BEITRÄGE „Vom Segen gemeinsamer Arbeit“ · 2015. 2. 14. · Zurückblicken auf historische...

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BERLINER DIALOG Schein und Sein BD 31 • Allerheiligen 2014 ISSN 0948-0390 3 Von den Freikirchen sind verschiedene publizierte Selbstreflexionen über ihre Existenzbedingungen in der ehemaligen DDR bekannt. 2 Auch zur „Geschichte der Zeugen Jehovas“ in der DDR-Zeit sind inzwischen zahlreiche Arbeiten er- schienen. 3 Im Vergleich dazu ist die Neuapostoli- sche Kirche mit ihren „über 120.000 Mitgliedern in ca. 1000 Gemeinden“ 4 und damit zahlenmäßig größte im Spek- trum der kleinen Religionsgemeinschaf- ten in der ehemaligen DDR 5 „bis jetzt noch nicht genügend ins Blickfeld der Forschung gekommen.“ 6 Diese Tatsache wird damit begründet, dass die Neuapostolische Kirche „neben dem Verzicht auf massive öffentliche Kirchen- kritik, auch durch ihre bewusste Ghet- toexistenz und dem Vermeiden von allem, was auf besondere Weise auf sie aufmerk- sam machen könnte, kaum ins Bewusstsein der Öffentlichkeit getreten“ sei. 7 Aufgrund der zahlenmäßigen Stärke der NAK, ihrem „rapiden Mitgliederanstieg in der DDR“ 8 und „vermöge der Tatsache, dass ihre Mitgliederschaft zu einem gro- ßen Teil aus der Arbeiterschaft kam, dass dadurch eine nicht ganz kleine Anzahl Mitglieder in der SED waren“, war sie „für die Behörden ebenso interessant wie su- spekt.“ 9 Neben der Parteizugehörigkeit neuaposto- lischer Mitglieder zur Sozialistischen Ein- heitspartei Deutschlands (SED) mit ihrem Bekenntnis zum Marxismus/Leninismus war beispielsweise „das politische Enga- gement eines neuapostolischen Gemeinde- evangelisten als SED-Parteisekretär 10 oder die Funktion als Offizier bei der Militär- staatsanwaltschaft in Straußberg für die neuapostolische Kirchenführung kein Wi- derspruch in sich: „Nach einem von mir gehaltenen Vortrag vor Offizieren 1986 bekannte sich in ei- nem persönlichen Gespräch über kirchen- politische Entwicklungen in der DDR ein hoher Offizier sehr offen und selbstbe- wusst zu seinem neuapostolischen Glau- ben und erzählte, dass er gerne an seine Erlebnisse in der Kinder- und Jugendzeit innerhalb der NAK zurückdenke.“ 11 Blick zurück nicht notwendig? Zwangsläufig wurde die Neuapostolische Kirche in der DDR mit dem Ministerium für Staatssicherheit (Stasi) konfrontiert. Interessant ist die Frage, wie verhielt sich die „wiederaufgerichtete Kirche Christi nach dem Vorbild des ersten Christen- tums“ mit ihrer „entschiedenen Ablehnung anderer religiöser Lehrinhalte und des ver- tretenen Anspruchs, die einzig wahre Kir- che zu sein“ 12 gegenüber dem repressiven Überwachungsorgan der DDR? Nach Aussage des damaligen Leiters der AG „Geschichte der Neuapostolischen Kirche“, Apostel Walter Drave aus Ham- burg, wurde dieser Frage bisher nicht nachgegangen, da man sich als neuapos- tolische „Glaubensbrüder mit dem Wie- derkommen des Herrn beschäftigte und ein Zurückblicken auf historische Tatsachen nicht notwendig“ 13 wäre. Im Kontrast zu dieser Aussage sah es die neuapostolische Kirchenleitung dann doch als notwendig an, am 19.12.2000 einen ver- späteten Antrag auf Akteneinsicht beim Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Ministeriums für Staatsicherheit der ehemaligen DDR (BStU) 14 zu stellen. Der damalige Stammapostel Dr. Wilhelm Le- ber bekräftigte dieses Vorgehen der AG „Geschichte der Neuapostolischen Kirche (GNK)“ zwischenzeitlich auf einem Infor- mationsabend der NAK im Jahr 2007, in- dem er die Aufarbeitung der Geschichte der NAK im Nationalsozialismus – welche bisher auch erfolgreich verdrängt wurde – sowie „der Situation unserer Kirche in der ehemaligen DDR“ 15 in Aussicht stellte. Seit diesen Ankündigungen, Anträgen und Absichtserklärungen der neuapostolischen Kirchenleitung wird die Geschichtsaufar- beitung verschleppt und einer moralischen Einordnung der Ereignisse konsequent ausgewichen, 16 denn das Ausmaß der „hi- storisch belegbaren Kollaboration der NAK mit dem menschenverachtenden NS- Regime“ 17 und der „unbegrenzte Opportu- nismus“ 18 der NAK in der DDR wird durch das Engagement unabhängiger For- scher 19 und deren Veröffentlichungen im- mer offensichtlicher. Das weiterhin elitäre Selbstbild der NAK im Sinne der Struktu- ren einer klassischen Sekte und ihr Auser- wähltheitsanspruch 20 verhindert bisher eine Auseinandersetzung mit Schuld und dem konkreten eigenem Versagen. 21 Dr. Gysi: „...für mich käme nur die Neuapostolische Kirche in Frage...“ Dr. Klaus Gysi bei einem Treffen mit führenden Vertretern der NAK der DDR. Vordere Reihe von links: Stammapostel Richard Fehr (Schweiz), Dr. Klaus Gysi (Staatssekretär für Kirchenfragen der DDR), Bezirksapostel Pusch (NAK Berlin-Bran- denburg), Bezirksapostel Willy Adam / tätig als inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit - IM „Willy“ (NAK Mecklen- burg). Foto: Archiv Gesprächskreis „Toleranz im Glauben“ Hamburg „Vom Segen gemeinsamer Arbeit“ 1 Neuapostolische Kirche (NAK) und das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der damaligen DDR von Olaf Wieland BEITRÄGE

