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Bericht 04-03-01033 Rev. 1.00 BAFU - Lärmzunahme bei Schwellenbesohlungen Projekt-Nr.: 14.105.00 Lärmzunahme bei Schwellenbesohlungen PROSE AG Zürcherstrasse 41 CH-8400 Winterthur Schweiz Tel: +41 52 262 74 00 Fax: +41 52 262 74 01 E-mail: [email protected]

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Bericht 04-03-01033 Rev. 1.00

BAFU - Lärmzunahme bei Schwellenbesohlungen

Projekt-Nr.: 14.105.00

Lärmzunahme bei Schwellenbesohlungen

PROSE AG Zürcherstrasse 41

CH-8400 Winterthur Schweiz

Tel: +41 52 262 74 00 Fax: +41 52 262 74 01

E-mail: [email protected]

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Dieses Dokument gibt Kenntnis von Gegenständen, an denen die PROSE AG, 8400 Winterthur (Schweiz), Eige ntumsrechte hat. Weder Erhalt noch Besitz dieses Dokuments verleihen oder übertragen das Recht, sein en Inhalt als Ganzes, einen Teil davon, eine darin enthaltene Information, oder irgendwelche Gegenstän de oder Vorrichtungen zu kopieren oder bekannt zu machen od er irgendwelche Methoden oder Prozesse anzuwenden, ausser nach schriftlicher Genehmigung durch die PRO SE AG, 8400 Winterthur (Schweiz) oder schriftlicher Ve reinbarung mit dieser Firma. Dieses Schreiben wurde maschinell erstellt und ist ohne Unterschrift gültig. 04-03-01033 1.00 -

Name Datum

Erstellt P. Huber 22.10.2015

Geprüft D. Salz 26.10.2015

Freigegeben J. Minx 26.10.2015

Verteiler

Firma / Abteilung / Name Bemerkungen

BAFU, Michael Gerber

BAFU, Fredy Fischer

BAV, Robert Attinger

SBB, Roger Müller

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Revisionsindex

Erstellt Geprüft Freigegeben Datum

04-03-01033 P. Huber D. Salz J. Minx 28.08.2015

Rev. 1.00 P. Huber D. Salz J. Minx 26.10.2015

Rev.

Rev.

Rev.

Rev.

Modifikationen

Revision Beschreibung

1.00 Änderungen aufgrund Rückmeldung BAFU, M. Gerber vom 16.10.2015

Bericht 04-03-01033 Rev. 1.00 4 / 60

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Inhaltsverzeichnis

1 Zusammenfassung 6

2 Ausgangslage 7

3 Grundlagen der Untersuchung 7

4 Überblick Testabschnitte 9

4.1 Testabschnitt Lengnau – Pieterlen 9

4.2 Testabschnitt Bellach – Solothurn 10

4.3 Testabschnitt Pratteln 11

4.4 Testabschnitt Kiesen 12

4.5 Technische Daten Testabschnitte 13

5 Ergebnisse der bisherigen Untersuchungen 14

5.1 Lärmzunahme in den Testabschnitten als Einzahlwert 14

5.2 Zeitliche Entwicklung der Lärmzunahme 16

6 Lärmzunahme bei Schwellenbesohlungen im Frequenzber eich 18

6.1 Einflussparameter auf die Lärmemission 18

6.1.1 Schienenrauheit 18

6.1.2 Gleisabklingrate 21

6.2 Lärmemissionen in Referenz- und Testabschnitten 26

6.2.1 Lärmemissionen im Testabschnitt Lengnau – Pieterlen 26

6.2.2 Lärmemissionen im Testabschnitt Bellach – Solothurn 28

6.2.3 Lärmemissionen im Testabschnitt Pratteln 30

6.2.4 Lärmemissionen im Testabschnitt Kiesen 32

6.3 Lärmzunahme vom Referenz- zum Testabschnitt 33

6.3.1 Lärmzunahme im Testabschnitt Lengnau – Pieterlen 33

6.3.2 Lärmzunahme im Testabschnitt Bellach – Solothurn 37

6.3.3 Lärmzunahme im Testabschnitt Pratteln 41

6.3.4 Lärmzunahme im Testabschnitt Kiesen 43

7 Schienen- und Schwellenschwingungen 46

7.1 Testabschnitt Pratteln 46

7.2 Testabschnitt Lengnau – Pieterlen 48

8 Auswertung von Achslagerbeschleunigungsmessungen PR OSE 50

9 Vergleich Schallmessungen on board mit Aussenlärmme ssungen 53

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10 Hypothesen der Lärmzunahme bei Schwellenbesohlungen 55

10.1 Hypothesen 55

10.1.1 Hypothese 1: Schienenrauheit 55

10.1.2 Hypothese 2: Gleisabklingrate TDR 55

10.1.3 Hypothese 3: Schwellenschwingungen 56

10.2 Kenntnislücken 57

10.3 Ansatzpunkte für Verbesserungen und zukünftige Unte rsuchungen 58

11 Literatur 59

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1 Zusammenfassung

Die bisherigen Untersuchungen, die die Lärmzunahme als Summenpegel in dB(A)

auswiesen, haben bereits für fast alle Fälle mit Schwellenbesohlungen eine Lärmzunahme

nachgewiesen. Diese beträgt in den meisten Fällen 2-4 dB(A) bei mittelsteifen bis weichen

Schwellenbesohlungen, 0-2 dB(A) bei steifen Schwellenbesohlungen.

Die nun durchgeführten Analysen im Frequenzbereich zeigen ebenfalls eine deutliche

Lärmzunahme ab 160 Hz bis über 1000 Hz, meistens mit einem Maximalwert von 5-10 dB

bei 250 Hz. In Lengnau – Pieterlen (inkl. weiche Zwischenlage) erstreckt sich die

Lärmzunahme, trotz deutlich reduzierter Schienenrauheit, von 400 Hz bis 1000 Hz mit einer

markanten Spitze bei 630 Hz und einem Maximalwert bis zu 13 dB in diesem Terzband.

In einigen Fällen, wo zu zwei Zeitpunkten gemessen wurde, stellte man eine weitere

Lärmzunahme über die Zeit fest, welche auch im Frequenzbereich deutlich ersichtlich ist.

Dies dürfte auf ein verstärktes Schienenrauheitswachstum in den Abschnitten mit

Schwellenbesohlung gegenüber der Referenz zurückzuführen sein. Allerdings gibt es auch

Abschnitte mit Schwellenbesohlung, die geringere Rauheiten als die Referenz aufweisen.

Die Entwicklung der Schienenrauheit ist daher bei Abschnitten mit Schwellenbesohlung in

Zukunft weiter zu beobachten. Klar ist aber, dass auch bei gleicher Schienenrauheit im

Referenz- und Schwellenbesohlungsabschnitt trotzdem eine deutliche Lärmzunahme

vorhanden ist.

Hinsichtlich Gleisabklingrate gibt es keine klaren Anzeichen, dass diese durch die

Schwellenbesohlung reduziert wird und damit die Lärmzunahme erklären könnte. Allerdings

fehlen dazu Messdaten, die eine klare Aussage ermöglichen würden.

Schwingungsmessungen an Schiene und Schwelle zeigen, dass die Schwellen mit

Schwellenbesohlung verstärkt schwingen und zwar genau in den Frequenzbereichen, in

denen auch die höchsten Lärmzunahmen festgestellt wurden. Diese Schwingungen und die

daraus resultierende Schallabstrahlung dürften der Hauptgrund für die festgestellten

Lärmzunahmen sein.

Aufgrund dieser Analysen und Resultate wäre es sicherlich wünschenswert, wenn der

Oberbau mit Schwellenbesohlung hinsichtlich Schallabstrahlung optimiert wird, sei es durch

eine optimale Abstimmung der Steifigkeiten der Zwischenlage und USP oder durch

Entwicklung einer akustisch geeigneten Schwelle für Schwellenbesohlung. Zudem sollte

dieser Oberbau eine geringe Schienenrauheit aufweisen.

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2 Ausgangslage

Ziel des Projekts ist, die bei verschiedenen Messungen an unterschiedlichen Standorten

festgestellte Lärmzunahme bei Einsatz von Schwellenbesohlungen (USP) vertieft zu

analysieren, um die Ursache für die Lärmzunahme möglichst identifizieren zu können. Dazu

stehen neben den Messungen vom Abschnitt Lengnau – Pieterlen weitere Messungen in

Kiesen, Pratteln und Bellach – Solothurn mit Auswertungen im relevanten Frequenzbereich

bis etwa 5000 Hz zur Verfügung. Zu klären ist insbesondere, in welchem Frequenzbereich

sich die Lärmzunahme auswirkt und welchen Einfluss die Schwellenbesohlung auf die

Gleisdämpfung und die Schienenrauheit hat. Mittels Analyse und Gegenüberstellung

unterschiedlicher Fahrgeschwindigkeiten und unterschiedlichen Rollmaterials lassen sich

Schlüsse bezüglich Anregung und Schallabstrahlung ziehen. Neben ortsfesten Schall-

emissionsmessungen werden auch on-board Beschleunigungs- und Schallmessungen

analysiert, insbesondere auch die Korrelation zur Schienenrauheit und den ortsfesten

Messungen.

3 Grundlagen der Untersuchung

Die SBB stellte für die Untersuchungen von den Test- und Referenzstrecken in Lengnau-

Pieterlen, Kiesen, Pratteln und Bellach – Solothurn die folgenden Messberichte und Daten

in Form von Excel-Dateien zur Verfügung:

Messberichte: • Planteam GHS AG, Teststrecke Lengnau – Pieterlen, Aussenlärm-Messungen, 27.

Januar 2014

• Müller-BBM Schweiz AG, Schienenrauheitsmessung bei Pieterlen, Bericht Nr.

C89404/01, 16. August 2013

• Müller-BBM Schweiz AG, TDR Messung bei Pieterlen, Bericht Nr. C89403/01, 21.

August 2013

• Gruner AG, Pratteln, Lärm-Emissionsmessungen, 15. Juni 2007

• Scheuchzer SA, Messung der Schienenrauheit in Bellach 23./24. August 2008, 5.

