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    Ernhrungstherapie das Zentrum der Behandlung ernhrungsbedingter Zivilisationskrankheiten

    Max Otto Bruker

    Sechzig Jahre Arztsein heit nicht nur, dem Ratsuchenden Hilfe zuteil werden zu lassen, sondernes bedeutet auch, da der Arzt durch den Patienten Hilfe erfhrt. Die Fhigkeit, in den Patientenhineinzuhren, ein offenes Ohr fr ihn zu haben, mitfhlend zu sein, ist tglicher praktischer Un-terricht. In meinem rztlichen Leben waren meine Patienten zugleich meine besten Lehrmeister.Von interessierten Kolleginnen und Kollegen werde ich immer wieder danach gefragt, was dasBesondere meiner offensichtlich so erfolgreichen Therapie sei. Dies soll im folgenden fr denspezifischen Bereich der ernhrungsbedingten Zivilisationskrankheiten in kurzer Form dargestelltwerden.

    Meine jahrzehntelangen Erfahrungen in Sprechstunde und Klinik haben mich gelehrt, da einer derwichtigsten Faktoren fr einen Heilerfolg bei chronischen Krankheiten die Mitarbeit des Patientenist. Dazu ist dieser aber nur bereit, wenn er den Sinn der Verordnungen erkannt hat, wenn er Ver-trauen zum Arzt fat. Es heit also fr den Arzt, Zugang zum Wesen des Patienten zu finden. Einmhsamer, aber gangbarer und im Endeffekt fr beide Seiten dankbarer Weg.

    Bereits in jungen Jahren habe ich mich in meinem Berufsleben nicht mit symptomatischer Lin-derungsbehandlung zufrieden gegeben, sondern mich bemht, die wahren Krankheitsursachenausfindig zu machen. Wir rzte werden an den Universitten hervorragend in Diagnostik aus-gebildet. ber die eigentlichen Krankheitsursachen erfahren wir was die ernhrungsbedingtenKrankheiten betrifft bis heute allerdings gar nichts oder nur wenig. Der medizinisch-technischeBereich ist selbstverstndlich aus unserer heutigen Medizin mit immer strker manifest werdendenKrankheiten nicht mehr wegzudenken. Dies braucht fraglos nicht diskutiert zu werden. Aber dieserFortschritt der etablierten Medizin bringt uns trotz immer feinerer Diagnostik dem Wissen ber dieeigentlichen Krankheitsursachen nicht nher. Beispiel: Ein Patient, der Schmerzen auf Grund vonSteinen in der Gallenblase oder in den Gallenwegen hat, mu operiert werden, wenn die Einklem-mungen und mechanischen Rckstauungen der Gallenflssigkeit nicht anders zu beheben sind.Aber die Ursache der Steinbildung ist durch diese symptomatische Manahme sprich Operation noch nicht geklrt.

    Einteilung der Krankheiten nach Ursachen

    Von den Ursachen her gesehen kann man die Krankheiten in drei groe Gruppen einteilen:- die ernhrungsbedingten- die lebensbedingten- die umweltbedingten Erkrankungen.

    Unter umweltbedingten Erkrankungen sind diejenigen zu verstehen, die durch die toxische Gesamt-situation (nach Prof. Eichholtz) entstehen: Radioaktivitt, industriell erzeugte giftige Substanzen,die Wasser, Boden und Luft belasten, Autoabgase, Genmanipulationen im Nahrungsbereich usw.

    Unter lebensbedingten Krankheiten versteht man solche Erkrankungen, die aus Versten gegenLebensgesetze, aus mangelnden Erkenntnissen, falschen Vorstellungen, Konflikten, der Fehlein-chtzung des Willens, falscher Weltanschauung und widrigen Lebensumstnden entstehen.

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    Jedermann in unserer komplizierten Gesellschaft ist solchen Gefahren ausgesetzt. Lebensbe-dingte Erkrankungen gibt es schon, solange Menschen existieren. Flschlicherweise werdendiese Krankheiten als seelisch bedingt bezeichnet, obwohl logischerweise die Seele keineKrankheitsursache des Menschen, der eine Leib-Seele-Einheit darstellt, sein kann. Jeder Arzt,

    der eine ganzheitliche Behandlung anstrebt, mu zugleich auch Psychotherapeut, besser ge-sagt, Lebensberater, sein. Er ist geradezu verpflichtet, sich mit dem ganzen Menschen, alsoauch mit dessen Vergangenheit, seinen Lebensgewohnheiten, seinem Alltag, seiner Umweltauseinanderzusetzen. Nur so kann er letztendlich eine exakte Diagnose erstellen und die ent-sprechende Behandlung einleiten.

    Lediglich Ernhrungsberatung betreiben, hiee, sich mit einer urschlichen Teilbetrachtung begn-gen. Die Ernhrung ist jedoch ein Teil des Ganzen, sozusagen die unterste Stufe, der Grundstein, aufden man aufbauen kann. Der Arzt hte sich vor der schnellen Diagnose, alles als ernhrungsbedingtoder alle Beschwerden als psychogen einzustufen. Der Mensch erkrankt immer ohne Ausnahme in seiner Leib-Seele-Einheit. Wie der Ausdruck schon sagt: Einheit, das heit man kann nichts

    abtrennen und unabhngig voneinander sehen. So verstanden ist natrlich jede Ernhrungsberatungauch immer zugleich Lebensberatung.

    Bei den Patienten mit ernhrungsbedingten Zivilisationskrankheiten ist eine kaum vorstellbareUnwissenheit ber die wahren Ursachen ihrer Krankheit vorhanden. Das Wenige, was sie zu wis-sen glauben, ist meist falsch und stammt aus den Presseinformationen, die die Nahrungsmittelin-dustrie geschickt als redaktionell getarnte Artikel in Tageszeitungen, Zeitschriften, Rundfunk undFernsehen einschleust. Es entspricht dem blichen Scheinwissen, das durch die Werbewirtschaftentsteht.

    Die zahlreichen Gesundheitsbcher, die heute auf den Markt geworfen werden und sich mit Er-nhrungsfragen befassen, bieten zumeist einseitige Diten der berholten Ernhrungslehre, Kalori-enempfehlungen der herkmmlichen Ernhrungsphysiologie oder fanatische Vorstellungen, die dieAllgemeinheit eher abschrecken als berzeugen. Dem Kranken ist mit Theorien und Spekulationenvon sogenannten Ernhrungsexperten, Oecotrophologen, Laien und Mchte-gern-rzten wenig ge-holfen, ihm mu exaktes Wissen vermittelt werden, das durch Nachweis am Kranken in Klinik undPraxis fundiert und kritisch geprft ist.

    Zu den nachweislich ernhrungsbedingten Zivilisationskrankheiten gehren:

    - der Gebiverfall, die Zahnkaries, die Parodontose und Zahnfehlstellungen, letztere als Folge der

    Ernhrungsfehler der vorigen Generationen,- die Erkrankungen des Bewegungsapparates, die sogenannten rheumatischen Erkrankungen, die

    Arthrose und Arthritis, die Wirbelsulen- und Bandscheibenschden, alle Stoffwechselkrank-heiten wie Fettsucht, Zuckerkrankheit, Leberschden, Gallensteine, Nierensteine, Gicht usw.

    - die meisten Erkrankungen der Verdauungsorgane wie Stuhlverstopfung, Leber-, Gallenblasen-,Bauchspeicheldrsen- sowie Dnn- und Dickdarmerkrankungen, Verdauungs- und Fermentst-

    rungen,- Geferkrankungen wie Arteriosklerose, Herzinfarkt, Schlaganfall und Thrombose,- mangelnde Infektabwehr, die sich in immer wiederkehrenden Katarrhen und Entzndungen der

    Luftwege, den sogenannten Erkltungen, und in Nierenbecken- und Blasenentzndungen uert,- die meisten der sogenannten Allergien sowie

    -manche organische Erkrankungen des Nervensystems.

    Auch an der Entstehung des Krebses ist die Fehlernhrung in einem gewissen Mae beteiligt.

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    Die Diagnose

    Die richtige Diagnose ist die absolute Voraussetzung erfolgreicher Behandlung. Um als Arzt erken-nen zu knnen, ob der Patient an einer der klassischen ernhrungsbedingten Zivilisationskrankhei-ten leidet und nur darum geht es ja in dieser Abhandlung , mu er sich die Zeit nehmen, mit demPatienten ber dessen Leben, seine Gewohnheiten, auch seine Egewohnheiten, seine Vergangen-heit und natrlich Beginn und Verlauf seiner Beschwerden zu sprechen. Unter Diagnose ist nichtdie Bezeichnung eines kranken Organs zu verstehen. Es reicht also nicht aus, ihm beispielsweise zusagen: Bei Ihnen kommt alles vom Magen (oder von der Leber, vom Darm, von der Galle usw.),sondern dem Kranken mu erklrt werden, warum der Magen (das Organ) Beschwerden macht. DieDiagnose mu also schon ein Hinweis auf die Entstehung und damit Behandlung einschlieen, einesogenannte Bedeutungsdiagnose sein.

    Natrlich ist diese Ursachenforschung unbequem und zeitaufwendig, da sie verpflichtet, mit demPatienten gemeinsam den Dingen auf den Grund zu gehen. Nichtwissen bringt dem Patienten denscheinbaren Vorteil, sich (sein defektes Organ) reparieren zu lassen, um weiter unbefangen inden Tag hineinleben zu knnen, bis der nchste Defekt sich bemerkbar macht. Der Arzt kann sichschneller dem nchsten bereits wartenden Patienten zuwenden. Echtes Arzttum und den Wunsch zuheilen erfllt diese Methode jedoch nicht. Vor die Therapie haben die Gtter die Diagnose gesetzt,sagte einmal ein bekannter Arzt.

