Berufung Altenpflege - Lebensweltheim · 2019. 1. 14. · Berufung Altenpflege Ein großartiger...

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Am 16. und 17. Juni stand der Olympiaort Seefeld ganz im Zei- chen der Altenpflege in Österreich. Seefeld war Veranstaltungsort des 14. Österreichischen Kongresses für Führ- ungskräfte in der Altenpflege. 420 Heim- und Pflegedienstleitungen und Führ- ungskräfte aus Österreich, Euregio, Südtirol-Trentino und auch aus dem süddeutschen Raum setzten sich mit dem Thema "BERuF/unG" Altenpflege auseinander. Am Vorabend des Kongresses fand im Rahmen der Jungen Euregio Tyrol ein Ka- mingespräch mit Festessen zwischen der Landesrätin der autonomen Provinz Bozen Dr. Martha Stocker, Dr. Silvio Fedrigotti in Vertretung des Landeshauptmanns der autonomen Provinz Trient Dr. Ugo Rossi und dem Tiroler Landesrat Dr. Bernhard Tilg im Klosterbräu in Seefeld statt. Die Moderation übernahm Oswald Mair, Direktor des Ver- bandes der Seniorenwohnheime Südtirols. Das Kamingespräch widmete sich dem Thema “Altenarbeit im Spannungsfeld ak- tueller Entwicklungen. Wie kann flächendeck- end Altersversorgung und intergenerative Zusammenarbeit im Europa der Regio- nen sichergestellt werden”. Diskutiert wur- den die Stärken in der Altersversorgung in den Regionen, in welchen Bereichen ein ge - genseitiges Lernen voneinander möglich sein könnte und wie die finanziellen Rahmen- bedingungen in der Altenarbeit gestaltet werden sollen. Der 14. Österreichische Führungskräftekon- gress in der Altenarbeit startete am Morgen des 16. Juni. Der Top-Journalist Christoph Feurstein moderierte den Kongress mit bemerkenswerten Worten ein. Alle be- mühen sich, stellte Feurstein aus seiner Beobachtung heraus fest. Was aus seiner Sicht jedoch fehle, sei das große politische Konzept, die große Vision für die Zukunft der Altenpflege. Was ist in einigen Jahrzehnten? Was bedeutet eine älter werdende Ge- sellschaft? Und wie wird das mit vielen an Demenz erkrankten Menschen? Jeder habe Ideen, sie ergeben einen großen Fleckerlteppich. Denkt man nur in Legislatur- perioden, fehlen die Visionen für einen Zeitraum über mehrere Jahrzehnte. Genau diese brauche es aber. Noch eine Baustelle in unserem Land, die Bildungspolitik, betreffe die Altenpflege ganz direkt. “Ich habe vor zwei Jahren ein Schulprojekt gemacht – "Schule für's Leben". Da hatte ich die Gelegenheit gemeinsam mit Coaches fünf Monate lang eine Gymna- siumsklasse und eine Neue Mittelschul- klasse zu begleiten. Die Coaches merkten an, dass die Grundvoraussetzungen für's Lernen auf keinem Stundenplan stünden: Empathiefähigkeit, soziale Kompetenz, Frustrationstoleranz, Konzentrationsfähigkeit und einige mehr. Das ist aber genau das, was MitarbeiterInnen in der Altenpflege brauchen! Nach wie vor wird jedoch Wissen in Kinder hineingestopft, zu Selbständigkeit und Kreativität werden sie nicht wirklich erzogen. Auch eine Klasse mit Kindern mit 99 Prozent Migrationshintergrund war an diesem Projekt beteiligt. “Ich habe diese Kinder wahnsinnig emotional, empathie- fähig und extrem hungrig erlebt, sie an der Hand zu nehmen und ihnen Chancen zu geben. Aber genau das passiert derzeit gar nicht. Ein Drittel dieser Jugendlichen wird automatisch beim Arbeitsmarktservice lan- den – ohne Chancen. Niemand kann mir erzählen – und ich habe diese Erfahrung gemacht – dass diese Menschen keine Talente haben”, so Feurstein. Er erzähle dies, weil es zwei Gesellschaftsgruppen gibt, die in den nächsten Jahrzehnten anwach- sen werden. Das sind die alten Menschen und die Menschen, die zuwandern. Also soll- ten wir dafür Sorge tragen, dass sie die best- mögliche Ausbildung bekommen – auch für den Pflegebereich, denn wir werden auf diese Zuwanderer auch angewiesen sein und sind es jetzt schon. Auch der Bundespräsidentenwahlkampf habe ihn sehr nachdenklich gestimmt. Das ganze Land redete über Geflüchtete, weil mit diesem Thema lasse sich ja herrlich polarisieren. “Was ich da an Hass erlebt habe, an Aggression und an Spaltung, ist mir in meiner 22-jährigen Laufzeit als Bundesverband & ARGEn 8 Berufung Altenpflege Ein großartiger Kongress in Seefeld / Tirol Lebenswelt Heim 70/2016

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  • Am 16. und 17. Juni stand derOlympiaort Seefeld ganz im Zei -

    chen der Altenpflege in Österreich.Seefeld war Veranstaltungsort des 14.Österreichischen Kon gresses für Führ -ungs kräfte in der Altenpflege. 420 Heim-und Pflegedienst leitungen und Führ -ungs kräfte aus Österreich, Euregio,Süd tirol-Trentino und auch aus demsüddeutschen Raum setzten sich mitdem Thema "BERuF/unG" Altenpflegeauseinander.

