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Bevölkerungsschutz 2 2005

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Bevölkerungsschutz

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BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 2 2005

Arbeiter-Samariter-Bund

Nicht immer ist dabei für jeder-mann deutlich, dass das deutsche inte-grierte Hilfeleistungssystem von ehren-amtlich tätigen Frauen und Männerngetragen wird. Menschen, die einen be-trächtlichen Teil ihrer Freizeit demWohl der Allgemeinheit widmen.

Mit Sorge muss man daher zurKenntnis nehmen, wenn demographi-sche Entwicklungen und Veränderun-gen im Bereich der gesetzlichen Wehr-pflicht zumindest mittelfristig zu einersinkenden Zahl von jungen Menschenführen, die bereit sind, sich im Bevöl-kerungsschutz zu engagieren (BeitragS. 2). Grund genug für das BBK, demThema Ehrenamt auf seinem Ausstel-lungsstand in Hannover besonderenRaum zu geben und dort gemeinsammit den Messebesuchern über die Zu-kunft des Ehrenamtes zu diskutieren.

Bleibt noch, Ihnen beim Lesendieser Ausgabe von Bevölkerungsschutzviel Vergnügen zu wünschen und, wennSie wollen, besuchen Sie uns bei derInterschutz am Stand des BBK.

Ihr Redaktionsteam

Liebe Leserinnen,liebe Leser,

seit einem Jahr gibt es nun das Bundes-amt für Bevölkerungsschutz und Kata-strophenhilfe (BBK) und auch die erstegroße Bewährungsprobe durch die Er-eignisse des Tsunami in Südostasienhat das junge Amt mit Bravour bestan-den. Als Partner und Dienstleister imBevölkerungsschutz hat das BBK einewichtige Funktion im Rahmen der zivi-len Sicherheitsvorsorge in Deutsch-land eingenommen. Dies findet allge-meine Anerkennung. Auch für die Be-wältigung der in der näheren Zukunftbevorstehenden Großveranstaltungen,dem Weltjugendtag 2005 und der Fuß-ballweltmeisterschaft 2006, wird dasBBK mit seinen Möglichkeiten einenwichtigen Beitrag leisten können.

Auch diesmal wird die interna-tionale Leitmesse für Rettung, Brand-/Katastrophenschutz und SicherheitInterschutz — Der Rote Hahn, die In-terschutz 2005 in Hannover, wiedersicher weit über hunderttausend Men-schen mit ihrer Vielfalt faszinieren.Vom 6. – 11. Juni werden ungefähr1.100 gewerbliche und ideelle Ausstel-ler präsentieren, wie neustes Know-howeingesetzt wird, um Menschen bei Un-glücken und Katastrophen zu helfen.

Der Parlamentarische Staatssekretärbeim Bundesminister des Innern,

Fritz Rudolf Körper, hat am 1. März in Bonn

33 Betreuungslastkraftwagen(BtLKW) an das Land

Nordrhein-Westfalen übergeben. Auf dem Foto (v.r.): Fritz Rudolf Körper,

Christoph Unger, Präsident des BBK,und Hans Krings, Staatssekretär

im NRW-Innenministerium.(Foto: Stein)

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2 2005 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 1

NACHRICHTEN

EHRENAMT

FORUM

RUBRIKEN

BEVÖLKERUNGSSCHUTZ

SERIE

FORSCHUNG

NOTFALLPLANUNG

INTERNATIONAL

TECHNIK

EINSATZPRAXIS

Kulturgutschutz in Deutschland 57

Medien 55

Termine 56

Impressum 56

Arbeiter-Samariter-Bund 38

Bundesanstalt Technisches Hilfswerk 40

Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft 43

Deutscher Feuerwehrverband 44

Deutsches Rotes Kreuz 46

Johanniter-Unfall-Hilfe 47

Malteser Hilfsdienst 49

Verband der Arbeitsgemeinschaften der Helfer in den Regieeinheiten/-einrichtungen des Katastrophenschutzes in der Bundesrepublik Deutschland e.V. 51

Das Ehrenamt im Zivil- und Katastrophenschutz fördern

Die Arbeitsgruppe „Ehrenamt im Zivil- und Katastrophenschutz“ stellt sich vor 2

AUSBILDUNG

Rundblick 53

Öffentlichkeitsarbeit im KrisenfallAuf kommunaler Ebene fehlen einheitliche Konzepte 11

Vom „Schutzraum“ zu einer modernen Sicherheitsarchitektur

Ein Denkmodell zum zukünftigen Baulichen Bevölkerungsschutz 5

Fahrzeuge für die HilfsorganisationenBund übergibt Nordrhein-Westfalen Fahrzeuge für den erweiterten Katastrophenschutz 37

Fachinformationsstelle 27

Selbstmordversuch mit FolgenFeuerwehr und THW sichern einsturzgefährdetes Gebäude 31

INTERSCHUTZ 2005Im Juni lädt die INTERSCHUTZ 2005 nach Hannover ein 35

Standardisierte ABC-Grundausbildung

Entwicklung und Projektstand 21

Euratech 2005 17

INHALT

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Diese Bereitschaft ist nicht selbstverständlichund wird durch verschiedene gesellschaftliche Ent-wicklungen zunehmend gefährdet. Der Zivil- undKatastrophenschutz steht mittel- und zum Teil auchschon kurzfristig vor Personalproblemen, die sich aus

unterschiedlichen Fakto-ren zusammensetzen.

Neben der demo-graphischen Entwicklungsind es die Verände-rungen im Bereich dergesetzlichen Wehrpflicht,die bereits jetzt Auswir-kungen haben und diedie Rekrutierungsmög-lichkeiten für den Zivil-und Katastrophenschutzerheblich einschränken.Vor allem in den östli-chen Bundesländern istdie Einsatzfähigkeit man-cher Einheiten bereitsjetzt gefährdet. Durch dieAbwanderung junger undleistungsfähiger Men-schen wird diese Entwick-lung noch verstärkt.

Um die Förde-rung des Ehrenamtes im

Bevölkerungsschutz auf Bundesebene weiter zu steu-ern, wurde im Juni 2004 eine Arbeitsgruppe „Ehren-amt im Zivil- und Katastrophenschutz“ im Bundes-ministerium des Innern (BMI) eingerichtet. Die

EHRENAMT

Der Zivil- und Katastrophenschutz in Deutschlandist ein lebendiges und funktionierendes Beispiel fürein aktives Bürger-Staat-Verhältnis, in dem das Enga-gement und die Eigenverantwortlichkeit der Bevöl-kerung als Aktivposten der Sicherheitsarchitektur fest

Das Ehrenamt im Zivil- undKatastrophenschutz fördernDie Arbeitsgruppe „Ehrenamt im Zivil- und Katastrophenschutz“ stellt sich vor

Von Karl-Heinz Hartmann

(v.l.): Dr. Michael Güntner (BMI), Katrin Klüber (THW), Werner Meinekat (BMI), Manfred Derda (BMI) undKarl-Heinz Hartmann (BBK). Nicht im Bild: Peter Fischer (BMI) und Dierk Hansen (THW). (Foto: BBK)

eingeplant sind. Ohne die aktive Beteiligung der Bür-gerinnen und Bürger und aktives bürgerschaftlichesEngagement wäre der Zivil- und Katastrophenschutzundenkbar.

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Arbeitsgruppe unter Leitung von Werner Meinekatsetzt sich zusammen aus Mitarbeitern des BMI(Werner Meinekat, Dr. Michael Güntner, ManfredDerda und Peter Fischer), der Bundesanstalt THW(Dierk Hansen, Katrin Klüber) sowie des BBK (Karl-Heinz Hartmann).

Zehn Empfehlungen zur Förderung des Ehren-amtes im Zivil- und Katastrophenschutz

Für den überwiegend ehrenamtlich getragenenZivil- und Katastrophenschutz hat das BMI eine Ab-frage bei den Ländern, den Organisationen und denVerbänden durchgeführt, um die Vorstellungen undMöglichkeiten zur Förderung des Ehrenamtes imBevölkerungsschutz zu erfassen. Im September 2004fand dann auf Einladung des BMI ein Workshop„Ehrenamt im Zivil- und Katastrophenschutz“ statt.Der Teilnehmerkreis des Workshops setzte sich ausVertretern von elf Bundesländer, Fachleuten derHilfsorganisationen Deutsches Rotes Kreuz, Johan-niter-Unfall-Hilfe, Malteser Hilfsdienst, Arbeiter-Samariter–Bund, Deutsche Lebens-Rettungs-Gesell-schaft, des Deutschen Feuerwehrverbandes, desDeutschen Städtetages sowie des BMI und der Bun-desbehörden BBK und THW zusammen. In der Aka-demie für Krisenmanagement, Notfallplanung undZivilschutz (AKNZ) des BBK wurde ein Startsignalfür eine übergreifende Plattform des Ehrenamts imBevölkerungsschutz gesetzt, auf der Bund, Länderund Organisationen gemeinsam an zukunftsorien-tierten Konzepten und Projekten des Ehrenamts imBevölkerungsschutz arbeiten.

Als Ergebnis der Beratungen hat der Workshopeinvernehmlich zehn Empfehlungen verabschiedet,mit denen das Ehrenamt nachhaltig gefördert werdenkann, um damit die Basis für eine zukunftsorientier-te Weiterentwicklung des Zivil- und Katastrophen-schutzes zu leisten:

Schaffung eines gemeinsamen Images für dasEhrenamt im Zivil- und Katastrophenschutz

•Entwicklung einer Botschaft/ eines Logos alsgemeinsamer Werbeträger für das Ehrenamt imZivil- und Katastrophenschutz

•PR-Kampagne aus Anlass der Fußball-Weltmeister-schaft, z.B. mit:

- Plakataktionen- Internetauftritt- Kino-/ Fernsehspot- prominenten Werbeträgern

•Fortführung der PR-Kampagne unter der gefunde-nen Botschaft/ Logo für folgende Zielgruppen(Adressaten):- Kinder/ Jugendliche (Einstieg)- junge Erwachsene (Übergang Jugendgruppe/ akti-

ver Dienst)- Erwachsene (Helfergewinnung und -erhaltung)- Senioren (Reaktivierung)- Mädchen/ Frauen

Status der Helferinnen und Helfer im Zivil- und Katastrophenschutz

•Rahmenempfehlung der IMK zur Vereinheitli-chung der Stellung der Helferinnen und Helfer inBund und Ländern und Gemeinden

•Organisationsübergreifende Helfer-Card für Helferim Zivil- und Katastrophenschutz (Helferausweis)

Förderung der Akzeptanz der Arbeitgeber

•Überprüfung der Kostenerstattung / Entgeltfort-zahlung für Arbeitgeber

•Anerkennung für die Arbeitgeber

Die Jugendarbeit ist von existenzieller Bedeutung. (Foto: DFV)

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EHRENAMT

•Besondere Anerkennung der ehrenamtlich Tätigenim öffentlichen Dienst

Harmonisierung der Ausbildung

•Erstellung einer bundeseinheitlichen Rahmenemp-fehlung für ehrenamtsfreundliche Ausbildung.

•Gleichstellung von Qualifizierungsmaßnahmen imRahmen ehrenamtlicher Tätigkeiten im Zivil- undKatastrophenschutz mit denen aus dem gesell-schaftlichen (z.B. politische Bildung) und gewerk-schaftlichen Bereich; insbesondere bei der Gewäh-rung von Bildungsurlaub.

Umsetzung der Empfehlungen von Bund, Ländern, Organisationen zur Förderung des Ehrenamtes

Die Zusammenarbeit mit Ländern und Orga-nisationen hat sich bewährt und soll fortgesetzt wer-den, um Ressourcen zur Förderung des Ehrenamtesbestmöglich zu nutzen und ein abgestimmtes Vorge-hen zu erreichen.

Zu den Möglichkeiten der Förderung des Dia-logs mit den Arbeitgebern hat das THW ein Pilot-projekt im Rahmen der Initiative Bürokratieabbaudurchgeführt und dort Maßnahmen zur Förderung

des ehrenamtlichenEngagements von Mitar-beitern im öffentlichenDienst erprobt. Vor die-sem Hintergrund stehtdie Arbeitsgruppe auchin intensivem Dialog mitder Hamburger Innen-behörde, die anlässlichder Hamburger Verbrau-chermesse „Du undDeine Welt“ eine Son-derveranstaltung zurFörderung der Zusam-menarbeit mit den Ar-beitgebern plant.

Als nächstenSchritt wird das BMI dieVertreter der Bundeslän-der und der Organisatio-nen zu einem weiterenWorkshop für den 13. -

14. Oktober 2005 einladen, der an der THW- Bun-desschule in Hoya stattfinden wird. Inhaltlich wirdes dann um die Einführung einer gemeinsamen Hel-fer-Card für alle ehrenamtlichen Helfer im Bevölke-rungsschutz sowie um Schritte zur Vereinheitlichungdes Helferrechts gehen. Zudem soll die Frage disku-tiert werden, wie die Zusammenarbeit mit den Arbeit-gebern mit dem Ziel einer erhöhten Akzeptanz ver-bessert werden kann. Die Harmonisierung der Aus-bildung soll dann in einem weiteren Workshop imkommenden Jahr auf der Tagesordnung stehen.

Ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer wäre der Zivil- und Katastrophenschutz in Deutschland undenkbar. (Foto: MHD)

Dabei betonten die Teilnehmer die herausra-gende Bedeutung der Ehrenamtsförderung für dieZukunft des Bevölkerungsschutzes und begrüßtendas aktive Engagement des BMI für diese Thematik.Es wurde vereinbart, den Austausch auf dieser Platt-form mit dem Ziel abgestimmter Aktivitäten weiter-zuführen.

Die Empfehlungen sind inzwischen demArbeitskreis V „Feuerwehrangelegenheiten, Rettungs-wesen, Katastrophenschutz und Zivile Verteidigung“der Innenministerkonferenz und dem strategischenBeirat für den Zivil- und Katastrophenschutz desBundesministeriums des Innern vorgelegt wordenund fanden dort allgemeine Zustimmung.

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Die Terroranschläge der 90-er Jahre in den Vereinig-ten Staaten hatten zunächst nur regionale Bedeutung,bis am 11. September 2001 mit dem verheerendenAnschlag auf das Word Trade Center in New Yorkund dem gleichzeitigen Anschlag auf das Pentagonin Washington die weltweite terroristische Gefahrjedem vor Augen geführt wurde.

Politiker in aller Welt haben gemeinsam er-kannt, dass die Verantwortung für ihren Staat, beson-ders für die Menschen, eine bedeutende Herausfor-derung erfahren hatte.

Der Schutz kritischer Infrastrukturen, dersicherstellen soll, dass die Gesellschaft trotz der poten-ziellen neuen Gefahr weiterhin in allen Teilen auf-recht erhalten werden muss, wurde seit dem 11. Sep-tember ebenfalls in den Focus öffentlicher Aufmerk-samkeit und Aufgaben gestellt — auch wenn dergrößte Teil hierbei privatwirtschaftlich strukturiertist und somit nicht im unmittelbaren Einflussbe-reich staatlichen Handelns liegt.

Beide Aufgaben, der Schutz der Bevölkerungund der bauliche Schutz kritischer Infrastrukturen,haben eine gemeinsame Grundlage: Sie müssen

sicherstellen, dass zwischen dem schädigenden Ereig-nis (nimmt man einmal eine Sprengstoffdetonationan) und dem zu Schützenden (Menschen, kritischeInfrastrukturen, Kulturgüter und andere wichtigeSach- und Gesellschaftswerte) ein Schutzschilderrichtet wird, der ausreichenden mechanischenWiderstand bietet.

Welche Gefahren müssen berücksichtigt werden

Um es von Anfang an auf den Punkt zu brin-gen. Im Ereignisfall, der

•„von jetzt auf gleich“ •an jedem Ort• zu jeder Zeit•ohne jede Ankündigung

eintreten könnte, ist es für den Betroffenen unerheb-lich, ob das Ereignis in seiner unmittelbaren Nähe

•von einem Sprengstoff (Terror-) Anschlag herrührt,•seine Ursache in einem Großschadensereignis

(Industriehavarie/Unfall) hat oder•die Explosion sogar aus einer Waffendetonation

resultiert.

Es ist für den Betroffenen auch eher eine„philosophische Frage“, ob für seine Sicherheit die

Vom „Schutzraum“ zu einer modernen SicherheitsarchitekturEin Denkmodell zum zukünftigen Baulichen Bevölkerungsschutz

Von Dipl.Ing. Architekt Michael C. Turley, Wachtberg

TECHNIK

Der folgende Beitrag gibt die private Meinung desVerfassers wieder und ist ein Diskussionsbeitrag zurZukunft der Schutzräume.

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kegel über dem Schutzraum ein unkontrolliertesBrandgeschehen ausbreiten würde, sind die Perso-nen im Schutzraum geschützt

•StrahlenschutzGegen radioaktive Niederschläge (auch bei der„Dirty bomb“) bieten Schutzräume einen ausge-zeichneten Strahlenschutz

•Schutz vor „B“ und „C“-GefahrenJeder Schutzraum verfügt über eine komplette undautonome Filter- und Lüftungstechnik, teilweiseauch mit eigens installierten Notstromaggregaten.

•Zentrale Lage der AnlagenÖffentliche Schutzräume wurden seinerzeit nurerrichtet, wenn eine ausreichende Bevölkerungs-dichte nachgewiesen wurde. Es sind in der RegelTiefgaragen, U-Bahnhöfe und großflächige Räume.

Das Defizit der Anlagen gegenüber den heuti-gen, neuen Anforderun-gen sind somit nichtihre besonderen Sicher-heitsvorkehrungen, son-dern die zurzeit nochfehlende Möglichkeitschneller und spontanerInnutzungnahme.

Sofortnutzung deröffentlichen Schutzräume — einelösbare Aufgabe

Wenn man sichdie Frage nach der Zu-kunft der Schutzräumestellt, steht man grund-

sätzlich zwei Themenkomplexen gegenüber:

•Macht es überhaupt Sinn, die vorhandenen Anla-gen des Baulichen Bevölkerungsschutzes weiter zunutzen, oder — wenn man diese Frage positivbeantwortet —

•wie können die Anlagen dann in ein modernes Sys-tem von Schutztechnologien eingebunden werden?

Es gibt viele Gründe zu der Annahme, dasses in der Bevölkerung kaum verstanden werdenwürde, angesichts der latenten neuen Gefahren vor-

TECHNIK

Zuständigkeit aus dem Zivilschutz (Bund) oder demKatastrophenschutz (Länder) gegeben sein könnte.

Im entscheidenden Augenblick sind aus-schließlich Fragen danach zu beantworten

•was bereits präventiv gemacht, •welche Schutzvorkehrungen bereits getroffen und •welche städteplanerischen Maßnahmen wirksam

umgesetzt wurden.

Bauliche Sicherungskonzepte sind in erster Linie Prävention

Das bisherige Konzept der „öffentlichenSchutzräume“ stößt bei den neuen Szenarien mögli-cherweise an Grenzen, ohne aber überflüssig zu sein.Um das besser beurteilen zu können, sind nachfol-

gend die bisherigen Schutzkomponenten aufgeführt.Öffentliche Schutzräume, von denen es im Bundes-gebiet ca. 2.000 Anlagen unterschiedlicher Art undGröße gibt, bieten alle einen definierten Grund-schutz:

•TrümmerbelastungDas Gebäude stürzt zusammen, während derSchutzraum selbst und seine Zugänge unversehrtbleiben

•BrandschutzAuch wenn sich ringsum und in einem Trümmer-

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handene und relativ gut eingespielte Schutzvorkeh-rungen aufzugeben, auch wenn sie derzeit nichthundertprozentig deckungsgleich mit modernen An-forderungen sind.

Nach der Erkenntnis, dass selbst ein bedingterSchutz im Notfall besser ist als überhaupt keinSchutz, sind Überlegungen anzustellen, wie die öffent-lichen Schutzräume den heutigen Vorgaben einerspontanen Nutzung anzupassen sind.

Eine Lösung dieser Frage ist technisch relativeinfach, pragmatisch undkostengünstig zu realisie-ren:

•Das bisherige Stahlbe-tontor (nur aufwändigund personalintensivzuzufahren) wirddurch ein einfaches,von jedermann ver-schließbares Stahltorersetzt. Durch intelli-gente Technologie(Statikmodule), geziel-te Materialwahl undeine abgestimmteOberflächenbeschich-tung (Strahlen- undBrandschutz) würdeein solches Tor einenMeilenstein in der Sicherungstechnologie darstel-len.

•Alle anderen Zugänge zu den Schutzräumen wer-den den Erfordernissen (schnell verschließbar, inFluchtrichtung aufschlagend, von jedermann zuöffnender Panikverschluss) angepasst

•Die vorhandene Lüftungs- und Filtertechnik wirdso geschaltet, dass bei Betätigung des neuen Tür-mechanismus die vorhandene Anlage bereitsanläuft und den erforderlichen Luftüberdruck imSchutzraum aufbaut (wichtig, um Luftschadstoffeaus dem Sicherheitsbereich heraus zu halten).

•In den Schutzräumen wird eine bestimmte Mengean Erste-Hilfe-Kits, an Trinkwasser (Langzeitlagernde PET-Flaschen) und anderen Ausrüstun-gen für „die ersten, lebensrettenden Stunden“ vor-gehalten. Überlegungen, auch Atemluft (Rauchver-giftungen) und Defibrillatoren (wie in vielen U-Bahnhöfen schon „Stand allgemeiner Sicherheits-

vorkehrungen“) sind in die Überlegungen mit ein-zubeziehen.

•Eine signifikante und auffällige Kennzeichnungmacht jedermann deutlich, dass es sich um einevorbereitete und einsatzbereite Schutzanlage han-delt.

Mit einem solchen Programm, das nicht un-bedingt kostenintensiv sein muss, könnten schonbald die ersten stadtzentrale Anlagen umgerüstet sein.

Innerstädtische Ballungszentren haben auch bei der neuen Schutzkonzeption eine hohe Priorität.

Zukünftige Prioritäten für die öffentlichenSchutzräume

Was in drei oder vier Jahrzehnten gewachsenist, kann nicht „über Nacht“ den neuen Herausfor-derungen angepasst werden.

Es ist deswegen unumgänglich, die Schutzräu-me in ihrer neuen Rolle in Prioritäten einzuteilen.Räume mit hoher Priorität, die gekennzeichnet sinddurch

•Lage in einem risikogefährdeten Gebiet•Zentrale Lage mit viel Publikumsverkehr•Versammlungsstätten•Orte mit hohem Symbolcharakter oder bedeuten-

de Kulturstätte

sind in erster Linie in der vorgestellten Weiseanzupassen.

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TECHNIK

Es versteht sich dabei von selbst, dass auchdieses neue Programm ständig den aktuellen Erfor-dernissen — auch der begrenzten Finanzlage desBundes — angepasst werden muss.

Schutzräume — nur ein Teil der neuen Sicherheitsarchitektur

Die öffentlichen Schutzräume stellen aller-dings nur einen Teil des gesamten Konzepts dar, dasunter einer neuen Sicherheitsarchitektur subsumiertwerden kann.

Die Eckpfeiler einer modernen Schutzkonzeption

Die neue bauliche Sicherheitsarchitektur kannin einem übersichtlichen 11 Punkte-Programmzusammengefasst werden:

1. Städtebauliche Gefährdungsanalyse

Mit individuellen städtebaulichen Gefährdungsanaly-sen können in Zukunft Bausubstanzen und kritischeInfrastrukturen punktgenau untersucht und ihrpotenzieller Gefährdungsgrad ermittelt werden.

2. Bauliche Modifikationen

Für bestimmte Gebäude,Gebäudegruppen oderstädtebauliche Agglome-rationen werden bau-technische Modifikatio-nen entwickelt, um Fas-saden, Zugänge undandere potenziell gefähr-dete Baustrukturen zusichern. Dieses gilt so-wohl für Neubauten alsauch für die bestehendeBausubstanz und fürSonderbauwerke.

3. Sicherheitszonen inGebäuden

Es werden einfache, insich abgeschlosseneSicherheitszonen in denersten Etagen vonGebäuden konzipiert,

die im Ereignisfall einen sofortigen, sicheren Rück-zug der gefährdeten Personen ermöglichen.

4. Sicherheitszonen im öffentlichen Raum

In der Nähe stark gefährdeter städtebaulicher Struk-turen können Sicherheitszonen nachgerüstet werden.Damit sind große Flächen in bestehenden Gebäu-den (z.B. untere Parkebenen) gemeint, die nachträg-lich mit schnell verschließbaren Abschlüssen, einer

Ein moderner baulicher Bevölkerungsschutzist kein Selbstzweck, sondern ein praxisorientiertes,pragmatisches Instrument, für den Bürger ein deutli-ches PLUS an Sicherheit zu schaffen. Gerade die Aus-gewogenheit der Maßnahmen, die Einbindung vor-handener Ressourcen in ein zukunftsorientiertes Ge-samtkonzert und die Nutzung modernster, intelli-genter Technik ergeben ein einheitliches Ganzes —und damit einen gelungenen Entwurf als Antwortauf die aktuellen Schutzanforderungen.