    Auch bei den ernhrungsbedingten Zivilisationskrankheiten gilt, da der ganze Mensch in seinerGeist-Seele-Leib-Einheit erkrankt. Es gilt, ihn behutsam und mit Einfhlungsvermgen auf dieganzheitliche Betrachtungsweise hinzufhren. Um bei dem Beispiel der Magenbeschwerden zubleiben: Es kann sein, da es sich hierbei um eine Ernhrungsstrung handelt. Gerade beim Magenliegt aber nahe, da dieser Mensch an Lebens- und spannungsbedingten Problemen leidet. In beidenFllen ist die Richtigstellung der Ernhrung angebracht. Ich habe auch bei eindeutig lebensbedingterkrankten Patienten zu einer nderung der (falschen) Ernhrungsgewohnheiten geraten, um deno.g. Zivilisationskrankheiten zustzlich vorzubeugen.

    Die etablierte wissenschaftliche Ernhrungslehre

    Die Entwicklung der Naturwissenschaften im 19. und 20. Jahrhundert brachte es mit sich, auch dieLebensmittel zu analysieren. Die Zerlegung der Nahrung in einzelne Bestandteile (Eiwei, Fett,Kohlenhydrate) war interessant, fhrte aber zu katastrophalen Schlufolgerungen, an deren Auswir-kungen unsere heutigen Generationen in immer strkerem Mae leiden. Man hatte erkannt, da alle

    Lebensmittel bestimmte Grundnhrstoffe enthalten, die Energie liefern, und forschte nun, welcheMengen der Mensch davon bentigte. Als Mastab bot sich die Wrmeeinheit (Kalorie) an. Alles,was nicht aus Eiwei, Fett und Kohlenhydraten bestand, wurde als wertloser Ballast bezeichnet.In der praktischen Auswertung bedeutete dies, da Nahrungskonzentrate propagiert wurden. DieKalorienlehre beruht nicht auf einer qualitativen, sondern quantitativen Betrachtungsweise. Frdie Krankenkost hatte dies zur Folge, da man der irrigen wissenschaftlichen Auffassung war,der geschwchte Verdauungsapparat msse entlastet werden, eine ballaststoffreiche Nahrung seizu meiden. Nach diesen Gesichtspunkten wurden Ende des letzten Jahrhunderts isolierte Kohlen-hydrate geschaffen, frei von strenden Ballaststoffen, und es wurde gekochte Kost verabreicht alssogenannte Schonkostformen. Der von der Schpfung vorgesehene sinnvolle Kauapparat wurde alsFehlkonstruktion abgestempelt.

    Sptestens mit der Entdeckung der Vitamine htte man diese isolierte falsche Betrachtungswei-se revidieren mssen, aber die Nahrungsmittelindustrie und ihre Vertreter beherrschten den Sektor

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    bereits perfekt. Seit Ende des 19. Jahrhunderts wurde Auszugsmehl produziert, d.h. der wertvolleKeim und die Randschichten des Korns fielen der o.g. Theorie zum Opfer, und die Zuckerindustrieproduzierte Saccharose (Rohrzucker) in stndig steigendem Mae als vielpropagierten Energiespen-der Nummer 1.

    Einer der ersten rzte, der die Fehler der herkmmlichen Ernhrungslehre erkannte und den Grund-stein einer neuen zeitgemen Ernhrungslehre legte, war der Schweizer Arzt Bircher-Benner (1867- 1939). Ihm war klar, da von der Natur vorgegebene Wirkstoffe ihren Sinn haben und durch na-turfremdes Denken aus dem Labor ihrer Bedeutung nicht enthoben werden knnen. Ihm war eben-falls schon um die Jahrhundertwende deutlich, da Wirtschaftsfaktoren das Feld beherrschten undrztliche Erfahrungen beiseite geschoben wurden. In dieser turbulenten Zeit der Kalorieneuphoriewagte Bircher-Benner es, die Frischkost (Rohkost!) als Heilkost einzusetzen. Er sprach von derWirkung gespeicherter Sonnenenergie und bewies durch seine Heilerfolge die Richtigkeit seinerTherapie. Prof. Dr. Werner Kollath (1892 - 1970) hat in jahrzehntelanger Forschung diese moderneErnhrungslehre wissenschaftlich untermauert. Auch wenn von heutigen sogenannten Ernhrungs-experten moderner Schule Kollath notgedrungen lediglich als historisch interessant erwhnt wird,weil er nicht vllig ausgeklammert werden kann, hat er den wissenschaftlichen Grundstock gelegt,der unumstlich ist und nicht widerlegt werden kann.

    Die neue Ernhrungslehre

    Diese neue Ernhrungslehre bemit den Wert einer Nahrung nicht mehr nach ihrem Gehalt anKalorien und Nhrstoffen, sondern nach ihrer Lebendigkeit und Natrlichkeit. Wer natrliche Le-bensmittel geniet, braucht sich nicht mehr um Kalorien und den Gehalt an Fett, Eiwei und Koh-

    lenhydraten zu kmmern. Es hat sich nmlich ergeben, da in der naturbelassenen Nahrung nichtnur alle Nhrstoffe, sondern auch, was viel wichtiger ist, biologische Wirkstoffe enthalten sind,die fr die Verwertung der Nahrung notwendig sind. Heute fat man diese Stoffe mit dem BegriffVitalstoffe zusammen. Man versteht darunter die Vitamine, bei denen man wasser- und fettlsli-che unterscheidet, Mineralstoffe, Spurenelemente, Enzyme/Fermente (in lebenden Zellen gebildeteStoffe), ungesttigte Fettsuren, Aromastoffe und Faserstoffe (sog. Ballaststoffe). Nur wenn dieseVitalstoffe in einem richtigen Verhltnis in der Nahrung mit enthalten sind, ist die Nahrung voll-wertig und volle Gesundheit mglich. Die Vitalstoffe, die in ursprnglichen Lebensmitteln nochenthalten sind, werden durch menschliche Eingriffe verndert, geschdigt bzw. zerstrt. Diese De-naturierung geschieht durch Erhitzung, Konservierung und Prparierung. Demnach ordnet man dieNahrungsmittel nicht mehr nach ihrem Gehalt an Kalorien und Nhrstoffen, sondern nach ihrer

    biologischen Wertigkeit:Man teilt die Nahrung heute in Lebensmittel und Nahrungsmittel ein. Lebensmittel sind noch leben-dig und fr die Gesunderhaltung unentbehrlich. Nahrungsmittel dagegen sind mehr oder wenigertot, sie reichen fr die Gesunderhaltung nicht aus.

    Zu den Lebensmitteln zhlen:- unerhitztes Gemse, rohes Obst, rohes Getreide, rohe Milch, Butter, sog. kaltgeprete le.Zu den Nahrungsmitteln zhlen:- gekochtes Gemse, gekochtes Obst, gekochtes und gebratenes Fleisch sowie andere gekochte

    Speisen, pasteurisierte Milch, Brot.Am wertvollsten fr die menschliche Ernhrung sind die ganz natrlichen Lebensmittel, die un-

    verndert genossen werden knnen, wie frisches Obst, rohes Gemse, Frischkorngerichte, roheMilch, Quellwasser. Die nchste Stufe sind die mechanisch vernderten Lebensmittel. Dazu ge-hren Schrot aus Getreide, Gemse- und Obstsfte, kalt geprete le, Sahne, Butter, Quark aus

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    unerhitzter Milch. Die dritte Gruppe sind die fermentativ vernderten Lebensmittel wie Grgemse(Sauerkraut, Grsfte).

    Auch unter den Nahrungsmitteln, die nicht mehr lebendig sind, kann man verschiedene Stufen un-

    terscheiden. Die erste Gruppe sind die durch Hitze vernderten Nahrungsmittel, also alle gekochtenund gebratenen Speisen, sei es Obst, Gemse, Kartoffeln oder Getreidegerichte, Fleisch; auch dasBrot gehrt hierher. Die nchst schlechtere Gruppe sind die durch Konservierung vernderten Nah-rungsmittel. Dazu gehren nicht nur die blichen Gemse-, Fleisch- und Milchkonserven, sondernauch Dauerbackwaren. Am minderwertigsten sind die Nahrungsmittel aus der dritten Gruppe, diesogenannten Prparate. Prof. Kollath, der diese Ordnung unserer Nahrung (Titel seines Buches,Haug-Verlag, Heidelberg) nach ihrem biologischen Wert aufgestellt hat, meint dazu, da eigentlichdiese Prparate nur in ein Labor, nicht aber auf eine Liste von Nahrungsmitteln gehren, die zumEssen bestimmt sind. Unter Prparaten versteht man alle in der Fabrik hergestellten, rein chemi-schen Stoffe, wie Fabrikzucker, Auszugsmehle und Fabrikfette. Durch die industrielle Bearbeitungursprnglicher Lebensmittel entstehen minderwertige Nahrungsmittel, die nicht mehr die notwendi-

    gen Vitalstoffe in ausreichender Menge und im richtigen Verhltnis enthalten.

    Die Herstellung solcher Fabrikprparate ist die logische Folge der alten Ernhrungslehre, die mein-te, es sei besonders wichtig, da der Mensch viel Eiwei, Fett und Kohlenhydrate zu sich nehme. Sowurden eben solche Nahrungsmittel, die die Nhrstoffe in konzentrierter Form enthalten, fr beson-ders wichtig angesehen. Dies fhrte dazu, da eine mchtige Nahrungsmittelindustrie entstand, diekonzentrierte, aber vitalstoffarme Prparate herstellt.

    Durch den Mangel an Vitalstoffen, knnen die konzentrierten Nhrstoffe im menschlichen Kr-per nicht richtig verwertet werden. So entstehen Stoffwechselstrungen und daraus resultierend diezahlreichen oben genannten ernhrungsbedingten Zivilisationskrankheiten, die es vor hundert Jah-

    ren kaum gab.

