Bioberuf

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165 [lo] J. Langnian (1989) Medizi- nische Embryologie, 8. Auflagc. Georg Thicmc Vcrlag, Stuttgart. [ll] J. F. Mcckcl (1811) Entwurf einer Darstellung der zwischcn dem Embryonalzustande der hoheren Ticre und dem perma- nenten der niedcrcn stattfinden- den Parallelc. Bcytragc 7x1: ver- gleichendcn Anatornie 2,1-60, Carl Hcinrich Reclam Vcrlag, Leipzig. 1121 M. Richardson et al. (1997) There is no highly conscrvcd embryonic stage in vertebrates: implications for currcnt theories of evolution and development. Anat. Embryol. 196, 91-101. [13] T. H. Schieblcr, W. Schmidt, K. Zilles (1996) Anatomie (6. Aufl.). Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg. [14] H. Schmidt (1909) Haeckels Embryonenbilder. Neuer Frank- furter Verlag, 1:rankfurt a. M. [15] W. Teudt (1909) Im Intcrcs- se der Wisscnschaft. Naturwis- senschaftlicher Verlag dcs Kcplcr- bundes, Godesbcrg. Sommerakademie fur Systematische Zoologie Kurs XXXIII (1998): Grabwes- pen und Bienen und ihre land- schaftsokologische Bedeutung 27. - 31.07.98, Universitat Oldenburg Leitung: Prof. Dr. Volkcr Haeseler Kurs XXXIV (1998): Araneae, unter besonderer Beriicksich- tigung der Linyphiidae und der Thomisidae 03. - 07.08.98, Haus Ohrbcck, Georgsmaricnhuttc bci Osna- briick Leitung: UI) Dr. IConrad Thalcr Anmeldung fur beide Kurse: Prof. Dr. W. Westhcidc, Fachbe- reich Biologic/Chcmie Univer- sitat Osnabruck, Postfach 4469, D-49069 Osnabruck, Tcl.: 05 41/ 969-28 61, Fax: 05 41/9 69-25 87 Naturlehrpfade und mehr Wer kcnnt sic nicht, die Lehr- und Schautafeln in Wald und Flur, die meist als Tcil cincs Lelir- pfades Spaziergangern die Zu- sammenhanec dcr Natur crklaren weltanalytische und molekular- biologischc Labor fuhrte und in der Arbeitsgruppe von Professor Dictrich Wcrner mit einer Pro- motion in Marburr. endete und " odcr Artenkenntnis vermitteln sollen. Viele der ubcr tauscnd Naturlehrpfadc in Deutschland fristcn jcdoch eine erbarmliche Existenz,: inhaltlich schlecht aufbereitet, gestalterisch wcnig anziehcnd, von Gcbusch uber- wuchcrt und vom Zahn der &it angenagt. So sind sic nicht gccig- nct, ihrcn Zweck zu erfullen, namlich Wissen zu vcrmittcln und Ncueier zu wecken. Leider " noch enden soll. Dic crwahntcn Spazicrgange fanden wahrend dieser Zeit zunehmend seltener statt, was wir schr bcdaucrtcn, dcnn ubcr dic wisscnschaftliche Zusammenarbeit hinaus waren wir uns auch personlich naher gekommcn. Im Hcrbst 1995 wurden wir schwanger. Wir freuten uns ricsig, glcichzcitig aber wurden wir gezwungen, entscheidendc Fraecn zur wcitc- 0 " sind auch neuere Lchrpfadc bis- ren Lebensplanung zu beantwor- Thomas BatiniC und Astrid Wetzel mit ihrem Nachwuchs. wcilcn nur kurz benutzbar und fordern eher Vandalismus, als daB sic zum padagogischen Ziel fuhren. Durch vermcidbarc Fch- lcr wird vie1 Arbeit uiid Geld in den Sand gesetzt und cinc wcrt- vollc Chance vertan. Die Chance namlich, einem brcitcn und nicht immcr naturkundlich vorgebilde- tcn Publikum, SpaB am Naturer- lcbcn und Freude am Lebendigen zu vermitteln. Wenn wir auf Spazicrgangcn auf solche verun- glucktcn Lehrpfade oder dessen Relikte stieflen, habcn