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Archiv_MuseumNEU_2017.doc 1/10 ARCHIV - [Museum NEU] 2017 Reihung nach dem Eröffnungsdatum oder Einreichung Inhaltsverzeichnis Museum NEU BBT TUNNELWELTEN Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10:00 – 17:00 Uhr; Eintritt frei Adresse: A- 6150 Steinach am Brenner, Alfons-Graber-Weg 1 Tel: +43 (0) 512 4030 400 Mail: [email protected] Homepage: www.tunnelwelten.com 2 Museum NEU NATURPARKHAUS HINTERRIß Öffnungszeiten: Mai bis Oktober täglich 9:00-17:00 Uhr Adresse: A - 6215 Hinterriß, Naturpark Karwendel Nr. 4 Tel.: +43 (0)5245 28914 Mail: [email protected] Homepage: www.karwendel.org 5 Museum NEU TRAKTORENWERK LINDNER Öffnungszeiten: Führungen Montag - Freitag 10:30 Uhr und 14:30 Uhr / ab 10 Personen Voranmeldung erbeten Adresse: A - 6250 Kundl, Weinberg 25 Tel. +43 (0) 5338 74 20-180 Mail: [email protected] Homepage: http://www.lindner-traktoren.at 8

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ARCHIV - [Museum NEU] 2017 Reihung nach dem Eröffnungsdatum oder Einreichung Inhaltsverzeichnis

Museum NEU

BBT TUNNELWELTEN

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10:00 – 17:00 Uhr; Eintritt frei

Adresse: A- 6150 Steinach am Brenner, Alfons-Graber-Weg 1 Tel: +43 (0) 512 4030 400 Mail: [email protected] Homepage: www.tunnelwelten.com

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Museum NEU

NATURPARKHAUS

HINTERRIß

Öffnungszeiten: Mai bis Oktober täglich 9:00-17:00 Uhr

Adresse: A - 6215 Hinterriß, Naturpark Karwendel Nr. 4 Tel.: +43 (0)5245 28914 Mail: [email protected] Homepage: www.karwendel.org

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Museum NEU

TRAKTORENWERK

LINDNER

Öffnungszeiten: Führungen Montag - Freitag 10:30 Uhr und 14:30 Uhr / ab 10 Personen Voranmeldung erbeten

Adresse: A - 6250 Kundl, Weinberg 25 Tel. +43 (0) 5338 74 20-180 Mail: [email protected] Homepage: http://www.lindner-traktoren.at

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[Museum NEU 01_2017]

BBT Tunnelwelten in Steinach am Brenner

oder was sich unter Tage bewegt und bewegt wirdE Der Brennerbasistunnel ist allen geläufig – ein sehr großes Bauprojekt, das schon viele Diskussionen oder Pressemeldungen gebracht hat, politische Entscheidungsträger gefordert hat und immer noch

fordert. Denn es geht um einen Tunnelbau, der Nord-Süd verbinden, verkehrstechnische und umweltbewusste Verbesserungen bringen soll. Die Arbeiten schreiten voran und bis 2026 wird die mit 64km längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt wohl fertig gestellt werden. Für Außenstehende bleiben die Tätigkeiten in den Berggefilden weitgehend im Verborgenen – mit Ausnahmen der Bahntrassen, der eigenen Transportzufahrtswege oder den Örtlichkeiten, wo augenscheinlich Material entsorgt wird bzw. Abbau (= Deponien) - und damit Vorbereitungsarbeiten stattfinden. Interessierte an diesem Projekt können sich medial informieren oder ganz einfach das Museum der Tunnelwelten besuchen. Und ein