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    Tab. 1: Die Ordnung unserer Nahrung (vereinfachtes Schema nach Prof. Kollath)

    Krankmachende Nahrungsmittel

    1. Auszugsmehle

    Neben dem Fabrikzucker sind die Auszugsmehle die hauptschlichen Ursachen fr ernhrungs-bedingte Zivilisationskrankheiten. Unter Auszugsmehlen versteht man Mehle, bei denen vor demeigentlichen Mahlvorgang die Randschichten und der Keim entfernt werden. Auszugsmehl vom

    Roggen heit Graumehl, vom Weizen Weimehl. Diesen Mehlen fehlen wichtige Vitalstoffe, vorallem das Vitamin B 1, das bei der Beseitigung der Randschichten und dem Keim mit entfernt wird.Urspnglich wurde jedes Mehl aus dem ganzen Getreidekorn hergestellt, gleichgltig ob dies Weizen,

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    Roggen, Hafer, Gerste oder Hirse war. Da der Keim lhaltig ist, ist ein solches Vollkornmehl nichthaltbar; es wird ranzig.

    Es schien daher ein groer technischer Fortschritt zu sein, als man endlich Mehle herstellen konnte,die nicht mehr die Randschichten, sondern nur noch den Strkekern enthalten und deshalb unbe-grenzt haltbar sind. Erst spter, als die Bedeutung der dabei verlorengehenden Vitalstoffe allmh-lich erkannt wurde, lieen sich viele Krankheiten erklren, deren eigentliche Ursachen lange nichterkannt waren. Der Hauptgrund lag darin, da es Jahrzehnte dauert, bis eine Krankheit sich soweitentwickelt hat, da sie Beschwerden hervorruft. Dieser lange Zeitraum, unter Umstnden 20 - 30Jahre, verschleiert den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung.

    2. Fabrikzucker

    Unter Fabrikzucker versteht man alle industriell hergestellten Zuckerarten: Weier Zucker, brau-ner Zucker, Fruchtzucker, Traubenzucker, Milchzucker, Malzzucker, sog. Vollrohrzucker, Sucanat,Ur-Se, Ur-Zucker, Rapadura, Demerara, Ahornsirup, andere Siruparten, Apfeldicksaft, Birnen-dicksaft, Frutilose, Melasse, Gerstenmalz, Maltodextrin, Isomalt, Leucrose, u.a.m. Alle diese Fa-brikzuckerarten sind reine knstliche Konzentrate, frei von Vitalstoffen. Man nennt sie auch leereKalorien. Wenn bei einigen Produkten mit Spuren von Mineralstoffen geworben wird, gilt es zu-nchst, die Angaben zu berprfen, zum anderen heben diese winzigen Mengen die gesundheitli-chen Nachteile, die durch den Verzehr entstehen, nicht auf.

    Auszugsmehle und Fabrikzucker werden als raffinierte Kohlenhydrate zusammengefat. Heute wis-sen wir, da der Vitalstoffmangel dieser raffinierten Kohlenhydrate die Hauptursache der bereits er-whnten Krankheiten ist. Man kann diese deshalb auch als chronische Vitalstoffmangelkrankheiten

    bezeichnen.3. Fabrikfette

    Damit sind die Fette gemeint, die durch Raffinationsprozesse gewonnen werden, z.B. le, die nichtmehr durch sogenannte Kaltpressung hergestellt werden, sondern durch chemische Extraktion (Aus-zug aus Stoffen). Um aus len steichfhige Fette, Margarinen, herstellen zu knnen, sind Hydrie-rungs- und Umesterungsprozesse notwendig, bei denen die fettlslichen Vitamine zerstrt und dieungesttigten Fettsuren gesttigt werden, also ihre Eigenschaft als biologische Wirkstoffe verlie-ren.

    Das Vertrglichkeitsproblem

    In den vergangenen 60 Jahren habe ich mehr als 50.000 Patienten in Klinik und Sprechstundebehandelt. Um zu einem Erfolg bei ernhrungsbedingten Zivilisationskrankheiten zu kommen,ist es wichtig, das Vertrglichkeitsproblem innerhalb einer vitalstoffreichen Vollwerternhrungzu beachten. In letzter Zeit wird darum in der Presse in der falschen Weise viel Wirbel gemacht.Erst im September 1990 richtete eine bekannte Boulevardzeitung einen Telefondienst ein, der ineinem Leitartikel mit Vollkornkost macht krank angekndigt wurde. Tenor: Viele Menschenwenden sich der Vollwertkost zu, knnen sie jedoch nicht vertragen, der Organismus sei fr diesevermehrte Ballaststoffzufuhr gar nicht geschaffen, und im brigen brauche der Mensch Fleisch,Wurst usw.

    Das Vertrglichkeitsproblem kann tatschlich zu einem Problem fr den Kranken aber auch manch-mal fr den scheinbar noch Gesunden werden. In der Anstalt Eben-Ezer war ich von 1947 - 1974

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    leitender Arzt. Dort trug ich die Verantwortung fr 1.500 Geistesschwache und Epileptiker. Spterwurde noch eine Station fr normale Kranke eingerichtet, die ca. 50 Betten umfate. Ich konnte dortkontinuierlich und im Krankenblatt exakt belegt mehr als 25 Jahre lang beobachten, da alle Fab-rikzuckerarten, Sfte und gekochtes Obst bei gleichzeitiger Verabreichung einer vitalstoffreichenVollwertkost zu Unvertrglichkeiten fhren knnen. Diese Beobachtungen besttigten sich 1975- 1990 an weiteren von mir geleiteten Kliniken.

    Im Bereich der Ditetik bin ich der erste Arzt, der diese Zusammenhnge entdeckte und seit Jahr-zehnten immer wieder darauf aufmerksam macht. Sfte, die ja allgemein als besonders gesund gel-ten, stren hnlich wie Fabrikzuckerarten die Vertrglichkeit natrlicher Lebensmittel. Dasselbegilt fr gekochtes Obst. Eine reine Sftekur ist natrlich ausgenommen und nicht damit gemeint,sondern in diesem Zusammenhang das stndige im Rahmen einer Vollwerternhrung zustzlicheSafttrinken.

    Die Behandlung von Leber-, Galle-, Magen-, Darm- und Bauchspeicheldrsenerkrankungen

    Wie bereits im vorausgegangenen Abschnitt erwhnt, ist besonders fr Patienten, die Beschwer-den im Verdauungsapparat haben, darauf zu achten, da sie die sogenannten Strenfriede (Fab-rikzuckerarten, Sfte, gekochtes Obst) aus dem tglichen Speiseplan entfernen. Gern bringe ichin diesem Zusammenhang das Beispiel von dem Orchester. Spielen bei einem 30 Mann starkenOrchester 29 Musiker richtig, aber einer falsch, so ist das ganze Konzert verdorben. Das heit frden praktisch ttigen Arzt konkret: Wenn der Patient erklrt, er fhre konsequent eine richtige Voll-werternhrung durch, habe aber trotzdem weiterhin Bauchbeschwerden, stimmt sein Kostplan inder Zusammensetzung nicht. Unvertrglichkeit ist immer eine Sache der Kombination bestimmterSpeisen ! (Tumoren, Formvernderungen jeder Art, Lebensprobleme schlieen wir ja durch genaue

    Diagnose vorher aus. Hier geht es ausschlielich um exakt diagnostizierte ernhrungsbedingte Zi-vilisationskrankheiten!).

    Der Patient ist sich seiner Fehler nicht bewut. Bei besonderer Empfindlichkeit hat er nicht nurstrikt alle Fabrikzuckerarten zu meiden, sondern Sfte, gekochtes Obst, Honig und fragen Siegenau nach! auch die Unsitte, Trockenfrchte in den Frischkornbrei zu geben. Auch die soge-nannten alternativen Sigkeiten (Trockenfruchtriegel, Honigkonfekt, Carob-Schokolade etc.) sindvom Magen-Darm-Empfindlichen in den ersten Wochen zu meiden, weil sie erfahrungsgem zuUnpsslichkeiten fhren knnen. Fr die Zubereitung des Frischkornbreis ist die bekmmlichsteArt zu whlen (s. Rezept), die Kombination mit Milch, Sauermilch, Bioghurt etc. ist fr den Bauch-empfindlichen ungeeinet.

    Rezept des Frischkornbreis

    nach Prof.Kollath

    Er wird aus Roggen oder Weizen oder aus einer beliebigen Getreidemischung hergestellt. Von dieser Mischungwerden 3 Elffel (etwa 60 g) in einer Getreidemhle, in einem Mixapparat oder einer Kaffeemhle grobgeschrotet. Das Mahlen mu jedesmal frisch vor der Zubereitung vorgenommen werden. Nicht auf Vorratmahlen! Dabei spielt es keine Rolle, ob die Getreidemhle mit Mahlsteinen oder einem Stahlmahlwerk arbei-tet. Das gemahlene Getreide wird mit ungekochtem, kaltem Leitungswasser zu einem Brei gerhrt und 5-12Stunden stehen gelassen. Die Wassermenge ist so berechnet, da nach Quellung nichts weggegossen zu werdenbraucht. Nach 5-12 Stunden wird dieser Brei tischfertig gemacht durch Zusatz von frischem Obst (je nachJahreszeit), Zitronensaft (eventuell gelegentlich 1 Teelffel Honig), 1 Elffel Sahne und geriebenen Nssen.Solange verfgbar, sollte man immer einen Apfel hineinreiben und sogleich untermischen, bevor er braun wird.Der geriebene Apfel macht den Frischkornbrei luftig und wohlschmeckend. Es ist ohne Belang, zu welcherTageszeit dieser Brei genossen wird.

