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Rheinisch-westfälische Zeitschrift für Volkskunde 60, 2015 37 Über dem Dorf der Himmel Betrachtungen zum Imaginations- und Sozialraum „Dorf“ in den Niederlanden 1 S OPHIE E LPERS Im Jahr 2009 fand in der Amsterdam ArenA, dem großen Fußballstadion von Ajax Amsterdam, ein Konzert von André Rieu statt. Der weltweit bekannte niederländische Violinist und Leiter des Johann Strauss Orchesters ist für viele Niederländer eine Quelle nationalen Stolzes. Rieus Konzerte stehen im Zeichen von Walzer und Wien, Glamour und Spektakel; als Phänomene populärer Kultur handelt es sich aber – zumindest in den Niederlanden – auch zu einem Teil um „Mitsingkonzerte“. Diese Konzertform, die seit mehr als zwei Jahrzehnten für zehntausende Besucher (pro Konzert) von unter- schiedlichen Akteuren organisiert wird, stellt niederländischsprachige Titel zentral und geht auf die „Mitsingkultur“, eine breit getragene kulturelle Praxis in den Niederlanden, ein. 2 Beim Rieu-Konzert in der Amsterdam ArenA fasste das ausverkaufte Stadion mehr als 50 000 Besucher; drei Millionen Zuschauer sahen das Konzert später im Fernsehen. Ein redigierter Mitschnitt des Konzerts erschien auf DVD und in Teilen auf Youtube und erreichte noch einmal ein großes Publikum. Ein Ausschnitt im Film des Konzerts zeigt André Rieu zusammen mit dem in den Niederlanden ebenso bekannten Sänger André van Duin, der als special guest auftrat, und zwar mit dem Lied „Het dorp“, „das Dorf“. 3 Das Lied stammt aus den sechziger Jahren und erlangte ab dieser Zeit große Berühmtheit: Wenn man heute Niederländer auf Assoziationen zu „dorp“, Dorf, anspricht, wird häufig zunächst dieses Lied genannt. Es wurde 2008 in einer Rankingshow zum besten niederländischen Lied aller Zeiten gekürt und ein Jahr später zum besten Evergreen. Das Lied behandelt den Wandel eines Dorfes im 20. Jahrhundert, wobei mit Melancholie 1 Der folgende Artikel widmet sich in einem Streifzug einigen der vielen möglichen Aspekte zum The- ma „Dorf in den Niederlanden“. Er ist die überarbeitete Fassung eines Vortrags, der anlässlich des Symposiums „Leben im Dorf“ (Hünxe, 22. September 2012) im Rahmen des gleichnamigen Langzeit- projekts des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte gehalten wurde und der sowohl Außensichten auf dörfliches Leben, in denen Bilder vom Dorf imaginiert werden, als auch Alltagsrealitäten behandelt hat. 2 Irene STENGS: Het fenomeen Hazes. Een venster op Nederland. Amsterdam 2015, S. 79–84. 3 URL: https://www.youtube.com/watch?v=EuAbG970PWI; vergleichbarer Auftritt unter URL: https://www.youtube.com/watch?v=RAeb3NgqzEM (Stand jeweils 8.6.2015).

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Rheinisch-westfälische Zeitschrift für Volkskunde 60, 2015 37

Über dem Dorf der HimmelBetrachtungen zum Imaginations- und Sozialraum „Dorf“

in den Niederlanden1

SOPH I E ELPERS

Im Jahr 2009 fand in der Amsterdam ArenA, dem großen Fußballstadion von AjaxAmsterdam, ein Konzert von André Rieu statt. Der weltweit bekannte niederländischeViolinist und Leiter des Johann Strauss Orchesters ist für viele Niederländer eine Quellenationalen Stolzes. Rieus Konzerte stehen im Zeichen von Walzer und Wien, Glamourund Spektakel; als Phänomene populärer Kultur handelt es sich aber – zumindest inden Niederlanden – auch zu einem Teil um „Mitsingkonzerte“. Diese Konzertform, dieseit mehr als zwei Jahrzehnten für zehntausende Besucher (pro Konzert) von unter-schiedlichen Akteuren organisiert wird, stellt niederländischsprachige Titel zentral undgeht auf die „Mitsingkultur“, eine breit getragene kulturelle Praxis in den Niederlanden,ein.2

Beim Rieu-Konzert in der Amsterdam ArenA fasste das ausverkaufte Stadion mehr als50 000 Besucher; drei Millionen Zuschauer sahen das Konzert später im Fernsehen. Einredigierter Mitschnitt des Konzerts erschien auf DVD und in Teilen auf Youtube underreichte noch einmal ein großes Publikum. Ein Ausschnitt im Film des Konzerts zeigtAndré Rieu zusammen mit dem in den Niederlanden ebenso bekannten Sänger Andrévan Duin, der als special guest auftrat, und zwar mit dem Lied „Het dorp“, „das Dorf“.3Das Lied stammt aus den sechziger Jahren und erlangte ab dieser Zeit große Berühmtheit:Wenn man heute Niederländer auf Assoziationen zu „dorp“, Dorf, anspricht, wirdhäufig zunächst dieses Lied genannt. Es wurde 2008 in einer Rankingshow zum bestenniederländischen Lied aller Zeiten gekürt und ein Jahr später zum besten Evergreen.Das Lied behandelt den Wandel eines Dorfes im 20. Jahrhundert, wobei mit Melancholie

1 Der folgende Artikel widmet sich in einem Streifzug einigen der vielen möglichen Aspekte zum The -ma „Dorf in den Niederlanden“. Er ist die überarbeitete Fassung eines Vortrags, der anlässlich desSymposiums „Leben im Dorf“ (Hünxe, 22. September 2012) im Rahmen des gleichnamigen Langzeit -projekts des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte gehalten wurde und der sowohlAußensichten auf dörfliches Leben, in denen Bilder vom Dorf imaginiert werden, als auch Alltagsrealitätenbehandelt hat.

2 Irene STENGS: Het fenomeen Hazes. Een venster op Nederland. Amsterdam 2015, S. 79–84.3 URL: https://www.youtube.com/watch?v=EuAbG970PWI; vergleichbarer Auftritt unter URL:

https://www.youtube.com/watch?v=RAeb3NgqzEM (Stand jeweils 8.6.2015).

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und Nostalgie auf „alte Zeiten“ zurückgeschaut wird, in denen die Dorfgemeinschaftfest zueinander hielt. Zunächst wird eine romantische vorindustrielle Dorfidylle be -schrieben. Die Gemeinschaft löst sich schließlich aber auf, Bauernhöfe werden durchBetonklötze ersetzt und Blumen aus dem Garten durch Plastikrosen. Die Jugend „ver-wildert“:

„Die Dorfjugend hängt herum, in Minirock und Beatle-Look, und grölt mit denBeats mit. Ich weiß es wohl, es ist ihr gutes Recht, die neue Zeit, aber es macht michmelancholisch. Ich habe ihre Väter noch gekannt, sie haben Süßholz für einen Centgekauft. Ich habe ihre Mütter Seilchen springen sehen. Das Dorf von damals ist ver-schwunden, eine Ansichtskarte und Erinnerungen sind alles, was mir bleibt. – Als icham Gartenweg von meinem Vater die hohen Bäume stehen sah ...ich war ein Kind, wiekonnte ich damals wissen, dass es für immer verschwinden würde.“4

Zunächst einmal ist das Lied im Kontext seiner Entstehungszeit zu verstehen: In denfünfziger und sechziger Jahren herrschte in den Niederlanden ein weitverbreiteter Kul-turpessimismus, das Vertrauen in eine moderne Gegenwart und Zukunft sank, und derRuf nach Erhalt dessen, was man unter „alten Werten und Traditionen“ verstand, bzw.nach der Rückbesinnung hierauf wurde laut. Traditionelle Alltagskultur auf dem Land –wie etwa traditionelle Rituale und Bräuche, das Tragen von Trachten, das Ausführentraditioneller Handwerke und Handwerksmethoden sowie das Errichten traditionellerländlicher Architektur – wurde bewusst gefördert und gegen städtische „Asphaltkultur“,gegen den Verfall traditioneller Normen und Werte, gegen Entwurzelung und gegen die„Verwilderung“ der Jugend eingesetzt. Das Fach Volkskunde war dabei als angewandteWissenschaft nicht unbeteiligt.5 In diesem kulturpessimistischen Klima entstand „Hetdorp“. Aber das Lied und seine Darbietung im Rieu-Konzert sowie seine Medialisierungspiegeln zugleich eine Sicht auf Dörfer, die kennzeichnend ist für die Gegenwart. Derentsprechende Filmausschnitt zeigt eine dominante „Hollandsymbolik“, die durch dieFarbe Orange ausgetragen wird: Rieu im Frack mit orangefarbener Weste und orangemEinstecktuch vor seinem Erfolgsorchester, die Tausenden Besucher des Konzerts mitorangen Halstüchern. Mit sentimentalem Gesichtsausdruck, teils mit Tränen in denAugen, begleiten sie den Sänger von „Het dorp“. Es ist ein äußerst emotionaler Mo -ment.

Dass das Lied gerade heute so viele Menschen anspricht und berührt, hat mit demThema Dorf und mit der Bedeutung, die in den Niederlanden Dörfern und Bildernvom Dorf zugeschrieben werden, zu tun. Nicht von ungefähr haben auch journalistischgeprägte Romane und andere Bücher, die Dörfer und das Leben im Dorf in der Vergan-

4 Für den Text vgl. URL: http://www.songteksten.nl/songteksten/32476/ (Stand 8.6.2015).5 Rob VAN GINKEL: Op zoek naar eigenheid. Denkbeelden en discussies over cultuur en identiteit in

Nederland. Den Haag 1999, S. 177–244; Sophie ELPERS: Erfenis van het verlies. De strijd om dewederopbouw van boerderijen tijdens en na de Tweede Wereldoorlog. Amsterdam 2014, S. 113; TonDEKKER: De Nederlandse Volkskunde. De verwetenschappelijking van een emotionele belangstelling.Amsterdam 2002, S. 275–293.

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genheit wie in der Gegenwart thematisieren, allgemein Erfolg, etwa „De 100 mooistedorpen van Nederland“ (Die 100 schönsten Dörfer der Niederlande),6 „Verdwenendorpen in Nederland“ (Verschwundene Dörfer in den Niederlanden),7 eine Publikation,die den Untergang von Dörfern im Wasser, durch Krieg, durch Industrialisierung unddurch Eingliederung in Städte thematisiert, oder die bereits 1996 erschienene Dorfbiographie„Hoe God verdween uit Jorwerd. Een Nederlands dorp in de twintigste eeuw“ (WieGott verschwand aus Jorwerd. Ein niederländisches Dorf im zwanzigsten Jahrhundert)von Geert Mak.8 Der Untertitel der deutschen Übersetzung des Buches von Mak, „DerUntergang des Dorfes in Europa“, interpretiert die beschriebene Transformation undden Wandel des friesischen Dorfes Jorwerd, z.B. durch das Aufkommen von Radio undFernsehen und durch die zunehmende Mobilität der Dorfbewohner, als allgemeineUntergangs- und Verlustgeschichte von Dörfern. Damit vermag bereits der Titel nostal-gische Gefühle zu erzeugen – individuelle und kollektive Emotionen, die Verlust undVerlangen kombinieren, und die auch beim Hören von „Het dorp“ auftreten.