    Am Vorabend des Kon gresses fand imRahmen der Jungen Euregio Tyrol ein Ka -min gespräch mit Festessen zwischen derLandesrätin der autonomen Pro vinz BozenDr. Martha Stocker, Dr. Silvio Fedrigotti inVer tretung des Landeshauptmanns derautonomen Provinz Trient Dr. Ugo Ros si unddem Tiroler Landes rat Dr. Bern hard Tilg imKlosterbräu in Seefeld statt. Die Mo derationübernahm Oswald Mair, Direktor des Ver -bandes der Se nioren wohnheime Süd tirols.Das Ka min gespräch widmete sich demThema “Al tenarbeit im Spannungs feld ak -tueller Entwicklungen. Wie kann flächendeck-end Altersversorgung und intergenerativeZu sammenarbeit im Europa der Re gio-nen sichergestellt werden”. Dis kutiert wur-den die Stärken in der Alters versorgung inden Regionen, in welchen Bereichen ein ge -genseitiges Lernen von einander möglich seinkönnte und wie die finanziellen Rahmen -bedingungen in der Altenarbeit gestaltetwerden sollen.

    Der 14. Österreichische Führungskräfte kon -gress in der Altenarbeit startete am Morgendes 16. Juni. Der Top-Journalist ChristophFeurstein moderierte den Kongress mitbe mer kenswerten Worten ein. Alle be -mühen sich, stellte Feurstein aus seinerBeob achtung heraus fest. Was aus seiner

    Sicht jedoch fehle, sei das große politischeKonzept, die große Vision für die Zukunft derAlten pflege. Was ist in einigen Jahrzehnten?Was bedeutet eine älter werdende Ge - sellschaft? Und wie wird das mit vielenan Demenz erkrankten Menschen? Jederhabe Ideen, sie ergeben einen großenFleckerl teppich. Denkt man nur in Legislatur -perioden, fehlen die Visionen für einenZeit raum über mehr ere Jahrzehnte. Genaudiese brauche es aber.Noch eine Baustelle in unserem Land, dieBildungs politik, betreffe die Alten pflegeganz direkt. “Ich habe vor zwei Jahren einSchulprojekt gemacht – "Schule für's Le ben".Da hatte ich die Ge le genheit gemeinsam mitCoaches fünf Monate lang eine Gym na -siums klasse und eine Neue Mittelschul -klasse zu begleiten. Die Coaches merktenan, dass die Grund vor aus setzun gen für'sLernen auf keinem Stundenplan stünden:Empa thiefähigkeit, soziale Kom petenz,Frustra tions toleranz, Konzen tra tions fähigkeitund einige mehr. Das ist aber genau das,was Mit arbeiterInnen in der Altenpflegebrauchen! Nach wie vor wird jedoch Wissenin Kinder hineingestopft, zu Selb ständigkeitund Krea tivität werden sie nicht wirklicherzogen. Auch eine Klasse mit Kindern

    mit 99 Prozent Migrationshinter grund waran diesem Projekt beteiligt. “Ich habe dieseKinder wahnsinnig emotional, empa thie -fähig und extrem hungrig erlebt, sie ander Hand zu nehmen und ihnen Chan cenzu geben. Aber genau das passiert derzeitgar nicht. Ein Drittel dieser Jugend lichen wirdautomatisch beim Arbeitsmarkt service lan-den – ohne Chancen. Niemand kann mirerzählen – und ich habe diese Erfahrunggemacht – dass diese Menschen keineTalente haben”, so Feurstein. Er erzähle dies,weil es zwei Gesellschafts gruppen gibt,die in den nächsten Jahrzehnten anwach-sen werden. Das sind die alten Menschenund die Menschen, die zuwandern. Also soll-ten wir dafür Sorge tragen, dass sie die best-mögliche Ausbildung bekommen – auch fürden Pfle gebereich, denn wir werden aufdiese Zuwanderer auch angewiesen sein undsind es jetzt schon.

    Auch der Bundespräsidentenwahlkampfhabe ihn sehr nachdenklich gestimmt. Dasganze Land redete über Geflüchtete, weilmit diesem Thema lasse sich ja herrlichpolarisieren. “Was ich da an Hass erlebthabe, an Aggression und an Spaltung, istmir in meiner 22-jährigen Laufzeit als

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    Berufung AltenpflegeEin großartiger Kongress in Seefeld / Tirol

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  • Journalist noch überhaupt nie untergekom-men! Noch etwas ist mir bei der Bundes -präsidentenwahl aufgefallen. Ich war fas-sungslos was die Gesellschaft von altenMenschen erwartet. Da heißt es, man sollimmer länger arbeiten, man soll immerlänger leistungsfähig sein. Dann gibt esBundespräsidentschaftskandidat Innen, dieein gewisses Alter haben und man hatsich nur über deren Alter lustig gemacht –in den Medien, in Kabaretts, in der Politik,... überall. Da musste ich auch an dieseVeranstaltung hier denken. Was sind das fürSignale, die man da aussendet?! Das zeigtmir, es gibt noch sehr viel zu tun”! Ich ha -be mir immer vorgestellt, ein Bundes präsi-dent / eine Bundespräsidentin muss einMensch sein, der viel erlebt hat im Leben,und auch schon viele Phasen und Krisendurchgestanden hat. Ich möchte hier einenMenschen, der nicht darauf angewiesen ist,diese Tätigkeit auszuüben, der reif ist undwirklich über den Dingen steht.”