Januar 2009

• Grolimund & Partner AG, Lärm-Messungen SBB Schwellenbesohlung Bellach –

Solothurn West, A2714 / 8. August 2006

• Grolimund & Partner AG, Schwellenbesohlung Bellach – Solothurn West

Lärmmessungen 2008 , A3056 / 2. September 2008

• Grolimund & Partner AG, Lärm-Emissionsmessungen SBB Oberbau Bahnhofbereich

Kiesen, A2551 / 8. November 2005

• DB Systemtechnik, Schallmesswagenfahrten auf der Strecke von Bern nach Thun

(Schweiz) mit unterschiedlichen Schwellenbesohlungen in Kiesen, 07-P-7135-TZF12.1,

10.09.2007

• DB Systemtechnik, Luftschallmessungen zur Ermittlung der Wirkung von

Schwellenbesohlungen auf die Schallabstrahlung in Kiesen (CH), 06-I-6333-TZF12.1,

02.11.2006

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• UIC, Under Sleeper Pads, Work Package WP 3, DB Systemtechnik, 06-I-6333-TZF12,

2007 July 13th

• SBB, Einfluss von Schwellenbesohlungen auf die Direktschallemissionen des

Zugverkehrs, 31. März 2009

• SBB, Analyse USP und Lärmzunahme bei Versuchsstrecken SBB, Version 12.7.14

• SBB Mess- und Diagnosetechnik, USP Teststrecke Lengnau-Pieterlen, Einsenkungs-,

Setzungs-, Querverschiebewiderstands- und Schwingungsmessung, MD_0733,

24.07.2013

• SBB Mess- und Diagnosetechnik, Fahrbahndynamische Messungen Pratteln

2006/2007, MD_0121 Pratteln, 29.02.2008

Digitale Daten: • Lengnau – Pieterlen: Spektren Schall, Rauheit und TDR, on-board Messungen (Schall +

Achslager) PROSE

• Bellach – Solothurn: Spektren Schall 2006 / 2008 und Rauheit 2008, on-board

Messungen (Schall + Achslager) PROSE

• Pratteln: Spektren Schall 2006 / 2007

• Kiesen: Spektren Schall 2005 (Grolimund & Partner AG), on-board Messungen (Schall

+ Achslager) PROSE

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4 Überblick Testabschnitte

4.1 Testabschnitt Lengnau – Pieterlen

Die Strecke Lengnau – Pieterlen ist eine Doppelspurstrecke. Der Testabschnitt liegt auf

dem südlichen Gleis und wurde im Herbst 2011 mit Schwellenbesohlungen von drei

unterschiedlichen Lieferanten (CDM, Getzner, Tiflex) ausgerüstet. Die drei

unterschiedlichen Schwellenbesohlungen wurden jeweils sowohl in der Geraden (G1 bis G3

in Abbildung 4-1) als auch in der Kurve (K1 bis K3 in Abbildung 4-1) eingebaut. Die drei

Referenzstandorte (R1 bis R3 in Abbildung 4-1) liegen in der Geraden. Der Testabschnitt

wurde 2013 messtechnisch untersucht.

Im Gegensatz zu den Referenzstandorten liegen die Abschnitte mit Schwellenbesohlung,

insbesondere die Geraden-Abschnitte, in Dammlage (SOK bis 3.35 m über OK Terrain in

7.5 m Distanz zum Gleis). Der Bodeneffekt wurde simuliert und ergibt rechnerisch 0.3 dB(A)

höhere Lärmemissionswerte am Messpunkt beim Referenzstandort ([5]).

Die eingebauten Schwellenbesohlungen sind weich mit statischen Bettungsziffern um 0.12

N/mm3. Der Oberbau im Testabschnitt unterscheidet sich gegenüber dem Standardoberbau

SBB (Referenzstandort: Schotter, Betonschwellen B91, harte Zwischenlagen Zw 661-6,

Schiene 60 E1) allerdings nicht nur durch weiche Schwellenbesohlungen sondern auch

durch weiche Zwischenlagen (Zw 700a). Allfällige Unterschiede bei den Messungen der

Lärmemission, der Rauheit, der Track Decay Rate (TDR) und der Schwingungen von

Oberbau und Achslager stehen daher immer im Zusammenhang mit dem Einfügen der

weichen Schwellenbesohlung wie auch der weichen Zwischenlage. Es ist damit nicht

möglich, den Effekt des Einfügens der weichen Schwellenbesohlung alleine festzustellen.

Gemessen wurde der Regelbetrieb mit IC Zügen (hauptsächlich ICN) bis 140 km/h,

Güterzüge 75-105 km/h und Regionalzüge (Typ 1: Flirt; Typ 2: NPZ Domino) ca. 110 km/h.

Abbildung 4-1: Situationsplan Lengnau - Pieterlen

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4.2 Testabschnitt Bellach – Solothurn

Die Strecke Bellach – Solothurn ist eine Doppelspurstrecke. Der Testabschnitt liegt auf dem

nördlichen Gleis (Gleis „Jura“) in der Geraden und wurde im Jahr 2005 mit drei

unterschiedlichen Schwellenbesohlungen (USP 1, 2 und 6) ausgerüstet. Der

Referenzquerschnitt liegt zwischen zwei Abschnitten mit Schwellenbesohlungen (USP2 und

USP6, siehe Abbildung 4-2). Der Testabschnitt wurde 2006 und 2008 messtechnisch

untersucht.

Die eingebauten Schwellenbesohlungen sind mittelsteif (USP6) bis steif (USP1 und USP2)

mit statischen Bettungsziffern um 0.17 N/mm3 bzw. 0.30 N/mm3. Der Oberbau im

Testabschnitt mit Schwellenbesohlungen unterscheidet sich gegenüber dem Standard-

oberbau SBB (Referenzstandort: Schotter, Betonschwellen B91, harte Zwischenlagen Zw

661-6, Schiene 60 E1) im Referenzquerschnitt nur durch die zusätzlich eingefügten

Schwellenbesohlungen. Gemessen wurde der Regelbetrieb mit ICN Zügen bis 155 km/h,

Güterzügen 40-115 km/h und Regionalzügen NPZ 74 bis 123 km/h. Zu beachten ist dass

die Vorbeifahrgeschwindigkeiten an den verschiedenen Messquerschnitten nicht konstant

waren. ICN und Güterzüge reduzierten die Geschwindigkeit kontinuierlich von USP2 über

Referenz, USP6 zu USP1, bei den NPZ ist es umgekehrt.

Abbildung 4-2: Situationsplan Bellach - Solothurn

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4.3 Testabschnitt Pratteln

Die Strecke Pratteln – Kaiseraugst ist eine Doppelspurstrecke. Der Testabschnitt liegt auf

dem nordwestlichen Gleis Seite Fabrikgebäude in der Geraden und wurde Ende 2006 mit

einer weichen Schwellenbesohlung ausgerüstet. Dies geschah im Rahmen einer

Oberbauerneuerung, die auch den Referenzquerschnitt betraf. Der Testabschnitt wurde im

November 2006 (vor Oberbauerneuerung), im Februar 2007 (kurz nach

Oberbauerneuerung und Einbau USP) und im Mai 2007(ein halbes Jahr nach

Oberbauerneuerung und Einbau USP) messtechnisch untersucht.

Die eingebaute Schwellenbesohlung ist weich mit statischer Bettungsziffer um 0.10 N/mm3.

Der Oberbau im Testabschnitt mit Schwellenbesohlung (MQ2 in Abbildung 4-3)

unterscheidet sich gegenüber dem Standardoberbau SBB (Referenzstandort: Schotter,

Betonschwellen B91, harte Zwischenlagen Zw 661-6, Schiene 60 E1) im

Referenzquerschnitt (MQ1 in Abbildung 4-3) nur durch die zusätzlich eingefügte

Schwellenbesohlung. Gemessen wurde der Regelbetrieb mit IC Zügen bis 120 km/h,

Güterzüge um 90 km/h und Regio-S-Bahn-Züge bis 120 km/h. Während der

Messkampagne im Februar 2007 fuhren alle Züge wegen einer Baustelle um 80 km/h.

Abbildung 4-3: Situationsplan Pratteln

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4.4 Testabschnitt Kiesen

Die Bahnlinie Bern - Thun ist eine Doppelspurstrecke. Der Testabschnitt liegt im

Bahnhofbereich Kiesen auf beiden Gleisen in der Geraden und wurde im Rahmen einer

Oberbausanierung im Frühjahr 2005 mit fünf unterschiedlichen Schwellenbesohlungen

(USP 1 - 5) ausgerüstet. Der Referenzquerschnitt liegt auf dem Gleis 418 (siehe Abbildung

4-4) unmittelbar vor dem Bahnhof Kiesen. Der Testabschnitt wurde im Oktober 2005 und

2006 messtechnisch untersucht. Dabei wurden auch erhebliche Unterschiede der

Schienenrauheit in den einzelnen Abschnitten festgestellt. Die gesamte Teststrecke wurde

daher im Mai 2007 erneut geschliffen und kurz darauf mit dem Schallmesswagen nochmals

untersucht.

Die eingebauten Schwellenbesohlungen sind weich (USP5), mittelsteif (USP4) oder steif

(USP1, USP2 und USP3) mit statischen Bettungsziffern von 0.12 N/mm3, 0.20 N/mm3 bzw.

0.30 N/mm3. Der Oberbau im Testabschnitt mit Schwellenbesohlungen unterscheidet sich

gegenüber dem Standardoberbau SBB (Referenzstandort: Schotter, Betonschwellen B91,

harte Zwischenlagen Zw 661-6, Schiene 60 E1) im Referenzquerschnitt nur durch die

zusätzlich eingefügten Schwellenbesohlungen. Gemessen wurde der Regelbetrieb mit IC

Zügen um 150 km/h und Güterzügen um 100 km/h. Die Regionalzüge wurden nicht erfasst,

da sie im Bahnhofbereich bremsen und beschleunigen.

Abbildung 4-4: Situationsplan Bahnhof Kiesen

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4.5 Technische Daten Testabschnitte

Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Daten zu den Testabschnitten zusammen und

beinhaltet insbesondere die Luftschall-Messungen, die für die Beurteilung der

Lärmzunahme im Rahmen der vorliegenden Untersuchung berücksichtigt wurden.

Tabelle 1: Technische Daten Testabschnitte

Strecke Gleis USP Zw Mess-QS

Gleis km

Datum LS-Messung

Lengnau – Pieterlen 589/52 - hart Ref 89.4 15.4.2013

589/52 TR1 86GF / weich weich G1 88.7 15.4.2013

589/52 CDM H400 / weich weich G2 88.8 15.4.2013

589/52 SLN 1510G / weich weich G3 88.9 15.4.2013

Bellach – Solothurn 675 RST M01 / steif hart USP2 77.05 2006 / 2008

675 - hart Ref 76.84 2006 / 2008

675 SLS 1707G / mittel hart USP6 76.72 2006 / 2008

675 SLB 3007 G / steif hart USP1 76.09 2006 / 2008

Pratteln Nord - hart MQ 1 78.36 Feb / Mai 2007

Nord SLS 1010G / weich hart MQ 2 78.46 Feb / Mai 2007

Kiesen 318 SLB 3007G / steif hart USP1 128.06 2005 / 2006 / 2007

318 RST M01 / steif hart USP2 128.37 2007

318 S 01 / steif hart USP3 128.47 2005 / 2006 / 2007

418 Sateba PRA / mittel hart USP4 128.09 2005 / 2006 / 2007

418 TR1 85M / weich hart USP5 128.38 2006 / 2007

418 - hart Ref 128.47 2005 / 2006 / 2007

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5 Ergebnisse der bisherigen Untersuchungen

5.1 Lärmzunahme in den Testabschnitten als Einzahlw ert

In den Messberichten zu Luftschallemissionsmessungen vorbeifahrender Züge an den

Testabschnitten, die uns zur Verfügung gestellt wurden (siehe Kap. 3 Grundlagen der

Untersuchung), wurden die Lärmzunahmen in USP-Abschnitten relativ zu einem

Referenzabschnitt als Einzahlwerte in dB(A) ermittelt. In Kiesen wurden die Schall-

emissionen zusätzlich mit dem Schallmesswagen (SMW) gemessen. Die Resultate sind in

folgender Tabelle zusammengefasst.