solcher Besuch lohnt sich allemal – selbst für diejenigen, die technisch nicht so versiert sind. Gegenüber der Berger-Alm-Bahn gelegen (übrigens gut platziert mit ausreichenden Parkmöglichkeiten) bieten die sogenannten Tunnelwelten spannende Einblicke in das Arbeiten „unter Tage“. Wenn von Technik und animativen Informationen die Rede ist, dann wahrlich in diesen Ausstellungsbereichen. Auf über 800 Quadratmetern Ausstellungsfläche können die Besucher – zwar nicht körperlich – aber mit guten Ideenfindungen in die Arbeitswelt des Tunnelbaus quasi eintauchen. Auf alle Fälle sollte man sich Zeit nehmen oder eine eigene Führung buchen, denn zu lesen, zu agieren oder einfach zu erleben gibt es genug. Denn Animation bestimmt einen Großteil der Ausstellungsbereiche. Selbst Erwachsene werden hier (wieder) zu Kindern, die haptisch technische oder andere Phänomene nachvollziehen können. Oder wer möchte nicht einmal selbst als Sprengmeister fungieren? Und bei all dem technischen modernen Know-how bleibt aber auch die Historie nicht außeracht gelassen.

Man erfährt in übersichtlicher Form die Geschichte des historischen Brennerpasses, man kann sich kundig machen über ähnliche Grenzorte und die damit verbundenen Baulichkeiten, aber auch über die Arbeitsweisen in und für einen Tunnel – ganz unter dem Motto „Vom Spaten zur Bohrmaschine“. Neben der Technik nehmen die Ausstellungsbereiche auch Bedacht auf das geologisch Phänomen Alpen, auf die Flora und Fauna. Es wird so u.a. sehr didaktisch auf die vorherrschende Gesteinswelt eingegangen: So bestehen etwa die Gesteinsstrukturen im Brennerbasistunnel aus Innsbrucker Quarzphyllit, Bündner Schiefer, Zentralgneis und Brixner Granit.

Aber wie schon erwähnt: Großes Augenmerk wird auf die animative Information gelegt. Man kann etwa nachvollziehen, wie eine Gebirgsauffaltung passiert, wie man im Tunnelbau mit den einzelnen Sedimentschichten umgehen muss oder welche Tunnelbauweisen zu welcher Zeit praktiziert wurden und werden. Ein eigener Erlebnisbereich widmet sich den Kindern – wobei hier wohl die Grenzen (eben auch für Erwachsene) fließend sind. Eine Kletterwand regt zum körperlichen Einsatz ein, Märchen und Sagen erzählen von vergangenen Alltagswelten und dass auch Tiere ihre Tunnel bauen wird einprägsam gezeigt.

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Faszinierend sind auch die neuen technischen Errungenschaften und Vorgangsweisen im Tunnelbau. High Tech erleichtert die Arbeiten wesentlich aber immer wieder neue Problemstellungen fordern schnellen Einsatz. Spielerisch kann man auch nachvollziehen, wie der Verkehr funktioniert – ganz einfach am Beispiel wieviel Platz braucht eine Autobahn, wieviel Platz eine Eisenbahnlinie. Und damit einhergehend – wie und wo staut es sich leichterE Breiten Raum im Ausstellungsbereich nimmt natürlich auch das gesamte Bauprojekt Brennerbasistunnel ein. Die europäische Dimension wird hier ebenso behandelt wie die Geschichte und der Ablauf. Baulogistik und Projektmanagement verdeutlichen ganz klar, was sich hinter den „Fassaden“ oder hier besser gesagt, Tunnelwänden abspielt. In Filmsequenzen werden Abläufe prägnant dokumentiert – und auch wenn man kein Freund von diesen Einspielungen (= Vorführungen) ist, es ist wahrlich nicht fade.

Der Tunnelbau ist weitgehend unterirdisch – und es sind Menschen (nebst Maschinen) die die Arbeiten bewerkstelligen. Und in sehr gelungenen Interviews (in Wort und Bild) stellen sich Menschen vor, die an diesem Projekt aktiv beteiligt sind. Von der Geologin, über Sprengmeister bis hin zu Arbeitern, die in Schichtdiensten (oftmals fern der Heimat) ihren Beitrag leisten. Und gerade mit diesen Sequenzen wird klar – trotz High Tech mit all‘ den perfekten Maschinen (übrigens auch gut in Szene gesetzt) sind es doch Frauen und Männer, die arbeiten und das Bauwerk ermöglichen.

