Bioboom 60
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Herbst 2013 | Gratis | bioboom.de
überreicht durch:
Das Magazin für nachhaltigen Genuss
Rückkehr des Hand-werks Mehr Wertschätzung für
Mensch und Ding
Ortstermin
Jedes Brot sieht anders aus
Kochen
selbstgemachte Vorräte
Kochbüchergewinnen– Gemüseküche
– Vorratswirtschaft
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www.greenpeace.de/helfenStoppt den Klimawandel, bevor er unsere Welt verändert.
Einstiegvirtuell vs. real
Rückkehr des Handwerks Auf dem Weg zu einer neuen
Wertschätzung
Rückkehr des Handwerks
Individualität statt Massenware
Rückkehr des Handwerks Bio – die Wurzeln liegen im
Selbstgemachten
Ortstermin ›Jedes Brot sieht anders aus‹
Die Berliner Alternativ-Bäckerei Mehl-
wurm setzt auf traditionelles Arbeiten
Kochen
Der preiswerte Luxus
Vorräte selber machen
Kochbuch gewinnen!
KochenGrünzeug, Gewürze und Grundsätze
Ein kulinarisches Plädoyer für die
Gemüseküche
Kochbuch gewinnen!
Gut essen
Blumig/Würzig/CO2-neutral
Gut leben
Vegan/Recycelt/Duftig
Schön sein
Pur ist in: Reine Pfl anzenöle
Gespräch
›Das ist mein Ding‹
Interview mit Heidschnuckenschäfer
Stephan Hamann
Bioboom Mix– Fluthilfe für Bio-Bauern
– Giftspritze im Kleingarten
– Faire Elektronik
> Leserbriefe/Impressum
3bioboom.deEditorial
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31
Guten Tag,jede Ausgabe von Bioboom hat ihr besonderes Thema –
diesmal ist es die Rückkehr des Handwerks. Dabei war
es für uns besonders faszinierend zu sehen, wie sich das
Motiv als roter Faden durch das gesamte Heft zieht: Wir
haben nicht nur eine Alternativbäckerei mit Tradition be-
sucht, sondern auch einen Buchtipp für Hobbybäcker,
mit dem Sie selber – ohne Helferlein aus der Tüte – Sau-
erteig herstellen können. Wir berichten über die Rück-
kehr der Vorratswirtschaft. Wir stellen Ihnen eine kleine
Manufaktur vor, die aus Straßenlaternen Hocker macht.
Wir geben Ihnen Tipps für individuelle Naturkosmetik
mit reinen Pfl anzenölen. Und wir haben mit einem Heid-
schnuckenschäfer gesprochen, der sich bewusst für al-
ternativen Lebensweg entschieden hat.
In der Redaktion mussten wir erst mal ein bisschen dis-
kutieren, ob der Trend zum Selbermachen, die neue Wert-
schätzung für Handgemachtes überhaupt ein „richtiges“
Bio-Thema ist. Dabei wurde uns schnell klar: Es ist. Denn
über den sinnlichen Umgang mit Material – sei es ein
Stoff , Holz oder Brotteig – über die Zeit und Mühe, die
in Eigenes investiert wird, kommt eine ganz neue Wert-
schätzung für (Bio-)Produkte, die von anderen liebevoll
und handwerklich hergestellt werden. Natürlich ist Bio
und Handwerk nicht von Natur aus dasselbe. Aber Bio
hat seine Wurzeln im Handwerk, im eigenen Tun, im an-
ders machen. Und ob Sie Kleidung nähen, Möbel bauen,
Brot backen, Tomaten ziehen oder einfach nur gerne le-
cker essen: Das genussreich nachzuvollziehen, dazu la-
den wir Sie ein.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Jeanine Tovar
und das Bioboom-Team
Inhalt
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Klick, klick.Seit dieses Bild entstand, hat sich die virtuelle Welt ganz schön weiterentwickelt. Aber das Gefühl eines
Hammers in der Hand, von Erde zwischen den Fingern: Das gibt es bis auf Weiteres trotzdem nur offl ine.
Rückkehrdes Hand-werks
7Rückkehr des HandwerksBioboom
Das Schicksal hinter einem Kleid für 15 €
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tädter züchten Erdbeeren, Radieschen
und Tomaten auf Balkonen, Teenies
stricken Pullover, junge Mütter backen
Brot: Selbermachen ist wieder ‚in‘. Auch
wenn’s um Bio geht, ist das Interesse an
›Handgemachtem‹ so groß wie nie. Wo-
her rührt die Rückbesinnung aufs Selber-
machen? Warum wieder die große Lust
am kleinen Handwerk? Und wie profi -
tieren Kunden und Bio-Betriebe von der
neuen Bewegung?
