Bea & Helle hatten „Urlaub” von der Weltreise in Thailand · Die Bücher Nummer 21 und 22 des...

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Nach der Stechuhr müssen sich die beiden Burghauser nicht mehr richten, aber so eine Motorradweltreise ist kein „Langzeiturlaub” Von Gina Parchatka S ie sind weit gekommen: Bis nach Thailand haben es Bettina Höbenreich und Helmut Koch seit Juni mit ihren Motorrädern schon geschafft. Dabei haben sie nicht die kür- zeste Route gewählt, sondern Abstecher nach Kasachstan, nach Sibirien und in die Mongo- lei unternommen. Ausführlich, mit vielen Fotos, einigen Videos und unterhaltsamen Berichten informiert das Paar auf seiner Homepage unter (www.Timeto- Ride.de) und via Facebook über den bisherigen Reiseverlauf. In Thailand waren die beiden Burghauser erstmal ohne ihre Bikes unterwegs: „Zwölf Tage haben wir mit Helles Eltern auf der Insel Koh Chang verbracht. Sie sind extra zu Helles 30. Ge- burtstag nach Thailand geflogen um mit uns zu feiern”, berichten sie via Facebook ihrer treuen und großen Fangemeinde. Nach Monaten im Sattel ihrer Bikes und nach diversen Stürzen auf schwierigen Pisten – Bea führt die Sturzstatistik überlegen mit 12:1 an – haben die Burghau- ser die Zeit mit ihren Lieben ge- nossen. Allerdings haben sie sich auch beizeiten darüber beklagt, dass sie die „dicke Rosi” und den „Alperer” – also ihre Motor- räder – schmerzlich vermissen. Während diese per Fähre Rich- tung Bangkok schipperten, ha- ben Bea und Helle einen Reise- bericht geschrieben, der sich von den bisherigen über faszi- nierende Landschaften und tolle Begegnungen unterscheidet: „Wir haben uns ein paar Ge- danken gemacht, was es eigent- lich bedeutet, auf Motorradwelt- reise zu sein”, schreiben sie. Ist es eine Art Langzeiturlaub, was sie da gerade erleben? Oder hat Motorradweltreisen vielleicht doch eher mit Arbeit als mit Ur- laub zu tun? Oder ist es eine Mi- schung aus beidem und je nach Land und Situation überwiegt mal das eine oder das andere? Humorvoll schildern sie, dass auch eine Weltreise nicht ohne eine gewisse Routine und schon gar nicht ohne so ungeliebte Dinge wie Haushaltsführung auskommt. Der Alltag eines Mo- torradweltreisenden beginnt nämlich auch mit gut anderhalb Stunden Hausarbeit, weil alles sorgsam gereinigt und verstaut werden muss. Von eminenter Bedeutung ist die Frage, wo man den nächsten Sprit be- kommt. Shopping – und wenn es nur um simpelste Lebensmit- tel wie Brot geht – kann zur Odyssee werden, denn in den Gegenden, in denen Bea und Helle unterwegs waren, sind die Menschen noch überwiegend Selbstversorger, Supermärkte eher die Ausnahme und Läden oft nur schwer als solche zu er- kennen. Als tägliche Herausforderung erweist sich für Bea und Helle die Schlafplatz-Suche. Die Be- fahrbarkeit des Zufahrtsweges bei Regen ist dabei ein ebenso wichtiges Kriterium wie die ver- steckte Lage, die vor unverhoff- ten Besuchen schützen soll. Dinge, die sich hier in Bayern quasi im Handumdrehen erledi- gen lassen wie beispielsweise ein simpler Ölwechsel, fallen für Bea und Helle derzeit unter den Posten der „Sonderaufgaben” und erfordern neben Ausdauer auch eine „gestenreiche” Zei- chensprache. Eines ist dem Paar auf seiner (jetzt schon) langen Reise aber klar geworden: „Nach ein paar Wochen verschwand das Ge- fühl, nur auf einem Urlaubstrip zu sein. Trotz aller Unannehm- lichkeiten und Schwierigkeiten sind wir an einem Punkt ange- kommen, an dem wir definitiv sagen können: Wir sind ange- kommen in einem Leben als Motorradweltreisende.” Jetzt, so betonen die beiden in ihrem Reisetagebuch, wissen sie erst, was Motorradweltreisen wirklich bedeutet: „Wir haben unsere klare Entscheidung ge- troffen: Wir lieben es!” Eine Er- fahrung ist ihnen dabei beson- ders wertvoll: „Es gibt keine Pro- bleme, die nicht zu lösen wären: Man muss nur Zeit und Geduld bei der Bewältigung von Dingen aufbringen.” Und auch, wenn es inmitten unserer heimisch-häuslichen Gemütlichkeit schwer vorstellbar ist: Die Trennung von ihren Bi- kes ist den zwei Motorradnarri- schen schon arg schwer gefal- len. Wie ihr letzter Eintrag vom 18. Oktober verrät, haben sie sich wieder in die Sättel geschwun- gen und das überflutete Thai- land in Richtung Kambodscha verlassen. Man hört sie beinahe jubeln: „On the Road Again! Yeppiiieee!” Aus dem Alltag von Motorradweltreisenden Bea & Helle hatten „Urlaub” von der Weltreise in Thailand Mit zwei zeitweiligen Reisegefährten gemütlich in einer mongo- lischen Jurte (Ger): Bea und Helle (r.). Fotos: Privat Die vollbepackten Motorräder der beiden Burghauser sorgen auch in der mongolischen Steppe für Aufsehen bei den Einhei- mischen. Die Sandpisten verlangen den Fahrern alles ab und nicht im- mer geht das ohne Sturz aus. Die Bücher Nummer 21 und 22 des Garchinger Mystery-Autors Hartwig Hausdorf wurden in der vergangenen Woche offiziell in der Garchinger Gemeindebücherei vorgestellt. Der Autor (rechts) stellte sich den Fragen des Publikums – darunter natürlich auch Hausherr Bürger- meister Wolfgang Reichenwallner. Foto: Schmitzer 26. Oktober 2011 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ www.wochenblatt.de ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 41 3 täglich mehr Infos, mehr Nachrichten, mehr Service, mehr Zeitung! www.wochenblatt.de