    Landesrat Bernhard Tilg begrüßte dieTeilnehmerInnen im Namen des Landes Tirolund bedankte sich für deren tagtäglichenEinsatz in der Pflege mit Herz und Engage -ment. Auch betonte er den hohen Stellen -wert, den in Tirol die Angehörigen betreuungund das Ehrenamt haben. Die Versorgungs -qualität sei in Österreich auf einem großar-tigen Niveau, das stelle er bei Besuchen aus

    Europa immer wieder fest. „Wenn mansieht, an welchen Themen Sie arbeiten, dannist das eine andere Liga“, so Tilg. In derPolitik arbeiten Länder und Bund gemein-sam mit den Sozialpartnern derzeit anspan nenden Themen: Finanzausgleich,Valorisierung Pflegegeld, Weiterentwicklungdes Pflegefonds und GuGK-Novelle, um einegroße Ausbildungsreform im Bereich derPflege in Österreich zu realisieren. In Tirolsei mit dem Strukturplan Pflege eine großeVision entwickelt worden, es gelte Brückenzu bauen zwischen der Pflege und derGesundheitsversorgung, um das vorhandeneSynergiepotential nutzen zu können. "DieZukunft heißt für uns integrierte Versorgung,ein Miteinander aller Berufsgruppen. DieVision ist, Pflege und Gesundheitsversorgungzusammenzubringen“, so Tilg.

    Auch der Bürgermeister von Seefeld, Wer -ner Frießer hieß die Gäste herzlich willkom-men und stellte Seefeld in ein paar Zahlenvor: 3.600 EinwohnerInnen, mit denMitarbeiter Innen 5.000, 8.000 Gästebetten,1.000 Freizeitwohnsitze, zu Weihnachten20.000 bis 25.000 Menschen, 1,1 MioNächtigungen im Jahr. “Alles was Seefeldkann, ist der Tourismus”, so Frießer.

    Nicht zuletzt begrüßten die Veranstalter, dieARGE Tiroler Altenheime, Robert Kaufmannund der Präsident des Bundes verbandes derAlten- und Pflegeheime Österreichs, MarkusMattersberger die TeilnehmerInnen unddrückten ihre Vorfreude auf zwei interessanteKon gress tage aus.

    Die Referate des KongressesMag. Walter Draxl MSc und DGKS IngridRottenhofer widmeten sich in Ihren Re -feraten der GuKG Novelle 2016. EineRegierungs vorlage für ein Bundes gesetz,mit dem das Gesund heits- und Krankenpfle -gegesetz u.a. geändert werden soll (GuKG-Novelle 2016), wurde nach dem Beschlussim Mi nisterrat am 14. Juni 2016 im National -rat eingebracht. Diese wird nun im Parlamentbehandelt und zur Abstimmung gebracht.Inhalte der GuKG-Novelle 2016 sind u.a. einaktualisiertes Berufsbild des gehobenenDienstes für Gesundheits- und Kranken -pflege, eine Aktualisierung des Berufsbildesder Pflege hilfe und Umbenennung in Pflege -assistenz sowie das Schaffen der Pflege -fach assistenz. Die Ausbildungen zur Pflege-/Pflegefachassistenz können auch im Rah -men eines Dienstverhältnisses, in Formeiner Teilzeitausbildung oder in Verbindungmit einer anderen Ausbildung wie z.B. PAintegriert in eine oder in Kooperation mit einerBerufsbildenden mittleren Schule (BMS)sowie PFA integriert in eine oder in Ko ope -ra tion mit einer Berufsbildenden höherenSchule (BHS) absolviert werden. Somitwird auch ein Zu gang zur Berufs reifeprüfung für die Pflege fach assistenz ermöglicht. Die spe ziellen Grundausbildungen laufenaus, eine vollständige Überführung derAusbildung im gehobenen Dienst für Ge -sundheits- und Krankenpflege in den tertiärenAus bild ungs sektor ist vorgesehen. Nichtzuletzt wird es eine Anpassung der Be -rufsaus übungs re gelungen an die Anforde -rungen der Praxis geben und es werdenRechts grund lagen für neue Spezialisierungen

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    im gehobenen Dienst für Gesundheits-und Kranken pflege geschaffen, z.B. fürWundma na ge ment und Stomaversorgung,Palliativ ver sorgung und PsychogeriatrischePflege. Die Gewerkschaft befürchtet eine Nivellierungnach unten zulasten der Qualität. Denndas Personal mit FH-Ausbildung werdekaum am Krankenbett eingesetzt werden.Wo jetzt mit dreijährig ausgebildetem diplo -miertem Personal gearbeitet werde, würdenkünftig zweijährig ausgebildete Pflege -assist ent Innen zum Einsatz kommen, laut-en die Befürchtungen. Auch Kompetenzen bei medizinischer Dia -gnostik und Therapie sowie die Weiterver -ordnung von Medizinprodukten (§ 15 a)werden im Rahmen der GuGK-Novelle2016 erweitert und neu geregelt. In Krafttreten soll die GuKG Novelle 2016 abSeptember 2016 stufenweise bis 2024.