Wie man einen kleinen Sprung vor einem Computer seismographisch nachvollziehen kann, zeigt in kleinem Maße auf, welche Auswirkungen Sprengungen haben können. Aber auch andere Sinne sollen angesprochen werden: Beispiel hierfür – Gerüche der Alpenwelt erkennen bzw. wiederentdecken. Bei all‘ den technischen Novitäten wird in der Ausstellung auch Bedacht auf den mit dem Bauprojekt einhergehenden Landschafts- und Naturschutz genommen. Ein Tunnelbau in dieser Dimension umfasst viele Facetten: Und dies wird mit dieser Ausstellung deutlich. Natürlich kann man über Kosten diskutieren, Kosten die über einen langen Zeitraum und dieses Bauvolumen nicht (immer) von Anfang an eingeschätzt werden können. Ein Tunnel wird gebaut für und von Menschen. Und trotz der hohen Technik gibt es auch ganz einfache Momente, die zum Innehalten da sind. In diesem Sinne ist in der Ausstellung ein Bildnis der Hl. Barbara zu verstehen. Als Patronin des Bergbaus hat sie auch die Patronanz über den Tunnelbau – das Arbeiten „unter Tage“.

Das Museum über den Brennerbasistunnel in Steinach am Brenner ist auf alle Fälle sehenswert. Man erfährt viele Hintergründe, die in Pressemitteilungen ausgespart bleiben. Und nicht zuletzt kommen Kinder auf ihre Kosten: Nicht nur im „spielerischen“ Außenbereich beim Museum, sondern auch mit einer eigenen Broschüre, als Quiz-Format konzipiert. Wie überhaupt das Informationsmaterial des Museums informativ ist: Die Unterlagen geben gute Einblicke in das doch sehr komplexe Leben in „Tunnelwelten“. Vielen Dank an Herrn Christian Plank, der kompetent und auch sehr

zuvorkommend die Tunnelwelten vermittelt – selbst wenn es „über Tage“ ist. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10:00 – 17:00 Uhr; Eintritt frei Kontakt: BBT Tunnelwelten A-6150 Steinach, Alfons-Graber-Weg 1 Tel.: +43 (0) 512 4030 400 Mail: [email protected] www.tunnelwelten.com

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© Land Tirol; Dr. Petra Streng, Text und Abbildungen Abbildungen:

1 – Station „Projektmanagement“ 2 – Eingang/Foyer der Tunnelwelten 3 – Geschichte der großen Tunnelbauten 4 – Hörstation „Märchen und Sagen“ 5 – Aktiv als Sprengmeister agieren 6 – Hl. Barbara in den Tunnelwelten 7 – Eingang „Tunnelwelten“ , Steinach am Brenner

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[Museum NEU 02_2017]