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Nach der Stechuhrmüssen sich die beidenBurghauser nicht mehrrichten, aber so eineMotorradweltreise istkein „Langzeiturlaub”

Von Gina Parchatka

Sie sind weit gekommen: Bisnach Thailand haben esBettina Höbenreich und

Helmut Koch seit Juni mit ihrenMotorrädern schon geschafft.Dabei haben sie nicht die kür-zeste Route gewählt, sondernAbstecher nach Kasachstan,nach Sibirien und in die Mongo-lei unternommen. Ausführlich,mit vielen Fotos, einigen Videosund unterhaltsamen Berichteninformiert das Paar auf seinerHomepage unter (www.Timeto-Ride.de) und via Facebook überden bisherigen Reiseverlauf.

In Thailand waren die beidenBurghauser erstmal ohne ihreBikes unterwegs: „Zwölf Tagehaben wir mit Helles Eltern aufder Insel Koh Chang verbracht.Sie sind extra zu Helles 30. Ge-burtstag nach Thailand geflogenum mit uns zu feiern”, berichtensie via Facebook ihrer treuenund großen Fangemeinde. NachMonaten im Sattel ihrer Bikesund nach diversen Stürzen aufschwierigen Pisten – Bea führtdie Sturzstatistik überlegen mit12:1 an – haben die Burghau-ser die Zeit mit ihren Lieben ge-nossen.

Allerdings haben sie sichauch beizeiten darüber beklagt,dass sie die „dicke Rosi” undden „Alperer” – also ihre Motor-räder – schmerzlich vermissen.Während diese per Fähre Rich-tung Bangkok schipperten, ha-ben Bea und Helle einen Reise-bericht geschrieben, der sichvon den bisherigen über faszi-nierende Landschaften und tolleBegegnungen unterscheidet:

„Wir haben uns ein paar Ge-danken gemacht, was es eigent-lich bedeutet, auf Motorradwelt-reise zu sein”, schreiben sie. Istes eine Art Langzeiturlaub, wassie da gerade erleben? Oder hatMotorradweltreisen vielleicht

doch eher mit Arbeit als mit Ur-laub zu tun? Oder ist es eine Mi-schung aus beidem und je nachLand und Situation überwiegtmal das eine oder das andere?