wir uns gcargcrt, dcnn seit der kunstleri- schen Beteiligung Astrids an der Hcrstcllung eines Ixhrpfads fur die Stadt Marburg in1 Jahr 1987 sehen wir Lchrpfade aus einem anderen Blickwinkel. tcn. Wcitcr dic Karricrclciter in der Uni oder eine Anstellung in einem Unternchmcn dcr freicn Wirtscliaft oder einem Umwelt- buro anstreben? Abcr wie funk- tioniert das mit Kind? In dieser Zeit dcs Grubclns wurdc uns die Moglichkeit gegeben, fur die Stadt Biedenkopf in unscrcr Frci- zeit einen Natur- und Kultur- crlcbnispfad zu erstellen - unser crstes gemeinsames Projekt. Die Arbeit machte Spai3 und warf die Fragc auf, ob sich eine selbstandi- ge Tatigkeit auf diesem Gebiet lohnc. Dic anfanglichen Zweifel, mit denen wohl jeder den Schritt in dic Sclbstandigkeit beginnt, wichen allmahlich der Uberzcu- gung, eine Marktliickc gefunden zu haben. Wir, das sind zwei Diplom-Bio- logen, deren universitarc Lauf- bahn zunachst in cinc cher natur- ferne Rcgion, namlich das um- Ermutigt wurden wir auch durch die neue Grunderzeit in Deutsch- land. Es gibt bundeswcitc und regionale Wcttbewerbe zur Exi- stcnzgrundung, privatc und staat- liche Initiativen fur Unterneh- mcnsgrundcr. Und dic Appcllc von Politikern, den Schritt in die Selbstandigkeit zu wagcn, sind angesichts der Berufsaussichten berechtigt, dcnn jcdcs ncue Un- tcrnchmcn tragt lctztlich dazu bei, die Arbeitslosenzahlen zu senken. Im Marz wird in Nurn- berg sogar die etste Existcnz- grundermesse ,,STAST" stattfin- den. Es lag also nahe, das reich- haltigc Informationskngcbot zu nutzcn und aus eincr gutcn Idcc ein Unternehmenskonzept zu machen. Sie umfaBt primar dic Neukonzeption und Uberarbei- tung von Naturlchrpfadcn und Schautafeln, ist aber weitaus umfangrcichcr und abwcchs- lungsreicher, als man zunachst vcrmutct. Im Rahmen eines Info-Marktes fur Unternehmensgriinder schricb dic Marburgcr Bank im Juni 1997 einen ,,Forderpreis Unternehmensgrundung" fur Hochschulabsolvcntcn aus. Dic- sen Wettbewerb nahmen wir zum Anlag, cin konkrctcs Griin- dungskonzept zu erarbeiten. Obwohl wir vie1 Muhe und Zeit invcsticrtcn, mit viclcn untcr- schiedlichen Beratern diskutier- ten (was wir driiigcnd cmpfchlcn) und uns mit der Aussicht auf unternehmerische Freiheiten anfreundeten, rechneten wir mit cinigcr Konkurrcnz. Um so cr- freuter waren wir, als wir erfuh- rcn, da8 unscr Konzcpt dcn mit 5000 Mark dotierten Preis gc- wonnen hatte. Zur Preisverlei- hung haben wir unscre Gcschafts- idee im Marburger Rathaus am 9. Novcmbcr 1997 cincm intcrcs- sierten Publikum und der Pressc prasentiert. Die Erfahrung zcigt, da8 Lchr- pfade Ihrer Zielsetzung nur dann gerecht werden, wenn sie gemaB didaktischer und wahrnehmungs- psychologischer Erkenntnisse gestaltet sind. Dazu zahlt insbe- sondcrc cinc individucllc, auf den Standort abgestimmte Konzep- tion. Sinnvoll sind fcrncr Aktiv- Stationen, Aufforderungen zum aktivcn Handcln und Moglich- keiten, das Gelernte unter Einbe- zichung miiglichst viclcr Sinnc direkt anzuwenden oder zu uber- prufen. Lehrpfade, die uberwie- gcnd mit Schautafcln ausgcstattct sind, erfordern attraktive, licht- echte Abbildungen und eine .. Biologie in unserw Zeit / 28. Jahrg. 1998 / Nr. 3