    Aus der Perspektive ihrer Generation gabDr.in Steffi Burkhart einen Einblick in denWan del der Arbeitswelt und sprach über dieGe winnung und Bindung der jungen Ge -neration. Sie strich hervor: Junge wol lenArbeit und Vergnügen und betonte auch denbesonderen Wert für die Unter neh men,denn Freude an der Ar beit sei die Basis fürKrea tivität. Junge Men schen bräuchtenFrei räume, um gute Arbeit zu leisten, Frei -räume, in denen sie tun dürfen, was sie wol -len. Besitztum hat für die jungen Menschen,die in einer Wohl stands gesellschaft aufge -wachsen sind, eine geringe Wertigkeit.We sentlich sei der jungen Generation hin -gegen ihre eigenen Kompetenzen einbrin-gen zu können, ein hoher Grad der Selbst -bestimmung, ein gutes soziales Umfeld.

    99% der Jungen sind heute online. Werjunge Menschen für sein Unter nehmenansprechen will, muss daher digital sicht-bar sein, sonst wird er nicht wahrgenommen.Da junge Menschen stän dig neue Her -aus forderungen suchen, werden Unter -nehmen es in Zukunft verstärkt mit Multi -grafien statt mit Biografien zu tun haben.Nicht zuletzt wies Steffi Burkhart daraufhin, dass der Bedarf an institutioneller Pfle -ge enorm steigen werde. Ihre Generationsei in Institutionen aufgewachsen: Kinder -garten, Schule, Universität und le be undarbeite heute oftmals weit weg vom Eltern -haus. Es werde daher wesentlich mehrInstitutionen brauchen, um die ältere Ge ne -ra tion gut zu versorgen.

    Der Tiroler caritasdirektor Georg Schärmerfolgte in seinem Vortrag dem Ruf: „Ist dajemand?” und setzte sich mit dem BegriffWürde auseinander. Würde ist lt. Duden: “eineinem Menschen innenwohnender Wert”.Das Äußere ist nie wirklich prägend und auf-schlussreich – in den Worten von Antoinede Saint-Exupéry: “Das Wesentliche istfür die Augen unsichtbar”. Schärmer er -gänzte, dass auch das Wesen eines Alten-und Pflegeheims für eine Heim einschau nichtwirklich erfassbar sei. Er kritisierte, dass sichder alte Mensch eingezwängt in Tag- undStundensätze rechnen müsse. Auch müsseder alte Mensch die Infrastruktur selbstmitbezahlen, was anderen Benutzer Innendes öffentlichen Raumes gratis zur Verfügunggestellt wird (Straßen, Parkplätze, ...). Er betonte, wenn wir nicht mit der Blindheitdes Herzens geschlagen sind, müssenwir uns dem Ruf und der Berufung stellen:“Es geht um gutes Leben - für alle, biszuletzt. Der hilfs- und pflegebedürftigestellt immer wieder die Frage “Ist da jemand?Schwester, Schwester!” Der Pflegebedürftigeverleiht dem Helfer Ansehen, weil er ihnansieht. Und der alte Mensch genießtAnsehen, wenn der Helfer nicht weg, son-dern hinsieht. Wer wegsieht verdient keinAnsehen. Auch das Thema potenzielle MitarbeiterInnengriff Schärmer auf. Wir müssten den Men -schen sagen, dass diese Arbeit enormherausfordernd ist, meinte Schärmer undstellte fest, dass dies starke, gefestigte,reflektierte MitarbeiterInnen erfordere. Per -sonal entwicklung bedeute in der Altenpflegevor allem Persönlich keitsentwicklung.

    Schärmer kritisierte auch vehement, erkönne das Diktat des Spar stiftes und derKostenein dämmung nicht mehr hören:mobil vor stationär. Anstatt einen öffentlichenDiskurs zu starten, wie wir mutig großeUm schichtungen im Staatshaus halt machen,um die zusätzlich notwendigen Mittel inder Altenpflege gewährleisten zu können.Mobil vor stationär führe zu übe r forderten,ausgepowerten Angehörigen, zur Gefan -genschaft in den eigenen vier Wän den,selten barrierefrei, mit wenig Kon takt nachaußen. “Die Häuser sind es, wo Menschen -rechte manchmal ver letzt werden und nichtdie Heime”, so Schärmer. In diesem Zusammenhang kritisierte erauch die “explosionsartige Ausbreitungeiner legalisierten Schattenwirtschaft untergleichzeitigem Wiederentstehens der Dienst -botengesellschaft des 19. Jahrhunderts” imRahmen der 24-Stunden Betreuung. Schär -mer stellt fest: “Es gibt keinen General -stabs plan für das Thema Pflege in unseremLand. Über 20 Minister und LandesrätInnenpfuschen an dieser Sache herum. DiesesThema schreit schon lange nach einemeige nen Minister oder Staatssekretär”. In 30Jahren werde ein Viertel der Bevölkerungin irgendeiner Form mit Pflege befasstsein. “Das schreit nach beherzten, enga -gierten, mutigen Umsetzungen. Da brauchtes auch Ihren Aufschrei! Ich bin gerne beiIhnen dabei. An der Spitze einer bürger-schaftlichen Bewegung von BewohnerInnen,Angehörigen, Freunden, Lieferanten undNGOs. Wir sind alle berufen uns nichtlänger zu Verwaltern und Kompensatorendes Mangels und der Ignoranz zu machen!”

