegen verschiedenen Nutzungsan-sprüchen, die je nach Nachfragergruppe und Lageder Flächen im Raum variieren. Im Folgenden wer-den einige bestimmende Faktoren der Flächen-nachfrage aufgeführt, denen eine funktionierendeFlächenkreislaufwirtschaft gerecht werden muss:

Bereich Wohnen

Individueller Wunsch nach mehr Wohnflächebzw. nach dem Eigenheim,Trend zur Wohneigentumsbildung (auch alsBestandteil der Altersvorsorge),Wohnen in grüner und lärmfreier Umgebung(mit Garten am Haus, mit Terrasse),gesunde und spielfreundliche Umgebung ins-besondere für kleinere Kinder,Bildungs-, Erholungs- und Freizeitangebote fürverschiedene Bevölkerungsgruppen,spezifische Wohn- und Freizeitansprüche vonHeranwachsenden, Singles und älteren Men-schen,Bedarf an Pkw-Stellplätzen.

Bereich Industrie und Gewerbe

Zunehmender Flächenbedarf von Industriebe-trieben (eingeschossige Bauweise, Parkplätze,potenzielle Erweiterungsflächen),zum Teil kleinteiliger Flächenbedarf von wohn-

Handlungsbereiche, Instrumente und Akteure einer stadtregionalen Flächenkreislaufwirtschaft

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 45

Instrument Stuttgart Rheinhessen-Nahe Mölln Duisburg Nord-

thüringen

Sonstige ökonomische Rahmenbedingungen

Wegfall Entfernungspauschale x x x x x

Wegfall Eigenheimzulage x – x x x

Rechtliche und planerische Instrumente und Fragestellungen

Rückbaupflicht im Innenbereich x x – x x

Freistellung von der Eingriffsregelungbeim Flächenrecycling x x x x x

Sonstige Verfahrensänderungen x x x x x

Quelle:Deutsches Institutfür Urbanistik,eigene Darstellung

Fortsetzung

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ortnahem Gewerbe und Handwerk (auch inzentralen Lagen),keine Beeinträchtigungen durch Nachbar-schaftsprobleme mit anderen Nutzungen(Lärm, sonstige Emissionen),gute Anbindung an Autobahn und Bundes-straßen.

Bereich Dienstleistungen/Handel

Wachsender Flächenbedarf im Einzelhandel(bei gleichzeitiger Tendenz zur Konzentrationauf größere, jedoch weniger Filialen),tendenziell größere Einzugsgebiete von Einzel-handelsfilialen,zum Teil kleinteiliger Flächenbedarf von wohn-ortnahem Einzelhandel und Dienstleistungen(auch in zentralen Lagen),Erreichbarkeit mit dem Auto als Kriterium derStandortwahl (sowohl in den Kernstädten alsauch im Stadt-Umland),Auslagerung von nicht kundenabhängigenDienstleistungsbereichen aus Kernstädten indas preiswertere Umland.

Als generelles Kriterium für Standortsuche undStandortwahl gilt sicher das Bestreben der Flä-chennachfrager, die Grundstückskosten zu mini-mieren.

Diesen vielfältigen Standort- und Nutzungs-ansprüchen stehen von Seiten der räumlichenPlanung Leitbilder der Innenentwicklung oder derkompakten Stadt in den Kernstädten bzw. dasZentrale-Orte-Prinzip im ländlichen Raum gegen-über. Die Realität der Flächeninanspruchnahmesieht jedoch anders aus: Die größten Flächen-zuwächse sind an den Rändern der Agglomera-tionen und in den nicht-zentralen Orten des länd-lichen Raums zu verzeichnen.

Prämisse einer Flächenkreislaufwirtschaft istdaher, bestehende Flächenpotenziale (Brach-flächen, Verdichtung im Bestand, Nutzungs-mischung) zu mobilisieren und für neue Nutzun-gen gegenüber neu ausgewiesenen Flächen „aufder grünen Wiese“ vorrangig in Anspruch zu neh-men. Im stadtregionalen Kontext bedeutet dies,Einwohner- und Arbeitsplatzkonzentrationensowie Pendlerströme quantitativ und qualitativ

so zu steuern, dass die Flächeninanspruchnahmevermindert wird.

Daraus resultieren folgende zentrale Fragestel-lungen:

Wie lassen sich Potenziale der Innenentwick-lung ausschöpfen, ohne ökologische Standort-qualitäten wesentlich zu mindern? Wie können bereits vorgenutzte Flächenmittels neuer Nutzung in den Flächenkreislaufintegriert werden?Wie lassen sich die Vorzüge der Kernstädte alsZentren von Kultur, Bildung und Handel mitden Qualitäten als Wohnstandort verknüpfen?Wie werden Ansiedlungsnachfragen durcheine ökologisch, ökonomisch und sozial sinnvol-le Standortzuweisung stadtregional gesteuert?Wie können qualitativ vertretbare Dichten undMischungen in der Flächennutzung erreichtwerden?

5.3.2 Flächenkreislaufwirtschaft als kooperativer Steuerungsansatz

Stadtregionale Flächenkreislaufwirtschaft kannnicht durch Handlungen eines einzelnen zentra-len Akteurs herbeigeführt werden, sondern nurdurch das koordinierte Handeln derjenigenöffentlichen und privaten Akteursgruppen, diedas Flächengeschehen als Planer, Grundstücksei-gentümer und als Flächennachfrager beeinflus-sen oder steuern.

Hierzu zählen unter anderem die Kommunalpoli-tik, die unterschiedlichen Ressorts der Kommunal-verwaltungen (Stadtentwicklung, Stadtplanung,Umwelt, Wirtschaftsförderung, Liegenschaften,Kämmerei), Regionale Planungsstellen, Unterneh-men, Wirtschaftsförderungsgesellschaften, Deve-loper, Makler, Großflächeneigentümer, Banken,Planungsbüros, Umwelt- und Naturschutzver-bände sowie zivilgesellschaftliche Gremien. Nurin kooperativer Zusammenarbeit und unterBerücksichtigung der Interessen dieser Akteurekönnen tragfähige Strategien für eine Flächen-kreislaufwirtschaft entwickelt und die notwendi-gen Schritte für ihre Umsetzung getan werden. Inbesonderem Maße gilt dies für die Wiedernut-zung von Brachflächen, die häufig als rein kom-

Handlungsbereiche, Instrumente und Akteure einer stadtregionalen Flächenkreislaufwirtschaft

46 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

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munale und zu wenig als eine in Kooperation zwi-schen öffentlichem Sektor und Privatwirtschaftzu lösende Aufgabe betrachtet wird. Koopera-tionsfähigkeit und geeignete Kooperationsstruk-turen sowie Kommunikations-, Informationsver-mittlungs- und Moderationsleistungen habendaher für eine erfolgreiche Flächenkreislaufwirt-schaft eine herausragende Bedeutung.

Vor dem Hintergrund des sehr facettenreichensowie in der Regel durch Gegensätze geprägtenInteressengeflechts der beteiligten Akteure sindeine verständigungsorientierte Vorgehensweiseund dialogartige Zusammenarbeit wichtig, um dieAkteure zur Kooperation zu motivieren. Hilfreichkann es hierbei sein, wenn schon an Formen stadt-regionaler Zusammenarbeit angeknüpft werdenkann, die sich bereits in weniger mit Konkurrenzenund Verteilungskonflikten sowie mit Verzichts-kosten verbundenen Themenfeldern als einer Flä-chenkreislaufwirtschaft erprobt und bewährthaben, und damit schon eingespielte Strukturenfür die Kooperation hergestellt sind. Dies ist insbe-sondere für Stadt-Umland-Konstellationen vongroßer Bedeutung, weil hier das Kräfteverhältniszwischen Kernstadt und Umlandgemeinden häu-fig als sehr ungleichgewichtig wahrgenommenwird und viele Umlandgemeinden Sorge haben,von der Kernstadt vereinnahmt zu werden.

Formelle und informelle öffentlich-rechtliche Orga-nisationsformen, an die bei der Kooperation im

Rahmen einer Flächenkreislaufwirtschaft ange-knüpft werden kann, können Stadt-Umland-Ver-bände, Nachbarschaftsverbände, Planungs- undZweckverbände sein. Sie lassen sich aber auch inöffentlich-rechtlichen Vereinbarungen oder kom-munalen Arbeitsgemeinschaften organisieren. Inübergemeindlicher Zusammenarbeit werden bei-spielsweise gemeinsame Flächennutzungspläneaufgestellt, gemeinsame Gewerbegebiete betrie-ben, interkommunale Kompensationsflächenpoolsentwickelt, regionale Entwicklungskonzepte aufge-stellt. Dabei haben sich in den letzten Jahren eherinformelle, auf Kommunikation und Konsens set-zende Kooperationsstrukturen wie Städtenetzeund Regionalkonferenzen etabliert, die eine Einbin-dung privater Akteure sowie von gesellschaftlichenOrganisationen erlauben.Weiterhin können privat-rechtlich organisierte Gesellschaften z.B. für dieReaktivierung und Vermarktung von Brachflächengebildet werden, die zwar keine hoheitlichen Ent-scheidungen treffen dürfen, aber häufig größerewirtschaftliche und verfahrensseitige Spielräumebesitzen.

Unabhängig von der Wahl der Kooperations- undOrganisationsstrukturen kommt es im Sinneeiner erfolgreichen Kooperation vor allem daraufan, für die Gemeinden, deren bauliche Entwick-lung durch die stadtregionale Flächenkreislauf-wirtschaft stark beschränkt wird, Anreize fürkooperative Vorgehensweisen durch attraktiveKompensationsmechanismen zu schaffen.

Handlungsbereiche, Instrumente und Akteure einer stadtregionalen Flächenkreislaufwirtschaft

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 47

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48 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

6.1 Planspielmethode

6.2 Grobstrukturierung der Planspiele „Fläche im Kreis“

6.3 Planspiel-Varianten

6.4 Planspiel-Beteiligte

6.5 Ablauf der Planspiele

6. PlanspielkonzeptionThomas Preuß, Kilian Bizer, Stephanie Bock, Christa Böhme,Arno Bunzel, Georg Cichorowski, Uwe Ferber, Ulrike Meyer,Peter Rogge, Manuela Rottmann

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Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 49

Im Mittelpunkt des ExWoSt-Forschungsfelds „Fläche im Kreis“ stand die Überprüfung vorhan-dener und anzustrebender stadtregionaler Strate-gien und Maßnahmen einer Flächenkreislauf-wirtschaft durch Vertreterinnen und Vertreter ausVerwaltungen, Immobilienwirtschaft, Industrie,Gewerbe und anderen gesellschaftlichen Grup-pen im Rahmen von Planspielen. Es wurde ermit-telt, wie und unter welchen Rahmenbedingungendie Flächenkreislaufwirtschaft zu einer tragfähi-gen Strategie für Stadtregionen werden und mitwelchen Instrumenten- bzw. Maßnahmenbün-deln dieses Ziel erreicht werden kann. Dabei wur-den in den fünf Planspielregionen städtische bzw.stadtregionale Strategien (integrierte Handlungs-konzepte) einer Flächenkreislaufwirtschaft ent-wickelt, die die Handlungsspielräume der betei-ligten Akteure erhöhen sollen.

6.1 Planspielmethode

Die Methode „Planspiel“ wird in diversen Bran-chen und Sachbereichen eingesetzt. Die damitverbundenen Zielsetzungen und der Ablauf wei-sen allerdings erhebliche Unterschiede auf.

In der Regel dienen Planspiele der Prüfung vonAuswirkungen von Verhaltensweisen und Pro-blemlösungen unter Bezug auf einen konkretenSachverhalt, einen Plan- oder Gesetzentwurf,einen strategischen oder instrumentellen Ansatz.Die Planspielteilnehmerinnen und -teilnehmersollen auf der Basis eines zuvor definiertenModells der Realität Handlungsentscheidungentreffen und diese begründen. Im Unternehmens-bereich dienen Planspiele dem Coaching von Füh-rungskräften in der Entwicklung von Strategienund Problemlösungen. Auch im Bereich der Sied-lungs- und Verkehrsentwicklung 45 sowie zur Ab-schätzung von möglichen Folgen neuer Rechts-

tatsachen im Rahmen von Gesetzesänderungen46

werden Planspiele angewandt.

Planspiele fordern von den Beteiligten ein hohesMaß an vernetztem Denken und Handeln, in wel-ches Erfahrungswissen und Erkenntnisse aus derVerwaltungs- oder Unternehmenspraxis einflie-ßen.

Die Arbeit im Team befähigt die Planspielteilneh-merinnen und -teilnehmer,

das eigene Denken und Handeln zu reflektie-ren,Sachverhalte von verschiedenen Standpunktenaus zu betrachten sowie die Argumente ande-rer kennenzulernen und zu berücksichtigen,gemeinsame Standpunkte und Strategien zuerarbeiten und gegebenenfallsgegensätzliche Einschätzungen und Lösungs-ansätze zu identifizieren.

Die Planspielleiter bzw. -moderatoren haben zumeinen die Aufgabe, das Planspiel an Hand einesProgramms mit bestimmten Aufgabenstellungenzu strukturieren, simulierte Entscheidungssitua-tionen zu beschreiben und mögliche Verständnis-probleme zu klären. Zum anderen sind sie in derRegel für die Ergebnissicherung und -auswertungzuständig. Planspiele sind damit zugleich einLernprozess für alle Beteiligten.

Als Ziele für ein Planspiel in der Raum- undUmweltplanung können gelten:

Identifizierung von Determinanten der räum-lichen Entwicklung (u.a. Standortfaktoren verschiedener Raumnutzungen, Nutzungskon-kurrenzen, Zusammenhang zwischen Sied-lungsentwicklung und Verkehr, Grundstücks-markt),

45 Vgl. Planspiel zur städtebaulichen Weiterentwicklung großer Neubaugebiete (Leipzig-Grünau) von 1997 bis 2000 imRahmen des Experimentellen Wohnungs- und Städtebaus (ExWoSt), Planspiel Innenstadt in Celle und Halle (Saale)von 2000 bis 2001 im Rahmen des Experimentellen Wohnungs- und Städtebaus (ExWoSt), Planspiel zum Manage-ment des ÖPNV in Berlin unter Wettbewerbsbedingungen in den Jahren 2003/2004 im Rahmen des EU-geförderteninternationalen Projektverbundes TELLUS (Transport an Environment Alliance for Urban Sustainability).

46 Vgl. verschiedene Planspiele zur Novellierung des BauGB unter Beteiligung des Deutschen Instituts für Urbanistik, imAuftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), vormals Bundesministerium fürVerkehr, Bau- und Wohnungswesen (BMVBW).

Planspielkonzeption

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Ermittlung zentraler Akteure sowie ihrerHandlungsweisen und Motivation,Verständnis zentraler Aufgaben der Planung,Ermittlung der Vor- und Nachteile des Einsat-zes von Planungsinstrumenten,Erprobung der Zuordnung von Flächennutzun-gen (u.a. komplementäre Nutzungen, Nutzungs-konflikte),Erlernen und Erproben kommunikativer Fähig-keiten,Durchsetzung von sozialen und ökologischenBelangen 47 gegenüber ökonomischen Verwer-tungsinteressen 48.

Im Forschungsfeld „Fläche im Kreis“ wurde dasPlanspiel als Methode der Strategieentwicklunggenutzt, jedoch stellt die Vielzahl der in den Plan-spielen zu untersuchenden Handlungsoptionenbesondere Anforderungen.

Ausgangspunkt der Planspiele war die Überprü-fung der sich aus dem bestehenden Instrumenta-rium ergebenden Handlungsoptionen der Akteureauf regionaler und örtlicher Ebene. Dabei wurdeermittelt, welchen Beitrag diese Handlungsoptio-nen unter den tatsächlichen Verhältnissen in denPlanspielregionen für eine stadtregionale Flächen-kreislaufwirtschaft leisten können. Anders als inretrospektiven Fallstudienuntersuchungen ging eshier um die Weiterentwicklung der bestehendenHandlungsweisen mit dem Ziel einer besserenAusrichtung auf die flächenpolitischen Ziele derBundesregierung. Das Planspieltypische an die-

sem Ansatz ist, dass die Weiterentwicklung derstadtregionalen Maßnahmen und Strategien zwarauf den realen Verhältnissen aufbaut, im Ergebnisaber ein unverbindliches Experiment bleibt.Soweit in den Planspielen Beschlüsse gefasst oderEmpfehlungen gegeben wurden, sind sie nur Fik-tion. Sie können jedoch Impulse für das Handelnder tatsächlich befugten Entscheidungsorganeder Stadtregion geben. Die Umsetzung möglicherBeschlüsse oder Empfehlungen war aber nichtGegenstand der Planspiele, sondern eine Frage derVermittlung der Planspielergebnisse innerhalb derPlanspielregionen/-stadt.

6.2 Grobstrukturierung der Planspiele„Fläche im Kreis“

Die Planspiele zur Flächenkreislaufwirtschaftwurden im Zeitraum Juni 2005 bis April 2006 infünf Planspielregionen durchgeführt. Je Plan-spielphase und Planspielregion fanden je drei ein-tägige Planspielworkshops vor Ort statt, insge-samt also sechs Workshops pro Region. VorBeginn der eigentlichen Planspielphase erfolgtezu Beginn des Jahres 2005 in jeder Planspielre-gion eine Vor-Ort-Analyse der raumrelevantenPlanungen, der Flächenpotenziale und derwesentlichen potenziellen Akteure einer Flächen-kreislaufwirtschaft. Diese Vor-Ort-Analyse wurdemethodisch mit einer Befragung der regionalenAkteure über Ziele, mögliche Vorgehensweisenund Hemmnisse sowie über Einstellungen zurFlächenkreislaufwirtschaft untermauert.

Auf dieser Basis wurden schließlich einerseits die zehn bis zwölf Planspielteilnehmerinnen und-teilnehmer je Region ausgewählt. Andererseitswurden auf der Basis der analysierten Flächen-potenziale und der zu erwartenden Bevölkerungs-und wirtschaftlichen Entwicklung für jede Plan-spielregion Flächenreduktionsziele bis zum Jahr2010 und bis zum Jahr 2020 ermittelt. DieseReduktionsziele dienten im Rahmen der Planspie-

47 Beispielsweise Belange des Milieuschutzes, Belange besonderer Bevölkerungsgruppen, öffentliche Grünflächen,Flächen für Freizeit- und Sportaktivitäten

48 Vgl. Holger Scheibig, PlanLos! Ein Planspiel zur Stadtentwicklung und seine Einsatzmöglichkeiten, Dortmund 1996,S. 46.

Planspielkonzeption

50 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

Planspielmethode

Simulation von Entscheidungsprozessendurch die faktisch zuständigen Akteurinnen undAkteure unter Zugrundelegung realer und alternativ hierzugesetzter Rahmenbedingungenin Städten/Stadtregionenauf der Grundlage eines vorgegebenen Arbeits-programms.

Übersicht 5

Quelle:Deutsches Institutfür Urbanistik,eigene Darstellung

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Planspielkonzeption

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 51

le dazu, den regionalen Handlungsbedarf zu ver-deutlichen, der bestünde, wenn die Flächeninan-spruchnahme analog zu den flächenpolitischenZielen des Bundes reduziert werden würde.

Zu Beginn der Vor-Ort-Analysen wurden imDezember 2004 in Grundsatzvereinbarungenzwischen dem BBR und den einzelnen Planspiel-regionen die Mitwirkungspflichten und Auf-gabenverteilungen fixiert. Diese wurden im Mai2005 in Form von Zielvereinbarungen hinsichtlichQualitätszielen, Mengenreduktionszielen und derFestlegung der Planspielbeteiligten konkretisiert.

6.3 Planspiel-Varianten

Die Planspiele zur Flächenkreislaufwirtschaftwurden in den fünf Planspielregionen – Stadt-Region Stuttgart, Region Mölln, Region Rheinhes-sen-Nahe, Stadt Duisburg und PlanungsregionNordthüringen – in zwei aufeinander folgendenVarianten durchgeführt:

Planspiel I – Status quo: mittelfristige Strategieder Flächenkreislaufwirtschaft unter aktuellen

instrumentellen Rahmenbedingungen miteinem Zeithorizont bis 2010.Planspiel II – Neue Instrumente: InnovativerInstrumenteneinsatz zur Steuerung von Wachs-tums- bzw. Umbau- und Rückbauprozessenmit einem Zeithorizont bis 2020.

Während die Status-quo-Planspiele überwiegendan vorhandene Instrumente und Rahmenbedin-gungen anknüpften, ging es bei den Planspielen„Neue Instrumente“ darum, zu überprüfen, wiesich wesentliche Veränderungen bei den vomBund oder den Ländern gesetzten Rahmenbedin-gungen auf die stadtregionalen Handlungsoptio-nen und auf das tatsächliche Handeln der lokalenund regionalen öffentlichen und privaten Akteureauswirken würden.

6.3.1 Planspielstufe I – Status quo

Die Status-quo-Planspiele knüpften an vorhande-ne Rahmenbedingungen und Instrumente derFlächensteuerung wie organisatorische Struktu-ren, Planungen, Flächeninformationen, Koopera-

Abbildung 13:Ablauf der Planspiele„Fläche im Kreis“

Quelle:Deutsches Institutfür Urbanistik,eigene Darstellung

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tionen und Beschlusslagen an. Geprüft wurdeninsgesamt 29 Einzelinstrumente. Hierfür wurdender Umgang der Akteure mit den bestehendenInstrumenten sowie das diesbezügliche Zusam-menwirken der Akteure in den sieben Handlungs-bereichen Planung, Informationen, Organisation/Management, Kooperation, Budget/Investitio-nen/Förderprogramme, Vermarktung und Anord-nungen analysiert und bewertet 49. Defizite imInstrumentarium wurden identifiziert und Vor-schläge zur Lösung erarbeitet. Grundlagen für dieBewertung bildeten dabei zum einen die in derersten Phase des Forschungsvorhabens im Rah-men von Expertisen vorgelegten Analysen derPotenziale und Defizite einzelner Instrumente,zum anderen die konkreten Erfahrungen der anden Planspielen beteiligten Personen.

6.3.2 Planspielstufe II – Neue Instrumente

Aufbauend auf den Ergebnissen der Status-quo-Planspiele wurde in allen Planspielregionen je einweiteres Planspiel durchgeführt. In dieser Plan-spielstufe wurden innovative Instrumente zurSteuerung von Wachstumsprozessen sowie vonUmbau- und Schrumpfungsprozessen mit einemZeithorizont bis zum Jahr 2020 geprüft.

In den folgenden Bereichen wurden neue Instru-mente bzw. wesentliche Modifikationen beste-hender Instrumente für eine Flächenkreislauf-wirtschaft getestet:

Beeinflussung der Grundstückspreise (Grund-steuerreform, reformierte Grunderwerbsteuer),Preismechanismen für die Neuausweisungvon Flächen (u.a. Kosten-Nutzen-Betrachtung,handelbare Flächenausweisungsrechte, Bau-landausweisungsumlage),Fördermaßnahmen und Subventionen (u.a.Reform des Kommunalen Finanzausgleichs,Kredite für Innenentwicklungsmaßnahmen,Grundstücksfonds),sonstige ökonomische Rahmenbedingungen(u.a. Entfernungspauschale),rechtliche und planerische Instrumente und

Fragestellungen (u.a. Rückbaupflicht, Verfah-rensvereinfachungen).

Insgesamt wurden in der zweiten Planspielphaseüber 20 Einzelinstrumente geprüft.

6.4 Planspiel-Beteiligte

Je Planspielregion waren an den Planspielenjeweils zehn bis zwölf Personen beteiligt. Dazuzählten unter anderen Vertreterinnen und Vertre-ter von Planungsabteilungen aus Gemeinden,Regionen und Landesplanung, der Immobilien-wirtschaft, der Landwirtschaft, von Großflächen-eigentümern, der Industrie- und Handelskammer,der Wirtschaftsförderung, eines Haus- undGrundbesitzerverbands und der Naturschutz-und Umweltverbände. Planerinnen und Planerwaren – aufgrund der Struktur der Planspielregio-nen, die sich in der Regel aus mehreren Gemein-den oder Landkreisen zusammensetzten, und inAnbetracht der Zuständigkeiten für Belange derFlächeninanspruchnahme – vergleichsweise starkin den Planspielgruppen vertreten. Die Auswahlder Planspielerinnen und Planspieler erfolgteunter Berücksichtigung des spezifischen Zu-schnitts der verschiedenen Planspielregionen.

Die Prüfaufgaben im Rahmen der Planspiele wur-den auf die realen Verantwortungsbereiche derbeteiligten Personen zugeschnitten. Die Rollender Planspielbeteiligten wurden in den Planspiel-workshops nicht beliebig zugewiesen, sondernvon den faktisch zuständigen Akteurinnen undAkteuren eingenommen.

Vor dem Hintergrund der jeweiligen fachlichenZusammenhänge und Arbeitshintergründe derPlanspielteilnehmenden sind in deren Bewertun-gen von Instrumenten neben Einschätzungen derunmittelbaren Wirkungsweise von bestehendenund neuen Instrumenten auch Erwägungen hin-sichtlich der Praktikabilität sowie der politischenund verwaltungsseitigen Durchsetzbarkeit derInstrumente und letztlich auch Akzeptanzerwä-gungen eingeflossen.

Planspielkonzeption

52 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

49 Zusätzlich wurde in der Planspielregion Stuttgart die Querschnittsaufgabe Gender Mainstreaming bearbeitet.

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Planspielkonzeption

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 53

6.5 Ablauf der Planspiele

Der Ablauf der Planspiele lässt sich grob in eineVorphase bzw. Vor-Ort-Analysephase und in dieeigentliche Planspielphase untergliedern.

6.5.1 Planspiel-Vorphase

Zu Beginn des Jahres 2005 erfolgte in allen Plan-spielregionen eine Vor-Ort-Analyse der raum- undsiedlungsstrukturellen, demografischen, wirt-schaftlichen und akteursbezogenen Rahmenbe-dingungen. Untersucht wurden unter anderemdie Entwicklung der Inanspruchnahme von Sied-lungs- und Verkehrsfläche, die Bevölkerungs-prognosen bis 2020, Wanderungssalden, institu-tionelle Arrangements und Kooperationen sowiebestehende raumrelevante Planungen und Stra-tegien.

Besonderes Augenmerk lag auf einer Analysebestehender Flächenpotenziale und eventuellerEntwicklungsrestriktionen. Schließlich wurden imVorfeld der eigentlichen Planspiele auch regiona-le Flächenreduktionsziele für Zeiträume bis 2010bzw. bis 2020 ermittelt.

Die Ergebnisse dieser umfassenden Recherchen,Berechnungen und Interviews wurden im Mai2005 in Berichten zur Vor-Ort-Analyse in den Plan-spielregionen gebündelt.

6.5.2 Planspielphase

Die Planspiele fanden in zwei Stufen statt: als Sta-tus-quo-Planspiel im Zeitraum Juni bis November2005 und als Planspiel „Neue Instrumente“ imZeitraum Januar bis April 2006. Die methodischeGrundlage der Planspiele bildete jeweils ein

Abbildung 14:Beteiligte der Planspiele„Fläche im Kreis“

Quelle:Deutsches Institutfür Urbanistik,eigene Darstellung

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Arbeitsprogramm je Planspielphase. Diese Arbeits-programme wurden von der Forschungsgruppevorgegeben und moderiert. Hierin wurden dieausgewählten Instrumente vorgestellt sowiederen Wirkungsweisen und Anreizmechanismenerläutert. Die Arbeitsprogramme enthalten imWeiteren konkrete Arbeitsaufträge an die amPlanspiel beteiligten Personen. Die Arbeitsauf-träge bezogen sich auf die einzelnen Instrumenteder Flächenkreislaufwirtschaft.

Die Arbeitsaufträge lauteten in der ersten Plan-spielphase beispielsweise, Vorlagen oder Vermer-ke zur (Weiter-)Entwicklung der bisherigen Praxisin den jeweiligen Handlungsfeldern zu erarbei-ten, z.B. zur Erforderlichkeit einer interkommu-nalen Flächennutzungsplanung oder zu den

Erfordernissen und Möglichkeiten einer projekt-übergreifenden Kooperation aus der Sicht derWirtschaft.

In der zweiten Planspielphase wurden bestimmtekostenrelevante Sachverhalte z.B. zur Grundsteu-er oder zur Kosten-Nutzen-Betrachtung an ausge-wählten Beispielgrundstücken aus der jeweiligenRegion veranschaulicht.

Diese Vorlagen bildeten in moderierten Work-shops die Grundlage für die Beratung undBeschlussfassung zwischen den am Planspielbeteiligten Akteuren in den jeweiligen Hand-lungsfeldern. Den Bezug zu den Problemen derörtlichen und regionalen Flächeninanspruchnah-me verdeutlichten dabei visualisierte Beispiele zu

Übersicht 6:In den Planspielregionenbetrachtete Flächen-potenziale

1 Nur Duisburg.

Planspielkonzeption

54 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

Erweiterungspotenziale(baulich nicht vorgenutzte Außenbereichsflächen)

Theoretische Entwicklungsreserven ohne PlanungsstatusRegionalplanungsreserven (Bauhoffnungsland)1

FNP-Reserven (Bauerwartungsland)grundsätzlich rücknehmbare B-Plan-Reserven (Rohbauland)

Innenentwicklungspotenziale Baulücken (baureifes Land/Bauland) im Geltungsbereich siedlungserweiternderBebauungspläneBaulücken im Geltungsbereich bestandsorientierter Bebauungspläne und im unbeplanten Innenbereichgeringfügig bebaute Grundstücke/Nachverdichtungspotenziale Brachflächenabsehbare Flächenfreisetzungen

Abbildung 15:Bearbeitungs- und Analyseschritte in denPlanspielen zur Flächen-kreislaufwirtschaft

Plan

spie

lpro

zess

Bearbeitung der durch ein Arbeitsprogramm vorgegebenen Arbeitsaufträge durch ausgesuchte Planspielakteure

Analyse des bisherigen Vorgehens (Selbstreflexion)Benennung von Hemmnissen und LösungsansätzenBeantwortung der durch das Arbeitsprogramm vorgegebenen FragenBearbeitung konkreter, durch das Arbeitsprogramm vorgegebener Aufgaben

Planspielworkshops

Diskussion und Rückkoppelung der Vorlagen und der darin enthaltenen Bewertungen zwischenallen Planspielakteuren Erarbeitung gemeinsamer StandpunkteFeststellung der InteressenkonflikteBeschreibung von Voraussetzungen zur Überwindung von InteressenkonfliktenEmpfehlungen für die Weiterentwicklung der Flächenkreislaufwirtschaft in der RegionEmpfehlungen zur Weiterentwicklung des Instrumentariums

Quelle:Deutsches Institutfür Urbanistik,eigene Darstellung

Quelle:Deutsches Institutfür Urbanistik,eigene Darstellung

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Planspielkonzeption

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 55

Planungen bzw. über zu entwickelnde Flächen-potenziale. Der interaktive Austausch zwischenden Akteuren des Planspiels fand in der Reihe vonsechs Workshops statt.

Die Planspielergebnisse basieren auf Arbeitsvor-lagen und Diskussionen der Planspielbeteiligten,die an Hand eines Arbeitsprogramms mit fach-licher Begleitung und Moderation der Forschungs-gruppe erarbeitet und ausgewertet wurden.Bewertet wurden unter anderem der Zielerrei-chungsbeitrag bestimmter Instrumente im Sinneeiner Flächenkreislaufwirtschaft, deren Wirkungauf die Mobilisierung bestimmter Flächenpoten-zialarten wie etwa Baulücken, Brachflächen oderNachverdichtungspotenziale. Ebenso betrachtetwurde in diesem Zusammenhang die Rolle deram Flächengeschehen beteiligten Akteurinnenund Akteure. Sofern möglich stellten die Plan-spielteilnehmenden einen Konsens über die Wir-kungsweise bzw. den Zielerreichungsbeitrag ein-zelner Instrumente her. Bei unüberwindbarem

Dissens wurden Abstimmungen durchgeführtund die Ergebnisse protokolliert.

Die Planspiele bestanden damit aus zwei Elemen-ten: der Bearbeitung von Arbeitsaufträgen mitmöglichst realen Anknüpfungspunkten sowie derinteraktiven Befassung mit Vorlagen im Rahmenvon Workshops.

Die instrumentellen Empfehlungen aus den Sta-tus-quo-Planspielworkshops, die von den aktuel-len Rahmenbedingungen ausgingen und einenZeithorizont bis etwa 2010 zugrunde legten, mün-deten in einem integrierten Handlungskonzeptfür eine Flächenkreislaufwirtschaft für jede Plan-spielregion, das konkrete Maßnahmenempfeh-lungen enthält.

Darüber hinaus wurden in der zweiten Planspiel-stufe die neuen Instrumente in einer Gesamt-schau im Hinblick auf eine Weiterverfolgungdurch den Bund eingeschätzt.

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56 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

7.1 Auswahl der Planspielregionen

7.2 Kurzdarstellung der Planspielregionen

7.3 Einschätzungen aus den Planspielregionen zur Flächenkreislaufwirtschaft

7. PlanspielregionenThomas Preuß, Kilian Bizer, Stephanie Bock, Christa Böhme,Arno Bunzel, Georg Cichorowski, Uwe Ferber, Gregor Jekel,Ulrike Meyer, Peter Rogge, Manuela Rottmann

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Anzeigentext der öffent-lichen Ausschreibung

Planspielregionen

7.1 Auswahl der Planspielregionen

7.1.1 Öffentliche Ausschreibung der Planspielteilnahme

Die Teilnahme an den Planspielen im ExWoSt-For-schungsfeld „Fläche im Kreis“ wurde im Frühsom-mer 2004 öffentlich ausgeschrieben. Die Aus-schreibung richtete sich an alle deutschen Städteund Gemeinden (auch Samtgemeinden, Amts-gemeinden usw.) sowie Landkreise, wobei diegemeinsame Bewerbung mehrerer Gemeindensowie die Beteiligung von Klein- und Mittelstäd-ten ausdrücklich erwünscht waren. Weiterhinwurden wegen der besonderen Bedeutung derStadt-Umland-Problematik für eine Flächenkreis-laufwirtschaft insbesondere auch Stadt-Umland-Verbände (Nachbarschaftsverbände, Stadtver-bände, Großraumverbände, Kommunalverbände,Planungsverbände) sowie andere interkommuna-le oder regionale Organisationen, die nicht durchVerbandssatzungen formalisiert sind, zur Teilnah-me gebeten.

Im Rahmen des Ausschreibungsverfahrens gingenin der ersten Stufe insgesamt 65 Interessen-bekundungen ein, in der zweiten Stufe des Bewer-bungsverfahrens wurden 37 ausführliche Bewer-bungen eingereicht. Aus dem Kreis der Bewerberwurden vom Bundesamt für Bauwesen undRaumordnung (BBR) und dem Bundesministe-rium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen(BMVBW) fünf Planspielregionen/-städte für eineTeilnahme am Planspiel ausgewählt:

StadtRegion Stuttgart 50,Region Rheinhessen-Nahe,Region Mölln,Stadt Duisburg,Planungsregion Nordthüringen.

7.1.2 Auswahlkriterien

Die Auswahl der Stadtregionen sollte eine mög-lichst breite Streuung von unterschiedlichen Pro-blemlagen und Rahmenbedingungen sowie von

50 Räumlicher Zuschnitt für das Planspiel: Landeshauptstadt Stuttgart sowie die angrenzenden Städte Filderstadt und Ostfildern.

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Entwicklungen der Flächeninanspruchnahmerepräsentieren. Eine Differenzierung wurde insbe-sondere im Hinblick auf die folgenden Kriterienangestrebt:

Lage im Raum: Berücksichtigung von Städten/Stadtregionen möglichst aus verschiedenenBundesländern sowie Berücksichtigung vonStädten/Stadtregionen sowohl aus den altenals auch aus den neuen Bundesländern.Regionstyp: Es sollten Städte/Stadtregionenaus Agglomerationsräumen, verstädtertenRäumen sowie aus ländlichen Räumen an denPlanspielen teilnehmen.Größe der Stadt/Stadtregion: Teilnahme vonGroßstädten/-stadtregionen, von Mittel- undKleinstädten/-stadtregionen.

Entwicklungsdynamik: Durch die Auswahl soll-ten ferner unterschiedliche Entwicklungs-dynamiken abgebildet werden, d.h., es solltenWachstumsstädte/-stadtregionen, Schrump-fungsstädte/-stadtregionen sowie Städte/Regionen mit ausgeglichener Entwicklungs-dynamik teilnehmen.Problemlagen in der städtischen/stadtregio-nalen Flächennutzung: Erfassung möglichsttypischer und übertragbarer Problemlagen wie z.B. Mangel an baureifen Flächen, unzurei-chende interkommunale Abstimmung bei der Flächenentwicklung, mangelnde Bauland-nachfrage bei gleichzeitigem Überangebot anBrachflächen.Formen institutioneller Arrangements in derRegion: Berücksichtigung unterschiedlicherKooperationspartner und Kooperationsformenwie kommunaler Kooperationsstrukturen, inter-kommunaler Formen der Zusammenarbeit,Kooperationen zwischen Kommune und Regio-nalplanung, Public-Private-Partnerships (PPP).Ideen, Konzepte und Ansätze für informelle Pla-nungen im Sinne eines stadtregionalen Flächen-managements: Vorhandensein unter anderemvon Stadtentwicklungskonzepten, Stadter-neuerungskonzepten, Innenentwicklungskon-zepten, sektoral ausgerichteten Konzepten fürWohnen, Gewerbe, Freiräume usw. sowie Kompensationsflächenkonzepte.Datenlage: Vorhandensein von Planwerken,Informationsgrundlagen, Bedarfs- und Poten-zialanalysen und Ähnlichem.