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[lo] J. Langnian (1989) Medizi- nische Embryologie, 8. Auflagc. Georg Thicmc Vcrlag, Stuttgart.

[ll] J. F. Mcckcl (1811) Entwurf einer Darstellung der zwischcn dem Embryonalzustande der hoheren Ticre und dem perma- nenten der niedcrcn stattfinden- den Parallelc. Bcytragc 7x1: ver- gleichendcn Anatornie 2,1-60, Carl Hcinrich Reclam Vcrlag, Leipzig.

1121 M. Richardson et al. (1997) There is no highly conscrvcd embryonic stage in vertebrates: implications for currcnt theories of evolution and development. Anat. Embryol. 196, 91-101.

[13] T. H. Schieblcr, W. Schmidt, K. Zilles (1996) Anatomie (6. Aufl.). Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg.

[14] H. Schmidt (1909) Haeckels Embryonenbilder. Neuer Frank- furter Verlag, 1:rankfurt a. M.

[15] W. Teudt (1909) Im Intcrcs- se der Wisscnschaft. Naturwis- senschaftlicher Verlag dcs Kcplcr- bundes, Godesbcrg.

Sommerakademie fur Systematische Zoologie

Kurs XXXIII (1998): Grabwes- pen und Bienen und ihre land- schaftsokologische Bedeutung

27. - 31.07.98, Universitat Oldenburg

Leitung: Prof. Dr. Volkcr Haeseler

Kurs XXXIV (1998): Araneae, unter besonderer Beriicksich- tigung der Linyphiidae und der Thomisidae

03. - 07.08.98, Haus Ohrbcck, Georgsmaricnhuttc bci Osna- briick

Leitung: UI) Dr. IConrad Thalcr

Anmeldung fur beide Kurse: Prof. Dr. W. Westhcidc, Fachbe- reich Biologic/Chcmie Univer- sitat Osnabruck, Postfach 4469, D-49069 Osnabruck, Tcl.: 05 41/ 969-28 61, Fax: 05 41/9 69-25 87

Naturlehrpfade und mehr Wer kcnnt sic nicht, die Lehr- und Schautafeln in Wald und Flur, die meist als Tcil cincs Lelir- pfades Spaziergangern die Zu- sammenhanec dcr Natur crklaren

weltanalytische und molekular- biologischc Labor fuhrte und in der Arbeitsgruppe von Professor Dictrich Wcrner mit einer Pro- motion in Marburr. endete und "

odcr Artenkenntnis vermitteln sollen. Viele der ubcr tauscnd Naturlehrpfadc in Deutschland fristcn jcdoch eine erbarmliche Existenz,: inhaltlich schlecht aufbereitet, gestalterisch wcnig anziehcnd, von Gcbusch uber- wuchcrt und vom Zahn der &it angenagt. So sind sic nicht gccig- nct, ihrcn Zweck zu erfullen, namlich Wissen zu vcrmittcln und Ncueier zu wecken. Leider

" noch enden soll. Dic crwahntcn Spazicrgange fanden wahrend dieser Zeit zunehmend seltener statt, was wir schr bcdaucrtcn, dcnn ubcr dic wisscnschaftliche Zusammenarbeit hinaus waren wir uns auch personlich naher gekommcn. Im Hcrbst 1995 wurden wir schwanger. Wir freuten uns ricsig, glcichzcitig aber wurden wir gezwungen, entscheidendc Fraecn zur wcitc-