Anstelle des vorhandenen Schutzraumtors können schnell schließbare Stahltore mit Schlupftür und flexi-blen Schleusen für eine sofortige Inbetriebnahme eines Sicherheitsbereichs sorgen. Mit (verplombten)Einhandverschlüssen können sie von jedermann im Gefahrfall ohne Spezialwerkzeug schnell geschlos-sen werden (siehe übergelegte Graphik). (Bild und Graphik: Turley)

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einfachen automatisch anlaufenden Lüftungstechnikund einem einfachen Equipment ausgestattet sind.Sie stehen der Bevölkerung — ähnlich der Schutzräu-me — im Einsatzfallsofort als geschützte Flä-che im Sinne einessofortigen Selbstschutzeszur Verfügung. Es sindausdrücklich keineSchutzräume im her-kömmlichen Sinn son-dern nur ausgewählte(geeignete) zusätzlicheSicherungs- und Rück-zugsflächen für dieBevölkerung.

5. Vorhandene öffentli-che Schutzräume

Vorhandene öffentlicheSchutzräume werden ingefährdeten Gebieten zusofort nutzbaren Flächenfür die Bevölkerung, wieoben beschrieben, umge-rüstet. Schutzräume, die— einsatztaktisch gese-hen — eine niedrigere Pri-orität haben, werden nur auf einfachstem Niveaugehalten und nicht umgebaut.

6. Mindestausstattung

Die so geschaffenen Sicherheitszonen werden — dasist ebenfalls bereits oben erwähnt worden — miteiner Mindestausstattung versehen, die im Einsatzfalljedem sofort zugänglich ist: Trinkwasser (in langzeit-haltbaren PET-Flaschen), Sitz- und Liegemöglichkei-ten, Decken, Erste-Hilfe-Material, Augenwaschfla-schen, Atemluft (ähnlich wie die Notausrüstung inFlugzeugen) Not-Handleuchten, einfaches Bergungs-gerät und dergleichen.

7. Informationen, Multiplikatoren, Bekanntheitsgrad

Die so entwickelte bauliche Sicherheitsarchitekturwird in eine positive Informationspolitik eingebun-

den. Einheitliche und deutliche Kennzeichnung hel-fen jedem Bürger, im Ereignisfall in seiner unmittel-baren Nähe sofort Rettung, sicheren Schutz und

(erste) Hilfe zu erhalten. Diese Kennzeichnung wirdsich nachhaltig und dauerhaft in das Bewusstseinder Bürger einprägen (symbolbewehrter, einheitli-cher Wiedererkennungseffekt in allen StädtenDeutschlands). Was seit Jahrzehnten beispielsweise in der Schweizoder in skandinavischen Ländern gang und gäbe ist,sollte auch bei uns selbstverständlich sein können. Fachliche Lehrinhalte in Form von Bauseminaren —beispielsweise am Ausbildungszentrum des BBK, derAkademie für Krisenmanagement, Notfallplanungund Zivilschutz in Bad Neuenahr-Ahrweiler — stär-ken die Informationspolitik und den Bekanntheits-grad.

8. Bauliches Selbstschutzangebot für den Bürger

Ein Bauleitfaden für Bürger wird zusammengestellt,der zahlreiche bauliche und andere vorsorgende

Beispielplanung für die Umgebung eines öffentlichen Gebäudes: 1) vorhandener Schutzraum;2) zusätzlicher Sicherheitsbereich, nachträglich in einfacher Weise in einem Untergeschoss hergerichtet;3) Im Innern des Gebäudes kann ein Rückzugsraum vorgesehen sein, auch ein nachgerüstetes Treppenhaus ist als Sicherheitsbereich geeignet; 4) Fassadensicherungen sind überlebenswichtig; 5)Städteplanerische Sicherungen (Verlegung von Zufahrten); 6) Notfallausstattung in den Sicherheitsberei-chen; 7) Sicherheitsabsperrung der Zufahrten, auch im rückwärtigen Bereich(Bebauungsplan aus: "Grundlagen der Bauleitplanung" Prof.Hangarter, Werner-Verlag, 1992; bearbeitet:Turley)

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TECHNIK

Maßnahmen enthalten wird. Jeder ist damit in derLage, nach seiner eigenen Maßgabe im Rahmen desSelbstschutzes Vorsorge zu treffen.

9. Universitäten und Fachhochschulen

Zu allen Themen des Baulichen Bevölkerungsschut-zes und des baulichen Schutzes kritischer Infrastruk-turen werden durch Semester- und Diplomarbeitendie Grundlagen einer nachhaltigen, modernenSicherheitsarchitektur gelegt. Eingeschlossen darinsind auch die Hochschulen der Bundeswehr.

kerungsschutzes werden. Forendiskussionen zu Sach-themen werden dabei genauso eingerichtet wie regel-mäßige Newsletter, Informationen zu nationale undinternationalen Kongressen, Meetings oder Sympo-sien. Hier werden auch die Drähte internationalerForschungsarbeiten und deren baupraktische Ergeb-nisse zusammenlaufen.

Die Zukunft hat schon begonnen

Es ist jetzt nicht zu erwarten, dass dieses 11-Punkte- Programm inwenigen Wochen umge-setzt werden kann. Hiersind noch zu viele weißeFelder auszufüllen undnoch einige „ersteSchritte“ zu gehen.

Aber es ist einpragmatischer Ansatz,der auf Bewährtem auf-baut und einen sicherenWeg in eine Zukunftweist, die mit so vielengesellschaftlichen Unsi-cherheitsfaktoren unter-legt ist.

Präventive Vorsor-ge und eigene Verant-wortung, die für jedenBürger im privatenUmfeld heute wichtigerdenn je sind, bedeutet,

dass auch der Staat Vorsorge treffen muss.Hierzu gibt es viele Wege, aber an einem

führt kein Weg vorbei:Präventive Maßnahmen haben im Nachhinein

keinen Sinn. Sie müssen vorher — nämlich jetzt —angegangen werden.

10. Wissenschaft und Forschung

Begleitend werden noch offene Fragen in ein Wis-senschafts- und Forschungsmanagement eingebun-den, das an der Prämisse der praxisnahen Umset-zungsmöglichkeiten orientiert sein wird.

11. Einrichtung eines internationalen Netzwerks

Mit der internationalen Vernetzung über eine zen-trale Internet-Domain wird eine feste Einrichtunggeschaffen, die alle Themen zum Baulichen Bevölke-rungsschutz sammelt, auswertet und weltweit abruf-bar macht. Es wird die zentrale Anlaufstelle des(zunächst erst deutschsprachigen) Baulichen Bevöl-

Architekturmodell der Neukonzeption mit von allen Seiten und allen Etagen erreichbaren Sicherheitsbe-reichen und zur Straßenseite gewandten Fassadenverstärkungen. (Foto: Turley)

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NOTFALLPLANUNG

Eine abgestimmte Öffentlichkeitsarbeit im Krisenfallist das Spiegelbild einer professionellen, gemeinsamenEinsatzarbeit aller beteiligten Kräfte. Dabei funktio-niert die externe Kom-munikation mit denMedien umso besser, jeenger die interne Abstim-mung in der operativenZusammenarbeit ist. Aufdiese Kurzformel lässtsich das Credo einerprofessionellen Öffent-lichkeitsarbeit im Krisen-fall bringen. Das Pro-blem ist nur, dass es bis-her wenig Material fürdie Auseinandersetzungmit diesem Thema aufkommunaler Ebene gibt.Während auf Landes-und Ministerialebenebereits einige Konzepte,Geschäfts- und Stabsord-nungen entwickelt wurden, fehlen solche Handlungs-anweisungen auf kommunaler Ebene.

I. Was ist eine „Krise“?

Eine Krise ist ein außerordentliches Ereignis,das entweder ganz oder zum Teil nicht mehr von denzuständigen Stellen selbst, sondern vor allem vonaußen oder durch Dritte gesteuert und bestimmt wird.Während es bei den so genannten schleichenden

Öffentlichkeitsarbeitim KrisenfallAuf kommunaler Ebene fehlen einheitliche Konzepte

Von Thomas R. Wolf-Hegerbekermeier, Pressesprecher des Kreises Lippe

Krisen, also sich langsam entwickelnden Schadensla-gen, in der Regel möglich ist, durch Gespräche undabgewogene Entscheidungen die Situation auch mit

Im Krisenfall ist mit frühzeitigem und zahlreichem Erscheinen von Medienvertretern zu rechnen.

einer angemessenen Pressearbeit zu begleiten, sind eseher die so genannten eruptiven Krisen, also schlag-artig entstehende Schadenslagen, die alle Beteiligtenvor die größten Probleme stellen.

II. Wer ist verantwortlich?

Die Frage nach der Verantwortlichkeit für dieÖffentlichkeitsarbeit im Krisenfall ist wohl die ersteFrage, die sich in diesem Zusammenhang stellen

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12 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 2 2005

NOTFALLPLANUNG

(FSHG NRW) den kreisfreien Städten und Kreisenals Sonderordnungsbehörden.

Als Großschadensereignis definiert das Gesetzein Ereignis, bei dem Leben oder Gesundheit zahl-reicher Menschen oder erhebliche Sachwerte gefähr-

det sind und bei demauf Grund eines erhebli-chen Koordinierungsbe-darfs eine rückwärtigeUnterstützung der Ein-satzleitung erforderlichist, die von einer kreis-angehörigen Gemeindenicht geleistet werdenkann. Für ein Ereignisunterhalb dieser „Kata-strophenschwelle“ ob-liegt die Zuständigkeitfür das Krisenmanage-ment nach § 1 Abs. 1FSHG den Gemeinden.Unter solchen Ereignis-sen versteht der Gesetz-geber Schadensfeuer,Unglücksfälle und ande-re öffentliche Notstände.Daraus folgt, dass im

Katastrophenfall der Kreis oder die kreisfreie Stadtfür die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, ansonstendie örtliche Gemeinde.

2. Vom Pressesprecher zum BeraterWährend die juristische Unterscheidung zwi-

schen Großschadensereignissen und den anderenöffentlichen Notständen im Sinne des FSHG sicher-lich Bedeutung erlangt, wenn es um die Klärung deroperativen Einsatzleitung oder der finanziellen Ver-antwortlichkeit geht, macht diese Differenzierung fürdie Öffentlichkeitsarbeit jedoch wenig Sinn. Bereitsin personeller Hinsicht werden die Mängel dieserUnterscheidung schnell deutlich. Einer der Grund-sätze jedes Presseseminars ist die Aussage „Pressear-beit ist Chefsache!“ Das gilt in Privatunternehmengenauso wie in Behörden. Während die Kreise in derRegel die besondere Funktion des Pressesprechersgeschaffen haben, nimmt in den kleineren Kommu-nen die Aufgabe oft der Verwaltungschef selbst wahr.Da der Verwaltungschef jedoch mit der operativenLeitung der Krise ausreichend beschäftigt sein dürf-

lässt. Grundsätzlich wird eine professionelle Öffent-lichkeitsarbeit nur dann funktionieren, wenn alle ander Schadenslage beteiligten Kräfte sich untereinan-der ständig informieren und austauschen. Diesegrundsätzliche Anforderung beantwortet aber nicht

Auf Wunsch der Medien können besondere Ansprechpartner vermittelt werden.

die Frage danach, wer denn nun für die Öffentlich-keitsarbeit im Krisenfall den sprichwörtlichen „Hutauf hat“. Dazu gilt es zunächst festzustellen, welcheStellen überhaupt beteiligt sein können?

1. Vom Notstand zur KatastropheDie sachliche Zuständigkeit für das behördli-

che Krisenmanagement richtet sich zunächst danach,ob ein so genanntes Großschadensereignis vorliegtoder ein Ereignis unterhalb dieser „Katastrophen-schwelle“. Der sachlich zuständigen Behörde obliegtzugleich die Verantwortlichkeit für die Öffentlich-keitsarbeit, denn diese Verantwortlichkeit folgt dersachlichen Zuständigkeit für die konkrete Gefahren-abwehr. Rechtlicher Hintergrund dafür ist das Demo-kratiegebot des Grundgesetzes in Art. 20 GG, wo-nach die kommunale Selbstverwaltung zur objekti-ven und umfassenden Pressearbeit verpflichtet ist,soweit nicht überwiegende Interessen des Allgemein-wohls entgegenstehen. Im Fall eines Großschadens-ereignisses obliegt das Krisenmanagement nach § 1Abs. 3 des Feuerschutz- und Hilfeleistungsgesetzes

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es nötig, für die Medien und für die interne Abstim-mung klare Regelungen zu treffen, wer wann gegen-über wem Auskunft gibt.

1. Verhältnis zur EinsatzleitungDie operative Steuerung des Einsatzes obliegt

der Technischen Einsatzleitung (TEL) vor Ort. Hierwerden die kurzfristigen Entscheidungen zurBekämpfung der Krise getroffen. Im Falle einer grö-ßeren Katastrophe obliegt dem Behördenleiter bzw.dem rückwärtigen Stab die strategische Steuerungder Entwicklungen. Grundsätzlich sollte im Krisen-fall jedoch gelten, die Einsatzkräfte vor Ort gegen-über den Medien zum Schweigen zu verpflichten.Im Ausnahmefall können natürlich auf Wunsch derMedien besondere Ansprechpartner vermittelt wer-den. Dennoch werden im Grundsatz Auskünfte nurvon den dafür Verantwortlichen, also dem Behör-denchef und seinem Pressesprecher sowie den vonihnen bestimmten Personen erteilt.

Gleichwohl ist hier für die Öffentlichkeitsar-beit die Unterscheidung zwischen den schleichen-den und eruptiven Schadenslagen wiederum von Be-deutung. Bei schleichenden Krisen wird es ohneWeiteres möglich sein, in Absprache mit der TELbestimmte Termine vor Ort und Presseinformatio-nen für die Medien vorzubereiten. Bei größereneruptiven Schadenslagen müssen die Aufgaben derÖffentlichkeitsarbeit jedoch aufgeteilt werden. Zumeinen ist die direkte Kommunikation zum rückwärti-gen Stab erforderlich. Hier muss dann auch ein Mit-arbeiter der Pressestelle ständig anwesend sein, umdie strategischen Entscheidungsprozesse laufendmitverfolgen zu können. Zum anderen müssen dieMedien am Schadensort selbst versorgt werden.Dazu bietet es sich an, eine entsprechend technischund personell ausgestattete mobile Pressestelle(MoP) nahe der TEL einzurichten. Dies hat denVorteil, vor Ort die Informationen über die Maß-nahmen der TEL und die Entscheidungen des rück-wärtigenStabes zusammen zu führen und gegenüberden Medien entsprechend kommunizieren zu kön-nen.

2. Verhältnis zu anderen BeteiligtenOft ist es bei größeren Schadenslagen der Fall,

dass die Behörden während der Krise Hilfsorganisa-tionen heranziehen. Oft nehmen das Deutsche RoteKreuz (DRK), die Johanniter-Unfallhilfe (JUH), der

te, wird er kaum Zeit haben, auch die notwendigeÖffentlichkeitsarbeit zu leisten. Zudem spielt es inder öffentlichen Wahrnehmung keine Rolle, auf wel-cher juristischen Eskalationsstufe sich die Entwick-lung oder das Ausmaß einer Krise befindet. AlsFolge daraus bietet es sich an, den professionellenÖffentlichkeitsarbeiter im Kreishaus auch dann indie Pressearbeit mit einzubinden, wenn die Krise dieZuständigkeitsschwelle der örtlichen Kommune nochnicht überschritten hat. Ob er also im Krisenfall ineigener Zuständigkeit tätig wird oder ob er als„Berater“ der örtlichen Feuerwehren tätig wird, soll-te für die Öffentlichkeit nach außen keine Rollespielen.

3. Von der Sofort- zur KrisenkommunikationDoch was geschieht, wenn — und so schreibt

es „Murphy´s Gesetz“ vor — die Krise nicht inner-halb der Dienstzeit auftritt, zu der alle Öffentlich-keitsarbeiter verfügbar sind? Ist der Pressesprechertatsächlich in der Lage, bei eruptiven Krisen soschnell vor Ort zu sein, wie es oft die Medien sind?Die ehrliche Antwort muss wohl „Nein“ lauten,sodass sich hier die Frage nach der notwendigen„Sofortkommunikation“ stellt. Da bei größerenSchadenslagen fast immer auch polizeiliche Maß-nahmen erforderlich sind — sei es nur zur vorläufi-gen Verkehrsregelung oder sei es zu komplexerenErmittlungsmaßnahmen — bietet es sich an, bis zurKlärung der Verantwortlichkeit der weiteren Krisen-kommunikation den Pressesprecher der Polizei mitdieser Aufgabe zu betrauen. Oft ist es sowieso diePolizei, die als erste Anlaufstelle für die Mediendient. Zudem haben die Verantwortlichen der Poli-zeibehörden oft ausreichende Erfahrung im Umgangmit den Medien. Diese Form der Kommunikationwird dann solange aufrecht erhalten, bis durch diesachlich zuständige Behörde die weitere Krisenkom-munikation eindeutig geklärt ist.

III. Wer darf „mitreden“?

Die Frage nach der Verantwortlichkeit ziehtunumgänglich die Frage nach dem Verhältnis zu denanderen Beteiligten und Institutionen im Krisenfallnach sich. Neben der Polizei und der Feuerwehrsind bei großen Schadenslagen oft auch eine Reihevon Hilfsorganisationen mit vor Ort. Deswegen ist

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NOTFALLPLANUNG

Malteser-Hilfsdienst (MHD) oder das TechnischeHilfswerk (THW) am Notfallsystem der zuständigenBehörden teil. Alle diese Institutionen sind bundes-weit organisiert und verfügen über hauptamtlicheKräfte, die ebenfalls über zum Teil langjährige Erfah-rungen bei lebensrettenden Einsätzen verfügen.Trotzdem muss aus Sicht der Krisenkommunikationklar sein, dass von diesen Hilfsorganisationen grund-sätzlich keine Informationen über den konkretenSchadensfall an die Medien weitergegeben werden.Im Ausnahmefall können natürlich auch hier aufWunsch der Medien besondere Ansprechpartner ver-mittelt werden.

IV.Wie sage ich es richtig?

Die Öffentlichkeitsarbeit im Krisenfall stehtvor einem strategischen Dilemma: Zwar soll sie mög-lichst offensiv die vorgefundenen Sachverhalte erläu-tern und die möglichen Schlussfolgerungen erklären.Von der Natur der Sache her ist sie jedoch nur inder Lage, auf Krisenlagen zu reagieren.

1. Inhaltliche AnforderungenDie strategische Ausrichtung der Pressearbeit

im Krisenfall muss also darauf ausgerichtet sein, diereaktive Phase so kurz wie möglich zu halten unddie eigene Handlungskompetenz zu demonstrieren.Die dafür wichtigsten inhaltlichen Anforderungenlassen sich in zwei Merksätzen zusammenfassen:

•Informiere zeitnah, wahrheitsgemäß und angemes-sen!

•Pflege den ständigen Austausch mit den beteiligtenStellen und Mitarbeitern!

Was so einfach klingt, ist in der Praxis nichtleicht umzusetzen. Um die notwendigen Informatio-nen transportieren zu können, muss man sie natür-lich vorher bekommen. Das bedeutet eine enge Kon-taktpflege zu allen beteiligten Institutionen. Zwarstellen im Einsatz zunächst die TEL und der Stab diewichtigsten Informationsquellen dar. Aber auch diePolizei, die Hilfsorganisationen und auch die Medienselbst können ergiebige Informationsquellen sein.Wie für die Pressearbeit im Allgemeinen gilt natür-lich auch hier, dass eine vertrauensvolle Kontaktpfle-ge die Kommunikation im Krisenfall erleichtert.

2. Zeitliche AbfolgeFür das zeitliche Vorgehen hat sich besonders

im Falle von eruptiven Krisenfällen bewährt, unmit-telbar nach dem Schadensereignis, spätestens nacheine Stunde die erste Presseinformation herauszuge-ben, in der das Schadensereignis dem Grunde nachbestätigt und seine bereits bekannten Eckwerte mit-geteilt werden. Innerhalb der nächsten zwei bis vierStunden — je nach Schadenslage — sollte dann dieerste Pressekonferenz mit den verantwortlichen Per-sonen, d.h. Behördenchef, Einsatzleiter, ÄrztlicherLeiter Rettungsdienst und eventuell weiteren Fach-leuten stattfinden. Die Kommunikationspolitik indieser Phase muss folgende Aspekte enthalten:

•Sachliche Beschreibung der Schadensereignisses•Erläuterung der eingeleiteten Maßnahmen•Vorsichtige Abschätzung der möglichen Folgen•ggf. Verhaltensaufforderungen für die Bevölkerung

Der Tenor bei diesen Informationen sollteneben dem rein deskriptiven Aspekt der Tatsachenauf der Betonung der aktiv ergriffenen Maßnahmenliegen, um so die eigene Handlungskompetenz undSituationsherrschaft zu betonen. Diese sachlichenBeschreibungen können auch weitergehende techni-sche Hintergrundinformationen und Erläuterungenenthalten. Vermieden werden sollten aber auf jedenFall das Hin- und Herschieben von Verantwortlich-keiten. Bei den unweigerlich auftretenden Fragennach möglichen Folgen und Konsequenzen des Ereig-nisses sollte sich auf realistische Beschreibung mögli-cher Szenarien beschränkt werden, da in die Zukunftgerichtete Aussagen stets spekulative Elemente bein-halten, die mit äußerster Vorsicht zu handhabensind. Besser ist eine eher argumentativ angelegteStrategie, um die Medien und die Öffentlichkeitselbst mit einzubinden, z.B. mit einem Hinweis aufempfohlene Verhaltensweisen für die Bevölkerung.Schon Egon Bahr sagte im Hinblick auf den Um-gang mit Medien vor dem Hintergrund kritischerEreignisse: „Man muss nicht alles sagen, was wahrist, aber was man sagt, muss wahr sein“.

V. Was wird benötigt?

Ein immer wieder zu beobachtendes Phäno-men ist die Tatsache, dass sich alle Beteiligten der

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sind in personeller Hinsicht mögliche Kandidatenzu finden, die im Krisenfall die Pressearbeit unter-stützen oder gegebenenfalls sogar übernehmenkönnen.

Bei größeren Schadenslagen sind für eineprofessionelle Öffentlichkeitsarbeit mindestens vierMitarbeiter für folgende Aufgaben erforderlich:

•Koordination der Pressearbeit und unmittelbarerAnsprechpartner am Krisengeschehen vor Ort(sog. Presse- und Medienarbeit – PuMA, 1 Per-son)

arbeitern anderer Behörden — vor allem der größe-ren kreisangehörigen Städte — um Hilfe zu bitten.

2. Technische AusstattungImmer dann, wenn die Einrichtung einer mo-

bilen Pressestelle vor Ort bei der TEL erforderlichwird, ist auch eine entsprechende technische Aus-stattung erforderlich. Alle Ausstattungsgegenstände,die im Krisenfall für eine Pressearbeit vor Ort erfor-derlich sind, müssen bereits frühzeitig beschafft undvorgehalten werden. Als solche Gegenstände kom-men in Betracht:

notwendigen Vorsorgemaßnahmen für einen größe-ren Schadensfall bewusst sind, konkrete Vorberei-tungen aber im laufenden Tagesgeschäft vernachläs-sigt werden. Das liegt nicht selten daran, dass dieVerantwortlichen keine „Check-Liste“ haben, diesie zur Vorbereitung abarbeiten können. Deswegensoll an dieser Stelle versucht werden, eine solcheCheck-Liste aufzustellen.

1. Personelle RessourcenVor dem Hintergrund, dass die kommuna-

len Pressestellen meist spärlich besetzt sind odersogar nur aus dem Pressesprecher selbst bestehen,

•unmittelbarer Kontakt zum Stab (sog. S5, 1 Per-son)

•Beobachtung des Einsatzgeschehens und Vermitt-ler für die Medien vor Ort (1 Person)

•Auswertung der Medien (1 Person)

Da die Öffentlichkeitsarbeit im größeren Kri-senfall zum einen durch zeitliche und persönlicheUnannehmlichkeiten und zum anderen durch hoheVerantwortlichkeit gekennzeichnet ist, fällt es denPressestellen naturgemäß schwer, potenzielle Mitar-beiter zu gewinnen. Daher bietet es sich an, im Wegeeiner internen Umfrage oder bei den Öffentlichkeits-

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NOTFALLPLANUNG

•Unterbringungsmöglichkeit für die mobile Presse-stelle (PuMA), z.B. größeres Fahrzeug oder Zelt

•entsprechende Aus- und Beschilderung der PuMA•Armbinden „Presse“ (für alle Mitarbeiter der

PuMA)•Notebook•mobiler Drucker•Mobiltelefon mit besonderer Nummer•Digitalkamera•Ersatzbatterien•Büroausstattung•schriftlich und virtuell angelegte Presseverteiler

und Vorlagen für die möglichen Hilfspersonen

Zur Vorhaltung bietet es sich an, bis auf dieräumliche Unterbringungsmöglichkeit alle Dinge zu-

VI.Zusammenfassung

Da eine effektive Öffentlichkeitsarbeit im Kri-senfall keine Rücksichten auf juristische Feinheitennehmen kann, bewegt man sich in diesem Bereichin einem eher schwer greifbaren Umfeld. Das machtes um so dringlicher, zu diesem Thema konkrete Hin-weise und Empfehlungen zu geben. Vor diesem Hin-tergrund sollen die Hauptthesen dieses Beitrags hierzusammengestellt werden.