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BERLINER DIALOG • Schein und Sein • BD 31 • Allerheiligen 2014 • ISSN 0948-0390 3

Von den Freikirchen sind verschiedenepublizierte Selbstreflexionen über ihreExistenzbedingungen in der ehemaligenDDR bekannt.2 Auch zur „Geschichteder Zeugen Jehovas“ in der DDR-Zeitsind inzwischen zahlreiche Arbeiten er-schienen.3

Im Vergleich dazu ist die Neuapostoli-sche Kirche mit ihren „über 120.000Mitgliedern in ca. 1000 Gemeinden“4

und damit zahlenmäßig größte im Spek-trum der kleinen Religionsgemeinschaf-ten in der ehemaligen DDR5 „bis jetztnoch nicht genügend ins Blickfeld derForschung gekommen.“ 6

Diese Tatsache wird damit begründet, dassdie Neuapostolische Kirche „neben demVerzicht auf massive öffentliche Kirchen-kritik, auch durch ihre bewusste Ghet-toexistenz und dem Vermeiden von allem,was auf besondere Weise auf sie aufmerk-sam machen könnte, kaum ins Bewusstseinder Öffentlichkeit getreten“ sei.7

Aufgrund der zahlenmäßigen Stärke derNAK, ihrem „rapiden Mitgliederanstieg inder DDR“ 8 und „vermöge der Tatsache,dass ihre Mitgliederschaft zu einem gro-ßen Teil aus der Arbeiterschaft kam, dassdadurch eine nicht ganz kleine AnzahlMitglieder in der SED waren“, war sie „fürdie Behörden ebenso interessant wie su-spekt.“ 9

Neben der Parteizugehörigkeit neuaposto-lischer Mitglieder zur Sozialistischen Ein-heitspartei Deutschlands (SED) mit ihremBekenntnis zum Marxismus/Leninismuswar beispielsweise „das politische Enga-gement eines neuapostolischen Gemeinde-evangelisten als SED-Parteisekretär 10 oderdie Funktion als Offizier bei der Militär-staatsanwaltschaft in Straußberg für dieneuapostolische Kirchenführung kein Wi-derspruch in sich:„Nach einem von mir gehaltenen Vortragvor Offizieren 1986 bekannte sich in ei-nem persönlichen Gespräch über kirchen-politische Entwicklungen in der DDR einhoher Offizier sehr offen und selbstbe-wusst zu seinem neuapostolischen Glau-ben und erzählte, dass er gerne an seineErlebnisse in der Kinder- und Jugendzeitinnerhalb der NAK zurückdenke.“ 11

Blick zurück nicht notwendig?Zwangsläufig wurde die NeuapostolischeKirche in der DDR mit dem Ministeriumfür Staatssicherheit (Stasi) konfrontiert.Interessant ist die Frage, wie verhielt sichdie „wiederaufgerichtete Kirche Christinach dem Vorbild des ersten Christen-tums“ mit ihrer „entschiedenen Ablehnunganderer religiöser Lehrinhalte und des ver-tretenen Anspruchs, die einzig wahre Kir-che zu sein“ 12 gegenüber dem repressivenÜberwachungsorgan der DDR?

Nach Aussage des damaligen Leiters derAG „Geschichte der NeuapostolischenKirche“, Apostel Walter Drave aus Ham-burg, wurde dieser Frage bisher nichtnachgegangen, da man sich als neuapos-tolische „Glaubensbrüder mit dem Wie-derkommen des Herrn beschäftigte und einZurückblicken auf historische Tatsachennicht notwendig“ 13 wäre.Im Kontrast zu dieser Aussage sah es dieneuapostolische Kirchenleitung dann dochals notwendig an, am 19.12.2000 einen ver-

späteten Antrag auf Akteneinsicht beimBundesbeauftragten für die Unterlagendes Ministeriums für Staatsicherheit derehemaligen DDR (BStU) 14 zu stellen. Derdamalige Stammapostel Dr. Wilhelm Le-ber bekräftigte dieses Vorgehen der AG„Geschichte der Neuapostolischen Kirche(GNK)“ zwischenzeitlich auf einem Infor-mationsabend der NAK im Jahr 2007, in-dem er die Aufarbeitung der Geschichte

der NAK im Nationalsozialismus – welchebisher auch erfolgreich verdrängt wurde –sowie „der Situation unserer Kirche in derehemaligen DDR“ 15 in Aussicht stellte.Seit diesen Ankündigungen, Anträgen undAbsichtserklärungen der neuapostolischenKirchenleitung wird die Geschichtsaufar-beitung verschleppt und einer moralischenEinordnung der Ereignisse konsequentausgewichen,16 denn das Ausmaß der „hi-storisch belegbaren Kollaboration derNAK mit dem menschenverachtenden NS-Regime“ 17 und der „unbegrenzte Opportu-nismus“ 18 der NAK in der DDR wirddurch das Engagement unabhängiger For-scher 19 und deren Veröffentlichungen im-mer offensichtlicher. Das weiterhin elitäreSelbstbild der NAK im Sinne der Struktu-ren einer klassischen Sekte und ihr Auser-wähltheitsanspruch 20 verhindert bishereine Auseinandersetzung mit Schuld unddem konkreten eigenem Versagen.21

Dr. Gysi: „...für mich käme nur dieNeuapostolische Kirche in Frage...“

Dr. Klaus Gysi bei einem Treffen mit führendenVertretern der NAK der DDR.Vordere Reihe von links:Stammapostel Richard Fehr (Schweiz), Dr. KlausGysi (Staatssekretär für Kirchenfragen derDDR), Bezirksapostel Pusch (NAK Berlin-Bran-denburg), Bezirksapostel Willy Adam / tätig alsinoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums fürStaatssicherheit - IM „Willy“ (NAK Mecklen-burg). Foto: Archiv Gesprächskreis „Toleranz imGlauben“ Hamburg