DAS STAUNEN IN FÜRSTLICHEN WUNDERKAMMERN

als Grundidee für ein innovatives Gestaltungskonzept im Naturparkhaus Hinterriß

Hinterriß ist eine Enklave, die mit dem PKW oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur über Deutschland erreichbar ist. Der übersichtliche Liniennetzplan auf der Homepage des Naturparkhauses Hinterriß http://www.karwendel.org/anreise/ erweist sich dabei als hilfreich. Vom Inntal führen außerdem einige Wanderwege und Kletterpfade über das Karwendelgebirge ins Rißtal, bzw. nach Hinterriß. Im Bewusstsein der Tiroler Bevölkerung ist Hinterriß weniger verankert als bei den deutschen Nachbarn. Das war nicht immer so. Als Jagdgebiet diente die Region schon Kaiser Maximilian I. von Habsburg. Die Trophäensammlung von Schloss Matzen im Unterinntal enthält mehrere Geweihe aus Hinterriß. In Hinterriß selbst ließ sich der Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha 1846 ein Jagdschloss im neugotischen Stil erbauten. Die Jagd war in der österreichischen Monarchie bis 1818 Privileg der Adeligen. Von 1464 bis ins 18. Jahrhundert wurde hier auch Eisen-Bergbau betrieben. Als einzige Dauersiedlung im Karwendel wurde Hinterriß im 16. Jahrhundert von Holzarbeitern gegründet. Holzgewinnung und Holztrifft waren lebensgefährliche Unterfangen. Die häufigen Unfälle finden nicht zuletzt in den ausgestellten Votivtafeln ihren Niederschlag. Das Karwendel ist nicht das einzige entlegene Gebiet, aus dem die Haller Saline Holz bezog. Der enorme Holzbedarf ergab sich aus der 24-Stunden-Beheizung mehrerer ca. 100 m² großer Sudpfannen und führte zur ständigen Erweiterung des Einzugsgebietes. Die Schule des Weilers, die kleinste Schule Tirols, besuchten um 1900 nur drei Schüler. Inzwischen ist sie längst geschlossen. Im Schulgebäude installierte man ein Informationszentrum für das Naturschutzgebiet "Alpenpark Karwendel“, dessen Mittelpunkt Hinterriß bildet. 2009 wurde das neue Naturparkhaus nach Plänen von Architekt Rainer Noldin eröffnet. Der bemerkenswerte Bau fügt sich gut in die Landschaft ein, fällt aber gleichzeitig durch seine Breitenausdehnung und die Ausgewogenheit seiner Fassaden ins Auge.

Den Weg zum Eingangsbereich begleiten im Beton abgedruckte Fußspuren einiger im Karwendel vorkommender Tiere. Durch den schwarz gestalteten Eingangsbe-reich gelangt man zur Informationsstelle mit Shop und zur Dauerausstellung. Das Naturparkhaus bietet Touristen und Einheimischen

Einblick in die Natur- und die Kulturgeschichte dieser einzigartigen Region.

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Einige Daten im Überblick: Das Karwendel ist mit 730 Quadratkilometern das größte und auch das älteste (1928) Tiroler Schutzgebiet. Von den für die Region typischen Ahornbäumen - manche im Alter von 300 bis 600 Jahren - sind drei Viertel des Bestandes bereits tot. Trotzdem sind sie ein wichtiger Lebensraum für seltene Vogelarten und Fledermäuse, die im Totholz nisten. Im Karwendel gibt es mittlerweile die größte Steinadlerpopulation des Alpenraumes. 2000 Tierarten leben hier, darunter die vom Aussterben bedrohte Gefleckte Schnarrschrecke (Bryodemella tuberculata) und die gefährdete Rotflügelige Schnarrschrecke (Psophus stridulus oder Mecostethus stridulus), beide Feldheuschreckenarten, sowie der Flussuferläufer aus der Familie der Schnepfenvögel (Scolopacidae), der an den Ufern von Rißbach und Isar nistet. Eine eigene Vitrine [als Schublade] ist den Schmetterlingen gewidmet, die allein im Rißtal mit etwa 700 Arten vertreten sind. Das stark differenzierte Flusssystem bietet Lebensraum für selten gewordene Tierarten, wie beispielsweise die Uferspinne (Pardosa Wagleri). 101 Almen bezeugen die Bedeutung der Viehzucht. Im Zusammenhang mit dem Holz kommt den Borkenkäfern besondere Bedeutung zu und dementsprechend viel Präsentationsraum. Borkenkäfer (Scolytinae) spielen eine wichtige Rolle im Stoffkreislauf des Ökosystems Wald. Ihr schlechter Ruf als Schädlinge ist allerdings weit verbreitet.

