Bericht der Abteilung Paderborn für die Zeit vom 1. Juni ... · 1977 Prof. Wilhelm Winkelmann,...

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Bericht der Abteilung Paderborn für die Zeit vom 1. Juni 1976 bis zum 30. Juni 1977 Wir trauern um den Tod folgender Mitglieder In Paderborn: Prälat, em. Domkapitular Geist!. Rat a. D. Gerhard Baumjohann Dr. Philipp Behler Dip!.-Optiker Hermann Haase Auswärts: Paul Haaben, Olsberg-Assinghausen Ob.Stud.-Dir. i. R. Dr. Joseph Johnen, Lippstadt Neu beigetreten sind dem Verein In Paderborn: Konrektor Andreas Albers Alex Benteler Michael Doose Heinz Emrich Lehrerin Johanna Friedmann Studienrat Dr. phi!. Friedhelm Golücke Heidemarie Heywinke! Dr. Hans- J oachim Horstkemper Studienrat Rudolf Hunstig Auswärts: Dr. Otmar Allendorf, Leiter der Volkshochschule Pader- born, Bad Lippspringe Oberstudienrat Rudolf Benteler, Bad Lippspringe Justizamtsrat Kar! Bohlemann, Soest Frau G. Busch, Arnsberg 2 Frau Bibliothekarin Edeltraud Büchler, Bad Driburg Dr. Peter Frhr. v. Fürstenberg, Büren-Gut Holthausen Hans Hachmann, Bad Lippspringe Lehrer Josef Hansmann, Steinheim Frau Clothilde Pöppel Studienrat i. R. Eberhard Sprenger Zahnarzt Hans Wienold Altbürgermeister Christoph Tölle Propst i. R. Ehrendechant Domkapitular Josef Parensen, Brilon Buchdrucker Josef Schäfers, Letmathe Ralf Kampmann Stud.-Direktorin Elisabeth Lücke Eva-Christel Marzi Se . Exzellenz Titularbischof Dr. Friedrich M. Rintelen Frau Anneliese Schöningh Frau Luzi Schumacher Frau Luise Stricker Frau Lea Smaragda Sucrow Frau Apothekerin Hildegard Hartmann, Delbrück Apotheker Hans Hartmann, Delbrück Oberschulrätin i. R. Kaethe Herbort, Rietberg Prof. Dr. Philipp Kaiser, Obereichstätt Dip!.-Volkswirt Heinz Kleiböhmer, Hamm-Berge 2 Dip!.-Kaufmann Dr. Kunibert Knieper, Wickede Kaufmann Anton Koch, Fürstenberg/Weser Quelle: Westfälische Zeitschrift 126/127, 1976/1977 / Internet-Portal "Westfälische Geschichte" URL: http://www.westfaelische-zeitschrift.lwl.org

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Bericht der Abteilung Paderborn für die Zeit vom 1. Juni 1976 bis zum 30. Juni 1977

Wir trauern um den Tod folgender Mitglieder

In Paderborn:

Prälat, em. Domkapitular Geist!. Rat a. D. Gerhard Baumjohann

Dr. Philipp Behler Dip!.-Optiker Hermann Haase

Auswärts:

Paul Haaben, Olsberg-Assinghausen Ob.Stud.-Dir. i. R.

Dr. Joseph Johnen, Lippstadt

Neu beigetreten sind dem Verein

In Paderborn:

Konrektor Andreas Albers Alex Benteler Michael Doose Heinz Emrich Lehrerin Johanna Friedmann Studienrat

Dr. phi!. Friedhelm Golücke Heidemarie Heywinke! Dr. Hans-J oachim Horstkemper Studienrat Rudolf Hunstig

Auswärts:

Dr. Otmar Allendorf, Leiter der Volkshochschule Pader­born, Bad Lippspringe

Oberstudienrat Rudolf Benteler, Bad Lippspringe

Justizamtsrat Kar! Bohlemann, Soest Frau G. Busch, Arnsberg 2 Frau Bibliothekarin

Edeltraud Büchler, Bad Driburg Dr. Peter Frhr. v. Fürstenberg,

Büren-Gut Holthausen Hans Hachmann, Bad Lippspringe Lehrer Josef Hansmann, Steinheim