Auf der Suche nach dem „Nationalen“

Seit einigen Jahren kann in den Niederlanden, wie – unter jedoch anderen Grundvor-aussetzungen – auch in anderen europäischen Ländern, ein Prozess der „Wiederentdeckungdes Nationalen“ ausgemacht werden.9 Aktiver formuliert handelt es sich dabei um eine„Nationalisierung“, die zu „nationness“,10 dem Gefühl von Zugehörigkeit, führen soll,dazu, sich in einer Nation zu Hause zu fühlen. Dem amerikanischen Soziologen RogersBrubaker folgend findet der Prozess der „Nationalisierung“ statt, wenn ein Glaube aneine nationale Essenz existiert und zugleich davon ausgegangen wird, diese sei un zu -reichend realisiert oder komplettiert.11 Als Reaktion wird benannt, konstruiert und ge -fördert, was als typisch für eine Nation angesehen wird. In westeuropäischen Ländernwie den Niederlanden führen unter anderem Globalisierungs- und Europäisierungsprozesse,aber auch Multikulturalismus zum Prozess der Nationalisierung. 12 Dieser wird von derPolitik diktiert, z.B. durch die Förderung niederländischer Sprache und Kultur, auchder Alltagskultur im Sinne des Schutzes immateriellen Kulturerbes. Aber der Prozessscheint auch relativ unabhängig davon im Alltag zu entstehen. Die Nationalisierung

16 Elio PELZERS: De 100 mooiste dorpen van Nederland. Zwolle 2012.17 URL: http://verdwenendorpen.nl/ (Stand 8.6.2015).18 Geert MAK: Hoe God verdween uit Jorwerd. Een Nederlands dorp in de twintigste eeuw. Amsterdam

1996.19 Siehe etwa Irene GÖTZ: Zur Konjunktur des Nationalen als polyvalenter Vergemeinschaftungsstrategie.

Plädoyer für die Wiederentdeckung eines Forschungsfeldes in der Europäischen Ethnologie. In: Zeit -schrift für Volkskunde 107 (2011), S. 129–154.

10 J. BORNEMAN: Belonging in the two Berlins. Kin, State, Nation. Cambridge 1992.11 Rogers BRUBAKER: Nationalism reframed. Nationhood and the national question in the New Europe.

Cambridge 1996, S. 9.12 Maria GREVER, Kees RIBBENS: Nationale identiteit en meervoudig verleden. Amsterdam 2007.

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zeigt sich in der Alltagswelt: in der Beliebtheit traditioneller Hollandsymbole wieTulpen, Holzschuhe und Mühlen auf Gebrauchsgegenständen – gerne in Delfter Blau–,13 in der Popularität der Farbe Orange, in der Popularität von Liedern wie „MijnVaderland“ (Mein Vaterland) von Frans Bauer und „Nederland o Nederland“ desAmsterdamer „Volksängers“ André Hazes.14 Ebenso werden die Homoehe oder dieHausgeburt sowie das in den niederländischen Kontext eingebettete Feiern des Zuckerfestesam Ende des Ramadan als typisch niederländisch postuliert.15 Auch regionale Kulturund Sprache werden vielfach als typisch niederländisch hervorgehoben. Dialekte, re -gionale Speisen, regionale Feste und Bräuche sowie regionaltypische Architektur habenKonjunktur.16 „Einheit in Vielfalt“ ist dann das Schlagwort.

Die Nationalisierung wurde zudem angestoßen durch die politischen Mordanschlägeauf den rechtspopulistischen Politiker Pim Fortuyn im Jahr 2002 und auf den islamkritischenFilmemacher Theo van Gogh im Jahr 2004. Die Morde zerstörten das vertrauteSelbstbild eines toleranten, multikulturellen Landes und brachten die Niederlande ineine Identitätskrise. Bereits zuvor, im Jahr 2000, hatte der Journalist Paul Scheffer inseinem aufsehenerregenden Artikel „Het multiculturele drama“ (Das multikulturelleDrama) auf Defizite der auf Kulturrelativismus basierenden ethnisch-pluriformen Gesell-schaft aufmerksam gemacht.17 Es entstand auf vielen Ebenen der Bevölkerung das Be -dürfnis nach neuem internen Zusammenhalt und das Bedürfnis nach Symbolen fürdiesen Zusammenhalt. Beim Konstruieren von Nation, Niederländischkeit („Dutchness“,bezugnehmend auf „nationness“) und Niederländisch-Sein spielen Politiker, vom linkenbis zum rechten Flügel, eine Rolle, aber die Skala an Akteuren ist viel breiter: Wissen-schaftler, Journalisten, Autoren, Museen, die Medien, Nahrungsmittelproduzenten undWarenhausketten, Reklamemacher, Designer, Architekten und Musiker sind ebensobeteiligt.18

André Rieu nun bietet in seinen Konzerten in den Niederlanden nicht nur ein An ge -bot von Bildern des Nationalen; die Niederlande werden auch expressiv gefeiert. DasLied „Het dorp“, das Mitsingen und die nostalgische Sentimentalität dabei, die als ge -teilte Emotion rund um den imaginierten kollektiven Erinnerungsraum „Dorf“ empfunden

13 Tessa VER LOREN VAN THEMAAT: Symbolische bouwstenen voor identiteitsbesef? Het succes vanHolland-symbolen op gebruiksvoorwerpen. In: Quotidian. Dutch Journal for the Study of EverydayLife 3 (2012), S. 53–71.

14 Zu Hazes siehe STENGS (wie Anm. 2).15 Siehe z. B. Irene STENGS: Inleiding. Nieuwe Nederlanders in feest en ritueel. In: Dies. (Hg): Nieuw

in Nederland. Feesten en rituelen in verandering. Amsterdam 2012, S. 9–24, S. 13.16 Siehe etwa Hester DIBBITS u. a. (Hg.): Splitsen en knopen. Over Volkscultuur in Nederland. Ams -

ter dam 2009.17 Paul SCHEFFER: Het multiculturele drama. In: NRC Handelsblad, 29. Januar 2000, URL:

www.nrc.nl/W2/Lab/Multicultureel/scheffer.html (Stand 8.6.2015). Siehe auch Hester DIBBITS, SophieELPERS, Peter Jan MARGRY, Albert van der ZEIJDEN: Volkscultuur en immaterieel erfgoed. Almanakbij een actueel debat. Amsterdam 2011, S. 104, 126 und 135–138.

18 Herman ROODENBURG: De „Nederlandsheid“ van Nederland: een nieuw project aan het MeertensInstituut. In: Volkskunde. Tijdschrift over de cultuur van het dagelijks leven 113 (2/2012), S. 203–212.

werden, sind ein wichtiger Teil des Feierns der Nation.19 Sie führen dazu, dass sich diemit singenden Zuhörer des Konzertes als eine Gemeinschaft fühlen, die eine – we nigs -tens für den Moment – empfundene nationale Identität verbindet.20 Diese Identität, andie auch mit der Wahl der Farbe Orange, die die Schals der Besucher haben, referiertwird, ist eine „weiße“ autochthone – die Konzerte Rieus werden kaum von Migrantenbe sucht, und Rieu referiert auch nicht an die multikulturelle Gesellschaft der Niederlande–, und sie ist trotz der Aufführungen in Städten sowie eines städtischen Publikumssicherlich nicht per se eine urbane nationale Identität. Dies drückt sich in der Wahl desLiedes „Het dorp“ und in der Begeisterung dafür aus. Und zu einem späteren Zeitpunktim Konzert tritt Jan Smit auf. Das Publikum tobt. Der Sänger, der nach einer Ex port -karriere als Kind und Jugendlicher in Deutschland seit Mitte der 2000er Jahre in denNiederlanden enormen Erfolg verzeichnet, stammt aus dem Dorf Volendam, 20 Kilo -meter nördlich von Amsterdam. Seine Volendamer Herkunft steht bei Jan Smit nichtselten – bewusst oder unbewusst – im Vordergrund. Auch während des Rieu-Kon zerts,in dem er eines der drei Lieder, die er singt, seiner Verlobten widmet. Sie befindet sichim Publikum und wird im Film mehrere Male eingeblendet. Allgemein bekannt ist: Lizastammt ebenso aus Volendam. „Mit der Hochzeit bezeugte Jan Smit nicht nur seinerFrau ewige Treue, sondern auch dem Dorf Volendam“, kommentierte der JournalistBoudewijn Smit später in seinem Buch „Enclave Volendam. Het verhaal van een dorp“(Enklave Volendam. Die Geschichte eines Dorfes).21 Jan Smit sei der Bot schafter einesDorfes, in dem Gemeinschaftssinn, darüber hinaus jedoch Normalität zentral stünden.Diesen „Kernwert der Marke Voldendam“ vermittelte auch die populäre Reality Soap„Gewoon Jan Smit“ (Einfach Jan Smit; 2005–08, 2010 und 2012), in der das Leben desSängers im Kreise seiner Volendamer Familie und Freunde gezeigt wurde: Jan Smit alsIkone des „Normalen“. Derselbe Wert wird auch in dem erfolgreichen Hochglanzmagazin„100 % NL“ vermittelt, dessen Herausgeber aus Volendam stammen: „für die/den nor-male(n) relaxte(n) Frau/Mann“, „sympathisch, vertraut, erkennbar, zugänglich, nettund niederländisch“.22 Es sind die „Einfachheit“ und „Sicherheit des [lokalen] Dorfesgegenüber dem Ungewissen des global village“,23 die im Kontext von Nationalisierungs -prozessen hervorgehoben werden.

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19 Im weiteren Sinn geht es dabei um ein kollektives nostalgisches Erinnern an vergangene oder im Ver-schwinden begriffene Lebenswelten. Vgl. Werner NELL, Marc WEILAND: Imaginationsraum Dorf.In: Dies. (Hg.): Imaginäre Dörfer. Zur Wiederkehr des Dörflichen in Literatur, Film und Lebenswelt(Rurale Topografien 1). Bielefeld 2014, S. 13–50, S. 38.

20 Eine wichtige Ausnahme bilden die Konzerte, die in der Heimatstadt Rieus, Maastricht, gegebenwerden. Hier wird vor allem regionale Identität, die der Stadt Maastricht und der Provinz Limburg,gefeiert – etwa indem Rieu in Dialekt spricht und indem regionale Lieder gespielt und gemeinsam ge -sungen werden.

21 Boudewijn SMID: Enclave Volendam. Amsterdam 2013, S. 84.22 URL: http://www.100p.nl/item/7706/Magazine (Stand 3.2.2015).23 SMID (wie Anm. 21), S. 230, siehe auch ebd., S. 219–221.