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    Es gibt schwere Flle, in denen fr eine gewisse Zeit reine Frischkost angezeigt ist. Billigt man die-sen Patienten gekochte Speisen oder Vollkornbrot auch nur in geringen Mengen zu, haben sie wie-der Beschwerden. Mit Ausheilung der Krankheit kann der Kostplan natrlich grozgiger gestaltetwerden. Dies ist nur eine Frage der Zeit und der Beobachtungsgabe.

    Die medikamentse Untersttzung (klassische Homopathie und andere untersttzende Manah-men wie Heublumenscke usw.) ist eine Selbstverstndlichkeit, soll jedoch hier, auch fr die nach-folgenden Krankheitsbilder, nur kurz erwhnt werden, da es nur um die Darstellung der Vollwert-ernhrung als Therapieform geht.

    (Ausfhrliche Darstellung in Leber-, Galle-, Magen-, Darm- und Bauchspeicheldrsenerkrankun-gen, emu-Verlag, 5420 Lahnstein).

    Die Behandlung der Fettsucht

    Die erwhnten ernhrungsbedingten Zivilisationskrankheiten haben alle ohne Ausnahme vorwie-gend eine gemeinsame Ursache: einen Mangel an den verschiedensten Vitalstoffen. Dies gilt auchfr das vieldiskutierte Beispiel der Fettsucht. An der Fettsucht lt sich geradezu klassisch aufzei-gen, da die herkmmliche Ernhrungslehre eine Irrlehre ist. Dem Kranken wird nach der blichenKalorienlehre eine gedrosselte Fett- und Kohlenhydratzufuhr empfohlen nach dem Prinzip F.d.H.Der zu Dicke leidet jedoch an einer Stoffwechselstrung, deren Ursache nicht nur in zu vielemEssen besteht, sondern in der Zufuhr der falschen Nahrung. Er mte also nicht F.d.H. beherzigen,sondern F.d.R. ... das Richtige. Es ist also nicht das Fett, das fett (Fett) macht.

    Die Krankheit Fettsucht, der eine jahrelange Stoffwechselstrung vorausgeht, ist im strengen Sinnenicht mehr heilbar. Aber der Patient kann sein ihm gemes Gewicht erreichen und fr den Rest sei-nes Lebens halten, wenn er sich die richtigen biologischen Wirkstoffe zufhrt und folgende Regelnbeachtet:- Strikte Meidung aller Fabrikzuckerarten- Strikte Meidung aller Auszugsmehle und Produkte daraus- Strikte Vermeidung aller Fabrikfette

    Notwendig ist:- Tglicher Verzehr eines Frischkorngerichts- Tglicher Verzehr von reichlich Frischkost- Tglicher Verzehr von naturbelassenen Fetten, also sog. kaltgepreten len, Butter, Sahne.

    Zwischenmahlzeiten, auch in Form von rohem Obst, sind zu vermeiden, da sie den Erfolg ver-hindern. Als Getrnke sind Mineralwasser und nichtarzneiliche Tees erlaubt. Der bergewichtigesoll seinen Durst nicht unterdrcken, sondern trinken, soviel er mag. Selbstverstndlich kann auchgekochte Nahrung gegessen werden. Hier mu individuell geraten werden. Der Erfolg ist um sogrer, je hher der Frischkostanteil der Nahrung ist.

    Bei hochgradiger Fettsucht, die schon lngere Zeit besteht und der mit den o.g. Empfehlungen nichtbeizukommen ist, empfiehlt sich ber mehrere Wochen eine reine Frischkostbehandlung. ReineFrischkost ist in diesen hartnckigen Fllen schon aus psychologischen Grnden oftmals dem Fas-ten vorzuziehen, weil sie ber Monate beibehalten werden kann bei voller Leistungsfhigkeit des

    Patienten und weil sie dem bergewichtigen nicht so viel Bereitwilligkeit und Opfer abverlangtwie das Fasten. Auch hier mu man im Einzelfall abwgen und den Patienten zur Mitarbeit bringen.Sport und Bewegung, also Schwimmen, Laufen, Radfahren, Sauna, brauchen nicht an dieser Stelle

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    ausfhrlich behandelt zu werden. Sie gehren zum Programm. Im Gegensatz zur Unaufgeklrt-heit in Ernhrungsfragen, wissen hier fast alle Patienten Bescheid und haben bei Gewichtspro-blemen meistens schon selbst etwas unternommen. Die Bewegung untersttzt jedoch nur die o.g.Manahmen, reicht allein jedoch nicht aus, denn Fettsucht entsteht nicht durch Bewegungsmangel,sondern Vitalstoffmangel.

    Bei Einhaltung von reiner Frischkost kann bei jedem bergewichtigen bereits in den ersten 2 Tagenein Gewichtsverlust von 2 - 4 kg garantiert werden. Die Abnahme beruht auf Flssigkeitsverlust.Anschlieend kommt es zur stetigen Gewichtsabnahme von Krpersubstanz von 100 bis 200 g proTag, je nach Ausgangsgewicht. Bei einer Vollwerternhrung mit einem Anteil gekochter Nahrung istdie Gewichtsabnahme ebenfalls garantiert. Sie erfolgt jedoch langsamer ber lngere Zeitrume.

    Bleibt der Erfolg aus, ist zu prfen, in welchem Punkt Fehler gemacht wurden. Es knnte z.B.sein, da der Frischkostanteil fr den Betreffenden noch zu gering ist. Es knnte auch sein, da derPatient Zwischenmahlzeiten in Form von beispielsweise 1 Apfel, Nssen o.. nicht als Mahlzeit an-sieht. Dabei ist zu beachten, da sich die Fettzellen lediglich entleeren, nicht aber verschwinden.Sie werden also durch Zwischenmahlzeiten wieder aufgefllt, was die Abnahme erschwert. Umdiesen Kreis zu durchbrechen und Erfolg zu haben, darf der Patient sich zu den Hauptmahlzei-ten vollkommen satt essen, mu dann aber auch lernen, eine kurze Hungerphase bis zur nchstenHauptmahlzeit zu berbrcken.

    (Ausfhrliche Darstellung in Idealgewicht ohne Hungerkur, emu-Verlag, 5420 Lahnstein).

    Stuhlverstopfung

    Als mein Buch ber Stuhlverstopfung zum ersten Mal auf den Markt kam, waren die ersten Aufla-gen innerhalb krzester Zeit vergriffen. Heute hat es sich herumgesprochen, da unsere Nahrungwohl zu wenig notwendige Ballaststoffe enthlt, wie man es flschlicherweise ausdrckt. Man la-boriert jedoch am Symptom herum, indem Kleietabletten, Leinsamen und immer noch weiterhinAbfhrmittel empfohlen werden. Die Stuhlverstopfung ist ohne Abfhrmittel in 3 Tagen garantiertheilbar. Eine Ausnahme stellt die (seltene) spannungsbedingte Verstopfung dar. Hier mu dann auchdie Ursache herausgefunden und abgestellt werden.

    Die ernhrungsbedingte Verstopfung entsteht ebenfalls durch Mangel an biologischen Wirkstoffen.Die Patienten, die an dieser lstigen funktionellen Strung leiden, verzehren zu wenig Frischkost,

    zu wenig meistens gar keine Vollkornprodukte, zu wenig naturbelassene Fette, in der Regeljedoch ohne Ausnahme Auszugsmehle und Produkte daraus sowie Fabrikzuckerarten. Spricht manmit ihnen ausfhrlich diese Dinge durch, gengt allein eine Einhaltung der Vollwerternhrung, undder spontane Stuhlgang stellt sich oftmals schon nach wenigen Stunden ein. Voraussetzung ist al-lerdings, da der Patient das Einnehmen von Abfhrmitteln ebenfalls unterlt, sonst kann der Er-folg nicht eintreten. Im Gegenteil, die Einnahme von Abfhrmitteln erzeugt mit Sicherheit reaktiveVerstopfung.

    Beispiel: Wenn ein Gesunder, der eine ungestrte Darmentleerung hat, das Experiment macht, einAbfhrmittel einzunehmen, so wird der Darm zu einer Zeit entleert, da er sich ohne Abfhrmit-tel nicht entleert htte. Die Folge ist eine Verringerung der Darmttigkeit. Wer also einmal mit

    Abfhrmitteln begonnen hat, setzt den Darm immer wieder in einen Reizzustand, der Darm rea-giert daraufhin mit Zurckhaltung des Stuhls (eine normale Gegenregulierung des Organismus).Diesen Kreis kann der Stuhlverstopfte nur durchbrechen, indem er strikt auf jedes Abfhrmittel

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    verzichtet, gleichgltig ob Tee, Tablette oder andere Arzneien und in Ruhe abwartet. Garantiertstellt sich sptestens nach 3 Tagen spontaner Stuhlgang ein.

    ber die Hufigkeit der Stuhlentleerung und die Form des Stuhlgangs ist schon viel Papier mit wi-dersprechendsten Ansichten beschrieben worden. Bei einer vitalstoffreichen Vollwerternhrung ent-leert der gesunde Mensch meistens so hufig seinen Darm, wie er Hauptmahlzeiten zu sich nimmt.Da die meisten Patienten sich schon Jahrzehnte fehlernhrt haben, kann man mit einer tglichenEntleerung zufrieden sein. Feste Regeln gibt es nicht, da auch die Darmttigkeit von der Konstitu-tion abhngig ist. Der Stuhl mu auch nicht geformt sein und nicht zu einem bestimmten Zeitpunkterscheinen. Der Darm lt sich zum Glck nicht erziehen, sonst wre der Mensch ja sein eigenerSklave, der tglich zur selben Zeit das gleiche essen mte, um nach bestimmtem Schema immerwieder zur selben Zeit Stuhlgang zu haben.

    (Ausfhrliche Darstellung in Stuhlverstopfung in 3 Tagen heilbar, emu-Verlag, 5420 Lahnstein).

