Besseres Weidefutter auf Almen und Weiden 2011apr4

6

Click here to load reader

description

Besseres Weidefutter auf Almen und Weiden 2011apr4

Transcript of Besseres Weidefutter auf Almen und Weiden 2011apr4

Page 1: Besseres Weidefutter auf Almen und Weiden 2011apr4

Besseres Weidefutter auf Almen und Weiden

Autor: Dipl.-Ing. Johann HUMER

Die Weidewirtschaft ist eine wichtige Futtergrundlage vieler Grünlandbetriebe. Weiden und Almen haben heute auch Erholungsfunktionen für Bergfreunde und damit landeskulturelle Bedeutung. Das offene Landschaftsbild von Weiden und Almen kann nur von Bauern mit Weidevieh erhalten werden. Weidegräser mit gutem Futterwert erhalten sich nur durch die Nährstoffe infolge Beweidung. Die Weide schützt auch die Böden vor Bodenerosion durch gute Durchwurzelung und Bodenbedeckung.

Bewirtschaftungsziel - Gute Zuwachsleistungen

Nur wenn auf Weiden neben Fitness der Tiere auch interessante Zuwachsleistungen erzielt werden, sind Almen auch wirtschaftlich aufrecht zu erhalten. Daher ist es wichtig, dass das Augenmerk auf wertvolle Pflanzenarten mit gutem Futterwert liegt. Unerwünschte Pflanzenarten sind dagegen: Ungräser, Unkräuter, Giftpflanzen und Gehölze. Bei gezieltem Weidemanagement werden die wertvollen energiereichen Weidegräser gefördert und verschmähte Ungräser wie Bürstling und Rasenschmiele zurückgedrängt. Die Futteraufnahme verbessert sich damit und fördert die letztlich wirtschaftlich entscheidende Zuwachsleistung der Weidetiere.

Weidemanagement

Es beginnt mit der Kontrolle der Zäune. Besonders ist die Unterteilung von Almfläche in 2 bis 3 Teilflächen notwendig, wenn hohe Anteile an Bürstling und Rasenschmiele das Problem sind. Mit variablen Unterteilungen mit Elektrozäunen kann man die Tiere dorthin lenken, wo mit der frühen Beweidung die Ungräser zurückgedrängt werden sollen. Die Ursache von Verunkrautung und Verstrauchung liegt oft auch im zu späten Almauftrieb, einem zu geringen Viehbesatz oder in der ungleichen Beweidung der Flächen durch Unter- oder Überbeweidung. Besonders wichtig ist die Pflegemahd um die Ausbreitung unerwünschter Arten zu verhindern. Ungleiche Beweidung führt zur ungleichen Nährstoffverteilung. Geilstellen um die Almhütte demonstrieren dies augenfällig. Auf den wenig beweideten, meist von der Hütte weiter entfernten Flächen kommt es zum Nährstoffmangel, Versauerung und langfristig zur Vernässung der Böden.

Wichtige Faktoren im Weidemanagement

1. Standortangepasste Besatzdichte2. Möglichst früh bestoßen (bevor das Futter fausthoch ist)3. Bürstling, Rasenschmiele – werden ja nur im jungen Zustand verbissen4. Zu später Almauftrieb fördert überständiges Futter und Ausbreitung unerwünschter Arten5. Einzäunung oder das Pferchen sollte man im Frühjahr zur Sanierung der Problemflächen mit

Bürstling und Rasenschmiele nutzen

document.doc Seite 1/5

Page 2: Besseres Weidefutter auf Almen und Weiden 2011apr4

6. Schafe, Ziegen, Pferde sind besonders gute „Almputzer“. Sie fressen auch weniger schmackhaftes Futter. Ihr tiefer Verbiss schwächt auch die Unkräuter

7. Auszäunung von Feuchtflächen: schützt vor Leberegel, Lungen- und Darmparasiten

Weideformen – ihre Vor- und Nachteile

Almen haben meist extensive und großflächige Standweiden oder eine Mischung aus Standweide und Umtriebsweide (Koppelweide). Die Standweide hat den Vorteil einer einzigen Einzäunung der Außengrenzen und weniger notwendiger Tränkstellen. Ihr Nachteil ist der Futterüberschuß zu Weidebeginn. Das verursacht Futterverluste infolge hoher Weidereste durch überständiges Futter. Andererseits wird ab August das Futter aufgrund längerer Nachwuchszeiten zu knapp. Trittschäden und zunehmende Verunkrautung können durch zu lange Verweilzeit auf derselben Fläche auftreten. Umtriebsweiden werden auf Almen wegen höheren Aufwandes für das Zäunen und der Trittschäden an der Zaungrenze kaum praktiziert. Eine dem Graswachstum angepasste Beweidung würde die Nachteile der Standweide verhindern und ein ausreichendes Futterangebot bis zum Ende der Alpung gewährleisten. Die Waldweide hat in der Praxis ihre gewisse Bedeutung. Sie bietet schattige Unterstände bei Sommerhitze und Schlechtwetter und unterdrückt die Verunkrautung von Jungkulturen. Nachteilig ist dass das Vieh wegen höheren Flächenbedarfes und geringer Futterqualität weitere Strecken zurücklegen muss. Bei zu hoher Bestoßung oder zu schweren Tieren sind Forstschäden möglich.