Frau Clothilde Pöppel Studienrat i. R. Eberhard Sprenger Zahnarzt Hans Wienold Altbürgermeister Christoph Tölle

Propst i. R. Ehrendechant Domkapitular Josef Parensen, Brilon Buchdrucker Josef Schäfers, Letmathe

Ralf Kampmann Stud.-Direktorin Elisabeth Lücke Eva-Christel Marzi Se. Exzellenz Titularbischof

Dr. Friedrich M. Rintelen Frau Anneliese Schöningh Frau Luzi Schumacher Frau Luise Stricker Frau Lea Smaragda Sucrow

Frau Apothekerin Hildegard Hartmann, Delbrück

Apotheker Hans Hartmann, Delbrück Oberschulrätin i. R. Kaethe Herbort,

Rietberg Prof. Dr. Philipp Kaiser,

Obereichstätt Dip!.-Volkswirt Heinz Kleiböhmer,

Hamm-Berge 2 Dip!.-Kaufmann

Dr. Kunibert Knieper, Wickede Kaufmann Anton Koch,

Fürstenberg/W eser

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464 Bericht der Abteilung Paderborn

Ministerialrat Dr. Franz Lammert, Neuss

Dipl.-Volkswirt Walter May, Arnsberg 2

Walter Menke, Arnsberg 1 Frau Heidi Osburg, Elsen Jochen Penke, Bad Driburg Studiendirektor Alfred Pothmann,

Duisburg Bernhard Rebbe, Grundsteinheim Oberst a. D. Helmut Ritgen,

Warstein Oberstaatsarchivrat a. D.

Dr. Erich Sandow, Detmold

Frau WilheImine Schäfer, Arnsberg 2 Dipl.-Kaufmann Dieter Schleithoff,

Hamrn Studienassessor Meinolf Schulte,

Brakel Frau Erika Schurnacher, Wetter Frau Elke Templin, Arnsberg 1 Ing. (grad) Fritz Wahrenburg,

Warburg Assessor Fritz Timmermann,

Arnsberg 2 Rechtsanwalt u. Notar

Bernward Wübbecke, Arnsbcrg 1

Von der Abteilung Münster wurden an uns überwiesen: Amtsgerichtsrat Anton Heinemann,

Paderborn Frau Dr. rned. Leni Isphording,

.iX.rztin, Geseke Dr. Hans-Georg Stephan, Göttingen

Der Abteilung Münster wurde überwiesen: Frau Paula Habig, Herdecke

Zu den Körperschaften kamen hinzu: Institut für Kirchengeschichtliche Forschung des Bistums Essen, Essen 1 Stadt Lippstadt, Verkehrs- und Kulturamt Stadtverwaltung Stadt Rietberg 1

Studierende Mitglieder 1977: Guido Apel Heinrich Bartoldus Hildegard Berbüsse Werner Damm Hans-Detlev Duberg Christian Elbing Thomas Franke Walter Frigger Helmut Funke Karl-Peter Goretzka Wilfried Hartleb Wolfgang Hausmann Kenneth Hoffer J oseph Hoppe Hermann Hundt Andreas Kaufmann Bernhard Kirschbaum Brunhilde Knapp

Alfons Kolkmann Norbert Kühn Eckhard Mersch Volker Mersch Paul Pizala H. P. Potthast Franz Riester Theodor Roggel Horst Schneider Gerhard Schnellen Aloys Schwersmann Wilhe1m Siemen Peter Schliffke Danny Schmitz Ulrich Thebing Hildegard Vorjohann Markus Wesche Barbara Wiemers

Das Provinzial institut für Westfälische Landes- und Volksforschung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe und die Abteilung Münster und Paderborn des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalen führ­ten in diesem Jahr am 18. und 19. September in Bad Driburg den Tag der Westfälischen Geschichte durch.

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Bericht der Abteilung Paderborn 465

Die Sommers tu dien fahrt führte einhundertzwanzig Mitglieder zur Bischofsstadt Fulda, da zwischen Fulda und Paderborn vielerlei Beziehun­gen bestehen.

