Baustein 1: Wer bin ich? · 2014-07-25 · Kapitel Selbstbild Rel ig o n s-Proje kte zu m A nfa se...

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8 Kapitel Selbstbild R eligions -Projek te zum Anfassen und Erleben Baustein 1: Wer bin ich? Darum geht es: Nachdem die Kinder sich mit Psalm 139 auseinandergesetzt haben, beschäftigen sie sich mit ihren eigenen positiven und negativen Eigenschaften. Diese Vorgehensweise stellt eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung des persönlichen Selbstbildes dar. Erst wenn die Kinder ihre eigenen Stärken und Schwächen erkennen und anneh- men, kann daraus Selbstvertrauen wachsen. Einstieg Zeitbedarf: 20 Minuten So geht es los: Erinnern Sie die Kinder an die Fantasiereise in der letzten Stunde. Dort haben sie sich mit ihrem eigenen Aussehen beschäftigt. Erzählen Sie den Kindern, dass sie sich nun mit den inneren Eigenschaften beschäftigen möchten. Doch zuvor wollen sie gemeinsam heraus- finden, wem sie ihren Körper und ihre Eigenschaften zu verdanken haben. Lesen Sie den Kindern dazu den folgenden Psalm Davids vor: In der Bibel ist folgender Text zu lesen: „Gott, du erforschst und kennst mich. Egal, ob ich sitze oder stehe, du weißt, was ich ma- chen werde. Du verstehst meine Gedanken. Egal ob ich gehe oder liege, du bist immer bei mir und siehst alles, was ich mache. Du weißt, was ich sagen will, bevor ich es gesagt habe. Du beschützt mich von allen Seiten. Das alles zu wissen, finde ich so wunderbar. Doch ich kann es nicht begreifen. Wohin soll ich gehen oder fliehen, ohne dass du es bemerkst? Wenn ich zum Himmel fliegen würde, wärst du da. Wäre ich bei den Toten, so wärst du ebenfalls da. Egal wohin ich gehe, überall würde deine Hand mich führen und mich halten. Du bist überall bei mir. Auch wenn es dunkel um mich herum ist, so wäre es in deiner Nähe nicht finster, sondern so hell wie am Tag, denn du hast mich erschaffen und mich im Mutterleib gebildet. Ich danke dir dafür, dass ich so wunderbar gemacht bin. Deine Werke sind wunderbar, das erkennt meine Seele.“ (frei nach Psalm 139,1–14)

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Religions-Projekte zum Anfassen und Erleben

Baustein 1: Wer bin ich?

Darum geht es:Nachdem die Kinder sich mit Psalm 139 auseinandergesetzt haben, beschäftigen sie sich mit ihren eigenen positiven und negativen Eigenschaften. Diese Vorgehensweise stellt eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung des persönlichen Selbstbildes dar. Erst wenn die Kinder ihre eigenen Stärken und Schwächen erkennen und anneh-men, kann daraus Selbstvertrauen wachsen.

Einstieg

Zeitbedarf: 20 Minuten

So geht es los:Erinnern Sie die Kinder an die Fantasiereise in der letzten Stunde. Dort haben sie sich mit ihrem eigenen Aussehen beschäftigt. Erzählen Sie den Kindern, dass sie sich nun

mit den inneren Eigenschaften beschäftigen möchten.

Doch zuvor wollen sie gemeinsam heraus-finden, wem sie ihren Körper und ihre Eigenschaften zu verdanken haben. Lesen Sie den Kindern dazu den folgenden Psalm Davids vor:

In der Bibel ist folgender Text zu lesen:„Gott, du erforschst und kennst mich. Egal, ob ich sitze oder stehe, du weißt, was ich ma­chen werde. Du verstehst meine Gedanken.Egal ob ich gehe oder liege, du bist immer bei mir und siehst alles, was ich mache.Du weißt, was ich sagen will, bevor ich es gesagt habe. Du beschützt mich von allen Seiten.Das alles zu wissen, finde ich so wunderbar. Doch ich kann es nicht begreifen.Wohin soll ich gehen oder fliehen, ohne dass du es bemerkst?Wenn ich zum Himmel fliegen würde, wärst du da. Wäre ich bei den Toten, so wärst du ebenfalls da.

Egal wohin ich gehe, überall würde deine Hand mich führen und mich halten. Du bist überall bei mir. Auch wenn es dunkel um mich herum ist, so wäre es in deiner Nähe nicht finster, sondern so hell wie am Tag, denn du hast mich erschaffen und mich im Mutterleib gebildet. Ich danke dir dafür, dass ich so wunderbar gemacht bin. Deine Werke sind wunderbar, das erkennt meine Seele.“

(frei nach Psalm 139,1–14)

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Zeitbedarf: 25 Minuten

Material für jedes Kind:siehe S. 13

So geht es:Sagen Sie den Jungen und Mädchen, dass sie sich nun einmal auf Dinge konzentrieren sollen, die sie besonders gut können. Sammeln Sie zunächst einige Beispiele (z.B.: Ich kann gut malen/lesen/zuhören etc.). Fordern Sie die Kinder anschließend

Zeitbedarf: 45 Minuten

Material für jedes Kind:• Briefpapier• Stift

So geht es los:Bilden Sie mit den Kindern einen Sitzkreis. Lesen Sie ihnen die folgende Geschichte vor:

So geht es weiter:Erzählen Sie den Kindern, dass Gott David zum König ernannt hatte. Erinnern Sie sie an die Geschichte von David und Goliath, falls sie diese bereits im Unterricht kennenge-lernt haben. Besprechen Sie anschließend den Text. Dabei helfen Ihnen die folgenden Fragen:

T Wieso denkt David, dass Gott seine Gedanken kennt?