Am Geld liegt es nicht Freitagnachmittags ist im Nähinstitut
Berlin-Kreuzberg besonders viel los:
Kurz bevor der spanische Nähkurs be-
ginnt, fi ndet Besitzerin Linda Eilers in-
des einen Augenblick Zeit für ein paar
Handgriff e an einem rot-weißen Som-
merkleid mit Blumenmotiven für eine
Freundin. Die Finger fl iegen über den
frisch gekettelten Rand, die Nähma-
schine rattert und die 35-Jährige nutzt
das knappe Zeitfenster, um über den Er-
folg ihres Nähcafés zu sprechen. Seit
2006 hat die Niederländerin aus Utrecht
ihren Laden in Berlin, vor drei Jahren
ist sie umgezogen und hat sich von 60
auf 160 Quadratmeter vergrößert. ›Es
kommen immer mehr Leute in die Näh-
kurse‹, sagt sie und kann einen klaren
Trend zum Selbermachen bestätigen.
›Lange Zeit war Nähen überhaupt nicht
angesagt, jetzt ist es wieder ‚hip‘ gewor-
den‹, meint sie, lächelt freundlich und
wird dann plötzlich ernst: ›Ich denke, es
liegt daran, dass sich immer mehr Leute
bewusst werden, welches Schicksal
sich hinter einem Kleid für 15 € von der
Stange verbirgt.‹ Zum Beispiel Ausbeu-
tung, Kinderarbeit, kurz: menschen-
unwürdige Arbeitsbedingungen. Dann
doch lieber selbst machen.
SELBERMACHEN IST ›IN‹ UND WER WEISS, WIEVIEL ARBEIT IN EINEM SELBSTGENÄHTEN KLEID ODER SELBSTGEZOGENEM
RADIESCHEN STECKT, DER WEISS AUCH DIE GUTEN PRODUKTE HANDWERKLICHER BETRIEBE GANZ NEU WERTZUSCHÄTZEN.
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8 Rückkehr des HandwerksBioboom
wie ich lebe und leben will.‹ Die neue
Do-it-yourself-Bewegung sieht sie als
Reaktion auf den Massenkonsum, der
jegliche Individualität tilgt. ›Ich denke,
viele Menschen stört, dass mittlerweile
so vieles gleich aussieht.‹ Selbstgemach-
tes statt Massenware, Produzieren statt
Konsumieren, Stolz auf die eigene Leis-
tung statt die schnelle Kaufbefriedi-
gung an der Kasse. ›Je extremer unsere
Konsumgesellschaft wird, desto stär-
ker wird meiner Meinung auch die Lust
am Selbermachen. Vielleicht suchen wir
Erfüllung im Selbermachen, weil wir sie
im Konsum nicht fi nden.‹ Immer mehr
Menschen würden zudem am Compu-
ter sitzen und ihre Hände notorisch un-
terfordern. Die Finger berühren höchs-
tens die Tastatur, die Maus und den
Telefonhörer. Am Ende des Arbeitsta-
Stoff reste liegen auf dem Boden, fertige
Kleider hängen an den Wänden, mit-
tendrin breitet Kundin Shabnam Kohe-
stani ihren Stoff aus Marokko aus. ›Das
wird ein Schal, den ich einer Freundin
schenken möchte‹, sagt die 29-Jährige,
deren Familie aus Afgha-
nistan stammt. ›Ein selbst-
gemachter Schal hat etwas
Individuelles. Auch sonst
mache ich viel selbst‹, er-
zählt die junge Frau mit
den mandelbraunen Au-
gen und breitet das Tuch
auf der Arbeitsfl äche in
der Mitte des Raumes aus.
Sie erzählt von der Ter-
rasse mit Südrichtung ih-
rer Wohnung in Berlin-Mitte, auf der
sie Himbeeren, Blaubeeren, Tomaten
und Radieschen anpfl anzt. Von Freun-
den, die das toll fi nden und dem Bei-
spiel folgen wollen. Städter, die Toma-
ten anpfl anzen, Endzwanziger, die im
Zug zum Strickzeug greifen – woher
rührt dieses neue Interesse am Selber-
machen? An wirtschaftlicher Not kann
es nicht liegen. So manch südeuropäi-
sches Land schielt derzeit neidisch auf
die deutsche Wirtschaftsleistung. Wer
könnte diese Frage besser beantworten
als Buchautorin Susanne Klingner: Ein
Jahr lang hat die 35-Jährige das Experi-
ment gewagt und alles selbst gemacht,
um der Frage nachzuspüren, warum
nicht nur die Großeltern, sondern in-
zwischen auch die Enkel mit Hingabe
selber hämmern, gärtnern, stricken
und brutzeln. Die Münchnerin stellte
sich strikte Regeln auf: Dinge, die ich
selber machen kann, kaufe ich nicht.