Früher Weidetrieb zu Qualitätsverbesserung des Weidefutters

Der frühe Weidetrieb ist eine der wichtigsten steuerbaren Faktoren zur Qualitätsverbesserung des Weidefutters. Das Futter soll erst fausthoch sein. Wenn das erste „Graserl“ ergrünt, sollte zuerst das Jungvieh aufgetrieben werden. Dazu ein Spruch zum richtigen Zeitpunkt für den Almauftrieb: „Ein Drittel weiß, ein Drittel braun, ein Drittel grün.“ Nur im derart jungen Zustand werden auch minderwertige Gräser wie Bürstling, Rasenschmiele oder ungeliebte Platzräuber wie Ampfer und Hahnenfuß verbissen. Das noch geringe Futterangebot im Frühjahr zwingt sie dazu. Ein zu später Weidetrieb im Frühjahr führt zu Futterüberschuss nach Weidebeginn. Im Frühjahr wächst Futter fast doppelt so rasch wie im Sommer. Weil ältere Pflanzen mehr abweisende Inhaltsstoffe enthalten sind sie weniger schmackhaft und werden gemieden und nicht verbissen. Diese Futterselektion der Tiere begünstigt besonders unerwünschte Pflanzenarten mit geringem Futterwert wie die Rasenschmiele. Wo unerwünschte Arten immer mehr aussamen, kommt man in den Teufelskreis immer schlechteren Futters. Weidepflegemaßnahmen

Zu den regelmäßigen Weidepflegemaßnahmen gehört die Pflegemahd, dh. das Mulchen der Weidereste und im Frühjahr das Striegeln oder Eggen (bei nicht zu steiler Hanglage) und die Flächenfreistellung durch das Schwenden holziger Pflanzen. So wird mehr Licht für die Gräser geschaffen. Mangelnde Weidepflege hilft der Ausbreitung minderwertiger Pflanzen wie Bürstling, Rasenschmiele, Adlerfarn, später Zwergsträucher und Latschen. Zur Pflegemahd wird meist ein Motormäher eingesetzt, da er im Gelände am besten einsetzbar ist. Bei harten Gräsern wie Bürstling, Rasenschmiele oder Zwergsträuchern sind Motormäher mit rotierenden Schlägelwerkzeugen notwendig. Die Motorsense (Freischneider) hat sich für steile und steinige Flächen bewährt und kann auch zum Schwenden von Unkräutern und kleinen Sträuchern eingesetzt werden. Die Pflegemahd sollte zumindest alle zwei Jahre – besser jedes Jahr - durchgeführt werden. Das Einpferchen ist die intensive Beweidung kleiner Flächen im zeitigen Frühjahr. Der tiefe Verbiss schwächt harte Gräser wie Bürstling oder Ampfer. Das unterschiedliche Fressverhalten der Tiere wird dabei genutzt. Den stärksten Verbiss haben Ziegen gefolgt von Schafen und Pferden. Sie sind somit die besten „Almputzer“. Dazu ist eine ausbruchsichere Weidezauntechnik Voraussetzung.

Unkräuter, Ungräser, Giftpflanzen und Lägerfluren

Auch Nährstoffmängel infolge eines zu geringen Weidebesatzes ist eine wichtige Ursache für das Aufkommen unerwünschter Arten. Auf sauren Standorten ist der Bürstling das problematischste Ungras. Auf wechselfeuchten Standorten ist die Rasenschmiele der größte Futterfeind. Auch Klappertopf, Weißer Germer und Kreuzkräuter sind Anzeichen mangelnder Pflege und zu geringer Bewirtschaftungsintensität. Vom Waldrand ausgehend breitet sich gerne Adlerfarn aus. Dann dringt die Besenheide bevorzugt in nährstoffarme, saure, trockenere Bürstlingsrasen ein. Auf sauren Böden

