Berührungs punkte · sehr schwere Schicksale zu meistern haben, so dankbar für die kleinen...

4
DAS MAGAZIN DES ZENTRUMS ELISABETH WALCHWIL NR.3, August 2011 THEMEN «Alles ist so schön hier – und so unkompliziert», sagt Doris von Allmen, die schon fünfzehnmal im Zentrum Elisabeth war. Lesen Sie, was ihr besonders gefällt. Beeindruckt von den Gästen und vom Team ist Marcel Aschwanden, der im Zentrum Elisabeth Zivildienst leistete. ZENTRUM ELISABETH WALCHWIL Ort der Begegnung Berührungs punkte

Transcript of Berührungs punkte · sehr schwere Schicksale zu meistern haben, so dankbar für die kleinen...

Page 1: Berührungs punkte · sehr schwere Schicksale zu meistern haben, so dankbar für die kleinen Freu-den des Alltags sind. Und auch die Mit arbeiterinnen bewunde-re ich: Sie haben viel

D A S M A G A Z I N D E S Z E N T R U M S E L I S A B E T H WA L C H W I L NR.3, August 2011

THEMEN

«Alles ist so schön hier – und so unkompliziert», sagt Doris von Allmen, die schon fünfzehnmal im Zentrum Elisabeth war. Lesen Sie, was ihr besonders gefällt.

Beeindruckt von den Gästen und vom Teamist Marcel Aschwanden, der im Zentrum Elisabeth Zivildienst leistete.

ZENTRUM ELISABETH WALCHWILOrt der Begegnung

Berührungspunkte

Page 2: Berührungs punkte · sehr schwere Schicksale zu meistern haben, so dankbar für die kleinen Freu-den des Alltags sind. Und auch die Mit arbeiterinnen bewunde-re ich: Sie haben viel

EDITORIAL

Liebe Leserinnen und Leser

Auf dem Multiple Sklerose Portal www.ms-gateway.de schreibt eine MS-Betroffene:«Vor der MS brauchst du keine Angst zu haben. Mit dieser Krankheit kann man altwerden. Sieh die MS als eine Untermieterinnach der du dich richten musst und das auchnur dann, wenn sie da ist.» Und sie fügt nochan: «Ich schreibe aus Erfahrung, habe dieKrankeit seit zwölf Jahren.» – Ein schönesBild, zumal es aus der Feder einer MS-Betrof-fenen stammt: die MS als Untermieterin.Grösste Bewunderung verdient, wem es ge-lingt, die MS auf diese Weise zu ver-Orten.Dennoch: Der Grat von der Untermieterinzum «ungebetenen Gast» ist schmal und verlangt Trittsicherheit. Das Umgehen mitEreignissen, die – in absehbarer Zukunft – zuändern wir nicht im Stande sind, ist Lebens-kunst. Die MS ist – um beim Bild zu bleiben– eine verdinglichte Untermieterin; sie reagiert nicht auf Kündigungen. Wer ihr Asylgewähren muss, hat sie ein Leben lang zu ertragen.Und doch ist es immer wieder erstaunlich,wieviele MS-betroffene Gäste, die einem imZentrum Eliabeth begegnen, mit grosserSelbstverständlichkeit und Reife mit ihrerUntermieterin, mit ihrer MS umgehen; siestrahlen Zufriedenheit aus, wenn sie sichklein macht, sie richten sich ein, wenn dieseetwas renitent daherkommt. Für Ihre Unterstützung und Ihre Verbunden-heit mit unserem Zentrum danken wir Ihnenvon Herzen.

Alex Waltenspühl, Vizepräsident

ERLEBNISBERICHT DORIS VON ALLMEN

«Alles ist so schön hierund so unkompliziert!»

noch mit meiner Familie in der Toskana inden Ferien. Im Jahr darauf verschlechtertesich mein Zustand aber rapide, und seit2005 sitze ich im Rollstuhl. Von da an gingalles ziemlich schnell: 2006 war ich bereitsauf einen Elektrorollstuhl angewiesen. Seitdrei Jahren kann ich auch meine Arme nichtmehr bewegen», erzählt sie.

Schönes Zimmer mit AussichtEine speziell für sie konzipierte Vorrichtung,bei der Doris von Allmen einen Knopf mitdem Kinn bedienen kann, ermöglicht es ihrtrotzdem, das Radio und das Fernsehgerätan- und auszuschalten, Sender und Pro-gramme zu wählen und zu telefonieren.