„Vom Segen gemeinsamer Arbeit“ 1

Neuapostolische Kirche (NAK)und das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der damaligen DDR

von Olaf Wieland

BEITRÄGE

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In der Neuapostolischen Kirche konntendie Staatsfunktionäre der DDR „ihrenTraum von einer staatsbraven Kultkirche,die ihre Mitglieder zum Gebet und zumGehorsam gegenüber dem Staat ermahn-te“ 22 als verwirklicht ansehen. Der Staats-sekretär für Kirchenfragen Dr. Klaus Gysiäußerte bei Treffen mit hochrangigen Ver-tretern der NAK 23 , dass, „wenn er nichtschon weltanschaulich gebunden wäre“,für eine Mitgliedschaft seinerseits in einerreligiösen Gemeinschaft „nur die Neuapo-stolische Kirche in Frage käme.“ 24

Apostel als „Inoffizielle Mitarbeiter“Das Zusammenwirken neuapostolischerhöherer Amtsträger mit dem Ministeriumfür Staatssicherheit (MfS) der ehemaligenDDR gestaltete sich harmonisch.Während beispielsweise von den zahlrei-chen neuapostolischen inoffiziellen Mitar-beitern (IMs) des Ministeriums für Staats-sicherheit (MfS), die auf freiwilligerGrundlage „nach Aktenlage und Verpflich-tungserklärungen als Spitzel und geistlicheAgenten der Geheimpolizei zuarbeitetenund Kircheninterna verrieten“ 25, der inof-fizielle Mitarbeiter der SicherheitsorganeBezirksapostel Kurt Kortüm (IM „KurtSigmund“) aus Leipzig sich zur Informati-onsübermittlung – bei der er ausführlichantisemitische Klischees benutzte, Ankla-gen gegen die evangelische Kirche vor-brachte sowie den Grundwehrdienst in derDDR ohne Waffe als Bausoldat in derDDR abwertete – mit seinem Führungsof-fizier in einer konspirativen Wohnungtraf 26 , erfolgten die „Zusammenkünfte“mit dem Bezirksältesten Gerhard Wolteraus Stralsund (IKMO 27 „Gerhard“) „im-mer im Dienstzimmer des IKMO bzw. indessen Privatwohnung.“ 28 Der Bezirks-

apostel Willy Adam (IM „Willy“) sah sichverpflichtet, sogenannte „Hetzbriefe“ 29

sofort an die Kreisdienststelle des Ministe-riums für Staatssicherheit zur Auswertungweiterzuleiten.30

Ein neuapostolischer Vorsteher (Gemein-deleiter) unter dem Decknamen IKMO„Hirte“ - eine Decknamenentschlüsselungwurde beantragt und eingeleitet – sprachsich im Gespräch mit seinem Führungsof-fizier in unsolidarischer und unchristlicherArt und Weise für eine konsequente Ver-folgung der in der DDR seit 1950 verbote-nen Zeugen Jehovas aus. Infolge Anwei-sungen durch die neuapostolische Kir-chenleitung kam es vor, dass Zeugen Jeho-vas, welche Gottesdienste der Neuaposto-lischen Kirche besuchten, „bei der Polizeidenunziert wurden.“ 31

Die im Sinne der DDR-Staatsführung vor-bildliche Neuapostolische Kirche dienteim DDR-Strafvollzug „oft als Argumentfür Belehrungen von Strafgefangenen, wieman sich als sozialistische Staatsbürger zuverhalten hätte: 32

„Während meiner Haftzeit beim MfS(1984/85, § 220) kam unterschwellig vonSeiten des Vernehmers zum Ausdruck,dass gerade die ‘kleinen Kirchen’ und, Sieentschuldigen bitte den Ausdruck die ‘Sek-ten’, doch vielmehr zu dem DDR-Staatstanden als die evangelische Kirche. Soz.B. wurde mir gesagt, dass es innerhalbder NAK keine Leute gab, die den Wehr-dienst total verweigerten. Außerdem, soerfuhr ich in der Stasi-Untersuchungshaftin Frankfurt, ‘hätten neuapostolische Chri-sten doch wenigstens die Jugendweihe er-halten’.33

Bezirksapostel Wilhelm Pusch als ein „imAuftrag des MfS“ 34 reisender Begünstigter

des Ministeriums für Staatssicherheit undehemaliger Angehöriger der DeutschenVolkspolizei, welcher „gelegentlich auchKontakte zu dem langjährigen Leiter desMinisteriums für Staatssicherheit ErichMielke unterhielt“ 35 , hatte das Privileg,ohne Kontrolle die Grenzübergänge inBerlin zu passieren, beispielsweise für dieEinfuhr von „Ersatzteilen für seinen Mer-cedes“.Nach Aussage des ehemaligen Leiters derEvangelischen Allianz Berlin 36 ist die Mit-gliedschaft von Heinz Mielke, dem Bruderdes Ministers für Staatssicherheit der DDRErich Mielke, zum neuapostolischen Glau-ben belegt. In diesem Zusammenhang seierwähnt, dass die neuapostolischen Ge-meindemitglieder ihre Missionsarbeit vor-wiegend im Bekannten- und Familienkreispraktizieren.