Im Winter halbjahr wurden folgende Vorträge gehalten:

9. 11. 1976 Frau Dr. Hiltrud Westermann-Angerhausen, Hamburg: Gotische Plastik aus dem Diözesanmuseum Paderborn (mit Lichtbildern)

7.12 . 1976 Grabungsleiter Anton Doms, Bielefeld: Die Grabungen am ottonischen Stift in Geseke (mit Lichtbildern)

11. 1. 1977 Prof. Wilhelm Winkelmann, Münster : Paderborn 1977 (mit Lichtbildern)

8. 2.1977 Dr. Manfred Balzer, Münster: Zur Geschichte des Grundbesitzes In der Paderborner Feld­mark

1. 3.1977 Studienrat Dr. Rainer Decker, Paderborn : Bürgermeister und Ratsherren in Paderborn vom 13. bis zum 17. Jahrhundert

Der Vortrag von Dr. Rainer Decker beruhte auf seiner gleichnamigen Arbeit, die in der Reihe .,Studien und Quellen zur Westfälischen Ge­schichte« erscheint.

Vorstand und Beirat trafen sich am 4. März 1977 zu einer Sitzung im Adam- und Eva-Haus. Schatzmeister Diplom-Kaufmann Jakob Boden stellte sein Amt zur Verfügung. Vorstand und Beirat dankten ihm für seine aufopferungsvolle Tätigkeit und beauftragten Frau Apothekerin Elisabeth Michels, Salzkotten, mit der Wahrnehmung des Schatzmeisteramtes bis zu den nächsten Vorstandswahlen. Der Entwurf eines Vertrages mit der Stadt Paderborn über die Leihgaben für das Museum für Stadtgeschichte wurde erörtert und geändert. Vorstand und Beirat sind bereit, die nicht aus Pa der­born und dessen engerer Umgebung stammenden Museumsstücke als Leih­gaben den dafür in Frage kommenden Museen zu überlassen.

Das Museum für Stadtgeschichte im Adam- und Eva-Haus zu Paderborn wurde am 23. März im Beisein des Vorstandes der Abteilung Pa,derborn er­öffnet. Der Vereins direktor dankte der Stadt dafür, daß die Museumsbe­stände, die bis zum Kriegsende im Rathaus zu Paderborn ausgestellt waren, nun wieder der Offentlichkeit zugänglich gemacht werden konnten.

Die Jahreshauptversammlung fand am 16. April 1977 im Karl-Ernst­Osthaus-Museum in Hagen statt. Bürgermeister Stracke überbrachte die Grüße der Stadt Hagen, Direktor Dr. Hartlieb von Wallthor die der Ab­teilung Münster. Mit Interesse folgten die Zuhörer dem Vortrag von Frau Dr. Herta Hesse-Frielinghaus über Karl Ernst Osthaus.

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466 Bericht der Abteilung Paderborn

Nach einer Führung durch das Museum wurde die eigentliche Hauptver­sammlung durch Vereins direktor Dr. Hohmann eröffnet. Nach Verlesung des Protokolls der letzten Hauptversammlung, das einstimmig gebilligt wurde, berichtete der Direktor über das vergangene Geschäftsjahr. Beson­deres Interesse fand der Vertrag mit der Stadt Paderborn zu den Leihgaben des Vereins. Dr. Hohmann wies darauf hin, daß die vorgeschichtlichen Funde später im Pfalzmuseum der Offentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Nachdem zur Kassenlage Bericht erstattet und der Prüfungsbericht gege­ben war, wurde dem Vorstand einstimmig Entlastung erteilt.

Am Nachmittage besichtigten die Vereinsmitglieder das neue Freilicht­museum technischer Kulturde'1kmale in Hagen.

Im Rahmen der Jahrestagung der Historischen Kommission für Westfalen in Paderborn sprach Professor Dr. Alwin Hanschmidt, Vechta, am 19. April über die Familie Fürstenberg und das Fürstbistum P~derborn. Zu diesem Vortrag hatte auch der Altertumsverein eingeladen.

