Baumgaertel Wie Erkennt Man Nuernberger Messinggeraet

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Otto A. Baumgärtel Wie erkennt man Nürnberger Messinggerät? Grundlagen für die Lokalisierung und Datierung Das Spektrum der Gebrauchsartikel und Geräte, die in Nürnberg aus Messing gegossen wurden, reicht von kleinen Ringen, Schnallen una Wandhaken bis zu zentnerschweren Stand- und Kronleuchtern, von einfacher Massenware bis zur kunsthandwerklich bedeutenden Auftragsarbeit. Aus schließlich um solche Erzeugnisse der Rotschmiede geht es in diesem Beitrag; Spezialitäten anderer Handwerke wie die Schüsseln »mit gemelt«, also mit bildlichen und ornamen talen Darstellungen, der Beckenschläger, die Laternen der Flaschner, die Sanduhrgehäuse und Weihrauchschiffchen der Geschmeidmacher oder die Dochtscheren der Zirkel schmiede bleiben außer acht. Walter Stengel hat 1918 als erster versucht, die Merk male des Nürnberger Messinggeräts zu beschreibend Quel len und Belege fand er vor ollem in Nürnberg selbst, näm lich umfangreiche Akten in den Archiven und die Abbildun gen auf den Epitaphien sowie Gegenstände aus dem Besitz des Baurats Heinrich Wallraff, aus dem Germanischen Na tionalmuseum und der Metallsammlung des ersten Welt kriegs. Die seither erschienenen Arbeiten behandeln eher Teilaspekte^, worunter der sorgfältige Aufsatz von Ursula Menae zur Herkunft der Flommschweif-Aquomonilien ganz besonders wichtig ist^. Er läßt ahnen, wie bedeutend die Nürnberger Werkstätten schon um 1400 waren. Die allgemeinere Literatur der letzten Jahrzehnte geht mit der Lokalisierung und der zeitlichen Einordnung der Arbei ten aus Messing oft ziemlich oberflächlich um^. Dabei fallen zwei Extreme auf: übergroße Vorsicht und erstaunlicher Mut. Viele heute gängige Zuweisungen basieren auf der Praxis des Antiquitätenhandels, der gern Gegenstände mit dem Prädikat »Nürnberg« adelt und eher zu früh datiert. Ein Blick in Auktionskataloge offenbart, daß nicht nur deutsche Stücke, sondern auch zweifelsfrei englische, polnische, skan dinavische und spanische, manchmal sogar außereuropäi sche Arbeiten in dieser Art aufgewertet werden. Andererseits wird wirklich typisches Nürnberger Messinggerät nicht im mer als solches erkannt. Derartige Irrtümer q^ehen sogar in Kataloge von Ausstellungen und Museen ein^. Es ist deshalb angezeigt, das tatsächliche und vermeint liche Wissen an den Quellen zur Nürnberger Handwerks-, Technik- und Wirtschaftsgeschichte und an den Objekten neu zu prüfen. Dieses reichlich erhaltene Material ist aller dings sehr weit verstreut und teils schwer zugänglich. Selbst die Bestände der Museen sind schlecht erschlossen, denn nur aus dem Reichsmuseum in Amsterdam und dem Grassi- museum in Leipzig liegen Kataloge vor*^. Gerade diese bei den Sammlungen sind für die Kenntnis der Nürnberger Rot schmiedearbeiten nicht ganz so wichtig. Um Kriterien für die Zuschreibung zu finden, ist außerdem der bisher kaum geüb te Vergleich mit Erzeugnissen anderer Produktionszentren oufschrußreich. Wie erfolgversprechend dabei die Zusam menarbeit verschiedener Fachrichtungen sein kann, zeigt ei ne Untersuchung über die Zapfhähne, die ohne die zahlrei chen archäologischen Funde nicht möglich gewesen wäre^. Dabei kristallisierte sich neben den Nürnberger Stücken ei ne kleinere Gruppe aus Lübeck heraus, weil dort in den Uberresten einer Gießerwerkstatt Zapfhähne entdeckt wur den (Abb. 4). Die Verbreitung der Nürnberger Exportware in ganz Europa und der Lübecker Bodenfunde in Nord deutschland, im Ostseeraum und in Skandinavien stützte die unterschiedliche Lokalisierung. Schriftliche Quellen zur Produktion und Rechnungen Wann man in Nürnberg mit dem Messingguß begonnen hat, ist nicht genau bekannt, aber die Anfänge dürften um 1 300 liegen. Bereits 1 00 Jahre später gab es in Deutschland nir gends mehr Werkstätten als in Nürnberg. In den Bürger-und Meisterbüchern der Jahre 1370-1429 werden die Rot schmiede als eigenes Handwerk mit 74 Meistern genannt. Die Produktion gegossener Messinggeräte erreichte also schon bald einen erheblichen Umfang. Wohl auch wegen der Rotschmiede berichtete der Spanier Pero Tafur 1438, daß in Nürnberg »viele Handwerker, besonders für jede Ar beit in Messing«, wohnen®. Schon bis 1499 sind 415 Mei ster erwähnt^, und bis ins 19. Jahrhundert sind über 3000 Namen überliefert. Die Rotschmiede waren damit lange Zeit das zahlenmäßig stärkste Nürnberger Gewerbe. Gleichzei tig bestanden bis zu 250 Werkstätten mit mehr als 600 Be schäftigten, die mitarbeitenden Familienmitglieder nicht ein gerechnet. Erst nach 1750 mehren sich die Klagen über den wirtschaftlichen Niedergang. Die technische Arbeitsteilung bei der Herstellung von Mes singgerät wurde besonders bedeutsam für die Serienferti gung. Die Gegenstände gingen der Reihe nach durch die Hände der Former, Gießer, Drechsler und Bereiter (Polierer). Mit dem Former Jakob Mulner und dem Drechsler Hans Drechsel, die 1448 beziehungsweise 1410 Meister wurden, sind die entsprechenden Berufszweige früh bezeugt. Die Gießer organisierten den Ablauf und hatten sich jeweils auf bestimmte Gegenstände spezialisiert. Ein Stefan Wagmacher ist 1408, ein Hermann Gewichtmacher 1447 in den Listen eingetragen, und spätestens am Anfang des 16. Jahrhunderts gab es Leuchtermacher und Zapfenmacher. Im Lauf der Zeit entwickelten sich noch weitere Spezialberufe, von denen die Ringmacher und die Rollenmacher am wichtigsten waren. 177

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Otto A. Baumgärtel

Wie erkennt man Nürnberger Messinggerät?Grundlagen für die Lokalisierung und Datierung

Das Spektrum der Gebrauchsartikel und Geräte, die inNürnberg aus Messing gegossen wurden, reicht von kleinenRingen, Schnallen una Wandhaken bis zu zentnerschwerenStand- und Kronleuchtern, von einfacher Massenware biszur kunsthandwerklich bedeutenden Auftragsarbeit. Ausschließlich um solche Erzeugnisse der Rotschmiede geht esin diesem Beitrag; Spezialitäten anderer Handwerke wie dieSchüsseln »mit gemelt«, also mit bildlichen und ornamentalen Darstellungen, der Beckenschläger, die Laternen derFlaschner, die Sanduhrgehäuse und Weihrauchschiffchender Geschmeidmacher oder die Dochtscheren der Zirkelschmiede bleiben außer acht.

Walter Stengel hat 1918 als erster versucht, die Merkmale des Nürnberger Messinggeräts zu beschreibend Quellen und Belege fand er vor ollem in Nürnberg selbst, nämlich umfangreiche Akten in den Archiven und die Abbildungen auf den Epitaphien sowie Gegenstände aus dem Besitzdes Baurats Heinrich Wallraff, aus dem Germanischen Nationalmuseum und der Metallsammlung des ersten Weltkriegs. Die seither erschienenen Arbeiten behandeln eherTeilaspekte , worunter der sorgfältige Aufsatz von UrsulaMenae zur Herkunft der Flommschweif-Aquomonilien ganzbesonders wichtig ist . Er läßt ahnen, wie bedeutend dieNürnberger Werkstätten schon um 1400 waren.