Der Apostel Q. aus Sachsen galt als „sozia-listischer Leiter“. Lob bekam er für seine„Funktion als Kommandeur einer ZV-Füh-rungsgruppe“, welcher er „voll gerecht(Stärke: 10 Mann)“ 37 wurde. Im Jahr „1988erklärte er sich noch gegenüber dem Mini-sterium für Staatssicherheit bereit, Kir-chenmitglieder von etwaigen Plänen zurRepublikflucht abzubringen.“ 38 Die Ver-bindung zur Staatssicherheit nutzte manaber auch zielgerichtet, um persönlicheVorteile und Vergünstigungen für sich oderdie Gemeinde zu erlangen, wie Reisen indie BRD und Beschaffung von PKWswestlicher Fabrikation.Viele neuapostolische Amtsträger ließensich vereinnahmen, indem sie regelmäßigeAngebote für „dreiwöchige Erholungsauf-enthalte“ in den Gästehäusern des Staats-sekretärs für Kirchenfragen in Anspruchnahmen. Mit diesen Erholungsaufenthal-ten sollte die Arbeit der „fortschrittlichenund loyalen Geistlichen“ 39 in der DDR ge-würdigt werden. Der Bezirksälteste Ger-hard Wolter als inoffizieller kriminalpoli-zeilicher Mitarbeiter für operative Aufga-ben (IKMO „Gerhard“) wurde jährlich miteiner Urlaubsreise in ein Gästehaus desStaatssekretärs für Kirchenfragen ausge-zeichnet.

Innenansicht der Kirche in Berlin-Lichtenberg,Münsterlandplatz. Am 4.1.2014 wurde dem Au-tor Olaf Wieland in Begleitung der FotografinTanya M. aus Berlin durch den anwesenden Dia-kon der NAK R. eine Innenaufnahme derNeuapostolischen Kirche untersagt und auf ei-ner Einholung einer Genehmigung durch denGebietskirchenleiter / Bezirksapostel WolfgangNadolny bestanden.Deshalb hier ein Abdruck aus Akten der BstU:Kopie MfS VRD Nr. 7163

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Auf der Grundlage dieser Zusammenarbeitkonnte sich die NAK über ihren Verbin-dungsmann zur DDR-Regierung Bezirks-apostel Wilhelm Pusch mit folgenden Wor-ten selbst empfehlen:„Unsere Regierung hatte nie Schwierigkei-ten mit der Neuapostolischen Kirche, son-dern gerade in heutiger Zeit eine nötigeRuhe- und Friedensbasis.“ 40

Stasi baut Kirche für die NAKAuch der Bau einer repräsentativen neuenKirche (Kapazität: 2500 Plätze) 1978/79mit Hilfe des Wachregiments „FeliksDzierzynski“ 41 in der Münsterlandstraße /Ecke Wönnichstraße 42 unter Ausstattungmit modernster westlicher Ton- und Über-tragungstechnik (Einfuhr genehmigt vonder DDR-Regierung) kann in diesem Zu-sammenhang gesehen werden, „so dassBezirksapostel (seit 1976) Pusch in einemSchreiben anlässlich des 30. Jahrestagesder DDR am 2.10.1979 die Großzügigkeitdes Baues rühmen und als ‘Zeichen desVerständnisses unserer Regierung für dieBelange kirchlicher Einrichtungen’ wertenkonnte.“ 43

Die Errichtung dieses neuen Kirchengebäu-des wurde notwendig, weil sich die NAK inder Normannenstraße 20 ca. 10 Meter ne-ben dem Dienstgebäude des Ministeriumsfür Staatssicherheit befand, so dass eineübersichtliche Einsichtnahme durch dieNeuapostolische Kirche in das MfS-Dienst-gebäude und den Eingängen jederzeitmöglich war.„Aus Sicherheitsgründen“ strebte das MfSdarum eine Verlagerung der NAK an, wel-che dann „durch größtmöglichstes Entge-genkommen der DDR-Regierung“44 mitdem Ersatzbau einer NeuapostolischenKirche in der Münsterlandstraße / EckeWönnichstraße realisiert wurde.45

In internen Schreiben der leitenden Verant-wortlichen des MfS und Vertretern derDDR-Regierung wurde angewiesen, dasdie Verlagerung der NAK bei Nachfra-gen mit dem Argument „aus Bebauungs-gründen“ und nicht „aus Sicherheitsgrün-den“ 46 erklärt werden sollte. Schon vor demBau der Mauer am 13.8.1961 waren demMinisterium für Staatssicherheit die regel-mäßigen Zusammenkünfte der neuaposto-lischen Gemeindemitglieder in der Nor-mannenstraße, welche zum größten Teil ausWestberlin mit ihren modernen PKWs mo-natlich im Wechsel zum sogenanntenSchulchorsingen 47 anreisten, ein ständigerStörfaktor. Die in der Umgebung der Nor-

mannenstraße wohnende Berliner Bevöl-kerung vermutete hinter diesen Zusam-menkünften die Tätigkeit einer „amerika-nischen Sekte“.

Betroffene NAK-MitgliederTrotz der perfekt anmutenden Anpas-sungsleistung der Neuapostolischen Kir-che in der DDR bleibt ein starkes Unbeha-gen, denn selbst neuapostolische Glau-bensgeschwister, welche mit dem damali-gen DDR-Staat in Konflikt kamen, konn-ten auf kein Verständnis von ihrer Kirchehoffen:„Aufgrund von Aussagen vom Hörensagendarf wohl davon ausgegangen werden,dass neuapostolische Christen von demMinisterium für Staatssicherheit für eineBespitzelung von Glaubensgeschwistern inden Gemeinden gewonnen wurden, darun-ter auch ehrenamtlich arbeitende Seelsor-ger. Glaubensgeschwister, die von den Be-hörden aufgrund eines durch Bespitzelungermittelten Fehlverhaltens nach dortigemRecht (z.B. Fluchtversuch) zur Rechen-schaft gezogen und mit Freiheitsstrafe be-legt wurden, haben in der Haft schlimmstepsychische und sexuelle Gewalt aushaltenmüssen.Doch die Sanktionen durch die Gemeinde-leitung nach Entlassung aus dem Gefäng-nis haben die Betroffenen als wesentlichgravierender, belastender, traumatisieren-der erlebt. So wurden Betroffene beispiels-weise von der Abendmahlfeier ausge-schlossen und per Anordnung dazu ge-zwungen, erst nach Gottesdienstbeginnentweder auf der Empore oder in einemabgeteilten Raum den Gottesdienst zu er-leben und vor dem Ende das Kirchen-gebäude zu verlassen. Und das über Mo-nate! Als kaum aushaltbar wurde dasSchweigen, das Ausgegrenztwerden, dasNichtbeachtetwerden beschrieben.“ 48

