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weiter gelernt Nr. 1 – August 2012 Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung Beiträge zur Weiterbildungsdiskussion

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Page 1: Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung - kos-qualitaet.de gelernt_Heft 1... · E-Mail: info@kos-qualitaet.de Redaktion: Dr. Elke Scheffelt, Christine Schadeberg, Maximilian Göllner

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Nr 1 ndash August 2012

Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung

Beitraumlge zur Weiterbildungsdiskussion

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Impressum

Entwicklung und Konzeption kos GmbH Rungestraszlige 18 10179 Berlin wwwkos-qualitaetde E-Mail infokos-qualitaetde

Redaktion Dr Elke Scheffelt Christine Schadeberg Maximilian Goumlllner

Auftraggeber Senatsverwaltung fuumlr Arbeit Integration und Frauen des Landes Berlin Referat Berufliche Qualifizierung Oranienstraszlige 106 10969 Berlin

Das Projekt bdquoQualitaumlt Beruflicher und Betrieblicher Qualifizierung ndash Koordinierungsstelle Qualitaumltldquo wird im Rahmen des Programms BerlinArbeit gefoumlrdert mit Mitteln des Landes Berlin

Das Projekt Koordinierungsstelle Qualitaumlt hat im Rahmen der Beauf-tragung durch die Senatsverwaltung fuumlr Arbeit Integration und Frauen Konzepte und Modelle als Unterstuumltzungspraxis fuumlr die Berliner Weiter-bildungsanbieter entwickelt die mit der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo verbreitet werden Bei einer Nutzung und Verwertung der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo ist die urheberrechtliche Stelle zu nennen

kos GmbH Projekt Koordinierungsstelle Qualitaumlt beauftragt durch die Senatsverwaltung fuumlr Arbeit Integration und Frauen des Landes Berlin Referat Berufliche Qualifizierung

Alle veroumlffentlichten Informationen beruhen auf sorgfaumlltigen Recher-chen der verwendeten Quellen Fuumlr die Inhalte externer Internetseiten uumlbernimmt die Redaktion keine Haftung Fuumlr den Inhalt der verlink-ten Seiten sind ausschlieszliglich deren Betreiberinnen verantwortlich Das Team der kos freut sich uumlber Ruumlckmeldungen Anregungen und Hinweise zur Heftenreihe

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Inhaltsverzeichnis

Die Bedarfsanalyse ndash der erste Schritt zur Angebotsentwicklung 3

Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung als strategische Unternehmensprozesse 8

Konzeption einer Bedarfsanalyse 9

Entwicklung eines Weiterbildungsangebotes 16

Literatur und Quellen 28

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Die Bedarfsanalyse ndash der erste Schritt zur Angebotsentwicklung

Die Bedarfsanalyse ist eine wichtige Grundlage fuumlr die Angebotspla-nung und -entwicklung jedes Weiterbildungsanbieters Vor jeder Ange-botsplanung stehen Weiterbildungsanbieter vor der Herausforderung moumlglichst viel uumlber die durchaus unterschiedlichen Interessen und Erwartungen der zu erreichenden Zielgruppen des geplanten Bildungs-angebots zu erfahren Neben den direkten Teilnehmerinnen und Teil-nehmern sind auch die Interessen der unterschiedlichen Auftraggeber (zB Unternehmen Vereine etc) fuumlr die Angebotsentwicklung wich-tig Dabei stellen die ermittelten Bedarfe keine objektive Groumlszlige dar Sie muumlssen analysiert reflektiert in paumldagogische Angebote uumlbersetzt und in der Angebotsdarstellung transparent gemacht werden

Bedarf oder Beduumlrfnisse

Bedarf wird als ein objektives Mangelempfinden beschrieben So besteht zB der Bedarf an Nahrung oder ein Bedarf an bestimmten Fertigkeiten Unterschieden wird dabei zwischen manifesten und laten-ten Bedarfen Ein manifester Bedarf zeigt sich zB in konkreten Nach-fragen Ein latenter Bedarf ist hingegen oft nicht bewusst dh es erfolgt keine sichtbare Handlung (zB in Form einer konkreten Nachfrage nach einem Angebot)

Beduumlrfnisse hingegen sind subjektiv sie bezeichnen Wuumlnsche oder Motivationen So besteht zB ein Beduumlrfnis nach Nahrung was aber noch kein objektives Mangelempfinden bezeichnet sondern wohl eher Appetit Bedarf und Beduumlrfnis werden dennoch oft synonym verwandt Tatsaumlchlich aber konkretisieren sich Beduumlrfnisse haumlufig in Bedarfen

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Bedarf bezeichnet allgemein die Spannung zwischen einem Mangelempfinden und der Aussicht auf Befriedigung desselben Dh ein Bedarf entsteht aus einer Soll-Ist-Abweichung In diesem Sinne ist Bedarf etwas Objektives (vgl Schlutz 2006)

Beduumlrfnisse bezeichnen im Gegensatz zum Bedarf die subjekti-ve Sichtweise die Wuumlnsche Motivationen und Interessen des Einzelnen am Lernprozess und dem Lerngegenstand Wird ein Beduumlrfnis konkretisiert und werden spezifische Moumlglichkeiten zur Befriedigung gesucht wird das Beduumlrfnis objektiviert und somit zu einem Bedarf (vgl Schlutz 2006)

Weiterbildungsbedarfe stellen im Kern Lernerfordernisse dar die sich aus einer Diskrepanz zwischen vorhandenen und wuumln-schenswerten Kompetenzen ergeben (vgl Schlutz 2006)

Bedarfsanalyse ist die Erschlieszligung von Bedarfen und deren Aus- und Bewertung (paumldagogische Uumlbersetzungsarbeit) Die Erschlieszligung von Bedarfen umfasst eine Ermittlung des Ist-Zustandes und des Soll-Zustand (Problemlagen Lebenswelten Anforderungssituationen Handlungsfaumlhigkeit vorhandene Faumlhig-keiten Fertigkeiten) (vgl Gerhard 1992)

Ein Beispiel Ein Beduumlrfnis koumlnnte es sein in neuen Situationen kom-petent und selbstbewusst aufzutreten Das ist zunaumlchst ein subjektiver Wunsch der noch an keine spezielle Situation gebunden ist Entsteht aber etwa die Anforderung sich in eine neue Abteilung oder ein neues Arbeitsgebiet einzuarbeiten kann sich das Beduumlrfnis kompetent und selbstsicher aufzutreten in ein konkretes Interesse verwandeln zB in den Wunsch nach einer Auffrischung bestimmter Faumlhigkeiten oder der Gewinnung neuen Wissens (Praumlsentations- und Vortragstechniken) Damit hat sich das urspruumlnglich diffuse Beduumlrfnis mit einem konkreten Interesse verbunden und wurde als Mangel bewusst Dieses Bewusst-sein motiviert zu einer Suche nach entsprechenden Moumlglichkeiten den

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Mangel zu beseitigen Entweder durch das Lesen von Fachliteratur oder auch durch die Teilnahme an einem entsprechenden Weiter-bildungsangebot

Bestimmte Bedarfe fuumlhren aber nicht automatisch zu konkreten Nach-fragen nach entsprechenden Weiterbildungsangeboten oder sind uumlber-haupt durch Weiterbildungen aufzufangen Bedarfe werden dann zu Bildungsbedarfen wenn sie ein Spannungsfeld zwischen vorhandenen und angestrebten Kompetenzen beschreiben

Eine Bedarfsanalyse fuumlr (Weiter-)Bildungsangebote setzt an diesem Punkt an und versucht die unterschiedlichen Bedarfe und Beduumlrfnis-se der verschiedenen Zielgruppen zu erfassen zu beschreiben und die gewonnenen Daten fuumlr die Angebotsentwicklung auszuwerten Die Auswertung umfasst zum einen ob und inwieweit auf die festgestell-ten Bedarfe reagiert werden kann und zum anderen inwieweit erfasste Bedarfe in ein Angebot uumlbertragen werden koumlnnen ndash ob also der erkannte Bedarf uumlberhaupt in ein didaktisches Angebot zu uumlbersetzen ist

Herausforderungen der Bedarfsanalyse

Es gibt einige Herausforderungen vor denen Weiterbildungsanbieter bei der Durchfuumlhrung von Bildungsbedarfsanalysen stehen Eine ers-te besteht in dem starken Gegenwartsbezug von Bedarfen So soll-te ein Bildungsangebot das dem festgestellten Bedarf nach Nutzung und Anwendung einer spezifischen neuen Software nachkommen moumlchte meist sehr zeitnah entwickelt werden Andererseits muss eine Bedarfsanalyse aber auch Ableitungen fuumlr zukuumlnftige Bedarfe ermoumlglichen da sich die Entwicklung von Angeboten nicht nur auf aktuelle Bedarfe ausrichten kann Fuumlr das oben beschriebene Beispiel bedeutet das dass eine Bedarfsanalyse gleichzeitig die Grundlage fuumlr die Entwicklung eines oder unterschiedlicher Weiterbildungsangebote darstellt in denen Nutzung und Anwendung der Software vermittelt werden Andererseits bieten die aus der Bedarfsanalyse gewonnen Erkenntnisse aber auch die Grundlage zur Ableitung von moumlglichen Ent-wicklungstendenzen So zeichnet sich mittelfristig eine sehr vernetzte

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Arbeitsweise fuumlr ein bestimmtes Unternehmen ab Daraus entwickelt sich moumlglicherweise der Bedarf von verschiedenen Standorten aus gemeinsam an bestimmten Dokumenten zu arbeiten oder zunehmend interaktive Plattformen zum Datenaustausch zu nutzen Hieraus koumlnn-ten Weiterbildungsanbieter moumlgliche zukuumlnftige Bedarfe ableiten (zB Kompetenzen zur Generierung interaktiver Plattformen oder Netzwer-ke) Die Herausforderung der Bedarfsanalyse besteht deshalb darin diese Entwicklungstendenzen in den aktuellen Bedarfen zu erkennen

Eine weitere Herausforderung der Bildungsbedarfsanalyse besteht darin dass Bedarfe nicht in jedem Fall bewusst sind und von der Ziel-gruppe klar benannt werden koumlnnen So kann zwar der Bedarf nach etwas bestehen wenn dieser aber nicht durch einen Situationsbezug (zB eine Praumlsentation oder ein Geschaumlftsmeeting) bewusst wird kann er auch nicht klar benannt werden Hinzu kommt dass Bedarfe auch wenn sie bewusst sind nicht unbedingt konkret eingrenzbar sind und auch einem Wandel unterliegen So entsteht etwa durch die Teilnahme an einer Weiterbildung aus unserem oben beschriebenen Beispiel zur Anwendung eines Software-Programms der Bedarf nach einem Ver-tiefungskurs fuumlr Excel da sich zwischen den beiden Programmen sinn-volle Verknuumlpfungen erstellen lassen

Nicht zuletzt formulieren unterschiedliche Zielgruppen eine Vielzahl an Bedarfen die sich zum Teil auch widersprechen koumlnnen Die Bedarfsanalyse muss im Ergebnis deshalb entweder priorisieren oder Anforderungen und Interessen der unterschiedlichen Zielgruppen ab-stimmen Fuumlr unser Beispiel bedeutet das etwa dass sich das zu ent-wickelnde Angebot mindestens an zwei Zielgruppen richtet Zum einen an das Unternehmen welches erwartet dass seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter moumlglichst schnell mit dieser neuen Software arbeiten koumlnnen Zum anderen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst die an dem Kurs teilnehmen und die Software in ihren ganz spezi-fischen Arbeitszusammenhaumlngen einsetzen moumlchten Es besteht also einerseits der Bedarf nach einer generellen Einfuumlhrung in das Programm und andererseits bestehen moumlglicherweise sehr spezielle Anforderun-gen an die einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmer Um die unter-

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schiedlichen Bedarfe zu priorisieren muumlssen die einzelnen Facetten der jeweiligen Bedarfe in Form von Anforderungen und Interessensla-gen herausgearbeitet und einander gegenuumlbergestellt werden Fuumlr die Bedarfsanalyse bedeutet dies einen Such- und Erschlieszligungsprozess zu gestalten und zielgerichtet durchzufuumlhren Dieser Prozess sollte es Weiterbildungsanbietern ermoumlglichen uumlber die eigentliche Erfassung der Bedarfe hinaus moumlgliche zukuumlnftige Tendenzen zu erkennen und eine Grundlage zur Abwaumlgung unterschiedlicher Interessenlagen zu schaffen

Vor dem Hintergrund oft knapper personeller Ressourcen muumlssen Weiterbildungsanbieter ein praktikables Konzept von Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung in die anderen Unternehmensprozesse integrieren Dieses Konzept muss zum einen sicherstellen dass die Entwicklungen des relevanten Umfelds kontinuierlich erfasst werden Zum anderen muss eine vertiefende Bedarfsanalyse anlassbezogen zu spezifischen Fragestellungen durchgefuumlhrt werden koumlnnen Im Folgen-den wird eine moumlgliche Herangehensweise an eine Bedarfsanalyse und der sich daran anschlieszligenden Angebotsentwicklung vorgestellt

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Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung als strategische Unternehmensprozesse

Die Bedarfsanalyse hat Einfluss auf viele strategische Prozesse eines Bildungsanbieters ua auf die Angebotsplanung und -entwicklung das Marketing die konkrete Umsetzung der Bildungsangebote die Aus-gestaltung des Transfermanagements sowie die Evaluation der Bildungs-angebote Viele dieser Prozesse werden parallel und wiederholt umge-setzt bzw zu verschiedenen Zeitpunkten ausgefuumlhrt So wird zB eine Bedarfsanalyse nicht nur vor der Angebotsplanung und -entwicklung durchgefuumlhrt sondern auch unmittelbar vor der Umsetzung konkreter paumldagogischer Handlungen Zu diesem Zeitpunkt dient sie ua der Ermittlung individueller Lernbedarfe und der Analyse externer Einfluss-faktoren auf eine konkrete Lehr-Lern-Situation

Die Bedarfsanalyse im Vorfeld der Angebotsentwicklung soll jedoch Entscheidungen fuumlr die Angebotspolitik ausloumlsen und unterstuumltzen Konkret werden bisherige Angebote daraufhin uumlberpruumlft ob die Nach-frage weiterhin hoch ist ndash ob also ein weiterer Bedarf bestaumltigt werden kann Diese Angebote verbleiben im Portfolio Gleichzeitig muumlssen bestehende Angebote an veraumlnderte Bedarfe und Entwicklun-gen angepasst oder modifiziert werden Daneben koumlnnen im Ergebnis einer Bedarfsanalyse neue Bildungsangebote oder Angebotsbereiche entwickelt werden zB in Bezug auf neue Themenbereiche neue Ziel-gruppen oder die Ausdifferenzierung bisheriger Angebotsbereiche

Ausgangspunkt fuumlr die Veraumlnderung von Bildungsangeboten sind Ideen und Anstoumlszlige von innen und auszligen Diese ersten Ideen werden in der Angebotsplanung uumlberpruumlft und durch weitere Informationen ergaumlnzt Ziel ist es ein paumldagogisches Konzept zu entwickeln dessen Tragfaumlhig-keit und Umsetzbarkeit uumlberpruumlft werden kann

Die Angebotsentwicklung verlaumluft daher in drei Schritten Ideen und Anstoumlszlige aufgreifen Angebotskonzeption entwickeln und die Trag-faumlhigkeit dieser uumlberpruumlfen Die Bedarfsanalyse hat in den einzelnen Phasen der Angebotsentwicklung unterschiedliche Funktionen Zur

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Erschlieszligung von Ideen und Anstoumlszligen ist eine kontinuierliche Analyse der eigenen Leistungen sowie der Entwicklungen im Umfeld erforder-lich Zur Konkretisierung von einzelnen Ideen dient die Bedarfsanalyse der Erschlieszligung weiterer und vertiefender Informationen die fuumlr die Entwicklung einer Angebotskonzeption erforderlich sind

Ideen und Anstoumlszlige

Entwicklung einer Angebotskonzeption

Uumlberpruumlfung der Tragfaumlhigkeit der Konzeption

Konzeption einer Bedarfsanalyse

Die Annaumlherungen an die Begriffe sbquoBedarflsquo und sbquoBeduumlrfnisselsquo haben ge-zeigt dass sich hinter einem formulierten Bedarf auch eine Vielzahl von Interessen und Anforderungen unterschiedlichster Akteure verbergen koumlnnen Aus diesem Grund ist es als Basis fuumlr die Entwicklung eines Konzepts der Bedarfsanalyse empfehlenswert zunaumlchst eine Umfeld-analyse der Organisation durchzufuumlhren um ein umfassendes Bild der unterschiedlichen Einflussfaktoren zu erhalten Darauf aufbauend sollte eine Weiterbildungsorganisation fuumlr sich festlegen welche Erhebungs-instrumente und Erhebungsschwerpunkte sie fuumlr diesen Schritt aus-waumlhlen moumlchte

bull Bestimmen der Umfeldfaktoren deren Einfluss als wesent-lich und wichtig fuumlr die Bedarfsanalyse eingeschaumltzt wird (Umfeldanalyse)

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bull Systematisierung der Informationen zu den Umfeldfaktorendie kontinuierlich erhoben werden muumlssen um einen Uumlber-blick der aktuellen Entwicklungen sicherzustellen

bull Festlegen der Instrumente und Methoden um die Infor-mationen zu erheben sowie Bestimmung der Zustaumlndig-keiten und Rhythmen der Erhebung

Akteure Personen Gruppen oder Organisationen die in Bezug auf das Bildungsangebot Beteiligte oder Betroffene sind (direkt und indirekt) ndash sog Stakeholder

Faktoren (sachlich-inhaltlicher) Einfluss der auf die Organisation ohne das direkte Einwirken von Personen entsteht (wie zB durch gesellschaftliche politische wirtschaftliche demographische Entwicklungen Rahmenbedingungen oder Regularien)

Umfeldfaktoren bestimmen

Zunaumlchst werden alle Umfeldfaktoren ermittelt die Einfluss auf die Bildungsarbeit der Organisation haben (zB in einem Brainstorming) Bei den Einflussfaktoren des Umfelds auf die Organisation kann zwischen Akteuren und Faktoren unterschieden werden

Im Rahmen dieser Herangehensweise bietet es sich an das Umfeld in drei Ebenen zu gliedern und diese Ebenen dann systematisch zu analysieren

bull das interne Umfeld bezieht sich auf den Bildungsanbieterund die dort taumltigen Mitarbeiterinnen

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bull das nahe Umfeld konzentriert sich auf die Kundenbeziehungwobei der Kundenbegriff auf die jeweilige Branche und potentielle regulative Einfluumlsse zu erweitern ist

bull das ferne Umfeld umfasst die globalen Rahmenbedingungenhinsichtlich gesellschaftlicher technologischer oumlkono-mischer und politischer Faktoren

Umfeldfaktoren systematisieren

In einem zweiten Schritt werden alle identifizierten Umfeldfaktoren in einem sinnvollen Gruppierungsschema angeordnet um einen Uumlberblick zu ermoumlglichen Hier kann die Einteilung in internes nahes und fernes Umfeld hilfreich sein Moumlgliche andere Gruppierungskriterien koumlnnen sich aber auch nach folgenden Aspekten ausrichten

bull Auspraumlgung der Interaktion zwischen Organisation undUmfeldfaktor (zB Haumlufigkeit und IntensivitaumltDauer)

bull Aumlhnlichkeit der Akteure (zB Zielgruppe AuftraggeberMitanbieter)

bull Themenbereichen (zB Arbeitsmarkt Branche Bildungs-politik)

bull Einflussstaumlrke

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Umfeldfaktoren bewerten

Der letzte Schritt in der Umfeldanalyse ist die Bewertung des Einflus-ses der Umfeldfaktoren auf die Bildungsarbeit der Organisation Ziel dieses Schrittes ist es die bedeutenden Faktoren und Akteure von den weniger wichtigen zu unterscheiden und ein Ranking vorzunehmen Umfeldfaktoren mit einem eher geringen Einfluss koumlnnen durch die Or-ganisation vernachlaumlssigt werden um die vorhandenen Ressourcen fuumlr die Auseinandersetzung mit den wesentlichen zu buumlndeln Die Bewer-tung der Umfeldfaktoren kann zB in Form einer ABC-Analyse erfolgen (A=hoher Einfluss B=mittlerer Einfluss C=geringer Einfluss) Ist eine genauere Differenzierung noumltig kann die Bewertung auch entlang einer 5lsquoer Skala vorgenommen werden

Fernes Umfeld

Wissenschaft Politik

Technologie Wirtschaft

Gesellschaft

Nahes Umfeld

Auftraggeber Unternehmen Zielgruppen

Kunden Verbaumlnde

Konkurrenten

Internes Umfeld

Mitarbeiterinnen Teams Fach-

abteilungen

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Neben der Bewertung des Einflusses der Umfeldfaktoren auf die Bildungsarbeit der Organisation kann diese auch umgekehrt fuumlr den Einfluss der Organisationsaktivitaumlten auf die Umfeldfaktoren vorgenom-men werden

Erhebungsschwerpunkte und Instrumente auswaumlhlen

Nach Bestimmung der Umfeldfaktoren die in die kontinuierliche Bedarfsanalyse einbezogen werden sollte eine Praumlzisierung der zu erhebenden Informationen erfolgen dh welche konkreten Informatio-nen muumlssen zu den einzelnen Umfeldfaktoren ermittelt werden Nachfolgend haben wir beispielhaft einige Erhebungsschwerpunkte einer kontinuierlichen Bedarfsanalyse zusammengestellt

bull Leistungs- und Beteiligungsstatistik zu den bisherigenBildungsangeboten

bull Erfolgsstatistik abgeschlossener Teilnehmerinnen

bull Bildungsbedarfe und -beduumlrfnisse der Teilnehmenden inlaufenden Bildungsangeboten

bull Kompetenzen und Interessen der Dozentinnen

bull Taumltigkeits- und Qualifikationserfordernisse

bull aktuelle Entwicklungen in den Fachgebieten

bull Gesetze und Verordnungen

Der Bildungsanbieter steht wie schon aufgezeigt vielen unterschied-lichen Anforderungen und Erwartungen gegenuumlber Deshalb empfiehlt es sich bereits an dieser Stelle zu eroumlrtern ob die Anforderungen und Erwartungen der einzubeziehenden Umfeldfaktoren gegebenenfalls in einem Widerspruch zueinander stehen Ziel ist es den Umgang mit

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Widerspruumlchen in der Organisation festzulegen und den Handlungs-spielraum der Organisation im Umgang mit den verschiedenen Erwar-tungen und Anforderungen zu ermessen Eine Organisation kann an diesem Punkt versuchen entweder moumlglichst viele auch unterschied-liche Erwartungen und Anforderungen miteinander zu vereinbaren Oder sie kann sich auf die wichtigsten Umfeldfaktoren konzentrieren und deren Erwartungen und Anforderungen erfuumlllen

Nach der Bestimmung der zu erhebenden Informationen koumlnnen nun die geeigneten Erhebungsinstrumente ausgewaumlhlt werden Dabei handelt es sich zum einen um die typischen sozialwissenschaftlichen Erhebungsmethoden wie Beobachtung Befragung Inhaltsanalyse von Medien oder Statistiken Zum anderen eignen sich Instrumente wie Gespraumlche prognostische Verfahren Organisationsaufstellungen sowie moumlglicherweise ein Probeangebot

Unabhaumlngig von den einzelnen Instrumenten kann grundsaumltzlich zwi-schen qualitativen und quantitativen Methoden zur Erhebung von Infor-mationen unterschieden werden Mit quantitativen Methoden werden das Verhalten oder die Einstellungen durch zaumlhlbare Auspraumlgungen bestimmter Merkmale moumlglichst genau beschreibbar gemacht Sie bieten daher eine fundierte Grundlage fuumlr Vergleiche Die quantita-tive Erhebung eignet sich insbesondere bei groszligen Datenmengen und Stichproben

Qualitative Methoden beschreiben die Wirklichkeit anhand individueller Meinungen und Eindruumlcke sowie persoumlnlicher Aussagen uumlber Erwar-tungen Zielvorstellungen Handlungen oder Bewertungen Qualitative Methoden ermoumlglichen einen tiefen Informationsgehalt von Ergebnis-sen die allerdings (meist) keine repraumlsentativen zaumlhlbaren Aussagen machen koumlnnen

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Handlungsleitende Fragen zur Auswahl geeigneter Erhebungsinstrumente

Was koumlnnen die Instrumente fuumlr den geplanten Erhebungsumfang leisten

In welcher Form koumlnnen die erhobenen Informationen ausgewertet werden

Liegen Gefahren der Verfaumllschung (subjektive Inter-pretation Unvollstaumlndigkeit etc) vor

Werden die Informationen bei Akteuren (Personen Personengruppen Institutionen) erhoben sollte auch die Beziehung zu diesen bewertet werden

In welchem Verhaumlltnis steht die Organisation zu dem Akteur (Allianz Abhaumlngigkeit Konflikt)

Ist der Akteur gegenuumlber der Organisation positiv ambivalent oder negativ eingestellt

Ist der Akteur vor diesem Hintergrund aus-kunftswillig

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Aufw

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Auszligerdem muss uumlberpruumlft werden ob das Aufbrin-gen der Ressourcen in einem angemessenen Verhaumllt-nis zum Ertrag steht

Welche Erfahrungen haben wir mit dem Einsatz der Instrumente zur Gewinnung von Informationen bisher gemacht Wer in unserer Organisation hat Erfahrung damit

Welcher Verlust wuumlrde durch ein weniger aufwaumlndiges Verfahren oder durch einen Verzicht auf das Vorhaben entstehen

Entwicklung eines Weiterbildungsangebotes

Die Bedarfsanalyse liefert Ideen die uumlberpruumlft und mit Hilfe weiterer Informationen vervollstaumlndigt werden muumlssen um daraus ein neues oder veraumlndertes Weiterbildungsangebot zu entwickeln Dieser Prozess bildet die Grundlage fuumlr das Zustandekommen der Maszlignahme (zB Dozenteninnensuche Ausschreibung des Angebots etc) sowie die nachfolgende Evaluation und Verbesserung der praktizierten Dienstleis-tung

Ein Modell fuumlr diesen Entwicklungsprozess beschreibt Erhard Schlutz (vgl Schlutz 2006) Das Modell besteht aus sechs Strukturelementen uumlber die in nahezu allen Angebotsplanungen entschieden werden muss ndash unabhaumlngig von Inhalten Angebotstypen und Organisationsformen der beruflichen und allgemeinen Weiterbildung

Die einzelnen Elemente stehen in einer Wechselwirkung zueinander aber in keiner Rangfolge In der Praxis hat es sich als sinnvoll erwiesen mit dem Strukturelement zu beginnen fuumlr das die meisten Informatio-nen vorliegen

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Leitende Fragestellungen im Hinblick auf die einzelnen Elemente sind

bull Wofuumlr soll ein Weiterbildungsangebot entworfen werden

bull Fuumlr wen ist das Weiterbildungsangebot von Nutzen

bull Wozu dient das Weiterbildungsangebot Welche Lernzielegibt es (Soll-Situation)

bull Was ist Inhalt des Weiterbildungsangebots

bull Wie soll das Weiterbildungsangebot methodischumgesetzt werden

bull Wo findet das Weiterbildungsangebot statt und welcheMedien werden eingesetzt

WOFUumlR Lebens- und Verwendungssituation

Die Lebens- und Verwendungssituation begruumlndet den Sinn und Zweck des Weiterbildungsangebots und gibt wesentliche Hinweise fuumlr die Gestaltung Spezifisch fuumlr Weiterbildungsangebote ist dass die erwor-benen Kompetenzen und Qualifikationen helfen sollen Anforderungs-situationen besser meistern zu koumlnnen Die Analyse von Lebens- und Verwendungssituationen ermoumlglicht die darin enthaltenden Problem-stellungen oder Aufgaben herauszuarbeiten und die benoumltigten Kom-petenzen zu prognostizieren

Eine Lebens- und Verwendungssituation ist zB

bull eine bereits erlebte Handlungssituation die durch dasIndividuum nicht oder nicht zufriedenstellend bewaumlltigt wurde

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bull eine kuumlnftige Situation mit spezifischen voraussehbarenoder schwer bestimmbaren Anforderungen

bull eine berufliche Situation zu deren Bewaumlltigung Kompeten-zen erforderlich sind

Im Ergebnis zeigt sich ob es sich bei der Idee um einen paumldagogisch zu bearbeitenden Bedarf handelt bzw welche Anteile des Problems durch Bildung bearbeitet werden koumlnnen

WOFUumlR ndash Fragen zur Bearbeitung

s Wofuumlr und im Hinblick auf welche konkrete Lebens- und Verwendungssituationen soll gelernt werden

s Welche Ergebnisse soll das Angebot in der Lebens- oder Arbeitspraxis ermoumlglichen

s Welche Problemstellungen und Anforderungen werden aus der Analyse der Lebens- und Verwendungssituation deutlich

s Welche Kompetenzen sind zu der Bewaumlltigung der Lebens- und Verwendungssituation erforderlich und in welcher Weise sowie unter welchen Bedingungen muumlssen diese angewendet werden

s Welche Eigenleistung wird von den Teilnehmenden erwartet damit die Verwendung des Gelernten wahr-scheinlich wird

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FUumlR WEN Zielgruppe und ihre Ausgangssituation

Ziel dieses Schrittes ist es Aufschluss uumlber Erwartungen und Beduumlrf-nisse von Kundinnen und Kunden zu erhalten um eine direkte und dauerhafte Ansprache der Zielgruppe zu ermoumlglichen Hierbei ist es wichtig und hilfreich Gruppen von Teilnehmenden mit aumlhnlichen Vor-aussetzungen und Lernzielen zu bilden

Ein besonderes Interesse im Rahmen der Bearbeitung dieses Struktur-elements gilt dabei den Vorkenntnissen der Lernenden Diese zeigen an wie viel Unterstuumltzung die Lernenden benoumltigen Probleme koumlnnen entstehen wenn die Teilnehmenden in unterschiedlichen Fachrichtun-gen ausgebildet wurden Sind groszlige Unterschiede vorhanden muss uumlberlegt werden auf welchem Weg diese ausgeglichen werden koumln-nen

Auch die Motivation und Lernbereitschaft der Teilnehmenden ist grund-legend Sie kann allerdings nur sehr allgemein beschrieben werden da sie individuell und situativ variiert und ua auch davon abhaumlngt ob die Teilnahme an dem Bildungsangebot freiwillig oder fremdbestimmt erfolgt Diese Fragen koumlnnten in einem ersten Beratungsgespraumlch oder mit einer Erwartungsabfrage zu Beginn der Veranstaltung ge-klaumlrt werden Ein Weiterbildungsanbieter kann Teilnehmende parallel zum eigentlichen Bildungsangebot auch darin unterstuumltzen sich neu zu orientieren und das Lernen zu begleiten Gleichzeitig koumlnnen sich noch weitere Anforderungen ergeben die bei der Entwicklung eines Angebots beruumlcksichtigt werden sollten (zB unterschiedliche Natio-nalitaumlten Kultur und Sprachen)

Die Analyse und Spezifizierung der Zielgruppe bietet die Grundlage fuumlr die Entwicklung des Bildungsangebots Aus der Bearbeitung dieser Aspekte wird deutlich welche Leistungen durch den Bildungsanbie-ter zu erbringen sind und welche Eigenleistungen den Teilnehmenden abverlangt werden koumlnnen

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FUumlR WEN ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Kompetenzen Lernvoraussetzungen Lern-schwierigkeiten koumlnnen vorausgesetzt werden

s Mit welcher Lernbereitschaft und mit welchen Lernbeduumlrfnissen ist zu rechnen

s Welche gemeinsamen Merkmale hat die Zielgruppe

s Welche Merkmale werden ggf stark heterogen sein

s Auf welche Weise werden noch interessante Informa-tionen zum Ist-Stand ermittelt

s Welche Leistungen sollten durch den Bildungsanbieter erbracht werden

s Welche Eigenleistung kann von den Teilnehmenden erwartet werden

WOZU Lernziele und -ergebnisse

In diesem Schritt geht es darum die Ziele und Ergebnisse zu praumlzi-sieren die durch das Bildungsangebot tatsaumlchlich erreicht werden koumlnnen und sollen Erst durch die Zielbeschreibung wird deutlich welche Lernerfordernisse das Bildungsangebot genau abdecken kann und welche Vorleistungen bei den Teilnehmenden vorausgesetzt werden muumlssen Lernziele sind in erster Linie Planungsinstrumente mit deren

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Hilfe ein Anbieter uumlberpruumlft ob seine Planungen zielgerichtet und realistisch sind Die Lerninteressen der Teilnehmenden sollten sowohl bei der Entwicklung des Konzepts als auch bei der tatsaumlchlichen Um-setzung mit einbezogen werden Im Rahmen der Angebotsplanung und Angebotsentwicklung handelt es sich dabei zuerst einmal um eine Beschreibung der angestrebten Lernergebnisse Im Bereich der beruflichen Weiterbildung gibt es dabei zunehmend die Tendenz Lern-ergebnisse in Form von Kompetenzen bzw beruflichen fachlichen und uumlberfachlichen Handlungskompetenzen darzustellen Diese Lernziele und Lernergebnisse muumlssen aber beobachtbar undoder messbar sein Das bedeutet am Ende eines Angebots oder einer Lernsequenz (bei laumlnger dauernden Bildungsangeboten) muss uumlberpruumlft werden koumlnnen ob die angestrebten LernzieleLernergebnisse auch erreicht wurden

Eine Schwierigkeit besteht darin dass Kompetenzen als solche gar nicht beobachtbar sind sondern sich erst durch Einsatz in konkreten Situationen spezifischen Problemen oder Anforderungen erschlieszligen Neben der Beschreibung der zu erwerbenden Fertigkeiten und Faumlhig-keiten muss deshalb umso mehr die konkrete Anwendungssituation beruumlcksichtigt werden Zu erreichende Lernergebnisse lassen sich daher nicht als Kompetenzen beschreiben sondern als Performanz Auszligerdem sollte moumlglichst auch die Form und die Auspraumlgung der Anwendung von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten in der jeweiligen Situation beschrieben werden Dies kann in der Regel durch folgende uumlbergrei-fende Kriterien geschehen

bull Komplexitaumlt der Aufgabenstellung (einfachestrukturierte Aufgaben versus vielseitige komplexe Problemstellungen)

bull Breite des Anwendungsbereichs (klar umschriebeneSituationen versus breites Anwendungsfeld)

bull Grad der Autonomie (Anwendung unter Anleitung versusautonom koordinierend anleitend)

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WOZU ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Lernziele sollen mit Hilfe des Bildungsangebots konkret erreicht werden

s Sind die Lernziele angemessen im Hinblick auf Bedarfe Voraussetzungen und Anwendungsziele des Gelernten

s Sind die Lernziele realistisch im Hinblick auf Zeit Stoffumfang methodischen Aufwand und Eigenleistung der Teilnehmenden

s Welche Abschluumlsse oder Zertifikate werden angestrebt und welche Implikationen hat das fuumlr die Lernziele

Verben zur Beschreibung der Kompetenzen

WissenVerstaumlndnis zusammenfassen darstellen (KenntnisReproduktion berichten skizzieren formu-von Informationen) lieren definieren bezeichnen

aufzeigen

Verstehen erlaumlutern folgern gegenuumlber-(etwas mit eigenen stellen einordnen veran-Woumlrtern erlaumlutern) schaulichen kategorisieren

unterscheiden sortieren

Anwenden (be)nutzen umsetzen durch-(Transfer von Wissen in fuumlhren erstellen praktizieren einen (neuen) Situati- uumlbertragen unterscheiden onskontext)

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Analyse (komplexes Problem in uumlberschaubare Ein-heiten zerlegen eine Struktur erkennen)

unterscheiden bestimmen erproben ermitteln gegen-uumlberstellen (uumlber)pruumlfen interpretieren beobachten erschlieszligen untersuchen

Synthese (Wissenselemente aus verschiedenen Gebie-ten zu etwas Neuem zusammenfuumlgen)

ordnen zusammensetzen konstruieren modifizieren ableiten entwickeln entwer-fen konzipieren erzeugen organisieren

Beurteilung (Probleme anhand von Kriterien beurteilen und bewerten)

bewerten entscheiden gewichten einstufen begut-achten hinterfragen folgern einschaumltzen wuumlrdigen urteilen

WAS Inhalte

Auch die Entwicklung der Bildungsinhalte wird vor dem spezifischen Verwendungshintergrund gepruumlft Zentral ist welches Wissen von den Teilnehmenden tatsaumlchlich benoumltigt wird Gerade umfangreiche Stoffmengen sollten didaktisch reduziert werden um fuumlr die Lernenden fassbar zu werden

Die Reduktion kann beispielsweise nach zwei Prinzipien erfolgen

bull Konzentration auf das Grundlegende (dh die Heraus-arbeitung des Wesentlichen um den Kerninhalt als Teil des Ganzen zu erschlieszligen) oder

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bull Konzentration auf das Exemplarische (die Behandlung einestypischen praumlgnanten repraumlsentativen Falls um im Einzel-nen das Ganze zu vermitteln)

WAS ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Inhalte werden vermittelt Auf welche aktuellen Quellen stuumltzt sich diese Auswahl

s Welche Moumlglichkeiten der didaktischen Reduktion sind gegeben

s Ist die Inhaltsauswahl deutlich an den Lernzielen orientiert

s Gibt es wichtige Inhalte die sich in den Lernzielen bisher nicht widerspiegeln

s Gibt es erste Hinweise auf eine Strukturierung der Inhalte

WIE Organisationsform und Methoden

Im Rahmen der Angebotsentwicklung muumlssen schlieszliglich auch Organi-sationsform und Methoden des Bildungsangebots ausgewaumlhlt werden

bull Festlegen der Organisations- und Veranstaltungsform mitZeitumfang

bull Methodensetting das sich aus der Definition der anderenStrukturelemente ergeben (zB aus den Lernzielen der Zielgruppe oder der Verwendungssituation)

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Bei der Auswahl der Lernmedien sind die Zielgruppe und deren Lern-gewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge zu beachten Daruumlber hinaus richtet sich die Auswahl der Medien auch immer nach der Moumlglichkeit der Einbettung in das didaktische Konzept Wenn in einer Weiterbil-dung ein arbeitsprozessorientierter Ansatz gewaumlhlt wird koumlnnen Lern-unterlagen mit arbeitsbezogenen Lernaufgaben oder mit Leittexten die richtige Medienwahl sein

Methoden koumlnnen ausgewaumlhlt werden zB

bull nach der Zielstellung (zB zur Erschlieszligung von Inhalten zurEntwicklung von Beteiligung und Gruppenzusammenhang zur Ergebnissicherung und -vermittlung)

bull nach der Lernprozessphase

bull danach ob Teilnehmende eher mit vertrauten oder neuenMethoden arbeiten sollten oder

bull ob es eine vorwiegend informationsorientierte oder hand-lungsorientierte Konzeption ist

WIE ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Veranstaltungs- und Organisationsform mit welcher zeitlichen Beanspruchung erscheint den Zielen und der Zielgruppe gegenuumlber als angemessen

s Mit welchen Methodensettings wird gearbeitet

s Wie kann die Eigenaktivitaumlt und das selbststaumlndige Lernen methodisch angeregt werden

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WO UND WOMIT Lernort und Medien

Durch die Art und Weise wie die Teilnehmenden mit dem Lerngegen-stand in Beruumlhrung kommen werden Lernorte und Medien zum Traumlger des Lerngeschehens Bei der Auswahl der Lernorte und Medien im Rahmen einer Angebotsentwicklung sollte deshalb ein wesentlicher Schwerpunkt auf deren Begruumlndung fuumlr die didaktische Gestaltung gelegt werden

Lernorte erfuumlllen unter didaktischen Aspekten insbesondere die Aufgaben

bull handlungs- und praxisbezogen zu sein

bull einen breiten Interessenzugang und

bull ganzheitliche Bezuumlge zu ermoumlglichen (sozial inhaltlichpersoumlnlich emotional)

bull eine definierte Qualitaumlt aumlsthetisch aufzuweisen

Auch bei der Auswahl der Lernmedien sind Lerngewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge der Zielgruppe zu beachten (zB Uumlbung im Umgang mit dem Computer oder der Zugang zu einer Universitaumltsbibliothek)

Lernmedien sind alle unterstuumltzenden (multi-)medial aufbe-reiteten Unterlagen die auf Papier oder in informations-und kommunikationstechnologischen Geraumlten zur Verfuumlgung stehen

Lernmedien sollen dazu dienen unterstuumltzende Informationen fuumlr das Lernen und fuumlr die verschiedenen Sinneskanaumlle bereit zu stellen Sie sol-len veranschaulichen konkretisieren und einen Praxisbezug herstellen

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Mit Hilfe der Lernmedien sollen die Teilnehmenden Informationen auf-nehmen verarbeiten und abrufen koumlnnen Sie fungieren aber auch als Arbeitshilfe fuumlr selbstgesteuerte Lernprozesse der Teilnehmenden Daruumlber hinaus kann es auch darum gehen die Medienkompetenz der Lernenden zu foumlrdern und damit auf das selbstgesteuerte und selbst-organsierte Lernen auszligerhalb formalisierter Weiterbildungsszenarien vorzubereiten

Auch die Wahl der Medien ist durch die Lernziele oder -inhalte beein-flusst denn viele Vorgaumlnge (zB in der Mechanik oder Biologie) lassen sich durch multimediale und animierte Simulationen verdeutlichen wo-hingegen kompakte Formelsammlungen beispielsweise fuumlr das Lernen von physikalischen Formeln geeignet sind

Fuumlr die Gestaltung bdquoklassischerldquo Lernorte sind ua folgende Fragen handlungsleitend

s Wie viel Bewegungsraum muss vorhanden sein Was muss an Mobiliar vorhanden sein

s Welche Groumlszlige muss der Raum insgesamt haben welche Nebenraumlume sind ggf notwendig

s Von wie vielen Gruppen kann ein Raum parallel genutzt werden

s Welche Gestaltungsfreiheiten werden den Teilnehmenden eingeraumlumt

s Wie koumlnnen Lernergebnisse aufbewahrt oder dauerhaft dargestellt werden

s Welche Praumlsentations- und Projektionsflaumlchen sind notwendig

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weiter gelernt

Literatur und Quellen

Arnold R (2003) (Hrsg) Berufs- und Erwachsenenpaumldagogik Basis-wissen Paumldagogik Paumldagogische Arbeitsfelder Band 4 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler

Gerhard R (1992) Bedarfsermittlung in der Weiterbildung Beispiele und Erfahrungen Hrsg vom Arbeitskreis Universitaumlre Erwachsenenbil-dung eV Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler

GiesekeW (2008) Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwach-senenbildung In Studientexte fuumlr Erwachsenenbildung Bertelsmann Verlag Bielefeld

Loebe HSevering E (2007) (Hrsg) Handlungshilfen fuumlr Bildungsbe-rater Bildungsbedarfsanalyse Band 21 W Bertelsmann Verlag Biele-feld

Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2006) (Hrsg) Methodensammlung Anregungen und Beispiele fuumlr die Mode-ration URL httpwwwstandardsicherungschulministeriumnrwde methodensammlung (23062012)

Schlutz E (2006) Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwick-lung Waxmann Verlag Muumlnster

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Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse

Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig

Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt

Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt

So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot

ISBN 978-3-9814948-3-9

Page 2: Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung - kos-qualitaet.de gelernt_Heft 1... · E-Mail: info@kos-qualitaet.de Redaktion: Dr. Elke Scheffelt, Christine Schadeberg, Maximilian Göllner

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Impressum

Entwicklung und Konzeption kos GmbH Rungestraszlige 18 10179 Berlin wwwkos-qualitaetde E-Mail infokos-qualitaetde

Redaktion Dr Elke Scheffelt Christine Schadeberg Maximilian Goumlllner

Auftraggeber Senatsverwaltung fuumlr Arbeit Integration und Frauen des Landes Berlin Referat Berufliche Qualifizierung Oranienstraszlige 106 10969 Berlin

Das Projekt bdquoQualitaumlt Beruflicher und Betrieblicher Qualifizierung ndash Koordinierungsstelle Qualitaumltldquo wird im Rahmen des Programms BerlinArbeit gefoumlrdert mit Mitteln des Landes Berlin

Das Projekt Koordinierungsstelle Qualitaumlt hat im Rahmen der Beauf-tragung durch die Senatsverwaltung fuumlr Arbeit Integration und Frauen Konzepte und Modelle als Unterstuumltzungspraxis fuumlr die Berliner Weiter-bildungsanbieter entwickelt die mit der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo verbreitet werden Bei einer Nutzung und Verwertung der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo ist die urheberrechtliche Stelle zu nennen

kos GmbH Projekt Koordinierungsstelle Qualitaumlt beauftragt durch die Senatsverwaltung fuumlr Arbeit Integration und Frauen des Landes Berlin Referat Berufliche Qualifizierung

Alle veroumlffentlichten Informationen beruhen auf sorgfaumlltigen Recher-chen der verwendeten Quellen Fuumlr die Inhalte externer Internetseiten uumlbernimmt die Redaktion keine Haftung Fuumlr den Inhalt der verlink-ten Seiten sind ausschlieszliglich deren Betreiberinnen verantwortlich Das Team der kos freut sich uumlber Ruumlckmeldungen Anregungen und Hinweise zur Heftenreihe

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Inhaltsverzeichnis

Die Bedarfsanalyse ndash der erste Schritt zur Angebotsentwicklung 3

Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung als strategische Unternehmensprozesse 8

Konzeption einer Bedarfsanalyse 9

Entwicklung eines Weiterbildungsangebotes 16

Literatur und Quellen 28

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Die Bedarfsanalyse ndash der erste Schritt zur Angebotsentwicklung

Die Bedarfsanalyse ist eine wichtige Grundlage fuumlr die Angebotspla-nung und -entwicklung jedes Weiterbildungsanbieters Vor jeder Ange-botsplanung stehen Weiterbildungsanbieter vor der Herausforderung moumlglichst viel uumlber die durchaus unterschiedlichen Interessen und Erwartungen der zu erreichenden Zielgruppen des geplanten Bildungs-angebots zu erfahren Neben den direkten Teilnehmerinnen und Teil-nehmern sind auch die Interessen der unterschiedlichen Auftraggeber (zB Unternehmen Vereine etc) fuumlr die Angebotsentwicklung wich-tig Dabei stellen die ermittelten Bedarfe keine objektive Groumlszlige dar Sie muumlssen analysiert reflektiert in paumldagogische Angebote uumlbersetzt und in der Angebotsdarstellung transparent gemacht werden

