Baselbiet Volksstimme Nr. 140 Zwischen Trommelwirbel und ...

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4 | Baselbiet Volksstimme Nr. 140 | Donnerstag, 8. Dezember 2016 Bahnschalter schliessen Gelterkinden | Im Kampf um Entscheid machtlos jg. Die Baselbieter Regierung bedau- ert es wohl, dass die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) in den Bahn- höfen Gelterkinden und Muttenz die bedienten Schalter schliessen und die Kunden auf Internet und Billettauto- maten verweisen wollen. An diesem Entscheid kann die Regierung nichts mehr ändern. Da der Vertrieb Sache der SBB sei, könne der Kanton nicht dagegen intervenieren. Er könne höchstens bei den regelmässig abge- haltenen Standortgesprächen mit den SBB sein Unbehagen zum Ausdruck bringen. Das schreibt die Regierung auf eine Interpellation des Gelter- kinder SP-Landrats Martin Rüegg zu den Schalterschliessungen in Gelter- kinden und Muttenz. Dort lassen die SBB ihre Schalter von einer Drittfirma («Avec») führen, wollen aber dieses System beenden. Betroffen sind neben Gelterkinden und Muttenz noch 50 weitere Bahn- höfe in der ganzen Schweiz. Die fünf frequenzstärksten Bahnhöfe im Basel- biet, zu denen auch der Sissacher zählt, halten ihren Schalterbetrieb aufrecht. In seiner Interpellation kri- tisiert Rüegg die Bahn, die ihre Preise erhöht und zugleich Leistungen ab- baut. Am stärksten betroffen von Schalterschliessungen seien ältere Kunden, aber auch Vereine und Schul- klassen, die so auf private Carunter- nehmen umsteigen. Der Landrat ist auch empört darüber, dass sich die SBB zunehmend aus «regionalen Zentren» verabschieden. Die Regierung weist darauf hin, dass sie auf diesen Entscheid keinen Einfluss nehmen kann. Dass an den fünf weiterhin bedienten Bahnhöfen im Baselbiet an Sonntagen der Roll- laden am Schalter ebenfalls unten bleibt und bediente Schalter dann nur in Basel oder Olten bestehen, sei indes gerechtfertigt, fallen doch die Verkäufe an Sonntagen deutlich un- ter dem Niveau der Wochentage aus. Die gestern publizierte regierungs- rätliche Stellungnahme zur Situation in Gelterkinden gilt sinngemäss auch für Muttenz. Die Leiden des alten Santichlaus Sissach | Hoher Besuch aus dem Schwarzwald jam. Der Santichlaus ist am Dienstag- abend der gefragteste Mann in der Sissacher Begegnungszone. Gross- zügig verteilt er seine Päckli an die Kinder, sofern diese einen Vers vor- tragen können. Doch der Gast aus dem Schwarz- wald, der auf Einladung des Gewerbe- vereins Sissach und Umgebung und der Fasnachtsgesellschaft Sissach im Bezirkshauptort zum Rechten schaut, hat auch so seine Probleme: Zum einen kämpft er mit Nachwuchssor- gen, weshalb er nur von wenigen Kollegen begleitet wurde. Zum ande- ren ist sein Sack schon nach nur einer halben Stunde leer, denn er merkt leider nicht, wenn die Eltern ihre Klei- nen von Chlaus zu Chlaus schicken und im Kinderwagen die erhaltenen Päckli hamstern. Trotzdem: Der Santichlaus verbrei- tet jedes Jahr prächtige Weihnachts- stimmung und vermag auch denjeni- gen, die wegen dieser Nimmersatte leer ausgehen, ein Lächeln aufs Ge- sicht zu zaubern. Versli sind Pflicht, wenn man vom Santichlaus beschenkt werden will. Bild Jan Amsler Zwischen Trommelwirbel und Kinderhüten Zunzgen | Stephan Felber auf den Spuren seiner Vorbilder In Zunzgen wohnt ein Schlag- zeuger, der es mit seiner Kunst zu überregionaler Bekanntheit gebracht hat: Stephan Felber. Die «Volksstimme» hat ihm einen Besuch abgestattet. Lukas Müller «Mit Billy Cobham und Dave Weckl bin ich aufgewachsen. Später faszi- nierten mich Vinnie Colaiuta, aber auch Simon Phillips und Keith Carlock. Doch ich bin auch von den verstor- benen Altstars der Szene begeistert, von Buddy Rich und Gene Krupa bei- spielsweise. In den vergangenen Jah- ren sind auch vermehrt Schweizer ins Blickfeld gerückt, Kaspar Rast, Jojo