Ein von diesen Sanktionen und von Diskri-minierung durch die neuapostolische Kir-chenleitung Betroffener wandte sich miteinem Schreiben an den heutigen Stamm-apostel Jean-Luc Schneider u.a. mit fol-genden Ausführungen:„Während ich zur Willkür des DDR-Machtapparates nicht schwieg und alsChrist widerständig handelte, verrietenAmtsträger der NAK die eigenen Geschwi-ster.“

„Während ich überlebte und 1971 von derdeutschen Regierung freigekauft wurde,beleidigte mich der damalige ‘Bezirks-apostel’ Arno Steinweg, stellvertretend für

alle in politischer Haft in der DDR befind-lichen Opfer der Gewaltherrschaft, als‘Krimineller’, ohne sich dafür je entschul-digt zu haben.“ 49

Warten auf AntwortenDer Stammapostel der NeuapostolischenKirche Jean-Luc Schneider reagierte nachlängerer Zeit auf dieses Schreiben, indemer den Fragen auswich, den Sachverhaltverharmloste und darauf verwies, man be-fände sich noch im Stadium der Bemühun-gen in der Aufarbeitung der eigenen Ge-schichte. Ein nachfolgender Offener Briefdes Gesprächskreises „Toleranz im Glau-ben“ Berlin/Hamburg mit erneuter Forde-rung nach einer konkreten Beantwortungvon Fragen zur Thematik „NAK in derDDR“ vom 20.9.2013 blieb unbeantwor-tet.50

Entgegen der Verharmlosung führte die1960 in Stralsund geborene Kerstin Kai-ser 51 über ihre Zusammenarbeit mit demGeheimdienst aus:„Ich kann sagen: Ich wollte niemandendenunzieren. Nie. Und ich muss aus heuti-ger Sicht sagen: In dem Moment, da mansich bereiterklärt, Gespräche mit einemGeheimdienst zu führen, nutzt dieses Wol-len nichts mehr. Es liegt nicht mehr in dereigenen Hand, ob man jemanden denun-ziert oder nicht. Einfach deshalb nicht,weil es nicht in der eigenen Hand liegt,was mit den gegebenen Informationen ge-tan wird. Die beste Absicht kann dieschlimmsten Folgen haben, denn die Fol-gen bestimmt der Geheimdienst, nicht dieInformantin.“ 52

Der derzeit amtierende und durch ein An-schreiben vom 10.2.2014 53 mit der Proble-matik konfrontierte Kirchenpräsident /Be-zirksapostel der Gebietskirche Berlin-Brandenburg K.d.ö.R. (Körperschaft desöffentlichen Rechts) Wolfgang Nadolnyverweigerte in seinem Antwortschreibenvom 24.2.2014 eine Stellungnahme zurTätigkeit hochrangiger Vertreter der Neu-apostolischen Kirche als inoffizielle Mit-arbeiter (IM) des Ministeriums für Staats-sicherheit (MfS) der ehemaligen DDR.

Auf die Neuapostolische Kirche in derDDR mit ihrem praktizierten vorauseilen-dem Gehorsam und „unbegrenzten Oppor-tunismus“54 treffen die Ausführungen derSchriftstellerin Salomea Genin im beson-derem Maße zu:„Einst hatte ich hauptsächlich vor brutalenNazis Angst. In der DDR lernte ich, dassdie weit gefährlicheren Menschen Oppor-

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tunisten und Anpasser sind, die das Funk-tionieren von Diktaturen erst ermöglichenund dann hinterher sich oft zu ihren Opfernerklären.“ 55

AufgabeDie Neuapostolische Kirche als K.d.ö.R 56

ist aufgerufen, die zentralen Themen deschristlichen Glaubens der Auseinanderset-zung mit Schuld und Versagen aus demGeist der Versöhnung heraus in den öffent-lichen Diskurs einzubringen und 25 Jahrenach dem Fall der Mauer ihren lange schonfälligen Beitrag zur gesellschaftlichen Ver-antwortung der Theologie zu leisten sowieselbstkritisch in diesem Kontext zu beken-nen, dass sie „aus pragmatischen Erwä-gungen und in weltabgewandter Frömmig-keit der Versuchung zur Anpassung oft er-legen war.“ 57

1 Zentralorgan der DDR-CDU „Neue Zeit“ vom10.10.1964: „Vom Segen gemeinsamer Arbeit -Die Neuapostolischen Kirchen der DDR in ihremBrief an Staatssekretär Seigewasser“. Vgl. OlafWieland, Vom Segen gemeinsamer Arbeit. DieAnpassungsstrategie der Neuapostolischen Kir-che in der DDR, in: Freikirchenforschung 21,Münster 2012, 317-326.2

www.freikirchenforschung.de3

http://www.ekd.de/ezw/Publikationen_informationen_nak_diskussion_um_stasi_kontakte.php [24.2.2014].4 D.Müntz / H.Wachowitz, Kirchen und Religi-onsgemeinschaften in der DDR, ohne den BundEvangelischer Kirchen in der DDR, die Rö-misch-Katholische und die Russische-Orthodo-xe Kirche sowie den Verband Jüdischer Ge-meinden in der DDR, Institut für Marxismus-Le-ninismus der Ingenieurschule für Seefahrt inWarnemünde / Wustrow, 1988, 192. Vgl. „DasWarnemünder ‘Handbuch’ von 1988“ in: P. Ma-ser, Die Freikirchen und die kleineren Religions-gemeinschaften in der Politik des SED-Staates,Freikirchenforschung 4, Münster 1994, 10-12.5 „Die 31 heute in der DDR staatlich anerkann-

