Bienengift – Gefürchtet, Gemieden u...

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bei der Schulmedizin die meiste Aner- kennung. Bienengift oder seine Komponenten werden in der Apitherapie (Heilkunde mit Bienenprodukten), in der Allergo- logie und auch in der experimentellen Biologie verwendet. Die biologischen Wirkungen des Bie- nengifts sind vielfältig und zum Teil gegensätzlich. Doch erst die Komplexität seiner Ge- samtkomposition macht das Bienen- gift so effektiv und wirkungsvoll. Ganz gleich, ob bei der Abwehr von Feinden oder in der therapeutischen Anwen- dung im Sinne der Apitherapie. Wenn Hegel bereits konstatierte: „Ho- nig ist mehr als die Summe seiner Tei- le“, so darf diese Einschätzung erst recht bei der Betrachtung des Giftes der Bienen zugrunde gelegt werden. Der „giftige Cocktail“ besteht aus min- destens 18 verschiedenen, pharmako- logisch wirksamen Bestandteilen, von denen bis zum heutigen Tage nicht alle wissenschaftlich endgültig erforscht sind. Das Gift der gemeinen Honigbiene, Apis mellifera, ist somit ein aufwen- diges Potpourri aus wirksamen Subs- tanzen, die nur in ihrer Gesamtheit die volle Wirkung zur Entfaltung bringen. Erst die perfekte Zusammensetzung aller Einzelbestandteile erhöht die the- rapeutische Bandbreite. tischen, medizinischen oder kosmeti- schen Zwecken „geerntet“, ohne dass die Bienen selbst dabei zu Schaden kommen! Zusammensetzung des Bienengiftes Das frisch ausgeschiedene Bienengift ist eine Sirup-ähnliche, gelblich opaleszie- rende Flüssigkeit. Sein Geschmack ist bitter, der Geruch leicht süßlich und der pH-Wert sauer (zwischen 4,5 und 5.5). Der Wassergehalt von Bienengift vari- iert zwischen 55 und 70 %. Das Bienengift ist ein äußerst kom- plexes Gemisch, das zum größten Teil (80%) aus Eiweißen besteht. Die Eiwei- ße sind entweder groß- (Proteine) oder klein-molekular (Peptide). Die wich- tigsten kleinmolekularen Verbindun- gen sind die biogenen Amine und die Alarmpheromone. Wirkungsweise Es gibt kein anderes Bienenprodukt mit so vielfältigen biologischen Wirkun- gen. Zudem ist es das Bienengift, das in der biologischen und medizinischen Forschung weitaus am intensivsten er- forscht ist. Weltweit genießt es selbst Bienengiſt – Gefürchtet, Gemieden u Geheilt?!? Selbstlos wehrt eine Biene ihre Feinde ab: Sie sticht zu und injiziert ihnen ihr Gift – welches im Fachjargon auch Api- toxin oder Bee-Venom genannt wird. War der Feind ein Mensch oder ein Säugetier mit elastischer Haut, dann bleibt der Stachel dank seiner feinen Widerhaken mitsamt dem Stechapparat in der Haut stecken. Die Biene selbst wird in Folge ihrer Ver- letzung nach 1-3 Tagen versterben. Wenn sich eine Biene jedoch gegen andere Insekten verteidigt, kann sie ihren Stachel mehrmals verwenden. In diesem Fall brechen die feinen Wider- haken des Bienenstachels beim Durch- dringen des harten Chitinpanzers des Gegners ab und die Imme wird Ihren Stachel behalten. Entstehung und Gewinnung Seinen Ursprung findet das Bienengift in den Giftdrüsen des Stachelapparats jeder Arbeitsbiene. Ab dem dritten Lebenstag beginnen diese Drüsen das Gift zu produzieren und bei 2-3-wöchi- gen Bienen ist dann die maximale Pro- duktionsrate erreicht. Eine Arbeitsbiene verfügt in Ihrer Gift- blase im Durchschnitt über 0.1 mg Bie- nengift (bezogen auf die Trockensub- stanz), welches sie stets zum Einsatz bereit hält. Soll der wertvolle Wirkstoff Apitoxin nun gewonnen werden, so funktioniert dies - vereinfacht dargestellt - folgen- dermaßen: Die Bienen stechen hierbei auf einer Vorrichtung durch feine Folie / Tuch und sondern einen Teil Ihres Giftes auf eine darunter befindliche Glasplatte ab. Auf diese Art und Weise wird Bienen- gift seitens des Menschen zu therapeu- Tipp: Werden Sie von einer Biene gestochen so gilt es Ruhe zu bewah- ren und den Stachelapparat durch Kratzen mit einem Fingernagel zu entfernen. Niemals mit zwei Fin- gern Druck auf die Giſtblase aus- üben – Sie spritzen sich damit sonst selbst zusätzliches Giſt in ihr Gewe- be und intensivieren den Stich!