Bedarf oder Beduumlrfnisse

Bedarf wird als ein objektives Mangelempfinden beschrieben So besteht zB der Bedarf an Nahrung oder ein Bedarf an bestimmten Fertigkeiten Unterschieden wird dabei zwischen manifesten und laten-ten Bedarfen Ein manifester Bedarf zeigt sich zB in konkreten Nach-fragen Ein latenter Bedarf ist hingegen oft nicht bewusst dh es erfolgt keine sichtbare Handlung (zB in Form einer konkreten Nachfrage nach einem Angebot)

Beduumlrfnisse hingegen sind subjektiv sie bezeichnen Wuumlnsche oder Motivationen So besteht zB ein Beduumlrfnis nach Nahrung was aber noch kein objektives Mangelempfinden bezeichnet sondern wohl eher Appetit Bedarf und Beduumlrfnis werden dennoch oft synonym verwandt Tatsaumlchlich aber konkretisieren sich Beduumlrfnisse haumlufig in Bedarfen

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Bedarf bezeichnet allgemein die Spannung zwischen einem Mangelempfinden und der Aussicht auf Befriedigung desselben Dh ein Bedarf entsteht aus einer Soll-Ist-Abweichung In diesem Sinne ist Bedarf etwas Objektives (vgl Schlutz 2006)

Beduumlrfnisse bezeichnen im Gegensatz zum Bedarf die subjekti-ve Sichtweise die Wuumlnsche Motivationen und Interessen des Einzelnen am Lernprozess und dem Lerngegenstand Wird ein Beduumlrfnis konkretisiert und werden spezifische Moumlglichkeiten zur Befriedigung gesucht wird das Beduumlrfnis objektiviert und somit zu einem Bedarf (vgl Schlutz 2006)

Weiterbildungsbedarfe stellen im Kern Lernerfordernisse dar die sich aus einer Diskrepanz zwischen vorhandenen und wuumln-schenswerten Kompetenzen ergeben (vgl Schlutz 2006)

Bedarfsanalyse ist die Erschlieszligung von Bedarfen und deren Aus- und Bewertung (paumldagogische Uumlbersetzungsarbeit) Die Erschlieszligung von Bedarfen umfasst eine Ermittlung des Ist-Zustandes und des Soll-Zustand (Problemlagen Lebenswelten Anforderungssituationen Handlungsfaumlhigkeit vorhandene Faumlhig-keiten Fertigkeiten) (vgl Gerhard 1992)

Ein Beispiel Ein Beduumlrfnis koumlnnte es sein in neuen Situationen kom-petent und selbstbewusst aufzutreten Das ist zunaumlchst ein subjektiver Wunsch der noch an keine spezielle Situation gebunden ist Entsteht aber etwa die Anforderung sich in eine neue Abteilung oder ein neues Arbeitsgebiet einzuarbeiten kann sich das Beduumlrfnis kompetent und selbstsicher aufzutreten in ein konkretes Interesse verwandeln zB in den Wunsch nach einer Auffrischung bestimmter Faumlhigkeiten oder der Gewinnung neuen Wissens (Praumlsentations- und Vortragstechniken) Damit hat sich das urspruumlnglich diffuse Beduumlrfnis mit einem konkreten Interesse verbunden und wurde als Mangel bewusst Dieses Bewusst-sein motiviert zu einer Suche nach entsprechenden Moumlglichkeiten den

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Mangel zu beseitigen Entweder durch das Lesen von Fachliteratur oder auch durch die Teilnahme an einem entsprechenden Weiter-bildungsangebot

Bestimmte Bedarfe fuumlhren aber nicht automatisch zu konkreten Nach-fragen nach entsprechenden Weiterbildungsangeboten oder sind uumlber-haupt durch Weiterbildungen aufzufangen Bedarfe werden dann zu Bildungsbedarfen wenn sie ein Spannungsfeld zwischen vorhandenen und angestrebten Kompetenzen beschreiben

Eine Bedarfsanalyse fuumlr (Weiter-)Bildungsangebote setzt an diesem Punkt an und versucht die unterschiedlichen Bedarfe und Beduumlrfnis-se der verschiedenen Zielgruppen zu erfassen zu beschreiben und die gewonnenen Daten fuumlr die Angebotsentwicklung auszuwerten Die Auswertung umfasst zum einen ob und inwieweit auf die festgestell-ten Bedarfe reagiert werden kann und zum anderen inwieweit erfasste Bedarfe in ein Angebot uumlbertragen werden koumlnnen ndash ob also der erkannte Bedarf uumlberhaupt in ein didaktisches Angebot zu uumlbersetzen ist

Herausforderungen der Bedarfsanalyse

Es gibt einige Herausforderungen vor denen Weiterbildungsanbieter bei der Durchfuumlhrung von Bildungsbedarfsanalysen stehen Eine ers-te besteht in dem starken Gegenwartsbezug von Bedarfen So soll-te ein Bildungsangebot das dem festgestellten Bedarf nach Nutzung und Anwendung einer spezifischen neuen Software nachkommen moumlchte meist sehr zeitnah entwickelt werden Andererseits muss eine Bedarfsanalyse aber auch Ableitungen fuumlr zukuumlnftige Bedarfe ermoumlglichen da sich die Entwicklung von Angeboten nicht nur auf aktuelle Bedarfe ausrichten kann Fuumlr das oben beschriebene Beispiel bedeutet das dass eine Bedarfsanalyse gleichzeitig die Grundlage fuumlr die Entwicklung eines oder unterschiedlicher Weiterbildungsangebote darstellt in denen Nutzung und Anwendung der Software vermittelt werden Andererseits bieten die aus der Bedarfsanalyse gewonnen Erkenntnisse aber auch die Grundlage zur Ableitung von moumlglichen Ent-wicklungstendenzen So zeichnet sich mittelfristig eine sehr vernetzte

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Arbeitsweise fuumlr ein bestimmtes Unternehmen ab Daraus entwickelt sich moumlglicherweise der Bedarf von verschiedenen Standorten aus gemeinsam an bestimmten Dokumenten zu arbeiten oder zunehmend interaktive Plattformen zum Datenaustausch zu nutzen Hieraus koumlnn-ten Weiterbildungsanbieter moumlgliche zukuumlnftige Bedarfe ableiten (zB Kompetenzen zur Generierung interaktiver Plattformen oder Netzwer-ke) Die Herausforderung der Bedarfsanalyse besteht deshalb darin diese Entwicklungstendenzen in den aktuellen Bedarfen zu erkennen

Eine weitere Herausforderung der Bildungsbedarfsanalyse besteht darin dass Bedarfe nicht in jedem Fall bewusst sind und von der Ziel-gruppe klar benannt werden koumlnnen So kann zwar der Bedarf nach etwas bestehen wenn dieser aber nicht durch einen Situationsbezug (zB eine Praumlsentation oder ein Geschaumlftsmeeting) bewusst wird kann er auch nicht klar benannt werden Hinzu kommt dass Bedarfe auch wenn sie bewusst sind nicht unbedingt konkret eingrenzbar sind und auch einem Wandel unterliegen So entsteht etwa durch die Teilnahme an einer Weiterbildung aus unserem oben beschriebenen Beispiel zur Anwendung eines Software-Programms der Bedarf nach einem Ver-tiefungskurs fuumlr Excel da sich zwischen den beiden Programmen sinn-volle Verknuumlpfungen erstellen lassen

Nicht zuletzt formulieren unterschiedliche Zielgruppen eine Vielzahl an Bedarfen die sich zum Teil auch widersprechen koumlnnen Die Bedarfsanalyse muss im Ergebnis deshalb entweder priorisieren oder Anforderungen und Interessen der unterschiedlichen Zielgruppen ab-stimmen Fuumlr unser Beispiel bedeutet das etwa dass sich das zu ent-wickelnde Angebot mindestens an zwei Zielgruppen richtet Zum einen an das Unternehmen welches erwartet dass seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter moumlglichst schnell mit dieser neuen Software arbeiten koumlnnen Zum anderen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst die an dem Kurs teilnehmen und die Software in ihren ganz spezi-fischen Arbeitszusammenhaumlngen einsetzen moumlchten Es besteht also einerseits der Bedarf nach einer generellen Einfuumlhrung in das Programm und andererseits bestehen moumlglicherweise sehr spezielle Anforderun-gen an die einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmer Um die unter-

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schiedlichen Bedarfe zu priorisieren muumlssen die einzelnen Facetten der jeweiligen Bedarfe in Form von Anforderungen und Interessensla-gen herausgearbeitet und einander gegenuumlbergestellt werden Fuumlr die Bedarfsanalyse bedeutet dies einen Such- und Erschlieszligungsprozess zu gestalten und zielgerichtet durchzufuumlhren Dieser Prozess sollte es Weiterbildungsanbietern ermoumlglichen uumlber die eigentliche Erfassung der Bedarfe hinaus moumlgliche zukuumlnftige Tendenzen zu erkennen und eine Grundlage zur Abwaumlgung unterschiedlicher Interessenlagen zu schaffen

Vor dem Hintergrund oft knapper personeller Ressourcen muumlssen Weiterbildungsanbieter ein praktikables Konzept von Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung in die anderen Unternehmensprozesse integrieren Dieses Konzept muss zum einen sicherstellen dass die Entwicklungen des relevanten Umfelds kontinuierlich erfasst werden Zum anderen muss eine vertiefende Bedarfsanalyse anlassbezogen zu spezifischen Fragestellungen durchgefuumlhrt werden koumlnnen Im Folgen-den wird eine moumlgliche Herangehensweise an eine Bedarfsanalyse und der sich daran anschlieszligenden Angebotsentwicklung vorgestellt

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Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung als strategische Unternehmensprozesse

Die Bedarfsanalyse hat Einfluss auf viele strategische Prozesse eines Bildungsanbieters ua auf die Angebotsplanung und -entwicklung das Marketing die konkrete Umsetzung der Bildungsangebote die Aus-gestaltung des Transfermanagements sowie die Evaluation der Bildungs-angebote Viele dieser Prozesse werden parallel und wiederholt umge-setzt bzw zu verschiedenen Zeitpunkten ausgefuumlhrt So wird zB eine Bedarfsanalyse nicht nur vor der Angebotsplanung und -entwicklung durchgefuumlhrt sondern auch unmittelbar vor der Umsetzung konkreter paumldagogischer Handlungen Zu diesem Zeitpunkt dient sie ua der Ermittlung individueller Lernbedarfe und der Analyse externer Einfluss-faktoren auf eine konkrete Lehr-Lern-Situation

Die Bedarfsanalyse im Vorfeld der Angebotsentwicklung soll jedoch Entscheidungen fuumlr die Angebotspolitik ausloumlsen und unterstuumltzen Konkret werden bisherige Angebote daraufhin uumlberpruumlft ob die Nach-frage weiterhin hoch ist ndash ob also ein weiterer Bedarf bestaumltigt werden kann Diese Angebote verbleiben im Portfolio Gleichzeitig muumlssen bestehende Angebote an veraumlnderte Bedarfe und Entwicklun-gen angepasst oder modifiziert werden Daneben koumlnnen im Ergebnis einer Bedarfsanalyse neue Bildungsangebote oder Angebotsbereiche entwickelt werden zB in Bezug auf neue Themenbereiche neue Ziel-gruppen oder die Ausdifferenzierung bisheriger Angebotsbereiche

Ausgangspunkt fuumlr die Veraumlnderung von Bildungsangeboten sind Ideen und Anstoumlszlige von innen und auszligen Diese ersten Ideen werden in der Angebotsplanung uumlberpruumlft und durch weitere Informationen ergaumlnzt Ziel ist es ein paumldagogisches Konzept zu entwickeln dessen Tragfaumlhig-keit und Umsetzbarkeit uumlberpruumlft werden kann

Die Angebotsentwicklung verlaumluft daher in drei Schritten Ideen und Anstoumlszlige aufgreifen Angebotskonzeption entwickeln und die Trag-faumlhigkeit dieser uumlberpruumlfen Die Bedarfsanalyse hat in den einzelnen Phasen der Angebotsentwicklung unterschiedliche Funktionen Zur

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Erschlieszligung von Ideen und Anstoumlszligen ist eine kontinuierliche Analyse der eigenen Leistungen sowie der Entwicklungen im Umfeld erforder-lich Zur Konkretisierung von einzelnen Ideen dient die Bedarfsanalyse der Erschlieszligung weiterer und vertiefender Informationen die fuumlr die Entwicklung einer Angebotskonzeption erforderlich sind

Ideen und Anstoumlszlige

Entwicklung einer Angebotskonzeption

Uumlberpruumlfung der Tragfaumlhigkeit der Konzeption

Konzeption einer Bedarfsanalyse

Die Annaumlherungen an die Begriffe sbquoBedarflsquo und sbquoBeduumlrfnisselsquo haben ge-zeigt dass sich hinter einem formulierten Bedarf auch eine Vielzahl von Interessen und Anforderungen unterschiedlichster Akteure verbergen koumlnnen Aus diesem Grund ist es als Basis fuumlr die Entwicklung eines Konzepts der Bedarfsanalyse empfehlenswert zunaumlchst eine Umfeld-analyse der Organisation durchzufuumlhren um ein umfassendes Bild der unterschiedlichen Einflussfaktoren zu erhalten Darauf aufbauend sollte eine Weiterbildungsorganisation fuumlr sich festlegen welche Erhebungs-instrumente und Erhebungsschwerpunkte sie fuumlr diesen Schritt aus-waumlhlen moumlchte

bull Bestimmen der Umfeldfaktoren deren Einfluss als wesent-lich und wichtig fuumlr die Bedarfsanalyse eingeschaumltzt wird (Umfeldanalyse)

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bull Systematisierung der Informationen zu den Umfeldfaktorendie kontinuierlich erhoben werden muumlssen um einen Uumlber-blick der aktuellen Entwicklungen sicherzustellen

bull Festlegen der Instrumente und Methoden um die Infor-mationen zu erheben sowie Bestimmung der Zustaumlndig-keiten und Rhythmen der Erhebung

Akteure Personen Gruppen oder Organisationen die in Bezug auf das Bildungsangebot Beteiligte oder Betroffene sind (direkt und indirekt) ndash sog Stakeholder

Faktoren (sachlich-inhaltlicher) Einfluss der auf die Organisation ohne das direkte Einwirken von Personen entsteht (wie zB durch gesellschaftliche politische wirtschaftliche demographische Entwicklungen Rahmenbedingungen oder Regularien)

Umfeldfaktoren bestimmen

Zunaumlchst werden alle Umfeldfaktoren ermittelt die Einfluss auf die Bildungsarbeit der Organisation haben (zB in einem Brainstorming) Bei den Einflussfaktoren des Umfelds auf die Organisation kann zwischen Akteuren und Faktoren unterschieden werden

Im Rahmen dieser Herangehensweise bietet es sich an das Umfeld in drei Ebenen zu gliedern und diese Ebenen dann systematisch zu analysieren

bull das interne Umfeld bezieht sich auf den Bildungsanbieterund die dort taumltigen Mitarbeiterinnen

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bull das nahe Umfeld konzentriert sich auf die Kundenbeziehungwobei der Kundenbegriff auf die jeweilige Branche und potentielle regulative Einfluumlsse zu erweitern ist

bull das ferne Umfeld umfasst die globalen Rahmenbedingungenhinsichtlich gesellschaftlicher technologischer oumlkono-mischer und politischer Faktoren

Umfeldfaktoren systematisieren

In einem zweiten Schritt werden alle identifizierten Umfeldfaktoren in einem sinnvollen Gruppierungsschema angeordnet um einen Uumlberblick zu ermoumlglichen Hier kann die Einteilung in internes nahes und fernes Umfeld hilfreich sein Moumlgliche andere Gruppierungskriterien koumlnnen sich aber auch nach folgenden Aspekten ausrichten

bull Auspraumlgung der Interaktion zwischen Organisation undUmfeldfaktor (zB Haumlufigkeit und IntensivitaumltDauer)

bull Aumlhnlichkeit der Akteure (zB Zielgruppe AuftraggeberMitanbieter)

bull Themenbereichen (zB Arbeitsmarkt Branche Bildungs-politik)

bull Einflussstaumlrke

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Umfeldfaktoren bewerten

Der letzte Schritt in der Umfeldanalyse ist die Bewertung des Einflus-ses der Umfeldfaktoren auf die Bildungsarbeit der Organisation Ziel dieses Schrittes ist es die bedeutenden Faktoren und Akteure von den weniger wichtigen zu unterscheiden und ein Ranking vorzunehmen Umfeldfaktoren mit einem eher geringen Einfluss koumlnnen durch die Or-ganisation vernachlaumlssigt werden um die vorhandenen Ressourcen fuumlr die Auseinandersetzung mit den wesentlichen zu buumlndeln Die Bewer-tung der Umfeldfaktoren kann zB in Form einer ABC-Analyse erfolgen (A=hoher Einfluss B=mittlerer Einfluss C=geringer Einfluss) Ist eine genauere Differenzierung noumltig kann die Bewertung auch entlang einer 5lsquoer Skala vorgenommen werden

Fernes Umfeld

Wissenschaft Politik

Technologie Wirtschaft

Gesellschaft

Nahes Umfeld

Auftraggeber Unternehmen Zielgruppen

Kunden Verbaumlnde

Konkurrenten

Internes Umfeld

Mitarbeiterinnen Teams Fach-

abteilungen

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Neben der Bewertung des Einflusses der Umfeldfaktoren auf die Bildungsarbeit der Organisation kann diese auch umgekehrt fuumlr den Einfluss der Organisationsaktivitaumlten auf die Umfeldfaktoren vorgenom-men werden

Erhebungsschwerpunkte und Instrumente auswaumlhlen

Nach Bestimmung der Umfeldfaktoren die in die kontinuierliche Bedarfsanalyse einbezogen werden sollte eine Praumlzisierung der zu erhebenden Informationen erfolgen dh welche konkreten Informatio-nen muumlssen zu den einzelnen Umfeldfaktoren ermittelt werden Nachfolgend haben wir beispielhaft einige Erhebungsschwerpunkte einer kontinuierlichen Bedarfsanalyse zusammengestellt

bull Leistungs- und Beteiligungsstatistik zu den bisherigenBildungsangeboten

bull Erfolgsstatistik abgeschlossener Teilnehmerinnen

bull Bildungsbedarfe und -beduumlrfnisse der Teilnehmenden inlaufenden Bildungsangeboten

bull Kompetenzen und Interessen der Dozentinnen

bull Taumltigkeits- und Qualifikationserfordernisse

bull aktuelle Entwicklungen in den Fachgebieten

bull Gesetze und Verordnungen

Der Bildungsanbieter steht wie schon aufgezeigt vielen unterschied-lichen Anforderungen und Erwartungen gegenuumlber Deshalb empfiehlt es sich bereits an dieser Stelle zu eroumlrtern ob die Anforderungen und Erwartungen der einzubeziehenden Umfeldfaktoren gegebenenfalls in einem Widerspruch zueinander stehen Ziel ist es den Umgang mit

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Widerspruumlchen in der Organisation festzulegen und den Handlungs-spielraum der Organisation im Umgang mit den verschiedenen Erwar-tungen und Anforderungen zu ermessen Eine Organisation kann an diesem Punkt versuchen entweder moumlglichst viele auch unterschied-liche Erwartungen und Anforderungen miteinander zu vereinbaren Oder sie kann sich auf die wichtigsten Umfeldfaktoren konzentrieren und deren Erwartungen und Anforderungen erfuumlllen

Nach der Bestimmung der zu erhebenden Informationen koumlnnen nun die geeigneten Erhebungsinstrumente ausgewaumlhlt werden Dabei handelt es sich zum einen um die typischen sozialwissenschaftlichen Erhebungsmethoden wie Beobachtung Befragung Inhaltsanalyse von Medien oder Statistiken Zum anderen eignen sich Instrumente wie Gespraumlche prognostische Verfahren Organisationsaufstellungen sowie moumlglicherweise ein Probeangebot

Unabhaumlngig von den einzelnen Instrumenten kann grundsaumltzlich zwi-schen qualitativen und quantitativen Methoden zur Erhebung von Infor-mationen unterschieden werden Mit quantitativen Methoden werden das Verhalten oder die Einstellungen durch zaumlhlbare Auspraumlgungen bestimmter Merkmale moumlglichst genau beschreibbar gemacht Sie bieten daher eine fundierte Grundlage fuumlr Vergleiche Die quantita-tive Erhebung eignet sich insbesondere bei groszligen Datenmengen und Stichproben

Qualitative Methoden beschreiben die Wirklichkeit anhand individueller Meinungen und Eindruumlcke sowie persoumlnlicher Aussagen uumlber Erwar-tungen Zielvorstellungen Handlungen oder Bewertungen Qualitative Methoden ermoumlglichen einen tiefen Informationsgehalt von Ergebnis-sen die allerdings (meist) keine repraumlsentativen zaumlhlbaren Aussagen machen koumlnnen

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Handlungsleitende Fragen zur Auswahl geeigneter Erhebungsinstrumente

Was koumlnnen die Instrumente fuumlr den geplanten Erhebungsumfang leisten

In welcher Form koumlnnen die erhobenen Informationen ausgewertet werden

Liegen Gefahren der Verfaumllschung (subjektive Inter-pretation Unvollstaumlndigkeit etc) vor

Werden die Informationen bei Akteuren (Personen Personengruppen Institutionen) erhoben sollte auch die Beziehung zu diesen bewertet werden

In welchem Verhaumlltnis steht die Organisation zu dem Akteur (Allianz Abhaumlngigkeit Konflikt)

Ist der Akteur gegenuumlber der Organisation positiv ambivalent oder negativ eingestellt

Ist der Akteur vor diesem Hintergrund aus-kunftswillig

Akte

ure

Info

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ione

n

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weiter gelernt

Aufw

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und

Ertra

g

Auszligerdem muss uumlberpruumlft werden ob das Aufbrin-gen der Ressourcen in einem angemessenen Verhaumllt-nis zum Ertrag steht

Welche Erfahrungen haben wir mit dem Einsatz der Instrumente zur Gewinnung von Informationen bisher gemacht Wer in unserer Organisation hat Erfahrung damit

Welcher Verlust wuumlrde durch ein weniger aufwaumlndiges Verfahren oder durch einen Verzicht auf das Vorhaben entstehen

Entwicklung eines Weiterbildungsangebotes

Die Bedarfsanalyse liefert Ideen die uumlberpruumlft und mit Hilfe weiterer Informationen vervollstaumlndigt werden muumlssen um daraus ein neues oder veraumlndertes Weiterbildungsangebot zu entwickeln Dieser Prozess bildet die Grundlage fuumlr das Zustandekommen der Maszlignahme (zB Dozenteninnensuche Ausschreibung des Angebots etc) sowie die nachfolgende Evaluation und Verbesserung der praktizierten Dienstleis-tung

Ein Modell fuumlr diesen Entwicklungsprozess beschreibt Erhard Schlutz (vgl Schlutz 2006) Das Modell besteht aus sechs Strukturelementen uumlber die in nahezu allen Angebotsplanungen entschieden werden muss ndash unabhaumlngig von Inhalten Angebotstypen und Organisationsformen der beruflichen und allgemeinen Weiterbildung

Die einzelnen Elemente stehen in einer Wechselwirkung zueinander aber in keiner Rangfolge In der Praxis hat es sich als sinnvoll erwiesen mit dem Strukturelement zu beginnen fuumlr das die meisten Informatio-nen vorliegen

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Leitende Fragestellungen im Hinblick auf die einzelnen Elemente sind

bull Wofuumlr soll ein Weiterbildungsangebot entworfen werden

bull Fuumlr wen ist das Weiterbildungsangebot von Nutzen

bull Wozu dient das Weiterbildungsangebot Welche Lernzielegibt es (Soll-Situation)

bull Was ist Inhalt des Weiterbildungsangebots

bull Wie soll das Weiterbildungsangebot methodischumgesetzt werden

bull Wo findet das Weiterbildungsangebot statt und welcheMedien werden eingesetzt

WOFUumlR Lebens- und Verwendungssituation

Die Lebens- und Verwendungssituation begruumlndet den Sinn und Zweck des Weiterbildungsangebots und gibt wesentliche Hinweise fuumlr die Gestaltung Spezifisch fuumlr Weiterbildungsangebote ist dass die erwor-benen Kompetenzen und Qualifikationen helfen sollen Anforderungs-situationen besser meistern zu koumlnnen Die Analyse von Lebens- und Verwendungssituationen ermoumlglicht die darin enthaltenden Problem-stellungen oder Aufgaben herauszuarbeiten und die benoumltigten Kom-petenzen zu prognostizieren

Eine Lebens- und Verwendungssituation ist zB

bull eine bereits erlebte Handlungssituation die durch dasIndividuum nicht oder nicht zufriedenstellend bewaumlltigt wurde

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bull eine kuumlnftige Situation mit spezifischen voraussehbarenoder schwer bestimmbaren Anforderungen

bull eine berufliche Situation zu deren Bewaumlltigung Kompeten-zen erforderlich sind

Im Ergebnis zeigt sich ob es sich bei der Idee um einen paumldagogisch zu bearbeitenden Bedarf handelt bzw welche Anteile des Problems durch Bildung bearbeitet werden koumlnnen

WOFUumlR ndash Fragen zur Bearbeitung

s Wofuumlr und im Hinblick auf welche konkrete Lebens- und Verwendungssituationen soll gelernt werden

s Welche Ergebnisse soll das Angebot in der Lebens- oder Arbeitspraxis ermoumlglichen

s Welche Problemstellungen und Anforderungen werden aus der Analyse der Lebens- und Verwendungssituation deutlich

s Welche Kompetenzen sind zu der Bewaumlltigung der Lebens- und Verwendungssituation erforderlich und in welcher Weise sowie unter welchen Bedingungen muumlssen diese angewendet werden

s Welche Eigenleistung wird von den Teilnehmenden erwartet damit die Verwendung des Gelernten wahr-scheinlich wird

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FUumlR WEN Zielgruppe und ihre Ausgangssituation

Ziel dieses Schrittes ist es Aufschluss uumlber Erwartungen und Beduumlrf-nisse von Kundinnen und Kunden zu erhalten um eine direkte und dauerhafte Ansprache der Zielgruppe zu ermoumlglichen Hierbei ist es wichtig und hilfreich Gruppen von Teilnehmenden mit aumlhnlichen Vor-aussetzungen und Lernzielen zu bilden

Ein besonderes Interesse im Rahmen der Bearbeitung dieses Struktur-elements gilt dabei den Vorkenntnissen der Lernenden Diese zeigen an wie viel Unterstuumltzung die Lernenden benoumltigen Probleme koumlnnen entstehen wenn die Teilnehmenden in unterschiedlichen Fachrichtun-gen ausgebildet wurden Sind groszlige Unterschiede vorhanden muss uumlberlegt werden auf welchem Weg diese ausgeglichen werden koumln-nen

Auch die Motivation und Lernbereitschaft der Teilnehmenden ist grund-legend Sie kann allerdings nur sehr allgemein beschrieben werden da sie individuell und situativ variiert und ua auch davon abhaumlngt ob die Teilnahme an dem Bildungsangebot freiwillig oder fremdbestimmt erfolgt Diese Fragen koumlnnten in einem ersten Beratungsgespraumlch oder mit einer Erwartungsabfrage zu Beginn der Veranstaltung ge-klaumlrt werden Ein Weiterbildungsanbieter kann Teilnehmende parallel zum eigentlichen Bildungsangebot auch darin unterstuumltzen sich neu zu orientieren und das Lernen zu begleiten Gleichzeitig koumlnnen sich noch weitere Anforderungen ergeben die bei der Entwicklung eines Angebots beruumlcksichtigt werden sollten (zB unterschiedliche Natio-nalitaumlten Kultur und Sprachen)

Die Analyse und Spezifizierung der Zielgruppe bietet die Grundlage fuumlr die Entwicklung des Bildungsangebots Aus der Bearbeitung dieser Aspekte wird deutlich welche Leistungen durch den Bildungsanbie-ter zu erbringen sind und welche Eigenleistungen den Teilnehmenden abverlangt werden koumlnnen

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weiter gelernt

FUumlR WEN ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Kompetenzen Lernvoraussetzungen Lern-schwierigkeiten koumlnnen vorausgesetzt werden

s Mit welcher Lernbereitschaft und mit welchen Lernbeduumlrfnissen ist zu rechnen

s Welche gemeinsamen Merkmale hat die Zielgruppe

s Welche Merkmale werden ggf stark heterogen sein

s Auf welche Weise werden noch interessante Informa-tionen zum Ist-Stand ermittelt

s Welche Leistungen sollten durch den Bildungsanbieter erbracht werden

s Welche Eigenleistung kann von den Teilnehmenden erwartet werden

WOZU Lernziele und -ergebnisse

In diesem Schritt geht es darum die Ziele und Ergebnisse zu praumlzi-sieren die durch das Bildungsangebot tatsaumlchlich erreicht werden koumlnnen und sollen Erst durch die Zielbeschreibung wird deutlich welche Lernerfordernisse das Bildungsangebot genau abdecken kann und welche Vorleistungen bei den Teilnehmenden vorausgesetzt werden muumlssen Lernziele sind in erster Linie Planungsinstrumente mit deren

weiter gelernt

Hilfe ein Anbieter uumlberpruumlft ob seine Planungen zielgerichtet und realistisch sind Die Lerninteressen der Teilnehmenden sollten sowohl bei der Entwicklung des Konzepts als auch bei der tatsaumlchlichen Um-setzung mit einbezogen werden Im Rahmen der Angebotsplanung und Angebotsentwicklung handelt es sich dabei zuerst einmal um eine Beschreibung der angestrebten Lernergebnisse Im Bereich der beruflichen Weiterbildung gibt es dabei zunehmend die Tendenz Lern-ergebnisse in Form von Kompetenzen bzw beruflichen fachlichen und uumlberfachlichen Handlungskompetenzen darzustellen Diese Lernziele und Lernergebnisse muumlssen aber beobachtbar undoder messbar sein Das bedeutet am Ende eines Angebots oder einer Lernsequenz (bei laumlnger dauernden Bildungsangeboten) muss uumlberpruumlft werden koumlnnen ob die angestrebten LernzieleLernergebnisse auch erreicht wurden

Eine Schwierigkeit besteht darin dass Kompetenzen als solche gar nicht beobachtbar sind sondern sich erst durch Einsatz in konkreten Situationen spezifischen Problemen oder Anforderungen erschlieszligen Neben der Beschreibung der zu erwerbenden Fertigkeiten und Faumlhig-keiten muss deshalb umso mehr die konkrete Anwendungssituation beruumlcksichtigt werden Zu erreichende Lernergebnisse lassen sich daher nicht als Kompetenzen beschreiben sondern als Performanz Auszligerdem sollte moumlglichst auch die Form und die Auspraumlgung der Anwendung von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten in der jeweiligen Situation beschrieben werden Dies kann in der Regel durch folgende uumlbergrei-fende Kriterien geschehen

bull Komplexitaumlt der Aufgabenstellung (einfachestrukturierte Aufgaben versus vielseitige komplexe Problemstellungen)

bull Breite des Anwendungsbereichs (klar umschriebeneSituationen versus breites Anwendungsfeld)

bull Grad der Autonomie (Anwendung unter Anleitung versusautonom koordinierend anleitend)

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weiter gelernt

WOZU ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Lernziele sollen mit Hilfe des Bildungsangebots konkret erreicht werden

s Sind die Lernziele angemessen im Hinblick auf Bedarfe Voraussetzungen und Anwendungsziele des Gelernten

s Sind die Lernziele realistisch im Hinblick auf Zeit Stoffumfang methodischen Aufwand und Eigenleistung der Teilnehmenden

s Welche Abschluumlsse oder Zertifikate werden angestrebt und welche Implikationen hat das fuumlr die Lernziele

Verben zur Beschreibung der Kompetenzen

WissenVerstaumlndnis zusammenfassen darstellen (KenntnisReproduktion berichten skizzieren formu-von Informationen) lieren definieren bezeichnen

aufzeigen

Verstehen erlaumlutern folgern gegenuumlber-(etwas mit eigenen stellen einordnen veran-Woumlrtern erlaumlutern) schaulichen kategorisieren

unterscheiden sortieren

Anwenden (be)nutzen umsetzen durch-(Transfer von Wissen in fuumlhren erstellen praktizieren einen (neuen) Situati- uumlbertragen unterscheiden onskontext)

weiter gelernt

Analyse (komplexes Problem in uumlberschaubare Ein-heiten zerlegen eine Struktur erkennen)

unterscheiden bestimmen erproben ermitteln gegen-uumlberstellen (uumlber)pruumlfen interpretieren beobachten erschlieszligen untersuchen

Synthese (Wissenselemente aus verschiedenen Gebie-ten zu etwas Neuem zusammenfuumlgen)

ordnen zusammensetzen konstruieren modifizieren ableiten entwickeln entwer-fen konzipieren erzeugen organisieren

Beurteilung (Probleme anhand von Kriterien beurteilen und bewerten)

bewerten entscheiden gewichten einstufen begut-achten hinterfragen folgern einschaumltzen wuumlrdigen urteilen

WAS Inhalte

Auch die Entwicklung der Bildungsinhalte wird vor dem spezifischen Verwendungshintergrund gepruumlft Zentral ist welches Wissen von den Teilnehmenden tatsaumlchlich benoumltigt wird Gerade umfangreiche Stoffmengen sollten didaktisch reduziert werden um fuumlr die Lernenden fassbar zu werden

Die Reduktion kann beispielsweise nach zwei Prinzipien erfolgen

bull Konzentration auf das Grundlegende (dh die Heraus-arbeitung des Wesentlichen um den Kerninhalt als Teil des Ganzen zu erschlieszligen) oder

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weiter gelernt

bull Konzentration auf das Exemplarische (die Behandlung einestypischen praumlgnanten repraumlsentativen Falls um im Einzel-nen das Ganze zu vermitteln)

WAS ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Inhalte werden vermittelt Auf welche aktuellen Quellen stuumltzt sich diese Auswahl

s Welche Moumlglichkeiten der didaktischen Reduktion sind gegeben

s Ist die Inhaltsauswahl deutlich an den Lernzielen orientiert

s Gibt es wichtige Inhalte die sich in den Lernzielen bisher nicht widerspiegeln

s Gibt es erste Hinweise auf eine Strukturierung der Inhalte

WIE Organisationsform und Methoden

Im Rahmen der Angebotsentwicklung muumlssen schlieszliglich auch Organi-sationsform und Methoden des Bildungsangebots ausgewaumlhlt werden

bull Festlegen der Organisations- und Veranstaltungsform mitZeitumfang

bull Methodensetting das sich aus der Definition der anderenStrukturelemente ergeben (zB aus den Lernzielen der Zielgruppe oder der Verwendungssituation)

weiter gelernt

Bei der Auswahl der Lernmedien sind die Zielgruppe und deren Lern-gewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge zu beachten Daruumlber hinaus richtet sich die Auswahl der Medien auch immer nach der Moumlglichkeit der Einbettung in das didaktische Konzept Wenn in einer Weiterbil-dung ein arbeitsprozessorientierter Ansatz gewaumlhlt wird koumlnnen Lern-unterlagen mit arbeitsbezogenen Lernaufgaben oder mit Leittexten die richtige Medienwahl sein

Methoden koumlnnen ausgewaumlhlt werden zB

bull nach der Zielstellung (zB zur Erschlieszligung von Inhalten zurEntwicklung von Beteiligung und Gruppenzusammenhang zur Ergebnissicherung und -vermittlung)

bull nach der Lernprozessphase

bull danach ob Teilnehmende eher mit vertrauten oder neuenMethoden arbeiten sollten oder

bull ob es eine vorwiegend informationsorientierte oder hand-lungsorientierte Konzeption ist

WIE ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Veranstaltungs- und Organisationsform mit welcher zeitlichen Beanspruchung erscheint den Zielen und der Zielgruppe gegenuumlber als angemessen

s Mit welchen Methodensettings wird gearbeitet

s Wie kann die Eigenaktivitaumlt und das selbststaumlndige Lernen methodisch angeregt werden

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WO UND WOMIT Lernort und Medien

Durch die Art und Weise wie die Teilnehmenden mit dem Lerngegen-stand in Beruumlhrung kommen werden Lernorte und Medien zum Traumlger des Lerngeschehens Bei der Auswahl der Lernorte und Medien im Rahmen einer Angebotsentwicklung sollte deshalb ein wesentlicher Schwerpunkt auf deren Begruumlndung fuumlr die didaktische Gestaltung gelegt werden

Lernorte erfuumlllen unter didaktischen Aspekten insbesondere die Aufgaben

bull handlungs- und praxisbezogen zu sein

bull einen breiten Interessenzugang und

bull ganzheitliche Bezuumlge zu ermoumlglichen (sozial inhaltlichpersoumlnlich emotional)

bull eine definierte Qualitaumlt aumlsthetisch aufzuweisen

Auch bei der Auswahl der Lernmedien sind Lerngewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge der Zielgruppe zu beachten (zB Uumlbung im Umgang mit dem Computer oder der Zugang zu einer Universitaumltsbibliothek)

Lernmedien sind alle unterstuumltzenden (multi-)medial aufbe-reiteten Unterlagen die auf Papier oder in informations-und kommunikationstechnologischen Geraumlten zur Verfuumlgung stehen

Lernmedien sollen dazu dienen unterstuumltzende Informationen fuumlr das Lernen und fuumlr die verschiedenen Sinneskanaumlle bereit zu stellen Sie sol-len veranschaulichen konkretisieren und einen Praxisbezug herstellen

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Mit Hilfe der Lernmedien sollen die Teilnehmenden Informationen auf-nehmen verarbeiten und abrufen koumlnnen Sie fungieren aber auch als Arbeitshilfe fuumlr selbstgesteuerte Lernprozesse der Teilnehmenden Daruumlber hinaus kann es auch darum gehen die Medienkompetenz der Lernenden zu foumlrdern und damit auf das selbstgesteuerte und selbst-organsierte Lernen auszligerhalb formalisierter Weiterbildungsszenarien vorzubereiten

Auch die Wahl der Medien ist durch die Lernziele oder -inhalte beein-flusst denn viele Vorgaumlnge (zB in der Mechanik oder Biologie) lassen sich durch multimediale und animierte Simulationen verdeutlichen wo-hingegen kompakte Formelsammlungen beispielsweise fuumlr das Lernen von physikalischen Formeln geeignet sind

Fuumlr die Gestaltung bdquoklassischerldquo Lernorte sind ua folgende Fragen handlungsleitend

s Wie viel Bewegungsraum muss vorhanden sein Was muss an Mobiliar vorhanden sein

s Welche Groumlszlige muss der Raum insgesamt haben welche Nebenraumlume sind ggf notwendig

s Von wie vielen Gruppen kann ein Raum parallel genutzt werden

s Welche Gestaltungsfreiheiten werden den Teilnehmenden eingeraumlumt

s Wie koumlnnen Lernergebnisse aufbewahrt oder dauerhaft dargestellt werden

s Welche Praumlsentations- und Projektionsflaumlchen sind notwendig

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Literatur und Quellen

Arnold R (2003) (Hrsg) Berufs- und Erwachsenenpaumldagogik Basis-wissen Paumldagogik Paumldagogische Arbeitsfelder Band 4 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler

Gerhard R (1992) Bedarfsermittlung in der Weiterbildung Beispiele und Erfahrungen Hrsg vom Arbeitskreis Universitaumlre Erwachsenenbil-dung eV Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler

GiesekeW (2008) Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwach-senenbildung In Studientexte fuumlr Erwachsenenbildung Bertelsmann Verlag Bielefeld

Loebe HSevering E (2007) (Hrsg) Handlungshilfen fuumlr Bildungsbe-rater Bildungsbedarfsanalyse Band 21 W Bertelsmann Verlag Biele-feld

Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2006) (Hrsg) Methodensammlung Anregungen und Beispiele fuumlr die Mode-ration URL httpwwwstandardsicherungschulministeriumnrwde methodensammlung (23062012)

Schlutz E (2006) Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwick-lung Waxmann Verlag Muumlnster

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Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse

Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig

Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt

Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt

So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot

ISBN 978-3-9814948-3-9

Page 3: Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung - kos-qualitaet.de gelernt_Heft 1... · E-Mail: info@kos-qualitaet.de Redaktion: Dr. Elke Scheffelt, Christine Schadeberg, Maximilian Göllner

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Inhaltsverzeichnis

Die Bedarfsanalyse ndash der erste Schritt zur Angebotsentwicklung 3

Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung als strategische Unternehmensprozesse 8

Konzeption einer Bedarfsanalyse 9

Entwicklung eines Weiterbildungsangebotes 16

Literatur und Quellen 28

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Die Bedarfsanalyse ndash der erste Schritt zur Angebotsentwicklung

Die Bedarfsanalyse ist eine wichtige Grundlage fuumlr die Angebotspla-nung und -entwicklung jedes Weiterbildungsanbieters Vor jeder Ange-botsplanung stehen Weiterbildungsanbieter vor der Herausforderung moumlglichst viel uumlber die durchaus unterschiedlichen Interessen und Erwartungen der zu erreichenden Zielgruppen des geplanten Bildungs-angebots zu erfahren Neben den direkten Teilnehmerinnen und Teil-nehmern sind auch die Interessen der unterschiedlichen Auftraggeber (zB Unternehmen Vereine etc) fuumlr die Angebotsentwicklung wich-tig Dabei stellen die ermittelten Bedarfe keine objektive Groumlszlige dar Sie muumlssen analysiert reflektiert in paumldagogische Angebote uumlbersetzt und in der Angebotsdarstellung transparent gemacht werden

Bedarf oder Beduumlrfnisse

Bedarf wird als ein objektives Mangelempfinden beschrieben So besteht zB der Bedarf an Nahrung oder ein Bedarf an bestimmten Fertigkeiten Unterschieden wird dabei zwischen manifesten und laten-ten Bedarfen Ein manifester Bedarf zeigt sich zB in konkreten Nach-fragen Ein latenter Bedarf ist hingegen oft nicht bewusst dh es erfolgt keine sichtbare Handlung (zB in Form einer konkreten Nachfrage nach einem Angebot)

Beduumlrfnisse hingegen sind subjektiv sie bezeichnen Wuumlnsche oder Motivationen So besteht zB ein Beduumlrfnis nach Nahrung was aber noch kein objektives Mangelempfinden bezeichnet sondern wohl eher Appetit Bedarf und Beduumlrfnis werden dennoch oft synonym verwandt Tatsaumlchlich aber konkretisieren sich Beduumlrfnisse haumlufig in Bedarfen

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Bedarf bezeichnet allgemein die Spannung zwischen einem Mangelempfinden und der Aussicht auf Befriedigung desselben Dh ein Bedarf entsteht aus einer Soll-Ist-Abweichung In diesem Sinne ist Bedarf etwas Objektives (vgl Schlutz 2006)

Beduumlrfnisse bezeichnen im Gegensatz zum Bedarf die subjekti-ve Sichtweise die Wuumlnsche Motivationen und Interessen des Einzelnen am Lernprozess und dem Lerngegenstand Wird ein Beduumlrfnis konkretisiert und werden spezifische Moumlglichkeiten zur Befriedigung gesucht wird das Beduumlrfnis objektiviert und somit zu einem Bedarf (vgl Schlutz 2006)

Weiterbildungsbedarfe stellen im Kern Lernerfordernisse dar die sich aus einer Diskrepanz zwischen vorhandenen und wuumln-schenswerten Kompetenzen ergeben (vgl Schlutz 2006)

Bedarfsanalyse ist die Erschlieszligung von Bedarfen und deren Aus- und Bewertung (paumldagogische Uumlbersetzungsarbeit) Die Erschlieszligung von Bedarfen umfasst eine Ermittlung des Ist-Zustandes und des Soll-Zustand (Problemlagen Lebenswelten Anforderungssituationen Handlungsfaumlhigkeit vorhandene Faumlhig-keiten Fertigkeiten) (vgl Gerhard 1992)

Ein Beispiel Ein Beduumlrfnis koumlnnte es sein in neuen Situationen kom-petent und selbstbewusst aufzutreten Das ist zunaumlchst ein subjektiver Wunsch der noch an keine spezielle Situation gebunden ist Entsteht aber etwa die Anforderung sich in eine neue Abteilung oder ein neues Arbeitsgebiet einzuarbeiten kann sich das Beduumlrfnis kompetent und selbstsicher aufzutreten in ein konkretes Interesse verwandeln zB in den Wunsch nach einer Auffrischung bestimmter Faumlhigkeiten oder der Gewinnung neuen Wissens (Praumlsentations- und Vortragstechniken) Damit hat sich das urspruumlnglich diffuse Beduumlrfnis mit einem konkreten Interesse verbunden und wurde als Mangel bewusst Dieses Bewusst-sein motiviert zu einer Suche nach entsprechenden Moumlglichkeiten den

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Mangel zu beseitigen Entweder durch das Lesen von Fachliteratur oder auch durch die Teilnahme an einem entsprechenden Weiter-bildungsangebot

Bestimmte Bedarfe fuumlhren aber nicht automatisch zu konkreten Nach-fragen nach entsprechenden Weiterbildungsangeboten oder sind uumlber-haupt durch Weiterbildungen aufzufangen Bedarfe werden dann zu Bildungsbedarfen wenn sie ein Spannungsfeld zwischen vorhandenen und angestrebten Kompetenzen beschreiben

Eine Bedarfsanalyse fuumlr (Weiter-)Bildungsangebote setzt an diesem Punkt an und versucht die unterschiedlichen Bedarfe und Beduumlrfnis-se der verschiedenen Zielgruppen zu erfassen zu beschreiben und die gewonnenen Daten fuumlr die Angebotsentwicklung auszuwerten Die Auswertung umfasst zum einen ob und inwieweit auf die festgestell-ten Bedarfe reagiert werden kann und zum anderen inwieweit erfasste Bedarfe in ein Angebot uumlbertragen werden koumlnnen ndash ob also der erkannte Bedarf uumlberhaupt in ein didaktisches Angebot zu uumlbersetzen ist

Herausforderungen der Bedarfsanalyse

Es gibt einige Herausforderungen vor denen Weiterbildungsanbieter bei der Durchfuumlhrung von Bildungsbedarfsanalysen stehen Eine ers-te besteht in dem starken Gegenwartsbezug von Bedarfen So soll-te ein Bildungsangebot das dem festgestellten Bedarf nach Nutzung und Anwendung einer spezifischen neuen Software nachkommen moumlchte meist sehr zeitnah entwickelt werden Andererseits muss eine Bedarfsanalyse aber auch Ableitungen fuumlr zukuumlnftige Bedarfe ermoumlglichen da sich die Entwicklung von Angeboten nicht nur auf aktuelle Bedarfe ausrichten kann Fuumlr das oben beschriebene Beispiel bedeutet das dass eine Bedarfsanalyse gleichzeitig die Grundlage fuumlr die Entwicklung eines oder unterschiedlicher Weiterbildungsangebote darstellt in denen Nutzung und Anwendung der Software vermittelt werden Andererseits bieten die aus der Bedarfsanalyse gewonnen Erkenntnisse aber auch die Grundlage zur Ableitung von moumlglichen Ent-wicklungstendenzen So zeichnet sich mittelfristig eine sehr vernetzte