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Die ländlichen Niederlande

Bevor im weiteren Verlauf Bilder vom Dorf thematisiert werden, seien einige kurze Er -läuterungen zur Situation der ländlichen Niederlande gegeben.24 Im Zuge des Struktur-wandels auf dem Land und dem Appell für eine (zunehmende) „Partizipationsgesellschaft“,die insbesondere auf dem Land Wirkung auf die Lebensqualität haben soll, habengerade in den letzten Jahren die Soziologen und Planer der Universität Wageningen unddes Den Haager soziologischen „Sociaal en Cultureel Planbureau“ (staatliches „Planungs -büro für Soziales und Kulturelles“) diverse qualitative und quantitative Forschungenüber ländliches Leben und Dörfer in den Niederlanden betrieben. Dabei wird zumeistda von ausgegangen, dass ländliches Leben dort stattfindet, wo per Postleitzahlengebietdie Einwohnerzahl nicht größer als 1000 pro Quadratkilometer ist. Nach dieser De -finition konnten 2006 71 Prozent der niederländischen Grundfläche als „Land“ be zeich -net werden und waren 38 Prozent der Niederländer Landbewohner.25 2008 ist eineLandkarte entwickelt worden, die die äußerst heterogenen Landgebiete der Niederlandein verschiedene Kategorien einteilt: Das (1) „geschlossene Land“ – vor allem in dennördlichen Provinzen Friesland und Drenthe – besteht demnach aus klei nen, eher abge-legenen Dörfern. Hier wohnt ein Drittel der niederländischen Landbevölkerung, wobeies sich vor allem um Einheimische handelt. Der Zusammenhalt unter den Bewohnernist stark. Viele sind Mitglied einer Kirche und nehmen aktiv an lokalen Traditionen teil.Das (2) „dörfliche Land“ ist von größeren Dörfern geprägt, die über viele verschiedenekommerzielle und sozial-kulturelle Einrichtungen verfügen: Einkaufsläden, Cafés, Biblio-theken, Schulen, Altenheime etc. Ungefähr die Hälfte der Land bevölkerung lebt hier.Die Mitgliedschaft in Kirchen ist hoch, die Bewohner neh men häufig an lokalenTraditionen teil, und der Zusammenhalt untereinander ist stark, allerdings wenigerstark als auf dem „geschlossenen Land“. Gegenüber ethnischen Minderheiten, die aufdem „geschlossenen“ und dem „dörflichen“ Land allerdings eher selten sind, nehmender Bewohner der Kategorie (1) und (2) eine geschlossene Haltung ein.

Der Rest der Landbevölkerung, also etwa 15 Prozent, wohnt auf dem „Wohnland“,dem „elitären Land“ und dem „städtischen Land“. Das (3) „Wohnland“ besteht ausAnsiedlungen und Bauernhöfen in einer agrarischen Umgebung. Der Zusammenhaltuntereinander und die Teilnahme an lokalen Traditionen sind vergleichbar mit (1) und(2). Die Bewohner haben aber ein höheres, überdurchschnittliches Einkommen sowieein höheres, überdurchschnittliches Bildungsniveau und sind weniger ethnozentrisch

24 Lange Zeit existierte nur eine kulturanthropologische Studie zu einem Dorf in den Niederlanden:„En boven de polder de hemel“ (Und über dem Polder der Himmel) aus dem Jahr 1977. Darin zeigtder Kulturanthropologe Jojada Verrips die sozialen Beziehungen unterhalb der Bewohner eineskleinen Dorfes in der Provinz Südholland, geprägt durch zwei unterschiedliche Glaubensrichtungendes Protestantismus, zwischen 1850 und 1971 auf; vgl. Jojada VERRIPS: En boven de polder de hemel.Een antropologische studie van een Nederlands dorp 1850–1971. Amsterdam 1977.

25 Vgl. Lotte VERMEIJ, Gerald MOLLENHORST: Overgebleven dorpsleven. Sociaal kapitaal op hethedendaagse platteland. Den Haag 2008, S. 28, URL: www.scp.nl./dsressource?objectid=19733&type=org (Stand 14.9.2015).

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eingestellt. Die Bewohner des (4) „elitären Landes“, das aus Dörfern und Höfen in zu -meist schönen Naturgebieten in der Nähe von Städten besteht, sind wohlhabend undhaben ein hohes Bildungsniveau. Religiöses Leben und lokale Traditionen spielen nureine geringe Rolle und die sozialen Netzwerke sind nach außen gerichtet. Bleibt nochdas (5) „städtische Land“, das aus Siedlungen in Stadtnähe besteht. Die relativ günstigenWohnungen und Häuser dort ziehen viele junge Menschen an, wobei der Migrantenanteilrecht hoch ist. Der Zusammenhalt unterhalb der Bewohner ist schwach. In allen fünfKategorien wird die Wohnumgebung positiv erfahren, aber die Bewohner des „städtischenLandes“ fühlen sich eher einsam und unsicher.26

Eine weitere Kategorie, die nicht auf der Karte vermerkt ist und die in den genanntenForschungen ausgespart bleibt, ist ländliches Leben in urbanen Zentren, wie es etwa inStadtteilen zu beobachten ist, die von den Bewohnern selbst als Dorf wahrgenommenwerden.

Außer nach den beschriebenen Kategorien werden Dörfer auch nach ihrer Größe,ihrer Lage in Bezug auf Städte, der Schönheit ihrer Umgebung und der Entwicklungihrer Bevölkerungszahlen kategorisiert. Unter Hinzuziehung dieser Kategorien werdenaktuelle und zukünftige Entwicklungen auf dem Land beschrieben: das gerichtete Hin-zuziehen von Städtern (vornehmlich auf das „dörfliche Land“, das „Wohnland“ und das„elitäre Land“) einerseits und Vergreisung und Schrumpfung (hauptsächlich von Dörfernauf dem „geschlossenen Land“) andererseits.27

Die Bilder vom Dorf, um die es im Folgenden gehen wird, beziehen sich vor allemauf das „geschlossene“ und das „dörfliche Land“, wobei die Dörfer eine überschaubareGröße haben.

Idyllisierung und Ästhetisierung

Beim Konstruieren der Bilder vom Dorf finden Idyllisierung und Romantisierung statt,die zumeist mit einer Ästhetisierung einhergehen. Dies ist etwa der Fall, wenn in derWerbung Bilder vom Dorf genutzt werden, um Produkte – häufig Nahrungsmittel – als„natürlich“, „traditionell erzeugt“ und „typisch niederländisch“ zu markieren und so zuvermarkten. Auch vielgelesene Hochglanzmagazine über das Land wie „Landleven“(Landleben) und „Buitenleven“ („draußen leben“, Landleben) idyllisieren und romantisie -ren, wobei die Ländlichkeit durchweg positiv konnotiert ist: Dorfleben wird als friedvoll,entschleunigt und „authentisch“ dargestellt mit enger Bindung an eine „heile“ Natur;die Architektur und Infrastruktur, die sich in die Natur einfügen, sind zumeist historisch-traditionell und in gutem Zustand.

26 Ebd., S. 16–17 und 38–43.27 Anja STEENBEKKERS, Lotte VERMEIJ (Hg.): De dorpenmonitor. Ontwikkelingen in de leefsituatie van

dorpsbewoners. Den Haag 2013; Lotte VERMEIJ: Dichtbij huis. Lokale binding en inzet van dorpsbe-woners. Unter Mitarbeit von Anja Steenbekkers. Den Haag 2015. Siehe auch VERMEIJ/MOLLENHORST

(wie Anm. 25), S. 118; Anja STEENBEKKERS, Carola SIMON, Vic VELDHEER (Hg.): Thuis op het plat-teland. De leefsituatie van platteland en stad vergeleken. Den Haag 2006.

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Der Himmel über dem Dorf ist blau, und zwar mit – metaphorisch gesehen – oran -gen Wölkchen. Denn: Häufig wird, etwa mit Hilfe der Unterschriften, das „typischNiederländische“ der Szenen betont. Wandel, wie er im Lied „Het dorp“ beschriebenwird, scheint gemäß dieser Bilder, die ästhetischen Konzepten von Ganzheit entsprechen,nicht wirklich stattzufinden. Oder Neues fügt sich zumindest organisch in Relikte aus„alten Zeiten“ ein. Das Beschreiben von Dörfern als Orte von Ambivalenz und Konfliktsowie das Aufzeigen von Brüchen, etwa auch in Baustilen oder in der Raumplanung,wird vermieden. Reale Probleme wie der hohe Alkoholkonsum zumeist jugendlicherDorfbewohner, Vergreisung, Armut, missglückte Integration und Umweltprobleme28

existieren in den Bildern nicht. Eine Feststellung, die über deutsche Landmagazine gemacht wurde, gilt auch für die

Niederlande: Es geht um „Modelle und Empfehlungen, wie man verschiedene Aspekteseines Lebens gestalten“ und harmonische Idylle im eigenen Bereich kreieren kann.29

Dabei ist Gestalten durchaus wörtlich zu verstehen als ästhetische Praxis. Es sind inAnlehnung an den Soziologen Andreas Reckwitz ästhetische Praktiken wie Gärtnern,die Verschönerung des Hauses, Lebensmittelauf- und -zubereitung, Basteln, Handwerkernund das Erfahren der Natur, die als Bausteine ländlichen Lebens vorgeschlagen werden.30

Der ländliche Lebensstil ist im Grunde unabhängig vom geografischen Raum und somitraumübergreifend, wird jedoch stets in Bildern ländlicher Idylle verortet.

Im Zusammenhang mit ästhetischen Praktiken steht auch ein anderes Phänomen: deraktuelle Trend, regional-traditionalistisch zu bauen. Dabei werden historische Haustypen,die mit den Konnotationen „Tradition“, „Region“ und „Eigen“ besetzt sind, etwa tradi-tionelle Bauernhäuser oder die grün gestrichenen oder schwarz geteerten Holzhäuseraus den Regionen Zaan und Waterland (beide nördlich von Amsterdam), als Vorlagenfür neue Architektur in den betreffenden Regionen genutzt. Die grünen Holzhäuser, dieinsbesondere von vielen Niederlande-Touristen als „typisch niederländisch“ verstandenwerden, dienten zudem als Inspiration für ein größeres Projekt. Die Fassade des neuenHotel Zaandam in Nordholland, gebaut von dem Architekten Wilfried van Winden,besteht aus einer Stapelung der historischen Holzhäuser in Originalgröße. Die dekorative„Fusion“-Architektur,31 die Vergangenheit und Gegenwart, Tradition und Innovation,Hoch- und Popularkultur verbinden soll, sticht hier nicht zuletzt als „niederländisch“ins Auge (Abb. 1).

28 STEENBEKKERS, SIMON, VELDHEER (wie Anm. 27), S. 380.29 Christoph BAUMANN: Facetten des Ländlichen aus einer kulturgeographischen Perspektive. Die

Beispiele Raumplanung und Landmagazine. In: Imaginäre Dörfer (wie Anm. 19), S. 89–109, S. 102f.;siehe auch Annegret BRAUN: Lust aufs Land? Die mediale Inszenierung des Landlebens. In: Baye ri -sches Jahrbuch für Volkskunde 2012, S. 13–27.

30 BAUMANN: (wie Anm. 29), S. 103.31 Wilfried VAN WINDEN: Fusion. Pleidooi voor een sierlijke architectuur in een open samenleving.

Amsterdam 2010. Siehe auch Hans IBELINGS, Vincent van ROSSEM: The new tradition. Continuityand renewal in Dutch architecture. Amsterdam 2009.