Paderborn, den 30. Juni 1977

D r. Ho hm an n

Vereinsdirektor

Lengeling

Schriftführer

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Kurzberichte über 1976/77 gehaltene Vorträge

Bernd Hey: Der evangelische Kirchenkampf In Westfalen (1933-1945)

Kurzfassung des Vortrages am 13. 1. 1976

Der eigentliche Beitrag Westfalens zum Kirchenkampf liegt weniger in der theologischen Auseinandersetzung der Bekennenden Kirche mit den An­schauungen des Nationalsozialismus und der Deutschen Christen als viel­mehr in dem erfolgreichen Kampf um die kirchlichen Institutionen, in der zähen Verteidigung des überkommenen presbyterialsynodalen Aufbaus der westfälischen evangelischen Kirche gegenüber einem nach dem Führerprinzip errichteten Kirchenregiment und in der Abwehr außerkirchlicher Eingriffe von Staat und NSDAP. In dieser Auseinandersetzung konnte sich die Be­kennende Kirche Westfalens auf etwa 90 Ofo der Pfarrer und aktiven Ge­meindemitglieder stützen; auf Grund ihrer zahlenmäßigen und theologischen überlegenheit konnte sie unter der Führung des Präses der Provinzialsynode Karl Koch denn auch dauernd zwar nicht uneingeschränkte, aber doch erheb­liche eigene kirchenleitende Funktionen wahrnehmen und bewahren - so­wohl in der kurzen Episode des deutschchristlichen Bischofs des Evange­lischen Bistums Münster Bruno Adler 1934 als auch unter dem Reichskirchen­ministerium und den Kirchenausschüssen 1935/36 und in der Zeit der von den Konsistorien »verwalteten Kirche« ab 1937. Schon früh und entschieden praktizierte die Bekennende Kirche in Westfalen das sog. kirchliche Not­recht, indem sie Kirchensteuern, Kollekten, Pfarrstellenbesetzungen, die Ver­fügung über kirchliche Gebäude urid Räume sowie den Geschäftsverkehr mit den Gemeinden für sich in Anspruch nahm. Auf dieser Grundlage konnte sich die Bekennende Kirche in der Auseinandersetzung mit den Deutschen Christen durchsetzen; schwieriger wurde es allerdings für sie, als sich ab 1935 der nationalsozialistische Staat mehr und mehr in die Kirchenpolitik einschaltete. Bemerkenswert war die Einrichtung der doppelten Geistlichen Leitung in Westfalen 1936, die bis 1945 getrennt für die bei den kirchen­politischen Parteien Bekennende Kirche und Deutsche Christen die Aufgaben des früheren Generalsuperintendenten wahrnahm.

In Westfalen kam es schon früh zu einem staatlichen Engagement in kirch­lichen Fragen, allerdings auch zu Zwistigkeiten zwischen Oberpräsident und Regierungspräsidenten über den dabei einzuschlagenden Kurs. Bedeuten­deren Einfluß auf das inner kirchliche Geschehen aber nahm die Geheime Staatspolizei, in Westfalen vertreten durch die drei Staatspolizeistellen in Bielefeld, Dortmund und Recklinghausen bzw. Münster. Gegenüber der kirchlichen Opposition verfügte die Staatspolizei über ein reichhaltiges Arse­nal an Zwangs- und Strafmaßnahmen: dazu gehörten u. a. die intensive überwachung der Tätigkeit der kirchenpolitischen Gruppen, Haussuchungen,

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polizeiliche Vernehmungen, Verhaftungen und Inschutzhaftnahmen, ferner Aufenthalts- und Redeverbote und finanzielle Pressionen - alles Maß­nahmen, gegen die die Betroffenen kaum Rechtssicherungen in Anspruch nehmen konnten.

Vor einer einseitigen Wertung des Kirchenkampfes muß gewarnt werden : Wie man einerseits die Grenze des innerkirchlich motivierten und intendier­ten Widerstandes der Bekennenden Kirche erkennen muß, so andererseits den Mut und die Opferbereitschaft jener Mitglieder der Bekennenden Kirche, die in ihrem Kampf um Kirchenordnung und Bekenntnis oft genug den nationalsozialistischen Staat selbst zum Gegner hatten, der in jedem Wider­stand politischen Widerstand sah und diesem mit der ganzen Härte des totalitären Staates gegenübertrat. Im Gesamtgemälde des Kirchenkampfes erhält Westfalen seinen besonderen Platz durch seine hartnäckige Verteidi­gung des alten Bekenntnisstandes und der alten Kirchenordnung, die hier seltene Erfolge erzielte. Diese Erfolge aber führten zu der bemerkenswerten Stellung Westfalens zwischen den zerstörten und den intakten evangelischen Kirchen und zu dem Sonderweg, den die westfälische Kirche ab 1935 unter dem ihr einzig verbliebenen legalen Amtsträger, Präses Koch, beschritt und der nach 1945 zur Entstehung einer selbständigen Landeskirche führte.