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Arbeitsweise fuumlr ein bestimmtes Unternehmen ab Daraus entwickelt sich moumlglicherweise der Bedarf von verschiedenen Standorten aus gemeinsam an bestimmten Dokumenten zu arbeiten oder zunehmend interaktive Plattformen zum Datenaustausch zu nutzen Hieraus koumlnn-ten Weiterbildungsanbieter moumlgliche zukuumlnftige Bedarfe ableiten (zB Kompetenzen zur Generierung interaktiver Plattformen oder Netzwer-ke) Die Herausforderung der Bedarfsanalyse besteht deshalb darin diese Entwicklungstendenzen in den aktuellen Bedarfen zu erkennen

Eine weitere Herausforderung der Bildungsbedarfsanalyse besteht darin dass Bedarfe nicht in jedem Fall bewusst sind und von der Ziel-gruppe klar benannt werden koumlnnen So kann zwar der Bedarf nach etwas bestehen wenn dieser aber nicht durch einen Situationsbezug (zB eine Praumlsentation oder ein Geschaumlftsmeeting) bewusst wird kann er auch nicht klar benannt werden Hinzu kommt dass Bedarfe auch wenn sie bewusst sind nicht unbedingt konkret eingrenzbar sind und auch einem Wandel unterliegen So entsteht etwa durch die Teilnahme an einer Weiterbildung aus unserem oben beschriebenen Beispiel zur Anwendung eines Software-Programms der Bedarf nach einem Ver-tiefungskurs fuumlr Excel da sich zwischen den beiden Programmen sinn-volle Verknuumlpfungen erstellen lassen

Nicht zuletzt formulieren unterschiedliche Zielgruppen eine Vielzahl an Bedarfen die sich zum Teil auch widersprechen koumlnnen Die Bedarfsanalyse muss im Ergebnis deshalb entweder priorisieren oder Anforderungen und Interessen der unterschiedlichen Zielgruppen ab-stimmen Fuumlr unser Beispiel bedeutet das etwa dass sich das zu ent-wickelnde Angebot mindestens an zwei Zielgruppen richtet Zum einen an das Unternehmen welches erwartet dass seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter moumlglichst schnell mit dieser neuen Software arbeiten koumlnnen Zum anderen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst die an dem Kurs teilnehmen und die Software in ihren ganz spezi-fischen Arbeitszusammenhaumlngen einsetzen moumlchten Es besteht also einerseits der Bedarf nach einer generellen Einfuumlhrung in das Programm und andererseits bestehen moumlglicherweise sehr spezielle Anforderun-gen an die einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmer Um die unter-

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schiedlichen Bedarfe zu priorisieren muumlssen die einzelnen Facetten der jeweiligen Bedarfe in Form von Anforderungen und Interessensla-gen herausgearbeitet und einander gegenuumlbergestellt werden Fuumlr die Bedarfsanalyse bedeutet dies einen Such- und Erschlieszligungsprozess zu gestalten und zielgerichtet durchzufuumlhren Dieser Prozess sollte es Weiterbildungsanbietern ermoumlglichen uumlber die eigentliche Erfassung der Bedarfe hinaus moumlgliche zukuumlnftige Tendenzen zu erkennen und eine Grundlage zur Abwaumlgung unterschiedlicher Interessenlagen zu schaffen

Vor dem Hintergrund oft knapper personeller Ressourcen muumlssen Weiterbildungsanbieter ein praktikables Konzept von Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung in die anderen Unternehmensprozesse integrieren Dieses Konzept muss zum einen sicherstellen dass die Entwicklungen des relevanten Umfelds kontinuierlich erfasst werden Zum anderen muss eine vertiefende Bedarfsanalyse anlassbezogen zu spezifischen Fragestellungen durchgefuumlhrt werden koumlnnen Im Folgen-den wird eine moumlgliche Herangehensweise an eine Bedarfsanalyse und der sich daran anschlieszligenden Angebotsentwicklung vorgestellt

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Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung als strategische Unternehmensprozesse

Die Bedarfsanalyse hat Einfluss auf viele strategische Prozesse eines Bildungsanbieters ua auf die Angebotsplanung und -entwicklung das Marketing die konkrete Umsetzung der Bildungsangebote die Aus-gestaltung des Transfermanagements sowie die Evaluation der Bildungs-angebote Viele dieser Prozesse werden parallel und wiederholt umge-setzt bzw zu verschiedenen Zeitpunkten ausgefuumlhrt So wird zB eine Bedarfsanalyse nicht nur vor der Angebotsplanung und -entwicklung durchgefuumlhrt sondern auch unmittelbar vor der Umsetzung konkreter paumldagogischer Handlungen Zu diesem Zeitpunkt dient sie ua der Ermittlung individueller Lernbedarfe und der Analyse externer Einfluss-faktoren auf eine konkrete Lehr-Lern-Situation

Die Bedarfsanalyse im Vorfeld der Angebotsentwicklung soll jedoch Entscheidungen fuumlr die Angebotspolitik ausloumlsen und unterstuumltzen Konkret werden bisherige Angebote daraufhin uumlberpruumlft ob die Nach-frage weiterhin hoch ist ndash ob also ein weiterer Bedarf bestaumltigt werden kann Diese Angebote verbleiben im Portfolio Gleichzeitig muumlssen bestehende Angebote an veraumlnderte Bedarfe und Entwicklun-gen angepasst oder modifiziert werden Daneben koumlnnen im Ergebnis einer Bedarfsanalyse neue Bildungsangebote oder Angebotsbereiche entwickelt werden zB in Bezug auf neue Themenbereiche neue Ziel-gruppen oder die Ausdifferenzierung bisheriger Angebotsbereiche

Ausgangspunkt fuumlr die Veraumlnderung von Bildungsangeboten sind Ideen und Anstoumlszlige von innen und auszligen Diese ersten Ideen werden in der Angebotsplanung uumlberpruumlft und durch weitere Informationen ergaumlnzt Ziel ist es ein paumldagogisches Konzept zu entwickeln dessen Tragfaumlhig-keit und Umsetzbarkeit uumlberpruumlft werden kann

Die Angebotsentwicklung verlaumluft daher in drei Schritten Ideen und Anstoumlszlige aufgreifen Angebotskonzeption entwickeln und die Trag-faumlhigkeit dieser uumlberpruumlfen Die Bedarfsanalyse hat in den einzelnen Phasen der Angebotsentwicklung unterschiedliche Funktionen Zur

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Erschlieszligung von Ideen und Anstoumlszligen ist eine kontinuierliche Analyse der eigenen Leistungen sowie der Entwicklungen im Umfeld erforder-lich Zur Konkretisierung von einzelnen Ideen dient die Bedarfsanalyse der Erschlieszligung weiterer und vertiefender Informationen die fuumlr die Entwicklung einer Angebotskonzeption erforderlich sind

Ideen und Anstoumlszlige

Entwicklung einer Angebotskonzeption

Uumlberpruumlfung der Tragfaumlhigkeit der Konzeption

Konzeption einer Bedarfsanalyse

Die Annaumlherungen an die Begriffe sbquoBedarflsquo und sbquoBeduumlrfnisselsquo haben ge-zeigt dass sich hinter einem formulierten Bedarf auch eine Vielzahl von Interessen und Anforderungen unterschiedlichster Akteure verbergen koumlnnen Aus diesem Grund ist es als Basis fuumlr die Entwicklung eines Konzepts der Bedarfsanalyse empfehlenswert zunaumlchst eine Umfeld-analyse der Organisation durchzufuumlhren um ein umfassendes Bild der unterschiedlichen Einflussfaktoren zu erhalten Darauf aufbauend sollte eine Weiterbildungsorganisation fuumlr sich festlegen welche Erhebungs-instrumente und Erhebungsschwerpunkte sie fuumlr diesen Schritt aus-waumlhlen moumlchte

bull Bestimmen der Umfeldfaktoren deren Einfluss als wesent-lich und wichtig fuumlr die Bedarfsanalyse eingeschaumltzt wird (Umfeldanalyse)

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bull Systematisierung der Informationen zu den Umfeldfaktorendie kontinuierlich erhoben werden muumlssen um einen Uumlber-blick der aktuellen Entwicklungen sicherzustellen

bull Festlegen der Instrumente und Methoden um die Infor-mationen zu erheben sowie Bestimmung der Zustaumlndig-keiten und Rhythmen der Erhebung

Akteure Personen Gruppen oder Organisationen die in Bezug auf das Bildungsangebot Beteiligte oder Betroffene sind (direkt und indirekt) ndash sog Stakeholder

Faktoren (sachlich-inhaltlicher) Einfluss der auf die Organisation ohne das direkte Einwirken von Personen entsteht (wie zB durch gesellschaftliche politische wirtschaftliche demographische Entwicklungen Rahmenbedingungen oder Regularien)

Umfeldfaktoren bestimmen

Zunaumlchst werden alle Umfeldfaktoren ermittelt die Einfluss auf die Bildungsarbeit der Organisation haben (zB in einem Brainstorming) Bei den Einflussfaktoren des Umfelds auf die Organisation kann zwischen Akteuren und Faktoren unterschieden werden

Im Rahmen dieser Herangehensweise bietet es sich an das Umfeld in drei Ebenen zu gliedern und diese Ebenen dann systematisch zu analysieren

bull das interne Umfeld bezieht sich auf den Bildungsanbieterund die dort taumltigen Mitarbeiterinnen

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bull das nahe Umfeld konzentriert sich auf die Kundenbeziehungwobei der Kundenbegriff auf die jeweilige Branche und potentielle regulative Einfluumlsse zu erweitern ist

bull das ferne Umfeld umfasst die globalen Rahmenbedingungenhinsichtlich gesellschaftlicher technologischer oumlkono-mischer und politischer Faktoren

Umfeldfaktoren systematisieren

In einem zweiten Schritt werden alle identifizierten Umfeldfaktoren in einem sinnvollen Gruppierungsschema angeordnet um einen Uumlberblick zu ermoumlglichen Hier kann die Einteilung in internes nahes und fernes Umfeld hilfreich sein Moumlgliche andere Gruppierungskriterien koumlnnen sich aber auch nach folgenden Aspekten ausrichten

bull Auspraumlgung der Interaktion zwischen Organisation undUmfeldfaktor (zB Haumlufigkeit und IntensivitaumltDauer)

bull Aumlhnlichkeit der Akteure (zB Zielgruppe AuftraggeberMitanbieter)

bull Themenbereichen (zB Arbeitsmarkt Branche Bildungs-politik)

bull Einflussstaumlrke

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Umfeldfaktoren bewerten

Der letzte Schritt in der Umfeldanalyse ist die Bewertung des Einflus-ses der Umfeldfaktoren auf die Bildungsarbeit der Organisation Ziel dieses Schrittes ist es die bedeutenden Faktoren und Akteure von den weniger wichtigen zu unterscheiden und ein Ranking vorzunehmen Umfeldfaktoren mit einem eher geringen Einfluss koumlnnen durch die Or-ganisation vernachlaumlssigt werden um die vorhandenen Ressourcen fuumlr die Auseinandersetzung mit den wesentlichen zu buumlndeln Die Bewer-tung der Umfeldfaktoren kann zB in Form einer ABC-Analyse erfolgen (A=hoher Einfluss B=mittlerer Einfluss C=geringer Einfluss) Ist eine genauere Differenzierung noumltig kann die Bewertung auch entlang einer 5lsquoer Skala vorgenommen werden

Fernes Umfeld

Wissenschaft Politik

Technologie Wirtschaft

Gesellschaft

Nahes Umfeld

Auftraggeber Unternehmen Zielgruppen

Kunden Verbaumlnde

Konkurrenten

Internes Umfeld

Mitarbeiterinnen Teams Fach-

abteilungen

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Neben der Bewertung des Einflusses der Umfeldfaktoren auf die Bildungsarbeit der Organisation kann diese auch umgekehrt fuumlr den Einfluss der Organisationsaktivitaumlten auf die Umfeldfaktoren vorgenom-men werden

Erhebungsschwerpunkte und Instrumente auswaumlhlen

Nach Bestimmung der Umfeldfaktoren die in die kontinuierliche Bedarfsanalyse einbezogen werden sollte eine Praumlzisierung der zu erhebenden Informationen erfolgen dh welche konkreten Informatio-nen muumlssen zu den einzelnen Umfeldfaktoren ermittelt werden Nachfolgend haben wir beispielhaft einige Erhebungsschwerpunkte einer kontinuierlichen Bedarfsanalyse zusammengestellt

bull Leistungs- und Beteiligungsstatistik zu den bisherigenBildungsangeboten

bull Erfolgsstatistik abgeschlossener Teilnehmerinnen

bull Bildungsbedarfe und -beduumlrfnisse der Teilnehmenden inlaufenden Bildungsangeboten

bull Kompetenzen und Interessen der Dozentinnen

bull Taumltigkeits- und Qualifikationserfordernisse

bull aktuelle Entwicklungen in den Fachgebieten

bull Gesetze und Verordnungen

Der Bildungsanbieter steht wie schon aufgezeigt vielen unterschied-lichen Anforderungen und Erwartungen gegenuumlber Deshalb empfiehlt es sich bereits an dieser Stelle zu eroumlrtern ob die Anforderungen und Erwartungen der einzubeziehenden Umfeldfaktoren gegebenenfalls in einem Widerspruch zueinander stehen Ziel ist es den Umgang mit

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Widerspruumlchen in der Organisation festzulegen und den Handlungs-spielraum der Organisation im Umgang mit den verschiedenen Erwar-tungen und Anforderungen zu ermessen Eine Organisation kann an diesem Punkt versuchen entweder moumlglichst viele auch unterschied-liche Erwartungen und Anforderungen miteinander zu vereinbaren Oder sie kann sich auf die wichtigsten Umfeldfaktoren konzentrieren und deren Erwartungen und Anforderungen erfuumlllen

Nach der Bestimmung der zu erhebenden Informationen koumlnnen nun die geeigneten Erhebungsinstrumente ausgewaumlhlt werden Dabei handelt es sich zum einen um die typischen sozialwissenschaftlichen Erhebungsmethoden wie Beobachtung Befragung Inhaltsanalyse von Medien oder Statistiken Zum anderen eignen sich Instrumente wie Gespraumlche prognostische Verfahren Organisationsaufstellungen sowie moumlglicherweise ein Probeangebot

Unabhaumlngig von den einzelnen Instrumenten kann grundsaumltzlich zwi-schen qualitativen und quantitativen Methoden zur Erhebung von Infor-mationen unterschieden werden Mit quantitativen Methoden werden das Verhalten oder die Einstellungen durch zaumlhlbare Auspraumlgungen bestimmter Merkmale moumlglichst genau beschreibbar gemacht Sie bieten daher eine fundierte Grundlage fuumlr Vergleiche Die quantita-tive Erhebung eignet sich insbesondere bei groszligen Datenmengen und Stichproben

Qualitative Methoden beschreiben die Wirklichkeit anhand individueller Meinungen und Eindruumlcke sowie persoumlnlicher Aussagen uumlber Erwar-tungen Zielvorstellungen Handlungen oder Bewertungen Qualitative Methoden ermoumlglichen einen tiefen Informationsgehalt von Ergebnis-sen die allerdings (meist) keine repraumlsentativen zaumlhlbaren Aussagen machen koumlnnen

weiter gelernt

Handlungsleitende Fragen zur Auswahl geeigneter Erhebungsinstrumente

Was koumlnnen die Instrumente fuumlr den geplanten Erhebungsumfang leisten

In welcher Form koumlnnen die erhobenen Informationen ausgewertet werden

Liegen Gefahren der Verfaumllschung (subjektive Inter-pretation Unvollstaumlndigkeit etc) vor

Werden die Informationen bei Akteuren (Personen Personengruppen Institutionen) erhoben sollte auch die Beziehung zu diesen bewertet werden

In welchem Verhaumlltnis steht die Organisation zu dem Akteur (Allianz Abhaumlngigkeit Konflikt)

Ist der Akteur gegenuumlber der Organisation positiv ambivalent oder negativ eingestellt

Ist der Akteur vor diesem Hintergrund aus-kunftswillig

Akte

ure

Info

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n

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weiter gelernt

Aufw

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und

Ertra

g

Auszligerdem muss uumlberpruumlft werden ob das Aufbrin-gen der Ressourcen in einem angemessenen Verhaumllt-nis zum Ertrag steht

Welche Erfahrungen haben wir mit dem Einsatz der Instrumente zur Gewinnung von Informationen bisher gemacht Wer in unserer Organisation hat Erfahrung damit

Welcher Verlust wuumlrde durch ein weniger aufwaumlndiges Verfahren oder durch einen Verzicht auf das Vorhaben entstehen

Entwicklung eines Weiterbildungsangebotes

Die Bedarfsanalyse liefert Ideen die uumlberpruumlft und mit Hilfe weiterer Informationen vervollstaumlndigt werden muumlssen um daraus ein neues oder veraumlndertes Weiterbildungsangebot zu entwickeln Dieser Prozess bildet die Grundlage fuumlr das Zustandekommen der Maszlignahme (zB Dozenteninnensuche Ausschreibung des Angebots etc) sowie die nachfolgende Evaluation und Verbesserung der praktizierten Dienstleis-tung

Ein Modell fuumlr diesen Entwicklungsprozess beschreibt Erhard Schlutz (vgl Schlutz 2006) Das Modell besteht aus sechs Strukturelementen uumlber die in nahezu allen Angebotsplanungen entschieden werden muss ndash unabhaumlngig von Inhalten Angebotstypen und Organisationsformen der beruflichen und allgemeinen Weiterbildung

Die einzelnen Elemente stehen in einer Wechselwirkung zueinander aber in keiner Rangfolge In der Praxis hat es sich als sinnvoll erwiesen mit dem Strukturelement zu beginnen fuumlr das die meisten Informatio-nen vorliegen

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Leitende Fragestellungen im Hinblick auf die einzelnen Elemente sind

bull Wofuumlr soll ein Weiterbildungsangebot entworfen werden

bull Fuumlr wen ist das Weiterbildungsangebot von Nutzen

bull Wozu dient das Weiterbildungsangebot Welche Lernzielegibt es (Soll-Situation)

bull Was ist Inhalt des Weiterbildungsangebots

bull Wie soll das Weiterbildungsangebot methodischumgesetzt werden

bull Wo findet das Weiterbildungsangebot statt und welcheMedien werden eingesetzt

WOFUumlR Lebens- und Verwendungssituation

Die Lebens- und Verwendungssituation begruumlndet den Sinn und Zweck des Weiterbildungsangebots und gibt wesentliche Hinweise fuumlr die Gestaltung Spezifisch fuumlr Weiterbildungsangebote ist dass die erwor-benen Kompetenzen und Qualifikationen helfen sollen Anforderungs-situationen besser meistern zu koumlnnen Die Analyse von Lebens- und Verwendungssituationen ermoumlglicht die darin enthaltenden Problem-stellungen oder Aufgaben herauszuarbeiten und die benoumltigten Kom-petenzen zu prognostizieren

Eine Lebens- und Verwendungssituation ist zB

bull eine bereits erlebte Handlungssituation die durch dasIndividuum nicht oder nicht zufriedenstellend bewaumlltigt wurde

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bull eine kuumlnftige Situation mit spezifischen voraussehbarenoder schwer bestimmbaren Anforderungen

bull eine berufliche Situation zu deren Bewaumlltigung Kompeten-zen erforderlich sind

Im Ergebnis zeigt sich ob es sich bei der Idee um einen paumldagogisch zu bearbeitenden Bedarf handelt bzw welche Anteile des Problems durch Bildung bearbeitet werden koumlnnen

WOFUumlR ndash Fragen zur Bearbeitung

s Wofuumlr und im Hinblick auf welche konkrete Lebens- und Verwendungssituationen soll gelernt werden

s Welche Ergebnisse soll das Angebot in der Lebens- oder Arbeitspraxis ermoumlglichen

s Welche Problemstellungen und Anforderungen werden aus der Analyse der Lebens- und Verwendungssituation deutlich

s Welche Kompetenzen sind zu der Bewaumlltigung der Lebens- und Verwendungssituation erforderlich und in welcher Weise sowie unter welchen Bedingungen muumlssen diese angewendet werden

s Welche Eigenleistung wird von den Teilnehmenden erwartet damit die Verwendung des Gelernten wahr-scheinlich wird

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FUumlR WEN Zielgruppe und ihre Ausgangssituation

Ziel dieses Schrittes ist es Aufschluss uumlber Erwartungen und Beduumlrf-nisse von Kundinnen und Kunden zu erhalten um eine direkte und dauerhafte Ansprache der Zielgruppe zu ermoumlglichen Hierbei ist es wichtig und hilfreich Gruppen von Teilnehmenden mit aumlhnlichen Vor-aussetzungen und Lernzielen zu bilden

Ein besonderes Interesse im Rahmen der Bearbeitung dieses Struktur-elements gilt dabei den Vorkenntnissen der Lernenden Diese zeigen an wie viel Unterstuumltzung die Lernenden benoumltigen Probleme koumlnnen entstehen wenn die Teilnehmenden in unterschiedlichen Fachrichtun-gen ausgebildet wurden Sind groszlige Unterschiede vorhanden muss uumlberlegt werden auf welchem Weg diese ausgeglichen werden koumln-nen

Auch die Motivation und Lernbereitschaft der Teilnehmenden ist grund-legend Sie kann allerdings nur sehr allgemein beschrieben werden da sie individuell und situativ variiert und ua auch davon abhaumlngt ob die Teilnahme an dem Bildungsangebot freiwillig oder fremdbestimmt erfolgt Diese Fragen koumlnnten in einem ersten Beratungsgespraumlch oder mit einer Erwartungsabfrage zu Beginn der Veranstaltung ge-klaumlrt werden Ein Weiterbildungsanbieter kann Teilnehmende parallel zum eigentlichen Bildungsangebot auch darin unterstuumltzen sich neu zu orientieren und das Lernen zu begleiten Gleichzeitig koumlnnen sich noch weitere Anforderungen ergeben die bei der Entwicklung eines Angebots beruumlcksichtigt werden sollten (zB unterschiedliche Natio-nalitaumlten Kultur und Sprachen)

Die Analyse und Spezifizierung der Zielgruppe bietet die Grundlage fuumlr die Entwicklung des Bildungsangebots Aus der Bearbeitung dieser Aspekte wird deutlich welche Leistungen durch den Bildungsanbie-ter zu erbringen sind und welche Eigenleistungen den Teilnehmenden abverlangt werden koumlnnen

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weiter gelernt

FUumlR WEN ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Kompetenzen Lernvoraussetzungen Lern-schwierigkeiten koumlnnen vorausgesetzt werden

s Mit welcher Lernbereitschaft und mit welchen Lernbeduumlrfnissen ist zu rechnen

s Welche gemeinsamen Merkmale hat die Zielgruppe

s Welche Merkmale werden ggf stark heterogen sein

s Auf welche Weise werden noch interessante Informa-tionen zum Ist-Stand ermittelt

s Welche Leistungen sollten durch den Bildungsanbieter erbracht werden

s Welche Eigenleistung kann von den Teilnehmenden erwartet werden

WOZU Lernziele und -ergebnisse

In diesem Schritt geht es darum die Ziele und Ergebnisse zu praumlzi-sieren die durch das Bildungsangebot tatsaumlchlich erreicht werden koumlnnen und sollen Erst durch die Zielbeschreibung wird deutlich welche Lernerfordernisse das Bildungsangebot genau abdecken kann und welche Vorleistungen bei den Teilnehmenden vorausgesetzt werden muumlssen Lernziele sind in erster Linie Planungsinstrumente mit deren

weiter gelernt

Hilfe ein Anbieter uumlberpruumlft ob seine Planungen zielgerichtet und realistisch sind Die Lerninteressen der Teilnehmenden sollten sowohl bei der Entwicklung des Konzepts als auch bei der tatsaumlchlichen Um-setzung mit einbezogen werden Im Rahmen der Angebotsplanung und Angebotsentwicklung handelt es sich dabei zuerst einmal um eine Beschreibung der angestrebten Lernergebnisse Im Bereich der beruflichen Weiterbildung gibt es dabei zunehmend die Tendenz Lern-ergebnisse in Form von Kompetenzen bzw beruflichen fachlichen und uumlberfachlichen Handlungskompetenzen darzustellen Diese Lernziele und Lernergebnisse muumlssen aber beobachtbar undoder messbar sein Das bedeutet am Ende eines Angebots oder einer Lernsequenz (bei laumlnger dauernden Bildungsangeboten) muss uumlberpruumlft werden koumlnnen ob die angestrebten LernzieleLernergebnisse auch erreicht wurden

Eine Schwierigkeit besteht darin dass Kompetenzen als solche gar nicht beobachtbar sind sondern sich erst durch Einsatz in konkreten Situationen spezifischen Problemen oder Anforderungen erschlieszligen Neben der Beschreibung der zu erwerbenden Fertigkeiten und Faumlhig-keiten muss deshalb umso mehr die konkrete Anwendungssituation beruumlcksichtigt werden Zu erreichende Lernergebnisse lassen sich daher nicht als Kompetenzen beschreiben sondern als Performanz Auszligerdem sollte moumlglichst auch die Form und die Auspraumlgung der Anwendung von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten in der jeweiligen Situation beschrieben werden Dies kann in der Regel durch folgende uumlbergrei-fende Kriterien geschehen

bull Komplexitaumlt der Aufgabenstellung (einfachestrukturierte Aufgaben versus vielseitige komplexe Problemstellungen)

bull Breite des Anwendungsbereichs (klar umschriebeneSituationen versus breites Anwendungsfeld)

bull Grad der Autonomie (Anwendung unter Anleitung versusautonom koordinierend anleitend)

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weiter gelernt

WOZU ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Lernziele sollen mit Hilfe des Bildungsangebots konkret erreicht werden

s Sind die Lernziele angemessen im Hinblick auf Bedarfe Voraussetzungen und Anwendungsziele des Gelernten

s Sind die Lernziele realistisch im Hinblick auf Zeit Stoffumfang methodischen Aufwand und Eigenleistung der Teilnehmenden

s Welche Abschluumlsse oder Zertifikate werden angestrebt und welche Implikationen hat das fuumlr die Lernziele

Verben zur Beschreibung der Kompetenzen

WissenVerstaumlndnis zusammenfassen darstellen (KenntnisReproduktion berichten skizzieren formu-von Informationen) lieren definieren bezeichnen

aufzeigen

Verstehen erlaumlutern folgern gegenuumlber-(etwas mit eigenen stellen einordnen veran-Woumlrtern erlaumlutern) schaulichen kategorisieren

unterscheiden sortieren

Anwenden (be)nutzen umsetzen durch-(Transfer von Wissen in fuumlhren erstellen praktizieren einen (neuen) Situati- uumlbertragen unterscheiden onskontext)

weiter gelernt

Analyse (komplexes Problem in uumlberschaubare Ein-heiten zerlegen eine Struktur erkennen)

unterscheiden bestimmen erproben ermitteln gegen-uumlberstellen (uumlber)pruumlfen interpretieren beobachten erschlieszligen untersuchen

Synthese (Wissenselemente aus verschiedenen Gebie-ten zu etwas Neuem zusammenfuumlgen)

ordnen zusammensetzen konstruieren modifizieren ableiten entwickeln entwer-fen konzipieren erzeugen organisieren

Beurteilung (Probleme anhand von Kriterien beurteilen und bewerten)

bewerten entscheiden gewichten einstufen begut-achten hinterfragen folgern einschaumltzen wuumlrdigen urteilen

WAS Inhalte

Auch die Entwicklung der Bildungsinhalte wird vor dem spezifischen Verwendungshintergrund gepruumlft Zentral ist welches Wissen von den Teilnehmenden tatsaumlchlich benoumltigt wird Gerade umfangreiche Stoffmengen sollten didaktisch reduziert werden um fuumlr die Lernenden fassbar zu werden

Die Reduktion kann beispielsweise nach zwei Prinzipien erfolgen

bull Konzentration auf das Grundlegende (dh die Heraus-arbeitung des Wesentlichen um den Kerninhalt als Teil des Ganzen zu erschlieszligen) oder

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bull Konzentration auf das Exemplarische (die Behandlung einestypischen praumlgnanten repraumlsentativen Falls um im Einzel-nen das Ganze zu vermitteln)

WAS ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Inhalte werden vermittelt Auf welche aktuellen Quellen stuumltzt sich diese Auswahl

s Welche Moumlglichkeiten der didaktischen Reduktion sind gegeben

s Ist die Inhaltsauswahl deutlich an den Lernzielen orientiert

s Gibt es wichtige Inhalte die sich in den Lernzielen bisher nicht widerspiegeln

s Gibt es erste Hinweise auf eine Strukturierung der Inhalte

WIE Organisationsform und Methoden

Im Rahmen der Angebotsentwicklung muumlssen schlieszliglich auch Organi-sationsform und Methoden des Bildungsangebots ausgewaumlhlt werden

bull Festlegen der Organisations- und Veranstaltungsform mitZeitumfang

bull Methodensetting das sich aus der Definition der anderenStrukturelemente ergeben (zB aus den Lernzielen der Zielgruppe oder der Verwendungssituation)

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Bei der Auswahl der Lernmedien sind die Zielgruppe und deren Lern-gewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge zu beachten Daruumlber hinaus richtet sich die Auswahl der Medien auch immer nach der Moumlglichkeit der Einbettung in das didaktische Konzept Wenn in einer Weiterbil-dung ein arbeitsprozessorientierter Ansatz gewaumlhlt wird koumlnnen Lern-unterlagen mit arbeitsbezogenen Lernaufgaben oder mit Leittexten die richtige Medienwahl sein

Methoden koumlnnen ausgewaumlhlt werden zB

bull nach der Zielstellung (zB zur Erschlieszligung von Inhalten zurEntwicklung von Beteiligung und Gruppenzusammenhang zur Ergebnissicherung und -vermittlung)

bull nach der Lernprozessphase

bull danach ob Teilnehmende eher mit vertrauten oder neuenMethoden arbeiten sollten oder

bull ob es eine vorwiegend informationsorientierte oder hand-lungsorientierte Konzeption ist

WIE ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Veranstaltungs- und Organisationsform mit welcher zeitlichen Beanspruchung erscheint den Zielen und der Zielgruppe gegenuumlber als angemessen

s Mit welchen Methodensettings wird gearbeitet

s Wie kann die Eigenaktivitaumlt und das selbststaumlndige Lernen methodisch angeregt werden

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WO UND WOMIT Lernort und Medien

Durch die Art und Weise wie die Teilnehmenden mit dem Lerngegen-stand in Beruumlhrung kommen werden Lernorte und Medien zum Traumlger des Lerngeschehens Bei der Auswahl der Lernorte und Medien im Rahmen einer Angebotsentwicklung sollte deshalb ein wesentlicher Schwerpunkt auf deren Begruumlndung fuumlr die didaktische Gestaltung gelegt werden

Lernorte erfuumlllen unter didaktischen Aspekten insbesondere die Aufgaben

bull handlungs- und praxisbezogen zu sein

bull einen breiten Interessenzugang und

bull ganzheitliche Bezuumlge zu ermoumlglichen (sozial inhaltlichpersoumlnlich emotional)

bull eine definierte Qualitaumlt aumlsthetisch aufzuweisen

Auch bei der Auswahl der Lernmedien sind Lerngewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge der Zielgruppe zu beachten (zB Uumlbung im Umgang mit dem Computer oder der Zugang zu einer Universitaumltsbibliothek)

Lernmedien sind alle unterstuumltzenden (multi-)medial aufbe-reiteten Unterlagen die auf Papier oder in informations-und kommunikationstechnologischen Geraumlten zur Verfuumlgung stehen

Lernmedien sollen dazu dienen unterstuumltzende Informationen fuumlr das Lernen und fuumlr die verschiedenen Sinneskanaumlle bereit zu stellen Sie sol-len veranschaulichen konkretisieren und einen Praxisbezug herstellen

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Mit Hilfe der Lernmedien sollen die Teilnehmenden Informationen auf-nehmen verarbeiten und abrufen koumlnnen Sie fungieren aber auch als Arbeitshilfe fuumlr selbstgesteuerte Lernprozesse der Teilnehmenden Daruumlber hinaus kann es auch darum gehen die Medienkompetenz der Lernenden zu foumlrdern und damit auf das selbstgesteuerte und selbst-organsierte Lernen auszligerhalb formalisierter Weiterbildungsszenarien vorzubereiten

Auch die Wahl der Medien ist durch die Lernziele oder -inhalte beein-flusst denn viele Vorgaumlnge (zB in der Mechanik oder Biologie) lassen sich durch multimediale und animierte Simulationen verdeutlichen wo-hingegen kompakte Formelsammlungen beispielsweise fuumlr das Lernen von physikalischen Formeln geeignet sind

Fuumlr die Gestaltung bdquoklassischerldquo Lernorte sind ua folgende Fragen handlungsleitend

s Wie viel Bewegungsraum muss vorhanden sein Was muss an Mobiliar vorhanden sein

s Welche Groumlszlige muss der Raum insgesamt haben welche Nebenraumlume sind ggf notwendig

s Von wie vielen Gruppen kann ein Raum parallel genutzt werden

s Welche Gestaltungsfreiheiten werden den Teilnehmenden eingeraumlumt

s Wie koumlnnen Lernergebnisse aufbewahrt oder dauerhaft dargestellt werden

s Welche Praumlsentations- und Projektionsflaumlchen sind notwendig

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Literatur und Quellen

Arnold R (2003) (Hrsg) Berufs- und Erwachsenenpaumldagogik Basis-wissen Paumldagogik Paumldagogische Arbeitsfelder Band 4 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler

Gerhard R (1992) Bedarfsermittlung in der Weiterbildung Beispiele und Erfahrungen Hrsg vom Arbeitskreis Universitaumlre Erwachsenenbil-dung eV Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler

GiesekeW (2008) Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwach-senenbildung In Studientexte fuumlr Erwachsenenbildung Bertelsmann Verlag Bielefeld

Loebe HSevering E (2007) (Hrsg) Handlungshilfen fuumlr Bildungsbe-rater Bildungsbedarfsanalyse Band 21 W Bertelsmann Verlag Biele-feld

Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2006) (Hrsg) Methodensammlung Anregungen und Beispiele fuumlr die Mode-ration URL httpwwwstandardsicherungschulministeriumnrwde methodensammlung (23062012)

Schlutz E (2006) Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwick-lung Waxmann Verlag Muumlnster

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Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse

Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig

Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt

Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt

So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot

ISBN 978-3-9814948-3-9

Page 4: Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung - kos-qualitaet.de gelernt_Heft 1... · E-Mail: info@kos-qualitaet.de Redaktion: Dr. Elke Scheffelt, Christine Schadeberg, Maximilian Göllner

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Bedarf bezeichnet allgemein die Spannung zwischen einem Mangelempfinden und der Aussicht auf Befriedigung desselben Dh ein Bedarf entsteht aus einer Soll-Ist-Abweichung In diesem Sinne ist Bedarf etwas Objektives (vgl Schlutz 2006)

Beduumlrfnisse bezeichnen im Gegensatz zum Bedarf die subjekti-ve Sichtweise die Wuumlnsche Motivationen und Interessen des Einzelnen am Lernprozess und dem Lerngegenstand Wird ein Beduumlrfnis konkretisiert und werden spezifische Moumlglichkeiten zur Befriedigung gesucht wird das Beduumlrfnis objektiviert und somit zu einem Bedarf (vgl Schlutz 2006)

Weiterbildungsbedarfe stellen im Kern Lernerfordernisse dar die sich aus einer Diskrepanz zwischen vorhandenen und wuumln-schenswerten Kompetenzen ergeben (vgl Schlutz 2006)

Bedarfsanalyse ist die Erschlieszligung von Bedarfen und deren Aus- und Bewertung (paumldagogische Uumlbersetzungsarbeit) Die Erschlieszligung von Bedarfen umfasst eine Ermittlung des Ist-Zustandes und des Soll-Zustand (Problemlagen Lebenswelten Anforderungssituationen Handlungsfaumlhigkeit vorhandene Faumlhig-keiten Fertigkeiten) (vgl Gerhard 1992)

Ein Beispiel Ein Beduumlrfnis koumlnnte es sein in neuen Situationen kom-petent und selbstbewusst aufzutreten Das ist zunaumlchst ein subjektiver Wunsch der noch an keine spezielle Situation gebunden ist Entsteht aber etwa die Anforderung sich in eine neue Abteilung oder ein neues Arbeitsgebiet einzuarbeiten kann sich das Beduumlrfnis kompetent und selbstsicher aufzutreten in ein konkretes Interesse verwandeln zB in den Wunsch nach einer Auffrischung bestimmter Faumlhigkeiten oder der Gewinnung neuen Wissens (Praumlsentations- und Vortragstechniken) Damit hat sich das urspruumlnglich diffuse Beduumlrfnis mit einem konkreten Interesse verbunden und wurde als Mangel bewusst Dieses Bewusst-sein motiviert zu einer Suche nach entsprechenden Moumlglichkeiten den

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Mangel zu beseitigen Entweder durch das Lesen von Fachliteratur oder auch durch die Teilnahme an einem entsprechenden Weiter-bildungsangebot

Bestimmte Bedarfe fuumlhren aber nicht automatisch zu konkreten Nach-fragen nach entsprechenden Weiterbildungsangeboten oder sind uumlber-haupt durch Weiterbildungen aufzufangen Bedarfe werden dann zu Bildungsbedarfen wenn sie ein Spannungsfeld zwischen vorhandenen und angestrebten Kompetenzen beschreiben

Eine Bedarfsanalyse fuumlr (Weiter-)Bildungsangebote setzt an diesem Punkt an und versucht die unterschiedlichen Bedarfe und Beduumlrfnis-se der verschiedenen Zielgruppen zu erfassen zu beschreiben und die gewonnenen Daten fuumlr die Angebotsentwicklung auszuwerten Die Auswertung umfasst zum einen ob und inwieweit auf die festgestell-ten Bedarfe reagiert werden kann und zum anderen inwieweit erfasste Bedarfe in ein Angebot uumlbertragen werden koumlnnen ndash ob also der erkannte Bedarf uumlberhaupt in ein didaktisches Angebot zu uumlbersetzen ist

Herausforderungen der Bedarfsanalyse

Es gibt einige Herausforderungen vor denen Weiterbildungsanbieter bei der Durchfuumlhrung von Bildungsbedarfsanalysen stehen Eine ers-te besteht in dem starken Gegenwartsbezug von Bedarfen So soll-te ein Bildungsangebot das dem festgestellten Bedarf nach Nutzung und Anwendung einer spezifischen neuen Software nachkommen moumlchte meist sehr zeitnah entwickelt werden Andererseits muss eine Bedarfsanalyse aber auch Ableitungen fuumlr zukuumlnftige Bedarfe ermoumlglichen da sich die Entwicklung von Angeboten nicht nur auf aktuelle Bedarfe ausrichten kann Fuumlr das oben beschriebene Beispiel bedeutet das dass eine Bedarfsanalyse gleichzeitig die Grundlage fuumlr die Entwicklung eines oder unterschiedlicher Weiterbildungsangebote darstellt in denen Nutzung und Anwendung der Software vermittelt werden Andererseits bieten die aus der Bedarfsanalyse gewonnen Erkenntnisse aber auch die Grundlage zur Ableitung von moumlglichen Ent-wicklungstendenzen So zeichnet sich mittelfristig eine sehr vernetzte

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Arbeitsweise fuumlr ein bestimmtes Unternehmen ab Daraus entwickelt sich moumlglicherweise der Bedarf von verschiedenen Standorten aus gemeinsam an bestimmten Dokumenten zu arbeiten oder zunehmend interaktive Plattformen zum Datenaustausch zu nutzen Hieraus koumlnn-ten Weiterbildungsanbieter moumlgliche zukuumlnftige Bedarfe ableiten (zB Kompetenzen zur Generierung interaktiver Plattformen oder Netzwer-ke) Die Herausforderung der Bedarfsanalyse besteht deshalb darin diese Entwicklungstendenzen in den aktuellen Bedarfen zu erkennen

Eine weitere Herausforderung der Bildungsbedarfsanalyse besteht darin dass Bedarfe nicht in jedem Fall bewusst sind und von der Ziel-gruppe klar benannt werden koumlnnen So kann zwar der Bedarf nach etwas bestehen wenn dieser aber nicht durch einen Situationsbezug (zB eine Praumlsentation oder ein Geschaumlftsmeeting) bewusst wird kann er auch nicht klar benannt werden Hinzu kommt dass Bedarfe auch wenn sie bewusst sind nicht unbedingt konkret eingrenzbar sind und auch einem Wandel unterliegen So entsteht etwa durch die Teilnahme an einer Weiterbildung aus unserem oben beschriebenen Beispiel zur Anwendung eines Software-Programms der Bedarf nach einem Ver-tiefungskurs fuumlr Excel da sich zwischen den beiden Programmen sinn-volle Verknuumlpfungen erstellen lassen

Nicht zuletzt formulieren unterschiedliche Zielgruppen eine Vielzahl an Bedarfen die sich zum Teil auch widersprechen koumlnnen Die Bedarfsanalyse muss im Ergebnis deshalb entweder priorisieren oder Anforderungen und Interessen der unterschiedlichen Zielgruppen ab-stimmen Fuumlr unser Beispiel bedeutet das etwa dass sich das zu ent-wickelnde Angebot mindestens an zwei Zielgruppen richtet Zum einen an das Unternehmen welches erwartet dass seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter moumlglichst schnell mit dieser neuen Software arbeiten koumlnnen Zum anderen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst die an dem Kurs teilnehmen und die Software in ihren ganz spezi-fischen Arbeitszusammenhaumlngen einsetzen moumlchten Es besteht also einerseits der Bedarf nach einer generellen Einfuumlhrung in das Programm und andererseits bestehen moumlglicherweise sehr spezielle Anforderun-gen an die einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmer Um die unter-

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schiedlichen Bedarfe zu priorisieren muumlssen die einzelnen Facetten der jeweiligen Bedarfe in Form von Anforderungen und Interessensla-gen herausgearbeitet und einander gegenuumlbergestellt werden Fuumlr die Bedarfsanalyse bedeutet dies einen Such- und Erschlieszligungsprozess zu gestalten und zielgerichtet durchzufuumlhren Dieser Prozess sollte es Weiterbildungsanbietern ermoumlglichen uumlber die eigentliche Erfassung der Bedarfe hinaus moumlgliche zukuumlnftige Tendenzen zu erkennen und eine Grundlage zur Abwaumlgung unterschiedlicher Interessenlagen zu schaffen

Vor dem Hintergrund oft knapper personeller Ressourcen muumlssen Weiterbildungsanbieter ein praktikables Konzept von Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung in die anderen Unternehmensprozesse integrieren Dieses Konzept muss zum einen sicherstellen dass die Entwicklungen des relevanten Umfelds kontinuierlich erfasst werden Zum anderen muss eine vertiefende Bedarfsanalyse anlassbezogen zu spezifischen Fragestellungen durchgefuumlhrt werden koumlnnen Im Folgen-den wird eine moumlgliche Herangehensweise an eine Bedarfsanalyse und der sich daran anschlieszligenden Angebotsentwicklung vorgestellt

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Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung als strategische Unternehmensprozesse

Die Bedarfsanalyse hat Einfluss auf viele strategische Prozesse eines Bildungsanbieters ua auf die Angebotsplanung und -entwicklung das Marketing die konkrete Umsetzung der Bildungsangebote die Aus-gestaltung des Transfermanagements sowie die Evaluation der Bildungs-angebote Viele dieser Prozesse werden parallel und wiederholt umge-setzt bzw zu verschiedenen Zeitpunkten ausgefuumlhrt So wird zB eine Bedarfsanalyse nicht nur vor der Angebotsplanung und -entwicklung durchgefuumlhrt sondern auch unmittelbar vor der Umsetzung konkreter paumldagogischer Handlungen Zu diesem Zeitpunkt dient sie ua der Ermittlung individueller Lernbedarfe und der Analyse externer Einfluss-faktoren auf eine konkrete Lehr-Lern-Situation

Die Bedarfsanalyse im Vorfeld der Angebotsentwicklung soll jedoch Entscheidungen fuumlr die Angebotspolitik ausloumlsen und unterstuumltzen Konkret werden bisherige Angebote daraufhin uumlberpruumlft ob die Nach-frage weiterhin hoch ist ndash ob also ein weiterer Bedarf bestaumltigt werden kann Diese Angebote verbleiben im Portfolio Gleichzeitig muumlssen bestehende Angebote an veraumlnderte Bedarfe und Entwicklun-gen angepasst oder modifiziert werden Daneben koumlnnen im Ergebnis einer Bedarfsanalyse neue Bildungsangebote oder Angebotsbereiche entwickelt werden zB in Bezug auf neue Themenbereiche neue Ziel-gruppen oder die Ausdifferenzierung bisheriger Angebotsbereiche

Ausgangspunkt fuumlr die Veraumlnderung von Bildungsangeboten sind Ideen und Anstoumlszlige von innen und auszligen Diese ersten Ideen werden in der Angebotsplanung uumlberpruumlft und durch weitere Informationen ergaumlnzt Ziel ist es ein paumldagogisches Konzept zu entwickeln dessen Tragfaumlhig-keit und Umsetzbarkeit uumlberpruumlft werden kann

Die Angebotsentwicklung verlaumluft daher in drei Schritten Ideen und Anstoumlszlige aufgreifen Angebotskonzeption entwickeln und die Trag-faumlhigkeit dieser uumlberpruumlfen Die Bedarfsanalyse hat in den einzelnen Phasen der Angebotsentwicklung unterschiedliche Funktionen Zur

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Erschlieszligung von Ideen und Anstoumlszligen ist eine kontinuierliche Analyse der eigenen Leistungen sowie der Entwicklungen im Umfeld erforder-lich Zur Konkretisierung von einzelnen Ideen dient die Bedarfsanalyse der Erschlieszligung weiterer und vertiefender Informationen die fuumlr die Entwicklung einer Angebotskonzeption erforderlich sind