    Rheuma

    Mit dem volkstmlichen Sammelbegriff Rheuma sind smtliche Erkrankungen des Bewegungs-apparates gemeint, sowohl die entzndlichen als auch die degenerativen. Dazu gehren Arthritis,Arthrose, Bandscheiben- und Wirbelsulenschden, Beschwerden an Gelenken, Knochen wie Os-teoporose , Schmerzen an Sehnen, Bndern, Bindegewebe ebenso der Hexenschu, wie der Volks-mund es bezeichnet, und die Ischias.

    Rheuma ist nachweislich ernhrungsbedingt. Es gibt zahlreiche Linderungsmanahmen, die selbst-

    verstndlich auch von der Ganzheitsmedizin eingesetzt werden, aber ohne richtige Ernhrungs-therapie besteht keine Aussicht auf Heilung oder dauerhafte Besserung dieser Erkrankungen. VonSelbsthilfegruppen wird alles unternommen, um Hilfe zu bieten, die Ernhrung ist jedoch fast ohneAusnahme aus diesen Empfehlungen ausgeklammert. Die Erklrung dafr ist einfach. Allein inder Bundesrepublik (ohne bisherige DDR) gibt es mehr als 15 Millionen registrierte Rheumakran-ke. Forschungsminister Riesenhuber gab sogar einmal die Zahl von 22 Millionen preis. Das heit Kleinkinder nicht mitgerechnet , da jeder 2. bis 3. Bundesbrger an dieser Erkrankung leidet.In der Tat habe ich kaum einen Patienten erlebt, der bei einer grndlichen Untersuchung nicht auchber Schmerzen im Bewegungsapparat klagte (Schmerzen im Lendenwirbelbereich, steifer Nacken,Schulterschmerzen, Kniebeschwerden usw.), die jedoch nicht der eigentliche Anla seines Besuchswaren.

    Der echte Rheumapatient kommt wie die meisten ernhrungsbedingt Erkrankten oftmalsum Jahre zu spt, weil seine ersten Beschwerden flschlicherweise als blich oder Verschleioder Alterserscheinung diagnostiziert wurden. Man stelle sich vor, welch ein Verlust fr die Nah-rungsmittelindustrie es bedeutete, wenn diese 15 Millionen (oder 22 Millionen) als Verbraucherder blichen krankmachenden Fabrikkost ausfielen! Zu Beginn dieser Erkrankung kann der Patientbei sofortiger und konsequenter Ernhrungsumstellung noch alles erreichen, also auf Dauer wiedervllig beschwerdefrei werden. Ist bereits eine Bewegungseinschrnkung, Versteifung der Gelenkeusw. vorhanden, mssen Arzt und Patient darauf hinarbeiten, da das Fortschreiten der Erkrankungverhindert oder verlangsamt wird.

    Rheuma gehrt zu den Erkrankungen, bei denen neben den Fabriknahrungsmitteln die tierischenEiweie streng gemieden werden mssen. Die Erfahrung ber Jahrzehnte hat gezeigt, da der Erfolgdann am grten ist. Dazu gehren: Fleisch, Wurst, Fisch, Milch, Quark, Kse und Eier. Auch hier

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    mu individuell je nach Schweregrad der Erkrankung vorgegangen werden. Oftmals bringt dasWeglassen des Tiereiweies bereits so groe Linderung der Beschwerden, da der Patient motiviertist, auf diesem Wege weiterzumachen. Interessant ist, da das Weglassen des Milcheiweies hufigstrkere Linderung mit sich bringt als das Weglassen von Fleisch. Ich konnte dies ber Jahrzehnteimmer wieder beobachten. Schon kleinste Mengen von Milch oder Quark, Kse warfen den Patien-ten in seinem Erfolg zurck wie bei einem allergischen Phnomen.

    (Ausfhrliche Darstellung in Rheuma Ursache und Heilbehandlung, emu-Verlag, 5420 Lahn-stein).

    Allergie

    Der Begriff Allergie wird heute willkrlich fr allerlei Beschwerden verwendet, mit denen der

    Patient zum Arzt geht. Das Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet all = anders; ergein= reagieren. Der Patient reagiert also anders als blich. Als Diagnose ist diese Bezeichnung gnz-lich ungeeignet, da sie gar nichts Spezifisches ber das Krankheitsbild des Patienten aussagt. Manknnte somit eigentlich jede Erkrankung als Allergie bezeichnen, da der Patient ja im Krankheitsfallanders reagiert als in gesundem Zustand. Meistens werden Hautkrankheiten mit diesem Begriff ver-sehen, aber auch Heuschnupfen, Asthma oder ungewhnliche Reaktionen anderer Art. Allergie kannvom verantwortungsbewuten Arzt als Diagnose nicht akzeptiert werden, da es ein verwaschenerBegriff ist, hinter dem sich eine Erkrankung verbirgt, deren Ursache gefunden werden mu. Es giltzu klren, was der Patient wirklich hat: einen Hautausschlag, ein Ekzem, eine echte Neurodermitis,Heuschnupfen, Asthma? Oder hat er eine Empfindlichkeit auf einen bestimmten Stoff, eine Substanzoder gar eine Person? Letzteres kann, mu sich aber nicht immer ber die Haut uern.

    Wir sehen, da hier nicht mit Allgemeinpltzen gearbeitet werden darf, bei denen der Mensch in sei-ner Leib-Seele-Einheit unbercksichtigt bleibt. Allen sogenannten Allergikern, die durch besondereReaktionen ber die Haut oder Schleimhute anzeigen, da sie mit einem Stoff oder einer Situationnicht zurechtkommen, sei gesagt, da ihre Krankheit heilbar ist. Fr alle gilt ohne Ausnahme, dasie die Ernhrung ndern sollten, speziell das tierische Eiwei meiden mssen. Auch Neurodermitisist heilbar, ebenso Heuschnupfen und Asthma. Selbstverstndlich kann dies hier nur angedeutetwerden.

    ber Jahrzehnte hat sich die Richtigkeit meiner Therapie bewhrt. Zahlreiche Kollegen haben dieEmpfehlungen bernommen und besttigt. Um den Patienten nicht zu verschrecken, gestehen sie

    ihm allerdings oft noch Fleisch oder Fisch wenigstens einmal pro Woche! zu. Diese Grozgig-keit bringt Arzt und Patient nicht voran. Ich garantiere, da beispielsweise auch der hartnckigsteHeuschnupfen nach sptestens 3 Jahren geheilt ist, wenn konsequent das tierische Eiwei ber langeZeit gemieden wird. Natrlich werden von mir andere untersttzende Manahmen mit einbezogen,aber Voraussetzung fr eine erfolgreiche Behandlung ist der Einstieg ber die Ernhrungstherapie.Ohne Beachtung einer konsequenten Vollwerternhrung zeichnet sich auf Dauer kein Erfolg ab.

    In der etablierten Medizin ist es heute blich geworden, mit Hilfe von Tests herauszufinden, woraufder Patient empfindlich reagiert. Ich mchte diese Methode etwas sarkastisch als Allergologenspielbezeichnen, denn der Patient erfhrt nicht, warum er beispielsweise pltzlich auf Katzenhaare rea-giert. Mit dem Rat, seine Katze abzuschaffen, ist ihm nicht geholfen, sondern gert er erst recht ins

    Dilemma, in den sprichwrtlich zu nehmenden Katzenjammer. Hlt dieser Allergiker jedoch eineVollwertkost ein und meidet strikt das Tiereiwei, ist seine Empfindlichkeit verschwunden, nichtaber seine Mieze, die kann bleiben! Er hlt sie wieder aus!

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    Genauso verhlt es sich mit dem Hausstaub. Er ist nicht mehr geworden, sondern in unseren perfektdurchmaschinierten Haushalten weniger. Da der restliche Hausstaub nicht vollkommen weggesaugtwerden kann, denn wir leben auf dieser Erde nicht in einer staubfreien Zone, wre ja demnach dieAllergie unheilbar. Bleibt das tierische Eiwei jedoch aus dem Speiseplan weg, kann der Hausstaubbleiben. Er ruft keine Allergie mehr hervor. Dies beweist doch, da sich im Menschen, in seinerAbwehrkraft, etwas gendert haben mu, nicht aber im Hausstaub. Dasselbe gilt fr angeblicheAllergie auf Pollen, Gewrze, Gemse, Getreide usw.

    (Ausfhrliche Darstellung in Allergien mssen nicht sein, emu-Verlag, 5420 Lahnstein)

    Erkltungen

    Heute spricht man kaum noch von Schnupfen, Husten, Heiserkeit, Halsschmerzen, sondern vonBronchitis, Angina, Stirnhhlenkatarrh, Kieferhhlenvereiterung, Virusgrippe usw. In Einzelfllen

    ist die Diagnose sicher angebracht, pauschal mit Sicherheit nicht. Tatsache ist jedoch, da allgemeindie Infektanflligkeit zugenommen hat. Statt von Erkltungen spricht man besser von Infekt oderSchnupfen, Halsschmerzen usw. nennt also die Beschwerden beim Namen, weil flschlicherweisesonst der Eindruck entsteht, als kmen Erkltungen von Klte. In Wirklichkeit treten sie hufig durchberwrmung auf. Zu warme Rume, zu warme Kleidung, in der Folge berwrmung, Wrmestau,Schwitzen. Bei der Verdunstung des Schwitzwassers auf der Haut entsteht Verdunstungsklte. Unddiese Abkhlung des Krpers lst hufig in der Folge eine Schleimhauterkrankung aus, whrend beinormaler Klte der Krper angeregt wird, aktive Gegenmanahmen zu ergreifen. Um den Organis-mus zu trainieren, sind in jedem Fall fr alle Patienten ob mit oder ohne Infekt die klassischenKneippschen Manahmen das Mittel der Wahl.