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    univ.-Prof. Dr. Rainer Münz setzte sich mitdem Thema Demografie auseinander undpräsentierte ein wachsendes Österreich. EinLand, das ergraut, da wir bei immer länger-er Gesundheit auch immer länger leben. Inden Städten werde es jedoch auch mehrKinder und Jugendliche geben. Wo esviele Junge gibt, wird es auch viele Alte ge -ben. Der Bedarf an institutioneller Pflegewerde stark wachsen, da sich die familiärenStrukturen dramatisch verändern. In der kom -menden Generation wird es viel mehr Men -schen ge ben die geschieden sind, nie ge -heiratet haben, kinderlos geblieben sind. Dienatürliche Ressource der pflegenden Ange -hörigen dünnt aus.Österreich werde auch bunter: durch dieZuwanderung der GastarbeiterInnen inden 1960-er und 1970-er Jahren, durchdie Kriegsflüchtlinge nach dem Zerfall Ju -gos lawiens und dem Wegfall des EisernenVorhangs, durch die Immigrationswelle1995, als viele Moslems vor allem aus derTürkei nach Österreich kamen, durch diegrößte Zuwanderungswelle von Deutschenund Menschen aus östlichen EU-Mitglieds -staaten ab 2000, die nichts mit Krise undFlucht zu tun hatte, sondern mit der Frei -zügigkeit innerhalb der EU. 2015 sind zurnormalen Zuwanderung von 30.000 bis50.000 Menschen jährlich nochmals 90.000Flüchtlinge dazugekommen. Seit 1990 hates ausschließlich Jahre mit mehr Zuwan -derung als Abwanderung gegeben. OhneZuwanderung würde die Zahl der Menschenin Österreich abnehmen. Zuwanderunghilft Lücken auf dem Arbeits markt zu schlie -ßen. In den letzten 50 Jah ren sind mehr

    Menschen aus dem Bildungs system auf denArbeitsmarkt gekommen, als in Pensionge gangen sind. In den kommenden Jahr -zehnten werden mehr Men schen in Pensiongehen wollen, als aus dem heimischenBildungssystem nachkommen. Wie schließenwir diese Lücke? Münz zeigte zwei Wegeauf: eine deutliche Erhöhung des Pen -sions alters oder Zuwanderung. Beides seibei den ÖsterreicherInnen jedoch sehrunpopulär. Münz betonte, dass schonheute ein Viertel aller Er werbstätigen inÖsterreich Mi grationshintergrund hat (rund900.000 Personen). Ohne unsere aus-ländischen KollegInnen käme es im Gesund -heits- und Pflegebereich zu einem enormenNot stand. In der Hierarchie der Altenheimehaben es die Zugewanderten jedoch nochnicht weit nach oben gebracht. Dies sei einesensitive Manage ment aufgabe für Führungs -kräfte, so Münz. Zu beachten seien Themenwie Religion, Sprache, Essen, Willkom -mens kultur, An erkennung und Qualifikation.Gibt man den Zugewan derten das Gefühl,willkommen zu sein und nicht nur Nothilfewegen des demografischen Wandels?Auch die Kun dInnen der Alten- und Pflege -heime werden in Zukunft Migrations hinter -grund haben. Die eigentliche Heraus -forderung ist, ob wir, die Mehrheits gesell -schaft, jenen, die zu uns kommen, dieglei chen Chancen geben wollen wie unsselbst. Diese Heraus for derung wächst in demMaß, wie auch die Fremdheit eine Spurgrößer wird. Dass wir selbst auf der Weltüberall Chancen ha ben sollen, halten wir fürselbstverständlich. Die Vorstellung, dass dasumge kehrt auch für Leute gelten sollte,

    die zu uns kommen, zeigt die Asymmetrie– wir haben eigentlich gerne einen Platzdaheim, aber auch eine Chance in derWelt, haben aber gleichzeitig Mühe unsvorzustellen, dass andere Leute ebenfallsglei che Chancen bei uns haben sollen.Diese emotionale Schwierigkeit, die hinterdem Thema Diversität steckt, gelte es zuüberwinden, so Münz.

