Bildung für eine nachhaltige Entwicklung · Was sollen die Schüler/innen lernen?...

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Bildung für eine nachhaltige Entwicklung Leitlinien für die praktische Umsetzung Nachhaltigkeitsstrategie Baden-Württemberg Sitzung zum Projekt „Lernort Bauernhof“ 7. 12. 2010 Stephan Schuler PH Ludwigsburg Abt. Geographie [email protected]

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Bildung für eine

nachhaltige Entwicklung

Leitlinien für die praktische Umsetzung

Nachhaltigkeitsstrategie Baden-Württemberg

Sitzung zum Projekt „Lernort Bauernhof“

7. 12. 2010

Stephan Schuler

PH Ludwigsburg Abt. Geographie

[email protected]

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Bildung für eine nachhaltige Entwicklung (BNE)

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Gliederung

1. Nachhaltige Entwicklung

• Leitbild / Zielkonflikte

2. Bildung für eine nachhaltige Entwicklung (BNE)

• Programme / Ziele / Kompetenzen

3. Wie setzt man BNE praktisch um?

• Kriterien für die Themenwahl

• Didaktische Prinzipien für Lernumgebungen

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Landwirtschaft und Nachhaltigkeit

Ökonomiewirtschaftliche

Leistungsfähigkeit

ÖkologieErhalt der

Ökosysteme

Gesellschaftsoziale

Gerechtigkeit

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Ökonomiewirtschaftliche

Leistungsfähigkeit

ÖkologieErhalt der

Ökosysteme

Sozialessoziale

Gerechtigkeit

Globalität

Vernetztheit

intergenerationale Gerechtigkeit

globale

Gerechtigkeit

Leitbild Nachhaltige Entwicklung„Nachhaltig ist eine globale Entwicklung, bei der die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt werden, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen

Bedürfnisse nicht befriedigen können.“ (Brundtland-Bericht 1987)

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Zielkonflikte und Zielharmonien

Ökonomiewirtschaftliche

Leistungsfähigkeit

Ökologieökologische

Verträglichkeit

Sozialessoziale

Gerechtigkeit

Wirtschaftswachstum zu Lasten des Ökosystems

Gewinnmaximierung und Wachstum zu

Lasten von sozialer Sicherheit

Bedürfnis-befriedigung (nachholende Entwicklung) zu Lasten des Ökosystems

z.B. Wirtschaftswachstum durch umweltschonende Technik

Wohlstand und sozialer Frieden als

Basis für wirtschaftl. Entwicklung

Gemeinsame Werte und Naturerhaltung

als Basis für konfliktfreies

Zusammenleben

Nach Schreiber & Schuler 2005

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Internationales Bildungsprogramm:

• 2005-2014: UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung

„Es ist eine Bildungsaufgabe, die Menschen in die Lage zu versetzen, die weitere gesellschaftliche Entwicklung zukunftsfähig gestalten zu können. Der Weg zur Nachhaltigkeit führt über die Bildung.“

bildungspolitische Programme in Deutschland

• BLK-Modellprogramm „21“ und „Transfer 21“ (1999-2008) www.transfer21.de

– Konzeption von BNE

– Entwicklung und Erprobung von Unterrichtsmaterialien

– Verbreitung von BNE in den Schulen

• BNE-Aktivitäten des Landes Baden-Württemberg

– BNE-Portal www.dekade-bw.de

– Projekt „Lernen über den Tag hinaus“ (BNE-Umsetzung, Start 10/2010)

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Was sollen die Schüler/innen lernen?

� Gestaltungskompetenz als Ziel der BNE:

Mit Gestaltungskompetenz wird die Fähigkeit bezeichnet,– Probleme nicht nachhaltiger Entwicklung erkennen und – Wissen über nachhaltige Entwicklung anwenden zu können.

(nach Transfer 21, 2007, S. 12).

Bildung für nachhaltige Entwicklung hat zum Ziel,

Schülerinnen und Schüler zur aktiven Gestaltungeiner ökologisch verträglichen, wirtschaftlich leistungsfähigen und sozial gerechten Umwelt unter Berücksichtigung globaler Aspekte, demokratischer Grundprinzipien und kultureller Vielfalt zu befähigen“

(KMK und Dt. UNESCO-Kommission 2007)

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Sach- und Methodenkompetenz

1. Vorausschauend denken und handeln

2. Weltoffen und neue Perspektiven integrierend

Wissen aufbauen

3. Interdisziplinär Erkenntnisse gewinnen und handeln

Soziale Kompetenz

4. Gemeinsam mit andern

planen und handeln können

5. An Entscheidungsprozessen

partizipieren können

6. Andere motivieren können,

aktiv zu werden

Teilkompetenzen von Gestaltungskompetenz

(Transfer 21, 2007, S. 13)

Selbst-Kompetenz

7. Die eigenen Leitbilder und die

anderer reflektieren können

8. Selbständig planen und

handeln können

9. Empathie und Solidarität für

Benachteiligte zeigen können

10. Sich motivieren können, aktiv

zu werden

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Wie setzt man BNE praktisch um?