Ideen und Anstoumlszlige

Entwicklung einer Angebotskonzeption

Uumlberpruumlfung der Tragfaumlhigkeit der Konzeption

Konzeption einer Bedarfsanalyse

Die Annaumlherungen an die Begriffe sbquoBedarflsquo und sbquoBeduumlrfnisselsquo haben ge-zeigt dass sich hinter einem formulierten Bedarf auch eine Vielzahl von Interessen und Anforderungen unterschiedlichster Akteure verbergen koumlnnen Aus diesem Grund ist es als Basis fuumlr die Entwicklung eines Konzepts der Bedarfsanalyse empfehlenswert zunaumlchst eine Umfeld-analyse der Organisation durchzufuumlhren um ein umfassendes Bild der unterschiedlichen Einflussfaktoren zu erhalten Darauf aufbauend sollte eine Weiterbildungsorganisation fuumlr sich festlegen welche Erhebungs-instrumente und Erhebungsschwerpunkte sie fuumlr diesen Schritt aus-waumlhlen moumlchte

bull Bestimmen der Umfeldfaktoren deren Einfluss als wesent-lich und wichtig fuumlr die Bedarfsanalyse eingeschaumltzt wird (Umfeldanalyse)

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bull Systematisierung der Informationen zu den Umfeldfaktorendie kontinuierlich erhoben werden muumlssen um einen Uumlber-blick der aktuellen Entwicklungen sicherzustellen

bull Festlegen der Instrumente und Methoden um die Infor-mationen zu erheben sowie Bestimmung der Zustaumlndig-keiten und Rhythmen der Erhebung

Akteure Personen Gruppen oder Organisationen die in Bezug auf das Bildungsangebot Beteiligte oder Betroffene sind (direkt und indirekt) ndash sog Stakeholder

Faktoren (sachlich-inhaltlicher) Einfluss der auf die Organisation ohne das direkte Einwirken von Personen entsteht (wie zB durch gesellschaftliche politische wirtschaftliche demographische Entwicklungen Rahmenbedingungen oder Regularien)

Umfeldfaktoren bestimmen

Zunaumlchst werden alle Umfeldfaktoren ermittelt die Einfluss auf die Bildungsarbeit der Organisation haben (zB in einem Brainstorming) Bei den Einflussfaktoren des Umfelds auf die Organisation kann zwischen Akteuren und Faktoren unterschieden werden

Im Rahmen dieser Herangehensweise bietet es sich an das Umfeld in drei Ebenen zu gliedern und diese Ebenen dann systematisch zu analysieren

bull das interne Umfeld bezieht sich auf den Bildungsanbieterund die dort taumltigen Mitarbeiterinnen

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bull das nahe Umfeld konzentriert sich auf die Kundenbeziehungwobei der Kundenbegriff auf die jeweilige Branche und potentielle regulative Einfluumlsse zu erweitern ist

bull das ferne Umfeld umfasst die globalen Rahmenbedingungenhinsichtlich gesellschaftlicher technologischer oumlkono-mischer und politischer Faktoren

Umfeldfaktoren systematisieren

In einem zweiten Schritt werden alle identifizierten Umfeldfaktoren in einem sinnvollen Gruppierungsschema angeordnet um einen Uumlberblick zu ermoumlglichen Hier kann die Einteilung in internes nahes und fernes Umfeld hilfreich sein Moumlgliche andere Gruppierungskriterien koumlnnen sich aber auch nach folgenden Aspekten ausrichten

bull Auspraumlgung der Interaktion zwischen Organisation undUmfeldfaktor (zB Haumlufigkeit und IntensivitaumltDauer)

bull Aumlhnlichkeit der Akteure (zB Zielgruppe AuftraggeberMitanbieter)

bull Themenbereichen (zB Arbeitsmarkt Branche Bildungs-politik)

bull Einflussstaumlrke

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Umfeldfaktoren bewerten

Der letzte Schritt in der Umfeldanalyse ist die Bewertung des Einflus-ses der Umfeldfaktoren auf die Bildungsarbeit der Organisation Ziel dieses Schrittes ist es die bedeutenden Faktoren und Akteure von den weniger wichtigen zu unterscheiden und ein Ranking vorzunehmen Umfeldfaktoren mit einem eher geringen Einfluss koumlnnen durch die Or-ganisation vernachlaumlssigt werden um die vorhandenen Ressourcen fuumlr die Auseinandersetzung mit den wesentlichen zu buumlndeln Die Bewer-tung der Umfeldfaktoren kann zB in Form einer ABC-Analyse erfolgen (A=hoher Einfluss B=mittlerer Einfluss C=geringer Einfluss) Ist eine genauere Differenzierung noumltig kann die Bewertung auch entlang einer 5lsquoer Skala vorgenommen werden

Fernes Umfeld

Wissenschaft Politik

Technologie Wirtschaft

Gesellschaft

Nahes Umfeld

Auftraggeber Unternehmen Zielgruppen

Kunden Verbaumlnde

Konkurrenten

Internes Umfeld

Mitarbeiterinnen Teams Fach-

abteilungen

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Neben der Bewertung des Einflusses der Umfeldfaktoren auf die Bildungsarbeit der Organisation kann diese auch umgekehrt fuumlr den Einfluss der Organisationsaktivitaumlten auf die Umfeldfaktoren vorgenom-men werden

Erhebungsschwerpunkte und Instrumente auswaumlhlen

Nach Bestimmung der Umfeldfaktoren die in die kontinuierliche Bedarfsanalyse einbezogen werden sollte eine Praumlzisierung der zu erhebenden Informationen erfolgen dh welche konkreten Informatio-nen muumlssen zu den einzelnen Umfeldfaktoren ermittelt werden Nachfolgend haben wir beispielhaft einige Erhebungsschwerpunkte einer kontinuierlichen Bedarfsanalyse zusammengestellt

bull Leistungs- und Beteiligungsstatistik zu den bisherigenBildungsangeboten

bull Erfolgsstatistik abgeschlossener Teilnehmerinnen

bull Bildungsbedarfe und -beduumlrfnisse der Teilnehmenden inlaufenden Bildungsangeboten

bull Kompetenzen und Interessen der Dozentinnen

bull Taumltigkeits- und Qualifikationserfordernisse

bull aktuelle Entwicklungen in den Fachgebieten

bull Gesetze und Verordnungen

Der Bildungsanbieter steht wie schon aufgezeigt vielen unterschied-lichen Anforderungen und Erwartungen gegenuumlber Deshalb empfiehlt es sich bereits an dieser Stelle zu eroumlrtern ob die Anforderungen und Erwartungen der einzubeziehenden Umfeldfaktoren gegebenenfalls in einem Widerspruch zueinander stehen Ziel ist es den Umgang mit

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Widerspruumlchen in der Organisation festzulegen und den Handlungs-spielraum der Organisation im Umgang mit den verschiedenen Erwar-tungen und Anforderungen zu ermessen Eine Organisation kann an diesem Punkt versuchen entweder moumlglichst viele auch unterschied-liche Erwartungen und Anforderungen miteinander zu vereinbaren Oder sie kann sich auf die wichtigsten Umfeldfaktoren konzentrieren und deren Erwartungen und Anforderungen erfuumlllen

Nach der Bestimmung der zu erhebenden Informationen koumlnnen nun die geeigneten Erhebungsinstrumente ausgewaumlhlt werden Dabei handelt es sich zum einen um die typischen sozialwissenschaftlichen Erhebungsmethoden wie Beobachtung Befragung Inhaltsanalyse von Medien oder Statistiken Zum anderen eignen sich Instrumente wie Gespraumlche prognostische Verfahren Organisationsaufstellungen sowie moumlglicherweise ein Probeangebot

Unabhaumlngig von den einzelnen Instrumenten kann grundsaumltzlich zwi-schen qualitativen und quantitativen Methoden zur Erhebung von Infor-mationen unterschieden werden Mit quantitativen Methoden werden das Verhalten oder die Einstellungen durch zaumlhlbare Auspraumlgungen bestimmter Merkmale moumlglichst genau beschreibbar gemacht Sie bieten daher eine fundierte Grundlage fuumlr Vergleiche Die quantita-tive Erhebung eignet sich insbesondere bei groszligen Datenmengen und Stichproben

Qualitative Methoden beschreiben die Wirklichkeit anhand individueller Meinungen und Eindruumlcke sowie persoumlnlicher Aussagen uumlber Erwar-tungen Zielvorstellungen Handlungen oder Bewertungen Qualitative Methoden ermoumlglichen einen tiefen Informationsgehalt von Ergebnis-sen die allerdings (meist) keine repraumlsentativen zaumlhlbaren Aussagen machen koumlnnen

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Handlungsleitende Fragen zur Auswahl geeigneter Erhebungsinstrumente

Was koumlnnen die Instrumente fuumlr den geplanten Erhebungsumfang leisten

In welcher Form koumlnnen die erhobenen Informationen ausgewertet werden

Liegen Gefahren der Verfaumllschung (subjektive Inter-pretation Unvollstaumlndigkeit etc) vor

Werden die Informationen bei Akteuren (Personen Personengruppen Institutionen) erhoben sollte auch die Beziehung zu diesen bewertet werden

In welchem Verhaumlltnis steht die Organisation zu dem Akteur (Allianz Abhaumlngigkeit Konflikt)

Ist der Akteur gegenuumlber der Organisation positiv ambivalent oder negativ eingestellt

Ist der Akteur vor diesem Hintergrund aus-kunftswillig

Akte

ure

Info

rmat

ione

n

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weiter gelernt

Aufw

and

und

Ertra

g

Auszligerdem muss uumlberpruumlft werden ob das Aufbrin-gen der Ressourcen in einem angemessenen Verhaumllt-nis zum Ertrag steht

Welche Erfahrungen haben wir mit dem Einsatz der Instrumente zur Gewinnung von Informationen bisher gemacht Wer in unserer Organisation hat Erfahrung damit

Welcher Verlust wuumlrde durch ein weniger aufwaumlndiges Verfahren oder durch einen Verzicht auf das Vorhaben entstehen

Entwicklung eines Weiterbildungsangebotes

Die Bedarfsanalyse liefert Ideen die uumlberpruumlft und mit Hilfe weiterer Informationen vervollstaumlndigt werden muumlssen um daraus ein neues oder veraumlndertes Weiterbildungsangebot zu entwickeln Dieser Prozess bildet die Grundlage fuumlr das Zustandekommen der Maszlignahme (zB Dozenteninnensuche Ausschreibung des Angebots etc) sowie die nachfolgende Evaluation und Verbesserung der praktizierten Dienstleis-tung

Ein Modell fuumlr diesen Entwicklungsprozess beschreibt Erhard Schlutz (vgl Schlutz 2006) Das Modell besteht aus sechs Strukturelementen uumlber die in nahezu allen Angebotsplanungen entschieden werden muss ndash unabhaumlngig von Inhalten Angebotstypen und Organisationsformen der beruflichen und allgemeinen Weiterbildung

Die einzelnen Elemente stehen in einer Wechselwirkung zueinander aber in keiner Rangfolge In der Praxis hat es sich als sinnvoll erwiesen mit dem Strukturelement zu beginnen fuumlr das die meisten Informatio-nen vorliegen

weiter gelernt

Leitende Fragestellungen im Hinblick auf die einzelnen Elemente sind

bull Wofuumlr soll ein Weiterbildungsangebot entworfen werden

bull Fuumlr wen ist das Weiterbildungsangebot von Nutzen

bull Wozu dient das Weiterbildungsangebot Welche Lernzielegibt es (Soll-Situation)

bull Was ist Inhalt des Weiterbildungsangebots

bull Wie soll das Weiterbildungsangebot methodischumgesetzt werden

bull Wo findet das Weiterbildungsangebot statt und welcheMedien werden eingesetzt

WOFUumlR Lebens- und Verwendungssituation

Die Lebens- und Verwendungssituation begruumlndet den Sinn und Zweck des Weiterbildungsangebots und gibt wesentliche Hinweise fuumlr die Gestaltung Spezifisch fuumlr Weiterbildungsangebote ist dass die erwor-benen Kompetenzen und Qualifikationen helfen sollen Anforderungs-situationen besser meistern zu koumlnnen Die Analyse von Lebens- und Verwendungssituationen ermoumlglicht die darin enthaltenden Problem-stellungen oder Aufgaben herauszuarbeiten und die benoumltigten Kom-petenzen zu prognostizieren

Eine Lebens- und Verwendungssituation ist zB

bull eine bereits erlebte Handlungssituation die durch dasIndividuum nicht oder nicht zufriedenstellend bewaumlltigt wurde

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bull eine kuumlnftige Situation mit spezifischen voraussehbarenoder schwer bestimmbaren Anforderungen

bull eine berufliche Situation zu deren Bewaumlltigung Kompeten-zen erforderlich sind

Im Ergebnis zeigt sich ob es sich bei der Idee um einen paumldagogisch zu bearbeitenden Bedarf handelt bzw welche Anteile des Problems durch Bildung bearbeitet werden koumlnnen

WOFUumlR ndash Fragen zur Bearbeitung

s Wofuumlr und im Hinblick auf welche konkrete Lebens- und Verwendungssituationen soll gelernt werden

s Welche Ergebnisse soll das Angebot in der Lebens- oder Arbeitspraxis ermoumlglichen

s Welche Problemstellungen und Anforderungen werden aus der Analyse der Lebens- und Verwendungssituation deutlich

s Welche Kompetenzen sind zu der Bewaumlltigung der Lebens- und Verwendungssituation erforderlich und in welcher Weise sowie unter welchen Bedingungen muumlssen diese angewendet werden

s Welche Eigenleistung wird von den Teilnehmenden erwartet damit die Verwendung des Gelernten wahr-scheinlich wird

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FUumlR WEN Zielgruppe und ihre Ausgangssituation

Ziel dieses Schrittes ist es Aufschluss uumlber Erwartungen und Beduumlrf-nisse von Kundinnen und Kunden zu erhalten um eine direkte und dauerhafte Ansprache der Zielgruppe zu ermoumlglichen Hierbei ist es wichtig und hilfreich Gruppen von Teilnehmenden mit aumlhnlichen Vor-aussetzungen und Lernzielen zu bilden

Ein besonderes Interesse im Rahmen der Bearbeitung dieses Struktur-elements gilt dabei den Vorkenntnissen der Lernenden Diese zeigen an wie viel Unterstuumltzung die Lernenden benoumltigen Probleme koumlnnen entstehen wenn die Teilnehmenden in unterschiedlichen Fachrichtun-gen ausgebildet wurden Sind groszlige Unterschiede vorhanden muss uumlberlegt werden auf welchem Weg diese ausgeglichen werden koumln-nen

Auch die Motivation und Lernbereitschaft der Teilnehmenden ist grund-legend Sie kann allerdings nur sehr allgemein beschrieben werden da sie individuell und situativ variiert und ua auch davon abhaumlngt ob die Teilnahme an dem Bildungsangebot freiwillig oder fremdbestimmt erfolgt Diese Fragen koumlnnten in einem ersten Beratungsgespraumlch oder mit einer Erwartungsabfrage zu Beginn der Veranstaltung ge-klaumlrt werden Ein Weiterbildungsanbieter kann Teilnehmende parallel zum eigentlichen Bildungsangebot auch darin unterstuumltzen sich neu zu orientieren und das Lernen zu begleiten Gleichzeitig koumlnnen sich noch weitere Anforderungen ergeben die bei der Entwicklung eines Angebots beruumlcksichtigt werden sollten (zB unterschiedliche Natio-nalitaumlten Kultur und Sprachen)

Die Analyse und Spezifizierung der Zielgruppe bietet die Grundlage fuumlr die Entwicklung des Bildungsangebots Aus der Bearbeitung dieser Aspekte wird deutlich welche Leistungen durch den Bildungsanbie-ter zu erbringen sind und welche Eigenleistungen den Teilnehmenden abverlangt werden koumlnnen

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FUumlR WEN ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Kompetenzen Lernvoraussetzungen Lern-schwierigkeiten koumlnnen vorausgesetzt werden

s Mit welcher Lernbereitschaft und mit welchen Lernbeduumlrfnissen ist zu rechnen

s Welche gemeinsamen Merkmale hat die Zielgruppe

s Welche Merkmale werden ggf stark heterogen sein

s Auf welche Weise werden noch interessante Informa-tionen zum Ist-Stand ermittelt

s Welche Leistungen sollten durch den Bildungsanbieter erbracht werden

s Welche Eigenleistung kann von den Teilnehmenden erwartet werden

WOZU Lernziele und -ergebnisse

In diesem Schritt geht es darum die Ziele und Ergebnisse zu praumlzi-sieren die durch das Bildungsangebot tatsaumlchlich erreicht werden koumlnnen und sollen Erst durch die Zielbeschreibung wird deutlich welche Lernerfordernisse das Bildungsangebot genau abdecken kann und welche Vorleistungen bei den Teilnehmenden vorausgesetzt werden muumlssen Lernziele sind in erster Linie Planungsinstrumente mit deren

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Hilfe ein Anbieter uumlberpruumlft ob seine Planungen zielgerichtet und realistisch sind Die Lerninteressen der Teilnehmenden sollten sowohl bei der Entwicklung des Konzepts als auch bei der tatsaumlchlichen Um-setzung mit einbezogen werden Im Rahmen der Angebotsplanung und Angebotsentwicklung handelt es sich dabei zuerst einmal um eine Beschreibung der angestrebten Lernergebnisse Im Bereich der beruflichen Weiterbildung gibt es dabei zunehmend die Tendenz Lern-ergebnisse in Form von Kompetenzen bzw beruflichen fachlichen und uumlberfachlichen Handlungskompetenzen darzustellen Diese Lernziele und Lernergebnisse muumlssen aber beobachtbar undoder messbar sein Das bedeutet am Ende eines Angebots oder einer Lernsequenz (bei laumlnger dauernden Bildungsangeboten) muss uumlberpruumlft werden koumlnnen ob die angestrebten LernzieleLernergebnisse auch erreicht wurden

Eine Schwierigkeit besteht darin dass Kompetenzen als solche gar nicht beobachtbar sind sondern sich erst durch Einsatz in konkreten Situationen spezifischen Problemen oder Anforderungen erschlieszligen Neben der Beschreibung der zu erwerbenden Fertigkeiten und Faumlhig-keiten muss deshalb umso mehr die konkrete Anwendungssituation beruumlcksichtigt werden Zu erreichende Lernergebnisse lassen sich daher nicht als Kompetenzen beschreiben sondern als Performanz Auszligerdem sollte moumlglichst auch die Form und die Auspraumlgung der Anwendung von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten in der jeweiligen Situation beschrieben werden Dies kann in der Regel durch folgende uumlbergrei-fende Kriterien geschehen

bull Komplexitaumlt der Aufgabenstellung (einfachestrukturierte Aufgaben versus vielseitige komplexe Problemstellungen)

bull Breite des Anwendungsbereichs (klar umschriebeneSituationen versus breites Anwendungsfeld)

bull Grad der Autonomie (Anwendung unter Anleitung versusautonom koordinierend anleitend)

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WOZU ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Lernziele sollen mit Hilfe des Bildungsangebots konkret erreicht werden

s Sind die Lernziele angemessen im Hinblick auf Bedarfe Voraussetzungen und Anwendungsziele des Gelernten

s Sind die Lernziele realistisch im Hinblick auf Zeit Stoffumfang methodischen Aufwand und Eigenleistung der Teilnehmenden

s Welche Abschluumlsse oder Zertifikate werden angestrebt und welche Implikationen hat das fuumlr die Lernziele

Verben zur Beschreibung der Kompetenzen

WissenVerstaumlndnis zusammenfassen darstellen (KenntnisReproduktion berichten skizzieren formu-von Informationen) lieren definieren bezeichnen

aufzeigen

Verstehen erlaumlutern folgern gegenuumlber-(etwas mit eigenen stellen einordnen veran-Woumlrtern erlaumlutern) schaulichen kategorisieren

unterscheiden sortieren

Anwenden (be)nutzen umsetzen durch-(Transfer von Wissen in fuumlhren erstellen praktizieren einen (neuen) Situati- uumlbertragen unterscheiden onskontext)

weiter gelernt

Analyse (komplexes Problem in uumlberschaubare Ein-heiten zerlegen eine Struktur erkennen)

unterscheiden bestimmen erproben ermitteln gegen-uumlberstellen (uumlber)pruumlfen interpretieren beobachten erschlieszligen untersuchen

Synthese (Wissenselemente aus verschiedenen Gebie-ten zu etwas Neuem zusammenfuumlgen)

ordnen zusammensetzen konstruieren modifizieren ableiten entwickeln entwer-fen konzipieren erzeugen organisieren

Beurteilung (Probleme anhand von Kriterien beurteilen und bewerten)

bewerten entscheiden gewichten einstufen begut-achten hinterfragen folgern einschaumltzen wuumlrdigen urteilen

WAS Inhalte

Auch die Entwicklung der Bildungsinhalte wird vor dem spezifischen Verwendungshintergrund gepruumlft Zentral ist welches Wissen von den Teilnehmenden tatsaumlchlich benoumltigt wird Gerade umfangreiche Stoffmengen sollten didaktisch reduziert werden um fuumlr die Lernenden fassbar zu werden

Die Reduktion kann beispielsweise nach zwei Prinzipien erfolgen

bull Konzentration auf das Grundlegende (dh die Heraus-arbeitung des Wesentlichen um den Kerninhalt als Teil des Ganzen zu erschlieszligen) oder

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bull Konzentration auf das Exemplarische (die Behandlung einestypischen praumlgnanten repraumlsentativen Falls um im Einzel-nen das Ganze zu vermitteln)

WAS ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Inhalte werden vermittelt Auf welche aktuellen Quellen stuumltzt sich diese Auswahl

s Welche Moumlglichkeiten der didaktischen Reduktion sind gegeben

s Ist die Inhaltsauswahl deutlich an den Lernzielen orientiert

s Gibt es wichtige Inhalte die sich in den Lernzielen bisher nicht widerspiegeln

s Gibt es erste Hinweise auf eine Strukturierung der Inhalte

WIE Organisationsform und Methoden

Im Rahmen der Angebotsentwicklung muumlssen schlieszliglich auch Organi-sationsform und Methoden des Bildungsangebots ausgewaumlhlt werden

bull Festlegen der Organisations- und Veranstaltungsform mitZeitumfang

bull Methodensetting das sich aus der Definition der anderenStrukturelemente ergeben (zB aus den Lernzielen der Zielgruppe oder der Verwendungssituation)

weiter gelernt

Bei der Auswahl der Lernmedien sind die Zielgruppe und deren Lern-gewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge zu beachten Daruumlber hinaus richtet sich die Auswahl der Medien auch immer nach der Moumlglichkeit der Einbettung in das didaktische Konzept Wenn in einer Weiterbil-dung ein arbeitsprozessorientierter Ansatz gewaumlhlt wird koumlnnen Lern-unterlagen mit arbeitsbezogenen Lernaufgaben oder mit Leittexten die richtige Medienwahl sein

Methoden koumlnnen ausgewaumlhlt werden zB

bull nach der Zielstellung (zB zur Erschlieszligung von Inhalten zurEntwicklung von Beteiligung und Gruppenzusammenhang zur Ergebnissicherung und -vermittlung)

bull nach der Lernprozessphase

bull danach ob Teilnehmende eher mit vertrauten oder neuenMethoden arbeiten sollten oder

bull ob es eine vorwiegend informationsorientierte oder hand-lungsorientierte Konzeption ist

WIE ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Veranstaltungs- und Organisationsform mit welcher zeitlichen Beanspruchung erscheint den Zielen und der Zielgruppe gegenuumlber als angemessen

s Mit welchen Methodensettings wird gearbeitet

s Wie kann die Eigenaktivitaumlt und das selbststaumlndige Lernen methodisch angeregt werden

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WO UND WOMIT Lernort und Medien

Durch die Art und Weise wie die Teilnehmenden mit dem Lerngegen-stand in Beruumlhrung kommen werden Lernorte und Medien zum Traumlger des Lerngeschehens Bei der Auswahl der Lernorte und Medien im Rahmen einer Angebotsentwicklung sollte deshalb ein wesentlicher Schwerpunkt auf deren Begruumlndung fuumlr die didaktische Gestaltung gelegt werden

Lernorte erfuumlllen unter didaktischen Aspekten insbesondere die Aufgaben

bull handlungs- und praxisbezogen zu sein

bull einen breiten Interessenzugang und

bull ganzheitliche Bezuumlge zu ermoumlglichen (sozial inhaltlichpersoumlnlich emotional)

bull eine definierte Qualitaumlt aumlsthetisch aufzuweisen

Auch bei der Auswahl der Lernmedien sind Lerngewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge der Zielgruppe zu beachten (zB Uumlbung im Umgang mit dem Computer oder der Zugang zu einer Universitaumltsbibliothek)

Lernmedien sind alle unterstuumltzenden (multi-)medial aufbe-reiteten Unterlagen die auf Papier oder in informations-und kommunikationstechnologischen Geraumlten zur Verfuumlgung stehen

Lernmedien sollen dazu dienen unterstuumltzende Informationen fuumlr das Lernen und fuumlr die verschiedenen Sinneskanaumlle bereit zu stellen Sie sol-len veranschaulichen konkretisieren und einen Praxisbezug herstellen

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Mit Hilfe der Lernmedien sollen die Teilnehmenden Informationen auf-nehmen verarbeiten und abrufen koumlnnen Sie fungieren aber auch als Arbeitshilfe fuumlr selbstgesteuerte Lernprozesse der Teilnehmenden Daruumlber hinaus kann es auch darum gehen die Medienkompetenz der Lernenden zu foumlrdern und damit auf das selbstgesteuerte und selbst-organsierte Lernen auszligerhalb formalisierter Weiterbildungsszenarien vorzubereiten

Auch die Wahl der Medien ist durch die Lernziele oder -inhalte beein-flusst denn viele Vorgaumlnge (zB in der Mechanik oder Biologie) lassen sich durch multimediale und animierte Simulationen verdeutlichen wo-hingegen kompakte Formelsammlungen beispielsweise fuumlr das Lernen von physikalischen Formeln geeignet sind

Fuumlr die Gestaltung bdquoklassischerldquo Lernorte sind ua folgende Fragen handlungsleitend

s Wie viel Bewegungsraum muss vorhanden sein Was muss an Mobiliar vorhanden sein

s Welche Groumlszlige muss der Raum insgesamt haben welche Nebenraumlume sind ggf notwendig

s Von wie vielen Gruppen kann ein Raum parallel genutzt werden

s Welche Gestaltungsfreiheiten werden den Teilnehmenden eingeraumlumt

s Wie koumlnnen Lernergebnisse aufbewahrt oder dauerhaft dargestellt werden

s Welche Praumlsentations- und Projektionsflaumlchen sind notwendig

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Literatur und Quellen

Arnold R (2003) (Hrsg) Berufs- und Erwachsenenpaumldagogik Basis-wissen Paumldagogik Paumldagogische Arbeitsfelder Band 4 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler

Gerhard R (1992) Bedarfsermittlung in der Weiterbildung Beispiele und Erfahrungen Hrsg vom Arbeitskreis Universitaumlre Erwachsenenbil-dung eV Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler

GiesekeW (2008) Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwach-senenbildung In Studientexte fuumlr Erwachsenenbildung Bertelsmann Verlag Bielefeld

Loebe HSevering E (2007) (Hrsg) Handlungshilfen fuumlr Bildungsbe-rater Bildungsbedarfsanalyse Band 21 W Bertelsmann Verlag Biele-feld

Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2006) (Hrsg) Methodensammlung Anregungen und Beispiele fuumlr die Mode-ration URL httpwwwstandardsicherungschulministeriumnrwde methodensammlung (23062012)

Schlutz E (2006) Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwick-lung Waxmann Verlag Muumlnster

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Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse

Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig

Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt

Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt

So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot

ISBN 978-3-9814948-3-9

Page 5: Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung - kos-qualitaet.de gelernt_Heft 1... · E-Mail: info@kos-qualitaet.de Redaktion: Dr. Elke Scheffelt, Christine Schadeberg, Maximilian Göllner

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Arbeitsweise fuumlr ein bestimmtes Unternehmen ab Daraus entwickelt sich moumlglicherweise der Bedarf von verschiedenen Standorten aus gemeinsam an bestimmten Dokumenten zu arbeiten oder zunehmend interaktive Plattformen zum Datenaustausch zu nutzen Hieraus koumlnn-ten Weiterbildungsanbieter moumlgliche zukuumlnftige Bedarfe ableiten (zB Kompetenzen zur Generierung interaktiver Plattformen oder Netzwer-ke) Die Herausforderung der Bedarfsanalyse besteht deshalb darin diese Entwicklungstendenzen in den aktuellen Bedarfen zu erkennen

Eine weitere Herausforderung der Bildungsbedarfsanalyse besteht darin dass Bedarfe nicht in jedem Fall bewusst sind und von der Ziel-gruppe klar benannt werden koumlnnen So kann zwar der Bedarf nach etwas bestehen wenn dieser aber nicht durch einen Situationsbezug (zB eine Praumlsentation oder ein Geschaumlftsmeeting) bewusst wird kann er auch nicht klar benannt werden Hinzu kommt dass Bedarfe auch wenn sie bewusst sind nicht unbedingt konkret eingrenzbar sind und auch einem Wandel unterliegen So entsteht etwa durch die Teilnahme an einer Weiterbildung aus unserem oben beschriebenen Beispiel zur Anwendung eines Software-Programms der Bedarf nach einem Ver-tiefungskurs fuumlr Excel da sich zwischen den beiden Programmen sinn-volle Verknuumlpfungen erstellen lassen

Nicht zuletzt formulieren unterschiedliche Zielgruppen eine Vielzahl an Bedarfen die sich zum Teil auch widersprechen koumlnnen Die Bedarfsanalyse muss im Ergebnis deshalb entweder priorisieren oder Anforderungen und Interessen der unterschiedlichen Zielgruppen ab-stimmen Fuumlr unser Beispiel bedeutet das etwa dass sich das zu ent-wickelnde Angebot mindestens an zwei Zielgruppen richtet Zum einen an das Unternehmen welches erwartet dass seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter moumlglichst schnell mit dieser neuen Software arbeiten koumlnnen Zum anderen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst die an dem Kurs teilnehmen und die Software in ihren ganz spezi-fischen Arbeitszusammenhaumlngen einsetzen moumlchten Es besteht also einerseits der Bedarf nach einer generellen Einfuumlhrung in das Programm und andererseits bestehen moumlglicherweise sehr spezielle Anforderun-gen an die einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmer Um die unter-

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schiedlichen Bedarfe zu priorisieren muumlssen die einzelnen Facetten der jeweiligen Bedarfe in Form von Anforderungen und Interessensla-gen herausgearbeitet und einander gegenuumlbergestellt werden Fuumlr die Bedarfsanalyse bedeutet dies einen Such- und Erschlieszligungsprozess zu gestalten und zielgerichtet durchzufuumlhren Dieser Prozess sollte es Weiterbildungsanbietern ermoumlglichen uumlber die eigentliche Erfassung der Bedarfe hinaus moumlgliche zukuumlnftige Tendenzen zu erkennen und eine Grundlage zur Abwaumlgung unterschiedlicher Interessenlagen zu schaffen

Vor dem Hintergrund oft knapper personeller Ressourcen muumlssen Weiterbildungsanbieter ein praktikables Konzept von Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung in die anderen Unternehmensprozesse integrieren Dieses Konzept muss zum einen sicherstellen dass die Entwicklungen des relevanten Umfelds kontinuierlich erfasst werden Zum anderen muss eine vertiefende Bedarfsanalyse anlassbezogen zu spezifischen Fragestellungen durchgefuumlhrt werden koumlnnen Im Folgen-den wird eine moumlgliche Herangehensweise an eine Bedarfsanalyse und der sich daran anschlieszligenden Angebotsentwicklung vorgestellt

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Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung als strategische Unternehmensprozesse

Die Bedarfsanalyse hat Einfluss auf viele strategische Prozesse eines Bildungsanbieters ua auf die Angebotsplanung und -entwicklung das Marketing die konkrete Umsetzung der Bildungsangebote die Aus-gestaltung des Transfermanagements sowie die Evaluation der Bildungs-angebote Viele dieser Prozesse werden parallel und wiederholt umge-setzt bzw zu verschiedenen Zeitpunkten ausgefuumlhrt So wird zB eine Bedarfsanalyse nicht nur vor der Angebotsplanung und -entwicklung durchgefuumlhrt sondern auch unmittelbar vor der Umsetzung konkreter paumldagogischer Handlungen Zu diesem Zeitpunkt dient sie ua der Ermittlung individueller Lernbedarfe und der Analyse externer Einfluss-faktoren auf eine konkrete Lehr-Lern-Situation

Die Bedarfsanalyse im Vorfeld der Angebotsentwicklung soll jedoch Entscheidungen fuumlr die Angebotspolitik ausloumlsen und unterstuumltzen Konkret werden bisherige Angebote daraufhin uumlberpruumlft ob die Nach-frage weiterhin hoch ist ndash ob also ein weiterer Bedarf bestaumltigt werden kann Diese Angebote verbleiben im Portfolio Gleichzeitig muumlssen bestehende Angebote an veraumlnderte Bedarfe und Entwicklun-gen angepasst oder modifiziert werden Daneben koumlnnen im Ergebnis einer Bedarfsanalyse neue Bildungsangebote oder Angebotsbereiche entwickelt werden zB in Bezug auf neue Themenbereiche neue Ziel-gruppen oder die Ausdifferenzierung bisheriger Angebotsbereiche

Ausgangspunkt fuumlr die Veraumlnderung von Bildungsangeboten sind Ideen und Anstoumlszlige von innen und auszligen Diese ersten Ideen werden in der Angebotsplanung uumlberpruumlft und durch weitere Informationen ergaumlnzt Ziel ist es ein paumldagogisches Konzept zu entwickeln dessen Tragfaumlhig-keit und Umsetzbarkeit uumlberpruumlft werden kann

Die Angebotsentwicklung verlaumluft daher in drei Schritten Ideen und Anstoumlszlige aufgreifen Angebotskonzeption entwickeln und die Trag-faumlhigkeit dieser uumlberpruumlfen Die Bedarfsanalyse hat in den einzelnen Phasen der Angebotsentwicklung unterschiedliche Funktionen Zur

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Erschlieszligung von Ideen und Anstoumlszligen ist eine kontinuierliche Analyse der eigenen Leistungen sowie der Entwicklungen im Umfeld erforder-lich Zur Konkretisierung von einzelnen Ideen dient die Bedarfsanalyse der Erschlieszligung weiterer und vertiefender Informationen die fuumlr die Entwicklung einer Angebotskonzeption erforderlich sind

Ideen und Anstoumlszlige

Entwicklung einer Angebotskonzeption

Uumlberpruumlfung der Tragfaumlhigkeit der Konzeption

Konzeption einer Bedarfsanalyse

Die Annaumlherungen an die Begriffe sbquoBedarflsquo und sbquoBeduumlrfnisselsquo haben ge-zeigt dass sich hinter einem formulierten Bedarf auch eine Vielzahl von Interessen und Anforderungen unterschiedlichster Akteure verbergen koumlnnen Aus diesem Grund ist es als Basis fuumlr die Entwicklung eines Konzepts der Bedarfsanalyse empfehlenswert zunaumlchst eine Umfeld-analyse der Organisation durchzufuumlhren um ein umfassendes Bild der unterschiedlichen Einflussfaktoren zu erhalten Darauf aufbauend sollte eine Weiterbildungsorganisation fuumlr sich festlegen welche Erhebungs-instrumente und Erhebungsschwerpunkte sie fuumlr diesen Schritt aus-waumlhlen moumlchte

bull Bestimmen der Umfeldfaktoren deren Einfluss als wesent-lich und wichtig fuumlr die Bedarfsanalyse eingeschaumltzt wird (Umfeldanalyse)

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bull Systematisierung der Informationen zu den Umfeldfaktorendie kontinuierlich erhoben werden muumlssen um einen Uumlber-blick der aktuellen Entwicklungen sicherzustellen

bull Festlegen der Instrumente und Methoden um die Infor-mationen zu erheben sowie Bestimmung der Zustaumlndig-keiten und Rhythmen der Erhebung

Akteure Personen Gruppen oder Organisationen die in Bezug auf das Bildungsangebot Beteiligte oder Betroffene sind (direkt und indirekt) ndash sog Stakeholder

Faktoren (sachlich-inhaltlicher) Einfluss der auf die Organisation ohne das direkte Einwirken von Personen entsteht (wie zB durch gesellschaftliche politische wirtschaftliche demographische Entwicklungen Rahmenbedingungen oder Regularien)

Umfeldfaktoren bestimmen

Zunaumlchst werden alle Umfeldfaktoren ermittelt die Einfluss auf die Bildungsarbeit der Organisation haben (zB in einem Brainstorming) Bei den Einflussfaktoren des Umfelds auf die Organisation kann zwischen Akteuren und Faktoren unterschieden werden

Im Rahmen dieser Herangehensweise bietet es sich an das Umfeld in drei Ebenen zu gliedern und diese Ebenen dann systematisch zu analysieren

bull das interne Umfeld bezieht sich auf den Bildungsanbieterund die dort taumltigen Mitarbeiterinnen

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bull das nahe Umfeld konzentriert sich auf die Kundenbeziehungwobei der Kundenbegriff auf die jeweilige Branche und potentielle regulative Einfluumlsse zu erweitern ist

bull das ferne Umfeld umfasst die globalen Rahmenbedingungenhinsichtlich gesellschaftlicher technologischer oumlkono-mischer und politischer Faktoren

Umfeldfaktoren systematisieren

In einem zweiten Schritt werden alle identifizierten Umfeldfaktoren in einem sinnvollen Gruppierungsschema angeordnet um einen Uumlberblick zu ermoumlglichen Hier kann die Einteilung in internes nahes und fernes Umfeld hilfreich sein Moumlgliche andere Gruppierungskriterien koumlnnen sich aber auch nach folgenden Aspekten ausrichten

bull Auspraumlgung der Interaktion zwischen Organisation undUmfeldfaktor (zB Haumlufigkeit und IntensivitaumltDauer)

bull Aumlhnlichkeit der Akteure (zB Zielgruppe AuftraggeberMitanbieter)

bull Themenbereichen (zB Arbeitsmarkt Branche Bildungs-politik)

bull Einflussstaumlrke

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Umfeldfaktoren bewerten

Der letzte Schritt in der Umfeldanalyse ist die Bewertung des Einflus-ses der Umfeldfaktoren auf die Bildungsarbeit der Organisation Ziel dieses Schrittes ist es die bedeutenden Faktoren und Akteure von den weniger wichtigen zu unterscheiden und ein Ranking vorzunehmen Umfeldfaktoren mit einem eher geringen Einfluss koumlnnen durch die Or-ganisation vernachlaumlssigt werden um die vorhandenen Ressourcen fuumlr die Auseinandersetzung mit den wesentlichen zu buumlndeln Die Bewer-tung der Umfeldfaktoren kann zB in Form einer ABC-Analyse erfolgen (A=hoher Einfluss B=mittlerer Einfluss C=geringer Einfluss) Ist eine genauere Differenzierung noumltig kann die Bewertung auch entlang einer 5lsquoer Skala vorgenommen werden

Fernes Umfeld

Wissenschaft Politik

Technologie Wirtschaft

Gesellschaft

Nahes Umfeld

Auftraggeber Unternehmen Zielgruppen

Kunden Verbaumlnde

Konkurrenten

Internes Umfeld

Mitarbeiterinnen Teams Fach-

abteilungen

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Neben der Bewertung des Einflusses der Umfeldfaktoren auf die Bildungsarbeit der Organisation kann diese auch umgekehrt fuumlr den Einfluss der Organisationsaktivitaumlten auf die Umfeldfaktoren vorgenom-men werden

Erhebungsschwerpunkte und Instrumente auswaumlhlen

Nach Bestimmung der Umfeldfaktoren die in die kontinuierliche Bedarfsanalyse einbezogen werden sollte eine Praumlzisierung der zu erhebenden Informationen erfolgen dh welche konkreten Informatio-nen muumlssen zu den einzelnen Umfeldfaktoren ermittelt werden Nachfolgend haben wir beispielhaft einige Erhebungsschwerpunkte einer kontinuierlichen Bedarfsanalyse zusammengestellt

bull Leistungs- und Beteiligungsstatistik zu den bisherigenBildungsangeboten

bull Erfolgsstatistik abgeschlossener Teilnehmerinnen

bull Bildungsbedarfe und -beduumlrfnisse der Teilnehmenden inlaufenden Bildungsangeboten

bull Kompetenzen und Interessen der Dozentinnen

bull Taumltigkeits- und Qualifikationserfordernisse

bull aktuelle Entwicklungen in den Fachgebieten

bull Gesetze und Verordnungen

Der Bildungsanbieter steht wie schon aufgezeigt vielen unterschied-lichen Anforderungen und Erwartungen gegenuumlber Deshalb empfiehlt es sich bereits an dieser Stelle zu eroumlrtern ob die Anforderungen und Erwartungen der einzubeziehenden Umfeldfaktoren gegebenenfalls in einem Widerspruch zueinander stehen Ziel ist es den Umgang mit

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Widerspruumlchen in der Organisation festzulegen und den Handlungs-spielraum der Organisation im Umgang mit den verschiedenen Erwar-tungen und Anforderungen zu ermessen Eine Organisation kann an diesem Punkt versuchen entweder moumlglichst viele auch unterschied-liche Erwartungen und Anforderungen miteinander zu vereinbaren Oder sie kann sich auf die wichtigsten Umfeldfaktoren konzentrieren und deren Erwartungen und Anforderungen erfuumlllen

Nach der Bestimmung der zu erhebenden Informationen koumlnnen nun die geeigneten Erhebungsinstrumente ausgewaumlhlt werden Dabei handelt es sich zum einen um die typischen sozialwissenschaftlichen Erhebungsmethoden wie Beobachtung Befragung Inhaltsanalyse von Medien oder Statistiken Zum anderen eignen sich Instrumente wie Gespraumlche prognostische Verfahren Organisationsaufstellungen sowie moumlglicherweise ein Probeangebot

Unabhaumlngig von den einzelnen Instrumenten kann grundsaumltzlich zwi-schen qualitativen und quantitativen Methoden zur Erhebung von Infor-mationen unterschieden werden Mit quantitativen Methoden werden das Verhalten oder die Einstellungen durch zaumlhlbare Auspraumlgungen bestimmter Merkmale moumlglichst genau beschreibbar gemacht Sie bieten daher eine fundierte Grundlage fuumlr Vergleiche Die quantita-tive Erhebung eignet sich insbesondere bei groszligen Datenmengen und Stichproben

Qualitative Methoden beschreiben die Wirklichkeit anhand individueller Meinungen und Eindruumlcke sowie persoumlnlicher Aussagen uumlber Erwar-tungen Zielvorstellungen Handlungen oder Bewertungen Qualitative Methoden ermoumlglichen einen tiefen Informationsgehalt von Ergebnis-sen die allerdings (meist) keine repraumlsentativen zaumlhlbaren Aussagen machen koumlnnen

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Handlungsleitende Fragen zur Auswahl geeigneter Erhebungsinstrumente

Was koumlnnen die Instrumente fuumlr den geplanten Erhebungsumfang leisten

In welcher Form koumlnnen die erhobenen Informationen ausgewertet werden

Liegen Gefahren der Verfaumllschung (subjektive Inter-pretation Unvollstaumlndigkeit etc) vor

Werden die Informationen bei Akteuren (Personen Personengruppen Institutionen) erhoben sollte auch die Beziehung zu diesen bewertet werden

In welchem Verhaumlltnis steht die Organisation zu dem Akteur (Allianz Abhaumlngigkeit Konflikt)

Ist der Akteur gegenuumlber der Organisation positiv ambivalent oder negativ eingestellt

Ist der Akteur vor diesem Hintergrund aus-kunftswillig

Akte

ure

Info

rmat

ione

n

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Aufw

and

und

Ertra

g

Auszligerdem muss uumlberpruumlft werden ob das Aufbrin-gen der Ressourcen in einem angemessenen Verhaumllt-nis zum Ertrag steht

Welche Erfahrungen haben wir mit dem Einsatz der Instrumente zur Gewinnung von Informationen bisher gemacht Wer in unserer Organisation hat Erfahrung damit

Welcher Verlust wuumlrde durch ein weniger aufwaumlndiges Verfahren oder durch einen Verzicht auf das Vorhaben entstehen

Entwicklung eines Weiterbildungsangebotes

Die Bedarfsanalyse liefert Ideen die uumlberpruumlft und mit Hilfe weiterer Informationen vervollstaumlndigt werden muumlssen um daraus ein neues oder veraumlndertes Weiterbildungsangebot zu entwickeln Dieser Prozess bildet die Grundlage fuumlr das Zustandekommen der Maszlignahme (zB Dozenteninnensuche Ausschreibung des Angebots etc) sowie die nachfolgende Evaluation und Verbesserung der praktizierten Dienstleis-tung

Ein Modell fuumlr diesen Entwicklungsprozess beschreibt Erhard Schlutz (vgl Schlutz 2006) Das Modell besteht aus sechs Strukturelementen uumlber die in nahezu allen Angebotsplanungen entschieden werden muss ndash unabhaumlngig von Inhalten Angebotstypen und Organisationsformen der beruflichen und allgemeinen Weiterbildung

Die einzelnen Elemente stehen in einer Wechselwirkung zueinander aber in keiner Rangfolge In der Praxis hat es sich als sinnvoll erwiesen mit dem Strukturelement zu beginnen fuumlr das die meisten Informatio-nen vorliegen

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Leitende Fragestellungen im Hinblick auf die einzelnen Elemente sind

bull Wofuumlr soll ein Weiterbildungsangebot entworfen werden

bull Fuumlr wen ist das Weiterbildungsangebot von Nutzen

bull Wozu dient das Weiterbildungsangebot Welche Lernzielegibt es (Soll-Situation)

bull Was ist Inhalt des Weiterbildungsangebots

bull Wie soll das Weiterbildungsangebot methodischumgesetzt werden

bull Wo findet das Weiterbildungsangebot statt und welcheMedien werden eingesetzt

WOFUumlR Lebens- und Verwendungssituation

Die Lebens- und Verwendungssituation begruumlndet den Sinn und Zweck des Weiterbildungsangebots und gibt wesentliche Hinweise fuumlr die Gestaltung Spezifisch fuumlr Weiterbildungsangebote ist dass die erwor-benen Kompetenzen und Qualifikationen helfen sollen Anforderungs-situationen besser meistern zu koumlnnen Die Analyse von Lebens- und Verwendungssituationen ermoumlglicht die darin enthaltenden Problem-stellungen oder Aufgaben herauszuarbeiten und die benoumltigten Kom-petenzen zu prognostizieren

Eine Lebens- und Verwendungssituation ist zB

bull eine bereits erlebte Handlungssituation die durch dasIndividuum nicht oder nicht zufriedenstellend bewaumlltigt wurde

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bull eine kuumlnftige Situation mit spezifischen voraussehbarenoder schwer bestimmbaren Anforderungen

bull eine berufliche Situation zu deren Bewaumlltigung Kompeten-zen erforderlich sind