Tabelle 2: Abweichung Abschnitte USP – Referenz in dB (A) ; positive Werte = Zunahme durch USP

Strecke Mess-QS

USP Zw IC NPZ FLIRT GZ Messung

Lengnau – Pieterlen G1 weich weich 4.1 5.7 4.7 4.4 2013

G2 weich weich 1.5 5.4 1.4 4.0 2013

G3 weich weich 0.6 5.5 -0.6 3.2 2013

K1 weich weich 2.4 5.4 2.0 3.4 2013

K2 weich weich 2.8 5.5 2.1 4.0 2013

K3 weich weich 2.2 5.1 2.0 3.5 2013

Bellach – Solothurn USP2 steif hart 3.5 1.8 0.9 2006

USP2 steif hart 3.3 1.9 1.8 2008

USP6 mittel hart 0.5 2.7 2.3 2006

USP6 mittel hart 2.0 3.3 2.5 2008

USP1 steif hart 1.5 1.1 3.5 2006

USP1 steif hart 3.3 2.0 2.1 2008

Pratteln MQ 2 weich hart 1.7 0.7 1.6 3.0 Feb 2007

MQ 2 weich hart 4.1 2.7 2.9 4.0 Mai 2007

Kiesen USP1 steif hart 0.8 -1.2 2005

USP1 steif hart 3.1 0.8 2006

USP1 steif hart 0.2 2007 (SMW)

USP2 steif hart 0.6 2007 (SMW)

USP3 steif hart 4.9 0.2 2005

USP3 steif hart 5.3 0.3 2006

USP3 steif hart 0.2 2007 (SMW)

USP4 mittel hart 4.3 2.1 2005

USP4 mittel hart 10.3 3.7 2006

USP4 mittel hart 2.3 2007 (SMW)

USP5 weich hart 2.1 2.7 2006

USP5 weich hart 2.3 2007 (SMW)

In Lengnau – Pieterlen wurden bei der Lärmzunahme deutliche Unterschiede zwischen den

Zugtypen festgestellt. Bei NPZ und Güterzügen liegt die Lärmzunahme bei 3-6 dB(A), bei

ICN und FLIRT in den Abschnitten G2 und G3 ist die Lärmzu- bzw. abnahme geringer mit

-0.6 bis 1.5 dB(A). Geringere Radrauheiten der Zugtypen ICN und FLIRT in Kombination

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mit den reduzierten Schienenrauheiten insbesondere in den Geradenabschnitten mit USP

(siehe Kap. 6.1.1) können in diesem Fall die reduzierte Lärmzunahme erklären.

In Bellach – Solothurn stellte man 2008, zwei Jahre nach dem Einbau eine Lärmzunahme

von 1.8-3.3 dB(A) fest.

In Pratteln zeigte sich mit der weichen USP insbesondere bei den Messungen im Mai 2007

eine markante Lärmzunahme von 2.7-4.1 dB(A).

Die festgestellten Lärmzunahmen in den verschiedenen USP-Abschnitten in Kiesen waren

sehr unterschiedlich. Teilweise, insbesondere bei steifen USP, gab es nur geringfügige

Erhöhungen der gemessenen Lärmemissionen, aber es wurden auch Lärmzunahmen bis

10.3 dB(A) im Abschnitt USP4 festgestellt. Der Hauptgrund für diese hohen Werte war eine

hohe Schienenrauheit in den Abschnitten USP2 – USP4. Da die Teststrecke im

Bahnhofsbereich liegt, könnten diese unterschiedlichen Schienenrauheiten im

Zusammenhang mit unterschiedlicher Belastung durch Bremsen und Anfahren stehen. Die

Schienen wurden im Testabschnitt deshalb nachträglich geschliffen und kurz darauf mit

dem Schallmesswagen nochmals gemessen. Die Lärmzunahme nach dem Schleifen,

gemessen mit dem Schallmesswagen, lag dann bei 0.2-0.6 dB(A) bei steifen USP, bei

mittelsteifen bis weichen USP (USP4, USP5) lag sie bei 2.3 dB(A).

In folgender Tabelle 3 sind die Lärmzunahmen in dB(A) nach Oberbautyp

zusammengefasst.

Tabelle 3: Abweichung nach Oberbautyp USP (ohne Kurvenabschnitte) – Referenz in dB (A) ; positive Werte = Zunahme durch USP; in Klammern Ausreisser

USP Zw Anzahl Messungen

IC NPZ FLIRT GZ

weich weich 3 0.6 – 1.5 (4.1) 5.4 - 5.7 -0.6 – 1.4 (4.7) 3.2 - 4.4

weich hart 4 1.7 – 4.1 0.7 – 2.7 1.6 – 2.9 2.7 – 4.0

mittel hart 5 0.5 – 4.3 (10.3) 2.7 – 3.3 - 2.1 – 2.5 (3.7)

steif hart 11 0.2 – 3.5 (5.3) 1.1 – 2.0 - -1.2 – 2.1 (3.5)

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Die Werte aus Tabelle 2 sind folgend graphisch in Funktion der statischen Steifigkeit der

Schwellenbesohlung dargestellt. Da die Lärmzunahme in Lengnau – Pieterlen auch durch

das Einfügen der weichen Zwischenlage beeinflusst sein kann, sind diese Werte im

Diagramm nicht dargestellt, ebenso wie die durch hohe Schienenrauheiten verursachten

hohen Lärmzunahmen in Kiesen.

Abbildung 5-1 zeigt, dass Lärmzunahmen von 2-4 dB(A) hauptsächlich bei mittleren bis

weichen Schwellenbesohlungen, Lärmzunahmen von 0-2 dB(A) hauptsächlich bei steifen

Schwellenbesohlungen festgestellt wurden. Alle untersuchten Fälle bis auf eine Ausnahme

zeigen eine Lärmzunahme durch das Einfügen der Schwellenbesohlung.

Abbildung 5-1: Lärmzunahme mit Schwellenbesohlung (ohne Kiesen USP 3,4 ; ohne Lengnau – Pieterlen)

5.2 Zeitliche Entwicklung der Lärmzunahme

In Bellach – Solothurn, Kiesen und Pratteln wurden die Schallemissionsmessungen zu

einem späteren Zeitpunkt wiederholt. Oft wurde dabei ein weiterer Anstieg der

Lärmzunahme festgestellt.

In Bellach – Solothurn erhöhte sich die Lärmzunahme 2008 gegenüber dem Zustand 2006

um weitere 1-1.5 dB(A) bei Personenzügen bei USP1 und USP6. Bei USP2 blieb die

Lärmzunahme unverändert. Bei den Güterzügen wurde keine klare Tendenz festgestellt.

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In Kiesen, insbesondere bei USP 1 und USP4, stellt man beim Vergleich der

Lärmzunahmen 2005 und 2006 fest, dass die Lärmzunahme mit der Zeit ansteigt.

Auch in Pratteln stieg die Lärmzunahme weiter an, teilweise um über 2 dB(A) obwohl die

zwei Messzeitpunkte nur drei Monate auseinander lagen.

Abbildung 5-2: Vergleich Lärmzunahme bei Wiederholung der Messung zu späterem Zeitpunkt

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6 Lärmzunahme bei Schwellenbesohlungen im Frequenzb ereich

6.1 Einflussparameter auf die Lärmemission

Das Rollgeräusch als massgebliche Grösse für Lärmemission von Schienenfahrzeugen im

Geschwindigkeitsbereich 60-250 km/h hängt von verschiedenen Parametern ab. Wenn das

Einfügen der Schwellenbesohlung die Lärmemission verändert, bedeutet dies auch, dass

sich ein wesentlicher Einflussparameter auf die Lärmemission verändert hat. Im Bereich

des Gleisoberbaus, welcher durch die Schwellenbesohlung verändert wird, sind dies

hauptsächlich die Schienenrauheit und die Gleisabklingrate (TDR). Auch das Fahrzeug

selbst beeinflusst natürlich die Lärmemission, ist zwar dasselbe beim Vergleich zwischen

Referenz und Testabschnitt, aber es wirkt sich auf die Grösse des Einflusses von

Schienenrauheit und TDR aus. Ein sehr raues Rad führt z.B. dazu, dass der Einfluss der

Schienenrauheit vernachlässigt werden kann. Bei einem Intercity Zug mit glatten Rädern

führt gem. Berechnung sonRAIL eine Veränderung der Schienenrauheit um 1 dB

(Einzahlwert) zu einer Veränderung der Lärmemission um 0.7 dB(A).

6.1.1 Schienenrauheit

Die Schienenrauheiten wurden in Lengnau – Pieterlen 2013, Bellach – Solothurn 2008 und

Kiesen 2006 in den Referenz- und Testabschnitten direkt gemessen. Die Resultate sind in

den folgenden Abbildungen zusammengestellt.

In Lengnau – Pieterlen sind die Schienenrauheiten im langwelligen Bereich ab 25 mm sehr

unterschiedlich. Der Referenzabschnitt in der Geraden (Standardoberbau SBB mit harter

Zw) weist eindeutig die höchste Schienenrauheit auf. Sehr geringe Schienenrauheiten

wurden in den Testabschnitten G2 und G3 (weiche Zw, weiche USP) gemessen. Zwischen

diesen Extremen liegen die Testabschnitte G1 und K1 bis K3 (Kurve).

In Bellach – Solothurn dagegen weisen der Referenzabschnitt und USP6 (Steifigkeit mittel)

die geringsten Schienenrauheiten auf. In den Abschnitten USP1 und insbesondere USP2

sind die Rauheiten deutlich höher.

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Abbildung 6-1: Schienenrauheiten in Lengnau – Pieterlen und Bellach – Solothurn mit und ohne Schwellenbesohlung

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Abbildung 6-2: Schienenrauheiten in Kiesen 2006 mit und ohne Schwellenbesohlung

In Kiesen sind die Schienenrauheiten in den meisten Testabschnitten sehr hoch, am

höchsten im Abschnitt USP4. Die Lärmzunahme gegenüber der Referenz war 2006 dann

auch entsprechend mit 10.3 dB(A) für IC-Züge und 3.7 dB(A) für Güterzüge gem. Tabelle 2.