Was einfach geht, mache ich grund-
sätzlich selbst. Was schwieriger ist,
lasse ich mir erklären. Fo
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Greifbares schaffen s sei ein hartes, aber
lehrreiches Jahr ge-
wesen, sagt Susanne
Klingner heute. ›Es
war aber auch ein
wahnsinnig berei-
cherndes Experiment. Ich habe mich ge-
zwungen, einmal genau hinzuschauen,
Do-it-yourself-Bewegung als Reaktion auf den Massen-konsum?
bioboom.de 9
ges ist nichts Greifbares entstanden. Die Do-it-yourself-Be-
wegung sieht sie folglich auch als Phänomen einer Konsum-
und Luxusgesellschaft, die sich von der harten Arbeit auf
dem Feld oder in der Fabrik über die Jahrzehnte immer stär-
ker entfernt hat. Peter Walschburger, Biopsychologe an der
Freien Universität Berlin, geht da noch einen Schritt weiter:
Der Mensch entfremdet sich zunehmend von der Natur und
von seiner Natur. Walschburger sieht den Trend zum Selber-
machen entsprechend als ›Rückbesinnung auf die Natur und
auf naturnahe Grundbedürfnisse‹. Geht man von den ersten
Frühmenschen aus, existieren Menschen seit etwa 2,5 Milli-
onen Jahren. ›Das macht mehr als 50.000 Generationen, aber
erst seit 200 Generationen leben wir in kulturellen Gebilden wie
zum Beispiel Städten.‹ Zu wenig Zeit aus Sicht des Biopsycho-
logen, um sich genetisch an diese Bedingungen anzupassen.
›Auch in Städten verhalten wir uns wie unsere Vorfahren: Wir
stellen uns eine Gruppe zusammen statt die Anonymität der
Großstadt auszukosten. Wir bilden Freundschaften, wir wollen
wissen, wer unsere Nachbarn sind. Eigentlich sind wir gar nicht
für die Großstadt gemacht.‹ Im Grunde sehnen wir uns nach
überschaubaren Strukturen. Nach Einfachheit, nach Kont-
rolle, nach Selbstbestimmung. Diese Bedürfnisse erfüllt das
Selbermachen. Es ist der Gegenpol zur virtuellen Welt und
gleichzeitig von ihr beeinfl usst. Dank Internet wissen wir Kon-
sumenten, woher unsere Produkte kommen. Wir wissen, was
eine Näherin in Bangladesh erleidet, damit wir für 7,95 € ein T-
Shirt kaufen können. Gleichzeitig werden unsere Produkte zu-
nehmend komplizierter. Der Neurobiologe Gerald Hüther von
der Universität Göttingen sieht im Selbermachen den stillen
Protest gegen diese fehlende Möglichkeit der Einfl ussnahme.
Wissen, wo es herkommt und was drinstecktWer sein Brot selber backt, weiß hundertprozentig was drin
steckt. In Zeiten, in denen man für das Deuten der Zutaten-
liste auf Verpackungen fast schon ein Biologie- und Chemie-
Studium braucht, wissen zunehmend mehr Menschen das
zu schätzen. Lebensmittelskandale wie Gammelfl eisch oder
Dioxin-Eier tragen ihr Übriges dazu bei, dass Verbraucher
durchschauen wollen, woher ihre Produkte stammen. Die-
sem Bedürfnis entsprechen Bio-Erzeugnisse. Sie stehen für
eine gesunde Ernährung, artgerechte Tierhaltung und eine
nachhaltige Landwirtschaft. Mehr als 300 Zusatzstoff e – also
Geschmacksverstärker, Haltbarkeitsmacher oder Farbstoff e –
erlaubt die Europäische Union bei konventionellen Lebens-
mitteln. Beim europäischen Bio-Siegel, das als Mindeststan-
dard für Bioprodukte gilt, sind es lediglich 50. Die wichtigsten
Anbauverbände Naturland, Bioland und Demeter gestatten
noch nicht mal die Hälfte davon.
Bezugspunkte vor Ort Immer mehr Verbraucher sehnen sich zurück nach hand-
werklichen Produkten mit kurzen Lieferwegen, Zutaten aus
der Region und nach Bio-Kriterien hergestellt. Bevorzugen
den Bäcker, der selber backt, statt die Teig-Rohlinge in den
Ofen zu schieben und Back-Aroma zu versprühen. Das zeigt
Seit 25 Jahren stellen wir mit viel Liebe zur Handarbeit Produkte her, die unsere Wert-schätzung für Natur und Mensch spüren lassen. Mehr als 700 köstliche Produkte umfasst die Sonnentor Genuss-Vielfalt, die das Leben würzig, süß und abwechslungsreich macht. Zu entdecken im gut sortierten Bio-Fachhandel und natürlich auf www.sonnentor.com
Danke allen Kunden und Freunden, die uns zu dem wachsen haben lassen, was wir heute sind!
Da wächst die Freude.