Im Ergebnis zeigt sich ob es sich bei der Idee um einen paumldagogisch zu bearbeitenden Bedarf handelt bzw welche Anteile des Problems durch Bildung bearbeitet werden koumlnnen

WOFUumlR ndash Fragen zur Bearbeitung

s Wofuumlr und im Hinblick auf welche konkrete Lebens- und Verwendungssituationen soll gelernt werden

s Welche Ergebnisse soll das Angebot in der Lebens- oder Arbeitspraxis ermoumlglichen

s Welche Problemstellungen und Anforderungen werden aus der Analyse der Lebens- und Verwendungssituation deutlich

s Welche Kompetenzen sind zu der Bewaumlltigung der Lebens- und Verwendungssituation erforderlich und in welcher Weise sowie unter welchen Bedingungen muumlssen diese angewendet werden

s Welche Eigenleistung wird von den Teilnehmenden erwartet damit die Verwendung des Gelernten wahr-scheinlich wird

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FUumlR WEN Zielgruppe und ihre Ausgangssituation

Ziel dieses Schrittes ist es Aufschluss uumlber Erwartungen und Beduumlrf-nisse von Kundinnen und Kunden zu erhalten um eine direkte und dauerhafte Ansprache der Zielgruppe zu ermoumlglichen Hierbei ist es wichtig und hilfreich Gruppen von Teilnehmenden mit aumlhnlichen Vor-aussetzungen und Lernzielen zu bilden

Ein besonderes Interesse im Rahmen der Bearbeitung dieses Struktur-elements gilt dabei den Vorkenntnissen der Lernenden Diese zeigen an wie viel Unterstuumltzung die Lernenden benoumltigen Probleme koumlnnen entstehen wenn die Teilnehmenden in unterschiedlichen Fachrichtun-gen ausgebildet wurden Sind groszlige Unterschiede vorhanden muss uumlberlegt werden auf welchem Weg diese ausgeglichen werden koumln-nen

Auch die Motivation und Lernbereitschaft der Teilnehmenden ist grund-legend Sie kann allerdings nur sehr allgemein beschrieben werden da sie individuell und situativ variiert und ua auch davon abhaumlngt ob die Teilnahme an dem Bildungsangebot freiwillig oder fremdbestimmt erfolgt Diese Fragen koumlnnten in einem ersten Beratungsgespraumlch oder mit einer Erwartungsabfrage zu Beginn der Veranstaltung ge-klaumlrt werden Ein Weiterbildungsanbieter kann Teilnehmende parallel zum eigentlichen Bildungsangebot auch darin unterstuumltzen sich neu zu orientieren und das Lernen zu begleiten Gleichzeitig koumlnnen sich noch weitere Anforderungen ergeben die bei der Entwicklung eines Angebots beruumlcksichtigt werden sollten (zB unterschiedliche Natio-nalitaumlten Kultur und Sprachen)

Die Analyse und Spezifizierung der Zielgruppe bietet die Grundlage fuumlr die Entwicklung des Bildungsangebots Aus der Bearbeitung dieser Aspekte wird deutlich welche Leistungen durch den Bildungsanbie-ter zu erbringen sind und welche Eigenleistungen den Teilnehmenden abverlangt werden koumlnnen

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FUumlR WEN ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Kompetenzen Lernvoraussetzungen Lern-schwierigkeiten koumlnnen vorausgesetzt werden

s Mit welcher Lernbereitschaft und mit welchen Lernbeduumlrfnissen ist zu rechnen

s Welche gemeinsamen Merkmale hat die Zielgruppe

s Welche Merkmale werden ggf stark heterogen sein

s Auf welche Weise werden noch interessante Informa-tionen zum Ist-Stand ermittelt

s Welche Leistungen sollten durch den Bildungsanbieter erbracht werden

s Welche Eigenleistung kann von den Teilnehmenden erwartet werden

WOZU Lernziele und -ergebnisse

In diesem Schritt geht es darum die Ziele und Ergebnisse zu praumlzi-sieren die durch das Bildungsangebot tatsaumlchlich erreicht werden koumlnnen und sollen Erst durch die Zielbeschreibung wird deutlich welche Lernerfordernisse das Bildungsangebot genau abdecken kann und welche Vorleistungen bei den Teilnehmenden vorausgesetzt werden muumlssen Lernziele sind in erster Linie Planungsinstrumente mit deren

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Hilfe ein Anbieter uumlberpruumlft ob seine Planungen zielgerichtet und realistisch sind Die Lerninteressen der Teilnehmenden sollten sowohl bei der Entwicklung des Konzepts als auch bei der tatsaumlchlichen Um-setzung mit einbezogen werden Im Rahmen der Angebotsplanung und Angebotsentwicklung handelt es sich dabei zuerst einmal um eine Beschreibung der angestrebten Lernergebnisse Im Bereich der beruflichen Weiterbildung gibt es dabei zunehmend die Tendenz Lern-ergebnisse in Form von Kompetenzen bzw beruflichen fachlichen und uumlberfachlichen Handlungskompetenzen darzustellen Diese Lernziele und Lernergebnisse muumlssen aber beobachtbar undoder messbar sein Das bedeutet am Ende eines Angebots oder einer Lernsequenz (bei laumlnger dauernden Bildungsangeboten) muss uumlberpruumlft werden koumlnnen ob die angestrebten LernzieleLernergebnisse auch erreicht wurden

Eine Schwierigkeit besteht darin dass Kompetenzen als solche gar nicht beobachtbar sind sondern sich erst durch Einsatz in konkreten Situationen spezifischen Problemen oder Anforderungen erschlieszligen Neben der Beschreibung der zu erwerbenden Fertigkeiten und Faumlhig-keiten muss deshalb umso mehr die konkrete Anwendungssituation beruumlcksichtigt werden Zu erreichende Lernergebnisse lassen sich daher nicht als Kompetenzen beschreiben sondern als Performanz Auszligerdem sollte moumlglichst auch die Form und die Auspraumlgung der Anwendung von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten in der jeweiligen Situation beschrieben werden Dies kann in der Regel durch folgende uumlbergrei-fende Kriterien geschehen

bull Komplexitaumlt der Aufgabenstellung (einfachestrukturierte Aufgaben versus vielseitige komplexe Problemstellungen)

bull Breite des Anwendungsbereichs (klar umschriebeneSituationen versus breites Anwendungsfeld)

bull Grad der Autonomie (Anwendung unter Anleitung versusautonom koordinierend anleitend)

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WOZU ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Lernziele sollen mit Hilfe des Bildungsangebots konkret erreicht werden

s Sind die Lernziele angemessen im Hinblick auf Bedarfe Voraussetzungen und Anwendungsziele des Gelernten

s Sind die Lernziele realistisch im Hinblick auf Zeit Stoffumfang methodischen Aufwand und Eigenleistung der Teilnehmenden

s Welche Abschluumlsse oder Zertifikate werden angestrebt und welche Implikationen hat das fuumlr die Lernziele

Verben zur Beschreibung der Kompetenzen

WissenVerstaumlndnis zusammenfassen darstellen (KenntnisReproduktion berichten skizzieren formu-von Informationen) lieren definieren bezeichnen

aufzeigen

Verstehen erlaumlutern folgern gegenuumlber-(etwas mit eigenen stellen einordnen veran-Woumlrtern erlaumlutern) schaulichen kategorisieren

unterscheiden sortieren

Anwenden (be)nutzen umsetzen durch-(Transfer von Wissen in fuumlhren erstellen praktizieren einen (neuen) Situati- uumlbertragen unterscheiden onskontext)

weiter gelernt

Analyse (komplexes Problem in uumlberschaubare Ein-heiten zerlegen eine Struktur erkennen)

unterscheiden bestimmen erproben ermitteln gegen-uumlberstellen (uumlber)pruumlfen interpretieren beobachten erschlieszligen untersuchen

Synthese (Wissenselemente aus verschiedenen Gebie-ten zu etwas Neuem zusammenfuumlgen)

ordnen zusammensetzen konstruieren modifizieren ableiten entwickeln entwer-fen konzipieren erzeugen organisieren

Beurteilung (Probleme anhand von Kriterien beurteilen und bewerten)

bewerten entscheiden gewichten einstufen begut-achten hinterfragen folgern einschaumltzen wuumlrdigen urteilen

WAS Inhalte

Auch die Entwicklung der Bildungsinhalte wird vor dem spezifischen Verwendungshintergrund gepruumlft Zentral ist welches Wissen von den Teilnehmenden tatsaumlchlich benoumltigt wird Gerade umfangreiche Stoffmengen sollten didaktisch reduziert werden um fuumlr die Lernenden fassbar zu werden

Die Reduktion kann beispielsweise nach zwei Prinzipien erfolgen

bull Konzentration auf das Grundlegende (dh die Heraus-arbeitung des Wesentlichen um den Kerninhalt als Teil des Ganzen zu erschlieszligen) oder

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weiter gelernt

bull Konzentration auf das Exemplarische (die Behandlung einestypischen praumlgnanten repraumlsentativen Falls um im Einzel-nen das Ganze zu vermitteln)

WAS ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Inhalte werden vermittelt Auf welche aktuellen Quellen stuumltzt sich diese Auswahl

s Welche Moumlglichkeiten der didaktischen Reduktion sind gegeben

s Ist die Inhaltsauswahl deutlich an den Lernzielen orientiert

s Gibt es wichtige Inhalte die sich in den Lernzielen bisher nicht widerspiegeln

s Gibt es erste Hinweise auf eine Strukturierung der Inhalte

WIE Organisationsform und Methoden

Im Rahmen der Angebotsentwicklung muumlssen schlieszliglich auch Organi-sationsform und Methoden des Bildungsangebots ausgewaumlhlt werden

bull Festlegen der Organisations- und Veranstaltungsform mitZeitumfang

bull Methodensetting das sich aus der Definition der anderenStrukturelemente ergeben (zB aus den Lernzielen der Zielgruppe oder der Verwendungssituation)

weiter gelernt

Bei der Auswahl der Lernmedien sind die Zielgruppe und deren Lern-gewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge zu beachten Daruumlber hinaus richtet sich die Auswahl der Medien auch immer nach der Moumlglichkeit der Einbettung in das didaktische Konzept Wenn in einer Weiterbil-dung ein arbeitsprozessorientierter Ansatz gewaumlhlt wird koumlnnen Lern-unterlagen mit arbeitsbezogenen Lernaufgaben oder mit Leittexten die richtige Medienwahl sein

Methoden koumlnnen ausgewaumlhlt werden zB

bull nach der Zielstellung (zB zur Erschlieszligung von Inhalten zurEntwicklung von Beteiligung und Gruppenzusammenhang zur Ergebnissicherung und -vermittlung)

bull nach der Lernprozessphase

bull danach ob Teilnehmende eher mit vertrauten oder neuenMethoden arbeiten sollten oder

bull ob es eine vorwiegend informationsorientierte oder hand-lungsorientierte Konzeption ist

WIE ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Veranstaltungs- und Organisationsform mit welcher zeitlichen Beanspruchung erscheint den Zielen und der Zielgruppe gegenuumlber als angemessen

s Mit welchen Methodensettings wird gearbeitet

s Wie kann die Eigenaktivitaumlt und das selbststaumlndige Lernen methodisch angeregt werden

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WO UND WOMIT Lernort und Medien

Durch die Art und Weise wie die Teilnehmenden mit dem Lerngegen-stand in Beruumlhrung kommen werden Lernorte und Medien zum Traumlger des Lerngeschehens Bei der Auswahl der Lernorte und Medien im Rahmen einer Angebotsentwicklung sollte deshalb ein wesentlicher Schwerpunkt auf deren Begruumlndung fuumlr die didaktische Gestaltung gelegt werden

Lernorte erfuumlllen unter didaktischen Aspekten insbesondere die Aufgaben

bull handlungs- und praxisbezogen zu sein

bull einen breiten Interessenzugang und

bull ganzheitliche Bezuumlge zu ermoumlglichen (sozial inhaltlichpersoumlnlich emotional)

bull eine definierte Qualitaumlt aumlsthetisch aufzuweisen

Auch bei der Auswahl der Lernmedien sind Lerngewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge der Zielgruppe zu beachten (zB Uumlbung im Umgang mit dem Computer oder der Zugang zu einer Universitaumltsbibliothek)

Lernmedien sind alle unterstuumltzenden (multi-)medial aufbe-reiteten Unterlagen die auf Papier oder in informations-und kommunikationstechnologischen Geraumlten zur Verfuumlgung stehen

Lernmedien sollen dazu dienen unterstuumltzende Informationen fuumlr das Lernen und fuumlr die verschiedenen Sinneskanaumlle bereit zu stellen Sie sol-len veranschaulichen konkretisieren und einen Praxisbezug herstellen

weiter gelernt

Mit Hilfe der Lernmedien sollen die Teilnehmenden Informationen auf-nehmen verarbeiten und abrufen koumlnnen Sie fungieren aber auch als Arbeitshilfe fuumlr selbstgesteuerte Lernprozesse der Teilnehmenden Daruumlber hinaus kann es auch darum gehen die Medienkompetenz der Lernenden zu foumlrdern und damit auf das selbstgesteuerte und selbst-organsierte Lernen auszligerhalb formalisierter Weiterbildungsszenarien vorzubereiten

Auch die Wahl der Medien ist durch die Lernziele oder -inhalte beein-flusst denn viele Vorgaumlnge (zB in der Mechanik oder Biologie) lassen sich durch multimediale und animierte Simulationen verdeutlichen wo-hingegen kompakte Formelsammlungen beispielsweise fuumlr das Lernen von physikalischen Formeln geeignet sind

Fuumlr die Gestaltung bdquoklassischerldquo Lernorte sind ua folgende Fragen handlungsleitend

s Wie viel Bewegungsraum muss vorhanden sein Was muss an Mobiliar vorhanden sein

s Welche Groumlszlige muss der Raum insgesamt haben welche Nebenraumlume sind ggf notwendig

s Von wie vielen Gruppen kann ein Raum parallel genutzt werden

s Welche Gestaltungsfreiheiten werden den Teilnehmenden eingeraumlumt

s Wie koumlnnen Lernergebnisse aufbewahrt oder dauerhaft dargestellt werden

s Welche Praumlsentations- und Projektionsflaumlchen sind notwendig

26 27

weiter gelernt

Literatur und Quellen

Arnold R (2003) (Hrsg) Berufs- und Erwachsenenpaumldagogik Basis-wissen Paumldagogik Paumldagogische Arbeitsfelder Band 4 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler

Gerhard R (1992) Bedarfsermittlung in der Weiterbildung Beispiele und Erfahrungen Hrsg vom Arbeitskreis Universitaumlre Erwachsenenbil-dung eV Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler

GiesekeW (2008) Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwach-senenbildung In Studientexte fuumlr Erwachsenenbildung Bertelsmann Verlag Bielefeld

Loebe HSevering E (2007) (Hrsg) Handlungshilfen fuumlr Bildungsbe-rater Bildungsbedarfsanalyse Band 21 W Bertelsmann Verlag Biele-feld

Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2006) (Hrsg) Methodensammlung Anregungen und Beispiele fuumlr die Mode-ration URL httpwwwstandardsicherungschulministeriumnrwde methodensammlung (23062012)

Schlutz E (2006) Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwick-lung Waxmann Verlag Muumlnster

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Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse

Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig

Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt

Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt

So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot

ISBN 978-3-9814948-3-9

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Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung als strategische Unternehmensprozesse

Die Bedarfsanalyse hat Einfluss auf viele strategische Prozesse eines Bildungsanbieters ua auf die Angebotsplanung und -entwicklung das Marketing die konkrete Umsetzung der Bildungsangebote die Aus-gestaltung des Transfermanagements sowie die Evaluation der Bildungs-angebote Viele dieser Prozesse werden parallel und wiederholt umge-setzt bzw zu verschiedenen Zeitpunkten ausgefuumlhrt So wird zB eine Bedarfsanalyse nicht nur vor der Angebotsplanung und -entwicklung durchgefuumlhrt sondern auch unmittelbar vor der Umsetzung konkreter paumldagogischer Handlungen Zu diesem Zeitpunkt dient sie ua der Ermittlung individueller Lernbedarfe und der Analyse externer Einfluss-faktoren auf eine konkrete Lehr-Lern-Situation

Die Bedarfsanalyse im Vorfeld der Angebotsentwicklung soll jedoch Entscheidungen fuumlr die Angebotspolitik ausloumlsen und unterstuumltzen Konkret werden bisherige Angebote daraufhin uumlberpruumlft ob die Nach-frage weiterhin hoch ist ndash ob also ein weiterer Bedarf bestaumltigt werden kann Diese Angebote verbleiben im Portfolio Gleichzeitig muumlssen bestehende Angebote an veraumlnderte Bedarfe und Entwicklun-gen angepasst oder modifiziert werden Daneben koumlnnen im Ergebnis einer Bedarfsanalyse neue Bildungsangebote oder Angebotsbereiche entwickelt werden zB in Bezug auf neue Themenbereiche neue Ziel-gruppen oder die Ausdifferenzierung bisheriger Angebotsbereiche

Ausgangspunkt fuumlr die Veraumlnderung von Bildungsangeboten sind Ideen und Anstoumlszlige von innen und auszligen Diese ersten Ideen werden in der Angebotsplanung uumlberpruumlft und durch weitere Informationen ergaumlnzt Ziel ist es ein paumldagogisches Konzept zu entwickeln dessen Tragfaumlhig-keit und Umsetzbarkeit uumlberpruumlft werden kann

Die Angebotsentwicklung verlaumluft daher in drei Schritten Ideen und Anstoumlszlige aufgreifen Angebotskonzeption entwickeln und die Trag-faumlhigkeit dieser uumlberpruumlfen Die Bedarfsanalyse hat in den einzelnen Phasen der Angebotsentwicklung unterschiedliche Funktionen Zur

weiter gelernt

Erschlieszligung von Ideen und Anstoumlszligen ist eine kontinuierliche Analyse der eigenen Leistungen sowie der Entwicklungen im Umfeld erforder-lich Zur Konkretisierung von einzelnen Ideen dient die Bedarfsanalyse der Erschlieszligung weiterer und vertiefender Informationen die fuumlr die Entwicklung einer Angebotskonzeption erforderlich sind

Ideen und Anstoumlszlige

Entwicklung einer Angebotskonzeption

Uumlberpruumlfung der Tragfaumlhigkeit der Konzeption

Konzeption einer Bedarfsanalyse

Die Annaumlherungen an die Begriffe sbquoBedarflsquo und sbquoBeduumlrfnisselsquo haben ge-zeigt dass sich hinter einem formulierten Bedarf auch eine Vielzahl von Interessen und Anforderungen unterschiedlichster Akteure verbergen koumlnnen Aus diesem Grund ist es als Basis fuumlr die Entwicklung eines Konzepts der Bedarfsanalyse empfehlenswert zunaumlchst eine Umfeld-analyse der Organisation durchzufuumlhren um ein umfassendes Bild der unterschiedlichen Einflussfaktoren zu erhalten Darauf aufbauend sollte eine Weiterbildungsorganisation fuumlr sich festlegen welche Erhebungs-instrumente und Erhebungsschwerpunkte sie fuumlr diesen Schritt aus-waumlhlen moumlchte

bull Bestimmen der Umfeldfaktoren deren Einfluss als wesent-lich und wichtig fuumlr die Bedarfsanalyse eingeschaumltzt wird (Umfeldanalyse)

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weiter gelernt

bull Systematisierung der Informationen zu den Umfeldfaktorendie kontinuierlich erhoben werden muumlssen um einen Uumlber-blick der aktuellen Entwicklungen sicherzustellen

bull Festlegen der Instrumente und Methoden um die Infor-mationen zu erheben sowie Bestimmung der Zustaumlndig-keiten und Rhythmen der Erhebung

Akteure Personen Gruppen oder Organisationen die in Bezug auf das Bildungsangebot Beteiligte oder Betroffene sind (direkt und indirekt) ndash sog Stakeholder

Faktoren (sachlich-inhaltlicher) Einfluss der auf die Organisation ohne das direkte Einwirken von Personen entsteht (wie zB durch gesellschaftliche politische wirtschaftliche demographische Entwicklungen Rahmenbedingungen oder Regularien)

Umfeldfaktoren bestimmen

Zunaumlchst werden alle Umfeldfaktoren ermittelt die Einfluss auf die Bildungsarbeit der Organisation haben (zB in einem Brainstorming) Bei den Einflussfaktoren des Umfelds auf die Organisation kann zwischen Akteuren und Faktoren unterschieden werden

Im Rahmen dieser Herangehensweise bietet es sich an das Umfeld in drei Ebenen zu gliedern und diese Ebenen dann systematisch zu analysieren

bull das interne Umfeld bezieht sich auf den Bildungsanbieterund die dort taumltigen Mitarbeiterinnen

weiter gelernt

bull das nahe Umfeld konzentriert sich auf die Kundenbeziehungwobei der Kundenbegriff auf die jeweilige Branche und potentielle regulative Einfluumlsse zu erweitern ist

bull das ferne Umfeld umfasst die globalen Rahmenbedingungenhinsichtlich gesellschaftlicher technologischer oumlkono-mischer und politischer Faktoren

Umfeldfaktoren systematisieren

In einem zweiten Schritt werden alle identifizierten Umfeldfaktoren in einem sinnvollen Gruppierungsschema angeordnet um einen Uumlberblick zu ermoumlglichen Hier kann die Einteilung in internes nahes und fernes Umfeld hilfreich sein Moumlgliche andere Gruppierungskriterien koumlnnen sich aber auch nach folgenden Aspekten ausrichten

bull Auspraumlgung der Interaktion zwischen Organisation undUmfeldfaktor (zB Haumlufigkeit und IntensivitaumltDauer)

bull Aumlhnlichkeit der Akteure (zB Zielgruppe AuftraggeberMitanbieter)

bull Themenbereichen (zB Arbeitsmarkt Branche Bildungs-politik)

bull Einflussstaumlrke

10 11

weiter gelernt

Umfeldfaktoren bewerten

Der letzte Schritt in der Umfeldanalyse ist die Bewertung des Einflus-ses der Umfeldfaktoren auf die Bildungsarbeit der Organisation Ziel dieses Schrittes ist es die bedeutenden Faktoren und Akteure von den weniger wichtigen zu unterscheiden und ein Ranking vorzunehmen Umfeldfaktoren mit einem eher geringen Einfluss koumlnnen durch die Or-ganisation vernachlaumlssigt werden um die vorhandenen Ressourcen fuumlr die Auseinandersetzung mit den wesentlichen zu buumlndeln Die Bewer-tung der Umfeldfaktoren kann zB in Form einer ABC-Analyse erfolgen (A=hoher Einfluss B=mittlerer Einfluss C=geringer Einfluss) Ist eine genauere Differenzierung noumltig kann die Bewertung auch entlang einer 5lsquoer Skala vorgenommen werden

Fernes Umfeld

Wissenschaft Politik

Technologie Wirtschaft

Gesellschaft

Nahes Umfeld

Auftraggeber Unternehmen Zielgruppen

Kunden Verbaumlnde

Konkurrenten

Internes Umfeld

Mitarbeiterinnen Teams Fach-

abteilungen

weiter gelernt

Neben der Bewertung des Einflusses der Umfeldfaktoren auf die Bildungsarbeit der Organisation kann diese auch umgekehrt fuumlr den Einfluss der Organisationsaktivitaumlten auf die Umfeldfaktoren vorgenom-men werden

Erhebungsschwerpunkte und Instrumente auswaumlhlen

Nach Bestimmung der Umfeldfaktoren die in die kontinuierliche Bedarfsanalyse einbezogen werden sollte eine Praumlzisierung der zu erhebenden Informationen erfolgen dh welche konkreten Informatio-nen muumlssen zu den einzelnen Umfeldfaktoren ermittelt werden Nachfolgend haben wir beispielhaft einige Erhebungsschwerpunkte einer kontinuierlichen Bedarfsanalyse zusammengestellt

bull Leistungs- und Beteiligungsstatistik zu den bisherigenBildungsangeboten

bull Erfolgsstatistik abgeschlossener Teilnehmerinnen

bull Bildungsbedarfe und -beduumlrfnisse der Teilnehmenden inlaufenden Bildungsangeboten

bull Kompetenzen und Interessen der Dozentinnen

bull Taumltigkeits- und Qualifikationserfordernisse

bull aktuelle Entwicklungen in den Fachgebieten

bull Gesetze und Verordnungen

Der Bildungsanbieter steht wie schon aufgezeigt vielen unterschied-lichen Anforderungen und Erwartungen gegenuumlber Deshalb empfiehlt es sich bereits an dieser Stelle zu eroumlrtern ob die Anforderungen und Erwartungen der einzubeziehenden Umfeldfaktoren gegebenenfalls in einem Widerspruch zueinander stehen Ziel ist es den Umgang mit

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weiter gelernt

Widerspruumlchen in der Organisation festzulegen und den Handlungs-spielraum der Organisation im Umgang mit den verschiedenen Erwar-tungen und Anforderungen zu ermessen Eine Organisation kann an diesem Punkt versuchen entweder moumlglichst viele auch unterschied-liche Erwartungen und Anforderungen miteinander zu vereinbaren Oder sie kann sich auf die wichtigsten Umfeldfaktoren konzentrieren und deren Erwartungen und Anforderungen erfuumlllen

Nach der Bestimmung der zu erhebenden Informationen koumlnnen nun die geeigneten Erhebungsinstrumente ausgewaumlhlt werden Dabei handelt es sich zum einen um die typischen sozialwissenschaftlichen Erhebungsmethoden wie Beobachtung Befragung Inhaltsanalyse von Medien oder Statistiken Zum anderen eignen sich Instrumente wie Gespraumlche prognostische Verfahren Organisationsaufstellungen sowie moumlglicherweise ein Probeangebot

Unabhaumlngig von den einzelnen Instrumenten kann grundsaumltzlich zwi-schen qualitativen und quantitativen Methoden zur Erhebung von Infor-mationen unterschieden werden Mit quantitativen Methoden werden das Verhalten oder die Einstellungen durch zaumlhlbare Auspraumlgungen bestimmter Merkmale moumlglichst genau beschreibbar gemacht Sie bieten daher eine fundierte Grundlage fuumlr Vergleiche Die quantita-tive Erhebung eignet sich insbesondere bei groszligen Datenmengen und Stichproben

Qualitative Methoden beschreiben die Wirklichkeit anhand individueller Meinungen und Eindruumlcke sowie persoumlnlicher Aussagen uumlber Erwar-tungen Zielvorstellungen Handlungen oder Bewertungen Qualitative Methoden ermoumlglichen einen tiefen Informationsgehalt von Ergebnis-sen die allerdings (meist) keine repraumlsentativen zaumlhlbaren Aussagen machen koumlnnen

weiter gelernt

Handlungsleitende Fragen zur Auswahl geeigneter Erhebungsinstrumente

Was koumlnnen die Instrumente fuumlr den geplanten Erhebungsumfang leisten

In welcher Form koumlnnen die erhobenen Informationen ausgewertet werden

Liegen Gefahren der Verfaumllschung (subjektive Inter-pretation Unvollstaumlndigkeit etc) vor

Werden die Informationen bei Akteuren (Personen Personengruppen Institutionen) erhoben sollte auch die Beziehung zu diesen bewertet werden

In welchem Verhaumlltnis steht die Organisation zu dem Akteur (Allianz Abhaumlngigkeit Konflikt)

Ist der Akteur gegenuumlber der Organisation positiv ambivalent oder negativ eingestellt

Ist der Akteur vor diesem Hintergrund aus-kunftswillig

Akte

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Info

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n

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weiter gelernt

Aufw

and

und

Ertra

g

Auszligerdem muss uumlberpruumlft werden ob das Aufbrin-gen der Ressourcen in einem angemessenen Verhaumllt-nis zum Ertrag steht

Welche Erfahrungen haben wir mit dem Einsatz der Instrumente zur Gewinnung von Informationen bisher gemacht Wer in unserer Organisation hat Erfahrung damit

Welcher Verlust wuumlrde durch ein weniger aufwaumlndiges Verfahren oder durch einen Verzicht auf das Vorhaben entstehen

Entwicklung eines Weiterbildungsangebotes

Die Bedarfsanalyse liefert Ideen die uumlberpruumlft und mit Hilfe weiterer Informationen vervollstaumlndigt werden muumlssen um daraus ein neues oder veraumlndertes Weiterbildungsangebot zu entwickeln Dieser Prozess bildet die Grundlage fuumlr das Zustandekommen der Maszlignahme (zB Dozenteninnensuche Ausschreibung des Angebots etc) sowie die nachfolgende Evaluation und Verbesserung der praktizierten Dienstleis-tung

Ein Modell fuumlr diesen Entwicklungsprozess beschreibt Erhard Schlutz (vgl Schlutz 2006) Das Modell besteht aus sechs Strukturelementen uumlber die in nahezu allen Angebotsplanungen entschieden werden muss ndash unabhaumlngig von Inhalten Angebotstypen und Organisationsformen der beruflichen und allgemeinen Weiterbildung

Die einzelnen Elemente stehen in einer Wechselwirkung zueinander aber in keiner Rangfolge In der Praxis hat es sich als sinnvoll erwiesen mit dem Strukturelement zu beginnen fuumlr das die meisten Informatio-nen vorliegen

weiter gelernt

Leitende Fragestellungen im Hinblick auf die einzelnen Elemente sind

bull Wofuumlr soll ein Weiterbildungsangebot entworfen werden

bull Fuumlr wen ist das Weiterbildungsangebot von Nutzen

bull Wozu dient das Weiterbildungsangebot Welche Lernzielegibt es (Soll-Situation)

bull Was ist Inhalt des Weiterbildungsangebots

bull Wie soll das Weiterbildungsangebot methodischumgesetzt werden

bull Wo findet das Weiterbildungsangebot statt und welcheMedien werden eingesetzt

WOFUumlR Lebens- und Verwendungssituation

Die Lebens- und Verwendungssituation begruumlndet den Sinn und Zweck des Weiterbildungsangebots und gibt wesentliche Hinweise fuumlr die Gestaltung Spezifisch fuumlr Weiterbildungsangebote ist dass die erwor-benen Kompetenzen und Qualifikationen helfen sollen Anforderungs-situationen besser meistern zu koumlnnen Die Analyse von Lebens- und Verwendungssituationen ermoumlglicht die darin enthaltenden Problem-stellungen oder Aufgaben herauszuarbeiten und die benoumltigten Kom-petenzen zu prognostizieren

Eine Lebens- und Verwendungssituation ist zB

bull eine bereits erlebte Handlungssituation die durch dasIndividuum nicht oder nicht zufriedenstellend bewaumlltigt wurde

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weiter gelernt

bull eine kuumlnftige Situation mit spezifischen voraussehbarenoder schwer bestimmbaren Anforderungen

bull eine berufliche Situation zu deren Bewaumlltigung Kompeten-zen erforderlich sind

Im Ergebnis zeigt sich ob es sich bei der Idee um einen paumldagogisch zu bearbeitenden Bedarf handelt bzw welche Anteile des Problems durch Bildung bearbeitet werden koumlnnen

WOFUumlR ndash Fragen zur Bearbeitung

s Wofuumlr und im Hinblick auf welche konkrete Lebens- und Verwendungssituationen soll gelernt werden

s Welche Ergebnisse soll das Angebot in der Lebens- oder Arbeitspraxis ermoumlglichen

s Welche Problemstellungen und Anforderungen werden aus der Analyse der Lebens- und Verwendungssituation deutlich

s Welche Kompetenzen sind zu der Bewaumlltigung der Lebens- und Verwendungssituation erforderlich und in welcher Weise sowie unter welchen Bedingungen muumlssen diese angewendet werden

s Welche Eigenleistung wird von den Teilnehmenden erwartet damit die Verwendung des Gelernten wahr-scheinlich wird

weiter gelernt

FUumlR WEN Zielgruppe und ihre Ausgangssituation

Ziel dieses Schrittes ist es Aufschluss uumlber Erwartungen und Beduumlrf-nisse von Kundinnen und Kunden zu erhalten um eine direkte und dauerhafte Ansprache der Zielgruppe zu ermoumlglichen Hierbei ist es wichtig und hilfreich Gruppen von Teilnehmenden mit aumlhnlichen Vor-aussetzungen und Lernzielen zu bilden

Ein besonderes Interesse im Rahmen der Bearbeitung dieses Struktur-elements gilt dabei den Vorkenntnissen der Lernenden Diese zeigen an wie viel Unterstuumltzung die Lernenden benoumltigen Probleme koumlnnen entstehen wenn die Teilnehmenden in unterschiedlichen Fachrichtun-gen ausgebildet wurden Sind groszlige Unterschiede vorhanden muss uumlberlegt werden auf welchem Weg diese ausgeglichen werden koumln-nen

Auch die Motivation und Lernbereitschaft der Teilnehmenden ist grund-legend Sie kann allerdings nur sehr allgemein beschrieben werden da sie individuell und situativ variiert und ua auch davon abhaumlngt ob die Teilnahme an dem Bildungsangebot freiwillig oder fremdbestimmt erfolgt Diese Fragen koumlnnten in einem ersten Beratungsgespraumlch oder mit einer Erwartungsabfrage zu Beginn der Veranstaltung ge-klaumlrt werden Ein Weiterbildungsanbieter kann Teilnehmende parallel zum eigentlichen Bildungsangebot auch darin unterstuumltzen sich neu zu orientieren und das Lernen zu begleiten Gleichzeitig koumlnnen sich noch weitere Anforderungen ergeben die bei der Entwicklung eines Angebots beruumlcksichtigt werden sollten (zB unterschiedliche Natio-nalitaumlten Kultur und Sprachen)

Die Analyse und Spezifizierung der Zielgruppe bietet die Grundlage fuumlr die Entwicklung des Bildungsangebots Aus der Bearbeitung dieser Aspekte wird deutlich welche Leistungen durch den Bildungsanbie-ter zu erbringen sind und welche Eigenleistungen den Teilnehmenden abverlangt werden koumlnnen

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weiter gelernt

FUumlR WEN ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Kompetenzen Lernvoraussetzungen Lern-schwierigkeiten koumlnnen vorausgesetzt werden

s Mit welcher Lernbereitschaft und mit welchen Lernbeduumlrfnissen ist zu rechnen

s Welche gemeinsamen Merkmale hat die Zielgruppe

s Welche Merkmale werden ggf stark heterogen sein

s Auf welche Weise werden noch interessante Informa-tionen zum Ist-Stand ermittelt

s Welche Leistungen sollten durch den Bildungsanbieter erbracht werden

s Welche Eigenleistung kann von den Teilnehmenden erwartet werden

WOZU Lernziele und -ergebnisse

In diesem Schritt geht es darum die Ziele und Ergebnisse zu praumlzi-sieren die durch das Bildungsangebot tatsaumlchlich erreicht werden koumlnnen und sollen Erst durch die Zielbeschreibung wird deutlich welche Lernerfordernisse das Bildungsangebot genau abdecken kann und welche Vorleistungen bei den Teilnehmenden vorausgesetzt werden muumlssen Lernziele sind in erster Linie Planungsinstrumente mit deren

weiter gelernt

Hilfe ein Anbieter uumlberpruumlft ob seine Planungen zielgerichtet und realistisch sind Die Lerninteressen der Teilnehmenden sollten sowohl bei der Entwicklung des Konzepts als auch bei der tatsaumlchlichen Um-setzung mit einbezogen werden Im Rahmen der Angebotsplanung und Angebotsentwicklung handelt es sich dabei zuerst einmal um eine Beschreibung der angestrebten Lernergebnisse Im Bereich der beruflichen Weiterbildung gibt es dabei zunehmend die Tendenz Lern-ergebnisse in Form von Kompetenzen bzw beruflichen fachlichen und uumlberfachlichen Handlungskompetenzen darzustellen Diese Lernziele und Lernergebnisse muumlssen aber beobachtbar undoder messbar sein Das bedeutet am Ende eines Angebots oder einer Lernsequenz (bei laumlnger dauernden Bildungsangeboten) muss uumlberpruumlft werden koumlnnen ob die angestrebten LernzieleLernergebnisse auch erreicht wurden

Eine Schwierigkeit besteht darin dass Kompetenzen als solche gar nicht beobachtbar sind sondern sich erst durch Einsatz in konkreten Situationen spezifischen Problemen oder Anforderungen erschlieszligen Neben der Beschreibung der zu erwerbenden Fertigkeiten und Faumlhig-keiten muss deshalb umso mehr die konkrete Anwendungssituation beruumlcksichtigt werden Zu erreichende Lernergebnisse lassen sich daher nicht als Kompetenzen beschreiben sondern als Performanz Auszligerdem sollte moumlglichst auch die Form und die Auspraumlgung der Anwendung von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten in der jeweiligen Situation beschrieben werden Dies kann in der Regel durch folgende uumlbergrei-fende Kriterien geschehen

bull Komplexitaumlt der Aufgabenstellung (einfachestrukturierte Aufgaben versus vielseitige komplexe Problemstellungen)

bull Breite des Anwendungsbereichs (klar umschriebeneSituationen versus breites Anwendungsfeld)

bull Grad der Autonomie (Anwendung unter Anleitung versusautonom koordinierend anleitend)

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weiter gelernt

WOZU ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Lernziele sollen mit Hilfe des Bildungsangebots konkret erreicht werden

s Sind die Lernziele angemessen im Hinblick auf Bedarfe Voraussetzungen und Anwendungsziele des Gelernten

s Sind die Lernziele realistisch im Hinblick auf Zeit Stoffumfang methodischen Aufwand und Eigenleistung der Teilnehmenden

s Welche Abschluumlsse oder Zertifikate werden angestrebt und welche Implikationen hat das fuumlr die Lernziele

Verben zur Beschreibung der Kompetenzen

WissenVerstaumlndnis zusammenfassen darstellen (KenntnisReproduktion berichten skizzieren formu-von Informationen) lieren definieren bezeichnen

aufzeigen

Verstehen erlaumlutern folgern gegenuumlber-(etwas mit eigenen stellen einordnen veran-Woumlrtern erlaumlutern) schaulichen kategorisieren

unterscheiden sortieren

Anwenden (be)nutzen umsetzen durch-(Transfer von Wissen in fuumlhren erstellen praktizieren einen (neuen) Situati- uumlbertragen unterscheiden onskontext)

weiter gelernt

Analyse (komplexes Problem in uumlberschaubare Ein-heiten zerlegen eine Struktur erkennen)

unterscheiden bestimmen erproben ermitteln gegen-uumlberstellen (uumlber)pruumlfen interpretieren beobachten erschlieszligen untersuchen

Synthese (Wissenselemente aus verschiedenen Gebie-ten zu etwas Neuem zusammenfuumlgen)

ordnen zusammensetzen konstruieren modifizieren ableiten entwickeln entwer-fen konzipieren erzeugen organisieren

Beurteilung (Probleme anhand von Kriterien beurteilen und bewerten)

bewerten entscheiden gewichten einstufen begut-achten hinterfragen folgern einschaumltzen wuumlrdigen urteilen

WAS Inhalte

Auch die Entwicklung der Bildungsinhalte wird vor dem spezifischen Verwendungshintergrund gepruumlft Zentral ist welches Wissen von den Teilnehmenden tatsaumlchlich benoumltigt wird Gerade umfangreiche Stoffmengen sollten didaktisch reduziert werden um fuumlr die Lernenden fassbar zu werden

Die Reduktion kann beispielsweise nach zwei Prinzipien erfolgen

bull Konzentration auf das Grundlegende (dh die Heraus-arbeitung des Wesentlichen um den Kerninhalt als Teil des Ganzen zu erschlieszligen) oder

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bull Konzentration auf das Exemplarische (die Behandlung einestypischen praumlgnanten repraumlsentativen Falls um im Einzel-nen das Ganze zu vermitteln)

WAS ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Inhalte werden vermittelt Auf welche aktuellen Quellen stuumltzt sich diese Auswahl

s Welche Moumlglichkeiten der didaktischen Reduktion sind gegeben

s Ist die Inhaltsauswahl deutlich an den Lernzielen orientiert

s Gibt es wichtige Inhalte die sich in den Lernzielen bisher nicht widerspiegeln

s Gibt es erste Hinweise auf eine Strukturierung der Inhalte

WIE Organisationsform und Methoden

Im Rahmen der Angebotsentwicklung muumlssen schlieszliglich auch Organi-sationsform und Methoden des Bildungsangebots ausgewaumlhlt werden

bull Festlegen der Organisations- und Veranstaltungsform mitZeitumfang

bull Methodensetting das sich aus der Definition der anderenStrukturelemente ergeben (zB aus den Lernzielen der Zielgruppe oder der Verwendungssituation)

weiter gelernt

Bei der Auswahl der Lernmedien sind die Zielgruppe und deren Lern-gewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge zu beachten Daruumlber hinaus richtet sich die Auswahl der Medien auch immer nach der Moumlglichkeit der Einbettung in das didaktische Konzept Wenn in einer Weiterbil-dung ein arbeitsprozessorientierter Ansatz gewaumlhlt wird koumlnnen Lern-unterlagen mit arbeitsbezogenen Lernaufgaben oder mit Leittexten die richtige Medienwahl sein

Methoden koumlnnen ausgewaumlhlt werden zB

bull nach der Zielstellung (zB zur Erschlieszligung von Inhalten zurEntwicklung von Beteiligung und Gruppenzusammenhang zur Ergebnissicherung und -vermittlung)

bull nach der Lernprozessphase

bull danach ob Teilnehmende eher mit vertrauten oder neuenMethoden arbeiten sollten oder

bull ob es eine vorwiegend informationsorientierte oder hand-lungsorientierte Konzeption ist

WIE ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Veranstaltungs- und Organisationsform mit welcher zeitlichen Beanspruchung erscheint den Zielen und der Zielgruppe gegenuumlber als angemessen

s Mit welchen Methodensettings wird gearbeitet

s Wie kann die Eigenaktivitaumlt und das selbststaumlndige Lernen methodisch angeregt werden

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WO UND WOMIT Lernort und Medien

Durch die Art und Weise wie die Teilnehmenden mit dem Lerngegen-stand in Beruumlhrung kommen werden Lernorte und Medien zum Traumlger des Lerngeschehens Bei der Auswahl der Lernorte und Medien im Rahmen einer Angebotsentwicklung sollte deshalb ein wesentlicher Schwerpunkt auf deren Begruumlndung fuumlr die didaktische Gestaltung gelegt werden

Lernorte erfuumlllen unter didaktischen Aspekten insbesondere die Aufgaben

bull handlungs- und praxisbezogen zu sein

bull einen breiten Interessenzugang und

bull ganzheitliche Bezuumlge zu ermoumlglichen (sozial inhaltlichpersoumlnlich emotional)

bull eine definierte Qualitaumlt aumlsthetisch aufzuweisen

Auch bei der Auswahl der Lernmedien sind Lerngewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge der Zielgruppe zu beachten (zB Uumlbung im Umgang mit dem Computer oder der Zugang zu einer Universitaumltsbibliothek)

Lernmedien sind alle unterstuumltzenden (multi-)medial aufbe-reiteten Unterlagen die auf Papier oder in informations-und kommunikationstechnologischen Geraumlten zur Verfuumlgung stehen

Lernmedien sollen dazu dienen unterstuumltzende Informationen fuumlr das Lernen und fuumlr die verschiedenen Sinneskanaumlle bereit zu stellen Sie sol-len veranschaulichen konkretisieren und einen Praxisbezug herstellen

weiter gelernt

Mit Hilfe der Lernmedien sollen die Teilnehmenden Informationen auf-nehmen verarbeiten und abrufen koumlnnen Sie fungieren aber auch als Arbeitshilfe fuumlr selbstgesteuerte Lernprozesse der Teilnehmenden Daruumlber hinaus kann es auch darum gehen die Medienkompetenz der Lernenden zu foumlrdern und damit auf das selbstgesteuerte und selbst-organsierte Lernen auszligerhalb formalisierter Weiterbildungsszenarien vorzubereiten

Auch die Wahl der Medien ist durch die Lernziele oder -inhalte beein-flusst denn viele Vorgaumlnge (zB in der Mechanik oder Biologie) lassen sich durch multimediale und animierte Simulationen verdeutlichen wo-hingegen kompakte Formelsammlungen beispielsweise fuumlr das Lernen von physikalischen Formeln geeignet sind

Fuumlr die Gestaltung bdquoklassischerldquo Lernorte sind ua folgende Fragen handlungsleitend

s Wie viel Bewegungsraum muss vorhanden sein Was muss an Mobiliar vorhanden sein

s Welche Groumlszlige muss der Raum insgesamt haben welche Nebenraumlume sind ggf notwendig

s Von wie vielen Gruppen kann ein Raum parallel genutzt werden

s Welche Gestaltungsfreiheiten werden den Teilnehmenden eingeraumlumt

s Wie koumlnnen Lernergebnisse aufbewahrt oder dauerhaft dargestellt werden

s Welche Praumlsentations- und Projektionsflaumlchen sind notwendig

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Literatur und Quellen

Arnold R (2003) (Hrsg) Berufs- und Erwachsenenpaumldagogik Basis-wissen Paumldagogik Paumldagogische Arbeitsfelder Band 4 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler

Gerhard R (1992) Bedarfsermittlung in der Weiterbildung Beispiele und Erfahrungen Hrsg vom Arbeitskreis Universitaumlre Erwachsenenbil-dung eV Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler

GiesekeW (2008) Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwach-senenbildung In Studientexte fuumlr Erwachsenenbildung Bertelsmann Verlag Bielefeld

Loebe HSevering E (2007) (Hrsg) Handlungshilfen fuumlr Bildungsbe-rater Bildungsbedarfsanalyse Band 21 W Bertelsmann Verlag Biele-feld

Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2006) (Hrsg) Methodensammlung Anregungen und Beispiele fuumlr die Mode-ration URL httpwwwstandardsicherungschulministeriumnrwde methodensammlung (23062012)

Schlutz E (2006) Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwick-lung Waxmann Verlag Muumlnster

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Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse

Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig

Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt

Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt

So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot

ISBN 978-3-9814948-3-9

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weiter gelernt

bull Systematisierung der Informationen zu den Umfeldfaktorendie kontinuierlich erhoben werden muumlssen um einen Uumlber-blick der aktuellen Entwicklungen sicherzustellen

bull Festlegen der Instrumente und Methoden um die Infor-mationen zu erheben sowie Bestimmung der Zustaumlndig-keiten und Rhythmen der Erhebung

Akteure Personen Gruppen oder Organisationen die in Bezug auf das Bildungsangebot Beteiligte oder Betroffene sind (direkt und indirekt) ndash sog Stakeholder

Faktoren (sachlich-inhaltlicher) Einfluss der auf die Organisation ohne das direkte Einwirken von Personen entsteht (wie zB durch gesellschaftliche politische wirtschaftliche demographische Entwicklungen Rahmenbedingungen oder Regularien)