Grund genug für das Kuratorenteam den Borkenkäfer in all seinen Aspekten darzustellen. In einer grün schimmernden Höhle [in die Wand eingelassen] befindet sich eine Sitzbank – ein geeignetes Ambiente zum Vorlesen von Sagen mit Karwendelbezug. Entdeckergeist und das Bedürfnis nach geruhsamem Verweilen spricht diese Gestaltung gleichermaßen an. Der Borkenkäfer kommt als Hauptdarsteller ganz groß heraus. Mit seinem winzigen Körper wird er in einem überdimensionalen Schaukasten auf einer Stecknadel in die Höhe gehoben.

Alte Werkzeuge und Fotos, Votivbilder sowie Tier- und Pflanzen-präparate dokumentieren die Natur-und Kulturgeschichte des Karwendels. Das Ausstellungskonzept von „Circus – Büro für Kommunikation und Gestaltung“ sieht für die BesucherInnen die Rolle der staunenden EntdeckerInnen vor. Sich wundern ist eine gewollte Reaktion. Die Wunderkammern, die seit dem 16. Jahrhundert gewissermaßen als Vorläufer der Museen - nicht nur im Schloss Ambras bei Innsbruck - der gehobenen Unterhaltung des Adels dienten, stellten die Inspirationsquelle für die Gestaltung in Hinterriß dar. Dieses Gestaltungskonzept schlägt sich auch in der Hängung der Bilder und der Jagdtrophäen nieder. In Schubladen oder wandintegrierten Kästchen ist manch Interessantes verborgen. Öffnet man eine der so genannten Wundertüren, so erklingt Vivaldis „Vier Jahreszeiten“. Fragt man nach dem Kontext: Alice Harnoncourt spielt das Stück auf einer Stainer-Geige, deren Holz aus dem Karwendel stammt.

Es ist eine völlige andere Herangehensweise als man sie in einem Naturparkhaus erwarten würde. Natürlich fehlen die Informationen zu den Pflanzen- und Tierarten, den Ökosystemen, dem Flusssystem usw. nicht, auch nicht das Zusammenspiel von Natur und Kultur. Man denke nur an die Wände im Ausstellungsraum oder den Boden aus Ahornholz (siehe Abb. 6). Das Material rückt den Baum ins Blickfeld und fungiert gleichzeitig als Beschriftungsfläche. Andreas Schett, der Chef von „Circus – Büro für Kommunikation und Gestaltung“ wirkt

neben seiner Tätigkeit als Kommunikationsdesigner und Publizist als Musiker und Komponist im Ensemble »Franui”. Der künstlerische Zugang ist in der Dauerausstellung des Naturparkhauses Hinterriß deutlich spürbar. Die leitende Intention der Ausstellungsmacher zielt darauf ab, Befindlichkeiten auszulösen. Angesprochen werden alle fünf Sinne des Menschen. Man/Frau tritt in Kommunikation mit der Natur, indem er/sie die Resonanz selbst auslöst: Beim Herausziehen, Draufdrücken oder Öffnen versteckter Zimmertüren erklingen Vogelstimmen, sind Tierlaute zu hören, fällt Licht, das Stimmung erzeugt. Unnötig zu erwähnen, dass die Innenseiten der erwähnten Türen gleichsam als erweiterte Ausstellungsfläche wieder neue Aspekte einbringen. Manches ist vorerst einmal verdeckt, muss erst gelüftet werden, wie die Bibliothek mit Büchern über das Karwendel.