Die allgemeinere Literatur der letzten Jahrzehnte geht mitder Lokalisierung und der zeitlichen Einordnung der Arbeiten aus Messing oft ziemlich oberflächlich um . Dabei fallenzwei Extreme auf: übergroße Vorsicht und erstaunlicher Mut.Viele heute gängige Zuweisungen basieren auf der Praxisdes Antiquitätenhandels, der gern Gegenstände mit demPrädikat »Nürnberg« adelt und eher zu früh datiert. Ein Blickin Auktionskataloge offenbart, daß nicht nur deutscheStücke, sondern auch zweifelsfrei englische, polnische, skandinavische und spanische, manchmal sogar außereuropäische Arbeiten in dieser Art aufgewertet werden. Andererseitswird wirklich typisches Nürnberger Messinggerät nicht immer als solches erkannt. Derartige Irrtümer q ehen sogar inKataloge von Ausstellungen und Museen ein .Es ist deshalb angezeigt, das tatsächliche und vermeintliche Wissen an den Quellen zur Nürnberger Handwerks-,Technik- und Wirtschaftsgeschichte und an den Objektenneu zu prüfen. Dieses reichlich erhaltene Material ist allerdings sehr weit verstreut und teils schwer zugänglich. Selbstdie Bestände der Museen sind schlecht erschlossen, dennnur aus dem Reichsmuseum in Amsterdam und dem Grassi-museum in Leipzig liegen Kataloge vor* . Gerade diese beiden Sammlungen sind für die Kenntnis der Nürnberger Rotschmiedearbeiten nicht ganz so wichtig. Um Kriterien für die

Zuschreibung zu finden, ist außerdem der bisher kaum geübte Vergleich mit Erzeugnissen anderer Produktionszentrenoufschrußreich. Wie erfolgversprechend dabei die Zusammenarbeit verschiedener Fachrichtungen sein kann, zeigt eine Untersuchung über die Zapfhähne, die ohne die zahlreichen archäologischen Funde nicht möglich gewesen wäre .Dabei kristallisierte sich neben den Nürnberger Stücken eine kleinere Gruppe aus Lübeck heraus, weil dort in denUberresten einer Gießerwerkstatt Zapfhähne entdeckt wurden (Abb. 4). Die Verbreitung der Nürnberger Exportwarein ganz Europa und der Lübecker Bodenfunde in Norddeutschland, im Ostseeraum und in Skandinavien stützte dieunterschiedliche Lokalisierung.

Schriftliche Quellen zur Produktion und RechnungenWann man in Nürnberg mit dem Messingguß begonnen hat,ist nicht genau bekannt, aber die Anfänge dürften um 1 300liegen. Bereits 1 00 Jahre später gab es in Deutschland nirgends mehr Werkstätten als in Nürnberg. In den Bürger-undMeisterbüchern der Jahre 1370-1429 werden die Rotschmiede als eigenes Handwerk mit 74 Meistern genannt.Die Produktion gegossener Messinggeräte erreichte alsoschon bald einen erheblichen Umfang. Wohl auch wegender Rotschmiede berichtete der Spanier Pero Tafur 1438,daß in Nürnberg »viele Handwerker, besonders für jede Arbeit in Messing«, wohnen®. Schon bis 1499 sind 415 Meister erwähnt^, und bis ins 19. Jahrhundert sind über 3000Namen überliefert. Die Rotschmiede waren damit lange Zeitdas zahlenmäßig stärkste Nürnberger Gewerbe. Gleichzeitig bestanden bis zu 250 Werkstätten mit mehr als 600 Beschäftigten, die mitarbeitenden Familienmitglieder nicht eingerechnet. Erst nach 1750 mehren sich die Klagen über denwirtschaftlichen Niedergang.

Die technische Arbeitsteilung bei der Herstellung von Messinggerät wurde besonders bedeutsam für die Serienfertigung. Die Gegenstände gingen der Reihe nach durch dieHände der Former, Gießer, Drechsler und Bereiter (Polierer).Mit dem Former Jakob Mulner und dem Drechsler HansDrechsel, die 1448 beziehungsweise 1410 Meister wurden,sind die entsprechenden Berufszweige früh bezeugt. DieGießer organisierten den Ablauf und hatten sich jeweils aufbestimmte Gegenstände spezialisiert. Ein Stefan Wagmacherist 1408, ein Hermann Gewichtmacher 1447 in den Listeneingetragen, und spätestens am Anfang des 16. Jahrhundertsgab es Leuchtermacher und Zapfenmacher. Im Lauf der Zeitentwickelten sich noch weitere Spezialberufe, von denen dieRingmacher und die Rollenmacher am wichtigsten waren.

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Vor allem im 17. und frühen 18. Jahrhundert betriebenmanche Gießer ihr Gewerbe im Großen als Verleger, dieRohstoffe, Halbfabrikate, Werkzeuge oder Kredite an Mitmeister oder Gesellen ausgaben und deren Produkte absetzten. Auf diese Weise konnten nicht nur gewaltige Mengen, sondern auch eine Vielfalt von Typen hergestellt werden, was als eine der frühesten Quellen das Inventar vonKatharina Ammans bedeutender Werkstatt erkennen läßt^°.Dort waren 1 529 rund 35 Zentner fertige Waren vorrätig,was wahrscheinlich der Produktion nur weniger Monate entsprach. Der Seriencharakter wird bei mehr als tausendLeuchtern für den Hausgebrauch und 200 Schüsselringenbesonders deut l ich.

Auch die bisher kaum beachteten Register der Kaufleute,die Nürnberger Messingwaren exportierten, belegen dieSerienfertigung, was wiederum die Originale bestätigenkönnen, weil immer wieder an weit entfernten Orten Gegenstände auffallen, die nach dem gleichen Holzmodell gegossen wurden. Zum Beispiel kommen bei den mehrteiligenAltarleuchtern mit getrepptem Fuß bestimmte Varianten besonders häufig vor, die wohl von Georg Gscheid (Meister1597) (Abb. 1, rechts), Melchior Schuster (Meister 1654)sowie Georg Bischof Meister 1659) stammen.

Leider gefingt es al zu selten, schriftliche Quellen und erhaltene Stücke zu verknüpfen. Erich Egg entdeckte die Nachricht, daß Kaspar Rosentaler aus Nürnberg 1512 »sechs

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Abb. 1 Nürnberger Leuchter - links: Kugelschaftleuchtermit dem Allianzwappen der Nürnberger Familien Ulstat

und Held, datiert 1587. - Mitte: Scheibenleuchter mit derHausmarke des Jörg Lederer aus Nürnberg, vor 1540. -

rechts: Altarleuchter, Marke: wohl Georg Gscheid(Meister 1597)

messingene lebensköpf an die kirchthürn« der Pfarrkirche inSchwaz brachte; vier dieser Türzieher sind noch vorhanden". Nach meiner Erfahrung findet man Belege, die beider Zuschreibung helfen, am häufigsten für Kronleuchter, dieman zerlegt und mit geringen Frachtkosten über weiteStrecken transportiert hat. Ein Kronleuchter, der sich bis zumzweiten Weltkrieg im alten Rathaus in München befand, wurde 1 476 oder 1 477 in Nürnberg gekouft^^. Dem Münchener Exemplar lassen sich weitere Arbeiten anschließen, diewohl aus der gleichen Werkstatt stammen. Überhaupt gibtes im 1 5. Jahrhundert zahlreiche Nachweise für Kronleuchter aus Nürnberg, was Erich Meyers These in Frage stellt' ,die meisten gotischen Stücke seien Dinanderien aus dem flämisch-nieder ändischen Raum.