Umfeldfaktoren bestimmen

Zunaumlchst werden alle Umfeldfaktoren ermittelt die Einfluss auf die Bildungsarbeit der Organisation haben (zB in einem Brainstorming) Bei den Einflussfaktoren des Umfelds auf die Organisation kann zwischen Akteuren und Faktoren unterschieden werden

Im Rahmen dieser Herangehensweise bietet es sich an das Umfeld in drei Ebenen zu gliedern und diese Ebenen dann systematisch zu analysieren

bull das interne Umfeld bezieht sich auf den Bildungsanbieterund die dort taumltigen Mitarbeiterinnen

weiter gelernt

bull das nahe Umfeld konzentriert sich auf die Kundenbeziehungwobei der Kundenbegriff auf die jeweilige Branche und potentielle regulative Einfluumlsse zu erweitern ist

bull das ferne Umfeld umfasst die globalen Rahmenbedingungenhinsichtlich gesellschaftlicher technologischer oumlkono-mischer und politischer Faktoren

Umfeldfaktoren systematisieren

In einem zweiten Schritt werden alle identifizierten Umfeldfaktoren in einem sinnvollen Gruppierungsschema angeordnet um einen Uumlberblick zu ermoumlglichen Hier kann die Einteilung in internes nahes und fernes Umfeld hilfreich sein Moumlgliche andere Gruppierungskriterien koumlnnen sich aber auch nach folgenden Aspekten ausrichten

bull Auspraumlgung der Interaktion zwischen Organisation undUmfeldfaktor (zB Haumlufigkeit und IntensivitaumltDauer)

bull Aumlhnlichkeit der Akteure (zB Zielgruppe AuftraggeberMitanbieter)

bull Themenbereichen (zB Arbeitsmarkt Branche Bildungs-politik)

bull Einflussstaumlrke

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Umfeldfaktoren bewerten

Der letzte Schritt in der Umfeldanalyse ist die Bewertung des Einflus-ses der Umfeldfaktoren auf die Bildungsarbeit der Organisation Ziel dieses Schrittes ist es die bedeutenden Faktoren und Akteure von den weniger wichtigen zu unterscheiden und ein Ranking vorzunehmen Umfeldfaktoren mit einem eher geringen Einfluss koumlnnen durch die Or-ganisation vernachlaumlssigt werden um die vorhandenen Ressourcen fuumlr die Auseinandersetzung mit den wesentlichen zu buumlndeln Die Bewer-tung der Umfeldfaktoren kann zB in Form einer ABC-Analyse erfolgen (A=hoher Einfluss B=mittlerer Einfluss C=geringer Einfluss) Ist eine genauere Differenzierung noumltig kann die Bewertung auch entlang einer 5lsquoer Skala vorgenommen werden

Fernes Umfeld

Wissenschaft Politik

Technologie Wirtschaft

Gesellschaft

Nahes Umfeld

Auftraggeber Unternehmen Zielgruppen

Kunden Verbaumlnde

Konkurrenten

Internes Umfeld

Mitarbeiterinnen Teams Fach-

abteilungen

weiter gelernt

Neben der Bewertung des Einflusses der Umfeldfaktoren auf die Bildungsarbeit der Organisation kann diese auch umgekehrt fuumlr den Einfluss der Organisationsaktivitaumlten auf die Umfeldfaktoren vorgenom-men werden

Erhebungsschwerpunkte und Instrumente auswaumlhlen

Nach Bestimmung der Umfeldfaktoren die in die kontinuierliche Bedarfsanalyse einbezogen werden sollte eine Praumlzisierung der zu erhebenden Informationen erfolgen dh welche konkreten Informatio-nen muumlssen zu den einzelnen Umfeldfaktoren ermittelt werden Nachfolgend haben wir beispielhaft einige Erhebungsschwerpunkte einer kontinuierlichen Bedarfsanalyse zusammengestellt

bull Leistungs- und Beteiligungsstatistik zu den bisherigenBildungsangeboten

bull Erfolgsstatistik abgeschlossener Teilnehmerinnen

bull Bildungsbedarfe und -beduumlrfnisse der Teilnehmenden inlaufenden Bildungsangeboten

bull Kompetenzen und Interessen der Dozentinnen

bull Taumltigkeits- und Qualifikationserfordernisse

bull aktuelle Entwicklungen in den Fachgebieten

bull Gesetze und Verordnungen

Der Bildungsanbieter steht wie schon aufgezeigt vielen unterschied-lichen Anforderungen und Erwartungen gegenuumlber Deshalb empfiehlt es sich bereits an dieser Stelle zu eroumlrtern ob die Anforderungen und Erwartungen der einzubeziehenden Umfeldfaktoren gegebenenfalls in einem Widerspruch zueinander stehen Ziel ist es den Umgang mit

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weiter gelernt

Widerspruumlchen in der Organisation festzulegen und den Handlungs-spielraum der Organisation im Umgang mit den verschiedenen Erwar-tungen und Anforderungen zu ermessen Eine Organisation kann an diesem Punkt versuchen entweder moumlglichst viele auch unterschied-liche Erwartungen und Anforderungen miteinander zu vereinbaren Oder sie kann sich auf die wichtigsten Umfeldfaktoren konzentrieren und deren Erwartungen und Anforderungen erfuumlllen

Nach der Bestimmung der zu erhebenden Informationen koumlnnen nun die geeigneten Erhebungsinstrumente ausgewaumlhlt werden Dabei handelt es sich zum einen um die typischen sozialwissenschaftlichen Erhebungsmethoden wie Beobachtung Befragung Inhaltsanalyse von Medien oder Statistiken Zum anderen eignen sich Instrumente wie Gespraumlche prognostische Verfahren Organisationsaufstellungen sowie moumlglicherweise ein Probeangebot

Unabhaumlngig von den einzelnen Instrumenten kann grundsaumltzlich zwi-schen qualitativen und quantitativen Methoden zur Erhebung von Infor-mationen unterschieden werden Mit quantitativen Methoden werden das Verhalten oder die Einstellungen durch zaumlhlbare Auspraumlgungen bestimmter Merkmale moumlglichst genau beschreibbar gemacht Sie bieten daher eine fundierte Grundlage fuumlr Vergleiche Die quantita-tive Erhebung eignet sich insbesondere bei groszligen Datenmengen und Stichproben

Qualitative Methoden beschreiben die Wirklichkeit anhand individueller Meinungen und Eindruumlcke sowie persoumlnlicher Aussagen uumlber Erwar-tungen Zielvorstellungen Handlungen oder Bewertungen Qualitative Methoden ermoumlglichen einen tiefen Informationsgehalt von Ergebnis-sen die allerdings (meist) keine repraumlsentativen zaumlhlbaren Aussagen machen koumlnnen

weiter gelernt

Handlungsleitende Fragen zur Auswahl geeigneter Erhebungsinstrumente

Was koumlnnen die Instrumente fuumlr den geplanten Erhebungsumfang leisten

In welcher Form koumlnnen die erhobenen Informationen ausgewertet werden

Liegen Gefahren der Verfaumllschung (subjektive Inter-pretation Unvollstaumlndigkeit etc) vor

Werden die Informationen bei Akteuren (Personen Personengruppen Institutionen) erhoben sollte auch die Beziehung zu diesen bewertet werden

In welchem Verhaumlltnis steht die Organisation zu dem Akteur (Allianz Abhaumlngigkeit Konflikt)

Ist der Akteur gegenuumlber der Organisation positiv ambivalent oder negativ eingestellt

Ist der Akteur vor diesem Hintergrund aus-kunftswillig

Akte

ure

Info

rmat

ione

n

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weiter gelernt

Aufw

and

und

Ertra

g

Auszligerdem muss uumlberpruumlft werden ob das Aufbrin-gen der Ressourcen in einem angemessenen Verhaumllt-nis zum Ertrag steht

Welche Erfahrungen haben wir mit dem Einsatz der Instrumente zur Gewinnung von Informationen bisher gemacht Wer in unserer Organisation hat Erfahrung damit

Welcher Verlust wuumlrde durch ein weniger aufwaumlndiges Verfahren oder durch einen Verzicht auf das Vorhaben entstehen

Entwicklung eines Weiterbildungsangebotes

Die Bedarfsanalyse liefert Ideen die uumlberpruumlft und mit Hilfe weiterer Informationen vervollstaumlndigt werden muumlssen um daraus ein neues oder veraumlndertes Weiterbildungsangebot zu entwickeln Dieser Prozess bildet die Grundlage fuumlr das Zustandekommen der Maszlignahme (zB Dozenteninnensuche Ausschreibung des Angebots etc) sowie die nachfolgende Evaluation und Verbesserung der praktizierten Dienstleis-tung

Ein Modell fuumlr diesen Entwicklungsprozess beschreibt Erhard Schlutz (vgl Schlutz 2006) Das Modell besteht aus sechs Strukturelementen uumlber die in nahezu allen Angebotsplanungen entschieden werden muss ndash unabhaumlngig von Inhalten Angebotstypen und Organisationsformen der beruflichen und allgemeinen Weiterbildung

Die einzelnen Elemente stehen in einer Wechselwirkung zueinander aber in keiner Rangfolge In der Praxis hat es sich als sinnvoll erwiesen mit dem Strukturelement zu beginnen fuumlr das die meisten Informatio-nen vorliegen

weiter gelernt

Leitende Fragestellungen im Hinblick auf die einzelnen Elemente sind

bull Wofuumlr soll ein Weiterbildungsangebot entworfen werden

bull Fuumlr wen ist das Weiterbildungsangebot von Nutzen

bull Wozu dient das Weiterbildungsangebot Welche Lernzielegibt es (Soll-Situation)

bull Was ist Inhalt des Weiterbildungsangebots

bull Wie soll das Weiterbildungsangebot methodischumgesetzt werden

bull Wo findet das Weiterbildungsangebot statt und welcheMedien werden eingesetzt

WOFUumlR Lebens- und Verwendungssituation

Die Lebens- und Verwendungssituation begruumlndet den Sinn und Zweck des Weiterbildungsangebots und gibt wesentliche Hinweise fuumlr die Gestaltung Spezifisch fuumlr Weiterbildungsangebote ist dass die erwor-benen Kompetenzen und Qualifikationen helfen sollen Anforderungs-situationen besser meistern zu koumlnnen Die Analyse von Lebens- und Verwendungssituationen ermoumlglicht die darin enthaltenden Problem-stellungen oder Aufgaben herauszuarbeiten und die benoumltigten Kom-petenzen zu prognostizieren

Eine Lebens- und Verwendungssituation ist zB

bull eine bereits erlebte Handlungssituation die durch dasIndividuum nicht oder nicht zufriedenstellend bewaumlltigt wurde

16 17

weiter gelernt

bull eine kuumlnftige Situation mit spezifischen voraussehbarenoder schwer bestimmbaren Anforderungen

bull eine berufliche Situation zu deren Bewaumlltigung Kompeten-zen erforderlich sind

Im Ergebnis zeigt sich ob es sich bei der Idee um einen paumldagogisch zu bearbeitenden Bedarf handelt bzw welche Anteile des Problems durch Bildung bearbeitet werden koumlnnen

WOFUumlR ndash Fragen zur Bearbeitung

s Wofuumlr und im Hinblick auf welche konkrete Lebens- und Verwendungssituationen soll gelernt werden

s Welche Ergebnisse soll das Angebot in der Lebens- oder Arbeitspraxis ermoumlglichen

s Welche Problemstellungen und Anforderungen werden aus der Analyse der Lebens- und Verwendungssituation deutlich

s Welche Kompetenzen sind zu der Bewaumlltigung der Lebens- und Verwendungssituation erforderlich und in welcher Weise sowie unter welchen Bedingungen muumlssen diese angewendet werden

s Welche Eigenleistung wird von den Teilnehmenden erwartet damit die Verwendung des Gelernten wahr-scheinlich wird

weiter gelernt

FUumlR WEN Zielgruppe und ihre Ausgangssituation

Ziel dieses Schrittes ist es Aufschluss uumlber Erwartungen und Beduumlrf-nisse von Kundinnen und Kunden zu erhalten um eine direkte und dauerhafte Ansprache der Zielgruppe zu ermoumlglichen Hierbei ist es wichtig und hilfreich Gruppen von Teilnehmenden mit aumlhnlichen Vor-aussetzungen und Lernzielen zu bilden

Ein besonderes Interesse im Rahmen der Bearbeitung dieses Struktur-elements gilt dabei den Vorkenntnissen der Lernenden Diese zeigen an wie viel Unterstuumltzung die Lernenden benoumltigen Probleme koumlnnen entstehen wenn die Teilnehmenden in unterschiedlichen Fachrichtun-gen ausgebildet wurden Sind groszlige Unterschiede vorhanden muss uumlberlegt werden auf welchem Weg diese ausgeglichen werden koumln-nen

Auch die Motivation und Lernbereitschaft der Teilnehmenden ist grund-legend Sie kann allerdings nur sehr allgemein beschrieben werden da sie individuell und situativ variiert und ua auch davon abhaumlngt ob die Teilnahme an dem Bildungsangebot freiwillig oder fremdbestimmt erfolgt Diese Fragen koumlnnten in einem ersten Beratungsgespraumlch oder mit einer Erwartungsabfrage zu Beginn der Veranstaltung ge-klaumlrt werden Ein Weiterbildungsanbieter kann Teilnehmende parallel zum eigentlichen Bildungsangebot auch darin unterstuumltzen sich neu zu orientieren und das Lernen zu begleiten Gleichzeitig koumlnnen sich noch weitere Anforderungen ergeben die bei der Entwicklung eines Angebots beruumlcksichtigt werden sollten (zB unterschiedliche Natio-nalitaumlten Kultur und Sprachen)

Die Analyse und Spezifizierung der Zielgruppe bietet die Grundlage fuumlr die Entwicklung des Bildungsangebots Aus der Bearbeitung dieser Aspekte wird deutlich welche Leistungen durch den Bildungsanbie-ter zu erbringen sind und welche Eigenleistungen den Teilnehmenden abverlangt werden koumlnnen

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weiter gelernt

FUumlR WEN ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Kompetenzen Lernvoraussetzungen Lern-schwierigkeiten koumlnnen vorausgesetzt werden

s Mit welcher Lernbereitschaft und mit welchen Lernbeduumlrfnissen ist zu rechnen

s Welche gemeinsamen Merkmale hat die Zielgruppe

s Welche Merkmale werden ggf stark heterogen sein

s Auf welche Weise werden noch interessante Informa-tionen zum Ist-Stand ermittelt

s Welche Leistungen sollten durch den Bildungsanbieter erbracht werden

s Welche Eigenleistung kann von den Teilnehmenden erwartet werden

WOZU Lernziele und -ergebnisse

In diesem Schritt geht es darum die Ziele und Ergebnisse zu praumlzi-sieren die durch das Bildungsangebot tatsaumlchlich erreicht werden koumlnnen und sollen Erst durch die Zielbeschreibung wird deutlich welche Lernerfordernisse das Bildungsangebot genau abdecken kann und welche Vorleistungen bei den Teilnehmenden vorausgesetzt werden muumlssen Lernziele sind in erster Linie Planungsinstrumente mit deren

weiter gelernt

Hilfe ein Anbieter uumlberpruumlft ob seine Planungen zielgerichtet und realistisch sind Die Lerninteressen der Teilnehmenden sollten sowohl bei der Entwicklung des Konzepts als auch bei der tatsaumlchlichen Um-setzung mit einbezogen werden Im Rahmen der Angebotsplanung und Angebotsentwicklung handelt es sich dabei zuerst einmal um eine Beschreibung der angestrebten Lernergebnisse Im Bereich der beruflichen Weiterbildung gibt es dabei zunehmend die Tendenz Lern-ergebnisse in Form von Kompetenzen bzw beruflichen fachlichen und uumlberfachlichen Handlungskompetenzen darzustellen Diese Lernziele und Lernergebnisse muumlssen aber beobachtbar undoder messbar sein Das bedeutet am Ende eines Angebots oder einer Lernsequenz (bei laumlnger dauernden Bildungsangeboten) muss uumlberpruumlft werden koumlnnen ob die angestrebten LernzieleLernergebnisse auch erreicht wurden

Eine Schwierigkeit besteht darin dass Kompetenzen als solche gar nicht beobachtbar sind sondern sich erst durch Einsatz in konkreten Situationen spezifischen Problemen oder Anforderungen erschlieszligen Neben der Beschreibung der zu erwerbenden Fertigkeiten und Faumlhig-keiten muss deshalb umso mehr die konkrete Anwendungssituation beruumlcksichtigt werden Zu erreichende Lernergebnisse lassen sich daher nicht als Kompetenzen beschreiben sondern als Performanz Auszligerdem sollte moumlglichst auch die Form und die Auspraumlgung der Anwendung von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten in der jeweiligen Situation beschrieben werden Dies kann in der Regel durch folgende uumlbergrei-fende Kriterien geschehen

bull Komplexitaumlt der Aufgabenstellung (einfachestrukturierte Aufgaben versus vielseitige komplexe Problemstellungen)

bull Breite des Anwendungsbereichs (klar umschriebeneSituationen versus breites Anwendungsfeld)

bull Grad der Autonomie (Anwendung unter Anleitung versusautonom koordinierend anleitend)

20 21

weiter gelernt

WOZU ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Lernziele sollen mit Hilfe des Bildungsangebots konkret erreicht werden

s Sind die Lernziele angemessen im Hinblick auf Bedarfe Voraussetzungen und Anwendungsziele des Gelernten

s Sind die Lernziele realistisch im Hinblick auf Zeit Stoffumfang methodischen Aufwand und Eigenleistung der Teilnehmenden

s Welche Abschluumlsse oder Zertifikate werden angestrebt und welche Implikationen hat das fuumlr die Lernziele

Verben zur Beschreibung der Kompetenzen

WissenVerstaumlndnis zusammenfassen darstellen (KenntnisReproduktion berichten skizzieren formu-von Informationen) lieren definieren bezeichnen

aufzeigen

Verstehen erlaumlutern folgern gegenuumlber-(etwas mit eigenen stellen einordnen veran-Woumlrtern erlaumlutern) schaulichen kategorisieren

unterscheiden sortieren

Anwenden (be)nutzen umsetzen durch-(Transfer von Wissen in fuumlhren erstellen praktizieren einen (neuen) Situati- uumlbertragen unterscheiden onskontext)

weiter gelernt

Analyse (komplexes Problem in uumlberschaubare Ein-heiten zerlegen eine Struktur erkennen)

unterscheiden bestimmen erproben ermitteln gegen-uumlberstellen (uumlber)pruumlfen interpretieren beobachten erschlieszligen untersuchen

Synthese (Wissenselemente aus verschiedenen Gebie-ten zu etwas Neuem zusammenfuumlgen)

ordnen zusammensetzen konstruieren modifizieren ableiten entwickeln entwer-fen konzipieren erzeugen organisieren

Beurteilung (Probleme anhand von Kriterien beurteilen und bewerten)

bewerten entscheiden gewichten einstufen begut-achten hinterfragen folgern einschaumltzen wuumlrdigen urteilen

WAS Inhalte

Auch die Entwicklung der Bildungsinhalte wird vor dem spezifischen Verwendungshintergrund gepruumlft Zentral ist welches Wissen von den Teilnehmenden tatsaumlchlich benoumltigt wird Gerade umfangreiche Stoffmengen sollten didaktisch reduziert werden um fuumlr die Lernenden fassbar zu werden

Die Reduktion kann beispielsweise nach zwei Prinzipien erfolgen

bull Konzentration auf das Grundlegende (dh die Heraus-arbeitung des Wesentlichen um den Kerninhalt als Teil des Ganzen zu erschlieszligen) oder

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bull Konzentration auf das Exemplarische (die Behandlung einestypischen praumlgnanten repraumlsentativen Falls um im Einzel-nen das Ganze zu vermitteln)

WAS ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Inhalte werden vermittelt Auf welche aktuellen Quellen stuumltzt sich diese Auswahl

s Welche Moumlglichkeiten der didaktischen Reduktion sind gegeben

s Ist die Inhaltsauswahl deutlich an den Lernzielen orientiert

s Gibt es wichtige Inhalte die sich in den Lernzielen bisher nicht widerspiegeln

s Gibt es erste Hinweise auf eine Strukturierung der Inhalte

WIE Organisationsform und Methoden

Im Rahmen der Angebotsentwicklung muumlssen schlieszliglich auch Organi-sationsform und Methoden des Bildungsangebots ausgewaumlhlt werden

bull Festlegen der Organisations- und Veranstaltungsform mitZeitumfang

bull Methodensetting das sich aus der Definition der anderenStrukturelemente ergeben (zB aus den Lernzielen der Zielgruppe oder der Verwendungssituation)

weiter gelernt

Bei der Auswahl der Lernmedien sind die Zielgruppe und deren Lern-gewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge zu beachten Daruumlber hinaus richtet sich die Auswahl der Medien auch immer nach der Moumlglichkeit der Einbettung in das didaktische Konzept Wenn in einer Weiterbil-dung ein arbeitsprozessorientierter Ansatz gewaumlhlt wird koumlnnen Lern-unterlagen mit arbeitsbezogenen Lernaufgaben oder mit Leittexten die richtige Medienwahl sein

Methoden koumlnnen ausgewaumlhlt werden zB

bull nach der Zielstellung (zB zur Erschlieszligung von Inhalten zurEntwicklung von Beteiligung und Gruppenzusammenhang zur Ergebnissicherung und -vermittlung)

bull nach der Lernprozessphase

bull danach ob Teilnehmende eher mit vertrauten oder neuenMethoden arbeiten sollten oder

bull ob es eine vorwiegend informationsorientierte oder hand-lungsorientierte Konzeption ist

WIE ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Veranstaltungs- und Organisationsform mit welcher zeitlichen Beanspruchung erscheint den Zielen und der Zielgruppe gegenuumlber als angemessen

s Mit welchen Methodensettings wird gearbeitet

s Wie kann die Eigenaktivitaumlt und das selbststaumlndige Lernen methodisch angeregt werden

24 25

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WO UND WOMIT Lernort und Medien

Durch die Art und Weise wie die Teilnehmenden mit dem Lerngegen-stand in Beruumlhrung kommen werden Lernorte und Medien zum Traumlger des Lerngeschehens Bei der Auswahl der Lernorte und Medien im Rahmen einer Angebotsentwicklung sollte deshalb ein wesentlicher Schwerpunkt auf deren Begruumlndung fuumlr die didaktische Gestaltung gelegt werden

Lernorte erfuumlllen unter didaktischen Aspekten insbesondere die Aufgaben

bull handlungs- und praxisbezogen zu sein

bull einen breiten Interessenzugang und

bull ganzheitliche Bezuumlge zu ermoumlglichen (sozial inhaltlichpersoumlnlich emotional)

bull eine definierte Qualitaumlt aumlsthetisch aufzuweisen

Auch bei der Auswahl der Lernmedien sind Lerngewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge der Zielgruppe zu beachten (zB Uumlbung im Umgang mit dem Computer oder der Zugang zu einer Universitaumltsbibliothek)

Lernmedien sind alle unterstuumltzenden (multi-)medial aufbe-reiteten Unterlagen die auf Papier oder in informations-und kommunikationstechnologischen Geraumlten zur Verfuumlgung stehen

Lernmedien sollen dazu dienen unterstuumltzende Informationen fuumlr das Lernen und fuumlr die verschiedenen Sinneskanaumlle bereit zu stellen Sie sol-len veranschaulichen konkretisieren und einen Praxisbezug herstellen

weiter gelernt

Mit Hilfe der Lernmedien sollen die Teilnehmenden Informationen auf-nehmen verarbeiten und abrufen koumlnnen Sie fungieren aber auch als Arbeitshilfe fuumlr selbstgesteuerte Lernprozesse der Teilnehmenden Daruumlber hinaus kann es auch darum gehen die Medienkompetenz der Lernenden zu foumlrdern und damit auf das selbstgesteuerte und selbst-organsierte Lernen auszligerhalb formalisierter Weiterbildungsszenarien vorzubereiten

Auch die Wahl der Medien ist durch die Lernziele oder -inhalte beein-flusst denn viele Vorgaumlnge (zB in der Mechanik oder Biologie) lassen sich durch multimediale und animierte Simulationen verdeutlichen wo-hingegen kompakte Formelsammlungen beispielsweise fuumlr das Lernen von physikalischen Formeln geeignet sind

Fuumlr die Gestaltung bdquoklassischerldquo Lernorte sind ua folgende Fragen handlungsleitend

s Wie viel Bewegungsraum muss vorhanden sein Was muss an Mobiliar vorhanden sein

s Welche Groumlszlige muss der Raum insgesamt haben welche Nebenraumlume sind ggf notwendig

s Von wie vielen Gruppen kann ein Raum parallel genutzt werden

s Welche Gestaltungsfreiheiten werden den Teilnehmenden eingeraumlumt

s Wie koumlnnen Lernergebnisse aufbewahrt oder dauerhaft dargestellt werden

s Welche Praumlsentations- und Projektionsflaumlchen sind notwendig

26 27

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Literatur und Quellen

Arnold R (2003) (Hrsg) Berufs- und Erwachsenenpaumldagogik Basis-wissen Paumldagogik Paumldagogische Arbeitsfelder Band 4 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler

Gerhard R (1992) Bedarfsermittlung in der Weiterbildung Beispiele und Erfahrungen Hrsg vom Arbeitskreis Universitaumlre Erwachsenenbil-dung eV Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler

GiesekeW (2008) Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwach-senenbildung In Studientexte fuumlr Erwachsenenbildung Bertelsmann Verlag Bielefeld

Loebe HSevering E (2007) (Hrsg) Handlungshilfen fuumlr Bildungsbe-rater Bildungsbedarfsanalyse Band 21 W Bertelsmann Verlag Biele-feld

Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2006) (Hrsg) Methodensammlung Anregungen und Beispiele fuumlr die Mode-ration URL httpwwwstandardsicherungschulministeriumnrwde methodensammlung (23062012)

Schlutz E (2006) Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwick-lung Waxmann Verlag Muumlnster

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Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse

Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig

Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt

Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt

So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot

ISBN 978-3-9814948-3-9

Page 8: Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung - kos-qualitaet.de gelernt_Heft 1... · E-Mail: info@kos-qualitaet.de Redaktion: Dr. Elke Scheffelt, Christine Schadeberg, Maximilian Göllner

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Umfeldfaktoren bewerten

Der letzte Schritt in der Umfeldanalyse ist die Bewertung des Einflus-ses der Umfeldfaktoren auf die Bildungsarbeit der Organisation Ziel dieses Schrittes ist es die bedeutenden Faktoren und Akteure von den weniger wichtigen zu unterscheiden und ein Ranking vorzunehmen Umfeldfaktoren mit einem eher geringen Einfluss koumlnnen durch die Or-ganisation vernachlaumlssigt werden um die vorhandenen Ressourcen fuumlr die Auseinandersetzung mit den wesentlichen zu buumlndeln Die Bewer-tung der Umfeldfaktoren kann zB in Form einer ABC-Analyse erfolgen (A=hoher Einfluss B=mittlerer Einfluss C=geringer Einfluss) Ist eine genauere Differenzierung noumltig kann die Bewertung auch entlang einer 5lsquoer Skala vorgenommen werden

Fernes Umfeld

Wissenschaft Politik

Technologie Wirtschaft

Gesellschaft

Nahes Umfeld

Auftraggeber Unternehmen Zielgruppen

Kunden Verbaumlnde

Konkurrenten

Internes Umfeld

Mitarbeiterinnen Teams Fach-

abteilungen

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Neben der Bewertung des Einflusses der Umfeldfaktoren auf die Bildungsarbeit der Organisation kann diese auch umgekehrt fuumlr den Einfluss der Organisationsaktivitaumlten auf die Umfeldfaktoren vorgenom-men werden

Erhebungsschwerpunkte und Instrumente auswaumlhlen

Nach Bestimmung der Umfeldfaktoren die in die kontinuierliche Bedarfsanalyse einbezogen werden sollte eine Praumlzisierung der zu erhebenden Informationen erfolgen dh welche konkreten Informatio-nen muumlssen zu den einzelnen Umfeldfaktoren ermittelt werden Nachfolgend haben wir beispielhaft einige Erhebungsschwerpunkte einer kontinuierlichen Bedarfsanalyse zusammengestellt

bull Leistungs- und Beteiligungsstatistik zu den bisherigenBildungsangeboten

bull Erfolgsstatistik abgeschlossener Teilnehmerinnen

bull Bildungsbedarfe und -beduumlrfnisse der Teilnehmenden inlaufenden Bildungsangeboten

bull Kompetenzen und Interessen der Dozentinnen

bull Taumltigkeits- und Qualifikationserfordernisse

bull aktuelle Entwicklungen in den Fachgebieten

bull Gesetze und Verordnungen

Der Bildungsanbieter steht wie schon aufgezeigt vielen unterschied-lichen Anforderungen und Erwartungen gegenuumlber Deshalb empfiehlt es sich bereits an dieser Stelle zu eroumlrtern ob die Anforderungen und Erwartungen der einzubeziehenden Umfeldfaktoren gegebenenfalls in einem Widerspruch zueinander stehen Ziel ist es den Umgang mit

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Widerspruumlchen in der Organisation festzulegen und den Handlungs-spielraum der Organisation im Umgang mit den verschiedenen Erwar-tungen und Anforderungen zu ermessen Eine Organisation kann an diesem Punkt versuchen entweder moumlglichst viele auch unterschied-liche Erwartungen und Anforderungen miteinander zu vereinbaren Oder sie kann sich auf die wichtigsten Umfeldfaktoren konzentrieren und deren Erwartungen und Anforderungen erfuumlllen

Nach der Bestimmung der zu erhebenden Informationen koumlnnen nun die geeigneten Erhebungsinstrumente ausgewaumlhlt werden Dabei handelt es sich zum einen um die typischen sozialwissenschaftlichen Erhebungsmethoden wie Beobachtung Befragung Inhaltsanalyse von Medien oder Statistiken Zum anderen eignen sich Instrumente wie Gespraumlche prognostische Verfahren Organisationsaufstellungen sowie moumlglicherweise ein Probeangebot

Unabhaumlngig von den einzelnen Instrumenten kann grundsaumltzlich zwi-schen qualitativen und quantitativen Methoden zur Erhebung von Infor-mationen unterschieden werden Mit quantitativen Methoden werden das Verhalten oder die Einstellungen durch zaumlhlbare Auspraumlgungen bestimmter Merkmale moumlglichst genau beschreibbar gemacht Sie bieten daher eine fundierte Grundlage fuumlr Vergleiche Die quantita-tive Erhebung eignet sich insbesondere bei groszligen Datenmengen und Stichproben

Qualitative Methoden beschreiben die Wirklichkeit anhand individueller Meinungen und Eindruumlcke sowie persoumlnlicher Aussagen uumlber Erwar-tungen Zielvorstellungen Handlungen oder Bewertungen Qualitative Methoden ermoumlglichen einen tiefen Informationsgehalt von Ergebnis-sen die allerdings (meist) keine repraumlsentativen zaumlhlbaren Aussagen machen koumlnnen

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Handlungsleitende Fragen zur Auswahl geeigneter Erhebungsinstrumente

Was koumlnnen die Instrumente fuumlr den geplanten Erhebungsumfang leisten

In welcher Form koumlnnen die erhobenen Informationen ausgewertet werden

Liegen Gefahren der Verfaumllschung (subjektive Inter-pretation Unvollstaumlndigkeit etc) vor

Werden die Informationen bei Akteuren (Personen Personengruppen Institutionen) erhoben sollte auch die Beziehung zu diesen bewertet werden

In welchem Verhaumlltnis steht die Organisation zu dem Akteur (Allianz Abhaumlngigkeit Konflikt)

Ist der Akteur gegenuumlber der Organisation positiv ambivalent oder negativ eingestellt

Ist der Akteur vor diesem Hintergrund aus-kunftswillig

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Auszligerdem muss uumlberpruumlft werden ob das Aufbrin-gen der Ressourcen in einem angemessenen Verhaumllt-nis zum Ertrag steht

Welche Erfahrungen haben wir mit dem Einsatz der Instrumente zur Gewinnung von Informationen bisher gemacht Wer in unserer Organisation hat Erfahrung damit

Welcher Verlust wuumlrde durch ein weniger aufwaumlndiges Verfahren oder durch einen Verzicht auf das Vorhaben entstehen

Entwicklung eines Weiterbildungsangebotes

Die Bedarfsanalyse liefert Ideen die uumlberpruumlft und mit Hilfe weiterer Informationen vervollstaumlndigt werden muumlssen um daraus ein neues oder veraumlndertes Weiterbildungsangebot zu entwickeln Dieser Prozess bildet die Grundlage fuumlr das Zustandekommen der Maszlignahme (zB Dozenteninnensuche Ausschreibung des Angebots etc) sowie die nachfolgende Evaluation und Verbesserung der praktizierten Dienstleis-tung

Ein Modell fuumlr diesen Entwicklungsprozess beschreibt Erhard Schlutz (vgl Schlutz 2006) Das Modell besteht aus sechs Strukturelementen uumlber die in nahezu allen Angebotsplanungen entschieden werden muss ndash unabhaumlngig von Inhalten Angebotstypen und Organisationsformen der beruflichen und allgemeinen Weiterbildung

Die einzelnen Elemente stehen in einer Wechselwirkung zueinander aber in keiner Rangfolge In der Praxis hat es sich als sinnvoll erwiesen mit dem Strukturelement zu beginnen fuumlr das die meisten Informatio-nen vorliegen

weiter gelernt

Leitende Fragestellungen im Hinblick auf die einzelnen Elemente sind

bull Wofuumlr soll ein Weiterbildungsangebot entworfen werden

bull Fuumlr wen ist das Weiterbildungsangebot von Nutzen

bull Wozu dient das Weiterbildungsangebot Welche Lernzielegibt es (Soll-Situation)

bull Was ist Inhalt des Weiterbildungsangebots

bull Wie soll das Weiterbildungsangebot methodischumgesetzt werden

bull Wo findet das Weiterbildungsangebot statt und welcheMedien werden eingesetzt

WOFUumlR Lebens- und Verwendungssituation

Die Lebens- und Verwendungssituation begruumlndet den Sinn und Zweck des Weiterbildungsangebots und gibt wesentliche Hinweise fuumlr die Gestaltung Spezifisch fuumlr Weiterbildungsangebote ist dass die erwor-benen Kompetenzen und Qualifikationen helfen sollen Anforderungs-situationen besser meistern zu koumlnnen Die Analyse von Lebens- und Verwendungssituationen ermoumlglicht die darin enthaltenden Problem-stellungen oder Aufgaben herauszuarbeiten und die benoumltigten Kom-petenzen zu prognostizieren

Eine Lebens- und Verwendungssituation ist zB

bull eine bereits erlebte Handlungssituation die durch dasIndividuum nicht oder nicht zufriedenstellend bewaumlltigt wurde

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bull eine kuumlnftige Situation mit spezifischen voraussehbarenoder schwer bestimmbaren Anforderungen

bull eine berufliche Situation zu deren Bewaumlltigung Kompeten-zen erforderlich sind

Im Ergebnis zeigt sich ob es sich bei der Idee um einen paumldagogisch zu bearbeitenden Bedarf handelt bzw welche Anteile des Problems durch Bildung bearbeitet werden koumlnnen

WOFUumlR ndash Fragen zur Bearbeitung

s Wofuumlr und im Hinblick auf welche konkrete Lebens- und Verwendungssituationen soll gelernt werden

s Welche Ergebnisse soll das Angebot in der Lebens- oder Arbeitspraxis ermoumlglichen

s Welche Problemstellungen und Anforderungen werden aus der Analyse der Lebens- und Verwendungssituation deutlich

s Welche Kompetenzen sind zu der Bewaumlltigung der Lebens- und Verwendungssituation erforderlich und in welcher Weise sowie unter welchen Bedingungen muumlssen diese angewendet werden

s Welche Eigenleistung wird von den Teilnehmenden erwartet damit die Verwendung des Gelernten wahr-scheinlich wird

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FUumlR WEN Zielgruppe und ihre Ausgangssituation

Ziel dieses Schrittes ist es Aufschluss uumlber Erwartungen und Beduumlrf-nisse von Kundinnen und Kunden zu erhalten um eine direkte und dauerhafte Ansprache der Zielgruppe zu ermoumlglichen Hierbei ist es wichtig und hilfreich Gruppen von Teilnehmenden mit aumlhnlichen Vor-aussetzungen und Lernzielen zu bilden

Ein besonderes Interesse im Rahmen der Bearbeitung dieses Struktur-elements gilt dabei den Vorkenntnissen der Lernenden Diese zeigen an wie viel Unterstuumltzung die Lernenden benoumltigen Probleme koumlnnen entstehen wenn die Teilnehmenden in unterschiedlichen Fachrichtun-gen ausgebildet wurden Sind groszlige Unterschiede vorhanden muss uumlberlegt werden auf welchem Weg diese ausgeglichen werden koumln-nen

Auch die Motivation und Lernbereitschaft der Teilnehmenden ist grund-legend Sie kann allerdings nur sehr allgemein beschrieben werden da sie individuell und situativ variiert und ua auch davon abhaumlngt ob die Teilnahme an dem Bildungsangebot freiwillig oder fremdbestimmt erfolgt Diese Fragen koumlnnten in einem ersten Beratungsgespraumlch oder mit einer Erwartungsabfrage zu Beginn der Veranstaltung ge-klaumlrt werden Ein Weiterbildungsanbieter kann Teilnehmende parallel zum eigentlichen Bildungsangebot auch darin unterstuumltzen sich neu zu orientieren und das Lernen zu begleiten Gleichzeitig koumlnnen sich noch weitere Anforderungen ergeben die bei der Entwicklung eines Angebots beruumlcksichtigt werden sollten (zB unterschiedliche Natio-nalitaumlten Kultur und Sprachen)

Die Analyse und Spezifizierung der Zielgruppe bietet die Grundlage fuumlr die Entwicklung des Bildungsangebots Aus der Bearbeitung dieser Aspekte wird deutlich welche Leistungen durch den Bildungsanbie-ter zu erbringen sind und welche Eigenleistungen den Teilnehmenden abverlangt werden koumlnnen

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FUumlR WEN ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Kompetenzen Lernvoraussetzungen Lern-schwierigkeiten koumlnnen vorausgesetzt werden

s Mit welcher Lernbereitschaft und mit welchen Lernbeduumlrfnissen ist zu rechnen

s Welche gemeinsamen Merkmale hat die Zielgruppe

s Welche Merkmale werden ggf stark heterogen sein

s Auf welche Weise werden noch interessante Informa-tionen zum Ist-Stand ermittelt

s Welche Leistungen sollten durch den Bildungsanbieter erbracht werden

s Welche Eigenleistung kann von den Teilnehmenden erwartet werden

WOZU Lernziele und -ergebnisse

In diesem Schritt geht es darum die Ziele und Ergebnisse zu praumlzi-sieren die durch das Bildungsangebot tatsaumlchlich erreicht werden koumlnnen und sollen Erst durch die Zielbeschreibung wird deutlich welche Lernerfordernisse das Bildungsangebot genau abdecken kann und welche Vorleistungen bei den Teilnehmenden vorausgesetzt werden muumlssen Lernziele sind in erster Linie Planungsinstrumente mit deren

weiter gelernt

Hilfe ein Anbieter uumlberpruumlft ob seine Planungen zielgerichtet und realistisch sind Die Lerninteressen der Teilnehmenden sollten sowohl bei der Entwicklung des Konzepts als auch bei der tatsaumlchlichen Um-setzung mit einbezogen werden Im Rahmen der Angebotsplanung und Angebotsentwicklung handelt es sich dabei zuerst einmal um eine Beschreibung der angestrebten Lernergebnisse Im Bereich der beruflichen Weiterbildung gibt es dabei zunehmend die Tendenz Lern-ergebnisse in Form von Kompetenzen bzw beruflichen fachlichen und uumlberfachlichen Handlungskompetenzen darzustellen Diese Lernziele und Lernergebnisse muumlssen aber beobachtbar undoder messbar sein Das bedeutet am Ende eines Angebots oder einer Lernsequenz (bei laumlnger dauernden Bildungsangeboten) muss uumlberpruumlft werden koumlnnen ob die angestrebten LernzieleLernergebnisse auch erreicht wurden

Eine Schwierigkeit besteht darin dass Kompetenzen als solche gar nicht beobachtbar sind sondern sich erst durch Einsatz in konkreten Situationen spezifischen Problemen oder Anforderungen erschlieszligen Neben der Beschreibung der zu erwerbenden Fertigkeiten und Faumlhig-keiten muss deshalb umso mehr die konkrete Anwendungssituation beruumlcksichtigt werden Zu erreichende Lernergebnisse lassen sich daher nicht als Kompetenzen beschreiben sondern als Performanz Auszligerdem sollte moumlglichst auch die Form und die Auspraumlgung der Anwendung von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten in der jeweiligen Situation beschrieben werden Dies kann in der Regel durch folgende uumlbergrei-fende Kriterien geschehen

bull Komplexitaumlt der Aufgabenstellung (einfachestrukturierte Aufgaben versus vielseitige komplexe Problemstellungen)

bull Breite des Anwendungsbereichs (klar umschriebeneSituationen versus breites Anwendungsfeld)

bull Grad der Autonomie (Anwendung unter Anleitung versusautonom koordinierend anleitend)

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WOZU ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Lernziele sollen mit Hilfe des Bildungsangebots konkret erreicht werden

s Sind die Lernziele angemessen im Hinblick auf Bedarfe Voraussetzungen und Anwendungsziele des Gelernten

s Sind die Lernziele realistisch im Hinblick auf Zeit Stoffumfang methodischen Aufwand und Eigenleistung der Teilnehmenden

s Welche Abschluumlsse oder Zertifikate werden angestrebt und welche Implikationen hat das fuumlr die Lernziele

Verben zur Beschreibung der Kompetenzen

WissenVerstaumlndnis zusammenfassen darstellen (KenntnisReproduktion berichten skizzieren formu-von Informationen) lieren definieren bezeichnen

aufzeigen

Verstehen erlaumlutern folgern gegenuumlber-(etwas mit eigenen stellen einordnen veran-Woumlrtern erlaumlutern) schaulichen kategorisieren

unterscheiden sortieren

Anwenden (be)nutzen umsetzen durch-(Transfer von Wissen in fuumlhren erstellen praktizieren einen (neuen) Situati- uumlbertragen unterscheiden onskontext)

weiter gelernt

Analyse (komplexes Problem in uumlberschaubare Ein-heiten zerlegen eine Struktur erkennen)

unterscheiden bestimmen erproben ermitteln gegen-uumlberstellen (uumlber)pruumlfen interpretieren beobachten erschlieszligen untersuchen

Synthese (Wissenselemente aus verschiedenen Gebie-ten zu etwas Neuem zusammenfuumlgen)

ordnen zusammensetzen konstruieren modifizieren ableiten entwickeln entwer-fen konzipieren erzeugen organisieren

Beurteilung (Probleme anhand von Kriterien beurteilen und bewerten)

bewerten entscheiden gewichten einstufen begut-achten hinterfragen folgern einschaumltzen wuumlrdigen urteilen

WAS Inhalte

Auch die Entwicklung der Bildungsinhalte wird vor dem spezifischen Verwendungshintergrund gepruumlft Zentral ist welches Wissen von den Teilnehmenden tatsaumlchlich benoumltigt wird Gerade umfangreiche Stoffmengen sollten didaktisch reduziert werden um fuumlr die Lernenden fassbar zu werden

Die Reduktion kann beispielsweise nach zwei Prinzipien erfolgen

bull Konzentration auf das Grundlegende (dh die Heraus-arbeitung des Wesentlichen um den Kerninhalt als Teil des Ganzen zu erschlieszligen) oder

22 23

weiter gelernt

bull Konzentration auf das Exemplarische (die Behandlung einestypischen praumlgnanten repraumlsentativen Falls um im Einzel-nen das Ganze zu vermitteln)

WAS ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Inhalte werden vermittelt Auf welche aktuellen Quellen stuumltzt sich diese Auswahl

s Welche Moumlglichkeiten der didaktischen Reduktion sind gegeben

s Ist die Inhaltsauswahl deutlich an den Lernzielen orientiert

s Gibt es wichtige Inhalte die sich in den Lernzielen bisher nicht widerspiegeln

s Gibt es erste Hinweise auf eine Strukturierung der Inhalte

WIE Organisationsform und Methoden

Im Rahmen der Angebotsentwicklung muumlssen schlieszliglich auch Organi-sationsform und Methoden des Bildungsangebots ausgewaumlhlt werden

bull Festlegen der Organisations- und Veranstaltungsform mitZeitumfang

bull Methodensetting das sich aus der Definition der anderenStrukturelemente ergeben (zB aus den Lernzielen der Zielgruppe oder der Verwendungssituation)

weiter gelernt

Bei der Auswahl der Lernmedien sind die Zielgruppe und deren Lern-gewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge zu beachten Daruumlber hinaus richtet sich die Auswahl der Medien auch immer nach der Moumlglichkeit der Einbettung in das didaktische Konzept Wenn in einer Weiterbil-dung ein arbeitsprozessorientierter Ansatz gewaumlhlt wird koumlnnen Lern-unterlagen mit arbeitsbezogenen Lernaufgaben oder mit Leittexten die richtige Medienwahl sein

Methoden koumlnnen ausgewaumlhlt werden zB

bull nach der Zielstellung (zB zur Erschlieszligung von Inhalten zurEntwicklung von Beteiligung und Gruppenzusammenhang zur Ergebnissicherung und -vermittlung)

bull nach der Lernprozessphase

bull danach ob Teilnehmende eher mit vertrauten oder neuenMethoden arbeiten sollten oder

bull ob es eine vorwiegend informationsorientierte oder hand-lungsorientierte Konzeption ist

WIE ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Veranstaltungs- und Organisationsform mit welcher zeitlichen Beanspruchung erscheint den Zielen und der Zielgruppe gegenuumlber als angemessen

s Mit welchen Methodensettings wird gearbeitet

s Wie kann die Eigenaktivitaumlt und das selbststaumlndige Lernen methodisch angeregt werden

24 25

weiter gelernt

WO UND WOMIT Lernort und Medien

Durch die Art und Weise wie die Teilnehmenden mit dem Lerngegen-stand in Beruumlhrung kommen werden Lernorte und Medien zum Traumlger des Lerngeschehens Bei der Auswahl der Lernorte und Medien im Rahmen einer Angebotsentwicklung sollte deshalb ein wesentlicher Schwerpunkt auf deren Begruumlndung fuumlr die didaktische Gestaltung gelegt werden