    Alle sogenannten Erkltungen sind Infekte infolge mangelnder Abwehrkrfte, heute als Immun-schwche bezeichnet. Warum diese Abwehrkrfte nicht funktionieren, mu im einzelnen untersuchtwerden. Ist der betreffende Mensch stndigen Lebensbelastungen, berforderungen u.. ausgesetzt,kann dies seine Abwehrkraft natrlich schwchen oder zum Erliegen bringen. Ist diese Komponentejedoch ausgeschaltet, lassen sich die blichen Erkltungen mit gezielter Ernhrungstherapie vermei-den. Zur Vermeidung von Infekten aller Art gilt die Einhaltung der klassischen Regeln vitalstoffrei-cher Vollwertkost.

    Zu meiden sind:- alle Fabrikzuckerarten- Auszugsmehle (also Weimehl und Graumehl) und Produkte daraus

    - Fabrikfette- Sfte und gekochtes Obst, dies gilt besonders fr den Magen-Darm-Empfindlichenzu essen sind:- tglich ein Frischkorngericht- Vollkornbrot und Vollkornprodukte- Frischkost- naturbelassene Fette wie Butter, sog. kaltgeprete le, Sahne

    Zhlt jemand schon zu den Anflligen, sollte er das tierische Eiwei einschrnken oder, wenn er schonchronisch krank ist strikt meiden. Bei Lymphatismus ist ein absolutes Vermeiden von Milch undMilcheiwei in Form von Quark und Kse Voraussetzung, um sprbaren Erfolg zu haben. Auf dieseArt ist nicht nur die bliche winterliche Erkltung zu vermeiden, sondern auch die stndige Wieder-

    kehr von Mandelentzndungen, Erkrankungen der Nasennebenhhlen und Katarrhe jeder Art.

    (Ausfhrliche Darstellung in Erkltungen mssen nicht sein, emu-Verlag, 5420 Lahnstein).

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    Herzinfarkt

    Herz- und Kreislauftote stehen seit Jahrzehnten an 1. Stelle der Todesstatistik.

    Unter Infarkt versteht man ganz allgemein den Verschlu eines Gefes und als Folge davon dasAbsterben bestimmter Gewebebezirke. Ist ein Hauptast der Herzkranzgefe betroffen, tritt der Todein, was auch als Herzschlag bezeichnet wird. Alle blichen bisher aufgestellten Infarkttheorien,die in der etablierten Medizin auch als Risikofaktoren diskutiert werden, stellen sich fr den Ganz-heitsmediziner, der sich mit Ursachenforschung befat, als unhaltbar heraus, denn diese sogenann-ten Risikofaktoren sind bereits Krankheitserscheinungen, die ihrerseits Ursachen haben. Zu diesenScheinursachen zhlen Diabetes, bergewichtigkeit, Bluthochdruck, Bewegungsmangel, Stre,Rauchen, Hypercholesterinmie.

    Die frher geltende Fett-Theorie hat sich inzwischen als falsch herausgestellt. Es ist nicht der Ver-zehr von zu viel Fett, der den Herzinfarkt verursacht bzw. begnstigt, sondern der Verzehr raffinier-ter Kohlenhydrate. In eigenen langjhrigen klinischen Beobachtungen an mehreren tausend Patien-ten konnte ich ber Jahrzehnte nachweisen, da beispeilsweise eine fettreiche, aber von raffiniertenKohlenhydraten (Fabrikzucker, Auszugsmehle) freie Nahrung den Cholesterinspiegel senkte. Ge-rade das Cholesterin, das in den letzten Jahren wieder stark als Herzkiller hochgespielt wird, istein lebensnotwendiger Stoff. Der Krper produziert es sogar selbst, wenn ber die Nahrung nichtgengend zugefhrt wird.

    Zum Stre ist zu sagen, da er den Infarkt zwar auszulsen vermag, aber nur dann, wenn durchvorausgegangene Lebensgefahr ber lange Zeit das Gefsystem bereits so geschdigt ist, da Auf-regung bzw. Stre zur zustzlichen Verengung oder zum Verschlu fhrt.

    Herzinfarkt und Arteriosklerose sind Begleiterscheinungen unserer Zivilisation, die bei unberhrtenNaturvlkern nicht vorkommen. Besonders bei den Fragen nach den eigentlichen Ursachen desHerzinfarkts merkt man, da wirtschaftliche Interessengruppen die wahre Aufklrung ber Krank-heitsursachen verhindern. Die breite Masse der Bevlkerung hat keine Ahnung, da raffinierteKohlenhydrate zur Schdigung des Gefsystems fhren knnen. Sie hat keine Ahnung, da dieMargarineindustrie ihr Kunstfett aus purem Geschftsinteresse anpreist, was leider von den nichtin-formierten rzten bernommen wird. Das Volk wird wissentlich unwissend gehalten, um angeblichgesunde Geschfte betreiben zu knnen. In den zustndigen politischen Gesundheitsbehrden la-mentiert man ber das Desinteresse der Bevlkerung und die kaum noch zu bewltigende Kostenla-wine im sogenannten Gesundheitswesen bei gleichzeitiger Unterlassung der dringend notwendigenInformation.

    Um einem Infarkt vorzubeugen, mssen raffinierte Kohlenhydrate und raffinierte Fette aus demSpeiseplan gestrichen und durch vollwertige Lebensmittel und naturbelassene Fette ersetzt werden.Hat der Patient bereits einen Infarkt erlitten, mu er die genannten Ratschlge in konsequenter Formbeherzigen, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Dies ist die einfachste, billigste undgarantiert sicherste Mglichkeit der Verhtung.

    (Ausfhrliche Darstellung in Herzinfarkt, Herz-, Gef- und Kreislauferkrankungen, emu-Verlag,Lahnstein).

    Diabetes

    Mehr als 3 Millionen Diabetiker sind in der Bundesrepublik in rztlicher Behandlung. Dazu kommtdie groe Zahl der latenten Flle, also diejenigen, bei denen die Krankheit noch nicht offiziellfestgestellt wurde.

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    Diabetes ist eine ernhrungsbedingte Zivilisationskrankheit, deren Anwachsen parallel geht mit dersogenannten zivilisatorischen Ernhrung. Auch diese Krankheit kommt nachweislich in Naturvl-kern nicht vor. In den ersten Jahren meiner rztlichen Ttigkeit war der jugendliche Diabetes soselten wie Herzinfarkt. Altersdiabetes galt es gelegentlich zu behandeln. Heute ist die Zahl desDiabetes in mittleren Jahren und in jugendlichem Alter drastisch gestiegen, der sogenannte Alters-diabetes fast die Regel. Die moderne Forschung ist noch immer auf der Suche nach Verursacherndieser Krankheit. Wenn sich bei Kindern in immer frherem Alter bereits Diabetes zeigt, ist dies einZeichen, da die negativen Faktoren der Eltern und Groeltern durch Fehler in deren Lebensfhrungbereits so stark ausgeprgt waren, da sie letztendlich zwangslufig als krankhafter Schwachpunktbei einer Folgegeneration auftreten mssen. Dies gilt nicht nur fr den Diabetes, sondern beispiels-weise auch fr rheumatische und andere Erkrankungen.

    Beim Diabetes haben wir es mit einem komplizierten Krankheitsgeschehen zu tun, was in der Be-handlung seine Bercksichtigung finden mu. Auch hier sind natrlich vorrangig die raffiniertenKohlenhydrate zu streichen und durch Vollkornprodukte und fabrikzuckerfreie Vollwerternhrungmit groem Frischkostanteil zu ersetzen. Die Berechnung nach Broteinheiten ist zwar zu berck-sichtigen, jedoch nicht der absolute und einzige Mastab. Der Diabetespatient ist so zu fhren,da er sich nicht als Sklave seiner Broteinheiten fhlt, sondern er mu es lernen, auf sein Befindenmehr zu achten als auf bisherige Tabellen. Nicht der erhhte Blutzuckerspiegel macht ihn krank,wie er meistens flschlicherweise glaubt, sondern an den erhhten Blutzuckerwerten ist lediglichder Krankheitsgrad abzulesen, dem ja schon langjhrige Stoffwechselstrungen meist unbemerktvorausgegangen sind.

    In jahrzehntelanger erfolgreicher Behandlung von Diabetikern konnte ich immer wieder feststellen,da diese Patienten sich wohler fhlen, wenn die Blutzuckerwerte etwas hher gehalten werden alsbeim Gesunden. Wenn also der Gesunde zwischen 80 und 120 mg % Nchternwert hat, kann derDiabetiker z.B. durchaus bei etwa 140 mg % liegen bei individueller Beobachtung und Behand-lung. Auch hier reagiert jeder Kranke natrlich wieder anders. Diese spezifischen Beobachtungenherauszufinden und bei der Einstellung entsprechend zu bercksichtigen, bleibt dem Knnen desArztes berlassen.

    Zur praktizierten Vollwerternhrung gehrt ein groer Frischkostanteil, der abgesehen von senObstsorten keiner besonderen Anrechnung der Broteinheiten bedarf. Je grer der Frischkostan-teil, umso gnstiger fr den Patienten. Den gnstigsten Verlauf seiner Krankheit erlebt der Patient,wenn er reine Frischkost verzehrt. Ich habe immer wieder Flle erlebt, die sogar von langjhrigentglichen Insulingaben gnzlich befreit werden konnten. Dies ist natrlich nicht die Regel, aber jenach Ausgangslage eine der optimalsten Mglichkeiten.

    Isolierter Fruchtzucker gehrt entgegen blichen Empfehlungen nicht in den Speiseplan einesDiabetikers. Selbstverstndlich belastet er den Stoffwechsel, in diesem Fall speziell die Bauchspei-cheldrse. Der Kranke tut gut daran, bei Ditempfehlungen rztlichen Erfahrungen mehr zu trauenals Werbeaussagen und theoretischen Ditempfehlungen. Leider verlassen sich viele Mediziner aufdie blichen Ernhrungsratschlge fr Diabetiker, die durchweg von Nahrungsmittelproduzentenoder ihnen nahestehenden Kreisen ausgearbeitet werden. An der Universitt lernt der Arzt whrendseiner Ausbildung auch heute noch nicht, wie man einen Diabetiker aus ganzheitlicher Sicht richtigeinstellt. Allein der Ersatz der Auszugsmehle durch Vollkornprodukte fhrt zum Beispiel schonzu einer besseren Stoffwechsellage.