Fünfzehnmal war Doris von Allmen schon imZentrum Elisabeth. Und sie kommt, wie siesagt, immer wieder gerne nach Walchwil.

Doris von Allmen hat eine sportliche Fami-lie: Ihr Mann Stefan und die Kinder Laura,Reto und Mario klettern, machen Skitourenund fahren Velo. Sie selbst hat bei diesensportlichen Aktivitäten immer sehr gernemitgemacht – bis sie an Multiple Skleroseerkrankte, bzw. bis diese Krankheit, die vor17 Jahren erstmals bei ihr festgestellt wur-de, sich derart verschlimmerte, dass sichDoris von Allmen immer weniger bewegenkonnte. «Eigentlich ging es mir einige Jahrenach der Diagnose relativ gut, 2003 war ich

Das Wetter war sehr gut, während Doris von Allmen im Zentrum Elisabeth war.

Sie und der Zivildienstleistende Marcel Aschwanden verbrachten viel Zeit im Freien.

Page 3: Berührungs punkte · sehr schwere Schicksale zu meistern haben, so dankbar für die kleinen Freu-den des Alltags sind. Und auch die Mit arbeiterinnen bewunde-re ich: Sie haben viel

AKTUELL

Die Pharmazeutische Zeitung hat mitge-teilt, dass mit Hilfe eines neuen Magnet -resonanz-Verfahrens die Funktionen immenschlichen Körper sichtbar gemachtwerden können – und dies ohne Kontrast-mittel. Stattdessen werde das im Blut vor-handene Wasser des Patienten genutzt, er-klärte Professor Dr. Matthias Günther vomFraunhofer-Mevis-Institut in Bremen.

Bislang muss bei der Magnetresonanz -tomografie (MRT) ein Kontrastmittel in dieVene gespritzt werden. Das kann schmerz-haft sein und Nebenwirkungen wie Aller-

Neues Verfahren zur Früherkennung von MSgien oder Nierenschäden verursachen. Dasneue, so genannte Arterial-Spin-Labeling-Verfahren (ASL) zielt auf den Drehimpulseines Wasserteilchens, den Protonenspin.Das Wasser im Blut wird bei dem Verfah-ren magnetisch markiert.

Die Messungen könnten beliebig oft wie-derholt werden, um Änderungen inner-halb kurzer Zeit sichtbar zu machen, sag-te Günther. Die Experten hoffen, so auchein frühzeitiges Erkennen von Erkrankun-gen wie Multiple Sklerose, Alzheimer undParkinson zu ermöglichen.

mir im Zimmer schlafen könne. Das warüberhaupt kein Problem – und das ist dasSchöne: Alles ist so unkompliziert hier», be-richtet sie begeistert.

Schöne Umgebung rund um WalchwilIn den ersten Jahren, in denen sie die Ferienim Zentrum Elisabeth verbrachte, erkundeteDoris von Allmen die Umgebung rund umWalchwil, wie sie sich erinnert: «Ich kennealles sehr gut hier, ich weiss also schon, wovon ich rede, wenn ich von der schönenUmgebung schwärme. Jetzt kann ich ohneHilfe nichts mehr unternehmen, aber ich ge -nies se den Blick aus dem Fenster und das Zu-sammensein mit den Stammgästen. Bei mei-nem letzten Aufenthalt im Frühjahr diesesJahres hat sich zudem Marcel Aschwanden,

der im Zentrum Elisabeth Zivildienst geleis-tet hat, viel um mich gekümmert. Er hat mirdas Essen eingegeben, mich spazieren gefah-ren, und wir haben viel miteinander gere-det.» Seit ihrem ersten Besuch hat sich Doris von Allmen im Zentrum Elisabeth inmitten der wunderschönen Landschaftsehr wohl gefühlt, wie sie betont. Und siesagt: «Daran hat sich bis heute nichts geän-dert, ich komme immer wieder gerne hier-her. Immerhin war ich schon fünfzehnmalim Zentrum Elisabeth – das zeigt ja schon,wie wie sehr ich meine Ferien an diesemschönen Ort geniesse. Im Herbst verbringeich ganz bestimmt wieder drei Wochen inWalchwil, und ich freue mich schon jetztauf die lieben Menschen, mein Zimmer mitAussicht und all das Schöne hier!»