Transcript of Bienengift – Gefürchtet, Gemieden u...

bei der Schulmedizin die meiste Aner-kennung. Bienengift oder seine Komponenten werden in der Apitherapie (Heilkunde mit Bienenprodukten), in der Allergo-logie und auch in der experimentellen Biologie verwendet.Die biologischen Wirkungen des Bie-nengifts sind vielfältig und zum Teil gegensätzlich.Doch erst die Komplexität seiner Ge-samtkomposition macht das Bienen-gift so effektiv und wirkungsvoll. Ganz gleich, ob bei der Abwehr von Feinden oder in der therapeutischen Anwen-dung im Sinne der Apitherapie. Wenn Hegel bereits konstatierte: „Ho-nig ist mehr als die Summe seiner Tei-le“, so darf diese Einschätzung erst recht bei der Betrachtung des Giftes der Bienen zugrunde gelegt werden.Der „giftige Cocktail“ besteht aus min-destens 18 verschiedenen, pharmako-logisch wirksamen Bestandteilen, von denen bis zum heutigen Tage nicht alle wissenschaftlich endgültig erforscht sind.

Das Gift der gemeinen Honigbiene, Apis mellifera, ist somit ein aufwen-diges Potpourri aus wirksamen Subs-tanzen, die nur in ihrer Gesamtheit die volle Wirkung zur Entfaltung bringen. Erst die perfekte Zusammensetzung aller Einzelbestandteile erhöht die the-rapeutische Bandbreite.

tischen, medizinischen oder kosmeti-schen Zwecken „geerntet“, ohne dass die Bienen selbst dabei zu Schaden kommen!

Zusammensetzung des Bienengiftes

Das frisch ausgeschiedene Bienengift ist eine Sirup-ähnliche, gelblich opaleszie-rende Flüssigkeit.

Sein Geschmack ist bitter, der Geruch leicht süßlich und der pH-Wert sauer (zwischen 4,5 und 5.5).

Der Wassergehalt von Bienengift vari-iert zwischen 55 und 70 %.

Das Bienengift ist ein äußerst kom-plexes Gemisch, das zum größten Teil (80%) aus Eiweißen besteht. Die Eiwei-ße sind entweder groß- (Proteine) oder klein-molekular (Peptide). Die wich-tigsten kleinmolekularen Verbindun-gen sind die biogenen Amine und die Alarmpheromone.

Wirkungsweise

Es gibt kein anderes Bienenprodukt mit so vielfältigen biologischen Wirkun-gen. Zudem ist es das Bienengift, das in der biologischen und medizinischen Forschung weitaus am intensivsten er-forscht ist. Weltweit genießt es selbst

Bienengift – Gefürchtet, Gemieden u Geheilt?!?Selbstlos wehrt eine Biene ihre Feinde ab: Sie sticht zu und injiziert ihnen ihr Gift – welches im Fachjargon auch Api-toxin oder Bee-Venom genannt wird. War der Feind ein Mensch oder ein Säugetier mit elastischer Haut, dann bleibt der Stachel dank seiner feinen Widerhaken mitsamt dem Stechapparat in der Haut stecken. Die Biene selbst wird in Folge ihrer Ver-letzung nach 1-3 Tagen versterben.

Wenn sich eine Biene jedoch gegen andere Insekten verteidigt, kann sie ihren Stachel mehrmals verwenden. In diesem Fall brechen die feinen Wider-haken des Bienenstachels beim Durch-dringen des harten Chitinpanzers des Gegners ab und die Imme wird Ihren Stachel behalten.

Entstehung und Gewinnung

Seinen Ursprung findet das Bienengift in den Giftdrüsen des Stachelapparats jeder Arbeitsbiene. Ab dem dritten Lebenstag beginnen diese Drüsen das Gift zu produzieren und bei 2-3-wöchi-gen Bienen ist dann die maximale Pro-duktionsrate erreicht.Eine Arbeitsbiene verfügt in Ihrer Gift-blase im Durchschnitt über 0.1 mg Bie-nengift (bezogen auf die Trockensub-stanz), welches sie stets zum Einsatz bereit hält.Soll der wertvolle Wirkstoff Apitoxin nun gewonnen werden, so funktioniert dies - vereinfacht dargestellt - folgen-dermaßen:Die Bienen stechen hierbei auf einer Vorrichtung durch feine Folie / Tuch und sondern einen Teil Ihres Giftes auf eine darunter befindliche Glasplatte ab.Auf diese Art und Weise wird Bienen-gift seitens des Menschen zu therapeu-

Tipp: Werden Sie von einer Biene gestochen so gilt es Ruhe zu bewah-ren und den Stachelapparat durch Kratzen mit einem Fingernagel zu entfernen. Niemals mit zwei Fin-gern Druck auf die Giftblase aus-üben – Sie spritzen sich damit sonst selbst zusätzliches Gift in ihr Gewe-be und intensivieren den Stich!