25 Jahre SONNENTOR, 25 Jahre Freude.
d.signwerk.com
10 Rückkehr des HandwerksBioboom
haben internationale Lebensmittelkon-
zerne Bio als Teil ihres Portfolios ent-
deckt. Doch noch immer lassen sich vor
allem im Bio-Bereich zahlreiche kleine
Handwerksbetriebe fi nden, die hoch-
wertige, handwerkliche Produkte an-
bieten. Feinkostbetriebe, Manufaktu-
ren, Familien-Unternehmen – sie alle
profi tieren von dem wachsenden Inte-
resse der Kundschaft an hochwertigen,
handwerklichen Produkten.
In der Hauptstadt blüht das Handwerk
Besonders Berlin entwickelt sich zur
Hauptstadt der neuen Betriebe. ›Berlin
ist ein guter Markt für außergewöhnli-
che, gute und nachhaltige Produkte. Hier
lebt eine experimentierfreudige Ziel-
gruppe, die sich bewusst ernähren will.
Hier ist die nötige Infrastruktur für kleine
Betriebe, um Zugang zu biozertifzierten
Waren zu erhalten‹, sagt zum Beispiel
Thorsten Reuter vom Start-up-Unter-
nehmen ›RiCE UP‹, das den aus Japan
stammenden Reis-Snack ›Onigiri‹ hier-
zulande als Alternative zum belegten
Brot etablieren will. ›Onigiri‹ erinnern
im ersten Moment an Sushi, enthalten
allerdings keinen rohen Fisch, das Nori-
Algenblatt kommt nicht mit dem Reis
in Berührung und bleibt daher länger
knusprig. Ein Zwischendurch-Snack,
der vor allem bei Frauen gut ankommt.
75 Prozent der Kunden sind weiblich.
Thorsten Reuter und sein Kompag-
non Arev Karpert haben den Snack in
er begehrt: Transparenz. ›‚Regional‘ ist
für uns mehr als nur die Herkunft, son-
dern ebenfalls die Garantie für eine art-
gerechte Tierhaltung, Rohstoff e aus der
Region, Umweltschutz und den Verzicht
auf Gentechnik.‹ Kein Wunder, dass Bio
in dieser Bewegung ganz vorn mit dabei
ist. Für Nicole Weik gehören ›Regional‹
und ›Bio‹ daher zusammen. Die Wur-
zeln von Bio liegen im Handwerk: dem
selber angesetzten Sauerteigbrot; in der
Naturbelassenheit von Lebensmitteln
wie Tofu, pfl anzlichen Aufstrichen oder
Naturkosmetik. Dreißig Jahre später ist
zwar auch Bio im Supermarkt angekom-
men, sind kleine Handwerker ordentli-
che Mittelständler geworden, die ihre
Gläser nicht mehr von Hand abfüllen;
die Entwicklung des Bundesverbandes
›Die Regionalbewegung‹, in dem sich
160 Initiativen aus ganz Deutschland
zusammengeschlossen haben, um re-
gionale Produkte zu stärken. Sie beste-
hen aus kleinen und mittelständischen
Unternehmen, die jahrhundertealtes
bäuerliches Handwerk wieder aufl e-
ben lassen und fortführen. Kleine Fa-
milienbetriebe, die mit Herzblut,
Leidenschaft und Liebe arbeiten
und alternative Vermarktungs-
wege zu den großen Supermarkt-
Ketten und Discountern zu etab-
lieren versuchen. Projektleiterin
Nicole Weik berichtet von einem
›permanenten Mitglieder-Zulauf‹
seit der Gründung im Jahr 2005.
Das Interesse an regionalen Pro-
dukten würde von Jahr zu Jahr steigen,
insbesondere durch die Lebensmittel-
Skandale. ›Der Kunde will keine zehn
Zwischenhändler-Stufen. Er will den
Bauern kennen und sehen, wie seine
Milch erzeugt wird.‹ Von diesem Bedürf-
nis hat sich die konventionelle Massen-
lebensmittel-Industrie inzwischen weit
entfernt. Ganze drei Fleischer würden
in Hamburg mit seinen immerhin 1,7
Millionen Einwohnern zum Beispiel
noch selber schlachten, berichtet Ni-
cole Weik. Eine Nachfrage bei der Flei-
scherinnung Hamburg bestätigt dies.
Passt: Bio und RegionalFrüher war Regionalität eine unbe-
kannte Nische – heute wird der Begriff
wie ein Qualitätssiegel eingesetzt. Doch
der Gesetzgeber hat den Begriff ›regi-
onal‹ noch nicht geschützt. Beispiele
sind der Schwarzwälder Schinken, der
lediglich vor Ort geräuchert wird, die
Schweine aber aus Dänemark stam-
men können, wie das Internet-Portal
›Lebensmittelklarheit‹ der Verbrau-
cherzentralen informiert. Oder die Sa-
lat-Sauce ›Sylter Salatfrische Topping‹,
wo weder die Rezeptur noch die Zuta-
ten von der Insel Sylt stammen. Im Ge-
spräch hört man eine klare Wut bei Ni-
cole Weik heraus, dass die Verbraucher
so an der Nase herumgeführt werden.