document.doc Seite 2/5

Page 3: Besseres Weidefutter auf Almen und Weiden 2011apr4

kann sich die Schwarz- oder Heidelbeere bis in hohe Lagen ausbreiten. Auch der Almrausch (Alpenrose) kann sich auf sauren Böden bis in hohe Lagen mit langer Schneebedeckung dominant ausbreiten. Auf großen Weiden wie Almen meiden die Tiere zunehmend entfernt liegende Futterflächen. Somit wird der Wirtschaftsdüngerkreislauf unterbrochen. Die Tiere verbleiben lieber im Nahbereich der Hütten. Dort führen die Nährstoffausscheidungen zur Ausbildung von „Lägerfluren“. Almampfer oder Alpenkreuzkraut sind die typischen Arten für Lägerfluren. Werden entfernte Almflächen im Laufe der Jahre vom Vieh nicht mehr beweidet so werden sie immer mehr gemieden. Dabei kommt es zu einer stärkeren Versauerung der Böden und zur weiteren Verschlechterung der Futterqualität durch die zwei schlimmsten Ungräser Rasenschmiele und Bürstling.

Wichtigste problematische Pflanzenarten auf Weiden

Pflanzenart Problem VorkommenRasenschmiele Platzräuber AlmBürstling Platzräuber AlmAlpen-Ampfer Platzräuber Alm, LägerflurDistelarten Platzräuber Alm,WeidenRossminze Platzräuber Alm,WeidenGermer Giftpflanze Alm,ExtensivwiesenAdlerfarn Giftpflanze Alm,ExtensivwiesenSchneerose Giftpflanze AlmEisenhut Giftpflanze AlmAlpen-Kreuzkraut Giftpflanze Alm, LägerflurEchtes Johanniskraut Giftpflanze Alm,WeidenHahnenfuß Giftpflanze Alm,WeidenZypressenwolfsmilch Giftpflanze Alm,WeidenJakobs-Kreuzkraut Giftpflanze Alm,Weiden,RaineKlappertopf Giftpflanze ExtensivwiesenAugentrost Giftpflanze ExtensivwiesenWasser-Kreuzkraut Giftpflanze Extensivwiesen

Ansprüche wichtiger Kulturgräser für Weiden

Mit zunehmender Seehöhe steigt bei den Obergräsern die Empfindlichkeit gegen Auswinterung infolge ihrer Nährstoffspeicherung in der Halmbasis. Wiesenlieschgras und Alpenrispengras sind die beständigsten Gräser in nö. Hochlagen. Die wichtigsten und wertvollsten rasenbildenden Untergräser sind: Rotstraußgras, Rotschwingel und Wiesenrispe. Sie speichern Nährstoffe in unterirdischen Kriechtrieben. Wichtige Kleearten sind: Weißklee, Schwedenklee für feuchte Lagen, Hornschotenklee für wärmere bzw. trockene Hanglagen, Braunklee in Hochlagen. Kleearten gedeihen nur befriedi-gend, wenn Böden genug mit Phosphor und Kali versorgt sind (zumindest Bodengehaltsklasse B).Hufkultivierung: Das Weide-Einsaat-System zur Verbesserung des Pflanzenbestandes

Weiden mit Steilflächen können am besten mit dem System „Hufkultivierung“ von Mai bis Ende August durch Einsaat von Arten von hoher Nutzeffizienz eingesät werden. Diese Grünlanderneuerung führt man mittels händischer Aussaat einer Weidemischung durch, wo der Boden offen oder kaum bedeckt ist, also meist wenn eine Weide zu Ende geht. Die Tiere treten das Saatgut besonders an den viel begangenen und offenen Bodenstellen wie den Gangerln gut an. Dadurch erübrigt sich eine maschinelle Behandlung und der Aufgang wird deutlich verbessert. Der Bodenkontakt der Samen erfolgt durch den Huftritt der Tiere. Dieses Verfahren kann auch auf ebenen Flächen erfolgen, wo das Saatgut durch Säverfahren ausgebracht wird. Besser ist es den anwachsenden Aufwuchs nach der Einsaat nicht zu beweiden um die junge empfindliche Saat zu schonen.

Voraussetzungen und Grenzen für einen guten Einsaateffekt

Damit der Altbestand der jungen Saat möglichst wenig Licht wegnimmt, sollte die Fläche nach der Weide geputzt werden, damit Weidereste die Einsaat nicht behindern. Voraussetzung für dieses Verfahren ist, dass die Fläche nach der Saat sofort 1 bis 2 Wochen intensiv beweidet wird. Der Zeitpunkt der Aussaat kann in Mittellagen vom Frühjahr bis etwa zum August erfolgen, bei Almen als