(Bernd Hey, Die Kirchenprovinz Westfalen 1933- 1945, Beiträge zur Westfälischen Kirchengeschichte Band 2, Bielefeld 1974.)

Hiltrud Westermann-Angerhausen:

Gotische Plastik im Paderborner Diözesan-

museum

Kurzfassung des Vortrags am 9. 11. 1976

Mit ihrem Vortrag über gotische Plastik im neuen Paderborner Diözesan­museum am 9. 11. 1976 unternahm Frau Dr. Hiltrud Westermann-Anger­hausen den Versuch, neben altbekannten Kunstwerken auch solche vorzu­stellen, die durch die Präsentation im neuen Hause erst oder wieder ins Licht gerückt sind.

Die hervorragend gearbeiteten Figuren vom Portal der Busdorfkirche (SK 80/82), um 1425 entstanden, von Pieper und Meyer-Barkhausen zwi­schen 1929 und 1939 einem sicherlich zu umfassend definierten Werkstatt­kreis von westfälischen Sandsteinskulpturen zugeordnet, wurden als Erzeug­nisse einer Paderborner Bildhauerwerkstatt angesprochen. Die individuelle Gestaltung vor allem der Apostelgewänder und der Typus der Madonnen­figur, für die in den von Pieper und Meyer-Barkhausen zusammengestellten Gruppen kaum Vergleichbares nachweisbar ist, sind eher von Soester (Ma­donna) und Kölner (Apostel) Vorbildern abhängig. Die "Charakterköpfe« der Apostel, vor allem Nase und Haarstil des Andreas, machen die Verbin-

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Bericht der Abteilung Paderborn 469

dung zu einer weiteren, bisher ebenfalls nicht fest zugeordneten Paderborner Sandsteinskulptur möglich, der kleinen Anna-Maria-Gruppe (SK 72), aus dem Anfang des Jahrhunderts. Die eindeutige Paderborner Provienz beider Werke sowie die Schwierigkeit, sie in die bisher erkannten Gruppen gleich­zeitiger Sandsteinplastik einzuordnen, machen wahrscheinlich, daß diese Fi­guren in einer Paderborner Werkstatt geschaffen wurden, die somit im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts faßbar wäre.

Zwei Holzskulpturen aus dem Sauerland, Bischofsheilige aus Serkenrode und Alme (SK 114, 224), wurden als Erzeugnisse einer vielleicht in Hallen­berg beheimateten Werkstatt angesprochen, die im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts mehrere Orte im Hochsauerland versorgte, wie weitere Heili­genfiguren in Cobbenrode (hl. Franz, Madonna, Antonius Eremita, hl. Eli­sabeth), Madfeld (Madonna), Schliprüthen (Katharina) und Hallenberg selbst (Barbara, Liborius, Bonifatius) beweisen.