Die Regionalbewegung reagiert mit ei-
genen Zertifi zierungs-Kriterien, die
dem Verbraucher das geben, wonach
Die Wurzeln von Bio liegen im Handwerk
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Japan entdeckt und nach Europa ge-
holt. Ähnlich hat auch der Gründer des
Energy-Drinks ›Red Bull‹ angefangen:
1982 hatte Dietrich Mateschitz das Ge-
tränk in Asien entdeckt, auf den euro-
päischen Markt gebracht und damit das
völlig neue Segment der Energy Drinks
erschaff en. Heute ist er Milliardär und
einer der beiden reichsten Männer Ös-
terreichs. ›Das ist für mich eher ein
Albtraum als ein Vorbild‹, sagt Thors-
ten Reuter. ›Dieser Mann ist mit Zucker
und Wasser reich geworden, für mich ist
das pures Gift. Da muss ich nicht hin-
gehen, ein gesundes Wachstum ist mir
wichtiger‹, sagt der 40-jährige gebürtige
Aschaff enburger. ›Unser Credo ist: Al-
les was in unseren Produkten ist, können
wir auch unseren Kindern geben.‹ Weil
immer mehr Menschen das so sähen,
seien die Zeiten gut für kleine, nachhal-
tig produzierende Unternehmen.
Werte schaffen und schätzen Und es gibt Bio-Betriebe, die ganz be-
wusst ›bedacht wachsen‹ wollen, wie
die Ölmühle Solling im Weserbergland
zeigt. ›Wenn ein großer Filialist unsere
Produkten listen wollte, müssten wir
sagen: ‚Sorry, das geht nicht’‹, sagt Ge-
schäftsführerin Gudrun Baensch. Mit
einer ersten Ölpresse haben sie und
ihr Mann 1996 angefangen, heute be-
schäftigen sie 40 Mitarbeiter. Doch
noch immer geschehen viele Produk-
tionsschritte per Hand, gibt es keine
langen Abfüllstraßen, sondern viel
Handarbeit. Ein kleiner Mühlen-Shop
bietet die fertigen Öle zum Verkauf. Ne-
benan zeigt ein Raum, wie das Öl ge-
presst wird. ›Diese Transparenz hat uns
sehr geholfen, bei unseren Kunden Ver-
trauen zu gewinnen.‹ Mittlerweile kom-
men sogar ganze Busladungen extra
zur Mühle. ›Es wäre falsch zu sagen,
dass wir gar nicht wachsen wollen. Aber
wir wollen kontrolliert wachsen. Wir wol-
len keine Massenprodukte.‹ Auch in
Zukunft möchte Gudrun Baensch die
Qualität sicherstellen und nicht irgend-
wann 200 statt 40 Leute beschäftigen.
Auch will sie nicht mit Discountern um
einzelne Nachkomma-Stellen verhan-
deln. Nicht an immer mehr Stellen drü-
cken, um ‚Kostenfaktoren’ zu minimie-
ren – und sich am Ende damit selbst
auszuquetschen. ›Das geht langfristig
auf Kosten der Qualität.‹ Dem Trend
zum Selbermachen kann sie nur Posi-
tives abgewinnen. ›So sehen die Leute
wieder: Ein Produkt hat seinen Preis.‹ Es
erfordert Arbeitszeit, hochwertige Roh-
stoff e und langjährige Erfahrung. Wer
könnte das besser nachvollziehen als
jemand, der es selbst ausprobiert hat?
Buchautorin Susanne Klingner rät den-
jenigen, die das Selbermachen einmal
wagen möchten, mit etwas Leichtem zu
beginnen. ›Trauen Sie sich einfach den
ersten Schritt und fangen mit dem an,
wofür Sie die meiste Leidenschaft ha-
ben.‹ Der Lohn am Ende sei ein neues
Bewusstsein für die Dinge. ›Wenn man
mal zwei Tage Arbeit in ein Kleid inves-
tiert hat, weiß man: Das sollte eigentlich
keine 15 € kosten.‹
Nähinstitut MoritzplatzLinda Eilers, Berlin-Kreuzberg
naehinstitut.de
Bundesverband
Die Regionalbewegungregionalbewegung.de
Info-Portal der Verbraucher-zentralen über Lebensmittel, ihre Herkunft und Inhaltsstoffe
lebensmittelklarheit.de
Buchtipp Susanne Klingner
Hab ich selbst gemacht – 365 Tage, 2 Hände, 66 Projekte,
KiWi-Verlag, 8,99 €
BUCHTIPP
IN DER BERLINER BIO-VOLLKORNBÄCKEREI MEHLWURM
WERDEN DIE BACKWAREN TRADITIONELL MIT DER HAND
GEFORMT, SCHONEND VERARBEITET UND GEBACKEN –
OHNE KÜNSTLICHE BACKHILFSMITTEL ODER FERTIGMI-
SCHUNGEN. JEDES BROT SIEHT ANDERS AUS – UND DIE
KUNDEN LIEBEN ES.