A u c h f ü r Va r i a n t e n d e r » W i n k e l a r m k r o n e n « i m O s t s e eraum gibt es mehrere Belege für die Nürnberger Herkunft,so in Rostock und Köslin '*. Dieser Typ, der zwischen 1550und 1 620 beliebt war, kam also entgegen Kurt Jarmuths Annahme sicher nicht nur aus Lübeck'^. Mehrere dieser Winke larmkronen wurden zusammen mi t Wand leuchtern in derAdria bei Zadar aus einem nach 1582 und vor 1610 gesunkenen Schiff geborgen, dos in Venedig beladen wordenwar. Diese Stadt war der Hauptumschlagplatz für Nürnber-_er Messinggerät, das in den Mittelmeerraum ging. Schließich finden sich Winkelarmkronen auch im Nürnberger Um

land. Ich nenne nur als frühes Modell, noch mit gotisierendenArmen, den Leuchter der Büttner und Bierbrauer in Forchheim sowie die typischen Vertreter der Gattung mit dem Dop-Deladler in der Kirche von Leupoldsgrün bei Hof und mit demDekrönenden wilden Mann im Rathaus von Hilpoltstein ' .

Neben den zwei Kronleuchtern, die 1610 von Nürnberger Patriziern in die St. Andreaskirche in Eisleben gestiftetwurden, gibt es in Sachsen und Thüringen weitere gut dokumentierte Arbeiten aus dem 1 7. Jahrhundert. Eine Geschichte und die Zuschreibung dieser Prunkstücke kommt nicht ohne die Kirchenrechnungen zu gesicherten Ergebnissen. DerKronleuchter der Engelmeßbruderschaft in der PfarrkircheSt. Martin in Forchheim wurde 1674 bei Wolf HieronymusHerold bestellt'^. Da es mehrere Krön- und Wandleuchtergibt, bei denen die Arme nach den gleichen Modellen gegossen wurden'®, müssen diese Leuchter ebenfalls aus seiner Werkstatt stammen.

Nicht jeder Beleg für die Lieferung eines Gegenstandsdurch einen außerhalb von Nürnberg ansässigen Gießer beweist die lokale Fertigung, da man stets damit rechnen muß,daß dieser Gießer neben seinen eigenen Produkten die feineren und kostengünstigeren Nürnoerger Erzeugnisse anbot. Der Augsburger Rotschmied Marx Labenwolf bestellte1 549 Leuchter bei Conrad Morl in Nürnberg, und der Augsburger Rot beklagte sich 1557, daß die Rotschmiede dengrößeren Teil der Ware, »so Sy alhie fail haben, zu Nurm-berg allso gemacht von den Rotschmiden kauffen und alhiewiderumb verkauffen«". Ähnliches gilt zum Beispiel für dieKronleuchter in der Spitalkirche in Hof, die der dort ansässige Rotgießer Solomon Greulich laut Rechnung 1710 und171 1 lieferte. Die Schmuckmotive gehen nämlich auf Holzmodelle zurück, die schon eine Generation früher von demerwähnten Wolf Hieronymus Herold verwendet wurden.Gerade bei den Kronleuchtern ist festzuhalten, daß außer-

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Abb. 2 Tischleuchter für zwei Kerzen und eine gläserneÖllampe, Nürnberg, 15. Jahrhundert

Abb. 3 Tischleuchter mit reliefiertem Schaft, Nürnberg,1. Drittel 16. Jahrhundert

dem wandernde Gesellen und abgewanderte Meister nachNürnberger Vorbildern arbeiteten, Sie betonten oft ihre Herkunft, die ihnen durch den Ruf des Nürnberger HandwerksVorteile versprach: JOHAN MÜLLER VON NIRNBERG HATDIESE KRONE IN KIEL GEMACHT hieß es an einem Kronleuchter von 1658 im mecklenburgischen Klüß^°. Stilistischdarf man solche Stücke fast dem Nürnberger Messinggerätzu rechnen .

Bildquellen für Nürnberger MessinggerätIn den Hausbüchern der Mendelschen und der Landauer-schen Zwölfbrüderhausstiftung sind 36 Darstellungen undPorträts von Rotschmieden erhalten. Vor ollem die Szenen,die vor der Mitte des 1 7. Jahrhunderts entstanden, tragen zueiner Typologie des Nürnberger Messinggeräts bei , wobei die Verknüpfung mit erho tenen Stücken in den Nürnberger Hauptabsatzgebieten und mit schriftlichen Belegendie Zuschreibung stützt. So zeigen unter anderem die Bilderdes Kunz Franck 1458, des Jakob Mulner 1471 und des Ulrich Vogel 1 533 sowie die Darstellung eines Büttners 1485einen mehrflammigen Leuchter, in dessen Mittelteil eine gläserne Öllampe eingesetzt werden konnte (Abb. 2). SchonErich Meyer erkannte das häufige Vorkommen dieser mehrflammigen Leuchter zwischen dem Harz und dem Mqinge-biet^^. Die Form war außerdem in Süddeutschland, Österreich und Italien beliebt; ein Beispiel in Fribourg in derSchweiz ist durch die Fundumstände vor 1432 datiert. InNürnberger Haushaltungsbüchern findet man 1488 »3messlein Leuchter zu Lampen und die Glesser derein« und

noch 1563 »einen messen leuchter mit einem gruen glas undzwey rohren«^^. Das Prädikat »Mitteleuropa, um 1500«,das in der neueren Literatur vorherrscht, ist also unnötigvage^"*. Schriftliche Quellen des 15. und 16. Jahrhunderts,zum Beispiel das schon erwähnte Inventar Katharina Ammans, dokumentieren eine überaus große Vielfalt bei denLeuchtern.

Mehrere Epitaphien von Rotschmieden geben eine Vorstellung, welche Formen sich hinter ungeklärten Begriffenverbergen können und zeigen auch Varianten, die nur in geringer Zahl überliefert sind, zum Beispiel Stücke mit Reliefdekor (Abb. 3). Daneben erscheinen Schröpfköpfe, Spritzen, Zapfen und anderes mehr. Während einige Schützenbildnisse mit recht interessanten Gegenständen ebenfallsnoch ins 1 6. Jahrhundert gehören, sind die Geschworenenporträts und Wappen in den beiden Handregistern der Rotschmiede im Stadtarchiv Nürnberg eine reichhaltige Quellefür die Zeit nach 1 662. Schließlich sind, teils in Privatbesitz,weitere Handwerksaltertümer mit Abbildungen von Erzeugnissen der Rotschmiede erhalten, vor ollem Wappen ausMessingguß und bemaltem Blech, Sargschilde der Rotschmiede, Herbergsschilde und auf Holz gemalte Porträts.Dos von Walter Stengel benutzte Material kann also inzwischen erheblich ergänzt werden.

M a r k e n a l s H e r k u n f t s n a c h w e i s

Ein Teil der Rotschmiedearbeiten trögt eingeschlagene Meistermarken, die die Herkunft aus Nürnberg beweisen undbei der Datierung helfen. Die Marken waren schon früh ein

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Abb. 4 Kleine Zapfhähne, links: Bodenfund aus Venedig,Nürnberg, Marke: Hans Mangolt (Meister 1503). -

rechts: Wirbel eines kleinen Zapfhahns, Bodenfund aus Celle,Lübeck, 15./16. Jahrhundert

anerkannter Qualitätsbeleg: So heißt es 1 547 über den Gewichtmacher Hans Weinmann, daß »sein Zeichen, das erschlägt, in vielen Landen und Känigreichen bekannt« war .Ähnliche Aussagen zur Wertschätzung gibt es auch aus späterer Zeit. Um die Stempel aufzuläsen und erhaltene Stückebestimmten Meistern oder Werkstätten zuzuweisen, kännenunter anderem Markenabbildungen auf Epitaphien, Porträtsund Wappen herangezogen werden. Seit dem letzten Drittel des 1 7. Jahrhunderts gibt es außerdem entsprechendeAufzeichnungen in den Handwerksakten.