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Das Konzept der modernen Wunderkammer geht auf. Die Dauerausstellung bietet viel zum Wundern und Staunen indem sie einen intuitiven Zugang zum Naturschutzgebiet Karwendel anbietet. Gerade über das emotionell positive Erlebnis kann es gelingen Bereitschaft zum Naturschutz zu erzeugen. Thematisch geht es um Inhalte wie Alpinismus, Geologie, Naturkunde und Jagd im regionalen Bereich, der natürlich nie abgesondert von größeren Zusammenhängen betrachtet werden kann. Im Sinne moderner Kulturkonzepte entschlossen sich die Naturparkbetreiber, die Vermittlungsarbeit nach und nach auch auf den Außenbereich auszudehnen. Das begehbare Labyrinth vor dem Gebäude mit sieben aus Flusssteinen gelegten Umgängen und zentraler Keramik, die den Artenreichtum im Karwendel symbolisiert, wurde von einer Absamer Künstlergruppe in Zusammenarbeit mit minderjährigen Asylwerbern bzw. dem Roten Kreuz geschaffen. Ein Themenwanderweg informiert u.a. über die Geologie des Karwendels. Für besonders Spielfreudige gibt es einen Geocachetrail (moderne Schnitzeljagd mit GPS), der 2014 eine Auszeichnung erhielt. Das Gebäude Naturparkhaus Hinterriß befindet sich im Eigentum des Landes Tirol. Es wurde in Co-Finanzierung mit der EU errichtet. Für den Betrieb zeichnet der Verein Naturpark Karwendel verantwortlich, mit finanzieller Unterstützung der Tiroler Landesregierung-Abteilung Umweltschutz. Für wertvolle Informationen und die Bereitstellung der Fotos gilt Frau Stephanie Mair herzlicher Dank. Öffnungszeiten: Mai bis Oktober täglich 9:00 – 17:00 Uhr Adresse Naturparkhaus Hinterriß A - 6215 Hinterriß, Naturpark Karwendel Nr. 4 Tel.: +43 (0)5245 28914 Mail: [email protected] www.karwendel.org Kontaktdaten Naturpark Karwendel A - 6060 Hall in Tirol, Unterer Stadtplatz 19 Tel.: +43 (0)5245 28914 Mail:[email protected] Text © Land Tirol, Dr. Sylvia Mader Fotos © Naturpark Karwendel e.V. Abbildungen

1 - Naturparkhaus Hinterriß, Architekt Rainer Noldin (Foto: H. Sonntag) 2 - Koje Holztrift (Foto: O. Leiner) 3 - Tierspuren führen zum Eingang (Foto: F. Straubinger) 4 - Ausstellungsraum (Foto: F. Straubinger) 5 - Borkenkäfer aus der Sammlung Manfred Kahlen (Foto: O. Leiner) 6 - Ausstellungsbereiche „Holztrift“ (Detail: Abb. 2) und „Ahorn“ (Foto: O. Leiner) 7 - Eine Ausstellung für alle 5 Sinne (Foto: O. Leiner) 8 - Labyrinth an der Südfassade (Foto: F. Straubinger)

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[Museum NEU 03_2017]

WO DER ERFINDERGEIST ZU HAUSE IST

Die Innovationsgalerie im Traktorenwerk Lindner in Kundl Im Jahr 2014 eröffnete die Firma Lindner ihr Innovationszentrum, das als Verkaufs-, Schulungs- und Kundencenter dient und zugleich dem Firmenmuseum Platz bietet.

Das von HVW Architektur geplante, in nachhaltiger Bauweise errichtete Gebäude beinhaltet einen großzügigen Schauraum für die reiche Produktpalette an Traktoren und Transportern. Die dazwischen präsentierten Oldtimer-Traktoren nehmen sich wie Spielzeugfahrzeuge aus, zugleich verweisen sie darauf, dass auf sie als wichtige Entwicklungs-Meilensteine hier besonderer Wert gelegt wird. Umfangreich thematisiert wird die fast 70jährige Firmengeschichte auf der zwei Gebäudeseiten umfassenden, so genannten „Innovationsgalerie“, zum Ambiente passend in moderner und z.T. multimedialer Weise.