7.1.3 Vereinbarungen mit den Planspielregionen

Um einen reibungslosen Ablauf der Planspielewährend der gesamten Planspielphase zugewährleisten, wurden zwischen jeder Planspiel-region und dem Bundesamt für Bauwesen undRaumordnung eine Grundsatzvereinbarung so-wie eine Zielvereinbarung abgeschlossen (vgl.Anhang). Diese regelten die Leistungen der For-schungsgruppe, die Beteiligung der Mitspiele-rinnen und Mitspieler sowie sonstige Mitwir-kungsanforderungen der Planspielregionen unteranderem in Bezug auf die Bereitstellung vonDaten und Planungsunterlagen, die Organisationnotwendiger Informationsflüsse zwischen den

Abbildung 16:Bewerber für das Planspiel„Fläche im Kreis“

Quelle:Deutsches Institutfür Urbanistik,eigene Darstellung

Planspielregionen

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Planspielregionen

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 59

planspielrelevanten Akteuren innerhalb derStadt/Stadtregion sowie der Forschungsgruppe,die Sicherstellung einer kontinuierlichen Mitwir-kung am Planspiel sowie die Mitwirkung bei derVor- und Nachbereitung der Planspielworkshops.

7.2 Kurzdarstellung der Planspielregionen

Im Folgenden werden die Planspielregionen kurzdargestellt. Weitergehende Beschreibungen derPlanspielregionen mit Angaben zur Bevölke-rungsentwicklung, zur Flächeninanspruchnahme,zur wirtschaftlichen Entwicklung, über bestehen-de Flächenpotenziale, über zentrale Akteure einerFlächenkreislaufwirtschaft u.v.m. befinden sichim Anhang dieser Veröffentlichung.

7.2.1 Eckdaten und räumliche Charakteristika

Die Auswahl der Planspielregionen umfasst eher„kleinere“ Planspielregionen (Region Mölln, Stadt-Region Stuttgart, Stadt Duisburg) mit nur eineroder nur einigen Gebietskörperschaften sowie„größere“ Planspielregionen mit einer Vielzahl vonGebietskörperschaften (RegionalplanungsregionRheinhessen-Nahe, Regionale Planungsgemein-schaft und Planspielregion Nordthüringen).

In Bezug auf die repräsentierten Entwicklungs-dynamiken zählt die StadtRegion Stuttgart zuden wachsenden Regionen, während die StadtDuisburg und die Planungsregion Nordthüringendurch deutliche Schrumpfungsprozesse gekenn-zeichnet sind. Innerhalb der Region Rheinhessen-Nahe sind sowohl wachsende Teilräume (Ostteilder Planungsregion) als auch schrumpfende Teil-regionen (Westteil der Planungsregion) vertreten.Durch eine ausgeglichene Entwicklungsdynamikist die Region Mölln gekennzeichnet.

In allen Planspielregionen stellen, gemessen anihrem Umfang und ihrer Relevanz für eine geord-nete städtebauliche Entwicklung, kleinteiligeInnenentwicklungspotenziale einen wesentlichenSchwerpunkt einer Flächenkreislaufwirtschaft dar.Die Mobilisierung kleinteiliger Innenentwicklungs-potenziale ist das Kernproblem einer Flächenkreis-laufwirtschaft. Gleichzeitig bilden diese Potenziale

den entscheidenden Ansatzpunkt für die Beseiti-gung städtebaulicher Missstände.

Größere Brachflächen sind mit Ausnahme derRegion Mölln zwar in allen Planspielregionen vor-handen, in der Regel wird aber jede Brachflächeals ein Einzelfall mit besonderen Eigenschaftenund Akteurskonstellationen betrachtet. Häufig –vor allem außerhalb alt- oder montanindustriellgeprägter Regionen – besteht bei den großenBrachflächen eine Diskrepanz zwischen ihrer Grö-ße sowie dem aus ihrer Lage und städtebaulichenIntegration resultierenden Potenzial für eine qua-litative Innenentwicklung.

Eine Besonderheit der Planungsregion Nordthü-ringen sind erschlossene Gewerbeflächen großen

Abbildung 17:Lage der Planspielregio-nen „Fläche im Kreis“

Quelle:Deutsches Institutfür Urbanistik,eigene Darstellung

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Umfangs, die aufgrund ihrer Lage und in Anbe-tracht eines langfristig absehbaren Nachfrage-mangels in relevanten Anteilen nur noch für eineRenaturierung prädestiniert erscheinen.

Tabelle 1 vergleicht die Planspielregionen anhandeiniger Parameter.

7.2.2 Zentrale Anforderungen an und Ansatz-punkte für eine Flächenkreislaufwirtschaftin den Planspielregionen

In der folgenden Übersicht 7 werden einige zentra-le Anforderungen an und Ansatzpunkte für einestadtregionale Flächenkreislaufwirtschaft in denPlanspielregionen dargestellt. Sie beziehen sichjeweils auf spezifische Problemlagen in den Stadt-regionen, die im Fokus der Diskussionen in denPlanspielen standen. Darüber hinaus bestehen inden Planspielregionen weitere, teils übereinstim-mende Defizite bzw. Herausforderungen, die z.B.

das Steuerungsvermögen bestehender Planungen,eine verbesserungsbedürftige interkommunaleKooperation oder die langfristige Sicherstellung dertechnischen und sozialen Infrastruktur betreffen.

7.3 Einschätzungen aus denPlanspielregionen zur Flächenkreislaufwirtschaft

7.3.1 Befragung in den Planspielregionen

Im Forschungsfeld „Fläche im Kreis“ wurden imFrühjahr 2005 ausgewählte Akteure aus den Plan-spielregionen zu verschiedenen Aspekten der Flä-chenkreislaufwirtschaft befragt 51. Hierzu zähltenVertreterinnen und Vertreter unter anderem ausKommunalverwaltung und -politik, kommunalenund regionalen Verbänden, Immobilienwirtschaft,Industrie und Gewerbe, Umwelt- und Natur-schutzverbänden, Grundeigentümer sowie Immo-bilienentwickler und -finanzierer. Mit der Befra-

Planspielregionen

60 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

Planspielregion/-stadt

Gesamtfläche (km2)

EWgesamt

Beteiligte Gebietskörperschaften

Gebietstyp/Entwicklungsdynamik

StadtRegionStuttgart

269 667 687 Städte Stuttgart, Filderstadt,Ostfildern, Verband RegionStuttgart

Hoch verdichteter Agglo-merationsraum mit hoher wirtschaftlicher Dynamik

RegionRheinhessen-Nahe

3 041 840 000 LK Alzey-Worms,Bad Kreuznach, Birkenfeld,Mainz-Bingen, Stadt Mainz

verdichteter Agglomerations-raum mit hoher wirtschaft-licher Dynamik im RaumRheinhessen, geringer verdichtet und teils struktur-schwach im Naheraum

Region Mölln 192 28 900 Stadt Mölln,Ämter Breitenfelde und Nusse, Kreis Herzogtum Lauenburg

am Rande des HamburgerAgglomerationsraums,überwiegend ländlichgeprägt

Stadt Duisburg 233 503 664 Stadt Duisburg hohe bauliche Dichte, tiefge-hender wirtschaftlicher undräumlicher Strukturwandel

Planungsregion Nordthüringen

3 661 413 902 LK Nordhausen, Kyffhäuser,Eichsfeld, Unstrut-Hainich,Städte Nordhausen,Sondershausen, Rossleben,VG Uder und VG EichsfelderKessel

überwiegend ländlicherRaum, Schrumpfungsprozessinsbesondere in den LK Nordhausen und Kyffhäuser,relativ stabile Entwicklung im LK Eichsfeld

Tabelle 1:Größe und Einwohnerzahlder Planspielregionen/-städte

Quelle:Deutsches Institutfür Urbanistik,eigene Darstellung

51 Vgl. Gregor Jekel, Auswertung einer Akteursbefragung in den Planspielregionen des ExWoSt-Forschungsfelds „Flächeim Kreis“ im Frühjahr 2005, Berlin 2006 (unveröffentlicht).

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Übersicht 7:Zentrale Anforderungenan und Ansatzpunkte für eine stadtregionaleFlächenkreislaufwirt-schaft in den Planspiel-regionen

Planspielregionen

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 61

Planspielregion/-stadt Stadt- und Regionalentwicklung Flächenpotenziale Sonstiges

StadtRegionStuttgart

Kontinuierliche Nachfrage nachWohn- und GewerbeflächenIntensivierung der interkommunalenKooperationFortschreitender Freiraumentzug

Stärkere Orientierung auf den Flächen- undGebäudebestand

RegionRheinhessen-Nahe

Anpassung der Flächennutzung andemografischen WandelVerbesserte Steuerung durch Regionalplanung:Verbesserung der interkommunalenZusammenarbeitKriterien der Potenzialermittlung als PlanungsgrundlageSicherung von Freiräumen

Konversion als ordnungs-und strukturpolitische Daueraufgabe

Verbesserung der Flächeninformationen

Region Mölln Differenzierte demographische EntwicklungDifferenzierte Flächenentwicklung „20-Prozent-Regel“ als Obergrenzefür die EigenentwicklungErhalt naturräumliche Potenziale

Kleinteiliges und geringes Innenentwick-lungspotenzial

Kleinteilige Verwaltungs-strukturFlächenintensive BauformenHohe InfrastrukturkostenGeringes Problembewusst-sein für Flächenkreislauf-wirtschaft

Stadt Duisburg Strategie nachhaltiger Stadt-entwicklung Realisierung bedeutender StadtentwicklungsprojekteStadtumbau

Regionales Überangebotan Gewerbeflächen Beseitigung von Mobilisie-rungshemmnissen beiBrachflächenEntwicklung größerer Brachflächen

PlanungsregionNordthüringen

Räumliche Steuerung der Flächen-ausweisung und Konzentration aufden BestandIntelligentes Flächenmanagementund Stadtumbau Auswirkungen neuer Verkehrsinfra-struktur auf bestehende Gewerbe-standorte

Enorme Potenziale für Rückbau, Zwischen-nutzung und Renaturierung

Akzeptanz für Flächen-kreislaufwirtschaft:Vervollständigung und Qualifizierung von Flächenpotenzialdaten Finanzknappheit der Kommunen

gung wurden im Vorfeld der Planspiele das Erfah-rungswissen eines weiten Kreises von Akteurender Flächenkreislaufwirtschaft erschlossen sowieKenntnisse über die Steuerung der Flächennach-frage und über die Wirkung von Instrumentengewonnen. Darüber hinaus wurden die Einstel-lung und das Problembewusstsein maßgeblicherAkteure zum Thema Flächenkreislaufwirtschaftermittelt. Der Umfrageauswertung liegen dieAntworten von 114 Personen zu Gunde. Die Befra-gungsergebnisse erheben nicht den Anspruch der

Repräsentativität, vielmehr stellen sie eineMomentaufnahme von Einstellungen und Bewer-tungen von ausgewählten Akteuren aus den Plan-spielregionen dar.

Die Auswertung erfolgte sowohl nach Akteurs-gruppen als auch in Bezug auf Unterschiede undGemeinsamkeiten zwischen den fünf Planspiel-regionen. Ausführliche Angaben über Struktur undErgebnisse der Befragung in den Planspielregionenbefinden sich im Anhang dieser Veröffentlichung.

Quelle:Deutsches Institutfür Urbanistik,eigene Darstellung

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Planspielregionen

62 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

7.3.2 Zusammenfassung der Befragungsergebnisse

Die Antworten der Befragten verdeutlichen einenbreiten akteursgruppenübergreifenden Konsensin zahlreichen Einzelaspekten. Insbesondere inBezug auf die Problemlagen der Flächeninan-spruchnahme besteht große Übereinstimmung.Die Hauptziele der Flächenkreislaufwirtschaft –Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahmeund Vorrang der Innenentwicklung – werden vonden Befragten aus den verschiedenen Akteurs-gruppen überwiegend unterstützt.

Differenziert betrachtet werden die Problem-lösungsansätze zur Verminderung der Flächen-inanspruchnahme. Ansätze zur Verteuerung derFlächenneuinanspruchnahme, wie sie von Vertre-terinnen und Vertretern der Planung oder ausdem Umweltbereich favorisiert werden, findenbei wirtschaftsnahen Akteuren weniger Zustim-mung. Planungshemmnisse für Innenbereichs-projekte, die von wirtschaftsnahen Akteurengenannt werden, sind nach Ansicht der Plane-rinnen und Planer nicht verantwortlich für diezögerliche Innenentwicklung. Breite Zustimmungfindet bei den meisten Akteuren die finanzielleFörderung von Innenentwicklungsprojekten. Steu-erliche Anreize zur Beeinflussung der Flächen-inanspruchnahme finden außer bei den Akteurendes Umweltbereichs dagegen wenig Zustim-mung. Der Zugang zu flächenbezogenen Informa-tionen erscheint aus der Sicht zahlreicher Akteureverbesserungsbedürftig.

Insgesamt wurde von allen Akteuren eine Vielzahlinstrumenteller Ansätze benannt, die im ZeitraumJuni 2005 bis April 2006 in den Planspielen über-prüft wurden.

Kommunalpolitik und Kommunalverwaltung gel-ten als die Hauptakteure einer Flächenkreislauf-wirtschaft, was auf die Rahmen setzende Funk-tion der öffentlichen Hand für das Handelnanderer beteiligter Akteure des Flächengesche-hens hindeutet.

Bei der regionalen Auswertung der Akteursbe-fragung konnten zahlreiche Besonderheiten fest-gestellt werden, die sich einerseits auf die struktu-

rellen Rahmenbedingungen in der jeweiligenRegion, andererseits auf die unterschiedliche Verteilung der Akteursgruppen in den Regionenbeziehen.

In der Wachstumsregion Stuttgart, die auchzukünftig von einem starken Nutzungsdruck aufden Außenbereich geprägt sein wird und in derneben der Kommunalpolitik auch Engagierte ausUmweltverbänden und -abteilungen stark ver-treten waren, wird den Zielen der Flächenkreis-laufwirtschaft, vor allem mit umweltbezogenenArgumenten begründet, eine besonders hoheBedeutung beigemessen.

Auch in der ländlich geprägten Region Mölln wirdmit einer überwiegenden Entwicklung von Sied-lungsflächen im Außenbereich gerechnet. Den-noch bewerten die Vertreterinnen und Vertreteraus dieser Region die Ziele der Flächenkreislauf-wirtschaft nicht so hoch wie Befragte in denanderen Regionen. Als Gegenargument wird vorallem die Ausrichtung der Nachfrage auf Neu-ausweisungsflächen genannt. Allerdings gibt eshier auch nur wenige Flächen im Innenbereich,die für eine Umnutzung oder Nachverdichtungzur Verfügung stehen würden.

Die Antworten aus der Region Rheinhessen-Nahesind geprägt durch die Perspektive der hier starkvertretenen Akteure der überörtlichen Planung.Die Heterogenität der Region mit teils stark wach-senden Gemeinden im Osten und strukturschwa-chen Gebieten im Westen drückt sich auch in teil-weise scheinbar gegenläufigen Argumenten wieder Abwehr von schrumpfungsbedingten Auswir-kungen der Siedlungsentwicklung einerseits undhohen Grundstückspreisen und zunehmenderZersiedelung andererseits aus.

In Duisburg sind die Rahmenbedingungen derSiedlungsentwicklung momentan und zukünftigdurch die Prozesse des seit Jahrzehnten anhalten-den Strukturwandels und der damit verbundenenSchrumpfung geprägt.Von den dortigen Akteurenwird daher ein Hauptaugenmerk auf die Entwick-lung innerstädtischer Grundstücke und Brachengelegt. Schlüsselakteure für die angestrebte vorrangige Innenentwicklung und zugleich wich-tigstes Hemmnis sind dabei die Immobilieneigen-

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tümer, die selbst einen großen Anteil der Befrag-ten stellen.

Die Situation in der Region Nordthüringen wirddurch die Perspektive der hier stark vertretenenAkteure der Wirtschaftsförderung geprägt: Diehohen langfristigen Kosten von Flächenneu-ausweisungen, die einerseits als Grund für einUmsteuern zur Flächenkreislaufwirtschaft gelten,

werden allerdings dann in Kauf genommen, wenndas Bestehen in der Standortkonkurrenz als Grundfür Flächenneuausweisungen angeführt wird.

Damit wurden in der Befragung Ergebnisseermittelt, die neben weiteren Vor-Ort-Analysenein Gesamtbild zentraler Anforderungen an undAnsatzpunkte für eine stadtregionale Flächen-kreislaufwirtschaft (vgl. Kapitel 7.2.2) ergeben.

Planspielregionen

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 63

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64 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

8. Zusammenfassung:Strategie Flächenkreislauf-wirtschaftThomas Preuß

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Zusammenfassung: Strategie Flächenkreislaufwirtschaft

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 65

Nach der Darstellung von Prinzip, Strategie undPolitikansatz der Flächenkreislaufwirtschaft undihrer Aktionsfelder werden im Folgenden einigewesentliche Kernbotschaften hierzu zusammen-gefasst.

Gegenwärtige Problemlage der Flächeninanspruchnahme

In der Bundesrepublik Deutschland ist ein perma-nenter Zuwachs von Siedlungs- und Verkehrs-fläche festzustellen. Eine Inanspruchnahme neuerFlächen ist sowohl in wachsenden als auch inschrumpfenden Regionen zu verzeichnen. Es wirdnach wie vor erheblich mehr Gebäude- und Frei-fläche im Umland der Kernstädte als in den Zen-tren in Anspruch genommen. Oftmals ist nur imUmland der Städte Bauland ausreichend undpreisgünstig vorhanden.

Verschiedene Nutzungsansprüche konkurrierenum die begrenzte Ressource Fläche. Die Standort-konkurrenz zwischen den Kommunen um Ein-wohnerinnen und Einwohner sowie Arbeitsplätzeführt zu neuen Flächenausweisungen, gleichzei-tig fallen an anderer Stelle Flächen und Gebäudebrach. Das Brachfallen vormals gewerblicher undzunehmend auch wohnwirtschaftlich genutzterFlächen ist damit zu einem zentralen Problem derStadtentwicklung geworden.

Mit der seit Jahrzehnten anhaltenden Abwan-derung in das Umland verlieren Städte Einwohne-rinnen und Einwohner und oft auch Arbeitsplätzean das Umland. Damit sinken nicht nur die Steu-ereinnahmen der Städte, sondern unterhalb be-stimmter ökonomischer Schwellenwerte werdendie Tragfähigkeitsschwellen für technische undöffentliche Infrastruktur unterschritten: die Städ-te perforieren von innen heraus.

Neuere Untersuchungen, die sich mit den Phäno-menen der alternden und kinderarmen Gesell-schaft auseinander setzen, prophezeien eine steigende Nachfrage nach Stadt und den Alloka-tionsvorteilen zentralörtlicher Standorte in einerdienstleistungsorientierten Gesellschaft.

Erfordernis der Flächenkreislaufwirtschaft

Der wirtschaftsstrukturelle und demografischeWandel erfordert ein Umdenken weg von derSiedlungsexpansion hin zur Bestandserneuerung.Stadtentwicklung und Stadtumbau sind daherzentrale Politikfelder.

Die Notwendigkeit für eine Kreislaufführung inder Flächeninanspruchnahme ergibt sich einer-seits aus dem Gebot des Freiraumschutzes undder Tatsache der Begrenztheit der bebaubarenFreiflächen in den Agglomerationen. Andererseitssind unter Effizienzgesichtspunkten primär un-genutzte Flächen im Siedlungsbestand zu entwik-keln, um zunehmend unterausgelastete oder leerstehende und damit kostspielige Infrastrukturenzu vermeiden. Die Sicherung der städtischenInfrastruktur wird zu einer zentralen Herausforde-rung der Daseinsvorsorge.

Das Hauptaugenmerk von Flächenhaushaltspolitikverlagert sich damit zunehmend von einer verträg-lichen Steuerung des Siedlungszuwachses hin zueinem Umbau des Siedlungsbestandes. Die bislangverfügbaren informatorischen, planerischen undordnungsrechtlichen Instrumente sowie Ansätze derKooperation reichen nicht aus, um eine gravieren-de Reduzierung der Flächeninanspruchnahme undeine konsequente Innenentwicklung zu bewirken.

Politische Verankerung der Hauptziele der Flächenkreislaufwirtschaft

In der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie derBundesregierung wurden im Jahr 2002 das Men-genziel der Reduzierung der Flächeninanspruch-nahme auf 30 Hektar je Tag und das Qualitätszielder vorrangigen Innenentwicklung im Verhältnisvon Innen- zu Außenentwicklung 3:1 bis zum Jahr2020 verankert. Das Ziel der „Verminderung derFlächeninanspruchnahme“ ist durch die Forde-rung nach Stärkung der Innenentwicklung im Koalitionsvertrag der Bundesregierung vomNovember 2005 noch einmal bekräftigt worden. Eserfährt auf der politischen Agenda auch im Jahr2006 einen vergleichsweise hohen Stellenwert.

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Wesentliche Ziele der Flächenhaushaltspolitik sinddie Wiedernutzung und der Umbau bestehenderund brachliegender Flächenpotenziale und dabeidie deutliche Reduzierung der Inanspruchnahmevon Freiflächen für Siedlungserweiterungen.

Flächenkreislaufwirtschaft als Bewirtschaftungs- und Politikansatz

Der Flächenkreislaufwirtschaft liegt ein Bewirt-schaftungsansatz für die gesamte Stadt oderStadtregion zu Grunde, der vorrangig und syste-matisch die Ausschöpfung von Potenzialen derBestandsentwicklung und der In-Wert-Setzungvon Brachflächen verfolgt, gleichwohl jedochauch die unter bestimmten Bedingungen erfor-derliche Inanspruchnahme neuer Flächen zulässt.

Flächenkreislaufwirtschaft setzt konsequent ander Innenentwicklung (u.a. Brachenrecycling,Dichteerhöhung, Baulücken, Mehrfachnutzun-gen) an. Der gesamte Nutzungszyklus von Pla-nung, Nutzung, Nutzungsaufgabe, Brachliegenund Wiedereinbringen von Gebäuden und Flä-chen wird in den Mittelpunkt gestellt. Das Ziellautet: dynamischer Bestandserhalt.

Flächen ohne langfristige bauliche Nutzung wer-den zurückgebaut und renaturiert, in Lagen mitentsprechendem Siedlungsdruck werden alte Flä-chen neu genutzt oder Bestandsflächen nachver-dichtet. Die quantitativen und qualitativen Zieleerfordern eine neue Denkrichtung in der Flächen-politik sowie „intelligente“ Instrumentenverbünde.

Flächenkreislaufwirtschaft nimmt die folgenden,bisher nicht systematisch behandelten Heraus-forderungen der Flächennutzung in den Blick:

Verhältnis der Lage bebaubarer Flächen undder Standortanforderungen potenzieller Nutze-rinnen und Nutzer,Kosten- und Erlösrelation der Nutzung bzw.In-Wert-Setzung von Flächen im Innenbereich,Finanzierung und Organisation von Zwischen-nutzungen und Renaturierung,zeitliche Optimierung und Koordinierung derReaktivierung von Brachflächen und Bau-lücken,

Dynamik der Flächennachfrage sowie daraufausgerichtete Strategien und Instrumente.

Der langfristig ausgerichtete Politikansatz derFlächenkreislaufwirtschaft ruht auf drei Säulen:

Leitbild einer nachhaltigen und ressourcen-schonenden Entwicklung des Raums,Etablierung des Kreislaufgedankens als hand-lungsleitendes Prinzip der Flächennutzungund -entwicklung,Entwicklung und Einsatz von integrierten Strategien und Instrumenten einer dauerhaftumweltgerechten kommunalen und stadt-regionalen Bodenpolitik.

Strategien zur Beförderung einer Flächenkreis-laufwirtschaft sind als Policy-Mix zu konzipieren.Sowohl die Angebotsseite (öffentliche Hand) alsauch die Nachfrageseite (Private für Zwecke Wohnen, Gewerbe/Dienstleistung und Freizeit)sind Adressaten steuernder Instrumente. Erstdurch das abgestimmte Zusammenwirken dereinzelnen Instrumente werden die Ziele erreicht,denn über singuläre Instrumente ist in der Praxiskein ausreichender Zielerreichungsbeitrag zu realisieren.

Die Vision der Flächenkreislaufwirtschaft ist einevitale, modernisierte, konsolidierte und wirt-schaftsstarke Stadtregion, deren Flächenentwick-lung ganz überwiegend auf Bestandsflächenerfolgt.

Ansatz, Ziele und Methodik des ExWoSt-Forschungsfelds „Fläche im Kreis“

Zentraler Ansatz des ExWoSt-Forschungsfeldssind Planspiele in fünf Regionen Deutschlands,die durch unterschiedliche Problemlagen hin-sichtlich der Flächeninanspruchnahme gekenn-zeichnet sind. Gesucht wurde ein geeigneter Poli-cy-Mix, mit dem unter unterschiedlichenRahmenbedingungen in einer Kombination ausrechtlichen, planerischen und ökonomischenInstrumenten die flächenpolitischen Ziele desBundes erreicht werden können. Damit sollen dieErgebnisse des Forschungsfelds den Bund und dieStadtregionen gleichermaßen bei der Bewälti-

Zusammenfassung: Strategie Flächenkreislaufwirtschaft

66 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

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Zusammenfassung: Strategie Flächenkreislaufwirtschaft

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 67

gung der Herausforderungen hin zu einer Flä-chenkreislaufwirtschaft unterstützen.

Das ExWoSt-Forschungsfeld betrachtete folgendegrundlegenden Strategieelemente der Flächen-kreislaufwirtschaft:

Systematische Erfassung bestehender sowiezu erwartender Flächenpotenziale,systematischer Abgleich von Potenzialen mitder aktuellen und zu erwartenden Nachfragenach Flächen und Nutzungen,Mengensteuerung durch übergeordnete Pla-nungsebenen mittels verbindlicher Ziel- undMessgrößen sowie Qualitätssteuerung,Kooperation in den Kommunen, zwischen denKommunen und innerhalb von Stadtregionensowie zwischen den öffentlichen und privatenAkteuren zur Feinsteuerung von Quantitätenund Qualitäten der Flächennutzung bzw. zurStandortfindung,finanzieller Lasten- und Nutzenausgleich inner-halb der Stadtregion.

Insbesondere in den folgenden Handlungsbe-reichen wurden in zwei Planspielstufen sowohlbestehende als auch neue Instrumente einer Flächenkreislaufwirtschaft überprüft:

Informationen,Planung,Kooperation,Organisation/Management,ökonomische Anreize, Budget und Investitionen,Vermarktung,Rechtsetzung und Anordnungen,Querschnittsaufgabe Gender Mainstreaming.

Auf der Basis darauf ausgerichteter Arbeits-programme wurden in den Planspielen in fünfPlanspielregionen – StadtRegion Stuttgart,Region Mölln, Region Rheinhessen-Nahe, Stadt

Duisburg, Planungsregion Nordthüringen – imRahmen einer Workshopreihe mit jeweils zehn biszwölf Akteuren des stadtregionalen Flächenge-schehens etwa 50 instrumentelle Ansätzegeprüft und diskutiert. Als Ergebnis wurdenHandlungsempfehlungen für den Bund und diePlanspielregionen sowie stadtregionale Instru-mentenbündel vorgelegt.

Einschätzungen von Akteursgruppen zur Flächenkreislaufwirtschaft

Eine im Vorfeld der Planspiele in den Planspiel-regionen durchgeführte Befragung zu Zielen, Pro-blemen, Lösungsansätzen und Akteuren einer Flächenkreislaufwirtschaft verdeutlicht einengrundsätzlichen Konsens in Bezug auf die Pro-blemlagen der Flächeninanspruchnahme wieauch in der Unterstützung der Hauptziele der Flächenkreislaufwirtschaft: Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme und Vorrang derInnenentwicklung. In den Akteursgruppen werdenjedoch Problemlösungsansätze zur Verminderungder Flächeninanspruchnahme differenziert be-trachtet. Differenzierte Einschätzungen resultie-ren dabei auch aus spezifischen Problemlagenund strukturellen Rahmenbedingungen in derjeweiligen Region. Ansätze zur Verteuerung derFlächenneuinanspruchnahme finden bei wirt-schaftsnahen Akteuren eher geringe Zustim-mung. Steuerliche Anreize zur Beeinflussung derFlächeninanspruchnahme finden, abgesehen vonden Akteuren des Umweltbereichs, ebenfallswenig Zustimmung. Breite Zustimmung findet beiden meisten Akteuren die finanzielle Förderungvon Innenentwicklungsprojekten. Kommunal-politik und Kommunalverwaltung gelten als dieHauptakteure einer Flächenkreislaufwirtschaft,was auf die Rahmen setzende Funktion der öffent-lichen Hand für das Handeln anderer beteiligterAkteure des Flächengeschehens hindeutet.

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9. Ausblick: Weitere Publikationen in der Reihe „Perspektive Flächen-kreislaufwirtschaft“

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Ausblick: Weitere Publikationen in der Reihe „Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft“

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 69

Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung(BBR) gibt zum ExWoSt-Forschungsfeld „Fläche imKreis“ eine dreibändige Sonderveröffentlichungs-reihe heraus.

Der hier vorgelegte Band 1 mit dem Titel „Flächen-kreislaufwirtschaft:Theoretische Grundlagen undPlanspielkonzeption“ widmet sich vertieft dentheoretischen Grundlagen der Flächenkreislauf-wirtschaft, den Besonderheiten dieses neuen Poli-tik- und Strategieansatzes, der Ausgestaltung derPlanspiele, den beteiligten Planspielregionen so-wie den Einschätzungen der Akteure zur Flächen-kreislaufwirtschaft. Damit umfasst dieser Bandvielfältige Basisinformationen für die darauf auf-bauenden Bände 2 und 3, die Ergebnisse der Plan-spiele und daraus folgende Erkenntnisse für denerfolgreichen Einsatz von Instrumenten und Stra-tegien einer Flächenkreislaufwirtschaft darstellen.

Im Band 2 mit dem Titel „Flächenkreislaufwirt-schaft: Was leisten bestehende Instrumente?“werden die Ergebnisse der Status-quo-Planspielein den fünf Planspielregionen aufbereitet undEmpfehlungen für den zielgerichteten Einsatzbestehender planerischer, informatorischer, ord-nungsrechtlicher und sonstiger Instrumente

sowie kooperativer Ansätze abgeleitet. Weiterhinwird die Erarbeitung von integrierten Handlungs-konzepten für eine stadtregionale Flächenkreis-laufwirtschaft praxisnah dargestellt.

Band 3 der Reihe erscheint unter dem Titel „Flächen-kreislaufwirtschaft: Neue Instrumente für neue Ziele“ und stellt auf der Basis der Planspiele „NeueInstrumente“ mögliche instrumentelle Ansätze miteiner langfristigen Perspektive bis 2020 vor. Hierstehen Instrumente im Mittelpunkt, die kurz- undmittelfristige Strategien für eine Flächenkreislauf-wirtschaft ergänzen können. Insbesondere geht esum Ansätze, mit denen die Flächeninanspruchnah-me sowie das Ausweisungs- und Nutzungs-verhalten öffentlicher und privater Akteure mittelsökonomischer Anreize gesteuert werden.

Im Frühjahr 2007 wird in der Reihe „Werkstatt:Praxis“ des Bundesministeriums für Verkehr, Bauund Stadtentwicklung (BMVBS) und des Bundes-amts für Bauwesen und Raumordnung (BBR) einSynthesebericht zum Forschungsfeld erscheinen,in welchem die Schlussfolgerungen aus dem gesamten Forschungsfeld für eine Flächenkreis-laufwirtschaft in Form von Empfehlungen an denBund komprimiert dargestellt werden.

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70 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

Gesamtliteraturverzeichnis

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Gesamtliteraturverzeichnis

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 71

Page 72: Band 1 Theoretische Grundlagen und …6.3.1 Planspielstufe I – Status quo 51 6.3.2 Planspielstufe II – Neue Instrumente 52 6.4 Planspiel-Beteiligte 52 6.5 Ablauf der Planspiele

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Gesamtliteraturverzeichnis

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Stadtentwicklung und Wohnen des Landes Bran-denburg (Hrsg.), Wohnen und Leben mit Rückbau,Risiken und Chancen schrumpfender Städte, Pots-dam 2001, S. 41–51.

Kuhmann, Manfred, Die Region Mölln auf demWeg zu einer abgestimmten Siedlungsentwick-lung, in: Bundesamt für Bauwesen und Raumord-nung (BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Informationen 25/2„Fläche im Kreis“, Bonn 2005, S. 14–16.

Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen mbH,Zwischenbericht zur landesweiten Brachflächen-erfassung, Erfurt 2005 (unveröffentlicht).

LBS Research, Eigenheimneubau kehrt in die Städ-te zurück, 2005, www.lbs.de.

Ministerium für Ernährung und Ländlichen RaumBaden-Württemberg, Strukturkommission Land-wirtschaft auf den Fildern. Abschlussbericht, Stutt-gart 2006, www.mlr.baden-wuerttemberg.de

Opaschowski, Horst W., Die neue Lust auf Stadt –Abschied vom urbanen Pessimismus, Darmstadt2005.

Pajonk, Detlef, und Ariane Ruff, Durchführung vonPlanspielen zur Flächenkreislaufwirtschaft in derPlanungsregion Nordthüringen, in: Bundesamtfür Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.),ExWoSt-Informationen 25/2 „Fläche im Kreis“,Bonn 2005, S. 23–25.

Pajonk, Detlef, und Ariane Ruff, Chancen, Poten-ziale und Hemmnisse einer nachhaltigen Flächen-nutzung in einer schrumpfenden Region, in:Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung(BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Informationen 25/3 „Flächeim Kreis“, Bonn 2006, S. 20–21.

Pearce, David W., und R. Kerry Turner, Economics of Natural Resources and the Environment, Balti-more 1990.

Preuß, Thomas, und Manuela Rottmann, Berichtzur Vor-Ort-Analyse in der Planspielregion Rhein-hessen-Nahe, Berlin 2005 (unveröffentlicht).

Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE), Mehr Wertfür die Fläche: Das „Ziel-30-ha“ für die Nachhaltig-keit in Stadt und Land. Empfehlungen des RNE andie Bundesregierung, Berlin 2004 (Texte, Nr. 11).

Regionale Planungsgemeinschaft Nordthüringen(Hrsg.), Pendlerverflechtungen in Nordthüringen,

bearb. von Prof. Dr. Usbeck – Büro für Stadt- undRegionalentwicklung, Sondershausen 2004.

Runkel, Peter, Das Leitbild des „aktivierenden Staa-tes“ im Stadtumbauprozess, in: vhw-Forum Wohn-eigentum, H. 4 (2004), S. 176, 179.

Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU), Füreine dauerhaft umweltgerechte Entwicklung,Berlin 1994 (BT-Drs. 12/6995).

Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU), Kon-zepte einer dauerhaft-umweltgerechten Nutzungländlicher Räume. Sondergutachten, Stuttgart 1996.

Scheibig, Holger, PlanLos! Ein Planspiel zur Stadt-entwicklung und seine Einsatzmöglichkeiten,Dortmund 1996 (Diplomarbeit).

Schiller, Georg, und Stefan Siedentop, Infrastruktur-folgekosten der Siedlungsentwicklung unterSchrumpfungsbedingungen, in: DISP 160, H. 1/2005,Urban Sprawl, S. 83–93.

Stadt Mainz, Amt für Stadtentwicklung, Statistikund Wahlen, Stadt-Umland-Studie für das GebietMainz-Rheinhessen, Mainz 2004.

Statistisches Bundesamt, Umwelt. Umweltproduk-tivität, Bodennutzung, Wasser, Abfall. Ausgewähl-te Ergebnisse der Umweltökonomischen Gesamt-rechnungen und der Umweltstatistik 2003,Presseexemplar, Wiesbaden 2003.

Statistisches Bundesamt, UmweltökonomischeGesamtrechnung – Umweltnutzung und Wirt-schaft, Wiesbaden 2004, www.destatis.de.

Statistisches Bundesamt, Statistische Landesämter,Flächenerhebung nach Art der tatsächlichen Nut-zung, Wiesbaden u.a. 2005.

Statistisches Bundesamt, Siedlungs- und Verkehrs-fläche nach Art der tatsächlichen Nutzung, Wies-baden 2002.

Statistisches Landesamt Baden-Württemberg,4 845 000 Wohnungen in Baden-Württemberg,Stuttgart 2005 (Pressemitteilung vom 9.5.2005).

Statistisches Landesamt Rheinland Pfalz, KreisfreieStädte und Landkreise, Ausgabe 2004.

Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, Wande-rungsgewinn 2005 abgeschwächt. Starker Aus-tausch mit den benachbarten Bundesländern,Mitteilung Nr. 112 vom 18.7.2006.

Gesamtliteraturverzeichnis

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 73

Page 74: Band 1 Theoretische Grundlagen und …6.3.1 Planspielstufe I – Status quo 51 6.3.2 Planspielstufe II – Neue Instrumente 52 6.4 Planspiel-Beteiligte 52 6.5 Ablauf der Planspiele

Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, Nutzungder Bodenfläche zum 31.12.2005. Ergebnisse derFlächenerhebung (tatsächliche Nutzung), BadEms 2006.

