Bergbau in Vietnam

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BERGBAU IN VIETNAM Oliver Massmann & Martin Kath Duane Morris Vietnam LLC Die wirtschaftliche Wiedergeburt Vietnams ist längst kein Geheimnis mehr. Als Gastgeber des APEC-Gipfels, durch den kürzlichen Beitritt zur WTO und durch die Kodifizierung diverser wichtiger Gesetze hat Vietnam deutlich gemacht ein Teil der global handelnden Welt sein zu wollen – und dies zu Recht. Vietnam geht es wirtschaftlich gut und hat dies vor allem dem Ruf seiner Investitionspolitik zu verdanken. Allerdings gibt es noch viel zu tun, wie auch dieser Bericht aufzeigen wird. Mit diesem Bericht möchten wir die Situation des Bergbaus in Vietnam darstellen. Auf diesem Sektor sind deutsche Unternehmen führend und ihr Expertenwissen spielt eine große Rolle in der Weiterentwicklung. Der Bergbau hat das Potential enorm zum finanziellen Erfolg Vietnams beizusteuern und wir sind der Ansicht, dass man diesem Sektor besondere Aufmerksamkeit schenken sollte. Mit diesem Artikel möchten wir in Kürze den Ist-Zustand darstellen. Dies ist jedoch nur ein kurzer Einblick und wir stehen jederzeit für weitere Gespräche zur Verfügung. 1. Vietnams Potential im Abbau von Bodenschätzen Die Vorkommen an Bodenschätzen in Vietnam sind so riesig, daß Vietnam grundsätzlich das Potential hätte seinen Bergbausektor auf das Level von führenden Bergbaunationen anzuheben. Bislang konnte sich der Bergbau jedoch nicht entfalten, da den vietnamesischen Unternehmen der Zugang zu angemessenen Finanzierungen, Forschung und modernen Techniken fehlte. Hinzu kamen auch die berühmten Schwierigkeiten für ausländische Investoren, entsprechende Bergbau- Lizenzen zu erlangen. Derzeit wird Vietnam nicht einmal in entsprechenden Listen interessanter Länder für Bergbau-Investitionen (z.B. Fraser Institute) geführt. Nichtsdestoweniger haben kürzliche Entdeckungen und Entwicklungen einen regelrechten Rummel innerhalb der ausländisch finanzierten Bergbaugemeinschaft ausgelöst und man blickt äußerst optimistisch in die Zukunft des Bergbaus in Vietnam. Das Potential ist äußerst aufregend. Die wöchentlich erscheinende Saigon Times titelte in der Ausgabe vom 23.09.2006: Die Zukunft ist jetzt – Vietnam sollte bessere Pläne haben, um Bodenschätze abzubauen und zu nutzen, insbesondere da diese aufgrund des weltweit steigenden Bedarfs immer teurer werden.

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BERGBAU IN VIETNAM

Oliver Massmann & Martin Kath

Duane Morris Vietnam LLC Die wirtschaftliche Wiedergeburt Vietnams ist längst kein Geheimnis mehr. Als Gastgeber des APEC-Gipfels, durch den kürzlichen Beitritt zur WTO und durch die Kodifizierung diverser wichtiger Gesetze hat Vietnam deutlich gemacht ein Teil der global handelnden Welt sein zu wollen – und dies zu Recht. Vietnam geht es wirtschaftlich gut und hat dies vor allem dem Ruf seiner Investitionspolitik zu verdanken. Allerdings gibt es noch viel zu tun, wie auch dieser Bericht aufzeigen wird. Mit diesem Bericht möchten wir die Situation des Bergbaus in Vietnam darstellen. Auf diesem Sektor sind deutsche Unternehmen führend und ihr Expertenwissen spielt eine große Rolle in der Weiterentwicklung. Der Bergbau hat das Potential enorm zum finanziellen Erfolg Vietnams beizusteuern und wir sind der Ansicht, dass man diesem Sektor besondere Aufmerksamkeit schenken sollte. Mit diesem Artikel möchten wir in Kürze den Ist-Zustand darstellen. Dies ist jedoch nur ein kurzer Einblick und wir stehen jederzeit für weitere Gespräche zur Verfügung. 1. Vietnams Potential im Abbau von Bodenschätzen Die Vorkommen an Bodenschätzen in Vietnam sind so riesig, daß Vietnam grundsätzlich das Potential hätte seinen Bergbausektor auf das Level von führenden Bergbaunationen anzuheben. Bislang konnte sich der Bergbau jedoch nicht entfalten, da den vietnamesischen Unternehmen der Zugang zu angemessenen Finanzierungen, Forschung und modernen Techniken fehlte. Hinzu kamen auch die berühmten Schwierigkeiten für ausländische Investoren, entsprechende Bergbau-Lizenzen zu erlangen. Derzeit wird Vietnam nicht einmal in entsprechenden Listen interessanter Länder für Bergbau-Investitionen (z.B. Fraser Institute) geführt. Nichtsdestoweniger haben kürzliche Entdeckungen und Entwicklungen einen regelrechten Rummel innerhalb der ausländisch finanzierten Bergbaugemeinschaft ausgelöst und man blickt äußerst optimistisch in die Zukunft des Bergbaus in Vietnam. Das Potential ist äußerst aufregend. Die wöchentlich erscheinende Saigon Times titelte in der Ausgabe vom 23.09.2006:

Die Zukunft ist jetzt – Vietnam sollte bessere Pläne haben, um Bodenschätze abzubauen und zu nutzen, insbesondere da diese aufgrund des weltweit steigenden Bedarfs immer teurer werden.

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Dieser Artikel sprach von nahezu 5.000 Quellen und Minen mit über 60 verschiedenen Arten von Bodenschätzen. Auf der Liste der 15 Länder mit den meisten Bodenschätzen liegt Vietnam auf Platz 7. Jedoch nutzen all diese Angaben darüber, wie großartig das Potential von Vietnam ist, überhaupt nichts, wenn nicht jemand vor Ort ist, um dieses Potential in sozialen und kommerziellen Erfolg umzusetzen. 2. Die Entwicklung des vietnamesischen Bergbausektors Die Entwicklung des Bergbaus in Vietnam ist derzeit sehr beschränkt und damit eine wahrhafte Herausforderung. Nicht nur, weil es schwer ist die notwendigen Genehmigungen und Lizenzen von den zuständigen Behörden zu erhalten. Darüber hinaus existiert eine grundsätzliche Haltung gegenüber ausländischen Investoren im Bergbausektor, diese nicht allzusehr Willkommen zu heißen. Während man die Auffassung vertreten könnte, diese Haltung sei legitim - insbesondere um die landeseigenen Interessen Vietnams zu vertreten und zu schützen - so sind wir der Auffassung, dass diese Haltung eher der wirtschaftlichen Entwicklung Vietnams und insbesondere dem Bergbausektor und den angebundenen Industriezweigen schadet, bzw. zumindest abträglich ist. Auf der gesamten Welt haben ausländische Bergbauunternehmungen Schlüsselpositionen in der Entwicklung und Verbesserung des lokalen Bergbaus eingenommen, und diesen gestärkt und effektiviert. Deutschland ist hierfür ein großartiges Beispiel und wir werden später noch auf das Potential des deutschen Bergbaus eingehen. Darüber hinaus glauben wir, dass lokale, in vietnamesischer Hand befindliche Bergbauunternehmen von rechtlichen Bedingungen profitieren würden, die aktiv ausländische Investitionen fördern würden. Fremde Geldmittel und Expertenwissen würden helfen Finanzprobleme, schlechte Arbeitssicherheitsstandarts und Umweltprobleme zu verbessern sowie zu einer Effektivitätssteigerung der bisherigen lokalen Bergbauunternehmen führen. Im folgenden schildern wir unsere Ansicht darüber, wie lokale, in vietnamesischer Hand befindliche Bergbauunternehmen durch die Anwesenheit ausländischer Unternehmen profitieren würden. Im Anschluss stellen wir kurz die deutsche Bergbaugeschichte und die Rolle fremder Unternehmen in Deutschland dar, wie sie der deutschen Bergbaulandschaft halfen sich zu entwickeln, und wir schließen mit Ausführungen ab zu den aktuellen gesetzlichen Änderungen. 2.1. Örtliches Know-How braucht Hilfe Allgemein gesagt haben örtliche Bergbauunternehmen in Vietnam in der Tat sehr wenig Erfahrung und Know-How in der Erforschung des Bergbaus und dem effizienten Abbau von Rohstoffen. Hier liegt ein großer Nachteil, den sich Vietnam nicht länger erlauben kann zu ignorieren. Wir würden gerne sagen die Situation ist anders - sie ist es aber nicht. Vietnamesische Bergbauunternehmen sind für schlechtes Management und unsichere Arbeitsbedingungen bekannt. Dies führte in der Vergangenheit zu etlichen,