Die Verantwortlichkeit für die Öffentlichkeits-arbeit im Krisenfall folgt nicht der sachlichen Zustän-digkeit nach dem FSHG, sondern sie obliegt demLandrat als Behördenchef bzw. seinem Pressespre-cher, sobald die Schadenslage ein relevante Größen-ordnung überschreitet.

Die Sofort-Kom-munikation vor Ortobliegt der Polizei biszur Klärung der Verant-wortlichkeit für dienachhaltige Krisenkom-munikation.

GrundsätzlicherAnsprechpartner für denPressesprecher ist immerdie TEL vor Ort. Größe-re Schadenslagen bedin-gen die Aufteilung derPresseverantwortlichenauf die TEL (PuMA)und den rückwärtigeStab/ LuK (S5).

An der Schadens-lage beteiligte Dritte,Hilfsorganisationen undEinsatzkräfte werdengegenüber den Medienzum Schweigen ver-

pflichtet, über Ausnahmen entscheidet der Behör-denchef/Pressesprecher.

Informationen im Krisenfall erfolgen an dieMedien zeitnah, wahrheitsgemäß und angemessen.

Die personelle Ausstattung für eine professio-nelle Öffentlichkeitsarbeit im größeren Krisenfallbenötigt mehrere Personen; die technische Ausstat-tung einer mobilen Pressestelle („Koko“) ist frühzei-tig sicherzustellen.

sammen in einem Kommunikations-Koffer („Koko“)aufzubewahren, der in der Pressestelle deponiertwird, um den jederzeitigen Zugriff für die Öffentlich-keitsarbeiter zu ermöglichen. Als besonderes „Bon-bon“ macht es stets einen guten Eindruck, wenn esgelingt, über eine Online-Verbindung vor Ort Zugriffauf den Server für das Geografische Informations-System (GIS) zu erlangen, um so zeitnah authenti-sches Kartenmaterial für die Medien bereit zu hal-ten oder präsentieren zu können.

Für die Medien sollte ein unmittelbarer Ansprechpartner vor Ort bereitstehen. (Fotos: Feuerwehr Lügde)

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Vom 10. – 14. April 2005 fand in Portes-les Valence(Südfrankreich) die EU-Übung EURATECH 2005statt, an der der erstgenannte Autor als Vertreter derLänder der Bundesrepublik Deutschland als Übungs-beobachter („Observer“) und der zweitgenannte Autorals Leiter des deutschen Einsatzteams teilnahmen.

Im Auftrag des BMI führte das BBK, und hierdas Gemeinsame Melde- und Lagezentrum von Bundund Ländern (GMLZ), die Gesamtkoordination desdeutschen Übungsbeitrages durch. Die Übungsvorbe-reitung fand u.a. in enger Abstimmung mit der Bun-desanstalt THW und den Feuerwehren statt. Wäh-rend der Übung selber nahm das GMLZ seine klassi-schen Aufgaben des Informations- und Ressourcen-managements im Rahmen des so genannten EU-Ge-meinschaftsverfahrens für Deutschland wahr.

Der nachfolgende Bericht gibt die während derÜbung unmittelbar wahrgenommenen Eindrückewieder, weitergehende Erkenntnisse müssen der ab-schließenden Übungsauswertung vorbehalten bleiben.

1. Allgemeines

Die Übung EURATECH 2005 war durch fol-gende Randbedingungen geprägt:

•Punktlage (mit Schadstoffausbreitung)•Vier Übungsphasen an zwei Tagen, dabei realis-

tisch gestaffelte Eintreffzeiten der Hilfskräfte•Führung der Einheiten durch eine TEL vor Ort•Angenommene 700 Verletzte wurden dargestellt

durch 150 Unfalldarsteller•Einbindung von Polizeiaufgaben (Identifikation,

Ursachenermittlung)•Nutzung von Melde- und Führungswegen auf den

Ebenen: Lokal/Regional, National, EU

Beteiligt waren französische Einheiten (853Teilnehmer mit 176 Fahrzeugen, 5 Hubschraubern

und 1 Transall C-160) und Einheiten aus Belgien,Deutschland, Italien und Tschechien (74 Teilnehmermit 20 Fahrzeugen, davon aus Deutschland 18 Teil-nehmer mit 6 Fahrzeugen). Die deutschen Kräfteunter Führung von Brandrat Mario König (BF Mann-heim) setzten sich zusammen aus Feuerwehrmän-nern der Feuerwehren Mannheim und Ludwigshafensowie aus Helfern des THW. Von der Bundeswehr(Luftwaffe) nahmen 22 Soldaten mit einem AirbusA 310 MRT MedEvac teil.

2. Übungsablauf

Als Ausgangslage wurde folgendes angenom-men: Ein Güterzug mit Gefahrgut (Flüssiggas, Mine-ralöl, druckverflüssigte giftige Gase, diverses Gefahr-gut in Fässern und Paketen) ist im Bahnhof vonPortes-les Valence entgleist, dabei ist es zum Austrittbrennbarer Flüssigkeit und zum Folgebrand gekom-men. Hierdurch ist ein BLEVE (Boiling Liquid Ex-panding Vapour Explosion)1 eines Kesselwagens aus-gelöst worden, der einen begegnenden Personenzuggetroffen und dort zu einer großen Anzahl (Brand-)Verletzter geführt hat. Weiterhin hat der BLEVEtoxische Gase freigesetzt, welche sich mit einer Wind-geschwindigkeit von 20 km/h Richtung Portes-lesValence ausbreiten. Hierdurch ist es an der Unfall-stelle zur Kontamination von Verletzten und Eisen-bahnmitarbeitern gekommen.

EURATECH 2005Von LtdBD Karl-Heinz Knorr, Leiter der Feuerwehr Bremen, und BR Mario König, Berufsfeuerwehr Mannheim

1 Explosion durch die Ausdehnung der Dämpfe einer siedendenFlüssigkeit. In der Praxis droht ein BLEVE insbesondere dann, wennein Druckgasbehälter mit Flüssiggas (Propan-Butan-Gemisch) durchäußere Wärmeeinwirkung soweit erhitzt wird, dass die Behälterwändewegen ihres Festigkeitsverlustes dem ansteigenden Innendruck nichtmehr standhalten können. Das dann freigesetzte Flüssiggas ver-dampft schlagartig und entzündet sich in einem Feuerball, dessenDruck und Wärme erhebliche Folgen in der Umgebung bewirkenkönnen. Entscheidend für die Auswirkungen eines BLEVE ist dieMenge des im Druckgasbehälters befindlichen Flüssiggases.

INTERNATIONAL

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In einer nahegelegenen Kaserne wurden eineVerletztenversorgungsstelle und eine Technische Ein-satzleitung eingerichtet.Die Verbringung der zahlrei-chen Brandverletzten in Zielkrankenhäuser in Frank-reich und aufnahmebereiten EU-Ländern wurde orga-nisiert. Hierzu wurde auf dem Gelände eines 25 kmentfernten lokalen Flughafens eine weitere Verletzten-versorgungsstelle eingerichtet, welche über Sanitäts-material für ca. 500 Personen verfügte.

Während die in Ausbreitungsrichtung befind-liche Bevölkerung mit Lautsprecherdurchsagen ge-warnt und zum geschützten Verbleib in ihren Häu-sern aufgefordert wurde, wurde eine Schule evaku-iert, so dass 200 Kinder in einer Turnhalle mehrereStunden lang betreut werden mussten.

2.3 Dritte ÜbungsphaseIn dieser Phase standen im Vordergrund:

•Bergung/Sicherung des in den Waggons verbliebe-nen Gefahrguts

•Dekontamination zahlreicher Verletzter•Abtransport Verletzter zur weiterführenden Versor-

gung

Nach Abschluss der Brandbekämpfung wurdenaus den Kesselwagen austretende Produkte aufgefan-gen, Leckagen abgedichtet und beschädigtes Stück-gut geborgen. Nunmehr lagen umfassende Informa-tionen über die Zusammensetzung der gefährlichenLadung vor. Nach Auswertung der Stoffinformatio-nen wurde eine umfassende Dekontamination zahl-reicher Verletzter erforderlich, bevor diese zur Verletz-tenversorgungsstelle transportiert werden konnten.

Die technische Rettung aus dem Personenzugwurde abgeschlossen, alle Verletzten befanden sich inoder auf dem Weg zur Verletztenversorgungsstelle, vonwo die ersten Brandverletzten mit Hubschraubernund Rettungswagen zum Flughafen verlegt wurden.

2.4 Vierte ÜbungsphaseIn dieser Phase standen im Vordergrund:

•Mess- und Spüraufgaben an der Einsatzstelle•Dekontamination von Einsatzmitteln•Beginn Aufräum- und Wiederherstellungsarbeiten•Verlegung Brandverletzter in weitere EU-Staaten

INTERNATIONAL

2.1 Erste ÜbungsphaseIn dieser Phase standen im Vordergrund:

•Brandbekämpfung und Verhinderung weitererBLEVE

•Rettung Verletzter/Eingeklemmter aus unmittelba-rer Gefahr

•Ordnung der Einsatzstelle, Aufbau von Führungs-strukturen

Diese Phase war geprägt von einem starkenMissverhältnis der für die Verletztenversorgung benö-tigten zu den vorhandenen Einsatzkräften, was abersehr realitätsnah ist.

Die ausgebrochenen Brände wurden unter Was-ser- und Schaumeinsatz unter Kontrolle gebracht,weitere akute Explosionsgefahr bestand nicht mehr.

Bereits in dieser Phase erfolgte eine Nachfor-derung von zusätzlichen lokalen und regionalenEinsatzkräften.

2.2 Zweite ÜbungsphaseIn dieser Phase standen im Vordergrund:

•Abschluss der Brandbekämpfung•Eindämmung/das Auffangen der ausgetretenen

Gefahrstoffe•Schutz/Warnung der Bevölkerung vor der sich

ausbreitenden Schadstoffwolke•(Erst-) Versorgung und Registrierung der Verletzten

Bereits in dieser Phase erfolgte eine umfassendeNachforderung von Einsatzkräften sowohl im regio-nalen und nationalen als auch im europäischen Rah-men: Der 2001 eingeführte EU-Mechanismus wurdeaktiviert und das Monitoring and Information-Cen-ter (MIC) der EU in Brüssel wurde um Unterstüt-zung gebeten, um Spezialeinheiten aus anderen EU-Staaten zu entsenden.

Es wurde mit der technischen Rettung vonPersonen begonnen, die im Personenzug eingeschlos-sen bzw. eingeklemmt waren.

Wegen der freigesetzten toxischen Produktemussten alle Einsatzkräfte im Bereich des Güterzugesunter spezieller Chemikalienschutzkleidung arbeiten.Dadurch wurden umfangreiche vorbereitende Maß-nahmen zur Dekontamination der Einsatzkräfteerforderlich.

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Der Abtransport der Brandverletzten wurdedurch deren Verbringung in die auf dem Flugplatzbefindlichen Flugzeuge Transall C-160 (32 Liegend-transportplätze) bzw. Airbus MedEvac (6 Intensiv-plätze und 38 - 56 Liegendtransportplätze) simuliert.

In die Bergungs- und Aufräumarbeiten warenSpezialisten der französischen EisenbahngesellschaftSNCF eingebunden. Diese übernahmen die Bergungder entgleisten und umgestürzten Kesselwagen mitschwerem technischen Gerät.

3. Einzelne Übungsteile

3.1 ÖffentlichkeitsarbeitDie Übung traf auf überaus großes Interesse

bei Medien und Fachleuten. Zahlreiche EU-Staatenund Drittländer (u.a. Kanada und Indonesien) hat-ten Beobachter entsandt. Alle Beobachter konntensich in allen Bereichen ungehindert bewegen, für denTransfer zum Flughafen wurden Busse organisierteingesetzt.

Während der Phasen 1 und 2 informierten sichder stellvertretende EU-Kommissionspräsident, dieInnenminister Frankreichs, Belgiens und Deutsch-lands sowie der Präsident der SNCF vor Ort über dieÜbung. Die hohe ministerielle Prominenz brachtenaturgemäß einen großen Tross an Journalisten mitsich, der sich zweifellos behindernd auf den Übungs-betrieb auswirkte. Hierbei ist allerdings zu bedenken,dass ein wirkliches Szenario dieses Umfangs mindes-tens die gleiche Anzahl von Journalisten auf denPlan ruft, die dann aber nicht zentral agieren, son-dern versuchen werden, aus allen möglichen Berei-chen der Einsatzstelle Informationen zu erhalten. So-mit stellen die sich dann ergebenden Aufgaben zurSicherung der Einsatzstelle und zur gezielten Betreu-ung und Information der Medien eher noch größereHerausforderungen an die Verantwortlichen.

Das Medienecho war sowohl im Fernsehen alsauch in den regionalen Zeitungen sehr groß, in einerZeitung war die Übung der Aufmacher auf der Titel-seite und füllte anderthalb Seiten im Innenteil.

3.2 ÜbungssicherheitDie Sicherung der Einsatzstelle oblag der natio-

nalen Polizei. Für das Übungsgelände war ein sogenannter „Safety Officer“, als solcher gekennzeich-

net, zuständig, der im weitesten Sinne die Aufgabeeines Sicherheitsbeauftragten wahrnahm und gegen-über allen Übungsteilnehmern und Beobachternweisungsbefugt war. Immerhin war zu bedenken, dassnur wenige Gleise neben der Einsatzstelle der regulä-re Eisenbahnverkehr auf einer der frequentiertestenStrecken Frankreichs weiter lief.

3.3 FührungsstrukturenWährend der ganzen Übung waren klare Zu-

ständigkeitsstrukturen vor Ort erkennbar. Dies laginsbesondere an der eindeutigen Kennzeichnung vonFührungskräften und speziellen Funktionsträgern.

Bei einem Besuch der TEL konnten sich dieBeobachter von der professionellen Arbeitsweisedort überzeugen.

Gut organisiert war die Heranführung exter-ner Kräfte aus 3 Departements. Weit vor ihrem Ein-treffen erhielten sie über Funk einen zentralen Sam-melplatz zugewiesen. Vor dort wurden sie den takti-schen Erfordernissen entsprechend abgerufen.

Der Sammelplatzes war so ausgelegt, dass 175Fahrzeuge in einer Stunde aufgenommen und koor-diniert weitergeleitet werden konnten.

Nicht optimal war der Informationsfluss zwi-schen der nationalen Einsatzleitung und dem MICder EU in Brüssel. Von daher gibt es Überlegungen,künftig einen Verbindungsbeamten („Liason Officer“)des MIC zur regionalen Einsatzleitung zu entsenden.

Das beeindruckendste Einsatzmittel dieser Übung war zweifellos derSanitäts-Airbus (Airbus A 310 MedEvac) der Bundesluftwaffe.

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3.4 Zusammenarbeit der nationalen und internationalen Einsatzteams

Die Zusammenarbeit der einzelnen Teams warkonstruktiv und im Wesentlichen unproblematisch.Fernmeldetechnische Probleme traten im Einzelfallim Zusammenwirken der internationalen Einheitenauf, der Grund lag in unterschiedlichen Kommuni-kationssystemen. Befriedigende Abhilfe konnte mitder Entsendung von Verbindungsbeamten in die Tech-nische Einsatzleitung geschaffen werden. In der Pra-xis kam diesen Verbindungsbeamten schnell die Funk-tion eines Fachberaters für das Spezialgebiet derjeweiligen Einheit zu.

Mit der in einem Zelt aufgebauten Analysen-technik wurden die von der Übungsleitung einge-spielten unbekannten Substanzen identifiziert undmit einer entsprechenden Bewertung bis hin zu einerAusbreitungsabschätzung an die Abschnittsleitungzurückgegeben.

3.4.2 Einsatz des deutschen Airbus A 310 MedEvacDas beeindruckendste Einsatzmittel dieser

Übung war zweifellos der Sanitäts-Airbus der deut-schen Luftwaffe. In diesem Flugzeug, das auf demFlughafen Köln-Wahn binnen weniger Stunden abflug-bereit stationiert ist, können 6 Patienten unter Inten-sivbedingungen und weitere 38 - 56 Patienten lie-gend unter qualifizierten Krankentransportbedingun-gen weltweit transportiert werden.

4. Ausblick

Die sehr gut vorbereitete und durchgeführteÜbung hat eines gezeigt: Kein Staat kann die denk-baren Herausforderungen der Zukunft allein bewälti-gen. Der bestehende EU-Mechanismus zur Förderungeiner verstärkten Zusammenarbeit bei Katastrophen-schutzeinsätzen ist eine unverzichtbare Grundlage fürdie Mobilisierung von Einsatzteams, Experten undsonstigen benötigten Ressourcen.

Die derzeitige Situation kann sowohl dezen-tral in den einzelnen EU-Staaten als auch zentral aufEU-Ebene optimiert werden.

Dezentral durch Maßnahmen, die den Einsatzbestimmter „für Europa vorgesehener“ Einsatzteamsin den einzelnen Mitgliedsstaaten fördern. Bei die-sen Teams darf es sich aber nicht um ausschließlichhierfür aufgestellte Einheiten handeln, sondern be-stehende Einheiten sind durch Ausbildung, Übungenund Ergänzung der Ausrüstung zu befähigen, aufentsprechende Auslandseinsätze vorbereitet zu seinund diese auch kurzfristig übernehmen zu können.

Zentral durch Ausbau des MIC (Ausweitungder „Öffnungszeiten“), Aufbau und Pflege einerDatenbank, Durchführung von Fortbildungsveran-staltungen und Übungen sowie durch die Organisa-tion von geeigneten Lufttransportkapazitäten.

Insbesondere der letzte Punkt würde die Ein-greifzeiten der internationalen Teams deutlich ver-kürzen und sie zu wirklichen „Schnellen europäi-schen Eingreifeinheiten“ machen.

3.4.1 Einsatz des deutschen TeamsDer Aufgabenschwerpunkt lag in der Aufklä-

rung und Bewertung der Gefährdungslage durch diefreigesetzten Chemikalien. Dazu kam die vom BBKgeförderte „Analytische Task Force“ (ATF) der Feuer-wehr Mannheim zum Einsatz, die von Einsatzkräf-ten der Feuerwehr Ludwigshafen unterstützt wurde.Die Helfer des THW OV Heidelberg übernahmen dieAufgaben Dokumentation und Kommunikation.

Mit Hilfe von zwei Erkundungskraftwagen undeinem Vorläufer des im August 2005 bei der ATFeinzuführenden optischen Fernerkundungsgerätes(FTIR = Fourier-transformierte Infrarot-Spektrosko-pie) wurde die messtechnische Überwachung desStadtgebietes in Portes-les Valence sichergestellt.

Diverse Messgeräte: Gefahrstoff-Detektoren-Array (GDA), Ionen-Mobilitäts-Spektrometer (IMS),Photo-Ionisations-Detektor (PID).

(Fotos: Knorr)

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AUSBILDUNG

Die Projektgruppe 9 (PG9) „ABC-Risiken und Gefah-renlagen“ der Ständigen Konferenz für Katastrophen-vorsorge und Katastrophenschutz (SKK) hat im März2004 das Curriculum „Standardisierte ABC-Grund-ausbildung“ vorgelegt und mit breitem Verteiler zurEinführung bei allen Behörden, Organisationen undInstitutionen mit Einsatzaufgaben in der Gefahren-abwehr empfohlen. Jetzt, im April 2005, fand an derAkademie für Krisenmanagement, Notfallplanungund Zivilschutz (AKNZ) des BBK in Bad Neuenahr-Ahrweiler der Pilotlehrgang „Multiplikatoren für diestandardisierte ABC-Grundausbildung“ statt. DieserArtikel beschreibt Rahmenbedingungen und Kon-zeption des Curriculums „standardisierte ABC-Grund-ausbildung“, Planung und Durchführung des Pilot-lehrganges für Multiplikatoren und informiert überden jetzigen Projektstand der Etablierung der stan-dardisierten ABC-Grundausbildung.

Ausgangssituation

Täglich werden von Einsatzkräften der Gefah-renabwehr Einsätze mit Beteiligung von ABC-Stof-fen bei häuslichen Notfällen, bei Verkehrsunfällen,bei Schadenfeuern, in betrieblichen Notfallgesche-hen, bei Havarien oder auch zur Beseitigung von Um-weltschäden abgeleistet. Neue Qualitäten kriminellerEnergie und Straftaten, sowie des internationalenTerrorismus werden beklagt. Selten jedoch ist in derVergangenheit so viel über Kostenreduzierung, Res-sourcennutzung, Budgetierung, Einsparpotential,Leistungsverlagerung, Qualitätsmanagement, Standar-disierung oder Neuordnung der Gefahrenabwehr

gesprochen worden, wie in den gerade vergangenenzwanzig Jahren.

Den internationalen Geschehnissen der letz-ten vier Jahre ging die Neuordnung des Zivil- undKatastrophenschutzes in den 80ger und 90ger Jahrenvoraus. Ihr Ergebnis war die erheblichen Reduzie-rung der Aufwendungen von Bund und Ländern fürden Katastrophenschutz und Zivilschutz. Fahrzeugeund Ausrüstungen wurden zum Teil an die Leis-tungserbringer übergeben, für persönliche Ausstat-tung der Helfer, deren Ausbildung, die Aufrechter-haltung der Einsatzbereitschaft dieser Einsatzfahr-zeuge und zur Materialerhaltung für dieses Kontin-gent standen jedoch die nötigen Mittel nicht mehrzur Verfügung.

Annähernd zeitgleich zu dieser Entwicklungwirkte die Verringerung der Wehrpflichtzeiten. Da-mit verbunden reduzierten sich auch die Verweilzei-ten der Verpflichteten im Katastrophenschutz, dieIhren Wehrersatzdienst leisteten. Das führte dazu,dass die Zahl derer, die sich zur Arbeit im Katastro-phenschutz verpflichteten, stagnierte und bis heutestark rückläufig ist. Schwindende Helferzahlen auchim Ehrenamt, verkürzte Verweildauer, vor allem jun-ger Helfer in den Einheiten und erhebliche Struktur-Veränderungen auf allen Ebenen der Gefahrenab-wehr waren festzustellen.

Die Verantwortlichen in der Gefahrenabwehrin Bund, Ländern und Kommunen mussten so Ent-scheidungen zu Lasten der Vorhaltungen für Einsatz-szenarien treffen, deren Eintrittswahrscheinlichkeitals am geringsten eingestuft wurde. Einer der ammeisten betroffenen Bereiche war der ABC-Schutz.Vorhandene Ausrüstungen des Bundes wurden dras-

StandardisierteABC-GrundausbildungEntwicklung und Projektstand

Von Jürgen Schreiber

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system sicherzustellen, müssen alle Beteiligten ander Gefahrenabwehr interdisziplinär und Ressortübergreifend zusammenarbeiten. Einheitliche Ausbil-dungsgrundlagen sind für ein effizientes Zusammen-wirken in der Gefahrenabwehr unbedingte Voraus-setzung.

Im Lichte dieser Entwicklung wurde bereitsim Herbst 1999 von der Ständigen Konferenz fürKatastrophenvorsorge und Katastrophenschutz (SKK)die Projektgruppe 9 mit dem Arbeitstitel „ABC-Risi-ken und Gefahrenlagen“ (PG9) gegründet und miteiner Ist-Stand-Analyse beauftragt. Bereits im März2000 bekannten sich die Spitzenverbände aller Hilfs-

AUSBILDUNG

tisch reduziert und somit werden Aufgaben des ABC-Schutzes, mit wenigen Ausnahmen, nur noch vonFeuerwehren wahrgenommen. Ausschließlich dieseverfügen heute für ABC-Einsätze flächendeckend undsichergestellt über angemessen qualifiziertes Perso-nal, Ausrüstung und Einsatzkonzeptionen, um in denGefahrenbereichen derartiger Einsatzstellen tätig zuwerden. Vereinzelt sind bei der Bundesanstalt THWund auch bei den Hilfsorganisationen, örtlich be-grenzt oder spezialisiert, Kompetenzen vorhanden.Was aber ist, wenn diese Fachdienste oder tangieren-de Zuständigkeiten mit den Feuerwehren zusam-menarbeiten müssen, wenn zum Beispiel betroffene

Abb. 1: Ergebnis der Ist-Analyse der PG9 zum Leistungsstand der Hilfsorganisationen im ABC-Einsatz.

oder verletzte Personen wegen der Wirkung von ABC-Gefahren geschädigt sind und noch an der Einsatz-stelle versorgt werden müssen, wenn sie stationärermedizinischer Behandlung bedürfen, wenn Dekonta-mination von Verletzten, von Material oder von Flä-chen in großen Einsatzdimensionen nötig sind,wenn Ver- und Entsorgungseinrichtungen der Gefah-renabwehr zuarbeiten sollen oder Einsatzstellen zurSchadensbeseitigung übernehmen müssen? Ange-sicht der heutigen Bedrohungslage und zum Schutzder Bevölkerung ist hier ein integriertes Hilfeleis-tungssystem erforderlich. Um dieses Hilfeleistungs-

organisationen und des THW dazu, bis auf wenigeAusnahmen kaum noch Möglichkeiten zu haben,Einsätze in Beisein von ABC-Gefährdungen wir-kungsvoll bearbeiten zu können. Neben geeigneterpersönlicher Schutzausrüstung fehle es vor allem anKompetenz für diese Lagen, also an Wissen, Kon-zeption und Fähigkeiten in der Durchführung derFachdienstaufgaben unter ABC-Einwirkung, sowieauch im Zusammenwirken mit den Fachdiensten,die für den ABC-Einsatz spezialisiert sind. Auch imRettungsdienst und in der polizeilichen Gefahrenab-wehr wurden diese Defizite deutlich.