12 OrtsterminBioboom
›Hier lebtdas Hand-
werk‹
Billigschrippen gegen traditionelle BackkunstDenn in Deutschland haben Billig-
schrippen Konjunktur, in Backshops
werden gefrostete Teiglinge aufgeba-
cken und verkauft, viele davon im Aus-
land hergestellt, fast immer vollgestopft
mit Zusatzstoff en. Die allermeisten
Backwaren, die hierzulande verkauft
werden, kommen nicht aus den Land-
bäckereien, wie es Werbeplakate und
Verpackungen den Verbrauchern gerne
suggerieren, sondern aus Backfabriken.
Der Mensch überwacht die Maschinen,
die den Teig kneten, formen und ba-
cken, er betätigt die Knöpfe der Groß-
maschinen, seine Hände berühren die
Backwaren nicht mehr. „Aber Knöpf-
chen drücken ist nicht meins“, sagt Jac-
queline Börschel, 38, gelernte Bäcker-
meisterin und Lebensmitteltechnikerin.
Die gebürtige Berlinerin, die ihren Beruf
in einer kleinen Handwerksbäckerei ge-
lernt hat, arbeitete jahrelang bei einer
Großbäckerei, stand an den Schrippen-
straßen, den ewig langen Backstraßen,
auf denen Brötchen zu Abertausenden
gebacken werden, und kontrollierte die
Produktion. Vor sechs Jahren hatte sie
genug davon, trotzte dem Trend, wollte
zurück zu ihren Wurzeln – der traditio-
nellen Backkunst. Sie bewarb sich bei
13Ortsterminbioboom.de
Mit einem klatschenden Geräusch landet
der Brotteig auf dem Holztisch. Mehl-
staub puff t in die Luft und legt sich ge-
mächlich als dünner weißer Film über
den Teig. Kräftige Frauenhände, mit
Mehl überzogen, packen den Teig, kne-
ten ihn durch und formen ihn zu einem
runden Klumpen, der in einem Bad aus
Sesamkörner gewendet wird, bevor er
in einer rechteckigen Backform landet.
Es riecht nach Teig, frisch gebackenem
Brot, nach Kindheit – längst vergessene
Zeiten, in denen Bäckereien noch Brot
verkauften, das in der Backstube hin-
term Laden frisch gebacken wurde.
der Bio-Vollkornbäckerei Mehlwurm in
der Pannierstraße in Berlin Neukölln
und schon wenig später steckten ihre
Hände wieder im Teig. Der Traditions-
betrieb ist eine der letzten Bäckereien,
in der das Handwerk noch lebt.
Steinmühlen mahlen das GetreideIn der Backstube sieht es so aus, als
wäre die Zeit stehen geblieben. Der
Brotschieber lehnt am Ofen, Brotkörbe
stapeln sich in den Regalen, das Zif-
fernblatt der von Rost angeknabber-
ten grünen Eisenwaage, die an die
Tante-Emma-Läden der 1980er Jahre
erinnert, ist längst vergilbt. In einem
kleinen Kellerraum der Bäckerei ste-
hen zwei Steinmühlen, akkustisch ab-
gedämmt, die eine mahlt Roggen-, die
andere Weizenmehl. Bis vor einem Jahr
Jedes Brot sieht
anders aus —
und die Kunden
lieben es.
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Zu Beginn war es ein Schlaraffenland uch Gerd Hartnacks Herz hängt seit
über 25 Jahren an der Bio-Vollkornbä-
ckerei, die im Sommer 1982 eröff net
wurde. Damals entschieden sich sie-
ben Menschen – von der Bürokauf-
frau über den Studienabbrecher bis
hin zur Optikermeisterin – den klei-
nen Laden samt Bäckerei zu eröff nen.
Sie machten Praktika bei anderen Bä-
ckereien und motivierten einen Bäcker-
meister als Gründer miteinzusteigen.
Er brachte schlussendlich die hand-
werklichen Fähigkeiten mit. Doch was
treibt Menschen dazu an, eine Bäcke-
rei zu eröff nen? „Sie wollten etwas mit
ihren Händen machen, etwas Sinnvol-
les erschaff en, was wirklich gebraucht
wird“, sagt Gerd Hartnack, der vier
Jahre später aus der gleichen Motiva-
tion zur Gruppe dazustieß. Zunächst
buken sie vor allem Brot. Die Angebot-
spalette war klein, die Nachfrage groß.