Dieses Beispiel zeigt auch deutlich den Einfluss des Fahrzeugtyps bzw. der Radrauheit auf

die Lärmzunahme. Da sich der Testabschnitt Kiesen im Bahnhofsbereich befindet, liegt die

Vermutung nahe, dass der Betrieb bzw. Brems- und Anfahrkräfte der Regionalzüge die

hohen Schienenrauheiten verursachen.

Die Schienenrauheiten in Kiesen zeigen, dass ein Zusammenhang zwischen USP und

Schienenrauheit nicht erkennbar ist. Eine weiche USP (USP5) ergibt in Kiesen die tiefste,

eine mittelsteife USP (USP4) die höchste Schienenrauheit, steife USP (USP1-USP3) und

die Referenz liegen dazwischen. Auch in Bellach – Solothurn sind die Unterschiede bei den

Schienenrauheiten nicht durch Unterschiede bei den USP zu erklären. In Lengnau –

Pieterlen führt ein hochelastischer Oberbau mit weicher Zw und weichen USP zu tiefen

Schienenrauheiten. Es zeigt sich hier auch, dass die Linienführung einen Einfluss hat, die

Rauheiten in der Kurve sind bei vergleichbarem Oberbau deutlich höher als in der Geraden.

Zusammenfassend kann man festhalten, dass zumindest weiche USP, wie in Kiesen und

Lengnau – Pieterlen (in Kombination mit weicher Zw) getestet, keinen negativen, eher einen

positiven Einfluss auf die Schienenrauheit haben und damit die Lärmzunahme nicht erklärt

werden kann. Diese Aussage kann auch gestützt werden mit der Tatsache, dass Güterzüge

mit bekanntlich hohen Radrauheiten, damit sozusagen unabhängig von der

Schienenrauheit, in vielen Fällen zu vergleichbaren Lärmzunahmen führen wie

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Personenzüge mit glatten Rädern, wie Abbildung 5-1 zeigt. Es muss also eine andere

Erklärung geben, weshalb USP zu einer Lärmzunahme führen.

6.1.2 Gleisabklingrate

Die Gleisabklingrate (TDR) horizontal und vertikal ist ein Mass für die Dämpfung der

Schwingungsamplitude der Schiene. Wie das schwingende Rad strahlt auch eine

schwingende Schiene Schall ab. Je geringer die Gleisabklingrate, umso weniger ist die

Schwingung der Schiene gedämpft, das bedeutet, umso mehr strahlt die Schiene ab. Die

Gleisabklingrate wird erhöht, indem möglichst viel Schwingungsenergie vernichtet (z.B. mit

Schienenstegdämpfern) oder möglichst direkt (z.B. mit harten Zw) in den Schotter geleitet

wird. Grosse ungedämpfte Räder in Kombination mit kleinen Schienenprofilen und hoher

Gleisabklingrate führen dazu, dass das Rollgeräusch hauptsächlich vom Fahrzeug

abgestrahlt wird. Im umgekehrten Fall dominiert der Fahrweg das Rollgeräusch.

Um der Lärmzunahme infolge USP auf die Spur zu kommen, stellt sich nun die Frage, ob

die USP einen negativen Einfluss auf die TDR hat, d.h. die Gleisabklingrate reduziert.

Der Verlauf der Gleisabklingrate in Funktion der Frequenz wird durch verschiedene

charakteristische Eigenfrequenzen des Oberbaus bestimmt. Diese lassen sich nach [4]

anhand eines Einmassenschwinger-Modells berechnen. Die folgende Abbildung zeigt die

Lage der Eigenfrequenzen in Bezug auf den Verlauf der TDR vertikal. Analoges gilt auch für

die TDR horizontal. Bei den ersten drei Eigenfrequenzen fc1, f2 und fc2 ergibt sich eine hohe

TDR, weil die Schwingungsenergie der Schiene entzogen und in Schwelle und Schotter

abgeleitet wird, bei der pinned-pinned Frequenz fpp breitet sich die Schwingungsenergie

praktisch ungedämpft in der Schiene aus.

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Abbildung 6-3: TDR vertikal und Oberbau-Eigenfrequenzen nach Ch. Gramowski [4]

Für den Betonschwellen-Oberbau (B91) mit weichen oder harten Zw sowie mit und ohne

USP wurden diese Eigenfrequenzen berechnet, um den Einfluss von weichen USP auf die

Eigenfrequenzen bzw. die TDR zu bestimmen. Wie die Abbildung 6-4 zeigt, beschränkt sich

der Einfluss einer weichen USP auf fc1, die anderen Oberbau-Eigenfrequenzen bleiben

praktisch unverändert. Im akustisch relevanten Frequenzbereich ab ca. 200 Hz bewirkt also

eine weiche USP kaum eine Frequenzverschiebung der TDR. Dies im Gegensatz zur Zw

weich gegenüber Zw hart, wo man bei f2 und fc2 durch das Einfügen einer weichen Zw eine

deutliche Verschiebung zu tieferen Frequenzen feststellt.

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Abbildung 6-4: Oberbau-Eigenfrequenzen mit Zw hart / weich und mit / ohne USP weich

Im Rahmen dieser Untersuchung standen Messdaten der Gleisabklingraten der

verschiedenen Testabschnitte in Lengnau – Pieterlen mit und ohne USP zur Verfügung mit

den folgenden Resultaten:

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Abbildung 6-5: TDR horizontal und vertikal, gemessen in Lengnau – Pieterlen in der Geraden

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Der Unterschied in den gemessenen Gleisabklingraten in Lengnau – Pieterlen zwischen

Referenz und USP-Abschnitten mit weicher Zw ist sehr gross. Wie die Berechnungen mit

dem Einmassenschwinger-Modell gezeigt haben, erkennt man auch aus den Messdaten,

dass sich gewisse Eigenfrequenzen durch das Einfügen von weicher Zw und USP

verschieben (f2 und fc2), andere nicht (fpp). Diese Verschiebung ist aber, wie oben erwähnt,

hauptsächlich verursacht durch die weiche Zw.

Basierend auf einer grösseren Menge an TDR Messdaten verschiedener SBB-

Oberbautypen hat die SBB die Betonschwellen-Oberbauten (ohne USP) nach Zw-Steifigkeit

gruppiert. Die folgende Abbildung zeigt die TDR-Messdaten, gruppiert in weiche (blaugrüne

Kurven) und sehr weiche Zw (rot), und den TDR-Messdaten von Lengnau – Pieterlen

(hellgrün) gegenübergestellt. Die TDR Lengnau – Pieterlen liegt meist zwischen TDR weich

und sehr weich, ist oft deutlich tiefer als die TDR weich. Andererseits liegt sie meist auch

oberhalb der TDR sehr weich, was bedeutet, dass es auf dem SBB Streckennetz

Betonschwellen-Oberbauten ohne USP gibt mit tieferer TDR als in Lengnau – Pieterlen. Die

Zw in Lengnau – Pieterlen (Vossloh Zw 700a) wird zwar als weich bezeichnet aufgrund

ihrer statischen Steifigkeit, es ist aber durchaus möglich, dass es sich hierbei um eine Zw

handelt, die sich dynamisch und in der TDR eher wie eine sehr weiche Zw verhält.

Genauere Angaben, um welche Typen von Zw es sich bei den gemessenen weichen und

sehr weichen Zw handelt, um die in Lengnau – Pieterlen eingebaute Zw zuzuordnen,

konnten leider nicht in Erfahrung gebracht werden. Damit bleibt vorerst unklar, ob die

weiche USP einen Einfluss auf die TDR hat.

Abbildung 6-6: TDR Messdaten der SBB, gruppiert in weich und sehr weich, im Vergleich zu Lengnau – Pieterlen Abschnitte G1 –K3 (Quelle: SBB)

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6.2 Lärmemissionen in Referenz- und Testabschnitten

Um die Lärmzunahme im Frequenzbereich, dargestellt im folgenden Kapitel 6.3, richtig

bewerten zu können, ist es entscheidend, die A-bewerteten Terzspektren der

Zugvorbeifahrten zu kennen. Damit die Lärmzunahme relevant wird, muss sie in einem

Frequenzbereich auftreten, wo die Lärmemission bereits hoch ist, i.d.R. bei

Schienenverkehr also im Frequenzbereich von ca. 300 – 3‘000 Hz.

6.2.1 Lärmemissionen im Testabschnitt Lengnau – Pie terlen

Die Spektren der ICN-, Regio- und Güterzüge zeigen in Abbildung 6-7 im Referenzabschnitt

ein typisches Maximum bei 1250 Hz, unabhängig von der Vorbeifahrgeschwindigkeit. Somit

handelt es sich im vorliegenden Fall um eine Eigenfrequenz und da die Fahrzeuge

unterschiedlich sind, dürfte es sich um eine Oberbaueigenfrequenz handeln. Die TDR

horizontal und vertikal in Abbildung 6-5 deutet darauf hin, dass es sich um eine

Schieneneigenfrequenz handelt. Die stark zunehmende Gleisabklingrate zu tieferen

Frequenzen im Referenzabschnitt zeigt sich auch in den Schallemissionsspektren mit

deutlich abnehmenden Pegeln unterhalb 1250 Hz. Die Testabschnitte in der Geraden mit

weicher Zw und weicher USP (G1-G3) führen in den Schallemissionsspektren zu einer

Frequenzverschiebung zu tieferen Frequenzen, meistens auch zu höheren Maximalwerten.

Der Verlauf der Spektren ist bei den Maximalwerten breitbandiger mit hohen Pegeln

zwischen 630 Hz und 1250 Hz. Insgesamt ist somit die Lärmzunahme durch weiche Zw und

weiche USP in einem relevanten Frequenzbereich und äussert sich auch entsprechend im

Gesamtpegel, wie Tabelle 2 zeigt. Dagegen wirkt sich die Lärmabnahme unterhalb 400 Hz

nicht auf den Gesamtpegel aus, da diese Werte 10-20 dB(A) tiefer liegen als die Maxima.

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Abbildung 6-7: Terzspektren Lärmemissionen in Lengnau – Pieterlen, Vergleich Referenz- (gestrichelt) zu Testabschnitten in der Geraden für verschiedene Zugtypen

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6.2.2 Lärmemissionen im Testabschnitt Bellach – Sol othurn

Die Lärmemissionen im Testabschnitt Bellach – Solothurn wurden nicht entsprechend der

Norm in 7.5 m sondern in 11.3 m Distanz zur Gleisachse gemessen. Daher sind diese

Werte nicht direkt vergleichbar mit den Messwerten an den anderen Messorten. Zudem

sind die Geschwindigkeiten der Züge über die vier Messquerschnitte nicht konstant. ICN

reduzierten die Geschwindigkeit, NPZ beschleunigten von MP1 zu MP4, die Güterzüge

fuhren mit mehr oder weniger konstanter Geschwindigkeit über die Messquerschnitte. Die

Schallmessungen fanden 2006 kurz nach Einbau der USP und 2008 statt.