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Curriculum „Standardisierte ABC-Grundausbildung“

Unter diesem Eindruck wurde die PG9 durchdas Plenum der SKK beauftragt, ein Konzept füreine standardisierte Grundausbildung für alle Betei-ligten an der Gefahrenabwehr in einem ABC-Einsatzzu entwickeln und eine entsprechende Empfehlunghierzu vorzubereiten. So entwickelte die PG9, unterder Leitung von Dr. Willi Marzi (BBK) und der Mit-wirkung des BBK, des BMVg, des DFV, einigenBerufsfeuerwehren, derSpitzenverbände derHilfsorganisationen, derBundesanstalt-THW,Vertretern des ÖGD,des RKI sowie verschie-dener medizinischerFakultäten und Einrich-tungen das Curriculum„Standardisierte ABC-Grundausbildung“. Die-ses Curriculum standar-disiert die ABC-Grund-ausbildung für alle Ein-satzkräfte und definiertdie Mindestanforderungzur Schulung aller Einsatzkräfte in der Notfallvor-sorge und der Gefahrenabwehr. Die Lerninhalte soll-ten im Interesse der Vereinheitlichung der Ausbil-dung zwingend Bestandteil der jeweiligen Grundaus-bildung sein und regelmäßig auch in die Fortbil-dung der Einsatzkräfte einfließen. Eine weitere Ziel-gruppe sind Mitarbeiter von Behörden, Institutio-nen des Gesundheitswesens und Mitarbeiter der tan-gierenden Bereiche in der Schadensbeseitigung z.B.der Ver- und Entsorgung, die unter anderem aufBasis dieser Ausbildung qualifiziert werden können.Aufbauend auf diese Grundausbildung müssen dannweiterführende, Fachdienst-spezifische Aus- und Fort-bildungen der Einsatzkräfte für den jeweiligen Ein-satzbereich durchgeführt werden.

Die Kapazität der sich aus dem Curriculumentwickelnden Ausbildung umfasst 17 Unterrichts-stunden mit jeweils 45 Minuten Unterrichtszeit. DieAusbildungen sollen auf der „Vor-Ort-Ebene“ mög-lichst interdisziplinär durch die Leistungserbringer inder Gefahrenabwehr erfolgen, um Symbiosen undbestehende Ressourcen sinnvoll nutzen zu können.

Gleichzeitig kann durch die Entsendung von Teil-nehmern aller Leistungserbringer in einen gemeinsamdurchgeführten Lehrgang die Zusammenarbeit geför-dert und die Effektivität der Gefahrenabwehr durchpersönliches Kennen der Aktionspartner weiterbegünstigt werden. Inhaltlich ist das Curriculum inLernabschnitte, Hauptthemen und Einzelthemengegliedert. Die Lernabschnitte gliedern den insgesamtzu vermittelnden Soff durch Ordnung in Oberbe-griffe zu Themenblöcken. Ziel war hier vor allem,eine sinnvolle, modulare Durchführung der Ausbil-

Abb. 2: Mitwirkende bei der Konzeptionsarbeit zum „ABC-Curriculum“

dung zu ermöglichen. Hauptthemen und Einzelthe-men beschreiben die zu vermittelnden Inhalte undgeben dem Ausbilder so einen detaillierten Über-blick über die zu vermittelnden Lerninhalte und zurSicherung einer einheitlichen Ausbildung aller Helfer.Die Einzelthemen beschreiben darüber hinaus, wel-che Themeninhalte, zielgerichteten Verhaltensweisenund Leistungen der Lehrgangsteilnehmer am Endeder Ausbildung in seiner Tätigkeit umsetzen kann.

Die Intensität dieser Befähigung wird in Lern-zielstufen definiert, die an der Feuerwehr Dienstvor-schrift 2 (FwDV2) angelehnt sind. So wird erreicht,dass die Lehr- und Lerntiefe dem Grundausbildungs-niveau angepasst ist und nicht zur Überforderungder Teilnehmer führt.

ABC-GrundlagenDieser Lernabschnitt beschreibt „Allgemeine

Grundlagen“. In 4 Unterrichtseinheiten werden ABC-Gefahren definiert und ihre Quellen abgeleitet. Einengroßen Komplex stellen Inhalte zum Basiswissen

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AUSBILDUNG

über ABC-Gefahrstoffe dar. Hierbei werden derenEigenschaften, Freisetzungs- und Ausbreitungsformen,deren gefährliche Wirkmechanismen und Gefähr-dungspotenziale thematisiert. Auch werden Kenn-zeichnungssysteme für ABC-Gefahrstoffe und Zei-chen der möglichen Kontamination aufgezeigt.

EinsatzlehreIn diesem Lernabschnitt sollen Einsatzgrund-

sätze und Besonderheiten in der Bearbeitung vonLagen mit ABC-Gefährdungen bearbeitet werden. Sosollen Teilnehmer Informationen zum Zusammen-wirken von Fachdiensten und Behörden und zu In-

formationswegen erhal-ten. Sie lernen Prinzipiender Raumordnung sowieAbsperrungs- und Kenn-zeichnungsmaßnahmenkennen. Darüber hinauswerden die Teilnehmerüber mögliche Verände-rungen von Zuständig-keiten und Verantwort-lichkeiten, zu Quarantä-ne, Dekontamination/Desinfektion in einemB-Einsatz informiert. Fürihren eigenen Fachdienstlernen sie Einschränkun-gen der Fachaufgabenund besondere Arbeits-verfahren aufgrund desABC-Einsatzes kennenund werden so auf ihreAufgaben vorbereitet.

Rechtliche Grundlagen im ABC-EinsatzInhaltlich soll in diesem Teil der Grundausbil-

dung auf die rechtliche Situation des Helfers imABC-Einsatz eingegangen werden. Seine Rechte,seine Pflichten und Einschränkungen, denen er ineinem solchen Einsatz unterliegen kann, werden ver-mittelt. Darüber hinaus wird der Teilnehmer überEinschränkungen für die Bevölkerung sowie überseine Rechte gegenüber Dritten informiert.

SonstigesZwei Schwerpunkte werden in diesem Ab-

schnitt behandelt. ABC-Einsätze können als komple-xe Lage besondere psychologische Aspekte mit sichbringen. Der Helfer wird über die Auswirkung vonSchutzzuständen, über Probleme von Langzeitlagensowie über Isolations- und Kommunikationsproble-me informiert.

ABC-SchutzmaßnahmenKernstück dieses Lernabschnittes ist zweifellos

die praktische Ausbildung im Umgang mit der Per-sönlichen Schutzausrüstung (PSA) einschließlich derDurchführung von Gewöhnungsübungen für diefachdienstliche Aufgabenwahrnehmung unter PSA.

Vorbereitend hierfür werden Systeme der PSA,wie sie in der ABC-Gefahrenabwehr eingesetzt wer-den, dem Teilnehmer vorgestellt. Er lernt den Um-gang mit den, für seine Einsatzaufgaben angemesse-nen Schutzsystemen, wie sie angelegt werden, wie sieabgelegt werden und auch, wie er Fehlerquellen er-kennen kann. Neben diesen praktischen Inhalten wer-den im Lernabschnitt ABC-SchutzmaßnahmenGrundregeln zum Eigenschutz und zur Schadensmi-nimierung behandelt. Maßnahmen der AllgemeinenHygiene und Grundregeln des persönlichen Schutz-verhaltens für Betroffene und Helfer im Geschehenund nach dem Geschehen werden thematisiert.

• ABC-Grundlagen

• ABC-Schutzmaßnahmen

• Einsatzlehre

• Rechtliche Grundlagen

• Sonstiges

Abb. 3: Lernabschnitte des Curriculum „standardisierte ABC-Grundausbildung“.

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Der zweite Schwerpunkt ist, den Teilnehmerdarin zu unterweisen, wie er in komplexen ABC-La-gen Betroffene oder die Bevölkerung zum angemes-senen Verhalten zu Selbstschutzmaßnahmen anleitetund auch, wie er ihm übertragene Maßnahmen imEinsatz auch durchsetzen kann.

Die entsprechende Empfehlung „Curriculumstandardisierte ABC-Grundausbildung“ der SKKwurde im März 2004 allen Entscheidungsträgern inBund, Länder, Organisationen und Gremien mitBeteiligung an der Gefahrenabwehr überstellt.

Zusammenarbeit von BBK und PG9, Umsetzungsstrategie und Pilotlehrgang

In einem Jahr,von April 2004 bis zumApril 2005, entwickeltendie PG9 unter Mitwir-kung der BBK-Zentren„Zivilschutzforschung,ABC-Schutz/-Vorsorge“und „Zivilschutzausbil-dung“ gemeinsam eineUmsetzungsstrategie, umvor allem den Hilfsor-ganisationen die Organi-sation und Durchfüh-rung der empfohlenen„ABC-Grundausbildung“ihrer Helfer in den Ein-heiten auf Standortebenezu ermöglichen.

Schon an dieserStelle ist es wichtig her-vorzuheben, dass dieserst der Beginn der Umsetzungsplanung sein kann,denn es sind zunächst in Einklang zu bringen:

•die Rahmenbedingungen der Hilfsorganisationen,•die Rahmenbedingungen der Träger der Gefahren-

abwehr auf allen Ebenen und nicht zuletzt •die Rahmenbedingungen der Kostenträger für die-

sen neuen Bestandteil der Grundausbildung derHelfer. Bei den Feuerwehren sind diese Ausbil-dungsinhalte integraler Bestandteil der Grundaus-bildung und auch die Bundesanstalt THW ist inder Umsetzungsphase.

rung der ABC-Grundausbildung und die Vorberei-tung des Pilotseminars für Multiplikatoren.

Vom 11.04.2005 bis zum 13.04.2005 wurdevom BBK an der AKNZ in Zusammenarbeit mit derSKK-PG9 das erste von zwei in diesem Jahr geplan-ten Pilotseminaren „Multiplikatoren für Ausbilder inder standardisierten ABC-Grundausbildung“ durch-geführt. Alle fünf Hilfsorganisationen hatten Teil-nehmer entsandt und das Seminar wurde unter derLeitung von Dozenten der SKK-PG9 und des BBKdurchgeführt. Als Seminar-Unterlage wurde den Teil-nehmern ein Datenträger mit Fachinformationen

Die erarbeitete Umsetzungsstrategie sieht zu-nächst eine Qualifizierung von Multiplikatoren vor.Die Aufgabe der Multiplikatoren wird sein, in denHilfsorganisationen zunächst „Fachausbilder ABC-Grundausbildung“ darin zu schulen, wie sie auf derStandortebene die standardisierte ABC-Grundausbil-dung planen, organisieren und dann natürlich auchdurchführen können. Dabei ist nochmals hervorzu-heben, dass es sicher sinnvoll sein kann, auf bestehen-de Ressourcen vor Ort zurückzugreifen und organi-sationsübergreifend vor allem die praktischen Aus-bildungsanteile gemeinsam auszubilden.

Weiterer Arbeitsschritte waren die gemeinsa-me Erarbeitung eines „Lernziel- und Themenkatalo-ges“ mit detaillierten Inhaltsangaben zur Durchfüh-

Abb. 3: Umsetzungsstrategie.

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AUSBILDUNG

und Vortragsdateien überreicht. Das Seminar war mitWorkshop-Charakter so aufbereitet, dass anhand desLernziel- und Themenkataloges die Lernabschnitte

Hierzu stehen neben dem weiteren Pilotsemi-nar im Herbst dieses Jahres Planungen für fünf wei-tere Seminare in 2006 an. Für die Durchführung

durchgearbeitet wurden und sowohl Fachwissen andie Multiplikatoren transportiert wurde, als auchmethodische, didaktische und organisatorische Bedin-gungen der standardisierten ABC-Grundausbildunggemeinsam erarbeitet wurden.

Zusammengefasst kann aus der Seminaraus-wertung abgeleitet werden, dass für die Durchfüh-rung von Ausbilder-Qualifikationen einerseits eineumfassende Sammlung von Fachinformationenerstellt und zur Verfügung gestellt werden muss undandererseits zusätzlich eine Lehrmittelsammlungsowie für die praktische Ausbildung Sätze unter-schiedlicher, bedarfsorientierter Persönlicher Schutz-ausrüstung nötig sind. Zur Sicherstellung eines ein-heitlichen Grundausbildungsstandes ist es nötig, dassauch die Einsatzkräfte der Polizeien, des Rettungs-dienstes, des Öffentlichen Gesundheitsdienstes undder anderen Leistungserbringer geschult werden unddass dementsprechend auch dort Multiplikatorenqualifiziert werden.

fachdienstlicher Aufgaben des Rettungs- Sanitäts-und Betreuungsdienstes unter ABC-Bedingungen undim Rahmen des Zusammenwirkens mit den Feuer-wehren im ABC-Einsatz bedarf es noch erheblicherKonzeptions- und Abstimmungsarbeit. Dieser Auf-gabe wollen wir uns stellen. Gerne berichte ich zugegebener Zeit über den weiteren Verlauf dieses Pro-jektes.

Abb. 5: Seminarplan Pilotlehrgang „Multiplikatoren in der ABC-Grundausbildung“. (Grafiken: Schreiber)

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FACHINFORMATIONSSTELLE

Bitte im Fensterbriefumschlag absenden oder per Fax übermitteln:01888-550-579

Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe

Fachinformationsstelle für Zivil- und Katastrophenschutz

Deutschherrenstraße 93-95

53177 Bonn

Ich bitte um kostenlose Zusendung der unten angekreuzten Titel an meine Anschrift:

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Tel.nr. für Rückfragen

(BITTE IN BLOCKSCHRIFT AUSFÜLLEN oder ggf. Stempel verwenden)

Zivilverteidigungs-,Zivilschutz- und Kata-strophenschutzrecht

Æ Best.-Nr.: 2/05/103

Berichtigung des Geset-zes zur Neuordnung desBrandschutzes, Rettungs-dienstes und Katastro-phenschutzes im Frei-staat Sachsen vom 5.November 2004.

In: Sächsisches Gesetz-und Verordnungsblatt(2004), H. 14, S. 647In Artikel I § 45 werdendie Worte „ÖffentlicheAuslegung der externenNotfallpläne“ durch dieAngabe „§ 44“ ersetzt.

Æ Best.-Nr.: 2/05/87

Gesetz zur Regelung derVersorgung bei besonde-

ren Auslandsverwendun-gen (Einsatzversorgungs-gesetz - EinsatzVG) vom21. Dezember 2004In: Bundesgesetzblatt,Teil I (2004), H. 72, S.3593-3598

Æ Best.-Nr.: 2/05/78

Verkehrsleistungen für dieGefahrenabwehr: fast un-bemerkt von der Öffent-

lichkeit hat der Bundes-tag am 23. Juli 2004 dasGesetz zur Sicherung vonVerkehrsleistungen (Ver-kehrsleistungsgesetz) be-schlossen (BGBl. I S.1865) / Rainer OttIn: Florian Hessen(2004), 6, S. 6 - 7

Æ Best.-Nr.: 2/05/141

Verordnung über den

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FACHINFORMATIONSSTELLE

Hochwassernachrichten-dienst vom 10. Januar2005In: GVBl. Bayern (2005),2, S. 11 - 13

Æ Best.-Nr.: 2/05/97

Zweites Gesetz zur Ver-waltungsstrukturreformvom 20. Dezember 2004.In: Gesetz- und Verord-nungblatt für das LandHessen (2004), H. 24, S.506 - 529Art. 10. Änderung desHessischen Gesetzes überden Brandschutz, die All-gemeine Hilfe und denKatastrophenschutz

Bevölkerungsschutz /Zivilschutz

Æ Best.-Nr.: 2/05/150

Aufgaben und Organisa-tion des Katastrophen-schutzes — neue Heraus-forderungen erfordernneue Antworten. Edito-rial / Klaus BußIn: Brandschutz 59(2005), 2, S. 79

Æ Best.-Nr.: 2/05/17

Bemerkung 2002, Nr. 15:Zuwendungen für die

Ausbildung der Bevölke-rungen in Erster Hilfeund zu PflegehilfskräftenIn: Ergebnisbericht Bun-desrechnungshof (2004),S. 24

Æ Best.-Nr.: 2/05/82

Fortschritte und Defizitebei Bevölkerungsschutzund Katastrophenhilfe.Antwort der Bundesre-gierung auf die KleineAnfrage der Fraktion derFDP - Drucksache15/4111 - / die Antwortwurde namens der Bun-desregierung mit Schrei-ben des Bundesministe-riums des Innern vom26. November 2004übermitteltIn: Verhandlungen desDeutschen Bundestages :Drucksache 15/4316, 12Seiten

Æ Best.-Nr.: 2/05/14

Zur Bedeutung des hu-manitären Völkerrechtesim zivilen Bevölkerungs-schutz / Sascha RolfLüderIn: Notfallvorsorge 35(2004), H. 3, S. 13 - 15

Æ Best.-Nr.: 2/05/34

Zweite Beratung des vonder Bundesregierung ein-gebrachten Entwurfs

eines Gesetzes über dieFeststellung des Bundes-haushaltsplans für dasHaushaltsjahr 2005(Haushaltsgesetz 2005),TOP I.11. Einzelplan 06.Bundesministerium desInnern / Rede von OttoSchilyIn: StenographischerBericht: [...] Sitzung /Deutscher Bundestag15/140 vom 23.11.2004,S. 12995-12999

Katastrophenschutz

Æ Best.-Nr.: 2/05/95

Führen von Einheiten(FvE). Die modulareAusbildung von Ein-heitsführern im ASB /Jürgen SchreiberIn: Im Einsatz. Zeit-schrift für Helfer undFührungskräfte 11(2004), H. 6, S. 44 - 47

Æ Best.-Nr.: 2/05/111

Chemie-Unfälle: die Or-ganisation der Rettungin Italien / FedericoFederighiIn: Koordinierter Sani-tätsdienst. Informations-schrift über den KSD inder Schweiz (2004), H.4, S. 7 - 10

Æ Best.-Nr.: 2/05/59

Erdbebenkatastrophe inTritolien. InternationaleEU-Katastrophenschutz-Übung EUDREX inNiederösterreichIn: Zivilschutz aktuell(2004), H. 4, S. 18 - 20

Æ Best.-Nr.: 2/05/68

Jahresbericht 2004 /DRK-LandesverbandWestfalen-LippeIn: Idee und Tat (2004),H. 6, S. 4 - 12

Æ Best.-Nr.: 2/05/124

Erstmals gemeinsameGrundausbildung imWetterauer Katastro-phenschutz / Text undFoto: Hagen VetterIn: Florian Hessen(2005), 1, S. 28

Æ Best.-Nr.: 2/05/24

Auswirkungen der Erset-zung der bisherigen Ver-teidigungsbezirkskom-mandos durch mit Reser-visten besetzte Verbin-dungskommandos aufdie Kommunikation mitzivilen Behörden vorallem im Katastrophen-fall [schriftliche Frageder Abgeordneten Vero-nika Bellmann (CDU/CSU) und Antwort des

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2 2005 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 29

Parl. Staatssekretärs Wal-ter Kolbow v. 29.10.2004]In: Verhandlungen desDeutschen Bundestages :Drucksache 15/4120vom 5.11.2004, S. 45

Æ Best.-Nr.: 2/05/94

Für die Zukunft gut ge-rüstet. Helfer-, Leitungs-und Führungskräfteausbil-dung im DRK-LV Nord-rhein / Stefan DahmenIn: Im Einsatz. Zeit-schrift für Helfer undFührungskräfte 11(2004), H. 6, S. 39 - 43

Æ Best.-Nr.: 2/05/16

Hilfe aus Bayern: wieder Freistaat über dieGrenzen hinweg Kata-strophenhilfe leistenkannIn: Brandwacht 59(2004), H. 3, S. 148

Æ Best.-Nr.: 2/05/156

Die Kräfte bündeln.BeaBwZMZ klingt um-ständlich und nach Amts-schimmel; doch auf die„Beauftragten der Bun-deswehr für Zivil-Militä-rische Zusammenarbeit“warten vielseitige Aufga-ben / Ariane von Groß-mannIn: Y. Magazin der Bun-deswehr (2005), 2, S. 98

Æ Best.-Nr.: 2/05/92

„Joint Operation“ im Ka-tastrophenschutz. Übung„Goldener Reiter 04“ /Julian B. SchnitterIn: Im Einsatz. Zeit-schrift für Helfer undFührungskräfte 11(2004), H. 6, S. 11 - 13

Æ Best.-Nr.: 2/05/117

Die Katastrophe vom11. März 2004 in Madrid/ Ervigio Corral TorresIn: Koordinierter Sani-tätsdienst. Informations-schrift über den KSD inder Schweiz (2004), H.4, S. 33

Æ Best.-Nr.: 2/05/35

Komplexe ABC-Lagenbesser bewältigen. DieGrundlagen der Analyti-schen Task Force (ATF)im ABC-Schutz / MarioKönigIn: Homeland Security(2004), H. 3, S. 6 - 10

Æ Best.-Nr.: 2/05/133

Krisenmanagement durchKrisenstäbe bei denkreisfreien Städten, Krei-sen und Bezirksregierun-gen bei Großschadenser-eignissen (§ 1 Abs. 3FSHG) im Lande Nord-rhein-Westfalen / RdErl.

d. Innenministeriums v.14.12.2004In: Ministerialblatt fürdas Land Nordrhein-Westfalen (2005), 4, S.62 - 64

Æ Best.-Nr.: 2/05/159

Ministerpräsident PeerSteinbrück und Innen-minister Dr. Fritz Beh-rens übergeben Fahrzeu-ge des Landes an Hilfs-organisationen. Behrens:Ehrenamtliche Helfer imKatastrophenschutz un-ersetzlich / Innenminis-terium NRWIn: Idee und Tat (2005),1, S. 14

Æ Best.-Nr.: 2/05/27

Nur nicht baden gehen:beim Kampf gegen dieNaturgewalten machenRheinland-Pfalz und dieBundeswehr in Zukunftgemeinsame Sache / vonAndi KlöferIn: aktuell. Zeitung fürdie Bundeswehr H. 47vom 22.11.2004, S. 8-9

Æ Best.-Nr.: 2/05/79

Öffentlich-rechtliche Ver-einbarung über die Er-richtung und den Betriebeiner Regionalleitstellefür Rettungsdienst, Brand-und Katastrophenschutz

/ Bekanntmachung desMinisteriums des Innernv. 22. November 2004.In: Amtlicher Anzeiger.Beilage zum Amtsblattfür Brandenburg (2004),H. 49 vom 15.12.2004,S. 2129-2131

Æ Best.-Nr.: 2/05/110

Sanitätsdienst bei Gross-veranstaltungen in Fuss-ballstadien / NicolasGorodetzkyIn: Koordinierter Sani-tätsdienst. Informations-schrift über den KSD inder Schweiz (2004), H.4, S. 4 - 6

Æ Best.-Nr.: 2/05/158

Simulierte Schrecken: wieExperten auf höhererVerwaltungsebene mitTerror und einer Natur-katastrophe umgehenwollen. Mit der erstenländerübergreifendenÜbung wurde Neulandbetreten, wichtige Er-kenntnisse sollen umge-setzt werden / BerndZaayenga, ChristianSchwarz, Dierk MeierIn: Brandwacht 60(2005), 1, S. 26 - 27

Æ Best.-Nr.: 2/05/13

Die SKK hat den Fingeram Puls / W. Glass

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FACHINFORMATIONSSTELLE

In: Notfallvorsorge 35(2004), H. 3, S. 10 - 12Tagung der StändigenKonferenz für Katastro-phenvorsorge und Kata-strophenschutz

Æ Best.-Nr.: 2/05/119

Stürmischer Samstag.Berlin-Brandenburger Ein-satzübung / ThomasKampa, Andreas Klose,Peter SteinitzIn: Rotes Kreuz (2005),H. 1, S. 40 - 41

Æ Best.-Nr.: 2/05/42

Ständige Konferenz derInnenminister und -sena-toren der LänderTOP 17. Bundeshaushalt2005; Mittelsituation inder Ergänzung des Kata-strophenschutzesIn: Sammlung der zurVeröffentlichung freige-gebenen Beschlüsse der175. Sitzung der Ständi-gen Konferenz der Innen-minister und -senatorender Länder am 19. Nov.2004 in Lübeck, S. 18

Æ Best.-Nr.: 2/05/12

Ungereimtheiten derLänderstrategie im Kata-strophenschutz oderintelligente Lösung? /Replik von Benedikt Lie-fländer