ten und tätigen Kirchen und Religionsgemein-schaften entstanden in vier historischen Etap-pen (…), D. Müntz / H. Wachowitz, 14.6 Olaf Wieland, In der Stille den Glaubensweggehen. Die Neuapostolische Kirche in der DDR,in: Freikirchenforschung 18, Münster 2009, 265-280.7 Helmut Obst, Neuapostolische Kirche – die ex-klusive Endzeitkirche? (Reihe Apologetische The-men 8), Neukirchen-Vlyun 1996, 177.8 Lothar Beaupain, Eine Freikirche sucht ihrenWeg – Der Bund freier evangelischen Gemein-den in der DDR, Monographien (KGM, Band 6),Wuppertal 2001, 159.9 Hubert Kirchner, Die Freikirchen und Religi-onsgemeinschaften in der DDR in ihrer Zusam-menarbeit in der AGCK und in ihrem Verhältniszum SED-Staat (Materialien der Enquete-Kom-mission „Aufarbeitung von Geschichte und Fol-gen der SED-Diktatur in Deutschland“ [12.Wahlperiode des Deutschen Bundestages], hg.Vom Deutschen Bundestag. Band VI/2: Rolleund Selbstverständnis der Kirchen in den ver-schiedenen Phasen der SED-Diktatur), Baden-Baden / Frankfurt a. M. 1995, 991.10 Horst Hartmann, In der Welt, aber nicht vonder Welt – Die Gotteskinder der Neuapostoli-schen Kirche, Norderstedt 2000, 78.11 Gespräch des Autors Olaf Wieland am29.05.2011 mit dem ehemaligen Abteilungsleiterin der Dienststelle des Staatssekretärs für Kir-chenfragen Günter Behnke.12 Information Haltung der NeuapostolischenKirche zur Ökumenischen Bewegung, BDVPDresden, , 20.05.88, KI, BV Dresden, AKAG143/89, Band 1, Bl. 67.13 http://www.nak-info.de/infopool/Dokumente%20und%20Quelltexte/Treffen%20mit%20dem%20Vorsitzenden%20der%20AG%20%E2%80%9EGeschichte%20der%20NAK%E2%80%9C%20Apostel%20Drave%20in%20der%20Kirchenverwaltung%20Hamburg.pdf[24.2.2014]

Olaf Wieland, 48, ist Sohn eines neuapostoli-schen Priesters und einer neuapostolischenMutter, welche in der NAK in Mecklenburg alsBezirksdirigentin eine wichtige Funktion aus-übte. Wieland ist heute Mitglied der Neuapo-stolischen Kirche Berlin-Brandenburg / Ge-meinde Berlin-Weißensee; er wurde „mit demHeiligen Geist versiegelt“ durch Bezirksapo-stel Herbert Tiedt am 23.4.1966, Aktivitätssta-tus: aktiv (Lt. Personalienblatt der Neuaposto-lischen Kirche Berlin-Nord (B) / Berlin-Wei-ßensee vom 13.11.2013); Mitglied im Vereinfür Freikirchenforschung e.V. Münster und ak-tiv bei der Bundesstiftung zur Aufarbeitungder SED-Diktatur Berlin(http://www.zeitzeugenbüro.de/index.php?id=detail&zzp=274).Wieland erforscht seit Jahren die jüngere Ge-schichte der Neuapostolischen Kirche und ver-öffentlichte seine bisherigen Ergebnisse in div.Aufsätzen.

Kirche von außenDer Autor Olaf Wieland im Januar 2014 vor der repräsentativen Kirche in Berlin-Lichtenberg, mit 2500Sitzplätzen bis heute die Hauptkirche der Gebietskirche Berlin-Brandenburg, errichtet von dem für derarti-ge Fälle zuständigen Spezialhochbau (SHB) mit Hilfe der Soldaten des Wachregiments „Feliks Dzierzyn-ski“ – vermutlich das einzige Gotteshaus, das ein kommunistischer Sicherheitsdienst jemals gebaut hat.“(Foto: © Tanya Mar, www.tanyamar.com, Berlin/Moscow)

14 http://www.nak.org/de/news/nak-international/article/12891/ [24.2.2014]15 Tonprotokoll des Informationsabends derNAK am 4.12.2007. Ausgestrahlt aus dem Kom-munikationscenter des internationalen Kirchen-sitzes der NAK in Zürich per Satellit in rund 1400Gemeinden in 18 Ländern in Europa (Archiv desGesprächskreises „Toleranz im Glauben“ Ham-burg)16 http://www.religionsreport.de/2013/10/16/vom segen-gemeinsamer-arbeit/ [24.2.2014]17 Wolfgang Welsch, Schwierigkeiten mit derWahrheit. Eine kurze Eschatologie der Neuapo-stolischen Kirche. Remscheid 2009, 163.18 Heidemarie Markmann-Kersten, Sekte alsSubkultur zwischen Kirche und Gesellschaft. ZuBegriff und Verständnis zeitgenössischer Sek-ten in der BRD, am Beispiel von drei Gemein-schaften, (Dissertation) Tübingen, 1979, 228-229.19 „Von Kirchenseite wurde bis heute keine an-gemessene Stellungnahme oder wissenschaft-liche Darstellung dieser geschichtlichen Periodevorgelegt. Die Erforschung wurde in den letztenJahren vor allem durch die Beiträge von OlafWieland vorangetrieben.“, in: Dominik Schmolz,Kleine Geschichte der Neuapostolischen Kir-che, Edition Punctum Saliens 2013, 207., Vgl.Klaus Schabronat, Die Neuapostolische Kircheim Dritten Reich – ein Zwischenbericht., in:Mathias Eberle (Hg.), Frankfurt im Spiegel derGeschichte der apostolischen Gemeinschaften.Edition Punctum Saliens 2013, 140-212.20 Vgl. http://www.religionsreport.de/2013/04/25/des-apostels-neue-kleider/[24.2.2014]21 Vgl. Wolf Krötke, Beschädigte Wahrheit. Diekirchliche Stasi-Mitarbeit hatte verheerende Fol-gen für die christliche Glaubwürdigkeit, in: Evan-gelische Kommentare, 28. Jahrgang 1995, 191-194.22 Joachim Heise, Kirchenpolitik von SED undStaat zwischen ideologischem Dogma, prakti-scher Toleranz und ideologischem Misstrauen,