Die Schallmessungen 2006, wie in Abbildung 6-8 anhand dreier Zugvorbeifahrten

dargestellt, zeigen beim Referenzquerschnitt unterschiedliche Maxima in den Terzen von

1‘250 Hz – 2000 Hz. Bei den Messpunkten MP1, MP3 und MP4 mit eingebauten

Schwellenbesohlungen verschieben sich die Schallemissionsspektren zu tieferen

Frequenzen und werden breitbandiger. Auch hier ist die Lärmzunahme in einem relevanten

Frequenzbereich. Ein Frequenzbereich mit erkennbarerer Lärmabnahme gegenüber der

Referenz ist nicht zu erkennen.

Abbildung 6-8: Terzspektren Lärmemissionen in Bellach – Solothurn, Vergleich Referenz- (gestrichelt) zu Testabschnitten in der Geraden für verschiedene Zugtypen, Messung 2006

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2008 sehen die Messungen ähnlich aus. Wiederum führen die USP zu mehr Lärm über

einen grossen Frequenzbereich ab ca. 100 Hz und die Lärmzunahme ist damit in einem

relevanten Frequenzbereich.

Abbildung 6-9: Terzspektren Lärmemissionen in Bellach – Solothurn, Vergleich Referenz- (gestrichelt) zu Testabschnitten in der Geraden für verschiedene Zugtypen, Messung 2008

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6.2.3 Lärmemissionen im Testabschnitt Pratteln

Auf der Strecke Kaiseraugst – Pratteln wurden Ende 2006 in einem Testabschnitt weiche

USP eingebaut. Die Schallmessungen danach fanden im Februar 2007 und Mai 2007 statt.

Wegen einer Baustelle war zum Zeitpunkt der Messung im Februar die Geschwindigkeit auf

der Strecke limitiert auf 80 km/h. Abbildung 6-10 zeigt typische Schallemissionsspektren

von einem Intercity-, S-Bahn- und Güterzug im Referenz und Testabschnitt. Da alle Züge

mit fast gleicher Geschwindigkeit die zwei Messquerschnitte passierten, ist der Einfluss des

Rollmaterials auf die Lärmemission deutlich zu erkennen.

Die Lärmzunahme ist wiederum in einem relevanten Frequenzbereich, die Maxima im USP-

Abschnitt liegen für alle drei Zugtypen höher als beim Referenzabschnitt. Eine

Lärmabnahme ist ebenfalls unterhalb 160 Hz zu erkennen, ist aber für den Gesamtpegel

nicht relevant, da die Werte über 10 dB(A) unterhalb der Maximalwerte liegen.

Abbildung 6-10: Terzspektren Lärmemissionen in Pratteln, Vergleich Referenz- (gestrichelt) zu Testabschnitt in der Geraden für verschiedene Zugtypen, Messung Februar 2007

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Bei den Schallmessungen im Mai 2007 passierten die Züge mit Regelgeschwindigkeit. Die

Lärmzunahme ist auch in diesem Fall in einem relevanten Frequenzbereich, die Maxima im

USP-Abschnitt liegen für alle drei Zugtypen höher als beim Referenzabschnitt. Eine

Lärmabnahme ist ebenfalls unterhalb 160 Hz zu erkennen, ist aber für den Gesamtpegel

nicht relevant, da die Werte über 10 dB(A) unterhalb der Maximalwerte liegen.

Abbildung 6-11: Terzspektren Lärmemissionen in Pratteln, Vergleich Referenz- (gestrichelt) zu Testabschnitt in der Geraden für verschiedene Zugtypen, Messung Mai 2007

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6.2.4 Lärmemissionen im Testabschnitt Kiesen

Digitale Daten der Schallmessungen in Kiesen lagen leider nur von den Schallmessungen

2005 vor ([12]). Die Schallemissionen der vorbeifahrenden Züge auf der Doppelspurstrecke

wurden zudem nur einseitig gemessen, so dass die Emissionen der Züge auf den zwei

Gleisen in unterschiedlichen Distanzen gemessen wurden und damit nicht vergleichbar

sind. Dargestellt in der folgenden Abbildung 6-12 sind daher nur die Messwerte für das

nahe Gleis in 7.5 m Distanz mit Referenz- und USP4-Abschnitt für einen Intercity- und

einen Güterzug.

Wie sich bei den späteren Messungen 2006 gezeigt hat, ist der Abschnitt USP4 derjenige

mit der höchsten Schienenrauheit, der Summenpegel der Schienenrauheit lag 2006 11.2 dB

höher als im Referenzabschnitt. Es ist anzunehmen, aufgrund der Emissionsspektren in

Abbildung 6-12, dass bereits 2005 die Schienenrauheiten unterschiedlich waren, da die

Lärmzunahme bei IC-Zügen deutlich höher ist als bei den Güterzügen, siehe auch Tabelle

2.

Die Lärmzunahme erstreckt sich für diesen Fall USP4 über den gesamten

Frequenzbereich. Auch die im Bericht [15] ausgewiesenen Lärmzunahmen, gemessen

2006, zeigen für alle USP-Abschnitte und alle Zugtypen Lärmzunahmen im relevanten

Frequenzbereich mindestens von 315 – 1‘000 Hz.

Abbildung 6-12: Terzspektren Lärmemissionen in Kiesen, Vergleich Referenz- (gestrichelt) zu Testabschnitt in der Geraden für verschiedene Zugtypen, Messung 2005

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6.3 Lärmzunahme vom Referenz- zum Testabschnitt

Die Lärmzunahmen durch USP sind folgend dargestellt als Differenzspektren Testabschnitt

minus Referenz. Es wurden jeweils pro Zugtyp mehrere Vorbeifahrten gemittelt und damit

eine mittlere Lärmzunahme berechnet. Wie in Kapitel 6.2 generell festgestellt wurde, ist die

Lärmzunahme frequenzabhängig und liegt in einem Frequenzbereich mit massgeblichen

Anteilen auf den Summenpegel der Schallemission. Dagegen ist die Lärmabnahme durch

USP tieffrequent und praktisch ohne Einfluss auf den Summenpegel, zumindest in einer

Distanz von 7.5m zum Gleis bei Schallausbreitung im Freifeld.

6.3.1 Lärmzunahme im Testabschnitt Lengnau – Pieter len

Die Lärmzunahme für die Testabschnitte G1, G2 und G3 auf der Strecke Lengnau –

Pieterlen gegenüber den Referenzabschnitten in der Geraden ist in Abbildung 6-13 und

Abbildung 6-14 für die drei Zugtypen ICN, NPZ und Güterzug mit den entsprechenden

Geschwindigkeitsbereichen dargestellt. In allen neun Fällen zeigt sich eine deutliche

Lärmzunahme im Frequenzbereich 400 – 1000 Hz mit Spitze bei 630 Hz. Die Unterschiede

in der Lärmzunahme zwischen den unterschiedlichen USP-Typen in den Abschnitten G1 -

G3 ist gering, allerdings sind auch die dynamischen Steifigkeiten der drei verwendeten

USP-Typen sehr ähnlich.

Die Lärmzunahme im Frequenzbereich 400 – 1000 Hz deckt sich weitgehend mit grossen

Unterschieden in der TDR vertikal, siehe Abbildung 6-5. Der akustisch positive Effekt der

reduzierten Schienenrauheiten in den USP-Abschnitten zeigt sich beim ICN gegenüber

NPZ und Güterzügen z.B. im Terzband 630 Hz mit 4 -5 dB reduzierten Pegeln.

Der charakteristische geschwindigkeitsunabhängige Peak bei 630 Hz hat einerseits mit sehr

hoher TDR und dementsprechend stark reduzierten Schallpegeln im Referenzabschnitt zu

tun (siehe Abbildung 6-7), andererseits wurden auch speziell hohe

Schwellenbeschleunigungen in den USP-Abschnitten in diesem Terzband gemessen (siehe

Abbildung 7-2).

Die tieffrequente Lärmreduktion < 400 Hz kann mit reduzierter Schienenrauheit (zumindest

ab 200 Hz) und reduzierten Achslagerschwingungen ab 40 Hz (Abbildung 8-1 und

Abbildung 8-2) erklärt werden.

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Abbildung 6-13: Lärmzunahme in Lengnau – Pieterlen Abschnitte G1 – G3 zu Referenz für Zugtypen ICN und NPZ

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Abbildung 6-14: Lärmzunahme in Lengnau – Pieterlen Abschnitte G1 – G3 zu Referenz für Güterzüge

Da in Lengnau – Pieterlen im Gegensatz zu den anderen Testabschnitten nicht nur eine

weiche USP eingebaut wurde, sondern diese in Kombination mit einer weichen Zw, stellt

sich die Frage, ob die weiche Zw alleine ohne weiche USP bereits eine solche

Lärmzunahme verursacht. Dazu wurde auf der BLS Strecke Kerzers – Müntschemier eine

Vergleichsmessung harte zu weiche Zw durchgeführt (Bericht [21]). Die Lärmzunahme für

den Lötschberger (gegenüber ICN) und für einen Güterzug ist in folgender Abbildung 6-15

(blaue Linie bezeichnet mit „weiche Zw“) im Vergleich zu den gemessenen Lärmzunahmen

in Lengnau – Pieterlen dargestellt.

Beim Vergleich ICN zu Lötschberger in Kerzers zeigen sich Lärmzunahmen in ähnlicher

Grössenordnung, wobei die Lärmzunahme in Kerzers ca. um ein Terzband höherfrequent

verläuft. Unter Berücksichtigung der A-Bewertung ist in diesem Fall die Lärmzunahme in

Kerzers mit weicher Zw aber ohne USP höher. Zudem ist keine vergleichbare, tieffrequente

Lärmabnahme in Kerzers zu erkennen. Beim Vergleich von Güterzügen ist die

Lärmzunahme unterhalb 1000 Hz bis 200 Hz in Kerzers deutlich geringer.

Aufgrund von vertikalen Schwingungsmessungen an der Schiene in Kerzers ist die

Lärmzunahme auf stärkere Schienenschwingungen zurückzuführen. Die Lärmabnahme

zwischen 200 und 400 Hz deutet auf geringere Schwellenschwingungen hin, da die weiche

Zw schwingungstechnisch die Schiene von der Schwelle entkoppelt und die Schwelle in

diesem Frequenzbereich massgeblich Schall abstrahlt.

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Abbildung 6-15: Lärmzunahme in Lengnau – Pieterlen im Vergleich zu Kerzers mit weicher Zw, aber ohne USP

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6.3.2 Lärmzunahme im Testabschnitt Bellach – Soloth urn

Wie bereits in Kapitel 6.2.2 erwähnt, waren die Vorbeifahrgeschwindigkeiten bei den

Messquerschnitten unterschiedlich. Die ICN reduzierten die Geschwindigkeit, die NPZ

beschleunigten von USP2 über Referenz, USP6 zu USP1, die Güterzüge fuhren mit mehr

oder weniger konstanter Geschwindigkeit über die Messquerschnitte. Im Abschnitt USP2

wurde 2008 zudem eine erhöhte Schienenrauheit gemessen. Da sich also gleich mehrere

Parameter ändern, ist es schwierig, hier eindeutige Aussagen bzgl. des Einflusses USP auf

den Lärm zu machen.