Walter Stenqel hat danach eine erste Liste der Nürnberger Rotschmiedemarken erstellt . Sie ist trotz ihres geringenUmfongs ziemlich zuverlässig, weist jedoch kaum Gegenstände mit Marken nach. Die jüngere Publikation von Hermann P. Lockner ist in der Auswertung der Quellen und derWiedergabe von Belegen fehlerhaft und enthält sogar einige Marken, die nicht von Rotschmieden oder nicht aus Nürnberg stammen. Deshalb ist sie nur mit Vorsicht zu benutzen^^.Auch die Angaben in mehreren Publikationen über Gewichte und Waagen müssen mit gesunder Skepsis betrachtet werden^®. Als Vorarbeit für ein kritisches Verzeichnis habe ichkürzlich Marken, die auf Zapfhähnen entdeckt wurden, zusammengestellt und, soweit möglich, anhand der Quellenneu bestimmt '. Auf den zuvor wenig beachteten Stückenkommt im 15. Jahrhundert der früheste Markentyp mit spätgotischen Minuskeln oder Unzialbuchstoben vor. Schließlichkonnten die drei ältesten Nürnberger Marken zum erstenMal nachgewiesen werden, bei denen die Identifizierungder Werkstätten gelungen ist, nämlich der Vogel des HansMangolt (Meister 1503), der Pfeil des Hans Neydel (Mei

ster 1530) sowie die Lilie des Hans Kurtz (Meister 1538)(Abb. 4).

Festzuhalten ist, daß Marken nur zeitweise gefordert waren. Überdies wurden die Vorschriften nicht streng befolgt,wenn man einmal von den Gewichten absieht, die seit 1 538bezeichnet werden mußten. Selbst in den Jahrzehnten nach1 667, als Bestimmungen von 1 626 und 1 632 erneuert wurden und man sich am ehesten danach richtete, sind höchstens 20 bis 30 Prozent der Nürnberger Rotschmiedearbeiten gemarkt. Auch wenn ein Gegenstand nicht gemarkt ist,kann er trotzdem aus Nürnberg stammen. Es gibt sogar sehrtypische Geräte, an denen wir nie oder nur selten Markenfinden: Die in einem Stück gegossenen Scheibenleuchterund Balusterleuchter kamen offenbar aus Werkstätten, diekeine Marken verwendeten (Abb. 1). Von den kleinen Leuchtern und Weihwasserkesseln des späten 1 7., des 1 8. undfrühen 19. Jahrhunderts wurden bei großen Serien wahrscheinlich nur wenige Exemplare gemarkt. Dennoch bildendie gemarkten Rotschmiedearbeiten ein gutes Gerüst, andem sich Merkmale der Nürnberger Produktion und der Entstehungszeit erkennen lassen. So ist es gerechtfertigt, ausgehend von einem gemarkten Gegenstand jene Stücke nachNürnberg zu lokalisieren, bei denen Form, Dekor und Werkspuren gleich sind.

Te c h n i s c h e M e r k m a l e

Eine Besonderheit der Nürnberger Metallindustrie war dieHerstellung großer Mengen in hoher handwerklicher Qualität zu günstigen Preisen. Die rationelle Fertigung führte dazu, daß die Arbeiten der Rotschmiede charakteristischeWerkspuren aufweisen. Dies beginnt beim Guß. Für Gebrauchsgerät gibt es keinen Hinweis auf das Wachsausschmelzverfahren, das für die hohen Stückzahlen zu aufwendig gewesen wäre. Schon in Katharina Ammans Werkstatt fehlen 1529 entsprechendes Gerät und Material®.Wohl ober s ind zwei »z iechredle in zum formen« mi t ihremZubehör erwähnt. Mit solchen Drehvorrichtungen stellte manKern und Modell einer ein- oder mehrteiligen Lehmform her.Entsprechende Spuren kann man an den Innenflächen vielerScheibenleuchter und Balusterleuchter, weil der Guß dortnicht überarbeitet ist, gut erkennen. Daneben benutzte manmit Öl eingestrichene Holzmodelle, die man in einem Gemisch aus Ton, Sand und Haaren abformte. Dos Bild des Jakob Mulner von 1471 im Mendelschen Hausbuch zeigt diese Tötigkeit h So gewann man von einem dauerhaften Modell beliebig viele geteilte Formen. Im Ständebuch des Christoph Weigel von 1 698, in dem das Verfahren ähnlich dargestellt ist, bestätigt der beschreibende Text diese Deutungdes Bildes^^. Die »Formzeuch ..., welche [man] von holz hatdrehen lassen« - eine Formulierung aus den Handwerksakten von 1 722 - sind in einem Vers des Nürnberger Drechslerhandwerks von 1 589 angesprochen: »So trehen wir auchden Rothschmieden / Mancher Gattung unterschieden /Von schönen Leuchtern mit ihren Füßen / daß Sie es vonMessing können gießen«^ . Seit dem 16. Jahrhundert gingman in Nürnberg, wo immer es möglich war, zu Güssen inFormsand über. Diese Güsse fielen in der Regel fehlerfreiaus; Oberflächen mit Luftblasen und »Sandlöchlein«, wie der

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Mangel in den Quellen genannt wird, sprechen gegenNürnberger Herkunft. Bei einzelnen Gußschwächen wurdenin Nürnberg häufig Dübel eingesetzt, Stücke mit größerenFehlern wurden meistens wieder eingeschmolzen.

Das anschließende sorgfältige Glätten auf der Drehbankoder mit der Feile und Polierwerkzeugen entfernte jedenGrat, den die Teilformen zurückließen. Am Anfang benutzteman zum Abdrehen noch die »Drehräder«, bei denen einHelfer die Spindel über ein Schwungrad in Bewegung setzte. Der modernere und leistungsstärkere Antrieb durch un-terschlächtige Wasserräder ist seit dem letzten Viertel des1 5. Jahrhunderts bezeugt. Auf der Insel Schütt standen viersolche Rotschmieddrechselmühlen. An bis zu 27 Drehbänken, auf denen man Werkstücke jeder Größe mit sehr geringem Zeitaufwand abdrehen konnte, wurde Tag und Nachtgearbeitet. Seit dem 16. Jahrhundert benutzte man hierzuSchablonen und mechanische Führungen. Die äußerst präzise Bearbeitung ist deshalb bei bestimmten Gegenständenein wichtiges Indiz dafür, daß sie aus Nürnberg stammen.

Manche Ampeln, Leuchter und Spritzen - aber nicht alle,wie gemarkte Beispiele belegen - sind so dünnwandig, daßman fast nicht glauben mag, daß sie aus Messing gegossenund nicht getrieben oder gedrückt wurden. Voraussetzungfür das Abdrehen auf eine Wandstärke von manchmal untereinem Millimeter war ein Messing, das spröde und damit fürdie präzise spanabnehmende Bearbeitung geeignet war.Dem entspricht der relativ hohe Zinngehalt, der in einigenAnalysen gefunden wurde "*.

Bisher wurden nur die Legierungen der Epitaphien systematisch untersucht, nicht jedoch die Zusammensetzung der

Geräte. Da die Epitaphien nur in wenigen Werkstätten gegossen wurden, läßt die Auswertung keine generellen Aussagen zu. Es ist also vorerst nur eine Hypothese, daß es ty-sische Nürnberger Legierungen gibt, deren Bestimmung vieleicht auch bei der Datierung hilft. Übrigens hat schon Wal

ter Stengel bemerkt, daß der Farbton des blanken Metallsvon Zeit zu Zeit wechselt . Do die Rotschmiede viel importiertes Stückmessing verwendeten und Altmetall einschmolzen, liegt die Vermutung nahe, daß sie nach ihrer Erfahrungmit bestimmten Zuschlägen ziemlich konstante Eigenschaftendes Materials erreichten. Dafür sprechen manche Angabenin den Handwerksakten. Reihenuntersuchungen der Legierung wären also wünschenswert, und auch Analysen derGußkerne könnten aufschlußreich sein. Allerdings ist festzuhalten, daß auch Ton und Sand nicht nur aus der Gegendstammten, sondern in größeren Mengen, zumindest seit dem1 7. Jahrhundert, vor ollem aus Österreich importiert wurden.