Diese Vorrichtung hat sie seit drei Jahrenauch bei ihren Aufenthalten in Walchwildabei. «Ich komme jeweils im Frühjahr undim Herbst drei Wochen ins Zentrum Elisa-beth. Ich schätze es sehr, dass ich genauweiss, was mich hier erwartet: Jedesmal ha-be ich ein Zimmer mit einem grossen Fens-ter zum Zugersee und zur Rigi, sodass ichdie reizvolle Landschaft vom Bett aus sehenkann. Auch die Stammgäste, die im Früh-jahr und Herbst hier sind, kenne ich gut.Und im Team gibt es sehr wenige Wechsel –es sind seit Jahren die gleichen Menschen,die mich betreuen. Das ist sehr schön, denndieses Wissen, dass ich an einen Ort mit mirinzwischen bestens vertrauten Menschenkomme, nimmt mir das Reisefieber und stei-gert die Vorfreude auf meine Ferien», sagtDoris von Allmen.

Vertraut und trotzdem abwechslungsreichAuch wenn sie die Beständigkeit und dasVertraute mag, gibt es trotzdem genug Ab-wechslung, denn Doris von Allmen erhältjedes Mal viel Besuch: Neben Freunden undBekannten kommt ihre Familie regelmässigvorbei, und ihr Mann Stefan war vor zweiJahren sogar mit ihr in den Ferien im Zen-trum Elisabeth: Er hatte sich das Bein gebro-chen und kam deshalb mit. «Mein jüngsterSohn Mario kam auch schon mit dem Velovom Berner Oberland, wo wir wohnen, nachWalchwil zu Besuch. Er hatte ein Zelt dabeiund wollte im Garten übernachten. Weilaber das Wetter so schlecht war, fragten wir,ob er mit der Matte und dem Schlafsack bei

Gerade im Frühjahr lockt es viele Gäste ins Zentrum Elisabeth: Im Garten grünt und blüht es.

Page 4: Berührungs punkte · sehr schwere Schicksale zu meistern haben, so dankbar für die kleinen Freu-den des Alltags sind. Und auch die Mit arbeiterinnen bewunde-re ich: Sie haben viel

Herausgeber: Verein Zentrum ElisabethRedaktionsleitung: M. Durrer-FreiTexte: I. Portmann, A. WaltenspühlFotos: Monika LeuenbergerLayout: www.grafikkonzepte.deDruck: Heller Druck AG, ChamAusgabe: 4 x jährlichAuflage: 20 000 ExemplareAbonnement: Für GönnerInnen im Spendenbetrag ab Fr. 5.– enthalten

KontaktadresseVerein Zentrum ElisabethHinterbergstrasse 41, 6318 WalchwilTel: 041 759 82 82, Fax: 041 759 82 00E-Mail: [email protected]: PC 60-15380-0

IMPRESSUM

Unbelastete Erholung für MS-Betroffene – helfen Sie mit!

PFLEGEFONDS FÜR MS-BETROFFENE

Unterstützen Sie den Pflegefonds für MS-Be troffene mit einem Jahresbeitrag undhelfen Sie Menschen, die mit MS lebenmüssen!

JahresgönnerMit dem Betrag von 30 Franken werdenSie Jahresgönner und Sie finanzieren dieungedeckten Pflegekosten eines MS-Be-troffenen für einen Tag.

Freund des Zentrums Elisabeth Unterstützen Sie als Freund des ZentrumsElisabeth den Pflegefonds mit einem jähr-lichen Beitrag von 60 Franken.

Donator des Zentrums ElisabethMit einem Jahresbeitrag ab 120 Frankenwerden Sie Donator des Zentrums Elisabethund Sie unterstützen so den Pflegefonds miteinem monatlichen Beitrag von 10 Franken.

trag helfen Sie Menschen, die mit MS lebenmüssen, denn mit diesem Betrag können dieungedeckten Pflegekosten eines MS-Betrof-fenen für einen Tag finanziert werden.