In: Notfallvorsorge 35(2004), H. 3, S. 5 - 6

Æ Best.-Nr.: 2/05/93

Welche Lehren sind zuziehen? Terroranschlägein Madrid im März2004; Teil 2 / HannoPeterIn: Im Einsatz 11 (2004),H. 6, S. 31 - 33Teil 1 „Neue Dimensiondes Großeinsatzes“ mitder Bestellnr. 1/05/93

Medizin, Rettungsdienst

Æ Best.-Nr.: 2/05/80

Defizite in der Notfall-versorgung - gute Kon-zepte schlecht umge-setzt? : 9. LeinsweilerGespräche der agswne.V. in Zusammenarbeitmit INM, IfN undBAND, 2.-3. Juli 2004 /Thomas Schlechtriemen[u.a.]In: Der Notarzt 20(2004), H. 6, S. 197 -203

Æ Best.-Nr.: 2/05/112

Dekontaminationskon-zept bei Zwischenfällen

mit chemischen Gefah-renstoffen / Bernd D.DomresIn: Koordinierter Sani-tätsdienst : Informati-onsschrift über denKSD in der Schweiz(2004), H. 4, S. 11 - 15

Æ Best.-Nr.: 2/05/118

Katastrophenplanung imKrankenhaus: Das Kre-feld-Modell / GeorgiosLeledakisIn: Koordinierter Sani-tätsdienst : Informati-onsschrift über denKSD in der Schweiz(2004), H. 4, S. 34 - 36

Æ Bestellnummer2/05/114

Unfälle und Attentatemit chemischen Gefahr-stoffen / LaurentMathonIn: Koordinierter Sani-tätsdienst : Informati-onsschrift über denKSD in der Schweiz(2004), H. 4, S. 24 - 27

Æ Bestellnummer2/05/62

Vorsorgeplanungen fürdie gesundheitliche Ver-sorgung bei Großscha-densereignissen / RdErl.d. Ministeriums fürGesundheit, Soziales,

Frauen und Familie v.22.11.2004In: Ministerialblatt fürdas Land Nordrhein-Westfalen (2004), H. 45,S. 1139

Technik, Feuerwehrwesen

Æ Best.-Nr.: 2/05/11

Akustische Warnvorrich-tungen (Einsatzhorn)und Kennleuchten fürblaues Blinklicht an Pri-vatfahrzeugen von Füh-rungskräften der Feuer-wehren / Gem. RdErl. d.MI u. d. MW v.1.11.2004In: NiedersächsischesMinisterialblatt 54(2004), H. 33, S. 631

Æ Best.-Nr.: 2/05/86

Hannover: zivile ABC-Abwehr / Klaus BethgeIn: Feuerwehrfachzeit-schrift (2005), H. 1, S.48 - 51

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2 2005 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 31

EINSATZPRAXIS

Am 24. Januar 2005 um 4:59 Uhr alarmiertedie Leitstelle der Berliner Feuerwehr wegen Meldun-gen über eine Explosion mit dem Stichwort „Feuer2 Staffeln“ die erstenFeuerwehrkräfte. In derDeulstraße, Berlin-Ober-schöneweide, fanden dieFeuerwehrleute zwei ver-letzte Personen auf demBürgersteig. Gewecktdurch einen ohrenbetäu-benden Knall hatten an-dere Mieter des Hausessie nach draußen beglei-tet. Nachdem die medi-zinische Erstversorgungder Verletzten durch denNotarzt abgeschlossenwar, wurden beide inKrankenhäuser transpor-tiert. Eine Frau, die imHof zu Schaden gekom-men war, lieferte ein an-derer RTW in eine Kli-nik ein. Die weitere Er-kundung ergab, dasseine Gasexplosion den teilweisen Einsturz des Hin-terhauses herbeigeführt hatte. Einen kleineren Folge-brand konnte die Feuerwehr umgehend löschen.Aus dem betroffenen Gebäude brachten die Feuer-wehrleute insgesamt 16 Personen in Sicherheit.

Anschließend waren vorsorglich umliegendeGebäude zu räumen, da sie ein fortschreitender Ein-sturz in Mitleidenschaft gezogen hätte. Die Mieter

des Hauses versorgte der DRK-Betreuungsdienst(OV Müggelspree) in einer nahe gelegenen Kirchen-gemeinde.

Selbstmordversuchmit FolgenFeuerwehr und THW sichern einsturzgefährdetes Gebäude

Von Irene Kölbl und Stefan Wagner

Aus dem Arbeitskorb des Krans begutachteten Feuerwehr und Polizei die Explosionsstelle, um die weite-ren Einsatzmaßnahmen zu koordinieren.

Unterstützung anderer Organisationen

Die Lage an der Einsatzstelle erforderte beson-dere Hilfe. Für die Suche nach Verschütteten benö-tigte die Einsatzleitung der Berliner Feuerwehr ent-sprechendes Gerät und Technik: Alarmiert wurdeneine DRK-Rettungshundestaffel und das TechnischeHilfswerk (THW). Die Hunde konnten jedoch keine

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32 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 2 2005

tigkeit einbüßte und einstürzte. Dadurch brächemit dem Dach auch die gesamte linke Gebäude-hälfte zusammen.

Gebäudesicherung

Die Einsatzleitung entschied sich, das Hausabstützen zu lassen. Die Stabilisierung der Wandübernahm das THW erst mit einem Parallelogramm,das Ltd. BD Wilfried Gräfling entworfen hatte. Die

Hilfskonstruktion ver-hinderte, dass Einsatz-kräfte im Trümmerschat-ten der Wand arbeitenmussten.

Das Sprengwerkaus dem AbstützsystemHolz (ASH) ist mit Holz-keilen zu unterfüttern.Mit diesem System, dasweithin auch unter demNamen „Frablo“ be-kannt ist, sind ange-schlagene, einsturzge-fährdete Gebäude abzu-stützen und auszustei-fen. Das ASH nutzt be-währte Abstützmetho-den wie Sprengwerkeund Strebstützen. Vor-handen sind vorgefertig-te Bauteile, die einemBaukasten vergleichbar

für den jeweiligen Einsatzzweck verwendet werden.Das ASH-System umfasst folgende Komponenten:

•Materialausstattung: Holzbausatz (etwa 7 m3 Bau-holz mit Zubehör), Fuhrpark mit Anhänger, Kip-per und Ladehilfe (Gabelstapler, Kran oder Radla-der) zum Transport bzw. zur Verarbeitung sowieZusatzgeräte (z. B. Zimmereikettensäge, schwereBohrmaschinen, elektrische Unterverteilungenund eine Ramme für Erdnägel).

•Vorbereitende Logistik: Für die Beladung der Fahr-zeuge, den Zuschnitt, das Aufmaß an einsturzge-fährdeten Objekten, die Montage und Demontageder Abstützungen stehen Pläne und Organisations-muster zur Verfügung.

EINSATZPRAXIS

Witterung aufnehmen. Auch mit dem Bioradar desTHW, das mit einer Eindringtiefe bis zu 3 m Perso-nen zu detektieren vermag, waren keine menschli-chen Lebenszeichen zu orten. Mittlerweile war erfasst,wo sich die Bewohner befanden, so dass keine Per-sonen abgängig waren. Demzufolge konnten sich dieweiteren Maßnahmen auf die Sicherung des Gebäu-des konzentrieren.

Anhand von Oberflächenbildern zeigten dieTHW-Helfer mit einer leistungsstarken Wärmebild-kamera Risse in der Struktur der Häuser auf. Nach-

dem eine Außenwand immer mehr zur Seite sackte,bestand akute Einsturzgefahr. Die Bauaufsicht undder Einsatzleiter der Berliner Feuerwehr sowie derLeiter des THW besprachen die Möglichkeiten derSicherung bzw. Gefahrenbeseitigung:•Sprengung: Aufgrund der vorhandenen Wärme-

dämmfassade ließ sich ein kontrollierter Einsturzvon außen nicht durchführen. Eine Sprengungwäre nur von innen mit aufgesetzten Ladungenmöglich gewesen.

•Abstützen: Als Alternative bot sich die Abstüt-zung der Außenwand an. Im zweiten Oberge-schoss, wo sich die Detonation ereignet hatte,wölbte sie sich mehr und mehr nach außen. DieGefahr war groß, dass sie irgendwann die Standfes-

Etwa vier Stunden dauerte es, bis die Hilfskonstruktion zum Schutz der Einsatzkräfte zusammengebautund in Position gebracht war. Das verwendete Material gehörte nicht zum Abstützsystem Holz (ASH) undwar separat aus THW-Beständen anzufordern.

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2 2005 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 33

•Geschultes Personal: Die Sicherung von Gebäuden,denen der Einsturz droht, ist schwierig und oft-mals gefährlich. Es reicht also nicht aus, den Ab-stützsatz vorzuhalten. Vielmehr muss das Fachper-sonal entsprechend ausgebildet sein (Baukunde,Holz- und Metallbearbeitung, Statik, Gefahren derEinsatzstelle usw.), um „Aufträge“ sicher abwi-ckeln zu können.

Spezialkran erforderlich

Für die Arbeiten war ein Kran mit einer Aus-ladung notwendig, den weder die Berliner Feuer-wehr noch die Katastrophenschutzorganisation vor-hielten: Das freistehendeHinterhaus war nurdurch die unterkellerteHofeinfahrt des Nach-bargebäudes oder überdas Dach zu erreichen.In das Einsatzgeschehenwar eine Fachfirma ein-zubinden. Die BerlinerFeuerwehr hat derartigeMaßnahmen nicht expli-zit mit Kooperationsver-trägen geregelt. In derLeitstelle liegt allerdingseine Liste von Unterneh-men vor, die der Lage-dienst im Einsatzfall an-sprechen kann. In derDeulstraße beriet FrankStage, ein Außendienst-mitarbeiter der BTBLogistik GmbH, Berlin,die Einsatzleitung.Grundlage für die Bestimmung des Krans waren dieerforderlichen Ausladungen über das Vorderhausund die zu hebenden Gewichte bis etwa 850 kg. An-schließend wurde der Kranfahrer alarmiert und voneiner Baustelle in Berlin-Neukölln abgezogen.

Zum Einsatz kam ein Liebherr-MobilkranMK 100 mit einem Fünf-Achs-Chassis und einer Aus-legerlänge von 52 m. Dieser Kran ist eine Spezial-konstruktion, die die Vorteile eines Mobil- undeines Turmdrehkrans verbindet. Er ist eine Weiter-entwicklung aus dem MK 80 und erst seit Anfang

2004 auf dem Markt. In Berlin gibt es bisher wohlnur ein Exemplar dieses Krantyps. Der Ausleger istnicht wie bei Mobilkranen üblich ein diagonalerArm, sondern setzt sich aus einem senkrechten Voll-wandturm und einem waagerechten Ausleger zusam-men. Der wenig Platz benötigende Kran konnte vordem Vorderhaus aufgestellt werden. Er ist für denEin-Mann-Betrieb konzipiert und lässt sich mit einerFunkfernsteuerung bedienen. Vor Ort errichtete sichder Kran binnen 15 Minuten vollautomatisch undprogrammgesteuert selbst.

Direkt daneben baute der Berliner THW-Orts-verband Charlottenburg-Wilmersdorf zunächst dasbereits genannte Parallelogramm. Dieses sollte dieTHW-Einsatzkräfte bei der abschließenden Verstei-

Die Hilfskonstruktion schwebte ein und wurde gesichert.

fung des Sprengwerks vom ASH schützen. Beidemassiven Holzkonstruktionen wurden mit demKran erst auf den Hof und danach in ihre endgülti-ge Position zwischen zwei Hauswänden gehoben.

Gelungenes Teamwork

Erst in den Nachtstunden waren die Arbeitenbeendet. Das Einsatzgeschehen zeigte auf, dass sichdie Berliner Feuerwehr und das THW wechselseitig

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ergänzen. Die enge Zusammenarbeit der beiden„Organisationen“ hatte bereits in den 1980er Jahrenbegonnen. Eine Kooperation, die darauf abzielt, denHelfern Einsatzerfahrung zukommen zu lassen, dasHilfeleistungssystem der Stadt und das Zusammen-wirken ständig zu erproben. Die Beteiligung der pri-vaten Kranfirma erfolgte ohne Komplikationen; diefachkundige Beratung vor Ort war für die erfolgrei-che Einsatzabwicklung unabdingbar.

rund 65 ehrenamtliche THW-Helfer aus acht Berli-ner Ortsverbänden. Kräfte weiterer Hilfsorganisatio-nen und Behörden befanden sich ebenfalls an derEinsatzstelle.

In jüngerer Vergangenheit gab es in Berlineinige Gasexplosionen:

15.05.2002: Mehrere Anrufer hatten einenKnall, eine Rauchwolke und einen Brand gemeldet,

die eine Gasexplosionnahe legten. Mit 70 Ein-satzkräften und einemKran traf die BerlinerFeuerwehr in der Müh-samstraße 36, Berlin-Friedrichshain, ein. DieExplosion hatte sichoffensichtlich in einerWohnung im Seitenflü-gel des Hauses ereignet,das gerade saniert wurde.Die auf dem Baugerüstbefindlichen Handwer-ker zogen einen Mieterin ihre Nähe, der abstürz-te, bevor ihn die Ein-satzkräfte retten konn-ten. Wie die Ermittlun-gen ergaben, hatte der

Bewohner die Explosion selbst verursacht.14.08.2000: Eine Zustellerin hatte in der

Herderstraße in Charlottenburg Gasgeruch bemerktund die Feuerwehr alarmiert. Durch Streit mit sei-ner Ehefrau und den Nachbarn hatte ein Mieter imKeller Gas ausströmen lassen. Da er dort auch Ker-zen aufgestellt hatte, kam es trotz der zwischenzeitli-chen Alarmierung zu einer Explosion. Elf Men-schen, darunter zwei Einsatzkräfte der Feuerwehrund fünf Polizeibeamte, trugen zum Teil schwereVerletzungen davon. Im Jahr 2002 konnte der flüch-tige Täter schließlich in Spanien verhaftet werden.

04.08.1998: Aufgrund einer Gasexplosionstürzte das Haus in der Lepsiustr. 57, Berlin-Steglitz,in den frühen Morgenstunden vollständig ein. Sie-ben Menschen kamen bei dem Unglück ums Leben.Nach kriminalpolizeilichen Ermittlungen hatte eineManipulation an der Gasleitung das Schadenereignisausgelöst. Der mutmaßliche Verursacher, ein 13-jäh-riger Junge, erlitt ebenfalls tödliche Verletzungen.

EINSATZPRAXIS

Das Sprengwerk aus dem ASH wurde mit Hilfe des Krans in Position gebracht. (Fotos: Stefan Wagner)

Einsatzablauf

04:59 Uhr Alarmierung „Explosion“ bzw. „Feuer 2 Staffeln“

05:07 Uhr Erste Einsatzkräfte (ein LHF) vor Ort05:12 Uhr Erhöhung „Feuer 6 Staffeln“05:14 Uhr Erhöhung „MANV 3“05:29 Uhr Erkundung und erste Lage: „Lage

unübersichtlich“05:32 Uhr Alarmierung THW und Rettungs

hunde 06:05 Uhr Eintreffen Fachberater THW08:28 Uhr Eintreffen Fachberater der BTB

Logistik GmbH (Mobilkran)21:15 Uhr Einsatzstelle unter Kontrolle22:46 Uhr Einsatzende

Eingesetzt waren 130 Angehörige der Berufs-und Freiwilligen Feuerwehr, etwa 100 Polizisten und

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2 2005 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 35

BEVÖLKERUNGSSCHUTZ

Wenn vom 6. bis 11. Juni 2005 die alle fünf Jahredurchgeführte „INTERSCHUTZ — Der Rote Hahn“auf dem Messegelände in Hannover stattfindet, sinddeutliche inhaltliche Vertiefungen und Neuausrich-tungen dieser in ihrer Zusammensetzung wohl einma-ligen internationalen Leitmesse zu vermerken. Erst-mals wird das Thema „Sicherheit“ fester Ausstellungs-bestandteil der INTERSCHUTZ sein. Unter diesemBegriff sind u.a. die Bereiche „Mechanische Siche-rungstechnik“, „Kontroll- und Überwachungseinrich-tungen“, „Informationsschutz“, „Biometrische Syste-me“, „Sicherung und Bewachung durch privateSicherheitsdienstleister“ und „Spezialfahrzeuge“ zuverstehen.

Mit diesem neuen Ausstellungsbereich kommtdie Deutsche Messe AG der wachsenden Bedeutungvon Sicherheitsthemen im betrieblichen und häusli-chen Bereich sowie im Verkehr und beim Transportentgegen.

Veranstaltet wird die INTERSCHUTZ 2005in den Hallen 12, 13, 26 und 27 sowie auf dem Frei-gelände rund um das EXPO-Dach. Die DeutscheMesse AG erwartet hier auf über 80.000 Quadratme-tern Ausstellungsfläche über 1.100 ausstellende Unter-nehmen, Institutionen, Organisationen und Verbände.

Eine deutliche Vertiefung wird der bereits be-stehende „Rettungsdienstbereich“ erfahren. Um dieszum Ausdruck zu bringen, wurde der Untertitel derINTERSCHUTZ geändert und der Bereich „Ret-tung“ an die erste Stelle gestellt.

Einzigartig wird auch im Jahre 2005 wieder dieMischung aus Ausstellung, Fachforen, Seminaren,Sonderveranstaltungen und Live-Events sein. Das zeigtsich auch daran, dass die Besonderheit der INTER-SCHUTZ die Zusammensetzung aus sich ergänzen-den industriellen und ideellen Ausstellern ist.

Zu einem Ausbau der Attraktivität der INTER-SCHUTZ werden auch die erstmals 2005 durchge-

führten Thementage führen. So steht unter anderemder Donnerstag, 9. Juni 2005, unter dem Thema„Katastrophen-/Zivilschutz“.

Während der Laufzeit der INTERSCHUTZ2005 werden wieder internationale Konferenzen, z.B.die Welt-Feuerwehrkonferenz mit Repräsentantenaus aller Welt, die Tagung der FEU (Förderation derFeuerwehrverbände der Europäischen Union) durch-geführt. Die die INTERSCHUTZ flankierendenVeranstaltungen zeigen die herausragende Bedeutungdieser Leitmesse auch als Tagungsort, an dem sichFachleute aus Politik, Wirtschaft, Verbänden, Hilfs-organisationen sowie aus dem Feuerwehrbereich zumErfahrungsaustausch treffen.

Das BBK — Partner im Bevölkerungsschutz

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz undKatastrophenhilfe (BBK) beteiligt sich in diesemJahr zwar zum ersten Mal an dieser Weltleitmesse desBevölkerungsschutzes. Seit 1980, als die erste Messe„Interschutz — Der Rote Hahn“ in Hannover durch-geführt wurde, hat jedoch immer der Vorgänger desBBK, das Bundesamt für Zivilschutz, als gewichtigerAussteller an der Messe teilgenommen.

Auf einer Fläche von fast 800 m² präsentiertdas BBK in der Halle 26 das breit gefächerte Spek-trum seiner Aufgaben als zentrales Organisationsele-ment der zivilen Sicherheitsvorsorge in Deutschland.Um die enge Verbindung der Bundeskomponenteim Rahmen des Bevölkerungsschutzes zu dokumen-tieren, liegen die Ausstellungsflächen des BBK unddes THW in unmittelbarer Nachbarschaft, symbo-lisch verbunden durch eine Fußgängerbrücke.

Die sieben Zentren des Bundesamtes werdendem Messebesucher einen Einblick in jene Aufgaben-bereiche gewähren, die seit Bestehen des BBK zu

INTERSCHUTZ 2005Im Juni lädt die INTERSCHUTZ 2005 nach Hannover ein

Von Rainer Schramm

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36 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 2 2005

werten. Für den seit einigen Jahren bei den Feuer-wehren im Einsatz befindlichen ABC-Erkundungs-kraftwagen wird derzeit eine neue Messleitkompo-nente entwickelt, die anlässlich der INTERSCHUTZeinem größeren Interessentenkreis vorgeführt wird.

einer maßgeblichen Verbesserung der Sicherheitslageder Bundesrepublik beitragen. Jedes Zentrum wirdeinen eigenen Bereich des Messestandes einnehmen,um mit Bildern, Texten, Modellen und viel persönli-chem Engagement die Besucher zu informieren.

BEVÖLKERUNGSSCHUTZ

Information und Innovation

Vor allem das Zentrum Krisenmanagement/Katastrophenhilfe wird mit seiner Darstellung desbundesweiten Informations-, Kommunikations- undRessourcenmanagements in einem Schadensfall großeAufmerksamkeit beim interessierten Bürger hervor-rufen. Das gemeinsame Melde- und Lagezentrum desBundes und der Länder (GMLZ) wird seine Aufga-ben ebenso vorstellen wie deNIS, das deutsche Not-fallvorsorge-Informationssystem. Die mit Zivil-schutzforschung befassten Mitarbeiter des BBK prä-sentieren unter anderem die Ferndetektion. Mit die-sem höchst innovativen System wird man in Zu-kunft in der Lage sein, chemische Gefahren auchüber eine größere Distanz zu ermitteln und auszu-

Die Themen „Kritische Infrastrukturen“ undKatastrophenmedizin sowie die ergänzende Ausstat-tung des Katastrophenschutzes der Länder werden zuDiskussionen an den jeweiligen Informationsständenanregen.

In räumlicher Nähe zu den Schulungseinrich-tungen des THW informiert die Akademie für Kri-senmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz(AKNZ) des BBK über ihr Wirken.

Ein zentrales Thema der Messepräsentation desBBK wird die Zukunft des Ehrenamtes sein. Unterdem Motto „Ohne Ehrenamt ist kein Staat zumachen“ werden die Möglichkeiten einer ehrenamt-lichen Betätigung im Bevölkerungsschutz aufgezeigtund um die Bereitschaft der Bürger zum ehrenamtli-chen Engagement geworben.

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2 2005 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 37

TECHNIK

Fritz Rudolf Körper, Parlamentarischer Staatssekretärbeim Bundesminister des Innern, hat am 1. Märzdieses Jahres in Bonn 33 Betreuungslastkraftwagen(BtLKW) übergeben. Bei diesen Fahrzeugen handeltes sich um eine erste Teillieferung von insgesamt 385Betreuungslastkraftwagen und 120 Betreuungskombis,die der Bund bis 2006den Bundesländern zurErgänzung des Katastro-phenschutzes zur Verfü-gung stellt. Wie alle Fahr-zeuge, die der Bund zurErgänzung des Katastro-phenschutzes der Länderzur Verfügung stellt, wur-den auch diese durch dasBundesamt für Bevölke-rungsschutz und Kata-strophenhilfe (BBK) ent-wickelt, erprobt und be-schafft. Auf dem Gelän-de des Bestückungsla-gers des BBK in Bonn-Dransdorf wurden dieFahrzeuge übergeben. Fürdas Land Nordrhein-Westfalen hat Staatssekre-tär Hans Krings die Fahrzeuge entgegengenommen.

„Mit den Fahrzeugen für den erweiterten Ka-tastrophenschutz stellt der Bund den Ländern einewichtige Grundlage für die effektive Hilfeleistung imKatastrophenfall zur Verfügung“, so der Staatssekre-tär. „Dies ist in zweierlei Hinsicht wirksam: Der Bundunterstützt durch die Erfüllung seiner Verpflichtungdas Engagement der Länder und stärkt die Leis-

tungsfähigkeit der Einsatzkräfte im Bereich des Kata-strophenschutzes.“

Der BtLKW kann zusammen mit dem Feld-kochherd auf Zweiradanhänger als funktionale Ein-heit zur Verpflegung von Einsatzkräften oder Hilfs-bedürftigen eingesetzt werden. Das Fahrzeug ist mit

Fahrzeuge für die HilfsorganisationenBund übergibt Nordrhein-Westfalen Fahrzeuge für den erweiterten Katastrophenschutz

drei Personen besetzt. Einschließlich der fahrzeugge-bundenen Ausstattung (z. B. Funkgerät, Gleitschutz-ketten etc.) sowie der Fachausstattung (z. B. Küchen-zelt etc.) kostet ein BtLKW rund 65.000 EUR. InNordrhein-Westfalen werden die Fahrzeuge bei denHilfsorganisationen DRK, JUH, ASB und MHDzumEinsatz kommen.

(BMI-Pressemeldung)

FritzRudolf Körper (2.v.r.) und Hans Krings (r.) bei der Schlüsselübergabe. (Foto: Stein)

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38 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 2 2005

FORUM

Die Arbeit des ASB-Büros in Sri Lanka

20 Jahre lang tobte im Norden Sri Lankas ein Bür-gerkrieg, der Tausende das Leben kostete und mehrals eine Million Menschen zu Vertriebenen im eige-

nen Land machte. Seit 2002 gibt eszwar einen Waffenstillstand zwischender Rebellenorganisation „LiberationTigers of Tamil Eelam“ (LTTE) und

der Regierung, die Friedensverhandlungen sindjedoch schwierig. Trotzdem kehrten viele Menschenin ihre zerstörte Heimat zurück. Sie versuchten, sich

Arbeiter-Samariter-Bund Menschen bis dahin aufgebaut hatten. Um nach derverheerenden Flutkatastrophe die Not der Men-schen zu lindern, arbeiten dort jetzt etwa 20 einhei-mische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und dreiinternationale Helfer.