1. Eine komplexe Fragestellung als Ausgangspunkt

Beispiel: Was ist ein „guter“ Apfel? � Unterrichtsprojekt Streuobstwiese (Klasse 2/3)

Ergebnistext aus einer Gruppenarbeit:

Der Apfelbaum, der Apfelkäufer und die Bäuerin haben nicht die gleichen Interessen• Ich bin ein Apfelbaum, in meiner Baumkrone gibt es Platz für Tiere. Wenn viele Tiere bei mir

wohnen, ist es nie langweilig. Es ist schlimm, wenn Gift auf meine Baumkrone gespritzt wird. Die Menschen können sich freuen, dass viele Tiere bei mir wohnen.

• Ich bin ein Apfelkäufer. Ich will einen schönen, saftigen Apfel kaufen. Ich will einen Apfel kaufen, der keine Schorfflecken hat. Ich will einen Apfel kaufen, der keine Wurmlöcher hat. Ich will einen Apfel kaufen, der nicht zu teuer ist. Ich will einen Apfel aus der Schweiz kaufen.

• Ich bin eine Bäuerin. An meinem Apfelbaum sollen schöne Äpfel wachsen. Ich will viele Äpfel verkaufen können. Ich muss Geld verdienen. Wurmstichige Äpfel kann ich nicht gut verkaufen. Äpfel mit Schorfflecken kann ich nicht gut verkaufen. Ich will weniger Gift brauchen.

Wir suchen eine Lösung, die für alle gut ist.Der Bauer pflanzt viele Apfelbäume. Einen Apfelbaum veredelt er nicht. Auf diesem Apfelbaum wachsen Holzäpfel für die Insekten. Die anderen Apfelbäume spritzt der Bauer mit biologischen Mitteln. ... Der Schädling verschwindet. Er kann auf dem Baum leben, der nicht veredelt ist.

(nach Künzli David u.a. 2007)

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Wie setzt man BNE praktisch um?

2. Kriterien für die Auswahl und Ausrichtung geeigneter Themen

• Globale und lokale Dimension

� Zusammenhänge aufzeigen

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Wie setzt man BNE praktisch um?

2. Kriterien für die Auswahl und Ausrichtung geeigneter Themen

• Globale und lokale Dimension

� Zusammenhänge aufzeigen

• Soziale, ökonomische und ökologische Dimension

� Thema aus verschiedenen Nachhaltigkeits-Perspektiven betrachten

� Zielkonflikte und Zielharmonien: gegensätzliche und gemeinsame Interessen

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Wie setzt man BNE praktisch um?

2. Kriterien für die Auswahl und Ausrichtung geeigneter Themen

• Globale und lokale Dimension

� Zusammenhänge aufzeigen

• Soziale, ökonomische und ökologische Dimension

� Thema aus verschiedenen Nachhaltigkeits-Perspektiven betrachten

� Zielkonflikte und Zielharmonien: gegensätzliche und gemeinsame Interessen

• Breites, differenziertes Wissen als Basis

• Folgenbetrachtung

� Haupt- und Nebenfolgen

von Entscheidungen thematisieren

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Wie setzt man BNE praktisch um?

2. Kriterien für die Auswahl und Ausrichtung geeigneter Themen

• Globale und lokale Dimension

� Zusammenhänge aufzeigen

• Soziale, ökonomische und ökologische Dimension

� Thema aus verschiedenen Nachhaltigkeits-Perspektiven betrachten

� Zielkonflikte und Zielharmonien: gegensätzliche und gemeinsame Interessen

• Breites, differenziertes Wissen als Basis

• Folgenbetrachtung

� Haupt- und Nebenfolgen von Entscheidungen thematisieren

• Gegenwarts- und Zukunftsbedeutung

� Lebensweltbezug für die Schüler herstellen

• Exemplarität und Transfer

� Grundsätzliche Einsichten herausarbeiten und auf andere Themen übertragen

(Künzli David u.a., 2007)

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Wie setzt man BNE praktisch um?