Mayer oder Massimo Buonanno. Wenn man Jojo live erlebt hat, will man auch so spielen können – das ist die Wahrheit.» Das Gesicht von Stephan Felber strahlt, wenn er diese Namen zitiert, und man erkennt sofort, dass man da einen Kenner der internationalen Schlagzeugszene vor sich hat. Stephan Felber wohnt in Zunzgen, nur zwei Busstationen vom Bahnhof Sissach entfernt. Der Berufsmusiker und Fa- milienvater – mit seiner Ehefrau Da- niela hat er eine Tochter – wirkt in verschiedenen Bands. So probt er re- gelmässig mit «Groovepack» in Sis- sach und mit der «Hene Wirz Band» in Liestal. Ab und zu, wenn es sein reich befrachteter Terminkalender zu- lässt, trommelt er auch für die Soul- Band von Sandra Rippstein. Neben den Bands hat er durchs Jahr hindurch immer Projekte am Lau- fen, bei denen er ebenfalls als wirb- liger Schlagzeuger im Einsatz steht. So zum Beispiel bei der Vorfasnachts- veranstaltung Mimösli im Häbse- Theater in Basel, oder beim neuen Variété im Winterquartier des Circus Monti in Wohlen. Letzteres Projekt ist derzeit in vollem Gange. Premiere war am 18. November. Bis Ende Jahr sind 19 Shows geplant. «In Wohlen formieren wir uns zu viert zu einer Art Zirkusorchester», erklärt Stephan Felber. «Wir sorgen für die passende Hintergrundmusik für zwei junge Skandinavier, einen Argentinier und eine US-Lady.» Geleitet wird das Variété von Andreas Muntwyler, dem Sohn des heutigen Circus-Monti- Direktors, und seiner Frau Ulla. Bei diesem Projekt in Wohlen gibt es wie an vielen Orten einen mu- sikalischen Leiter. Der spricht zuerst mit den Künstlern und klärt ab, wel- che Stücke sie sich für ihre Nummern wünschen. Anschliessend treffen sich alle zu dreitägigen Proben. Dabei haben sie Zeit, um das Ganze gestal- terisch und musikalisch zur Auftritts- reife zu bringen. «Die Musik wächst sogar dann noch weiter, während- dem die Show läuft», sagt Felber und lächelt. «Das ist an sich spannend, es kann aber bisweilen auch etwas nervig sein. Manchmal ist weniger mehr.» Stephan Felber stellt seine Schlag- zeuge nach eigenen Ideen zusammen. Er besitzt ein festes Drum-Kit für den Proberaum und ein Drum-Kit für un- terwegs. «Wichtig ist, dass man sich mit dem eigenen Schlagzeug wohl- fühlt. Ich richte meine Schlagzeuge immer so ein, dass ich meinen eige- nen Sound habe», sagt er. Konzerte geben, das kann mit der ganzen Trommlerei mitunter ganz schön an- strengend sein. Deshalb spielt oder probt der sympathische Oberbasel- bieter täglich. «Am liebsten bin ich zwei Stunden am Stück am Schlag- zeugspielen. Vor einigen Jahren, als unsere jetzt fünfjährige Tochter Ale- xia klein war, kam ich als Vater ver- ständlicherweise nicht zum Üben. Jetzt geht Alexia in den ‹Kindsgi›, und ich kann diese zwei Stunden für mich einplanen.» Eigene CD im Visier Immer wieder hört sich der engagierte Drummer, der bei Cyrill Lützelschwab im Dreispitz und bei sich zu Hause auch Schlagzeugunterricht erteilt, die eingangs erwähnten Grössen an. Er nimmt ihre trommlerische Handschrift zur Kenntnis und freut sich darüber. «Kopieren kann ich das nicht – aber ich probiere ihre Energie aufzuneh- men.» Direkten musikalischen Ver- gleichen mit diesen Leuten geht er allerdings aus dem Weg: «Ich bin re- alistisch – ich weiss, wo ich stehe», sagt er mit seiner für ihn typischen Bescheidenheit. Mit Interesse schaut der erfahrene Schlagzeuger auch anderen aufstre- benden Bands zu. «Die Sängerinnen Ira May und Michèle Bircher finde ich grossartig», sagt er. «Die Gruppe How To Paint A Wall aus der Region Sis- sach ist ebenfalls stark im Aufwind. Ich wünsche ihnen allen nur das Beste.» Für nächstes Jahr hat sich Stephan Felber etwas ganz Besonde- res vorgenommen. Er möchte seine vor drei Jahren begonnene eigene Schlagzeug-CD fertigstellen. Schlagzeuger Stephan Felber aus Zunzgen ist vielseitig engagiert. Bild Lukas Müller

