Begrüßung und Eröffnung

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Sehr geehrter Herr Benscheidt, sehr geehrter Herr Sawosch, Herren Vorsitzende, sehr geehrte Damen und Herren, ich freue mich ganz besonders, daß ich Sie dieses Jahr wieder im Kongreß- zentrum zur Unfallmedizinischen Ta- gung des Landesverbands Nordwest- deutschland der gewerblichen Berufs- genossenschaften recht herzlich will- kommen heißen und begrüßen darf, und ich tue das auch im Namen des Se- nats der Freien und Hansestadt Ham- burg. Unfälle begleiten seit alters her, ge- wissermaßen als ständige Bedrohung, den Menschen und sind als zufälliges, nicht vorhersehbares äußeres Ereignis etwas, das jederzeit jede und jeden von uns treffen kann, etwas was wir in der alltäglichen Diskussion manches Mal übersehen. Dabei ist das keineswegs selten, denn z. B. 1994 wurden allein in den unfallchirurgischen Krankenhäu- sern Deutschlands gut 1 / 2 Mio. Patien- tinnen und Patienten mit insgesamt fast 6 Mio. Pflegetagen versorgt. Hand- lungsleitend ist dabei einerseits eine möglichst frühzeitige Behandlung der Verunfallten, und ein so ausgezeichne- tes Unfall- und Rettungssystem und eine weltweit so herausragende Un- fallmedizin in den deutschsprachigen Ländern vermögen ja sehr viel. Ist ein Unfall erst geschehen und sind somit plötzlich Gesundheit in Lebensgefahr, Lebensfreude in Angst und Leistungs- fähigkeit in Behinderung umgeschla- gen, dann vermag die Unfallmedizin in der Tat manches zu leisten. Vieles, was früher nicht behandlungsfähig war, ist heute möglich geworden, dank auch hochwertiger und moderner Technik, dank auch eines engagierten Einsatzes der Betroffenen. Auf diese Art und Weise gelingt es in einem zunehmend stärkeren Maß auch heute noch, Be- hinderungen sowie Folgeschäden zu vermeiden und Verletzte zu rehabilitie- ren und sie dann auch ihrer Familie und ihrer beruflichen Position wieder zurückzugeben. Das ist in der Tat eine anerkennenswerte Leistung. Hamburg nimmt schon wegen des Wirkens Haußmanns, dem Erfinder der Plattenosteosynthese, und Küntschers, der die Marknagelung eingeführt hat, für sich in Anspruch, eine der Geburts- stätten der Unfallchirurgie zu sein. Wir hätten deshalb durchaus nichts dage- gen, wenn diesen Namen in Zukunft weitere hinzugefügt werden würden und Hamburg, als Standort hochquali- fizierter Unfallmedizin, seinen guten Ruf auch dadurch weiter festigen könn- te. Handlungsleitend ist andererseits der durch die Berufsgenossenschaften als Träger der gesetzlichen Unfallver- sicherungen entwickelte und organi- sierte Ansatz einer tatsächlich ganz- heitlichen Vorgehensweise, die von der Unfallverhütung und Vorsorge über die Akutversorgung bis zur Rehabilitation reicht. Über die einfache Funktion des Trauma Berufskrankh (2000) 2 [Suppl 1] : S3–S4 © Springer-Verlag 2000 Begrüßung und Eröffnung Peter Lippert Staatsrat, Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Hamburg S3 E R Ö F F N U N G Dr. P. Lippert, Staatsrat, Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Hamburger Straße 47, D-22083 Hamburg

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Sehr geehrter Herr Benscheidt,sehr geehrter Herr Sawosch,Herren Vorsitzende,sehr geehrte Damen und Herren,

ich freue mich ganz besonders, daß ichSie dieses Jahr wieder im Kongreß-zentrum zur Unfallmedizinischen Ta-gung des Landesverbands Nordwest-deutschland der gewerblichen Berufs-genossenschaften recht herzlich will-kommen heißen und begrüßen darf,und ich tue das auch im Namen des Se-nats der Freien und Hansestadt Ham-burg.