MS-betroffene Menschen, die im Rollstuhlsitzen, sind auf Pflege und Betreuung ange-wiesen. Das sehen auch die Krankenkassenso und decken die Pflegekosten, die die Spi-tex für ihre Hausbesuche verrechnet. Dochauch in den Ferien können MS-Betroffenenicht auf Pflege und Betreuung verzichten.Und da im Zentrum Elisabeth sehr viele, diebetroffen sind, ihre Ferien verbringen, istein kompetentes Pflege- und Betreuungs-team rund um die Uhr anwesend. So könnensich die zum Teil sehr schwer betroffenenGäste während ihres gesamten Ferienauf-enthaltes absolut sicher fühlen. Da die an-fallenden Pflegekosten nicht vollständiggedeckt sind, schliesst das Zentrum Elisa-beth diese Lücke und finanziert die un -gedeckten Kosten durch einen Pflegefondsaus Spendengeldern. So werden die MS-be-troffenen Feriengäste nicht noch zusätzlichbelastet.Ihrer Mithilfe, liebe Gönnerin und lieberGönner, ist es deshalb zu verdanken, dassMS-betroffene Menschen im Zentrum Elisa-beth unbeschwerte Ferientage verlebenkönnen. Mit 30 Franken Jahresgönner-Bei-

musste – habe ich auch mehrmals über-nommen, und mit den MS-betroffenenGästen hatte ich viel Kontakt. Doris vonAllmen habe ich das Essen eingegebenund bin mit ihr bei schönem Wetter nachdraussen. Meine Aufgaben waren sehrabwechslungsreich und die Menschen –sowohl die Gäste als auch das Team desZentrums – haben mich sehr beeindruckt.

Inwiefern?Ich hatte vorher niemanden gekannt mitMS. Erst bei meiner Arbeit im ZentrumElisabeth wurde mir klar, wie vielfältigdiese Krankheit auftritt und welche Aus-wirkungen sie hat: Manche Betroffenenkönnen noch laufen, andere – wie Doris,die ich viel betreute – können sich kaumnoch bewegen; und trotzdem waren allegut gelaunt und konnten sich an ganzeinfachen Dingen freuen, wie z.B. dem

Beeindruckt von den Gästen und vom TeamHerr Aschwanden, Sie arbeiteten von Mit-te März bis Mitte April 2011 als Zivildienst-leistender im Zentrum Elisabeth. Wie ka-men Sie zu dieser Stelle?Marcel Aschwanden: Ich wohne in Hü-nenberg und habe im Internet eine Zivil-dienststelle in der Umgebung gesucht.Dabei habe ich die Ausschreibung desZentrums Elisabeth entdeckt und michbeworben. Ich wusste vorher gar nicht,dass es in Walchwil eine derartige Ein-richtung für MS-Betroffene gibt.

Was waren Ihre täglichen Aufgaben? Gerade im März und April gibt es im Garten viel zu tun, und auch in der Küchewar ich oft und gerne: Es hat Spass ge-macht, der Köchin Zelyka Solaja beimGemüserüsten und Anrichten zu helfen.Den Fahrdienst – z.B. wenn ein Gast zumArzt oder in die Stadt gebracht werden

INTERVIEW: MARCEL ASCHWANDEN

«Eigentlich wollten wir ins Tessin -aber dort hätte es nicht schöner seinkönnen als am Zugersee in Walchwil»,sagte eine Gruppe von Gästen, die im Wohnzentrum Frankental leben und im Herbst 2010 im Zentrum Elisabeth ihre Ferien verbrachten.

STIMMEN

schönen Wetter oder der schönen Um -gebung. Auch mit den Mitarbeiterinnendes Zentrums und mit den Gemeinde -arbeitern, mit denen ich im Garten ge -arbeitet habe, verstand ich mich von Anfang an sehr gut. Beeindruckt hat michvor allem, dass Menschen, die zum Teilsehr schwere Schicksale zu meistern haben, so dankbar für die kleinen Freu-den des Alltags sind. Und auch die Mit arbeiterinnen bewunde-re ich: Sie haben viel zu tun, aber trotz-dem herrscht immer gute Laune und mirschien es so, als wären sie trotz der vielen Arbeit nie im Stress. Mir hat eswirklich sehr gut ge fallen, deshalb habeich auch schon für nächstes Jahr an -gefragt und mich sehr über die Zusagegefreut: Ich werde zur gleichen Jahreszeitwieder vier Wochen im Zentrum Elisa-beth arbeiten.