Der Museumsbereich im oberen Stock kann nur im Rahmen einer Führung besucht werden, was für den Informationsgewinn von großem Vorteil ist. Die technischen und historischen Ausführungen werden immer wieder mit humorvollen Anekdoten gespickt und bleiben dadurch kurzweilig. Nach Ende der Führung bleibt genügend Zeit, sich mit den einzelnen Stationen näher zu beschäftigen. Das Herzstück der Ausstellung ist die übers Eck ausgebreitete Zeittafel, anhand derer die Highlights der Firmengeschichte anschaulich gemacht werden. Gründer des Familienbetriebes war Ing. Hermann Lindner, der durch seinen Einfallsreichtum schon bei der Entwicklung von Flugzeugantrieben aufgefallen war. Nach dem Krieg konstruierte er so genannte Gebirgsgattersägen und mietete sich eine Werkstatt in Kundl, wo er diese und andere Holzbearbeitungsgeräte produzierte. Eine solche Lindner`sche Gebirgsgattersäge konnte restauriert werden und ist nun auf der Innovationsgalerie zu sehen.

Im Jahre 1948 begann Hermann Lindner mit der Herstellung von Traktoren, jenen Stimmen zum Trotz, die Traktoren in Tirol keine Zukunft voraussagten. Doch diese Traktoren waren multifunktional einsetzbar, was zu ihrem Erfolg beitrug. So boten sie die Möglichkeit, mithilfe eines Transmissionsriemens die vorher beschriebenen Gebirgsgattersägen, Dreschmaschinen und andere bäuerliche Geräte anzutreiben. Hier auf der Innovationsgalerie ist ein restaurierter Lindner S14 Traktor aus dem Jahr 1948 nicht nur anzusehen: er ist so vor einer Wand mit Bergmotiv positioniert, dass man sich selbst auf einem S14 „in den Bergen“ fotografieren lassen kann. Hermann Lindner blieb seiner Prämisse der ständigen Verbesserung

seiner Produkte treu: 1953 brachte das Traktorenwerk den ersten Traktor Österreichs mit Allradantrieb auf den Markt. Die dadurch erzielte Schonung des Bodens, Sicherheit durch die vier gebremsten Antriebsräder und Vorteile bei Frontladerarbeiten setzten sich bis heute durch. Nachdem der Firmengründer Hermann Lindner 1957 bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückt war, führten die Söhne Hermann und Rudolf sowie Gattin Stefanie und Tochter Loisi die gut florierende Firma weiter. Zu der Zeit umfasste die Firma einen Mitarbeiterstand von rund 170 Leuten. Anfang der 1960er Jahre kam die Reihe der „Bauernfreund“- Traktoren auf den Markt, wegen ihrer modernen Verkleidung mit den integrierten, runden Lampen auch „Froschgesicht“ genannt.

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Sie zeichneten sich durch ihr Wendegetriebe aus, das ermöglichte, alle 5 Vorwärtsgänge gleich schnell rückwärts zu fahren, zudem verfügten sie über ein hydraulisches Hubwerk zum Aufheben von Lasten und den entsprechenden Anbaugeräten wie z.B. Transportkisten. Der hier ausgestellte Bauernfreund-Traktor aus dem Jahre 1965 mit 22 PS und Luftkühlung lässt die Herzen der Retrofans höher schlagen, wurde er doch mit den originalen Ersatzteilen und Farbe wiederaufbereitet und ist voll funktionstüchtig. 1968 wird ein zweiter Produktionszweig eröffnet – jener der Transporter, welche sich gut für steiles Gelände eignen und durch

einfache Umbauweise multifunktional einsetzbar sind – für den Transport von Lasten, aber auch z.B. zur Gülleausbringung. Im Jahr 1992 sollte daraus die Unitrac-Serie entstehen, die, eigentlich für die Landwirtschaft entwickelt, zunehmend von den Kommunal- oder von Schiliftbetrieben eingesetzt wird. Unitracs sind sehr wendig und können mit Schneepflug, Mähgerät, Salzstreuer, Laubsauger usw. ausgestattet werden, ihre niedrige Ladefläche erlaubt leichtes Be- und Entladen und die hydraulische Federung sorgt für Komfort. Die 2005 eingeführte Unitrac-Serie verfügt zusätzlich über eine kippbare Fahrerkabine.