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Starke Gemeinschaften

Neben Idyllisierung und Ästhetisierungfindet in Außenbetrachtungen eine Beto-nung starker und stabiler Dorfgemein-schaften statt. Es handelt sich dabei umidealisierte Vorstellungen ganzheitlicherBe ziehungen in einer Lebenswelt, die aufgegenseitiges Kennen beruht: Man kenntsich nicht nur als Individuen, sondernauch als Angehörige bestimmter Familienund anderer Gemeinschaften. Die Dorf-gemeinschaften erscheinen als mehr oderweniger homogene Entitäten, bestehendaus Menschen mit gleichem Hintergrundund gleichen Bedürfnissen sowie geteiltenÜberzeugungen, Werten und Normen.32

Beim gemeinsamen Feiern von Festenund der Ausführung von öffentlichenBräuchen tritt den Außenbetrachtungenzufolge die Gemeinschaft besonders zuTage. So etwa werden in der Magazinreihe„Het Alle daagse Leven. Tradities en trendsin Nederland“ (Das Alltagsleben. Tradi-tionen und Trends in den Niederlanden),die Traditionen, Bräuche und Rituale in den Niederlanden beschreibt, häufig genugstarke Dorfgemeinschaften als Traditionsträger dargestellt. Da bei wird, wenn überhaupt,nur am Rande darauf verwiesen, dass es zumeist Organisationen, Interessensverbändeoder Kirchengemeinden sind, die die Bräuche und Feste organisieren, und zwar in derAnnahme, die Dorfgemeinschaft forme die Basis, in deren Namen und Interessegehandelt werde. Im Gegensatz dazu ist es, wie die niederländische AnthropologinIrene Stengs dargelegt hat, häufig andersherum: Eine begrenzte Anzahl Menschen orga-nisiert ein Fest oder einen öffentlichen Brauch und erst dadurch wird eine (gefühlte)Gemeinschaft ins Leben gerufen.33

Dass die Reihe „Het Alledaagse Leven“ unter dem Motto „So sind wir Niederländer“steht, bringt sie – und damit Dorfgemeinschaften im Allgemeinen – in den Kontext desobengenannten Prozesses der Nationalisierung. Interesse für die eigene Nation steht

32 Vgl. Detlef BAUM: Dorf und Stadt als idealtypische Konturen und Lebensräume in Ost und West. In:Imaginäre Dörfer (wie Anm. 19), S. 111–135, S. 112; Werner NELL, Marc WEILAND: ImaginationsraumDorf. In: Imaginäre Dörfer (wie Anm. 19), S. 13–50, S. 27.

33 STENGS (wie Anm. 15), S. 10.

Abb. 1: Hotel Zaandam in Amsterdam, ArchitektWilfried van Winden (WAM architecten). Foto:Peter Barnes.

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auch in der Dokumentationsreihe „De hokjesman“ (frei: Der Schubladenmann)34

zentral, die seit Februar 2013 im niederländischen Fernsehen gezeigt wird und hoheEinschaltquoten erreicht. Jeweils eine dreiviertel Stunde lang wird eine soziale Gruppein den Niederlanden thematisiert. Obwohl auch Diversität und Heterogenität in denbetreffenden Gruppen gezeigt werden, handelt es sich – ab und zu mit zwinkerndemAuge – doch auch um essentialistische Beschreibungen vermeintlich homogener Gemein-schaften. Dazu passt, dass die Macher der Reihe sich selbst in Zusammenhang mit demWerk „De Nederlandse Volkskarakters“ (Die niederländischen Volkscharakter) unterHerausgeberschaft von P. J. Meertens und Anne de Vries bringen, wie im Vorspann derReihe zu erfahren ist. Dass es sich bei dieser Publikation aus dem Jahr 1938 um einWerk handelt, das im Kontext der politischen Instrumentalisierung der Volkskundestand, das Eigenschaften von archetypischen Stadt- und Landbewohnern der Niederlandeund Flanderns beschrieb und dabei Charakter und Physiognomie verband und das nach„zentralen Werten“ suchte, wird nicht reflektiert.35 Es ist vielmehr der Titel, der genutztwird, um das Spannende der ethnologischen Forschungsreise im eigenen Land zu ver-deutlichen und zugleich eine Exotisierung zu assoziieren. In der Reihe wurden bisher 14verschiedene soziale Gruppen behandelt, wie etwa „der“ Adel, „die“ Anthroposophenund „die“ Molukker. Bei einem Drittel der thematisierten Gruppen handelt es sich um„Dorfgemeinschaften“, bei denen insbesondere die bindenden Faktoren hervorgehobenwurden: die geschlossene Dorfgemeinschaft von Volendam, die sich über harte Arbeit,Musikalität und Katholizismus definiert; die Dorfgemeinschaften auf der Insel Ameland,die ein lebendiges Vereinsleben führen und ihr Gemeinschaftsgefühl durch ihren Dialektsowie dadurch äußern, dass sie das wichtigste Fest auf der Insel, Sunnerklaas, unter sichfeiern und keine Fremden zulassen; die Gemeinschaft vom „tuin dorp“ (Gartenstadt)Oostzaan in Amsterdam Nord, in dem die Bewohner sich sowohl als Amsterdamer alsauch als Dorfbewohner fühlen, wie es für sie im gemeinsamen Fan-Sein des nationalenFußballteams zum Ausdruck kommt; die Dorfgemeinschaft von Ederveen, ein Dorf imWesten der Provinz Gelderland zwischen Arnheim und Utrecht, in dem viele strenggläubigeAnhänger der reformierten Kirche leben, die sich durch ein stark ausgeprägtes Zusammen-gehörigkeitsgefühl innerhalb der kirchlichen Ge meinschaft auszeichnen.

Der Erfolg der Dokumentationsreihe spiegelt das Interesse für starke Gemeinschaften,insbesondere auch für die ländlichen, und verweist auf deren besondere Rolle in derKonstruktion des „Nationalen“. Zweien der in „De Hokjesman“ dargestellten Dörferbzw. Dorftypen gilt allgemein besondere Aufmerksamkeit.

34 URL: http://www.vpro.nl/programmas/de-hokjesman.html (Stand 17.7.2015).35 Z.B. Barbara HENKES: Uit liefde voor het volk. Volkskundigen op zoek naar de Nederlandse

identiteit 1918–1948. Amsterdam 2005, S. 309–316.

Über dem Dorf der Himmel 47

Dörfer im Blickpunkt

Das letztgenannte Beispiel der Dokumentationsreihe steht für ein Interesse an Dörfern,die durch eine orthodox-reformierte Bevölkerung geprägt sind – auch hierauf mag derTitel dieses Artikels verweisen. Die Dörfer, die zumeist im sogenannten Bibelgürtel,dem biblebelt der Niederlande gelegen sind, der sich vom Südwesten des Landes in denNordosten zieht, werden in der Betrachtung exotisiert. Sie werden als das „Andere“und das „Fremde“, im Gegensatz zur „eigenen“, eher säkularen Gesellschaft dargestellt.Aussagen über Gesundheitsfragen, etwa dazu, dass Masernepidemien in bestimmtenDörfern auftraten und auftreten, weil sich Orthodox-Reformierte nicht impfen lassen,exponieren das „Fremde“ noch zusätzlich.

Ein Beispiel für die Darstellung eines solchen Dorfes im Bibelgürtel ist der vielgeseheneund mit einem wichtigen niederländischen Filmpreis gekrönte Film „Staphorst in te gen -licht“ (Staphorst im Gegenlicht).36 Der Filmemacher Emile van Rouveroy van Nieuwaal,ein Anthropologe, der vier Jahre lang eine Familie in Staphorst in der Provinz Overijsselbegleitet hat, zeigt, wie im orthodox-reformierten Alltag mit Jugend, Ehe, Krankheitund Tod umgegangen wird. Und indem er Gemeinderatssitzungen über die Einführungeines Fluchverbots und die Vorverlegung der Schließungszeiten der Gastronomie anSamstagen mit der Kamera verfolgt, zeigt er, dass Glaube und Politik in Staphorst aufeiner Linie liegen, dass es aber auch zu heftigen Konflikten kommen kann. Auch wennder Film auf sensible Weise ein realitätsnahes Bild eines niederländischen Dorfes imBibelgürtel gibt, bleibt er doch eine Darstellung des „Fremden“ in den Niederlanden.Der Filmemacher drückt dies dadurch aus, dass er berichtet, ihm sei die Idee, einenFilm über Staphorst zu machen, während eines Aufenthalts in Timbuktu gekommen.37

Ähnliche Aussagen werden auch im Zusammenhang mit Volendam, einem anderenDorf, das häufig im Blickpunkt steht, gemacht: „Zwanzig Minuten fahren [vonAmsterdam] und ich landete im Ausland“, so Boudewijn de Smid über Volendam.38

Das „Eigene“ und das „Fremde“ werden in anderen Kontexten aber auch auf einespielerische und künstlerische Art gegenübergestellt und zugleich zueinander gebracht,etwa in Projekten von Designern oder Fotografen, die Kleidung und Trachten the ma -tisieren. Häufig steht dann die Konstruktion von „nationness“ zentral. In den Niederlandenwerden noch in einigen wenigen Dörfern im Alltag – und nicht im Rah men vonTourismus oder Folklorismus – Trachten getragen. Es handelt sich dabei um Dörfer, indenen starke Glaubensgemeinschaften wohnen. Staphorst ist eines von ihnen (ca. 500Frauen tragen hier Tracht), aber z.B. auch in Spakenburg in der Provinz Utrecht (ca.200 Frauen), auf Urk, der ehemaligen Insel im Ijsselmeer, jetzt durch Einpolderungen inden 1940er Jahren in der Provinz Flevoland gelegen, und auf der Insel Marken imIjsselmeer werden noch Trachten getragen. Fotografen bilden trachtentragende Frauen

36 URL: http://www.npo.nl/staphorst-in-tegenlicht/22-06-2008/POW_00181125 (Stand 3.2.2015).37 URL: http://www.trouw.nl/tr/nl/4324/Nieuws/article/detail/1641122/2008/03/12/Film-over-Staphorst-

trekt-volle-zalen.dhtml (Stand 3.2.2015).38 SMID (wie Anm. 21), S. 233.

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gerne in Szenen ab, in denen gleichzeitigdas moderne Leben der superdiversenGe sellschaft der Niederlande dargestelltist. Bekannte Beispiele sind die Abbildungvon Trachtenträgerinnen auf einer Hoch-zeit eines weißen Niederländers mit einergebürtigen Inderin und die Abbildungeiner trachtentragenden Frau mit einemMacBook auf dem Schoß (Abb. 2). Desi-gner von Avantgarde-Mode zeigen sichseit der Jahrtausendwende inspiriert. Sieintegrieren Elemente von Trachten in ihreEntwürfe und nutzen die Trach ten als„Ikonen niederländischen Kulturerbes“,39

um ihren Entwürfen die konnotativeBedeutung „niederländisch“ zu geben.Über die Modefotografie wird diese Aus-sage einem breiten Publikum zugänglichgemacht. Das exotische „An dere“ wirdhierbei angeeignet als das „Eigene“.

