Barrierefreiheit von Webangeboten - Digitale Chancen · 2013-09-10 · Barrierefreiheit von...

67
Barrierefreiheit von Webangeboten am Beispiel der Stadtbibliothek Bremen Einfachheit von Orientierung und Sprache BACHELORREPORT im Studiengang Digitale Medien / Medieninformatik Universität Bremen, Fachbereich Mathematik / Informatik 5. Juli 2004 vorgelegt von: Astrid Hassenbach Matrikelnr. 1428569 Erstgutachter: Prof. Dr. Herbert Kubicek Zweitgutachterin: Prof. Dr. Heidi Schelhowe

Transcript of Barrierefreiheit von Webangeboten - Digitale Chancen · 2013-09-10 · Barrierefreiheit von...

Barrierefreiheit von Webangeboten am Beispiel der Stadtbibliothek Bremen

Einfachheit von Orientierung und Sprache

BACHELORREPORT

im Studiengang Digitale Medien / Medieninformatik

Universität Bremen, Fachbereich Mathematik / Informatik

5. Juli 2004

vorgelegt von: Astrid Hassenbach

Matrikelnr. 1428569 Erstgutachter: Prof. Dr. Herbert Kubicek Zweitgutachterin: Prof. Dr. Heidi Schelhowe

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis........................................................................................................ iii

Tabellenverzeichnis ............................................................................................................ iii

1 Einleitung ......................................................................................................................1

2 Die Bedeutung von Einfachheit für Menschen mit Behinderungen .................3

2.1 Annäherung an den Begriff „Einfachheit“ .................................................................3

2.2 Barrierefreiheit von Webangeboten .........................................................................4

2.3 Einfachheit bei verschiedenen Behinderungsarten .................................................6 2.3.1 Begriffsklärung: Was heißt „Behinderung“?..................................................................... 6 2.3.2 Differenzierung der Behinderungsgruppen ..................................................................... 8

2.3.2.1 Sehgeschädigte Menschen........................................................................................ 9 2.3.2.1.1 Sehbehinderte Menschen.................................................................................... 9 2.3.2.1.2 Blinde Menschen.................................................................................................10

2.3.2.2 Hörgeschädigte Menschen.....................................................................................11 2.3.2.2.1 Hörbehinderte Menschen.................................................................................11 2.3.2.2.2 Gehörlose Menschen ........................................................................................13

2.3.2.3 Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen ...................................................13 2.3.2.4 Menschen mit motorischen Einschränkungen ...................................................15

3 Einfachheit von Orientierung und Sprache – Ansätze zur

Operationalisierung ............................................................................................... 16

3.1 Barrierefreiheit in Richtlinien und Verordnungen ..............................................17 3.1.1 Web Content Accessibility Guidelines (WCAG)........................................................17

3.1.1.1 WCAG 1.0................................................................................................................17 3.1.1.2 WCAG 2.0................................................................................................................18

3.1.2 Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung (BITV) ..............................................20

3.2 Richtlinien aus der Software-Ergonomie ................................................................21 3.2.1 ISO 9241-10: Grundsätze der Dialoggestaltung...........................................................21 3.2.2 ISO 9241-12: Informationsdarstellung ...........................................................................22 3.2.3 ISO / IEC 11581-1: Icon symbols and functions...........................................................23

3.3 Ergänzende Aspekte zur Orientierung ...................................................................24 3.3.1 Gruppierung von Elementen............................................................................................24 3.3.2 Drei-Klick-Regel .................................................................................................................25

3.4 Ergänzende Aspekte zur Sprache.............................................................................26 3.4.1 Lesbarkeitsformeln.............................................................................................................27 3.4.2 Modelle zur Textverständlichkeit ...................................................................................28

3.5 Einfachheit: Definition und Operationalisierung...................................................31

4 Praxisbeispiel: Stadtbibliothek Bremen............................................................... 38

i

4.1 Rahmenbedingungen und Vorgehensweise............................................................38

4.2 Aspekte der Orientierung .........................................................................................40 4.2.1 Struktur des Webangebots ..............................................................................................40 4.2.2 Zonenkonzept.....................................................................................................................42 4.2.3 Navigationsgestaltung ........................................................................................................44

4.2.3.1 Piktogramme.............................................................................................................45

4.3 Aspekte der Sprache...................................................................................................48 4.3.1 Leichte Sprache im Angebot der Stadtbibliothek Bremen.........................................48 4.3.2 Hilfestellungen für die Redaktion ....................................................................................49

4.4 Zusammenfassung ........................................................................................................53

5 Schlussbetrachtung.................................................................................................. 57

6 Anhang ....................................................................................................................... 63

7 Quellen ...................................................................................................................... 59

ii

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Schematische Darstellung zur „Einfachheit" ..........................................3

Abbildung 2: Übersicht über die Altersstruktur behinderter Menschen ................8

Abbildung 3: Beispiel für eine Braillezeile.................................................................... 11

Abbildung 4: Verständlichkeitsdimensionen ............................................................... 29

Abbildung 5: Beurteilungsschema für „Einfachheit“ .................................................. 29

Abbildung 6: Ausführliche schematische Darstellung zur „Einfachheit“............... 33

Abbildung 7: Sitemap ....................................................................................................... 41

Abbildung 8: Zonenkonzept ........................................................................................... 42

Abbildung 9: Inhaltliche Navigation .............................................................................. 44

Abbildung 10: Piktogramm zu „Mein Konto“............................................................. 47

Abbildung 11: Screenshot aus dem CMS..................................................................... 51

Abbildung 12: Screenshot aus dem Service-Bereich................................................. 52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Kriterien zur Orientierung.......................................................................... 34

Tabelle 2: Kriterien zur Sprache ................................................................................... 36

Tabelle 3: Übersicht über die neuen Piktogramme .................................................. 47

Tabelle 4: Kriterien zur Orientierung im Kontext der Stadtbibliothek ............... 54

Tabelle 5: Kriterien zur Sprache im Kontext der Stadtbibliothek......................... 56

iii

1 Einleitung

Ursprünglich wurde unter Barrierefreiheit vor allem die Zugänglichkeit von

Gebäuden und die behindertengerechte Gestaltung von Gebrauchsgegenständen

verstanden. In der „Informationsgesellschaft“ ist der Zugang zu Informationen

und die Nutzung von Informationstechnik von großer Bedeutung für eine

gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe. Diesen erweiterten Anforderungen

trägt auch der Gesetzgeber durch die 2001 erfolgte Novellierung des Bundes-

behindertengleichstellungsgesetzes (BGG) Rechnung. Demnach sind Systeme

der Informationsverarbeitung barrierefrei, wenn „sie für behinderte Menschen

in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich

ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sind“ (§4 BGG).

So wie barrierefreie Gebäude die Zugänglichkeit für alle Menschen erleichtern,

ergibt sich aus der Gestaltung von Systemen der Informationsverarbeitung für

Menschen mit Behinderungen ein erleichterter Zugang für alle Menschen („De-

sign for all“). In diesem Kontext wird dabei immer wieder auf die Eigenschaft

der Einfachheit zurückgegriffen. „Simplicity is an endangered quality in the digital

world and it is time to break free from technology’s intimidating complexity“,

merkt John Maeda vom MIT Media Lab in der New York Times vom 31.05.04

an. Damit bezieht er sich auf den zunehmenden Funktionsumfang und die fort-

schreitenden Komplexität der Software, mit deren Hilfe wir arbeiten, spielen,

kommunizieren, recherchieren und vieles mehr. Angebote im World Wide

Web bilden hier keine Ausnahme, denn sie wandeln sich zunehmend von reinen

Informationsangeboten zu webbasierten Anwendungen, die zahlreiche Funktio-

nen enthalten und außerordentlich komplex sind. Das Internet wird mehr und

mehr zum Alltagsmedium. Dementsprechend ist es notwendig, dass alle Nutze-

rinnen und Nutzer sich zurechtfinden und die Websites für ihre individuellen

Bedürfnisse verwenden können. Dieser Arbeit liegt dabei die Annahme zugrun-

de, dass die Berücksichtigung von Einfachheit zu einer Erhöhung der Gebrauchs-

tauglichkeit sowohl für Menschen mit als auch ohne Behinderungen führt.

Der Begriff der „Einfachheit“ wird in diesem Zusammenhang wie selbstverständ-

lich verwendet: Websites sollen „einfach“ sein, aber was heißt das? Die vorlie-

gende Arbeit soll dazu beitragen, diesen Begriff konkreter zu fassen. Dabei ste-

hen zwei Aspekte im Fokus der Betrachtungen: Orientierung und Sprache.

Orientierung ist von besonderer Bedeutung, da Websites Hypertexte sind, wes-

wegen sich Nutzerinnen und Nutzer anders in ihnen bewegen als in gewohnten

1

linearen Medien wie etwa dem Buch. Menschen mit Behinderungen haben hier-

bei spezielle Bedürfnisse, die es zu berücksichtigen gilt. „Orientierung“ wird im

Sinne der Nievergelt’schen Fragen: "Wo bin ich? Woher komme ich? Was kann

ich hier tun? Wohin kann ich gelangen?" verstanden (s. Nievergelt, 1983, S. 43).

Daraus ergibt sich die Frage, wodurch sich einfache Orientierung insbesondere

für Menschen mit Behinderungen auszeichnet.

Ähnliches gilt für den Einsatz von Sprache. Nach wie vor ist das Web auch ein

stark textuell geprägtes Medium. Aus der Anforderung der Einfachheit folgt,

dass der Inhalt von Webangeboten leicht verständlich sein sollte, auch für Men-

schen mit Behinderungen. Daraus ergibt sich die zweite Frage, wodurch sich

einfache Sprache für Menschen mit Behinderungen auszeichnet.

Aus diesen beiden Teilbereichen lässt sich die Kernfragestellung der Arbeit

ableiten: Wie lässt sich Einfachheit von Orientierung und Sprache unter Berück-

sichtung der Anforderungen von Menschen mit Behinderungen beurteilen? Hil-

festellung für die Beantwortung dieser Frage gibt es teilweise aus bestehenden

Richtlinien und Normen zu Barrierefreiheit und Software-Ergonomie. Es erge-

ben sich somit folgende Unterfragen:

Wie lassen sich bestehende Kriterien anpassen oder ergänzen?

Wie lassen sich diese Kriterien in Form eines Katalogs operationalisie-

ren?

Die Umsetzbarkeit des daraus resultierenden Kriterienkatalogs wurde im Rah-

men eines Praxisbeispiels, dem Relaunch des Webangebots der Stadtbibliothek

Bremen, untersucht und die Vorgehensweise beleuchtet.

Zunächst findet in Kap. 2 eine Annäherung an den Begriff der Einfachheit statt.

Im Anschluss daran werden die theoretischen Grundlagen hinsichtlich der Beg-

riffe von „Barrierefreiheit“ und „Behinderung“ dargelegt. Hierbei werden die

Anforderungen von Menschen mit Behinderungen im Hinblick auf Orientierung

und Sprache analysiert. In Kap. 3 wird ein Überblick über bestehende Richtlinien

zu Barrierefreiheit und Software-Ergonomie gegeben. Die dort formulierten

Kriterien werden danach aufgegriffen und um wesentliche Aspekte zu Orientie-

rung und Sprache ergänzt. Schließlich wird auf dieser Grundlage ein eigener

Kriterienkatalog zu Einfachheit von Orientierung und Sprache entwickelt. Die-

ser wird in Kap. 4 auf das Praxisbeispiel angewendet. In der Schlussbetrachtung

werden die wesentlichen Aspekte der Arbeit kritisch reflektiert und zukünftige

Herausforderungen skizziert.

2

2 Die Bedeutung von Einfachheit für

Menschen mit Behinderungen

2.1 Annäherung an den Begriff „Einfachheit“

Das Wörterbuch definiert „einfach“ als „nicht zusammengesetzt, aus nur einem

Teil bestehend; einmal, nicht doppelt; ohne Schwierigkeiten, leicht verständlich,

unkompliziert; bescheiden, schlicht, anspruchslos“ (Duden, 1997). Welche As-

pekte aus dieser Aufzählung lassen sich mit Webangeboten in Verbindung brin-

gen? Zwei fallen hier besonders ins Auge: „leicht verständlich“ und „unkompli-

ziert“. Das Vorhandensein dieser Eigenschaften trägt meiner Ansicht nach dazu

bei, die Nutzung von Webangeboten zu vereinfachen, gerade im Hinblick auf

Sprache und Orientierung. Sie sind jedoch sehr allgemein und bieten bei der

Umsetzung kaum Hilfestellung, schon gar nicht, wenn man die Bedeutung von

Einfachheit für Menschen mit Behinderungen betrachten möchte. Es stellt sich

daher die Frage, wie der Begriff genauer gefasst und operationalisiert werden

kann: Gibt es vorhandene Quellen aus denen anwendbare Kriterien entwickelt

werden können? Eine Untersuchung von vorliegenden Normen und Richtlinien

soll hierüber Aufschluss geben. Diese stammen zum einen aus dem Bereich der

traditionellen Software-Ergonomie, zum anderen aus den Anforderungen zur

Barrierefreiheit. Ergänzt werden sie durch ausgewählte Aspekte zu Orientierung

(Web Usability) und Sprache (Verständlichkeitsforschung). Dieser Zusammen-

hang wird durch das folgende Schaubild erläutert:

Abbildung 1: Schematische Darstellung zur „Einfachheit"

3

Diese Darstellung illustriert die verschiedenen Richtungen, aus denen der Beg-

riff der Einfachheit beleuchtet werden soll. Die genannten vier Bereiche können

aber nicht isoliert voneinander betrachtet werden. Sie haben Überschneidun-

gen, die im Rahmen dieser Arbeit herausgearbeitet werden sollen.

2.2 Barrierefreiheit von Webangeboten

Laut Herkunftswörterbuch steht der Begriff „Barriere“ für „Schranke, Sperre,

Schlagbaum“ (Duden, 1997), im weitesten Sinne also für ein Hindernis, das ei-

nem Menschen in den Weg gestellt wird. Wörtlich betrachtet, meint barriere-

frei also die Abwesenheit von Hindernissen, und damit einen freien Zugang.

Doch Zugang wozu? Die im §4 des Bundesbehindertengleichstellungsgesetzes

(BGG) enthaltene Definition des Begriffs „Barrierefreiheit“ gibt hier Aufschluss:

„Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, techni-sche Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akus-tische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie andere gestaltete Lebensbereiche, wenn sie für behinderte Men-schen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sind.“ (§4 BGG)

Es wird hieraus deutlich, dass das Ziel darin besteht, behinderten Menschen den

freien Zugang zu Einrichtungen des täglichen Lebens und damit eine gleichbe-

rechtigte Teilhabe zu ermöglichen. Dabei werden „Systeme der Informations-

verarbeitung“ explizit aufgeführt. Internet und World Wide Web sind mit den

dargebotenen Informations-, Kommunikations- und Transaktionsmöglichkeiten

für viele Menschen zu einem selbstverständlichen Werkzeug geworden, von

dessen Nutzung Menschen mit Behinderungen nicht ausgeschlossen werden

dürfen.

Dem deutschen Begriff der „Barrierefreiheit“ entspricht im Englischen der der

„Accessibility“, also der „Zugänglichkeit“. Er wird von der International Stan-

dardization Organization (ISO) im Rahmen der ISO/TS 16071 „Ergonomics of

human-system interaction – Guidance on accessibility for human-computer

interfaces“ folgendermaßen beschrieben:

„However, accessibility is an attribute that affects a large variety of capa-bilities and preferences of human beings. These different capabilities may be the result of age, disease and/or disabilities. Therefore, accessibility addresses a widely defined group of users including

- people with physical, sensory and cognitive impairments at birth or acquired during life,

4

- elderly people who can benefit from new products and services but experience reduced physical, sensory and cognitive abilities,

- people with temporary disabilities, such as a person with a bro-ken arm or someone who has forgotten his/her glasses, and

- people who experience difficulties in certain situations, such as a person who works in a noisy environment or has both hands oc-cupied by other work“

(ISO, 2002, S. vii).

Es lässt sich hieraus ableiten, dass Webangebote, die gemäß den Kriterien der

Barrierefreiheit erstellt werden, sich nicht nur an Menschen mit Behinderungen

richten. Diese Webangebote erleichtern allen Nutzerinnen und Nutzern ihren

Gebrauch, z.B. auch in spezifischen Situationen wie die im Zitat genannten Bei-

spiele eines gebrochenen Arms oder der lärmreichen Arbeitsumgebung illust-

rieren. Barrierefreies Internet beinhaltet, dass eine Website für alle bedienbar,

lesbar und verständlich ist. Sowohl unter technischen Aspekten (Browser, Be-

triebssystem), wie auch bezogen auf die inhaltlichen Gesichtspunkte (Verständ-

lichkeit, Nutzungsfreundlichkeit).

„Es sind nicht nur behinderte Menschen, die von barrierefreien Internet-seiten profitieren. Neue Techniken und neue Möglichkeiten schaffen auch neue Barrieren“ (AbI, 2003).

Was hieraus deutlich wird ist die Tatsache, dass aufgrund der rasanten techno-

logischen Entwicklung viele Nutzerinnen und Nutzer älterer Systeme und

Browser „abgehängt“ werden. Dieser Umstand trifft insbesondere auf Men-

schen mit Behinderungen zu, da die von ihnen genutzten Hilfsmittel den techni-

schen Entwicklungszyklen häufig hinterher hängen.

Dazu kommt, dass sich Art und Anzahl der Ausgabegeräte ständig verändern

und vermehren: neben dem klassischen Desktop-Rechner mit Monitor können

Websites auch auf mobilen Endgeräten, wie Persönlichen Datenassistenten

(PDA) oder Mobiltelefonen, genutzt werden:

„Ein weiterer Gesichtspunkt ist der Nutzen barrierefreier Seiten auch für die Anbieter und für BenutzerInnen ohne Behinderung im Sinne eines uni-versellen Designs. Man kann davon ausgehen, dass die Nutzbarkeit (Usabi-lity) von Internetangeboten mit barrierefrei gestalteten Seiten insgesamt steigt“ (Bühler, 2003, S. 6).

Es wird hieraus zweierlei deutlich:

1. Barrierefreies Webdesign ist Bestandteil des Konzepts von „Universal

Design“. Dieses wird auch mit „Design for all“ oder „Inclusive Design“

bezeichnet und beschreibt die Gestaltung von Produkten und Umgebun-

5

gen, die von allen Menschen ohne besondere Anpassungen oder zusätz-

liche Hilfsmittel genutzt werden können:

„Universal design is an approach to creating environments and products that are usable by all people to the greatest extent possible.“ (Mace, Hardie, & Place, 1991, S. 156).