Abb. 5 Großer Mörser von 1 626, Nürnberg,Marke: Conrad Weinmann (Meister 1604)

Abb. 6 Wärmpfanne, Meisterstück eines Rotschmieds,Nürnberg, datiert 1619

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Abb. 7 Waagbalken, Meisterstück eines Waagmachers,Nürnberg, 1 7./I 8. Jahrhundert

Auch an Nürnberger Arbeiten, die nicht abgedreht wurden,sind sichtbare Stellen fast immer sehr sorgfältig geglättet.Selbst in Vertiefungen findet man kaum Reste des rohenGusses. Kräftige Feilstriche, die eine ziemlich charakteristische »Handschrift« verraten, erkennt man besonders gut anden flachen Griffen vieler Zapfhähne. Außerdem gab esSchab- und Polierwerkzeuge, die typische Spuren hinterließen, zum Beispiel an den Armen von Kronleuchtern. ZurOberflächenbehandlung gehören schließlich verschiedeneTechniken des Ziselierens und Gravierens so wie Punzierun-gen, die in den Aufzeichnungen des Handwerks vor ollem»gehauen«, »gestochen« und »gebunzelt« genannt wurden(Abb. 5). Der durchbrochene Dekor wurde durch Bohrenund Feilen oder Ausschlagen auf einer Pechunterlage oderdem Werkblei hergestellt. Oft ist die Zahl der Ornamentbänder - einmal, zweimal, dreimal oder viermal durchbrochen - angegeben. Die technischen Merkmale solcher Verzierungen lie ern gute Hinweise auf die Nürnberger Herkunft. Dies gilt auch für das häufig charakteristische Aussehen der Gewinde und Schrauben, weniger für die seltenerenSteckverbindungen und Bajonettverschlüsse. Originale Lötungen sind äußerst sorgfältig ausgeführt, so daß sie manch-maf kaum zu erkennen sind.

Jeder Rotschmied mußte mit seinen drei Meisterstücken beweisen, daß er das Gießen und die Techniken der Bearbeitung beherrschte. Bei der Wärmpfanne, einem Meisterstückvon 1619, ist die Oberfläche im Aschenbehälter nicht abgedreht, damit der völlig fehlerfreie, glatte Rohguß überprüftwerden konnte, und auch der Schraubenkopf in Form einerMaske ist aus dem gleichen Grund nicht ziseliert (Abb. 6).Die plastischen Griffe mit Tierkopf und Delphinen zeigen verschiedene Schnitt- und Punziertechniken. An den Durch-bruchmotiven mit Schrift und Ornament ist das präzise Bohren und Feilen sichtbar. Die großen Waagbo ken, die alsMeisterstücke der Waagmacher seit dem 1 7. Jahrhundertmehrfach besonders gerühmt werden, fallen vor ollem durchziselierten, gravierten und gepunzten Dekor auf (Abb. 7).

Nürnberger »Spezialitäten« und Nürnberger FormenBestimmte Gegenstände wurden offenbar in Nürnberg »erfunden« und fast ausschließlich hier hergestellt. Die bekanntesten Beispiele sind Handfeuerspritzen und Einsatzgewichte. Unter den großen, figürlich verzierten Gewichten ist bisher nur eines als nicht aus Nürnberg stammend erkannt unddem Amsterdamer Waagmacher Guilliam de Neve zugeschrieben worden. Er erhielt 1 626 die Erlaubnis, »hier te lande te maecken allerhande soorten soo groot als dein pijl-gewicht..., so correct, suijver, en goet als deselve oyt voordesen van Norenburg (alwaerse tot nochtoe alleen gemaeckt sijn geworden) in dese oft andere Landen gecomensijn« ' . Der plastische Dekor unterscheidet sich von den Nürnberger Vorbildern durch eine ungewöhnliche Manieriertheit;manche Formbildungen erinnern an barockes Knorpelwerkaus den niederländischen Vorlagenbüchern der Goldschmiedefamilie van Vianen. Die barocken Fratzen eines seltenen, manchmal ungemarkten Typs der Nürnberger Gewichte sind härter geschnitten und erscheinen damit viel ma-terialgerechter^ . Ein weiteres, bisher unbekanntes Gewichtvon 1 6 Pfund stammt aus der Manufaktur des FabrikantenSchwanfelder, die 1 738 in Potsdam gegründet wurde (Abb.8). Es kopiert mit Ausnahme der seitlich angebrachten Masken und der Bänder aus parallelen, tiefen und breiten RillenNürnberger Arbeiten. Gemarkt ist es, wie dies Johann Georg Krünitz 1788 beschrieb, mit dem Stempel POTSDAM,dem Schwan und einem Namen »KARB«^®. Die Oberflächescheint »weicher« als bei Nürnberger Stücken; die Legierung, die deutlich mehr Zink und kein Zinn enthält, war fürdas präzise Abdrehen und Ziselieren nicht so gut geeignet.

Auch die Schüsselringe aus Messing, die seit der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts in Inventaren erwähnt sind und deren Export bis noch Spanien 1480 bezeugt ist, dürften eineNürnberger Erfindung sein®'. Dies gilt nicht nur für den flachen Typ auf drei Füßen, von dem neben den durchbrochenen Stücken kaum glatte erhalten sind, sondern auch für deneinfachen konkaven Reifen, dessen funktionale Form bis ins19. Jahrhundert unverändert blieb (Abb. 9). Solche Massenware ist bereits 1511 auf dem Bild des Thomas Butz imLandauer Hausbuch und 1515 auf der bemalten Tischplattevon Hans Herbst aus Basel dargestellt"®. Man findet gemarkte Exemplare aus dem 1 8. und frühen 1 9. Jahrhundertnoch häufig in der Schweiz, wo sie als Untersatz der kup-

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fernen Becken in den Gießfaßniscfien der Buffets verwendetwurden. In England, Frankreich und Spanien sind sie alsStandringe für runde Bronzekessel erhalten, was manchmalzur falschen Annahme führt, sie seien dort hergestellß'h Dieviel selteneren lokalen Nachahmungen sind nämlich dick-

Abb. 8 Gewichfsatz mit 16 Pfund nach Nürnberger Vorbild,Marken: Potsdam, Gewichtmanufaktur Schwanfelder,

nach 1 738

wandig und entsprechend schwer oder nur aus ganz dünnem Messing- oder Kupferblech gedrückt oder getrieben.

Von den Nürnberger Leuchtern sind einige echte Erfolgsmodelle geworden. Dies gilt vor ollem für mehrere Variantender Scheibenleuchter, die zwischen 1450 und 1650 fürkirchlichen Gebrauch angefertigt wurden. Daneben hat manbald nach 1 500 vielfältige Baluster- und Kugelschaftleuchter hergestellt, die genauer zu datieren sind, weil ihre modischen Formen jeweils nur wenige Jahrzehnte beliebt blieben(Abb. 1). Die profanen Leuchter mit Klemmfedern oderhähenverstellborer Kerzenholterung in einem aus Stäben gebildeten Gestell, die seit etwa 1 600 teils auch gemarkt sind,wurden sicher in Nürnberg entwickelt (Abb. 1 0). Solche Ty-Den sind frühe Vorläufer der Stücke mit rährenartigem Schie-Deschoft, die seit etwa 1 768 in den Akten als »Patentleuchter« bezeugt sind.

Sorgfältige Sichtung der Quellen und des erhaltenen Materials kann manche verbreitete Meinung korrigieren. So istder immer wieder vermutete venezianische Ursprung des»Glockenleuchters« sehr fraglich (Abb. 1 1). Eher ist zu vermuten, daß auch der Typus des Glockenleuchters aus Nürnberg stammt, da die Darstellungen auf den Epitaphien derRotschmiede seine Entwicklung, die vor der Mitte des 16.Jahrhunderts abgeschlossen war, nachzeichnen. Daher darfman annehmen, daß eher die Nürnberger Exportware Vorbild für Beispiele anderer Provenienz aus Messing, Zinn,Glas und Keramik wurde, was um so wahrscheinlicher ist, alsman insgesamt mehr als 25 Varianten des Typs - glatt oderauch dekoriert - Nürnberg sicher zuschreiben kann. DerGlockenleuchter war äußerst langlebig und wird noch inMusterkatalogen des 1 9. Jahrhunderts geführt. Dieses Festhalten an erfolgreichen Modellen über mehrere Jahrhunderte ist kein Einzelfall.