T Glaubst du auch, dass Gott weiß, was du denkst?

T David sagt: „Das alles ist so wunder-bar. Doch ich kann es nicht begreifen.“ Wieso sagt er das?

T Was meint David damit?

T David bedankt sich bei Gott, dass er ihn so wunderbar gemacht ist. Auch du bist wunderbar. Hast du schon einmal nachgedacht, dich dafür bei Gott zu bedanken?

T Was meint David mit „Deine Werke sind wunderbar, das erkennt meine Seele“?

T Was denkst du über den Text?

Eigenschaften, die ich an mir mag

Eigenschaften, die ich an mir nicht so gerne mag

auf, sich ihre positiven Eigenschaften be-wusst zu machen. Dazu gestalten die Kinder einen Würfel, auf dem sie ihre Stärken no-tieren oder zeichnen. Teilen Sie den Kindern die Bastelanleitung und -materialien aus, und helfen Sie ihnen, falls nötig (Alternative: Eine oder mehrere Vorlagen eines Würfel-netzes aus Pappe, die von den Kindern ab-gepaust werden). Ermutigen Sie die Kinder, den Würfel gut aufzubewahren. Er kann immer eingesetzt werden, wenn sie traurig sind oder an sich selbst zweifeln.

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Religions-Projekte zum Anfassen und Erleben

Wütend schlägt Finnja auf ihr Kissen ein. „Warum bin ich nur so verdammt bescheu­ert?“, schreit sie das Kissen an. Doch das Kissen gibt Finnja keine Antwort. Wie auch, es ist ja ein Kissen. Doch eigentlich erwartet Finnja auch gar keine Antwort – zumindest nicht von dem bekloppten Kissen.„Die Welt ist so furchtbar gemein und unge­recht. Ich hasse es, ich zu sein. Warum kann ich nicht einfach jemand anderes sein?“, ruft Finnja verzweifelt, während ihr dicke Krokodilstränen die Wange herablaufen.Plötzlich öffnet sich die Zimmertür. „Sag mal, Zwerg, was veranstaltest du denn hier für ein Geschrei?“, mault Finnjas große Schwester Emelie.„Das geht dich überhaupt nichts an!“, schreit Finnja und wirft das Kissen in Emelies Richtung. Gekonnt fängt Emelie es auf, be­vor es an ihr abprallen kann. Emelie spürt, dass irgendetwas ihrer kleinen Schwester sehr zugesetzt haben muss. So außer sich hat sie Finnja noch nie erlebt. Sachte setzt sich Emelie auf Finnjas Bettkante.„Hey, Schwesterchen, was ist los? Du weißt doch, was Mama immer sagt: ‚Geteiltes Leid ist halbes Leid‘“, zitiert Emelie ihre Mutter.Finnja muss lachen. Stimmt. Diesen Spruch gibt Mama stets zum Besten, wenn einen irgendetwas bedrückt. Doch Finnja weiß nicht so recht, ob sie mit Emelie wirklich so offen sprechen sollte. Was ist, wenn Emelie später alles rumerzählt? „Weißt du, was ich mache, wenn ich wütend oder traurig bin?“, fragt Emelie. Finnja schüttelt den Kopf. „Ich erzähl’ es Gott. Dann geht es mir gleich viel besser“, erklärt Emelie.„Du glaubst an Gott?“, platzt es aus Finnja heraus. „Das kannst du Oma erzählen, damit sie dir sonntags dein Taschengeld gibt. Aber mich brauchst du nicht so anzulügen.“

„Hey, was soll das denn heißen? Ich glaube wirklich an Gott. Du etwa nicht?“, fragt Emelie. „Doch. Ich glaube an Gott. Ich kann nur nicht verstehen, warum er zulässt, dass ich Dinge sage, ohne darüber nachzudenken. Wo war Gott heute Morgen, als ich mich vor der gan­zen Klasse blamiert habe, weil ich meine Leh­rerin vor lauter Wut beschimpft habe?“ Finnja schlägt sich die Hand vor den Mund. Da war es ja schon wieder passiert. Sie wollte Emelie doch gar nicht erzählen, was passiert ist!„Mhm, Gott ist nicht dafür verantwortlich, was du tust. Du bist doch ein freier Mensch. Gott ist immer bei dir. Aber er mischt sich nicht in das ein, was du tust oder sagst. Außerdem hat jeder Mensch Eigenschaften, die er an sich selbst nicht so toll findet. Ich mag es zum Beispiel nicht, dass ich so schlecht zu meiner Meinung stehen kann. Sobald es Streit gibt, lenke ich immer ein. Das ist meine größte Schwäche. Aber dafür kann Gott ja nichts“, erklärt Emelie.„Und warum redest du dann mit ihm darü­ber? Was soll das denn dann bringen?“, will Finnja wissen.„Ich fühle mich erleichtert, wenn ich Gott erzählt habe, was mich bedrückt. Wenn man immer alles in sich hineinfrisst und mit nie­mandem darüber redet, dann geht es einem nicht gut“, sagt Emelie. „Warum redest du denn dann mit Gott und nicht mit Mama, Papa, mir oder deinen Freundinnen?“, fragt Finnja.„Das sagt ja gerade die Richtige! Wer hat denn eben mit seinem Kissen geschimpft?“, lacht Emelie.Nun muss auch Finnja lachen. Da hat Emelie absolut Recht. Finnja redet ja auch nicht mit jedem über alles. Vielleicht sollte sie die Sa­che mit Gott einmal ausprobieren. Es wäre auf jeden Fall einen Versuch wert. Wenn es Emelie hilft, kann es Finnja ja nicht schaden …

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