2. Barrierefreiheit ist eng mit dem schon lange in der Software-Entwicklung

verankerten Bereich der Usability verzahnt. Dieser Aspekt wird in

Kap. 3 ausführlicher diskutiert.

2.3 Einfachheit bei verschiedenen Behinderungsarten

Behinderte Menschen stellen spezifische Ansprüche an Konzept und Inhalt von

Webangeboten. Sie haben aufgrund ihrer körperlichen oder kognitiven Ein-

schränkungen einen erhöhten Orientierungsbedarf, dessen Art und Umfang von

der jeweiligen Behinderung abhängt. Im Folgenden soll zunächst beleuchtet

werden, was „Behinderung“ eigentlich bedeutet. Im Anschluss daran werden

unterschiedliche Behinderungsformen näherer betrachtet im Hinblick auf die

entstehenden Anforderungen an Orientierung und Sprache.

2.3.1 Begriffsklärung: Was heißt „Behinderung“?

Da im Folgenden die Bedürfnisse einzelner Behindertengruppen dargestellt

werden sollen, aus denen sich Anforderungen für die Einfachheit eines Angebots

im Hinblick auf Sprache und Orientierung ableiten lassen, scheint ein genauerer

Blick auf den Begriff der „Behinderung“ sinnvoll.

In §2, Art. 1 des Sozialgesetzbuch IX (SGB IX), das im Juli 2001 verabschiedet

wurde, findet sich eine knappe Definition:

„Menschen sind behindert, wenn ihre körperliche Funktion, geistige Fähig-keit oder seelische Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweichen und daher ihre Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeinträchtigt ist“ (§2, Art.1 SGB IX).

Die WHO hat in der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit und

Behinderung (International Classification of Impairments, Disabilities, Handicaps,

ICIDH) den dreidimensionalen Begriff der Funktionsfähigkeit eingeführt. Sie

wurde zwischenzeitlich in die „International Classification of Functioning, Disabi-

lity and Health“ (ICF) überführt. Die drei Dimensionen umfassen:

1. Körperfunktionen (z.B. mentale Funktionen, sensorische Funktionen)

6

2. Körperstrukturen (z.B. Struktur des Nervensystems, Strukturen, die an

der Stimme und am Sprechen beteiligt sind)

3. Aktivitäten und Partizipation (z.B. Aktivitäten der Kommunikation, Auf-

gabenbewältigung und bedeutende Lebensaktivitäten)

(vgl. WHO, 2001)

Der Begriff der Partizipation wird in diesem Zusammenhang als Ergebnis der

Wechselwirkung zwischen Gesundheits- und Aktivitätsstatus einerseits und den

Faktoren der sozialen und physikalischen Umwelt andererseits definiert. Es wird

ersichtlich, dass das Ziel darin besteht, behinderten Menschen ein gleichberech-

tigtes und erfülltes (gesellschaftliches) Leben zu ermöglichen. Wie Schunter-

mann formuliert:

„Wer über eine Person mit Behinderungen spricht, spricht über Probleme ihrer Daseinsentfaltung vor dem Hintergrund ihrer sozialen und physikali-schen Umwelt, über die Ursachen dieser Probleme und darüber, wie diese überwunden werden können“ (Schuntermann, 1999).

Darüber hinaus ist „Behinderung“ immer auch ein soziales Konstrukt:

„Behinderung kann nicht als naturwüchsig entstandenes Phänomen be-trachtet werden. Sie wird sichtbar und damit als Behinderung erst exis-tent, wenn Merkmale und Merkmalskomplexe eines Individuums aufgrund sozialer Interaktion und Kommunikation in Bezug gesetzt wird zu gesell-schaftlichen Minimalvorstellungen über individuelle und soziale Fähigkei-ten“ (Jantzen, 1992, S. 18).

Die Aktion Mensch bringt dies in ihren Kampagnen auf den knappen Nenner:

„Behindert ist man nicht, behindert wird man“. Die Ursache der Behinderung ist

demnach nicht in der Person zu suchen, sondern in der Gestaltung ihrer Um-

welt.

Häufig genug werden behinderte Menschen immer noch als gesellschaftliche

Randgruppe betrachtet. Doch berechtigt die Anzahl der Betroffenen eine solche

Annahme?

„Offiziell leben rund 6,6 Millionen anerkannte schwerbehinderte Menschen in Deutschland. Hinzu kommen etwa 1,4 Millionen Menschen mit einer einfachen Behinderung und eine Dunkelziffer all derjenigen, die keinen Schwerbehindertenausweis beantragt haben und keine sozialen Leistungen beziehen. Insgesamt wird mit einem Anteil behinderter Menschen von rund zehn Prozent an der Gesamtbevölkerung gerechnet“ (BIH, 2002, S. 8).

Damit ist jeder zehnte in Deutschland Lebende betroffen, tendenziell eher

mehr. Wir haben es also mit einer Größe zu tun, die weder unterschätzt noch

vernachlässigt werden darf. Hinzu kommt, dass Menschen mit Behinderungen

7

insgesamt das Internet häufiger nutzen als Nichtbehinderte. Der Anteil der

Internetnutzerinnen und -nutzer liegt hier bei 82 Prozent, während der bun-

desweite Durchschnitt 42 Prozent beträgt (s. Universum-Institut, 2002). Ein-

schränkend muss allerdings hinzugefügt werden, dass im Rahmen der betreffen-

den Umfrage die Daten nicht von den Betroffenen mittels einer repräsentativen

Befragung erhoben wurden, sondern über Betriebe, Verbände und Einrichtun-

gen ermittelt wurden.

Eine Zuordnung der behinderten Menschen nach Altersgruppen zeigt, dass die

Behinderungen vor allem bei älteren Menschen auftreten (vgl. BIH, 2002, S. 8).

Und es ist mittlerweile unumstritten, dass unsere Gesellschaft zunehmend al-

tert.

Von je 100 schwerbehinderten Menschen (GdB >= 50) waren …

unter 18 Jahre3% 18 bis unter 55 Jahre

23%

55 bis unter 65 Jahre23%

65 Jahre und älter51%

Abbildung 2: Übersicht über die Altersstruktur behinderter

Menschen (Quelle: Statistisches Bundesamt, 2001; nach BIH, 2002)

„Die Behinderten sind die Avantgarde einer alternden Gesellschaft“ – dieser

Satz von der Mailingliste des Fraunhofer-Institut für Angewandte Informa-

tionstechnik zu barrierefreiem Webdesign zeigt, wie wichtig die Berück-

sichtigung der Anforderungen behinderter Menschen gesamtgesellschaftlich ist.

2.3.2 Differenzierung der Behinderungsgruppen

Im Weiteren sollen die Bedürfnisse verschiedener Behinderungsgruppen darge-

stellt werden. Hierbei wird eine Gruppierung nach den betroffenen körperli-

chen Funktionen und den resultierenden Anforderungen an Orientierung und

8

Sprache vorgenommen. Anforderungen, die sich auf Wahrnehmbarkeit bezie-

hen, werden hierbei als erfüllt vorausgesetzt. Das bedeutet, es müssen die Be-

dingungen geschaffen sein, damit Inhalte auch trotz eingeschränkter körperlicher

Funktionen wahrgenommen werden können. Als Beispiel seien hier ein ausrei-

chender Kontrast zwischen Vorder- und Hintergrund für sehbehinderte Men-

schen oder das Vorhandensein von alternativen Texten zu Bildern für blinde

Menschen genannt.

Im Anschluss werden die jeweiligen Behinderungsmerkmale kurz umrissen,

wobei der Fokus auf für die Fragestellung relevante Merkmale gelegt wird. Da-

bei werden die von der entsprechenden Gruppe zur Nutzung von Webangebo-

ten eingesetzten „assistiven Technologien“ aufgeführt, sofern sie für Orientie-

rung und Sprache genutzt werden. Bei diesen handelt es sich um technische

Hilfsmittel, die Menschen mit Behinderungen die Nutzung von Informations-

technik erleichtern oder mitunter gar erst ermöglichen. Der englische Begriff

hat mittlerweile Einzug in den deutschen Sprachgebrauch gehalten („assistive

technologies“), ist aber eigentlich nicht korrekt, da mit „Technologie“ ein Ver-

fahren oder eine Anleitung zur Nutzung einer Technik beschrieben wird.

Die folgende Darstellung der Behinderungsgruppen stützt sich im Wesentlichen

auf das Barrierefreiheit-Modul des E-Government-Leitfadens des Bundesamts

für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI, 2003), auf ISO/TS 16071: Ergo-

nomics of human-system interaction – Guidance on accessibility for human-

computer interfaces (ISO, 2002), auf den Überblick bei IMS (IMS, 2004), sowie

bei „WebAccessibility in Mind“ (WebAIM, 2003d).

In diesem Kontext bleibt zu berücksichtigen, dass jede Gruppierung immer auch

eine Vereinfachung ist, da die verschiedenen Behinderungen in den verschie-

densten Ausprägungen und Formen auftreten können und diese Komplexität

nicht erfasst werden kann. Zudem können auch Mehrfachbehinderungen vor-

kommen, die zu einer Kumulation der Einschränkungen führen, mit denen die

Betroffenen sich auseinander setzen müssen.

2.3.2.1 Sehgeschädigte Menschen

2.3.2.1.1 Sehbehinderte Menschen

Eine Sehbehinderung besteht dann, wenn eine mangelhafte Sehkraft durch Seh-

hilfen nicht vollständig kompensiert werden kann:

„… low vision is defined as a condition in which a person’s vision cannot be fully corrected by glasses, thus interfering with daily activities such as reading and driving“ (WebAIM, 2003d).

9

Sehbehinderungen betreffen auch häufig ältere Menschen, da die Sehstärke mit

zunehmendem Alter abnehmen kann. Zu den Sehbehinderungen gehören der

Verlust der Sehschärfe, Defizite in der Farbwahrnehmung, eingeschränkte Kon-

trastwahrnehmung, oder auch der Verlust von Tiefenwahrnehmung.

Zur Vergrößerung der Bildschirmanzeige werden häufig „Bildschirmlupen“

(„Screen Magnifier“) eingesetzt. Hierbei handelt es sich um eine Software, die

jeweils einen Ausschnitt aus dem eigentlichen Browserfenster auf die Größe der

gesamten Bildschirmfläche vergrößert. Diese kann in das Betriebssystem integ-

riert sein oder auf dem Browser aufsetzen. Wird eine Bildschirmlupe eingesetzt,

ist eine gute Orientierung innerhalb der Website besonders wichtig, da zu-

nächst die Website im Gesamten betrachtet wird, bevor dieses Hilfsmittel ein-

geschaltet wird und damit nur noch ein Ausschnitt erkennbar ist.

2.3.2.1.2 Blinde Menschen

Obwohl das World Wide Web ein visuell ausgerichtetes Medium zu sein

scheint, nutzen es gerade blinde Menschen in großem Umfang. Ermöglicht wird

das durch den Einsatz entsprechender technischer Hilfsmittel.

Blinde Menschen kompensieren die fehlende Sehkraft durch den Einsatz anderer

Sinne, vorrangig des taktilen und auditiven. Dies spiegelt sich in den genutzten

technischen Hilfsmitteln wieder: der „Braillezeile“ und der Sprachausgabe. Beide

setzen auf einem „Screenreader“ auf, einer Software, die die Bildschirmanzeige

für die jeweilige Ausgabeform entsprechend aufbereitet. Der Screenreader

verarbeitet entweder direkt den Quelltext der zu betrachtenden Website oder

setzt auf einem Browser auf. Der international am weitesten verbreitete

Screenreader ist JAWS (Job Access with Speech) von Freedom Scientific, der

mit dem Internet Explorer von Microsoft zusammen arbeitet. Dieses hoch

komplexe Programm kann aber auch zur Arbeit mit der gesamten auf einem

Rechner verfügbaren Software verwendet werden.

Bei der Braille-Zeile handelt es sich um eine Hardware-Komponente, die an den

Rechner angeschlossen wird und die bis zu 80 Zeichen lange Zeilen des Bild-

schirminhalts in Brailleschrift darstellt. Jedes dieser 80 Elemente besteht aus

acht Metallstiften, mit deren Hilfe der Inhalt in Braille-Schrift abgebildet und

taktiles Lesen ermöglicht wird. Zur Bedienung hat eine Braillezeile verschiedene

Funktionstasten wie Scrolltasten, Schieberegler etc., mit denen der im Braille-

display angezeigte Ausschnitt über den Bildschirm geführt wird. Üblich sind

heute auch sog. Routingtasten, mit denen Maus und Cursor des Anwendungs-

programms gesteuert werden können.

10

Zur Anzeige wird der QuickTime™ Dekompressor „TIFF (Unkomprimiert)“

benötigt.

Abbildung 3: Beispiel für eine Braillezeile, Quelle:

WebAIM, 2003c

Die Sprachausgabe ermöglicht die akustische Wiedergabe des Bildschirminhalts.

Die Einstellungen der Software sind dabei in großem Maße an die Bedürfnisse

der Nutzerinnen und Nutzer anpassbar. Es können für verschiedene Elemente

wie z.B. Dialogfenster verschiedene Stimmen gewählt werden, die Vorlese-

geschwindigkeit ist regulierbar, Textelemente wie Satzzeichen können ausge-

schlossen werden.

Tendenziell lernen Menschen in Deutschland, die von Geburt an blind sind,

Braille, wohingegen Menschen, die im Alter erblinden, sich eher auf auditive

Methoden verlassen (ISO, 2002, S. 10). Der Grund hierfür mag darin liegen,

dass Kinder bereits in der Schule Braille erlernen, Darüber hinaus lässt bei älte-

ren Menschen mitunter der taktile Sinn nach, was das Erlernen von Braille er-

schwert.

Mittels des Screenreaders können bestimmte Elemente der Website wie Über-

schriften oder Links in eigenen Übersichten dargestellt und angewählt werden.

Voraussetzung hierfür ist, dass das Dokument durchgängig entsprechend der

Spezifikation der verwendeten Auszeichnungssprache strukturiert wurde. Des-

weiteren sollte das Webangebot einem konsistentem Aufbau folgen, damit wie-

derkehrende Elemente schnell wiedergefunden werden. Außerdem sollte die

Navigation nicht zu viele Elemente enthalten und klar gegliedert sein, da die

Aufnahme von Informationen nur über auditiven oder taktilen Sinn erfolgt. Bei

einer großen Anzahl von Elementen müssen diese alle im Kopf behalten oder

erneut wieder aufgerufen werden, wenn man sie sich nicht alle merken konnte.

Hilfreich ist es auch zu ermöglichen, längere Inhaltsbereiche zu überspringen.

2.3.2.2 Hörgeschädigte Menschen

2.3.2.2.1 Hörbehinderte Menschen

Wie auch bei den Sehbehinderungen ist das Spektrum der möglichen Einschrän-

kung sehr breit. Die Initiative „Web Accessibility in Mind“ (WebAIM) unter-

nimmt den Versuch einer Klassifizierung:

11

„Mild hearing loss:

The inability to hear sounds below about 30 decibels. Speech can be diffi-cult to understand, especially if background noises are present.

Moderate hearing loss:

The inability to hear sounds below about 50 decibels. A hearing aid may be required.

Severe hearing loss:

The inability to hear sounds below about 80 decibels. Hearing aids are useful in some cases, but are inadequate in others. Some individuals with severe hearing loss communicate principally through sign language; others rely on lip-reading techniques.

Profound hearing loss:

The absence of the ability to hear, or the inability to hear sounds below about 95 decibels. Like those with severe hearing loss, some individuals with profound hearing loss communicate principally through sign language; others rely on lip-reading techniques“ (WebAIM, 2003b).

Eine Höreinschränkung kann sich auf die Kompetenz im Umgang mit Schrift-

sprache auswirken. Dies hängt mit der wesentlichen Rolle des auditiven Vermö-

gens beim Lernen des Lesens zusammen (s. hierzu Wessels, 2003, S. 19). Es ist

daher entscheidend, zu welchem Zeitpunkt des Spracherwerbs die Hörbehinde-

rung auftritt und wie weit der Sprachlernprozess bereits vorangeschritten ist.

„Normalhörende Kinder erlernen das Lesen und Schreiben, nachdem sie in der dafür vorgesehenen kritischen Phase ihrer Entwicklung einen natür-lichen Spracherwerb […] durchlaufen haben“ (Gehörlosen-Bund, 2004a, S.3).

Dieser Zusammenhang trifft auch für gehörlose Menschen zu. Doch gelten für

sie noch andere Besonderheiten, die im nächsten Abschnitt detaillierter ausge-

führt werden.

Hinsichtlich der Anforderungen von hörbehinderten Menschen bezüglich der

Nutzung des Internet lässt sich feststellen, dass sie denen der Menschen mit

kognitiven Einschränkungen bezüglich des Umgangs mit Schriftsprache ähneln.

Auch Hörbehinderten fällt der Umgang mit komplexen Texten schwer. Allein

hierauf soll sich diese Zusammenführung der beiden Betroffenengruppen bezie-

hen. Zu den Anforderungen dieser Gruppen zählen die Verwendung leichter

Sprache sowie ein klarer Aufbau und eine einleuchtende Struktur des Weban-

gebots. Hierauf wird in Kap. 3 intensiver eingegangen.

12

2.3.2.2.2 Gehörlose Menschen

Wie bereits im vorigen Abschnitt erläutert, ist entscheidend, wann die Minde-

rung bzw. der Verlust des Gehörs stattfindet. Hierbei gilt es zu unterscheiden

zwischen gehörlosen Menschen, die bereits ohne Gehör auf die Welt gekom-

men sind, und ertaubten Menschen, bei denen sich der Gehörverlust in einer

späteren Phase ihres Lebens ereignet hat. In vielen Fällen bleiben in unterschied-

lichem Ausmaß Hörreste erhalten. Folglich ist das Spektrum zwischen Hörbe-

einträchtigung und vollständiger Ertaubung breit und fließend. Auch hier ist

allerdings entscheidend, wann der Verlust des Gehörs erfolgt und inwieweit der

Spracherwerb bis dahin abgeschlossen ist.

Von Gehörlosen wurde mit der Gebärdensprache ein eigenes Kommunikations-

system geschaffen, für das eigenständige Regeln gelten:

„Gebärdensprachen sind eigenständige, vollwertige Sprachsysteme, die Gehörlose in ihren verschiedenen nationalen und regionalen Gehörlosen-gemeinschaften untereinander ausgebildet haben. Anders als die akustisch-auditiv verfahrenden Lautsprachen werden die Gebärdensprachen visuell-motorisch realisiert. Sie sind nicht mit den nonverbalen Kommunikations-mitteln Hörender identisch (Körpersprache), sondern ausdifferenzierte Zeichensysteme, die über ein umfassendes Lexikon und eine komplexe Grammatik verfügen“ (Gehörlosen-Bund, 2004b).