Abb. 9 Nürnberger Schüsselringe - durchbrochen,nicht aufgelöste Marke, 1 7. Jahrhundert. - glatt,

1 7./I 8. Jahrhundert. - reifenförmig,Marke: Konrad Schumann (Meister 1761)

Abb. 10 Nürnberger Leuchter - zwei Tischleuchter für zweiKerzen, um 1500. - Tischleuchter mit einem Steinback

(Klemmfeder fehlt), Marke: Christoph Herold (Meister 1585).- Tischleuchter mit Glockenfuß, Marke: Georg Graßkopf(Meister 1591). - Tischleuchter, Marke: Stefan Schirmer

(Meister 1593)

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Abb. I I Nürnberger Glockenleuchfer - von links:Marke: Stefan Schirmer (Meister 1593). - nicht aufgelösteMarke, 1. Drittel 1 7, Jahrhundert. - Marke: Nikolaus Krafft

(Meister 1614) oder Nikolaus Kunze/ (Meister 1 622). -Marke: Sebastian Denner (Meister 1665). -

Marke: Georg Bischof (Meister 1659)

Eine bisher wenig beachtete Nürnberger Spezialität sinddie Ampeln für Ewiges Licht. Die meisten stammen aus dem1 7. und 1 8. Jahrhundert, doch gibt es Ausläufer bis gegen1 850. Einfachere Beispiele, ohne durchbrochenen Dehor,sind noch zu Hunderten vor ollem in Italien erhalten. Manchmal gibt es ganze Serien, so in einigen Kirchen in Venedigoder 24 Stück in Santo Moria in Orgono in Verona, diezwar in einer Werkstatt, jedoch nicht gleichzeitig angefertigtw u r d e n .

Abb. 1 2 Zwei Leuchter mit Säulenschaft, Nürnberg,Marke: Georg Gscheid (Meister 1597)

Neben solchen internationalen »Erfolgsmodellen«, die überall dort vertrieben wurden, wo Bedarf bestand und wohinNürnberg Handelsbeziehungen unterhielt, gab es ganzoffensichtlich auch Messinggerät, bei dem man sich am Geschmack ausländischer Besteller orientierte. Schon in denfrühen Quellen finden sich Bezeichnungen, die man als Hinweis auf eine solche Praxis verstehen kann. Das Inventar derKatharina Amman nennt 1 529 »kölnisch Leuchter« und »we-isch messen Kandel«, also Modelle noch rheinisch-nieder-ändischen beziehungsweise italienischen Vorbildern oderür den entsprechenden Morkf* . Wohl von Georg GscheidMeister 1597) stammen Leuchter mit Säulenschaft, die einranzösisches Motiv aufgreifen und nach Frankreich und in

die Schweiz geliefert wurden (Abb. 12). Hier, wahrscheinlich in der Gießerei Füssli in Zürich, wurden wiederum Nürnberger Stücke nachgeahmt; diese Schweizer Leuchter sindschwerer und auf der Unterseite nicht abgedrehh* .

Weitere Begriffe in den Akten der Rotschmiede weisen offenbar auf spezielle Formen für den Export hin: »polnischerSchüsselring« (1 7./1 8. Jahrhundert) und »welsche Lampenmit den hohen Spitzen« (1 720). Die »polnischen Lämplein«,die 1722 erwähnt werden, sind Chanukkoleuchter. Siescheinen von Georg Andreas Michel (Meister 1 708) erfunden worden zu sein und wurden von Paulus Niedel (Meister1718) und Johann Leonhard Niedel (Meister 1720) nachgeahmt (Abb. 1 3). Selbst in der neueren Literatur werden sienoch fälschlich als polnische Arbeiten bezeichnef"*.

Abb. 1 3 Chanukkoleuchter, Nürnberg,Marke: Johann Leonhard Niedel (Meister 1 720)

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K e n n z e i c h n e n d e D e k o r e

Der größere Teil des Nürnberger Haus- und Kirchengerätsüberzeugt nur durch technische Perfektion, ausgewogeneForm und Funktionalität, während die zusätzlich reich verzierten Erzeugnisse ursprünglich einen Bruchteil der Produktion ausmachten. Dennoch lohnt es, diese kunsthandwerklichbedeutenderen Stücke genauer zu betrachten. Sicheres Zeichen für die Nürnberger Herkunft sind nämlich charakteristische Durchbruchmuster sowie ziselierte und gravierte Dekore vor ollem an Ampeln, Rauchfässern, Messglocken, Weihwasserkesseln, Schüsselringen, Wärmpfannen, Glockenleuchtern und Bügeleisen. Vergleichbare Arbeiten aus anderen Produkt ionsstätten kommen kaum vor.

Durchbrochene, reliefartige Ornamentfriese finden wir beivielen Schüsselringen. Das älteste Beispiel dieser Art mit einer um einen dünnen Ast gewundenen Blattranke ist nochgotisch" . Die bekannteren Renaissancedekore mit Köpfen,Fabelwesen, phantastischen Tieren und Drachenpaaren gehen mutmaßlich auf Stichvorlagen zurück. Einfachere Ausführungen blieben bis ins 1 8. Jahrhundert beliebt. SolcheSchüsselringe sind vor ollem in Skandinavien in qrößererZahl erhalten"' . Die technisch anspruchsvollen, weif äußerst

Dräzise ausgeführten Schriften, die nur mit Bohrer und Feilenergestellt sind, treten schon vor 1550 auf. Manchmal sindsie kombiniert mit vielfältigen Bond-, Ranken-und Blütenmotiven. Entsprechend beschreibt Christoph Weigel 1 698 dasMeisterstück der Nürnberger Rotgießer als »einen schüsselring mit einer deutlichen schrifft und zierlichen laubwerckdurchbrochen«. Ähnlicher Dekor kommt an Wärmpfannenvor (Abb. 6).

Vielfältigste Muster lassen sich an den Ampeln studieren,die Weigel nicht ohne Grund als »nach tausenderley Inven-tionen sehr wohl gemachte Lampen« rühmt (Abb. 14). Siesind nicht nur durchbrochen, sondern oft bereichert auch ziselierter oder gravierter Dekor die Flächen. Wie geschätztderartige Arbeiten waren, beweisen die »Beschreibung dervornehmsten Merkwürdigkeiten« Nürnbergs durch den Hi-storiogrophen Christoph Gottlieb von Murr"^ und mehreregedruckte Reiseberichte vom Ende des 1 8. Jahrhunderts: Sieerwähnen nämlich die noch erhaltene Totenleuchte, die1657/1658 vor dem Tucherepitaph in St. Sebald aufgehängt wurde. Besonders fein gravierte Muster und zudemaufgelötete Emailplaketten im Geschmack der Besteller zeigtein Teil der hochwertigen Exportware für Italien (Abb. 15]'*°.Ähnliche, nicht durchbrochene Dekore kommen auch an

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Abb. 14 Große Ampel, Nürnberg,u m 1 6 0 0

Abb. 15 Ampel mit Emailplaketten für den Export nachItalien, Nürnberg, Marke: Johann Denner (Meister 1692)

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Weihwasserkesseln vor. Diese gelten zwar traditionell alsvenezianisch, aber einige gemarkte Beispiele, so von HansGeorg Beck (Meister 1 665) beweisen ihren Nürnberger Ursprung (Abb. 16). In Süddeutschland, Österreich und derSchweiz waren im 1 8. Jahrhundert kräftige Blattranken undBlumen als Ornament beliebt. Dieser Dekor ist außer an Amseln und Rauchfässern auch an Wärmpfannen mit durch-srochenem Deckel öfter zu finden (Abb. 17).