Eine andere »provinzielle«, für den lokalen Bedarf arbeitende Werkstatt im Sauerland wird mit einer Gruppe VOn 12 Apostelreliefs aus Rahrbach (SK 374) und seiner thronenden Madonna (SK 377) aus der nahegelegenen Kapelle in Kruberg faßbar, die Unter Umständen einem gemeinsamen Altar­schrein entstammen. Der Meister der Rahrbacher-Kruberger Figuren arbei­tete nach dürerzeitlichen Stichvorlagen, während die »Hallenberger Gruppe« sich eher an geschnitzten Vorbildern wie denen des Osnabrücker Meisters zu orientieren scheint. Auf Werke dieser Art, die neben bedeutenderen ihren Platz im Diözesanmuseum haben, wurde auch deshalb ausführlich aufmerk­sam gemacht, weil sie in den Museen allzuleicht als »Magazinware« abquali­fiziert werden, aus den Kirchen, für die sie gemacht wurden, dagegen allzu­leicht verschwinden. Aber schon der Zusammenhang einer solchen, nur noch in Resten faßbaren Gruppe VOn Werken ist, ganz abgesehen vom künstleri­schen Niveau, kulturhistorisch bedeutsam und erlaubt Rückschlüsse auf die rege künstlerische Tätigkeit abseits der großen Zentren. Mit mehreren Skulp­turen der niedersächsischen Schnitzerwerkstätten vom Anfang des 16. Jahr­hunderts ist im Paderborner Diözesanmuseum der Einzugsbereich im Osten des alten Bistums dokumentiert. Aus einer der originellsten Hildcsheimer Werkstätten, VOn einem Mitarbeiter des bedeutenden »Benediktmeisters«, stammen die kleinen Figuren des hl. Rochus und eines hl. Bischofs (SK 372, 373), wie wohl die meisten besprochenen Holzbildwerke Reste ehe­maliger Schreinaltäre. Sie stammen aus Ovenhausen an der Weser; im 3 km entfernten Lütmarsen hat sich eine hl. Barbara erhalten, die vielleicht in denselben Altarzusammenhang, sicherlich aber in dieselbe Werkstatt gehört, da ihre Augen wie die des hl. Rochus keine Unterlider aufweisen. Neben diesen individuellen Details stimmen auch Maße und Faltenwerk der Fi­guren überein.

Unter an.deren Werken, die sich durch den phantasievollen, spitzigen Ge­wandfaltenstil als hildesheimisch ausweisen, wurden ein paar Leuchterengel (SK 97 und SK 112) aus dem Paderborner Dom und eine nur als Fragment erhaltene Anna-Selbdritt aus Dringenberg (SK 58) genannt. Ein weiterer

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niedersächsischer Schnitzer, Bartold Castorp aus Göttingen, ist mit einer meisterlichen Arbeit im Paderborner Diözesanmuseum vertreten, einer Anna-Selbdritt aus Stahle (SK 55). Entlang der Weser bis ins Warburgische aber auch in Paderborn selbst also waren niedersächsische Schnitzwerke ge­fragt.

Häufig begegnet im Weserraum das Motiv der hintereinanderstehenden Frauen, das die Anna-Selbdritt aus Stahle ebenso wie die große Anna­Selbdritt (SK 62) aus dem Paderborner Dom auszeichnet. Mit ihr und der werkstattgleichen großen Maria mit Kind (SK 151), die offenbar als Pen­dants geplant waren, wurde der Blick zum Schluß auf eine Bildhauerwerk­statt gelenkt, die wiederum in Paderborn selbst arbeitete. War für die Pa­derborner Sandsteinskulpturen vom Beginn des Jahrhunderts vor allem köl­nischer, über Soest vermittelter Einfluß wahrscheinlich gemacht worden, so wird bei den beiden Großplastiken vom Ende des Jahrhunderts mit der vor allem bei der Anna-Selbdritt hervorragend erhaltenen Fassung eher eine Prägung durch niederrheinische Stilelernente deutlich. Paderborn als Knoten­punkt wichtigster Handelsstraßen von Norden nach Süden und von Osten nach Westen war ja all diesen Einflüssen zugänglich.

Dennoch stand bei der beliebig zu erweiternden Auswahl spätgotischer Plastik aus dem Diözesanmuseum nicht die - für die Gotik kaum noch ge­klärte - Rolle Paderborns als künstlerisches Zentrum im Vordergrund, vielmehr sollte angedeutet werden, daß die Sammlungen des Diözesan­museums in Paderborn, jetzt zugänglicher als je zuvor, die Chance zu neuen Funden und Erkenntnissen in allen Gattungen der sakralen Kunst innerhalb des weitgespannten Einzugsbereiches der alten Paderborner Diözese bieten.