Dabei bestehen auch regionale Unterschiede: die englische Gebärdensprache

unterscheidet sich von der französischen und auch von der amerikanischen.

Und auch innerhalb der Deutschen Gebärdensprache (DGS) gibt es regionale

Dialekte (s. Gehörlosen-Bund, 2004b). Die DGS ist nach BGG, Art 1 § 6 seit

2002 gesetzlich als Sprache anerkannt.

Für gehörlose Menschen, die mit DGS kommunizieren, sollten textuelle Inhalte

in Form einer Übersetzung in Gebärdesprache vorliegen. Dies gilt insbesondere

für wichtige Funktionen. Sie können aber auch komplexe Inhalte ergänzen und

müssen leicht auffindbar sein. Für Gehörlose, deren Sprachkompetenz den Um-

gang mit komplexen Inhalten nicht zulässt, gelten dieselben Anforderungen wie

für hörbehinderte Menschen.

2.3.2.3 Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen

Diese Betroffenen werden auch als „Menschen mit Lernbehinderung“ (BSI,

2003, S.7) bezeichnet, bzw. nennen sich selbst „Menschen mit Lernschwierigkei-

ten“ wie beim Netzwerk „People First“ (People1, 2004). Die gewählte Bezeich-

nung „Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen“ stammt aus dem englischen

Sprachraum, wo diese Art von Behinderung mit „cognitive impairments“ oder

13

„cognitive disabilities“ bezeichnet wird (s. WebAIM, 2003a). Sie scheint meiner

Ansicht nach am besten geeignet, Umfang und Auswirkungen der hierunter

subsumierten Behinderungen zu erfassen. Der Begriff „kognitiv“ bedeutet „die

Erkenntnis betreffend“ (o.A., 1996). Es geht also darum, wie der Mensch seine

Umwelt erfasst, wahrnimmt und wie sich diese Wahrnehmung in Handeln nie-

derschlägt. „Lernen“ ist in diesem Zusammenhang sicherlich ein wichtiger As-

pekt, aber nicht der Einzige.

Die Initiative „Web Accessibility in Mind (WebAIM)“ trifft folgende Definition

und erschließt zudem mögliche Ursachen:

„In loose terms, a person with a cognitive disability has greater difficulty with one or more types of mental tasks than the ‘average’ person. There are too many types of cognitive disabilities to list here, but we will cover some of the major categories. Most cognitive disabilities have some sort of basis in the biology or physiology of the individual. The connection be-tween a person’s biology and mental processes is most obvious in the case of traumatic brain injury and genetic diseases, but even the more subtle cognitive disabilities often have a basis in the structure or chemistry of the brain.“ (WebAIM, 2003a).

Eine aufschlussreiche Übersicht der Probleme, die sich diesen Menschen stellen,

bietet (Rainger, 2003). Er richtet zwar sein Hauptaugenmerk auf Menschen mit

Dyslexie, also Lese- und Rechtschreibschwäche. Die genannten Aspekte lassen

sich aber auch bei Menschen mit anderen kognitiven Beeinträchtigungen wieder-

finden:

„Students with dyslexia often have problems with:

• Visual processing (incl. scotopic sensitivity),

• Phonological decoding, analysis and processing,

• Reading and comprehension,

• Auditory processing,

• Memory recall,

• Structure and sequencing,

• Planning and organisation.

These problems have an impact on the user’s ability to read, write, navi-gate, comprehend and recall relevant information from electronic materi-als e.g. web sites“ (Rainger, 2003, S. 3).

Daran wird deutlich, dass das Erfassen komplexer Zusammenhänge ein Problem

darstellt. Dieser Umstand wirkt sich sowohl auf visueller wie auch inhaltlicher

Ebene und damit auf die Gestaltung von Orientierung und Sprache bei Weban-

geboten aus, wie in Kap. 2.3.2.2.1 bereits ausgeführt.

14

2.3.2.4 Menschen mit motorischen Einschränkungen

Die Gründe für eine motorische Einschränkung sind äußerst vielfältig: Gelenk-

oder Muskelerkrankungen, Spastiken / Krampfneigung und der Verlust von

Extremitäten sind nur einige Beispiele. Sie führen dazu, dass der Rechner von

den Betroffenen nicht mit herkömmlichen Eingabewerkzeugen wie Maus oder

Standardtastatur bedient werden kann.

Für manuell-motorisch eingeschränkte Nutzerinnen und Nutzer, bei denen der

Funktionsumfang der Hände eingeschränkt ist, wird die Bedienung von Compu-

tern durch Spezialtastaturen unterstützt. Spezielle Tastaturen sind erforderlich,

wenn der manuelle Aktionsradius reduziert ist, oder die Kraft in den Fingern

nicht ausreicht, um eine Standardtastatur zu bedienen. Großfeldtastaturen wer-

den von Menschen mit stark eingeschränkter Motorik und verminderter Zielge-

nauigkeit eingesetzt. Kleinfeld- und Minitastaturen werden von Menschen mit

eingeschränktem Aktionsradius verwendet. Als weitere Hilfsmittel für manuell-

motorisch eingeschränkte Nutzerinnen und Nutzer sind Geräte aufzuführen, die

eine Computermaus simulieren.

Für Menschen mit motorischen Einschränkungen ist eine leichte Orientierung

von großer Bedeutung: bewegen sie sich mittels technischer Hilfsmittel durch

ein Webangebot, muss für sie klar erkennbar sein, an welchem Ort innerhalb

des Angebots sie sich befinden. Außerdem sollte die Wahrscheinlichkeit von

Fehlklicks möglichst niedrig gehalten werden, da es für die Betroffenen äußerst

mühevoll ist, wieder zum gewünschten Ziel zu finden.

15

3 Einfachheit von Orientierung und Sprache –

Ansätze zur Operationalisierung

Nachfolgend werden zunächst Richtlinien und Normen aus den Bereichen Soft-

ware-Ergonomie und Barrierefreiheit untersucht. Insbesondere die technische

Spezifikation ISO/TS 16071 „Ergonomics of human-system interaction – Gui-

dance on accessibility for human-computer interfaces“ der ISO trägt dem stei-

genden Bedarf Rechnung, bei der Gestaltung von Soft- und Hardware die recht-

lichen Forderungen nach Barrierefreiheit zu berücksichtigen. Sie ergänzt damit

allgemeinere Normen wie die ISO 9241 und beschränkt sich nicht auf die Erstel-

lung von Webangeboten wie dies in den Web Content Accessibility Guidelines

(WCAG) des World Wide Web Consortiums (W3C) der Fall ist (s. Kap. 3.1.2).

In der ISO/TS 16071 wird explizit die enge Beziehung der Anforderungen von

Barrierefreiheit und Usability festgestellt und hervorgehoben:

„The purpose of this Technical Specification is to provide guidance to de-velopers on designing human-system interfaces which can be used as high a level of accessibility as possible. Designing human-system interactions to promote increased effectiveness, efficiency and satisfaction for people who have a wide variety of capabilites and preferences. Accessibility ist there-fore strongly related to the concept of usability“ (ISO, 2002, S. vii).

Unter „Usability“ wird im englischen Sprachgebrauch die Gebrauchstauglichkeit

von Software verstanden. Der Begriff der „Software-Ergonomie“ wird im Deut-

schen häufig mit Benutzbarkeit gleichgesetzt. Beide Begriffe werden daher im

Kontext dieser Arbeit synonym verwendet.

Es lässt sich feststellen, dass die ISO 9241-10 in ihrer Konzeption Barrierefrei-

heit einschließt, da die Belange von Nutzerinnen und Nutzern und ihre jeweili-

gen Fähigkeiten und Fertigkeiten im Mittelpunkt der Betrachtungen stehen.

Allerdings enthält sie weder operationalisierte Kriterien noch sind diese auf die

spezifischen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen zugeschnitten. Ob-

gleich Barrierefreiheit als Teil der Software-Ergonomie gefasst wird [„Accessibi-

lity is a subset of more general pursuit: usability. (Thatcher et al., 2002, S. 7)“]

ist es von Bedeutung, diese einzeln herauszustellen, weil die Auseinandersetzung

mit Usability-Fragen nicht zwingend die spezifischen Bedürfnisse von Menschen

mit Behinderungen einschließt:

„The following problems illustrate the difference between usability and ac-cessibility:

- Usability problems impact all users equally, regardless of ability. That is, a person wirth a disability is not disadvantaged to a grea-

16

ter extent by usability issues than a person without a disability.

- Accessibility problems hinder access to a web site by people with disabilities. When a person with a disability is at a disadvantage relative to a person without a disability, that is an accessibility is-sue. (Thatcher et al., 2002, S. 10)“

Ergänzt werden die betrachteten Richtlinien und Normen durch weitere Ge-

sichtspunkte aus Web Usability sowie Erkenntnissen zu Sprache und Text aus

Textverständlichkeits- und Lesbarkeitsforschung. Unter Web Usability wird hier

der Bereich der angewandte Software-Ergonomie verstanden, der sich spezifisch

mit dem Web auseinandersetzt (für eine Übersicht s. Redder, 2002).

3.1 Barrierefreiheit in Richtlinien und

Verordnungen

3.1.1 Web Content Accessibility Guidelines (WCAG)

Die WCAG werden von der Web Accessibility Initiative (WAI) des W3C erar-

beitet und verabschiedet. Im Folgenden sollen kurz die charakteristischen Un-

terschiede zwischen den zurzeit bestehenden Versionen vorgestellt werden.

Außerdem werden die Gesichtspunkte herausgearbeitet, die Orientierung und

Sprache betreffen. Die WCAG liegen derzeit in zwei Versionen vor: WCAG

1.0, die 1999 verabschiedete Empfehlung der WAI, sowie die WCAG 2.0, die

sich noch im Entwurfs-Stadium befinden.

3.1.1.1 WCAG 1.0

Die 1999 verabschiedeten WCAG 1.0 enthalten 14 „Guidelines“, die generellen

Prinzipien barrierefreien Designs entsprechen. Diese Guidelines werden durch

entsprechende „Checkpoints“ ergänzt, die erläutern, wie das jeweilige Prinzip

umgesetzt werden kann. Diesen Checkpoints sind drei unterschiedliche Priori-

tätsstufen zugeordnet. Darüber hinaus sind sie technikspezifisch, d.h. sie bezie-

hen sich auf die konkrete Umsetzung in Hypertext Markup Language (HTML),

bzw. Cascading Stylesheets (CSS). In der Weiterentwicklung der WCAG wurde

dieser Ansatz nicht weiterverfolgt.

Es handelt sich bei den WCAG 1.0 um eine Empfehlung (s. W3C, 1999) ohne

rechtliche Verbindlichkeit. Es beziehen sich aber gültige Rechtsverordnungen auf

sie. So sind sie Grundlage der Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung

(BITV), bilden aber auch die Referenzkriterien in Australien oder den USA. In

17

Australien wurde sogar darauf verzichtet, eine eigene Anpassung vorzunehmen.

Gültiger Maßstab ist der jeweilige verabschiedete Stand der WCAG.

Den WCAG 1.0 liegen zwei wesentliche Prinzipien zugrunde:

1. „Ensuring graceful transformation“ „Pages that transform gracefully remain accessible despite any of the constraints described [in the introduction], including physical, sensory, and cognitive disabilities, work contraints, and techno-logical barriers. (W3C, 1999)“

Der Begriff der „graceful transformation“ ist dabei schwierig ins Deut-

sche zu übertragen. Es handelt sich um so etwas wie eine „elegante

Umwandlung“. Webangebote müssen unabhängig von der eingesetzten

Technik auf seitens der Nutzerinnen und Nutzer nutzbar sein. Um dies

zu gewährleisten, wird eine konsequente Trennung von Inhalt, Struktur

und Darstellung gefordert. Diesen Aspekt haben elf der 14 Guidelines

zum Thema.

2. „Making content understandable and navigable“ „Content developers should make content understandable and navigable. This includes not only the making the language clear and simple, but also providing understandable mechanisms for navigation within and between passages. (W3C, 1999)“

Mit diesem Aspekt beschäftigen sich drei der 14 Guidelines. Diese Un-

verhältnismäßigkeit wirft die Frage auf, ob der Grund dafür in der Tatsa-

che zu suchen ist, dass diese Kriterien schwieriger mit überprüfbaren

Checkpoints zu belegen sind.

In die Gestaltung der WCAG sind die in Kap. 2.3.2 ausgeführten Bedürfnisse

von Betroffenen eingeflossen.

3.1.1.2 WCAG 2.0

Der wesentliche Unterschied zwischen den WCAG 1.0 und WCAG 2.0 besteht

darin, dass die grundlegenden Prinzipien und Guidelines hier deutlich abstrakter

formuliert sind. Eigene Checklisten für unterschiedliche technische Realisierun-

gen sind vorgesehen, aber noch nicht definiert. Es ist dabei offen, ob diese

Checklisten normativ sein sollen oder nicht (s. hierzu W3C, 2004). Außerdem

liegen die WCAG 2.0 bisher nur in verschiedenen Entwurfsstufen vor. Damit

gibt es seit 1999 keine neue gültige Empfehlung des W3C für diese Belange.

Im Working Draft der WCAG 2.0 vom 29.04.03 wurden fünf Prinzipien formu-

liert:

18

„1. Perceivable. Ensure that all content can be presented in form(s) that can be perceived by any user – except those aspects of the content that can-not be expressed in words.

2. Operable. Ensure that the interface elements in the content are oper-able by any user.

3. Navigable. Facilitate content orientation and navigation.

4. Understandable. Make it as easy as possible to understand the content and controls.

5. Robust. Use Web technologies that maximize the ability of the content to work with current and future accessibility technologies and user agents“ (W3C, 2003b).

Im nächsten Working Draft, am 24.06.03 veröffentlicht, wurden diese auf vier

Prinzipien reduziert. Dabei entfiel das im Rahmen dieser Arbeit relevante Prin-

zip „Navigable“ und die zugehörigen Kriterien wurden auf die Punkte „Ope-

rable“ und „Understandable“ aufgeteilt (s. W3C, 2003a). Die Gründe für diese

Veränderung sind nicht transparent.

Der zuletzt erschienene Working Draft vom 11.03.04 enthält 4 Prinzipien, die

wie folgt formuliert werden:

„1. Content must be perceivable.

2 Interface elements in the content must be operable.

3. Content and controls must be understandable.

4. Content must be robust enough to work with current and future tech-nologies“ (W3C, 2004).

Die Prinzipien werden damit deutlich normativer formuliert. Im Übrigen wer-

den außerdem drei Prioritätsstufen (Level 1-3) unterschieden.

Bezüglich der Verständlichkeit von Sprache enthält der letzte Entwurf der

WCAG 2.0 Hinweise zur Textgestaltung, die sich mit den übrigen in der Litera-

tur vorhandenen und in Kap. 3.4 ausgeführten decken. Allerdings wird diesen

„Strategies for Reducing the Complexity of Content“ (s. W3C, 2004) nur eine

niedrige Priorität beigemessen.

Im weiteren Verlauf dieser Arbeit werden die Prinzipien Wahrnehmbarkeit

(perceivable), Bedienbarkeit (operable) und Robustheit (robust) nicht weiter

untersucht, da ihre Erfüllung als gegeben vorausgesetzt wird. Das besondere

Augenmerk soll auf dem Aspekt der Verständlichkeit (understandable) liegen.

19

3.1.2 Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung (BITV)

Die BITV ist die Durchführungsverordnung zum §11 des Bundesgleich-

stellungsgesetzes, der sich mit Informationstechnik befasst. Zu ihr gehört eine

Anlage, die zugleich eine Checkliste bildet und auf den WCAG 1.0 basiert. Sie

enthält 14 Anforderungen, verteilt auf zwei Prioritätsstufen, wobei die erste die

Stufen eins und zwei der WCAG 1.0 umfasst.

Ebenso wie die WCAG 1.0 berücksichtigt die BITV nur bedingt die Belange von

Menschen, deren Kompetenz hinsichtlich regulärer Schriftsprache den gewohn-

ten Standards nicht entspricht. In Anforderung 14 wird verlangt, dass die klarste

und einfachste Sprache, die für den Inhalt einer Site angemessen ist, verwendet

wird. Es gibt aber keinerlei Hinweise zur Umsetzung.

Der Einsatz von Gebärdensprache wird gar nicht gefordert. Dies veranlasste

den Deutschen Gehörlosen-Bund zu einer Stellungnahme, in der dieser „die

standardmäßige Implementierung von Gebärdensprachvideos (als Übersetzung

komplexer Texte)“ fordert (s. Gehörlosen-Bund, 2004a, S.2).

Die Anforderungen 12 bis 14 sind für das Thema dieser Arbeit relevant:

Anforderung 12:

Der Nutzerin, dem Nutzer sind Informationen zum Kontext und zur Orientie-

rung bereitzustellen.

Anforderung 13:

Navigationsmechanismen sind übersichtlich und schlüssig zu gestalten.

Anforderung 14:

Das allgemeine Verständnis der angebotenen Inhalte ist durch angemessene

Maßnahmen zu fördern.

Dabei sind Kriterien unter Anforderung 13 und 14 mit Prioritätsstufe 2 verse-

hen, die m. E. für die Gestaltung einfacher Webangebote unerlässlich sind und

eigentlich eine höhere Prioritätsstufe haben müssten. Sie finden daher später

Eingang in den unter 3.5 dargelegten Kriterienkatalog. Anforderungen 1 bis 11

sind für die Einfachheit von Orientierung und Sprache notwendig, aber nicht

hinreichend. Ihre Erfüllung wird im Kontext dieser Arbeit vorausgesetzt.

20

3.2 Richtlinien aus der Software-Ergonomie

„Software-Ergonomie ist nicht, wie so häufig behauptet, ‚reine Ge-schmackssache’. Vielmehr liegen den Anforderungen die Eigenschaften der menschlichen Informationswahrnehmung und -verarbeitung sowie der Handlungsplanung und -durchführung zugrunde“ (Ansorge & Haupt, 1997, S. 44).

Die Norm ISO 9241 definiert „Ergonomische Anforderungen für Bürotätigkei-

ten mit Bildschirmgeräten“. Aus dieser werden im Folgenden

- Teil 10: Grundsätze der Dialoggestaltung

- Teil 12: Informationsdarstellung

einer genaueren Betrachtung unterzogen.

Darüber hinaus wird mit der ISO/IEC 11581 eine Norm hinzugezogen, die sich

mit der Gestaltung von Bildschirmsymbolen befasst. Diese mittlerweile etablier-

ten Anforderungen kann man als notwendige, wenn auch nicht hinreichende

Bedingungen für die Gestaltung von Webangeboten fassen. Sie werden unter

besonderer Berücksichtigung der Aspekte von Orientierung und Sprache erläu-

tert.