Die mit Abstand häufigsten und technisch einfachsten Motive sind mit Bohrer und Feile erzeugte geometrische Formen,besonders Sterne und Rosetten (Abb. 1 8). Sie zieren vor allem Ampeln, Rauchfässer und Messglocken, viel seltener dagegen profanes Gerät. Vorstufen gibt es auch an anderenOrten schon im 15. Jahrhundert. Die Entwicklung in Nürnberg war spätestens um 1600 abgeschlossen, und derDekor hielt sich weitgehend unverändert bis zur Mitte des

Abb. 16 Weihwasserkessel mit Emailplaketfen für denExport nach Venedig, Nürnberg, wohl Hans Georg Beck

(Meister 1665)

Abb. 18 Große Ampel mit sechs Armen, Nürnberg,1. Hälfte 1 7. Jahrhundert

Abb. 1 7 Wärmpfanne, Nürnberg, Marke: Johann GeorgRomsteck (Meister 1701)

Abb. 1 9 Bügeleisen als Hochzeitsgeschenk, Nürnberg,Marke: Lorenz Renner (Meister 1 744)

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19. Jahrhunderts. Ein spätes Beispiel, eine kleine Ampel vonJohann Kittler (Meister 1823) stammt aus dem Besitz desRotschmiedehandwerks; sie trögt eine Inschrift mit den Namen der Geschworenen und ist 1 841 dotiert^'^.

Zum gängigen Schmuck der Nürnberger Rotschmiedearbeiten gehören außerdem plastische und kräftig reliefierteMotive. Der Formenschatz umfaßt unter anderem Fratzen,Tierköpfe, Drachen, Delphine, Seepferdchen, Meerweibchen, Krieger, Hirsche und Engelsköpfe, aber auch stilisiertepflanzliche Formen, zu denen nicht nur dos Akonthusblottzählt. Sie zieren Wandhaken und Bügelschrauben, Griffevon Ampeln, Kronleuchtern und Wärmpfannen, Bügel vonWeihwasserkesseln, Henkel von Blumenvasen, Füße vonSchüsselringen, Wirbel von Zapfhähnen, Stützen von Bügeleisen (Abb. 5, 1 3, 19). Die Entwicklung von der markanten

Ziselierung der Renaissance zu den glatteren Formen des1 8. und frühen 19. Jahrhunderts läßt sich besonders gut amDeckelschmuck der großen Einsatzgewichte verfolgen.

Für die zuverlässige Lokalisierung und Datierung vonMessinggerät gibt es also insgesamt viele Grundlagen, unddie konsequente Verknüpfung von schriftlichen Que len undBildzeugnissen mit erhaltenen, für Nürnberg gesichertenStücken vermag ein gutes Gerüst für eine Untersuchung derNürnberger Messingproduktion zu liefern. Dazu kommt dieAnalyse technischer Merkmale so wie von Formen und Dekoren. Wenn man diese Arbeit auf eine breitere Basis stellt,könnte am Ende ein Katalog der Rotschmiedeerzeugnissestehen, der ihre ganze Vielfalt zeigt. Diese Möglichkeit anBeispielen aufzuzeigen, war das Ziel dieses Beitrags.

Anmerkungen1 Walter Stengel: Nürnberger Messinggerät. In: Kunst und Kunsthandwerk, Bd. 21. 191 8, 5. 213-265.2 Erich Meyer: Nürnberger Bronzen der Vor-Vischer-Zeit. In: Festschrift Eberhard Hanfstaengl zum 10. Februar 1961. München1961, S. 21 -30. - Otto Boumgörtel: Weihwasserkessel aus Nürnberg. Zur Datierung und Lokalisierung mitteleuropäischer Messingeimer. In: Kunst & Antiquitäten, 1980, H. 4, S. 73-76. - Otto Boum-gärtel: Lamp' herunter. Sorg' hinauf! Sabbatlampen und Chonukko-leuchter aus Nürnberger Rotschmiedewerkstätten. In: Kunst & Antiquitäten, 1981, H. 4, S. 38-46. - Otto Boumgärtel: Dos »messenpfendlein auf den Tisch«. Nürnberger Speisenwärmer aus Messingder Renaissance und des Barock. In: Kunst & Antiquitäten, 1981, H.6, S. 44-54. - Otto Boumgärtel: Mit Klauen und »Löben Pfätzlein«.Nürnberger Schüsselringe aus Messing und ihre Ornamente. In:Kunst & Antiquitäten, 1982, H. 4, S. 21 -29.3 Ursula Mende: Nürnberger Aquomonilien und verwandte Gußarbeiten um 1400. In: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 1974, S. 8-25.4 Hermann P. Lockner: Messing. Ein Handbuch über Messinggerätdes 15.-1 7. Jahrhunderts. München 1982. Lockner lokalisiert zahlreiche Gegenstände noch »Mitteleuropa«, was präzisiert werdenkann. Dazu die Rezension von Otto Boumgärtel. In: Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters, Bd. 1 1, 1983, S. 188-192. - Jon Divis:Antiquitäten aus Bronze, Kupfer und Messing. Hanau 1991 mit nichterkannten Fälschungen, Verfälschungen und Kopien: Abb. 24 ist kein»gotischer Leuchter«, sondern der umgebaute Fuß einer Monstranz,Abb. 31 links »2. Hälfte des 13. Jh.« und Abb. 65 »16. Jh.« sind modern, Abb. 84 und 85 sind später dekoriert.5 Hildegard Hoos (Hrsg.): Kerzenleuchter aus acht Jahrhunderten.Ausst. Kot. Frankfurt 1987, die Leuchter Nr. 45 und 56 »Mitteleuropa, um 1500« stammen sicher aus Nürnberg. - Knud Schöber:

Glanz des Messings. Messinggeräte aus alter Zeit. Ausst. Kot. Wetzlar 1 996, die auf S. A3 und S. A4 gezeigten »Handwärmekugeln«»wohl Nürnberg, 17. Jh.« bzw. »Deutschland/Nürnberg, 17. Jh.«stammen aus dem Vorderen Orient.6 Onno ter Kuile: Köper & Brons. Amsterdam 1986. - MartinEberle: Bestandskatalog der Sammlung unedler Metalle. Leipzig1 9 9 6 .7 Otto A. Boumgärtel: Zu den Nürnberger Zapfhahnen und ihrenMeistermarken. In: Walter Drack: Zur Geschichte des Wasserhahns.Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. 64.Zürich 1997, S. 97-120, Abb. 71 -74, zu der Lübecker Gruppe: S.8 3 - 8 4 u n d A b b . 5 4 .8 Otto Anders: Nürnberg um die Mitte des 15. Jahrhunderts imSpiegel ausländischer Betrachtung. In: Mitteilungen des Vereins fürGeschichte der Stadt Nürnberg, Bd. 50, 1960, (S. 100-112), S.1 0 4 .9 U. Mende (Anm. 3), S. 21. - Otto Boumgärtel: Dos Inventar derKatharina Amman von 1529. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, Bd. 69, 1982, (S. 167-184), S. 167-1 6 8 .10 O. Boumgärtel (Anm. 9), S. 1 72-173, S. 1 82-1 84.1 1 Erich Egg: Nürnberger Messingwaren in Tirol. In: Anzeiger desGermanischen Nationalmuseums, 1965, S. 52-59, S. 53. - UrsulaMende: Die Türzieher des Mittelalters. Berlin 1981, S. 289, Nr.186, Abb. 301-302.1 2 Michael Schattenhofer: Das alte Rathaus in München. München 1972, S.56.1 3 Erich Meyer: Der gotische Kronleuchter in Stons. In: FestschriftHans R. Hahnloser zum 60. Geburtstag 1959. Basel-Stuttgart1961 ,S . 151-184 .14 In der St. Jakobikirche in Rostock sind zwei Kronleuchter von1 603 aus Nürnberg; Friedrich Schlie: Die Kunst- und Geschichts-