Thüringer Landesamt für Statistik, Flächen nachArt der tatsächlichen Nutzung nach Kreisen 2004,Erfurt 2005, www.tls.thueringen.de

Thüringer Ministerium für Bau und Verkehr,Landesentwicklungsbericht 2004, Erfurt 2004.

Umweltbundesamt, Reduzierung der Flächeninan-spruchnahme durch Siedlung und Verkehr, Berlin2003 (UBA Texte 90/2003).

Vallée, Dirk, Arbeitspapier zu den Planspielen „Fläche im Kreis“ vom 6.6.2005, Stuttgart 2005(unveröffentlicht).

Vallée, Dirk, und Thomas Preuß, Steuerung der Flächeninanspruchnahme und Erhalt von Frei-räumen in der Region Stuttgart, in: Bundesamtfür Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.),

ExWoSt-Informationen 25/3 „Fläche im Kreis“,Bonn 2006, S. 16–17.

Verband Region Stuttgart, Regionalplan für dieRegion Stuttgart vom 22. Juli 1998, Stuttgart 1999.

Verband Region Stuttgart u.a. (Hrsg.), Struktur-bericht Region Stuttgart 2003. Entwicklung vonWirtschaft und Beschäftigung. Schwerpunkt:Internationalität, Stuttgart und Tübingen 2003.

Verband Region Stuttgart (Hrsg.), Perspektiven2025 Region Stuttgart. Modellrechnungen zurZukunft von Leben, Wohnen und Arbeiten in derRegion Stuttgart bis 2025, bearb. von Pestel Insti-tut für Systemforschung e.V., Hannover 2006.

Williamson, Oliver E., The Economic Institutions ofCapitalism. Firms, Markets and Relational Con-tracts, New York 1985.

Zentralverband des deutschen Baugewerbes,Analyse & Prognose. Bauwirtschaftlicher Bericht2005/2006, Berlin 2006.

Gesamtliteraturverzeichnis

74 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

Page 75: Band 1 Theoretische Grundlagen und …6.3.1 Planspielstufe I – Status quo 51 6.3.2 Planspielstufe II – Neue Instrumente 52 6.4 Planspiel-Beteiligte 52 6.5 Ablauf der Planspiele

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 75

A Literaturhinweise zum Thema Flächenkreislaufwirtschaft

B Ausführliche Darstellung der Planspielregionen

C Einschätzungen flächenrelevanter Akteursgruppen zur Flächenkreislaufwirtschaft

D Grundsatzvereinbarung über Planspiele zur Flächen-kreislaufwirtschaft in der Region Rheinhessen-Nahe

E Zielvereinbarung über Planspiele zur Flächenkreislauf-wirtschaft in der Region Nordthüringen

AnhangAnhang B: Stephanie Bock, Christa Böhme, Arno Bunzel, Uwe Ferber,

Ulrike Meyer, Peter Rogge, Manuela Rottmann, Ariane Ruff

Anhang C: Gregor Jekel

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Anhang A

Literaturhinweise zum Thema Flächenkreislaufwirtschaft

Weiterführende Literatur mit Bezug zur Flächenkreislaufwirtschaft (Auswahl)

Apel, Dieter, Christa Böhme, Ulrike Meyer und LuisePreisler-Holl, Szenarien und Potentiale einer nach-haltig flächensparenden und landschaftsscho-nenden Siedlungsentwicklung, Berlin 2000 (UBA-Berichte 1/00).

Apel, Dieter, Arno Bunzel, Holger Floeting, DietrichHenckel und andere, Flächen sparen, Verkehr redu-zieren. Möglichkeiten zur Steuerung der Sied-lungs- und Verkehrsentwicklung, Berlin 1995(Difu-Beiträge zur Stadtforschung, Bd. 16).

Bergmann, Eckhard, und Fabian Dosch, Von Sied-lungsexpansion zum Flächenkreislauf. Trendwen-de zu einem haushälterischen Umgang bei derFlächeninanspruchnahme?, in: PlanerIn 01 (2004),S. 5–8.

Bizer, Kilian, Flächennutzungssteuer und Flächen-ausweisungsrechte – ergänzende Anreizinstru-mente zum Bauordnungs- und Bauplanungs-recht, in: Axel Bergmann, Klaus Einig, GerardHutter, Bernhard Müller und Stefan Siedentop(Hrsg.), Siedlungspolitik auf neuen Wegen. Steue-rungsinstrumente für eine ressourcenschonendeFlächennutzung, Berlin 1999.

Bizer, Kilian, Ökonomische Instrumente zur Flä-chensteuerung, in: Hans Reiner Böhm (Hrsg.),Unendliches Wachstum auf endlicher Fläche?,Darmstadt 2005, S. 87–96.

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung(BBR) (Hrsg.), Mehrwert für Mensch und Stadt:Flächenrecycling in Stadtumbauregionen. Strate-gien, innovative Instrumente und Perspektiven fürdas Flächenrecycling und die städtebaulicheErneuerung, Bonn 2006.

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung(BBR), Raumordnungsprognose 2020/2050, Bonn2006 (Berichte Band 23).

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung(BBR) (Hrsg.), Zwischennutzung und neue Frei-

flächen. Städtische Lebensräume der Zukunft,Bonn 2004.

Bundesregierung, Fortschrittsbericht zur Nationa-len Nachhaltigkeitsstrategie, Berlin 2004.

Bundesregierung, Perspektive für Deutschland.Unsere Strategie für eine nachhaltige Entwick-lung, Berlin 2002.

Dosch, Fabian, Flächeneffizienz statt Zersiede-lung. Zwischenbilanz der flächenpolitischenDiskussion vor dem Hintergrund aktueller Trends,in: Hubert Job und Marco Puetz (Hrsg.), Flächen-management, Hannover 2006 (Arbeitsmaterialder ARL Nr. 322).

ECOPLAN, Siedlungsentwicklung und Infrastruk-turkosten, hrsg. vom Bundesamt für Raumentwik-klung (ARE), Bern 2000.

Ferber, Uwe, Baldur Barczewski, Thomas Preuß,Volker Schrenk, Kai Steffens und Karolin Weber,Start-Up Brachfläche, Arbeitshilfe zur Erarbeitungvon Projektplänen, Stuttgart 2005.

Jakubowski, Peter, und Michael Zarth, Nur noch 30 Hektar pro Tag – Vor welchen Anforderungenstehen die Regionen, in: Raumforschung undRaumordnung, Bonn, H. 3 (2003), S. 185–197.

Pearce, David W., und R. Kerry Turner, Economics of Natural Resources and the Environment, Balti-more 1990.

Preuß, Thomas, Jürgen Braun, Volker Schrenk undKarolin Weber, Brachflächenrecycling: Heraus-forderungen, Lösungen, Nutzen!, Berlin 2006 (In:Difu-Berichte 1/2006).

Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE), Mehr Wertfür die Fläche: Das „Ziel-30-ha“ für die Nachhal-tigkeit in Stadt und Land. Empfehlungen des RNEan die Bundesregierung, Berlin 2004 (Texte Nr. 11).

Rat von Sachverständigen für Umweltfragen (SRU),Für eine dauerhaft umweltgerechte Entwicklung,Umweltgutachten, Berlin 1994 (BT-Drucksache12/6995).

Rat von Sachverständigen für Umweltfragen (SRU),Konzepte einer dauerhaft-umweltgerechten Nut-zung ländlicher Räume, Sondergutachten, Stutt-gart 1996.

Schiller, Georg, und Stefan Siedentop, Infrastruktur-

Anhang A

76 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

Page 77: Band 1 Theoretische Grundlagen und …6.3.1 Planspielstufe I – Status quo 51 6.3.2 Planspielstufe II – Neue Instrumente 52 6.4 Planspiel-Beteiligte 52 6.5 Ablauf der Planspiele

folgekosten der Siedlungsentwicklung unterSchrumpfungsbedingungen, in: DISP 160, 1/2005,Urban Sprawl, S. 83–93.

Statistisches Bundesamt, UmweltökonomischeGesamtrechnung – Umweltnutzung und Wirt-schaft, Wiesbaden 2004, Online-Dokumente:www.destatis.de.

Tomerius, Stephan, und Thomas Preuß, Flächen-management und Flächenrecycling – Handlungs-felder und Instrumente einer nachhaltigen Flä-chenhaushaltspolitik, in: Edmund Brandt, VolkerFranzius, Klaus Wolf (Hrsg.), Handbuch der Alt-lastensanierung, Heidelberg 2002, 31. Lieferung,11/2002.

Umweltbundesamt (Hrsg.), Reduzierung der Flächeninanspruchnahme durch Siedlung undVerkehr, Berlin 2003 (UBA-Texte 90/2003).

Bisherige Veröffentlichungen aus dem Forschungsfeld „Fläche im Kreis“

Bergmann, Eckhard, Fabian Dosch und Peter Jaku-bowski, Flächenkreislaufwirtschaft – eine be-standsorientierte Perspektive des städtischenund stadtregionalen Flächenmanagements, in:Heidi Sinning (Hrsg.), Stadtmanagement – Strate-gien zur Modernisierung der Stadt(-Region), Dort-mund 2006 (Dortmunder Vertrieb für Bau- undPlanungsliteratur), S. 214–230.

Bergmann, Eckhard, Fabian Dosch und Peter Jaku-bowski, Ökonomische Stellschrauben für eine Flächenkreislaufwirtschaft, in: Bundesamt fürBauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.),ExWoSt-Informationen 25/4 „Fläche im Kreis“,Bonn 2006, S. 4.

Bizer, Kilian, und Georg Cichorowski, Beeinflussungder Grundstückspreise durch eine Grundsteuer-Reform, in: Bundesamt für Bauwesen und Raum-ordnung (BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Informationen25/4 „Fläche im Kreis“, Bonn 2006, S. 20–21.

Bizer, Kilian, und Georg Cichorowski, HandelbareFlächenausweisungsrechte als ökonomischesSteuerungsinstrument, in: Bundesamt für Bau-wesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Informationen 25/4 „Fläche im Kreis“, Bonn 2006,S. 15–16.

Bizer, Kilian, und Georg Cichorowski, Zum Arbeits-programm Phase II, in: Bundesamt für Bauwesenund Raumordnung (BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Infor-mationen 25/3 „Fläche im Kreis“, Bonn 2006, S. 22–23.

Bleicher, Ralf, Flächenkreislaufwirtschaft – Strate-gisches Flächenmanagement, in: Bundesamt fürBauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.),ExWoSt-Informationen 25/1 „Fläche im Kreis“,Bonn 2004, S. 13.

Böhme, Christa, Neuausweisungsumlage undinnerregionaler Interessenausgleich, in: Bundes-amt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)(Hrsg.), ExWoSt-Informationen 25/4 „Fläche imKreis“, Bonn 2006, S. 9–10.

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung(BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Informationen 25/1 „Flächeim Kreis“, Bonn 2004.

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung(BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Informationen 25/2 „Flächeim Kreis“, Bonn 2005.

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung(BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Informationen 25/3 „Flächeim Kreis“, Bonn 2006.

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung(BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Informationen 25/4 „Flächeim Kreis“, Bonn 2006.

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung(BBR), Projektdomain: www.flaeche-im-kreis.de.

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung(BBR), ExWoSt im Internet: www.exwost.de.

Bunzel, Arno, und Thomas Preuß, Planspiel alsMethode der Strategieentwicklung, in: Bundes-amt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)(Hrsg.), ExWoSt-Informationen 25/2 „Fläche imKreis“, Bonn 2005, S. 26–27.

Dosch, Fabian, und Peter Jakubowski, Steigerungder Infrastruktur-Effizienz durch Flächenkreislauf-wirtschaft, in: Zukunft städtischer Infrastruktur.Informationen zur Raumentwicklung, Bonn, H. 5(2006), S. 293–304.

Dosch, Fabian, Eckhard Bergmann und Peter Jaku-bowski, Flächenkreislaufwirtschaft als Visioneiner nachhaltigen Flächennutzung, in: Umwelt-

Anhang A

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 77

Page 78: Band 1 Theoretische Grundlagen und …6.3.1 Planspielstufe I – Status quo 51 6.3.2 Planspielstufe II – Neue Instrumente 52 6.4 Planspiel-Beteiligte 52 6.5 Ablauf der Planspiele

wirtschaftsforum Juni 2005, Heidelberg, 13. Jg.,H. 2 (2005), S. 6–12.

Dosch, Fabian, Genug Fläche für Flächenkreislauf?,in: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung(BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Informationen 25/1 „Flächeim Kreis“, Bonn 2004, S. 15.

Ferber, Uwe, Ausrichtung des kommunalenFinanzausgleichs auf Innenentwicklung, in:Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung(BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Informationen 25/4 „Flächeim Kreis“, Bonn 2006, S. 13.

Ferber, Uwe, Grundstücksfonds zur Mobilisierungvon Flächenpotenzialen, in: Bundesamt für Bau-wesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Informationen 25/4 „Fläche im Kreis“, Bonn 2006,S. 14.

Fette, Hans Joachim, Suburbanisierung – Land-schaftsverlust – Konversion: Herausforderungenfür das regionale Flächenmanagementkonzept inder Planungsregion Rheinhessen-Nahe, in: Bun-desamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)(Hrsg.), ExWoSt-Informationen 25/2 „Fläche imKreis“, Bonn 2005, S. 17–19.

Fette, Hans Joachim, Planungsregion Rheinhes-sen-Nahe: Die ersten Schritte auf einem langenWeg zur Flächenkreislaufwirtschaft, in: Bundes-amt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)(Hrsg.), ExWoSt-Informationen 25/3 „Fläche imKreis“, Bonn 2006, S. 11–13.

Forschungsgruppe „Fläche im Kreis“, Handlungs-felder für innovative Instrumente der Flächen-kreislaufwirtschaft – Ergebnisse der Planspiele„Neue Instrumente“, in: Bundesamt für Bau-wesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Informationen 25/4 „Fläche im Kreis“, Bonn 2006,S. 5–8.

Forschungsgruppe „Fläche im Kreis“, BestehendeAnsätze für eine Flächenkreislaufwirtschaft –Ergebnisse der Status-quo-Planspiele, in: Bundes-amt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)(Hrsg.), ExWoSt-Informationen 25/3 „Fläche imKreis“, Bonn 2006, S. 6–10.

Forschungsgruppe „Fläche im Kreis“, Flächenkreis-laufwirtschaft – ein neuer Politikansatz zur nach-haltigen und ressourcenschonenden Flächenent-wicklung, in: Bundesamt für Bauwesen und

Raumordnung (BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Informatio-nen 25/2 „Fläche im Kreis“, Bonn 2005, S. 8–10.

Forschungsgruppe „Fläche im Kreis“, Fläche imKreis – das Forschungsvorhaben, in: Bundesamtfür Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.),ExWoSt-Informationen 25/1 „Fläche im Kreis“,Bonn 2004, S. 9–11.

Forschungsgruppe „Fläche im Kreis“, Flächenkreis-laufwirtschaft: Akteure zusammenbringen, Pro-zess organisieren!, in: Bundesamt für Bauwesenund Raumordnung (BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Infor-mationen 25/1 „Fläche im Kreis“, Bonn 2004,S. 18–19.

Forschungsgruppe „Fläche im Kreis“, Mobilisieren –Brachflächenpotenziale und mögliche Aktivie-rungsansätze, in: Bundesamt für Bauwesen undRaumordnung (BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Informa-tionen 25/1 „Fläche im Kreis“, Bonn 2004, S. 16–17.

Forschungsgruppe „Fläche im Kreis“, Herausforde-rung Flächenkreislaufwirtschaft, in: Bundesamtfür Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.),ExWoSt-Informationen 25/1 „Fläche im Kreis“,Bonn 2004, S. 6–8.

Forschungsgruppe „Fläche im Kreis“, Quo vadis –Mögliche Instrumente und Policy-Mix, in: Bundes-amt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)(Hrsg.), ExWoSt-Informationen 25/1 „Fläche imKreis“, Bonn 2004, S. 20–21.

Höffken, Helmut, und Peter Rogge, IntegrierteStadtentwicklungsplanung und kommunalerGrundstücksfonds als Kernelemente der Flächen-kreislaufwirtschaft in Duisburg, in: Bundesamtfür Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.),ExWoSt-Informationen 25/3 „Fläche im Kreis“,Bonn 2006, S. 18–19.

Höffken, Helmut, Erfahrungen und Bedingungenfür eine städtische Kreislaufwirtschaft – das Bei-spiel Duisburg, in: Bundesamt für Bauwesen undRaumordnung (BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Informatio-nen 25/2 „Fläche im Kreis“, Bonn 2005, S. 20–22.

Jakubowski, Peter, Fabian Dosch und Eckhard Berg-mann, Auf dem Weg zur Flächenkreislaufwirt-schaft – Visionen und strategische Anknüpfungs-punkte, in: Hans Reiner Böhm (Hrsg.), UnendlichesWachstum auf endlicher Fläche?, Darmstadt2005, S. 75–86.

Anhang A

78 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

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Kuhmann, Manfred, Die Region Mölln auf demWeg zu einer abgestimmten Siedlungsentwick-lung, in: Bundesamt für Bauwesen und Raum-ordnung (BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Informationen25/2 „Fläche im Kreis“, Bonn 2005, S. 14–16.

Kuhmann, Manfred,Weiterentwicklung regionalerKooperation und planerisches Instrumentenbün-del – zentrale Maßnahmen für eine Flächenkreis-laufwirtschaft in der Region Mölln, in: Bundesamtfür Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.),ExWoSt-Informationen 25/3 „Fläche im Kreis“,Bonn 2006, S. 13–15.

Meißner, Barbara, und Hartmut Thielen, Flächen-kreislaufwirtschaft und kommunales Flächen-management, in: Bundesamt für Bauwesen undRaumordnung (BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Informatio-nen 25/1 „Fläche im Kreis“, Bonn 2004, S. 12.

Pajonk, Detlef, und Ariane Ruff, Chancen, Potenzia-le und Hemmnisse einer nachhaltigen Flächen-nutzung in einer schrumpfenden Region, in:Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung(BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Informationen 25/3 „Flächeim Kreis“, Bonn 2006, S. 20–21.

Pajonk, Detlef, und Ariane Ruff, Durchführung vonPlanspielen zur Flächenkreislaufwirtschaft in derPlanungsregion Nordthüringen, in: Bundesamtfür Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.),ExWoSt-Informationen 25/2 „Fläche im Kreis“,Bonn 2005, S. 23–25.

Portz, Norbert, Flächenkreislaufwirtschaft – Stra-tegisches Flächenmanagement, in: Bundesamtfür Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.),ExWoSt-Informationen 25/1 „Fläche im Kreis“,Bonn 2004, S. 14.

Preuß, Thomas, Kosten-Nutzen-Betrachtungen alsWerkzeug für Flächennutzungsentscheidungen,in: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung(BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Informationen 25/4 „Flächeim Kreis“, Bonn 2006, S. 11–12.

Preuß, Thomas, Zwischenbilanz der Planspiele zurFlächenkreislaufwirtschaft – Erfolgreicher Status-workshop am 15. Dezember 2005 in Bonn, in:Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung(BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Informationen 25/3 „Flächeim Kreis“, Bonn 2006, S. 4–5.

Preuß, Thomas, and Uwe Ferber, Circular Flow LandUse Management: New Strategic, Planning andInstrumental Approaches for Mobilisation ofBrownfields, Berlin 2006 (Difu-Reihe OccasionalPapers).

Preuß, Thomas, und Uwe Ferber, Flächenkreislauf-wirtschaft: Neue strategische, planerische undinstrumentelle Ansätze zur Mobilisierung vonBrachflächen, in: Anja Besecke, Robert Hänschund Michael Pinetzki (Hrsg.), Das Flächenspar-buch. Diskussion zu Flächenverbrauch und loka-lem Bodenbewusstsein, Berlin 2005 (TU Berlin,ISR-Diskussionsbeiträge, H. 56), S. 177–185.

Reiß-Schmidt, Stephan, Instrumente und Chancendes Flächenkreislaufs, in: Bundesamt für Bau-wesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Informationen 25/2 „Fläche im Kreis“, Bonn 2005,S. 4–5.

Rottmann, Manuela, und Uwe Ferber, Rückbau-verpflichtung und Haftpflichtversicherung fürEigentümer von Innenbereichsgrundstücken, in:Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung(BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Informationen 25/4 „Flächeim Kreis“, Bonn 2006, S. 17–18.

Rottmann, Manuela, und Uwe Ferber, Ökonomi-sche Anreize für Ansiedlung im Innenbereich, in:Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung(BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Informationen 25/4 „Flächeim Kreis“, Bonn 2006, S. 19.

Scheffler, Rolf, Flächennutzung im Kreislauf:Hemmnisse aus immobilienwirtschaftlicherSicht, in: Bundesamt für Bauwesen und Raumord-nung (BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Informationen 25/2„Fläche im Kreis“, Bonn 2005, S. 6–7.

Schulze Dieckhoff, Robert, Bauflächenmanage-ment und Kooperation in der PlanspielregionStuttgart, in: Bundesamt für Bauwesen undRaumordnung (BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Informatio-nen 25/2 „Fläche im Kreis“, Bonn 2005, S. 11–13.

Vallée, Dirk, und Thomas Preuß, Steuerung der Flächeninanspruchnahme und Erhalt von Frei-räumen in der Region Stuttgart, in: Bundesamtfür Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.),ExWoSt-Informationen 25/3 „Fläche im Kreis“,Bonn 2006, S. 16–17.

Anhang A

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 79

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Anhang B

Ausführliche Darstellung der Planspielregionen

1. StadtRegion Stuttgart

Räumliche Lage der Planspielregion und beteiligteKörperschaften

Die Planspielregion (Landeshauptstadt Stuttgart,Stadt Ostfildern, Stadt Filderstadt sowie VerbandRegion Stuttgart) – im Planspiel als StadtRegionStuttgart bezeichnet – ist ein Ausschnitt aus demGebiet der im Verband Region Stuttgart (VRS) ver-fassten Gesamtregion. In den drei Gebietskörper-schaften der 269 km2 großen StadtRegion Stuttgartlebten im Jahr 2001 insgesamt 667687 Einwohner.

In der Gesamtregion Stuttgart (179 Städte undGemeinden in fünf Landkreisen und dem Stadt-kreis Stuttgart) leben 2,6 Mio. Einwohner aufeiner Fläche von 3 654 km2. Die Planspielregion istwie die im VRS verfasste Region Stuttgart demRegierungsbezirk Stuttgart zuzuordnen.

Das Stadtgebiet der Landeshauptstadt Stuttgartist in 23 Stadtbezirke unterteilt, die Verwaltung

obliegt 17 Bezirksämtern, wobei die StadtbezirkePlieningen und Birkach gemeinsam verwaltetund die Innenstadt-Bezirke über die Zentralver-waltung bedient werden.

Die Städte Filderstadt und Ostfildern gehörenzum Landkreis Esslingen. Beide Gemeinden sindin ihrem jetzigen Zuschnitt durch die Gemeinde-reform vom 1. Januar 1975 entstanden. Filderstadtumfasst die Stadtteile Bernhausen, Bonlanden,Harthausen, Plattenhardt und Sielmingen. DieGroße Kreisstadt Ostfildern besteht aus denStadtteilen Nellingen (mit Parksiedlung), Ruit,Kemnat, Scharnhausen und Scharnhauser Park.

Das Planspielgebiet ist ebenso wie die RegionStuttgart an das deutsche Autobahnnetz, daseuropäische Schnellbahnnetz sowie an den inter-nationalen Flughafen Stuttgart hervorragendangebunden. Das regionale ÖPNV-Angebot wirdim Wesentlichen durch den Schienenverkehrbestimmt. Das S-Bahnnetz, die Stadtbahnen unddie Buslinien des Verkehrs- und TarifverbundsStuttgart erschließen alle Bereiche der Planspiel-region.

Die StadtRegion Stuttgart ist dem MittlerenNeckarraum zuzuordnen. Das Albvorland verbin-det die StadtRegion mit der sich südöstlich erstre-

Abbildung 18:Planspielregion und beteiligte Gebietskörper-schaften

Anhang B

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Quelle:Deutsches Institutfür Urbanistik,eigene Darstellung

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ckenden Schwäbischen Alb. Das Stadtgebiet vonStuttgart ist mit Höhenunterschieden von mehrals 300 m topographisch stark gegliedert, derNeckar durchzieht Stuttgart in Nord-Süd-Rich-tung. Etwa sieben Prozent des Stadtgebietes derLandeshauptstadt stehen unter Naturschutz(Büsnauer Wiesental, Greutterwald, Eichenhain,Häslachwald, Rot- und Schwarzwildpark, UnteresFeuerbachtal, Weidach- und Zettachwald), etwa 31 Prozent unter Landschaftsschutz. Landschafts-prägend sind viele heimische Streuobstwiesen 52.

Filderstadt und Ostfildern sind durch ihre land-schaftlich reizvolle Lage in der Filderebenegekennzeichnet. Rund 40 Prozent der OstfildernerGemarkung stehen unter Landschaftsschutz.

Bevölkerungsentwicklung

Die Bevölkerungszahl in der Gesamtregion Stutt-gart hat von 1965 bis 2000 um 23 Prozent zuge-nommen (von 2,13 Mio. auf 2,61 Mio. Einwohner).Im Zeitraum 1994 bis 2004 wuchs die Einwohner-zahl in der Region Stuttgart um etwa 104 000 Per-sonen bzw. vier Prozent 53.

Die Bevölkerungsentwicklung in der Planspielre-gion ist durch eine Zunahme von 647 510 auf 667 687 Einwohner im Zeitraum 1980 bis 2004gekennzeichnet, das entspricht einem Zuwachsvon etwa 3,1 Prozent. Für den Zeitraum von 2004bis 2020 wird ein Bevölkerungswachstum von

weiteren 2,1 Prozent auf 681 503 Einwohner pro-gnostiziert.

In der Landeshauptstadt Stuttgart ist die Bevölke-rungszahl im Zeitraum von 1980 bis 2004 um 1,4Prozent von 582 408 auf 590 500 Einwohnergestiegen. Für den Zeitraum bis 2020 wird voneinem Bevölkerungszuwachs um 2,3 Prozent auf604 135 ausgegangen.

In Filderstadt nahm die Bevölkerung von 1980 bis2004 von 36 354 auf 43 503 Einwohner, d.h. um 19,7Prozent zu. Die Prognosen der zukünftigen Bevöl-kerungsentwicklung unterscheiden sich: währendExterne schätzen, dass die Bevölkerung von Filder-stadt bis 2020 auf 41 130 Einwohner sinken wird (– 5,5 Prozent), geht die Stadt Filderstadt selbst voneinem Zuwachs auf 45 000 Einwohner bis 2010aus, was einem Plus von 3,4 Prozent entspräche.

In Ostfildern hat die Bevölkerung in den Jahren1980 bis 2004 von 28 748 auf 33 864 Einwohner um17,8 Prozent zugenommen. Für den Zeitraum bis2020 gehen die Schätzungen davon aus, dass Ost-fildern bis auf 36 238 Einwohner (+ 7 Prozent) bzw.37 417 Einwohner (+ 10,5 Prozent) anwachsen wird.

Die Dynamik des Bevölkerungswachstums konzen-triert sich sehr auf die Umlandstädte Filderstadtund Ostfildern, wobei das zukünftige Bevölkerungs-wachstum in Ostfildern stark durch die noch beste-henden Potenziale der städtebaulichen Entwick-lungsmaßnahme Scharnhauser Park bestimmt wird.

Anhang B

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 81

Einwohner 2004 Fläche in km 2 EW je km 2

LandeshauptstadtStuttgart 590 500 207,3 2 848,5

Stadt Filderstadt 43 503 38,5 1 129,9

Stadt Ostfildern 33 684 22,8 1 477,4

StadtRegion Stuttgart 667 687 268,7 2 484,9

Tabelle 2:Einwohnerzahl und Fläche in der StadtRegionStuttgart

Quelle:Statistisches LandesamtBaden-Württemberg(2005).

52 Vgl. Arno Bunzel und Thomas Preuß, Bericht zur Vor-Ort-Analyse in der StadtRegion Stuttgart, Berlin 2005 (unveröf-fentlicht).

53 Verband Region Stuttgart (Hrsg.), Perspektiven 2025 Region Stuttgart. Modellrechnungen zur Zukunft von Leben,Wohnen und Arbeiten in der Region Stuttgart bis 2025, bearb. von Pestel Institut für Systemforschung e.V., Hanno-ver 2006, S. 11.

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Verglichen mit der Bevölkerungsentwicklung desLandes Baden-Württemberg (+ 15,5 % von 1980 bis2003) ist – bedingt durch das relativ geringeBevölkerungswachstum der Landeshauptstadt –der Einwohnerzuwachs der gesamten Planspiel-region eher gering, der Einwohnerzuwachs derStädte Ostfildern und Filderstadt wiederum über-durchschnittlich.

Während die StadtRegion Stuttgart im Zeitraum1980 bis 2000 einen Bevölkerungszuwachs vongut 9 000 Einwohnern zu verzeichnen hatte,betrug der Zugewinn zwischen den Jahren 2000und 2004 weitere knapp 11 000 Einwohner. Seitdem Jahr 2000 ist also ein beschleunigter Ein-wohnerzuwachs zu verzeichnen.

Die im Rahmen des Regionalplans Region Stutt-gart erstellte Bevölkerungsprognose geht davonaus, dass die Bevölkerungszahl der GesamtregionStuttgart im Zeitraum 1993 bis 2010 um 160 000Einwohner auf 2 720 000 Einwohner (+ 6,2 %)anwächst 54. Wegen des zunehmenden Geburten-

defizits wird ab dem Jahr 2020 mit einem Rück-gang der Einwohnerzahl gerechnet. Prognosenzeigen, dass die Bevölkerungszahlen Baden-Würt-tembergs von heute 10,5 Mio. bis 2050 auf 8,5 Mio.zurückgehen werden 55. Neuere Untersuchungenzur Region Stuttgart gehen von einem Rückgangder Einwohnerzahlen um 43 000 bzw. 1,6 Prozentbis zum Jahr 2025 aus, da die zu erwartendenWanderungsgewinne den Sterbeüberschussnicht mehr ausgleichen können 56.

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen in der Region

Die Region Stuttgart zählt zu den wirtschaftlichstärksten Regionen in Deutschland. Dies ist unteranderem auf die starke Stellung der Schlüsselbran-chen des produzierenden Gewerbes, die hohe Ex-portaktivität des verarbeitenden Gewerbes und diehohe technologische Leistungsfähigkeit der Unter-nehmen der Region zurückzuführen. Fast ein Drittelder Bruttowertschöpfung des Landes Baden-Würt-temberg wird in der Region Stuttgart erbracht.

Anhang B

82 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

Tabelle 3:Einwohnerentwicklung inder StadtRegion Stuttgartim Zeitraum 1980 bis 2004

Quelle:StadtRegion Stuttgart(2005).

Einwohner 1980 Einwohner 2000 Einwohner 2004

LandeshauptstadtStuttgart 582 408 583 299 590 500

Stadt Filderstadt 36 354 42 696 43 503

Stadt Ostfildern 28 748 30 858 33 684

StadtRegion Stuttgart 647 510 656 853 667 687

Tabelle 4:Aktueller Bevölkerungs-stand und Bevölkerungs-prognose in der StadtRegion Stuttgart

Quelle:Deutsches Institutfür Urbanistikeigene Darstellung

2004 2020Sonstiger

Prognosezeitraum

LandeshauptstadtStuttgart

590 500 604 135

(Statistisches LA BW)602 820

(2015 Statistisches LA BW)574 500

(2015 Stuttgart)

Stadt Filderstadt 43 503 41 130

(Statistisches LA BW)45 000

(2010 Filderstadt)

Stadt Ostfildern 33 684 36 238

(Statistisches LA BW)37 417

(Ostfildern)

37 007 (2010 Ostfildern)

StadtRegion Stuttgart 667 687 681 503

(Statistisches LA BW)

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Die Arbeitslosigkeit ist in der Region Stuttgart imbundesweiten Vergleich relativ gering und erreich-te 2001 mit 4,4 Prozent ihren Tiefstand. Es wirddavon ausgegangen, dass der Beschäftigungsab-bau bei einfachen Tätigkeiten bis 2010 etwa 50000Arbeitsplätze betragen wird, so dass besondersMenschen mit einem niedrigen Qualifikations-niveau von Arbeitslosigkeit bedroht werden57.

Im produzierenden Gewerbe wurden seit 1998 inden Schlüsselbranchen Fahrzeugbau, Elektrotech-nik und im Metallgewerbe Beschäftigungszu-wächse realisiert. In einer weiteren Schlüssel-branche, dem Maschinenbau, wurden allerdingsim gleichen Zeitraum Arbeitsplätze abgebaut.Insgesamt nimmt die Dominanz dieser vierSchlüsselbranchen in der Region zu.

Die Entwicklung im Dienstleistungssektor istweiterhin positiv und damit ein Garant für dieBeschäftigungsentwicklung in der Region. DieBeschäftigtenzahlen im Dienstleistungssektorhaben in den Jahren 2000 bis 2002 um 3,6 Pro-zent zugenommen. Dieses Beschäftigungswachs-tum hatte sich allerdings gegenüber den Jahren1998 bis 2000 bereits halbiert. Dennoch bleibt dieStärke bei den unternehmensbezogenen Dienst-leistungen ein besonderes Merkmal der Wirt-schaftsstruktur der Region Stuttgart 58.

Rund die Hälfte des Gesamtumsatzes erwirt-schaftet das verarbeitende Gewerbe der Regionim Außenhandel. Dies bedeutet eine noch stärke-re Exportabhängigkeit als die gesamte Bundesre-publik, in der 38 Prozent des Umsatzes auf denExport entfallen.

Neuere Untersuchungen prognostizieren für denZeitraum ab 2015 einen Rückgang der Erwerbs-

personenzahl in der Region Stuttgart. Es wird miteinem Rückgang von 72 000 bzw. 5,3 Prozent imZeitraum 2004 bis 2025 ausgegangen 59.

Flächennutzung und -entwicklung

Im Zeitraum 1965 bis 2000 wuchs die Siedlungs-fläche in der Gesamtregion Stuttgart um 88 Pro-zent von 41 300 auf 77 400 Hektar. Die Flächen-inanspruchnahme in der LandeshauptstadtStuttgart wurde in den 1990er-Jahren merklich

Anhang B

54 Verband Region Stuttgart, Regionalplan für die Region Stuttgart vom 22. Juli 1998, Stuttgart 1999, S. 101.55 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 4 845 000 Wohnungen in Baden-Württemberg, Pressemitteilung

vom 9.5.2005. Stuttgart 2005.56 Verband Region Stuttgart (Hrsg.), Perspektiven 2025 Region Stuttgart. Modellrechnungen zur Zukunft von Leben,

Wohnen und Arbeiten in der Region Stuttgart bis 2025, bearb. von Pestel Institut für Systemforschung e.V., Hanno-ver 2006, S. 13.

57 Verband Region Stuttgart u.a. (Hrsg.), Strukturbericht Region Stuttgart 2003. Entwicklung von Wirtschaft undBeschäftigung. Schwerpunkt: Internationalität, Stuttgart und Tübingen 2003, S. 18.

58 Ebenda (S. 22 ff.).59 Verband Region Stuttgart (Hrsg.), Perspektiven 2025 Region Stuttgart. Modellrechnungen zur Zukunft von Leben,

Wohnen und Arbeiten in der Region Stuttgart bis 2025, bearb. von Pestel Institut für Systemforschung e.V., Hanno-ver 2006, S. 14.

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 83

Abbildung 19:Ehemaliger GüterbahnhofStuttgart-Bad Cannstatt

Foto:Ute Schmidt-Contag

Abbildung 20:Nutzungskonkurrenz von Wohnbebauung undVerkehrsinfrastruktur im Freiraum der Filder

Foto:Ute Schmidt-Contag

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reduziert. Wurden in den 1960er- und 1970er-Jah-ren noch etwa 100 Hektar Freiflächen jährlichüberbaut, wurde der Flächenverbrauch in den1990er-Jahren auf etwa 25 Hektar jährlich zurück-geführt. Gemessen an der durchschnittlichenSiedlungsflächeninanspruchnahme Baden-Würt-tembergs (450 m2 je Einwohner) liegt er in Stutt-gart mit 170 m2 vergleichsweise niedrig 60.

In den vergangenen Jahren wurden in Stuttgartunter anderem große Bürokomplexe weitgehendauf Bestandsflächen realisiert. Mit dem Ziel derInnenentwicklung konzentriert sich die StadtStuttgart auf folgende Schwerpunkte:

Entwicklungsachse vom Neckartal über die„City Prag“ zu den Industriestandorten Feuer-bach und Zuffenhausen,Städtebauprojekt Stuttgart 21,Industriegebiete Weilimdorf im Norden undVaihingen im Süden,Umfelder von fünf S- und U-Bahnhöfen.

In der StadtRegion Stuttgart hat die Siedlungs-und Verkehrsfläche im Zeitraum 1993 bis 2001 umüber fünf Prozent zugenommen. Dabei fallen dieZuwächse in der Stadt Stuttgart mit weniger alsvier Prozent weit geringer aus als in Filderstadt(+ 7,6 %) und in Ostfildern (+ 12,4 %).

In den folgenden Tabellen ist die Entwicklung derSiedlungs- und Verkehrsfläche sowie ihrerBestandteile im Zeitraum 1993 bis 2001 in derStadtRegion Stuttgart und den beteiligtenGebietskörperschaften dargestellt.

Der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsflächebetrug im Jahr 2001 in der StadtRegion Stuttgart45,7 Prozent der Gesamtfläche, wobei dieserBetrag bei den beteiligten Städten zwischenknapp 30 Prozent in Filderstadt und 50 Prozent inStuttgart variiert.