3.2.1 ISO 9241-10: Grundsätze der Dialoggestaltung

Der Fokus dieser Grundsätze liegt auf der Gestaltung von Dialogen. In diesem

Zusammenhang scheinen mir zwei dieser Kriterien für die Betrachtung der

Einfachheit von Sprache und Orientierung wesentlich zu sein. Ich möchte sie im

Folgenden herausgreifen und für die Anwendung konkretisieren:

1. Erwartungskonformität

Ein Dialog ist erwartungskonform, wenn er konsistent ist und den

Merkmalen des Benutzers entspricht, z. B. seinen Kenntnissen aus

dem Arbeitsgebiet, seiner Ausbildung und seiner Erfahrung sowie

den allgemein anerkannten Konventionen.

Dieses Kriterium kann auf zwei Ebenen betrachtet werden:

a) Um den Nutzerinnen und Nutzern die Orientierung zu er-

leichtern, ist es sinnvoll, auf bekannte Navigationsschemata

und Formen des Seitenaufbaus zurückzugreifen. Durchgesetzt

hat sich ein Aufbau, bei dem sich die Navigationsbereiche

links oder über dem Inhaltsbereich befinden.

21

b) Ein gewählter Aufbau sollte konsistent durchgehalten werden.

Dies beinhaltet, dass Steuerungselemente immer an dersel-

ben Stelle erscheinen und gleich aussehen.

Eine Berücksichtigung dieses Kriteriums führt zu einer Verminderung

der Suchzeit und erleichtert es damit Nutzerinnen und Nutzern, sich

schnell Orientierung zu verschaffen.

2. Selbstbeschreibungsfähigkeit

Ein Dialog ist selbstbeschreibungsfähig, wenn jeder einzelne Dialog-

schritt durch Rückmeldung des Dialogsystems unmittelbar verständ-

lich ist oder dem Benutzer auf Anfrage erklärt wird.

Dieses Kriterium ist für die Benennung von Navigationselementen und

Links entscheidend: ist ihre Funktion unmittelbar verständlich bezeich-

net? Ausschlaggebend ist hierbei die verwendete Formulierung. Diese

Problematik werde ich in Kap. 3.4 vertiefen. Darüber hinaus sollten m. E.

auch – sofern vorhanden – nicht-textuelle Elemente mit einbezogen

werden, die offensichtlich dazu da sind, die Orientierung zu unterstüt-

zen, wie z. B. Piktogramme.

Die übrigen aufgeführten Grundsätze werden als notwendige Voraussetzung für

nutzbare Webangebote betrachtet.

3.2.2 ISO 9241-12: Informationsdarstellung

Teil 12 der ISO 9241 befasst sich mit der Darstellung visueller Information.

Diese soll Nutzerinnen und Nutzer in die Lage versetzen, „Wahrnehmungs-

aufgaben effektiv, effizient und mit Zufriedenheit auszuführen“. Es werden damit

die in Teil 11 aufgeführten Aspekte zur Gebrauchstauglichkeit aufgegriffen (s.

hierzu ISO, 1997.

Um diese zu erfüllen, sollten bei der Gestaltung der Benutzungsoberflächen

gemäß ISO 9241-12 die nachfolgenden Eigenschaften berücksichtigt werden (vgl.

ISO, 1997):

1. Klarheit

Der Informationsinhalt wird schnell und genau vermittelt.

2. Unterscheidbarkeit

Die angezeigte Information kann genau unterschieden werden.

22

3. Kürze

Die Benutzer werden nicht mit übermäßigen Mengen von Information

überlastet.

4. Konsistenz

Einheitliche Gestaltung, Erwartungskonformität

5. Entdeckbarkeit

Die Aufmerksamkeit des Benutzers wird zur benötigten Information ge-

lenkt.

6. Lesbarkeit

Die Information ist leicht zu lesen.

7. Verständlichkeit

Die Bedeutung ist leicht verständlich, eindeutig, interpretierbar und er-

kennbar.

Die Eigenschaften 6 und 7 lassen vermuten, dass die ISO 9241-12 weiterführen-

de Hinweise zur Sprache enthalten könnte. Dies ist nicht der Fall: zur Lesbarkeit

gibt es Aspekte, die in diesem Kontext aber nicht weiterführen, z. B. zur Dar-

stellung numerischer Informationen. Kriterien zur Verständlichkeit werden gar

nicht formuliert. Dies soll im Rahmen dieser Arbeit ergänzt werden. Insgesamt

ist festzustellen, dass die anhängende Prüfliste der ISO 9241-12 die o.g. Eigen-

schaften nicht wieder aufgreift, weswegen sie im Folgenden nicht berücksichtigt

werden können.

Es finden sich auch Hinweise zu Bildschirmsymbolen. Diesen sollen derart kon-

struiert werden, „dass sie leicht erkannt und unterschieden werden können. Sie

sollten leicht und klar verständlich sein“ (ISO, 1997, S.31). Weitere Ausführun-

gen hierzu finden sich in der ISO/IEC 11581-1 (s. folgendes Kapitel).

In der ISO 9241-12 wird zudem empfohlen, Informationen zu gruppieren um

den Nutzerinnen und Nutzern das inhaltliche Verstehen zu erleichtern. Es wird

dabei explizit auf die von Max Wertheimer entwickelten Gestaltgesetze einge-

gangen (s. hierzu Wertheimer, 1923) .

3.2.3 ISO / IEC 11581-1: Icon symbols and functions

Die ISO / IEC 11581-1 befasst sich mit der Gestaltung von Icons, also Bild-

schirmsymbolen. Diese können als sprachunabhängiges Mittel die Orientierung

innerhalb einer grafischen Benutzungsoberfläche erleichtern:

„Icon graphics can provide a language-independent means of communicat-ing information to the user. They are part of a graphical interface that can

23

facilitate the user’s ability to learn, understand, and remember functional elements of the system, and aid in the manipulation of these elements“ (ISO, 2000, S. iv).

Um das Verständnis der verwendeten Bildschirmsymbole zu erleichtern, sollten

Metaphern zum Einsatz kommen, die den Nutzerinnen und Nutzern aus ihrem

Alltag oder Arbeitskontext bekannt sind und die eine Analogie zu der zu erfül-

lenden Aufgabe darstellen:

„Typically, a graphical user interface draws on a user’s environment to provide a metaphorical representation of the user’s tasks. A metaphor provides an analogy to concepts already familiar to the user, from which the user can deduce the system’s use and behaviour. Icons can express the metaphor directly, as graphical representation of the metaphorical objects. They may also directly represent a physical object“ (ISO, 2000, S. iv).

Zur Gestaltung von Bildschirmsymbolen werden u. a. folgende Empfehlungen

gegeben:

1. Das visuelle Erscheinungsbild zusammengehöriger Symbole sollte konsi-

stent sein.

2. Alle verfügbaren Icons sollten verständlich sein. Wenn es keine Forde-

rung der Gebrauchstauglichkeit ist, dass diese sich auf den ersten Blick

erschließen, so sollten sie erlernbar und unterscheidbar sein. (vgl. ISO,

2000, S. 7)

Dies ist ein Hinweis darauf, dass die in der ISO 9241-12 definierten Kriterien

auch auf Bildschirmsymbole anwendbar sind.

3.3 Ergänzende Aspekte zur Orientierung

3.3.1 Gruppierung von Elementen

Schon in Kap. 3.2.2 wurde angedeutet, dass die Gruppierung von Elementen

eine sinnvolle Maßnahme im Hinblick auf eine einfache Orientierung darstellt,.

Es stellt sich aber die Frage, wie viele Elemente eine solche Gruppe haben soll-

te, um dem Anspruch einer einfachen Orientierung zu genügen. Im Folgenden

sollen daher zwei Regeln aus der Web Usability näher betrachtet werden:

1. Die magische Ziffer Sieben

2. „Rule of Five“

24

Der Kognitionswissenschaftler George Miller stellte in den 50er Jahren des

letzten Jahrhunderts fest, dass von durchschnittlichen Betrachterinnen und

Betrachtern je nach Auffassungsgabe zwischen fünf und neun, also 7+/-2 Ele-

mente wahrgenommen und erinnert werden können. Er fasste dieses Phänomen

mit dem Begriff der „Magical Number Seven“ zusammen und bezieht sich hier-

bei auf die Leistung des menschlichen Kurzzeitgedächtnisses (s. hierzu Miller,

1956). In jüngerer Vergangenheit ist seine These bzw. deren Rezeption kontro-

vers diskutiert worden (s. LeCompte, 2000). Meiner Ansicht nach handelt es

sich dennoch um eine hilfreiche Daumenregel, um Navigationselemente zu

strukturieren und Übersichtlichkeit zu bewahren.

Der renommierte Webdesigner Jeffrey Zeldman reduziert die maximale Anzahl

der Elemente sogar auf fünf:

„The Rule of Five postulates that complex, multi-layered menus offering more than five main choices tend to confuse web users“ (Zeldman, 2001).

Sein Ansatz ist weniger ein wissenschaftlicher als ein auf praktischer Erfahrung

beruhender. Die Anzahl fünf entspricht aber gleichzeitig dem von Miller ermit-

telten Minimalwert: 7-2=5. Da das Ziel dieser Arbeit ist, die Einfachheit von

Webangeboten zu untersuchen, erscheint mir der letztgenannte Wert als eine

geeignete obere Schranke für die Anzahl zu gruppierender Elemente (5er-

Regel).

3.3.2 Drei-Klick-Regel

Die ebenfalls von Zeldman formulierte Drei-Klick-Regel besagt, dass Nutzerin-

nen und Nutzer maximal drei Mausklicks benötigen sollten, um zu den ge-

wünschten Informationen zu gelangen (s. Zeldman, 2001). Auf diese Weise

bleibt der Weg zu dieser Information nachvollziehbar, was die Orientierung

erleichtert. Die Frustration durch lange Suchprozesse wird hierdurch vermie-

den. Ähnlich wie bei Millers Ansatz wird diese Regel durch eine Untersuchung

kritisiert (s. Porter, 2003). Diese besagt, dass Nutzerinnen und Nutzer eine

weitaus größere Ausdauer an den Tag legten und weitaus mehr als sieben Klicks

zumutbar fänden. Sie nähmen im Durchschnitt sogar zwölf Klicks auf sich um

zum gesuchten Inhalt zu kommen bevor sie die Suche aufgeben. Berücksichtigen

wir jedoch die Anforderung der Einfachheit, so erweist sich die Berücksichti-

gung der Drei-Klick-Regel als sinnvolle Maßnahme bei der Strukturierung eines

Webangebots. Eine solche Vorgehensweise führt zu einer flachen Struktur, die

leichter zu handhaben ist:

„Generally, it has been found that people make fewer navigational mis-

25

takes if the hierarchical structure of the site is broader rather than ‚dee-per’. The reasoning is that the deeper the level, the more the user has to rely on short-term memory“ (Rainger, 2003, S.14).

3.4 Ergänzende Aspekte zur Sprache

Die Untersuchung von Sprache beschränkt sich im Rahmen dieser Arbeit auf die

textuelle Ebene, weil gesprochene Sprache im Rahmen der Web-Gestaltung

eine unwesentliche Rolle spielt. Nach Nees lassen sich hinsichtlich des Lesepro-

zesses eine visuell wahrnehmbare Komponente und eine kognitiv erfassbare

Komponente differenzieren:

„Reading can be divided into two processes: a visual process and a cogni-tive one, or a look-and-search process and a comprehend-and-absorb process“ (Nees, 1988, S.15).

Beide Aspekte sind untrennbar miteinander verwoben. Sie werden im Rahmen

der Forschung zur Textverständlichkeit untersucht, haben aber bislang keinen

Eingang in die zuvor ausgeführten Richtlinien und Normen gefunden. Die in

diesem Kontext existierenden Begriffe von Textverständlichkeit, Lesbarkeit auf

der einen und Readibility im englischsprachigen Raum auf der anderen Seite sind

nicht trennscharf (s. hierzu Wessels, 2003; CLAD, o.J.; Langer, Thun, & Tausch,

1990; Groeben, 1982; Wetzchewald, 2002; Klare, 1976). Es lassen sich zwei

unterschiedliche Strömungen herausdestillieren, nach denen dieses Kapitel ge-

gliedert ist:

1. Lesbarkeitsforschung, die sich mit quantitativ (objektiv) messbaren Textei-

genschaften befasst.

2. Verständlichkeitsforschung, die sich mit qualitativen Texteigenschaften und

der Interaktion zwischen Text und Leser befasst.

Beide Ansätze finden ihren Niederschlag in Leitfäden, die außerhalb der Richtli-

nien und Normen existieren, wie (ILSMH, 1998), (bifos, 2001), (Mencap, 2002)

und (Rainger, 2003). Diese beschäftigen sich mit dem Konzept der „leichten

Sprache“ (auch mit „einfacher Sprache“ bezeichnet), deren Zielgruppe vorrangig

Menschen mit kognitiven Einschränkungen sind. Erstellt man ein Webangebot

spezifisch für diese Gruppe, beinhaltet dies eine „Übersetzung“ und kann auch

eine Reduzierung der Inhalte bedeuten. Doch nicht nur diesen Menschen hilft

die Berücksichtigung dieses Konzepts beim Verständnis von Texten. Auch Men-

schen mit begrenzter Bildung oder Menschen, deren Muttersprache nicht der

offiziellen Sprache der Gemeinschaft entspricht, in der sie leben, können hier-

26

von profitieren (vgl. ILSMH, 1998, S. 9). Als Beispiel für leichte Sprache soll hier

ein Eintrag aus dem Wörterbuch für einfache Sprache dienen:

„Internet: weltweites internationales Datennetz. Hier findet man mit dem Computer Informationen aus der ganzen Welt. Es gibt über alles Informa-tionen“ (bifos, 2001, S. 15).

Im Anhang befindet sich außerdem eine Broschüre, die vom Bremischen Sena-

tor für Soziales anlässlich der Weihnachtshilfe-Aktion 2003 herausgegeben

wurde. Im Web hat der Bundesbeauftragte für die Belange behinderter Men-

schen u. a. ein Eckpunktepapier in leichte Sprache übersetzt. Die Angebote von

www.lebenshilfe-angesagt.de und www.people1.de sind ebenfalls in leichter

Sprache realisiert.

Eine Anwendung dieser Ansätze findet sich auch in den Leitfaden zur spezifi-

schen Behandlung von Text im Rahmen von Webangeboten aus dem Bereich

der Web Usability, z.B. bei (Thissen, 2003), (Nielsen & Tahier, 2002) und

(Nielsen & Morkes, 1997).

3.4.1 Lesbarkeitsformeln

Um die Komplexität von Texten zu analysieren, spielt die Länge von Worten

und Sätzen eine wesentliche Rolle, allerdings abhängig von Grammatik und

Struktur der jeweiligen Sprachfamilie (Beispiel: die vergleichende Analyse eines

deutschen und eines englischen Texts würde zu völlig unterschiedlichen Ergeb-

nissen führen).

Die Textverständlichkeit lässt sich mittels sogenannter Lesbarkeitsformeln

überprüfen. Durch das Einsetzen von Textvariablen wie der Satzlänge kann ein

konkreter Zahlenwert für den Text ermittelt werden, der innerhalb einer Pro-

zentskala einzuordnen ist. Ein verbreitetes Verfahren dieser Art ist der Reading

Ease Index von Flesch, der für die englische Sprache entwickelt wurde und sich

nach folgender Formel ermitteln lässt:

Flesch-Index = 206,835 – (1,015 DSL) – (84,6 DSW)

Dabei gilt:

DSL = durchschnittliche Satzlänge

DSW = durchschnittliche Anzahl der Silben pro Wort

Je höher der erreichte Wert, desto höher die Leseleichtigkeit (Reading Ease; s.

Wessels, 2003, S. 50).

Eine weitere Lesbarkeitsformel ist die „Simple Measure Of Gobbledegook

(SMOG) readability formula“, die beispielsweise im „Reading Effectiveness Tool“

27

zum Einsatz kommt (s. CLAD, o.J.). Dieses Werkzeug dient dazu, Texte darauf-

hin zu überprüfen, ob sie für eine bestimmte Schulstufe geeignet sind und wird

in den USA und Kanada zur Unterstützung von Lehrkräften eingesetzt. Der

ausführliche Fragebogen befindet sich im Anhang. Es ist dabei zu berücksichti-

gen, dass die genannten Verfahren im englischsprachigen Raum entwickelt wur-

den, weswegen sie bei der Anwendung auf die deutsche Sprache angepasst

werden müssten.

Eine Auswertung quantitativer Textmerkmale lässt sich auch mithilfe der in

Microsoft Word vorhandenen Lesbarkeitsstatistik durchführen. Das Projekt

„Barrierefrei informieren und kommunizieren“ (BIK) stellt im Rahmen seines

BITV-Tests diese Möglichkeit vor (vgl. BIK, 2004). Im Rahmen der Recht-

schreibprüfung kann man so die durchschnittliche Anzahl von

Zeichen pro Wort

Wörtern pro Satz und

Sätzen pro Absatz

ermitteln.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese quantitativen Verfahren allerdings

keinen Aufschluss darüber geben, ob die Länge der Sätze und Worte inhaltlich

angemessen ist oder ob die gewählten Worte sprachlich einfach sind. Lange

Sätze können diesbezüglich ebenso einfach sein wie kurze schwer.

„Because the readability formula are based on measuring words and sen-tences, they cannot take into account the variety of resources available to different readers. Reader resources are word recognition skills, interest in the subject, and prior knowledge of the topic. The formula cannot meas-ure the circumstances in which the reader will be using the text or form – both the psychological and the physical situations. The formula cannot ad-just for the needs of people for whom the text is written in a second or additional language“ (Klare, 1976).

Die durch die Lesbarkeitsformeln ermittelten Werte stellen eine Orientie-

rungshilfe dar. Durch ihre quantitative Ausrichtung bleibt offen, ob sie wirklich

helfen können, die eigene Textgestaltung zu reflektieren.

3.4.2 Modelle zur Textverständlichkeit

Zur qualitativen Bewertung der Textverständlichkeit existieren im Wesentli-

chen zwei Ansätze:

1. Das Hamburger Verständlichkeitsmodell

2. Verständlichkeitsdimensionen nach Groeben

28

Beide berücksichtigen die Dimension der Einfachheit als eigenständige Kompo-

nente, weswegen diese in den folgenden Ausführungen besonders berücksichtigt

werden soll. Allerdings besteht auch hier das grundlegende Problem, dass die

Beurteilung von Texten mit dargestellten Kriterien stark von der Einschätzung

der Person abhängt, die diesen Text bewertet. Deren Einschätzung wiederum

wird durch z. B. ihre Vorkenntnisse oder ihren Bildungsstand bestimmt. Dieser

Umstand gewinnt an Komplexität, wenn man berücksichtigt, dass bewertende

und rezipierende Person hinsichtlich dieser Eigenschaft stark voneinander ab-

weichen können, was eine angemessene Bewertung erschwert.