Auch Volendam wird in der Außenbe-trachtung besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Es ist das Heimatdorf des bereits ge -nannten Sängers Jan Smit. Um 1900 hatten Volkskundler und Künstler besonderesInteresse an dem pittoresken Fischerdorf am Ijsselmeer, in dem sie die Gleichzeitigkeitdes Ungleichzeitigen zu erkennen meinten.40 Die Kultur der Fischer wurde im schrillenKontrast zu einer sich ständig verändernden städtischen Kultur als ein „lebendigesArchiv“ wahrgenommen, in dem positiv konnotierte Werte wie Gemeinschaft, Stabilitätund Moral gesehen wurden, die die Wurzel und Basis der Nation seien. Im An schlusswurden Touristen und die Werbeindustrie auf Volendam aufmerksam. Sie stilisiertenVolendam und insbesondere seine Tracht (mit als markantestem Element die Flügelhaubender Frauen) und seine Fischerhäuser zum Hollandsymbol, welches – vor allem im Aus -land – häufig angewendet wurde und wird. Eines der berühmten Beispiele ist Frau Antje,die Werbefigur für niederländischen Käse, die sich mit ihrer an die Volendamer Trachtangelehnten Kleidung in Deutschland überdies von der Werbefigur zum allgemeinen

39 Maaike FEITSMA: Van volkscultuur tot haute cultuur. De relatie tussen mode en „Nederlandsheid“.In: Johan de Bruijn, Sophie Elpers, Hilde Schoefs: „Op de huid“. Over vestimentaire kwesties(Volkskunde 115, 4). Schilde 2014, S. 491–510, S. 509.

40 Siehe dazu Herman ROODENBURG: Marken als relict. Het samengaan van schilderkunst, toerisme,schedelmeterij en volkskunde rond 1900. In: John Helsloot, Theo Meder, Carla Wijers (Hg.): Dediscipline van het dagelijks leven. Bijdragen voor Ton Dekker over orale cultuur, feestcultuur en dehistoriografie van de volkskunde (Volkskundig Bulletin 25/2,3). Nijmegen 1999, S. 197–214.

Abb. 2: Trachtenträgerin aus Bunschoten-Spa-kenburg, Foto und Copyright: Peter Werkman,Amersfoort, Niederlande.

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Verweisunsssymbol für die Niederlande entwickelt hat.41 Im Zuge der heutigen Natio-nalisierung, die in ihrer emotionalen Ladung übrigens in vielerlei Hinsicht mit dem Kon-struieren des Nationalen um 1900 vergleichbar ist,42 hat sich eine Wendung vollzogen:Während Volendam im Verlauf des 20. Jahrhunderts vor allem als Symbol ge nutzt wur -de, um die Niederlande im Ausland zu symbolisieren, eignen Niederländer sich un ge -fähr seit der Jahrtausendwende Volendam für eigene Zwecke an.43 So werden etwaalltägliche Gebrauchsgegenstände, auf denen neben Tulpen und Holzschuhen auchFiguren in Volendamer Tracht abgebildet sind, in den Niederlanden enorm er folg reichverkauft. Sie erinnern ihre Käufer täglich auf spielerische Art – bewusst oder un bewusst– an die Nation; und weil dies mit einem zwinkernden Auge geschieht, wird eine Relati-vierung erreicht, die den Umgang mit dem ansonsten komplexen „Nationalen“ ver ein -facht.44 Im Kontext der Gebrauchsgegenstände fungiert Volendam als relativ bedeutungs -leeres Symbol,45 das auf die Nie derlande verweist, ansonsten aber keine wei teren nen-nenswerten Konnotationen besitzt. Gleiches gilt bei Adaptionen der Volendamer Trachtin vestimentären Kontexten. Wenn aber in Außenbetrachtungen mehr Raum für Inhaltge geben wird, geht es zumeist um die starke Dorfgemeinschaft Vo lendams. So wird be -tont, dass es im Vergleich zu anderen Orten in Volendam nur we nig unterschiedlicheFamiliennamen gibt, weil häufig innerhalb des Dorfes geheiratet wird – mit der Folgeeiner überdurchschnittlichen Verbreitung der angeborenen Atemwegserkrankung PCV,die in den Niederlanden als „Volendam-Krankheit“ bezeichnet wird. Damit wird Volen -dam ähnlich wie Staphorst exotisiert. Es wird erklärt, wie wichtig Feste wie die jährlicheKirmes für die Dorfgemeinschaft sind und dass Volendamer die Begeisterung für Musikund Sport teilen. Auch Nostalgie über die untergegangenen Fischereibetriebe und Sorgeüber die noch verbliebenen ebenso wie die damit zusammenhängende Sympathie fürden anti-europäischen Rechtspopulisten Gerd Wilders und seine Partei PVV werden inAußenbetrachtungen als kollektive Emotionen dargestellt, die in Volendam gemeinschafts -bindend sind.46 Hinzugezogene hätten es in Volendam hin gegen schwer.

Hiermit wird das Dorf, das in anderen Kontexten – etwa hinsichtlich der erwähnten„Normalität“ – als Symbol des Nationalen fungiert, als „fremd“ (im Gegensatz zum„Eigenen“) etikettiert.

41 Sophie ELPERS: Frau Antje bringt Holland. Kulturwissenschaftliche Betrachtungen einer Werbefigurim Wandel. Münster 2005.

42 ROODENBURG (wie Anm. 18), S. 206.43 Der Historikerin Tessa Ver Loren van Themaat zufolge handelt es sich dabei um eine „anthropologische

Wendung“ im Sinne des Anthropologen Stuurman, wobei die eigene Kultur mit den Augen einesAußenstehenden betrachtet wird, vgl. VER LOREN VAN THEMAAT (wie Anm. 13), S. 57.

44 VER LOREN VAN THEMAAT (wie Anm. 13).45 Murray EDELMAN: Politik als Ritual. Die symbolische Funktion staatlicher Institutionen und politischen

Handelns. Frankfurt a. M., New York 1990, S. 5.46 SMID (wie Anm. 21); Dick SCHAAP: Hoe de vis verdween uit Volendam. De teloorgang van een vis-

sersdorp. In: De Groene Amsterdammer 133, 32 (5.8.2009), S. 24–29; Lotte THISSEN: Van wie benjij d’r ien? Een antropologische studie naar essentialistische identiteitsbeelden over Volendam. Utrecht2010.

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Noch einmal: Gemeinschaften

Idyllisierung, Ästhetisierung, Idealisierung von Gemeinschaft – dies sind Prozesse, dieDör fer zum Sehnsuchtsort „Heimat“ werden lassen.47 Nach den gezeichneten Bildernbie ten Dörfer Rückzugsorte, an denen Menschen sich zu Hause fühlen können, weil siedort auf Abstand gehen können zu verunsichernden Aspekten der Globalisierung wiez.B. der Ausbreitung wenig Halt gebender Nicht-Orte im Sinne Marc Augés.48 Mit derBe to nung des „Nationalen“ von Dörfern – auch wenn teils exotisiert – kommt nocheine ge wichtige Komponente hinzu, die das Bedürfnis, sich mit Dörfern zu beschäftigen,stei gert und auch das Bedürfnis nach tatsächlicher Teilnahme am Land- und Dorflebenstei gern mag.

Untersuchungen zur heutigen Binnenmigration in den Niederlanden zufolge ist esgerade eine als Sehnsucht nach Heimat zu verstehende Motivation, die Städter auf dasLand ziehen lässt. Allerdings fehlt es weiterhin an detaillierten Felduntersuchungen, diedie Rückwirkungen des – von „Dutchness“ durchzogenen – imaginierten Raums Dorfauf den gelebten Sozialraum in den Blick nehmen. Werden Idyllen alltagspraktisch(re)produziert und wenn ja, wie? Welchen Einfluss haben Bilder von dörflichen Gemein-schaften auf das Formen von Gemeinschaften in der sozialen Realität? Wie wird mit sta-tischen Stigmata umgegangen? Im Folgenden sei ein Blick in die soziale Realität gegeben.Die Beantwortung vorgenannter Fragen bleibt jedoch ein Anliegen für die Zukunft.

Das Land hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich gewandelt. Die Landwirtschaftverliert an Dominanz. Agrarland wird zu Naturschutz-, Gewerbe- oder Wohngebietenumgewandelt. Nur noch 90 000 der 140 000 registrierten Bauernhöfe in den Niederlandenhaben eine landwirtschaftliche Funktion, der Rest besitzt zumeist eine ausschließlicheWohnfunktion.49 Aufgrund gestiegener Mobilität – nahezu alle Landbewohner verfügenüber ein Auto –, aufgrund der Verbesserung der Infrastruktur und aufgrund der schwä-cheren ökonomischen Bedeutung des Landes sind viele Dörfer Wohndörfer geworden,in denen die Menschen wohnen, aber nicht arbeiten.50

Neben einer Abwanderung junger Erwachsener in die Stadt zeigt sich seit densiebziger Jahren der Trend, dass zumeist gut ausgebildete Städter mittleren Alters vonder Stadt auf das Land ziehen, vornehmlich in Dorfkerne und in Bauernhöfe auf dem„dörflichen“, dem „elitären“ und dem „Wohnland“.

Amsterdammer etwa bevorzugen die Dörfer im nordholländischen Küstengebiet undim Naturgebiet „Veluwe“ der Provinz Gelderland. Andersherum betrachtet haben man -

47 Vgl. Manfred SEIFERT: Das Projekt „Heimat“ – Positionen und Perspektiven. Zur Einführung. In:Ders. (Hg.): Zwischen Emotion und Kalkül. ,Heimat‘ als Argument im Prozess der Moderne(Schriften zur Sächsischen Geschichte und Volkskunde 35). Leipzig 2010, S. 9–22.

48 Vgl. NELL/WEILAND (wie Anm. 19), S. 43f.49 In diesem Zusammenhang ist es bezeichnend, dass der „Rijksdienst vor het Cultureel Erfgoed“

(Reichsdienst für Kulturelles Erbe) in seiner Ab teilung Denkmalpflege vor einigen Jahren eine eigenePlanstelle für die Beratung bei der Umfunktionierung von Bauernhöfen eingerichtet hat.

50 VERMEIJ/MOLLENHORST (wie Anm. 25), S. 118; Thuis op het platteland (wie Anm. 27).

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che Dörfer, insbesondere „geschlossene“ Dörfer wie die bereits behandelten Vo lendamoder Staphorst, wenig Zuwachs von außen, auch nicht durch Heirat.51 Allgemein bleibtdie Zahl der Landbewohner ungefähr gleich. Im Niederländischen Freilichtmuseum inArnheim ist der Trend, dass Städter auf das Land ziehen, seit einigen Jahren dokumentiert,und zwar mit einem Wohnbauernhof aus dem Dorf Hoogmade in Südholland. Der um1600 errichtete Bauernhof wurde Mitte der 1970er Jahre zum Wohnbauernhof umfunk-tioniert, und bis ins Jahr 2002 lebte dort ein Politiker aus Den Haag mit seiner Familie.Mit diesem Bauernhof zeigt das Freilichtmuseum eine beliebte ländliche Wohnform derGegenwart. Die Zimmer sind eingerichtet, wie sie die Politikerfamilie im Jahr 2002verlassen hat, als der Hof einer Hochgeschwindigkeits-Trasse weichen musste und insMuseum transloziert wurde.52 Hinzuziehende beziehen freilich nicht nur bestehendehistorische Architektur, sondern auch neue. Bei den Neubauten ist viel fach eine Vorliebefür traditionalistische Architektur zu konstatieren, wie sie oben be reits am BeispielVolendams beschrieben ist und die von Laniewska und Kok zunächst als „urbaninfluence“ und in einem weiteren Schritt als „try to be a part of the rural community“interpretiert wird.53 Nach dieser Analyse wird versucht, über ästhetische QualitätenGemeinschaft zu erreichen.54

Die Motivationen von Städtern, auf das Land zu ziehen, sind in unterschiedlichenForschungsprojekten von Soziologen untersucht worden. Es handelt sich dabei zumeinen um den Wunsch, dichter bei oder in der Natur zu wohnen, der Hektik und demLärm der Städte zu entfliehen sowie in und inmitten schöner Architektur zu leben.Zum anderen gaben Hinzugezogene an, dass sie der Wunsch, an Dorfgemeinschaften,wie sie in den Außenbetrachtungen skizziert werden, teilzunehmen, auf das Land ge -zogen habe.55 Das ist ein spannender Punkt hinsichtlich der mitunter geäußerten An -nahme und Sorge, dass sich mit dem Hinzuziehen von Städtern und mit dem Wegziehenvon jugendlicher Landbevölkerung die Strukturen in den Dörfern dermaßen verändern,dass Dorfgemeinschaften auseinanderfallen. Weitere Gründe für das Auseinanderfallenseien die zunehmende Individualisierung der Menschen, die Emanzipation der Frau,

51 URL: www.meertens.knaw.nl/migmap (Stand 1.3.2015). Allgemein bleibt die Zahl der Landbewohnerungefähr gleich. Siehe STEENBEKKERS, VERMEIJ (wie Anm. 27), S. 13; STEENBEKKERS, SIMON,VELDHEER (wie Anm. 27), S. 374.