Manfred Balzer : Zur Geschichte des Grund­besitzes in der Paderborner Feldmark

Kurzfassung des Vortrags am 8. 2. 1977

Nachdem das Problem, wo die fränkisch-deutschen Könige bei ihren zahl­reichen Aufenthalten in Paderborn residierten, durch die Pfalzengrabung nördlich des Domes gelÖSt war, stellte sich um so dringender die Frage, ob es im Raum Paderborn auch eine Krongutsorganisation zur Versorgung der Pfalz gab, seit wann und wie lange sie bestand. Da die früh- und hoch­mittelalterliche überlieferung nur spärlich und nicht leicht zu interpretieren ist, wurde versucht, über eine ,Besitzrückschreibung< alles erreichbare, auch jüngeres Material zu erschließen, um so Kontexte für die Interpretation zu erstellen. Auf diese Weise ist es gelungen, Grundlinien und Einzelzüge in der Entwicklung der Grundbesitzrechte deutlicher herauszuarbeiten, als das bisher möglich war.

Aus der Schenkungsnachricht der jüngeren Translatio S. Liborii und der Datierungszeile einer gefälschten Urkunde für das Kloster St. Maximin in Trier ist zu erschließen, daß Karl d. Gr. gleichzeitig mit der Errichtung der

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Bericht der Abteilung Paderborn 471

Pfalz im Raum Paderborn einen Königsgutsbezirk (fiscus) aus konfisziertem sächsischen Besitz schuf, den er aber schon wenige Jahre später als Grün­dungsausstattung an die Domkirche gab. Das Königsgut bildete den Grund­stock des Kathedralbesitzes, aus dem später - wohl noch im 9., spätestens im 10. Jh. - ein Pfründvermögen zur Versorgung des Domklerus und ein bischöfliches Tafelgut ausgesondert wurden. Wir wissen nicht, ob beide Fonds Anteile am einstigen Königsgut erhielten, denn nur für die Villi­kation des bischöflichen Tafelgutes Enenhus ist zu erschließen, daß sie aus der Schenkung Karls. d. Gr. stammte. Die beiden stadtnahen Villikationen der mensa capituli, Lon und Haxthusen, über deren Organisationsform keine Aussagen möglich sind, können aus Königsgut stammen, sie können aber ebensogut auch aus Schenkungen des 9./10. Jhs. erst aufgebaut worden sein. Jüngeres Königsgut ist bei Paderborn nicht nachzuweisen; zur Versor­gung des Hofes im 11 . Jh. wird daher die Paderborner Kirche stark beige­tragen haben.

Bis in das 11. Jh. hinein hat es im Raum PaderbOl·n Adlige und wohl­habende Freie als Grundherren gegeben. Sie begegnen als Schenker an den Dom, dessen Klerus die Neuerwerbungen seit dem Beginn des 11. Jhs. in Einzelverwaltungen, sog. Obödienzen, organisierte. Auch das Kloster Ab­dinghof wurde mit Adelsbesitz ausgestattet ; dagegen erwarb das Busdorf­still erst im 12. Jh. Grundbesitz bei Paderborn. Aus dieser Zeit stammen wohl auch die Rechte des Stifts Neuenheerse dort. Motiv für die Schenkun­gen war vor allem die Sorge für das Seelenheil; daneben muß mit Auf­tragung von Eigentum an Bischof und Dompropst und Rücknahme als Lehen gerechnet werden. Auf diese Weise gelangten bis zum 12. Jh. sämtliche Obereigentumsrechte an Grund und Boden in der späteren Paderborner Feldmark an kirchliche Institutionen. Diese nutzten ihren Besitz unmittelbar über ihre Villikationen oder Einzelverwaltungen oder mittelbar, indem sie ihn als Lehen ausgaben.

Da Laien nicht als Käufer auftraten, vollzog sich die weitere Geschichte der Obereigentumsrechte nur noch zwischen den geistlichen Grundherrschaf­ten. Dabei zeigen die Lehen die höchste Mobilität. Sie wurden von den Kapiteln und Konventen für neue, jüngere Vermögensfonds oder - in einer großen Schenkungs- und Gründungswelle seit dem Ende des 13. Jhs. - zur Ausstattung von Altären verwandt. Das Kapital für den Erwerb bzw. Rückkauf und die Ablösung älterer Rechte aber stammte weiterhin aus frommen Stiftungen: die Sorge für das Seelenheil blieb bis in das 15. Jh. hinein, als die Obereigentumsverhältnisse erstarrten, der eigentliche Motor für den Grundstücksmarkt.