Humorvoll schildern sie, dassauch eine Weltreise nicht ohneeine gewisse Routine und schongar nicht ohne so ungeliebteDinge wie Haushaltsführungauskommt. Der Alltag eines Mo-torradweltreisenden beginntnämlich auch mit gut anderhalbStunden Hausarbeit, weil allessorgsam gereinigt und verstautwerden muss. Von eminenterBedeutung ist die Frage, woman den nächsten Sprit be-kommt. Shopping – und wennes nur um simpelste Lebensmit-tel wie Brot geht – kann zurOdyssee werden, denn in denGegenden, in denen Bea undHelle unterwegs waren, sind dieMenschen noch überwiegendSelbstversorger, Supermärkteeher die Ausnahme und Lädenoft nur schwer als solche zu er-kennen.

Als tägliche Herausforderungerweist sich für Bea und Helledie Schlafplatz-Suche. Die Be-fahrbarkeit des Zufahrtswegesbei Regen ist dabei ein ebensowichtiges Kriterium wie die ver-steckte Lage, die vor unverhoff-ten Besuchen schützen soll.Dinge, die sich hier in Bayernquasi im Handumdrehen erledi-gen lassen wie beispielsweise

ein simpler Ölwechsel, fallen fürBea und Helle derzeit unter denPosten der „Sonderaufgaben”und erfordern neben Ausdauerauch eine „gestenreiche” Zei-chensprache.

Eines ist dem Paar auf seiner(jetzt schon) langen Reise aberklar geworden: „Nach ein paarWochen verschwand das Ge-fühl, nur auf einem Urlaubstripzu sein. Trotz aller Unannehm-lichkeiten und Schwierigkeitensind wir an einem Punkt ange-kommen, an dem wir definitivsagen können: Wir sind ange-kommen in einem Leben alsMotorradweltreisende.”

Jetzt, so betonen die beidenin ihrem Reisetagebuch, wissensie erst, was Motorradweltreisenwirklich bedeutet: „Wir habenunsere klare Entscheidung ge-troffen: Wir lieben es!” Eine Er-fahrung ist ihnen dabei beson-ders wertvoll: „Es gibt keine Pro-bleme, die nicht zu lösen wären:Man muss nur Zeit und Geduldbei der Bewältigung von Dingenaufbringen.”

Und auch, wenn es inmittenunserer heimisch-häuslichenGemütlichkeit schwer vorstellbarist: Die Trennung von ihren Bi-kes ist den zwei Motorradnarri-schen schon arg schwer gefal-len.

Wie ihr letzter Eintrag vom 18.Oktober verrät, haben sie sichwieder in die Sättel geschwun-gen und das überflutete Thai-land in Richtung Kambod schaverlassen. Man hört sie beinahejubeln: „On the Road Again!Yeppiiieee!”

Aus dem Alltag von Motorradweltreisenden

Bea & Helle hatten „Urlaub” von der Weltreise in Thailand

Mit zwei zeitweiligen Reisegefährten gemütlich in einer mongo-lischen Jurte (Ger): Bea und Helle (r.). Fotos: Privat

Die vollbepackten Motorräder der beiden Burghauser sorgenauch in der mongolischen Steppe für Aufsehen bei den Einhei-mischen.

Die Sandpisten verlangen denFahrern alles ab und nicht im-mer geht das ohne Sturz aus.

Die Bücher Nummer 21 und 22 des Garchinger Mystery-Autors Hartwig Hausdorf wurden inder vergangenen Woche offiziell in der Garchinger Gemeindebücherei vorgestellt. Der Autor(rechts) stellte sich den Fragen des Publikums – darunter natürlich auch Hausherr Bürger-meister Wolfgang Reichenwallner. Foto: Schmitzer

26. Oktober 2011 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ www.wochenblatt.de ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■41 3

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