Unfälle begleiten seit alters her, ge-wissermaßen als ständige Bedrohung,den Menschen und sind als zufälliges,nicht vorhersehbares äußeres Ereignisetwas, das jederzeit jede und jeden vonuns treffen kann, etwas was wir in deralltäglichen Diskussion manches Malübersehen. Dabei ist das keineswegsselten, denn z.B. 1994 wurden allein inden unfallchirurgischen Krankenhäu-sern Deutschlands gut 1/2 Mio. Patien-tinnen und Patienten mit insgesamt fast6 Mio. Pflegetagen versorgt. Hand-lungsleitend ist dabei einerseits einemöglichst frühzeitige Behandlung derVerunfallten, und ein so ausgezeichne-tes Unfall- und Rettungssystem und eine weltweit so herausragende Un-fallmedizin in den deutschsprachigenLändern vermögen ja sehr viel. Ist einUnfall erst geschehen und sind somit

plötzlich Gesundheit in Lebensgefahr,Lebensfreude in Angst und Leistungs-fähigkeit in Behinderung umgeschla-gen, dann vermag die Unfallmedizin inder Tat manches zu leisten. Vieles, wasfrüher nicht behandlungsfähig war, istheute möglich geworden, dank auchhochwertiger und moderner Technik,dank auch eines engagierten Einsatzesder Betroffenen. Auf diese Art undWeise gelingt es in einem zunehmendstärkeren Maß auch heute noch, Be-hinderungen sowie Folgeschäden zuvermeiden und Verletzte zu rehabilitie-ren und sie dann auch ihrer Familie undihrer beruflichen Position wiederzurückzugeben. Das ist in der Tat eineanerkennenswerte Leistung.

Hamburg nimmt schon wegen desWirkens Haußmanns, dem Erfinder derPlattenosteosynthese, und Küntschers,der die Marknagelung eingeführt hat,für sich in Anspruch, eine der Geburts-stätten der Unfallchirurgie zu sein. Wirhätten deshalb durchaus nichts dage-gen, wenn diesen Namen in Zukunftweitere hinzugefügt werden würdenund Hamburg, als Standort hochquali-fizierter Unfallmedizin, seinen gutenRuf auch dadurch weiter festigen könn-te.

Handlungsleitend ist andererseitsder durch die Berufsgenossenschaftenals Träger der gesetzlichen Unfallver-sicherungen entwickelte und organi-sierte Ansatz einer tatsächlich ganz-heitlichen Vorgehensweise, die von derUnfallverhütung und Vorsorge über dieAkutversorgung bis zur Rehabilitationreicht. Über die einfache Funktion des

Trauma Berufskrankh (2000) 2 [Suppl 1] : S3–S4 © Springer-Verlag 2000

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Peter LippertStaatsrat, Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Hamburg

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Dr. P. Lippert, Staatsrat, Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Hamburger Straße 47,D-22083 Hamburg

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finanziellen Schadensausgleichs hin-aus haben die Berufsgenossenschafteneben frühzeitig erkannt, daß neben derso wichtigen Verhütung von Unfällenbei eingetretenem Unfall eine verbes-serte und aufeinander abgestimmte So-fortbehandlung und Nachbetreuungsowie eine frühzeitig begonnene ge-zielte Rehabilitation das Ausmaß unddie Schwere der individuellen Folge-wirkungen erheblich vermindern kön-nen. Ein solchermaßen zusammenge-faßter Handlungsansatz wirkt sichnatürlich, und das ist vielfach belegt,auch auf die Kosten aus. Sicherlich hatnicht zuletzt diese Erfahrung die Be-rufsgenossenschaften darin bestärkt,diesen Weg konsequent weiterzuge-hen. Aus eben diesem Grund ist aller-dings zu fragen, weshalb diese Er-kenntnis nicht auch auf den allgemei-nen Bereich der Gesundheitsvorsorgeübertragen wird. Diese zeichnet sich ja bekanntlich durch eine vielfältigeZersplitterung aus, durch ein unabge-stimmtes Nebeneinander, nicht seltenauch Gegeneinander von stationärerVersorgung, ambulanter Versorgung,Rehabilitation und neuerdings auch derBehandlungspflege. Diese Versorgungs-angebote werden nach unterschiedli-chen Kriterien gewichtet und/oder vonunterschiedlichen Kostenträgern vor-gehalten, mit unterschiedlichen finan-ziellen und teilweise auch unterschied-lichen fachlichen Interessen. Daß sichdabei nicht alles gewissermaßen vonselbst oder zum Besten fügt, liegt aufder Hand.