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Denkmäler des Großherzogthums Mecklenburg-Schwerin. Schwerin1 896-1901, Bd. 1, S. 96. - In der Marienkirche zu Köslin ist eingroßer Nürnberger Kronleuchter der Brauer von 1606, H. 3,75 m,Dm. 2,80 m; Ludwig Böttger: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Köslin. Stettin 1 889, Bd. 1, S. 82. - Von einigenNürnberger Kronleuchtern, die nicht mehr an Ort und Stelle sind, gibtes wenigstens noch alte Fotografien.15 Kurt Jarmuth: Lichter leuchten im Abendland. Berlin 1967, S.160-1 72. - Kurt Jarmuth: Lübecker Leuchten vom Meeresgrund. In:Lichttechnik, Bd. 21, 1969, S. 72-74. - Kurt Jarmuth: LübeckerLeuchten vom Meeresgrund. In: Lichttechnik, Bd. 22, 1970, S.2 5 0 - 2 5 1 .16 Felix Mader: Bezirksamt Hilpoltstein. Die Kunstdenkmäler vonMittelfranken, Bd. 3. München 1929, Abb. 144.1 7 Karl Sitzmann: Forchheims Kirchen, ein Spiegel BambergerKunst. Forchheim 1922, S. 97-98.1 8 Wandleuchter mit Armen nach gleichen Modellen unter anderem in St. Peter in Würzburg und in Privatbesitz.19 Adolf Buff: Der Wittelsbacher Brunnen in der Residenz zu München und der Augsburger Rotgießer Hans Reisinger. In: Jahrbuch fürMünchner Geschichte, Bd. 4, 1 890, (S. 1-14), S. 10, Anm. 8.20 F. Schlie (Anm. 14), Bd. 3, S. 220.21 Otto Boumgärtel: Bildquellen für altes Messinggerät. Rotschmieddarstellungen aus zwei Nürnberger Stiftungen. In: Kunst &Antiquitäten, 1983, H. 4, S. 36-43.22 Erich Meyer: Mittelalterliche Bronzen. Bilderhefte des Museumsfür Kunst und Gewerbe Hamburg, H. 3. Hamburg 1 960, S. 1 8, Abb.3 5 .23 Zitiert nach W. Stengel (Anm. 1), S. 239; dort ist kein Bezug zuerhaltenen Stücken hergestellt.24 Die herrschende Unsicherheit geht, soweit ich sehe, aus vonHermann P. Lockner: Aufsatzleuchter des Mittelalters. Ein Vergleichmit anderen mehrflammigen Leuchtern des 15. und 1 6. Jahrhunderts.In: Kunst & Antiquitäten, 1 979, H. 5, S. 59-64. Die ungenaue Zu-schreibung wird wiederholt bei H. P. Lockner (Anm. 4), S. 162-1 70.25 G.W.K. Lochner (Hrsg.): Des Johann Neudörfer Schreib- undRechenmeisters zu Nürnberg Nachrichten von Künstlern und Werkleuten daselbst aus dem Jahre 1547. In: Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Renaissance.Bd. 10. Neudruck der Ausgabe 1 875, Osnabrück 1970, S. 158.26 Walter Stengel: Die Merkzeichen der Nürnberger Rotschmiede. In: Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum,1918-1919, S. 107-155.27 Hermann P. Lockner: Die Merkzeichen der Nürnberger Rotschmiede. München 1981. Dazu die Rezension von Otto Boumgärtel. In: Pantheon, Bd. 40, 1982, S. 266-267.28 G. A. von Borssum Buismon: Pijl- of Sluitgewichten (II). In: Joor-boek von het Koninklijk Nederlondsch Genootschop voor Munt- enPenningkunde, Bd. 39, 1952, (S. 64-82), bes. S. 77-81. - BrunoKisch: Scales and Weights. A Historical Outline. New Haven-London 1 965, bes. S. 1 77-190. - K. M. C. Zevenboom-D. A. WittopKoning: Nederlondse Gewichten, 2. Aufl. Lochem 1970, bes. S.1 84-197, S. 242-243. - D. A. Wittop Koning-G. M. M. Houben:2000 Joor Gewichten in de Nederlonden. Lochem 1980, bes. S.106-1 1 1. - F.-G. Lovogne: Bolonciers. Etalonneurs. Leurs marques,leurs poincons. Montpellier 1981.29 O. Boumgärtel (Anm. 7), S. 110-120, Abb. 72-73.30 O. Boumgärtel (Anm. 9), S. 1 72-1 73.31 O. Boumgärtel (Anm. 22), Abb. 3. - Zum Guß nach Holzmodellen auch in Frankreich Otto Boumgärtel: Lcvobokessel zum tägli

chen Gebrauch. Die Produktion in Morteou, Besoncon und Pontorliervon 1780 bis heute. In: Kunst & Antiquitäten, 1982, H. 6, S. 50-55.32 Christoph Weigel: Abbildung der Gemein-Nützlichen Haupt-Stände. Regensburg 1698.33 H. Barbeck: Alt-Nürnberg. Nürnberg 1 895, Lieferung 6, Blatt6 .

34 Die Legierung ist so spröde, daß sie bei Schlag oder Stoß häufig bricht, während an zinkhaltigerem Messing mit gleicher Wandstärke eher Beulen und Druckstellen entstehen.35 W. Stengel (Anm. 1), S. 237-238.36 G. A. van Borssum Buismon: Pijl- of Sluitgewichten. In: Joorboekvon het Koninklijk Nederlondsch Genootschop voor Munt- en Penningkunde, Bd. 38, 1952, S. 94-100, S. 96. - O. ter Kuile (Anm.6), S. 247-248.37 Ein ungemorktes Stück aus der Sammlung Wallraff bei W.Stengel (Anm. 1), Abb. 14. - Mehrere Stücke dieses Typs stammenvon Hans Andreas Schmid, Meister 1698. Seine Meistermarke ist eine Meerjungfrau unter I A S.38 Johann Georg Krünitz: Oeconomisch-technische Encyclopödie,Bd. 1 8. Brünn 1 788, S. 177. - H. P. Lockner (Anm. 28), S. 281 führtden Stempel »KARB« falsch als Nürnberger Marke; seine Datierung»um 1700/1720« trifft nicht zu.39 O. Boumgärtel, Schüsselringe (Anm. 2), S. 21-22.40 Lucas Wüthrich: Der sogenannte »Holbein-Tisch«. Zürich 1990,A b b . 7 5 .

41 H.P. Lockner (Anm. 4.), Abb. 346: »Zwei Schüsselringe, Spanien/Deutschland (?) 1 7./1 8. Jhdt.«42 O. Boumgärtel (Anm. 9), S. 1 75, S. 177.43 Manchmal findet sich die unzutreffende Angabe »englisch«, sobei Veronika Baun Kerzenleuchter aus Metall. München 1977, Abb.146. - Französische Vorbilder bei Klaus Pechstein: Bronzen und Plaketten. Berlin 1 968, Nr. 37 und 38. - The Lear Collection of SocketCandlesticks. Auktionskatalog Christie's, London 15. 12. 1998, Nr.1 27-1 29 (französische Varianten).44 Jay Weinstein: A Collectors' Guide to Judoico. London 1985,Abb. 168: »Polish brass Hanukah lamp, early 19* cent.«45 Eric Turner: Messing. Bern-Stuttgart 1982, Abb. 1 1 rechts, dieLokalisierung »Schweiz« unzutreffend.46 O. Boumgärtel, Schüsselringe (Anm. 2), S. 27-28. - Weitere,mir damals noch nicht bekannte Schüsselringe mit Drachenpaarenhabe ich vor allem in skandinavischen Sammlungen gefunden; siekommen viel seltener in Frankreich, der Schweiz, Österreich und Süddeutschland vor.47 Christoph Gottlieb von Murr: Beschreibung der vornehmstenMerkwürdigkeiten der H.R. Reichs freyen Stadt Nürnberg und aufder hohen Schule zu Altdorf. Nürnberg 1778.48 Otto Boumgärtel: Enkele in Neurenberg gemaakte geelkope-ren voorwerpen met ongebruikelijke versieringen. In: Antiek, Bd. 15,1981, S. 373-382.49 Die Ampel ist mit dem Schlüssel und dem Namen KITTLER gemarkt; die Inschrift am oberen Rand lautet: DIE GESCHWORNENMEISTER L. DIETZ G. KERSCHBAUM M. SCHREIER 1 841 (Privatbesitz).

AbbildungsnachweisArch iv des Autors : 1 -19 .

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