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eigentlich verhinderbaren Unfällen, durch die viele Vietnamesen zu Tode kamen. Beispielsweise sind einige Minen in der Vergangenheit aufgrund von falschem Bergbau und mangelnden geotechnischen Kenntnissen zusammengebrochen. Anderenorts kam es aufgrund falscher Kontrollen der Belüftung der Minen zu Atemwegserkrankungen und Todesfällen. Darüber hinaus haben in vietnamesischer Hand befindliche Minen weitaus geringere Effizienzraten im Vergleich zu internationalen Bergbauunternehmen. Dies führt dazu, dass Mineralien unnötig vergeudet werden anstatt sie in wirtschaftlich nutzbare Produkte umzuwandeln. Während also die Rohstoffe nicht optimal abgebaut werden verliert Vietnam Erlöse aus etwaigen Export- und Einkommenssteuern. Es gibt ein hohes Aufkommen an illegalem Bergbau in Vietnam. Illegaler Bergbau bring viele unerwünschte soziale und umweltschädliche Einflüsse mit sich, und schädigt überdies auch den Staat, da weder Lizenzgebühren, noch Landpacht oder Einkommenssteuern gezahlt werden. Der einzige Weg, diesen Problemen entgegen zu treten, ist natürlich die Umwandlung des illegalen Bergbau in lizensierten Bergbau. Uneffizienter und im kleinen Maßstab angelegter Bergbau führt letztlich zu größeren Umweltschäden, die ernstlich die vielfältige Natur von Vietnam beeinträchtigen. 2.2. Die Bedeutung fremdes Expertenwissens für die Entwicklung und Erforschung der Bodenschätze des Landes. Seit jeher haben weltweit ausländische Bergbauunternehmen Schlüsselpositionen in der Weiterentwicklung des örtlichen Bergbaus eingenommen und dazu beigetragen, wirtschaftlich starke Unternehmen hervorzubringen und den Bergbau und seine Erforschung zu optimieren. Dies geschieht entweder durch direkten oder indirekten Technologietransfer. Der direkte Technologietransfer durch ein fremdes Unternehmen geschieht wahlweise durch einen Technologietransfervertrag oder durch den Verkauf von Maschinen und Techniken an den lokalen Partner. Häufig wird angenommen dass Technologie auch durch Bündnisse oder Joint-Ventures übertragen wird. Jedoch zeigt die Realität, dass dies nicht immer der Fall ist, insbesondere nicht bei erzwungenen Joint-Ventures. Der Umstand, dass ausländische Bergbauunternehmen auch externe Effekte hervorrufen, darf nicht unterschätzt werden. Externe Effekte sind sekundäre oder unbeabsichtigte Wirkungen. Einer der wichtigsten Effekte bei der Präsenz fremder Unternehmen ist der angesprochene indirekte Technologietransfer. Durch die Anstellung vietnamesischer Bergleute, leitenden Angestellten, Geschäftsführern, Wissenschaftlern und Experten werden diese effektiv zum sicheren, effektiven und erfolgreichen Bergbau hingeführt. Angereichert durch derartige Erfahrungen werden die Vietnamesen vielleicht höhere Positionen in vietnamesischen Bergbauunternehmen erreichen können, oder gar eigene Bergbauunternehmen gründen können, in welchen sie direkt ihr Know-How weitergeben können, ohne auf eine Partnerschaft oder ein Joint-Venture angewiesen zu sein.

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Die andere Form des direkten Technologietransfer geschieht durch die bloße Anwesenheit ausländischer Unternehmen auf dem Markt und die damit verbundene Ankurbelung des Wettbewerbs. Einige Mitbewerber auf dem Markt können vielleicht nicht am Wettbewerb teilnehmen, jedoch diejenigen, die es können, werden durch das Dazulernen immense Entwicklungsprünge machen und so ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern. Ausländische Unternehmen haben außerdem den Vorteil besseren Zugang zu internationalem Venture Kapital zu haben um das gesamte Potential des vietnamesischen Rohstoffmarktes nutzen zu können. Bergbau ist vielleicht der einzige Industriezweig, um Entwicklungsländer schnell zu finanziellem Erfolg zu bringen. Zum Beispiel könnte eine einzige große Mine:

• jährlich der Regierung Vietnams mehrere Hundert Millionen US$ an Lizenzgebühren und Einkommenssteuern einbringen

• jährlich der Regierung Vietnams das mehrfache dieses Betrages Einkommenssteuern durch Folgeindustrie einbringen.