„Die Hausbesetzerszene war in diesem
Teil der Stadt sehr aktiv – und sie woll-
ten Bio-Vollkorn-Produkte.“ Damals wa-
ren Bio-Läden noch eine Rarität, von
den wenigen, die es gab, bezogen viele
ihr Brot in der Pannierstraße, fuhren
mit ihren Lieferwagen vor und holten
das Brot körbeweise aus der Bäckerei.
„Das war für uns Produzenten damals
noch ein Schlaraff enland.“
14OrtsterminBioboom
wurde das Getreide direkt vom Bauern
bezogen, heute kommt es von der Bohl-
sener Mühle in der Lüneburger Heide.
Gerade bäckt Jacqueline Börschel zu-
sammen mit drei Kollegen Sesambrote,
sechzig Prozent Roggenmehl, vierzig
Prozent Weizen. Das frisch gemahlene
Mehl nimmt seinen Weg über Rohre und
einen Mehlschlauch in den Teigkneter.
Um die wertvollen Inhaltsstoff e zu er-
halten, wird es sofort weiterverarbei-
tet. Die Bäckermeisterin beugt sich tief
über einen zweiten Kessel, der bereits
fertig gekneteten Teig enthält, greift mit
beiden Händen hinein, hebt einen Teig-
klumpen heraus und legt ihn auf eine
weiße Handwaage. 1.140 Gramm sol-
len es sein. Jacqueline Börschel kneift
die Augen zusammen, zupft zwei kleine
Fetzen vom Teig, dann wirft sie ihn zu
ihrem Kollegen rüber, der ihn formt.
Der Backverlust, also der Gewichtsun-
terschied zwischen dem Laib vor und
nach dem Backen, lässt daraus nach 45
Minuten im Ofen ein stattliches 1.000
Gramm Brot werden. Die Temperatu-
ren in der Backstube sind schweißtrei-
bend, die Arbeit mit dem schweren Teig
und den voll beladenen Backblechen
ist kräftezehrend. Jacqueline Börschel
steht vier Tage die Woche in der Back-
stube, knetet, formt und bäckt Brote
und Brötchen, eine körperlich anstren-
gende Arbeit. Trotzdem möchte sie die
Um die wertvollen Inhalts-stoffe zu erhalten, wird das Mehl sofort weiterver-arbeitet.
Arbeit im Mehlwurm nicht missen. „Die
Arbeit an den Nagel zu hängen brächte
ich nicht über das Herz.“
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kornprodukten liegen in den Auslagen
der Bäckerei mittlerweile auch Schrip-
pen, Franzbrötchen und Croissants.
Zudem stellten die Bäcker das gesamte
Kuchensortiment von Weizen- auf Din-
kelbasis um – das „Urgetreide“ gilt vie-
len Kunden als besser verträglich als
Weizen und erfreut sich wachsender
Beliebtheit. Ein weiterer Trend seien
momentan vegane Lebensmittel. „Wir
müssen abwarten, ob es eine Modeer-
scheinung ist oder sich durchsetzt“, sagt
Gerd Hartnack, „im Augenblick ist es ein
steigendes Segment, jeden Tag kommen
Kunden in den Laden und fragen nach
veganen Backwaren.“
Drei Filialen – mehr geht nichtUnd der Kunde ist im Mehlwurm König,
früher wie heute, auch wenn sich das
Aussehen, Alter und der soziale Hinter-
grund der Kundschaft gewandelt hat.
„Früher kam vor allem die alternative
Szene in unser Geschäft, einen Mann
mit Schlips und Krawatte haben wir sel-
ten gesehen. Heute gehört der gesamte
Querschnitt der Gesellschaft zu unseren
Kunden.“ Die Nachfrage nach Bio-Pro-
dukten, die in alter Handwerkstradition
gebacken werden, ist groß. Bereits 1998
hat der Mehlwurm eine Zweigstelle in
Kreuzberg eröff net, „aus der Not he-
raus“, erinnert sich Gerd Hartnack,
„unser bester Abnehmer wollte sein Ge-
schäft schließen, aber ohne ihn wären
wir aufgeschmissen gewesen.“ So ent-
schied sich das Kollektiv das Geschäft
Handwerk statt Fertigmischungeute ist die Konkurrenz größer, Bio-
Supermärkte sprießen überall in der
Stadt, sie kaufen ihre Waren bei großen
Bäckereien und können die Produkte
günstig anbieten. „Es gab eine Zeit, da
haben wir auch überlegt, eine Halle an-
zumieten und im größeren Stil zu ba-
cken“, doch das Kollektiv entschied
sich dagegen. „Wir waren, sind und blei-
ben ein Handwerksbetrieb, das zeichnet
uns aus, das ist die Nische, in der wir
uns hervortun können.“ Nicht umsonst
steht draußen an der handbeschriebe-
nen Tafel neben der Tür „Hier lebt das
Handwerk“. Doch auch im Mehlwurm
hat sich das Angebot im Laufe der Zei-
ten gewandelt, wurden neue Produkte
ins Sortiment genommen. Neben Voll-
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der gesamte
Quer-schnitt der
Gesell-schaft
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16 OrtsterminBioboom
zu übernehmen und in Eigenregie zu
führen. Im Jahr 2003 kam ein dritter
Laden in Moabit hinzu. Heute belie-
fert die Bäckerei neben ihren eigenen
Geschäften kleinere Bio-Läden in Ber-
lin und besucht mit dem „Mehlwurm-
Mobil“ jeden Samstag einen Wochen-
markt in Friedrichshain. Mittlerweile
ist die Backstube am Maximum ihrer
Kapazitäten angekommen – viel mehr
geht nicht. Die Kombination aus hand-
werklicher Produktion und alternativen
Betriebsstrukturen stößt an natürliche
Grenzen.