Das Hamburger Verständlichkeitsmodell wurde bereits in den 1970er Jahren von

der Hamburger Psychologengruppe Langer, Schulze von Thun und Tausch ent-

wickelt und stellt immer noch eine der verbreitetsten Vorstellungen zu Ver-

ständlichkeit dar (s. Wessels, 2003, S.51). Es beinhaltet vier Dimensionen:

Einfachheit Gliederung – Ordnung

Kürze – Prägnanz Anregende Zusätze

Abbildung 4: Verständlichkeitsdimensionen, Quelle: nach Langer et al., 1990, S.12

Nach diesem Ansatz kann die Dimension der Einfachheit mittels einer sieben-

stufigen Skala bewertet werden, wobei dem jeweiligen Merkmal sein Gegenteil

auf der Skala gegenübergestellt wird (semantische Diffenziale).

Einfachheit + + + 0 – – – Kompliziertheit

einfache Darstellung komplizierte Darstellung

kurze, einfache Sätze lange, verschachtelte

geläufige Wörter ungeläufige Wörter

Fachwörter erklärt Fachwörter nicht erklärt

konkret abstrakt

anschaulich unanschaulich

Abbildung 5: Beurteilungsschema für „Einfachheit “, Quelle: nach Langer et al., 1990, S.16

Diese Merkmale sind hilfreich bei der eigenen Überprüfung der Gestaltung von

Texten, aber: die beurteilende Person eines Textes muss sich selbst einen Beg-

riff von den zu beurteilenden Texteigenschaften machen. Es wird keine Anwei-

sung gegeben, wie man sie objektiv und präzise bestimmt. Auch auf der Wort-

ebene werden ähnliche Probleme sichtbar. So stellt sich zum Beispiel die Frage,

wann man ein Wort als „geläufig“ bezeichnen kann. Zudem ist es inkonsistent,

29

die „Einfachheit“ eines Textes durch seine „einfache Darstellung“ – also unter

Verwendung des selben Begriffes – zu definieren (s. Wetzchewald, 2002).

Groeben entwickelte 1982 sein theoriegeleitetes Konzept der vier Verständlich-

keitsdimensionen (vgl. Groeben, 1982):

30

1. Stilistische Einfachheit

2. Semantische Redundanz (keine wörtliche Wiederholung wichtiger In-

haltselemente, keine Weitschweifigkeit)

3. Kognitive Strukturierung (Arrangieren der Textinhalte in Sequenzen,

Zusammenfassungen, Geben von Beispielen)

4. Kognitiver Konflikt (Alternative Problemlösungen, Fragen)

Aufgrund ihrer Relevanz für die betrachtete Fragestellung wird die Dimension

der „Stilistischen Einfachheit“ ausführlich betrachtet. Groeben weist dieser

Dimension folgende Merkmale zu:

kurze Satzteile,

aktive Verben,

aktiv-positive Formulierungen,

keine Nominalisierungen,

persönliche Wörter,

keine Satzverschachtelungen.

Ebenso wie das Hamburger Modell bietet der Ansatz von Groeben Unterstüt-

zung bei der Beurteilung und damit auch bei der Gestaltung von verständlichen

Texten. Er ist aber hinsichtlich der Merkmale mit denselben Problemen der

intersubjektiven Einschätzung verbunden. Beide – Hamburger Modell und der

Ansatz von Groeben – haben mit ihren Kriterien Eingang in Leitfäden zum Ver-

fassen leicht verständlicher Texte gefunden, die im Rahmen des Kriterienkata-

logs in Kap. 3.5 aufgegriffen werden.

3.5 Einfachheit: Definition und Operationalisierung

Im Folgenden soll der Versuch einer systematischen Aufbereitung unternom-

men werden, in dem die zuvor dargestellten Richtlinien und Konzepte zusam-

mengeführt und operationalisierbare Kriterien entwickelt werden. In diesem

Rahmen wird der in Kap. 2.1 eingeführte Begriff der Einfachheit im Kontext der

Fragestellung genauer spezifiziert. Dabei gehe ich davon aus, dass die folgenden

Kriterien hinsichtlich Software-Ergonomie und Barrierefreiheit bereits erfüllt

sind, da sie meiner Ansicht nach notwendige Bedingungen für die Gestaltung

gebrauchstauglicher, barrierefreier Webangebote darstellen.

31

Software-Ergonomie

- Aufgabenangemessenheit

- Steuerbarkeit

- Fehlertoleranz

- Individualisierbarkeit

- Lernförderlichkeit

Barrierefreiheit

- Wahrnehmbarkeit

- Bedienbarkeit

- Robustheit

Ihre Umsetzung lässt sich aus den genannten Richtlinien entnehmen. Die Aufga-

be dieser Arbeit hingegen ist es, Kriterien zu entwickeln, die über diese hinaus

zur Bestimmung von Einfachheit im Hinblick auf Orientierung und Sprache die-

nen. Darüber hinaus fließen die in Kap. 3.3 und 3.4 dargelegten Aspekte zu

Orientierung und Sprache in die Kriterienbildung ein.

Der Aspekt der Sprache wurde in den verabschiedeten Richtlinien zur Barriere-

freiheit (WCAG 1.0 bzw. der BITV) kaum berücksichtigt. Die WCAG 2.0 wie-

derum sind weder verabschiedet, noch enthalten sie detaillierte Kriterien. Da-

her finden vor allem Kriterien aus existierenden Leitfäden Berücksichtigung. Bei

der Betrachtung von Schriftsprache allerdings kann die Dimension der Wahr-

nehmung nicht vernachlässigt werden, da die Darstellung und damit die Wahr-

nehmbarkeit für das Textverständnis ein entscheidender Faktor ist. Dies zeigt

auch die Tatsache, dass alle in dieser Arbeit berücksichtigten Leitfäden sowohl

die inhaltliche Textgestaltung als auch die Darstellung von Texten berücksichti-

gen. Da sich die Typografie ausführlich mit der letzteren Thematik befasst hat,

verzichte ich hier auf eine Erläuterung.

In Abbildung 6 werden die verschiedenen Ansätze zusammengeführt. Die im

Folgenden berücksichtigten Dimensionen werden hierbei fett und kursiv darge-

stellt.

32

Abbildung 6: Ausführliche schematische Darstellung zur

„Einfachheit “

Es folgt die tabellarische Auflistung der erarbeiteten Kriterien in Form von Fra-

gen. Mit „Herkunft“ wird hierbei die Quelle bezeichnet, aus der das jeweilige

Kriterium übernommen oder abgeleitet wurde.

Kriterien zur Orientierung

Nr. Kriterium Herkunft O 01 Wird ein bekannter Seitenaufbau (Zonenkonzept)

gewählt (Hauptnavigationsbereiche links und/oder oben)?

ISO 9241, Erwar-tungskonformität

O 02 Ist der Seitenaufbau auf allen Seiten gleich (durchgän-gige Verwendung des Zonenkonzepts)?

ISO 9241, Erwar-tungskonformität; BITV, Anf. 13, Prio-rität 1; WCAG 2.0, 3.2

O 03 Wird der gewählte Präsentationsstil im Hinblick auf verwendete Farben, Schriften und Formensprache durchgängig beibehalten?

BITV, Anf. 14, Prio-rität 2

33

Nr. Kriterium Herkunft O 04 Werden Navigationsleisten bereitgestellt, um den

verwendeten Navigationsmechanismus hervorzuhe-ben und einen Zugriff darauf zu ermöglichen?

BITV, Anf. 13, Prio-rität 2

O 05 Sind Navigationselemente gleich gestaltet und be-zeichnet? Erscheinen sie am selben Ort?

ISO 9241, Erwar-tungskonformität; BITV, Anf. 13, Prio-rität 1; WCAG 2.0, 3.2

O 06 Unterstützen nicht-textuelle Navigationselemente (Symbole) die Orientierung? Falls ja: Lässt sich die Bedeutung der Symbole erschließen? Ist das Erscheinungsbild zusammengehöriger Symbole konsistent? Sind sie in ihrer Bedeutung unterscheidbar?

ISO 9241, Selbstbe-schreibungsfähigkeit ISO / IEC 11581-1 ISO / IEC 11581-1 ISO / IEC 11581-1

O 07 Enthalten Gruppen von Navigationselementen nicht mehr als 5 Elemente?

5er-Regel; ISO 9241-12

O 08 Gibt es einen Mechanismus, der das Umgehen der Gruppe ermöglicht („Skiplinks“)?

BITV, Anf. 13, Prio-rität 2

O 09 Gibt es Informationen zur allgemeinen Anordnung und Konzeption durch

- hierarchische Struktur - Sitemap / Inhaltsverzeichnis - alternative Navigationsmechanismen (z.B.

Breadcrumb)

WCAG 2.0, 2.4, Level 2, BITV, Anf. 13, Priorität 1

O 10 Sind Informationen mit max. drei Klicks erreichbar? Drei-Klick-Regel

O 11 Gibt es eine logische und schlüssige Tab-Reihenfolge, die Lesereihenfolge und Priorität entspricht?

WCAG 2.0, 2.4, Level 3

O 12 Ist die Tab-Position nachvollziehbar, indem der Fokus auch mausunabhängig sichtbar gesetzt wird?

WCAG 2.0, 2.4, Level 3 (Interpretati-on dieses Punktes nicht vollständig geklärt, aber ein wichtiges Kriterium zu Tastatursteuerung)

O 13 Werden inhaltlich verwandte oder zusammenhängen-de Links gruppiert? Sind die Gruppen eindeutig benannt?

BITV, Anf. 13, Prio-rität 2

O 14 Werden Unterstreichungen nur für Links eingesetzt? ISO 9241: Erwar-tungskonformität, Rainger

O 15 Sind besuchte und nicht besuchte Links klar unter-scheidbar?

ISO 9241: Erwar-tungskonformität

O 16 Verfügen die einzelnen Seiten über einen eindeutigen Seitentitel (HTML: Titles-Element)

WCAG 2.0: 2.4, Level 3

O 17 Korrespondieren Navigationsbenennung und Seiten-überschrift eines Bereichs?

BITV, Anf. 13, Prio-rität 1

Tabelle 1: Kriterien zur Orientierung

Im Wesentlichen profitieren alle Gruppen von den vorgestellten Aspekten.

Ausnahmen bilden die Kriterien

34

[O 06]: Symbole unterstützen zusätzlich Menschen mit kognitiven Ein-

schränkungen und hörgeschädigte Menschen

[O 08: Skiplinks], [O 11: logische Tab-Reihenfolge]: Die Berücksichtigung

dieser Kriterien kommt vornehmlich blinden Menschen und Menschen

mit motorischen Einschränkungen zugute.

[O 12]: Eine sichtbare Tab-Position hilft motorisch eingeschränkten

Menschen bei der Orientierung.

Einige Aspekte wie z. B. Accesskeys wurden in diesem Zusammenhang nicht

berücksichtigt, da sie als Elemente von Steuerbarkeit und Bedienbarkeit zu ver-

stehen sind. Damit gehören sie, wie oben dargestellt, nicht mehr zum Fokus

dieser Arbeit. Ebenfalls ausgeschlossen wurden Kriterien zu Suchfunktionen, da

diese eher der Informationserschließung dienen als der Orientierung im Sinne

der in der Einleitung genannten Nievergeltschen Fragen „ Wo bin ich? Woher

komme ich? Was kann ich hier tun? Wohin kann ich gelangen?“.

Kriterien zur Sprache

Nr. Kriterium Herkunft S 01 Ist die Benennung von Navigationselementen und

Links ohne inhaltliche Vorkenntnisse verständlich? Ist das Ziel jeweils eindeutig identifizierbar

ISO 9241, Selbstbe-schreibungsfähigkeit; BITV, Anf. 13, Prio-rität 1

S 02 Werden bei komplexen und langen Textpassagen Zusammenfassungen angeboten? Sind sie ohne inhaltliche Vorkenntnisse verständlich?

ISO 9241, Selbstbe-schreibungsfähigkeit; ILSMH

S 03 Werden die Inhalte durch Bilder unterstützt? Rainger, Mencap; BITV, Anf. 14.2

S 04 Wird die Verwendung von Fach- und Fremdworten vermieden? Werden sie ggf. bei der ersten Verwendung erklärt?

ILSMH, bifos

S 05 Wird die Nutzung von Abkürzungen und Akronymen vermieden? Werden sie ggf. bei der ersten Verwendung erklärt, im Text oder durch entsprechende HTML-Auszeichnung?

ILSMH, bifos, Rain-ger, BITV, Anf. 4.2

S 06 Werden abstrakte Begriffe vermieden? ILSMH

S 07 Werden immer die gleichen Begriffe für die gleichen Dinge benutzt?

ILSMH

S 08 Wird Alltagssprache verwendet? ILSMH

S 09 Wird eine persönliche Ansprache verwendet? ILSMH, Mencap

S 10 Werden praktische Beispiele eingesetzt? ILSMH, bifos

S 11 Werden vorwiegend aktive Verben benutzt? ILSMH, bifos

35

Nr. Kriterium Herkunft S 12 Werden positive Formulierungen verwendet und der

Einsatz von Verneinungen vermieden? ILSMH, bifos, Men-cap

S 13 Wird die Verwendung des Konjunktivs vermieden? ILSMH

S 14 Wenn Redewendungen und Metaphern eingesetzt werden: sind diese gebräuchlich?

ILSMH

S 15 Wird nur ein Gedanken pro Satz vorgestellt? ILSMH, bifos

S 16 Werden Querbezüge vermieden? ILSMH, bifos

S 17 Wird die Verwendung von Strichpunkten, Kommas und Gedankenstrichen sowie von Sonderzeichen vermieden? Wenn sie verwendet werden: werden sie angemessen und entsprechend ihrer Bedeutung eingesetzt?

ILSMH, bifos, Men-cap

S 18 Werden Zahlen im Fließtext als Ziffern geschrieben und nicht als Wort?

ILSMH, bifos, Men-cap

S 19 Werden kurze Sätze verwendet (durchschnittlich 10 Worte je Satz)?

ILSMH, Mencap, BIK

S 20 Werden vorwiegend kurze Worte verwendet (mög-lichst nicht mehr als drei Silben)?

ILSMH

S 21 Werden Aufzählungen als solche mit entsprechenden Aufzählungszeichen kenntlich gemacht?

Rainger, Mencap

S 22 Werden Absätze zur Strukturierung des Textes verwendet? Sind sie als solche erkennbar? Werden sie (oder Gruppen von ihnen) mit sinnvollen und aussagekräftigen Überschriften versehen?

Rainger; BITV, Anf. 13, Priorität 2

S 23 Unterscheiden sich Überschriften verschiedener Hierarchien untereinander und vom Fließtext?

Rainger

S 24 Wird eine für den Bildschirm geeignete serifenlose Schrift verwendet?

Mencap, bifos

S 25 Ist die Schrift groß genug (mind. entsprechend 12 pt)? Mencap, bifos

S 26 Sind Schrift und Zeilenabstand skalierbar? BITV, Anf. 3

S 27 Werden nicht mehr als zwei Schriftarten verwendet? bifos

S 28 Wird linksbündiger Flattersatz verwendet? (Im Ge-gensatz zu Blocksatz, der im Web zu unschönen Löchern im Schriftbild und damit zu einer erschwer-ten Lesbarkeit führt.)

Mencap, bifos

S 29 Werden die Inhalte zumindest teilweise (in Form von Zusammenfassungen oder ein Auszug wichtiger In-formationen) als Gebärdensprachvideo zur Verfügung gestellt?

Forderungen der Deutschen Gehörlo-senbundes, bislang nicht in Richtlinien berücksichtigt

Tabelle 2: Kriterien zur Sprache

Die präsentierten Kriterien zur Sprache stellen insbesondere für Menschen mit

kognitiven Einschränkungen und für hörgeschädigte Menschen eine Hilfe dar.

Eine Ausnahme bildet [S 17], da die Vermeidung von Satz- und Sonderzeichen

36

auch für blinde Menschen von Vorteil ist, weil auf diese Weise weniger stören-

de Elemente durch die Sprachausgabe wiedergegeben werden, wenn diese be-

schränkt und nur zur Interpunktion statt als grafische Elemente benutzt werden.

Die enge Verzahnung zwischen Orientierung und Sprache wird bei von Benen-

nung von Navigationselementen deutlich. Die Anordnung kann noch so klar und

übersichtlich sein: wenn sie mit unklaren und missverständlichen Begriffen be-

nannt sind, tragen sie eher zur Desorientierung als zur einfachen Orientierung

bei.

Der hier erarbeitete Kriterienkatalog stellt in der vorliegenden Form für sich

genommen kein Prüfverfahren dar. Er kann aber eine Grundlage für ein solches

bieten. Die Schwierigkeit liegt in der großen Anzahl „weicher“ Kriterien, deren

Bewertung stark von der subjektiven Einschätzung der beurteilenden Person

abhängt, wie ich in Kap. 3.4.2 beschrieben habe. Valide Aussagen können hier

nur durch umfangreiche Tests mit verschiedenen Testpersonen gewonnen wer-

den. Es fällt auf, dass in WCAG / BITV für Einfachheit relevante Kriterien zu

Orientierung und Sprache mit geringer Priorität berücksichtigt wurden. Das

gleiche gilt für den BITV-Kurztest von BIK. Die schwierige Operationalisierbar-

keit dieser Kriterien hat bei ihrer Priorisierung eine wesentliche Rolle gespielt:

„Manche Anforderungen können nur schwer geprüft werden, es kann leicht zu fehlerhaften Bewertungen kommen. Solche Anforderungen haben eher geringe Punktwerte“ (BIK, 2004).

Der vorgelegte Katalog kann aber ein Mittel darstellen, um für die behandelte

Problematik zu sensibilisieren und kann als Werkzeug zur Selbstkontrolle bei

der Erstellung sowie zur Expertenevaluation genutzt werden.

Im Folgenden wird die Anwendung der Kriterien im Rahmen des Praxisbeispiels

analysiert.

37

4 Praxisbeispiel: Stadtbibliothek Bremen

4.1 Rahmenbedingungen und Vorgehensweise

Diese Arbeit entstand im Kontext des Relaunch des Webangebots der Stadtbib-

liothek Bremen, der im Rahmen einer Kooperation zwischen dem studentischen

Projekt ACCESS im Studiengang Informatik an der Universität Bremen und dem

Unternehmen WebMen Internet realisiert wurde.

Der Relaunch war verbunden mit folgenden Zielsetzungen:

1. Das Webangebot sollte kundenfreundlicher und serviceorientierter als das bis-

herige sein.