Beispiele für die Sekundarstufe:

• Erfassen des Lebensraums Streuobstwiese

– Fächerverbund

„Naturwissenschaftliches

Arbeiten“

• Nachhaltige Rinderhaltung(Ökonomie – Ökologie)

– Fächerverbund

„Erdkunde / Geographie –

Wirtschaftskunde –

Gemeinschaftskunde“

Quelle: Unterrichtsmaterialien als Handreichung des Landes Bad.-Württ.http://www2.uvm.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/

25368/Broschuere_RS_5_6_7.pdf

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Hintergrund: Stufenkonzept einer ganzheitlichen Nachhaltigkeitserziehung

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Hintergrund: Stufenkonzept einer ganzheitlichen Nachhaltigkeitserziehung

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Wie setzt man BNE praktisch um? 2. Kriterien für geeignete Themen

• Globale und lokale Dimension� Zusammenhänge aufzeigen

• Soziale, ökonomische und ökologische Dimension� Thema aus verschiedenen Nachhaltigkeits-Perspektiven betrachten� Zielkonflikte und Zielharmonien: gegensätzliche und gemeinsame Interessen

• Breites, differenziertes Wissen als Basis

• Folgenbetrachtung� Haupt- und Nebenfolgen von Entscheidungen

• Gegenwarts- und Zukunftsbedeutung� Lebensweltbezug für die Schüler herstellen

• Exemplarität und Transfer� Grundsätzliche Einsichten herausarbeiten und auf andere Themen übertragen

Beispiel 2: Nachhaltige Rinderhaltung

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Wie setzt man BNE praktisch um?

3. Didaktische Prinzipien für die Unterrichtsgestaltung (Künzli David u.a., 2007)

Visionsorientierung

– Entwurf von Zukunftskonzepten für eine wünschenswerte Entwicklung

– Diskussion von Möglichkeiten und Grenzen der Realisierung solcher Visionen

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Wie setzt man BNE praktisch um?

3. Didaktische Prinzipien für die Unterrichtsgestaltung (Künzli David u.a., 2007)

Visionsorientierung

– themenspezifische Zukunftsentwürfe sowie Möglichkeiten und Einschränkungen der Realisierung solcher Visionen

Vernetzendes LernenUnterricht soll Vernetzungen in verschiedenen Bereichen ermöglichen:

– lokale �� globale Gegebenheiten

– Umwelt �� Wirtschaft �� Soziales

– Gegenwart �� Zukunft

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Wie setzt man BNE praktisch um?

3. Didaktische Prinzipien für die Unterrichtsgestaltung (Künzli David u.a., 2007)

Visionsorientierung– themenspezifische Zukunftsentwürfe sowie Möglichkeiten und Einschränkungen

der Realisierung solcher Visionen

Vernetzendes LernenUnterricht soll Vernetzungen in verschiedenen Bereichen ermöglichen:

– lokale �� globale Gegebenheiten– Gegenwart �� Zukunft– Ökologie �� Ökonomie �� Soziales

Partizipationsorientierung– Interaktion und der Informationsaustausch

unter den Beteiligten– Einflussnehmen auf Entscheidungen– Mittragen der Folgen dieser Entscheidungen

Handlungs- und Reflexionsorientierung– Handelnde Auseinandersetzung mit dem Thema

und anschließende Reflexion

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Kurz zusammengefasst…Bei Bildung für nachhaltige Entwicklung geht es im Kern …

• um das Entwickeln und Reflektieren von Visionen im Hinblick auf NE;

• darum, gewohnte Denkwege zu verlassen;

• um zusammenhängendes Wissen, um Wissen, das hilft, eine Sache (in

Hinblick auf nachhaltige Entwicklung) beurteilen zu können;

• darum, Perspektiven und Interessen von verschiedenen Akteuren

kennenzulernen und diese bei der Lösungssuche integrieren zu können;

• um das Aushandeln von Win-win- oder Konsenslösungen;

• um das Bewusstsein, dass das eigene Verhalten Auswirkungen auf andere

Menschen, insbesondere auch globale Auswirkungen hat; und

• darum, gemachte Erfahrungen und eigene Meinungen im Hinblick auf

nachhaltige Entwicklung zu reflektieren.