Am besten lässt sich USP6 mit der Referenz vergleichen, da diese zwei Abschnitte sehr

ähnliche Schienenrauheiten aufweisen und auch nur in einer Distanz von ca. 100 m

auseinander liegen mit dementsprechend vergleichbaren Geschwindigkeiten.

Die maximale Lärmzunahme bei USP6 liegt in allen sechs dargestellten Fällen (siehe

Abbildung 6-16 bis Abbildung 6-19) im Terzband von 250 Hz mit einem Wert von 6 - 10 dB.

Beim NPZ sind diese Maximalwerte bei 250 Hz am höchsten, beim ICN am tiefsten. Die

Lärmzunahme erstreckt sich über einen weiten Frequenzbereich von 160 Hz bis

mindestens 1000 Hz. Gegenüber USP1 ist die Lärmzunahme im Abschnitt mit USP6 meist

höher. Dies könnte an der unterschiedlichen Steifigkeit der USP liegen (USP6 mittelsteif;

USP1 steif).

Die Lärmzunahmen aufgrund der Messungen 2006 und 2008 sind ähnlich. Im Gesamtpegel

(siehe Tabelle 2) zeigt sich allerdings für die meisten Fälle eine weitere Lärmzunahme mit

der Zeit.

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Abbildung 6-16: Lärmzunahme in Bellach – Solothurn USP2, USP6, USP1 zu Referenz für die Zugtypen ICN und NPZ, Messung 2006

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Abbildung 6-17: Lärmzunahme in Bellach – Solothurn USP2, USP6, USP1 zu Referenz für Güterzüge, Messung 2006

Abbildung 6-18: Lärmzunahme in Bellach – Solothurn USP2, USP6, USP1 zu Referenz für Güterzüge, Messung 2008

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Abbildung 6-19: Lärmzunahme in Bellach – Solothurn USP2, USP6, USP1 zu Referenz für die Zugtypen ICN und NPZ, Messung 2008

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6.3.3 Lärmzunahme im Testabschnitt Pratteln

Obwohl die USP in Pratteln im Gegensatz zu Bellach – Solothurn weich ist (sogar weicher

als in Lengnau – Pieterlen) sieht der Verlauf der Lärmzunahme in Abbildung 6-20 und

Abbildung 6-21 spektral ähnlich aus wie in Bellach – Solothurn. Die maximale

Lärmzunahme mit 6 – 7 dB gemessen im Februar 2007 liegt wiederum im Terzband von

250 Hz. Abbildung 7-1 zeigt, dass für diesen Unterschied in der Schallemission zwischen

USP und Referenz einzig die im USP-Bereich deutlich erhöhten Schwellenschwingungen

verantwortlich sind. Offenbar handelt es sich um eine Schwelleneigenfrequenz, die zudem

unabhängig von der USP-Steifigkeit ist, da sie auch in Bellach – Solothurn mit mittelsteifen

und steifen USP auftritt.

Der Verlauf der Lärmzunahmen in Pratteln (Abbildung 6-20 und Abbildung 6-21) zeigt im

Februar 2007 nur geringe Unterschiede zwischen den Zugtypen. Erstaunlich ist allerdings

die weitere Lärmzunahme gemessen im Mai 2007 gegenüber Februar 2007. Diese ist auch

hochfrequent oberhalb 1000 Hz noch vorhanden mit Werten von 2 – 5 dB. Die weitere

Lärmzunahme ist bei IC-Zügen etwas höher als bei Güterzügen, was darauf hindeutet, dass

sich die Schienenrauheiten verändert haben.

Abbildung 6-20: Lärmzunahme in Pratteln USP zu Referenz für Güterzüge, Messungen Feb / Mai 2007

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Abbildung 6-21: Lärmzunahme in Pratteln USP zu Referenz für IC-Züge und S-Bahn, Messungen Feb / Mai 2007

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6.3.4 Lärmzunahme im Testabschnitt Kiesen

In Abbildung 6-22 und Abbildung 6-23 sind die Lärmzunahmen der verschiedenen USP in

Kiesen aufgrund der Schallemissionsmessungen 2006 dargestellt. Die Schienenrauheiten,

dargestellt in Abbildung 6-2, wurden zwei Wochen später gemessen. Die festgestellten

rauen Schienen, insbesondere in den Abschnitten USP2, USP3 und USP4 zeigen sich auch

in entsprechender Lärmzunahme (wobei USP2 nicht gemessen wurde), insbesondere bei

den IC-Zügen. Bei USP1 und USP5 sind die Rauheitsunterschiede zur Referenz gering. Die

Lärmzunahme USP5 (weich) ist vergleichbar zu Pratteln mit Maximalwerten um 8 dB bei

250 Hz, gefolgt von einer stetigen Reduktion der Lärmzunahme auf 0 dB bei 1600 - 2500

Hz. Die steife USP1 dagegen zeigt eine geringere Lärmzunahme mit Maximalwerten um

5 dB bei 315 – 500 Hz. Im Vergleich steife USP1 zur weichen USP5 scheint in diesem Fall

die Steifigkeit der USP auf die Lärmzunahme einen Einfluss zu haben.

Abbildung 6-22: Lärmzunahme in Kiesen USP zu Referenz für IC Züge, Messungen 2006

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Abbildung 6-23: Lärmzunahme in Kiesen USP zu Referenz für Güterzüge, Messungen 2006

Die Lärmzunahme USP4 zu Referenz wurde sowohl 2005 als auch 2006 gemessen. Der

Summenpegel der Rauheit lag 2006 bei USP4 11,2 dB höher als bei der Referenz. 2005

wurde die Schienenrauheit nicht gemessen. In folgender Abbildung 6-24 sind die

Lärmzunahmen für diese zwei Zeitpunkte dargestellt. Es ist klar ersichtlich, dass sich die

Lärmzunahme von 2005 zu 2006 erhöhte. Aufgrund der unterschiedlichen weiteren

Lärmzunahme zwischen IC- und Güterzügen kann man davon ausgehen, dass die

Schienenrauheit von 2005 bis 2006 zugenommen hat.

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Abbildung 6-24: Lärmzunahme in Kiesen USP4 zu Referenz für zwei Zugtypen, Messungen 2005 (dunkelgrün) / 2006 (hellgrün)

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7 Schienen- und Schwellenschwingungen

7.1 Testabschnitt Pratteln

In Pratteln wurden neben den Schallmessungen auch fahrbahndynamische Messungen [19]

durchgeführt. Unter anderem wurden im Referenz- und USP-Abschnitt Schienen- (je 2

Beschleunigungssensoren im Schwellenfach) und Schwellenschwingungen (je 2

Beschleunigungssensoren Schwellenmitte) von Schnellzügen gemessen. Die Unterschiede

der Schwinggeschwindigkeiten zwischen USP- und Referenzabschnitt sind in Abbildung 7-1

oben dargestellt. Überraschend stellt man dabei fest, dass die Schienenschwingungen im

Februar 2007 im USP-Abschnitt gegenüber Referenz kaum höher liegen. Die

Lärmzunahme kann damit nicht auf erhöhte Schienenschwingungen und eine reduzierte

TDR zurückgeführt werden. Im Februar sind einzig die Schwellenschwingungen deutlich

höher mit der charakteristischen Spitze bei 250 Hz. Die Zunahme der

Schwellenschwingungen korreliert im Frequenzbereich 160 – 2000 Hz mit der

Lärmzunahme für Februar 2007. Die Lärmzunahme ist somit auf die Zunahme der

Schwellenschwingungen zurückzuführen. Im Mai 2007 nehmen dann auch die

Schienenschwingungen im USP-Abschnitt deutlich zu und führen zu einer weiteren

Lärmzunahme.

Die Zunahme der Schienenschwingungen von Februar auf Mai 2007 deutet auf eine

zunehmende Schienenrauheit hin.

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Abbildung 7-1: Zunahme der Schienen- und Schwellenschwingungen im USP-Abschnitt gegenüber Referenz in Pratteln (Diagramm oben) im Vergleich zur Lärmzunahme (unten)

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7.2 Testabschnitt Lengnau – Pieterlen

Auch im Testabschnitt Lengnau – Pieterlen wurden von der SBB fahrbahndynamische

Messungen durchgeführt [18]. Allerdings wurden hier nur Schwellenschwingungen

gemessen mit je 4 Beschleunigungssensoren in Schwellenmitte und Schwellenende pro

Abschnitt. Abbildung 7-2 zeigt den Mittelwert (über die 8 Messpunkte) der

Schwellenbeschleunigung für den Referenzabschnitt (Abschnitt 11) und USP G2 (Abschnitt

14). Im Referenzabschnitt treten die höchsten Beschleunigungen in den Terzbändern

1250 Hz und 1600 Hz auf, im USP Abschnitt G2 (wie auch bei G1 und G3) im Terzband

630 Hz.

Abbildung 7-2: Terzspektren der Schwellenbeschleunigung im Abschnitt Referenz und USP G2, [18] S.31/32

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Vergleicht man diese Schwellenbeschleunigungsspektren mit den Schallemissionsspektren

für eine vergleichbare Zugvorbeifahrt, so erkennt man die Spitzen wiederum in den gleichen

Terzbändern 630 Hz resp. 1250 Hz. Wie stark sich diese Schwellenschwingungen auf die

Schallemission auswirken, ist nicht ganz klar, da die Schienenschwingungen nicht

gemessen wurden. Aus den TDR- und Schienenrauheitsmessungen in diesen Abschnitten

kann man allerdings folgern, dass die Schienenschwingungen für ICN bei 140 km/h bei

630 Hz für Referenz- und USP-Abschnitte wahrscheinlich etwa vergleichbar sind, da die

USP-Abschnitte zwar ca. 10 dB tiefere TDR, aber auch ca. 10 dB tiefere Schienenrauheit

aufweisen. Somit lässt sich die Spitze in der Schallemission bei 630 Hz in USP-Abschnitten

auf die erhöhte Schwellenschwingung zurückführen.

Abbildung 7-3: Schallemissionsspektren ICN 141 km/h im Abschnitt Referenz und USP G1-G3

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8 Auswertung von Achslagerbeschleunigungsmessungen PROSE

Die Strecke Lengnau – Pieterlen wurde 2013 zusätzlich mit dem PROSE Messwagen mit

80 km/h befahren. Der Messwagen war ausgerüstet mit Beschleunigungssensoren am

Achslager und war mit neuen Messradsätzen (ungebremst) mit sehr glatten Rädern

bestückt. Die Messungen und Messresultate sind im Bericht [22] dokumentiert.