ASB-Hilfe nach der FlutwelleBereits einige Stunden nach der katastropha-

len Flutwelle am 26. Dezember 2004 verteilte derASB in der Region Kilinochchi Lebensmittel, Was-serkanister und -filter, Schlafmatten, Decken, Moski-tonetze und Seife an die Menschen, die ihr gesamtesHab und Gut in den Fluten verloren hatten. Außer-dem wurden dem Krankenhaus der Stadt Kilinoch-chi medizinische Hilfsgüter zur Verfügung gestellt.In den darauf folgenden Tagen und Wochen wurdenauch Kleidung, Kochutensilien, Mülltonnen, Besen,Desinfektionsmittel, Mundschutz, Schutzhandschu-he, Grundnahrungsmittel, Verbandsmaterial und Me-dikamente verteilt. Bereits in den ersten Tagen nach

der Flutwelle hat derASB seine Projektaktivi-täten vom Distrikt Kili-nochchi auf den DistriktMullaitivu ausgeweitet.Alle Projekte wurden inenger Zusammenarbeitmit den von der Flut be-troffenen Familien durch-geführt. Damit zumin-dest einige Familien et-was Geld verdienen kön-nen, hat der ASB Tage-löhner für die Aufbauar-beiten engagiert.

In vielen Schulenund Tempeln in Sri Lan-ka wurden direkt nachder Flutwelle so genann-te „Tsunami WelfareCamps“ eingerichtet, indenen die Menschen zu-

nächst behelfsmäßig Unterkunft fanden. Da ab MitteJanuar 2005 die Schulen im Norden Sri Lankasihren Betrieb wieder aufnahmen, wurden seit dem 8.Januar 2005 insgesamt 32 Transitcamps in den Dis-trikten Kilinochchi und Mullaitivu aufgebaut, indenen die obdachlosen Menschen für einen Zeit-raum von sechs bis zwölf Monaten leben können.

wieder eine Existenz zu schaffen. Der ASB hat seit2002 ein Büro in Kilinochchi. Von dort aus wurdenHilfsmaßnahmen wie Erste-Hilfe-Ausbildung inSchulen sowie Hilfe nach vorangegangenen Flutendurch Bereitstellung von Nahrungsmitteln undHilfsgütern koordiniert. Dann kam im Dezember2004 der Tsunami und vernichtete alles, was sich die

James Martin und weitere ASB-Mitarbeiter halten eine kurze Besprechung am Auto.

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und die große Hitze machten die Errichtung vonHäusern in Leichtbauweise aus Holz, Bambus undanderen Naturmaterialien auf einem gemauertenFundament notwendig. Da der ASB gemeinsam mitseinem internationalen Partner Norwegian People´sAid (NPA) vor Ort über eine schnelle und effizienteLogistik ebenso wie über das notwendige Know-howverfügt, hat er die Bereitstellung der dringend benö-tigten Häuser übernommen. Der Bau der Häuserwurde ebenso wie der Bau der sanitären Anlagen miteinheimischen Fachkräften durchgeführt.

In Absprache mit anderen vor Ort tätigen Or-ganisationen und in Kooperation mit seinen PartnernNorwegian People´s Aid und dem SchweizerischenArbeiterhilfswerk (SAH) stellte der Arbeiter-Samari-ter-Bund für alle 32 einzurichtenden Transitcampsin den Distrikten Kilinochchi und Mullaitivu Gene-ratoren und elektrisches Equipment bereit, um eineausreichende Stromversorgung mit zu gewährleisten.

Warum hat der ASB keine freiwilligen Helfernach Sri Lanka entsandt?

Die medizinische Versorgung der Flutopferkonnte weitgehend abgedeckt werden durch einhei-mische Ärzte und Pflegepersonal sowie durch bereitsvor Ort tätige internationale Organisationen. Außer-dem wurden bereits am Tag nach der Flut auf Initia-tive sowohl der Regierung Sri Lankas als auch derVertreter der Rebellenorganisation einheimische Ärzteund Pfleger aus nicht betroffenen Gebieten in alleFlutgebiete geschickt, um die Opfer medizinisch zuversorgen. Durch diese schnelle und effektive Maß-nahme konnte der Ausbruch von Seuchen verhindertsowie die medizinische Notversorgung der betroffe-nen Menschen gesichert werden. Sicher auch alsFolge der schnellen Bereitstellung von medizinischerVersorgung baten die Regierung von Sri Lanka undVertreter der LTTE in einem gemeinsamen AufrufAnfang Januar 2005 darum, keine weiteren medizini-schen Teams ins Land zu entsenden.

Wie geht der ASB mit der Partnerschaftsidee um?•Angestrebt werden Projektpatenschaften, d.h. die

Übernahme von Patenschaften für einzelne, vomASB in Sri Lanka identifizierte Projekte

•Durchführung aller Maßnahmen durch ASB-Mit-arbeiter in Sri Lanka

•Überwiegender Einsatz von einheimischen Arbeits-kräften und Firmen, bei konkretem Bedarf befris-

Am 20. Januar 2005 begann der ASB nach denvorangegangenen Aushubarbeiten mit den Bauarbei-ten für insgesamt 180 Latrinen und Waschgelegen-heiten für ca. 450 Familien in vier Transitcamps inVadaramachchi East. Dafür wurde eine Verpflegungs-station für die Arbeiter eingerichtet und 25 Männer

Mit einfachen Mitteln bauen lokale ASB-Mitarbeiter eine Schule in einem derTransitcamps.

aus den Camps als Tagelöhner eingestellt, um denBau schnell zu vollenden. So wurden die von derFlut betroffenen Menschen in den Camps aktiv indie Nothilfe mit einbezogen und konnten gleichzei-tig ein kleines Einkommen für ihre Familien erwirt-schaften.

Am 26. Januar 2005 hat der ASB für die vierCamps, in denen er bereits für sanitäre Anlagen sorg-te, die Aufstellung von insgesamt 230 Übergangs-häusern übernommen. Eigentlich sollten hier Zelteaufgestellt werden, doch die Wetterverhältnissedurch den in diesem Jahr besonders starken Monsun

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FORUM

teter Einsatz deutscher Experten (z.B. Bauinge-nieure, Wassertechniker)

•Interessierte ASB-Gliederungen übernehmen Paten-schaften, z.B. für den Wiederaufbau von Häusern,Bereitstellung von Fischerbooten, Ausbildung vonFrauen und Mädchen

•Projektpatenschaften auch mit Städten und Ge-meinden in Deutschland

Weitere Maßnahmen Sobald wie möglich wird der ASB auch mit

Maßnahmen im Bereich des Wiederaufbaus begin-nen, um die Menschen nach der Linderung der aku-ten Not beim Neuanfang zu unterstützen, z.B. beimWiederaufbau von Häusern, Schulen, Krankenstatio-nen, bei der wirtschaftliche Rehabilitation u.a. durchdie Bereitstellung von Fischerbooten und –netzen.

Die neuen Häuser bieten Schutz vor Hitze und Regen. (Fotos:ASB/Wallmeier, Ilg, Dixie)

Während der letzten zwanzig Jahre erlebtendie Menschen im ehemaligen Bürgerkriegsgebiet imNorden und Osten des Landes öfter die Zerstörungihrer Häuser und Felder sowie Zwangsumsiedelun-gen durch die Rebellen oder die Regierungsarmee.Daher ist es besonders wichtig, dass sie nun rascheine eigene Unterkunft erhalten und sich dann mitdem Wiederaufbau ihrer Existenz befassen können.

Edith Wallmeier

BundesanstaltTechnisches Hilfswerk

Tsunami: Die Hilfe geht weiter

Vier Monate nach der schweren Flutkatastrophe istdas Technische Hilfswerk (THW) in Südostasienimmer noch im Einsatz. In Indonesien und SriLanka haben nach der akuten Not-hilfe Projektteams die Arbeit auf-genommen, um im Auftrag desBundesinnenministeriums nach-haltige Hilfe dorthin zu brin-gen, wo sie dringend benötigtwird. Die finanziellen Mittel zurUmsetzung dieser Projekte kommen unter anderemvom Auswärtigen Amt, und im Rahmen der Part-nerschaftsinitiative der Bundesregierung von Städ-ten, Gemeinden sowie größeren und kleinerenUnternehmen, Institutionen und Privatpersonen.

Die Einsätze des THW, die unmittelbar nachder Flutwelle anliefen, waren eine Maßnahme desBundes, um in den betroffenen Regionen schnellstmöglich humanitäre Soforthilfe zu leisten. Und da-mit das Leid der Menschen in Not — beispielsweisedurch den Betrieb von Trinkwasseraufbereitungsan-lagen — kurzfristig zu lindern. Die jetzt angelaufenenProjekte hingegen sind auf Nachhaltigkeit ausgerich-tet: Krankenhäuser werden wieder hergerichtet,Schulen renoviert, ganze Siedlungen wieder aufge-baut. So kehrt in den betroffenen Gebieten wiederein Stück Normalität ein. Der Fokus der Wiederauf-bauhilfe durch das THW liegt derzeit in der von derFlutkatastrophe am stärksten betroffenen RegionAceh auf Sumatra im Norden Indonesiens und inSri Lanka. Doch auch auf den Malediven hat derEinsatz des THW nachhaltige Auswirkungen.

Im Auftrag der Europäischen Union leistetedas THW im Rahmen des EU-Mechanismus seit dem1. Januar auf den Malediven humanitäre Soforthilfe.Auf den Fischerinseln Buruni, Kolhuuvaariyaafushi,Madifushi und Thimarafushi stellte das THW dieTrinkwasserversorgung für rund 5000 Menschensicher. Da die Wasserversorgung auf den Atollen

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bereits vor der Tsunami-Katastrophe nicht ausrei-chend war — besonders während der Dürreperiodenkam es häufig zu Engpässen — strebte das THWschnell nach einer längerfristigen Lösung.

Um die Nachhaltigkeit der Hilfe zu gewähr-leisten, überließ das THW den lokalen Behördennach Beendigung des Einsatzes zwei Meerwasserent-salzungsanlagen und vier Stromaggregate. THW-Spe-zialisten bildeten örtliche Kräfte im Umgang mit dentechnischen Anlagen aus. Mittlerweile haben Einhei-mische die Wartung und Pflege der Anlagen zurTrinkwasseraufbereitung auf den Malediven übernom-men, mit denen in Zukunft auch in der Trockenzeitdie Trinkwasserversorgung der Menschen auf denFischerinseln sichergestellt werden kann.

Der Einsatz des THW auf den Maledivenfand im Rahmen des so genannten EU-Mechanis-mus statt. Der EU-Mechanismus ist als integrierteseuropäisches Hilfeleistungssystem konzipiert, das imKatastrophenfall sowohl innerhalb als auch außer-halb der Grenzen der Gemeinschaft schnell undunbürokratisch Unterstützung bieten kann. Der EU-Mechanismus wurde durch Ratsbeschluss 2001 inBrüssel initiiert. Bei der Europäischen Kommissionin Brüssel wurde ein Monitoring and InformationCenter (MIC), ein Beobachtungs- und Informations-zentrum, eingerichtet, das die beteiligten Staaten beiNotfällen miteinander vernetzt. Dort sind in einerDatenbank Experten- und Ausstattungslisten gespei-chert, so dass im Falle einer Katastrophe sofort dieentsprechenden Experten und Ausstattung aus ganzEuropa angefordert werden können.

Im Süden und Südwesten Sri Lankas realisiertein Projektteam des THW Wiederaufbauprojekte. InAbsprache mit den lokalen Behörden und Vertreternder Regierung wurden bereits Anfang März Wieder-aufbaumaßnahmen in der Nachbarschaft von Mata-ra und in Ambalangoda beschlossen: So beispiels-weise im Fischerdorf Tallale in der Gemeinde Prades-hiya Shaba bei Matara, das durch die Flutwelle vom26. Dezember besonders stark zerstört wurde. Fastalle der kleinen Fischerhütten in Küstennähe warenweggespült worden. Jetzt werden die Gebäude unterder Federführung des THW wieder aufgebaut. Darü-ber hinaus betreut das THW-Projektteam den Neu-bau einer Siedlung in Ambalangoda. Dort entstehenmehrere Wohnhäuser, die den Familien, die durchdie Flutkatastrophe ihr Hab und Gut verloren haben,wieder ein Zuhause geben sollen.

Seit Anfang Januar leistete das THW humani-täre Soforthilfe auf Sumatra im Norden Indone-siens. Am 28. März bebte dort erneut die Erde.Dabei wurde die Wasserversorgung auf den Sumatra

vorgelagerten Inseln Nias und Simuelue zerstört.Das THW verlegte Anlagen zur Trinkwasseraufberei-tung von Banda Aceh auf die betroffenen Inseln,

THW-Mitarbeiter an einer Anlage zur Umkehrosmose.

Die Meerwasserentsalzungsanlagen werden mittlerweile von einheimischenKräften betrieben und gewartet.

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FORUM

um in den Städten Sinabang, Gunung und Sitoli dieBevölkerung mit Trinkwasser zu versorgen.

Auch in Banda Aceh ist die Wiederaufbauhilfelängst angelaufen. Ein vierköpfiges Projektteam desTHW betreut unter anderem die bereits im Januarbegonnene Instandsetzung des „General Hospital“.

Das „General Hospital“ ist mit einer Kapazität von400 Betten das größte öffentliche Krankenhaus imUmkreis mehrerer hundert Kilometer und stellte vorder Katastrophe die medizinische Versorgung vonrund einer Million Menschen sicher. Eine ange-schlossene Rehaklinik mit physiotherapeutischenEinrichtungen sowie eine Transplantationsklinikmachten das „General Hospital“ zum modernstenKrankenhaus im Norden Sumatras.

Drei weitere Projekte, die das THW im Auf-trag der Partnerschaftsinitiative der Bundesregierungrealisiert, laufen in den nächsten Tagen an. In BandaAceh werden in den nächsten Monaten die Räum-lichkeiten zweier Schulen und eines Kindergartensvon Grund auf saniert. Darüber hinaus werden der-zeit mit der indonesischen Regierung die Möglich-keiten für die Realisierung eines Siedlungsprojektsgeprüft, das mit Mitteln einer Spendeninitiative desSaarlands finanziert werden soll.

Das bereits vor dem Tsunami marode Trink-wassernetz und das örtliche Wasserwerk — vor allemaber die Brunnen, über die der Großteil der Bevöl-

kerung mit Wasser versorgt wird — wurden durchdie Wassermassen derart in Mitleidenschaft gezogen,dass die akute Nothilfe des THW zwar half, Engpäs-se zu überwinden. Eine dauerhafte Lösung konnteaber nicht herbei geführt werden. Jetzt soll ein THW-Projekt Abhilfe schaffen und die Wasserversorgungnachhaltig verbessern.

Die THW-Projekte in Südostasien werden nachdem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ realisiert. DieseMethode hat sich in der Projektarbeit des THW be-währt und basiert auf jahrelanger Erfahrung. ImMittelpunkt steht die Einbindung örtlicher Hilfs-kräfte. Die Handwerker — zumeist Menschen, die inFolge der Katastrophe ihre Arbeit verloren haben —erhalten einen Arbeitsvertrag und werden von denTHW-Mitarbeitern eingewiesen. Bei Bedarf über-nimmt das THW auch einen Teil der Ausbildung,zum Beispiel im Umgang mit technischem Gerät.Die für die Realisierung der Bauvorhaben benötig-ten Materialien werden, so weit dies möglich ist, aufdem lokalen Markt beschafft, technisches Gerät beiortsansässigen Unternehmen angemietet. Nur beiEngpässen und im Falle mangelnder Alternativenwerden Geräte und Materialien über Speditionen insLand gebracht.

So hat die „Hilfe zur Selbsthilfe“ gleich mehr-fachen Nutzen: Zum einen werden die örtlichenArbeitsmärkte angekurbelt und die lokalen Mitarbei-ter weiter qualifiziert. Zum anderen kommen dievom Ausland bereitgestellten Mittel der örtlichenWirtschaft zu Gute, indem Baustoffe und Materia-lien im Inland beschafft werden.

Vor dem Wiederaufbau sind umfängliche Aufräumarbeiten erforderlich.(Fotos: THW)

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DeutscheLebens-Rettungs-Gesellschaft

Kühler Sommer 2004 lässt Ertrinkungszahlen sinken

Im vergangenen Jahr sind in Deutschland 470 Men-schen ertrunken. Gegenüber dem Jahr 2003 miteinem Jahrhundertsommer sank die Zahl der Todes-fälle durch Ertrinken absolut um 174. Als Ursachefür den Rückgang nannte DLRG-Präsident Dr. KlausWilkens den kühlen verregneten Sommer. In den

Monaten Juni bis August2004 ertranken 125 Men-schen weniger als im Ver-gleichszeitraum des Vor-

jahres. „So erfreulich dasErgebnis zunächst scheint,

gibt es für uns keinen Anlass zur Entwarnung. DasWetter hat einfach nicht zum Baden eingeladen,“ sodie Analyse von Dr. Wilkens.

Die Binnengewässer waren auch im vergangenJahr wieder Unfallschwerpunkt Nummer eins. InFlüssen ertranken 193 und in Seen 147 Personen. 72Prozent aller tödlichen Unfälle ereigneten sich anden zumeist unbewachten Gewässern. Allein im Rheinverloren 39, im Main 14 Menschen ihr Leben. DieDonau mit neun, die Weser mit acht und die Elbemit sieben Opfern folgen auf den nächsten Plätzen.Unter den Seen rangiert der Bodensee mit siebenTodesfällen an erster Stelle.

Um das hohe Risiko in Binnengewässern zuertrinken zukünftig zu verringern, forderte derDLRG-Präsident lokale und regionale Risikoanalysen.Entsprechend dem jeweiligen Gefährdungspotenzialmüssten anschließend Sicherheitsmaßnahmen einge-leitet werden. „Die Einrichtung von Wasserrettungs-stationen und die Aufsicht durch Rettungsschwim-mer an beliebten Stellen dürfen kein Tabu sein.Badeverbotsschilder sind wirkungslos,“ nennt Dr.Wilkens Konzepte, um die tödlichen Wasserunfällegemeinsam mit Kommunen und Landkreisen zusenken.

Sichere KüstenAn Deutschlands Küsten ertranken hingegen

nur 26 Badegäste und Wassersportler, 19 in der Ost-see und sieben in der Nordsee, und zwar außerhalbder bewachten Gebiete bzw. zu Zeiten, in denen dieRettungswachen nicht besetzt sind. Dieses Ergebnisbewegt sich exakt auf dem Niveau des Jahres 2003.„Aufgrund der Bewachung durch Rettungsschwim-mer der DLRG im zentralen Wasserrettungsdienstzählen die Küsten wieder zu den sichersten Regionen.Das Risiko zu ertrinken ist dort erheblich geringer,“

Die Einrichtung von Wasserrettungsstationen und die Aufsicht durch Rettungs-schwimmer an beliebten Stellen an Binnengewässern dürfen nach Ansicht derDLRG kein Tabu sein.

wirbt der DLRG-Präsident für die Präsenz von Ret-tungsschwimmern. In Kanälen und Hafenbeckenertranken 30 und in Schwimmbädern 17 Menschen.

Aufklärungsarbeit zahlt sich ausDie DLRG-Statistik bestätigt auch für das

Jahr 2004 einen Trend: Immer mehr ältere Men-

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FORUM

ken 86 Menschen, in Nordrhein-Westfalen waren es84. Auf Rang drei rangiert Niedersachsen mit 56Todesfällen, gefolgt von Baden-Württemberg mit 48und Mecklenburg-Vorpommern mit 34. Im Saarlandertranken lediglich zwei Personen. Es ist wie in denJahren zuvor das sicherste Bundesland. In Bremenund Thüringen starben jeweils fünf Menschen.

In den neuen Bundesländern kamen 107 Per-sonen im Wasser ums Leben. Im Ost-West-Vergleicherhöhte sich damit der Anteil Ostdeutschlandsgeringfügig auf 22,8%.

DeutscherFeuerwehrverband

higkeit der älteren Menschen. Lediglich 44% derüber 60-Jährigen können laut einer repräsentativenUmfrage, dem DLRG-Barometer, schwimmen.

Demgegenüber gehen die Ertrinkungsfälle beiden Kindern bis fünf Jahren erfreulicherweise weiterzurück. 2004 starben 25 Mädchen und Jungen imVorschulalter, neun weniger als im Jahr zuvor. „Unse-re Ausklärungskampagnen für kleine Kinder, wie dasDLRG-NIVEA-Kindergartenprojekt und die NIVEA-Kinderländer zeigen jetzt positive Ergebnisse,“ soDr. Wilkens.

In der Verteilung nach Bundesländern nimmtBayern wieder die Spitzenposition ein. Dort ertran-

Aufgrund der Bewachung durch Rettungsschwimmer der DLRG im zentralenWasserrettungsdienst zählen die Küsten zu den sichersten Regionen.

(Fotos: DLRG)

schen ertrinken. 46% der Opfer sind älter als 50Jahre. 2003 lag der Anteil noch bei 41%. 113 Männerund Frauen waren zwischen 61 und 75 Jahre alt alssie ertranken und selbst bei den 81 bis 85-Jährigenverzeichnete die DLRG 18 Todesfälle. Als eine Ursa-che nennt die Organisation die geringe Schwimmfä-

Selbsthilfe ist Schwerpunkt beimnächsten Brandschutzforum

Eine bundesweite Plattform für den Gedankenaus-tausch und die Weiterbildung in der Brandschutz-aufklärung und Sicherheitserziehung bildet dasnächste Forum Brandschutzerziehung und -aufklä-rung am 11. und 12. November 2005. Die Tagungwird bei der Feuerwehr Frankfurt am Main imBrandschutz-, Katastrophenschutz- und Rettungs-dienstzentrum (BKRZ) ausgerichtet. Veranstaltersind der Deutsche Feuerwehrverband(DFV) und die Vereinigung zurFörderung des Deutschen Brand-schutzes (vfdb).

Die Brandschutzaufklä-rung lebt von vielen guten Ideen,die vor Ort entwickelt werden.Das Symposium stellt ein Forumdieser Ideen dar, die dort vorgetragen und entwi-ckelt sowie von den Teilnehmern zu Hause umge-setzt werden können. Dazu werden Workshops undmoderierte Arbeitsgruppen angeboten. Schwerpunkt-

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themen des diesjährigen Forums sind die Selbsthilfeund die Brandschutzaufklärung bei Senioren.

Bei Anmeldung bis zum 30. August beträgt derTeilnehmerbeitrag 98 Euro, danach 118 Euro. Es ste-hen kostengünstige Übernachtungsangebote auseinem vorreservierten Hotelzimmerkontingent (Ein-zelzimmer 61 Euro einschließlich Frühstück, Dop-pelzimmer fünf Euro Aufpreis) zur Verfügung.

Aktuelle Informationen zum Forum sowie dasaktualisierte Programm (mit Hinweisen zu den Ar-beitsgruppen) werden im Internet unter www.brand-schutzaufklaerung.de veröffentlicht. Dort findenInteressenten auch die Anmeldeunterlagen zur Teil-nahme.

Tagung des Präsidialrates

Die Beschaffungen im erweiterten Katastro-phenschutz und die Nachbereitung des Seebebens inSüdasien waren zwei der fachlichen Themen, überdie der Präsidialrat des Deutschen Feuerwehrverban-des (DFV) beraten hat. In einem Gastvortrag stellteder neue Präsident des Bundesamtes für Bevölke-rungsschutz und Katastrophenhilfe, Christoph Unger,seine Einrichtung vor und stand für aktuelle Erörte-rungen zur Verfügung. Der Präsidialrat, dem die Prä-sidenten und Vorsitzenden der DFV-Mitgliedsver-bände, das DFV-Präsidium und Mitglieder der Bun-desjugendleitung angehören, tagte in Berlin.

Im Mittelpunkt der Nachbereitung der Tsuna-mi-Katastrophe standen die Anforderungswege zwi-schen Bund und Ländern. „Die Funktion der Brü-ckenköpfe ist nicht ausreichend definiert, die Länderwiederum haben keinen sicheren Zugriff auf die Feu-erwehren. Hier gibt es Klärungsbedarf“, sagte Vize-präsident Hartmut Ziebs. Der DFV sieht aufmerksamder nächsten Sitzung des Ausschusses Feuerwehran-gelegenheiten, Katastrophenschutz und zivile Verteidi-gung der Innenministerkonferenz entgegen, wo dasThema ebenfalls auf der Tagesordnung steht.

Verabschiedet wurde eine Fachempfehlung zumSchutz von Einsatzkräften vor Hepatitis. Die Emp-fehlung sieht vor, dass Einsatzkräften der FreiwilligenFeuerwehren nach einer entsprechenden Gefähr-dungsanalyse aufgrund eines plausiblen oder nachge-wiesenen erhöhten Infektionsrisikos die Möglichkeitder freiwilligen, kostenlosen Hepatitis-Schutzimp-

fung geboten wird. Das Papier hatte der Fachaus-schuss Gesundheitswesen/Rettungsdienst erarbeitet.Es wird im Internet unter www.dfv.org/fachthemenveröffentlicht.