    Dipl. VW Ralph Goldschmidt setzte sichmit dem “inneren Schweinehund” aus -einander und zeigte auf, worauf es beimUmsetzen wirklich ankommt. Er zeigte auf,dass die Zunahme der Ar beitsunfähigkeit-en aufgrund psychischer Er krankungenseit etwa 15 Jah ren die bei wei tem auffäl-ligste Entwicklung ist. Speziell in der Pflege laute die Aufgabe “Ichsorge dafür, dass es meinen KlientInnen gutgeht. Damit sie dauerhaft(!) ihr Bestesgeben können”. Die vorrangige Aufgabe vonFührungskräften sei es daher, sich um dieeigene Energie zu kümmern und dann dieEnergie anderer nutzbar zu machen. “Dennnur wenn es mir gut geht, kann ich der Weltmein Bestes geben!”. Schwierig werde esmeist bei der erfolgreiche Umsetzung vonZielen. Sie setzt Selbstbewusstsein, -ver-antwortung, -akzeptanz, -regulation, -organi -sation und Beziehungspflege voraus undbasiert auf sieben Handlungs kom peten-zen: Beziehungen, Gesundheit, Beruf,Vermögen, Freizeit, Wohnen und Umwelt. Am Beispiel Silvestervorsätze stellte Gold -schmidt die Frage: “Warum tun Sie´s nichteinfach?” Wir haben kein Erkenntnisproblem,sondern ein Umsetzungsproblem, stellte erfest. Es ist in der Regel erfolglos, an Ein sichtund Vernunft zu appellieren. Einsicht dringtmeist nicht bis zum Verhalten vor, weildas Verhalten nicht auf Einsicht beruht,zitierte er den Sozialpsy cho logen HaraldWelzer und stellte die Metho de wow! samtkonkretem Umsetzungsplan vor. Abschließend empfahl er ein Buch vonGabriele Oettingen: Die Psychologie desUmsetzens.

    Brigadier a.D. Gerald Karner sprach überMenschenführung in Zeiten von Krisen.Seinem Referat stellte er ein Zitat vonCharles Darwin voran: “Es ist nicht diestärkste Spezies die überlebt, auch nicht dieintelligenteste, es ist diejenige, die sicham ehesten dem Wandel anpassen kann.”Phasen mit längeren Perioden politischer,gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Stabili -

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    tät bilden in der Geschichte eher die Aus -nahme. Die Regel ist permanenter Wandel,getrieben und beschleunigt immer wiederdurch Krisen und Konflikte. In unserer glo -ba lisierten Welt erfolgt dieser Wandelschnell und nicht immer kontinuierlich. Auf -grund von Interdependenzen von Ent -wicklun gen in weit voneinander entfern-ten Regionen einerseits und in unter-schiedlichen Handlungs bereichen und -ebenen andererseits, ist heute jede Or -ga nisation von vielfältigen Wirkfaktoren insehr kurzer Zeit betroffen. Führungskräftestehen daher heute vor allem vor der He -raus forderung, die Auswir kun gen dieserVeränderungsprozesse auf den eigenenBetrieb zu erkennen und dessen Organi -sation sowie die darin handelnden Mitar -beiterInnen möglichst syn chron dem sich än -derenden Umfeld anzupassen. Anpas -sungs fähigkeit entscheidet in Zukunft zu -nehmend über Erfolg und Misserfolg einesUnternehmens. Je stärker man allerdings Organisationentransformiert, je mehr Veränderungswillenund Veränderungsbereitschaft man vonseinen MitarbeiterInnen verlangt, destomehr muss ihnen durch Entscheidungs -fähigkeit, aber auch durch Kontinuität undKonsequenz im Führungsverhalten, Ver -trauen in die Führungsqualität des Manage -ments vermittelt werden. Klare Kommuni -kation ist eine Schlüsselaufgabe jederFührungs persönlichkeit. Die richtigen Men -schen ins Unternehmen aufzunehmen, siein ein förderndes Umfeld zu pflanzen, dasihre Talente und Fähigkeiten zum Tragenbringt, sie im Unternehmen zu halten undsie durch Überzeugung zur Er reichungeines gemeinsamen Zieles zu leiten, isteine Herausforderung, deren Bewältigungemotionale Intelligenz und Voraussetzungenbraucht, die nicht so einfach erlernbarsind: Entschlossenheit, klare Kommunikationund nicht zuletzt Empathie, um nur diewichtigsten zu nennen.

    univ. Prov. Dr. christian Lampl referierteüber Schmerzfreiheit, ein Grundrecht auchim Alter. Bis zu 80 Prozent der Pflege -heim bewohnerInnen leiden an Schmerzen.Alte und demente Menschen tragen unterallen Bevölkerungsgruppen das höchsteRisiko, dass ihre Schmerzen nicht erkanntund daher auch nicht adäquat behandelt wer-den. Obwohl zugleich ihr Risiko, an chronis-chen Schmerzen zu leiden, weit überdurch -schnittlich hoch ist. Insgesamt geben in