Grundsätzlich kann mit einem Fahrzeug mit sehr glatten Rädern indirekt über die

Achslagerbeschleunigungen auf die Schienenrauheit geschlossen werden. Dazu braucht es

einzig noch eine Referenz mit bekannter direkt gemessener Schienenrauheit und

dynamisch vergleichbarem Oberbau. Im vorliegenden Fall in Lengnau – Pieterlen handelt

es sich allerdings mit dem Referenzoberbau und den USP-Abschnitten mit weicher Zw um

dynamisch komplett unterschiedliche Oberbautypen, wie auch die TDR-Messungen gezeigt

haben (siehe Abbildung 6-5). Die Unterschiede zwischen USP- und Referenzabschnitten

bei den Rauheits- und Achslagerbeschleunigungspegeln sind in Abbildung 8-1 für Geraden-

und Kurvenabschnitte frequenzabhängig dargestellt. Die Wellenlängen der Rauheit wurden

dabei mit der Fahrgeschwindigkeit des PROSE Messwagens von 80 km/h in eine Frequenz

umgerechnet. Es zeigt sich, dass das Achslager in den USP-Abschnitten deutlich stärker

schwingt, als man es aufgrund der Schienenrauheit eigentlich erwarten würde,

insbesondere von 500 – 1000 Hz. Unterhalb 500 Hz verlaufen die Pegeldifferenzen ähnlich.

Im Vergleich der Achslagerbeschleunigungen zwischen USP und Referenz in der Geraden

stellt man deutlich erhöhte Pegel bei 800 Hz und 1000 Hz fest, was auch einer

entsprechend erhöhten dynamischen Anregung des Oberbaus entspricht.

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Abbildung 8-1: Zunahme der Achslagerbeschleunigungen und Schienenrauheit USP gegenüber Referenz in Lengnau – Pieterlen für die Gerade (Diagramm oben) und die Kurve (unten)

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In Lengnau – Pieterlen wurde auch hinsichtlich Erschütterungen die Einfügedämmung des

Oberbaus mit weicher Zw und weicher USP gegenüber der Referenz messtechnisch

untersucht. Diese kann ebenfalls der Änderung der Achslagerbeschleunigung von Referenz

zu USP im Frequenzbereich ≤ 250 Hz gegenübergestellt werden. Den Vergleich zeigt die

folgende Abbildung 8-2. Tatsächlich zeigen auch die Achslagerbeschleunigungen wie die

Erschütterungen eine Dämmung in den USP-Abschnitten ab 50 Hz mit maximaler

Dämmung von 15 – 20 dB. Ab 200 Hz bis 400 Hz folgen die Unterschiede in den

Achslagerbeschleunigungen den Unterschieden in der Schienenrauheit zwischen USP- und

Referenzabschnitten (siehe Abbildung 8-1).

Abbildung 8-2: Differenz der Achslagerbeschleunigungen und Erschütterungen USP gegenüber Referenz in Lengnau – Pieterlen

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9 Vergleich Schallmessungen on board mit Aussenlärm messungen

In folgender Abbildung 9-1 sind die on board Achslager- und Schall-Differenzspektren USP

- Referenz der Lärmzunahme beim Schallemissionsmesspunkt in 7.5 m Abstand zum Gleis

gegenübergestellt. Für die on board Messungen wurde der PROSE Messwagen verwendet,

der die Strecke Lengnau – Pieterlen mit 80 km/h passierte. Zu diesem Zeitpunkt fanden

allerdings keine Schallemissionsmessungen im Freifeld in 7.5 m Abstand zum Gleis statt.

Deshalb ist in Abbildung 9-1 zum Vergleich die Lärmzunahme für einen ICN mit 110 km/h

dargestellt. Die ausgewiesenen Lärmzunahmen in Abbildung 6-13 und Abbildung 6-14

haben gezeigt, dass die Lärmzunahmen in Lengnau – Pieterlen wenig

geschwindigkeitsabhängig sind, sondern massgeblich von der Radrauheit abhängen. Daher

wird für diesen Vergleich ein ICN mit bekanntlich glatten Rädern herangezogen, der

gegenüber der Regelgeschwindigkeit relativ langsam unterwegs war.

Abbildung 9-1 zeigt, dass sich die Lärmzunahme im vorliegenden Fall ab 800 Hz mit on

board Achslager- oder Schallmessungen einigermassen erfassen lässt, unterhalb 800 Hz

besteht allerdings eine grössere Differenz. Die Schwingungsmessungen auf der Schwelle

haben gezeigt, dass insbesondere bei 630 Hz, die Lärmzunahme massgeblich von der

Schwelle kommt (siehe Abbildung 7-2). Die Achslagerbeschleunigungen zeigen in diesem

Terzband kaum Unterschiede zwischen Referenz und USP-Abschnitten, was darauf

hindeutet, dass auch die Schwelle im Bereich der Schienenbefestigung nicht verstärkt

schwingt, nur bei den Messpunkten in Schwellenmitte und am Schwellenende. Die

Schallmessungen on-board mit einem Mikrofon im Drehgestell erfassen diese

Lärmzunahme schon besser als die Achslagerbeschleunigungen, aber auch nicht

vollständig. Ein Grund für die Differenz in den tiefen Frequenzen könnte die

unterschiedliche TDR sein. Die sehr tiefe TDR in den tiefen Frequenzen in den USP-

Abschnitten im Vergleich zur Referenz führt dazu, dass das Gleis über eine grosse Länge

verstärkt schwingt und Schall abstrahlt. On-board werden davon allerdings nur die

drehgestellnahen Schallanteile erfasst im Gegensatz zum Freifeldmesspunkt in 7.5 m

Abstand zum Gleis.

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Abbildung 9-1: Differenz der Achslagerbeschleunigungen (oben), Schallmessungen on board (unten) im Vergleich zu Differenz Schallemission Freifeld USP gegenüber Referenz in Lengnau – Pieterlen

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10 Hypothesen der Lärmzunahme bei Schwellenbesohlun gen

10.1 Hypothesen

10.1.1 Hypothese 1: Schienenrauheit

In Pratteln, Bellach – Solothurn und Kiesen wurden die Schallemissionen jeweils zu zwei

Zeitpunkten nacheinander gemessen. In allen Fällen resultierte eine weitere Lärmzunahme,

obwohl am Oberbau an sich nichts verändert wurde. Bekannt ist, dass die Schienenrauheit

ein wichtiger Einflussparameter auf den Lärm ist, der sich über die Zeit verändern kann. Die

Lärmzunahmen in Tabelle 2 zeigen in fast allen Fällen, dass die weitere Lärmzunahme über

die Zeit bei IC-Zügen höher ist als bei Güterzügen, was ein klares Indiz ist, dass sich die

Schienenrauheit im Vergleich zur Referenz verschlechtert hat.

Die Schienenrauheitsmessungen an sich, wie in Kapitel 6.1.1 dokumentiert, zeigen aber

auch ein anderes Bild. So ist die Schienenrauheit in Lengnau – Pieterlen mit weicher USP

(allerdings auch mit weicher Zw) wesentlich tiefer als bei der Referenz. Auch in Kiesen

wurde die tiefste Schienenrauheit in einem Abschnitt mit weicher USP gemessen.

Allerdings handelt es sich nur um einmalige Messungen, es fehlen

Schienenrauheitsmessungen über die Zeit, die die Entwicklung zeigen.

Klar ist allerdings, dass auch bei vergleichbarerer Schienenrauheit von Referenz und USP-

Abschnitt eine Lärmzunahme eintritt. Dies gilt z.B. für Pratteln (Messung Feb 2007), Kiesen

(USP1, USP5) und Bellach – Solothurn (USP6). Dies bedeutet, dass die Schienenrauheit

nur einen Teil der Lärmzunahmen erklären kann. Es braucht auf jeden Fall weitere Effekte,

die die Lärmzunahme schlüssig erklären können.

10.1.2 Hypothese 2: Gleisabklingrate TDR

In Lengnau – Pieterlen wurde in den USP-Abschnitten eine sehr geringe TDR festgestellt,

die sicherlich zu einem wesentlichen Teil für die Lärmzunahme (trotz niedrigerer

Schienenrauheit) verantwortlich ist. Ob die USP allerdings einen Einfluss hat auf die TDR

ist unklar. Es ist durchaus möglich, dass die weiche (oder sehr weiche) Zw alleine zu einer

solchen TDR führt. Weitere TDR-Messungen in Kiesen, Pratteln und Bellach – Solothurn

fehlen leider, die den alleinigen Einfluss der USP auf die TDR zeigen würden. Ein Indiz gibt

es allerdings noch, nämlich die Schienenschwingungsmessungen in Pratteln. Geht man

davon aus, dass die Schienenrauheit im Februar 2007, kurz nach der Oberbauerneuerung

mit neuen Schienen und Neulagenschliff, im Referenz- und USP-Abschnitt vergleichbar ist,

was durchaus wahrscheinlich ist, dann wäre ein Unterschied in den Schienenschwingungen

primär auf eine unterschiedliche TDR zurückzuführen. Die Schienenschwingungen sind im

Referenz- und USP-Abschnitt im Februar 2007 allerdings sehr ähnlich. Die

Schlussfolgerung daraus ist (unter obigen Annahmen), dass sich die TDR nicht wesentlich

verändert, auch wenn eine weiche USP eingebaut wird. Diese Aussage basiert allerdings

nur auf einer einzigen Messung mit gewissen Annahmen. Zudem bezieht sich diese

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Folgerung nur auf die TDR vertikal, da in Pratteln auch nur die vertikalen

Schienenschwingungen gemessen wurden.

Alles in allem fehlen zurzeit Argumente, die belegen würden, dass eine USP die TDR

negativ beeinflusst und damit die Lärmzunahme erklären würde.

10.1.3 Hypothese 3: Schwellenschwingungen

Neben Rad und Schiene ist die Schwelle ein wesentliches schallabstrahlendes Element.

Dies zeigt Abbildung 10-1, die die Schallemission eines Güterzuges bei weicher Zw im

Frequenzbereich, aufgeteilt in diese drei Elemente, darstellt. Die Schwelle strahlt

hauptsächlich im Frequenzbereich von ca. 100 – 1000 Hz Schall ab. Abbildung 10-1 zeigt,

dass bei weicher Zw der Gesamtpegel bis ca. 400 Hz massgeblich von der Schwelle

beeinflusst wird.

Beim Standardoberbau ist die Schwelle im Schotter eingebettet, die Schwingungen werden

gedämpft über Reibung in den Kontaktflächen Schwelle – Schotter, zwischen den

Schotterkörnern und in den Schotter und den Unterbau geleitet.

Mit einer Schwellenbesohlung werden diese Schwingungen zum Teil reflektiert, verbleiben

damit in der Schwelle, womit die Dämpfung erheblich reduziert wird. Zudem ist die

Steifigkeit der Lagerung der Schwelle mit USP deutlich reduziert, was ebenfalls zu höheren

Schwingamplituden führt.