52 Stichting Historisch Boerderij-Onderzoek (Hg.): Van Hoogmade naar Arnhem. Lotgevallen van deboerderij Boskade 11 in de Bospolder bij Hoogmade 1600–2004. Arnhem 2004.

53 Magda LANIEWSKA, Annemarie KOK: Visual impacts of urbanization in rural areas of the Stedendriehoek.In: Henk de Haan (Hg.): De stad in het dorp. Sociaal ruimtelijke analyse van stad-platteland relatiesin de Stedendriehoek Apeldoorn-Deventer-Zytphen. Wageningen 2006, S. 102–119; siehe auch AdHABETS, Titia HAJONIDES, Sandra SCHUIT: Dorp als daad. Bouwstenen voor de dorpen in hetoosten. Arnhem 2004.

54 Bei der Forderung einer traditionalistischen Architektur im Rahmen des Wiederaufbaus der Niederlandenach dem Zweiten Weltkrieg kann Vergleichbares konstatiert werden; vgl. ELPERS (wie Anm. 5).

55 De dorpenmonitor (wie Anm. 27), S. 16; De stad in het dorp (wie Anm. 53).

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der Bedeutungsverlust der Kirchen und das Wegfallen von sozial-kulturellen und kom-merziellen Einrichtungen, die als Treffpunkt für die Dorfbewohner fungieren.56

Es zeigt sich aber, dass Dorfgemeinschaften, bei aller Heterogenität und Dynamik,dennoch nicht verschwinden – als Gegenreaktion zur Globalisierung und Individualisierungscheint sogar ein besonderes Bedürfnis nach Gemeinschaft zu existieren. Veränderungbesteht jedoch darin, dass aus starken Gemeinschaften, in denen etwa soziale Kontrolleeine wichtige Rolle spielte, leichte Gemeinschaften („light communities“) werden, dieweniger verpflichtend und weniger bindend sind, in denen aber dennoch Zusammenhaltund Hilfsbereitschaft existieren.57 Allerdings sind diese in der Außenbetrachtung auchwieder idealisiert. So klärte kürzlich ein soziologischer Untersuchungsbericht auf, dasses im Gegensatz zur allgemeinen Auffassung, Ehrenamt fände in Dörfern weitaus häu -figer statt als in der Stadt, mit der aktiven „Nachbarschafshilfe“ häufig hapere. AndereForschungen haben zwar gezeigt, dass prozentual gesehen auf dem Land, vor allem aufdem „geschlossenen“ und „dörflichen“ Land, mehr sozialer Zusammenhang besteht:mehr Menschen als in der Stadt sind Mitglied in Vereinen und Kirchen, und mehr Men -schen führen ehrenamtliche Tätigkeiten aus.58 In dem Forschungsbericht des „Sociaalen Cultureel Planbureau“,59 der auf einer Untersuchung zu lokalen Bindungen undsozialem ehrenamtlichen Engagement von Bewohnern kleiner Dörfer (weniger als 3000Bewohner) beruht, wird allerdings konstatiert, dass sich ein großer Teil des alltäglichenLebens außerhalb der Dörfer abspielt, wodurch die Bindung zum Dorf und damit ein-hergehend die Bereitschaft, Nachbarschaftshilfe (im weitesten Sinne) zu leisten, abnimmt.Wenn hinzukommt, dass Supermärkte und andere Geschäfte eingehen, die ein Treffpunktfür Dorfbewohner sind, fällt der soziale Zusammenhang noch mehr weg.

Wie werden Gemeinschaften in Dörfern formiert und formuliert? Das Sprechen einergemeinsamen Sprache, eines gemeinsamen Dialekts, und auch das Hissen von lokalenoder regionalen Flaggen spielen vor allem auf dem „geschlossenen Land“ eine wichtigeRolle.60 Es handelt sich dabei in Anlehnung an Michael Billigs Konzept des „banalnationalism“ um „banal regionalism“ oder „localism“, eine alltägliche Art, eine Regionoder einen Ort zu markieren und sich daran zu erinnern und zu binden, die tief im Be -wusstsein der Menschen verankert ist, aber häufig so normal geworden ist, dass sienicht per se bewusst wahrgenommen wird.61

56 VERMEIJ/MOLLENHORST (wie Anm. 25), 117; Carola SIMON, Lotte VERMEIJ, Anja STEENBEKKERS:Het beste van twee werelden. Plattelanders over hun leven op het platteland. Den Haag 2007, S. 174f.

57 SIMON/VERMEIJ/STEENBEKKERS (wie Anm. 56), S. 173.58 VERMEIJ/MOLLENHORST (wie Anm. 25), S. 67f.; De dorpenmonitor (wie Anm. 27), S. 16f.59 Lotte VERMEIJ: Dichtbij huis (wie Anm. 27). Siehe auch NRC Handelsblad, 19.1.2015, S. 9. Die ge -

nannte Untersuchung ist Teil der Bemühungen des niederländischen Staates, lokale Identität zu stimulieren, um die Solidarität in Dörfern zu steigern und eine „Partizipationsgesellschaft“ herzustel-len.

60 VERMEIJ/MOLLENHORST (wie Anm. 25), S. 69.61 Vgl. Michael BILLIG: Banal Nationalism. London 1995.

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Die Rolle der obengenannten Elemente nimmt ab, je mehr Hinzugezogene in denDörfern leben. Es zeigt sich, dass die Bedeutung von lokalen Traditionen wie lokaltypischenSpeisen, Festen, Bräuchen und Ritualen beim Entstehen und Formulieren von Dorfge-meinschaft hingegen mindestens gleichbleibt oder zunimmt. Das kann eine Vitalisierungder lokalen Brauch- und Festkultur zur Folge haben. Bräuche und Feste werden häufigdurch lokale Vereine organisiert, und hier zeigt sich bei den Mitgliedschaften Konjunktur.Auch Dorfvereine, die sich ausschließlich mit den Belangen der Dörfer beschäftigen –zumeist auf den Gebieten Natur, Kunst und Geschichte –, weisen hohe Mitgliederzahlenauf. Hinzugezogene nehmen in diesen Vereinen häufig führende Positionen ein, wie sichbereits 2003 bei lokalen Aktionen im Zusammenhang mit der Maul- und Klauenseuchezeigte.62 Durch das steigende Engagement verändert sich die Brauch- und Festkulturauf dem Land aber auch. So ist – etwa bei den ostniederländischen Bräuchen des„motorcross“ und „trekkertrekkens“, beim Egmonder (Nordholland) Neujahrsschwimmenoder bei vormals lokalen Musikfestivals – eine Eventisierung zu beobachten, die dazuführt, dass ursprünglich lokale Bräuche dermaßen ausgeweitet und professionalisiertwerden, dass sie vor allem Teilnehmer von außen ansprechen – mit der daraus resultie-renden Gefahr einer sinkenden Identifikation der Dorfbevölkerung. Es ist bezeichnend,dass häufig genug eine Zuschreibung der betreffenden Bräuche als „typisch niederländisch“stattfindet, die sie überdies für Außenstehende populär macht.63

Veränderung bringt in die immaterielle Brauch- und Festkultur mancher Dörfer auchdie Implementierung der UNESCO-Konvention zum Schutz immateriellen Kulturerbes,die in den Niederlanden im Jahr 2012 ratifiziert wurde.64 Nicht selten werden –stimuliert durch Kulturerbe-Organisationen – Stakeholder von Traditionen in Dörfernaktiv. Sie reichen eine Bewerbung ein, um „ihre“ Tradition in das „Nationale InventarImmateriellen Kulturerbes des Königreichs der Niederlande“ (Teil der Implementierungder UNESCO-Konvention) aufnehmen zu lassen. Die Stakeholder werden dabei oftvon den örtlichen politischen Instanzen unterstützt. Einmal in das Inventar aufgenommen,das ausdrücklich keine wertende Liste sein soll, die Traditionen aber freilich dennoch als„Kulturerbe“ prädikatisiert,65 werden die betreffenden Traditionen häufig genug sowohlvon ihren lokalen Trägern und Teilnehmern als auch von Außenstehenden als herausragendwahrgenommen. Das hat Einfluss auf deren Durchführung und Teilnehmerzahlen.

62 VERMEIJ/MOLLENHORST (wie Anm. 25), S. 16, 114 und 115; T. van der ZIEL: Verzet en verlangen.De constructie van nieuwe ruraliteiten rond de mkz-crisis en de trek naar het platteland. Diss. Univ.Wageningen. Wageningen 2003.

63 Lotte VERMEIJ: Dichtbij huis (wie Anm. 27), S. 13; Het trekkertrekken tussen regionale en nationale‘volkscultuur’. NRC Handelsblad, 29.9.2014; SIMON/VERMEIJ/STEENBEKKERS (wie Anm. 56), S.101f.; Albert van der ZEIJDEN: Gemeenschap en Gemeentelijke inventaris. Immaterieel erfgoed ineen Noord-Hollandse kustplaats. In: Immaterieel Erfgoed 1/2012, S. 20–23.

64 Peter Jan MARGRY: UNESCO en de paradox van de bescherming. Immaterieel erfgoed in Nederland.In: Ons erfdeel. Vlaams-Nederlands cultureel tijdschrift 57 (1/2014), S. 56–66, S. 58.

65 Dorothee HEMME, Markus TAUSCHEK, Regina BENDIX (Hg.): Prädikat Heritage. Wertschöpfungenaus kulturellen Ressourcen. Berlin u. a. 2007.

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Diese können sich innerhalb der Dörfer ausweiten – und zeitlich66 zu stärkerer sozialerKohäsion führen –, sie können aber auch, unterstützt durch Kommerzialisierung, vielgrößere Ausmaße annehmen – und damit eher zu einer Demotivierung und Abkehr derlokalen Teilnehmer führen. Das Inventar verzeichnet mittlerweile mehr als 70 Traditionen.67

Davon handelt es sich bei mehr als 60 Prozent um lokale Traditionen, von denen weit -aus die meisten in Dörfern stattfinden und „‚traditionelle‘ Traditionen“ sind, „Traditionen,um die sich die Volkskundler um 1900 auch schon Sorgen machten“.68 Dies vermitteltein Bild von Dörfern in den Niederlanden, das als Entsprechung zu den idyllisiertenBildern vom harmonischen, ganzheitlichen Dorfleben in den Medien wahrgenommenwerden kann. Bei einem zweiten Blick würde sich allerdings zeigen, dass Kulturerbeimmer Inklusion, jedoch bekanntermaßen auch Exklusion impliziert.