document.doc Seite 3/5

Page 4: Besseres Weidefutter auf Almen und Weiden 2011apr4

Schlafsaat, also 2 Wochen vor Almabtrieb. Nach der Saat ist es günstiger, aber nicht unbedingt erforderlich, wenn der Tierbestand erhöht wird. Weniger anspruchsvolle Jungtiere (auch Schafe) eignen sich dafür am besten. Die Tiere treten das Saatgut mit ihren Hufen ein und schaffen damit für das Saatgut den wichtigen Bodenkontakt für einen guten Aufgang. Die Beweidung soll solange unterlassen werden, bis die jungen Pflanzen wieder so fest im Boden verankert sind, dass sie nicht mehr durch Abbiss ausgerissen werden, was etwa einen Umtriebszeitraum betrifft. Mäht man der erste Aufwuchs nach der Saat wirkt dies schonender. Einsaaten sind immer anspruchsvoll im Licht- und Feuchtebedarf. Dementsprechend hat das Verfahren wenig Sinn, wenn in dichte Bestände gesät wird. Bei stark verunkrauteten Wiesen ist es sinnvoll, das Unkraut durch Rasierschnitt, Ausreißen oder Aufeggen zu dezimieren. Optimal ist, wenn der Boden etwa zur Hälfte offen ist und die restliche Vegetation der jungen Saat eine Deckfruchtwirkung gibt. Ein Reinigungsschnitt, sofern durchführbar, wirkt bei einer Bestandeshöhe von 10 - 15 cm meist unterstützend und erfolgverbessernd.

Häufigste Weidegräser mit hoher Nutzeffizienz und hohem Futterwert in NÖ

Almen KulturweidenTimothe Englisches Raygras Alpenrispe Wiesenrispe Wiesenrispe WeißkleeEnglisches Raygras Knaulgras, bedingtKammgras  Rotstraußgras  

Die Edelgräser Englisches Raygras, Wiesenrispe, Timothe und Knaulgras sowie Weißklee und Rotklee sind jene Arten, die sehr gerne gefressen werden. Weidepflanzen sind Tritt und Verbiss besonders stark ausgesetzt. Bei der Saatgutwahl sind diese Eigenschaften besonders zu berücksichtigen. Unsere trittfestesten und weideverträglichsten Edelgräser sind Wiesenrispe und Englisches Raygras neben dem Weißklee. Folgende Tabelle zeigt die Pflanzenarten welche gerne gefressen bzw. gemieden werden.

gerne gefressen

gefressen ungern gefressen

gemieden

Weißklee Kammgras Flaumhafer Sauergräser

Rotklee Glatthafer Rohrschwingel, Wildtypen Rasenschmiele

Deutsches Weidelgras Gemeine Rispe Ruchgras Ampferarten, alte

Wiesenschwingel  Quecke, jung Quecke, alt Brennnessel

Wiesenrispe Weisses Straussgras Weiche Trespe Disteln

Wiesenfuchsschwanz Rotschwingel Weiches Honiggras Beinwell

Wiesenlieschgras Wolliges Honiggras Hahnenfuß

Knaulgras, jung Große Bibernelle Dorniger Hauhechel 

Löwenzahn Wilde Möhre Knaulgras, alt

Saatgutauswahl für Weiden

Für die Neuanlage von Weiden verwendet man die Dauerweidemischungen G oder H. Sie enthalten ein breiteres Artenspektrum als Nachsaatmischungen. Zur Einsaat gibt es die Nachsaatmischung NAWEI bis zu den Mittellagen. Für Almen und Hochlagen gibt es Spezialmischungen wie MONTEVERDI oder RENATURA MONTAN. Erfahrungsgemäß setzt sich bei all diesen Mischungen nur ein Teil der Arten wirklich durch. Eigene Beobachtungen zeigen, dass meist nur Timothe und Alpenrispengras entscheidend nutzbringende Anteile erreichen.

document.doc Seite 4/5

Page 5: Besseres Weidefutter auf Almen und Weiden 2011apr4

Fazit

Besseres Weidefutter auf Almen und Weiden entsteht durch Weidemanagement, also dem Zusammenspiel von Zeit und Intensität der Weidebestoßung, den Weidepflegemaßnahmen, Erkennen und Behandlung gefährlicher Unkräuter und der Weideverbesserung durch Wahl und Einsaat geeigneter Gräser und Kleearten, die eine hohe Nutzeffizienz haben, also zuverlässlich anwachsen um gute Erträge wie hohe Futterqualität für gute Zuwachsleistungen bei den Weidetieren zu erreichen. Mit der Hufkultivierung wird ein Einsaatverfahren vorgestellt, mit dem auch im unwegigen Gelände eine Verbesserung des Weidefutters möglich ist.

Erstelldatum: 04.04.2011 10:45

document.doc Seite 5/5