Lernorte erfuumlllen unter didaktischen Aspekten insbesondere die Aufgaben

bull handlungs- und praxisbezogen zu sein

bull einen breiten Interessenzugang und

bull ganzheitliche Bezuumlge zu ermoumlglichen (sozial inhaltlichpersoumlnlich emotional)

bull eine definierte Qualitaumlt aumlsthetisch aufzuweisen

Auch bei der Auswahl der Lernmedien sind Lerngewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge der Zielgruppe zu beachten (zB Uumlbung im Umgang mit dem Computer oder der Zugang zu einer Universitaumltsbibliothek)

Lernmedien sind alle unterstuumltzenden (multi-)medial aufbe-reiteten Unterlagen die auf Papier oder in informations-und kommunikationstechnologischen Geraumlten zur Verfuumlgung stehen

Lernmedien sollen dazu dienen unterstuumltzende Informationen fuumlr das Lernen und fuumlr die verschiedenen Sinneskanaumlle bereit zu stellen Sie sol-len veranschaulichen konkretisieren und einen Praxisbezug herstellen

weiter gelernt

Mit Hilfe der Lernmedien sollen die Teilnehmenden Informationen auf-nehmen verarbeiten und abrufen koumlnnen Sie fungieren aber auch als Arbeitshilfe fuumlr selbstgesteuerte Lernprozesse der Teilnehmenden Daruumlber hinaus kann es auch darum gehen die Medienkompetenz der Lernenden zu foumlrdern und damit auf das selbstgesteuerte und selbst-organsierte Lernen auszligerhalb formalisierter Weiterbildungsszenarien vorzubereiten

Auch die Wahl der Medien ist durch die Lernziele oder -inhalte beein-flusst denn viele Vorgaumlnge (zB in der Mechanik oder Biologie) lassen sich durch multimediale und animierte Simulationen verdeutlichen wo-hingegen kompakte Formelsammlungen beispielsweise fuumlr das Lernen von physikalischen Formeln geeignet sind

Fuumlr die Gestaltung bdquoklassischerldquo Lernorte sind ua folgende Fragen handlungsleitend

s Wie viel Bewegungsraum muss vorhanden sein Was muss an Mobiliar vorhanden sein

s Welche Groumlszlige muss der Raum insgesamt haben welche Nebenraumlume sind ggf notwendig

s Von wie vielen Gruppen kann ein Raum parallel genutzt werden

s Welche Gestaltungsfreiheiten werden den Teilnehmenden eingeraumlumt

s Wie koumlnnen Lernergebnisse aufbewahrt oder dauerhaft dargestellt werden

s Welche Praumlsentations- und Projektionsflaumlchen sind notwendig

26 27

weiter gelernt

Literatur und Quellen

Arnold R (2003) (Hrsg) Berufs- und Erwachsenenpaumldagogik Basis-wissen Paumldagogik Paumldagogische Arbeitsfelder Band 4 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler

Gerhard R (1992) Bedarfsermittlung in der Weiterbildung Beispiele und Erfahrungen Hrsg vom Arbeitskreis Universitaumlre Erwachsenenbil-dung eV Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler

GiesekeW (2008) Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwach-senenbildung In Studientexte fuumlr Erwachsenenbildung Bertelsmann Verlag Bielefeld

Loebe HSevering E (2007) (Hrsg) Handlungshilfen fuumlr Bildungsbe-rater Bildungsbedarfsanalyse Band 21 W Bertelsmann Verlag Biele-feld

Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2006) (Hrsg) Methodensammlung Anregungen und Beispiele fuumlr die Mode-ration URL httpwwwstandardsicherungschulministeriumnrwde methodensammlung (23062012)

Schlutz E (2006) Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwick-lung Waxmann Verlag Muumlnster

28

Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse

Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig

Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt

Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt

So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot

ISBN 978-3-9814948-3-9

Page 9: Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung - kos-qualitaet.de gelernt_Heft 1... · E-Mail: info@kos-qualitaet.de Redaktion: Dr. Elke Scheffelt, Christine Schadeberg, Maximilian Göllner

weiter gelernt

Widerspruumlchen in der Organisation festzulegen und den Handlungs-spielraum der Organisation im Umgang mit den verschiedenen Erwar-tungen und Anforderungen zu ermessen Eine Organisation kann an diesem Punkt versuchen entweder moumlglichst viele auch unterschied-liche Erwartungen und Anforderungen miteinander zu vereinbaren Oder sie kann sich auf die wichtigsten Umfeldfaktoren konzentrieren und deren Erwartungen und Anforderungen erfuumlllen

Nach der Bestimmung der zu erhebenden Informationen koumlnnen nun die geeigneten Erhebungsinstrumente ausgewaumlhlt werden Dabei handelt es sich zum einen um die typischen sozialwissenschaftlichen Erhebungsmethoden wie Beobachtung Befragung Inhaltsanalyse von Medien oder Statistiken Zum anderen eignen sich Instrumente wie Gespraumlche prognostische Verfahren Organisationsaufstellungen sowie moumlglicherweise ein Probeangebot

Unabhaumlngig von den einzelnen Instrumenten kann grundsaumltzlich zwi-schen qualitativen und quantitativen Methoden zur Erhebung von Infor-mationen unterschieden werden Mit quantitativen Methoden werden das Verhalten oder die Einstellungen durch zaumlhlbare Auspraumlgungen bestimmter Merkmale moumlglichst genau beschreibbar gemacht Sie bieten daher eine fundierte Grundlage fuumlr Vergleiche Die quantita-tive Erhebung eignet sich insbesondere bei groszligen Datenmengen und Stichproben

Qualitative Methoden beschreiben die Wirklichkeit anhand individueller Meinungen und Eindruumlcke sowie persoumlnlicher Aussagen uumlber Erwar-tungen Zielvorstellungen Handlungen oder Bewertungen Qualitative Methoden ermoumlglichen einen tiefen Informationsgehalt von Ergebnis-sen die allerdings (meist) keine repraumlsentativen zaumlhlbaren Aussagen machen koumlnnen

weiter gelernt

Handlungsleitende Fragen zur Auswahl geeigneter Erhebungsinstrumente

Was koumlnnen die Instrumente fuumlr den geplanten Erhebungsumfang leisten

In welcher Form koumlnnen die erhobenen Informationen ausgewertet werden

Liegen Gefahren der Verfaumllschung (subjektive Inter-pretation Unvollstaumlndigkeit etc) vor

Werden die Informationen bei Akteuren (Personen Personengruppen Institutionen) erhoben sollte auch die Beziehung zu diesen bewertet werden

In welchem Verhaumlltnis steht die Organisation zu dem Akteur (Allianz Abhaumlngigkeit Konflikt)

Ist der Akteur gegenuumlber der Organisation positiv ambivalent oder negativ eingestellt

Ist der Akteur vor diesem Hintergrund aus-kunftswillig

Akte

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Info

rmat

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n

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weiter gelernt

Aufw

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und

Ertra

g

Auszligerdem muss uumlberpruumlft werden ob das Aufbrin-gen der Ressourcen in einem angemessenen Verhaumllt-nis zum Ertrag steht

Welche Erfahrungen haben wir mit dem Einsatz der Instrumente zur Gewinnung von Informationen bisher gemacht Wer in unserer Organisation hat Erfahrung damit

Welcher Verlust wuumlrde durch ein weniger aufwaumlndiges Verfahren oder durch einen Verzicht auf das Vorhaben entstehen

Entwicklung eines Weiterbildungsangebotes

Die Bedarfsanalyse liefert Ideen die uumlberpruumlft und mit Hilfe weiterer Informationen vervollstaumlndigt werden muumlssen um daraus ein neues oder veraumlndertes Weiterbildungsangebot zu entwickeln Dieser Prozess bildet die Grundlage fuumlr das Zustandekommen der Maszlignahme (zB Dozenteninnensuche Ausschreibung des Angebots etc) sowie die nachfolgende Evaluation und Verbesserung der praktizierten Dienstleis-tung

Ein Modell fuumlr diesen Entwicklungsprozess beschreibt Erhard Schlutz (vgl Schlutz 2006) Das Modell besteht aus sechs Strukturelementen uumlber die in nahezu allen Angebotsplanungen entschieden werden muss ndash unabhaumlngig von Inhalten Angebotstypen und Organisationsformen der beruflichen und allgemeinen Weiterbildung

Die einzelnen Elemente stehen in einer Wechselwirkung zueinander aber in keiner Rangfolge In der Praxis hat es sich als sinnvoll erwiesen mit dem Strukturelement zu beginnen fuumlr das die meisten Informatio-nen vorliegen

weiter gelernt

Leitende Fragestellungen im Hinblick auf die einzelnen Elemente sind

bull Wofuumlr soll ein Weiterbildungsangebot entworfen werden

bull Fuumlr wen ist das Weiterbildungsangebot von Nutzen

bull Wozu dient das Weiterbildungsangebot Welche Lernzielegibt es (Soll-Situation)

bull Was ist Inhalt des Weiterbildungsangebots

bull Wie soll das Weiterbildungsangebot methodischumgesetzt werden

bull Wo findet das Weiterbildungsangebot statt und welcheMedien werden eingesetzt

WOFUumlR Lebens- und Verwendungssituation

Die Lebens- und Verwendungssituation begruumlndet den Sinn und Zweck des Weiterbildungsangebots und gibt wesentliche Hinweise fuumlr die Gestaltung Spezifisch fuumlr Weiterbildungsangebote ist dass die erwor-benen Kompetenzen und Qualifikationen helfen sollen Anforderungs-situationen besser meistern zu koumlnnen Die Analyse von Lebens- und Verwendungssituationen ermoumlglicht die darin enthaltenden Problem-stellungen oder Aufgaben herauszuarbeiten und die benoumltigten Kom-petenzen zu prognostizieren

Eine Lebens- und Verwendungssituation ist zB

bull eine bereits erlebte Handlungssituation die durch dasIndividuum nicht oder nicht zufriedenstellend bewaumlltigt wurde

16 17

weiter gelernt

bull eine kuumlnftige Situation mit spezifischen voraussehbarenoder schwer bestimmbaren Anforderungen

bull eine berufliche Situation zu deren Bewaumlltigung Kompeten-zen erforderlich sind

Im Ergebnis zeigt sich ob es sich bei der Idee um einen paumldagogisch zu bearbeitenden Bedarf handelt bzw welche Anteile des Problems durch Bildung bearbeitet werden koumlnnen

WOFUumlR ndash Fragen zur Bearbeitung

s Wofuumlr und im Hinblick auf welche konkrete Lebens- und Verwendungssituationen soll gelernt werden

s Welche Ergebnisse soll das Angebot in der Lebens- oder Arbeitspraxis ermoumlglichen

s Welche Problemstellungen und Anforderungen werden aus der Analyse der Lebens- und Verwendungssituation deutlich

s Welche Kompetenzen sind zu der Bewaumlltigung der Lebens- und Verwendungssituation erforderlich und in welcher Weise sowie unter welchen Bedingungen muumlssen diese angewendet werden

s Welche Eigenleistung wird von den Teilnehmenden erwartet damit die Verwendung des Gelernten wahr-scheinlich wird

weiter gelernt

FUumlR WEN Zielgruppe und ihre Ausgangssituation

Ziel dieses Schrittes ist es Aufschluss uumlber Erwartungen und Beduumlrf-nisse von Kundinnen und Kunden zu erhalten um eine direkte und dauerhafte Ansprache der Zielgruppe zu ermoumlglichen Hierbei ist es wichtig und hilfreich Gruppen von Teilnehmenden mit aumlhnlichen Vor-aussetzungen und Lernzielen zu bilden

Ein besonderes Interesse im Rahmen der Bearbeitung dieses Struktur-elements gilt dabei den Vorkenntnissen der Lernenden Diese zeigen an wie viel Unterstuumltzung die Lernenden benoumltigen Probleme koumlnnen entstehen wenn die Teilnehmenden in unterschiedlichen Fachrichtun-gen ausgebildet wurden Sind groszlige Unterschiede vorhanden muss uumlberlegt werden auf welchem Weg diese ausgeglichen werden koumln-nen

Auch die Motivation und Lernbereitschaft der Teilnehmenden ist grund-legend Sie kann allerdings nur sehr allgemein beschrieben werden da sie individuell und situativ variiert und ua auch davon abhaumlngt ob die Teilnahme an dem Bildungsangebot freiwillig oder fremdbestimmt erfolgt Diese Fragen koumlnnten in einem ersten Beratungsgespraumlch oder mit einer Erwartungsabfrage zu Beginn der Veranstaltung ge-klaumlrt werden Ein Weiterbildungsanbieter kann Teilnehmende parallel zum eigentlichen Bildungsangebot auch darin unterstuumltzen sich neu zu orientieren und das Lernen zu begleiten Gleichzeitig koumlnnen sich noch weitere Anforderungen ergeben die bei der Entwicklung eines Angebots beruumlcksichtigt werden sollten (zB unterschiedliche Natio-nalitaumlten Kultur und Sprachen)

Die Analyse und Spezifizierung der Zielgruppe bietet die Grundlage fuumlr die Entwicklung des Bildungsangebots Aus der Bearbeitung dieser Aspekte wird deutlich welche Leistungen durch den Bildungsanbie-ter zu erbringen sind und welche Eigenleistungen den Teilnehmenden abverlangt werden koumlnnen

18 19

weiter gelernt

FUumlR WEN ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Kompetenzen Lernvoraussetzungen Lern-schwierigkeiten koumlnnen vorausgesetzt werden

s Mit welcher Lernbereitschaft und mit welchen Lernbeduumlrfnissen ist zu rechnen

s Welche gemeinsamen Merkmale hat die Zielgruppe

s Welche Merkmale werden ggf stark heterogen sein

s Auf welche Weise werden noch interessante Informa-tionen zum Ist-Stand ermittelt

s Welche Leistungen sollten durch den Bildungsanbieter erbracht werden

s Welche Eigenleistung kann von den Teilnehmenden erwartet werden

WOZU Lernziele und -ergebnisse

In diesem Schritt geht es darum die Ziele und Ergebnisse zu praumlzi-sieren die durch das Bildungsangebot tatsaumlchlich erreicht werden koumlnnen und sollen Erst durch die Zielbeschreibung wird deutlich welche Lernerfordernisse das Bildungsangebot genau abdecken kann und welche Vorleistungen bei den Teilnehmenden vorausgesetzt werden muumlssen Lernziele sind in erster Linie Planungsinstrumente mit deren

weiter gelernt

Hilfe ein Anbieter uumlberpruumlft ob seine Planungen zielgerichtet und realistisch sind Die Lerninteressen der Teilnehmenden sollten sowohl bei der Entwicklung des Konzepts als auch bei der tatsaumlchlichen Um-setzung mit einbezogen werden Im Rahmen der Angebotsplanung und Angebotsentwicklung handelt es sich dabei zuerst einmal um eine Beschreibung der angestrebten Lernergebnisse Im Bereich der beruflichen Weiterbildung gibt es dabei zunehmend die Tendenz Lern-ergebnisse in Form von Kompetenzen bzw beruflichen fachlichen und uumlberfachlichen Handlungskompetenzen darzustellen Diese Lernziele und Lernergebnisse muumlssen aber beobachtbar undoder messbar sein Das bedeutet am Ende eines Angebots oder einer Lernsequenz (bei laumlnger dauernden Bildungsangeboten) muss uumlberpruumlft werden koumlnnen ob die angestrebten LernzieleLernergebnisse auch erreicht wurden

Eine Schwierigkeit besteht darin dass Kompetenzen als solche gar nicht beobachtbar sind sondern sich erst durch Einsatz in konkreten Situationen spezifischen Problemen oder Anforderungen erschlieszligen Neben der Beschreibung der zu erwerbenden Fertigkeiten und Faumlhig-keiten muss deshalb umso mehr die konkrete Anwendungssituation beruumlcksichtigt werden Zu erreichende Lernergebnisse lassen sich daher nicht als Kompetenzen beschreiben sondern als Performanz Auszligerdem sollte moumlglichst auch die Form und die Auspraumlgung der Anwendung von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten in der jeweiligen Situation beschrieben werden Dies kann in der Regel durch folgende uumlbergrei-fende Kriterien geschehen

bull Komplexitaumlt der Aufgabenstellung (einfachestrukturierte Aufgaben versus vielseitige komplexe Problemstellungen)

bull Breite des Anwendungsbereichs (klar umschriebeneSituationen versus breites Anwendungsfeld)

bull Grad der Autonomie (Anwendung unter Anleitung versusautonom koordinierend anleitend)

20 21

weiter gelernt

WOZU ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Lernziele sollen mit Hilfe des Bildungsangebots konkret erreicht werden

s Sind die Lernziele angemessen im Hinblick auf Bedarfe Voraussetzungen und Anwendungsziele des Gelernten

s Sind die Lernziele realistisch im Hinblick auf Zeit Stoffumfang methodischen Aufwand und Eigenleistung der Teilnehmenden

s Welche Abschluumlsse oder Zertifikate werden angestrebt und welche Implikationen hat das fuumlr die Lernziele

Verben zur Beschreibung der Kompetenzen

WissenVerstaumlndnis zusammenfassen darstellen (KenntnisReproduktion berichten skizzieren formu-von Informationen) lieren definieren bezeichnen

aufzeigen

Verstehen erlaumlutern folgern gegenuumlber-(etwas mit eigenen stellen einordnen veran-Woumlrtern erlaumlutern) schaulichen kategorisieren

unterscheiden sortieren

Anwenden (be)nutzen umsetzen durch-(Transfer von Wissen in fuumlhren erstellen praktizieren einen (neuen) Situati- uumlbertragen unterscheiden onskontext)

weiter gelernt

Analyse (komplexes Problem in uumlberschaubare Ein-heiten zerlegen eine Struktur erkennen)

unterscheiden bestimmen erproben ermitteln gegen-uumlberstellen (uumlber)pruumlfen interpretieren beobachten erschlieszligen untersuchen

Synthese (Wissenselemente aus verschiedenen Gebie-ten zu etwas Neuem zusammenfuumlgen)

ordnen zusammensetzen konstruieren modifizieren ableiten entwickeln entwer-fen konzipieren erzeugen organisieren

Beurteilung (Probleme anhand von Kriterien beurteilen und bewerten)

bewerten entscheiden gewichten einstufen begut-achten hinterfragen folgern einschaumltzen wuumlrdigen urteilen

WAS Inhalte

Auch die Entwicklung der Bildungsinhalte wird vor dem spezifischen Verwendungshintergrund gepruumlft Zentral ist welches Wissen von den Teilnehmenden tatsaumlchlich benoumltigt wird Gerade umfangreiche Stoffmengen sollten didaktisch reduziert werden um fuumlr die Lernenden fassbar zu werden

Die Reduktion kann beispielsweise nach zwei Prinzipien erfolgen

bull Konzentration auf das Grundlegende (dh die Heraus-arbeitung des Wesentlichen um den Kerninhalt als Teil des Ganzen zu erschlieszligen) oder

22 23

weiter gelernt

bull Konzentration auf das Exemplarische (die Behandlung einestypischen praumlgnanten repraumlsentativen Falls um im Einzel-nen das Ganze zu vermitteln)

WAS ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Inhalte werden vermittelt Auf welche aktuellen Quellen stuumltzt sich diese Auswahl

s Welche Moumlglichkeiten der didaktischen Reduktion sind gegeben

s Ist die Inhaltsauswahl deutlich an den Lernzielen orientiert

s Gibt es wichtige Inhalte die sich in den Lernzielen bisher nicht widerspiegeln

s Gibt es erste Hinweise auf eine Strukturierung der Inhalte

WIE Organisationsform und Methoden

Im Rahmen der Angebotsentwicklung muumlssen schlieszliglich auch Organi-sationsform und Methoden des Bildungsangebots ausgewaumlhlt werden

bull Festlegen der Organisations- und Veranstaltungsform mitZeitumfang

bull Methodensetting das sich aus der Definition der anderenStrukturelemente ergeben (zB aus den Lernzielen der Zielgruppe oder der Verwendungssituation)

weiter gelernt

Bei der Auswahl der Lernmedien sind die Zielgruppe und deren Lern-gewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge zu beachten Daruumlber hinaus richtet sich die Auswahl der Medien auch immer nach der Moumlglichkeit der Einbettung in das didaktische Konzept Wenn in einer Weiterbil-dung ein arbeitsprozessorientierter Ansatz gewaumlhlt wird koumlnnen Lern-unterlagen mit arbeitsbezogenen Lernaufgaben oder mit Leittexten die richtige Medienwahl sein

Methoden koumlnnen ausgewaumlhlt werden zB

bull nach der Zielstellung (zB zur Erschlieszligung von Inhalten zurEntwicklung von Beteiligung und Gruppenzusammenhang zur Ergebnissicherung und -vermittlung)

bull nach der Lernprozessphase

bull danach ob Teilnehmende eher mit vertrauten oder neuenMethoden arbeiten sollten oder

bull ob es eine vorwiegend informationsorientierte oder hand-lungsorientierte Konzeption ist

WIE ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Veranstaltungs- und Organisationsform mit welcher zeitlichen Beanspruchung erscheint den Zielen und der Zielgruppe gegenuumlber als angemessen

s Mit welchen Methodensettings wird gearbeitet

s Wie kann die Eigenaktivitaumlt und das selbststaumlndige Lernen methodisch angeregt werden

24 25

weiter gelernt

WO UND WOMIT Lernort und Medien

Durch die Art und Weise wie die Teilnehmenden mit dem Lerngegen-stand in Beruumlhrung kommen werden Lernorte und Medien zum Traumlger des Lerngeschehens Bei der Auswahl der Lernorte und Medien im Rahmen einer Angebotsentwicklung sollte deshalb ein wesentlicher Schwerpunkt auf deren Begruumlndung fuumlr die didaktische Gestaltung gelegt werden

Lernorte erfuumlllen unter didaktischen Aspekten insbesondere die Aufgaben

bull handlungs- und praxisbezogen zu sein

bull einen breiten Interessenzugang und

bull ganzheitliche Bezuumlge zu ermoumlglichen (sozial inhaltlichpersoumlnlich emotional)

bull eine definierte Qualitaumlt aumlsthetisch aufzuweisen

Auch bei der Auswahl der Lernmedien sind Lerngewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge der Zielgruppe zu beachten (zB Uumlbung im Umgang mit dem Computer oder der Zugang zu einer Universitaumltsbibliothek)

Lernmedien sind alle unterstuumltzenden (multi-)medial aufbe-reiteten Unterlagen die auf Papier oder in informations-und kommunikationstechnologischen Geraumlten zur Verfuumlgung stehen

Lernmedien sollen dazu dienen unterstuumltzende Informationen fuumlr das Lernen und fuumlr die verschiedenen Sinneskanaumlle bereit zu stellen Sie sol-len veranschaulichen konkretisieren und einen Praxisbezug herstellen

weiter gelernt

Mit Hilfe der Lernmedien sollen die Teilnehmenden Informationen auf-nehmen verarbeiten und abrufen koumlnnen Sie fungieren aber auch als Arbeitshilfe fuumlr selbstgesteuerte Lernprozesse der Teilnehmenden Daruumlber hinaus kann es auch darum gehen die Medienkompetenz der Lernenden zu foumlrdern und damit auf das selbstgesteuerte und selbst-organsierte Lernen auszligerhalb formalisierter Weiterbildungsszenarien vorzubereiten

Auch die Wahl der Medien ist durch die Lernziele oder -inhalte beein-flusst denn viele Vorgaumlnge (zB in der Mechanik oder Biologie) lassen sich durch multimediale und animierte Simulationen verdeutlichen wo-hingegen kompakte Formelsammlungen beispielsweise fuumlr das Lernen von physikalischen Formeln geeignet sind

Fuumlr die Gestaltung bdquoklassischerldquo Lernorte sind ua folgende Fragen handlungsleitend

s Wie viel Bewegungsraum muss vorhanden sein Was muss an Mobiliar vorhanden sein

s Welche Groumlszlige muss der Raum insgesamt haben welche Nebenraumlume sind ggf notwendig

s Von wie vielen Gruppen kann ein Raum parallel genutzt werden

s Welche Gestaltungsfreiheiten werden den Teilnehmenden eingeraumlumt

s Wie koumlnnen Lernergebnisse aufbewahrt oder dauerhaft dargestellt werden

s Welche Praumlsentations- und Projektionsflaumlchen sind notwendig

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weiter gelernt

Literatur und Quellen

Arnold R (2003) (Hrsg) Berufs- und Erwachsenenpaumldagogik Basis-wissen Paumldagogik Paumldagogische Arbeitsfelder Band 4 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler

Gerhard R (1992) Bedarfsermittlung in der Weiterbildung Beispiele und Erfahrungen Hrsg vom Arbeitskreis Universitaumlre Erwachsenenbil-dung eV Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler

GiesekeW (2008) Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwach-senenbildung In Studientexte fuumlr Erwachsenenbildung Bertelsmann Verlag Bielefeld

Loebe HSevering E (2007) (Hrsg) Handlungshilfen fuumlr Bildungsbe-rater Bildungsbedarfsanalyse Band 21 W Bertelsmann Verlag Biele-feld

Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2006) (Hrsg) Methodensammlung Anregungen und Beispiele fuumlr die Mode-ration URL httpwwwstandardsicherungschulministeriumnrwde methodensammlung (23062012)

Schlutz E (2006) Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwick-lung Waxmann Verlag Muumlnster

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Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse

Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig

Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt

Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt

So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot

ISBN 978-3-9814948-3-9

Page 10: Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung - kos-qualitaet.de gelernt_Heft 1... · E-Mail: info@kos-qualitaet.de Redaktion: Dr. Elke Scheffelt, Christine Schadeberg, Maximilian Göllner

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Auszligerdem muss uumlberpruumlft werden ob das Aufbrin-gen der Ressourcen in einem angemessenen Verhaumllt-nis zum Ertrag steht

Welche Erfahrungen haben wir mit dem Einsatz der Instrumente zur Gewinnung von Informationen bisher gemacht Wer in unserer Organisation hat Erfahrung damit

Welcher Verlust wuumlrde durch ein weniger aufwaumlndiges Verfahren oder durch einen Verzicht auf das Vorhaben entstehen

Entwicklung eines Weiterbildungsangebotes

Die Bedarfsanalyse liefert Ideen die uumlberpruumlft und mit Hilfe weiterer Informationen vervollstaumlndigt werden muumlssen um daraus ein neues oder veraumlndertes Weiterbildungsangebot zu entwickeln Dieser Prozess bildet die Grundlage fuumlr das Zustandekommen der Maszlignahme (zB Dozenteninnensuche Ausschreibung des Angebots etc) sowie die nachfolgende Evaluation und Verbesserung der praktizierten Dienstleis-tung

Ein Modell fuumlr diesen Entwicklungsprozess beschreibt Erhard Schlutz (vgl Schlutz 2006) Das Modell besteht aus sechs Strukturelementen uumlber die in nahezu allen Angebotsplanungen entschieden werden muss ndash unabhaumlngig von Inhalten Angebotstypen und Organisationsformen der beruflichen und allgemeinen Weiterbildung

Die einzelnen Elemente stehen in einer Wechselwirkung zueinander aber in keiner Rangfolge In der Praxis hat es sich als sinnvoll erwiesen mit dem Strukturelement zu beginnen fuumlr das die meisten Informatio-nen vorliegen

weiter gelernt

Leitende Fragestellungen im Hinblick auf die einzelnen Elemente sind

bull Wofuumlr soll ein Weiterbildungsangebot entworfen werden

bull Fuumlr wen ist das Weiterbildungsangebot von Nutzen

bull Wozu dient das Weiterbildungsangebot Welche Lernzielegibt es (Soll-Situation)

bull Was ist Inhalt des Weiterbildungsangebots

bull Wie soll das Weiterbildungsangebot methodischumgesetzt werden

bull Wo findet das Weiterbildungsangebot statt und welcheMedien werden eingesetzt

WOFUumlR Lebens- und Verwendungssituation

Die Lebens- und Verwendungssituation begruumlndet den Sinn und Zweck des Weiterbildungsangebots und gibt wesentliche Hinweise fuumlr die Gestaltung Spezifisch fuumlr Weiterbildungsangebote ist dass die erwor-benen Kompetenzen und Qualifikationen helfen sollen Anforderungs-situationen besser meistern zu koumlnnen Die Analyse von Lebens- und Verwendungssituationen ermoumlglicht die darin enthaltenden Problem-stellungen oder Aufgaben herauszuarbeiten und die benoumltigten Kom-petenzen zu prognostizieren

Eine Lebens- und Verwendungssituation ist zB

bull eine bereits erlebte Handlungssituation die durch dasIndividuum nicht oder nicht zufriedenstellend bewaumlltigt wurde

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weiter gelernt

bull eine kuumlnftige Situation mit spezifischen voraussehbarenoder schwer bestimmbaren Anforderungen

bull eine berufliche Situation zu deren Bewaumlltigung Kompeten-zen erforderlich sind

Im Ergebnis zeigt sich ob es sich bei der Idee um einen paumldagogisch zu bearbeitenden Bedarf handelt bzw welche Anteile des Problems durch Bildung bearbeitet werden koumlnnen

WOFUumlR ndash Fragen zur Bearbeitung

s Wofuumlr und im Hinblick auf welche konkrete Lebens- und Verwendungssituationen soll gelernt werden

s Welche Ergebnisse soll das Angebot in der Lebens- oder Arbeitspraxis ermoumlglichen

s Welche Problemstellungen und Anforderungen werden aus der Analyse der Lebens- und Verwendungssituation deutlich

s Welche Kompetenzen sind zu der Bewaumlltigung der Lebens- und Verwendungssituation erforderlich und in welcher Weise sowie unter welchen Bedingungen muumlssen diese angewendet werden

s Welche Eigenleistung wird von den Teilnehmenden erwartet damit die Verwendung des Gelernten wahr-scheinlich wird

weiter gelernt

FUumlR WEN Zielgruppe und ihre Ausgangssituation

Ziel dieses Schrittes ist es Aufschluss uumlber Erwartungen und Beduumlrf-nisse von Kundinnen und Kunden zu erhalten um eine direkte und dauerhafte Ansprache der Zielgruppe zu ermoumlglichen Hierbei ist es wichtig und hilfreich Gruppen von Teilnehmenden mit aumlhnlichen Vor-aussetzungen und Lernzielen zu bilden

Ein besonderes Interesse im Rahmen der Bearbeitung dieses Struktur-elements gilt dabei den Vorkenntnissen der Lernenden Diese zeigen an wie viel Unterstuumltzung die Lernenden benoumltigen Probleme koumlnnen entstehen wenn die Teilnehmenden in unterschiedlichen Fachrichtun-gen ausgebildet wurden Sind groszlige Unterschiede vorhanden muss uumlberlegt werden auf welchem Weg diese ausgeglichen werden koumln-nen

Auch die Motivation und Lernbereitschaft der Teilnehmenden ist grund-legend Sie kann allerdings nur sehr allgemein beschrieben werden da sie individuell und situativ variiert und ua auch davon abhaumlngt ob die Teilnahme an dem Bildungsangebot freiwillig oder fremdbestimmt erfolgt Diese Fragen koumlnnten in einem ersten Beratungsgespraumlch oder mit einer Erwartungsabfrage zu Beginn der Veranstaltung ge-klaumlrt werden Ein Weiterbildungsanbieter kann Teilnehmende parallel zum eigentlichen Bildungsangebot auch darin unterstuumltzen sich neu zu orientieren und das Lernen zu begleiten Gleichzeitig koumlnnen sich noch weitere Anforderungen ergeben die bei der Entwicklung eines Angebots beruumlcksichtigt werden sollten (zB unterschiedliche Natio-nalitaumlten Kultur und Sprachen)

Die Analyse und Spezifizierung der Zielgruppe bietet die Grundlage fuumlr die Entwicklung des Bildungsangebots Aus der Bearbeitung dieser Aspekte wird deutlich welche Leistungen durch den Bildungsanbie-ter zu erbringen sind und welche Eigenleistungen den Teilnehmenden abverlangt werden koumlnnen

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FUumlR WEN ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Kompetenzen Lernvoraussetzungen Lern-schwierigkeiten koumlnnen vorausgesetzt werden

s Mit welcher Lernbereitschaft und mit welchen Lernbeduumlrfnissen ist zu rechnen

s Welche gemeinsamen Merkmale hat die Zielgruppe

s Welche Merkmale werden ggf stark heterogen sein

s Auf welche Weise werden noch interessante Informa-tionen zum Ist-Stand ermittelt

s Welche Leistungen sollten durch den Bildungsanbieter erbracht werden

s Welche Eigenleistung kann von den Teilnehmenden erwartet werden

WOZU Lernziele und -ergebnisse

In diesem Schritt geht es darum die Ziele und Ergebnisse zu praumlzi-sieren die durch das Bildungsangebot tatsaumlchlich erreicht werden koumlnnen und sollen Erst durch die Zielbeschreibung wird deutlich welche Lernerfordernisse das Bildungsangebot genau abdecken kann und welche Vorleistungen bei den Teilnehmenden vorausgesetzt werden muumlssen Lernziele sind in erster Linie Planungsinstrumente mit deren

weiter gelernt

Hilfe ein Anbieter uumlberpruumlft ob seine Planungen zielgerichtet und realistisch sind Die Lerninteressen der Teilnehmenden sollten sowohl bei der Entwicklung des Konzepts als auch bei der tatsaumlchlichen Um-setzung mit einbezogen werden Im Rahmen der Angebotsplanung und Angebotsentwicklung handelt es sich dabei zuerst einmal um eine Beschreibung der angestrebten Lernergebnisse Im Bereich der beruflichen Weiterbildung gibt es dabei zunehmend die Tendenz Lern-ergebnisse in Form von Kompetenzen bzw beruflichen fachlichen und uumlberfachlichen Handlungskompetenzen darzustellen Diese Lernziele und Lernergebnisse muumlssen aber beobachtbar undoder messbar sein Das bedeutet am Ende eines Angebots oder einer Lernsequenz (bei laumlnger dauernden Bildungsangeboten) muss uumlberpruumlft werden koumlnnen ob die angestrebten LernzieleLernergebnisse auch erreicht wurden

Eine Schwierigkeit besteht darin dass Kompetenzen als solche gar nicht beobachtbar sind sondern sich erst durch Einsatz in konkreten Situationen spezifischen Problemen oder Anforderungen erschlieszligen Neben der Beschreibung der zu erwerbenden Fertigkeiten und Faumlhig-keiten muss deshalb umso mehr die konkrete Anwendungssituation beruumlcksichtigt werden Zu erreichende Lernergebnisse lassen sich daher nicht als Kompetenzen beschreiben sondern als Performanz Auszligerdem sollte moumlglichst auch die Form und die Auspraumlgung der Anwendung von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten in der jeweiligen Situation beschrieben werden Dies kann in der Regel durch folgende uumlbergrei-fende Kriterien geschehen

bull Komplexitaumlt der Aufgabenstellung (einfachestrukturierte Aufgaben versus vielseitige komplexe Problemstellungen)

bull Breite des Anwendungsbereichs (klar umschriebeneSituationen versus breites Anwendungsfeld)

bull Grad der Autonomie (Anwendung unter Anleitung versusautonom koordinierend anleitend)

20 21

weiter gelernt

WOZU ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Lernziele sollen mit Hilfe des Bildungsangebots konkret erreicht werden

s Sind die Lernziele angemessen im Hinblick auf Bedarfe Voraussetzungen und Anwendungsziele des Gelernten

s Sind die Lernziele realistisch im Hinblick auf Zeit Stoffumfang methodischen Aufwand und Eigenleistung der Teilnehmenden

s Welche Abschluumlsse oder Zertifikate werden angestrebt und welche Implikationen hat das fuumlr die Lernziele

Verben zur Beschreibung der Kompetenzen

WissenVerstaumlndnis zusammenfassen darstellen (KenntnisReproduktion berichten skizzieren formu-von Informationen) lieren definieren bezeichnen

aufzeigen

Verstehen erlaumlutern folgern gegenuumlber-(etwas mit eigenen stellen einordnen veran-Woumlrtern erlaumlutern) schaulichen kategorisieren

unterscheiden sortieren

Anwenden (be)nutzen umsetzen durch-(Transfer von Wissen in fuumlhren erstellen praktizieren einen (neuen) Situati- uumlbertragen unterscheiden onskontext)

weiter gelernt

Analyse (komplexes Problem in uumlberschaubare Ein-heiten zerlegen eine Struktur erkennen)

unterscheiden bestimmen erproben ermitteln gegen-uumlberstellen (uumlber)pruumlfen interpretieren beobachten erschlieszligen untersuchen

Synthese (Wissenselemente aus verschiedenen Gebie-ten zu etwas Neuem zusammenfuumlgen)

ordnen zusammensetzen konstruieren modifizieren ableiten entwickeln entwer-fen konzipieren erzeugen organisieren

Beurteilung (Probleme anhand von Kriterien beurteilen und bewerten)

bewerten entscheiden gewichten einstufen begut-achten hinterfragen folgern einschaumltzen wuumlrdigen urteilen

WAS Inhalte

Auch die Entwicklung der Bildungsinhalte wird vor dem spezifischen Verwendungshintergrund gepruumlft Zentral ist welches Wissen von den Teilnehmenden tatsaumlchlich benoumltigt wird Gerade umfangreiche Stoffmengen sollten didaktisch reduziert werden um fuumlr die Lernenden fassbar zu werden

Die Reduktion kann beispielsweise nach zwei Prinzipien erfolgen

bull Konzentration auf das Grundlegende (dh die Heraus-arbeitung des Wesentlichen um den Kerninhalt als Teil des Ganzen zu erschlieszligen) oder

22 23

weiter gelernt

bull Konzentration auf das Exemplarische (die Behandlung einestypischen praumlgnanten repraumlsentativen Falls um im Einzel-nen das Ganze zu vermitteln)

WAS ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Inhalte werden vermittelt Auf welche aktuellen Quellen stuumltzt sich diese Auswahl

s Welche Moumlglichkeiten der didaktischen Reduktion sind gegeben

s Ist die Inhaltsauswahl deutlich an den Lernzielen orientiert

s Gibt es wichtige Inhalte die sich in den Lernzielen bisher nicht widerspiegeln

s Gibt es erste Hinweise auf eine Strukturierung der Inhalte

WIE Organisationsform und Methoden

Im Rahmen der Angebotsentwicklung muumlssen schlieszliglich auch Organi-sationsform und Methoden des Bildungsangebots ausgewaumlhlt werden

bull Festlegen der Organisations- und Veranstaltungsform mitZeitumfang

bull Methodensetting das sich aus der Definition der anderenStrukturelemente ergeben (zB aus den Lernzielen der Zielgruppe oder der Verwendungssituation)

weiter gelernt

Bei der Auswahl der Lernmedien sind die Zielgruppe und deren Lern-gewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge zu beachten Daruumlber hinaus richtet sich die Auswahl der Medien auch immer nach der Moumlglichkeit der Einbettung in das didaktische Konzept Wenn in einer Weiterbil-dung ein arbeitsprozessorientierter Ansatz gewaumlhlt wird koumlnnen Lern-unterlagen mit arbeitsbezogenen Lernaufgaben oder mit Leittexten die richtige Medienwahl sein

Methoden koumlnnen ausgewaumlhlt werden zB

bull nach der Zielstellung (zB zur Erschlieszligung von Inhalten zurEntwicklung von Beteiligung und Gruppenzusammenhang zur Ergebnissicherung und -vermittlung)

bull nach der Lernprozessphase

bull danach ob Teilnehmende eher mit vertrauten oder neuenMethoden arbeiten sollten oder

bull ob es eine vorwiegend informationsorientierte oder hand-lungsorientierte Konzeption ist

WIE ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Veranstaltungs- und Organisationsform mit welcher zeitlichen Beanspruchung erscheint den Zielen und der Zielgruppe gegenuumlber als angemessen

s Mit welchen Methodensettings wird gearbeitet

s Wie kann die Eigenaktivitaumlt und das selbststaumlndige Lernen methodisch angeregt werden

24 25

weiter gelernt

WO UND WOMIT Lernort und Medien

Durch die Art und Weise wie die Teilnehmenden mit dem Lerngegen-stand in Beruumlhrung kommen werden Lernorte und Medien zum Traumlger des Lerngeschehens Bei der Auswahl der Lernorte und Medien im Rahmen einer Angebotsentwicklung sollte deshalb ein wesentlicher Schwerpunkt auf deren Begruumlndung fuumlr die didaktische Gestaltung gelegt werden

Lernorte erfuumlllen unter didaktischen Aspekten insbesondere die Aufgaben

bull handlungs- und praxisbezogen zu sein

bull einen breiten Interessenzugang und

bull ganzheitliche Bezuumlge zu ermoumlglichen (sozial inhaltlichpersoumlnlich emotional)

bull eine definierte Qualitaumlt aumlsthetisch aufzuweisen

Auch bei der Auswahl der Lernmedien sind Lerngewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge der Zielgruppe zu beachten (zB Uumlbung im Umgang mit dem Computer oder der Zugang zu einer Universitaumltsbibliothek)

Lernmedien sind alle unterstuumltzenden (multi-)medial aufbe-reiteten Unterlagen die auf Papier oder in informations-und kommunikationstechnologischen Geraumlten zur Verfuumlgung stehen

Lernmedien sollen dazu dienen unterstuumltzende Informationen fuumlr das Lernen und fuumlr die verschiedenen Sinneskanaumlle bereit zu stellen Sie sol-len veranschaulichen konkretisieren und einen Praxisbezug herstellen

weiter gelernt

Mit Hilfe der Lernmedien sollen die Teilnehmenden Informationen auf-nehmen verarbeiten und abrufen koumlnnen Sie fungieren aber auch als Arbeitshilfe fuumlr selbstgesteuerte Lernprozesse der Teilnehmenden Daruumlber hinaus kann es auch darum gehen die Medienkompetenz der Lernenden zu foumlrdern und damit auf das selbstgesteuerte und selbst-organsierte Lernen auszligerhalb formalisierter Weiterbildungsszenarien vorzubereiten

Auch die Wahl der Medien ist durch die Lernziele oder -inhalte beein-flusst denn viele Vorgaumlnge (zB in der Mechanik oder Biologie) lassen sich durch multimediale und animierte Simulationen verdeutlichen wo-hingegen kompakte Formelsammlungen beispielsweise fuumlr das Lernen von physikalischen Formeln geeignet sind

Fuumlr die Gestaltung bdquoklassischerldquo Lernorte sind ua folgende Fragen handlungsleitend

s Wie viel Bewegungsraum muss vorhanden sein Was muss an Mobiliar vorhanden sein

s Welche Groumlszlige muss der Raum insgesamt haben welche Nebenraumlume sind ggf notwendig

s Von wie vielen Gruppen kann ein Raum parallel genutzt werden

s Welche Gestaltungsfreiheiten werden den Teilnehmenden eingeraumlumt

s Wie koumlnnen Lernergebnisse aufbewahrt oder dauerhaft dargestellt werden

s Welche Praumlsentations- und Projektionsflaumlchen sind notwendig

26 27

weiter gelernt

Literatur und Quellen

Arnold R (2003) (Hrsg) Berufs- und Erwachsenenpaumldagogik Basis-wissen Paumldagogik Paumldagogische Arbeitsfelder Band 4 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler

Gerhard R (1992) Bedarfsermittlung in der Weiterbildung Beispiele und Erfahrungen Hrsg vom Arbeitskreis Universitaumlre Erwachsenenbil-dung eV Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler

GiesekeW (2008) Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwach-senenbildung In Studientexte fuumlr Erwachsenenbildung Bertelsmann Verlag Bielefeld

Loebe HSevering E (2007) (Hrsg) Handlungshilfen fuumlr Bildungsbe-rater Bildungsbedarfsanalyse Band 21 W Bertelsmann Verlag Biele-feld

Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2006) (Hrsg) Methodensammlung Anregungen und Beispiele fuumlr die Mode-ration URL httpwwwstandardsicherungschulministeriumnrwde methodensammlung (23062012)

Schlutz E (2006) Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwick-lung Waxmann Verlag Muumlnster

28

Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse

Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig

Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt

Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt

So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot

ISBN 978-3-9814948-3-9

Page 11: Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung - kos-qualitaet.de gelernt_Heft 1... · E-Mail: info@kos-qualitaet.de Redaktion: Dr. Elke Scheffelt, Christine Schadeberg, Maximilian Göllner

weiter gelernt

bull eine kuumlnftige Situation mit spezifischen voraussehbarenoder schwer bestimmbaren Anforderungen

bull eine berufliche Situation zu deren Bewaumlltigung Kompeten-zen erforderlich sind

Im Ergebnis zeigt sich ob es sich bei der Idee um einen paumldagogisch zu bearbeitenden Bedarf handelt bzw welche Anteile des Problems durch Bildung bearbeitet werden koumlnnen

WOFUumlR ndash Fragen zur Bearbeitung

s Wofuumlr und im Hinblick auf welche konkrete Lebens- und Verwendungssituationen soll gelernt werden

s Welche Ergebnisse soll das Angebot in der Lebens- oder Arbeitspraxis ermoumlglichen

s Welche Problemstellungen und Anforderungen werden aus der Analyse der Lebens- und Verwendungssituation deutlich

s Welche Kompetenzen sind zu der Bewaumlltigung der Lebens- und Verwendungssituation erforderlich und in welcher Weise sowie unter welchen Bedingungen muumlssen diese angewendet werden

s Welche Eigenleistung wird von den Teilnehmenden erwartet damit die Verwendung des Gelernten wahr-scheinlich wird

weiter gelernt

FUumlR WEN Zielgruppe und ihre Ausgangssituation

Ziel dieses Schrittes ist es Aufschluss uumlber Erwartungen und Beduumlrf-nisse von Kundinnen und Kunden zu erhalten um eine direkte und dauerhafte Ansprache der Zielgruppe zu ermoumlglichen Hierbei ist es wichtig und hilfreich Gruppen von Teilnehmenden mit aumlhnlichen Vor-aussetzungen und Lernzielen zu bilden

Ein besonderes Interesse im Rahmen der Bearbeitung dieses Struktur-elements gilt dabei den Vorkenntnissen der Lernenden Diese zeigen an wie viel Unterstuumltzung die Lernenden benoumltigen Probleme koumlnnen entstehen wenn die Teilnehmenden in unterschiedlichen Fachrichtun-gen ausgebildet wurden Sind groszlige Unterschiede vorhanden muss uumlberlegt werden auf welchem Weg diese ausgeglichen werden koumln-nen

Auch die Motivation und Lernbereitschaft der Teilnehmenden ist grund-legend Sie kann allerdings nur sehr allgemein beschrieben werden da sie individuell und situativ variiert und ua auch davon abhaumlngt ob die Teilnahme an dem Bildungsangebot freiwillig oder fremdbestimmt erfolgt Diese Fragen koumlnnten in einem ersten Beratungsgespraumlch oder mit einer Erwartungsabfrage zu Beginn der Veranstaltung ge-klaumlrt werden Ein Weiterbildungsanbieter kann Teilnehmende parallel zum eigentlichen Bildungsangebot auch darin unterstuumltzen sich neu zu orientieren und das Lernen zu begleiten Gleichzeitig koumlnnen sich noch weitere Anforderungen ergeben die bei der Entwicklung eines Angebots beruumlcksichtigt werden sollten (zB unterschiedliche Natio-nalitaumlten Kultur und Sprachen)