Das Präsidium informierte über eine Sonder-regelung für Wohnmobile in der neuesten EU-Füh-rerscheinrichtlinie, die nach Auffassung des DFVauch für den Brand- und Katastrophenschutz über-nommen werden sollte. Dann dürften neue Führer-scheinbesitzer mit der Klasse B Fahrzeuge bis 4,25Tonnen fahren. Voraussetzung ist ein zertifiziertesFahrertraining. DFV-Vizepräsident Albrecht Broem-me: „Dies ist eine Regelung mit Augenmaß undkönnte vor allem im Rettungsdienst unsere Arbeiterleichtern.“ Der DFV hat einen entsprechendenAntrag eingebracht. Bisher ist die Klasse B auf 3,5Tonnen beschränkt, nur für ältere Führerscheinbesit-zer gilt weiterhin der Bestandsschutz bis 7,5 Tonnen.

Interschutz: Pavillon der Feuerwehrverbände unter dem Expo-Dach

Neue Konzepte, neue Produkte, Fachtagungenund Spitzentreffen — die Interschutz 2005 ist einMuss für die Feuerwehren, aber auch für alle ande-ren Organisationen aus der nichtpolizeilichen Ge-fahrenabwehr. Der Deutsche Feuerwehrverband(DFV) ist erstmals ideeller Träger dieser Weltleitmes-se für Rettung, Brand- und Katastrophenschutz inHannover. Er präsentiert sich im Pavillon 34 unterdem Expo-Dach und auf der angrenzenden Freiflä-che auf rund 1500 Quadratmetern.

Auf einer Aktionsbühne, mit Themeninselnund in einem Aktionsbereich will der Spitzenverbandder Feuerwehren gemeinsam mit seiner Jugendorgani-sation, der Deutschen Jugendfeuerwehr (DJF), sowiemit seinen Mitgliedsverbänden, dem DeutschenFeuerwehr-Museum und dem WeltfeuerwehrverbandCTIF attraktiv über Verbandsarbeit und internatio-nale Zusammenarbeit informieren. Das Versandhausdes DFV und T-Mobile, Anbieter eines Feuerwehr-Rahmenvertrages für den Mobilfunk, sind ebenfallsim Pavillon 34 präsent.

Im Rahmen der Messe verantwortet der DFVden Thementag Zivil- und Katastrophenschutz am

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FORUM

DeutschesRotes Kreuz

Internationale Geberkonferenz fürden Sudan

DRK begrüßt internationale Unterstützung fürden Sudan

„Internationale Hilfe ist dringend notwendig, umdie katastrophale humanitäre Situation im Sudan zuverbessern“, sagt DRK-PräsidentDr. Rudolf Seiters. Anläßlichder Geberkonferenz für denSudan in Oslo schließt sichdas Deutsche Rote Kreuz(DRK) der Forderung derBundesregierung an, die Gelderfür humanitäre Maßnahmen nicht der sudanesi-schen Regierung, sondern internationalen Hilfsor-ganisationen zur Verfügung zu stellen.

„Die Geberkonferenz in Oslo ist ein wichtigerBeitrag für den Ausbau der humanitären Hilfe im

Donnerstag, dem 9. Juni. „GrenzüberschreitenderZivil- und Katastrophenschutz – Ein Blick über denTellerrand“, „Neue Strategie zum Schutz der Bevöl-kerung in Deutschland — Wie sind wir vorbereitet?“,„Rettungsdienst und Katastrophenmedizin — Kön-nen wir jedem helfen?“ und „Zivile Katastrophenvor-sorge — Intelligente inhaltliche und technische Kon-zepte“ sind die Kongressthemen dieses Tages. DerDFV konnte namhafte Referenten wie den Abtei-lungsleiter Innere Sicherheit im Bundesinnenministe-rium, Joachim Steig, die Präsidenten von BBK undTHW, Christoph Unger und Dr. Georg Thiel, denehemaligen CTIF-Präsidenten Francois Maurer, denKatastrophenforscher Dr. Wolf Dombrowsky undandere für diesen Tag gewinnen.

Einen großen Stellenwert auf der Interschutzwird die Brandschutzaufklärung haben. Hier infor-mieren DFV-Experten über die aktuellsten Entwick-lungen gemeinsam mit der Vereinigung zur Förde-rung des Deutschen Brandschutzes (vfdb) auf demvfdb-Stand. Auch der Landesfeuerwehrverband Nie-dersachen als Verband des Gastgeberlandes legt anseinem Stand den Schwerpunkt auf diese wichtigeArbeit.

Mit mehr als 1000 Ausstellern ist die Inter-schutz 2005 inzwischen ausgebucht. Ein besondersgünstiges Angebot macht die Deutsche Messe AGzum letzten Messetag, dem Tag der Freiwilligen Feu-erwehr: Vier Personen zahlen zusammen nur 20Euro Eintritt. Die Familienkarte gilt ausschließlicham Sonnabend, dem 11. Juni 2005. Das Ticket wirdan der Tageskasse erhältlich sein. Vor allem am letz-ten Messetag sind zahlreiche Zusatzangebote, Vor-führungen und Mitmachaktionen konkret in Pla-nung. Den Fachbesuchern der Interschutz und auchderen Familien bietet dieser Tag somit zusätzlich zuvielen Fachinformationen der Industrie, Behördenund Verbände auch ein abwechslungsreiches Rah-menprogramm.

Alle regulären Eintrittskarten können nochbis zum 1. Juni exklusiv beim Versandhaus des DFVin Bonn bequem im Internet bestellt werden: DieTageskarte für 13 Euro und die Dauerkarte für 27Euro gibt es unter www.feuerwehrversand.info. DieInterschutz 2005 findet vom 6. bis 11. Juni 2005 inHannover statt, täglich von 9 bis 18 Uhr. WeitereInformationen unter: www.interschutz.de. sö

Seit Sommer letzten Jahres ist das DRK mit zwei Gesundheitsstationen in derKrisenregion Darfur im Einsatz.

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Johanniter-Unfall-Hilfe

Der Lehrer geht, der Johanniter kommt

Auf dem Stundenplan steht die Ausbildung zumSanitäter, Betriebshelfer, Pflegediensthelfer und Ret-tungsschwimmer. Diese Fächer gehören inzwi-schen regulär zum Nachmittagsprogramman Niedersachsens Ganztagsschulen. DasKultusministerium des Landes hat zurFörderung dieser Schulen Ende vergange-nen Jahres mit Johannitern, Maltesern, ASBund DLRG ein Kooperationsabkommengeschlossen.

Es ist bislang einmalig in der Bundesrepublik,dass vier Hilfsorganisationen in diesem Rahmengemeinsam ein schulisches Angebot mit Noten undZertifizierung ausgearbeitet haben. Die Idee zurZusammenarbeit mit den Hilfsorganisationen hatteNiedersachsens Kultusminister Bernd Busemann aufder Podiumsdiskussion zum Thema Schulsanitäts-dienst während des Notfallsymposiums 2003 inHannover.

Einer, der das Konzept heute umsetzt, ist der21-jährige Sebastian Brandt aus Holzminden. Er hatschon als Schüler im Landschulheim am Sollingeine Ausbildung zum Schulsanitäter gemacht undist seither sozial aktiv. Derzeit absolviert er einFreiwilliges Soziales Jahr bei den Johannitern. Zuseinen Aufgaben gehört der Nachmittagsunterrichtin erster Hilfe in der Gesamtschule Bodenwerder,einmal in der Woche, zwei Mal 45 Minuten.

Für den Kurs des FSJlers haben sich 19 Haupt-und Realschüler der achten bis zehnten Klassen ein-geschrieben. Noch im Angebot standen auch Kursevon anderen Vereinen der Region, wie Gospel undAngeln. Die meisten von Brandts Erste-Hilfe-Schü-lern wählten ihren Kurs aus ganz praktischen Grün-den. „Sie brauchen ein Zertifikat für den Führer-schein“, erklärt Sebastian Brandt. Er freut sich, dasser mit seinen Schülern recht gut klar kommt,obwohl es in Fragen Disziplin nicht immer leichtfür ihn ist. „Doch mir hilft, dass ich selbst jung bin,

Sudan“, sagt Dr. Seiters. „Das Rote Kreuz begrüßtinsbesondere die Zusage der Bundesregierung, 30Millionen Euro für die Hilfseinsätze im Sudanbereit zu stellen.“

Das Rote Kreuz appelliert an die Konfliktpar-teien, die Gewalt im Darfur zu beenden. Seit Beginndes Konflikts Anfang 2004 setzt sich das Rote Kreuzfür die Opfer der gewaltsamen Auseinandersetzun-gen ein. Neben Flügen mit lebenswichtigen Hilfsgü-tern hat das DRK seine Hilfsleistungen auf diemedizinische Versorgung der Menschen konzen-triert: Seit Sommer letzten Jahres ist das DRK mitzwei Gesundheitsstationen in der Krisenregion Dar-fur im Einsatz. Zusammen mit Helfern des Sudane-sischen Roten Halbmonds hat das DRK-Team Zehn-tausende von Flüchtlingen und Vertriebenen imNorden Darfurs medizinisch betreut.

Der Bau neuer Brunnen gehört zur Grundsicherung. (Fotos. DRK)

Auch außerhalb der Krisenregion Darfur istdas DRK mit verschiedenen Projekten zu medizini-scher Versorgung, Trinkwasser- und Nahrungsmittel-sicherung im Einsatz. So verteilt das DRK zusam-men mit dem Sudanesischen Roten Halbmond inder zentralsudanesischen Region Kordofan dürrere-sistentes Saatgut und baut Brunnen. Zur Sicherungder medizinischen Grundversorgung in der RegionBahral Gazal, im Süden des Landes, rehabilitiert dasDRK acht Gesundheitseinrichtungen.

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FORUM

mich von der JUH zum Ausbilder habe schulen las-sen und dass ich natürlich viele praktische Elementein den Unterricht einbeziehen kann.“

Ganz nützlich für die Schüler ist es, dass siesich weiter zum Schulsanitäter ausbilden lassen kön-nen oder letztlich die Betriebshelferausbildung inder Tasche haben, wenn sie zwei Jahre durchhalten.Niedersachsens JUH-Landesausbildungsleiter Hart-mut Schon weiß: „So ein Zertifikat kann bei der Aus-bildungsplatzsuche Gold wert sein.“

315 Ganztagsschulen gibt es in Niedersachsen,also rund zehn Prozent aller allgemeinbildendenSchulen. Sie haben die Auflage, nachmittags nebenHausaufgabenbetreuung und Förderkursen einattraktives Programm mit außerschulischen Partnerneigenverantwortlich zusammenstellen. In 13 Prozentder Schulen funktioniert bereits die Kooperation

anspruchsvoll gestalten. Indirekt stärken wir so auchdie Vereins- und Jugendarbeit, indem wir vielleichtsogar mithelfen, die da und dort bestehenden Nach-wuchssorgen eines örtlichen Vereins zu mildern.“

Unterdessen unterrichten die Johanniter aufBasis des Abkommens vom 2. November an elfSchulen. „Wir könnten gut und gerne auch an 40Schulen in die Nachmittagsbetreuung einsteigen“,erklärt Landesausbildungsleiter Schon. „Wir müsstenaber sechs Ausbilder einstellen. Das ist an und fürsich gut. Aber dafür brauchen wir Planungssicherheit.“Denn die Kurse sind jeweils für zunächst ein halbesJahr programmiert. Sie können fortgesetzt werden,das hängt aber davon ab, wie viele Schüler sichdafür entscheiden.

Zur Zeit arbeiten mit FSJler Sebastian Brandtacht engagierte ehrenamtliche Johanniter an den

Schulen. Die JUH könn-te sicher auch mehr Hel-fer für die Ausbildungan ihnen gewinnen. DasProblem: der Unterrichtfindet nachmittags statt,eine für Freiwillige oftungünstige Zeit.

Ob ehrenamtlichoder hauptamtlich, dieKurse werden auch hono-riert. Für eine Unter-richtseinheit von zweimal 45 Minuten für 20Schüler können 62,50Euro veranschlagt wer-den. Dieses Geld würdevon einigen Schulengern für bisweilen teuereAngebote in der Nach-mittagsgestaltung ge-nutzt, sagt Landesausbil-dungsleiter Schon. Um

zu sparen träten die Schulen gern an die Johannitermit der Frage heran, ob ihr Kurs nicht vielleichtauch für zehn Euro zu haben wäre. „Leider haftet unsdas Image des Umsonst an“, sagt Schon. Er hofftaber, dass die Qualität der Kurse Lehrer und Schü-ler überzeugt, so dass sogar noch Ausbilder einge-stellt und Arbeitsplätze geschaffen werden können.

rv

mit Verbänden und Vereinen, mit denen Verträgeunterzeichnet wurden, sei es mit dem Landessport-bund und dem Landesverband für Musikschulenoder eben mit Hilfsorganisationen wie JUH, MHD,ASB, DLRG, sowie mit dem DRK, das letztlich nocheinen gesonderten Vertrag mit dem Kultusministeri-um abgeschlossen hat. Kultusminister Bernd Buse-mann ist bei all diesen Verträgen wichtig: „Wir brau-chen starke Partner, die das Nachmittagsprogramm

In Niedersachsens Ganztagsschulen bildet die JUH Schüler aus. (Foto: JUH)

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FORUM

ersten Weltjugendtag in Rom dieses Kreuz der Jugendder Welt anvertraut. Das ist genau seine Absichtgewesen: dass sich die Jugend der Welt unter demZeichen des Kreuzes findet.“

Am 19. März dieses Jahres erreichte das Welt-jugendtagskreuz schließlich Köln, und zwar perSchiff. Tags darauf wurde es das Zentrum der dorti-gen Palmsonntagsprozession. Der Ablauf des Tageswar minutiös von den Maltesern geplant worden,doch wie so oft ergab sich noch eine spontane Stati-on für das Kreuz: „Als die Zeremonie im Dom zuEnde war, hatten wir noch knapp drei Stunden Zeit,denn das Kreuz sollte erst um 17 Uhr in St. Apos-teln sein,“ erinnert sich Marc Kubella, Stadtjugend-referent der Kölner Malteser, „da sind wir einfachspontan zum Rheinenergie-Stadion gefahren.“ Dort

Mit dem Weltjugendtagskreuz auf dem Weg

Johannes Saurbier ist noch heute ergriffen, wenn ervon seiner langen Reise mit dem Weltjugendtags-kreuz querüber den Bal-kan berichtet:„Der Empfang war großartig, wo wir auch hinka-men. Vor allem waren immer viele Jugendliche da.“Im März 2004 hat Saurbier, der seit 1956 ehrenamt-lich für die Malteser in Düsseldorf tätig ist, dasKreuz zusammen mit anderen Freiwilligen im vomKrieg gezeichneten Sarajewo übernommen. „Wirhaben in Kirchen gebetet, die dem Erdboden gleichgemacht worden waren, da haben wir das Kreuz indie Krypta gestellt.“ Johannes Saurbiers Auftrag lau-tete, das Kreuz, das Papst Johannes Paul II. zusam-men mit einer Marienikone bereits 1984 auf seinenWeg um den Globus geschickt hatte, als ersten Vor-boten des Weltjugendtages im August 2005 nachDeutschland zu bringen. Es war für ihn einer derbewegendsten Einsätze in 50 Jahren ehrenamtlicherTätigkeit für den Malteser Hilfsdienst: „Dass welt-weit daran gebetet wird, also wirklich weltweit, dasist es, was mich so unglaublich fasziniert.“

Anfang April 2004 brachten Johannes Saur-bier und andere Malteser Freiwillige das Weltjugend-tagskreuz und die Marienikone nach Berlin. VomBrandenburger Tor aus führte der „Pilgerweg derVersöhnung“ des Kreuzes durch alle deutschenDiözesen. Transportiert wurde es dabei von Freiwil-ligen des Malteser Hilfsdienstes. Mehr als 60.000Kilometer haben die 80 Fahrer auf ihrem Wegzurückgelegt, um überall im Land ein Zeichen fürdie spirituelle Vorbereitung des Weltjugendtages zusetzen. Im August wird dieses Kreuz in Köln fürrund eine Million Gläubige eine zentrale Rolle spie-len, denn es symbolisiert ganz zentral das Vermächt-nis des verstorbenen Papstes. Der Einsatzleiter desMalteser Hilfdienstes beim Weltugendtag, WilhelmBischoff, betont: „Johannes Paul II. selbst hat beim

Malteser Hilfsdienst

Dr. Franz-Josef Leven aus Kaarst nahm sich zwei Wochen Urlaub, um dasWeltjugendtagskreuz durch die Diözese Fulda zu fahren.

lief gerade vor ausverkauftem Haus das Zweitliga-Fußballspiel zwischen dem 1. FC Köln und Rot-Weiß Essen. „Wir haben uns telefonisch angekün-digt und wurden in der Halbzeitpause mit demKreuz auf den Rasen gelassen, den sonst während

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FORUM

einer Spielpause niemand betreten darf.“ Die Kulissevon 47.000 Zuschauern war überwältigend, dochschöner noch war die positive Resonanz: „Der Sta-dionsprecher hat uns sehr freundlich angekündigt,er war bestens informiert. Die Zuschauer habenapplaudiert und gejubelt — das war eine unglaubli-ches Erlebnis vor so einer großen Kulisse.“

Doch es sind nicht nur die großen Veranstal-tungen, zu denen das Kreuz transportiert wird. Daskonnte Helmut Simeth in Köln-Dellbrück erfahren.Im Februar ist seine Frau nach langer Krankheitgestorben, und die Malteser Jugend brachte ihm das

auf den Müllbergen von Manila, in denen Menschennach Essensresten zum Überleben suchen. Dasnächste Etappenziel ist nun der Weltjugendtag. EineFußwallfahrt durch Sachsen, Thüringen, Hessenund Nordrhein-Westfalen wird pünktlich zum Welt-jugendtag Köln erreichen. Ab dem 8. Juli wird dasKreuz von Dresden aus dorthin getragen. Bis dahinwird es noch Tausende in seinen Bann ziehen, da-von ist Einsatzleiter Wilhelm Bischoff überzeugt:„Von diesem Kreuz geht ein Impuls aus. Das sagenalle unsere Fahrer, das spüren die Menschen.“ HansGerhards, der das Kreuz Tausende von Kilometerndurch Deutschland chauffiert hat, bestätigt: „Ichsehe mich nicht als Spediteur des Kreuzes. Da istmehr. Es ist schön zu sehen, wie das Kreuz Men-schen verbindet.“

Ob planmäßig oder spontan: Die Verehrungfür das Kreuz, das Johannes Paul II. der Jugend derWelt gab, wird dem Weltjugendtag eine besonderespirituelle Tragweite verleihen. Und es wird die Ver-söhnung fördern, die weltweit so dringend benötigtwird. Die Voraussetzungen dafür haben hundertevon Freiwilligen geschaffen, die aus den Reihen desMalteser Hilfdienstes kamen und kommen.

Sebastian Sigler

Sanitätsdienst für die Papst-Pilger

„Überall spürt man, dass dieser Papst Geschichteauch in die Herzen der Menschen geschrieben hat“,berichtet der deutsche Malteser Arzt Dr. GerhardMarkus am Morgen des 6. April in einem Live-Inter-view des Westdeutschen Rundfunks aus Rom. Hun-derttausende Pilger stehen zu dieser Zeit in Schla-gen, die sich kilometerweit vom Petersplatz durchdie Via della Conciliazione und umgebende Straßenbis hinunter zum Tiber ziehen. Sie wollen den Heili-gen Vater noch einmal sehen. Zwölf Stunden undmehr dauert es, bis sie sich in kleinen Schritten biszum Leichnam Papst Johannes Pauls II., der imPetersdom aufgebahrt ist, vorgearbeitet haben.

Hundert Papst-Pilger haben die deutschenMalteser da schon versorgt. Herz- und Kreislaufpro-bleme, Unterzuckerung und Übermüdung sind diehäufigsten Beschwerden. Dazu kommen kleineSchnittwunden. „Viele Pilger sind zusammengebro-

Malteser Jugendliche mit Weltjugendtagskreuz und Ikone unterwegs.

Weltjugendtagskreuz in seinen Garten und stellte esals Zeichen der Verbundenheit mit allen Kranken,Leidenden und Trauernden auf. 120 Nachbarn undFreunde, darunter auch viele Behinderte, erschienenund nahmen an einer Andacht teil, die der KölnerStadtjugendseelsorger Karl-Josef Schurf und der ört-liche Pfarrer Peter Wycislok hielten. „Ich habe miteinem solch überwältigenden Besuch wirklich nichtgerechnet“, sagte der tief bewegte Helmut Simeth,„ich bin dankbar, dass die Malteser Jugend so mutigwar, eine solche Veranstaltung mit soviel Fingerspit-zengefühl zu übernehmen. Das war ganz im Sinnemeiner Frau.“

Auf der New Yorker Fifth Avenue hat das 3,80Meter hohe, 1,75 Meter breite und 31 Kilo schwereWeltjugendtagskreuz seit 1984 ebenso gestanden wie

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Sicherheitskommunikation undFührungsorganisation im Wandel

Anforderungen, Strategien sowie organisatorischeund technische Aspekte eines modernen Informati-ons- und Kommunikationsmanagements imBereich der inneren Sicherheit und des Bevöl-kerungsschutzes diskutierten am 3. Februar2005 Experten anlässlich einer weiterenFachtagung der Alcatel SEL Stiftung fürKommunikationsforschung in der Akade-mie der Wissenschaften, Berlin.

Prof. Dr. Klaus Lenk, Universität Olden-burg, beschrieb in einem viel beachteten Beitrag dieVorgehensweise des von der Stiftung gegründetenHochschulkollegs E-Government, um im Bereichder Sicherheitskommunikation zu einem ganzheitli-chen integrierten Ansatz zu gelangen.

Debatten um ein Zusammenführen von Füh-rung und Kommunikation in der polizeilichen undnichtpolizeilichen Gefahrenabwehr in so genannten„Bunten Einsatzleitstellen“ beherrschen beispielswei-se in Niedersachsen gegenwärtig den Diffusionspro-zess zwischen Innenministerium, den Kommunen,Feuerwehren, Rettungsdiensten und Polizei. Nieder-sachsens Innenminister Uwe Schünemann rechnetmit erheblichen Kosteneinsparungen und versprichtsich „von der Reduzierung der insgesamt 49 Inte-grierten Leitstellen (Brandschutz, Hilfeleistung, Ret-tungsdienst und Katastrophenschutz) sowie der 29Leitstellen der Polizei auf nur noch etwa 10 „BunteLeitstellen“ einen deutlichen Sicherheitsgewinn“. Esmüsse mit Einführung des Digitalfunks zu Kosten-minimierungen kommen, begründete er sein Kon-zept, das auf einer ersten regionalen Leitstellenkon-ferenz am 12. April 2005 in Braunschweig vorge-stellt worden ist. Auf die Frage, wie im Katastro-

Verband der Arbeitsgemeinschaftender Helfer in den Regieeinheiten/-ein-richtungen des Katastrophenschutzesin der Bundesrepublik Deutschland e.V.

chen, als sie nach Stunden des Wartens erfuhren, dassder Petersdom über Nacht geschlossen wird und sieden Papst nicht mehr sehen können“, sagt Dr. Rai-ner Löb, Bundesarzt des Malteser Hilfsdienstes. Ne-ben dieser Enttäuschung haben aber auch die nachtsbis auf drei Grad gefallene Temperatur und starkerWind den weitgereisten Gläubigen zugesetzt. Mit dreiSanitätsteams ist der erfahrene Notarzt in Rom, umdie italienischen Malteser bei der Versorgung der Pil-ger zu unterstützen. Denn seit mehr als dreißig Jah-ren ist der Malteserorden im Auftrag des Vatikans fürden Sanitätsdienst auf dem Petersplatz verantwort-lich, wozu auch kirchliche Großereignisse gehörenwie etwa das Heilige Jahr 2000 oder die Seligspre-chung von Mutter Teresa 2003.

Auch in der Heimat des polnischen Papstesströmen die Trauernden zusammen. 500.000 findensich täglich zu Gedenkprozessionen und Messfeiernauf der Blonia-Wiese bei Krakau ein. Eine MillionGläubige werden dort bei der Übertragung der Bei-setzungsfeierlichkeiten am Freitag, dem 8. April,erwartet. 120 polnische Malteser, verstärkt durch einsechsköpfiges Sanitätsteam der deutschen Malteseraus Dortmund, Gütersloh und Haltern, betreuen diePilger. „Für die Menschen in Polen ist der Tod desPapstes mehr als der Verlust eines geliebten Men-schen“, schildert Teamchef Tillmann Grund, der be-reits zahlreiche Wallfahrten nach Polen sanitäts-dienstlich begleitet hat, die Gefühle der Bevölkerung.„Es ist die Erschütterung des geistlichen und staatli-chen Fundaments einer ganzen Nation“.