0 " sind auch neuere Lchrpfadc bis- ren Lebensplanung zu beantwor-

Thomas BatiniC und Astrid Wetzel mit ihrem Nachwuchs.

wcilcn nur kurz benutzbar und fordern eher Vandalismus, als daB sic zum padagogischen Ziel fuhren. Durch vermcidbarc Fch- lcr wird vie1 Arbeit uiid Geld in den Sand gesetzt und cinc wcrt- vollc Chance vertan. Die Chance namlich, einem brcitcn und nicht immcr naturkundlich vorgebilde- tcn Publikum, SpaB am Naturer- lcbcn und Freude am Lebendigen zu vermitteln. Wenn wir auf Spazicrgangcn auf solche verun- glucktcn Lehrpfade oder dessen Relikte stieflen, habcn wir uns gcargcrt, dcnn seit der kunstleri- schen Beteiligung Astrids an der Hcrstcllung eines Ixhrpfads fur die Stadt Marburg in1 Jahr 1987 sehen wir Lchrpfade aus einem anderen Blickwinkel.

tcn. Wcitcr dic Karricrclciter in der Uni oder eine Anstellung in einem Unternchmcn dcr freicn Wirtscliaft oder einem Umwelt- buro anstreben? Abcr wie funk- tioniert das mit Kind? In dieser Zeit dcs Grubclns wurdc uns die Moglichkeit gegeben, fur die Stadt Biedenkopf in unscrcr Frci- zeit einen Natur- und Kultur- crlcbnispfad zu erstellen - unser crstes gemeinsames Projekt. Die Arbeit machte Spai3 und warf die Fragc auf, ob sich eine selbstandi- ge Tatigkeit auf diesem Gebiet lohnc. Dic anfanglichen Zweifel, mit denen wohl jeder den Schritt in dic Sclbstandigkeit beginnt, wichen allmahlich der Uberzcu- gung, eine Marktliickc gefunden zu haben.

Wir, das sind zwei Diplom-Bio- logen, deren universitarc Lauf- bahn zunachst in cinc cher natur- ferne Rcgion, namlich das um-

Ermutigt wurden wir auch durch die neue Grunderzeit in Deutsch- land. Es gibt bundeswcitc und regionale Wcttbewerbe zur Exi-

stcnzgrundung, privatc und staat- liche Initiativen fur Unterneh- mcnsgrundcr. Und dic Appcllc von Politikern, den Schritt in die Selbstandigkeit zu wagcn, sind angesichts der Berufsaussichten berechtigt, dcnn jcdcs ncue Un- tcrnchmcn tragt lctztlich dazu bei, die Arbeitslosenzahlen zu senken. Im Marz wird in Nurn- berg sogar die etste Existcnz- grundermesse ,,STAST" stattfin- den. Es lag also nahe, das reich- haltigc Informationskngcbot zu nutzcn und aus eincr gutcn Idcc ein Unternehmenskonzept zu machen. Sie umfaBt primar dic Neukonzeption und Uberarbei- tung von Naturlchrpfadcn und Schautafeln, ist aber weitaus umfangrcichcr und abwcchs- lungsreicher, als man zunachst vcrmutct.

Im Rahmen eines Info-Marktes fur Unternehmensgriinder schricb dic Marburgcr Bank im Juni 1997 einen ,,Forderpreis Unternehmensgrundung" fur Hochschulabsolvcntcn aus. Dic- sen Wettbewerb nahmen wir zum Anlag, cin konkrctcs Griin- dungskonzept zu erarbeiten. Obwohl wir vie1 Muhe und Zeit invcsticrtcn, mit viclcn untcr- schiedlichen Beratern diskutier- ten (was wir driiigcnd cmpfchlcn) und uns mit der Aussicht auf unternehmerische Freiheiten anfreundeten, rechneten wir mit cinigcr Konkurrcnz. Um so cr- freuter waren wir, als wir erfuh- rcn, da8 unscr Konzcpt dcn mit 5000 Mark dotierten Preis gc- wonnen hatte. Zur Preisverlei- hung haben wir unscre Gcschafts- idee im Marburger Rathaus am 9. Novcmbcr 1997 cincm intcrcs- sierten Publikum und der Pressc prasentiert.