(Künzli u.a. 2007)

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Bildung für eine nachhaltige Entwicklung

Zitat einer Grundschullehrerin

(aus Künzli u.a. 2007)

„… sich für eine gerechte Zukunft mitverantwortlich fühlen,

das ist das wichtigste Ziel von allen.“

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Literatur / QuellenInternetportal zur UN-Dekade “Bildung für nachhaltige Entwicklung”:

www.bne-portal.de

Internetportal des Landes zu BNE in Baden-Württemberg:www.dekade-bw.de

Unterrichtsmaterialien und mehr aus dem bundesweiten BLK-Modellprogramm zur BNEwww.transfer21.de

Künzli David, Ch., Bertschy, F. (2008): Didaktisches Konzept Bildung für eine nachhaltige Entwicklung (3. überarbeitete Auflage). www.ikaoe.unibe.ch/forschung/bineu

Künzli David, Ch. (2007): Zukunft mitgestalten. Bildung für eine nachhaltige Entwicklung – Didaktisches Konzept und Umsetzung in der Grundschule. Bern: Haupt.

Künzli David, Ch., Bertschy, F., de Haan, G. Plesse, M. (2007): Zukunft gestalten lernen durch Bildung für nachhaltige Entwicklung. Didaktischer Leitfaden zur Veränderung des Unterrichts in der Primarschule. Berlin: Transfer 21. http://www.transfer-21.de/daten/grundschule/Didaktik_Leifaden.pdf

Schreiber, R. & Schuler, S. (2005): Wege Globalen Lernens unter dem Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung. In: Praxis Geographie 35.Jg., H.4, S. 4-10

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nachhaltige Entwicklung

Leitlinien für die praktische Umsetzung

Nachhaltigkeitsstrategie Baden-Württemberg

Sitzung zum Projekt „Lernort Bauernhof“

7. 12. 2010

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Acht Lernziele für ein zukunftsfähiges Leben(nach Otto Herz)

• Wissens-Durst und Verstehens-Hunger

• Entdeckungs-Freude und Erlebnis-Lust

• Spür-Sinn und Ehr-Furcht

• Visions-Wille, Wage-Mut und Risiko-Bereitschaft

• Unternehmens-Geist und Selbst-Wirksamkeit

• Einmischungs-Kompetenz und Verständigungs-Suche

• Wachsame Achtsamkeit und Verantwortungs-Gefühl

• Zivil-Courage www.otto-herz.de

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Surveys zur Umweltbildung und BNE in Deutschland

1985 Erste bundesweite Erhebung an 66 Schulen (6 pro Bundesland)

(Eulefeld; Bolscho; Rost; Seybold)

1991 Zweite bundesweite Erhebung an 120 Schulen (quotiert nach

Bevölkerungszahl) (Eulefeld, Bolscho, Rode, Rost, Seybold)

1996 Dritte Erhebung an 84 Schulen in 7 Bundesländern

(Dempsey; Bolscho; Rode)

2003 Vierte Erhebung an 250 Grundschulen in Baden-

Württemberg (10%) (Seybold; Rieß)

2007 Fünfte Erhebung an 70 Sekundarschulen in Baden-

Württemberg (Rieß; Mischo in Koop. mit Seybold)

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0102030405060708090

100

%

BMU2002

BMU2004

G BNEBW 2003

BNE BW2007

Kenntnis des Begriffs "Nachhaltige Entwicklung"

Kenntnis des Begriffs

Kenntnis vonZielen/Themen

Evtl. Kenntnis vonZielen/Themen nachNachdenken

Fazit: Nach 15 Jahre Medienberichterstattung seit de r Weltkonferenz von Rio de Janeiro und nach einer Vielzahl von bildu ngspoli-tischen Maßnahmen zur Implementation des Leitbildes nachhaltige Entwicklung haben fast zwei Drittel all er Lehrer in Baden-Württemberg keine Kenntnis über Ziele und The men von NE

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5%

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15%

20%

25%

30%

Kenntnis BNEallg.

Kenntnis v.Zielen/Inhalten

Kenntnis BLk21 allg

Kenntnis v.Zielen/Inhalten

Bekanntheit von BNE, BLK 21, Transfer 21

G BW Studie 2003

BW Studie 2007

Nur 12% kennen mit BLK 21 und Transfer 21 zwei der finanziell aufwändigsten Modellversuche zur Implementation von Bildung für nachhaltige Entwicklung in Deutschland.

Nur 28,33% der Lehrer kennen die 2004 begonnene UNE SCO Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ als Begriff und nur 2,17% können spontan Ziele nennen sowie 5,79 eventuell nach eini gem „Nachdenken“,

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ESU 91 und 96 belegen, dass der Vorwurf, Umweltbild ung hätte Themen nur unter „grüner“, d.h. ökologischer Dimension in der Sc hule unterrichtet, nicht stichhaltig ist. Ca. ein Drittel aller Themen sind mehrdimensional b earbeitet!!!