Die Tabelle 9 stellt die prozentualen Anteile derFlächennutzungen an der Gesamtfläche dar.

Anhang B

84 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

Abbildung 21:Fortschreitende Siedlungs-entwicklung in der RegionStuttgart

Quelle:Verband Region Stuttgart

60 Matthias Hahn, Stuttgart 2010 – Vorrang der Innenentwicklung, in: Flächenmanagement und Bodenordnung, Stutt-gart 2004, S. 193 ff.

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Anhang B

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 85

Tabelle 5:Entwicklung der Sied-lungs- und Verkehrsfläche(nach tatsächlicher Nut-zung) in der StadtRegionStuttgart

Quelle:StadtRegion Stuttgart(2005).

Tabelle 6:Entwicklung der Sied-lungs- und Verkehrsfläche(nach tatsächlicher Nutzung) in der Landes-hauptstadt Stuttgart

Quelle:StadtRegion Stuttgart(2005).

Tabelle 7:Entwicklung der Sied-lungs- und Verkehrsfläche(nach tatsächlicher Nutzung) in der StadtFilderstadt

Quelle:StadtRegion Stuttgart(2005).

In ha 1993 1997 2001 2004

Fläche gesamt 26 869 26 869 26 869 26 871

Siedlungs- und Verkehrsfläche gesamt 11 662 12 097 12 271 12 502

Zuwachs der Siedlungs- und Verkehrsfläche gegenüber 1993 (kumuliert)

+ 435 ha+ 3,73 %

+ 609 ha+ 5,22 %

+ 840 ha+ 7,20 %

Tabelle 8:Entwicklung der Sied-lungs- und Verkehrsfläche(nach tatsächlicher Nutzung) in der StadtOstfildern

Quelle:StadtRegion Stuttgart(2005).

Tabelle 9:Prozentuale Anteile derSiedlungs- und Verkehrs-fläche an der Gesamt-fläche im Jahr 2004 in der StadtRegion Stuttgart

Quelle:StadtRegion Stuttgart(2005).

Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der Gesamtfläche in %

LandeshauptstadtStuttgart 50,4

Stadt Filderstadt 32,9

Stadt Ostfildern 34,7

StadtRegion Stuttgart 46,5

In ha 1993 1997 2001 2004

Fläche gesamt 20 733 20 734 20 734 20 736

Siedlungs- und Verkehrsfläche gesamt 9 983 10 224 10 360 10 441

Zuwachs der Siedlungs- und Verkehrsfläche gegenüber 1993 (kumuliert)

+ 241 ha+ 2,41 %

+ 377 ha+ 3,78 %

+ 458 ha+ 4,59 %

In ha 1993 1997 2001 2004

Fläche gesamt 3 854 3 854 3 854 3 854

Siedlungs- und Verkehrsfläche gesamt 1 055 1 097 1 135 1 269

Zuwachs der Siedlungs- und Verkehrsfläche gegenüber 1993 (kumuliert)

+ 42 ha+ 3,98 %

+ 80 ha+ 7,58 %

+ 214 ha+ 20,28 %

In ha 1993 1997 2001 2004

Fläche gesamt 2 282 2 281 2 281 2 281

Siedlungs- und Verkehrsfläche gesamt 624 776 776 792

Zuwachs der Siedlungs- und Verkehrsfläche gegenüber 1993 (kumuliert)

+ 152 ha+ 24,36 %

+ 152 ha+ 24,36 %

+ 168 ha+ 26,92 %

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Eine Betrachtung der Intervalle der bisherigenZuwächse an Gebäude- und Freiflächen verdeut-licht, dass die Stadt Ostfildern den stärksten Flächenzuwachs im Gesamtzeitraum 1993 bis2001 zu verzeichnen hatte. Hier wurden die Sied-lungs- und Verkehrsflächenentwicklung maß-geblich durch die KonversionsmaßnahmeScharnhauser Park, die Landesgartenschau Ost-fildern und den Stadtbahn-Anschluss beein-flusst.

Mit Blick auf die neueren Flächenzuwächse von1997 bis 2001 ist festzustellen, dass sich in derStadt Filderstadt die dynamischste Entwicklungvollzogen hat.Verbindliche Flächenbedarfsprogno-sen für die Region Stuttgart für den Zeitraum nach2010 liegen bisher nicht vor, sind aber im Rahmen

der Regionalplan-Fortschreibung vorgesehen61.

Für die StadtRegion Stuttgart existieren verschie-dene Prognosen der zukünftigen Siedlungs- undVerkehrsflächenentwicklung mit teils voneinan-der abweichenden Prognosezeiträumen. Für dieStadt Stuttgart würde die summarische Ergän-zung der für den Flächennutzungsplan (FNP)erstellten städtischen Prognose bis 2010 undeiner Schätzung für den Zeitraum 2010 bis 2020einen Siedlungs- und Verkehrsflächen-Zuwachsvon insgesamt 200 Hektar im Vergleich zum Jahr2001 ergeben. Die Stadt Filderstadt prognostizierteinen SuV-Zuwachs von 100 Hektar im Zeitraum2001 bis 2020. Nach Angaben der Stadt Ostfildernwird für den Zeitraum 2001 bis 2020 ein SuV-Zuwachs von 91 Hektar erwartet.

Abbildung 22:Lage der Planspielregionin der GesamtregionStuttgart

Quelle:Verband Region Stuttgart(2004)

Anhang B

61 Dirk Vallée, Arbeitspapier zu den Planspielen „Fläche im Kreis“ vom 6.6.2005, Stuttgart 2005 (unveröffentlicht).

86 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

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Flächenpotenziale in der Region

Die größte Bedeutung kommt in der StadtRegionStuttgart den Baulücken und den Nachverdich-tungspotenzialen zu, insbesondere in der Landes-hauptstadt Stuttgart. Brachflächenpotenzialesind eher begrenzt, Ausnahmen bilden einige Ent-wicklungsgebiete in der Landeshauptstadt Stutt-gart und in Ostfildern. Allein in der Landeshaupt-stadt Stuttgart wurden im Rahmen des ProjektsNBS (Nachhaltiges BauflächenmanagementStuttgart) über 350 Areale mit Bauflächenpoten-zialen (Mindestgröße 2000 m2 Geschossfläche)erfasst. Hier wird von einem Potenzial von etwa

500 ha Grundstücksfläche bzw. 5,5 Mio. m2 Ge-schossfläche ausgegangen. Weitere fast 100 Hek-tar Flächenpotenziale ergeben sich im Zuge desProjekts Stuttgart 21. Die Potenziale reichen rech-nerisch aus, um den Erweiterungsbedarf dernächsten zehn bis 15 Jahre zu decken.

Der von den Planspielteilnehmenden geschätzteBestand an wieder nutzbaren Innenentwick-lungspotenzialen in der Planspielregion umfasstinsgesamt etwa 465 Hektar. Bezogen auf denSiedlungsflächenbestand (ohne Verkehrsflächen)bedeutet dies einen Anteil von etwa fünf Pro-zent.

Abbildung 23:Bestehendes Innen-entwicklungspotenzialbeim Rosensteinviertel

Foto:Ute Schmidt-Contag

Anhang B

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 87

Abbildung 24:Filderlandschaft und Filderstädter Ortsteile Sielmingen und Bernhausen

Foto:Ute Schmidt-Contag

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Zentrale Akteure einer Flächenkreislaufwirtschaft

Akteure aus dem öffentlichen Sektor, unter ande-rem der Verband Region Stuttgart, die Wirt-schaftsförderung des Verbandes Region Stuttgart,die Planungsämter und die Wirtschaftsförderungder beteiligten Städte, haben die tragende Rollefür eine Flächenkreislaufwirtschaft in der RegionStuttgart inne.

Eine herausragende Rolle spielt der VerbandRegion Stuttgart (VRS) als rechtsfähige Körper-schaft des öffentlichen Rechts, dessen Zuständig-keit sich auf das Gebiet des Stadtkreises Stuttgartund der Landkreise Böblingen, Esslingen, Göppin-gen, Ludwigsburg und Rems-Murr-Kreis mit ins-gesamt 179 Städten und Gemeinden erstreckt.Der Verband hat folgende Pflichtaufgaben:

Trägerschaft der Regionalplanung,Aufstellung und Fortschreibung des Land-schaftsrahmenplans,Konzeption und Planung eines Landschafts-parks Mittlerer Neckar,Regionalverkehrsplanung,regionalbedeutsamer öffentlicher Personen-nahverkehr nach Maßgabe der §§ 4 und 5 desGesetzes über die Planung, Organisation undGestaltung des öffentlichen Personennahver-kehrs (ÖPNVG),Abfallentsorgung nach Maßgabe des § 6 a Abs.1, 2 Satz 2 und Abs. 4 des Landesabfallgesetzes,Trägerschaft und Koordinierung regionalbe-deutsamer Wirtschaftsförderung,Trägerschaft und Koordinierung des regiona-len Tourismusmarketings.

Die Ebene der politischen Entscheidungsträgerkonnte bisher mit den bestehenden Informa-tionsmechanismen nicht ausreichend für die Zie-le der Flächenkreislaufwirtschaft mobilisiertwerden. Private Akteure treten zwar als Flächen-eigentümer in Erscheinung, haben jedoch keineaktive Rolle beim Einsatz der relevanten Instru-mente.

Die interkommunale Kooperation zwischen denAkteuren des öffentlichen Sektors hat in der Plan-spielregion mit dem Kommunalen ArbeitskreisFilder (KAF) eine Basis, die im Sinne der Flächen-kreislaufwirtschaft weiter intensiviert werdenkönnte. KAF-Mitgliedsgemeinden sind Filder-stadt, Ostfildern, Stuttgart, Denkendorf, Neu-hausen und Leinfelden-Echterdingen.

Zentrale Anforderungen an eine stadtregionaleFlächenkreislaufwirtschaft

In der StadtRegion bestehen die folgenden zen-tralen Anforderungen an eine Flächenkreislauf-wirtschaft 62:

Kontinuierliche Nachfrage nach Wohn- undGewerbeflächen: Aufgrund der hohen wirt-schaftlichen Dynamik besteht ein anhaltendhoher Flächenbedarf von Unternehmen unter-schiedlichster Branchen. Auf fortlaufendeStrukturveränderungen in der Wirtschaft, dieauch in der Region Stuttgart zu verändertenStandortanforderungen führen werden, mussmit adäquaten Gewerbeflächenangebotenreagiert werden. Gleichzeitig sind die mit wei-ter steigenden Bevölkerungszahlen verbunde-nen Wohnflächenbedarfe zu befriedigen. Auchunter der Maßgabe eines perspektivisch gerin-geren Zuzugs in die Region Stuttgart werdendemografische Veränderungen und der Wan-del in der Altersstruktur steigende bzw. verän-derte Wohnflächenbedarfe nach sich ziehen.Fortschreitender Freiraumentzug: Insbesonderein den beteiligten Planspielgemeinden hat diebisherige Flächeninanspruchnahme zu fort-schreitendem Freiraumentzug, hohen Versie-gelungsgraden und hohen verkehrlichenBelastungen geführt. Nutzungskonflikte zwi-schen Siedlungsentwicklung und Landwirt-schaft zeugen vom Erreichen von Belastungs-grenzen. Damit sich die Entwicklung dervergangenen 40 Jahre nicht linear fortsetzt,sind eine Reduzierung der Flächeninanspruch-nahme, der Schutz der Freiräume und die Steu-

Anhang B

88 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

62 Dirk Vallée und Thomas Preuß, Steuerung der Flächeninanspruchnahme und Erhalt von Freiräumen in der RegionStuttgart, in: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Informationen 25/3 „Fläche imKreis“, Bonn 2006, S. 16–17.

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erung der Siedlungsentwicklung dringendgeboten. Insbesondere landwirtschaftlicheund gärtnerische Betriebe auf den Fildernbenötigen für eine gesicherte Perspektive alsBewirtschaftungsgrundlage Böden in markt-fähigen Betriebsgrößen.Stärkere Orientierung auf den Flächen- undGebäudebestand: Die gesamte Region musssich mit den begrenzten räumlichen Entwick-lungspotenzialen in den Städten und mit denFolgen der Suburbanisierung auseinander set-zen, um langfristig hohe Standort- und Frei-raumqualitäten zu gewährleisten. Dazu zähltin erster Linie eine vorrangige Orientierung aufden Flächen- und Gebäudebestand durch dieNutzung von Brachen und Baulücken sowiedurch die Nachverdichtung und Aufwertungdes Gebäudebestands.Intensivierung der interkommunalen Koopera-tion: Insbesondere zwischen den Gemeindenund ihren Verwaltungen erscheint die Koope-ration in Belangen der Siedlungsentwicklungausbaufähig. Erforderlich ist eine koordinierte

Wohn- und Gewerbeflächenausweisung, dieeinen sparsamen Umgang mit der knappenRessource Fläche im Filderraum ermöglicht.Dafür besteht in der Planspielregion mit demKommunalen Arbeitskreis Filder eine Basis, dieweiter ausgebaut werden sollte.

Anhang B

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 89

Abbildung 25:Landschaftstreppe imScharnhauser Park in Ostfildern

Foto:Stadt Ostfildern,Riemann Aero Photo

Abbildung 26:Flächen mit Nutzungs-konflikten im Filderraum

Quelle:Verband Region Stuttgart

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2. Region Rheinhessen-Nahe

Räumliche Lage der Planspielregion und beteiligteKörperschaften

Die Planspielregion Rheinhessen-Nahe (Rhein-land-Pfalz) besteht aus den vier LandkreisenAlzey-Worms, Mainz-Bingen, Bad Kreuznach, Bir-kenfeld und den beiden kreisfreien Städten Mainzund Worms. In der Region, die zugleich den Pla-nungsraum Rheinhessen-Nahe darstellt, leben840 000 Einwohner auf 3 041 km2 Fläche. Nebenden Gebietskörperschaften ist die Planungsge-meinschaft Rheinhessen-Nahe am Planspielbeteiligt.

Die Teilräume der Region Rheinhessen-Nahe sindunterschiedlich strukturiert, so dass sich Wachs-tums- und Schrumpfungsprozesse nebeneinan-der vollziehen. Rheinhessen als der östliche Teilder Region, der die Städte Worms und Mainzsowie die Landkreise Mainz-Bingen, Alzey-Wormsund den östlichen Teil des Landkreises Bad Kreuz-nach bis etwa zur Mitte (Höhe Gemeinde Wald-böckelheim, VG Rüdesheim) umfasst, ist durchseine Nähe und verkehrliche Anbindung an dasdicht besiedelte Rhein-Main-Gebiet und denRhein-Neckar-Raum geprägt. Dieser Teil der

Region ist waldarm, verfügt über sehr gute Bödenund ist stark landwirtschaftlich geprägt; nach wievor wird dort umfangreich Weinbau betrieben.Die Landeshauptstadt Mainz als Teil der Metro-polregion Rhein-Main und die Stadt Worms alsTeil der Metropolregion Rhein-Neckar bilden dieZentren eines wirtschaftsstarken Teilraums mitteils hoher Verdichtung.

Der westliche Teil der Region beiderseits der Nahehingegen, der den Westen des Landkreises BadKreuznach und den Landkreis Birkenfeld umfasst,gehört traditionell zu den ärmeren, struktur-schwachen und dünn besiedelten Regionen West-deutschlands, liegt in der Nähe zu ähnlich struk-turierten Regionen wie dem Pfälzer Bergland imSüden und dem Hunsrück im Norden und verfügtüber keine ausreichende Anbindung an einWachstumszentrum. Wesentliche wirtschaftlicheImpulse gingen in der Vergangenheit von denzahlreich hier angesiedelten Militärstandortenaus, deren Personal seit den 1990er-Jahren jedochdeutlich reduziert wurde; etliche Standorte wur-den bereits, einige wenige werden noch ganz auf-gegeben. Es wechseln sich ländliche Räume mitVerdichtungsansätzen und dünn besiedelte länd-liche Räume in ungünstiger Lage und mit Struk-turschwächen ab. Der Naheraum hat einen hohen

Anhang B

90 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

Abbildung 27:Planspielregion und beteiligte Gebietskörper-schaften

Quelle:Deutsches Institutfür Urbanistik,eigene Darstellung

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Waldanteil, ist Teil der Naturparke Saar-Hunsrückund Soonwald-Nahe und besitzt damit ein hohestouristisches Potenzial 63.

Bevölkerungsentwicklung

Die bisherige Bevölkerungsentwicklung sowie dieBevölkerungsprognosen lassen die Zweiteilungder Region deutlich erkennen. Während die Land-kreise Alzey-Worms und Mainz-Bingen in den ver-gangenen 25 Jahren einen enormen Bevölke-rungszuwachs von über 20 bis fast 30 Prozentaufweisen, lagen die Wachstumsraten im KreisBirkenfeld mit 3,44 Prozent und Bad Kreuznachmit 7,37 Prozent deutlich darunter.

Die Region Rheinhessen-Nahe profitiert insge-samt von Zuzügen aus anderen Regionen. So be-trägt der Wanderungssaldo von 1998 bis 2003mehr als 18 000 Einwohner. Auch diese Entwick-lung ist innerregional unterschiedlich ausge-prägt. Während die Stadt Mainz im Jahr 2003einen negativen Wanderungssaldo von 760 Ein-wohnern aufweist 64, zeigen die deutlich positivenSalden der Kreise Alzey-Worms, Mainz-Bingenund auch Bad Kreuznach die Attraktivität des wei-teren Umlandes der Stadt Mainz als Wohnstand-ort. Der Landkreis Birkenfeld hingegen ist von die-ser Wanderung in das Umland aufgrund seinerLage abgehängt.

Einer stagnierender Bevölkerung in der StadtMainz stand z.B. eine Zunahme der Bevölkerungs-zahl im Landkreis Alzey-Worms im Zeitraum 1992bis 2002 um 14 Prozent (1 500 EW/Jahr) und umzehn Prozent (1 700 EW/Jahr) im Landkreis Mainz-Bingen gegenüber. Insbesondere kleine Gemein-den weisen erhebliche Einwohnerzuwächse vonteilweise deutlich über 50 Prozent auf. Besondershohe Wanderungsgewinne verzeichnen die Ge-meinden mit guter Verkehrsanbindung (Auto-bahn, Bahn).

Die Bevölkerungszahl in Rheinhessen-Nahe wirdnach den Modellrechnungen des StatistischenLandesamtes Rheinland-Pfalz (mittlere Variante)von gegenwärtig rund 840 000 Einwohnern bis2015 auf 810 000 Einwohner und bis 2050 auf681 000 Einwohner zurückgehen. Ursache sindrückläufige Geburtenzahlen und eine Zunahmeder Sterbefälle. Darüber hinaus wird von einerAlterung der Bevölkerung und einer Zunahme desAnteils der Einwohnerinnen und Einwohner mitMigrationshintergrund ausgegangen.

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen in der Region

Die Region Rheinhessen-Nahe zeichnet sich zwarinsgesamt durch eine stabile wirtschaftliche Ent-wicklung aus. Allerdings bestehen innerhalb derRegion starke Disparitäten. Der östliche Teil derRegion bis etwa zur Mitte des Landkreises BadKreuznach profitiert stark von der Nähe zum wirt-schaftlich dynamischen Rhein-Main-Gebiet undzum Rhein-Neckar-Raum. Die Landkreise Mainz-Bingen und Alzey-Worms sind verkehrlich sehrgut an das Rhein-Main-Gebiet und den Frankfur-ter Flughafen angebunden, gleichzeitig sind dieGrundstückspreise vergleichsweise niedrig, sodass sich vor allem die Logistikbranche und sonstige distributive Wirtschaftsunternehmen indiesem Gebiet ansiedeln. Die Bedeutung derLandwirtschaft ist zwar auch in dieser Region ins-

Anhang B

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 91

Abbildung 28:Landschaft im Hunsrück:Ländlicher Raum mithohem touristischem Potenzial

Foto:Rheinland-Pfalz TourismusGmbH

63 Vgl. Thomas Preuß und Manuela Rottmann, Bericht zur Vor-Ort-Analyse in der Region Rheinhessen-Nahe, Berlin2005 (unveröffentlicht).

64 Im Jahr 2005 hatte die Stadt Mainz Wanderungsgewinne zu verzeichnen, da vermutlich die Mitte 2005 eingeführ-te Zweitwohnsitzsteuer dazu geführt hat, dass viele aus Hessen stammende Studenten ihren Erstwohnsitz nachMainz verlegen; vgl. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz,Wanderungsgewinn 2005 abgeschwächt. Starker Aus-tausch mit den benachbarten Bundesländern, Mitteilung Nr. 112 vom 18.7.2006.

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gesamt drastisch zurückgegangen. Allerdingserweist sich die Weinbaubranche in Rheinhessennach strukturellen Veränderungen (Umstellungauf Eigenvermarktung usw.) als stabiler und ein-träglicher Wirtschaftszweig, der auch die Grund-lage für die Attraktivität dieser Region für denTagestourismus und für Kurzurlauber bildet. DerTourismus hat jedoch insgesamt nur die Bedeu-tung eines „Zuverdienstes“ für Rheinhessen.

Die strukturschwächere Teilregion Nahe hat seiteinigen Jahren vor allem die Folgen der Aufgabevon Militärstandorten und des Abzugs von militä-rischem Personal aus der Region zu bewältigen.Mit dieser Entwicklung geht insgesamt ein spür-barer Verlust von Kaufkraft und Arbeitsplätzen

einher. Auch wenn in Einzelfällen Ansiedlungengelingen, etwa von Unternehmen der Umwelt-branche rund um den Campus Birkenfeld, sind diewirtschaftlichen Perspektiven angesichts der feh-lenden Nähe und infrastrukturellen Verbindungzu Wachstumszentren jedoch schwierig.

Flächennutzung und -entwicklung

Während sich noch vor 20 Jahren die typischenSuburbanisierungseffekte auf die unmittelbar andie größeren Städte angrenzenden Gemeindenkonzentrierten, reichen sie heute weit darüber hin-aus und umfassen nahezu den gesamten LandkreisMainz-Bingen, große Teile des Landkreises Alzey-Worms und Teile des Landkreises Bad Kreuznach.Die Folge sind eine hohe Flächeninanspruchnahmeim Umland sowie Funktionsverluste und Leerstän-de in den Städten, verbunden mit einem insgesamthöheren Verkehrsaufkommen.

Seit Beginn der 1990er-Jahre nahm die Siedlungsflä-che in den Kreisen Mainz-Bingen, Alzey-Worms, BadKreuznach und Birkenfeld im Vergleich zum rhein-land-pfälzischen Landesdurchschnitt überdurch-schnittlich zu. In den kreisfreien Städten Mainz undWorms lag die Zunahme der Siedlungs- und Ver-kehrsfläche unter dem Landesdurchschnitt65.

Die Anteile der Siedlungs- und Verkehrsfläche ander Bodenfläche in den Gemeinden haben in denzurückliegenden Jahren deutlich zugenommen.Der Siedlungs- und Verkehrsflächenanteil in derPlanungsregion Rheinhessen-Nahe beträgt der-zeit 15,6 Prozent.

Deutliche Suburbanisierungsprozesse sind imUmland der Landeshauptstadt Mainz und dergrößeren Städte Ingelheim am Rhein, Bingen amRhein und Bad Kreuznach zu verzeichnen. Demstehen eine Flächenverknappung durch natur-räumliche Beschränkungen (Tallagen, großräumi-ge Schutzgebietsausweisungen, Vorranggebiete)und ein fortschreitender Kulturlandschaftsverlustinsbesondere zwischen Mainz und Bingen am

Anhang B

92 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

Abbildung 30:Brachliegende US-Militär-liegenschaft in Bad Kreuz-nach: Rose Barracks

Foto:Thomas Preuß

65 Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, Nutzung der Bodenfläche zum 31.12.2005. Ergebnisse der Flächenerhebung(tatsächliche Nutzung), Bad Ems 2006.

Abbildung 29:Zoll- und BinnenhafenMainz im prosperieren-den, verkehrsgünstig gelegenen Osten der Planspielregion

Foto:Bildagentur Rath,Schwabenheim

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Rhein gegenüber. Ein hoher Anteil von Konver-sionsflächen der US-Streitkräfte und der Bundes-wehr konzentriert sich in den Landkreisen BadKreuznach und Birkenfeld.

Flächenpotenziale in der Region

Brachflächen sind in nennenswertem Umfang(insbesondere ehemalige oder perspektivischbrachfallende Militärareale im Teilraum Nahe)vorhanden, eignen sich auf Grund ihrer Lage, Grö-ße und Standortqualität nur zum Teil für einebauliche Nachnutzung. Zum einen werden dieseFlächen jeweils als Einzelfall betrachtet, zumanderen kommt ein Teil der Flächen eher für nichtbauliche Zwecke in Betracht. Somit sind sie alsPotenzial zur Minderung der quantitativen Flä-cheninanspruchnahme relevant.

Vor allem der Landkreis Birkenfeld weist nebeneinzelnen aufgegebenen gewerblich-industriel-len Flächen große ungenutzte ehemalige Militär-flächen auf, sowohl im Innen- als auch im Außen-bereich. Allein der derzeit noch betriebeneStandort der US-Armee in Baumholder (LandkreisBirkenfeld) hat eine Größe von etwa 300 Hektar.Es liegen konzeptionelle Studien für eine Nach-nutzung im Falle der Aufgabe durch die US-Armee vor, die durch die Universität Kaiserslau-tern erstellt wurden.

Im Landkreis Bad Kreuznach ist es vor allem dieStadt Bad Kreuznach, die beträchtliche innerstäd-tische Konversionsflächen wieder zu integrierenhat (insgesamt ca. 170 Hektar Konversionsflächenauf dem Gebiet der Stadt Bad Kreuznach). Ehe-malige Bahn- und Postflächen spielen hier kaumeine Rolle. Auch die Städte Worms und Mainz ver-fügen über militärische Konversionsflächen, invergleichsweise geringem Umfang auch überfreiwerdende Bahnflächen.

Die Stadt Mainz verfügt über den weitgehendleer stehenden Wirtschaftspark Mainz-Süd mitca. 60 ha, außerdem das Gelände des ehemaligenFlugplatzes Finthen mit ca. 170 Hektar, das Gelän-de der GfZ-Kaserne der Bundeswehr in sehr guterinnerstädtischer Lage, das Gelände einer ehemali-gen US-Panzerwerkstatt und das Gelände desehemaligen Zoll- und Binnenhafens.

Anhang B

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 93

Veränderung 1992 – 2005 (1992 = 100)

Mainz 106,0

Worms 102,1

LK Mainz-Bingen 112,8

LK Alzey-Worms 111,0

LK Bad Kreuznach 113,0

LK Birkenfeld 115,6

Rheinland-Pfalz 110,0

Tabelle 10:Entwicklung der Sied-lungs- und Verkehrsflächein den Kreisen und kreis-freien Städten im Ver-gleich zum Landesdurch-schnitt

Quelle:Statistisches LandesamtRheinland-Pfalz, Nutzungder Bodenfläche zum31.12.2005. Ergebnisse der Flächenerhebung (tatsächliche Nutzung),Bad Ems 2006.

Abbildung 31:Konversionsfläche:ehemalige Lee Barracks in Mainz

Foto:Bildagentur Rath,Schwabenheim

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Bisher wurden durch den Teilabzug amerikani-scher und französischer Streitkräfte freigesetzteTeilflächen in den Städten Bad Kreuznach (z.B.ehemalige Rose-Barracks), Mainz (z.B. ehemaligeLee-Barracks) und Worms für eine zivile Nachnut-zung freigegeben und befinden sich in der Kon-version. Aber auch im Westen der Region, z.B. inBad Sobernheim, Birkenfeld und Idar-Oberstein,wurden zahlreiche große militärisch genutzte Flächen frei und teilweise schon umgenutzt.Auf dem Gelände eines 1995 freigegebenen US-Hospitals in der Verbandsgemeinde Birkenfeldentstand der Umwelt-Campus Birkenfeld derFachhochschule Trier mit mehr als 2 000 Studie-renden 66.

Im Oktober 2005 standen zusätzlich zu denbereits freigegebenen Standorten im LandkreisBirkenfeld weitere 28 Hektar, im Landkreis BadKreuznach 18 Hektar, im Landkreis Mainz-Bingenrund 15 Hektar und in der Stadt Worms rund sechsHektar auf der Freigabeliste.

Im westlichen Teil der Region nimmt der Leer-stand in den Ortskernen deutlich zu. Während inden prosperierenden östlichen Teilen der Regionauch für ehemals landwirtschaftlich genutzteGebäude eine Nachfrage besteht, wird für denWesten mit einer Zunahme dieses Leerstands-potenzials gerechnet, dessen Vermarktung aller-dings kaum möglich erscheint.

Flächennutzungsplanreserven bestehen in allenTeilen der Region, weil die Gemeinden zuneh-mend Schwierigkeiten damit haben, die Erschlie-ßung von Baugebieten vorzufinanzieren. Insge-samt entsteht der Eindruck, dass mehr Flächen inden Flächennutzungsplänen aufgenommen wer-den, als letztlich in ein Bebauungsplanverfahrenüberführt werden.

Das Potenzial für eine qualitative Beeinflussungder Flächeninanspruchnahme wird in Rhein-hessen-Nahe zukünftig eher in den kleinteiligenInnenentwicklungspotenzialen sowie in der Nach-verdichtung und Bestandsverbesserung liegen.

Zentrale Akteure einer Flächenkreislaufwirtschaft

Akteure aus dem öffentlichen Sektor, insbeson-dere die unteren Planungsbehörden der Landkreiseund der kreisfreien Städte sowie die Planungsge-meinschaft Rheinhessen-Nahe als Trägerin derRegionalplanung, haben eine tragende Rolle füreine Flächenkreislaufwirtschaft in der RegionRheinhessen-Nahe. Die Stadt Mainz verfolgt eineStrategie der vorwiegenden Innenentwicklung, diesich auf die In-Wert-Setzung minder genutzter Flä-chen in der Innenstadt konzentriert. Private Akteu-re treten zwar als Flächeneigentümer in Erschei-nung, haben jedoch keine aktive Rolle beim Einsatzder relevanten Instrumente. Die am Planspielbeteiligten Vertreterinnen und Vertreter institu-tioneller (teil)privater Akteure wie der Industrie-und Handelskammer Idar-Oberstein oder der Spar-kassen-Service-Gesellschaft tragen die Grundprin-zipien einer Flächenkreislaufwirtschaft mit, kön-nen eine aktive Rolle zur Mobilisierung vonInnenentwicklungspotenzialen jedoch erst einneh-men, wenn die Kommunen erforderliche Vorleis-tungen zur Erfassung von Flächenpotenzialen, zurSchaffung von Baurecht und zur Baureifmachungerbringen. Der Bund als Eigentümer aufgelassenerMilitärstandorte ist ebenfalls ein wichtiger Akteurdes regionalen Flächengeschehens, tritt aber ehereinzelstandortbezogen in Erscheinung.

Anhang B

94 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

66 Hans Joachim Fette, Planungsregion Rheinhessen-Nahe: Die ersten Schritte auf einem langen Weg zur Flächenkreis-laufwirtschaft, in: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Informationen 25/3 „Flächeim Kreis“, Bonn 2006, S. 11–13.

Abbildung 32:Leerstand im Dorfkernvon Rhaunen im west-lichen Teil der Region

Foto:Manfred Klingel

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In einer Stadt-Umland-Studie für das GebietMainz-Rheinhessen67 werden verschiedene Instru-mente bzw. Kooperations- oder Organisations-strukturen vorgeschlagen, die geeignet erscheinen,die negativen Folgen der Stadt-Umland-Wande-rung abzubremsen.

Die interkommunale Kooperation zwischen denAkteuren des öffentlichen Sektors könnte die Flächenkreislaufwirtschaft wesentlich stärken.Mangels Instrumenten für einen Interessenaus-gleich zwischen Gebietskörperschaften kamenrelevante Kooperationen bisher nicht zustande.

Zentrale Anforderungen an eine stadtregionaleFlächenkreislaufwirtschaft

Es lassen sich für die Region Rheinhessen-Nahedie folgenden zentralen Anforderungen an eineFlächenkreislaufwirtschaft zusammenfassen:

Anpassung der Flächennutzung an den demo-grafischen Wandel: Wegen der zu erwartendenBevölkerungsrückgänge und Veränderungen inder Altersstruktur in Teilräumen der RegionRheinhessen-Nahe ist insbesondere in einerVielzahl kleinerer Ortsgemeinden die Innen-entwicklung gegenüber der Außenentwick-lung zu forcieren. Flächenausweisungen sindaus regionaler Sicht in Orten mit ausreichen-der funktionaler Ausstattung und Verkehrsan-bindung zu konzentrieren. Die Siedlungsdichteist zu stabilisieren, um die Flächenausnutzungzu erhöhen, um Leerstände zu vermeiden undlangfristig die Infrastrukturleistungen zusichern. Die vielerorts zu beobachtende Aus-weisung neuer Baulandangebote steht hier imWiderspruch zu den Herausforderungen desdemografischen Wandels.Verbesserte Steuerung durch Regionalplanung:Es werden verbindliche Ziele für den Wohn-flächenbedarf der Gemeinden für notwendigerachtet. Diese sollen bei der bevorstehendenAufstellung des nächsten regionalen Raum-ordnungsplans implementiert werden.

Verbesserung der interkommunalen Zusam-menarbeit: In den Regionsteilen Rheinhessenund Nahe wird ein verstärkter interkommuna-ler Dialog über Flächenausweisungen fürunabdingbar gehalten, um eine verminderteund abgestimmte Flächeninanspruchnahmezu erreichen.Konversion als ordnungs- und strukturpolitischeDaueraufgabe: Der sich fortsetzende Truppen-abbau in Rheinland-Pfalz wird zu weiteren Flä-chenfreisetzungen führen. In Abhängigkeitvon der wirtschaftlichen Entwicklungsdyna-mik und den demografischen Entwicklungenin den Teilräumen von Rheinhessen-Nahe istein langfristig orientiertes und regional abge-stimmtes Vorgehen für die Umnutzung derar-tiger Standorte für bauliche Nutzungen (Woh-nen, Gewerbe) und nicht bauliche Nutzungen(Renaturierung, Integration in Naturschutzund Landschaftsentwicklung) erforderlich.Sicherung von Freiräumen: Insbesondere in denprosperierenden, hoch verdichteten und ver-dichteten Teilen der Region ist die Sicherungdes Freiraumes mit seinen ökologischen, sozia-len und ökonomischen Funktionen von beson-derer Bedeutung. Die hierfür erforderliche Frei-haltung von baulichen Nutzungen kann denEntwicklungsspielraum zahlreicher Gemein-den, insbesondere für Inanspruchnahme des

Anhang B

67 Stadt Mainz, Amt für Stadtentwicklung, Statistik und Wahlen der Stadt Mainz, Stadt-Umland-Studie für das GebietMainz-Rheinhessen, Mainz 2004.

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 95

Abbildung 33:Konversion als ordnungs-und strukturpolitischeDaueraufgabe:Konversionsgelände MIT-Gonsenheim, Mainz

Foto:Bildagentur Rath,Schwabenheim

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Außenbereichs für Siedlungszwecke, engbegrenzen. In der Schaffung eines Regional-parks zur multifunktionalen Nutzung derLandschaft wird ein Ansatzpunkt für einenintegrierten Freiraumschutz gesehen.Verbesserung der Flächeninformationen: DieVerbesserung der derzeit noch lückenhaftenInformationen der Kommunen über bestehen-de Innenentwicklungspotenziale, die Einfüh-rung und Pflege von qualifizierten Bauland-katastern und die Verbreitung weitererinformatorischer Entscheidungsgrundlagensind eine wichtige Voraussetzung für die Etablierung einer Flächenkreislaufwirtschaft.Ziel sollte die Etablierung eines effizienten Flächenmanagements auf regionaler undkommunaler Ebene sein.Kriterien der Potenzialermittlung als Planungs-grundlage: Innerhalb der Region abgestimmteKriterien für die Ermittlung von in der Bauleit-planung zu berücksichtigenden Flächenpoten-zialen und des Flächenbedarfs werden als einwichtiger Ansatzpunkt für eine Reduzierungder Flächeninanspruchnahme betrachtet. DieEigenentwicklung sollte auf das erforderlicheMaß begrenzt werden, Innenentwicklungspo-tenziale sollten auf den Bedarf angerechnetwerden.

3. Region Mölln

Räumliche Lage der Planspielregion und beteiligteKörperschaften

Die Region Mölln im Südosten Schleswig-Hol-steins zählt zum Kreis Herzogtum Lauenburg undliegt im erweiterten Einzugsbereich der Metropo-le Hamburg und des Oberzentrums Lübeck. Auf-grund der Entfernung von 60 km nach Hamburgund von 30 km nach Lübeck zählt die Region nichtzum Speckgürtel der beiden Zentren. Vielmehrbesitzt die Region Mölln mit vielfältigen gewach-senen Strukturen und starken internen Verflech-tungen zwischen zentralen und peripheren Berei-chen eine eigene Identität 68.

Der Naturpark Lauenburgische Seen und das öst-lich angrenzende Biosphärenreservat Schaalseebieten ein großes Potenzial für Naturschutz undLandschaftsentwicklung und sind zugleich inter-essant für verschiedene Freizeit- und Erholungs-nutzungen.