Die Erfahrung zcigt, da8 Lchr- pfade Ihrer Zielsetzung nur dann gerecht werden, wenn sie gemaB didaktischer und wahrnehmungs- psychologischer Erkenntnisse gestaltet sind. Dazu zahlt insbe- sondcrc cinc individucllc, auf den Standort abgestimmte Konzep- tion. Sinnvoll sind fcrncr Aktiv- Stationen, Aufforderungen zum aktivcn Handcln und Moglich- keiten, das Gelernte unter Einbe- zichung miiglichst viclcr Sinnc direkt anzuwenden oder zu uber- prufen. Lehrpfade, die uberwie- gcnd mit Schautafcln ausgcstattct sind, erfordern attraktive, licht- echte Abbildungen und eine

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Biologie in unserw Zeit / 28. Jahrg. 1998 / Nr. 3

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inhaltlich und typographisch cinwandfreie Textgestaltung, um die Aufmerksamkcit der Betrach- tcr zu erwecken und 7 3 crhalten. Ein Ixhrpfad kann und darf kein Buch ersetzen. Er mufl Bcsonder- hcitcn cincr Rcgion, eines Na- turraumcs odcr cines bestimmten 'Themas vermitteln, solltc aber nur wcnigc, schnell wahrnehmba- re Faktcn prasentieren.

U m diese Funktionalitat zu gc- wahrlcistcn, haben wir es uns zur Unternehmcnsphilosophie ge- macht, ausschliefllich individucllc I<onzeptc zu crstcllcn. Wir bieten potcnticllcn Auftraggebern und Nutzern damit cinmalige Attrak- tioncn und keine reproduzicrbarc Massenwarc, dic cs im Nachbar- ort womiiglich ebcnfalls gibt. Auch cinc raumlich ltoordinicrtc Planung bcnachbarter Gemein- den kann hclfcn, Wicdcrholun- gen und Eintiinigkcit zu vcrmei- den. Sogcnannte Themenpfadc mit klar umrisscncm Inhalt bieten chcr Gclegenheit fur Dctails und sind ubcrschaubarer als themati- schc Rundumschlagc. Wir mijch- ten immcr wieder auch auflerge- w6hnlichc Thcmcn aufgreifen und interessantere Faktcn vcrmit- tcln als gcmcinhin von Lehr- pfaden erwartet wird. Beispicls- wcisc cntwcrfen wir zur Zeit cin Lchrpfad-Konzept fur das neue Max-Planck-lnstitut fur terrestri- sche Miltrobiologic in Marburg. Ein Lchrpfad zum Thema Mi- lcrobiologic ist uns bislang noch nicht begegnet.

Nebcn Korrcspondcnz, Kunden- akquisition, Werbung und Fi- nanzplanung stchcn die projekt- bczogenen Arbeiten im Mittcl- punkt. Die konkrctc Planung cines Lehrpfads beginnt mit dcr Bcgchung dcs Gclandes, der Suchc nach lokalcn Besonderhei- ten und dem Gcsprach mit Auf- traggebern und Ortsansassigcn. Mcist unter Einbeziehung ort- liclicr Naturschutzvcrbinde wird cin erstes Konzept erstellt, das auch cinc Artenliste enthalten kann. Schliefllich kann mit dcr Suchc gccigncter Bildvorlagen, der Bestellung dcr zugcschnittc- nen Tafeln, dem Vorzeichnen und dcm Tcxtcn bcgonnen werden. Alle Zeichnungen sind licbcvoll crstellte, handltolorierte Origina- Ic. In Zusamincnarbeit init holz- verarbeitcndcn Bctricbcn wcrden die Rahmen und Pfosten, manch- ma1 auch Installationen wie ein

Holzxylophon, Drehelemcntc oder Tastobjektc fur Blinde gefer- t1gt.