Mehr als 1.000 Pilger betreuen die deutschenMalteser Helfer in der Trauerwoche in Rom. Nachdem Ende der Beisetzungsfeierlichkeiten am FreitagMittag zieht Einsatzleiter Benedikt Liefländer in derMalteser Sanitätsstation auf der Via della Concilia-zione ein erstes Fazit: „Diese Trauerfeier hat wahr-scheinlich jeden Menschen auf der Welt beeindrucktund bewegt. Auch die Einsatzkräfte der Malteser, diehier seit fast einer Woche unermüdlich ihren Diensttun.“ Daneben hat ihn der organisatorische Umgangmit der gewaltigen Menschenansammlung vor demPetersplatz in der Vorbereitung des Weltjugendtagesin Köln bestärkt: “Das Sanitätskonzept der Malteserfür den Weltjugendtag ist richtig. Unser Plan, wieman Hunderttausende Menschen auf engstem Raumsicher versorgt, ist heute in unserem Einsatzbereichbestätigt worden.“

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FORUM

phenfall zu verfahren sei, wenn die gemeinsame Leit-stelle ihre Führungsfunktion an den Stab der Kata-strophenschutzbehörde abzugeben habe, gab manzur Antwort: „Dann müsse jeder Kreis eben wiedereine Fernmeldezentrale-HVB vorhalten“.

Der Verwaltungswissenschaftler Lenk gab inseinem Beitrag zu bedenken, dass allein Kostenge-sichtspunkte nicht der Maßstab im Bereich vonSicherheitsüberlegungen sein dürfen, ohne dass derenEinbettung in die Handlungspraxis der beteiligtenInstitutionen in allen Konsequenzen bedacht würde.Bei den Organisationen des Katastrophenschutzesdürfen eben nicht halbfertige Technikanwendungenund Organisationsmodelle für eine gesellschaftlichkurzschlüssige Argumentation herhalten. Statt des-sen ist nach Lenk zu fordern, daß sich nachhaltigeInnovationen im Sicherheitsbereich nur im Konnexvon Systemsicht, sozio-technischer Sicht und Pro-zesssicht erreichen lassen. Die konsequente Prozess-analyse ermöglicht dann auch eine synergetischeund symbiotische Modularisierung.

So gesehen ist eine Einsatzleitung oder eineEinsatzleitstelle in erster Linie ein Leistungsnetzwerk,deren Leistungsprozesse selbstverständlich auchüber Organisationsgrenzen und Verwaltungsebenenhinweg neu gestaltet werden können. In modularenLeistungsnetzen sollten Leistungsträger arbeitsteiligund organisationsübergreifend die Leistungsprozesseübernehmen, die sie in der jeweiligen Gefahrensitua-tion am besten zu beherrschen vermögen.

Der Präsident des Bundesamtes für Bevölke-rungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Chris-toph Unger, hat bei der Alcatel-Tagung in Berlin dieBeiträge seiner Behörde an der Gestaltung eines um-fassenden und vernetzten Krisenmanagement-Systemshervorgehoben. Da die Gestaltung eines Systems dervernetzten Sicherheit wichtiger Bestandteil der neuenStrategie für den Bevölkerungsschutz sei, bedarf esim Bereich der IuK-Technologien ebenfalls einer ab-gestimmten strategischen Ausrichtung, um Kompati-bilitäts- und Koordinationsprobleme (Insellösungen)zu vermeiden. Dieses Leistungsnetzwerk müsse auchdie verschiedenen Ebenen des Krisenmanagements(lokal, regional, national und europäisch) berück-sichtigen. Unger empfahl, auch einen Blick auf IuK-Entwicklungen im militärischen Bereich zu werfenund für zivile Anwendungen zu nutzen. EuropäischeForschungsprojekte werden eine wichtige Grundlagefür ein Krisenmanagement-System schaffen, das Füh-

rungs- und Organisationsprozesse in allen Phasenund auf allen Ebenen des Bevölkerungsschutzes nati-onal und international unterstützen soll. Die Ent-wicklung und Einführung mit IuK-Unterstützungumfassend vernetzter Führungs- und Koordinations-systeme für das Krisenmanagement lasse sich nurpartnerschaftlich und in enger Abstimmung zwi-schen Bund, Ländern, Kommunen und den ver-schiedenen Leistungsträgern voran bringen, soUnger.

Die Komplexität einer derart durchgängigenVernetzung des Informations- und Kommunikati-onsmanagements im Sicherheitsbereich beinhaltetzweifellos Risiken. Auch muß sich innovative Tech-nik in die Prozesse, Strukturen und gesellschaftli-ches Umfeld integrieren lassen. Fragen der Sicher-heit und Organisation von IuK-Strukturen widmetsich deshalb am 7.Juni 2005 eine weitere Tagung derAlcatel SEL Stiftung an der TU Darmstadt mit demThema „Sicherheitskommunikation in Großräu-men“. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kos-tenfrei. Anmeldungen werden per E-Mail an [email protected] oder schriftlich an die Alcatel SELStiftung, Lorenzstraße 10, 70435 Stuttgart, erbeten.

Klaus-Dieter Kühn

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NACHRICHTEN

Christoph 8 in Lünen an den ADAC übergeben

Auch in Zukunft hält der Bund Hubschrauberals besonderes Führungs- und Einsatzmittel des Zi-vilschutzes vor. Damit kann die Luftrettung der Län-der weiterhin unterstützt werden. Bundesinnenminis-ter Otto Schily hat entschieden, dass die Anzahl derStationen von 16 auf 12 reduziert wird. Bis Mitte2006 soll diese Maßnahme umgesetzt werden.

Als erste Station wurde in Lünen der Flugbe-trieb zum 1. April 2005 an die ADAC Luftrettungübergeben. Der Hubschrauber war unter maßgebli-cher Beteiligung des ADAC am 23. Dezember 1974in Dienst gestellt worden. Von dieser Frühzeit derLuftrettung an gehörte die Station Lünen zu einerfesten Größe. Regelungen der zuständigen Stellen fürden Einsatzbetrieb hatten Modellcharakter. Konstanthohe Einsatzzahlen unterstreichen den Stellenwert:Von 1993 bis 2004 startete Christoph 8 zu mehr als12.000 Einsätzen.

Zu einer Feierstunde auf dem Gelände des Lan-deplatzes am St.-Marien-Hospital hatte der Kernträ-ger der Station, der Kreis Unna, zahlreiche Gäste ein-geladen, unter ihnen Ministerialdirektor Dr. RüdigerKass (BMI), Michael Makiolla, Landrat des KreisesUnna, Leitender Polizeidirektor im BGS Gerd Schäfer(Führer der BGS-Fliegergruppe) sowie Werner vonScheven, Vizepräsident für Technik des ADAC.

Landrat Makiolla überbrachte die Grußworteder für die Luftrettung zuständigen LandesministerinBirgit Fischer und des Ministers für Bundes-, Euro-paangelegenheiten und Medien NRW, WolframKuschke. Im Namen der Trägergemeinschaft fürChristoph 8 gab Makiolla einen Rückblick über dieGeschichte der Station und bedankte sich insbeson-dere beim BGS für die über 30jährige außerordent-lich gute Zusammenarbeit bei mehr als 27.000 Ein-sätzen. Der orangefarbene Zivilschutz-Hubschraubersei in der Vergangenheit Garant für schnelle ärztli-che Hilfe im östlichen Ruhrgebiet und den benach-barten Regionen von Münster- und Sauerland gewe-sen. Mit dem nachfolgenden Betreiber, der ADACLuftrettung, sei ein Garant für die Fortführung die-ser Arbeit gefunden worden.

Dr. Rüdiger Kass, Abteilungsleiter BGS imBMI, erinnerte an die hohen Einsatzzahlen der Sta-tion in mehr als 30 Jahren Luftrettung in Lünen.

Nicht unerwähnt lassen wollte er den vorübergehen-den Einsatz eines Hubschraubers der Heeresfliegerin der Zeit von Juli 1976 bis Dezember 1977. Demhohen fliegerischen Können der BGS-Piloten zollteer Dank und Anerkennung. Ausdrücklich betonte derVertreter des BMI das zukünftige Engagement desBundes an 12 Stationen der Luftrettung.

In einem kurzen Abriss lies der Verwaltungs-leiter des St.-Marien-Hospitals, Axel Weinand, dieGeschichte der Station von Anfang an bis zur Abga-be noch einmal Revue passieren. Als Besonderheithob er hervor, dass die beiden damaligen BGS-Beam-ten Gerd Schäfer und Lutz Aufenacker, der jetzt fürdie ADAC Luftrettung tätig ist, den Hubschrauber

an seinen Standort Lünen überführt hatten undzusammen mit dem Ersten Polizeihauptkommissarim BGS, Herrmann Hellwig, Pilot des 24. Dezember1974, anwesend waren.

Der Kommandeur der BGS-Fliegergruppe er-gänzte in seinen Ausführungen mit eindrucksvollenSchilderungen aus der Geschichte der Station die Vor-redner und bedankte sich bei allen Beteiligten fürdie lange und gute Zusammenarbeit.

Auch Werner von Scheven würdigte in seinerEigenschaft als Vizepräsident des ADAC für Technikdie Leistungen der zurückliegenden Zeit. Mit der pro-blemlosen Übernahme des Flugbetriebes durch dieADAC Luftrettung habe es einen nahtlosen Überganggegeben. Der Einsatz eines modernen Hubschrau-bers vom Typ Eurocopter (EC) 135 verbessere die

Ablösung: der Zivilschutzhubschrauber des Bundes (v.) wurde am 1.April durch eine ADAC-Maschine ersetzt. (Foto: Schröer)

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Einsatzmöglichkeiten und die Arbeitsbedingungenfür die medizinische Besatzung. Von Scheven versi-cherte, dass sich der ADAC auch zukünftig in derÖffentlichkeit für die Belange der Luftrettung einset-zen werde. Abgerundet wurden seine Worte mit Er-gänzungen von Gerhard Kugler, dem früheren Ge-schäftsführer der ADAC Luftrettung, aus der Anfangs-zeit. Bürokratische Hindernisse und fehlende Finanz-mittel erforderten den Einsatz unkonventionellerVerfahrensweisen zur Indienststellung der erstenHubschrauber. Schröer

Eingreifens der Seenotretter konnten der Eigner desBootes nach Beendigung der Brandbekämpfung nureinen Totalschaden verzeichnen. Menschen kamenbei diesem Unfall nicht zu Schaden.

Um 21:10 Uhr war die Routine an Bord des inLaboe stationierten Seenotkreuzers BERLIN schlag-artig zu Ende. Vormann Stefan Lohmann: „Über dieSEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS rief eineMotoryacht Mayday. Feuer sei an Bord. Innerhalbvon zwei Minuten liefen die Motoren, die Landver-bindungen waren gelöst und unsere BERLIN lief aufnordöstlichem Kurs mit voller Fahrt zu dem vierSeemeilen entfernten Havaristen.“

Vor Ort bot sich den Rettungsmännern derDGzRS nur 15 Minuten nach der Alarmierung eindramatisches Bild. Die Motoryacht stand hell inFlammen. Von Bug bis Heck brannte das aus Kunst-stoff gebaute Boot vom Typ Bayliner. Bereits auf demAnfahrtsweg hatte Stefan Lohmann die leistungsfähi-ge Feuerlöscheinrichtung der BERLIN von seinenRettungsmännern an Bord des Seenotkreuzers akti-vieren lassen.

Bis zu 33000 Liter Löschwasser kann die SAR-Einheit (SAR = Search and Rescue/Suche und Ret-tung) über die beiden im oberen Fahrstand befindli-chen Monitore pro Minute in den Brandherd wer-fen. Weitere Verteiler und Kupplungen zur Löschwas-serversorgung befinden sich auf dem Vor- und Ach-terschiff der BERLIN. Angetrieben wird die Pumpevon dem mehr als 1600 PS starken Mittelmotor.Zum Manövrieren nutzt der Seenotkreuzer im Brand-fall dann seine Backbord- und Steuerbordmaschine.

„Offensichtlich hatte der Motor der YachtFeuer gefangen,“ so DGzRS-Vormann Stefan Loh-mann. “Geistesgegenwärtig hatte der Skipper dasBoot im Uferbereich auf Grund gesetzt und die vieran Bord befindlichen Personen konnten sich zu Fußdurch den Brandungsbereich an Land retten. Dielichterloh brennende Yacht war zu diesem Zeitpunktschon verloren.”

Unterstützt wurden die Seenotretter bei die-sem Einsatz von den Mitgliedern der FreiwilligenFeuerwehr Wendtorf. Zur Zeit des Unfalls wehte einumlaufender Wind der Stärke eins bis zwei. DieWassertemperatur betrug acht Grad. Bei der Motor-yacht handelte es sich um einen Neubau, der sichauf seiner Überführungsfahrt in die Nordsee befand.

Ulf Kaack

Seenotkreuzer BERLIN löscht in Flammen stehenden Havaristen

In den Abendstunden des 29. April 2005 geriet amAusgang der Kieler Förde eine Motoryacht in Brand.Der Seenotkreuzer BERLIN der Deutschen Gesell-

Schon vor dem Eintreffen der Retter war das Boot von der Besatzung auf Grund gesetzt worden..

(Foto: DGzRS)

schaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) lief sofortnach der Alarmierung aus und konnte das Feuerinnerhalb kürzester Zeit löschen. Trotz des schnellen

NACHRICHTEN

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MEDIEN

Psychische Erste Hilfe bei unverletzt-betroffenen Kindern in Notfallsituationen

Von Harald KarutzLIT Verlag Münster 2004204 Seiten, € 19,90ISBN 3-8258-8207-1

Der Autor ist hier kein Unbekannter; in den Ausga-ben 4-02 und 1-03 von Bevölkerungsschutzerschien sein Beitrag „Psychische Situation von Kin-dern in Notfällen“. Dieser Artikel beschäftigte sichmit der psychischenSituation von Kindern,sowohl betroffenen alsauch lediglich anwesen-den, in Notfällen undenthielt Hinweise für diepsychosoziale Betreuungvon Kindern direkt amEinsatzort.

Das nun vorlie-gende Buch grenzt dasThema noch weiter einund beschäftigt sich aus-schließlich mit Kindern,„die einen Notfall zwarkörperlich unverletzt mit-erlebt haben, aber durchdas bloße Erleben psy-chisch betroffen sind“.

Es sei hier vorweg-genommen: insbesonde-re für den interessiertenLaien ist das Werk nichtleicht lesbar, da es inhalt-lich und formal strengenwissenschaftlichen An-sprüchen genügt. NachDarstellung des Autorshandelt es sich um seinezur Veröffentlichung nur unwesentlich überarbeitete,2003 von der Universität Dortmund angenommeneDissertation. Dennoch lohnt sich die Lektüre, daVergleichbares bisher nicht vorliegt und auch mit eini-gen Klischeevorstellungen aufgeräumt wird.

Harald Karutz beschäftigt sich eingehend mitdem bisherigen Forschungsstand und der Praxis imRettungsdienst um schließlich in beiden Bereichenerhebliche Defizite festzustellen, insbesondere dasFehlen empirischer Untersuchungen wird bemängelt.

Diesen Erkenntnissen gegenübergestellt werdendie Ergebnisse einer eigenen empirischen Studie, ba-sierend auf strukturierten Interviews mit 96 Kindern,die eine Notfallsituation miterlebt haben. In ersterLinie sollte die Klärung folgender Fragen herbeige-führt werden:•Treffen die bisher veröffentlichten (theoretischen)

Überlegungen zur Psychischen Ersten Hilfe beiunverletzt-betroffenen Kindern eigentlich zu?

•Inwiefern müssen die bisherigen Ausführungenergänzt bzw. eventuellauch korrigiert werden?

Und tatsächlichstimmen die aus dieserStudie gewonnenen Er-gebnisse teilweise nichtmit dem bisherigenStand überein. So ist dieWahrscheinlichkeit einerpsychischen Traumati-sierung von Kindern,die eine Notfallsituationmiterlebt haben, nichtso hoch wie bisher ange-nommen.

Besonders interes-sant dürfte auch die Er-kenntnis sein, dass dasbisher empfohlene sofor-tige Abschirmen der Kin-der vom weiteren Ge-schehen nicht ratsam ist.Vielmehr scheint es gebo-ten, die Aufmerksamkeitauf Ablauf und Ab-schluss der Hilfeleistun-gen zu lenken, um dasGefühl eines unerledig-

ten Geschehens nicht aufkommen zu lassen.Das erarbeitete Konzept zur Psychischen Ers-

ten Hilfe stellt einen deutlichen Fortschritt dar undist allen Interessierten und Verantwortlichen zuempfehlen. nps

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56 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 2 2005

IMPRESSUMAnschrift der Redaktion:Postf 200351, 53133 Bonn

Herausgegeben im Auftrag desBundesministeriums des Innernvom Bundesamt für Bevölkerungsschutzund Katastrophenhilfe (BBK), Deutschherrenstraße 93-95,53177 Bonn

Verlag: BBK, Internet:http://www.bbk.bund.deE-Mail:[email protected]

Erscheint im Februar, Mai,August und November. Redak-tionsschluss ist jeweils der 10.des Vormonats.

Chefredaktion:Alexander KrapfTelefon 01888-550-354Redaktion:Nikolaus Stein Tel.: 01888-550-362Rainer Schramm Tel.:01888-550-365

Fax 01888-550-436

Layout: Nikolaus Stein

Druck, Herstellung und Vertrieb:Moeker Merkur Druck GmbHNiehler Gürtel 10250733 KölnPostf. 600569, 50685 KölnTel.: 0221-74908-0Fax: 0221-74908-18

Manuskripte und Bilder nur andie Redaktion. Für unverlangteingesandte Beiträge keineGewähr. Nachdruck einzelnerBeiträge, auch im Auszug, nurmit Quellenangabe und mitGenehmigung der Redaktiongestattet.Mit Namen gezeichnete Beiträ-ge geben die Meinung desVerfassers wieder und müssennicht unbedingt mit der Auffas-sung der Redaktion über-einstimmen.

Einzelpreis ¤ 1,90Abonnement jährlich ¤ 7,50zzgl. Porto und Versandkosten.

Bei Nichterscheinen der Zeit-schrift im Falle höherer Gewaltoder bei Störung des Arbeits-friedens besteht kein Anspruchauf Haftung.

TERMINE

28. bis29. Mai 2005:Jubiläumskongress 25 Jahre DeutscheGesellschaft für Kata-strophenmedizin e.V.„Kritische Infrastruktur“Ort: BerlinInfo: www.dgkm.org

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29. Mai bis 3. Oktober 2005:Aus Sturm und Not —140 Jahre DeutscheGesellschaft zur RettungSchiffbrüchigerOrt: Focke-Museum inBremen.

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6. bis 11. Juni 2005:Interschutz 2005Internationale Messe fürRettung, Brand-/Kata-strophenschutz undSicherheitOrt: Messe Hannover

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6. bis 11. Juni 2005:InterpoliceInternationale Fachaus-stellung für Polizei undInnere SicherheitOrt: Messe Hannover

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8. und 9. Juni 2005:EU-Konferenz „Risk andEmergency Management— Research and PolicyPerspectives“

Termine 2005 Ort: HannoverInfo: www.vfdb.de/riskcon

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16. bis 17. Juli 2005:25 Jahre Christoph 18.Medizinische Seminareund Tag der offenen TürOrt: OchsenfurtInfo: [email protected].: 0711/7007 2203

0711/7007 2204

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26. August bis4. September 2005:Sonderausstellung „Ret-ten, Bergen, Schützen“im Rahmen der Messe„Du und deine Welt“Ort: HamburgInfo: www.hamburg-messe.de

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11. September 2005:3. Deutsche Meister-schaften der Feuerwehrenim Marathon und HalbmarathonOrt: Brechen-Oberbrechen, Kreis Limburg-WeilburgInfo: Jens Bitterer, Schlehenweg 22, 65611 OberbrechenTelefon: 0163-5050204E-Mail: [email protected]

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13. bis 15. September 2005:German BioSafety —Forum für Detektion,

Persönliche Schutzausrüstung undDekontamination.Internationaler Fachkongress und FachausstellungOrt: Stuttgart, Haus derWirtschaftInfo: [email protected] oderwww.german-biosafety.de27. und 28. September 2005:Tag der offenen Tür derBundesregierungOrt: Berlin

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21.bis 22.Oktober 2005:7. Berliner Rettungs-dienstsymposiumOrt: Charité BerlinInfo: www.berliner-feuer-wehr.de

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24. bis 27. Oktober 2005:A+AWeltleitmesse und Kon-gress für Arbeitsschutzund ArbeitsmedizinOrt: DüsseldorfInfo: www.AplusA-online.de

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11. und 12. November 2005Forum Brandschutzer-ziehung und -aufklärung Ort: FrankfurtInfo: www.brandschutz-aufklaerung.de

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KULTURGUTSCHUTZ IN DEUTSCHLAND

Auf Grund seiner verkehrsgünstigen Lage an einemRur-Übergang und der Nähe zu Köln wurde Jülich,lateinisch Iuliacum, als Knotenpunkt wichtiger römi-scher Straßen um Christi Geburt gegründet. Nachdem Ende der römischen Herrschaft siedelten sichum 486 die Franken in Jülich an. Im Jahr 881 wurdedie Stadt bei einem Normanneneinfall zum erstenMal zerstört, jedoch unmittelbar danach wieder auf-gebaut und befestigt. Weitere Male wurde die Stadt1114 durch Kaiser Heinrich V., 1214 durch FriedrichII. und 1239 durch den Kölner Erzbischof zerstört.

Als Folge anhaltender Feindseligkeiten zwi-schen den Grafen (seit 1356 Herzöge) von Jülich undden Kölner Erzbischöfen wurden die Befestigungs-anlagen immer weiter ausgebaut; so entstanden um1340 der Hexenturm, heute eines der ältesten Bau-werk Jülichs, und zwei weitere große Stadttore, dasKölner und das Dürener Tor.

Nach den verheerenden Stadtbränden 1473,1512 und 1547 und der Erkenntnis, dass die mittel-alterliche Stadtmauer den modernen Pulvergeschüt-zen nicht mehr standhalten würde, beauftragte Her-zog Wilhelm V. den italienischen Architekten Ales-sandro Pasqualini, Stadt und Zitadelle nach neuestenErkenntnissen und Idealvorstellungen der Zeit neuaufzubauen. So entstand ab 1549 die Renaissance-stadt und –festung Jülich mit einem Residenzschlossinnerhalb der Befestigungsanlagen; diese als „palaz-zo in fortezza“ bezeichnete Konzeption ist die einzi-ge noch erhaltene Anlage dieser Art im nördlichenEuropa. Während der napoleonischen Besatzung er-folgte die Anlage des Brückenkopfes an der Rur,1815 fiel Jülich an Preußen und blieb bis zur Schlei-fung im Jahr 1860 Festungsstadt.

Bei dem verheerenden Bombenangriff am 16.11.1944, bei dem die Stadt zu 97% zerstört wurde,erlitt auch die Schlossanlage erhebliche Schäden.

Seit 1966 wurden Zitadelle und Schloss weit-gehend originalgetreu restauriert. Zu erwähnen sindbesonders die Fassade des Ostflügels mit der archi-

Heute: Zitadelle Jülich, Nordrhein-Westfalen

tektonisch wertvollen Schlosskapelle, der Nordflügelsowie das Renaissanceportal (Nordportal) zumSchlosshof. mk

Die Zitadelle mit Schloss (o., Foto: Fotostudio Petersen, Jülich) ist eine vonfünf Bastionen der Gesamtanlage. Die Wälle der Bastion Johannes (u., Foto:Museum Zitadelle Jülich) sind 15 m hoch.

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Bevö lkerungsschu t zBundesamt für Bevölkerungsschutzund KatastrophenhilfePostfach 20 0351, 53133 BonnPVSt, Deutsche Post AG, Entgelt bezahlt, G 2766

Die wachsende Bedeutung einer reibungslos funktionieren-den Kooperation der Katastrophenschutzkräfte in einem zu-sammenwachsenden Europa zeigte die EU-Übung EURA-TECH vor wenigen Wochen in Frankreich. Französische, belgische, tschechische, italienische unddeutsche Spezialisten übten in Echtzeit die Umsetzung desEU-Gemeinschaftsverfahrens für den Katastrophenschutz(Titelbild, Beitrag S. 17)."Mit den Fahrzeugen für den erweiterten Katastrophenschutzstellt der Bund den Ländern eine wichtige Grundlage für dieeffektive Hilfeleistung im Katastrophenfall zur Verfügung",sagte der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundes-minister des Innern, Fritz Rudolf Körper (im Bild o. mitMalteser-Helfern sowie dem Präsidenten des BBK, ChristophUnger, li., und dem Staatsekretär im NRW-Innenministe-rium, Hans Krings, re.) bei der Übergabe von 33 Betreu-ungslastkraftwagen (BtLKW) an das Land NRW am 1. März.Auch diese Fahrzeuge, wie alle, die der Bund den Ländernzur Ergänzung des Katastrophenschutzes zur Verfügungstellt, wurden durch das Bundesamt für Bevölkerungsschutzund Katastrophenhilfe (BBK) entwickelt, erprobt undbeschafft (S.37).

(Titelbild: Uelpenich, Foto oben: Stein)