Am Planspiel beteiligte Körperschaften waren dieStadt Mölln, die Ämter Breitenfelde und Nussesowie der Kreis Herzogtum Lauenburg. In der192 km2 großen Planspielregion Mölln leben rund

Anhang B

96 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

Abbildung 34:Planspielregion und beteiligte Gebietskörper-schaften

Quelle:Deutsches Institutfür Urbanistik,eigene Darstellung

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28 900 Einwohner. Die amtsangehörigen Ge-meinden (vgl. Übersicht 8) sind selbständige Ge-bietskörperschaften, so dass neben dem haupt-amtlichen Bürgermeister der Stadt Mölln weitere19 ehrenamtliche Bürgermeister in der Regiontätig sind. Die Stadt Mölln hat derzeit 18 500 Ein-wohner, die Gemeinden der Region haben eineGröße von 200 bis 2 000 Einwohnern 69.

Die in Schleswig-Holstein laufende Verwaltungs-strukturreform, die unter anderem eine Ämter-größe von mindestens 8 000 Einwohnernanstrebt, wird voraussichtlich bedeutende admi-nistrative Veränderungen in der Region zur Folgehaben.

Bevölkerungsentwicklung

Die Region Mölln ist insgesamt eine leicht wach-sende Region. Auch zukünftig wird in der Plan-spielregion noch ein geringes Bevölkerungswachs-tum erwartet. Für den Kreis Herzogtum Lauenburgwird bis 2015 ein Bevölkerungszuwachs von sechsbis neun Prozent prognostiziert; für die RegionMölln als Teil des Kreisgebietes werden ähnlicheSteigerungsraten angenommen.

Allerdings ist eine deutlich differenzierte Entwick-lung zwischen dem Mittelzentrum Mölln und denUmlandgemeinden festzustellen. Während dieEinwohnerzahl Möllns bereits seit Mitte der1990er-Jahre stagniert und hier bis 2015 nach denneueren Prognosen des Landes bzw. des Bundesmit anhaltend stagnierenden oder sogar leichtrückläufigen Bevölkerungszahlen zu rechnen ist,werden für die Gemeinden in den Ämtern Brei-tenfelde und Nusse von den Amtsverwaltungen

weiterhin wachsende Bevölkerungszahlen ange-nommen. Die Stadt-Umland-Wanderung spielthierbei eine wichtige Rolle.

Die Region Mölln hat im Zeitraum von 1998 bis2003 einen positiven Wanderungssaldo von 1 120zu verzeichnen (12 494 Zuzüge gegenüber 11 374Fortzügen). Etwas mehr als die Hälfte dieses Wan-derungssaldos (645 bzw. 57,6 Prozent) konzentrie-ren sich auf die Stadt Mölln; die restlichen Wande-rungsgewinne (475 bzw. 42,4 Prozent) sind denÄmtern Breitenfelde und Nusse zuzuordnen. Da-mit haben die umliegenden Gemeinden bezogenauf ihren relativen Bevölkerungsanteil an derRegion (35,5 Prozent) deutlich höhere Wande-rungsgewinne als die Stadt Mölln zu verzeichnen.

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen in der Region

Als ehemaliges Zonenrandgebiet ist die Regionbis heute nicht industriell, sondern überwiegendländlich geprägt. Die Wirtschaftsstruktur istdurch eine Vielzahl kleinerer und mittlerer Betrie-be gekennzeichnet. Daneben prägen landwirt-

Abbildung 35:Mölln: Region mit hohennaturräumlichen Poten-zialen

Foto:Stephanie Bock

Anhang B

68 Vgl. Manfred Kuhmann, Die Region Mölln auf dem Weg zu einer abgestimmten Siedlungsentwicklung, in: Bundes-amt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Informationen 25/2 „Fläche im Kreis“, Bonn 2005,S. 14–16.

69 Vgl. Stephanie Bock, Christa Böhme und Ulrike Meyer, Bericht zur Vor-Ort-Analyse in der Region Mölln, Berlin 2005(unveröffentlicht).

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 97

Übersicht 8:Gemeinden der ÄmterBreitenfelde und Nusse

Amt Nusse Duvensee, Koberg, Kühsen, Lankau, Nusse, Panten, Poggensee,Ritzerau und Walksfelde

Amt Breitenfelde Alt Mölln, Bälau, Borstorf, Breitenfelde, Hornbek, Niendorf/Stecknitz,Schretstaken, Talkau, Tramm und Woltersdorf

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70 Vgl. Statistisches Bundesamt, Siedlungs- und Verkehrsfläche nach Art der tatsächlichen Nutzung, Wiesbaden 2006oder www.destatis.de.

71 Ebenda.

schaftliche Betriebe noch immer viele Gemeindenin der Region. Der Ausbau des Tourismus ist ange-sichts des bundesweiten Trends zum Kurzurlaubim eignen Land ein wichtiges Ziel.

Das Potenzial für gewerbliche Neuansiedlungenerscheint begrenzt. Die Wirtschaftsförderung inder Region konzentriert sich vorrangig auf dieBestandspflege der vorhandenen Betriebe. Nebenkonjunkturellen Gründen ist die geringe wirt-schaftliche Entwicklung auf nachteilige Standort-bedingungen der Region zurückzuführen. Zumeinen besteht eine erhebliche Standortkonkur-renz zu Mecklenburg-Vorpommern, wo dieGrundstückspreise erheblich niedriger sind undwo zugleich Ansiedlungsanreize in Form höhererInvestitionszuschüsse bestanden. Zum anderenkonkurriert die Region mit dem westlichen Teildes Kreises Herzogtum Lauenburg, der verkehr-lich besser angebunden ist und eine größereNähe zum Hamburger Absatzmarkt aufweist.

Flächennutzung und -entwicklung

Bei einer Gesamtfläche von 19 235 Hektar lag derAnteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche in derRegion Mölln im Jahr 2004 bei 10,2 Prozent. Deut-lich ablesbar sind siedlungsstrukturelle Unter-schiede zwischen der Stadt Mölln und den beidenbeteiligten Ämtern Breitenfelde und Nusse. BeideÄmter weisen einen weitaus geringeren Anteil anSiedlungs- und Verkehrsfläche auf, was Ausdruckihres eher ländlichen Charakters ist. Insgesamtliegt der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsflächein der Region Mölln somit sowohl unter demBundesdurchschnitt von 12,8 Prozent 70 als auchunter dem Schleswig-Holsteins, der im Jahr 2004bei 12,1 Prozent lag 71.

Im Vergleich zu den anderen Kreisen Schleswig-Holsteins zeichnet sich der Kreis HerzogtumLauenburg mit neun bis zehn Prozent durch eineneher durchschnittlichen Anteil an Siedlungs- undVerkehrsfläche aus.

In der Flächenentwicklung von 1993 bis 2004spiegeln sich die Unterschiede in den Entwick-lungstendenzen zwischen der Stadt Mölln einer-seits und den beiden Ämtern andererseits wider.Die Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsflächebeträgt in diesem Zeitraum in der gesamtenRegion 16,4 Prozent und liegt somit über dembundesweiten Durchschnitt von 13,2 Prozent.Absolut betrachtet ist die Zunahme der Sied-lungs- und Verkehrsfläche in der Stadt Mölln und

Abbildung 36:Reitsportgeschäft inumgenutztem landwirt-schaftlichem Gebäude in Breitenfelde

Foto:Amt Breitenfelde

Anhang B

98 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

Tabelle 11:Flächennutzung in derRegion Mölln in Hektar(2004)

Quelle:Daten nach: StatistischesAmt für Hamburg undSchleswig Holstein, 2006.

Fläche gesamt Siedlungs- und Verkehrsfläche

Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der Gesamtfläche in Prozent

Region Mölln 19 237 1 964 10,2

Stadt Mölln 2 505 732 29,2

Amt Breitenfelde 7 643 680 8,9

Amt Nusse 9 089 552 6,1

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dem Amt Nusse in etwa gleich hoch, während imAmt Breitenfelde ein deutlicher Anstieg zu ver-zeichnen ist. Betrachtet man den relativen Flä-chenzuwachs, wird die flächendynamischere Ent-wicklung im Amt Breitenfelde, gefolgt von einerebenfalls im Bundesvergleich überdurchschnitt-lichen Entwicklung im Amt Nusse noch deutlichersichtbar. Die Zunahme der Siedlungs- und Ver-kehrsflächen vollzieht sich somit – erwartungsge-mäß – in den ländlich strukturierten Teilbereichender Region Mölln.

Flächenpotenziale in der Region

Einen Überblick über den Umfang der potenziel-len Innenentwicklungsflächen, d.h. baulich vorge-nutzte oder dem Innenbereich zuzuordnende un-oder untergenutzte Flächen in der Region Möllnund den beteiligten Gebietskörperschaften, derenMobilisierung zur baulichen (Wieder-)Nutzungim Sinne der Flächenkreislaufwirtschaft gegebe-nenfalls erreicht werden soll, gibt Tabelle 13. Dabeisind die Angaben allerdings nicht katasterge-

stützt, da weder die Stadt Mölln noch die ÄmterBreitenfelde und Nusse über ein Baulücken- bzw.Brachenkataster verfügen.

Die ländliche Region Mölln weist ein zugleichgeringes und kleinteiliges Innenentwicklungspo-tenzial (Baulücken, Nachverdichtungspotenzialein Baugebieten, aufgelassene landwirtschaftlicheBetriebe in den Ortslagen der Umlandgemeindender Stadt Mölln) auf. Da großflächige industrielleoder militärische Nutzungen in der Region nichtbestehen, ist auch zukünftig nicht mit dem Brach-fallen nennenswerter Flächen bzw. Erfordernis-sen an eine Umnutzung, Revitalisierung oderRenaturierung zu rechnen. Eine Ausnahme stelltdas 45 Hektar große Areal der Bundeswehrver-waltungsschule in Mölln dar, das ab 2008 für Fol-genutzungen zur Verfügung steht.

Eine systematische Entwicklung der kleinteiligenInnenentwicklungspotenziale erfolgt bisher nicht,dies nicht zuletzt wegen der für diese Art von Flächenpotenzialen bundesweit noch fehlendenEntwicklungsstrategien und Verfahrensweisen.

Anhang B

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 99

Tabelle 12:Flächenentwicklung in derRegion Mölln in Hektar(1993 – 2004)

Quelle:Difu, Zusammenstellungnach Angaben der Stadt Mölln, des AmtesBreitenfelde und desAmtes Nusse; StatistischesAmt für Hamburg undSchleswig Holstein, 2006.

Siedlungs- und Ver-kehrsfläche 1993

Siedlungs- und Verkehrsfläche 2004

Veränderung 1993 – 2004

Veränderung in Prozent

Region Mölln 1 688 1 964 + 276 + 16,4

Stadt Mölln 666 732 + 66 + 9,9

Amt Breitenfelde 535 680 + 145 + 27,1

Amt Nusse 487 552 + 65 + 13,3

Tabelle 13:Innenentwicklungspoten-ziale in der Region Möllnin Hektar

1 Rechnerisch ermittelt.2 Angabe bezieht sich

nur auf Nachverdich-tungspotenziale.

Quelle:Eigene Zusammenstellungund Berechnung nachAngaben der Stadt Möllnsowie der Ämter Breiten-felde und Nusse

Region Mölln Stadt Mölln AmtBreitenfelde Amt Nusse

Baulücken im Geltungsbereich siedlungs-erweiternder Bebauungspläne ca. 7,5 ca. 6 1 ca. 1,5 /.

Klassische Baulücken/geringfügig bebauteGrundstücke/Nachverdichtungspotenziale ca. 7 – 10 ca. 2 – 52 ca. 3,5 ca. 1,5

Vorhandene Brachflächen ca. 1 /. ca. 1 /.

Absehbare Brachflächen ca. 4,5 ca. 4,5 /. /.

Gesamt ca. 20 – 23 ca. 12,5 – 15,5 ca. 6 ca. 1,5

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Der geschätzte Bestand an Innenentwicklungs-potenzialen in der Region umfasst insgesamtetwa 20 bis 23 Hektar. Bezogen auf den Siedlungs-flächenbestand (ohne Verkehrsflächen) bedeutetdies einen Anteil von etwa 1,8 bis 2,0 Prozent.Damit ist der Anteil der Innenentwicklungspoten-ziale in der Region Mölln – auch unter Berücksich-tigung einer gewissen Dunkelziffer – außer-ordentlich gering.

Zentrale Akteure einer Flächenkreislaufwirtschaft

Zentrale Akteure für eine Flächenkreislaufwirt-schaft in der Region sind Akteure aus dem öffent-lichen Sektor: Stadt Mölln, umliegende Ämterund Gemeinden sowie ergänzend der Kreis Her-zogtum Lauenburg. Der von den Gebietskörper-schaften im Jahr 2003 gebildete RegionalbeiratMölln stellt eine für die Entwicklung einer regio-nalen Flächenkreislaufwirtschaft wichtige inter-kommunale Kooperation dar. Sein Einfluss undseine – wenn auch informellen – Steuerungsmög-lichkeiten gehen über die sonst vorhandenenfunktionalen Kooperationen in der Region hinaus.

Die Mobilisierung privater Akteure für die Zieleder Flächenkreislaufwirtschaft gestaltet sich aufgrund einer Vielzahl verschiedener, vergleichs-weise kleiner Eigentümer bzw. Bauherren schwie-rig. Private Akteure treten zwar als Eigentümerkleinteiliger Innenentwicklungsflächen in Erschei-

nung, haben jedoch keine aktive Rolle beim Ein-satz der relevanten Instrumente. Größere Bau-und Erschließungsträger sind als Flächenentwick-ler in der Region nachrangig, die Gemeinden imMöllner Umland entwickeln die Baugebiete in derRegel selbst.

Mit der Kreissparkasse und der Wirtschaftsförde-rungsgesellschaft beteiligten sich jedoch privateAkteure an den Planspielen.

Zentrale Anforderungen an eine stadtregionaleFlächenkreislaufwirtschaft

Die zentralen Anforderungen an eine Flächen-kreislaufwirtschaft in der Region Mölln lassensich wie folgt zusammenfassen:

Kleinteilige Verwaltungsstruktur: Eine Gemein-degebietsreform wie in anderen Bundeslän-dern ist in Schleswig-Holstein bislang nichterfolgt. Dies bedeutet, dass in besondererWeise problematische Konkurrenzsituationenum Einwohner, Arbeitsplätze und Infrastrukturentstehen, die zu städtebaulich und regional-planerisch ungeeigneten Flächenneuauswei-sungen führen. Die sehr kleinteilige Gemein-destruktur und die damit verbundene Vielzahlvon räumlichen Zuständigkeiten für die Flä-chenentwicklung erfordern daher planerischeKonzeptionen für die Gesamtregion und eineoptimale Kooperation aller Beteiligten beieiner regionalen Flächenkreislaufwirtschaft.Differenzierte demografische Entwicklung:Während in der Stadt Mölln mit anhaltendstagnierenden oder sogar leicht rückläufigenBevölkerungszahlen zu rechnen ist, werden fürdie Umlandgemeinden weiterhin Bevölke-rungszuwächse erwartet.Differenzierte Flächenentwicklung: Die prozen-tuale Zunahme der Siedlungs- und Verkehrs-flächen ist in den ländlich strukturierten Teil-bereichen der Region deutlich höher als in derStadt Mölln.„20-Prozent-Regel“: Nach den Regelungen derLandes- und Regionalplanung können Ge-meinden in der Region, die nicht Siedlungs-schwerpunkt sind, bis 2010 Flächenvorsorgefür maximal 20 Prozent ihres Wohnungsbe-standes von Anfang 1995 treffen. Diese pau-

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Abbildung 37:Baulücke in Mölln:kleinteiliges Innen-entwicklungspotenzial

Foto:Stadtbauamt Mölln

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schale Obergrenze der Flächenneuinanspruch-nahme erfolgt ohne eine Differenzierung derkonkreten räumlichen und demografischenAnforderungen und Entwicklungspotenzialeder Gemeinden. Viele Gemeinden verstehendie 20-Prozent-Regel daher nicht als Obergren-ze für die Eigenentwicklung, sondern schöpfenunabhängig hiervon die 20 Prozent durch Aus-weisung von Neubauflächen aus und planenangebotsorientiert statt bedarfsgerecht.Flächenintensive Bauformen: Aufgrund der ver-gleichsweise moderaten Baulandpreise (z.B. imStadtgebiet Mölln bis etwa 130,– Euro/m2) istein Trend zu kleineren Wohnbaugrundstückennur bei Bauherren mit geringerem Haushalts-einkommen erkennbar. Flächensparende Bau-formen werden selten gewählt, der Wunschnach einem freistehenden Einfamilienhausdominiert bei der Mehrzahl der Bauherren.Hohe Infrastrukturkosten: Die Kosten für dieAufrechterhaltung der regionalen Infrastruk-tur sind aufgrund der Weiträumigkeit derRegion – in Teilbereichen leben weniger als 30 Einwohner pro km2 – vergleichsweise hoch.Naturräumliche Potenziale: Der naturorientier-te Tourismus in der wald- und seenreichenLandschaft der Region Mölln und die damitverbundenen Erwartungen an eine intakteund ungestörte Natur könnten zukünftig inTeilen der Region mit den Ansprüchen einerwachsenden Siedlungs- und Verkehrsfläche inKonflikt geraten.Kleinteiliges und geringes Innenentwicklungs-potenzial: Klassische Brachflächen sind in derRegion so gut wie nicht vorhanden. Die Flä-chenpotenziale im Bestand liegen vielmehr imBereich der kleinteiligen Innenentwicklungs-potenziale (Baulücken, Nachverdichtungspo-tenziale, aufgelassene innerörtliche landwirt-schaftliche Betriebe) und sind insgesamt ehergering.Geringes Problembewusstsein für Flächenkreis-laufwirtschaft: Der Handlungsdruck und dasdamit verbundene Problembewusstsein fürdie Reduzierung der Flächeninanspruchnahmesind in der Region bisher begrenzt. Zum einenbestehen kaum größere Brachflächen, zumanderen sind Freiflächen für potenzielle Flä-chenneuausweisungen im Umland von Möllnausreichend und kostengünstig verfügbar.

Zudem ist die Nachfrage Flächen verbrauchen-der Gewerbeunternehmen begrenzt, und esstehen gleichzeitig am Markt umfangreiche, inden 1990er-Jahren ausgewiesene Gewerbe-flächen zur Verfügung. Auch ist das Einwoh-nerwachstum in der Region eher moderat.

Abbildung 39:Baulückenkarte von Panten im Amt Nusse

Quelle:Amt Nusse

Anhang B

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Abbildung 40:Innerörtliches Grundstückeines ehemaligen Land-maschinenhandels inMölln

Foto:Hans-Jürgen Warncke

Abbildung 38:Baugebiet Rudolf-Virchow-Straße:Beispiel für verdichteteEinfamilienhaus-bebauung

Foto:Stadtbauamt Mölln

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4. Stadt Duisburg

Räumliche Lage der Planspielstadt und beteiligteKörperschaften

Die Stadt Duisburg mit ihren 503 664 Einwoh-nern (Stand: 12/2004) liegt an der Schnittstellevon Rheinschiene und Ruhrgebiet in einem dergrößten Agglomerationsräume Europas.

Das 233 km2 große Oberzentrum wird stark durchEuropas größten Binnenhafen geprägt und hatsich zu einem führenden Zentrum für Logistik,Distribution und Verkehrswirtschaft entwickelt.Neben der Funktion als Dienstleistungsstandort istDuisburg nach wie vor ein bedeutendes industriel-les Zentrum und gehört insbesondere zu den wich-tigsten Standorten der Stahlerzeugung in Europa72.

Bevölkerungsentwicklung

Trotz beachtlicher Erfolge im kontinuierlichenStrukturwandel und der Ansiedlung zahlreicherDienstleistungs- und Logistikunternehmen wirdsich in Duisburg aufgrund der anhaltenden Bevöl-kerungsverluste im Zuge des demografischenWandels mittel- und langfristig der Schrump-

fungsprozess fortsetzen. Dies beeinflusst be-sonders den Wohnungsmarkt, die Infrastruktur-entwicklung und den Bildungsbereich.

Nachdem Duisburg in den 1970er- und 1980er-Jah-ren durch groß- und kleinräumige Wanderungs-bewegungen erhebliche Bevölkerungsverlustehinnehmen musste, hat sich die BevölkerungszahlEnde der 1980er- bis Anfang der 1990er-Jahredurch den Zuzug aus dem Ausland und den neuenBundesländern stabilisiert. Der Ausländeranteillag in Duisburg 2003 mit ca. 16,5 Prozent deutlichüber dem Landesdurchschnitt in NRW von 10,9Prozent. Mitte der 1990er-Jahre wies die Stadtmassive – insbesondere kleinräumige, also subur-banisierungsbedingte – Wanderungsverluste(besonders in den Kreis Wesel) auf, die in den letz-ten Jahren jedoch deutlich verringert werdenkonnten. Parallel dazu haben die natürlichenBevölkerungsverluste aufgrund von Sterbefall-überschüssen kontinuierlich zugenommen.

Die Bevölkerungsvorausberechnung des Landes-amtes für Datenverarbeitung und Statistik gehtfür Duisburg von einem Bevölkerungsrückgangum 9,25 Prozent von 2003 bis 2020 aus. Dies wirdverbunden sein mit einem relativ massiven Alte-rungsprozess der Bevölkerung.

Abbildung 41:Planspielstadt Duisburg

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Quelle:Deutsches Institutfür Urbanistik,eigene Darstellung

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Wirtschaftliche Rahmenbedingungen in der Region

Mit dem größten Binnenhafen Europas als Keim-zelle hat sich die Stadt zu einem führenden Zen-trum für Logistik, Distribution und Verkehrswirt-schaft entwickelt. Neben ihrer Funktion alsDienstleistungszentrum ist die Stadt nach wie vorein bedeutendes industrielles Zentrum undgehört zu den wichtigsten Standorten der Stahl-erzeugung in Europa. Im Rahmen der Innen-entwicklung wurden zahlreiche Unternehmen inDuisburg neu angesiedelt bzw. verlagert, so dassohne die Inanspruchnahme wertvoller Freiräumedie Wirtschafts- und Branchenstruktur verbessertwerden konnte.

Trotz hoher Arbeitsplatzverluste in den letztenJahrzehnten sind in Duisburg nach wie vor vieleMenschen (2002: 20 Prozent der Erwerbstätigen,Durchschnitt Ruhrgebiet 16,5 Prozent, Bundes-durchschnitt 20,6 Prozent) im verarbeitendenGewerbe – insbesondere der Stahlindustrie – be-schäftigt. Dabei dominiert eine großbetrieblicheStruktur (2003: im Schnitt 247,6 Beschäftigte pro Betrieb im verarbeitenden Gewerbe, Ruhrge-biet 140,9, Bundesdurchschnitt 126,7). Die Wirt-schaft weist demgegenüber eine signifikante„Mittelstandslücke“ auf. Die Arbeitslosigkeit liegtüber dem Landes- und Bundesdurchschnitt,jedoch unterhalb des Niveaus des zentralen Ruhr-gebietes.

Die hohen Belastungen des Strukturwandels inDuisburg in den 1990er-Jahren zeigen sich ineinem geringen Wirtschaftswachstum. Das Brut-toinlandsprodukt ist zwischen 1991 und 2002 mitinsgesamt + 12,4 Prozent nicht nur gegenüberdem Landes- und Bundesdurchschnitt, sondernauch gegenüber dem Ruhrgebiet nur unterdurch-schnittlich gewachsen 73.

Flächennutzung und -entwicklung

Das Siedlungs- und Verkehrsflächenwachstumseit 1990 bzw. 1993 liegt in Duisburg als Oberzen-trum des Ballungskerns deutlich unterhalb desLandes- und Bundesdurchschnitts. WährendBahnflächen, Betriebsflächen und auch Gebäude-und Freiflächen für die gewerbliche Nutzungzurückgegangen sind, haben Gebäude und Frei-flächen „sonstiger“ Nutzung, also besondersSondergebiete, sowie „grüne“ Siedlungsflächenan Bedeutung gewonnen.

Seit den 1970er-Jahren vollzieht sich in Duisburgein tiefgreifender Prozess wirtschaftlichen undräumlichen Strukturwandels. Hiermit im Zu-sammenhang stehen zahlreiche erfolgreiche Vor-haben des Flächenrecyclings. Nahezu alle grö-ßeren Gewerbeansiedlungen der vergangenen 20bis 30 Jahre erfolgten auf Altstandorten der Mon-tanindustrie oder der Bahn. Im Zeitraum von 1993

linksAbbildung 42:Duisburg: bedeutenderLogistikstandort

Foto:Stadt Duisburg

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72 Vgl. Helmut Höffken, Erfahrungen und Bedingungen für eine städtische Kreislaufwirtschaft – das Beispiel Duisburg,in: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Informationen 25/2 „Fläche im Kreis“, Bonn2005, S. 20–22.

73 Vgl. Uwe Ferber und Peter Rogge, Bericht zur Vor-Ort-Analyse in der Planspielstadt Duisburg, Leipzig 2005 (unver-öffentlicht).

rechtsAbbildung 43:Hüttenwerk in Duisburg-Marxloh

Foto:Thomas Preuß

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bis 2002 wurden ca. 77 Prozent der entwickeltengewerblichen Bauflächen durch Flächenrecyclingrealisiert. Neben der Reaktivierung neuer Gewer-beflächen auf Brachflächen wurden in Duisburgjedoch auch andere Nutzungsziele erreicht.

Im Folgenden seien nur einige Beispiele erfolgrei-cher Innenentwicklung genannt. Der Dienstlei-stungspark Innenhafen entstand auf dem ehe-maligen Hafengelände mit historisch wertvollenSpeicher- und Mühlengebäuden, die lange Zeitleer standen oder mindergenutzt wurden. Durchdie Verknüpfung von Arbeiten, Wohnen, Kulturund Freizeit entstand ein Quartier mit neuenStandortqualitäten. Gegenüber der Speicherzeilemit Museen, Cafés und Restaurants befindet sichein urbanes, von Grachten durchzogenes Wohn-quartier. Die Nordseite des Innenhafens ist Stand-ort für Dienstleistungsbetriebe des tertiären Sek-tors und beherbergt mit der „Marina Duisburg“ein bedeutendes touristisches Angebot der StadtDuisburg.

Ein weiteres herausragendes Beispiel für eine Flächenreaktivierung ist der LandschaftsparkDuisburg-Nord, der auf einem rund 200 Hektargroßen Areal räumlich zusammenhängenderIndustrie- und Zechenbrachen entwickelt wurde.

Flächenpotenziale in der Stadt

Der wirtschaftliche Strukturwandel und der Rück-zug der Großindustrie aus der Fläche haben inDuisburg erhebliche raumstrukturelle Verände-rungen hervorgerufen. Aktuell befinden sich imStadtgebiet von Duisburg rund 350 Hektar Brach-flächen. Auf den kleineren und größeren Flächen

Abbildung 45:DienstleistungsparkInnenhafen

Foto:Stadt Duisburg

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Abbildung 44:Siedlungs- und Verkehrs-flächenentwicklung inDuisburg (1993 = 100)

Quelle:Statistisches Bundesamt,2005, Landesamt fürDatenverarbeitung undStatistik NRW, 2005.

Abbildung 46:Ehemaliges Stahlwerk:Landschaftspark Duisburg-Nord

Foto:Stadt Duisburg

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befanden sich Nutzungen, die teilweise Altlastenhinterlassen haben. Zum Teil handelt sich um Flächen größerer ehemaliger Gewerbe- und Industriebereiche, die eine eigene Erschließungerfordern. Neben größeren Brachflächen (mon-tan)industrieller Vornutzung sind besonders imDuisburger Norden auch kleinteilige Brachflä-chen in gemischt genutzten Bereichen bzw.Gemengelagen vorhanden.

Duisburg verfügt über ausreichend Wohnbauflä-chenreserven sowohl auf Brachflächen als auch inNachverdichtungspotenzialen und als Siedlungs-erweiterungen. Die relativ große Nachfrage unddas (stadträumlich stark differenzierte) rechthohe Preisniveau führen zur Realisierung hoherbaulicher Dichten. Insgesamt sind ca. 600 Hektaran Innenentwicklungsreserven für Wohn- undGewerbeflächen erfasst, wobei zunehmend auchkleinteiligere Brachflächen in den Fokus rücken.

Zentrale Akteure einer Flächenkreislaufwirtschaft

In den vergangenen Jahrzehnten haben sich eineroutinierte Praxis und ein differenziertes Akteurs-spektrum im Flächenrecycling herausgebildet.Neben öffentlichen Akteuren spielen große Flä-cheneigentümer, Wohnungsgesellschaften, priva-te und öffentliche oder halböffentliche Entwickler(insbesondere die Landesentwicklungsgesell-schaft Nordrhein-Westfalen) eine wesentlicheRolle. Daher waren an den Planspielen zur Flä-chenkreislaufwirtschaft neben Vertreterinnenund Vertretern der Stadtverwaltung (Stadtentwk-cklung, Umwelt) auch solche der Wirtschaftsför-derung, der Immobilienwirtschaft und regionalerInstitutionen (Regionalverband Ruhr) beteiligt.Hervorzuheben ist das große Interesse der Groß-flächeneigentümer mit umfangreichen Brachflä-chenportfolios an innovativen Lösungen für dieBrachflächenmobilisierung.

Der andauernde Umbau der regionalen Institu-tionen im Ruhrgebiet in den vergangenen Jahren

hat zu einer gewissen Instabilität der regionalenBezugsebene geführt.

Zentrale Anforderungen an eine stadtregionaleFlächenkreislaufwirtschaft

Die zentralen Anforderungen an eine Flächen-kreislaufwirtschaft in Duisburg lassen sich wiefolgt zusammenfassen:

Strategie nachhaltiger Stadtentwicklung: DieStadt Duisburg beabsichtigt, die Stadtent-wicklungsplanung in einem mehrstufigen Verfahren als „Strategie nachhaltiger Stadtent-wicklung“ mit sektoralen und teilräumlichenMasterplänen (und im Anschluss der Fort-schreibung des FNP) neu in Gang zu setzen 74.Realisierung bedeutender Stadtentwicklungs-projekte: Im Zusammenhang mit dem Stadt-umbau bzw. der Wiedernutzung verfolgt dieStadt zentrale prioritäre Projekte:

unter dem Motto „Duisburg an den Rhein“ist ein Bündel von Maßnahmen zur Attrakti-vitätssteigerung und Anbindung der Innen-stadt an den Rhein als neuen Erlebnisraumfür Duisburg zusammengefasst. Als ersterBaustein der langfristig angelegten Ent-wicklungsstrategie gilt die Planung für denRheinpark Hochfeld, eine ca. 52 Hektar gro-ße ehemalige Industriefläche am Rheinufer.Ein Masterplan für den Emscher Land-schaftspark, einen ost-west-orientiertenGrünzug von Unna bis nach Duisburg, siehtfür das Stadtgebiet von Duisburg ein grü-nes Entwicklungsband bis zum Rhein vor.

Abbildung 47:Rheinufer in Duisburg

Foto:Stadt Duisburg

Anhang B

74 Vgl. Helmut Höffken und Peter Rogge, Integrierte Stadtentwicklungsplanung und kommunaler Grundstücksfondsals Kernelemente der Flächenkreislaufwirtschaft in Duisburg, in: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)(Hrsg.), ExWoSt-Informationen 25/3 „Fläche im Kreis“, Bonn 2006, S. 18–19.

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Stadtumbau: Für die Bewältigung der zukünfti-gen Herausforderungen des wirtschaftlichenStrukturwandels sowie des demografischenWandels und des Stadtumbaus bzw. der Stadt-

erneuerung ist Flächenrecycling gegenwärtigund in Zukunft eine zentrale Aufgabe derStadtentwicklung, die die Innenentwicklungmit höchster Priorität voranbringt. Zum Prinzipder Flächenkreislaufwirtschaft im Rahmeneiner nachhaltigen Stadtentwicklung bestehtletztlich keine Alternative. In einem integrier-ten Gesamtkonzept im Rahmen des Stadtum-baus sollen zu den Themen Wohnen, Umwelt,Freizeit/Kultur, Bildung, Wirtschaft und Ver-kehr/Infrastruktur die räumlichen und sektora-len Ziele für das gesamte Stadtgebiet festlegtwerden.Regionales Überangebot an Gewerbeflächen:Die Stadt verfolgt das Ziel, Gewerbegebieteweitestgehend nur noch auf Recyclingflächenzu entwickeln. Ein in der Region bestehendesÜberangebot von Gewerbeflächen und eindamit einhergehend geringes Preisniveauerschweren die Mobilisierung von DuisburgerBrachflächen für gewerbliche Zwecke.Beseitigung von Mobilisierungshemmnissen beiBrachflächen: Bei zahlreichen Brachflächenbestehen Mobilisierungshemmnisse seitensder Eigentümer (überzogene Preisvorstellungenund Buchwerte, fehlendes Entwicklungsinte-resse aufgrund faktisch negativer Grund-stückswerte, geringe wirtschaftliche Leis-tungsfähigkeit), durch Lagenachteile (u.a.immissionsrechtliche Probleme in Gemengela-gen) und in Form eines hohen Altlastensanie-rungsaufwands.Entwicklung größerer Brachflächen: DieWiedernutzung von Brachflächen, für die eineeigendynamische Entwicklung kurz- undmittelfristig durch niedrige Bodenwerte, hoheAufbereitungskosten oder mangelnde Er-schließung nicht zu erwarten ist, stellt nachwie vor in Duisburg ein großes planerischesProblem dar. Betroffen sind z.B. die FlächenSchacht 2/5 in Duisburg-Marxloh (ca. zwölfHektar große ehemalige Zechenbrache in derNähe eines großen Industriekomplexes derStahlindustrie), Halde „Lohmannsheide“ inDuisburg-Baerl (ca. zehn Hektar große Berg-bauhalde direkt an der Stadtgrenze zu Moers)und Bahnflächen in Duisburg-Wedau (ca. 96Hektar großes Areal, das nach Schließungeines DB-Ausbesserungswerkes für neue Nut-zungskonzepte zur Verfügung steht).

Abbildung 48:Schacht 2/5 in Duisburg-Marxloh

Quelle:Stadt Duisburg

Abbildung 49:Halde Lohmannsheide inDuisburg-Baerl

Quelle:Stadt Duisburg

Abbildung 50:Ausbesserungswerk undRangierbahnhof Wedau

Quelle:Stadt Duisburg

Anhang B

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5. Planungsregion Nordthüringen

Räumliche Lage der Planspielregion und beteiligteKörperschaften

Die Landkreise Eichsfeld, Kyffhäuserkreis, Nord-hausen und Unstrut-Hainich-Kreis sowie dieStädte Mühlhausen/Th., Nordhausen, Sonders-hausen, Bad Langensalza, Heilbad Heiligenstadtund Leinefelde-Worbis bilden die Regionale Pla-nungsgemeinschaft Nordthüringen. Nordthürin-gen ist eine von vier Planungsregionen Thürin-gens. Die Region besteht aus insgesamt 226Kommunen mit durchschnittlich weniger als 2 000 Einwohnern.

Die Region ist durch geringe Wertschöpfung inKombination mit hoher Arbeitslosigkeit und starkschrumpfender Bevölkerung gekennzeichnet. Inder 3 661 km2 großen Planungsregion leben 413 902 Einwohner (2003). Mit durchschnittlich113 Einwohnern je km2 ist die Region vergleichs-weise dünn besiedelt.

Die Entwicklungsdynamik von Wirtschaft undBevölkerung ist in der Region relativ stark ausdif-ferenziert: Während der Landkreis Eichsfeld sichrecht stabil entwickelt, sind Schrumpfungspro-zesse besonders in den Landkreisen Nordhausenund Kyffhäuser stark ausgeprägt.

Die Region ist raumordnerisch dem ländlichenRaum zugeordnet, Verdichtungsansätze sind inden „Stadt- und Umlandräumen“ Mühlhausenund Nordhausen vorhanden. Diese beiden Städtesind als Mittelzentren mit oberzentraler Teilfunk-tion auch die zentralen Orte höchster Stufe in derRegion, über ein eigenes Oberzentrum verfügt dieRegion nicht 75.

Naturräumlich hat Nordthüringen Anteil an denMittelgebirgen Harz und Kyffhäuser sowie süd-lich davon am Thüringer Becken. Die wichtigstenLandschaftsräume sind Südharz, Kyffhäuser,Hainleite, das Eichsfeld und der Nationalpark Hai-nich als großes zusammenhängendes Waldgebietim Südwesten der Region.

Abbildung 51:Planspielregion und beteiligte Gebiets-körperschaften

Anhang B

75 Vgl. Uwe Ferber und Peter Rogge, Bericht zur Vor-Ort-Analyse in der Planungsregion Nordthüringen, Leipzig 2005(unveröffentlicht).

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Quelle:Deutsches Institutfür Urbanistik,eigene Darstellung

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Bevölkerungsentwicklung

Die Region Nordthüringen hat zwischen 1989 und2003 in 14 Jahren ca. 14,5 Prozent ihrer Bevölke-rung verloren. Für den Zeitraum 2004 bis 2020sind in 17 Jahren nach der aktuellen Bevölkerungs-prognose des Thüringer Statistischen Landesam-tes weitere Bevölkerungsverluste von 12,8 Prozentzu erwarten. Der starke Bevölkerungsrückgangsetzt sich damit in der Region kaum gebremstfort. Dabei werden Wanderungsverluste zuneh-mend von natürlichen Bevölkerungsverlustenüberlagert, bleiben aber auf überdurchschnittlichhohem Niveau.