Ohnc unser Interesse an grafi- scher Gcstaltung, Malerei, Wer- bung, Text und Typographie wurdc uns diese Arbeit nicht nur schwercr fallcn, sondern auch weniger Spafl machen. Neben dcm Aufenthalt in dcr Natur stcht dcmnach die Computcrar- beit an. Dam gchort der Umgang mit Layout-Softwarc zur Her- stellung von Broschuren sowic HTML-Programmicrung. Auf unsercr Internet-Homepage ltlinnen sich Intercssicrtc uber unscrc Projekte informieren. Wir zeigen unter dcr Adresse http://staff-www.uni-marburg. de/-batinid Abbildungen unse- rer Tafeln, gehen auf Fragcn der Konzcption ein und bieten Links zu Institutionen, naturwissen- schaftlichen Thcmen, Natur und Kultur. Wir mochten dariibcr hinaus cinc Lehrpfad-Datenbank aufbauen. Hierzu brauchen wir allerdings noch finanzielle Untcr- stutzung. Bis dahin prasentieren wir Kurzbeschreibungen von Lehrpfadcn auf unserer Homepa- ge und bieten dicscs Forum allen Intcrcssicrtcn an.

Zur Zeit uberarbeiten wir dcn Naturinformationspfad Damm- muhlc in Marburg und stellen sechs Lcbcnsraumtafeln zur Vogelwelt fur die Nordsccinscl Amrum her. Im Auftrag der Entwicklungsgruppc Burgwald plancn wir in Zusammenarbeit mit Schulcrn und Lehrern der Blindcnstudienanstalt Marburg und der Gcsamtschule Kirchhain Tafcln fur ein Naturerlebnisgc- biet. Fur die Zukunft wunschen wir uns auch fruchtbare Koopc- ratiomn mit Forschungseinrich- tungen, den!? ,,die Forderung nach mehr Offentlichkeit und Transparenz der Wissenschaft ist wahrschcinlich so alt wie diese selbst. Vermutlich war auch die Gclcgenheit noch nie so gunstig wie heutc, dicse Forderung in die Tat umzusetzen." Diesem Zitat aus eincm Artikcl der Suddeut- schen Zeitung von Ernst-Ludwig Winnackcr, dem neuen Prasiden- ten der Deutschen Forschungsge- meinschaft (DFG), schlieflen wir uns an und hoffen, mit unserer Unternehmensgrundung diesem Ziel ein Stuck naher zu kommen.

Astrid Wetzel und Thomas BatiniC, Marburg

G entec h n isc h e Manipulation des Ligningehalts in Pflanzen Die hochmolckularen Iignin- molekule sind aus dem Holz der Baume allgemein bekannt. Lignin gibt dem Holz die Starke und Stabilitat, um noch in dreifiig Metern Hohe eine schwerc Krone zu tragcn. Bisher wurde ange- nommen, dafl Lignin nur in nicht mchr wachsende Zcllcn cingela- gert wird. Jetzt zeigen neuc Bc- funde, dafl diesc Riesenmolekule bercits in jungen Gewebcn gebil- dct werden und croffnen dadurch ungeahntc Moglichkeiten, dic Stabilitat und Nutzung von Holz geziclt zu beeinflussen.

Lignin unterscheidet zwischen Baumcn und Krautern in dcr Pflanzenwelt. Zwar tragt jede Pflanzenzelle auflcn um die fle- xible Zellmembran einc Wand aus Zellulose und verwandten Poly- sacchariden, aber nur die ver- holzten Pflanzen lagern inncrhalb der Membran mit zunehmendem Altcr Lignin als ,,sekundare Zell- wand" ein. Dicse ist so stabil und f a t , dafi die Zelle starr wird und nicht mchr weiter wachsen kann. Die Ligninschicht wird schliefi- lich so dick, dafl fur die andcrcn Funktionen kein Platz mehr ist und die Zelle abstirbt. Holzzellen in cinem Baumstamm sind also durch- weg tot und geben dem Stamm nur noch mcchanische Stabilitat.