    Die Empfehlung, mehrere Mahlzeiten tglich einzunehmen, ist falsch. Die bereits kranke Bauch-speicheldrse braucht Ruhephasen, die nur dann gewhrleistet sind, wenn entsprechend groe Pau-sen zwischen den Mahlzeiten eingelegt werden.

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    Die scheinbar obligaten arteriosklerotischen Sptschden beim Diabetiker sind nicht Ausdruck desDiabetes, sondern Folge der Fehlernhrung, die in einem zu hohen Anteil von tierischem Eiweibesteht.

    Ausfhrliche Hilfestellung habe ich in meinem Buch Diabetes und seine biologische Behandlung,emu-Verlag, 5420 Lahnstein, gegeben.

    Andere Krankheiten

    Zur Ernhrungstherapie in der ganzheitsmedizinischen Behandlung knnte natrlich noch mehr ge-sagt werden. Ich denke dabei z.B. an die unsinnigen Empfehlungen, die bei Morbus Crohn, Colitisulcerosa, Dialysepatienten und zahlreichen anderen Erkrankungen gegeben werden. Aber das wrdeden Rahmen dieser Abhandlung sprengen. Es gilt das eingangs Gesagte:

    Jede Therapie setzt eine exakte Diagnose voraus. Gleichgltig, wie die Diagnose lautet, ist jedochbei jeder Therapie angezeigt, den Menschen in seiner Geist-Seele-Leib-Einheit zu erfassen. Unddazu gehrt auch die Richtigstellung der meisten falschen zivilisatorischen Ernhrungsgewohnhei-ten. Unterlt der Arzt dies, handelt er nicht als Ganzheitsmediziner, als wahrer Lebensberater.

    Erkennt der Patient, da er im Bereich der Nahrung gravierende Fehler macht, mit denen er ja imPrinzip gegen die Schpfungsgesetze verstt, wird ihm auch klar, was eventuell an seinem Welt-bild, das er sich bisher zurechtgelegt hat, nicht stimmt. Und so fgen sich in der Behandlung alleTeile nach und nach zu einem harmonischen Ganzen.

    Dringt der Arzt im Laufe der Zeit zum eigentlichen Wesen des Patienten vor, lt der Patient es zu,da er ihn an die Hand nimmt (Behandlung), wird es gelingen, den Kranken mit neuem Wissen unddaraus resultierenden Erkenntnissen sowie neu entdeckten Fhigkeiten und wachsender Lebensfreu-de in seine Umwelt zu entlassen.

    Schlufolgerung

    Ein eklatanter Mangel der heutigen Medizin ist die fehlende Ursachenforschung und dringend not-wendige Prophylaxe. Durch zahlreiche Bcher, Schriften, Vortrge und ffentlichkeitsarbeit habeich ber Jahrzehnte versucht, dem entgegenzuwirken. 1978 griff ich zu weiterer Selbsthilfe, ange-

    regt durch die Not der Patienten, und grndete die Gesellschaft fr Gesundheitsberatung (GGB)e.V., einen gemeinntzigen Verein, der aktive Aufklrung und ffentlichkeitsarbeit unabhngig vonwirtschaftlichen Interessengruppen betreibt. Die GGB steht unter rztlicher Leitung. Die GGB istparteipolitisch und konfessionell neutral. Sie setzt sich zum Ziel:

    - die Allgemeinheit ber die Gefahren falscher, hauptschlich zivilisationsbedingter Lebensweise,insbesondere auf den Gebieten Ernhrung, Landwirtschaft, Bekleidung, Wohnen zu informieren,

    - Wege zu deren Eindmmung und Rckkehr zu einer naturgerechten Lebensfhrung und damit zurWiederherstellung und Erhaltung der Gesundheit aufzuzeigen, sowie an geeigneten Manahmenzu deren Verwirklichung mitzuwirken.

    Interessierte Menschen knnen sich bei der GGB zu Gesundheitsberatern GGB ausbilden lassen.Die Absolvierung der dazu notwendigen Seminare erfolgt in einem Zeitraum von 1 1/2 bis 2 Jah-

    ren. Voraussetzung ist das Studium der Pflichtliteratur und ein Eignungstest. Die Ausbildung wirdmit einem Zertifikat abgeschlossen, dem eine schriftliche und mndliche Prfung sowie Testsvorausgehen. Weiterhin bietet die GGB Fortbildungsseminare fr rzte, Apotheker und Lehrer

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    an sowie jhrlich zwei groe Fortbildungskongresse ber jeweils 3 Tage in Lahnstein. Zu diesenFachtagungen werden namhafte Referenten geladen. Die GGB versteht sich als Verbraucherforum,das keiner Einflunahme von Wirtschaftskreisen und deren Vertretern unterliegt. Da die GGB aus-schlielich aus Mitgliedsbeitrgen und Seminargebhren finanziert wird, ist die absolute Objektivi-tt gewhrleistet.

    Um das rztliche Gedankengut und die Verbreitung meiner jahrzehntelangen Erfahrungen soweitwie mglich zu sichern, grndete ich im Dezember 1989 die Dr. Max Otto Bruker-Stiftung. Sie istgemeinntzig und hat die Aufgabe, ein Gesundheitszentrum zu schaffen, in dem Menschen, die ingesundheitlicher Not sind, Hilfe erfahren. Ein biologisches Haus ist der Wunsch der Zukunft. DieStiftung fhrt Seminare und Informationsveranstaltungen durch. Ein besonderes Anliegen ist u.a.die Frderung ganzheitlich interessierter rzte sowie die Frderung biologischer Medizin.

    Jeden Mittwoch findet vormittags in den jetzigen Rumen des Gesundheitszentrums, Taunus-blick 1, Lahnstein a.d.H., ein offener Gesprchskreis statt, in dem Patienten fragen Dr. M. O.Bruker antwortet. Die Teilnahme an diesen beratenden Gesprchen ist kostenlos und kann vonjedem an Gesundheitsfragen Interessierten wahrgenommen werden. Wegen der starken Nachfra-ge empfiehlt es sich, vorher anzurufen. Besonders gefragt sind Eltern-Kind-Kurse fr die richtigeZubereitung der Suglings- und Kleinkindernhrung und Seminare ber Angstbewltigung, Traum-deutung, Lebenshilfe.

    Die Stiftung mchte bei einem eventuellen Bauvorhaben eine Begegnungssttte fr Jung und Altschaffen. Besonders ltere Menschen, die eine gesunde Lebensfhrung praktizieren und nicht nuran geruhsamen Lebensabend denken, sondern auch an aktivem Mitwirken interessiert sind, werdenhier beispielhaft fr die Jugend eine dankbare Aufgabe finden.

    Albert Schweitzer prgte den Satz von der Ehrfurcht vor dem Leben. Und so mchte ich miteinem Ausspruch von ihm schlieen, den jeder Arzt, jeder wahrhaft Helfende in Verantwortunggegenber allem Leben als Wegbegleiter nehmen sollte:

    Das wenige, das du tun kannst, ist viel wenn du nur irgendwo Schmerz und Weh und Angst

    von einem Wesen nimmst, sei es ein Mensch,sei es irgendeine Kreatur.

    2. Die Rolle des Arztes

    Die Nachteile des Spezialistentums

    Wir haben nun zur Genge erkannt: Die Handlungen des einzelnen Menschen sind in allen Le-bensbereichen von seinem Erkenntnisgrad abhngig. Ihm entspricht auch sein jeweiliges Weltbild.Andererseits wird der Erfolg rztlicher Behandlung nicht nur vom Weltbild des Kranken bestimmt,sondern in noch strkerem Mae von dem Erkenntnisgrad des Arztes. Auch auf diesem Gebiet hatsich in den letzten Jahrzehnten durch die Spezialisierung eine Wandlung vollzogen, deren nachteili-ge Folgen ebenfalls offen ausgesprochen werden mssen.

    Die meisten Kranken tuschen sich in der Einschtzung des Spezialisten. Sie glauben, die grteSicherheit richtiger Behandlung zu haben, wenn sie den Spezialisten zu Rate ziehen, bersehen

    dabei aber, da der Spezialist meist nur imstande ist, den Anteil der Erkrankung zu erkennen, derin sein Fachgebiet fllt. Er kann dementsprechend auch nur eine Teilbehandlung eines Krperteilsdurchfhren ohne gengenden Bezug auf den gesamten Organismus. Deshalb findet man hufig, da

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    die Diagnose und entsprechend die Behandlung nicht in erster Linie von der Art der Erkrankungbestimmt wird, sondern von der Auswahl des Facharztes, die der Kranke selbst trifft: Geht er zumHals-Nasen-Ohrenarzt, darf er sich nicht beklagen, wenn er mit rtlichen Methoden an einem derOrgane behandelt wird, die in den Bereich dieses Spezialisten gehren; geht er zum Chiropraktiker,wird er selbstverstndlich chiropraktisch behandelt; geht er zum Orthopden, darf er keine andereBehandlung als eine orthopdische erwarten; beim Frauenarzt werden die Geschlechtsorgane rtlichoder hormonell behandelt.