Und schließlich: Einmal im Inventar verzeichnet, wird eine Tradition auch als „natio -nales“ Kulturerbe, wenn auch nicht proklamiert, so doch in der Alltagswelt verstanden.Durch die überdurchschnittliche Repräsentanz immaterieller Kultur aus Dörfern imInventar des Kulturerbes der Niederlande wird auch in diesem Bereich eine Verbindungzwischen Dörfern und „dem Nationalen“ hergestellt, die im aktuellen politischen KlimaNährboden findet.

Gemeinschaftsbildend sind allerdings auch neue Rituale, die in manchen Dörfern ent-stehen. So wird das gemeinsame Überholen von Schulgebäuden, Spielplätzen, Sporthallenund -plätzen und Altenheimen als ein Mittel gesehen, um Dorfgemeinschaft entstehenzu lassen.69 In Wesepe, einem Dorf in der Provinz Overijssel, wird die gemeinsameTeilnahme an einem regelmäßigen Reanimationskurs von einem Großteil der Dorfbewohnerals gemeinschaftsbindendes Ritual wahrgenommen. Im Kontext von Wesepe erlangteder Kurs dadurch eine besondere Bedeutung, dass die Bevölkerung recht alt ist und dasDorf weder über einen Arzt noch über einen Sanitätsdienst inklusive Krankenwagenverfügt. Den Kurs zu belegen, heißt für die Teilnehmer, sich für die Dorfgemeinschafteinzusetzen. Dass die Schüler der jeweils achten Klassen der örtlichen Schule einenReanimationskurs bekommen, hat nach Meinung der Dorfbewohner auch eine weitereübergeordnete Funktionen: zu lernen, in Notsituationen zusammenzuhalten und ge -mein sam etwas Gutes zu erreichen. Die Schüler sollen zu aktiven Dorfbewohnern so -

66 Irene Stengs hat darauf hingewiesen, dass die im Kontext von Ritualen, Bräuchen und Festen er fah -rene Gemeinschaftlichkeit der Teilnehmer nicht gleichgestellt werden darf mit der Existenz einer blei -benden homogenen Gemeinschaft und dass die verbindenden Gefühle zumeist zeitlich begrenzt sind;vgl. STENGS (wie Anm. 15), S. 11.

67 Siehe URL: http://immaterieelerfgoed.nl/traditions?currentPage=1# (Stand 6.6.2015).68 Nederlands Centrum voor Volkscultuur en Immaterieel Erfgoed (VIE): Evaluatie. Nationale Inventaris

Immaterieel Cultureel Erfgoed. Tussenbalans van de procedure en van de eerste dertig voordrachtenvoor de Nationale Inventaris van het Immaterieel Cultureel Erfgoed in Nederland. Utrecht 2013, S. 8,Archiv Meertens Institut, Amsterdam.

69 Don WEENINK: Samen leven in het dorp. Sociale cohesie voor wat het waard is. Wageningen 2009,S. VIII.

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zialisiert werden. Dabei gelten die an öffentlichen Stellen installierten Reanimationsgeräteals Symbol für den Zusammenhalt im Dorf.70

Zudem wird angeregt, ein kollektives Gedächtnis als Grundlage kollektiver Identitätzu schaffen. Dorfbewohner werden aktiviert, sich mit der Geschichte des Dorfes als ge -meinsamer Geschichte zu beschäftigen und Exkursionen im Dorf zu organisieren. Ins-besondere wird Dorfbewohnern dabei geraten, miteinander über die Dorfgeschichte insGespräch zu kommen sowie Erzählungen und Erinnerungen zu reproduzieren. Undauch über die Gegenwart sollen Gespräche stattfinden, die mit Hilfe verschiedenerMethoden unterstützt werden können, etwa mit Hilfe der „Fotomethode“, wobeiDorfbewohner mit der Kamera in das Dorf gehen und Orte fotografieren, die für siepersönlich von Bedeutung sind. Die Fotos dienen dann später als Basis für Gesprächeüber das Dorf. Ebenso können mitgebrachte Gegenstände als Grundlage für Gesprächedienen. Eine weitere Methode, die empfohlen wird, ist das Speed-Daten, wobei sichjeweils zwei Bewohner gegenseitig über ihre Ideen zum Dorf interviewen. Im Kontextder architektonischen Ausbreitung von Dörfern wird zu der Beteiligung von Dorfbe-wohnern beim Entwerfen neuer Pläne geraten – dies gemäß der Idee, dass bei einererhöhten Identifikation mit der materiellen Kultur eines Dorfes sowie seiner Umgebung,die idealerweise als „rurale Idylle“ wahrgenommen wird, erhöhter sozialer Zusammenhangentsteht. Zugleich wird davon ausgegangen, dass – andersherum – Dorfidentität übersetztwerden kann in materielle Kultur.71

Fazit

Bei der Betrachtung des Imaginationsraums Dorf in den Niederlanden stellt sich heraus,dass die Idyllisierung und Ästhetisierung von Dörfern sowie die Betonung starkerDorfgemeinschaften in Außenbetrachtungen im Kontext des Prozesses der „Nationali-sierung“ stehen: Dörfer werden mit dem Interesse für die eigene Nation sowie derSuche nach nationalen Eigenschaften und Symbolen verknüpft und als nationaler Iden-tifikationsraum ausgelegt und – so zeigt das Beispiel des Rieu-Konzerts – desgleichenerfahren. Dies geschieht in gewissem Maße auch dann, wenn spezifische Dörfer wieVolendam und Staphorst als exotisch und „fremd“ dargestellt werden. Es ist ohneZweifel, dass dörfliche Bilder Wirkung auf den Sozialraum Dorf haben. DetailliertereUntersuchungen zum Einfluss der Bilder auf Alltagsrealitäten stehen in den Niederlandenzwar noch aus, es zeigt sich aber, dass ein Bedürfnis nach Teilnahme am Land- undDorfleben existiert, dessen Motive in Verbindung mit den Außenbetrachtungen gebrachtwerden können, insbesondere was das Leben in Dorfgemeinschaften betrifft. Das ge -

70 Ebd., S. 21–24; Irna HOFMAN: Wesepe… dôrpie is van mie. Identiteit, sociale cohesie en sociaal ka -pitaal op het platteland. Masterthesis Universität Wageningen, 2007.

71 Albert AALVANGER, Raoul BEUNEN: Dorpsidentiteit: op zoek naar eenheid in verscheidenheid. Vijfmethoden waarmee dorpsbewoners hun dorpsidentiteit expliciet kunnen maken. Wageningen 2011;Mieke DINGS, Peter Paul WITSEN: Dorp +. Handreiking Dorpseigen uitbreiden. Utrecht 2008;WEENINK (wie Anm. 69), S. 15; Lotte VERMEIJ: Dichtbij huis (wie Anm. 27).

Sophie Elpers56

meinsame Ausführen lokaler Traditionen und Rituale wird aktiv genutzt, um Dorfge-meinschaften (neu) zu binden. Eventisierung und „heritagization“, die wiederum häufiggenug im Rahmen von Nationalisierungsprozessen stattfinden, können dann allerdingsauch dazu führen, dass sich lokale Teilnehmer eher abkehren.

Rheinisch-westfälischeZeitschrift für Volkskunde

Herausgegeben von

Dagmar HänelRuth-E. Mohrmann

Schriftleitung

Thomas SchürmannLars Winterberg

Band LX

Bonn und Münster 2015

Veröffentlichungen

des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte, Landschaftsverband Rheinland

und

der Volkskundlichen Kommission für Westfalen Landschaftsverband Westfalen-Lippe

Herausgegeben von

Dr. Dagmar Hänel (Bonn) und Prof. Dr. Ruth-E. Mohrmann (Münster)

Schriftleitung: Dr. Thomas Schürmann (Münster) und Lars Winterberg M.A. (Bonn)

Anschriften der Herausgeber und der Schriftleitung:

LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, Endenicher Straße 133, 53115 Bonn

Volkskundliche Kommission für Westfalen, Scharnhorststraße 100, 48151 Münster

Internet: www.lwl.org/LWL/Kultur/VOKO/Veroeffentlichungen/RWZ

Bei unverlangt eingesandten Veröffentlichungen besteht keine Verpflichtung zur Besprechung oder Rücksendung.

ISSN 0556-8218

Druck: Druckhaus Tecklenborg, Steinfurt

Irmgard Simon zum hundertsten Geburtstag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Heinrich L. Cox zum 80. Geburtstag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Ruth-E. Mohrmann zum 70. Geburtstag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Peter Höher zum 65. Geburtstag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Aufsätze

Markus WALZ: Metamorphopsie von Dingen. Widersprüche in der Methodenlehre derSachkulturforschung und der Museologie als Unprobleme des Museumswesen

Sophie ELPERS: Über dem Dorf der Himmel. Betrachtungen zum Imaginations- und So -zialraum „Dorf“ in den Niederlanden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Christiane CANTAUW: Der Tod, der Fotograf und die Menschen. Post-mortem-Fotografieheute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Thomas RIDDER: Leben, Tod und Trauer im Judentum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Thomas LEMMEN: Sterben, Tod und Bestattung aus muslimischer Perspektive . . . . . . . .

Helmut MÜLLER: Wirtschaftsführung und Ernährung in westfälischen Zisterzienserklöstern.Die Klöster Hardehausen und Bredelar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Eva LERCHE: Lebensbedingungen des ehemaligen Kloster-Gesindes nach der Säkularisationin Westfalen 1803 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Alois DÖRING: „Berenspill“. Vom „Bettelbrauch“ zum „Solidarbrauch“ – Tradition undWandel der Strohbärengestalt in der Brauchlandschaft Rheinland . . . . . . . . . . .

Ernst Helmut SEGSCHNEIDER: Plaskes, Vaddernstuten und Pinkestkauken. Oster- undPfingstgebäcke in Nordwestdeutschland. Eine Untersuchung auf der Grundlagedes Atlas der deutschen Volkskunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Jennifer HOYER: Hochadel im Bauernkleid. Fürstin Marie-Anna zu Schaumburg-Lippe(1864–1918) und ihre Bückeburger Frauentracht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Uta Maria ROGIER: Einen ordentlichen Koffer mit Leinen. Textile Aussteuer im Spiegelwestfälischer Gewährsleuteberichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Thomas SCHÜRMANN: Bergbaumuseen und Besucherbergwerke. Eine Umfrage imdeutschsprachigen Raum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Inhalt

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Tagungs- und Projektberichte

Ordnung als Kategorie der volkskundlich-kulturwissenschaftlichen Forschung Hochschul -tagung der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde vom 12. bis 14. September2014 in Saarbrücken (Janine Hassink) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

„Wenn das Erbe in die Wolke kommt.“ Digitalisierung und kulturelles Erbe. VolkskundlicheJahrestagung des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte unddes DFG-Projekts „PortAll – Digitales Portal Alltagskulturen im Rheinland“am 13. und 14. November 2014 in Bonn (Christina Lemmen) . . . . . . . . . . . . .