Neue Untcrsuchungen von Schopfer und Mitarbeitern an der Univcrsitat Freiburg zeigcn jetzt aber, dafi nicht nur Baumc, son- dern sogar Graspflanzen, wic der Mais, Lignin synthctisieren und dieses sogar in der primaren Zellwand auflerhalb der Zell- membran einlagern [l]. Erstaun- licherweisc beginnt die Synthesc von Lignin bcreits wenige Tage nach der Keimung des Samens in dem wenige Zentimeter groficn Keimling, aus dcm erst noch eine volle Pflanze von zwei Metern Hohe werden soll. Wie konnen die Zellen weiterwachscn, wenn sie schon Lignin bilden und so die aufleren, primaren Wande vcrfestigen? Die Freiburger Wis- senschaftler intcrprctieren die fruhe Ligninsynthese als zusatzli- chc Vcrstarkung der Zellwande, die aber nicht so massiv und dick wie bei Holzpflanzen dic Zelle einschnurt, sondern sanft stabili- siert und dabei dic Dehnbarkeit

reguliert. Dicsc Uberlegung wird durch weitergehendc Untersu- chungen gcstutzt: Fillt Licht auf den Maiskcimling, so verstarkt sich die Lignincinlagerung in der Primarwand des weicbcn Gewe- bes urn cin Vielfaches.lm Dun- keln ist die Ligninbildung schwacher, die Zcllwaride bleiben weicher und dehnbarer. Dies macht auch physiologisch Sinn: Im Dunkcln mug sich der Keim- ling vie1 weiter strccken, urn an das Licht zu gelangen, wahrend im Licht die Zcllcn stabilisiert werdcn mussen, um die fur die Photosynthesc wichtige Blattbil- dung zu unterstiitzcn. Als Licht- sensor dicnt im bleichen, chloro- phyllfreien Kcimling das Phyto- chromsystem [2], das durch den hcllrotcn Anteil im Tageslicht aktiviert wird und iieben viclen anderen dann auch die Gene fur die Ligninsynthese anschaltet. Dicse Entdeckung criiffnet weit- reichcndc Miiglichltcitcn fur die kontrollierte Bccinflussung der Vcrholzung und damit der Ver- besserung dcr Holzqualitat. Eine dcr cinfachsten Moglichkeiten ist dabei die Untcrdruckung der Ligninsynthcsc. Lignin verstarkt zwar das Holz, ist aber in der Papierindustrie cinc unerwunsch- te Verunrcinigung. Dicsc mufl rnit Vcrfahren entfcrnt werden, die sowohl fur die Industrie wie auch fur die Umwclt schr kosteninten- siv sind. Um zu kontrollieren, welche Auswirkungen dic Mani- pulation der Ligninsynthesegene hat, wird cs cin unschatzbarer Vorteil sein, die Aktivitat dieser Gene schoii nach wenigcn Tagen in Kcimlingen beobachten zu Itdimen. Auf dicse Weise wurde man lange Vcrsuchszeiten vermei- den, denn bis zur Ausbildung des ,,echtcn" Stammes vergehen auch bei schnellwachsenden Baumen cin paar Jahre.

Varietaten mit gcstijrter Lignin- synthesc wurden schon als natiir- liche Mutanten bci Kiefern ge- funden. Obwohl bei diescn Baumen ein, wic man dachte, entscheidendes Gen fur die Ligninsynthcsc zerstort ist, ver- holzen die Baumc dcnnoch rnit Lignincinlagerungen, Bcleg dafiir, dafl die Synthesewege dicser komplexen Molekulc noch nicht ganz vcrstanden sind.

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