• jährlich hunderte Millionen Dollar an Devisen generieren • Hunderte von festen Arbeitsplätzen schaffen • vom Bergbau abhängige Subunternehmen fördern und entwickeln helfen, die

Gesellschaft unterstützen, die Infrastruktur aufbauen, etc. Die Sepon Mine in der Provinz Savannakhet in Laos macht 25% des Landesexports und trägt signifikant zur Steigerung des Bruttoinlandsproduktes bei. 3. Abschließende Ausführungen Die Zeit ist reif für Vietnam ein bedeutender Mitspieler auf dem globalen Bergbausektor zu werden. Eine Reform der vietnamesischen Bergbaustrategien ist dringend notwendig um zu verhindern, dass weitere kostbare Rohstoffe verschwendet werden und der Umweltschutz weiterhin nicht ausreichend Beachtung findet. Örtliches Expertenwissen muss entwickelt und gefördert werden und die landesweite Entwicklung dieses Industriebereiches im ganzen Land muss gewährleistet werden. Falls sich Vietnam wieder in die Rolle eines der Hauptländer für Investitionen auf dem Bergbau bringen will sind hierfür zwei Voraussetzungen besonders wichtig und dringend: (a) Eine effektive Reform des Bergbau-Lizensierungs-Systems sowie (b) angemessene Absprache mit der Industrie um zu garantieren, dass zu setzende Ziele erreicht werden können, und zwar mit so wenig wie möglich unerwünschten Nebeneffekten. Einige deutschen Unternehmen sind bereits in Vietnam tätig und planen ihre Investitionen in Vietnam zu steigern. Andere Bergbauunternehmen beobachten seit längerem ihre Konkurrenten auf dem vietnamesischen Markt und planen bereits ebengleiche Investitionen in Vietnam. Da die Bedingungen für Investitionen auf dem Bergbausektor derzeit eher undurchsichtig sind, ist das aktuelle Investitionslevel weitaus geringer als es wäre, würden die genannten Strategien übernommen und umgesetzt werden.

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Eine sehr aktuelle Änderung ist die durch die Entscheidung 67IQD-BTC festgesetzte Besteuerung der Rohstoffe Nickel und Wolfram. Steuern sind in jedem Land üblich und wir sagen auch nicht, dass Steuern nicht erhoben werden sollten. Es ist jedoch ein Ärgernis, dass die Entscheidung 67 ohne vorherige Beratung oder Vorwarnung erging. Diese Entscheidung hat eine sich allmählich ausbreitende Wirkung, was ernstlich weitere deutsche Investitionen gefährden könnte. Viele stellen sich unangenehme Fragen wie „Was kommt als nächstes?“ und „Ist dies erst der Anfang?“ sowie „Welch andere Überraschungen drohen denjenigen, die auf dem vietnamesischen Sektor investieren?“. Die gesamte Bergbauindustrie ist definitiv verunsichert. Die Entscheidung 67 hat weitaus mehr Auswirkungen auf den Sektor als, so glauben wir, die Regierung sich hat vorstellen können. Auch wenn die meisten größeren Projekte in ausländischer Hand trotz dieser neuen Steuer profitabel bleiben werden, dann liegt dies nur daran, dass die Konzentration dieser Projekte sehr hoch ist. Bedauerlicherweise hat die Entscheidung 67 zur Folge, dass die Erforschung und der Ausbau an anderen vielversprechenden Orten mit niedriger Besoldungsgruppe oder Konzentration von Bodenschätzenunwirtschaftlich wird, und dass in einer Zeit, in der Vietnam selbst keine eigenen Fähigkeiten zum Abbau aufweisen kann. Die Entscheidung 67 stellt somit eine echte Bremse in der vietnamesischen Bergbauindustrie dar. Wir hätten uns gewünscht, dass die Regierung Vietnams vor Erlass der Entscheidung 67 mit der Industrie gesprochen hätte. Wir wären erfreut gewesen uns die Zeit zu nehmen die Strategien der Investoren darzulegen und Alternativen aufzuzeigen um eine gemeinsame Lösung zu finden, die dievietnamesische Bergbauindustrie weniger beeinflusst hätte. Die Hauptanliegen der Entscheidung 67 waren:

• Vor dem Export von schlecht abgebauten Erz abschrecken • Bodenschätze zu bewahren • Die staatlichen Einnahmen zu erhöhen • Die Entwicklung lokaler Verfahren zu beschleunigen • Ungeplante Abschürfung, Verschmutzung, Umweltschädigung, Schmuggel

und schlechte Einflüsse auf die Gesellschaft zu stoppen. Dies sind löbliche Ziele welche absolut unterstützenswert sind. Jedoch sind wir der Ansicht dass diese Ziele auch auf anderem Wege durch andere Strategien als die Entscheidung 67 erreicht werden können. 4. Fazit Es existieren jedoch nach wie vor viele wichtige Herausforderungen im Bergbausektor, und es ist eine gute Zeit einen Anfang zu machen. Wenn Vietnam seine Karten gut ausspielt könnte es einer der weltweit führenden Nationen im Bergbausektor werden. Wie die Karten letztendlich jedoch ausgespielt werden entscheidet einzig und allein die Regierung. Für weitere Fragen stehen die Authoren Ihnen gerne jederzeit zur Verfügung. Oliver Massmann – [email protected]; Martin Kath – [email protected]