Doch auch die Traktorenproduktion stand nicht still – mit der 1000er Serie kam 1982 nach zweijähriger Entwicklung ein 65 PS starker Komforttraktor mit geschlossener Bodenplatte, Kabine mit Heizung und Vollverglasung auf den Markt. 1996 wird die nicht nur optisch moderne Geotrac-Linie vorgestellt, die mit ihrer abfallenden Motorhaube und großen Glasfläche viel Sicht auf die Frontanbaugeräte zulässt. Zugleich ist das der erste Traktor, dessen Design zugekauft wurde. Diese sehr erfolgreiche Linie wird in den nächsten Jahren durch zahlreiche Modelle ergänzt, u.a. durch die Serie Alpin mit tiefem Schwerpunkt speziell für den alpinen Einsatz. 2013 schließlich wird die bislang letzte Neuerung, die Lintrac-Serie mit stufenlosem Getriebe und mitlenkender Hinterachse vorgestellt. Im aufliegenden Design Book kann anhand des Lintrac die Entstehung eines neuen Traktorendesigns miterlebt werden. Von den ersten Entwürfen über die 3-D-Zeichungen zu den in Handarbeit erstellten Protoypen – hier wird bewusst, wieviel Know-How investiert werden muss, wie viele Überlegungen angestellt werden müssen, um die Funktion in Einklang mit der Form zu bringen, bis ein Traktor fertig im Verkaufsraum steht. Vertiefende Informationen zu technischen Details des Lintrac erhält man an einer Wandinstallation: vor dem Hintergrund eines großen Lintracabbildes ist ein verschiebbares Display positioniert. Fährt man mit dem Display zu speziell gekennzeichneten Zonen, können dort die entsprechenden technischen Erklärungen und Einsatzbereiche des Lintrac abgerufen werden. Das daneben gezeigte Hologramm des Lintrac verdeutlicht nochmal sein Innenleben dreidimensional. Neben einigen Traktor-Modellen sind auf der Innovationsgalerie weitere Oldtimer der Firma Lindner zu bewundern. Mehrere Filmstationen – darunter eine, bei der sich der Film mit Gesten starten lässt – zeigen Impressionen aus der Firmengeschichte, von Werbefilmen aus den 1950er Jahren bis zur Vorstellungen der Neuheiten.

Die kleinen BesucherInnen können einstweilen mit dem Lintrac zu mähen oder Schnee zu räumen versuchen – freilich nur auf einer multimedialen Spielwiese. Größere und ganz große Kinder finden im Untergeschoss einen mit Gamestation bestückten Lintrac. Am Ende des Besuches der Innovationsgalerie wartet der Shop mit einem umfangreichen Angebot an Merchandisingprodukten, sodass man sich den Großteil des Eintrittspreises hier oder an der Bar zurückholen kann. Vielen Dank Herrn Alois Kaufmann und Frau Christina Gwercher für die kompetente, abwechslungsreiche Führung durch die Geschichte eines innovativen Tiroler Familienbetriebes. Auch wenn man nicht zum Kundenstock der Firma Lindner gehört, ist dieses Museum einen Ausflug wert.

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Öffnungszeiten: Führungen Montag - Freitag 10:30 Uhr und 14:30 Uhr ab 10 Personen Voranmeldung erbeten!

Kontakt: Traktorenwerk Lindner Andrea Eberl (Anmeldung) 6250 Kundl, Weinberg 25 Tel. +43 (0) 5338 74 20-180 [email protected] http://www.lindner-traktoren.at © Land Tirol; Mag. Tanja Beinstingl, Text und Abbildungen Abbildungen:

1 – Außenansicht des Innovationszentrums 2 – Ausschnitt aus der Zeittafel der Firmengeschichte 3 – Lindner Traktor S14 (1948) zum Fotografieren mit BesucherInnen 4 – „Bauernfreund“ 22 A (1965) vulgo Froschgesicht 6 – Transporter T2500 aus dem Jahre 1969 7 – Wandinstallation zu den technischen Details des Lintrac 8 – Gamestation im neuen Lintrac