Abbildung 10-1: Schallanteile von Rad, Schiene und Schwelle bei einem Güterzug 100 km/h (Oberbau weiche Zw), berechnet mit TWINS [1]

Die Schwingungsmessungen in Pratteln im Februar 2007 zeigen eindeutig, dass die

Schwelle massgeblich die Lärmzunahme verursacht, da eine verstärkt vertikal schwingende

Schiene als mögliche Ursache entfällt. Denkbar ist allenfalls, dass eine verstärkt horizontal

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schwingende Schiene zur Lärmzunahme beiträgt. Messungen, die das belegen könnten,

fehlen allerdings. Die Tatsache, dass die Schwellenschwingungen im USP-Abschnitt in

Pratteln deutlich stärker zunehmen als die vertikalen Schienenschwingungen lässt darauf

schliessen, dass die Schwelle zwischen und ausserhalb der Schienenbefestigungspunkte

schwingt.

Auch Lengnau – Pieterlen zeigt klare Indizien aufgrund der Schwellenschwingungs-

messungen im Vergleich zur Schallemission, dass Schwellenschwingungen (neben der

deutlich reduzierten TDR) einen Teil der Lärmzunahme verursachen.

Vergleicht man die Lärmzunahmen bei den Oberbauten mit harter und weicher Zw, stellt

man zudem fest, dass die Lärmzunahme bei harter Zw mit USP tieffrequent bis 400 Hz

deutlich höher ist, da Schiene und Schwelle mit harter Zw in diesem Frequenzbereich

schwingungstechnisch gekoppelt sind im Gegensatz zur weichen Zw, die die Schwelle ab

ca. 250 Hz von der Schiene entkoppelt. Dies ist ein weiteres Indiz, dass die Schwelle

wesentlich zur Lärmzunahme beiträgt.

Denkbar ist auch, dass sich die Bettung der Schwelle im Schotter über die Zeit mit bzw.

ohne Besohlung unterschiedlich entwickelt, und sich damit das dynamische Verhalten der

Schwelle verändert. Dies wäre eine weitere mögliche Erklärung für die Lärmzunahme über

die Zeit in Pratteln, Kiesen und Bellach – Solothurn.

10.2 Kenntnislücken

Um die Hypothesen bestätigen zu können und offene Fragen zu klären, wären weitere

Messungen erforderlich:

• Entwicklung der Schienenrauheit: Schienenrauheitsmessungen in bestimmten

zeitlichen Abständen, ausgehend von einem definierten Zustand, z.B. nach

Schienenschleifen. Vergleich der Schienenrauheitsentwicklung bei Referenz- und

USP-Oberbau. Interessant sind auch die Unterschiede verschiedener

Kombinationen von harter / weicher Zw mit steifer / weicher USP.

• TDR Messungen für die verschiedenen Kombinationen von harter / weicher Zw mit

steifer / weicher USP. Abgesehen vom Oberbau ohne USP mit harter / weicher Zw

ist zurzeit nur die TDR bei weicher Zw mit weicher USP bekannt.

• Schwingungsmessungen Schiene vertikal / horizontal, Schwelle vertikal in

Schwellenmitte / Schwellenende.

• Mobilität der Schwelle, Vergleich mit / ohne USP, Eigenfrequenzen und Eigenformen

der Schwelle

• Oberbaukombination weiche Zw mit steifer USP wurde im Rahmen dieses Auftrages

nicht im Detail untersucht, wäre aber aus Sicht der Instandhaltung sicherlich eine

interessante Kombination. Ein Messbericht zu so einem Oberbau wurde

nachgereicht [20]. Er zeigt eine stark ansteigende Mobilität der Schwelle mit USP ab

100 Hz aufwärts im Vergleich zur Schwelle ohne Besohlung. Dieses Resultat deckt

sich mit den Schwellenschwingungsmessungen in Pratteln. Die Aussenschallpegel

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waren allerdings durch die Besohlung nur um 0.2 dB erhöht (gegenüber Referenz

mit gleicher Zw).

• Für Oberbau mit Schwellenbesohlung müsste die TDR Messung ergänzt werden mit

weiteren Messpunkten auf den Schwellen in unterschiedlichen Abständen zur

Anregung, um zusätzlich zum Abklingverhalten der Schienen auch das

Abklingverhalten der Schwellen besser zu kennen.

• Um die Schwingungen der Schwelle gut bewerten zu können, wäre es sinnvoll auch

die Auflagerung der besohlten Schwelle im Schotter bzw. die standortspezifischen

Eigenschaften des Schotters aufzunehmen. Diese Eigenschaften des Oberbaus

können das Schwingverhalten der Schwelle beeinflussen und sich mit der Zeit durch

Veränderung der Kontaktfläche zwischen Schwelle und Schotter verändern.

10.3 Ansatzpunkte für Verbesserungen und zukünftige Untersuchungen

Sinnvolle zukünftige Untersuchungen sind im vorhergehenden Kapitel aufgeführt.

Diese Untersuchungen, insbesondere der Schwellenschwingungen, geben möglichweise

Ansatzpunkte, wie eine Schwelle mit Schwellenbesohlung optimiert werden müsste, damit

sie einerseits weniger oder anders schwingt und andererseits weniger Schall abstrahlt. Mit

weicher Zw wird die Schwelle zudem weniger zu Schwingungen angeregt, allerdings mit

dem Nebeneffekt, dass die Schiene dafür mehr schwingt und Schall abstrahlt. Generell ist

für eine Lärmreduktion an allen Bauteilen des Oberbaus höhere Dämpfung erforderlich

(Schiene, Schwelle, Zw, USP). Bei der Zw und USP ist in diese Richtung sicherlich noch

einiges möglich, auch bei Betonschwellen müsste eine höhere Dämpfung technisch

machbar sein. Da jedes Bauteil eine gewisse Abstrahlcharakteristik hat, wäre ein weiterer

Ansatzpunkt, die Schwingungen so zu steuern, dass die Bauteile nur in Frequenzbereichen

stark schwingen, in denen sie wenig abstrahlen. Die bisherigen Untersuchungen zeigen

zumindest bei einem Oberbautyp einen positiven akustischen Aspekt, nämlich die niedrige

Schienenrauheit in Lengnau – Pieterlen mit weicher Zw und weicher USP. Darauf

aufbauend könnte man versuchen, die Schwellenschwingung bei 630 Hz zu eliminieren und

die TDR, z.B. mit mehr Dämpfung in der Zw, zu erhöhen.

Grundsätzlich gilt es das Gesamtsystem Oberbau akustisch zu optimieren, d.h. die

Steifigkeiten Zw, USP sowie die Geometrie von Schienen und Schwelle zu variieren, bis

das Minimum an Schallabstrahlung gefunden ist. Dafür eignen sich FE-Tools mit der

Möglichkeit zur Berechnung der Schallabstrahlung mittels Fluid-Struktur Interaktion (FSI).

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11 Literatur

[1] Railway Noise and Vibration

David Thompson, Elsevier, 2009

[2] Bahnakustik Fachtagung 2014

diverse Autoren, Müller BBM GmbH, 2014

[3] sonRAIL Projektdokumentation

Drangu Sehu et al., Schweizerische Eidgenossenschaft, 26. Mai 2010

[4] Gleisseitige Schallemission – Experimentelle Quantifizierung und Bewertung

konstruktiver Massnahmen

Dissertation Ch. Gramowski, TU Berlin, 8. Februar 2013

[5] Teststrecke Lengnau – Pieterlen, Aussenlärm-Messungen

Planteam GHS AG, 27. Januar 2014

[6] Schienenrauheitsmessung bei Pieterlen

Müller-BBM Schweiz AG, Bericht Nr. C89404/01, 16. August 2013

[7] TDR Messung bei Pieterlen

Müller-BBM Schweiz AG, , Bericht Nr. C89403/01, 21. August 2013

[8] Pratteln, Lärm-Emissionsmessungen

Gruner AG, 15. Juni 2007

[9] Messung der Schienenrauheit in Bellach 23./24. August 2008

Scheuchzer SA, 5. Januar 2009

[10] Lärm-Messungen SBB Schwellenbesohlung Bellach – Solothurn West

Grolimund & Partner AG, A2714 / 8. August 2006

[11] Schwellenbesohlung Bellach – Solothurn West Lärmmessungen 2008

Grolimund & Partner AG, A3056 / 2. September 2008

[12] Lärm-Emissionsmessungen SBB Oberbau Bahnhofbereich Kiesen

Grolimund & Partner AG, A2551 / 8. November 2005

[13] Schallmesswagenfahrten auf der Strecke von Bern nach Thun (Schweiz) mit

unterschiedlichen Schwellenbesohlungen in Kiesen

DB Systemtechnik, 07-P-7135-TZF12.1, 10.09.2007

Bericht 04-03-01033 Rev. 1.00 60 / 60

04-03-01033 1.00 -

[14] Luftschallmessungen zur Ermittlung der Wirkung von Schwellenbesohlungen auf die

Schallabstrahlung in Kiesen (CH)

DB Systemtechnik, 06-I-6333-TZF12.1, 02.11.2006

[15] Under Sleeper Pads, Work Package WP 3

UIC, DB Systemtechnik, 06-I-6333-TZF12, 2007 July 13th

[16] Einfluss von Schwellenbesohlungen auf die Direktschallemissionen des Zugverkehrs

SBB, 31. März 2009

[17] Analyse USP und Lärmzunahme bei Versuchsstrecken SBB

SBB, Version 12.7.14

[18] USP Teststrecke Lengnau-Pieterlen, Einsenkungs-, Setzungs-,

Querverschiebewiderstands- und Schwingungsmessung

SBB Mess- und Diagnosetechnik, MD_0733, 24.07.2013

[19] Fahrbahndynamische Messungen Pratteln 2006/2007

SBB Mess- und Diagnosetechnik, MD_0121 Pratteln, 29.02.2008

[20] GBT offene Strecke Nord Schwellenbesohlung, Messungen seit IBN bis Sommer

2014

Basler & Hofmann AG, Bericht Nr. 5237.000-002, 5. September 2014

[21] Vergleich Zwischenlagen, Vergleichsmessungen Abschlussbericht

PROSE AG, Bericht Nr. 02-00952, 24.06.2015

[22] Axle box measurements on tracks with under sleeper pads

PROSE AG, Report Nr. 04-03-00825 Rev. 1.00, 10.12.2013

[23] Measurement report about a new under sleeper test track in a curve

EU Project RIVAS, WP 3.3, Deliverable D3.8, Roger Müller, Yves Brechbühl,

11.12.2013

[24] Die horizontale Gleislagestabilität des Schotteroberbaus mit konventionellen und

elastisch besohlten Schwellen

Technische Universität München, Dissertation Dimitre L. Illiev, 28.09.2011