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in: Horst Dähn (Hg.), Die Rolle der Kirchen in derDDR – eine erste Bilanz, München 1993, 73-91,hier 83.23 Foto: Treffen des Staatssekretärs für Kir-chenfragen Dr. Klaus Gysi mit hochrangigenVertretern der NAK am 11. April 1988 im Rosen-zimmer des Palasthotels, Foto dem Autor zurVerfügung gestellt von Günther Behnke, demdamaligen Abteilungsleiter beim Staatssekretärfür Kirchenfragen, vorhanden im Archiv „Ge-sprächskreis Toleranz im Glauben“, Hamburg24 Olaf Wieland, Vom Segen gemeinsamer Ar-beit. Die Anpassungsstrategie der Neuapostoli-schen Kirche in der DDR, in: Freikirchenfor-schung 21, Münster 2012, 317.25 Wolfgang Welsch, Die verklärte Diktatur –Der verdrängte Widerstand gegen den SED-Staat, Aachen 2009, 72.26 MfS BV Leipz. AOG 1753/85, Bl. 16, 17.27 Inoffizieller Kriminalpolizeilicher Mitarbeiterfür operative Aufgaben28 Auskunftsbericht zum IKMO „Gerhard“, Krimi-nalpolizei Schwerin, 15.12.1980, KI, MfS BVSchwerin AOG 1052/85, Teil II, Band 1, Bl. 153.29 „Hetzbrief, staatsfeindlicher: an eine odermehrere bestimmte Personen oder an eine un-bestimmte Anzahl von Personen des In- undAuslandes oder an nationale oder internationa-le Organisationen und Einrichtungen gerichtete,im Brief, auf Postkarte oder Telegrammenthal-tene feindlich, negative Äußerung, die gemäߧ106 StGB geeignet ist, die verfassungsmäßi-gen Grundlagen der sozialistischenStaats- undGesellschaftsordnung der DDR anzugreifenoder gegen sie aufzuwiegeln. Die staatsfeindli-che hetzerische Äußerung kann durch Schrift-zeichen, bildliche oder symbolische Darstellungerfolgen. Die Verfasser von H. bleiben in derRegel anonym oder pseudonym und versuchenz.B. bei handschriftlicher Anfertigung durchSchriftent- oder -verstellung sich einer Identifi-zierung zu entziehen“, zitiert aus: Siegfried Suk-kut (Hg.), Das Wörterbuch der Staatssicherheit.Definitionen zur „politisch-operativen Arbeit“,Berlin 1996, 170.30 Zusendung eines Hetzbriefes durch die Post,Am 28.04.69 übersandte der IM –„Willy“ Reg.Nr. 275/68 einen Hetzbrief (…), Kreisdienststel-le MfS, Gen. Köhn, Schwerin Demmlerplatz,28.04.69, KI, MfS BV Schwerin AOG 228/70,Band 1, Bl. 18.31 http://www.naktuell.de/presse/2004/0704/diekirche _14072004.html[24.2.2014]32 Olaf Wieland, Vom Segen gemeinsamer Ar-beit. Die Anpassungsstrategie der Neuapostoli-schen Kirche in der DDR, in: Freikirchenforschung21, Münster 2012, 323.33 http://www.stasiopfer.de : Gästebucheintragdes Organisten Martin Schulze vom 16. März2004 als Antwort auf eine Anfrage des Betrei-bers der virtuellen Informationsplattform „glau-benskultur – Magazin zur Neuapostolischen Kir-che“ Michael Koch vom 15. März34 Information zu Feststellungen aus dem Rei-severkehr des GZA Bornholmer Straße,04.10.1978, MfS HA XX/4 3003, Band 1, Bl. 230.35 Lothar Beaupain, Eine Freikirche sucht ihrenWeg – Der Bund freier evangelischen Gemein-den in der DDR, Monographien (KGM, Band 6),Wuppertal 2001, 159.36 Nach Aussage und schriftlicher Bestätigungdes ehemaligen Leiters der Evangelischen Alli-anz Berlin Herrn Bernd Hartmann vom 6.3.201437 BV Dresden, AKAG 143/89, Bl. 26.38 Dominik Schmolz, Kleine Geschichte derNeuapostolischen Kirche, Edition Punctum Sa-liens, 206.