    Und wenn der Chirurg meint, da an einer bestimmten Erkrankung nichts zu machen sei, so soll dieslediglich heien, da der Chirurg keine Mglichkeit kennt, diese Erkrankung operativ zu behandeln.Es ist damit nicht gesagt, da nicht ein Vertreter eines anderen Fachgebietes doch eine Behandlungs-methode, wenn auch ganz anderer Art, kennt. Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht einen Kran-ken treffe, dessen ernhrungsbedingte Zivilisationskrankheit nicht als solche erkannt ist, weshalb ervon seinem Spezialisten die Beurteilung bekommt, an dieser Erkrankung sei nichts zu machen, damitmsse er sich abfinden. Dasselbe gilt fr viele lebensbedingte Erkrankungen, deren Ursache der Tei-larzt gar nicht erkennen kann, whrend es fr den Ganzheitsarzt ein Leichtes sein kann, die Zusam-menhnge mit dem Leben zu erkennen und dem Patienten durch entsprechende Ratschlge zu helfen.

    Der Kranke selbst erkennt nicht, da der Spezialist als Fachmann, auf seinem Gebiet zwar hervorra-gendes Technisches leisten kann, da er aber berfordert ist, wenn er Befunde und Zusammenhngeerkennen soll, die auerhalb seines Bereiches liegen. In zunehmendem Mae erfhrt der Spezialistseine Ausbildung vom Spezialisten. Dadurch wird zwar eine immer perfektioniertere Technik er-zielt, whrend das Verstndnis fr die Zusammenhnge mit dem Ganzen immer mehr verloren geht.Diese negative Entwicklung bringt von Jahrzehnt zu Jahrzehnt immer grere Nachteile mit sich,da immer weniger Ausbilder zur Verfgung stehen, die noch das Ganze sehen und lehren knnten.Und der Teilarzt sinkt immer mehr zum mechanischen Handwerker herab, so da man schon vomFrauenarzt als vom Unterleibsmechaniker gesprochen hat.

    Der Spezialist hat seine vollste Berechtigung, wenn es gilt, einen mechanischen Eingriff vorzu-nehmen, der eine spezielle Schulung voraussetzt. So sind z.B. komplizierte Hirnoperationen unddie vorangehende Diagnose nur durch den Stab hochqualifizierter Spezialisten mglich. Diese fas-zinierende Technik, die oft als Beispiel fr die groen Fortschritte in der Medizin angefhrt wird,darf aber nicht darber hinwegtuschen, da sie nur selten eine echte Heilung zu erzielen vermag,sondern meistens in den Endstadien einer Krankheit durch einen mehr oder weniger verstmmeln-den Eingriff das Leben retten oder verlngern kann; oder es werden Beschwerden durch das Opferneines Organs oder Organteils gelindert. Bei der Gallensteinoperation wird die Befreiung von dem

    Schmerz mit dem Verlust der Gallenblase bezahlt; beim Magengeschwr werden zwei Drittel desMagens geopfert; man sucht das Problem hufiger Mandelentzndungen durch Wegnahme des Or-gans zu lsen.

    Durch vorbeugende Manahmen bei richtiger Lebensfhrung knnten diese Erkrankungen verhtetwerden. Wurde die Vorbeugung, wie blich, versumt, knnte durch eine Richtigstellung der Fehlerdas Fortschreiten der Erkrankung aufgehalten werden; wird auch dies versumt, steht am Ende derKrankheitsentwicklung die Entfernung des unheilbaren Organs. So ist der verstmmelnde Eingriffmeist letztes Glied der Kette als Folge versumter Heilbehandlung.

    Der aufgeteilte Kranke

    Es gibt nur wenige Erkrankungen, die sich in der Strung eines einzigen Organs uern; meistmacht sich eine Erkrankung gleichzeitig durch die verschiedenartigsten Beschwerden und an

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    verschiedenen Organsystemen bemerkbar. Da aber der Kranke die Tatsache verkennt, da es sichum eine Grundkrankheit handelt, trifft man alltglich die groteske Erscheinung, da er fr jede Be-schwerde und jedes Organ einen anderen Teilarzt aufsucht.

    Fr die herabgesetzte Widerstandsfhigkeit gegen Infekte sucht er den Hals-Nasen-Ohrenarzt auf,der die Kieferhhle splt und zur Mandelherausnahme rt; die Verstopfung kuriert der Patient al-lein mit Abfhrmitteln; wegen der Periodenstrungen ist die Patientin beim Frauenarzt, die Kreuz-schmerzen behandelt der chiropraktisch ttige Arzt, wegen der Schmerzen in den Fen bekommtder Kranke beim Orthopden Einlagen; das wertvolle Organ Herz vertraut er bei Herzklopfen undBeklemmungen dem Herzspezialisten an; wegen des gestrten Schlafs und der allgemeinen Leis-tungsunfhigkeit, die er als Nerven bezeichnet, sucht er den Nervenarzt auf, der ihm mit Beruhi-gungs- und Schlafmitteln, die er nebenbei von den anderen rzten auch schon verordnet bekommenhatte, zu helfen sucht, whrend er die Bauchorgane meistens dem Internisten anvertraut. Dieser stelltdie fast jede Krankheit begleitende Strung des Chemismus anhand von Blutproben fest und behan-delt die Leber. Da sich zudem zahlreiche Krankheiten auch an Vernderungen der Haut uern, ltes sich nicht vermeiden, da oft auch der Hautarzt durch Verordnung von Salben, die meist Neben-nierenrindenhormone enthalten, an dem Reigen der behandelnden Teilrzte beteiligt ist.

    Jeder der Beteiligten tut nach den Mglichkeiten seines Fachgebietes sein Bestes. Aber falls es sichum eine Vitalstoffmangelkrankheit handelt, wre keiner imstande, die einfache Lsung zu erkennenund durch Abstellung der Ernhrungsfehler den gesamten Symptomkomplex zum Verschwindenzu bringen. Das rhrenfrmige Gesichtsfeld des Teilarztes ermglicht es ihm berhaupt nicht, dasganze Krankheitsbild zu berschauen. So besteht auch beim Psychotherapeuten die Gefahr, da erden ernhrungsbedingten Anteil der Erkrankung bersieht, wie andererseits beim Ernhrungsfach-mann die Mglichkeit besteht, da er die biographisch wichtigen Komponenten in der Vorgeschich-te bersieht.

    Die Anklage gilt dem System, nicht dem einzelnen

    Und doch trifft keinen der beteiligten Teilrzte die Schuld dafr, da eine sinnvolle Behandlung derGrundkrankheit nicht stattfindet, weil keiner da ist, der sie erkennen kann, und weil es kaum einenArzt mehr gibt, der fr den ganzen Krper zustndig ist. Dem praktischen Arzt standen diese Auf-gaben ursprnglich zu, und er wre auch heute noch dazu berufen, diese verlorene Einheit wiederherzustellen. Aber leider findet sich mancher praktische Arzt zu schnell zu der Rolle des Verteilersan die einzelnen Teilrzte bereit, wenn nicht der Kranke selbst schon die berweisung zum Facharzt

    fordert oder ihn von sich aus schon aufsucht.

    Diesem Trend des Laien zum Facharzt liegt auch die schiefe Vorstellung zugrunde, da der Spe-zialist mehr knne als der Allgemeinarzt, whrend praktisch das Mehrknnen im Detail dadurchausgeglichen wird, da er auf den auerhalb seines Fachgebiets liegenden Gebieten entsprechendweniger wei. Das Wesentliche kommt am besten in der witzigen Definition des Spezialistenzum Ausdruck: Er ist ein Mann, der von immer weniger immer mehr wei, bis er schlielich vonNichts alles wei. Als zwangslufige Folge der berschtzung des Facharztes von seiten des Lai-en lt sich nachweisen, da auch die jungen rzte selbst immer mehr zur Facharztausbildungneigen. Und unglcklicherweise wird diese Tendenz noch dadurch gefrdert, da von den Kran-kenversicherungen fr ein und dieselbe rztliche Leistung wesentlich mehr vergtet wird, wenn

    sie ein Facharzt ausfhrt, als wenn sie vom praktischen Arzt erbracht wird. Durch diese wider-sinnige Regelung wird nicht nur beim Kranken der falsche Eindruck erweckt, als sei dieselbeLeistung minderwertiger, wenn sie der Hausarzt durchfhre, sondern sie untersttzt auch die un-

  • 7/22/2019 BandV1Bruker

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    Bruker/Ernhrungstherapie Zentrum der Behandlung... 138

    berechtigte berschtzung des Spezialisten und reizt den rztenachwuchs dazu an, Spezialist zuwerden. Diese unheilvolle Entwicklung wird die Krise in der Medizin in der Zukunft noch weiterverschrfen. Da dies nicht gengend erkannt wird, geht daraus hervor, da in den Plnen der Hoch-schulreform des medizinischen Studiums die Neigung zu einer strkeren Spezialisierung gefrdertwird.

    Bekannt sind die scharfen Worte des groen Arztes Bier ber den Spezialisten: Vor jedem Lochesitzt ein Spezialist. Mit einer spezialistisch-berfeinerten Diagnostik pfuscht man der Natur insHandwerk, deren Selbstregulierung der Gesundheitsstrungen dadurch in der ganzen Breite ber-sehen wird. Ein anderer Arzt sagt: Niemand ist ungeeigneter, den Menschen zu verstehen, alsder Spezialist. In erschtternder Deutlichkeit kommt damit zum Ausdruck, da die Neigung zurimmer strkeren Spezialisierung zugleich bedeutet, da es in der medizinischen Wissenschaft im-mer weniger darum geht, den Menschen zu verstehen und ihn als geistiges Wesen zu erkennen undanzuerkennen. Die Folge dieser Betrachtungsweise ist, da der Patient hufig als naturwissenschaft-lich interessantes Studienobjekt fungiert und die Therapie auf eine mglichst einfache und rascheLinderung der einzelnen unangenehmen Symptome abgestellt wird. Es ist der Sieg der Mechanikber den Priesterarzt. Wenig ist briggeblieben von der Auffassung eines Paracelsus vom Arzt:

    Im Herzen wchst der Arzt, aus Gott geht er, die hchste Kraft der Arznei ist die Liebe.