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4 | Baselbiet Volksstimme Nr. 140 | Donnerstag, 8. Dezember 2016

Bahnschalter schliessenGelterkinden | Im Kampf um Entscheid machtlos

jg. Die Baselbieter Regierung bedau­ert es wohl, dass die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) in den Bahn­höfen Gelterkinden und Muttenz die bedienten Schalter schliessen und die Kunden auf Internet und Billettauto­maten verweisen wollen. An diesem Entscheid kann die Regierung nichts mehr ändern. Da der Vertrieb Sache der SBB sei, könne der Kanton nicht dagegen intervenieren. Er könne höchstens bei den regelmässig abge­haltenen Standortgesprächen mit den SBB sein Unbehagen zum Ausdruck bringen. Das schreibt die Regierung auf eine Interpellation des Gelter­kinder SP­Landrats Martin Rüegg zu den Schalterschliessungen in Gelter­kinden und Muttenz.

Dort lassen die SBB ihre Schalter von einer Drittfirma («Avec») führen, wollen aber dieses System beenden. Betroffen sind neben Gelterkinden und Muttenz noch 50 weitere Bahn­höfe in der ganzen Schweiz. Die fünf frequenzstärksten Bahnhöfe im Basel­biet, zu denen auch der Sissacher

zählt, halten ihren Schalterbetrieb aufrecht. In seiner Interpellation kri­tisiert Rüegg die Bahn, die ihre Preise erhöht und zugleich Leistungen ab­baut. Am stärksten betroffen von Schalterschliessungen seien ältere Kunden, aber auch Vereine und Schul­klassen, die so auf private Carunter­nehmen umsteigen. Der Landrat ist auch empört darüber, dass sich die SBB zunehmend aus «regionalen Zentren» verabschieden.

Die Regierung weist darauf hin, dass sie auf diesen Entscheid keinen Einfluss nehmen kann. Dass an den fünf weiterhin bedienten Bahnhöfen im Baselbiet an Sonntagen der Roll­laden am Schalter ebenfalls unten bleibt und bediente Schalter dann nur in Basel oder Olten bestehen, sei indes gerechtfertigt, fallen doch die Verkäufe an Sonntagen deutlich un­ter dem Niveau der Wochentage aus. Die gestern publizierte regierungs­rätliche Stellungnahme zur Situation in Gelterkinden gilt sinngemäss auch für Muttenz.

Die Leiden des alten SantichlausSissach | Hoher Besuch aus dem Schwarzwald

jam. Der Santichlaus ist am Dienstag­abend der gefragteste Mann in der Sissacher Begegnungszone. Gross­zügig verteilt er seine Päckli an die Kinder, sofern diese einen Vers vor­tragen können.

Doch der Gast aus dem Schwarz­wald, der auf Einladung des Gewerbe­vereins Sissach und Umgebung und der Fasnachtsgesellschaft Sissach im Bezirkshauptort zum Rechten schaut, hat auch so seine Probleme: Zum einen kämpft er mit Nachwuchssor­gen, weshalb er nur von wenigen Kollegen begleitet wurde. Zum ande­ren ist sein Sack schon nach nur einer halben Stunde leer, denn er merkt leider nicht, wenn die Eltern ihre Klei­nen von Chlaus zu Chlaus schicken und im Kinderwagen die erhaltenen Päckli hamstern.

Trotzdem: Der Santichlaus verbrei­tet jedes Jahr prächtige Weihnachts­stimmung und vermag auch denjeni­gen, die wegen dieser Nimmersatte leer ausgehen, ein Lächeln aufs Ge­sicht zu zaubern.Versli sind Pflicht, wenn man vom Santichlaus beschenkt werden will. Bild Jan Amsler

Zwischen Trommelwirbel und KinderhütenZunzgen | Stephan Felber auf den Spuren seiner VorbilderIn Zunzgen wohnt ein Schlag­zeuger, der es mit seiner Kunst zu überregionaler Bekanntheit gebracht hat: Stephan Felber. Die «Volksstimme» hat ihm einen Besuch abgestattet.

Lukas Müller

«Mit Billy Cobham und Dave Weckl bin ich aufgewachsen. Später faszi­nierten mich Vinnie Colaiuta, aber auch Simon Phillips und Keith Carlock. Doch ich bin auch von den verstor­benen Altstars der Szene begeistert, von Buddy Rich und Gene Krupa bei­spielsweise. In den vergangenen Jah­ren sind auch vermehrt Schweizer ins Blickfeld gerückt, Kaspar Rast, Jojo Mayer oder Massimo Buonanno. Wenn man Jojo live erlebt hat, will man auch so spielen können – das ist die Wahrheit.»