39 Peter Beier, Die „Sonderkonten Kirchenfra-gen“. Sachleistungen und Geldzuwendungen anPfarrer und kirchliche Mitarbeiter als Mittel derDDR-Kirchenpolitik (1955-1989/90), Vanden-hoeck & Ruprecht, 1997, 110.40 Schreiben Pusch an das Presseamt beimVorsitzenden des Ministerrats, 24.8.89, SAP-MO-BArch, DO 4, 1537.41 Hagen Koch / Peter Joachim Lapp, Die Gar-de des Erich Mielke. Der militärisch-operativeArm des MfS, Das Berliner Wachregiment „Fe-liks Dzierzynski“, Aachen 2008., Vgl. Evangeli-sche Wochenzeitung für Berlin, Brandenburgund die schlesische Oberlausitz „Die Kirche“: IMApostel, Hochrangige Vertreter der Neuaposto-lischen Kirche waren Spitzel, 14.7.2004, onlineim Internet:http://www.naktuell.de/presse/2004/0704/diekirche_14072004.html [24.2.2014]Dort die Bildunterschrift: „Die NeuapostolischeKirche in der Normannmenstraße in Berlin-Lich-tenberg musste der Stasizentrale weichen. AmMünsterlandplatz errichtete der DDR-Spezial-hochbau mit Hilfe des Wachregiments ‘FelixDzierzynski’ 1978/79 in Rekordzeit ein neuesGemeindezentrum - vermutlich das einzige Got-teshaus, das ein kommunistischer Sicherheits-dienst jemals gebaut hat.“Vgl. Jan Eik, Zur Topographie und Geschichtedes Lichtenberger Stasi-Komplexes, in: ASTAK(Hrsg.), Die Zentrale. Das Hauptquartier desMinisteriums für Staatssicherheit in Berlin-Lichtenberg, Berlin o.J., 11-34, hier 32-33:„Blieb das Problem der neuapostolischen Gläu-bigen und ihrer Gäste aus dem Westen, die anjedem Sonntag die geheiligte Ordnung um dasMinisterium beeinträchtigten. Mielkes Handlan-ger wußten Rat. Auf einem Grundstück am Mün-sterlandplatz, weitab vom alten Standort, errich-tete der für derartige Fälle zuständige Spezial-hochbau (SHB) mit Hilfe der Soldaten desWachregiments „Feliks Dzierzynski“ in Rekord-zeit ein neues Gemeindezentrum mit Kapelle –vermutlich das einzige Gotteshaus, das ein kom-munistischer Sicherheitsdienst jemals gebauthat.“42 Vgl. http://www.apostolische-geschichte.de/wiki/index.php?title=Neuapostolische_Kirche_ Berlin-Lichtenberg[24.2.2014]43 Hubert Kirchner, Die Freikirchen und Religi-onsgemeinschaften in der DDR in ihrer Zusam-menarbeit in der AGCK und in ihrem Verhältniszum SED-Staat (Materialien der Enquete-Kom-mission „Aufarbeitung von Geschichte und Fol-gen der SED-Diktatur in Deutschland“ [12.Wahlperiode des Deutschen Bundestages], hg.Vom Deutschen Bundestag. Band VI/2: Rolleund Selbstverständnis der Kirchen in den ver-schiedenen Phasen der SED-Diktatur), Baden-Baden / Frankfurt a. M. 1995, 993-994.44 Gespräch des Autors Olaf Wieland am18.2.2012 in Berlin mit dem ehemaligen Abtei-lungsleiter in der Dienststelle des Staatssekre-tärs für Kirchenfragen Günter Behnke. DessenAufgabenbeschreibung lautete: „Vorbereitungvon Entscheidungsvorschlägen für den Staats-sekretär; Verantwortlich für alle Rechts- undGrundsatzfragen, die im Zusammenhang mitKirchen und Religionsgemeinschaften stehensowie Bearbeitung des Valuta-Sonderbaupro-gramms; zuständig für die Anleitung und Kon-trolle der Gästehäuser des Staatssekretärs;operative Tätigkeit“, zitiert aus: Stephan Utpa-tel, Geschichte, Aufgaben und Struktur desStaatssekretärs für Kirchenfragen und seinerRechtsvorgänger (1950-1989), Fachschule fürArchivwesen Potsdam (Abschlussarbeit), Pots-dam 1993, Signatur 04 C 618.

45 s. Foto, am 4.1.2014 wurde dem Autor OlafWieland in Anwesenheit seiner Begleitung - derFotografin Tanya Mar aus Berlin - durch den an-wesenden Diakon R. der neuapostolischen Ge-meinde Berlin-Lichtenberg eine Innenaufnahmeder Kirche untersagt46 SAPMO-Barch, D O4, 1537.47 http://www.apostolische-geschichte.de/wiki/index.php?title= Schulchor_%28Berlin%29[2422014]48 http://www.lindd.de : Bericht über außerge-wöhnliche Geschehnisse in der ehemaligen DDR,Schreiben an den Stammapostel Dr. WilhelmLeber vom 16.6.200949 Schreiben an Stammapostel Jean-LucSchneider vom 22.5.2013, Verfasser dem Autorbekannt50 http://www.religionsreport.de/wp-content/uploads/Jean-Luc_Schneider_-_Offener_Brief.pdf[24.2.2014]51 http://www.kerstin-kaiser.eu/persoenlich/meine_vergangenheit/ [24.2.2014]52 Zitiert aus: Claudia Wangerin, Die DDR undihre Töchter, Das Neue Berlin 2010, 185-186.53 http://ex-nak.lima-city.de/Bezirksapostel-Nadolny-Dub.pdf [24.2.2014]54 Heidemarie Markmann-Kersten, Sekte alsSubkultur zwischen Kirche und Gesellschaft. ZuBegriff und Verständnis zeitgenössischer Sek-ten in der BRD, am Beispiel von drei Gemein-schaften, (Dissertation) Tübingen, 1979, 228-229.55 Salomea Genin, Ich folgte den falschen Göt-tern. Eine australische Jüdin in der DDR, Ver-lag für Berlin-Brandenburg GmbH, 2009, 365.56 „Vor der Aufgabe der Aufarbeitung kann sichniemand drücken (…) Die Kirchen müssen sichdarum ihrerseits in öffentlichen Bereichen soverhalten, dass sie nicht ihre Legitimität alsK.d.ö.R. verspielen und ihre legalen Ansprücheselbst untergraben.“ zitiert aus: Ehrhart Neubert,Vergebung oder Weißwäscherei. Zur Aufarbei-tung des Stasiproblems in den Kirchen, HerderVerlag Freiburg, 1993, 14, 122.57 Zitiert aus: Andrea Strübind, Kennwort: „Her-bert aus Halle“. Ein Forschungsbericht über dieVerbindungen zwischen Baptisten und dem Mi-nisterium für Staatssicherheit in der DDR, in:Zeitschrift für Theologie und Gemeinde (ZThG)2 (1997), 164-201.Vgl. Stellungnahme zur Situation in der DDRdes Freikirchenrates der VEF in der DDR vom18. Oktober 1989, in: Heinz Szobries, Schuld-bekenntnisse aus dem Bund Ev.-FreikirchlicherGemeinden und anderer Kirchen in Dtl. nach1945. Zeugnisse von Schwachheit und Kraftbeim Einstehen für die eigene Vergangenheit,Baptismus-Dokumentation 3, Oncken ArchivElstal, 2013.