Wirtschaftlich-technische ebenso wie Themen mit meh reren Dimensionen wurden in den neunziger Jahren bundesweit fast noch häufiger im Unterricht praktiziert als heute unter dem Leitbild BNE in Bade n-Württemberg.

Lediglich die soziale Dimension wird heute wesentlic h häufiger als früher praktiziert.

0

10

20

30

40

50

%

ökologische

wirtsch./te

chn.

soziale

mehrdimensional

Dimensionen der Themenbearbeitung

ESU II 1991

ESU III 1996

BNE BW 2007

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Nachhaltige Schule 2015

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Ziel von BNE

• „Die Schüler und Schülerinnen haben die Bereitschaft und die Fähigkeit, sich an gesellschaftlichen

Aushandlungs- und Mitgestaltungsprozessen in Bezug auf eine Nachhaltige Entwicklung zu beteiligen.

• Sie besitzen ein

– Bewusstsein für die Bedeutung einer Nachhaltigen

Entwicklung und die

– Einsicht in die Mitverantwortlichkeit aller in Bezug auf soziokulturelle, ökonomische und ökologische Entwicklungen sowie auf deren Zusammenwirken.“

(Künzli 2008)

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Strategien und Instrumente für eine NE

Strategien für eine

nachhaltige Ressourcennutzung

- Effizienzstrategie

- Konsistenzstrategie

- Stoffströme schließen

- Regenerationsfähigkeit beachten

- Suffizienzstrategie

- „gut leben statt viel haben“

Instrumente für die

Umsetzung

– Regelung + Planung

– Anreize

– Partizipation

– Bildung

Ökonomiewirtschaftliche

Entwicklung

ÖkologieErhalt der

Ökosysteme

Gesellschaftsoziale

Gerechtigkeit

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Symptome des Globalen

Wandels

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© Prof.Dr.Hansjörg Seybold, Arbeitsgruppe Umweltbildung, PH Schwäbisch Gmünd

Eine Konzeption von Umweltbildung im Kontext einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung

Umweltpolitisches Handeln

Umgang mit Komplexität

Umwelt-erfahrung

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Bildung für eine nachhaltige Entwicklung

• BLK-Programm

„21“ – Bildung für eine nachhaltige Entwicklung

Module Themenfelder

Interdisziplinäres Wissen Syndrome globalen Wandels

Nachhaltiges Deutschland

Umwelt und Entwicklung

Gesundheit und Nachhaltigkeit

Partizipatives Lernen Gemeinsam für die nachhaltige Stadt

Gemeinsam für die nachhaltige Region

Partizipation in der Lokalen Agenda 21

Nachhaltigkeitsindikatoren

Innovative Strukturen Schulbildung

Nachhaltigkeits-Audit an Schulen

Schülerfirmen und nachhaltige Ökonomie

Neue Formen externer Kooperation

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Beispiel: Nachhaltige Mobilität

• Für Jugendliche ist „Fahren“ das zentrale Erlebnis und die große Freiheit

• Mobilitätsverhalten ist „high-cost“Bereich, d.h. veränderte Einstellungen und Verhalten sind mit hohen „Verhaltenskosten“ verbunden (Einschränkungen, Mühen, Komfortverlust)

• Kein Predigen von Verzicht und kein Werben für die „autofreie Zone “

• Verzicht ist wenig attraktiv,• „Verteufelung“ des Autos wird

als lästig/bedrohlich empfunden

• Ohne Auto fühlt man sich leer, ist es langweilig

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Ziel: Die mit einem negativen Image besetzten ökologisch verträglichen Verkehrsmittel positiv besetzen und Alternativen erlebbar machen

• Fahrradralley

• Wer kommt schneller, billiger und umweltfreundlicher von A nach B?

• Regional konsumieren ist „in“!

• „Autodiät“ als Gruppensport

• Wie gut ist der ÖVPN im ländlichen Raum?

• Bezinverbrauch als Kauffaktor?

• Sich flexibel bewegen

• Planung eines fahrradfreundlichen Stadtteils

• Auseinandersezung mit unter-schiedlichen Mobilitätskonzepten

• Transportwege von Waren

• Mein Beitrag zur CO2-Reduktion

• Siedlungsplanung

• Autokonzepte • der Zukunft

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Das Leitbild BNE als Suchinstrument für Lernmodule