Baryt

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Die edle Basis: Umgang mit Barytpapier Jörg Bergs 22. Dezember 2012 1 Königsklasse Die alten Meister kannten nichts anderes und auch in der Gegenwart gibt es kei- ne Alternative für edle Vergrößerungen. Wir sprechen vom Barytpapier. Eine hap- tisch ansprechende Kartonage, eine Ba- riumsulfatschicht für reine Weißen und abschließend eine dem Geschmack pas- sende Fotoemulsion sind die Zutaten für ein Papier, auf dem seit Jahrzenten ver- größert wird und, obschon diese Sorte Papier schon lange auf dem Markt exis- tent ist, von Mythen heimgesucht wird. Begibt sich der noch junge Printer im In- ternet auf die Suche nach Tipps und An- haltspunkten rund um das Edelpapier, verliert er sich in den Massen von Anlei- tungen, die in ihrer Gesamtheit mehr ver- wirrend sind als behilflich. Und dabei ist der Umgang mit Barytpapier doch recht einfach und mit ein wenig Übung nicht schwieriger als der Umgang mit kunst- stoffversiegeltem (PE-) Papier. 2 Positive Eigenschaften Es heißt, dass auf Baryt vergrößerte Bil- der langzeitstabil und archivsicher sind. Das stimmt natürlich nur bedingt. Eine genaue Verarbeitungsweise muss einge- halten werden, damit diese Eigenschaft auch als Gegeben statuiert werden kann. Im Vergleich zu Kunststoffbeschichtetem PE-Papier fehlt dem Barytpapier eben diese Polyethylenschicht. Chemikalien dringen in den Träger ein und müssen wieder herausgewaschen werden. Beim PE-Papier passiert dies nicht: die Chemi- kalien werden kurz abgespült und das Foto ist fertig. Allerdings diffundieren die Weichmacher der Kunststoffschicht mit den Jahren aus und das Papier kann spröde werden. Ebenfalls können hinter Glas ausdiffundierte Titanoxide das Bild- silber beim PE-Papier angreifen und ver- ändern. Beim Barytpapier kann dies aufgrund der fehlenden Kunststoffschicht nicht passie- ren. Und nach einer längeren Wässerung, die nicht so lange dauern muss wie an vielen Stellen im Internet und in der (al- ten) Literatur behauptet wird, hält man anschließend einen haptisch edlen Print in der Hand, der die eigene restliche Le- benszeit mit Sicherheit überdauern wird. Eine weitere persönlich positive Eigen- schaft ist die wärmere Tonalität der Ba- rytpapiere im Vergleich du den schwes- terlichen PE-Papieren. Ein Adox MCC Barytpapier ist im gleichen Papierent- 1

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Die edle Basis: Umgang mit Barytpapier

Jörg Bergs

22. Dezember 2012

1 Königsklasse

Die alten Meister kannten nichts anderesund auch in der Gegenwart gibt es kei-ne Alternative für edle Vergrößerungen.Wir sprechen vom Barytpapier. Eine hap-tisch ansprechende Kartonage, eine Ba-riumsulfatschicht für reine Weißen undabschließend eine dem Geschmack pas-sende Fotoemulsion sind die Zutaten fürein Papier, auf dem seit Jahrzenten ver-größert wird und, obschon diese SortePapier schon lange auf dem Markt exis-tent ist, von Mythen heimgesucht wird.

Begibt sich der noch junge Printer im In-ternet auf die Suche nach Tipps und An-haltspunkten rund um das Edelpapier,verliert er sich in den Massen von Anlei-tungen, die in ihrer Gesamtheit mehr ver-wirrend sind als behilflich. Und dabei istder Umgang mit Barytpapier doch rechteinfach und mit ein wenig Übung nichtschwieriger als der Umgang mit kunst-stoffversiegeltem (PE-) Papier.

2 Positive Eigenschaften

Es heißt, dass auf Baryt vergrößerte Bil-der langzeitstabil und archivsicher sind.Das stimmt natürlich nur bedingt. Eine

genaue Verarbeitungsweise muss einge-halten werden, damit diese Eigenschaftauch als Gegeben statuiert werden kann.

Im Vergleich zu KunststoffbeschichtetemPE-Papier fehlt dem Barytpapier ebendiese Polyethylenschicht. Chemikaliendringen in den Träger ein und müssenwieder herausgewaschen werden. BeimPE-Papier passiert dies nicht: die Chemi-kalien werden kurz abgespült und dasFoto ist fertig. Allerdings diffundierendie Weichmacher der Kunststoffschichtmit den Jahren aus und das Papier kannspröde werden. Ebenfalls können hinterGlas ausdiffundierte Titanoxide das Bild-silber beim PE-Papier angreifen und ver-ändern.

Beim Barytpapier kann dies aufgrund derfehlenden Kunststoffschicht nicht passie-ren. Und nach einer längeren Wässerung,die nicht so lange dauern muss wie anvielen Stellen im Internet und in der (al-ten) Literatur behauptet wird, hält mananschließend einen haptisch edlen Printin der Hand, der die eigene restliche Le-benszeit mit Sicherheit überdauern wird.

Eine weitere persönlich positive Eigen-schaft ist die wärmere Tonalität der Ba-rytpapiere im Vergleich du den schwes-terlichen PE-Papieren. Ein Adox MCCBarytpapier ist im gleichen Papierent-

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wickler leicht wärmer als das MCP PE-Schwesterpapier. Zudem reagieren Baryt-papiere wesentlich besser auf eine Selen-tonung, die bei PE-Papieren recht schnellin einen violetten Ton umschlägt und Ba-rytpapiere, bei gleicher Tonungsdauer,zunächst lediglich kälter im Ton erschei-nen lässt.