    Österreich 23 % der erwachsenen Bevöl -kerung bei Befragungen an, über drei odermehr Monate hinweg an chronischenSchmer zen zu leiden. In der Altersgruppeab 50 sind es bereits 43 %, in der Alters -gruppe ab 65 sind es schon 50 %, undbei den über 74-Jährigen 75 %. DasBesondere ist, dass im Alter die Sensibilitätgegenüber Schmerzen reduziert sein kann,was nicht bedeutet, dass ältere Menschenweniger Schmerzen spüren. BestimmteSchmerzhäufigkeiten nehmen im Alterauch zu, z.B. die mit der De generationdes Bewegungs- und Ner vensystems ver-bundenen. Damit werden auch die mitSchmerz assoziierten objektiven Be hin -derungen häufiger. Mit signifikanten Schmerzen kommt es zueinem weitaus gravierenderen Nachlassenphysiologischer, sozialer und psychologis-cher Kompe tenzen. Verlustszenarien inFamilie und Freundeskreis, Nachlassender persönlichen Unabhängigkeit in Be -wegung und Denken, zunehmendes Ange -wiesen sein auf fremde oder familiäre Hilfetragen zu Leid, Angst, Depression undletzt lich auch zu Schmerz bei. Daher ist einerein me di kamentöse Therapie kaum ziel -führend. Insgesamt muss eine multimodaleSchmerz medizin gefordert werden, in dernicht nur die ÄrztInnen, sondern die Pflegeund Pflege assistenz ihren festen Stellenwerthaben. Unser Wissensstand über Schmerz undpsychosoziale Funktion im Alter kann manweiters als sehr unvollständig bezeichnen.Hier braucht es dringend neue Erkenntnisse

    und die schnelle Verbreitung schon vorhan-denen Wissens.

    Prof. Leopold Saltuari, weltweit führend imBereich der neurologischen Nach behand-lung, widmete sich dem Thema „Lebens -qualität und Sinn oder Unsinn von Therapie -maßnahmen in Lang zeit pflege einrichtungen“.Aufgrund der verbesserten Akutversorgungvon älteren Menschen sind zunehmendLangzeitpflegeeinrichtungen mit unselbstän -digen und zum Teil schwer pflegebedürfti-gen PatientInnen konfrontiert. Die Aufgabeder Rehabilitation ist es u.a., den PatientInnenso lange wie möglich ein selbständigesoder ein betreutes Wohnen unter Mithilfemobiler Hilfsdienste zu schaffen. Allerdingsmuss unter dem Blickwinkel der Lebens -qualität die Frage nach “Sinn und Unsinn”von Rehabilitations- und Therapie maß -nahmen gestellt werden. Prof. Saltuarischilderte beeindruckende Erfahrungenmit WachkomapatientInnen, über die mög -lichen Entwicklungen der Vigilanz und desBewusstseins im Rahmen der Remission ausdem Koma und sprach über die neurologi -schen Differenzierungen verschiedenerBewusstseinszustände. Im Hinblick aufdie Arbeit in Langzeitpflegeeinrichtungen istes möglich, dass PatientInnen aufgrundihrer massiven motorischen Behinderung undder Unmöglichkeit, Kontakt mit der Umweltaufzunehmen, klinisch als Wachkoma -patientInnen fehldiagnostiziert werden.Lebensqualität ist schwer zu definieren,Prof. Saltuari betonte, dass er in seinen 35Jahren Arbeit mit neurologischen Patient -

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    Impressionen des Kongresses

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    Innen hier sehr vorsichtig geworden ist.Wissen schaftliche Untersuchungen zeigen,dass nahezu bewegungsunfähige Patien -tInnen auch in diesen schwierigen Krank -heitszuständen Lebensqualität spüren,selbst wenn sie sich nur schwer mitteilenkönnen. Aus diesem Grund ist die Fähigkeitzur Schmerzverarbeitung dieser PatientInnenschwer zu interpretieren. Die Behandlungbzw. Reduktion von Tertiärschäden ist einentscheidender Faktor in der Verbesserungder Lebensqualität. Vigilanzsteigerung undKommunikationsverbesserung kann dieLe bensqualität verbessern, muss aber kri-tisch beurteilt werden. Information überadä quate pharmakologische Behandlungs -strategien ist notwendig. Aber nicht immerhandelt man mit therapeutischer Hartnäckigkeitim Sinne der PatientInnen.

    Der Präsident des Bundesverbandes derAlten- und Pflegeheime Österreichs MarkusMattersberger MMSc MBA und Prof. Dr.Brigitta nöbauer stellten in ihrem Referatdie Wissens datenbank: Betreuung undPflege im Alter vor. Kernaussage: Seit1888 muss das Rad nicht mehr neu erfun-den werden. Die Grundidee der Datenbank: Führungskräfte in den Einrichtungen derLang zeitpflege führen innovative Projektedurch und entwickeln Konzepte und Lösun -gen für spezielle Situationen. Ausbildungs -einrichtungen begleiten Führungskräftebei ihren Projekten und der Dokumentation(z.B. Abschlussarbeiten) und sorgen fürdie Qualitätssicherung. Führungskräfte inanderen Einrichtungen, Interessierte planenVorhaben und suchen Anregungen, möcht-en auf Erfahrungen und Materialien zurück-greifen. Themen, die sich in der Datenbankfinden sind z.B. Kommunikation/Marketing,Konzepte der Altersversorgung, Konzeptefür die stationäre Betreuung (allgemein,Demenz, Ernährung, medizinische Betreu -ung, Pflege), Konzepte für die teilstationäreBetreuung, Konzepte für die mobile Be treu -ung, Organisationsentwicklung/Prozess -manage ment (allgemein, Bau/Umbau, Me -di kamentenversorgung, Reinigung, Spei -senversorgung, Technik/IT, Wäsche ver -sorgung), Personalmanagement und Quali -tätsmanagement. Unter www.betreuungundpflegeimalter.netkönnen die Projekte gesucht werden. Auchin der Zeitschrift Lebenswelt Heim wird injeder Ausgabe ein Projekt vorgestellt.