Um für die Erreichung dieses Ziels Ideen zu entwickeln, wurde gemein-

sam von ACCESS und WebMen Internet ein Workshop mit der Stadt-

bibliothek durchgeführt. Funktionen, wie z. B. die Katalogsuche, sollten

stärker in den Vordergrund rücken. Aufgrund der Einbindung externer

Softwaremodule wie dem Online-Katalog OPAC konnte dies aber nur

begrenzt realisiert werden. So konnten die Kontofunktionen, die zur

Verwaltung des eigenen Nutzerkontos dienen, nicht aus dem Katalog ge-

löst werden und sind weiterhin nur über diesen zu erreichen.

2. Die Umsetzung sollte barrierefrei erfolgen.

Dieses Ziel kann auch als ein Teilziel zu 1. verstanden werden. Es lag der

Stadtbibliothek aber auch daran, eine Vorreiterrolle einzunehmen: außer

den Bücherhallen Hamburg hat bislang keine deutsche Bibliothek die Kri-

terien von Barrierefreiheit in ihrem Webangebot berücksichtigt. Eine

umfangreiche Evaluation, die von den Studierenden im Projekt ACCESS

durchgeführt wurde, legte bei der alten Website schwerwiegende Män-

gel im Hinblick auf Barrierefreiheit offen, die im Rahmen des Relaunchs

behoben werden sollten. Die entsprechende Anpassung des Kataloges

war gleichfalls geplant, konnte aber aus o. g. Grund nicht realisiert wer-

den. Die Einbindung externer Softwaremodule stellte sich auch hier als

problematisch heraus, da eine Anpassung an die Kriterien von Barriere-

freiheit nur über den Hersteller geschaffen werden kann. Die barriere-

freie Realisierung sollte sich am bestehenden Corporate Design orientie-

ren.

38

3. Die gesamte Website sollte auf Basis eines Content Management Systems

(CMS) erstellt werden.

Die bisherige Website wurde nur zu einem geringen Teil dynamisch er-

zeugt. Im Zuge des Relaunchs sollte die Stadtbibliothek in die Lage ver-

setzt werden, mittels einer dezentralen Redaktion selbstständig die Pfle-

ge der Inhalte inklusive der Navigation vorzunehmen.

Bei der Umsetzung bestand zwischen den Projektbeteiligten folgende Aufgaben-

teilung:

Stadtbibliothek:

Definition der Anforderungen

Bereitstellung erforderlicher Informationen

Redaktionelle Bearbeitung und Betreuung

ACCESS:

Evaluation der alten und der neuen Website

Implementierung spezieller Funktionen wie Kartenreservierung und Ver-

anstaltungsverwaltung

Durchführung von Nutzertests mit Menschen mit Behinderungen

WebMen Internet:

Erarbeitung eines neuen inhaltlichen Konzepts mit der Stadtbibliothek

grafische Gestaltung unter Berücksichtigung der Kriterien der Barriere-

freiheit

Bereitstellung und Anpassung des Content Management Systems

Im Rahmen dieses Projekts wurde von mir die Erarbeitung des Konzepts vorge-

nommen. Darüber hinaus war ich an der Entwicklung der grafischen Gestaltung

beteiligt, habe die technische Umsetzung koordiniert, sowie die Leitfäden für die

Redaktion erstellt und zusammen mit ACCESS die Schulung durchgeführt.

Zusätzlich wurden gemeinsam mit ACCESS Tests mit Menschen mit Behinde-

rungen durchgeführt. Hierbei wurden auch Aspekte zu Orientierung und Spra-

che untersucht. Allerdings konnten hierbei keine wirklich verallgemeinerbaren

Ergebnisse generiert werden, da die Fragen zu unspezifisch gestellt wurden und

eine zielgerichtete Analyse nicht möglich war. Dennoch ergaben sie wertvolle

Hinweise für die Gestaltung und Optimierung des Angebots.

Im Folgenden wird die Berücksichtigung der in Kap 3.5 entwickelten Kriterien

im Rahmen des Praxisbeispiels nachvollzogen. Das jeweils einbezogene Kriteri-

um erscheint hierbei in eckigen Klammern.

39

4.2 Aspekte der Orientierung

4.2.1 Struktur des Webangebots

Bei der Strukturierung des Webangebotes für den Relaunch war das Ziel, die

Kundenfreundlichkeit zu erhöhen. Das Dienstleistungsangebot der Stadtbiblio-

thek Bremen sollte in den Vordergrund und die Selbstdarstellung in den Hinter-

grund gerückt werden. Dabei wurde der Versuch unternommen, die Tiefe der

Struktur ausgeglichen anzulegen. Dies ließ sich aber nur begrenzt realisieren, da

auf inhaltliche und organisatorische Zusammenhänge Rücksicht genommen

werden musste. So sollten die verschiedenen Funktionen, die der Online-

Katalog OPAC bietet, wie etwa die Anzeige der entliehenen Medien oder der

Zugriff auf die Benutzerdaten direkt über die Navigation verfügbar gemacht

werden. Da es sich hierbei aber um ein Fremdmodul handelt, konnte dies nicht

implementiert werden. Stattdessen muss auf den OPAC über einen externen

Link zugegriffen werden. Die Struktur wurde in Abstimmung mit allen Projekt-

beteiligten erarbeitet.

Es sollte eine einfache Struktur konzipiert werden, die von Nutzerinnen und

Nutzern wenig Ausdauer bei der Bedienung verlangt. Daher wurde unter Be-

rücksichtigung der Drei-Klick-Regel [O 10] die maximale Tiefe auf drei Ebenen

beschränkt. Diese Tiefe wird an zwei Stellen überschritten, an denen Detailan-

zeigen zu Informationen wie „Pressemitteilungen“ oder „Für Sie ausgewählt“

erforderlich sind (s. Abbildung 7).

Die Anzahl der Elemente in den jeweiligen Gruppen sollte eigentlich fünf nicht

überschreiten [O 07: 5er-Regel]. Dies ließ sich nicht immer durchhalten, weil

inhaltliche und organisatorische Zusammenhänge zu berücksichtigen waren. So

gibt es bspw. sieben Stadtteilbiliotheken, die gleichrangig behandelt werden. Und

auch die Anzahl der im Bereich „Über uns“ aufgeführten Projekte der Stadtbib-

liothek hat sich im Nachhinein vergrößert, da es mehr Projekte gibt, es sich

aber bislang noch nicht ergeben hat, diese sinnvoll zu gruppieren. Zumal letzte-

res auch zur Einführung einer weiteren Ebene in diesem Bereich geführt hätte.

Um die Hauptnavigationspunkte in handhabbare Gruppen zu gliedern, wurde

eine Unterteilung in eine globale Navigation, die allgemeine Funktionen enthält,

und eine inhaltliche Navigation erwogen. Hierauf werde ich im folgenden Kapitel

detaillierter eingehen.

40

Abbildung 7: Sitemap

41

Insgesamt sind drei Möglichkeiten zur Orientierung vorgesehen:

1. ein Navigationsbereich [O 04: Bereitstellung von Navigationsleisten]

2. eine ergänzende Breadcrumb-Navigation, die den aktuellen Standort und

den Weg dorthin wieder gibt [O 09: Informationen zu Anordnung und

Konzept]

3. eine Inhaltsübersicht, die die Struktur der Site wiedergibt und die Inhalte

durch Verlinkung erreichbar macht [O 09: Informationen zu Anordnung

und Konzept]. Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass der Begriff „Site-

map“ häufig für eine solche Funktionalität verwendet wird. Er steht je-

doch eigentlich für eine grafische Visualisierung der Struktur, etwa durch

eine Baum-Darstellung wie sie auch hier verwendet wird. Der Begriff

„Inhaltsübersicht“ wurde gewählt, weil er der Funktion eher entspricht

und das englische Lehnwort „Sitemap“ so vermieden werden kann.

Zusätzlich wird eine Volltextsuche über die Website angeboten.

4.2.2 Zonenkonzept

Der Begriff des „Zonenkonzepts“ ist der ISO 9241-12 entnommen und soll hier

dazu dienen, die Anordnung der in Kap. 4.2.1 erläuterten Elemente innerhalb

der Bildschirmdarstellung zu bezeichnen. Das Zonenkonzept für den Relaunch

des Webangebots der Stadtbibliothek Bremen sieht wie folgt aus:

Abbildung 8: Zonenkonzept

42

Es wird ersichtlich, dass erkennbare Navigationsleisten zur Verfügung gestellt

werden [O 4: Bereitstellung von Navigationsleisten]. Aus Gründen der Erwar-

tungskonformität wurde die inhaltliche Navigation links und die globale Naviga-

tion oben positioniert [O 01: bekannter Seitenaufbau], da diese Anordnung im

Web sehr verbreitet ist. Sie wird innerhalb des gesamten Angebots durchgehal-

ten [O 2: gleicher Seitenaufbau auf allen Seiten]. Der darüber angeordnete Kopf

mit Illustration und Logo weist auf den Inhaltsanbieter hin. Oberhalb der globa-

len Navigation wurde auch die Sprachwahl angesiedelt. Allerdings wird der

Relaunch nur mit der deutschen Version stattfinden, weswegen die Sprachwahl

z. Zt. nicht sichtbar ist. Unterhalb der globalen Navigation wurde die Breadc-

rumb-Navigation angeordnet. In der obigen Darstellung ist diese mit „Navigati-

onspfad“ bezeichnet, da diese für eine Präsentation bei der Stadtbibliothek ver-

wendet wurde und die Konvention darin bestand, nur durchgehend deutsche

Begriffe zu verwenden.

Die Entscheidung für eine Gruppierung der Hauptnavigationspunkte in eine

inhaltliche und eine globale Navigation hat zweierlei Konsequenzen:

1. Es werden zwei Rubriken für funktional unterschiedliche Inhalte einge-

führt.

Globale Navigation = site-übergreifende Funktionen:

- Zugang zur Startseite

- Hilfe

- Inhaltsübersicht

- Volltextsuche über die Website

Die Sprachwahl ist auch als site-übergreifende Funktion zu ver-

stehen und daher nahe an der globalen Navigation positioniert.

Inhaltliche Navigation = Zugriff zu den Inhalten:

- Katalog und Konto

- Service

- Standorte

- Aktuell

- Über uns

- Kontakt

2. Auf diese Weise konnte die Anzahl der Elemente in den Gruppen auf

maximal sechs reduziert und damit eine bessere Übersichtlichkeit und

Verständlichkeit gewährleistet werden [O 07: 5er-Regel].

Die Konsistenz des Zonenkonzept ist eingehalten und wird durch Verwendung

von CSS gewährleistet [O 02: gleiches Zonenkonzept auf allen Seiten]. Dies gilt

ebenso für den Präsentationsstil [O 03: durchgängiger Präsentationsstil]. Dieser

43

wird unterstützt durch eine Farbkodierung für die Hauptbereiche, die eingesetzt

wird, um die vorherrschende Einfarbigkeit aufzulösen und gleichzeitig visuell die

Orientierung zu unterstützen.

4.2.3 Navigationsgestaltung

Ein wesentlicher Aspekt bei der Navigationsgestaltung sind Piktogramme, die als

nicht-textuelle Elemente zu einer Vereinfachung der Orientierung beitragen

sollen. Sie erscheinen in der inhaltlichen Navigation. Ihnen wird aufgrund ihrer

besonderen Bedeutung im Rahmen des Konzepts in 4.2.3.1 ein eigener Ab-

schnitt gewidmet. Die konsistente Gestaltung, Anordnung und Bezeichnung der

Navigationelemente wird durch das CMS gewährleistet [O 05: gleiche Gestal-

tung der Navigationselemente].

Abbildung 9: Inhaltli-che Navigation

Zu sehen ist in Abbildung 9 die inhaltliche Navi-

gation mit der ausgewählten dritten Ebene. Der

ausgewählte Bereich ist an der farblichen Kenn-

zeichnung und an der Invertierung der Schrift

(hier: Standorte) erkennbar. Dieser Zustand

wird auch erreicht, wenn mit Maus oder Tab-

Taste der Fokus gesetzt wird. Auch in den übri-

gen Ebenen werden Maus und Tab-Taste diesbe-

züglich mittels CSS-Angaben gleichbehandelt [O

12: sichtbare Tab-Position].

Die Gruppierung der weiteren Unterpunkte

hierzu ist durch Einrückung und Aufzählungszei-

chen erkennbar [O 13: Gruppierung von Links].

Zur Festlegung der Tab-Reihenfolge wurde das Attribut „tabindex“ bei den

jeweiligen Links verwendet [O 11: logische Tab-Reihenfolge]. Hierbei galt es zu

berücksichtigen, dass die Navigation über das CMS modifiziert werden kann und

daher keine statischen Werte gesetzt werden können. Diese Reihenfolge ist

folgendermaßen definiert:

1. globale Navigation

2. inhaltliche Navigation

3. Inhaltsbereich

Es wurden versteckte Links gesetzt, die nur für Nutzerinnen und Nutzer von

Screenreadern erkennbar sind. Mit ihrer Hilfe können die globale Navigation,

44

die inhaltliche Navigation und der Inhaltsbereich direkt angesteuert werden

[O 08: Skiplinks]. Für motorisch eingeschränkte Menschen besteht nicht die

Möglichkeit, Linkgruppen zu überspringen, da keine Lösung gefunden wurde, die

entsprechenden Skiplinks so zu visualisieren, dass hierdurch nicht das visuelle

Erscheinungsbild und die Übersichtlichkeit beeinträchtigt wird.

Im Inhaltsbereich werden Unterstreichungen nur für Links verwendet. Dies ist

wiederum über CSS definiert [O 14: Unterstreichung von Links]. Ebenso wird

eine Unterscheidung zwischen besuchten und nicht besuchten Links insbeson-

dere für die Inhaltsübersicht realisiert [O 15: Unterscheidbarkeit besuchter

Links].

Den einzelnen Seiten wird über das CMS dynamisch ein eindeutiger Seitentitel

zugewiesen, der sich aus Elementen der Navigationsbezeichnungen zusammen-

setzt (Beispiel: „Stadtbibliothek Bremen - Service - Zum ersten Mal anmelden“)

[O 16: Eindeutiger Seitentitel].

Der Bezug zwischen Navigationsbenennung und Seitenüberschrift kann über das

CMS realisiert werden. Die Redaktion wurde darauf hingewiesen, dies entspre-

chend zu berücksichtigen [O 17: Bezug zwischen Navigation und Seitenüber-

schrift].

4.2.3.1 Piktogramme

Mit dem Einsatz von Piktogrammen wurden zwei Ziele verfolgt: Orientierung

und Verständnis der Hauptnavigationspunkte sollten unterstützt und die Websi-

te aufgewertet werden [O 06: nicht-textuelle Elemente]. Außerdem wurde in

Kap. 3 bereits festgestellt, dass Symbole in Kombination mit Schrift ein wesent-

liches Hilfsmittel für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen darstellen. Sie

bieten jedoch auch für das breite Publikum eine Hilfe, da sie Menschen mit ge-

ringerer Lesekompetenz, wie bspw. Migranten unterstützen. Außerdem tragen

die Piktogramme zur optischen Auflockerung und ästhetischen Aufwertung des

Angebots bei, was ihm in seiner Funktion als Publikumssite zusätzliche Attrakti-

vität verleiht. Zudem tragen sie dazu bei, inhaltliche Bereiche bei wiederholter

Benutzung der Site leichter wieder zu erkennen. Es wurde auch darüber nach-

gedacht, für die zweite Ebene der inhaltlichen Hauptnavigation und die globale

Navigation Piktogramme zu verwenden. Dies hätte aber eher zur Unübersicht-

lichkeit beigetragen.

Über die Frage, ob für das Webangebot nun Piktogramme verwendet werden

sollen oder nicht, entstand sowohl innerhalb der Gruppe der Beteiligten im

Projekt ACCESS als auch bei der Stadtbibliothek eine rege Diskussion. Es wur-

45

den daher verschiedene Vorschläge unterbreitet und mittels eines Online-

Fragebogens ein Meinungsbild ermittelt. Darüber hinaus wurde Petra Groß vom

Netzwerk People First e.V., einem Verein zur Förderung der Selbstvertretung

von Menschen mit Lernschwierigkeiten, hinzugezogen. Sie sprach sich klar im

Allgemeinen für die von Verwendung Piktogrammen aus und empfand die vor-

liegenden als Hilfestellung. Dies führte zu einer Gesamtentscheidung zugunsten

ihrer Verwendung.

Die Gestaltung der Piktogramme sollte sich am bestehenden Corporate Design

und auch an den bereits existierenden Piktogrammen orientieren. Sie zeichnen

sich durch die Verwendung eines Kreises und eines blauen, aus dem Stadtbiblio-

thekslogo entlehnten Quadrats aus und wurden bislang rein illustrativ im In-

haltsbereich verwendet. Außerdem sind die Piktogramme aus elementaren

Formen konstruiert, damit sie leicht zu erfassen sind. Entsprechend wurden klar

erkennbare und vertraute Grundformen eingesetzt, um die Erschließung der

Bedeutung zu erleichtern. Und darüber hinaus wurde mit Metaphern gearbeitet,

die verbreitet und damit leicht verständlich sind. Gerade der letzte Aspekt stell-

te eine große Herausforderung dar. Gemeinsam mit dem Grafiker Marco

Grunwald, der die Piktogramme realisiert hat, gelang es, praktikable Lösungen

zu finden:

Katalog

Dieser wurde bislang durch Karteikarten mit Reitern symboli-

siert. Diese Darstellung erschien uns aber weder visuell noch

inhaltlich eindeutig. Daher griffen wir auf die bekannte Meta-

pher des aufgeschlagenen Buchs zurück. Ideal ist diese Lösung

dennoch nicht, denn weder die alten Zettelkästen noch die

aktuellen digitalen Kataloge lassen sich damit repräsentieren. Es

schien aber nach Absprache mit der Projektgruppe die pas-

sendste Illustration zu sein.

Service

Inhaltlich ist dieser Bereich durch Dienstleistungen geprägt, die

von der Stadtbibliothek den Kundinnen und Kunden an-

geboten werden. Dieser Aspekt soll durch die anbietende

Hand mit dem Tablett charakterisiert werden.

46

Standorte

Das Haus symbolisiert die Verortung der jeweiligen Bibliothe-

ken in den Stadtteilen.

Aktuell

Ursprünglich sollte dieser Bereich mit einem abgerissenen

Kalenderblatt repräsentiert werden. Da hier aber in diesem

Bereich nicht nur Veranstaltungen mit entsprechenden Termi-

nen enthalten sind, erschien dieses Bild nicht mehr passend.

Stattdessen wurde ein stilisiertes Megafon gewählt, dass für

aktuelle Ankündigungen steht.

Über uns

Durch die Verwendung des Logos wird der Bezug der Stadtbib-

liothek auf sich selbst visualisiert.

Kontakt

Die Kommunikation der Stadtbibliothek mit ihren Kundinnen

und Kunden wird durch eine stilisierte Gesprächsituation ver-

bildlicht.