3 Einfache Verarbeitung inder Dunkelkammer

Trotz dieser positiven Eigenschaften isteine im folgenden beschriebene Verar-beitungsabfolge einzuhalten. Diese un-terscheidet sich nur unwesentlich vonder PE-Papier Verarbeitung und sei da-her dem Anwender empfohlen, wenn-gleich ein kreatives Abweichen wo mög-lich kein Problem darstellt.

Barytpapiere sind in jedem erhältli-chen Papierentwickler zu entwickeln. Esreicht, sich an die Herstellerangaben be-züglich der Verdünnung zu halten. Eben-falls sollte die empfohlene Temperaturdes Entwicklers und die Entwicklungs-zeit beachtet und eingehalten werden.Der erste Unterschied im Vergleich zumPE-Papier ist die etwas längere Entwick-lungszeit. Alle Papiere sollten immer aus-entwickelt werden. Lieber einen Print zulange als zu kurz im Entwickler lassen,damit sich die Schwärzen ausentwickelnkönnen. Kommen die Schwärzen zu flau,ist an der Belichtungszeit und dem Kon-trast zu arbeiten und nicht an der Ent-wicklungszeit (oder gar Verdünnung).

Es ist zu Beginn der Dunkelkammerar-beit reichlich Entwickler anzusetzen. Ba-rytpapier ist oft leicht gewölbt und reich-lich Entwickler in der Schale garantiert,

dass das Papier sofort nach dem Einlegenmit Entwickler vollständig umspült wird.Die Schale ist während der gesamten Ent-wicklung leicht zu bewegen, damit alleStellen der Emulsion mit frischem Ent-wickler umspült werden. Jetzt, wenn dasPapier sich mit Entwickler aufgesogenhat, ist das Papier empfindlich gegenüberunsachgemäßen Handhabungen. Nachdem Ablauf der Entwicklungszeit ist dasPapier vorsichtig mit der Papierzange aneiner Ecke aus dem Entwicklerbad zu zie-hen. Das Papier lässt man abtropfen undlegt es anschließend ebenfalls vorsichtigin das Stoppbad. Nach wenigen Sekun-den ist ein weiterer Badwechsel angesagt.Das Papier wird in das Fixierbad gelegt.

Damit die Wässerungszeit sehr kurz ge-halten werden kann, ist der Fixierer rechtfett anzusetzen. Ein alkalischer Schnell-fixierer ist in einer Verdünnung von 1+3oder 1+4 anzusetzen. Moderne Papieresind binnen 30 bis 60 Sekunden vollstän-dig ausfixiert. Bei dieser kurzen Fixier-zeit hat der Fixierer keine Chance tief inden Träger einzudringen. Folglich benö-tigt das Papier auch keine extrem langeWässerungszeit.

4 Wässerung

Nach der Fixierung wird der Print kurzmit fließendem Wasser beidseitig vorsich-tig abgespült und in eine Schale gefülltmit Wasser gelegt. Die Schale wird wiegewohnt acht mal langsam geschwenkt.Anschließend wird das Wasser, dessenTemperatur über 15◦C liegen sollte, ge-gen frisches Wasser getauscht. Diese gan-ze Prozedur wird mindestens sechs malwiederholt.

Wer auf Nummer sicher gehen möchte,

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der verwendet nach dem ersten Wasser-bad eine Wässerungshilfe. Entweder istein Produkt aus dem Handel nach An-leitung anzusetzen, oder man gibt eineFilmdose gefüllt mit Soda der Schale,die mit ca. 2-3 Liter Wasser gefüllt ist,hinzu. Ein Soda Bad wurde von Agfaals Auswässerungshilfe empfohlen. Sodalässt den Papierträger aufquellen. Folg-lich werden Fixierreste schneller ausge-waschen. Andere Bäder setzen auf schnel-leren Ionenaustausch mittels Natrium-sulfit und beschleunigen die Wässerungebenfalls sehr effektiv. Nach dem Soda-bad, dass nicht mehr als zwei Minutendauern sollte, ist die Schlusswässerungmit halbierter Zeit fortzuführen.

Noch bequemer ist die Wässerung in ei-nem Barytpapier Wascher. Diese Gerät-schaften waschen mehrere Prints gleich-zeitig in getrennten Kammern aus. Auchhier reicht ein kurzes Bad in fließendemWasser von ca. 5 Minuten, eine Behand-lung in einer Wässerungshilfe von ca. 2-3Minuten und eine Schlusswässerung vonca. 10 bis 15 Minuten vollkommen aus.

Ich persönlich verwende keinen Wässe-rungsbeschleuniger mehr. Nach ca. 15bis 25 Minuten Aufenthalt im Waschersind meine Prints archivfest ausgewäs-sert. Tests, womit ich den Restgehalt anThiosulfat (< 5mg pro m2) nachgewiesenhabe, bestätigten mir dies. Nach der Wäs-serung ist der Print auf einen glatten Ge-genstand zu legen. Ich quetsche den Printmittels Roller ab, lasse den Print vortrock-nen und lege diesen anschließend aufFliegengitter, wo er ca. 12 Stunden trock-net.

5 Planlage

Der jetzt wellige Print ist recht einfachsehr plan zu bekommen: Dieser wird zwi-schen zwei Passepartoutkartons in einerHeiß- oder Aufziehpresse bei 100◦ 5 Mi-nuten erhitzt. Die Presse wird abgestelltund der Print wird erst dann herausge-nommen, wenn die Presse abgekühlt ist.Dabei sollte der Print noch eine geringeRestfeuchte enthalten.

Der Umgang mit Barytpapier ist keineZauberei sondern recht einfach. Probie-ren Sie es einmal aus. Die Haptik einessolchen Abzugs ist nach wie vor einzigar-tig. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei Ihrernächsten Dunkelkammer Sitzung!

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