Zur kulturellen Produktion des Rheinlands in historischer und aktueller Perspektive. Vor-tragsveranstaltung der Rheinischen Vereinigung für Volkskunde, Bonn, undder Abteilung Kulturanthropologie/Volkskunde des Instituts für Archäologieund Kulturanthropologie, Universität Bonn, am 9. Februar 2015 in Rheinbach(Thomas Schürmann) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Altern in Beziehungen. Ordnungen, Praktiken, Materialitäten. Tagung des Instituts fürVolks kunde/Kulturanthropologie der Universität Hamburg, 26.–28. Februar2015 (Thomas Schürmann) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Nah am Wasser, auf schwankendem Grund – Der Bauplatz und sein Haus“. 27. Jah -restagung des Arbeitskreises für ländliche Hausforschung in Nordwestdeutschland,13. bis 15. März 2015 in Aurich (Heinrich Stiewe) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Ibbenbüren: Ein Bergbaurevier im Wandel. Eine Langzeitdokumentation durch die Volks-kundliche Kommission für Westfalen (Thomas Schürmann) . . . . . . . . . . . . . . .

Der Lauf der Dinge oder Privatbesitz? Das Haus und seine Objekte zwischen Familienleben,Ressourcenwirtschaft und Museum. Ein Forschungsprojekt der WestfälischenWilhelms-Universität Münster, der Fachhochschule Münster, der VolkskundlichenKommission für Westfalen und des Museumsdorfs Cloppenburg (Katherin Wa -genknecht, Benjamin Widholm) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Buchbesprechungen

Wolfgang BRÜCKNER: Bilddenken. Mensch und Magie oder Missverständnisse der Mo -der ne (Gottfried Korff) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Ruth-E. MOHRMANN (Hg.): Volkskunde im Spiegel von Literaturbesprechungen einerlan desgeschichtlichen Zeitschrift (Britta Spies) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Eckhard SCHINKEL; LWL-Industriemuseum, Westfälisches Landesmuseum für Industrie -kultur (Hg.): Über Unterwelten. Zeichen und Zauber des anderen Raums(Matthias Däumer) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Silke MEYER (Hg.): Money Matters. Umgang mit Geld als soziale und kulturelle Praxis(bricolage. Innsbrucker Zeitschrift für Europäische Ethnologie 7) (StephanPahs) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Gertraud KOCH, Bernd-Jürgen WARNEKEN (Hg.): Wissensarbeit und Arbeitswissen.Zur Ethnografie des kognitiven Kapitalismus (Johannes Platz) . . . . . . . . . . . . .

Boris NIESWAND, Heike DROTBOHM (Hg.): Kultur, Gesellschaft, Migration. Die reflexiveWende in der Migrationsforschung (David J. Berchem) . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Alltag – Kultur – Wissenschaft. 1. Jahrgang 2014 (Thomas Schürmann) . . . . . . . . . . . . . .

Christoph BAREITHER, Kaspar MAASE, Mirjam NAST (Hg.): Unterhaltung und Vergnügen.Beiträge der Europäischen Ethnologie zur Populärkulturforschung; KasparMAASE, Christoph BAREITHER, Brigitte FRIZZONI, Mirjam NAST (Hg.): Macher– Medien – Publika. Beiträge der Europäischen Ethnologie zu Geschmack undVergnügen (Katrin Bauer) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Marcus RECHT: Der sympathische Vampir. Visualisierungen von Männlichkeiten in derTV-Serie Buffy (Dagmar Hänel) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Jonas BENS, Susanne KLEINFELD, Karoline NOACK (Hg.): Fußball. Macht. Politik: Inter-disziplinäre Perspektiven auf Fußball und Gesellschaft (Sabine Sielke) . . . . . . .

Moritz JUNGBLUTH: Freiwillige Feuerwehren in der Region Nassau. Eine kulturwissen-schaftliche Studie zu Vereinsleben und -geschichte am Beispiel des NassauischenFeuerwehrverbandes sowie der freiwilligen Feuerwehren in Montabaur undBad Ems bis 1938 (Daniel Leupold) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Karl DITT u. a.: Westfalen in der Moderne 1815–2015. Geschichte einer Region (SebastianScharte) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Irene ZIEHE, Ulrich HÄGELE (Hg.): Fotografie und Film im Archiv. Sammeln, Bewahren,Erforschen (Jutta Nunes Matias) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Leo von STIEGLITZ, Thomas BRUNE (Hg.): Hin und her – Dialoge in Museen zur All-tagskultur. Aktuelle Positionen zur Besucherpartizipation (Britta Spies) . . . . . .

Thorsten HEESE, Martin SIEMSEN: Justus Möser 1720–1794. Aufklärer, Staatsmann,Literat. Die Sammlung Justus Möser im Kulturgeschichtlichen MuseumOsnabrück (Karl-Heinz Ziessow) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Leopold SCHÜTTE: Wörter und Sachen aus Westfalen 800 bis 1800 (Thomas Schürmann) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Jan CARSTENSEN, Gefion APEL: „Verflixt!“ – Geister, Hexen und Dämonen (KatrinBauer) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Peter BÜRGER: Fang dir ein Lied an! Selbsterfinder, Lebenskünstler und Minderheiten imSauerland (Sabine Doering-Manteuffel) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Anisha MÜLDER-van ELTEN (Red.): Kopfsache. Zur Kulturgeschichte der Haare (JakobSmigla-Zywocki) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Hans HUCHZERMEYER: Zur Geschichte der evangelischen Kirchenmusik in Königsberg/Preußen (1800–1945). Die kirchenmusikalischen Ausbildungsstätten; HansHUCHZERMEYER: Studien zur Musik- und Kulturgeschichte Berlins, Pommernsund Ostpreußens im 19. und frühen 20. Jahrhundert (Heiko Fabig) . . . . . . . . .

Stella ANTWERPEN: Singen in der Schule. Ästhetische Bildungspotentiale des Singens unddes Gesangs (Heiko Fabig) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

„Zur Krippe her kommet...“. Geschichten und Bräuche rund um die Weihnachtskrippe(Thomas Schürmann) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Konrad BEDAL: Fachwerkkunst in Franken 1600–1750. Eine Bestandsaufnahme. MitNach trägen zu Fachwerk vor 1600 in Franken (Volker Gläntzer) . . . . . . . . . . .

Fred KASPAR u. a: Kleine Häuser in großen Reihen (Michael Schimek) . . . . . . . . . . . . . .

Charlotte LÖFFLER: Gewohnte Dinge. Materielle Kultur und institutionelles Wohnen imPflegeheim (Thomas Kühn) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Sylvia MÜLLER-PFEIFRUCK: Himmelskinder aus Brandenburg. Vom vorzeitigen Endeder Kindheit 1500–1900 (Wingolf Lehnemann) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Christof SPANNHOFF: Leben ohne die Toten. Konfliktaustragung und Kompromissfindungim Kontext der Begräbnisplatzverlegungen im Kreis Tecklenburg (1780–1890)(Christiane Cantauw) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Andreas GORMANS, Alexander MARKSCHIES (Hg.): Venite et videte. KunstgeschichtlicheDimensionen der Aachener Heiligtumsfahrt (Wolfgang Schmid) . . . . . . . . . . .

Hartmut KÜHNE, Enno BÜNZ, Thomas T. MÜLLER (Hg.): Alltag und Frömmigkeit amVorabend der Reformation in Mitteldeutschland (Wolfgang Schmid) . . . . . . . .

Stiftung Deutsches Historisches Museum (Hg.): Leben nach Luther. Eine Kulturgeschichtedes evangelischen Pfarrhauses (Buch und Ausstellung) (Lena Krull) . . . . . . . . .

Michael FISCHER: Religion, Nation, Krieg. Der Lutherchoral Ein feste Burg ist unserGott zwischen Befreiungskriegen und Erstem Weltkrieg (Lena Krull) . . . . . . . .

Detlev MARES, Dieter SCHOTT (Hg.): Das Jahr 1913. Aufbrüche und Krisenwahrnehmungenam Vorabend des Ersten Weltkriegs (Thomas Schleper) . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1914–1918: Jours de guerre Douai / Kriegszustand Recklinghausen. Ausstellung, Stadt-und Vestisches Archiv Recklinghausen, Musée de la Chartreuse, Douai; 1914–1918 (Ausstellung und Buch) (Linda Traut) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Pierre PURSEIGLE: Mobilisation, sacrifice et citoyenneté. Angleterre-France 1900–1918(Bernhard Liemann) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Ursula KÖNIG-HEUER, Julia PAULUS (Hg.): „In der Ferne das Donnern der Kanonen“.Briefwechsel eines Billerbecker Soldaten mit seiner Mutter im Ersten Weltkrieg(Hildegard Stratmann) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Verein für kritische Geschichtsschreibung e.V (Hg.): waffenschwestern (Urte Evert) . . . .

Matthias ZENDER: Sagen und Geschichten aus der Westeifel (Carlo Lejeune) . . . . . . . . .

Peter HERSCHE: Agrarische Religiosität. Landbevölkerung und traditioneller Katholizismusin der voralpinen Schweiz 1945–1960 (Wolfgang Schmid) . . . . . . . . . . . . . . . . .

Kirsten GLÄSEL: Zwischen Seelenheil und Menschenwürde. Wandlungsprozesse weiblicherkatholischer Ordensgemeinschaften in Deutschland – Die Schwestern vomGuten Hirten (1945–1985) (Christine Burckhardt-Seebass) . . . . . . . . . . . . . . . .

Maria Magdalena VERBURG: Ostdeutsche Dritte-Welt-Gruppen vor und nach 1989/90;Dorothee WEITBRECHT: Aufbruch in die Dritte Welt. Der Internationalismusder Studentenbewegung von 1968 in der Bundesrepublik Deutschland (LarsWinterberg) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Bernd ROBBEN, Helmut LENSING: „Wenn der Bauer pfeift, dann müssen die Heuerleutekommen!“ Betrachtungen und Forschungen zum Heuerlingswesen in Nordwest -deutschland (Marten Pelzer) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Michael KNIERIEM, Ernst Helmut SEGSCHNEIDER: 500 Jahre Pottbäckerei in Sonsbeck.Beiträge zur Sozial-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte eines lokalen Handwerks(Burkhard Schwering) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Knochenleim & Goldrausch. Buchbindereien vom 18. Jahrhundert bis in das E-Book-Zeitalter (Ausstellung und Buch) (Linda Traut) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Manfred SEIFERT (Hg.): Die Lebenserinnerungen des Tischlergesellen Anton Peschel(1861–1935). Eine Arbeiter-Autobiografie im Zugriff regionalgeschichtlicherAktivitäten des Kulturbunds der DDR (Lisa Maubach) . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Wolfhard WEBER (Hg.): Salze, Erze und Kohlen. Der Aufbruch in die Moderne im 18.und frühen 19. Jahrhundert (Geschichte des deutschen Bergbaus 2) (ThomasSchürmann) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Dieter ZIEGLER (Hg.): Rohstoffgewinnung im Strukturwandel. Der deutsche Bergbau im20. Jahrhundert (Geschichte des deutschen Bergbaus 4) (Thomas Schürmann) .

Jutta SYWOTTEK: „Darf man jetzt von Mode sprechen?“ Bekleidung und Textilwirtschaftim Nachkriegsdeutschland (Benjamin Widholm) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Carl PAUSE, Britta SPIES (Hg.): Altbier am Niederrhein (Stefan Seufert) . . . . . . . . . . . . .

Anschriften der Autorinnen und Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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