Tabelle 3: Übersicht über die neuen Piktogramme

Das Piktogramm für den Bereich „Mein Konto“ wird

zunächst nicht verwendet, da es aus technischen Gründen

keinen gesonderten Zugang zu den Kontofunktionen

geben wird. Durch den Pfeil auf die stilisierte Menschen-

darstellung soll verdeutlicht werden, dass es sich um

„meine“ Daten handelt, die „ich“ hier einsehen und bear-

beiten kann. Dieses Beispiel verdeutlicht die Herausfor-

derungen bei der Gestaltung solcher Zeichen, die umso

größer werden, je abstrakter der darzustellende Begriff

ist. In diesem Fall wurde zwar eine Visualisierung gefun-

den. Interviews mit verschiedenen behinderten und

nichtbehinderten Nutzern haben aber gezeigt, dass sie

nicht wirklich leicht erschließbar ist.

Abbildung 10: Piktogramm zu „Mein Konto “

47

4.3 Aspekte der Sprache

4.3.1 Leichte Sprache im Angebot der Stadtbibliothek Bremen

Im Rahmen des Relaunchs des Webangebots sollte mit Hilfe der oben entwi-

ckelten Kriterien die einfachste, dem Inhalt und der Zielgruppe angemessene

Sprache verwendet werden. Die konzeptionellen Überlegungen wurden beglei-

tet von der Frage, an wen sich das Angebot in der Hauptsache richtet: an Men-

schen mit einem ausgeprägtem Interesse an Medien, wobei Literatur in ihren

unterschiedlichen Gattungen und damit Schriftsprache und Bücher trotz des

immer breiter werdenden Angebots der Stadtbibliothek noch immer eine zent-

rale Rolle einnimmt. Die Mehrheit der Nutzerinnen und Nutzer des Webange-

bots der Stadtbibliothek bringt eine hohe Sprachkompetenz mit. Alle Inhalte

konsequent in der Form in leichter Sprache umzusetzen, wie man es für ein

Angebot für Menschen mit Lernschwierigkeiten täte, würde bedeuten, diese

Menschen zu irritieren. Denn diese Sprache entspricht nicht ihren Lesegewohn-

heiten. Womöglich entstünde bei ihnen sogar der Eindruck, nicht ernst genom-

men zu werden. Dennoch dürfen die Bedürfnisse von Menschen mit erhöhtem

Orientierungsbedarf nicht vernachlässigt werden, genauso wenig wie die von

Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist.

Es wurde daher eine Kompromisslösung erarbeitet: Der Service-Bereich, der

das breiteste Publikum hat, sollte vollständig in leichter Sprache realisiert wer-

den. Auf diese Weise sollte die Zugangsschwelle zur Nutzung der Stadtbiblio-

thek gesenkt werden, da hier bspw. das Anmeldungsverfahren erläutert und das

Formular zum Erwerb einer Bibliothekskarte (BibCard) zur Verfügung gestellt

wird. In den übrigen Bereichen sollte bei längeren Texten eine Zusammenfas-

sung in leichter Sprache angeboten werden, die einleitend über dem Text steht

[S 02: Zusammenfassungen]. Das verwendete CMS sieht hierfür eine entspre-

chende Formatierung vor.

Hinsichtlich der Benennung der Navigationspunkte wurde der Versuch unter-

nommen, möglichst klare und verständliche Bezeichnungen zu wählen [S 01:

Verständlichkeit von Navigationselementen]. Für den Bereich „Service“ wurden

aus in Kap. 4.1 genannten Gründen für die Unterpunkte tätigkeitsbezogene

Benennungen in leichter Sprache gewählt. Aufgrund der Problematik der Einbin-

dung externer Module, wurde schließlich für den Punkt „Katalog“ die Bezeich-

nung „Katalog und Konto“ eingesetzt, da der Bibliothekskatalog auch Funktio-

nen zur Verwaltung des Benutzerkontos enthält. Dies führte im Verlauf von

Tests mit Betroffenen zu Missverständnissen, da die meisten Testpersonen den

48

Begriff „Konto“ mit Geld in Verbindung brachten. Der zusammen mit den Stu-

dierenden im Projekt erarbeitete Vorschlag „Suche und Ausleihe“ fand nicht die

Zustimmung der Stadtbibliothek.

Der Einsatz von Videos in Gebärdensprache wurde erwogen, konnte aber lei-

der aufgrund mangelnder finanzieller Ressourcen nicht im Zuge des Relaunchs

realisiert werden [S 29: Einsatz von Gebärdenvideos].

Die entwickelten Kriterien schlugen sich zudem in der Erstellung der Leitfäden

für die Redaktion der Stadtbibliothek Bremen nieder, auf die nachfolgend einge-

gangen wird. Die Leitfäden waren erforderlich, um der Redaktion ihren Gestal-

tungsspielraum zu verdeutlichen und den Spagat zwischen kreativer Freiheit und

Vorgaben zur sprachlichen Gestaltung zu erleichtern.

4.3.2 Hilfestellungen für die Redaktion

Basierend auf den in Kap. 3.5 entwickelten Kriterien wurden zwei Leitfäden für

die Redaktion der Stadtbibliothek zusammengestellt: einer für die Gestaltung

von Texten und einer für die Arbeit mit dem CMS. Der erste schafft eine theo-

retische Grundlage für Erstellung von leicht verständlichen Texten und deren

Darstellung, der zweite behandelt die technische Realisierung und liefert eine

Anleitung für die eigentliche Umsetzung. Sie liegen im Anhang bei und werden

im Folgenden näher besprochen. Beide Leitfäden wurden im Rahmen einer

Schulung an die potenziellen Redaktionsmitglieder verteilt und mit ihnen durch-

gesprochen. Thema der Schulung war die Inhaltserstellung mit dem CMS Web-

Genia Content. Somit war das Ziel, sowohl mit dem System vertraut als auch

für die Anforderungen an die Inhaltsgestaltung für barrierefreie Angebote sensi-

bilisiert zu werden.

Dabei galt es grundsätzlich ein Verständnis dafür zu schaffen, dass das Schreiben

für das Web ein anderes ist als für Print, weil am Bildschirm anders gelesen

wird. Die Bildschirmdarstellung wird förmlich nach relevanten Schlüsselwörtern

„abgescannt“ (s. hierzu Nielsen & Morkes, 1997). Die branchenbedingte Verhaf-

tung der Redaktionsmitglieder mit dem gedruckten Wort führte dazu, dass das

Kriterium [S 18: Zahlen] nicht in den ersten Leitfaden aufgenommen wurde.

Eine den Redaktionsmitgliedern wohl bekannte typografische Regel besagt, dass

Zahlen bis 13 als Wort ausgeschrieben werden sollten. Statt sie hier zum Um-

denken zu bewegen, schien es wichtiger, sie für übergeordnete Ziele wie Satz-

struktur und verwendete Worte zu sensibilisieren. Der Leitfaden sollte in der

Praxis leicht einsetzbar sein, um die betreffenden Redakteurinnen und Redak-

teure nicht zu überfordern, die sich ohnehin mit der selbstständigen Pflege der

49

Inhalte vor einer großen Herausforderung sahen. Es hat sich dennoch herausge-

stellt, dass die Berücksichtigung der Kriterien leichter Sprache und auch die

Arbeit mit dem CMS mehr Sensibilisierung und Übung erfordern als angenom-

men. Auf den Einsatz von Lesbarkeitsformeln wurde aus Aufwandgründen sowie

wegen ihrer eingeschränkten Aussagekraft verzichtet. Allerdings wurde die

Redaktion zu angeregt, im Durchschnitt zehn Worte je Satz zu verwenden. Dies

lässt sich in der Praxis leichter überprüfen, bspw. mit der in Kap. 3.4.1 erwähn-

ten Lesbarkeitsstatistik in Microsoft Word [S 19: Kurze Sätze].

Hinsichtlich der inhaltlichen Textgestaltung wurden folgende Aspekte berück-

sichtigt:

Vermeidung von Fach- und Fremdwörtern, Abkürzungen und Akrony-

men, abstrakten Begriffen, Konjunktiv und Querbezügen [S 04, S 05,

S 06, S 13, S 16]

Nutzung der gleichen Begriffe für gleiche Dinge [S 07]

Nutzung von Alltagssprache, persönlicher Ansprache, aktiven Verben

und positiven Formulierungen [S 08, S 09, S 11, S 12]

Einsatz von praktischen Beispielen und Redewendungen / Metaphern

[S 10, S 14]

Vermeidung von überflüssigen Satz- und Sonderzeichen [S 7]

Formulierung von einem Gedanken pro Satz [S 15]

Verwendung kurzer Worte und Sätze [S 19, S 20]

Die Redakteurinnen und Redakteure wurden zudem auf die Möglichkeit auf-

merksam gemacht, über das CMS Abkürzungen und Akronyme entsprechend zu

kennzeichnen und zu erläutern [S 05: Abkürzungen und Akronyme].

Die Möglichkeit, Zusammenfassungen zu verwenden, wurde von der Redaktion

bislang noch gar nicht genutzt [S 02: Zusammenfassungen]. Bilder werden bis-

lang eher dekorativ als zur Unterstützung des Inhalts eingesetzt [S 03: Unter-

stützung durch Bilder].

Während es oben um die inhaltliche Textgestaltung ging, sollen im Folgenden

die Aspekte der Textdarstellung erläutert werden, die über das CMS realisiert

werden und in deren Nutzung die Stadtbibliotheksredaktion geschult wurde.

Damit Absätze und Aufzählungen mit korrektem Markup versehen und entspre-

chend dargestellt werden, müssen sie über das CMS entsprechend formatiert

werden. Es steht hierfür eine eigene Funktion zur Verfügung, die von der Re-

daktion genutzt werden sollte [S 22: Absätze, S 21: Aufzählungen].

Als Schrift wird Arial eingesetzt, sollte diese auf dem jeweiligen Rechner nicht

installiert sein, kommt Helvetica oder eine andere vorhandene serifenlose

50

Schrift zum Einsatz. Darüber hinaus ist keine zusätzliche Schriftart vorgesehen

[S 24: Schriftart, S 27: Anzahl verwendeter Schriften].

Schriftgröße und Zeilenabstand sind über CSS im CMS so definiert, dass sie

skalierbar sind [S 26: Schriftgröße und Zeilenabstand]. Um die Skalierbarkeit

unter allen Browsern, insbesondere dem Microsoft Internet Explorer zu ge-

währleisten, wurde die Schriftgröße per CSS in der relativen Einheit „em“ defi-

niert. Hier wurde ursprünglich von 1 em als Standardgröße für den Fließtext

ausgegangen. Aus ästhetischen Gründen wurde sie auf 0.8 em reduziert.

Für den Fließtext ist linksbündiger Flattersatz definiert [S 28: linksbündiger Flat-

tersatz]. Damit Überschriften verschiedener Hierarchien sich vom Fließtext

abheben und voneinander unterscheidbar sind, werden ebenfalls im CMS über

CSS entsprechende Angaben gemacht [S 24: Unterscheidbarkeit von Überschrif-

ten].

Abbildung 11:Screenshot aus dem CMS

51

Exemplarisch wird oben der Punkt „Zum ersten Mal anmelden“ aus dem Be-

reich „Service“ in der Darstellung im CMS abgebildet. Man kann gerade hier

Erfolge im Einsatz leichter Sprache erkennen, indem die o. g. Kriterien zur An-

wendung kommen. Über dem Eingabefeld für den Text sind die verschiedenen

Schaltflächen für die Textformatierung erkennbar. Eine detaillierte Beschreibung

ist dem im Anhang beiliegenden Leitfaden zum CMS zu entnehmen. Unten ist

die Ausgabe aus dem CMS zu sehen.

Abbildung 12: Screenshot aus dem Service-Bereich

Die o. g. Leitfäden können hierbei nur die Funktion einer Hilfestellung über-

nehmen. Die letztendliche Textgestaltung liegt in den Händen der Redaktion.

Die konsequente Verwendung von Überschriftenhierarchien, Absätzen und

Aufzählungen hat sich hierbei als besonders schwierig erwiesen, ebenso wie

eine Sensibilität für die Benennung von Navigationselementen. Abbildung 12

illustriert dies: zum Zeitpunkt, als der Screenshot entstand, hatte die Redaktion

gerade eine Änderung vorgenommen und den Punkt „Zentrale telefonische

Verlängerung“ eingefügt. Im Bereich Service sollen aber tätigkeitsbezogene Be-

nennungen verwendet werden. Nach entsprechendem Hinweis wurde dies

geändert („Leihfrist telefonisch verlängern“).

Da die Bereitschaft zur Anwendung der Kriterien seitens der Redaktion gege-

ben ist, gilt es nun, durch eine beratende Begleitung sowie regelmäßige Kontrol-

len die Sicherung der Qualität zu gewährleisten.

52

4.4 Zusammenfassung

Die folgenden Übersichten stellen die erarbeiteten Kriterien und ihre Umset-

zung im Rahmen des Relaunchs der Stadtbibliothek gegenüber. Einige Aspekte

werden über das CMS realisiert, andere sind abhängig von der Arbeit der Re-

daktion. Bei letzteren gibt der Stand der Umsetzung den Zustand wieder, der

zum Zeitpunkt der Übergabe vorlag.

Kriterien zur Orientierung: Stand der Umsetzung

Nr. Kriterium Umsetzung O 01 Wird ein bekannter Seitenaufbau gewählt? inhaltliche Navigation links,

globale Navigation oben O 02 Ist der Seitenaufbau auf allen Seiten gleich? erfolgt durch CSS

O 03 Wird der gewählte Präsentationsstil im Hinblick auf verwendete Farben, Schriften und Formensprache durchgängig beibehal-ten?

erfolgt durch CSS

O 04 Werden Navigationsleisten bereitgestellt, um den verwendeten Navigationsmecha-nismus hervorzuheben und einen Zugriff darauf zu ermöglichen?

erfolgt

O 05 Sind Navigationselemente gleich gestaltet und bezeichnet? Erscheinen sie am selben Ort?

erfolgt durch CMS und CSS

O 06 Unterstützen nicht-textuelle Navigations-elemente (Symbole) die Orientierung? Falls ja: Lässt sich die Bedeutung der Symbole erschließen? Ist das Erscheinungsbild zusammengehöri-ger Symbole konsistent? Sind sie in ihrer Bedeutung unterscheid-bar?

erfolgt durch Piktogramme getestet mit Frau Groß durch Design gewährleistet getestet mit Frau Groß

O 07 Enthalten Gruppen von Navigationsele-menten nicht mehr als 5 Elemente?

zum Zeitpunkt des Relaunchs erfüllt, bis auf die Punkte „Stadtteilbibliotheken“ und „Projekte“. Abhängig von Ein-griffen durch die Redaktion

O 08 Gibt es einen Mechanismus, der das Um-gehen der Gruppe ermöglicht („Skiplinks“)?

erfolgt durch Einsatz von Skiplinks für Screenreader, für motorisch eingeschränkte Menschen nicht realisiert

O 09 Gibt es Informationen zur allgemeinen Anordnung und Konzeption durch

- hierarchische Struktur - Sitemap / Inhaltsverzeichnis - alternative Navigationsmechanis-

men (z.B. Breadcrumb)

hierarchische Struktur durch CSS erfolgt durch Inhaltsübersicht und Breadcrumb-Navigation

53

Nr. Kriterium Umsetzung O 10 Sind Informationen mit max. drei Klicks

erreichbar? erfüllt (bis auf die Punkte „Pressemitteilungen“ und „Für Sie ausgewählt“ aufgrund der Detailanzeige)

O 11 Gibt es eine logische und schlüssige Tab-Reihenfolge, die Lesereihenfolge und Priorität entspricht?

durch Setzen des tabindex-Attributs erfüllt

O 12 Ist die Tab-Position nachvollziehbar, indem der Fokus auch mausunabhängig sichtbar gesetzt wird?

erfolgt durch CSS

O 13 Werden inhaltlich verwandte oder zu-sammenhängende Links gruppiert? Sind die Gruppen eindeutig benannt?

in Navigationsstruktur im CMS berücksichtigt

O 14 Werden Unterstreichungen nur für Links eingesetzt?

erfolgt durch CSS

O 15 Sind besuchte und nicht besuchte Links klar unterscheidbar?

erfolgt durch CSS

O 16 Verfügen die einzelnen Seiten über einen eindeutigen Seitentitel (HTML: Titles-Element)

erfolgt über CMS

O 17 Korrespondieren Navigationsbenennung und Seitenüberschrift eines Bereichs?

muss von Redaktion berück-sichtigt werden, zum Zeitpunkt des Relaunchs erfüllt

Tabelle 4: Kriterien zur Orientierung im Kontext der Stadt-bibliothek Bremen

Es ist hieraus ersichtlich, dass zum Zeitpunkt des Relaunchs die so gut wie alle

Kriterien zur Orientierung erfüllt wurden. Eine Ausnahme bilden die Skiplinks

für motorisch eingeschränkte Menschen.

Kriterien zur Sprache: Stand der Umsetzung

Nr. Kriterium Umsetzung S 01 Ist die Benennung von Navigationselementen und

Links ohne inhaltliche Vorkenntnisse verständlich? Ist das Ziel jeweils eindeutig identifizierbar?

abhängig von Redak-tion

S 02 Werden bei komplexen und langen Textpassagen Zusammenfassungen angeboten? Sind sie ohne inhaltliche Vorkenntnisse verständlich?

möglich durch CMS, abhängig von Redak-tion, zur Zeit nicht verwendet

S 03 Werden die Inhalte durch Bilder unterstützt? möglich durch CMS

S 04 Wird die Verwendung von Fach- und Fremdworten vermieden? Werden sie ggf. bei der ersten Verwendung erklärt?

abhängig von Redak-tion, eingeschränkt realisiert

S 05 Wird die Nutzung von Abkürzungen und Akronymen vermieden? Werden sie ggf. bei der ersten Verwendung erklärt, im Text oder durch entsprechende HTML-

abhängig von Redak-tion, nicht durchge-hend realisiert

54

Auszeichnung?