Innerhalb der Region ergeben sich dabei erheblicheUnterschiede: während der (stark katholischgeprägte) Landkreis Eichsfeld überproportionaleGeburtenraten und eine entsprechend jungeBevölkerung aufweist, so dass die natürliche Bevöl-kerungsentwicklung bis 2020 noch relativ ausge-glichen verlaufen wird, wirken sich in den Landkrei-sen Nordhausen und Kyffhäuser überalterteBevölkerungsstrukturen (in Folge hoher Wande-rungsverluste seit 1990) in stark negativen natür-lichen Bevölkerungsentwicklungen bis 2020 aus.Im ländlichen Kyffhäuserkreis mit seiner besondershohen Arbeitslosigkeit geht die Bevölkerungsprog-nose darüber hinaus von einer zusätzlichen sehrstarken Abwanderungstendenz aus, so dass dortinsgesamt mit Bevölkerungsverlusten von 18,2 Pro-zent zwischen 2003 und 2020 gerechnet wird.

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen in der Region

Der Anfang der 1990er-Jahre eingestellte Kali-bergbau hat die Region in rund 100 Jahren starkgeprägt und stellt sie heute vor eine Vielzahl vonProblemen unter anderem in Form von Kalihaldenund Grubenhohlräumen. Ganze Industriezweigewie Fahrzeugbau, Textilindustrie, Mikroelektronikund Bergbau haben im Strukturwandel nach1990 ihre Bedeutung verloren. Mit diesem Prozesswar und ist das Freisetzen von immensen Flä-chenpotenzialen verbunden.

Nordthüringen weist einen hohen – und wach-senden – Auspendlerüberschuss (ca. 27 600 Per-sonen im Jahr 2001) insbesondere nach Nieder-sachsen und Hessen (besonders LandkreisEichsfeld), aber auch nach Erfurt (besonders Kyff-häuserkreis) auf. Die Arbeitsplatzziffer (prozentu-aler Anteil der in der Region arbeitenden an den inder Region wohnenden sozialversicherungs-pflichtig beschäftigten Arbeitnehmern) betrug1996 85,6 Prozent und sank 2001 auf 81,5 Pro-zent 76.

Entsprechend liegt die Arbeitslosigkeit derGesamtregion relativ deutlich über dem SchnittThüringens und weist innerhalb der Region großeUnterschiede auf. In der Tendenz nimmt dieArbeitslosigkeit mit wachsender Entfernung zuden Pendlerzielen in Niedersachsen und Hessenzu. Während die Quote im Bereich der Geschäfts-stelle Heiligenstadt (westliches Eichsfeld) desAgenturbezirks Nordhausen im März 2005 15,9Prozent betrug und damit klar unter dem Thürin-ger Durchschnitt von 19,2 Prozent lag, betrug sieim Bereich der Geschäftsstelle Artern im öst-lichen Kyffhäuserkreis 27,3 Prozent, was einen„Spitzenwert“ auch im ostdeutschen Kontext dar-stellt.

Die hohe Arbeitslosigkeit und der geringe Besatzmit Arbeitsplätzen resultieren aus Defiziten derWirtschaftsstruktur besonders im Industriebe-satz (vor allem im Landkreis Nordhausen und imKyffhäuserkreis) und der Finanz- und Unterneh-

Abbildung 52:Kalihalde Menteroda:Der Bergbau hatdie Region in rund 100 Jahren stark geprägt

Foto:Regionale Planungs-gemeinschaft Nord-thüringen

Anhang B

76 Vgl. Regionale Planungsgemeinschaft Nordthüringen (Hrsg.), Pendlerverflechtungen in Nordthüringen, bearb. vonProf. Dr. Usbeck – Büro für Stadt- und Regionalentwicklung, Sondershausen 2004.

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mensdienstleistungen. Entsprechend sind –neben partiell der Landwirtschaft – die Bauwirt-schaft sowie die öffentlichen und privaten Dienst-leistungen in ihren Beschäftigtenanteilen in derRegion überrepräsentiert.

Die rapiden Arbeitsplatzverluste, besonders imKalibergbau und Teilen der Industrie, Anfang der1990er-Jahre (innerhalb des Jahres 1992 verlor dieRegion knapp 60 Prozent der Arbeitsplätze inBergbau und verarbeitendem Gewerbe) konntenbisher nicht ausgeglichen werden. Von den neugebauten Autobahnen A 38 und A 71, die die Pla-nungsregion in Ost-West-Richtung bzw. Nord-Süd-Richtung durchqueren, werden neue Impulsefür die Ansiedlung von Gewerbe und Industrieerwartet 77. Offen ist, wie sich die Fertigstellungder Ost-West-Verbindung der A 38 und der Nord-Süd-Verbindung der A 38 und der A 71 auf dieWirtschafts- und Tourismusentwicklung in Nord-thüringen, insbesondere auf die bestehenden Flächenangebote und Infrastrukturen, auswirkt.

Die Region ist nicht in das ICE/IC-Netz der Bahnintegriert.

Flächennutzung und -entwicklung

Während die Siedlungs- und Verkehrsfläche 1993–2001 in Thüringen insgesamt um 11,2 Prozentzunahm, lag der Wert für die PlanungsregionNordthüringen mit dem geringsten Zuwachs mit6,77 Prozent auf einem Niveau von nur ca. 60 Pro-zent des Landesmittels und auch deutlich unterder Zuwachsrate auf Bundesebene von ca. 9,0Prozent im selben Zeitraum. Im für den betrachte-ten Zeitraum besonders im Kontext der neuenBundesländer ungewöhnlich geringen Flächenzu-wachs spiegelt sich die wirtschaftliche Struktur-und Wachstumsschwäche des Raumes wider. Das

Abbildung 53:Bundesautobahn-Neubauals Standortfaktor

Foto:Ariane Ruff

Anhang B

77 Detlef Pajonk und Ariane Ruff, Durchführung von Planspielen zur Flächenkreislaufwirtschaft in der PlanungsregionNordthüringen, in: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Informationen 25/2 „Flächeim Kreis“, Bonn 2005, S. 23–25.

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Abbildung 54:Siedlungs- und Verkehrs-flächenentwicklung in derRegion Nordthüringen(1993 = 100)

Quelle:Thüringer Landesamtfür Statistik, Flächen nach Art der tatsäch-lichen Nutzung nach Kreisen 2004, Erfurt 2005,www.tls.thueringen.de

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geringere Flächenwachstum ist dabei wesentlichResultat einer unterdurchschnittlichen Entwick-lung in den 1990er-Jahren. Seit 1997 verläuft dieFlächenentwicklung in der Region weitgehendparallel zu der auf Ebene des Freistaates Thüringen.

Innerhalb der Region ist die höchste Flächenzu-nahme im Landkreis Unstrut-Hainich zu verzeich-nen, die geringste Flächeninanspruchnahme imEichsfeld und im Kyffhäuserkreis. Die problema-tische wirtschaftliche Situation und der Bevölke-rungsrückgang äußern sich zunehmend in län-gerfristig untergenutzten Gewerbegebieten aufder „grünen Wiese“ und in Form von perforiertenWohnsiedlungen am Stadtrand sowie in Streu-lagen. Die vorhandenen Gewerbegebiete in derRegion sind nur zu ca. 60 bis 70 Prozent ausgelas-tet und decken den mittelfristigen Bedarf wei-testgehend ab.

Flächenpotenziale in der Region

Nordthüringen verfügt über einen erheblichenBrachflächenbestand und über erhebliche Bau-landreserven besonders in bestehenden Gewer-begebieten. Hinzu kommen – im städtischen Kon-text – relevante Rückbauflächen im Stadtumbau.Es ist allgemein akzeptiert, dass ein relevanter Teil

der Brachflächen dauerhaft nicht baulich nach-nutzbar sein wird. Zwischennutzung/Zwischen-gestaltung zur Missstandsbehebung oder diedauerhafte Renaturierung von Brachflächen sinddamit eine wichtige Aufgabe der Flächenkreis-laufwirtschaft im regionalen Kontext.

Parallel führen die neu gebauten Autobahnen A 38 und A 71 zu veränderten Standortstrukturenin der Region, so dass trotz quantitativ großerGewerbeflächenreserven die Entwicklung quali-tativ hochwertiger Industrie- und Gewerbestand-orte in gewissem Umfang zur Neuinanspruch-nahme von Fläche führen wird.

Ergebnisse aus der landesweiten Brachflächen-erfassung in Thüringen dokumentieren für diePlanungsregion Nordthüringen ca. 845 brachlie-gende Flächen 78. Dazu zählen neben den Gewer-be- und Industriebrachen zunehmend ungenutz-te bzw. leer stehende Wohnungen und Häusersowie Gemeinbedarfsflächen und -gebäude auf-gegebener Nutzung (Kindergärten, Schulen, Kran-kenhäuser usw.), deren prozentualer Anteil inZukunft aufgrund der demografischen Entwick-lung (anhaltend hohe Abwanderungsrate jungerMenschen und fortschreitende Überalterung ins-gesamt) steigen wird.

In Thüringen insgesamt wurde 2002 ein Woh-nungsleerstand von 119 500 Wohneinheiten bzw.rund 10,2 Prozent ermittelt, wobei von einemstrukturellen Wohnungsleerstand von 60 000 bis80 000 Wohneinheiten ausgegangen wird 79. DerVerband der Thüringer Wohnungswirtschaft gibtdie Leerstandsquote in seinen Beständen 2002mit rund 15 Prozent an. Insgesamt stellen sich dieWohnungsleerstände dabei bislang überwiegendals Problem der Städte und weniger des länd-lichen Raumes dar. Obwohl für Nordthüringenkeine flächendeckenden Aussagen zum Woh-nungsleerstand vorliegen, wird von geringerenLeerstandszahlen als im Landesdurchschnitt aus-gegangen, allerdings bei teilräumlich durchauserheblichen Problemen.

Anhang B

78 Vgl. Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen mbH, Zwischenbericht zur landesweiten Brachflächenerfassung,Erfurt 2005 (unveröffentlicht).

79 Vgl. Thüringer Ministerium für Bau und Verkehr, Landesentwicklungsbericht 2004, Erfurt 2004, S. 64.

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Abbildung 55:Freifläche nach Woh-nungsrückbau in Nord-hausen

Foto:Ariane Ruff

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Zentrale Akteure einer Flächenkreislaufwirtschaft

Das Akteursspektrum ist – angesichts schwacherBodenmärkte mit entsprechend geringem Preis-niveau – insgesamt stark öffentlich dominiert.Die Bezugsebene der Planungsregion ist dabeirelativ schwach ausgeprägt. Von großer Bedeu-tung für die Flächenkreislaufwirtschaft sind dieLandesentwicklungsgesellschaft Thüringen so-wie weitere privatwirtschaftlich organisierteAkteure in öffentlichem Eigentum, insbesondereals Flächenentwickler und Treuhänder des Son-dervermögens Konversionsflächen.

Die regionalen Angelegenheiten im Rahmen derAufgabenerfüllung als Träger der Regionalplanungwerden in den Gremien der Regionalen Planungs-gemeinschaft (Planungsversammlung, Präsidium,Planungs- und Strukturausschuss, Regionaler Pla-nungsbeirat) umfassend beraten, koordiniert undgeregelt.Von der Regionalen Planungsstelle und derFachhochschule Nordhausen wurde im Zusammen-hang mit den Planspielen ein Arbeitskreis mitVertreterinnen und Vertretern aus öffentlichen Ver-waltungen und halböffentlichen Gesellschaften(Entwicklungsgesellschaft Südharz Kyffhäuser, Lan-desentwicklungsgesellschaft Thüringen) initiiert,der sich mit Fragen der Flächenentwicklung befasst.

Im Rahmen eines Modellvorhabens der Raumord-nung (MORO) wurde das Städtenetz SEHN („Süd-harz-Eichsfeld-Hainich-Netz“ mit Nordhausen,Sondershausen, Leinefelde-Worbis, Bad Langen-salza, Heilbad Heiligenstadt) entwickelt. Eine spe-zifische Form interkommunaler Kooperation istder Städtebund Nordhausen-Sondershausen, derin erster Linie einen fachlichen Austausch überstadtentwicklungsrelevante Themen betreibt.Um den Verlust des Mittelzentrum-Status abzu-wenden, haben sich die Städte Leinefelde undWorbis sowie drei weitere Kommunen zur StadtLeinefelde-Worbis zusammengeschlossen.

Obwohl eine gute Vernetzung der öffentlichenAkteure in der Region besteht, führen die räum-

lichen Disparitäten in der großen Planungsregionzum Fehlen einer gemeinsamen Identifizierungmit der Gesamtregion. Dies hat negative Folgeninsbesondere in der Außendarstellung der regio-nalen Stärken und Ressourcen Nordthüringens.

Zentrale Anforderungen an eine stadtregionaleFlächenkreislaufwirtschaft

In der Planungsregion Nordthüringen bestehenfolgende zentrale Anforderungen an eine Flä-chenkreislaufwirtschaft 80:

Akzeptanz für Flächenkreislaufwirtschaft: Essind Strategien und Argumente erforderlich,um Flächenrecycling auf kommunalpolitischerEbene überzeugend zu verankern und politischinteressant zu machen.Enorme Potenziale für Rückbau, Zwischennut-zung und Renaturierung: In Nordthüringenbestehen über die Brachflächenpotenziale hin-aus erhebliche Baulandreserven in nach 1990neu erschlossenen Gewerbe- und Wohnbau-gebieten. Hinzu kommen relevante Rück-bauflächen im Stadtumbau, die einer neuenNutzung zugeführt werden müssen. Einerheblicher Teil dieser Flächen wird dauerhaftnicht baulich nachnutzbar sein. Zwischennut-zungen zur Missstandsbehebung und Image-verbesserung sowie die dauerhafte Renaturie-rung von Brachflächen sind damit einewichtige Aufgabe der Flächenkreislaufwirt-schaft in der Region.

Anhang B

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 111

80 Detlef Pajonk und Ariane Ruff, Chancen, Potenziale und Hemmnisse einer nachhaltigen Flächennutzung in einerschrumpfenden Region, in: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.), ExWoSt-Informationen 25/3„Fläche im Kreis“, Bonn 2006, S. 20–21.

Abbildung 56:Wohnungsleerstand inNordhausen-Ost

Foto:Ariane Ruff

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Räumliche Steuerung der Flächenausweisungund Konzentration auf den Bestand: DasHauptziel der Regionalplanung bei der Steue-rung der Flächeninanspruchnahme sind dieEntwicklung der Wohnbauflächen im Bestandsowie die Stärkung und Konzentration vonGewerbegebieten in den Zentralen Orten undSiedlungsschwerpunkten entsprechend denVorgaben im Landesentwicklungsplan ausdem Jahr 2004. Für eine restriktive Steuerungder Siedlungsentwicklung werden verbind-liche Vorgaben im Rahmen der Regional-planung für notwendig erachtet, zugleich sind informatorische Instrumente im Sinneeines Siedlungsflächenmonitorings und regio-nalen Brachflächenmanagements weiterzu-entwickeln.Intelligentes Flächenmanagement und Stadt-umbau: Um insbesondere die Qualität der Flä-cheninanspruchnahme zu verbessern, bedarfes unter anderem der Wiederherstellung derökologischen Bodenfunktionen durch Entsie-gelung und Renaturierung sowie der Image-und Standortverbesserung des Innenbereichsder Städte und Gemeinden durch Brachflä-chenrecycling und -revitalisierung. Im Rahmeneines intelligenten Flächenmanagements sindBrachflächen zu beräumen, gegebenenfalls beiBedarf zu revitalisieren oder auch zu renaturie-

ren. Ziel sollte die Mobilisierung von Flächen-potenzialen zur Innenentwicklung (Brach-flächen, Baulücken) und zur qualitativen Auf-wertung von Siedlungsbereichen sein. Hierfürsind neben Städtebaufördermitteln des Bun-des und des Landes verstärkt Mittel des Stadt-umbau-Ost-Programms für Rückbau- und Auf-wertungsmaßnahmen erforderlich.Auswirkungen neuer Verkehrsinfrastruktur aufbestehende Gewerbestandorte: Der Neubauder Autobahnen A 38 und A 71 führt zu verän-derten Standortstrukturen in der Region, sodass trotz großer bestehender Gewerbe-flächenreserven qualitativ hochwertige Indus-trie- und Gewerbestandorte entlang der A 38und A 71 neu entwickelt werden. Damit stelltsich die Frage der Rückentwicklung einzelnerüberdimensionierter, qualitativ minderwerti-ger und somit nicht marktfähiger Gewerbe-standorte. Insgesamt wird eine regionale Marketingstrategie für den WirtschaftsraumNordthüringen für erforderlich gehalten.Vervollständigung und Qualifizierung von Flä-chenpotenzialdaten: Nach den Ergebnissen derbisherigen landesweiten Brachflächenerfas-sung verfügt die Region über einen erheb-lichen Brachflächenbestand. Die Weiterfüh-rung der Brachflächenerfassung ist jedochungeklärt. Es besteht die Herausforderung,den erfassten Datenbestand zu analysieren, zuvisualisieren und zu bewerten, um darausHandlungsstrategien im Umgang mit diesenFlächenpotenzialen zu entwickeln.Finanzknappheit der Kommunen: Neben Blocka-den von Flächeneigentümern, überzogenenKaufpreisvorstellungen, teilweise dem Vorlie-gen von Altlasten oder verbesserungsfähigenVerfahrensabläufen stellen die fehlenden Haus-haltsmittel der Gemeinden ein wesentlichesHemmnis der Brachflächenrevitalisierung dar.Eine Ko-Finanzierung von erforderlichen Inves-titionen in die Brachflächenaufbereitung bzw.Zwischenfinanzierungen sind für viele Ge-meinden nicht möglich.

Abbildung 57:Abriss eines Wohnhausesin Nordhausen

Foto:Ricky Bierig/Ariane Ruff

Anhang B

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Anhang C

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 113

Anhang C

Einschätzungen flächenrelevanterAkteursgruppen zur Flächenkreis-laufwirtschaft

1. Befragung in den Planspielregionen

Im Forschungsfeld „Fläche im Kreis“ wurden imFrühjahr 2005 ausgewählte Akteure aus den Planspielregionen zu verschiedenen Aspekten der Flächenkreislaufwirtschaft befragt. Hierzu zähl-ten Vertreterinnen und Vertreter aus Kommunal-verwaltung und -politik, kommunalen und regio-nalen Verbänden, Immobilienwirtschaft, Industrieund Gewerbe, Umwelt- und Naturschutzver-bänden, Grundeigentümer sowie Immobilien-entwickler und -finanzierer. Mit der Befragungwurden im Vorfeld der Planspiele das Erfahrungs-wissen eines weiten Kreises von Akteuren der Flä-chenkreislaufwirtschaft erschlossen sowie Kennt-nisse über die Steuerung der Flächennachfrageund über die Wirkung von Instrumenten gewon-

nen. Darüber hinaus wurden die Einstellung unddas Problembewusstsein maßgeblicher Akteurezum Thema Flächenkreislaufwirtschaft ermittelt81.

Mittels einer schriftlichen Befragung in den fünfPlanspielregionen wurden 212 Personen ausunterschiedlichen Akteursgruppen angespro-chen, von denen 114 Personen (54 Prozent) ant-worteten. Über alle Regionen hinweg war dieAkteursgruppe Politik/Bürgermeister am häufig-sten vertreten (28 Personen). In geringstemUmfang beteiligt waren Personen aus Umwelt-verbänden oder -verwaltungen (neun Personen).Eine Reihe von Antwortenden konnte keiner derbestehenden Gruppen zugeordnet werden (13Personen).

Innerhalb der Planspielregionen ergab sich eindifferenziertes Bild der Häufigkeit der beteiligtenAkteursgruppen. So waren unter den Antworten-den aus den Planspielregionen Stuttgart undMölln überdurchschnittlich viele Vertreterinnenund Vertreter aus der Akteursgruppe Politik/Bürgermeister. In Duisburg dagegen waren die

Tabelle 14:Verteilung der Antwortenauf Akteursgruppen

81 Gregor Jekel, Auswertung einer Akteursbefragung in den Planspielregionen des ExWoSt-Forschungsfelds „Flächeim Kreis“ im Frühjahr 2005, Berlin 2006 (Deutsches Institut für Urbanistik; unveröffentlicht).

Quelle:Jekel (2006)

Befragte AkteursgruppeAnzahl der Antworten

absolut in Prozent

Planungs- und Bauabteilungen 17 14,9

Wirtschaftsförderung und IHK 17 14,9

Politik, Bürgermeister 28 24,6

Immobilienwirtschaft, Banken, Wohnungsbaugesellschaften 13 11,4

Umweltverbände und -abteilungen 9 7,9

Übergeordnete Planung 17 14,9

Sonstige 13 11,4

Gesamt 114 100

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privatwirtschaftlichen Akteure stark vertreten. Inder Planspielregion Rheinhessen-Nahe war dieAkteursgruppe der übergeordneten Planung amstärksten vertreten. In der strukturschwachen Planungsregion Nordthüringen beteiligten sichüberdurchschnittlich viele Personen aus der Wirt-schaftsförderung und der IHK. Die Antworten ausden Planspielregionen müssen darüber hinausauch im Zusammenhang mit den jeweiligenregionsspezifischen Besonderheiten und Wachs-tumsdynamiken betrachtet werden.

Die Befragungsergebnisse erheben nicht denAnspruch der Repräsentativität, vielmehr stellensie eine Momentaufnahme von Einstellungenund Bewertungen von ausgewählten Akteurenaus den Planspielregionen dar.

2. Regionen übergreifende Ergebnisseder Befragung

2.1 Akteursgruppen übergreifende Aussagen zur Flächenkreislaufwirtschaft

Im Folgenden werden Aussagen zur Flächen-kreislaufwirtschaft wiedergegeben, die auf Grund

der Häufigkeit ihrer Nennung in allen Akteurs-gruppen als zentrale Einschätzungen des gesam-ten Spektrums der am Flächengeschehen betei-ligten Akteure in den fünf Planspielregionengelten können.

a) Ziele der Flächenkreislaufwirtschaft

Mit den Grundzügen der Flächenkreislaufwirt-schaft waren die Befragten aller Akteursgruppenüberwiegend vertraut. Große Zustimmung erfah-ren die wesentlichen Ziele der Flächenkreislauf-wirtschaft: die generelle Reduzierung der Neu-ausweisung von Siedlungsflächen in der Regionund die vorrangige Inanspruchnahme bereits vormals genutzter, jedoch leer stehender oderunterausgelasteter Flächen (z.B. auf Brachflächen,Baulücken, minder genutzten Flächen) bis zumJahr 2020.

Als Gründe für die Notwendigkeit, die Ziele derFlächenkreislaufwirtschaft zu unterstützen, gel-ten mehrere wesentliche Erfordernisse: die Auf-rechterhaltung vorhandener Infrastrukturen beirückläufiger Bevölkerung, der Erhalt und dieSchaffung von Frei- und Erholungsflächen und

Abbildung 58:Einschätzung der zukünf-tigen Entwicklung vonSiedlungsflächen nachAkteursgruppen

Quelle:Jekel (2006)

Anhang C

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Anhang C

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die Förderung der Innenstadt als Mittel zur Verhinderung der sozialen Segregation in denStädten. Seltener wurden Renditeüberlegungen,baukulturelle oder bauästhetische Gründe bzw.Nachfragerückgänge nach neu bebauten Flächengenannt.

Wichtige Argumente, die gegen ein Erreichen derZiele der Flächenkreislaufwirtschaft sprechen,betreffen das Geschehen auf den Immobilien-märkten: die Ausrichtung der Nachfrage auf Neu-ausweisungsflächen, das Flächenangebot (anNeuausweisungsflächen) als wichtiger Faktor imStandortwettbewerb der Regionen und partiellauch die Gefahr, eine Verknappung des Flächen-angebots könnte zu einer Erhöhung der Grund-stückspreise führen.Vereinzelt wurde auch daraufverwiesen, dass es einen Nachholbedarf bei derFlächenausweisung gibt.

Unterschiede zwischen den Akteursgruppen zeigen sich bei der Einschätzung, ob sich dieFlächeninanspruchnahme zukünftig überwie-gend auf ungenutzten oder auf vormals genutz-ten Flächen vollziehen wird.

b) Regionale Probleme der Flächennutzung

Die Zersiedelung der Landschaft und die anhalten-de Suburbanisierung werden von der Mehrheitder Befragten als große aktuelle Probleme derregionalen Flächeninanspruchnahme betrachtet.Als weitere drängende Probleme wurden der Leer-stand und die Problemgebiete in Teilen der Regionsowie die hohen Grundstückspreise genannt.Knapp die Hälfte der Befragten konstatiertmomentan keine Probleme in Bezug auf die Auslastung der technischen Infrastruktur oderden Verfall der Immobiliennachfrage.

Die Einschätzungen über zukünftige Problemeergeben ein anderes Bild. Hier werden von einerMehrzahl die Überalterung der Wohnbevölkerungeinzelner Wohnquartiere, Leerstand und städte-bauliche oder soziale Probleme in bestimmtenGebieten genannt. Die soziale Segregation sahendrei von fünf Befragten als drängendes Problemder Zukunft, jeder zweite Befragte befürchtet fürdie Zukunft eine schlechte Anbindung bestimm-ter Gebiete an die soziale Infrastruktur. Hieranwird deutlich, dass die Zukunftsprobleme ver-

Abbildung 59:Fehlende Informationenbezüglich der Siedlungs-flächenpotenziale im Innenbereich

Quelle:Jekel (2006)

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stärkt mit der demografischen Entwicklung undmit Schrumpfungstendenzen in Verbindunggebracht werden.

Hier knüpfen die Aussagen hinsichtlich der vor-rangigen Aufgaben zur Lösung von Problemender Flächeninanspruchnahme eng an. Demnach

steht für etwa 80 Prozent der Befragten die Ent-wicklung von Brachflächen und bisher ungenutz-ten Grundstücken gegenwärtig und zukünftig anerster Stelle. Ein großer Bedeutungszuwachs wirdfür den Rückbau baulicher Nutzungen und dieRenaturierung von Brachen erwartet. Daraus wirddeutlich, dass nach Einschätzung der Befragten in

Abbildung 60:Maßnahmen zur Umsteuerung der Flächennachfrage auf den Innenbereich

Anhang C

116 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

Quelle:Jekel (2006)

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Anhang C

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Zukunft immer häufiger der Fall eintreten wird,dass für brachfallende bebaute Flächen keinebauliche Anschlussnutzung mehr gefunden wer-den kann.

c) Zugang zu flächenbezogenen Informationen

Mehr als die Hälfte der Befragten sieht sich nichtausreichend über die Siedlungsflächenpotenzialeim Innenbereich informiert. Das Spektrum desInformationsbedarfes ist sehr breit, insbesonderemangelt es an Informationen über demnächstdem Markt zur Verfügung stehende Flächen.

d) Hemmnisse einer vorrangigen baulichen Ent-wicklung im Innenbereich

Das am häufigsten genannte Hemmnis für einevorrangige Innenentwicklung ist der damitverbundene vergleichsweise hohe (finanzielle)Aufwand. Rund drei Viertel aller Befragten bestä-tigten, die Entwicklung von Innenbereichsgrund-stücken sei zu aufwändig, und im Übrigen gebe

es günstigere Bauflächenangebote an anderenStandorten der Region. Häufig wurden auch Pro-bleme mit den Grundstückseigentümern ge-nannt, insbesondere in Regionen mit geringemAngebot an wieder nutzbaren Innenbereichs-flächen. Die mangelnde Attraktivität der Innen-bereichsgrundstücke für eine Wohnnutzungsahen nur wenige Befragte als Problem.

e) Maßnahmen zur Umsteuerung der Flächen-nachfrage auf den Innenbereich

Folgerichtig präferieren die Befragten die finan-zielle Förderung der Aufbereitung von Flächen imInnenbereich (90 Prozent der Befragten). Als wei-tere wichtige Lösungsansätze wurden die Ver-knappung des Bauflächenangebots im Außen-bereich (rund drei Viertel aller Befragten) und dieVerbesserung des Wohnumfelds in den Innen-städten (ebenfalls rund drei Viertel aller Befrag-ten) genannt.

Als nachrangig in Bezug auf die Umsteuerung derFlächennachfrage werden die Abschaffung oder

Abbildung 61:Bedeutung der Akteurefür die Reduzierung derFlächeninanspruchnahme

Quelle:Jekel (2006)

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Absenkung der Grunderwerbsteuer, eine Flächen-nutzungssteuer oder die Umwandlung von unge-nutzten Grundstücken im Innenbereich in Grün-und Freiflächen gesehen.

f) Bedeutung der Akteursgruppen für eineFlächenkreislaufwirtschaft in der Region

Als wichtigste Akteure in ihrer Region für dieReduzierung der Flächeninanspruchnahme unddie vorrangige Innenentwicklung werden von derMehrheit der Befragten Kommunalpolitik undKommunalverwaltung angesehen. Mit Blick aufdie wichtigsten Maßnahmen wird deutlich, dassdiese Entscheidungsebene in Bezug auf Flächen-ausweisungen bzw. die Mobilisierung von Bau-landreserven eine herausragende Rolle spielt.

Ein deutlich geringerer, aber immer noch sehrhoher Stellenwert wird der Regionalplanungzugesprochen, die mehr oder weniger verbindlichdie Rahmenbedingungen für Flächenneuaus-weisungen vorgeben kann.

Als weitere wichtige Akteure gelten gewerblicheInvestoren und Wohnungsbaugesellschaftensowie die Wirtschaftsförderung. Eine eher gerin-ge Rolle spielen nach Einschätzung der BefragtenUmweltverbände, Banken, Landesbehörden undder großflächige Einzelhandel.

2.2 Aussagen zur Flächenkreislaufwirtschaftaus einzelnen Akteursgruppen

Im Folgenden werden ausgewählte Einschätzun-gen zur Flächenkreislaufwirtschaft auf Akteurs-gruppen bezogen dargestellt. Diese Einschät-zungen ergänzen oder akzentuieren die obendargestellten Ergebnisse der akteursgruppen-übergreifenden Auswertung.

Akteursgruppe: Planungs- und Bauabteilungen

a) Ziele der Flächenkreislaufwirtschaft

Die Vertreterinnen und Vertreter von Planungs-und Bauabteilungen sind, unabhängig von den

Rahmenbedingungen in ihrer Region, mehrheit-lich der Auffassung, dass sich zukünftig die Ent-wicklung in ihrer Region vorwiegend im Bestandabspielen wird. Hier scheint es sich um eine aufdem fachlichen Erfahrungshintergrund fußendeEinschätzung zu handeln, die sich auf die eigenePlanungs- und Genehmigungspraxis stützt.

Überdurchschnittlich hoch ist in dieser Gruppedie Zustimmung zu dem Ziel, spätestens bis zumJahr 2020 die Siedlungsentwicklung in der Regionvorrangig auf bereits vormals genutzten, jedochleer stehenden oder unterausgelasteten Flächenzu realisieren.

b) Regionale Probleme der Flächennutzung

Die Entwicklung bisher ungenutzter Grundstückewird nach den Aussagen der Planerinnen und Pla-ner zukünftig deutlich an Bedeutung verlieren.Der Rückbau baulicher Nutzungen und die Rena-turierung von Brachen gewinnen zwar stark anBedeutung, jedoch wird diesem Problem in dieserAkteursgruppe im Vergleich zum Durchschnittaller Akteursgruppen etwas weniger Bedeutungbeigemessen.

c) Zugang zu flächenbezogenen Informationen

Überdurchschnittlich gut informiert sehen sichdie Akteure aus der Planung. Zwei Drittel derBefragten aus dieser Akteursgruppe halten dieihnen zugänglichen Informationen über die Sied-lungsflächenpotenziale im Innenbereich für aus-reichend. Informationsdefizite beziehen sich aufdetaillierte Kenntnisse von einzelnen Flächensowie auf demnächst dem Markt zur Verfügungstehende Flächen.

d) Hemmnisse einer vorrangigen baulichen Ent-wicklung im Innenbereich

Das bedeutendste Hemmnis einer vorrangigenbaulichen Entwicklung im Innenbereich war ausSicht der kommunalen Planerinnen und Planerdie zu aufwändige Entwicklung von Innenbe-reichsgrundstücken. Probleme mit den Grund-

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stückseigentümern werden dagegen als nachran-gig eingestuft.

e) Maßnahmen zur Umsteuerung der Flächen-nachfrage auf den Innenbereich

Die auch im Querschnitt aller Akteursgruppen alswichtigste Maßnahme angesehene finanzielleFörderung der Aufbereitung von Flächen imInnenbereich findet unter den befragten Vertrete-rinnen und Vertretern der kommunalen Planungeine noch höhere Zustimmung. Alle Befagten dieser Gruppe waren sich darin einig, dass dieseinen wichtigen Beitrag zur Umsteuerung derFlächennachfrage auf den Innenbereich darstellt.

f) Bedeutung der Akteursgruppen für eine Flächenkreislaufwirtschaft in der Region

Den Eigentümern großer Brachflächen sowie denLandesbehörden wurde von den befragten Plane-rinnen und Planern eine überdurchschnittlicheBedeutung beigemessen.

Akteursgruppe: Wirtschaftsförderung und IHK

a) Ziele der Flächenkreislaufwirtschaft

Vertreterinnen und Vertreter von Wirtschafts-förderung und IHK schätzen ein, dass zukünftigeine überwiegende Entwicklung auf vormalsgenutzten Flächen zu erwarten ist, wobei hier zuberücksichtigen ist, dass die Akteure überwie-gend aus den beiden schrumpfenden Planspiel-regionen Duisburg und Nordthüringen kamen.

Eine unterdurchschnittliche Zustimmung erfah-ren die Ziele, die Neuausweisung von Siedlungs-flächen in der Region zu reduzieren und bis zumJahr 2020 die Siedlungsentwicklung in der Regionvorrangig auf bereits vormals genutzten, jedochleer stehenden oder unterausgelasteten Flächenzu realisieren.

Die Konkurrenzfähigkeit der Region steht imFokus der Aufmerksamkeit der Akteure der Wirt-schaftsförderung und IHK, wenn nach Argumen-

ten gegen die Ziele der Flächenkreislaufwirt-schaft gefragt wird. Allerdings wird in dieserGruppe die vorrangige Ausrichtung der Nachfra-ge auf Neuausweisungsflächen seltener genanntals im Durchschnitt; Ursache dafür könnte sein,dass die Voten überwiegend aus schrumpfendenRegionen kamen.

b) Regionale Probleme der Flächennutzung

Im Bereich der Wirtschaftsförderung und IHKwerden die Zersiedelung der Landschaft und dieSuburbanisierung, verglichen mit dem Durch-schnitt aller Befragten, als weniger bedeutsameingeschätzt. Allerdings rangieren Leerstandspro-bleme in dieser Akteursgruppe weit oben in derWahrnehmung.

Sowohl Befragte aus Wachstums- als auch solcheaus Schrumpfungsregionen sehen eine ehergeringe Gefahr hoher Grundstückspreise als Pro-blem. Ebenso wird der Verfall der Immobilien-nachfrage als Problem geringerer Prioritätbetrachtet. Dieser Befund ist zumindest für wach-sende Regionen bedeutsam, in denen insbeson-dere bereits ansässige Unternehmen von einemVerfall der Immobilienpreise negativ betroffenwären.

Von überdurchschnittlicher Bedeutung ist nachAnsicht der Akteure der Wirtschaftsförderungund IHK zukünftig die Renaturierung von Bra-chen. Dagegen wird der baulichen Nachverdich-tung im Innenbereich in Zukunft eine geringeBedeutung als im Gesamtdurchschnitt beige-messen. Auch darin zeigt sich die überwiegendeHerkunft der Befragten aus den schrumpfendenRegionen, in denen ein geringerer Nutzungsdruckauf den Innenbereichsflächen liegt.

c) Zugang zu flächenbezogenen Informationen

Auch die Akteure der Wirtschaftsförderung undder IHK sehen sich überdurchschnittlich mit Flä-cheninformationen versorgt. Zwei Drittel derBefragten halten die ihnen zugänglichen Infor-mationen über die Siedlungsflächenpotenzialeim Innenbereich für ausreichend. Lücken beste-

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hen lediglich bei detaillierten Kenntnissen voneinzelnen Flächen sowie bei demnächst demMarkt zur Verfügung stehenden Flächen.

d) Hemmnisse einer vorrangigen baulichen Ent-wicklung im Innenbereich

Der zu hohe (finanzielle) Aufwand gilt in dieserAkteursgruppe als das Haupthemmnis für einevorrangige Innenentwicklung.

e) Maßnahmen zur Umsteuerung der Flächen-nachfrage auf den Innenbereich

Von den Akteuren der Wirtschaftsförderung undder IHK wurden neben den von allen Akteurs-gruppen am häufigsten genannten Maßnahmenauch die rechtlichen Grenzen für die Neuaus-weisung von Bauland überdurchschnittlich hochbewertet. Die Verknappung des Bauflächenan-gebots im Außenbereich spielte dagegen im Ver-gleich mit dem Durchschnitt aller Befragten einegeringere Rolle.

f) Bedeutung der Akteursgruppen für eine Flächenkreislaufwirtschaft in der Region

Die Befragten von Seiten der Wirtschaftsförde-rung und der IHK weisen den Eigentümern großerBrachflächen sowie den Landesbehörden eineüberdurchschnittliche Bedeutung zu. Die eigeneRolle wird als weniger zentral, aber dennoch wich-tig eingeschätzt.