Die Analyse und Spezifizierung der Zielgruppe bietet die Grundlage fuumlr die Entwicklung des Bildungsangebots Aus der Bearbeitung dieser Aspekte wird deutlich welche Leistungen durch den Bildungsanbie-ter zu erbringen sind und welche Eigenleistungen den Teilnehmenden abverlangt werden koumlnnen

18 19

weiter gelernt

FUumlR WEN ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Kompetenzen Lernvoraussetzungen Lern-schwierigkeiten koumlnnen vorausgesetzt werden

s Mit welcher Lernbereitschaft und mit welchen Lernbeduumlrfnissen ist zu rechnen

s Welche gemeinsamen Merkmale hat die Zielgruppe

s Welche Merkmale werden ggf stark heterogen sein

s Auf welche Weise werden noch interessante Informa-tionen zum Ist-Stand ermittelt

s Welche Leistungen sollten durch den Bildungsanbieter erbracht werden

s Welche Eigenleistung kann von den Teilnehmenden erwartet werden

WOZU Lernziele und -ergebnisse

In diesem Schritt geht es darum die Ziele und Ergebnisse zu praumlzi-sieren die durch das Bildungsangebot tatsaumlchlich erreicht werden koumlnnen und sollen Erst durch die Zielbeschreibung wird deutlich welche Lernerfordernisse das Bildungsangebot genau abdecken kann und welche Vorleistungen bei den Teilnehmenden vorausgesetzt werden muumlssen Lernziele sind in erster Linie Planungsinstrumente mit deren

weiter gelernt

Hilfe ein Anbieter uumlberpruumlft ob seine Planungen zielgerichtet und realistisch sind Die Lerninteressen der Teilnehmenden sollten sowohl bei der Entwicklung des Konzepts als auch bei der tatsaumlchlichen Um-setzung mit einbezogen werden Im Rahmen der Angebotsplanung und Angebotsentwicklung handelt es sich dabei zuerst einmal um eine Beschreibung der angestrebten Lernergebnisse Im Bereich der beruflichen Weiterbildung gibt es dabei zunehmend die Tendenz Lern-ergebnisse in Form von Kompetenzen bzw beruflichen fachlichen und uumlberfachlichen Handlungskompetenzen darzustellen Diese Lernziele und Lernergebnisse muumlssen aber beobachtbar undoder messbar sein Das bedeutet am Ende eines Angebots oder einer Lernsequenz (bei laumlnger dauernden Bildungsangeboten) muss uumlberpruumlft werden koumlnnen ob die angestrebten LernzieleLernergebnisse auch erreicht wurden

Eine Schwierigkeit besteht darin dass Kompetenzen als solche gar nicht beobachtbar sind sondern sich erst durch Einsatz in konkreten Situationen spezifischen Problemen oder Anforderungen erschlieszligen Neben der Beschreibung der zu erwerbenden Fertigkeiten und Faumlhig-keiten muss deshalb umso mehr die konkrete Anwendungssituation beruumlcksichtigt werden Zu erreichende Lernergebnisse lassen sich daher nicht als Kompetenzen beschreiben sondern als Performanz Auszligerdem sollte moumlglichst auch die Form und die Auspraumlgung der Anwendung von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten in der jeweiligen Situation beschrieben werden Dies kann in der Regel durch folgende uumlbergrei-fende Kriterien geschehen

bull Komplexitaumlt der Aufgabenstellung (einfachestrukturierte Aufgaben versus vielseitige komplexe Problemstellungen)

bull Breite des Anwendungsbereichs (klar umschriebeneSituationen versus breites Anwendungsfeld)

bull Grad der Autonomie (Anwendung unter Anleitung versusautonom koordinierend anleitend)

20 21

weiter gelernt

WOZU ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Lernziele sollen mit Hilfe des Bildungsangebots konkret erreicht werden

s Sind die Lernziele angemessen im Hinblick auf Bedarfe Voraussetzungen und Anwendungsziele des Gelernten

s Sind die Lernziele realistisch im Hinblick auf Zeit Stoffumfang methodischen Aufwand und Eigenleistung der Teilnehmenden

s Welche Abschluumlsse oder Zertifikate werden angestrebt und welche Implikationen hat das fuumlr die Lernziele

Verben zur Beschreibung der Kompetenzen

WissenVerstaumlndnis zusammenfassen darstellen (KenntnisReproduktion berichten skizzieren formu-von Informationen) lieren definieren bezeichnen

aufzeigen

Verstehen erlaumlutern folgern gegenuumlber-(etwas mit eigenen stellen einordnen veran-Woumlrtern erlaumlutern) schaulichen kategorisieren

unterscheiden sortieren

Anwenden (be)nutzen umsetzen durch-(Transfer von Wissen in fuumlhren erstellen praktizieren einen (neuen) Situati- uumlbertragen unterscheiden onskontext)

weiter gelernt

Analyse (komplexes Problem in uumlberschaubare Ein-heiten zerlegen eine Struktur erkennen)

unterscheiden bestimmen erproben ermitteln gegen-uumlberstellen (uumlber)pruumlfen interpretieren beobachten erschlieszligen untersuchen

Synthese (Wissenselemente aus verschiedenen Gebie-ten zu etwas Neuem zusammenfuumlgen)

ordnen zusammensetzen konstruieren modifizieren ableiten entwickeln entwer-fen konzipieren erzeugen organisieren

Beurteilung (Probleme anhand von Kriterien beurteilen und bewerten)

bewerten entscheiden gewichten einstufen begut-achten hinterfragen folgern einschaumltzen wuumlrdigen urteilen

WAS Inhalte

Auch die Entwicklung der Bildungsinhalte wird vor dem spezifischen Verwendungshintergrund gepruumlft Zentral ist welches Wissen von den Teilnehmenden tatsaumlchlich benoumltigt wird Gerade umfangreiche Stoffmengen sollten didaktisch reduziert werden um fuumlr die Lernenden fassbar zu werden

Die Reduktion kann beispielsweise nach zwei Prinzipien erfolgen

bull Konzentration auf das Grundlegende (dh die Heraus-arbeitung des Wesentlichen um den Kerninhalt als Teil des Ganzen zu erschlieszligen) oder

22 23

weiter gelernt

bull Konzentration auf das Exemplarische (die Behandlung einestypischen praumlgnanten repraumlsentativen Falls um im Einzel-nen das Ganze zu vermitteln)

WAS ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Inhalte werden vermittelt Auf welche aktuellen Quellen stuumltzt sich diese Auswahl

s Welche Moumlglichkeiten der didaktischen Reduktion sind gegeben

s Ist die Inhaltsauswahl deutlich an den Lernzielen orientiert

s Gibt es wichtige Inhalte die sich in den Lernzielen bisher nicht widerspiegeln

s Gibt es erste Hinweise auf eine Strukturierung der Inhalte

WIE Organisationsform und Methoden

Im Rahmen der Angebotsentwicklung muumlssen schlieszliglich auch Organi-sationsform und Methoden des Bildungsangebots ausgewaumlhlt werden

bull Festlegen der Organisations- und Veranstaltungsform mitZeitumfang

bull Methodensetting das sich aus der Definition der anderenStrukturelemente ergeben (zB aus den Lernzielen der Zielgruppe oder der Verwendungssituation)

weiter gelernt

Bei der Auswahl der Lernmedien sind die Zielgruppe und deren Lern-gewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge zu beachten Daruumlber hinaus richtet sich die Auswahl der Medien auch immer nach der Moumlglichkeit der Einbettung in das didaktische Konzept Wenn in einer Weiterbil-dung ein arbeitsprozessorientierter Ansatz gewaumlhlt wird koumlnnen Lern-unterlagen mit arbeitsbezogenen Lernaufgaben oder mit Leittexten die richtige Medienwahl sein

Methoden koumlnnen ausgewaumlhlt werden zB

bull nach der Zielstellung (zB zur Erschlieszligung von Inhalten zurEntwicklung von Beteiligung und Gruppenzusammenhang zur Ergebnissicherung und -vermittlung)

bull nach der Lernprozessphase

bull danach ob Teilnehmende eher mit vertrauten oder neuenMethoden arbeiten sollten oder

bull ob es eine vorwiegend informationsorientierte oder hand-lungsorientierte Konzeption ist

WIE ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Veranstaltungs- und Organisationsform mit welcher zeitlichen Beanspruchung erscheint den Zielen und der Zielgruppe gegenuumlber als angemessen

s Mit welchen Methodensettings wird gearbeitet

s Wie kann die Eigenaktivitaumlt und das selbststaumlndige Lernen methodisch angeregt werden

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WO UND WOMIT Lernort und Medien

Durch die Art und Weise wie die Teilnehmenden mit dem Lerngegen-stand in Beruumlhrung kommen werden Lernorte und Medien zum Traumlger des Lerngeschehens Bei der Auswahl der Lernorte und Medien im Rahmen einer Angebotsentwicklung sollte deshalb ein wesentlicher Schwerpunkt auf deren Begruumlndung fuumlr die didaktische Gestaltung gelegt werden

Lernorte erfuumlllen unter didaktischen Aspekten insbesondere die Aufgaben

bull handlungs- und praxisbezogen zu sein

bull einen breiten Interessenzugang und

bull ganzheitliche Bezuumlge zu ermoumlglichen (sozial inhaltlichpersoumlnlich emotional)

bull eine definierte Qualitaumlt aumlsthetisch aufzuweisen

Auch bei der Auswahl der Lernmedien sind Lerngewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge der Zielgruppe zu beachten (zB Uumlbung im Umgang mit dem Computer oder der Zugang zu einer Universitaumltsbibliothek)

Lernmedien sind alle unterstuumltzenden (multi-)medial aufbe-reiteten Unterlagen die auf Papier oder in informations-und kommunikationstechnologischen Geraumlten zur Verfuumlgung stehen

Lernmedien sollen dazu dienen unterstuumltzende Informationen fuumlr das Lernen und fuumlr die verschiedenen Sinneskanaumlle bereit zu stellen Sie sol-len veranschaulichen konkretisieren und einen Praxisbezug herstellen

weiter gelernt

Mit Hilfe der Lernmedien sollen die Teilnehmenden Informationen auf-nehmen verarbeiten und abrufen koumlnnen Sie fungieren aber auch als Arbeitshilfe fuumlr selbstgesteuerte Lernprozesse der Teilnehmenden Daruumlber hinaus kann es auch darum gehen die Medienkompetenz der Lernenden zu foumlrdern und damit auf das selbstgesteuerte und selbst-organsierte Lernen auszligerhalb formalisierter Weiterbildungsszenarien vorzubereiten

Auch die Wahl der Medien ist durch die Lernziele oder -inhalte beein-flusst denn viele Vorgaumlnge (zB in der Mechanik oder Biologie) lassen sich durch multimediale und animierte Simulationen verdeutlichen wo-hingegen kompakte Formelsammlungen beispielsweise fuumlr das Lernen von physikalischen Formeln geeignet sind

Fuumlr die Gestaltung bdquoklassischerldquo Lernorte sind ua folgende Fragen handlungsleitend

s Wie viel Bewegungsraum muss vorhanden sein Was muss an Mobiliar vorhanden sein

s Welche Groumlszlige muss der Raum insgesamt haben welche Nebenraumlume sind ggf notwendig

s Von wie vielen Gruppen kann ein Raum parallel genutzt werden

s Welche Gestaltungsfreiheiten werden den Teilnehmenden eingeraumlumt

s Wie koumlnnen Lernergebnisse aufbewahrt oder dauerhaft dargestellt werden

s Welche Praumlsentations- und Projektionsflaumlchen sind notwendig

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Literatur und Quellen

Arnold R (2003) (Hrsg) Berufs- und Erwachsenenpaumldagogik Basis-wissen Paumldagogik Paumldagogische Arbeitsfelder Band 4 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler

Gerhard R (1992) Bedarfsermittlung in der Weiterbildung Beispiele und Erfahrungen Hrsg vom Arbeitskreis Universitaumlre Erwachsenenbil-dung eV Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler

GiesekeW (2008) Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwach-senenbildung In Studientexte fuumlr Erwachsenenbildung Bertelsmann Verlag Bielefeld

Loebe HSevering E (2007) (Hrsg) Handlungshilfen fuumlr Bildungsbe-rater Bildungsbedarfsanalyse Band 21 W Bertelsmann Verlag Biele-feld

Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2006) (Hrsg) Methodensammlung Anregungen und Beispiele fuumlr die Mode-ration URL httpwwwstandardsicherungschulministeriumnrwde methodensammlung (23062012)

Schlutz E (2006) Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwick-lung Waxmann Verlag Muumlnster

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Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse

Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig

Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt

Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt

So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot

ISBN 978-3-9814948-3-9

Page 12: Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung - kos-qualitaet.de gelernt_Heft 1... · E-Mail: info@kos-qualitaet.de Redaktion: Dr. Elke Scheffelt, Christine Schadeberg, Maximilian Göllner

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FUumlR WEN ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Kompetenzen Lernvoraussetzungen Lern-schwierigkeiten koumlnnen vorausgesetzt werden

s Mit welcher Lernbereitschaft und mit welchen Lernbeduumlrfnissen ist zu rechnen

s Welche gemeinsamen Merkmale hat die Zielgruppe

s Welche Merkmale werden ggf stark heterogen sein

s Auf welche Weise werden noch interessante Informa-tionen zum Ist-Stand ermittelt

s Welche Leistungen sollten durch den Bildungsanbieter erbracht werden

s Welche Eigenleistung kann von den Teilnehmenden erwartet werden

WOZU Lernziele und -ergebnisse

In diesem Schritt geht es darum die Ziele und Ergebnisse zu praumlzi-sieren die durch das Bildungsangebot tatsaumlchlich erreicht werden koumlnnen und sollen Erst durch die Zielbeschreibung wird deutlich welche Lernerfordernisse das Bildungsangebot genau abdecken kann und welche Vorleistungen bei den Teilnehmenden vorausgesetzt werden muumlssen Lernziele sind in erster Linie Planungsinstrumente mit deren

weiter gelernt

Hilfe ein Anbieter uumlberpruumlft ob seine Planungen zielgerichtet und realistisch sind Die Lerninteressen der Teilnehmenden sollten sowohl bei der Entwicklung des Konzepts als auch bei der tatsaumlchlichen Um-setzung mit einbezogen werden Im Rahmen der Angebotsplanung und Angebotsentwicklung handelt es sich dabei zuerst einmal um eine Beschreibung der angestrebten Lernergebnisse Im Bereich der beruflichen Weiterbildung gibt es dabei zunehmend die Tendenz Lern-ergebnisse in Form von Kompetenzen bzw beruflichen fachlichen und uumlberfachlichen Handlungskompetenzen darzustellen Diese Lernziele und Lernergebnisse muumlssen aber beobachtbar undoder messbar sein Das bedeutet am Ende eines Angebots oder einer Lernsequenz (bei laumlnger dauernden Bildungsangeboten) muss uumlberpruumlft werden koumlnnen ob die angestrebten LernzieleLernergebnisse auch erreicht wurden

Eine Schwierigkeit besteht darin dass Kompetenzen als solche gar nicht beobachtbar sind sondern sich erst durch Einsatz in konkreten Situationen spezifischen Problemen oder Anforderungen erschlieszligen Neben der Beschreibung der zu erwerbenden Fertigkeiten und Faumlhig-keiten muss deshalb umso mehr die konkrete Anwendungssituation beruumlcksichtigt werden Zu erreichende Lernergebnisse lassen sich daher nicht als Kompetenzen beschreiben sondern als Performanz Auszligerdem sollte moumlglichst auch die Form und die Auspraumlgung der Anwendung von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten in der jeweiligen Situation beschrieben werden Dies kann in der Regel durch folgende uumlbergrei-fende Kriterien geschehen

bull Komplexitaumlt der Aufgabenstellung (einfachestrukturierte Aufgaben versus vielseitige komplexe Problemstellungen)

bull Breite des Anwendungsbereichs (klar umschriebeneSituationen versus breites Anwendungsfeld)

bull Grad der Autonomie (Anwendung unter Anleitung versusautonom koordinierend anleitend)

20 21

weiter gelernt

WOZU ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Lernziele sollen mit Hilfe des Bildungsangebots konkret erreicht werden

s Sind die Lernziele angemessen im Hinblick auf Bedarfe Voraussetzungen und Anwendungsziele des Gelernten

s Sind die Lernziele realistisch im Hinblick auf Zeit Stoffumfang methodischen Aufwand und Eigenleistung der Teilnehmenden

s Welche Abschluumlsse oder Zertifikate werden angestrebt und welche Implikationen hat das fuumlr die Lernziele

Verben zur Beschreibung der Kompetenzen

WissenVerstaumlndnis zusammenfassen darstellen (KenntnisReproduktion berichten skizzieren formu-von Informationen) lieren definieren bezeichnen

aufzeigen

Verstehen erlaumlutern folgern gegenuumlber-(etwas mit eigenen stellen einordnen veran-Woumlrtern erlaumlutern) schaulichen kategorisieren

unterscheiden sortieren

Anwenden (be)nutzen umsetzen durch-(Transfer von Wissen in fuumlhren erstellen praktizieren einen (neuen) Situati- uumlbertragen unterscheiden onskontext)

weiter gelernt

Analyse (komplexes Problem in uumlberschaubare Ein-heiten zerlegen eine Struktur erkennen)

unterscheiden bestimmen erproben ermitteln gegen-uumlberstellen (uumlber)pruumlfen interpretieren beobachten erschlieszligen untersuchen

Synthese (Wissenselemente aus verschiedenen Gebie-ten zu etwas Neuem zusammenfuumlgen)

ordnen zusammensetzen konstruieren modifizieren ableiten entwickeln entwer-fen konzipieren erzeugen organisieren

Beurteilung (Probleme anhand von Kriterien beurteilen und bewerten)

bewerten entscheiden gewichten einstufen begut-achten hinterfragen folgern einschaumltzen wuumlrdigen urteilen

WAS Inhalte

Auch die Entwicklung der Bildungsinhalte wird vor dem spezifischen Verwendungshintergrund gepruumlft Zentral ist welches Wissen von den Teilnehmenden tatsaumlchlich benoumltigt wird Gerade umfangreiche Stoffmengen sollten didaktisch reduziert werden um fuumlr die Lernenden fassbar zu werden

Die Reduktion kann beispielsweise nach zwei Prinzipien erfolgen

bull Konzentration auf das Grundlegende (dh die Heraus-arbeitung des Wesentlichen um den Kerninhalt als Teil des Ganzen zu erschlieszligen) oder

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weiter gelernt

bull Konzentration auf das Exemplarische (die Behandlung einestypischen praumlgnanten repraumlsentativen Falls um im Einzel-nen das Ganze zu vermitteln)

WAS ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Inhalte werden vermittelt Auf welche aktuellen Quellen stuumltzt sich diese Auswahl

s Welche Moumlglichkeiten der didaktischen Reduktion sind gegeben

s Ist die Inhaltsauswahl deutlich an den Lernzielen orientiert

s Gibt es wichtige Inhalte die sich in den Lernzielen bisher nicht widerspiegeln

s Gibt es erste Hinweise auf eine Strukturierung der Inhalte

WIE Organisationsform und Methoden

Im Rahmen der Angebotsentwicklung muumlssen schlieszliglich auch Organi-sationsform und Methoden des Bildungsangebots ausgewaumlhlt werden

bull Festlegen der Organisations- und Veranstaltungsform mitZeitumfang

bull Methodensetting das sich aus der Definition der anderenStrukturelemente ergeben (zB aus den Lernzielen der Zielgruppe oder der Verwendungssituation)

weiter gelernt

Bei der Auswahl der Lernmedien sind die Zielgruppe und deren Lern-gewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge zu beachten Daruumlber hinaus richtet sich die Auswahl der Medien auch immer nach der Moumlglichkeit der Einbettung in das didaktische Konzept Wenn in einer Weiterbil-dung ein arbeitsprozessorientierter Ansatz gewaumlhlt wird koumlnnen Lern-unterlagen mit arbeitsbezogenen Lernaufgaben oder mit Leittexten die richtige Medienwahl sein

Methoden koumlnnen ausgewaumlhlt werden zB

bull nach der Zielstellung (zB zur Erschlieszligung von Inhalten zurEntwicklung von Beteiligung und Gruppenzusammenhang zur Ergebnissicherung und -vermittlung)

bull nach der Lernprozessphase

bull danach ob Teilnehmende eher mit vertrauten oder neuenMethoden arbeiten sollten oder

bull ob es eine vorwiegend informationsorientierte oder hand-lungsorientierte Konzeption ist

WIE ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Veranstaltungs- und Organisationsform mit welcher zeitlichen Beanspruchung erscheint den Zielen und der Zielgruppe gegenuumlber als angemessen

s Mit welchen Methodensettings wird gearbeitet

s Wie kann die Eigenaktivitaumlt und das selbststaumlndige Lernen methodisch angeregt werden

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weiter gelernt

WO UND WOMIT Lernort und Medien

Durch die Art und Weise wie die Teilnehmenden mit dem Lerngegen-stand in Beruumlhrung kommen werden Lernorte und Medien zum Traumlger des Lerngeschehens Bei der Auswahl der Lernorte und Medien im Rahmen einer Angebotsentwicklung sollte deshalb ein wesentlicher Schwerpunkt auf deren Begruumlndung fuumlr die didaktische Gestaltung gelegt werden

Lernorte erfuumlllen unter didaktischen Aspekten insbesondere die Aufgaben

bull handlungs- und praxisbezogen zu sein

bull einen breiten Interessenzugang und

bull ganzheitliche Bezuumlge zu ermoumlglichen (sozial inhaltlichpersoumlnlich emotional)

bull eine definierte Qualitaumlt aumlsthetisch aufzuweisen

Auch bei der Auswahl der Lernmedien sind Lerngewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge der Zielgruppe zu beachten (zB Uumlbung im Umgang mit dem Computer oder der Zugang zu einer Universitaumltsbibliothek)

Lernmedien sind alle unterstuumltzenden (multi-)medial aufbe-reiteten Unterlagen die auf Papier oder in informations-und kommunikationstechnologischen Geraumlten zur Verfuumlgung stehen

Lernmedien sollen dazu dienen unterstuumltzende Informationen fuumlr das Lernen und fuumlr die verschiedenen Sinneskanaumlle bereit zu stellen Sie sol-len veranschaulichen konkretisieren und einen Praxisbezug herstellen

weiter gelernt

Mit Hilfe der Lernmedien sollen die Teilnehmenden Informationen auf-nehmen verarbeiten und abrufen koumlnnen Sie fungieren aber auch als Arbeitshilfe fuumlr selbstgesteuerte Lernprozesse der Teilnehmenden Daruumlber hinaus kann es auch darum gehen die Medienkompetenz der Lernenden zu foumlrdern und damit auf das selbstgesteuerte und selbst-organsierte Lernen auszligerhalb formalisierter Weiterbildungsszenarien vorzubereiten

Auch die Wahl der Medien ist durch die Lernziele oder -inhalte beein-flusst denn viele Vorgaumlnge (zB in der Mechanik oder Biologie) lassen sich durch multimediale und animierte Simulationen verdeutlichen wo-hingegen kompakte Formelsammlungen beispielsweise fuumlr das Lernen von physikalischen Formeln geeignet sind

Fuumlr die Gestaltung bdquoklassischerldquo Lernorte sind ua folgende Fragen handlungsleitend

s Wie viel Bewegungsraum muss vorhanden sein Was muss an Mobiliar vorhanden sein

s Welche Groumlszlige muss der Raum insgesamt haben welche Nebenraumlume sind ggf notwendig

s Von wie vielen Gruppen kann ein Raum parallel genutzt werden

s Welche Gestaltungsfreiheiten werden den Teilnehmenden eingeraumlumt

s Wie koumlnnen Lernergebnisse aufbewahrt oder dauerhaft dargestellt werden

s Welche Praumlsentations- und Projektionsflaumlchen sind notwendig

26 27

weiter gelernt

Literatur und Quellen

Arnold R (2003) (Hrsg) Berufs- und Erwachsenenpaumldagogik Basis-wissen Paumldagogik Paumldagogische Arbeitsfelder Band 4 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler

Gerhard R (1992) Bedarfsermittlung in der Weiterbildung Beispiele und Erfahrungen Hrsg vom Arbeitskreis Universitaumlre Erwachsenenbil-dung eV Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler

GiesekeW (2008) Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwach-senenbildung In Studientexte fuumlr Erwachsenenbildung Bertelsmann Verlag Bielefeld

Loebe HSevering E (2007) (Hrsg) Handlungshilfen fuumlr Bildungsbe-rater Bildungsbedarfsanalyse Band 21 W Bertelsmann Verlag Biele-feld

Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2006) (Hrsg) Methodensammlung Anregungen und Beispiele fuumlr die Mode-ration URL httpwwwstandardsicherungschulministeriumnrwde methodensammlung (23062012)

Schlutz E (2006) Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwick-lung Waxmann Verlag Muumlnster

28

Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse

Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig

Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt

Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt

So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot

ISBN 978-3-9814948-3-9

Page 13: Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung - kos-qualitaet.de gelernt_Heft 1... · E-Mail: info@kos-qualitaet.de Redaktion: Dr. Elke Scheffelt, Christine Schadeberg, Maximilian Göllner

weiter gelernt

WOZU ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Lernziele sollen mit Hilfe des Bildungsangebots konkret erreicht werden

s Sind die Lernziele angemessen im Hinblick auf Bedarfe Voraussetzungen und Anwendungsziele des Gelernten

s Sind die Lernziele realistisch im Hinblick auf Zeit Stoffumfang methodischen Aufwand und Eigenleistung der Teilnehmenden

s Welche Abschluumlsse oder Zertifikate werden angestrebt und welche Implikationen hat das fuumlr die Lernziele

Verben zur Beschreibung der Kompetenzen

WissenVerstaumlndnis zusammenfassen darstellen (KenntnisReproduktion berichten skizzieren formu-von Informationen) lieren definieren bezeichnen

aufzeigen

Verstehen erlaumlutern folgern gegenuumlber-(etwas mit eigenen stellen einordnen veran-Woumlrtern erlaumlutern) schaulichen kategorisieren

unterscheiden sortieren

Anwenden (be)nutzen umsetzen durch-(Transfer von Wissen in fuumlhren erstellen praktizieren einen (neuen) Situati- uumlbertragen unterscheiden onskontext)

weiter gelernt

Analyse (komplexes Problem in uumlberschaubare Ein-heiten zerlegen eine Struktur erkennen)

unterscheiden bestimmen erproben ermitteln gegen-uumlberstellen (uumlber)pruumlfen interpretieren beobachten erschlieszligen untersuchen

Synthese (Wissenselemente aus verschiedenen Gebie-ten zu etwas Neuem zusammenfuumlgen)

ordnen zusammensetzen konstruieren modifizieren ableiten entwickeln entwer-fen konzipieren erzeugen organisieren

Beurteilung (Probleme anhand von Kriterien beurteilen und bewerten)

bewerten entscheiden gewichten einstufen begut-achten hinterfragen folgern einschaumltzen wuumlrdigen urteilen

WAS Inhalte

Auch die Entwicklung der Bildungsinhalte wird vor dem spezifischen Verwendungshintergrund gepruumlft Zentral ist welches Wissen von den Teilnehmenden tatsaumlchlich benoumltigt wird Gerade umfangreiche Stoffmengen sollten didaktisch reduziert werden um fuumlr die Lernenden fassbar zu werden

Die Reduktion kann beispielsweise nach zwei Prinzipien erfolgen

bull Konzentration auf das Grundlegende (dh die Heraus-arbeitung des Wesentlichen um den Kerninhalt als Teil des Ganzen zu erschlieszligen) oder

22 23

weiter gelernt

bull Konzentration auf das Exemplarische (die Behandlung einestypischen praumlgnanten repraumlsentativen Falls um im Einzel-nen das Ganze zu vermitteln)

WAS ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Inhalte werden vermittelt Auf welche aktuellen Quellen stuumltzt sich diese Auswahl

s Welche Moumlglichkeiten der didaktischen Reduktion sind gegeben

s Ist die Inhaltsauswahl deutlich an den Lernzielen orientiert

s Gibt es wichtige Inhalte die sich in den Lernzielen bisher nicht widerspiegeln

s Gibt es erste Hinweise auf eine Strukturierung der Inhalte

WIE Organisationsform und Methoden

Im Rahmen der Angebotsentwicklung muumlssen schlieszliglich auch Organi-sationsform und Methoden des Bildungsangebots ausgewaumlhlt werden

bull Festlegen der Organisations- und Veranstaltungsform mitZeitumfang

bull Methodensetting das sich aus der Definition der anderenStrukturelemente ergeben (zB aus den Lernzielen der Zielgruppe oder der Verwendungssituation)

weiter gelernt

Bei der Auswahl der Lernmedien sind die Zielgruppe und deren Lern-gewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge zu beachten Daruumlber hinaus richtet sich die Auswahl der Medien auch immer nach der Moumlglichkeit der Einbettung in das didaktische Konzept Wenn in einer Weiterbil-dung ein arbeitsprozessorientierter Ansatz gewaumlhlt wird koumlnnen Lern-unterlagen mit arbeitsbezogenen Lernaufgaben oder mit Leittexten die richtige Medienwahl sein

Methoden koumlnnen ausgewaumlhlt werden zB

bull nach der Zielstellung (zB zur Erschlieszligung von Inhalten zurEntwicklung von Beteiligung und Gruppenzusammenhang zur Ergebnissicherung und -vermittlung)

bull nach der Lernprozessphase

bull danach ob Teilnehmende eher mit vertrauten oder neuenMethoden arbeiten sollten oder

bull ob es eine vorwiegend informationsorientierte oder hand-lungsorientierte Konzeption ist

WIE ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Veranstaltungs- und Organisationsform mit welcher zeitlichen Beanspruchung erscheint den Zielen und der Zielgruppe gegenuumlber als angemessen

s Mit welchen Methodensettings wird gearbeitet

s Wie kann die Eigenaktivitaumlt und das selbststaumlndige Lernen methodisch angeregt werden

24 25

weiter gelernt

WO UND WOMIT Lernort und Medien

Durch die Art und Weise wie die Teilnehmenden mit dem Lerngegen-stand in Beruumlhrung kommen werden Lernorte und Medien zum Traumlger des Lerngeschehens Bei der Auswahl der Lernorte und Medien im Rahmen einer Angebotsentwicklung sollte deshalb ein wesentlicher Schwerpunkt auf deren Begruumlndung fuumlr die didaktische Gestaltung gelegt werden

Lernorte erfuumlllen unter didaktischen Aspekten insbesondere die Aufgaben

bull handlungs- und praxisbezogen zu sein

bull einen breiten Interessenzugang und

bull ganzheitliche Bezuumlge zu ermoumlglichen (sozial inhaltlichpersoumlnlich emotional)

bull eine definierte Qualitaumlt aumlsthetisch aufzuweisen

Auch bei der Auswahl der Lernmedien sind Lerngewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge der Zielgruppe zu beachten (zB Uumlbung im Umgang mit dem Computer oder der Zugang zu einer Universitaumltsbibliothek)

Lernmedien sind alle unterstuumltzenden (multi-)medial aufbe-reiteten Unterlagen die auf Papier oder in informations-und kommunikationstechnologischen Geraumlten zur Verfuumlgung stehen

Lernmedien sollen dazu dienen unterstuumltzende Informationen fuumlr das Lernen und fuumlr die verschiedenen Sinneskanaumlle bereit zu stellen Sie sol-len veranschaulichen konkretisieren und einen Praxisbezug herstellen

weiter gelernt

Mit Hilfe der Lernmedien sollen die Teilnehmenden Informationen auf-nehmen verarbeiten und abrufen koumlnnen Sie fungieren aber auch als Arbeitshilfe fuumlr selbstgesteuerte Lernprozesse der Teilnehmenden Daruumlber hinaus kann es auch darum gehen die Medienkompetenz der Lernenden zu foumlrdern und damit auf das selbstgesteuerte und selbst-organsierte Lernen auszligerhalb formalisierter Weiterbildungsszenarien vorzubereiten

Auch die Wahl der Medien ist durch die Lernziele oder -inhalte beein-flusst denn viele Vorgaumlnge (zB in der Mechanik oder Biologie) lassen sich durch multimediale und animierte Simulationen verdeutlichen wo-hingegen kompakte Formelsammlungen beispielsweise fuumlr das Lernen von physikalischen Formeln geeignet sind

Fuumlr die Gestaltung bdquoklassischerldquo Lernorte sind ua folgende Fragen handlungsleitend

s Wie viel Bewegungsraum muss vorhanden sein Was muss an Mobiliar vorhanden sein

s Welche Groumlszlige muss der Raum insgesamt haben welche Nebenraumlume sind ggf notwendig

s Von wie vielen Gruppen kann ein Raum parallel genutzt werden

s Welche Gestaltungsfreiheiten werden den Teilnehmenden eingeraumlumt

s Wie koumlnnen Lernergebnisse aufbewahrt oder dauerhaft dargestellt werden

s Welche Praumlsentations- und Projektionsflaumlchen sind notwendig

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weiter gelernt

Literatur und Quellen

Arnold R (2003) (Hrsg) Berufs- und Erwachsenenpaumldagogik Basis-wissen Paumldagogik Paumldagogische Arbeitsfelder Band 4 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler

Gerhard R (1992) Bedarfsermittlung in der Weiterbildung Beispiele und Erfahrungen Hrsg vom Arbeitskreis Universitaumlre Erwachsenenbil-dung eV Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler

GiesekeW (2008) Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwach-senenbildung In Studientexte fuumlr Erwachsenenbildung Bertelsmann Verlag Bielefeld

Loebe HSevering E (2007) (Hrsg) Handlungshilfen fuumlr Bildungsbe-rater Bildungsbedarfsanalyse Band 21 W Bertelsmann Verlag Biele-feld

Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2006) (Hrsg) Methodensammlung Anregungen und Beispiele fuumlr die Mode-ration URL httpwwwstandardsicherungschulministeriumnrwde methodensammlung (23062012)

Schlutz E (2006) Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwick-lung Waxmann Verlag Muumlnster

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Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse

Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig

Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt

Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt

So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot

ISBN 978-3-9814948-3-9

Page 14: Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung - kos-qualitaet.de gelernt_Heft 1... · E-Mail: info@kos-qualitaet.de Redaktion: Dr. Elke Scheffelt, Christine Schadeberg, Maximilian Göllner

weiter gelernt

bull Konzentration auf das Exemplarische (die Behandlung einestypischen praumlgnanten repraumlsentativen Falls um im Einzel-nen das Ganze zu vermitteln)

WAS ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Inhalte werden vermittelt Auf welche aktuellen Quellen stuumltzt sich diese Auswahl

s Welche Moumlglichkeiten der didaktischen Reduktion sind gegeben

s Ist die Inhaltsauswahl deutlich an den Lernzielen orientiert

s Gibt es wichtige Inhalte die sich in den Lernzielen bisher nicht widerspiegeln

s Gibt es erste Hinweise auf eine Strukturierung der Inhalte

WIE Organisationsform und Methoden

Im Rahmen der Angebotsentwicklung muumlssen schlieszliglich auch Organi-sationsform und Methoden des Bildungsangebots ausgewaumlhlt werden

bull Festlegen der Organisations- und Veranstaltungsform mitZeitumfang

bull Methodensetting das sich aus der Definition der anderenStrukturelemente ergeben (zB aus den Lernzielen der Zielgruppe oder der Verwendungssituation)

weiter gelernt

Bei der Auswahl der Lernmedien sind die Zielgruppe und deren Lern-gewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge zu beachten Daruumlber hinaus richtet sich die Auswahl der Medien auch immer nach der Moumlglichkeit der Einbettung in das didaktische Konzept Wenn in einer Weiterbil-dung ein arbeitsprozessorientierter Ansatz gewaumlhlt wird koumlnnen Lern-unterlagen mit arbeitsbezogenen Lernaufgaben oder mit Leittexten die richtige Medienwahl sein

Methoden koumlnnen ausgewaumlhlt werden zB

bull nach der Zielstellung (zB zur Erschlieszligung von Inhalten zurEntwicklung von Beteiligung und Gruppenzusammenhang zur Ergebnissicherung und -vermittlung)

bull nach der Lernprozessphase

bull danach ob Teilnehmende eher mit vertrauten oder neuenMethoden arbeiten sollten oder

bull ob es eine vorwiegend informationsorientierte oder hand-lungsorientierte Konzeption ist

WIE ndash Fragen zur Bearbeitung

s Welche Veranstaltungs- und Organisationsform mit welcher zeitlichen Beanspruchung erscheint den Zielen und der Zielgruppe gegenuumlber als angemessen

s Mit welchen Methodensettings wird gearbeitet

s Wie kann die Eigenaktivitaumlt und das selbststaumlndige Lernen methodisch angeregt werden

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weiter gelernt

WO UND WOMIT Lernort und Medien

Durch die Art und Weise wie die Teilnehmenden mit dem Lerngegen-stand in Beruumlhrung kommen werden Lernorte und Medien zum Traumlger des Lerngeschehens Bei der Auswahl der Lernorte und Medien im Rahmen einer Angebotsentwicklung sollte deshalb ein wesentlicher Schwerpunkt auf deren Begruumlndung fuumlr die didaktische Gestaltung gelegt werden

Lernorte erfuumlllen unter didaktischen Aspekten insbesondere die Aufgaben

bull handlungs- und praxisbezogen zu sein

bull einen breiten Interessenzugang und

bull ganzheitliche Bezuumlge zu ermoumlglichen (sozial inhaltlichpersoumlnlich emotional)

bull eine definierte Qualitaumlt aumlsthetisch aufzuweisen

Auch bei der Auswahl der Lernmedien sind Lerngewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge der Zielgruppe zu beachten (zB Uumlbung im Umgang mit dem Computer oder der Zugang zu einer Universitaumltsbibliothek)

Lernmedien sind alle unterstuumltzenden (multi-)medial aufbe-reiteten Unterlagen die auf Papier oder in informations-und kommunikationstechnologischen Geraumlten zur Verfuumlgung stehen

Lernmedien sollen dazu dienen unterstuumltzende Informationen fuumlr das Lernen und fuumlr die verschiedenen Sinneskanaumlle bereit zu stellen Sie sol-len veranschaulichen konkretisieren und einen Praxisbezug herstellen

weiter gelernt

Mit Hilfe der Lernmedien sollen die Teilnehmenden Informationen auf-nehmen verarbeiten und abrufen koumlnnen Sie fungieren aber auch als Arbeitshilfe fuumlr selbstgesteuerte Lernprozesse der Teilnehmenden Daruumlber hinaus kann es auch darum gehen die Medienkompetenz der Lernenden zu foumlrdern und damit auf das selbstgesteuerte und selbst-organsierte Lernen auszligerhalb formalisierter Weiterbildungsszenarien vorzubereiten

Auch die Wahl der Medien ist durch die Lernziele oder -inhalte beein-flusst denn viele Vorgaumlnge (zB in der Mechanik oder Biologie) lassen sich durch multimediale und animierte Simulationen verdeutlichen wo-hingegen kompakte Formelsammlungen beispielsweise fuumlr das Lernen von physikalischen Formeln geeignet sind

Fuumlr die Gestaltung bdquoklassischerldquo Lernorte sind ua folgende Fragen handlungsleitend

s Wie viel Bewegungsraum muss vorhanden sein Was muss an Mobiliar vorhanden sein

s Welche Groumlszlige muss der Raum insgesamt haben welche Nebenraumlume sind ggf notwendig

s Von wie vielen Gruppen kann ein Raum parallel genutzt werden

s Welche Gestaltungsfreiheiten werden den Teilnehmenden eingeraumlumt

s Wie koumlnnen Lernergebnisse aufbewahrt oder dauerhaft dargestellt werden

s Welche Praumlsentations- und Projektionsflaumlchen sind notwendig

26 27

weiter gelernt

Literatur und Quellen

Arnold R (2003) (Hrsg) Berufs- und Erwachsenenpaumldagogik Basis-wissen Paumldagogik Paumldagogische Arbeitsfelder Band 4 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler

Gerhard R (1992) Bedarfsermittlung in der Weiterbildung Beispiele und Erfahrungen Hrsg vom Arbeitskreis Universitaumlre Erwachsenenbil-dung eV Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler

GiesekeW (2008) Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwach-senenbildung In Studientexte fuumlr Erwachsenenbildung Bertelsmann Verlag Bielefeld

Loebe HSevering E (2007) (Hrsg) Handlungshilfen fuumlr Bildungsbe-rater Bildungsbedarfsanalyse Band 21 W Bertelsmann Verlag Biele-feld

Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2006) (Hrsg) Methodensammlung Anregungen und Beispiele fuumlr die Mode-ration URL httpwwwstandardsicherungschulministeriumnrwde methodensammlung (23062012)

Schlutz E (2006) Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwick-lung Waxmann Verlag Muumlnster

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Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse

Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig

Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt

Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt

So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot

ISBN 978-3-9814948-3-9

Page 15: Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung - kos-qualitaet.de gelernt_Heft 1... · E-Mail: info@kos-qualitaet.de Redaktion: Dr. Elke Scheffelt, Christine Schadeberg, Maximilian Göllner

weiter gelernt

WO UND WOMIT Lernort und Medien

Durch die Art und Weise wie die Teilnehmenden mit dem Lerngegen-stand in Beruumlhrung kommen werden Lernorte und Medien zum Traumlger des Lerngeschehens Bei der Auswahl der Lernorte und Medien im Rahmen einer Angebotsentwicklung sollte deshalb ein wesentlicher Schwerpunkt auf deren Begruumlndung fuumlr die didaktische Gestaltung gelegt werden

Lernorte erfuumlllen unter didaktischen Aspekten insbesondere die Aufgaben

bull handlungs- und praxisbezogen zu sein

bull einen breiten Interessenzugang und

bull ganzheitliche Bezuumlge zu ermoumlglichen (sozial inhaltlichpersoumlnlich emotional)

bull eine definierte Qualitaumlt aumlsthetisch aufzuweisen

Auch bei der Auswahl der Lernmedien sind Lerngewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge der Zielgruppe zu beachten (zB Uumlbung im Umgang mit dem Computer oder der Zugang zu einer Universitaumltsbibliothek)

Lernmedien sind alle unterstuumltzenden (multi-)medial aufbe-reiteten Unterlagen die auf Papier oder in informations-und kommunikationstechnologischen Geraumlten zur Verfuumlgung stehen

Lernmedien sollen dazu dienen unterstuumltzende Informationen fuumlr das Lernen und fuumlr die verschiedenen Sinneskanaumlle bereit zu stellen Sie sol-len veranschaulichen konkretisieren und einen Praxisbezug herstellen

weiter gelernt

Mit Hilfe der Lernmedien sollen die Teilnehmenden Informationen auf-nehmen verarbeiten und abrufen koumlnnen Sie fungieren aber auch als Arbeitshilfe fuumlr selbstgesteuerte Lernprozesse der Teilnehmenden Daruumlber hinaus kann es auch darum gehen die Medienkompetenz der Lernenden zu foumlrdern und damit auf das selbstgesteuerte und selbst-organsierte Lernen auszligerhalb formalisierter Weiterbildungsszenarien vorzubereiten

Auch die Wahl der Medien ist durch die Lernziele oder -inhalte beein-flusst denn viele Vorgaumlnge (zB in der Mechanik oder Biologie) lassen sich durch multimediale und animierte Simulationen verdeutlichen wo-hingegen kompakte Formelsammlungen beispielsweise fuumlr das Lernen von physikalischen Formeln geeignet sind

Fuumlr die Gestaltung bdquoklassischerldquo Lernorte sind ua folgende Fragen handlungsleitend

s Wie viel Bewegungsraum muss vorhanden sein Was muss an Mobiliar vorhanden sein

s Welche Groumlszlige muss der Raum insgesamt haben welche Nebenraumlume sind ggf notwendig

s Von wie vielen Gruppen kann ein Raum parallel genutzt werden

s Welche Gestaltungsfreiheiten werden den Teilnehmenden eingeraumlumt

s Wie koumlnnen Lernergebnisse aufbewahrt oder dauerhaft dargestellt werden

s Welche Praumlsentations- und Projektionsflaumlchen sind notwendig

26 27

weiter gelernt

Literatur und Quellen

Arnold R (2003) (Hrsg) Berufs- und Erwachsenenpaumldagogik Basis-wissen Paumldagogik Paumldagogische Arbeitsfelder Band 4 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler

Gerhard R (1992) Bedarfsermittlung in der Weiterbildung Beispiele und Erfahrungen Hrsg vom Arbeitskreis Universitaumlre Erwachsenenbil-dung eV Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler

GiesekeW (2008) Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwach-senenbildung In Studientexte fuumlr Erwachsenenbildung Bertelsmann Verlag Bielefeld

Loebe HSevering E (2007) (Hrsg) Handlungshilfen fuumlr Bildungsbe-rater Bildungsbedarfsanalyse Band 21 W Bertelsmann Verlag Biele-feld

Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2006) (Hrsg) Methodensammlung Anregungen und Beispiele fuumlr die Mode-ration URL httpwwwstandardsicherungschulministeriumnrwde methodensammlung (23062012)

Schlutz E (2006) Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwick-lung Waxmann Verlag Muumlnster

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Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse

Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig

Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt

Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt

So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot

ISBN 978-3-9814948-3-9

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Arnold R (2003) (Hrsg) Berufs- und Erwachsenenpaumldagogik Basis-wissen Paumldagogik Paumldagogische Arbeitsfelder Band 4 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler

Gerhard R (1992) Bedarfsermittlung in der Weiterbildung Beispiele und Erfahrungen Hrsg vom Arbeitskreis Universitaumlre Erwachsenenbil-dung eV Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler

GiesekeW (2008) Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwach-senenbildung In Studientexte fuumlr Erwachsenenbildung Bertelsmann Verlag Bielefeld

Loebe HSevering E (2007) (Hrsg) Handlungshilfen fuumlr Bildungsbe-rater Bildungsbedarfsanalyse Band 21 W Bertelsmann Verlag Biele-feld

Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2006) (Hrsg) Methodensammlung Anregungen und Beispiele fuumlr die Mode-ration URL httpwwwstandardsicherungschulministeriumnrwde methodensammlung (23062012)

Schlutz E (2006) Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwick-lung Waxmann Verlag Muumlnster

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Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse

Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig

Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt

Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt

So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot

ISBN 978-3-9814948-3-9

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Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse

Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig

Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt

Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt

So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot

ISBN 978-3-9814948-3-9