Nr. Kriterium Umsetzung S 06 Werden abstrakte Begriffe vermieden? abhängig von Redak-

tion, im Bereich Service und Stand-orte realisiert

S 07 Werden immer die gleichen Begriffe für die gleichen Dinge benutzt?

abhängig von Redak-tion, im Bereich Service und Stand-orte realisiert

S 08 Wird Alltagssprache verwendet? abhängig von Redak-tion, im Bereich Service realisiert

S 09 Wird eine persönliche Ansprache verwendet? abhängig von Redak-tion, zur Zeit kaum verwendet

S 10 Werden praktische Beispiele eingesetzt? abhängig von Redak-tion, zur Zeit kaum verwendet

S 11 Werden vorwiegend aktive Verben benutzt? abhängig von Redak-tion, weitestgehend erfüllt

S 12 Werden positive Formulierungen verwendet und der Einsatz von Verneinungen vermieden?

abhängig von Redak-tion, weitestgehend erfüllt

S 13 Wird die Verwendung des Konjunktivs vermieden? abhängig von Redak-tion, weitestgehend realisiert

S 14 Wenn Redewendungen und Metaphern eingesetzt werden: sind diese gebräuchlich?

abhängig von Redak-tion, kaum umge-setzt

S 15 Wird nur ein Gedanken pro Satz vorgestellt? abhängig von Redak-tion, im Bereich Service realisiert

S 16 Werden Querbezüge vermieden? abhängig von Redak-tion, weitestgehend realisiert

S 17 Wird die Verwendung von Strichpunkten, Kommas und Gedankenstrichen sowie von Sonderzeichen vermieden? Wenn sie verwendet werden: werden sie angemessen und entsprechend ihrer Bedeutung eingesetzt?

abhängig von Redak-tion, weitestgehend erfüllt

S 18 Werden Zahlen im Fließtext als Ziffern geschrieben und nicht als Wort?

wurde ausgenom-men

S 19 Werden kurze Sätze verwendet (durchschnittlich 10 Worte je Satz)?

abhängig von Redak-tion, im Bereich Service realisiert

S 20 Werden vorwiegend kurze Worte verwendet (mög-lichst nicht mehr als drei Silben)?

abhängig von Redak-tion, sehr unter-schiedlich realisiert

S 21 Werden Aufzählungen als solche mit entsprechenden Aufzählungszeichen kenntlich gemacht?

möglich durch CMS, wird eingesetzt

S 22 Werden Absätze zur Strukturierung des Textes möglich durch CMS,

55

verwendet? Sind sie als solche erkennbar? Werden sie mit sinnvollen und aussagekräftigen Ü-berschriften versehen?

abhängig von Redak-tion, wird eingesetzt

Nr. Kriterium Umsetzung S 23 Unterscheiden sich Überschriften verschiedener

Hierarchien untereinander und vom Fließtext? möglich durch CMS, abhängig von Redak-tion

S 24 Wird eine für den Bildschirm geeignete serifenlose Schrift verwendet?

erfolgt über CMS

S 25 Ist die Schrift groß genug? erfolgt über CMS durch CSS

S 26 Sind Schrift und Zeilenabstand skalierbar? erfolgt über CMS durch CSS

S 27 Werden nicht mehr als zwei Schriftarten verwendet? erfolgt über CMS durch CSS

S 28 Wird linksbündiger Flattersatz verwendet? (Im Ge-gensatz zu Blocksatz, der im Web zu unschönen Löchern im Schriftbild und damit zu einer erschwer-ten Lesbarkeit führt.)

erfolgt über CMS durch CSS

S 29 Werden die Inhalte zumindest teilweise (in Form von Zusammenfassungen oder ein Auszug wichtiger In-formationen) als Gebärdensprachvideo zur Verfügung gestellt?

erfolgt nicht

Tabelle 5: Kriterien zur Sprache im Kontext der Stadtbib-liothek Bremen

Es ist erkennbar, dass ein großer Teil der Kriterien

über das CMS realisiert werden kann. Zum Zeitpunkt der

Fertigstellung der Arbeit wurden die in den Leitfäden

formulierten Anforderungen weitgehend berücksichtigt.

Ausnahmen bilden der Einsatz von Zusammenfassungen und

praktischen Beispielen sowie die Verwendung von Fach-

und Fremdwörtern und persönliche Ansprache. Die Reali-

sierung ist stark abhängig von der subjektiven Ein-

schätzung der Personen, die Texte gestalten und sie

aus ihrer Sicht für einfach halten, sowie von deren

Motivation und Lernbereitschaft. Eine weitere Beglei-

tung der Redaktion ist daher erforderlich, um diesen

Stand zu halten bzw. an den defizitären Stellen Unter-

stützung zu bieten.

56

5 Schlussbetrachtung

In der Arbeit wurde versucht, die Einfachheit von Orientierung und Sprache als

wesentlichen Aspekt hinsichtlich einer barrierefreien Gestaltung von Webange-

boten herauszuarbeiten. Dabei wurden insbesondere in Bezug auf Sprache Defi-

zite der Richtlinien und Normen aufgezeigt und Vorschläge zur Operationalisie-

rung in Form eines Kriterienkatalogs unterbreitet.

Die theoretische Auseinandersetzung mit den Kriterien der Barrierefreiheit,

Software-Ergonomie sowie Gesichtspunkten zu Orientierung und Sprache floss

in die Konzeption des Webangebots der Stadtbibliothek Bremen ein. Zudem

konnten aus den Erfahrungen im Rahmen des Praxisbeispiels wesentliche Aspek-

te von Orientierung und Sprache anhand des zuvor entwickelten Kriterienkata-

logs reflektiert werden. Jedes Prüfverfahren kann allerdings immer nur eine

Momentaufnahme im Hinblick auf die realisierte Barrierefreiheit darstellen. Der

Stand der Umsetzung bei der Stadtbibliothek Bremen macht deutlich, dass Bar-

rierefreiheit immer als Prozess zu verstehen ist. Dieser wurde bei der Stadtbib-

liothek angestoßen, ihn gilt es nun zu verstetigen. Der entwickelte Kriterienka-

talog kann in diesem Zusammenhang sowohl als Bewertungshilfe als auch als

Anwendungsleitfaden dienen. Außerdem wurde deutlich, dass Aspekte der Ein-

fachheit frühzeitig in die Systementwicklung integriert werden müssen, weil

Änderungen nach Systemfertigstellung oft nur sehr aufwändig oder gar nicht

mehr realisiert werden können, da sie den grundlegenden Aufbau des Weban-

gebots tangieren.

Um den vorgelegten Kriterienkatalog zu einem validen Testinstrument auszu-

bauen, wären umfangreiche Tests mit verschiedenen Testpersonen nötig gewe-

sen, die im Rahmen dieser Arbeit nicht realisiert werden konnten. Die mit AC-

CESS durchgeführten Tests mit Menschen mit Behinderungen waren

diesbezüglich nicht ausreichend.

Ungeachtet dessen ergeben sich grundsätzliche Grenzen des Kriterienkatalogs.

Dies hängt damit zusammen, dass sowohl Orientierung als auch insbesondere

Sprache sich schwer operationalisieren lassen, da ihre Bewertung von der sub-

jektiven Einschätzung der beurteilenden Person abhängt. Zudem ist die Ver-

ständlichkeit von Text nicht objektiv messbar, was sich in der Art der Berück-

sichtigung innerhalb der Richtlinien und Normen widerspiegelt. Christian Bühler

vom Forschungsinstitut Technologie-Behindertenhilfe (FTB) fasste diese Prob-

lematik wie folgt prägnant zusammen: „Je relevanter die Kriterien sind, desto

schwerer sind sie zu überprüfen“ (Werkstattgespräch zur BITV am 31.03.04 in

57

Berlin). Ein weiterer erschwerender Faktor besteht darin, dass die beiden Be-

reiche Orientierung und Sprache nicht trennscharf sind und Überschneidungen

beinhalten.

Ausgehend davon, dass die Gewährleistung von Einfachheit im Kontext der

Barrierefreiheit einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess darstellt, bleibt zu

klären, wie Qualitätssicherung dauerhaft erreicht werden kann. Technisch sind

die Möglichkeiten hierbei begrenzt. Das CMS kann eine korrekte Darstellung

und Struktur sicherstellen. Zudem gibt es innerhalb des CMS Kontroll-

mechanismen, ob bspw. eine Benennung von Objekten erfolgt ist. Eine verlässli-

che Aussage, wie sinnvoll oder verständlich Texte sind, liegt dagegen jenseits

der derzeitigen technischen Möglichkeiten und würde ein automatisiertes

Sprachverstehen voraussetzen. Damit verbleibt als einzige Lösung eine regelmä-

ßige manuelle Überprüfung, für die entsprechend qualifiziertes Personal zur

Verfügung stehen muss.

Im Rückblick auf den Entwicklungsprozess des Relaunch des Webangebots der

Stadtbibliothek Bremen hat sich gezeigt, dass eine enge Abstimmung der ver-

schiedenen Akteure erforderlich ist. Die Koordination von technischer Entwick-

lung, grafischer Gestaltung und redaktioneller Inhaltserstellung sowie regelmäßi-

ge Feedback-Schleifen stellen hierfür einen Erfolg versprechenden Ansatz zur

Entwicklung barrierefreier Webangebote unter Berücksichtigung der Einfachheit

von Orientierung und Sprache dar.

58

6 Quellen

AbI. (2003). Erstellung barrierefreier Internetseiten: Aktionsbündnis für barriere-freie Informationstechnik. Abgerufen am 12.01.04 von http://www.wob11.de/loesungen/erstellung.html.

Ansorge, P., & Haupt, U. (1997). Software-Ergonomie. Stuttgart: Raabe Fachverlag für die öffentliche Verwaltung.

bifos. (2001). Wörterbuch für leichte Sprache. Kassel: Bildungs- und Forschungsin-stitut zum selbstbestimmten Leben Behinderter – bifos e.V.

BIH. (2002). ABC Behinderung und Beruf. Handbuch für die betriebliche Praxis. Wiesbaden: Bundesarbeitsgemeinschaft der der Integrationsämter und Hauptfürsorgestellen (BIH).

BIK. (2004). BITV-Test: Barrierefrei informieren und kommuniziern (BIK). Abge-rufen am 20.05.04 von http://www.biktest.de/.

BSI. (2003). Barrierefreies E-Government. Leitfaden für Entscheidungsträger, Grafiker und Programmierer. Berlin: Bundesamt für Sicherheit in der Informations-technik. Abgerufen am 02.04.04 von http://www.bsi.bund.de/fachthem/egov/download/4_Barriere.pdf.

Bühler, C. (2003). Barrierefreies Internet. Wetter: Forschungsinstitut Technologie - Behindertenhilfe (FTB).

CLAD. (o.J.). Reading Effectiveness Tool. Toronto: Clear Language And Design. Toronto East End Literacy Project. Abgerufen am 04.06.04 von http://www.eastendliteracy.on.ca/clearlanguageanddesign/ readingeffecti-venesstool/.

Duden. (1997). Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache. Mannheim: Duden Verlag.

Gehörlosen-Bund. (2004a). Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung (BITV) – Rechtsverordnung zu § 11Behindertengleichstellungsgesetz. Eine Stellungnah-me des Deutschen Gehörlosenbundes e.V. (24.03.04). Kiel: Deutscher Ge-hörlosen-Bund e.V.

Gehörlosen-Bund. (2004b). Gebärdensprache – was ist das?: Deutscher Gehörlo-sen-Bund e.V. Abgerufen am 02.04.04 von http://www.gehoerlosenbund.de/gebaerdensprache/gebaerdensprache.htm.

Groeben, N. (1982). Leserpsychologie: Textverständnis – Textverständlichkeit. Müns-ter: Aschendorff.

ILSMH. (1998). Sag es einfach! Europäische Richtlinien für die Erstellung von leicht lesbaren Informationen für Menschen mit geistiger Behinderung für Autoren, Herausgeber, Informationsdienste, Übersetzer und andere interessierte Perso-nen: Europäische Vereinigung der ILSMH (International League of Socie-ties for Persons with Mental Handicap). Abgerufen am 15.04.04 von http://www.inclusion-europe.org/documents/SAD66EETRDE.pdf.

59

IMS. (2004). IMS Guidelines for Developing Accessible Learning Applications: IMS Global Learning Consortium. Abgerufen am 24.04.04 von http://ncam.wgbh.org/salt/guidelines/sec2.html.

ISO. (1997). ISO 9241: Ergonomische Anforderungen für Bürotätigkeit mit Bild-schirmgeräten. Genf: International Standardization Organisation.

ISO. (2000). ISO/IEC 11581-1: Information technology – User system interfaces and symbols – Icon symbols and functions – Part 1: Icons – General. Genf: Inter-national Standardization Organisation.

ISO. (2002). ISO/TS 16071: Ergonomics of human-system interaction – Guidance on accessibility for human-computer interfaces. Genf: International Standardiza-tion Organisation. Abgerufen am

Jantzen, W. (1992). Allgemeine Behindertenpädagogik. Band 1: Sozialwissenschaftli-che und psychologische Grundlagen. 2., korrigierte Auflage. Weinheim: Beltz.

Klare, G. (1976). A Second Look at the validity of Readability Formulas. Journal of Reading Behaviour, 8, S. 129-152. http://www.gopdg.com/plainlanguage/readability.html.

Langer, I., Thun, F. S. v., & Tausch, R. (1990). Sich verständlich ausdrücken. 4. Auflage. München: E. Reinhardt.

LeCompte, D. (2000). 3.14159, 42, and 7±2: Three Numbers That (Should) Have Nothing To Do With User Interface Design. Abgerufen am 10.05.04 von http://www.internettg.org/newsletter/aug00/article_miller.html

Mace, R., Hardie, G., & Place, J. (1991). Accessible Environments: Toward Uni-versal Design. In W. Preiser, J. Vischer & E. White (Hrsg.), Design Inter-ventions: Toward A More Humane Architecture (S. 155-176). New York: Van Nostrand Reinhold.

Mencap. (2002). Am I making myself clear? Mencap's guidelines for accessible wri-ting.am 10.04.04 von http://www.mencap.org.uk

Miller, G. A. (1956). The Magical Number Seven, Plus or Minus Two: Some Limits on Our Capacity for Processing Information. The Psychological Re-view, 63, S. 81-97.

Nees, F. L. v. (1988). The Legibility of Visual Display Texts. In G. C. v. d. Veer & G. Mulder (Hrsg.), Human-Computer Interaction: Psychonomic Aspects (S. 15-25). Berlin: Springer.

Nielsen, J., & Morkes, J. (1997). How to write for the web. Abgerufen am 10.04.04 von http://www.useit.com/papers/webwriting/writing.html.

Nielsen, J., & Tahier, M. (2002). Homepage Usability: 50 Websites deconstructed. Indianapolis: New Riders.

Nievergelt, J. (1983). Die Gestaltung der Mensch-Maschine-Schnittstelle. 13. Jahres-tagung der Gesellschaft für Informatik, Hamburg.

o.A. (1996). Wahrig Fremdwörterlexikon. München: Mosaik.

People1. (2004). o.T.: Netzwerk People First Deutschland e.V. Ein Verein zur Förderung der Selbstvertretung von Menschen mit Lernschwierigkeiten. Abgerufen am 30.03.04 von http://www.people1.de/.

60

Porter, J. (2003). Testing the Three-Click Rule Abgerufen am 20.05.04 von http://www.uie.com/articles/three_click_rule/

Rainger, P. (2003). A dyslexic perspective on e-Content Accessibility20.01.03 von http://www.techdis.ac.uk/seven/papers.

Redder, V. (2002). Medienergonomische Gestaltung von Online-Informationssystemen des Typs Register. Universität Bremen, Bremen.

Schuntermann, M. (1999). Behinderung und Rehabilitation. Die Konzepte der WHO und des deutschen Sozialrechts. Abgerufen am 20.10.03 von http://info.uibk.ac.at/c/c6/bidok/texte/schuntermann-who.html

Thatcher, J., Bohman, P., Burks, M., Henry, S. L., Regan, B., Swierenga, S., et al. (2002). Constructing Accessible Websites. Birmingham / UK: Glasshaus.

Thissen, F. (2003). Kompendium Screen Design. Effektiv informieren und kommuni-zieren mit Multimedia. Berlin: Springer.

Universum-Institut. (2002). Internet ohne Barrieren. Chancen für behinderte Men-schen. Eine Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie. Abgerufen am 16.11.03 von http://www.digitale-chancen.de/iob/grafisch/iexplore/umfrage/ergebnisse/index.html

W3C. (1999). Web Content Accessibility Guidelines 1.0. W3C Recommendation 5 May 1999: World Wide Web Consortium / WAI. Abgerufen am 10.03.04 von http://www.w3.org/TR/WCAG10.

W3C. (2003a). Web Content Accessibility Guidelines 2.0. W3C Working Draft 24 June 2003: World Wide Web Consortium / WAI. Abgerufen am 11.03.04 von http://www.w3.org/TR/2003/WD-WCAG20-20030624/.

W3C. (2003b). Web Content Accessibility Guidelines 2.0. W3C Working Draft 29 April 2003: World Wide Web Consortium / WAI. Abgerufen am 11.03.04 von http://www.w3.org/TR/2003/WD-WCAG20-20030429/.

W3C. (2004). Web Content Accessibility Guidelines 2.0. W3C Working Draft 11. March 2004: World Wide Web Consortium / WAI. Abgerufen am 30.03.04 von http://www.w3.org/TR/2003/WD-WCAG20-20040311/.

WebAIM. (2003a). Cognitive Disabilities. Logan/UT: Web Accessibility in Mind. Abgerufen am 25.03.04 von http://www.webaim.org/techniques/cognitive/.

WebAIM. (2003b). Hearing Disabilities. Logan/UT: Web Accessibility in Mind. Abgerufen am 25.03.04 von http://www.webaim.org/techniques/hearing/.

WebAIM. (2003c). Visual Disabilites: Blindness. Logan/UT: Web Accessibility in Mind. Abgerufen am 24.03.04 von http://www.webaim.org/techniques/visual/blind.

WebAIM. (2003d). Visual Disabilities: Low Vision. Logan/UT: Web Accessibility in Mind. Abgerufen am 24.03.04 von http://www.webaim.org/techniques/visual/lowvision.

Wertheimer, M. (1923). Untersuchungen zur Lehre von der Gestalt. Psychologi-sche Forschung(IV), S. 301-350.

Wessels, C. (2003). Jeder kann lesen!?! Ein Diskussionsbeitrag zum Konzept der leichten Lesbarkeit. Universität Bremen, Bremen.

61

Wetzchewald, M. (2002). Textverstehen und Textverständlichkeit: Theorie und Pra-xis. ESEL - Essener Studien-Enzyklopädie Linguistik. Abgerufen am 02.06.02 von http://www.linse.uni-essen.de/esel/verstaendlichkeit/ in-dex.html

WHO. ( 2001). ICF Classification Hypertext Version: World Health Organisation (WHO). Abgerufen am 15.03.04 von http://www3.who.int/icf/onlinebrowser/icf.cfm.

Zeldman, J. (2001). Taking your talent to the web. A guide for the transitioning desig-ner.: New Riders.

62

7 Anhang

Broschüre in leichter Sprache vom Bremischen Senator für Soziales zur

Weihnachtshilfe-Aktion 2003

Beispiel Reading Effectiveness

Leitfaden zur Nutzung des CMS

Leitfaden zur Erstellung von Texten

63