Eine besondere Dimension erhielt der Rückkauf von Lehnsrechten bei den Villikationen, die seit dem 12./13. Jh. als erbliche >Pachtlehen< angesehen wurden. 1321 gelang es dem Bischof, über einen Teil seiner Villikation Enenhus die uneingeschränkte Verfügungs gewalt zurückzuerhalten, während der Rest in ein Mannlehen derer von Elmeringhausen umgewandelt wurde. Das Domkapitel erwarb 1596 die Villikation Lon von den Erben des Wulff

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472 Bericht der Abteilung Paderborn

Stapel zurück; das ,Amt< Haxthausen dagegen blieb bis zum Ende des Alten Reiches in Händen der gleichnamigen Paderborner Adelsfamilie.

Bis weit in das 13. Jh. hinein ' wurden die Fluren der späteren Stadtfeld­mark gegen bestimmte Abgaben und auch Dienstverpflichtungen von un­freien Bauern (Liten) bewirtschaftet, die in den zahlreichen später wüst gewordenen Weilern und dem Großdorf Balhorn wohnten und erbliche Nutzungsrechte an den Höfen hatten. Eine der Ursachen für die Aufgabe der Höfe seit dem Ende ,des 13. Jhs. ist wohl die ,Landflucht<, sie dürfte das Phänomen jedoch noch nicht ausreichend erklären. Das Ergebnis des Wüstungsvorgangs aber war für die geistlichen Grundherren und die Pader­borner Bürger höchst bedeutsam. Die Kirche nutzte die Gelegenheit, die freigewordenen Ländereien als Acker und Gärten an die Bürger zu ver­pachten und dabei - bis zum Anfang des 15. Jhs ., als die Renten fest wurden - beim Abschluß kurzfristiger Verträge die Höhe der Abgaben dem Ertrag und der Marktlage entsprechend festzusetzen. Für die Bürger ergab sich - abgesehen von jüngeren Rodungen - erstmals die Möglichkeit, Land zu pacht~n, und zwar nach Erbzins- oder, in den meisten Fällen, nach Meierrecht. Anfangs übernahmen Wohlhabende ganze Höfe, wenn diese nicht allzu groß gewesen waren. Im Laufe der Zeit aber wurden die Pacht­einheiten mit oder ohne die Zustimmung der Grundherren immer wieder geteilt, so daß die ,Huben<, wie man sie nannte, im 18. Jh. in der Regel nur noch zwischen 2-15 Morgen groß waren.

Bürgerliches Eigentum ist im Spätmittelalter nur in geringem Umfang nachzuweisen, und zwar beschränkt auf jüngere Rodungsareale im Sundern südlich von Paderborn bzw. in den einstigen Waldungen östlich und west­lich der Stadt. Daher müssen die insgesamt 22 % der Acker und Gärten in der Stadtfeldmark, die am Ende des 18 . Jhs. als Eigentum von Bürgern galten, durch Verdunkelung der geistlichen Lehns- und Obereigentumsrechte und durch Pfand geschäfte der Nutzungsberechtigten im Laufe der Jahr­hunderte den Obereigentümern ,entfremdet< worden sein; Kaufurkunden gibt es jedenfalls nicht. Nach der Aufhebung des geistlichen Fürstentums sowie der Stifte und Klöster und mit den preußischen Gesetzen über die Ablösung der Grundlasten erwarben die Bürger dann im frühen 19. Jh. auch das uneingeschränkte Eigentum an jenen Ackern, an denen sie bis dahin nur Nutzungsrechte hatten. Erst damals ging auf dem Agrarsektor, an dem ein Drittel der Paderborner keinen geringen wirtschaftlichen Anteil hatte, das Mittelalter, die Zeit des geteilten Eigentums, zu Ende.

(Der Vortrag basiert auf den Ergebnissen der Dissertation: Manfred Bal­zer, Untersuchungen zur Geschichte des Grundbesitzes in der Paderborner Feldmark [Münstersche Mittelalter-Schriften 29] München 1977.)

Quelle: Westfälische Zeitschrift 126/127, 1976/1977 / Internet-Portal "Westfälische Geschichte" URL: http://www.westfaelische-zeitschrift.lwl.org