Nachfolgende Tabelle bietet einen kleinen Einblick über die Vielzahl der biologischen und pharmakologischen Wirkungsweisen echten Bienengiftes:

Historie und Verwendung in der Medizin

Die Anwendung von Bienengift zu the-rapeutischen Zwecken reicht bis in die Antike zurück. In China wie auch in Japan und Korea hat die Bienengifttherapie eine über 3000 Jahre währende Tradition. Schon Karl der Große und Iwan der Schreckli-che wurden den antiken Quellen nach durch Bienenstiche von der Gicht be-freit. Die Römer verwendeten Bienensti-che als potentes Schmerzmittel bei rheumatischen und arthritischen Be-schwerden und auch im antiken Grie-chenland war es als Heilmittel für Gelenkerkrankungen bekannt. Die Bienengifttherapie ist bis heute ein

fester therapeutischer Bestandteil in China, Japan, Korea, Taiwan, Russ-land und in Osteuropa, besonders in den ehemaligen Ostblockstaaten wie

Bulgarien, Rumänien, Tschechien, Un-garn und Polen.Einsatzgebiete von Bienengift in der TCM (Traditionelle Chinesische Medi-zin) reichen von Arthritis über Multiple Sklerose bis hin zur begleitenden An-wendung bei Tumorerkrankungen. In den westlichen Industrieländern ge-riet der Wissensschatz der Apitherapie (aufgrund erfolgreicher Pharma-Lobby seit Beginn des 20-sten Jahrhunderts) nahezu in Vergessenheit und erfreut sich erst in jüngster Zeit - dank seiner großen Erfolge - wieder enormem Zu-lauf.

Einsatz & Anwendungsform

Wie bei allen Giften aus der Natur ist die sichere Anwendungsweise jedoch stets und nicht zuletzt eine Frage der perfekt gewählten Dosis.Denken Sie vergleichsweise an die giftige Tollkirsche – im Lateinischen „Belladonna“ genannt:Pur in Reinform verzehrt (sprich in hoher Dosis) kann Sie in kürzester Zeit zum Tode führen.Wird sie jedoch in niedriger Dosie-rung eingesetzt, so schreibt ihr bei-spielsweise die Lehre der Homöo-pathie eine gesundheitsfördernde Wirkung bei einfachen Erkältungs-krankheiten über Bronchialbeschwer-den bis hin zu Gelenkentzündungen uvm. zu.Ähnliches gilt für viele weitere Gif-te aus der Natur wie beispielsweise dem der Herbstzeitlose (Colchizin),

des Stechapfels (Datura Stramonium) oder dem Schlangengift (Lachesis).

Die sicherste Anwendungsmöglichkeit für Bienengift ist zweifellos das äußer-liche Auftragen in Form von Salben, Cremes oder Gel, da hier die unange-nehmen und ggf. gefährlichen, sowie schmerzhaften Nebenwirkungen des

Jana Stecher & Daniel StecherGeschäftsführender Gesellschafter der Traditionsimkerei Schloßwald-Bienengut®

74420 Oberrotwww.Schlosswald-Bienengut.de

„klassischen Bienenstiches“ bei der In-jektion in die Haut, entfallen.

Auf diese Art und Weise angewandtes Bienengift kann aufgrund seiner fein-stofflichen Beschaffenheit als effektiver Wirkstoff auch die Barrieren unserer menschlichen Hautschichten durch-dringen.

Dank seiner entzündungshemmenden Wirkung, insbesondere auch in der Tiefe des Gewebes, einschließlich von Knochen und Gelenken, kann Apito-xin nun unser Immunsystem bei der Bekämpfung chronisch entzündlicher Prozesse unterstützen.

Auch wenn die niedrige Dosierung in der Regel eine völlig komplikationslose Anwendungsmöglichkeit darstellt, soll-ten Personen mit bekannter Allergie

gegen Bienengift dennoch zuvor un-bedingt Ihren Arzt konsultieren oder Rücksprache mit Ihrem behandelnden Heilpraktiker halten.

Wissenswertes

Oft wird fälschlicherweise angenom-men, dass Cremes oder Salben mit Bie-nengift Rötungen und Hitzebildung auf der Haut verursachen würden.Dem ist jedoch keinesfalls so!Echtes, natürliches Bienengift hat we-der einen wärmenden, noch einen küh-lenden Effekt auf die Haut, solange es nicht in Form eines Stiches unter die Haut ins Gewebe injiziert wird.Folglich sind meist chemische Zusätze oder Capsaicin (Chiliextrakt) für die künstliche Wärmebildung solcher Pro-dukte verantwortlich, nicht aber das Bienengift an sich.

Fotos & Rechte: Schloßwald-Bienengut GmbH & Co.KG

Literaturnachweis: Bee Product Science 2009

Herausgeber des ENB-Einhefters & Redaktionsanschrift:Europäischer Naturheilbund e. V.Christophallee 21D-75177 PforzheimPeter Emmrich (Verantw.)

Bildnachweis: fotolia, Schloßwald-Bienengut GmbH & Co.KG

Bei Giften aus der Natur gilt grundsätzlich niemals der Leitsatz: „Viel hilft viel“!

Erst die perfekt gewählte, zumeist sehr geringe Dosierung, verwan-delt das stärkste Gift in ein für uns Menschen nützliches Heilmittel mit allen Vorzügen für unsere Ge-sundheit.