    Im letzten Vortrag widmete sich die Autorin

    Eva Rossmann dem Thema Berufung Al -ten pflege „Jenseits der Rollenklischees“. Eva Rossmann erzählte von ihrem Vater, derlängere Zeit daheim mit Hilfe einer 24-Stunden Betreuung gepflegt worden ist.Sie betonte, dass die Arbeit mit den zu Pfle -genden extreme Wertschätzung ver dient undstellte sich die Frage, ob es typisch ist,dass Pflege fast nur von Frauen gemachtwird. Sie fand zwei mögliche Antworten. Ja,es ist typisch weil Frauen sozialer ticken,empathischer sind, mehr Gefühl haben –eben all das, was in den klassischenRollenzuschrei bungen genannt wird. “Dashat schon etwas, es hat jedoch nichts mitder Eigen schaft zu tun, dass eine Fraubiologisch eine Frau ist, sondern weil wir dasgelernt ha ben”, meinte sie. Aufgrund derRollenzu schreibun gen haben Frauen gel-ernt immer ein wenig besser zuzuhören, net-ter zu sein, mehr hin zusehen, immer mehrauf Gemeinschaft zu achten. Das zeigtsich schon bei den traditionellen Spielen,Puppenspiele sind im mer Beziehungsspiele.Auf der anderen Seite heißt es, Frauengehen in die Pflege und geben sich damitzu frieden, dass der Beruf nicht so gutbezahlt ist (was gar nicht mehr stimmt).“Ich glaube, dass Frauen vor allem deshalbim Pflegebereich arbeiten, weil sie es auf-grund der Rollenaufteilung so gelernt ha ben.Es hat ja immer geheißen, dass eine Fraumit Kindern umgehen kann, mit alten Leutenund dass sie geboren sei um zu versorgenund zu pflegen. Wichtig ist es jedoch, dassFrauen erkennen, welche Fähigkeiten undTalente sie wirklich haben, völlig unab-hängig vom biologischen Geschlecht. Essollte selbstverständlich werden, dass auchMänner fähig sind zu pflegen und Empathiezu entwickeln”, so Rossmann. “Mit diesen Themen beschäftige ich mich aufeine andere Art auch in meinen Büchern”erzählte Eva Rossmann abschließend undlas aus ihrem Buch “Verschieden”. Es gehtum eine tolle Fotografin, die massive Pro -bleme hat, weil sie wieder ins Berufslebeneingestiegen ist. Ihr Mann ist Arzt, sie warbei ihren Kindern daheim. Als diese größerwurden, wollte sie wieder zurück in dieBerufstätigkeit und da gab es dann dasgroße Problem – was auch in der Realitätdes Pflegeberufes immer wieder vorkommt.Männer finden auch heute oft noch, diePflege- und Betreuungsleistungen derFrauen passen daheim ganz wunderbar,kehren sie in ihren Beruf zurück, gibt es danngrobe Probleme. “Kann es nicht einfach so

    sein, dass wir alle Leben dürfen, wie es unspasst?”, lautet die Frage in einem ihrerBücher und am Ende ihrer Lesung.

    Ein interessantes und vergnüglichesRahmenprogrammAuch eine interessante und informativeFach ausstellung mit zahlreichen Ausstellernaus der Pflegebranche erwartete die Kon -gressgäste und rundete die Veranstaltungab. Eine hohe Zufriedenheit auf beidenSeiten war auch hier zu orten. Ein ganz herz -liches Danke gilt den Spnsoren und beson-ders den Groß sponsoren des Kongresses,den Firmen Meditrade, WIBU und Wozabal.

    Das etwa 5-10 minütige Hin- und Her -spazieren zwischen dem Kongress zen-trum und der kulinarischen “Versorgungs -station” im Klosterbräu während der Pausenwurde von den Teilnehmer Innen ganzbesonders bei großartigem Wetter am er -sten Kon gresstag zum überwiegenden Teilsehr positiv aufgenommen. “Es tut gutnach zwei Vorträgen aufzustehen, ein paarMinuten die tolle Landschaft und dasschöne Wetter zu genießen und ein wenigBewegung zu machen”, waren sich diemeisten TeilnehmerInnen einig.

    Ein besonderes Highlight stellte auch inSeefeld wieder der Ga laabend dar. Erstand unter dem Motto „Österreich undseine Regionen“, die TeilnehmerInnenpräsentierten sich fast alle in schickenDirndln und Trachtenanzügen. Das Buffetschmeckte vorzüglich, die Stimmung warunübertrefflich gut und die Tanzfläche bis indie Morgenstunden hinein ausgelastet.

    Ein rundum geglückter Kongress, der ne -ben Wissenswertem viel Zeit für Ge sprächeund persönlichen Austausch ge lassen hat.Herzlichen Glückwunsch an das Veran -staltungsteam der ARGE Tiroler Altenheime– es war toll bei euch in Seefeld!