Akteursgruppe: Politik, Bürgermeister

a) Ziele der Flächenkreislaufwirtschaft

In der Gruppe Politik/Bürgermeister, die vonAkteuren aus wachsenden Regionen dominiertwurde, überwog die Einschätzung, dass sich diezukünftige Entwicklung von Siedlungsflächen inder Region vorwiegend auf ungenutzten Flächenvollziehen wird. Das Ziel, bis zum Jahr 2020 dieSiedlungsentwicklung vorrangig auf vormalsgenutzten, jedoch leer stehenden oder unteraus-

gelasteten Flächen zu konzentrieren, wurdegeringer als im Durchschnitt aller Befragtenbewertet.

Wichtige Gründe, die gegen dieses Ziel der Flächenkreislaufwirtschaft sprechen, sind die große Nachfrage nach Flächen in der Region unddie zu teure Entwicklung von Flächen im Innen-bereich. Hingegen wurde hier das Flächenange-bot als Wettbewerbsfaktor der Region nur seltengenannt.

b) Regionale Probleme der Flächennutzung

Politiker und Bürgermeister nehmen die schlech-te Anbindung bestimmter Gebiete an die sozialeInfrastruktur verstärkt als Problem wahr. Dies istauf die stark in dieser Akteursgruppe vertretenenBefragten aus der Region Mölln, einer ländlichgeprägten Region, zurückzuführen. Leerstand undProblemgebiete in Teilen der Region werden imVergleich zum Gesamtdurchschnitt aller Befrag-ten eher nachrangig gesehen, was auf die Domi-nanz von Vertreterinnen und Vertretern der wach-senden Regionen in dieser Akteursgruppezurückzuführen ist.

Zukünftig werden die Zersiedelung der Land-schaft und die anhaltende Suburbanisierungstärker in den Fokus rücken. Aber auch dieschlechte Anbindung bestimmter Gebiete ansoziale Infrastruktur könnte ebenso wie die Über-alterung der Bevölkerung einzelner Wohngebietezu einem Zukunftsproblem werden. In diesemZusammenhang ist auch der Bedeutungszu-wachs von Leerstand sowie der sozialen Segre-gation zu sehen. Ein gleich bleibender oder garabnehmender Problemdruck wird in dieserAkteursgruppe nur bei den Grundstückspreisensowie beim Angebot an attraktiven Grundstückenerwartet.

c) Zugang zu flächenbezogenen Informationen

Der Informationsstand über Siedlungsflächen-potenziale im Innenbereich ist auf kommunalpo-litischer Ebene nach Einschätzung der befragtenAkteure wesentlich schlechter als im Durch-

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schnitt. Zwei Drittel der Kommunalpolitiker undBürgermeister sahen Informationsdefizite, insbe-sondere bezüglich der dem Markt zur Verfügungstehenden Flächen.

d) Hemmnisse einer vorrangigen baulichen Ent-wicklung im Innenbereich

Bei den Akteuren der Politik wird das geringeAngebot an wieder nutzbaren Innenbereichs-flächen als Haupthemmnis identifiziert, wasoffenbar auf den hohen Anteil von Vertreterinnenund Vertretern aus den beiden wachsendenRegionen Stuttgart und Mölln zurückzuführen ist.

e) Maßnahmen zur Umsteuerung der Flächen-nachfrage auf den Innenbereich

Die Einschätzungen aus der Akteursgruppe Poli-tik/Bürgermeister sind teilweise stark polarisiert.Insbesondere die Erhöhung der Grundsteuer fürNutzungen mit geringer Dichte sowie dieAbschaffung der Entfernungspauschale werdenvon den Politikern und Bürgermeistern der starkverstädterten Region Stuttgart und jenen derländlich geprägten Regionen Mölln und Nordthü-ringen differenziert bewertet.

Nur drei der 24 Politiker und Bürgermeister bezeich-neten die finanzielle Förderung der Aufbereitungvon Flächen im Innenbereich als die wichtigsteMaßnahme zur Umsteuerung der Flächennach-frage. Gründe dafür könnten in der Kenntnis deröffentlichen Haushaltslage oder in der Präferenzplanerischer oder informeller Steuerung liegen.

In Anbetracht einer insgesamt breiten Streuungvon Nennungen ist zu erwähnen, dass die Ver-knappung des Bauflächenangebots im Außen-bereich in dieser Akteursgruppe vergleichsweisehäufig genannt wurde.

f) Bedeutung der Akteursgruppen für eine Flächenkreislaufwirtschaft in der Region

Die Rolle von Politikern auf Landkreisebene wirdvon den Vertreterinnen und Vertretern aus der

Gruppe Politik/Bürgermeister hoch bewertet. DieAkteure aus der Kommunalpolitik sehen ebenfallsdie Immobilieneigentümer in einer herausragen-den Rolle in Bezug auf eine Flächenkreislaufwirt-schaft.

Akteursgruppe: Immobilienwirtschaft, Banken,Wohnungsbaugesellschaften

a) Ziele der Flächenkreislaufwirtschaft

Die an der Befragung beteiligten Akteure derImmobilienwirtschaft erwarten die zukünftigeEntwicklung von Siedlungsflächen überwiegendauf vormals genutzten Flächen im Siedlungs-bestand. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass zudieser Gruppe etliche Vertreterinnen und Vertre-ter von Wohnungsbaugesellschaften und Eigen-tümern von Brachflächen zählen, die ein spezi-fisches unternehmerisches Interesse an derEntwicklung auf derartigen Flächen haben.

Überdurchschnittlich ist in dieser Akteursgruppedie Zustimmung zu den beiden hinterfragtenHauptzielen der Flächenkreislaufwirtschaft. DieBedeutung der Bestandsentwicklung für dieRegion wird als besonderer Grund für die Unter-stützung der Ziele der Flächenkreislaufwirtschaftgenannt.

b) Regionale Probleme der Flächennutzung

Die Vertreterinnen und Vertreter der Immobilien-wirtschaft sehen Schrumpfungsphänomene, dieÜberalterung der Bevölkerung in einzelnen Wohn-gebieten und den Leerstand in Teilen der Regionals die zentralen gegenwärtigen Probleme derFlächeninanspruchnahme. Die Zersiedelung derLandschaft und die anhaltende Suburbanisierungwerden, im Vergleich zum Durchschnitt allerAkteursgruppen, eher als gering eingeschätzt.

Gegenwärtig und auch mit Blick auf die Zukunftwird die Entwicklung bisher ungenutzter Grund-stücke und von Brachflächen als größte Heraus-forderung betrachtet. Bedeutungszuwächse ver-zeichnen in dieser Akteursgruppe zukünftig dieRenaturierung und der Rückbau.

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c) Zugang zu flächenbezogenen Informationen

Rund die Hälfte der befragten Akteure der Immo-bilienwirtschaft sah ihren Informationsstandbezüglich der Siedlungsflächenpotenziale imInnenbereich als ausreichend an. Wenn aber derInformationsstand nicht ausreichend war, betrafdies nicht nur Einzelaspekte wie Details überdemnächst dem Markt zur Verfügung stehendeFlächen, sondern gleichzeitig auch grundlegendeKenntnisse wie Nachverdichtungspotenziale oderzur baulichen Nutzung verfügbare Grundstückeim Innenbereich.

d) Hemmnisse einer vorrangigen baulichen Ent-wicklung im Innenbereich

Auch in dieser Akteursgruppe gilt der zu hohe(finanzielle) Aufwand als das grundlegendeHemmnis für eine vorrangige Innenentwicklung.Besonders bemerkenswert erscheint die Tatsache,dass die Probleme mit den Grundstückseigen-tümern von den Vertreterinnen und Vertreternder betroffenen Zielgruppe selbst als bedeuten-des Problem betrachtet werden.

e) Maßnahmen zur Umsteuerung der Flächen-nachfrage auf den Innenbereich

Wie in der Gesamtbetrachtung wird auch in dieser Akteursgruppe der finanziellen Unterstüt-zung bei der Aufbereitung von Flächen im Innen-bereich die höchste Wirksamkeit bei der Um-steuerung der Flächennachfrage auf denInnenbereich beigemessen. Der Abbau rechtlicherNutzungshindernisse für den Innenbereich wirddagegen genauso wenig als wirksames Instru-ment angesehen wie fiskalische Maßnahmen zurUmsteuerung der Nachfrage.

f) Bedeutung der Akteursgruppen für eine Flächenkreislaufwirtschaft in der Region

Von Seiten der Immobilieneigentümer werden,abweichend von den durchschnittlichen Votenaller Befragungsteilnehmer, die gewerblichenInvestoren und die Wirtschaftsförderung als

besonders wichtige Akteursgruppen genannt. DiePlanerinnen und Planer auf kommunaler undregionaler Ebene, die in der Gesamtauswertungzu den wichtigsten Akteursgruppen zählen, spie-len für diese Akteursgruppe dagegen nur einenachgeordnete Rolle.

Die Immobilieneigentümer betrachten sich selbstals wichtige Akteursgruppe einer Flächenkreislauf-wirtschaft. Diese Selbsteinschätzung liegt nahe, daImmobilieneigentümer unmittelbar auf die Nut-zung oder Wiedernutzung von Bauflächen Ein-fluss nehmen können. In diesem Zusammenhangwurde das Verhalten von Immobilieneigentümernmehrfach als Mobilisierungshemmnis bewertet.Die Steuerung der Flächeninanspruchnahmewird hier also weniger als planerisches denn als(wirtschafts-)politisches Problem aufgefasst.

Akteursgruppe: Umweltverbände und -abteilungen

a) Ziele der Flächenkreislaufwirtschaft

In dieser Akteursgruppe überwiegt deutlich dieEinschätzung, dass die zukünftige Entwicklungvon Siedlungsflächen in der Region vorwiegendauf ungenutzten Flächen stattfinden wird. DerGrund hierfür dürfte darin liegen, dass keineAkteure aus den schrumpfenden Regionen Nord-thüringen und Duisburg vertreten waren.

Das Ziel, bis zum Jahr 2020 die Siedlungsentwick-lung in der Region vorrangig auf vormals genutz-ten, jedoch leer stehenden oder unterausgelas-teten Flächen zu realisieren, wird von denUmweltakteuren besonders hoch bewertet.

Der Erhalt und die Schaffung von Frei- und Erho-lungsflächen werden von allen befragten Umwelt-akteuren als wesentlicher Grund für die Unterstüt-zung für die Ziele der Flächenkreislaufwirtschaftgenannt. Auch der Erhalt und die Verbesserungder ökologischen Bodenfunktion bekommen hiereinen hohen Stellenwert. Für beide Ziele der Flä-chenkreislaufwirtschaft sprechen zusätzlich zuden von allen Akteursgruppen genannten Grün-den das Erfordernis der Reduzierung des Verkehrssowie die Gefahr zu hoher langfristiger Kosten fürneu erschlossene Grundstücke.

Anhang C

122 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

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Anhang C

Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 123

b) Regionale Probleme der Flächennutzung

Unter den Umweltakteuren sind die Zersiedelungder Landschaft und die anhaltende Suburbanisie-rung in ihrer Region heute ein zentrales Problem.Deutlich geringerer Problemdruck wird in denhohen Grundstückspreisen gesehen.

Für die Zukunft wird auch bei den Umweltakteu-ren mit einer Verstärkung fast aller Problemegerechnet. Abnehmender Problemdruck wird fürdie in anderen Akteursgruppen häufig als großeProbleme bezeichnete Zersiedelung und dieGrundstückspreise erwartet.

c) Zugang zu flächenbezogenen Informationen

Die befragten Umweltakteure halten die ihnenzugänglichen Informationen über die Siedlungs-flächenpotenziale im Innenbereich mehrheitlichfür unzureichend. Defizite bestehen bei allenArten von Flächeninformationen, insbesonderebezüglich der Verdichtungspotenziale im Innen-bereich.

d) Hemmnisse einer vorrangigen baulichen Ent-wicklung im Innenbereich

Die vorrangige bauliche Entwicklung der Kommu-nen im Innenbereich wird nach Ansicht derUmweltakteure hauptsächlich durch günstigereBauflächenangebote an anderen Standorten inder Region sowie den zu hohen Aufwand bei derEntwicklung von Innenbereichsgrundstücken ver-hindert.

e) Maßnahmen zur Umsteuerung der Flächen-nachfrage auf den Innenbereich

Die Umweltakteure präferieren insbesondereeine Erhöhung der Grundsteuer für Nutzungenmit geringer Dichte und Abgaben auf die bau-liche Nutzung neu ausgewiesener Flächen. Derfinanziellen Förderung der Mobilisierung vonBestandsflächen und der Verbesserung desWohnumfeldes in der Innenstadt dagegen wirdeine vergleichsweise geringere Bedeutung beige-

messen. Bei den Umweltakteuren werden über-wiegend solche Maßnahmen als wichtig betrach-tet, die die Neuausweisung von Bauland begren-zen oder finanziell belasten.

f) Bedeutung der Akteursgruppen für eine Flä-chenkreislaufwirtschaft in der Region

Von Seiten der Umweltakteure wird den Akteurenaus dem Wirtschaftsbereich, also den gewerb-lichen Investoren, der Wirtschaftsförderung, aberauch dem großflächigen Einzelhandel und denEigentümern großer Brachen eine wichtige Rollebeigemessen.

Akteursgruppe: Übergeordnete Planung

a) Ziele der Flächenkreislaufwirtschaft

Auch in den Einschätzungen der Akteure derüberregionalen Planung werden Bezüge zur wirt-schaftlichen und demografischen Entwicklung inder jeweiligen Region deutlich.

Das Ziel, spätestens bis zum Jahr 2020 die Sied-lungsentwicklung in der Region vorrangig aufvormals genutzten, jedoch leer stehenden oderunterausgelasteten Flächen durchzuführen, wirdvon den Akteuren der übergeordneten Planungüberdurchschnittlich hoch bewertet. Begründetwird dies mit einer hohen Bedeutung derBestandsentwicklung für die Region und demErfordernis, den Verkehr zu reduzieren.

Wesentlich seltener als im Durchschnitt wird hierdie möglicherweise gefährdete Wettbewerbs-fähigkeit der Region als Gegenargument gegeneine Flächenkreislaufwirtschaft vorgebracht.Allerdings wurde in dieser Gruppe auf die bislangmangelnde Flexibilität bei der vorrangigen Innen-entwicklung hingewiesen.

b) Regionale Probleme der Flächennutzung

Während aus heutiger Sicht die Zersiedelung derLandschaft und die anhaltende Suburbanisierungdas am häufigsten genannte Problem in der

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Region darstellen, sehen die Akteure der überört-lichen Planung für die Zukunft vor allem im Leer-stand und der Überalterung in einzelnen Gebie-ten problematische Entwicklungen auf ihreRegion zukommen.

c) Zugang zu flächenbezogenen Informationen

Fast alle Akteure der überörtlichen Planung kons-tatieren Informationsdefizite hinsichtlich derSiedlungsflächenpotenziale im Innenbereich.Dieser im Kontrast zu den Kenntnissen über die planerisch ausgewiesenen Flächen stehendegravierende Informationsmangel betrifft auchgrundlegende Kenntnisse etwa über Verdich-tungspotenziale im Innenbereich oder die Ge-samtfläche der im Innenbereich verfügbarenGrundstücke für eine bauliche Nutzung.

d) Hemmnisse einer vorrangigen baulichen Ent-wicklung im Innenbereich

Eine überdurchschnittliche Bedeutung messendie Vertreterinnen und Vertreter der übergeord-neten Planung den günstigeren Bauflächenange-boten an anderen Standorten in der Region bei.Hingegen werden Probleme mit Grundstücks-eigentümern als vergleichsweise gering bewer-tet. Hieran wird die gemeindeübergreifende Pers-pektive dieser Akteursgruppe deutlich, dieeinerseits über die Aufstellung von Regionalplä-nen und die Genehmigung von Bebauungsplänengute Kenntnis über Bauflächenangebote in denRegionen hat und andererseits seltener als kom-munale Akteure mit den Grundstückseigen-tümern in Kontakt tritt.

e) Maßnahmen zur Umsteuerung der Flächen-nachfrage auf den Innenbereich

Die Akteure der überörtlichen Planung präferie-ren neben der finanziellen Förderung der Aufbe-reitung von Innenbereichsflächen die Verknap-pung des Bauflächenangebots im Außenbereichmittels verbindlicher Planung, die Honorierungder Bestandsflächenentwicklung, aber auch „wei-che Maßnahmen“ wie die Verbesserung des

Wohnumfelds in den Innenstädten oder bessereInformationen über Innenentwicklungspoten-ziale.

Nur ein geringer oder gar kein Beitrag wird dage-gen vom Abbau von Nutzungshemmnissen imInnenbereich durch Veränderungen des Planungs-rechts, eine höhere Besteuerung für besondersintensive oder ökologisch minderwertige Grund-stücksnutzungen, von der Beschleunigung derGenehmigungsverfahren für Baumaßnahmen imInnenbereich sowie von der Umwandlung vonungenutzten Grundstücken im Innenbereich inGrün- und Freiflächen erwartet.

f) Bedeutung der Akteursgruppen für eine Flä-chenkreislaufwirtschaft in der Region

Die Befragten von Seiten der übergeordneten Planung betrachten die Immobilieneigentümer,die zuweilen als Hemmnis der Flächenmobilisie-rung gelten, als eine wichtige Akteursgruppeeiner Flächenkreislaufwirtschaft. Die eigene Rollewird ebenfalls als wichtig bewertet.

3. Regionsspezifische Ergebnisse der Befragung

3.1 StadtRegion Stuttgart

a) Ziele der Flächenkreislaufwirtschaft

Von den Vertreterinnen und Vertretern aus derStadtRegion Stuttgart wurden die zur Bewertunggestellten Ziele der Flächenkreislaufwirtschafteinmütig als wichtig oder sehr wichtig bezeich-net. Begründet wird dies mit Bezug auf dieBodenfunktion in dieser Region auch mit einerökologischen Argumentation. Diese war in derGesamtauswertung gegenüber technischen(Infrastruktur) und sozialen Argumenten (Ent-mischung) von nachgeordneter Bedeutung. DieseWertschätzung der Ökologie beschränkt sichnicht nur auf die Vertreter der Umweltverbändeund -verwaltungen, die anderen Akteursgruppenführen dieses Argument ebenfalls an, auch wennes bei der Frage nach dem Hauptgrund gegen-über dem Erhalt und der Schaffung von Frei- und

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124 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

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Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 125

Erholungsflächen in den Hintergrund tritt. Mög-licherweise wird dem Gut „Intakte Umwelt“ einüberdurchschnittlicher Wert beigemessen, dasdurch die enorme Nachfrage nach Siedlungs- undVerkehrsflächen stärker als knappes Gut empfun-den wird als in strukturschwachen oder schrump-fenden Regionen.

Zu den wichtigsten Gegenargumenten gehörenin der StadtRegion Stuttgart neben der zu großenNachfrage nach Flächen auch die – für diese pro-sperierende Region zu erwartenden – hohenGrundstückspreise im Innenbereich.

b) Regionale Probleme der Flächennutzung

Als größtes Problem in der StadtRegion Stuttgartwird gegenwärtig die Zersiedelung der Land-schaft bzw. die anhaltende Suburbanisierunggesehen. Zusammen mit den ebenfalls an promi-nenter Stelle stehenden hohen Grundstücksprei-sen und dem zu geringen Angebot an attraktivenGrundstücken bestätigen die Resultate das Bildeiner dynamischen Entwicklung des Immobilien-marktes in der Region. Keine Probleme gibt es

dementsprechend momentan bezüglich derImmobiliennachfrage, der Auslastung der techni-schen Infrastruktur und des Leerstands.

Obwohl Stuttgart gewiss von den Folgen desdemografischen Wandels weniger betroffen seinwird als viele andere Regionen Deutschlands,erwarten die Akteure bei anhaltender Zersiedelungund weiterhin hohen Grundstückspreisen eine Dif-ferenzierung der regionalen Siedlungsentwicklungmit einer Überalterung der Bevölkerung einzelnerWohngebiete, zunehmender sozialer Entmischungder Ortschaften und schlechter Anbindung be-stimmter Gebiete an die soziale Infrastruktur.

Da heute wie auch zukünftig nach Ansicht derbefragten Akteure nicht mit Leerstandsproble-men in Teilen der Region zu rechnen ist, sehen die-se in der Renaturierung von Brachen und demRückbau baulicher Nutzung für ihre Tätigkeit nureine geringe Bedeutung. Die Nachverdichtungwird demgegenüber überdurchschnittlich hochbewertet und somit neben der Entwicklung vonungenutzten Grundstücken und Brachen alsgleichwertige Aufgabe zur Befriedigung derhohen Nachfrage nach Bauflächen angesehen.

Abbildung 62:Gründe für die Unter-stützung der Ziele der Flächenkreislauf-wirtschaft in der StadtRegion Stuttgart

Quelle:Jekel (2006)

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c) Zugang zu flächenbezogenen Informationen

Rund die Hälfte der Befragten aus der StadtRegionStuttgart sah sich bezüglich der Siedlungsflächen-potenziale im Innenbereich ausreichend infor-miert. Defizite gibt es vor allem in Bezug auf dem-nächst dem Markt zur Verfügung stehendeFlächen, Innenverdichtungspotenziale und detail-lierte Kenntnisse von einzelnen Flächen. Dagegenwird der Informationsstand bezüglich der Gesamt-fläche der im Innenbereich verfügbaren Grund-stücke überwiegend als ausreichend angesehen.

d) Hemmnisse einer vorrangigen baulichen Ent-wicklung im Innenbereich

Besonders hoch wird in der StadtRegion Stuttgartdie zu aufwändige Entwicklung von Innenbe-reichsgrundstücken als Hemmnis einer vorran-gigen baulichen Entwicklung im Innenbereich eingeschätzt. Auch die günstigeren Bauflächen-angebote an anderen Standorten in der Regionwerden häufig genannt. Ein nur geringes Hemm-nis stellen die Nachfragesituation nach baulicherNutzung sowie die Attraktivität von Innenbe-reichsgrundstücken für Wohnnutzung dar.

e) Maßnahmen zur Umsteuerung der Flächen-nachfrage auf den Innenbereich

Den wichtigsten Beitrag zur Umsteuerung derFlächennachfrage auf den Innenbereich stellt inder StadtRegion Stuttgart die Verknappung desBauflächenangebots im Außenbereich dar. Damitzusammen hängt die ebenfalls sehr oft gestellteForderung nach verbindlichen rechtlichen Gren-zen für die Neuausweisung von Bauflächen. Einefinanzielle Unterstützung bei der Aufbereitungvon Flächen im Innenbereich, wie sie von derMehrzahl aller befragten Akteure favorisiert wird,verliert demgegenüber an Bedeutung. DieseSichtweise erscheint aus Sicht einer Region mitstarker Bauflächennachfrage nachvollziehbar.Nur geringe Bedeutung wird der Abschaffungoder Senkung der Grunderwerbsteuer, der Um-wandlung von ungenutzten Grundstücken imInnenbereich in Grün- und Freiflächen sowie demAbbau von rechtlichen Nutzungshindernissen

und Nutzungsbeschränkungen im Innenbereichbeigemessen.

f) Bedeutung der Akteursgruppen für eine Flächenkreislaufwirtschaft in der Region

In der StadtRegion Stuttgart werden die Kommu-nalpolitik und die Kommunalverwaltungen alsdie wichtigsten Akteure für die Reduzierung derFlächeninanspruchnahme und die vorrangigeInnenentwicklung angesehen. Große, wenn auchdeutlich geringere Bedeutung wird außerdem derRegionalplanung und den Eigentümern großerBrachen beigemessen. Weniger wichtig oderunwichtig sind in den Augen der Akteure derRegion dagegen die Banken und Sparkassensowie die Kreisverwaltungen.

3.2 Region Mölln

a) Ziele der Flächenkreislaufwirtschaft

Fast drei Viertel der Akteure aus der Region Möllnerwarten die zukünftige Entwicklung von Sied-lungsflächen in ihrer Region vorwiegend aufungenutzten Flächen. In dieser Einschätzung wirdder ländlich geprägte Charakter der Planspiel-region Mölln, in der es nur wenige Flächen für die Siedlungsentwicklung im Innenbereich gibt,deutlich. Dennoch bewerten die Vertreterinnenund Vertreter der Region Mölln das Ziel, die Neu-ausweisung von Siedlungsflächen in der Regionzu reduzieren, geringer als im Durchschnitt. Undauch die Argumente für die beiden aufgeführtenZiele der Flächenkreislaufwirtschaft, namentlichder Erhalt und die Schaffung von Frei- und Erho-lungsflächen, erhalten eine deutlich geringereZustimmung. Dieses Argument scheint eine eherstädtische Sichtweise aufzugreifen; in der länd-lich geprägten Region Mölln besteht offensicht-lich kein absehbarer Mangel an Freiflächen, denes durch eine Flächenkreislaufwirtschaft abzu-wenden gilt.

Die wichtigsten Gegenargumente betreffen nachEinschätzung vor allem der Befragten aus derPolitik und der Bürgermeister aus der Region diezu große Nachfrage nach Flächen und deren

Anhang C

126 | Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1

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Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 127

der Politik wird dieses Problem hoch bewertet.Entgegen der Einschätzung in anderen Regionenwird der Problemdruck bei den Grundstücksprei-sen und der Zersiedelung künftig nach Einschät-zung der Befragten tendenziell zunehmen – einHinweis darauf, dass es sich nach Einschätzungder Akteure um eine auch zukünftig eher wach-sende Region handelt. Seltener als Problemgenannt wurde dementsprechend auch die Über-alterung der Bevölkerung einzelner Wohngebiete.

Die mit Abstand wichtigste Aufgabe der Akteureaus der Region Mölln sowohl in der Gegenwartals auch in der Zukunft ist die Entwicklung bisherungenutzter Grundstücke. Dagegen erhält dieEntwicklung von Brachflächen in Mölln einendeutlich geringeren Stellenwert in Bezug auf dieTätigkeit der Möllner Akteure. Grund hierfür istdas in der Region vergleichsweise geringe Brach-flächenpotenzial.

c) Zugang zu flächenbezogenen Informationen

Rund zwei Drittel der Befragten aus der Regionfühlen sich nicht ausreichend informiert. Infor-

Orientierung vor allem auf Neuausweisungs-flächen. Dagegen sehen die Akteure die Wett-bewerbsfähigkeit der Region durch die Ziele derFlächenkreislaufwirtschaft eher in geringemMaße beeinträchtigt.

b) Regionale Probleme der Flächennutzung

Die wichtigsten gegenwärtigen Probleme der Flächennutzung werden in der Region Mölln inder schlechten Anbindung bestimmter Gebietean die soziale Infrastruktur und dem zu geringenAngebot an attraktiven Grundstücken gesehen.Die Zersiedelung wird demgegenüber als ver-gleichsweise unproblematisch eingeschätzt –und das, obwohl sich die Nachfrage nach Flächenvor allem auf Neuausweisungsflächen richtet. Diein anderen Regionen sehr hoch bewerteten Pro-bleme des Leerstandes und des Grundstücks-preisniveaus stellen in der Planspielregion Möllndagegen kein oder nur ein geringes Problem dar.

Der schlechten Anbindung bestimmter Gebiete andie soziale Infrastruktur wird auch für die Zukunftbesondere Bedeutung beigemessen. Vor allem in

Abbildung 63:Wichtigste Hemmnisseeiner vorrangigen bau-lichen Entwicklung imInnenbereich in derRegion Mölln

Quelle:Jekel (2006)

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mationsdefizite sehen vor allem die Akteure derPlanungs- und Bauabteilungen, der übergeordne-ten Planung sowie der Politik. Vermisst werdenvor allem Informationen über die Gesamtflächeder gegenwärtig im Innenbereich verfügbarenGrundstücke.

d) Hemmnisse einer vorrangigen baulichen Ent-wicklung im Innenbereich

Als bedeutendstes Hemmnis für eine vorrangigebauliche Entwicklung auf bereits genutzten Flächen im Innenbereich wurde in der RegionMölln das zu geringe Angebot an wieder nutz-baren Innenbereichsflächen bezeichnet. WeitereGründe sind der zu hohe Aufwand für die Ent-wicklung von Innenbereichsgrundstücken sowiegünstigere Bauflächenangebote an anderenStandorten in der Region.

e) Maßnahmen zur Umsteuerung der Flächen-nachfrage auf den Innenbereich

Als geeignete Maßnahmen zur Umsteuerung derFlächennachfrage auf den Innenbereich werdenvor allem die finanzielle Förderung bei der Auf-bereitung von Flächen im Innenbereich und dieVerknappung des Bauflächenangebots im Außen-bereich gesehen. Erst unter diesen Voraussetzun-gen scheint in der Region die Voraussetzung fürdie Mobilisierung zusätzlicher Flächenpotenzialeim Innenbereich, etwa durch Nachverdichtung,gegeben zu sein.

f) Bedeutung der Akteursgruppen für eine Flä-chenkreislaufwirtschaft in der Region

Die wichtigsten Akteure für die Reduzierung derFlächeninanspruchnahme und die vorrangigeInnenentwicklung sind nach Ansicht der MöllnerBefragten neben der Kommunalpolitik und denKommunalverwaltungen die Regionalplanung.Vor allem die Politiker und Bürgermeister derRegion messen diesen Akteursgruppen einenhohen Stellenwert bei. Als weniger wichtig oderunwichtig werden vor allem die Umweltverbän-de, der großflächige Einzelhandel, die Eigentümer

großer Brachen, die Wohnungsbaugesellschaftensowie die Banken und Sparkassen angesehen.

3.3 Region Rheinhessen-Nahe

a) Ziele der Flächenkreislaufwirtschaft

Die Mehrheit der befragten Akteure aus derRegion Rheinhessen-Nahe sieht in der vorrangigenSiedlungsentwicklung auf vorher bereits genutz-ten Flächen sowie in der Reduzierung der Flächen-inanspruchnahme wichtige oder sehr wichtigeZiele. Als wichtigste Gründe hierfür werden dasVerhindern der sozialen Entmischung in den Städ-ten, der Erhalt und die Schaffung von Frei- undErholungsflächen sowie die Bedeutung derBestandsentwicklung für die Region, hauptsäch-lich aber die Aufrechterhaltung vorhandener Infra-strukturen bei rückläufiger Bevölkerung genannt.Dies ist ebenso auf die überdurchschnittlicheBewertung durch die Akteure der überregionalenPlanung zurückzuführen wie der vergleichsweisehohe Stellenwert der Reduzierung bzw. Eindäm-mung des Verkehrs sowie der zu hohen langfris-tigen Kosten für neu erschlossene Grundstücke.Nur selten als Grund für die Ziele der Flächenkreis-laufwirtschaft genannt wurden der Erhalt und dieVerbesserung der ökologischen Bodenfunktion.

Wichtige Gründe, die gegen diese Ziele der Flä-chenkreislaufwirtschaft sprechen, liegen in derAusrichtung der Nachfrage vor allem auf Neu-ausweisungsflächen sowie in der Bedeutung des Flächenangebots als Wettbewerbsfaktor für dieRegion. Lediglich die Akteure der übergeordnetenPlanung in der Region sahen eine Gefährdung derWettbewerbsfähigkeit der Region als wenigerbedeutend an.

b) Regionale Probleme der Flächennutzung

Die wichtigsten gegenwärtigen Probleme in derRegion Rheinhessen-Nahe sind nach Auffassungder befragten Akteure die hohen Grundstücks-preise sowie die Zersiedelung der Landschaft undanhaltende Suburbanisierung. Für die Zukunftwird den hohen Grundstückspreisen ein deutlichgeringerer Stellenwert beigemessen. Dagegen

Anhang C

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Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 129

nimmt der Druck bei demografisch bedingtenProblemen nach Einschätzung der Befragten inder Region stark zu: Die größten Probleme sinddemnach der Leerstand und Problemgebiete inTeilen der Region sowie die Überalterung derBevölkerung einzelner Wohngebiete. Auch diesoziale Entmischung der Ortschaften und dieschlechte Anbindung bestimmter Gebiete ansoziale Infrastruktur stellen Probleme dar, diezukünftig stark an Bedeutung gewinnen werden.

Der Schwerpunkt der eigenen Aufgaben wird sichnach Einschätzung der Akteure in der Region künf-tig in den Innenbereich verlagern: Zukünftig wer-den der Entwicklung von Brachflächen und derNachverdichtung im Innenbereich die höchsteBedeutung beigemessen, während die Entwick-lung bisher ungenutzter Grundstücke gegenüberder heutigen Situation deutlich an Bedeutung ver-lieren wird.

c) Zugang zu flächenbezogenen Informationen

Rund zwei Drittel der Befragten halten die ihnenzugänglichen Informationen über die Siedlungs-flächenpotenziale im Innenbereich für nicht aus-

reichend. Dieses überdurchschnittliche Ergebnisist vor allem auf das Informationsdefizit bei denAkteuren der überregionalen Planung zurück-zuführen und betrifft insbesondere Informatio-nen über die Gesamtfläche der gegenwärtig imInnenbereich verfügbaren Grundstücke sowieKenntnisse über demnächst dem Markt zur Ver-fügung stehende Flächen.

d) Hemmnisse einer vorrangigen baulichen Ent-wicklung im Innenbereich

Die beiden wichtigsten Hemmnisse für eine vor-rangige Innenentwicklung sind der zu große Aufwand bei der Entwicklung von Innenbereichs-grundstücken sowie günstigere Bauflächenan-gebote an anderen Standorten in der Region. Nurvon geringer Bedeutung ist dagegen eine zugeringe Nachfrage nach baulicher Nutzung.

e) Maßnahmen zur Umsteuerung der Flächen-nachfrage auf den Innenbereich

Die finanzielle Förderung der Aufbereitung vonFlächen im Innenbereich wird in der Region

Abbildung 64:Gegenwärtige undzukünftige Aufgaben derbefragten Akteure in der Region Rheinhessen-Nahe

Quelle:Jekel (2006)

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Rheinhessen-Nahe als wichtigste Maßnahme zurUmsteuerung der Flächennachfrage auf denInnenbereich angesehen. Daneben wird auch derVerbesserung des Wohnumfeldes in den Innen-städten eine größere Bedeutung beigemessen.Die Akteure der übergeordneten Planung sahenauch in der Honorierung der Flächensparbemü-hungen von Gemeinden im Rahmen des kommu-nalen Finanzausgleichs ein geeignetes Instru-ment. Dagegen spielt die Verknappung desBauflächenangebots im Außenbereich, die überalle Regionen hinweg betrachtet zu den wichtig-sten Maßnahmen gezählt wurde, keine Rolle.

f) Bedeutung der Akteursgruppen für eine Flä-chenkreislaufwirtschaft in der Region

Kommunalpolitik und Kommunalverwaltung kom-men in der Region die größte Bedeutung für dieReduzierung der Flächeninanspruchnahme unddie vorrangige Innenentwicklung zu. Vor allem dieAkteure der überregionalen Planung sehen aberauch in den Kreisverwaltungen (also sich selbst)sehr wichtige Akteure für die Ziele der Kreislauf-wirtschaft. Weniger wichtig wird in der Region wieauch in der Gesamtauswertung die Rolle derUmweltverbände, der Banken und Sparkassensowie – abweichend vom Gesamtergebnis – derWirtschaftsförderung angesehen.

3.4 Stadt Duisburg

a) Ziele der Flächenkreislaufwirtschaft

Wie bereits erwähnt, sind in der Stadt Duisburg inAbweichung von den anderen Planspielgebietendie privatwirtschaftlichen Akteure, insbesondereaus dem Immobilienbereich, stark vertreten. Daes sich überwiegend um die Eigentümer voninnerstädtischen Grundstücken handelt (Brach-flächeneigentümer, Wohnungsunternehmen),überrascht es nicht, dass sich nach Einschätzungder meisten Befragten die zukünftige Siedlungs-flächenentwicklung in Duisburg vorwiegend im Siedlungsbestand abspielen wird. Darüberhinaus hat Duisburg als Teil eines ausgedehntenBallungsraumes nur in begrenztem Umfang Ent-wicklungsmöglichkeiten auf bisherigen Frei-

flächen, stattdessen aber ein umfangreichesBrachflächenpotenzial aufzuweisen.

Dementsprechend wurde auch das Ziel, künftigdie Siedlungsflächenentwicklung vorrangig aufvormals genutzten Flächen durchzuführen,besonders hoch bewertet. Auch hier dürfte dieVerfügbarkeit brach liegender Flächen sowie das(Eigen-)Interesse der befragten Akteure an derenWiederverwertung zu der nahezu übereinstim-menden Bewertung als „sehr wichtiges“ Zielgeführt haben. Als wichtigste Gründe genanntwurden der Erhalt und die Schaffung von Frei- undErholungsflächen sowie die Einschätzung, dassdie Aufrechterhaltung vorhandener Infrastruktu-ren bei rückläufiger Bevölkerung eine Innenent-wicklung erfordert. Wichtigste Gegenargumentewaren die Standortkonkurrenz der Regionen unddie dadurch erforderliche Flexibilität bei der Ent-wicklung von Siedlungsflächen. Auf den Immo-bilienmarkt bezogene Argumente (zu hohe Preisefür Innenentwicklungsflächen, Nachfrageausrich-tung auf Neuausweisungsflächen) spielten dage-gen nur eine untergeordnete Rolle.

b) Regionale Probleme der Flächennutzung

Die Rahmenbedingungen für die Flächennutzungsind in Duisburg nach wie vor von den bereits seitJahrzehnten anhaltenden Prozessen des Struktur-wandels und der Schrumpfung geprägt: Leer-stand und Problemgebiete in Teilgebieten, sozialeEntmischung sowie Überalterung der Bevölke-rung einzelner Wohngebiete gelten unter denbefragten Akteuren als die gegenwärtig größtenProbleme und bleiben dies auch in Zukunft. Aucheine schlechte Auslastung der technischen Infra-struktur wird künftig erwartet. Dagegen tritt dasin anderen Regionen dominierende Problem derZersiedelung insbesondere als Zukunftsproblemdeutlich in den Hintergrund.