Ich bin daher fest davon überzeugt,daß eine sachgerechte Zusammenfas-sung dieser Teilbereiche, so wie es unsdas berufsgenossenschaftliche Vorge-hen zeigt, fachlich nur von Vorteil istund außerdem noch dazu beiträgt, Ko-sten zu senken. Hier könnte tatsächlichwirkungsvoll und wirksam gespartwerden. Wir aber, auch wir alle, die wirals Ärztinnen und Ärzte dazu berufenwären, führen dazu keine Diskussio-nen, die ja durchaus etwa unter demMotto: „Von den Berufsgenossenschaf-ten lernen“ geführt werden könnte.

Wegen dieser Gegebenheiten sindÜberlegungen, neue Regelungen zumberufsgenossenschaftlichen Heilver-fahren einzuführen, grundsätzlich zubegrüßen, und ich tue dies auch sehrnachdrücklich.

Das angedachte 3stufige System:

– durch den niedergelassenen Durch-gangsarzt ambulant zu versorgenderUnfallverletzter

– alle Arbeitsunfälle, die stationär zuversorgen sind und die Krankenhäu-sern mit selbständigen unfallchirurgi-schen Abteilungen zugewiesen werden

– Arbeitsunfälle mit besonders schwe-ren Verletzungen, die berufsgenossen-schaftlichen Unfallkrankenhäusernoder Krankenhäusern der Maximalver-sorgung zuzuführen sind,

erscheint für einen Stadtstaat wieHamburg, mit seiner insgesamt gutenInfrastruktur auch im medizinischenBereich, als durchaus erfüllbar unddeswegen auch eine durchaus erreich-bare qualitative Steigerung der darin

enthaltenen unfallmedizinischen Ver-sorgung zu sein. Es ist allerdings dieFrage zu stellen, ob dies in gleichemMaß auch in einem Flächenland einge-führt werden kann.

Die herausragenden Leistungenund Erfolge der Unfallmedizin brin-gen, Ihrer Besonderheit wegen, aller-dings auch Probleme mit sich. Das be-trifft etwa die Abgrenzung zu anderenfachchirurgischen Gebieten, Fragender Gebietsanerkennung und derenpraktische Auswirkungen auf den all-täglichen Krankenhausbetrieb. Das be-trifft zudem aber auch die Stellung derUnfallchirurgie innerhalb des Gesamt-gebiets der Chirurgie ebenso wie dieSicherung des Erhalts der Unfallchir-urgie innerhalb der Rahmenvorgabender Europäischen Union. Die Diskus-sionen dazu innerhalb und zwischenden verschiedenen chirurgischen Ge-sellschaften wirken auf Außenstehendederzeit allerdings nicht gerade beruhi-gend.

Ich hoffe daher, daß es Ihnen in Ab-stimmung mit den chirurgischen Ge-sellschaften und mit deren Unterstüt-zung gelingt, unser so wirkungsvolles,unfallchirurgisches Angebot zu erhal-ten.

Neben solchen Problemen und Fra-gestellungen gibt es natürlich viele an-dere fachliche Aspekte, die für den un-fallchirurgischen Alltag von Bedeu-tung sind. Manche davon werden Siewährend dieser Tagung aufgreifen unddazu wünsche ich Ihnen anregendeVerhandlungen und auch viel Erfolg!Vielen Dank.

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