Das Gesicht von Stephan Felber strahlt, wenn er diese Namen zitiert, und man erkennt sofort, dass man da einen Kenner der internationalen Schlagzeugszene vor sich hat. Stephan Felber wohnt in Zunzgen, nur zwei Busstationen vom Bahnhof Sissach entfernt. Der Berufsmusiker und Fa­milienvater – mit seiner Ehefrau Da­niela hat er eine Tochter – wirkt in verschiedenen Bands. So probt er re­gelmässig mit «Groovepack» in Sis­sach und mit der «Hene Wirz Band» in Liestal. Ab und zu, wenn es sein reich befrachteter Terminkalender zu­lässt, trommelt er auch für die Soul­Band von Sandra Rippstein.

Neben den Bands hat er durchs Jahr hindurch immer Projekte am Lau­fen, bei denen er ebenfalls als wirb­liger Schlagzeuger im Einsatz steht. So zum Beispiel bei der Vorfasnachts­veranstaltung Mimösli im Häbse­ Theater in Basel, oder beim neuen Variété im Winterquartier des Circus Monti in Wohlen. Letzteres Projekt ist derzeit in vollem Gange. Premiere war am 18. November. Bis Ende Jahr sind 19 Shows geplant. «In Wohlen formieren wir uns zu viert zu einer

Art Zirkusorchester», erklärt Stephan Felber. «Wir sorgen für die passende Hintergrundmusik für zwei junge Skandinavier, einen Argentinier und eine US­Lady.» Geleitet wird das Variété von Andreas Muntwyler, dem Sohn des heutigen Circus­Monti­ Direktors, und seiner Frau Ulla.

Bei diesem Projekt in Wohlen gibt es wie an vielen Orten einen mu­sikalischen Leiter. Der spricht zuerst mit den Künstlern und klärt ab, wel­che Stücke sie sich für ihre Nummern wünschen. Anschliessend treffen sich alle zu dreitägigen Proben. Dabei haben sie Zeit, um das Ganze gestal­terisch und musikalisch zur Auftritts­reife zu bringen. «Die Musik wächst sogar dann noch weiter, während­

dem die Show läuft», sagt Felber und lächelt. «Das ist an sich spannend, es kann aber bisweilen auch etwas nervig sein. Manchmal ist weniger mehr.»

Stephan Felber stellt seine Schlag­zeuge nach eigenen Ideen zusammen. Er besitzt ein festes Drum­Kit für den Proberaum und ein Drum­Kit für un­terwegs. «Wichtig ist, dass man sich mit dem eigenen Schlagzeug wohl­fühlt. Ich richte meine Schlagzeuge immer so ein, dass ich meinen eige­nen Sound habe», sagt er. Konzerte geben, das kann mit der ganzen Trommlerei mitunter ganz schön an­strengend sein. Deshalb spielt oder probt der sympathische Oberbasel­bieter täglich. «Am liebsten bin ich

zwei Stunden am Stück am Schlag­zeugspielen. Vor einigen Jahren, als unsere jetzt fünfjährige Tochter Ale­xia klein war, kam ich als Vater ver­ständlicherweise nicht zum Üben. Jetzt geht Alexia in den ‹Kindsgi›, und ich kann diese zwei Stunden für mich einplanen.»

Eigene CD im VisierImmer wieder hört sich der engagierte Drummer, der bei Cyrill Lützelschwab im Dreispitz und bei sich zu Hause auch Schlagzeugunterricht erteilt, die eingangs erwähnten Grös sen an. Er nimmt ihre trommlerische Handschrift zur Kenntnis und freut sich darüber. «Kopieren kann ich das nicht – aber ich probiere ihre Energie aufzuneh­

men.» Direkten musikalischen Ver­gleichen mit diesen Leuten geht er allerdings aus dem Weg: «Ich bin re­alistisch – ich weiss, wo ich stehe», sagt er mit seiner für ihn typischen Bescheidenheit.

Mit Interesse schaut der erfahrene Schlagzeuger auch anderen aufstre­benden Bands zu. «Die Sängerinnen Ira May und Michèle Bircher finde ich grossartig», sagt er. «Die Gruppe How To Paint A Wall aus der Region Sis­sach ist ebenfalls stark im Aufwind. Ich wünsche ihnen allen nur das Beste.» Für nächstes Jahr hat sich Stephan Felber etwas ganz Besonde­res vorgenommen. Er möchte seine vor drei Jahren begonnene eigene Schlagzeug­CD fertigstellen.

Schlagzeuger Stephan Felber aus Zunz gen ist vielseitig engagiert. Bild Lukas Müller