Als wichtigste gegenwärtige und zukünftige Aufgabe für die eigene Tätigkeit wird von denAkteuren aus Duisburg daher auch die Entwick-lung von Innenbereichsflächen, insbesondere vonBrachflächen, angesehen. An Bedeutung gewin-nen werden außerdem der Rückbau und die Rena-turierung.

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Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 131

c) Zugang zu flächenbezogenen Informationen

Rund die Hälfte der Akteure aus Duisburg siehtsich nicht ausreichend über Siedlungsflächen-potenziale im Innenbereich informiert. Am häu-figsten wurde die fehlende Kenntnis über dem-nächst dem Markt zur Verfügung stehendeFlächen bemängelt.

d) Hemmnisse einer vorrangigen baulichen Ent-wicklung im Innenbereich

Probleme mit Grundstückseigentümern werdenin Duisburg als das größte Hemmnis einer vorran-gigen baulichen Entwicklung im Innenbereichangesehen. Dies sahen vor allem die Grund-stückseigentümer selbst so. Der zu hohe (finan-zielle) Aufwand, der in den anderen Regionen alsHemmnis an erster Stelle genannt wird, spieltdagegen eine vergleichsweise geringe Rolle.

e) Maßnahmen zur Umsteuerung der Flächen-nachfrage auf den Innenbereich

In Duisburg wird nicht die finanzielle Förderung alswichtigste Maßnahme zur Umsteuerung der Flä-chennachfrage auf den Innenbereich angesehen.Die befragten Akteure werteten vielmehr die Ver-knappung des Bauflächenangebots im Außenbe-reich als besonders wichtig. Dies überrascht inso-fern, als unter den Argumenten gegen die Ziele derFlächenkreislaufwirtschaft die Ausrichtung derNachfrage nach Entwicklungsflächen auf Neuaus-weisungsflächen nur eine untergeordnete Rollespielte und Neuausweisungsflächen in der Regionnur in begrenztem Umfang zur Verfügung stehen.

f) Bedeutung der Akteursgruppen für eine Flä-chenkreislaufwirtschaft in der Region

Unter den aufgeführten Akteursgruppen wird

Abbildung 65:Gegenwärtige undzukünftige Probleme der Flächennutzung in der Stadt Duisburg

Quelle:Jekel (2006)

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neben der Kommunalverwaltung sowie der Kom-munalpolitik den – als größtes Hemmnis für dievorrangige bauliche Entwicklung im Innenbereichangesehenen – Eigentümern großer Brachen diegrößte Bedeutung für die Reduzierung derFlächeninanspruchnahme beigemessen. DieseEinschätzung wird auch von den Grundstücks-eignern selbst geteilt, die sich als Teil des Pro-blems und folgerichtig als sehr wichtigen Akteurder Flächenkreislaufwirtschaft sehen.

3.5 Planungsregion Nordthüringen

a) Ziele der Flächenkreislaufwirtschaft

Die befragten Akteure aus der PlanungsregionNordthüringen sehen die zukünftige Entwicklungvon Siedlungsflächen in ihrer Region weit über-wiegend auf vormals genutzten Flächen im Sied-lungsbestand. Dem Ziel, die Neuausweisung vonSiedlungsflächen in der Region zu reduzieren, wirddementsprechend eine nachgeordnete Bedeu-tung beigemessen. Auch das Ziel, künftig die Sied-lungsentwicklung in der Region vorrangig auf vor-mals genutzten Flächen durchzuführen, wurdedeutlich niedriger bewertet als in anderen Regio-nen. Das deutet darauf hin, dass umweltpoliti-sche Zielsetzungen in der Region vor allem vonder unter den Befragten stark vertretenen Gruppeder Wirtschaftsförderung und IHK als nachrangigangesehen werden. Zu dieser Einschätzung passtauch die niedrigere Bewertung von ökologischenArgumenten bei der Frage nach Gründen für dieZiele der Flächenkreislaufwirtschaft wie bei-spielsweise dem Erhalt und der Schaffung vonFrei- und Erholungsflächen. Von höherer Bedeu-tung sind nach Angaben der Akteure aus derRegion vielmehr schrumpfungsbezogene Argu-mente: Verhindern von sozialer Entmischung,Aufrechterhaltung vorhandener Infrastrukturenbei rückläufiger Bevölkerung, Rückgang der Nach-frage nach neu bebauten Flächen, zu hohe lang-fristige Kosten für neu erschlossene Grundstücke.Das wichtigste Argument gegen die Ziele der Flä-chenkreislaufwirtschaft wird in der Bedeutungdes Flächenangebots als Wettbewerbsfaktor fürdie Region gesehen. Keine Bedeutung hat in Nord-thüringen, abweichend von den anderen Regio-nen, die zu große Nachfrage nach Flächen.

b) Regionale Probleme der Flächennutzung

In der Planungsregion Nordthüringen gelten jeneProbleme für die Gegenwart als herausragend,die in den übrigen Regionen erst für die Zukunftals größte Herausforderungen angesehen wer-den: der Leerstand und Problemgebiete in Teilender Region sowie die Überalterung der Bevölke-rung einzelner Wohngebiete. Der Problemdruckwird bei diesen Schrumpfungsproblemen inZukunft noch zunehmen und nach Einschätzungder befragten Akteure ein deutlich höheres Maßerreichen als in den übrigen Regionen. Die dortals am schwersten wiegendes Problem bewerte-te Zersiedelung der Landschaft und anhaltendeSuburbanisierung zählt dagegen in Nordthürin-gen zu den am niedrigsten bewerteten Proble-men der Gegenwart – insbesondere von Seitender Planung und Politik. Dementsprechend spieltauch die Entwicklung bisher ungenutzter Grund-stücke im derzeitigen Aufgabenspektrum der Vertreterinnen und Vertreter der Region nur eineuntergeordnete Rolle. Wichtigste Aufgaben sindvielmehr die Entwicklung oder Renaturierung vonBrachen sowie der Rückbau baulicher Nutzung.Für die Zukunft aber wird neben der Entwicklungund Renaturierung von Brachen auch die Ent-wicklung bisher ungenutzter Grundstücke alswesentlich wichtiger angesehen als in derGegenwart. Dieser Bedeutungszuwachs, den esso in den übrigen Regionen nicht gibt, geht über-wiegend auf die Einschätzungen der Akteure derWirtschaftsförderung und der IHK sowie derübergeordneten Planung zurück. Eine deutlichunterdurchschnittliche Bedeutung für die Auf-gaben der befragten Akteure aus Nordthüringenhat die bauliche Nachverdichtung im Innen-bereich.

c) Zugang zu flächenbezogenen Informationen

Die Siedlungsflächenpotenziale im Innenbereichscheinen in der Planungsregion Nordthüringenhinreichend erfasst und die entsprechendenDaten allen Akteuren der Region in ausreichen-dem Maße zugänglich zu sein. Die Akteure derRegion halten jedenfalls die ihnen zugänglichenflächenbezogenen Informationen weit überwie-gend für ausreichend.

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Abbildung 66:Maßnahmen zur Umsteuerung derFlächennachfrage auf den Innenbereich in der Planungsregion Nordthüringen

Quelle:Jekel (2006)

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d) Hemmnisse einer vorrangigen baulichen Ent-wicklung im Innenbereich

Die wichtigsten Hemmnisse für eine vorrangigeInnenentwicklung liegen im zu hohen Aufwandbei der Entwicklung von Innenbereichsgrund-stücken sowie in der geringen Nachfrage nachbaulicher Nutzung. Unbedeutend sind dagegengünstigere Bauflächenangebote an anderenStandorten in der Region.

e) Maßnahmen zur Umsteuerung der Flächen-nachfrage auf den Innenbereich

Kaum überraschend messen die Vertreterinnenund Vertreter der Planungsregion Nordthüringenmonetären Maßnahmen den höchsten Stellen-wert bei der Umsteuerung der Flächennachfrageauf den Innenbereich bei. So sind sich alle befrag-ten Akteure der Region darin einig, dass die finan-zielle Förderung der Aufbereitung von Flächen imInnenbereich einen wichtigen Beitrag hierzu leis-ten könnte. Auch Prämien für Akteure derBestandsflächenentwicklung gelten als ein wichti-ges Instrument. Daneben werden die Verbesse-rung des Wohnumfelds und die Beschleunigungder Genehmigungsverfahren für Baumaßnahmenim Innenbereich sowie verbindliche rechtlicheGrenzen für die Neuausweisung von Bauflächenals geeignete Mittel für die Umsteuerung der Flächennachfrage angesehen. Die Abschaffungvon Steuerbegünstigungen oder Fördermitteln(Eigenheimzulage, Entfernungspauschale) oderdie Senkung von Kommunalsteuern (Gewerbe-steuer) wurden dagegen ebenso als ungeeigneteMittel für die strukturschwache Region gewertetwie die höhere Besteuerung besonders intensiveroder ökologisch minderwertiger Grundstücks-nutzungen oder für ungenutzte Grundstücke imInnenbereich. Gerade Letzteres erscheint für eineRegion mit ausgeprägten Leerstandsproblemenals besonders unangemessen.

f) Bedeutung der Akteursgruppen für eine Flä-chenkreislaufwirtschaft in der Region

Tendenziell höher als in den übrigen Regionen wirdin Nordthüringen die Rolle der gewerblichen Inves-

toren, der Eigentümer großer Brachen und der Ban-ken und Sparkassen bewertet. Bei den gewerb-lichen Investoren ist dies auf die hohe Bewertungdurch die Akteure der Wirtschaftsförderung undIHK zurückzuführen. Als wichtigste Gruppen geltenaber auch hier die Akteure aus der Kommunalpolitikund -verwaltung. Weniger wichtig oder unwichtigwerden dagegen die Umweltverbände, der großflä-chige Einzelhandel, private Immobiliennachfragersowie die Immobilienwirtschaft angesehen.

4. Fazit

Die im Vorfeld der Planspiele in allen fünf Plan-spielregionen des ExWoSt-Forschungsfelds „Flä-che im Kreis“ durchgeführte Befragung zu Zielen,Problemen, Lösungsansätzen und Akteuren einerFlächenkreislaufwirtschaft verdeutlicht einen brei-ten akteursgruppenübergreifenden Konsens inzahlreichen Einzelaspekten. Insbesondere in Bezugauf die Problemlagen der Flächeninanspruch-nahme besteht weitgehend Übereinstimmung.Die Hauptziele der Flächenkreislaufwirtschaft –Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahmeund Vorrang der Innenentwicklung – werden vonden Befragten aus allen Akteursgruppen überwie-gend unterstützt.

Der Zugang zu flächenbezogenen Informationenerscheint aus der Sicht zahlreicher Akteure ver-besserungsbedürftig.

Differenziert betrachtet werden die Problem-lösungsansätze zur Verminderung der Flächen-inanspruchnahme. Ansätze zur Verteuerung derFlächenneuinanspruchnahme, wie sie von Vertre-terinnen und Vertretern der Planung oder aus demUmweltbereich favorisiert werden, finden beiwirtschaftsnahen Akteuren weniger Zustimmung.Planungshemmnisse für Innenbereichsprojekte,die von wirtschaftsnahen Akteuren genannt wer-den, sind nach Ansicht der Planerinnen und Planernicht verantwortlich für die zögerliche Innenent-wicklung. Breite Zustimmung findet bei den meis-ten Akteuren die finanzielle Förderung von Innen-entwicklungsprojekten. Steuerliche Anreize zurBeeinflussung der Flächeninanspruchnahme fin-den außer bei den Akteuren des Umweltbereichsdagegen wenig Zustimmung.

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Insgesamt wurde von allen Akteuren eine Viel-zahl instrumenteller Ansätze benannt, die im Zeitraum Juni 2005 bis April 2006 in den Plan-spielen überprüft wurden.

Kommunalpolitik und Kommunalverwaltung gel-ten als die Hauptakteure einer Flächenkreislauf-wirtschaft, was auf die Rahmen setzende Funk-tion der öffentlichen Hand für das Handelnanderer beteiligter Akteure des Flächengesche-hens hindeutet.

Bei der regionalen Auswertung der Akteursbe-fragung konnten zahlreiche Besonderheiten fest-gestellt werden, die sich einerseits auf die struk-turellen Rahmenbedingungen in der jeweiligenRegion, andererseits auf die unterschiedliche Verteilung der Akteursgruppen in den Regionenbeziehen.

In der Wachstumsregion Stuttgart, die auchzukünftig von einem starken Nutzungsdruck aufden Außenbereich geprägt sein wird und in derneben der Kommunalpolitik auch Engagierte ausUmweltverbänden und -abteilungen stark vertre-ten waren, wird den Zielen der Flächenkreislauf-wirtschaft, vor allem mit umweltbezogenenArgumenten begründet, eine besonders hoheBedeutung beigemessen.

Auch in der ländlich geprägten Region Mölln wirdmit einer überwiegenden Entwicklung von Sied-lungsflächen im Außenbereich gerechnet. Den-noch bewerten die Vertreterinnen und Vertreteraus dieser Region die Ziele der Flächenkreis-laufwirtschaft nicht so hoch wie Befragte in denanderen Regionen. Als Gegenargument wird vorallem die Ausrichtung der Nachfrage auf Neuaus-weisungsflächen genannt. Allerdings gibt es hier

auch nur wenige Flächen im Innenbereich, die füreine Umnutzung oder Nachverdichtung zur Ver-fügung stehen würden.

Die Antworten aus der Region Rheinhessen-Nahesind geprägt durch die Perspektive der hier starkvertretenen Akteure der überörtlichen Planung.Die Heterogenität der Region mit teils starkwachsenden Gemeinden im Osten und struktur-schwachen Gebieten im Westen drückt sich auchin teilweise scheinbar gegenläufigen Argumen-ten wie der Abwehr von schrumpfungsbedingtenAuswirkungen der Siedlungsentwicklung einer-seits und hohen Grundstückspreisen und zuneh-mender Zersiedelung andererseits aus.

In Duisburg sind die Rahmenbedingungen derSiedlungsentwicklung momentan und zukünftigdurch die Prozesse des seit Jahrzehnten anhalten-den Strukturwandels und der damit verbundenenSchrumpfung geprägt. Von den dortigen Akteu-ren wird daher ein Hauptaugenmerk auf die Ent-wicklung innerstädtischer Grundstücke und Bra-chen gelegt. Schlüsselakteure für die angestrebtevorrangige Innenentwicklung und zugleich wich-tigstes Hemmnis sind dabei die Immobilieneigen-tümer, die selbst einen großen Anteil der Befrag-ten stellten.

Die Situation in der Region Nordthüringen wirddurch die Perspektive der hier stark vertretenenAkteure der Wirtschaftsförderung geprägt: Diehohen langfristigen Kosten von Flächenneu-ausweisungen, die einerseits als Grund für einUmsteuern zur Flächenkreislaufwirtschaft gel-ten, werden allerdings dann in Kauf genommen,wenn das Bestehen in der Standortkonkurrenz alsGrund für Flächenneuausweisungen angeführtwird.

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Grundsatzvereinbarung über Planspiele zur Flächenkreislaufwirtschaft(Beispiel Region Rheinhessen-Nahe)

ExWoSt-Forschungsfeld „Fläche im Kreis – Kreislaufwirtschaft in der städtischen/stadtregionalen Flächennutzung“

Grundsatzvereinbarung über Plan-spiele zur Flächenkreislaufwirtschaftin der Region Rheinhessen-Nahe

Präambel

(1) Im Rahmen des ExWoSt-Forschungsfeldes„Kreislaufwirtschaft in der städtischen/stadt-regionalen Flächennutzung“ wird zwischender Region Rheinhessen-Nahe, vertreten durchden Vorsitzenden der PlanungsgemeinschaftRheinhessen-Nahe, Herrn Landrat Claus Schick,und dem Bundesamt für Bauwesen undRaumordnung (BBR), vertreten durch Prof. Dr.Wendelin Strubelt, die folgende Grundsatz-vereinbarung über Planspiele zur Flächen-kreislaufwirtschaft geschlossen. Kernstück der Planspiele ist die Prüfung eines Instrumen-tenmix zur Erreichung einer stadtregionalenFlächenkreislaufwirtschaft. Im Rahmen dieserStrategie müssen bestehende und neue recht-liche, planerische und ökonomische Instru-mente sowie kooperative und informatorischeSteuerungsansätze in einem Policy-Mix zu-sammengeführt werden.

(2) Mit dem Forschungsfeld sollen folgende Ergeb-nisse erreicht werden:

Vorbereitung von Strategien und Instru-mentenverbünden für eine Flächenkreis-laufwirtschaft,Erarbeitung von Beiträgen für ein stadtregio-nales Flächenmanagement sowie eine Qua-lifizierung des Flächenmonitorings,Förderung des Engagements privaterAkteure und von Investoren für Belange derFlächenkreislaufwirtschaft,Optimierung von Organisations- undKooperationsstrukturen, innovativer Erfah-

rungsaustausch zwischen den fünf Plan-spielstädten/-stadtregionen,Aktivierung von Öffentlichkeit sowie vongesellschaftlichen und politischen Akteurenfür Belange der Flächenkreislaufwirtschaft,Vorbereitung politischer Entscheidungenim Sinne der Flächenkreislaufwirtschaft.

(3) Dieser Grundsatzvereinbarung wird auf derBasis konkreterer Vorbereitungen im 1. Halb-jahr 2005 eine Ziel- und Qualitätsvereinbarungzwischen den Partnern folgen, die im Juli 2005unterzeichnet werden soll. Hierin werden dieZiele der Planspiele, die zu prüfenden Instru-mente und die an den Planspielen mitwirken-den Personen und Institutionen detailliertfestgelegt.

§ 1 Gegenstand der Planspiele

(1) Gegenstand der Planspiele ist die beispielhafteUmsetzung der flächenpolitischen Ziele derNationalen Nachhaltigkeitsstrategie auf stadt-regionaler Ebene. Hierzu zählen insbesondere:

Reduzierung der Flächeninanspruchnahmebis zum Jahr 2020 auf 30 Hektar pro Tag,Realisierung eines Verhältnisses von Innen-zu Außenentwicklung von 3 zu 1,Entwicklung einer Doppelstrategie, beste-hend zum einen aus Qualitätssteuerung(Schonung des Außenbereichs durch Innen-entwicklung sowie durch Aufwertung beste-hender Siedlungsflächen), zum anderendurch Mengensteuerung (Begrenzung derNeuinanspruchnahme von Flächen). Dazuzählen auch der Erhalt und die Entwicklungqualitativ hochwertiger Freiflächen sowie dieRenaturierung nicht marktfähiger Brachen.

(2) Die Planspiele knüpfen an die in der Bewer-bung der Region Rheinhessen-Nahe genann-ten wesentlichen Problemlagen der Flächenin-anspruchnahme an. Darüber hinaus wird einnoch näher zu bestimmendes Instrumentariumgetestet, das aus Bundessicht zur Umsetzungder Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie imBereich der Flächeninanspruchnahme dient. DieAkteure in der Planspielregion erhalten dabeidie Chance, innovativ an der Ausgestaltung der

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Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 137

neuen Instrumente mitzuwirken. In den Plan-spielen sollen einerseits das bestehende Instru-mentarium, andererseits noch nicht eingeführ-te rechtliche, planerische und ökonomische(Steuern, Subventionen, Fördermittel) Instru-mente sowie kooperative und informatorischeSteuerungsansätze getestet werden. Hierfür isteine flexible Mitwirkungsbereitschaft allerAkteure in den Planspielen erforderlich.

(3) Die Planspiele in der Region Rheinhessen-Nahe werden in zwei Varianten durchgeführt:

Planspiel I – Status quo:Mittelfristige Strategie der Flächenkreislauf-wirtschaft unter aktuellen Rahmenbedingun-gen – Zeithorizont 2010

Planspiel II – Innovativer Instrumenteneinsatzzur Steuerung von Umbau- und Rückbauproz-essen:Langfristige Strategie der Flächenkreislauf-wirtschaft unter den Voraussetzungen einergewandelten Nutzungsphilosophie – Umset-zung eines geordneten Rückbaus – Zeithori-zont 2020

Vorgesehen ist die Durchführung von dreigeschlossenen eintägigen Planspielworkshopsje Variante. Diese Planspielworkshops werdenmit je einem regionsöffentlichen Workshoperöffnet bzw. abgeschlossen.

§ 2 Ziele und Instrumente

(1) Für die Planspiele sind regionale flächenpoliti-sche Ziele zu definieren. Die zur Zielerreichunggeeigneten rechtlichen, planerischen und öko-nomischen (Steuern, Subventionen, Fördermit-tel) Instrumente sowie kooperativen und infor-matorischen Steuerungsansätze werden dannim Rahmen der Planspiele geprüft.

(2) Wie von Bundesseite eingebrachte Instrumen-te in der Stadtregion in den Planspielen simu-liert werden können, wird in den Vorgesprä-chen zu den Planspielen auszuloten sein. DasSet von Instrumenten wird in der Ziel- undQualitätsvereinbarung konkretisiert.

§ 3 Aufgaben des Bundesamtes für Bauwesenund Raumordnung (BBR)

Für die Durchführung und Begleitung der Plan-spiele in der Region Rheinhessen-Nahe beauf-tragt das BBR das Deutsche Institut für Urbanistik(Difu), Berlin, unter anderem mit der Beratungund Begleitung der Arbeiten in der Modellregionwährend der gesamten Planspiellaufzeit.

Zu diesen Leistungen zählen:Erarbeitung von Vor-Ort-Analysen/-Expertisen,Vorbereitung und Strukturierung der Planspie-le durch die Forschungsgruppe durch dieErstellung eines Prüfprogramms in Koopera-tion mit der Planspielregion,Durchführung und Moderation der Planspiel-workshops vor Ort,Impulssetzung und Einspeisen von Know-howaus wissenschaftlichen Expertisen in die Plan-spiele,Ergebnissicherung und Auswertung der Plan-spiele,Unterstützung des Erfahrungsaustauschs undder Kooperation zwischen den fünf Planspiel-städten/-stadtregionen und mit den beteilig-ten wissenschaftlichen Einrichtungen unteranderem durch die Einrichtung einer Internet-Plattform und mit Veranstaltungen.

§ 4 Aufgaben der Planspielregion

(1) Die Region Rheinhessen-Nahe stellt die Steue-rung der Planspiele durch einen federführendenAkteur sicher, der auch als zentraler Ansprech-partner für die Forschungsgruppe fungiert:

Planungsgemeinschaft Rheinhessen-NaheReferent für RegionalplanungHans-Joachim Fette.

(2) Für die Region Rheinhessen-Nahe ergeben sichim Rahmen der Planspiele die folgenden Auf-gaben:Information, Kommunikation und Verknüp-fung zwischen den Planspielbeteiligten inner-halb der Region,Analyse der Flächenpotenziale in der Stadt-region,

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Bereitstellung von Daten und Informationenfür das Forschungsfeld; Mitwirkung an Ver-öffentlichungen,Teilnahme an den Akteursbefragungen,Teilnahme aller Planspielbeteiligten an dengeschlossenen und regionsöffentlichen Plan-spielworkshops in konstanter Besetzung,Sicherstellung und Koordination der Bearbei-tung von konkreten Prüfaufträgen im Zusam-menhang mit den Planspielen unter Betei-ligung aller hierfür erforderlichen Akteurezwischen den Planspielworkshops auf derGrundlage eines vom Forschungsteam vorge-gebenen Prüfprogramms.

(3) Die Mitwirkung der Region Rheinhessen-Naheam Forschungsfeld „Fläche im Kreis“ konzen-

triert sich in Form der Vorbereitung und Durch-führung der Planspiele in einem Zeitraum voninsgesamt voraussichtlich 19 Monaten sowieggf. an der bundesweiten Abschlussveranstal-tung. Die Region Rheinhessen-Nahe wird organi-satorisch und inhaltlich bei der Bearbeitung derin Absatz 2 genannten Aufgaben unterstützt.

§ 5 Ressourcen und Bundeszuwendung

Die Region Rheinhessen-Nahe stellt zur Erfüllungder in § 3 genannten Aufgaben die erforderlichenRessourcen bereit. Zur Abgeltung des entstehen-den personellen und sächlichen Aufwands erhältdie Region Rheinhessen-Nahe eine Bundeszu-wendung von pauschal 10 000 Euro.

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Bonn, den 2004

Planungsgemeinschaft Rheinhessen-NaheVorsitzenderLandrat Claus Schick

Bundesamt für Bauwesen und RaumordnungVizepräsidentProf. Dr. Wendelin Strubelt

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Perspektive Flächenkreislaufwirtschaft – Band 1 | 139

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Zielvereinbarung über Planspiele zur Flächen-kreislaufwirtschaft (Beispiel Region Nord-thüringen)

ExWoSt-Forschungsfeld „Fläche im Kreis – Kreislaufwirtschaft in der städtischen/stadtregionalen Flächennutzung“

Zielvereinbarung über Planspiele zur Flächenkreislaufwirtschaft in der Region Nordthüringen

Präambel

(1) Die Zielvereinbarung wird im Rahmen desExWoSt-Forschungsfeldes „Kreislaufwirtschaftin der städtischen/stadtregionalen Flächen-nutzung“ zwischen der Region Nordthüringen,vertreten durch Herrn Peter Hengstermann,Regionale Planungsgemeinschaft Nordthürin-gen, und dem Bundesamt für Bauwesen undRaumordnung (BBR), vertreten durch Prof. Dr.Wendelin Strubelt, geschlossen.

(2) Die Zielvereinbarung konkretisiert Inhalte, Zie-le, Teilnehmer und Ablauf der Planspiele in derRegion Nordthüringen. Damit ergänzt sie dieFestlegungen der am 14.12.2004 unterzeichne-ten Grundsatzvereinbarung über erwarteteErgebnisse der Planspiele (vgl. Präambel, Ab-satz 2), Gegenstand der Planspiele (vgl. § 1),Ziele der Planspiele und zu prüfenden Instru-mente (vgl. § 3) über Aufgaben des Bundesam-tes für Bauwesen und Raumordnung und Auf-gaben der Region Nordthüringen (vgl. § 4)sowie über Ressourcen und Bundeszuwen-dung (vgl. § 5).

§ 1 Ziele der Planspiele

(1) Die flächenpolitischen Ziele der NationalenNachhaltigkeitsstrategie sind leitend für dasExWoSt-Forschungsfeld „Fläche im Kreis“.Daher werden spezifische Ziele für die Plan-spiele in der Region Nordthüringen abgeleitet,die als Orientierung für die Planspielteilneh-

mer dienen sollen. Diese Ziele sollen zum einender Qualitätssteuerung (Schonung des Außen-bereichs durch Innenentwicklung sowie durchAufwertung bestehender Siedlungsflächen)und zum anderen der Mengensteuerung(Begrenzung der Neuinanspruchnahme vonFlächen) dienen. Basis für die Erarbeitung vonLösungen zur Erreichung der Ziele sind unteranderem die in der Region Nordthüringen zurVorbereitung der Planspiele ermittelten undzu erwartenden Flächenpotenziale sowiedemografischen und sozio-ökonomischenRahmenbedingungen.

(2) In den Planspielen in der Region Nordthürin-gen werden die folgenden qualitativen Zieleeiner ökologisch, ökonomisch und sozial ver-träglichen Siedlungsentwicklung verfolgt:

bestandsorientierte Entwicklung des regio-nalen Siedlungsgefüges im Sinne eines Vorrangs der Innenentwicklung: Wieder-nutzung von Brachflächen und bedarfs-orientierter Stadtumbau,Stärkung der Region als Wirtschaftsstand-ort,Renaturierung dauerhaft baulich nichtnutzbarer Brachflächen,nachfrageorientierte Bestandsentwicklung,Stabilisierung der Siedlungsdichte,Erhöhung der Flächenproduktivität,langfristige Sicherung der Infrastrukturleis-tungen,Erhalt und Entwicklung qualitativ hoch-wertiger Freiflächen für Landwirtschaft undErholung.

(3) Für die Region Nordthüringen wurden alsOrientierung in den Planspielen darüber hinausdie folgenden flächenbezogenen Mengenzieleund Mengengerüste für die Neuinanspruch-nahme von Siedlungs- und Verkehrsflächeabgeleitet:

Mengenziel 2010: 109 ha/JahrMengenziel 2020: 47 ha/JahrMengengerüst 2006–2010: 650 haMengengerüst 2011–2020: 747 haMengengerüst 2006–2020: 1 397 ha

Die Mengenziele und Mengengerüste korre-

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spondieren mit dem Zeithorizont der Planspie-le in der Region Nordthüringen:

Planspiel I – Status quo:Mittelfristige Strategie der Flächenkreislauf-wirtschaft unter aktuellen Rahmenbedingun-gen – Zeithorizont 2010.

Planspiel II – Innovativer Instrumenteneinsatzzur Steuerung von Wachstumsprozessen:Langfristige Strategie der Flächenkreislauf-wirtschaft unter den Bedingungen eines akzen-tuierten Instrumentenwechsels, also die Erpro-bung der Praxistauglichkeit bis dato nichtangewandter Instrumente – Zeithorizont 2020.

§ 2 In den Planspielen zu prüfende Instrumente

(1) In den Planspielen werden die zur Zielerrei-chung geeigneten Instrumente geprüft. Diesesind den folgenden Handlungsfeldern einerFlächenkreislaufwirtschaft zugeordnet:

Informationen (von und für unterschied-liche Akteure, unterschiedliche Funktionen)Planung (informelle und förmliche),Kooperation (informelle und förmliche),Organisation/Management,Budget, Investitionen und Förderprogram-me (z.B. in Flächenerwerb und Flächenauf-bereitung),Vermarktung,Rechtsetzung und Anordnungen.

Die Prüfung der Instrumente erfolgt auf derBasis von Arbeitsprogrammen, die die For-schungsgruppe „Fläche im Kreis“ erarbeitethat. Die hiermit verknüpften Prüfaufträge werden von den Planspielbeteiligten bearbei-tet und auf den Planspielworkshops diskutiert.

(1) Im Planspiel I – Status quo sollen in der RegionNordthüringen die folgenden bestehendenInstrumente bzw. Maßnahmen und Strategie-ansätze geprüft werden:

Regionalplan (inkl. Ermittlung des Flächen-bedarfs),Stadtumbaukonzepte,Beeinflussung des Flächenverbrauchs beider Aufstellung von Bebauungsplänen,

Konzepte für Kompensationsflächen,Befristung von Nutzungsmöglichkeiten,öffentliches und privates Grün als Zwi-schennutzung,Renaturierung,Aufhebung von Bebauungsplänen,informatorische Instrumente zur Beeinflus-sung flächenpolitischer Entscheidungen inKommunalpolitik und Verwaltung,Aufgabenverteilung in einer regionalen Flä-chenkreislaufwirtschaft/regionales Flächen-management,projektbezogene und projektübergreifendeFormen der Kooperation öffentlicher undprivater Akteure,FörderprogrammeBereitstellung finanzieller Ressourcen ausden Haushalten der Gebietskörperschaften,Vermarktung durch öffentliche Akteure,Städtebauliche Sanierungsmaßnahmen,Rückbaugebot.

(2) Im Planspiel II – Innovativer Instrumentenein-satz zur Steuerung von Wachstumsprozessenwerden neue Instrumente der Flächensteue-rung wie z.B. eine reformierte Grundsteuer, einmodifizierter kommunaler Finanzausgleichoder handelbare Flächenausweisungsrechtegeprüft. Die genaue Festlegung der Instru-mente erfolgt im Herbst 2005.

§ 3 Ergebnis der Planspiele

(1) Als Ergebnis der Planspiele wird für die RegionNordthüringen eine Rahmenkonzeption mitinstrumentellen Vorschlägen und Vorgehens-weisen für eine stadtregionale Flächenkreis-laufwirtschaft erarbeitet. Das Rahmenkonzeptwird von der Forschungsgruppe anhand derErgebnisse der Workshops und der Ergebnisseder bearbeiteten Planspielaufgaben erstellt.

(2) Die Ergebnisse aus den Planspielen in derRegion Nordthüringen fließen gemeinsam mitden Planspielergebnissen aus den anderenPlanspielregionen/-stadt darüber hinaus ininstrumentelle Empfehlungen der Forschungs-gruppe für eine stadtregionale Flächenkreis-laufwirtschaft an den Bund ein.

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§ 4 Ablauf und Zeitplan der Planspiele

Auftakt der Planspiele in der Region Nordthürin-gen ist eine regionsöffentliche Auftaktveranstal-tung. Die Planspielphase mit sechs geschlossenenWorkshops erstreckt sich von Juni 2005 bis März2006. Die Workshops sind nicht öffentlich. DieBeratungen finden in einem „geschützten Raum“statt. Die beteiligten Akteure sollen frei von ihrensonst bestehenden beruflichen Rücksichtnahme-pflichten argumentieren können. Dies schließtauch ein, dass untereinander gewonnene Erkennt-nisse nur nach vorheriger Zustimmung der Betei-ligten nach außen gegeben werden dürfen. Im Zeitraum April 2006 bis Juni 2006 werden im Rahmen der Planspielauswertung eine zweiteAkteursbefragung sowie eine regionsöffentlicheAbschlussveranstaltung stattfinden.

Es besteht für die Planspiele in der Region Nord-thüringen folgender Terminplan:

Regionsöffentliche Auftaktveranstaltung:22.06.2005, 10:00-12:30 h

Planspiel I (Status-quo-Bedingungen)3 Workshops:22.06.200522.09.200516.11.2005

Planspiel II (Innovativer Instrumenteneinsatz)3 Workshops:im Zeitraum Dezember 2005 bis März 2006

Regionsöffentliche Abschlussveranstaltung:Mitte 2006

§ 5 Planspielteilnehmer/-innen

Die folgenden Personen und Institutionen wer-den in möglichst konstanter Besetzung an den

Planspielworkshops in der Region Nordthüringenteilnehmen:

Detlef Pajonk Regionale PlanungsstelleNordthüringen

Dr.-Ing. Dieter Genske Fachhochschule Nordhausen,Fachbereich Flächen- undStoffrecycling

Ariane Ruff Fachhochschule Nordhausen,Fachbereich Flächen- undStoffrecycling

Karin Hoderlein Landkreis Nordhausen,Kreisplanung

Ronald Barth Kyffhäuserkreis,Wirtschaftsförderung

Herrmann Degenhardt Landkreis Eichsfeld,Kreisplanung

Uwe Braunsdorf Unstrut-Hainich Kreis,Bereich Wirtschaftsförde-rung, Kreisplanung

Dr. Sabine Riebel Stadt Nordhausen,Wirtschaftsförderung

Uta Keyser Stadt Sondershausen, Bau-amt, Sachgebiet Stadtplanung

Rainer Heuchel Stadt Rossleben, Bürger-meister

Thomas Heddergott VG Uder, Verwaltungs-vorsitzender

Bernd Kiel VG Eichsfelder Kessel, Bauamt

Brigitte Freiberg GFAW Thüringen, Regional-stelle Nordhausen

Rudolf Meyers LEG Thüringen, Abt. BGT,Konversion

Rainer Berndt EntwicklungsgesellschaftSüdharz Kyffhäuser mbH

Bonn, den 2005

Regionale Planungsgemeinschaft NordthüringenPräsidentLandrat Peter Hengstermann

Bundesamt für Bauwesen und RaumordnungVizepräsidentProf. Dr. Wendelin Strubelt

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Deutsches Institut für Urbanistik (Difu)Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) unterstützt Kommunen durch wissenschaftlich fundierteForschung, praxisnahe Fortbildung und Informationsdienstleistungen bei der Lösung ihrer Aufgaben.Das unabhängige Berliner Forschungsinstitut zeigt längerfristige Perspektiven und Handlungsmöglich-keiten für die städtische Entwicklung auf. Das Difu untersucht Fragestellungen der Kommunalpolitik,erforscht interdisziplinär Grundprobleme der Kommunen, erarbeitet methodische Grundlagen undKonzepte für die kommunale Planungs- und Verwaltungspraxis und vermittelt seine wissenschaft-lichen Erkenntnisse praxisnah in die Kommunen.

Projektgruppe Stadt + EntwicklungDie Projektgruppe Stadt + Entwicklung mit Sitz in Leipzig bearbeitet stadt- und regionalplanerische Pro-jekte und fasst dabei Planung als offenen Prozess auf, der – kooperativ gestaltet – Entwicklungspoten-ziale mobilisiert. Sie ist vorwiegend für kommunale und regionale Auftraggeber sowie beratend in Pro-jekten der Europäischen Union tätig. Inhaltliche Schwerpunkte sind die Stadtentwicklungsplanung, dieModeration räumlicher Entwicklungsvorhaben sowie internationale Kooperationsprojekte.

sofia – Sonderforschungsgruppe InstitutionenanalyseSofia ist eine interdisziplinär besetzte Forschungsgruppe an der Hochschule Darmstadt und der Univer-sität Göttingen. Sie wurde 1998 gegründet und fragt nach der Funktionsfähigkeit von Institutionen undden Möglichkeiten, durch veränderte Rahmenbedingungen staatliche oder gesellschaftlicheSteuerungsziele zu erreichen. Die Analyse von Institutionen als „Spielregeln“ und deren Auswirkungenauf individuelles Verhalten stellt die methodische Klammer vielfältiger Forschungsarbeiten dar, die zurVerbesserung der Gesetzesfolgenabschätzung beitragen.

PROJEKTGRUPPE STADT + ENTWICKLUNGFERBER, GRAUMANN UND PARTNER