„Wir führen das Unternehmen gemein-
schaftlich“, sagt Gerd Hartnack. Doch
nicht jeder Beschäftigte sei heutzu-
tage noch Miteigentümer der Firma.
„Am Anfang trieb uns der Kollektivge-
danke um, es sollte keine Hierarchien ge-
ben, für jeden das gleiche Geld und glei-
che Arbeitszeiten“, erinnert sich Gerd
Hartnack, „beim Einheitslohn sind wir
geblieben, allerdings muss heutzutage
nicht mehr jeder in die Gesellschaft ein-
treten, um bei uns beschäftigt zu sein.“
Im Moment arbeiten im Mehlwurm-
Team 28 Menschen, neun davon als
Teil der Gesellschaft, die den Be-
trieb führt, die anderen als
Angestellte.
Keine Chemie, alles BioSo wie Phi lipp
Prüfert, 33, der
als Aushilfe in
der Bäckerei
beschäftigt ist.
Mit seiner wei-
ßen Kappe, der
schwarz-weiß ka-
rierten Hose und
der weißen Schürze
sieht er aus wie ein Bilder-
buch-Bäcker. Mit seinen Hän-
den formt er parallel zwei Teigklumpen
zu Broten, so schnell, dass das mensch-
liche Auge kaum mitkommt. Vorher hat
er in einer konventionellen Bäckerei ge-
arbeitet, seit September letzten Jahres
ist er im Mehlwurm angestellt. „Der Un-
terschied zwischen den beiden Bäcke-
reien ist enorm. In unseren Produkten
gibt es keine Chemie, alles ist bio. Vorher
habe ich beispielsweise für Puddingteil-
chen Kaltcreme mit Wasser angerührt,
das hatte mit Pudding nichts mehr zu
tun.“ Halbfertigprodukte oder künst-
liche Backhilfsmittel werden in dem
zertifi zierten Bio-Betrieb gar nicht ver-
wendet, alle Zutaten stammen aus öko-
logischem Anbau.
Faire Preise und ein gutes GefühlIn seinem Kiez ist der Mehlwurm eine
Institution. „Viele Kunden sind seit
Jahren oder Jahrzehnten Stammkun-
den“, sagt Gerd Hartnack, der mitt-
lerweile kaum noch in der Backstube
Die Kombination aus handwerk licher Produktion und alternativen Betriebsstrukturen stößt an
natür liche Grenzen.
17bioboom.de
gen Ungeziefer, die Marketingexperten
erschaudern lässt, wird verstärkt von
einem fröhlichen blauen Wurm, der
vom Bäckereifenster lacht. Gerd Hart-
nack lacht ebenfalls. „Ich bin mit dem
Namen nicht glücklich, aber er wurde zu
Beginn gemeinschaftlich beschlossen.“
Heute kenne eben jeder das Geschäft
unter diesem Namen. „Damals sahen
die Gründer sich selber als Mehlwürmer,
die den Teig mit den Händen beackern.“
Irgendwie doch naheliegend. Und ne-
ben ihrer Liebe zu Mehlen und Back-
waren haben die Neuköllner Bäcker
noch eine Gemeinsamkeit mit Mehl-
würmern, ihre Nachtaktivität. Und so
wird auch morgen früh, noch bevor die
Sonne aufgeht, der Geruch von frisch-
gebackenem Brot durch die Pannier-
straße wehen. /oei
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baguette
genussknusprig frischer
DE-ÖKO-001
bäckt, sondern lieber die Verwaltungs-
aufgaben erledigt oder hinter der Ver-
kaufstheke steht. Eine Frau mittleren
Alters mit blonden Locken betritt den
Laden, durch ihre Brille begutachtet
sie das Sortiment. Eine Stammkundin,
die seit zwanzig Jahren in den Mehl-
wurm kommt. „Ich habe ein gutes Ge-
fühl, wenn ich hier einkaufe und fi nde es
beeindruckend, was die Menschen hier
in Eigenregie aufgebaut haben“, sagt sie
und kauft ein Sesambrot. Kostenpunkt:
3,30 €. Die Preise im Mehlwurm sind
durchaus günstig, eine Schrippe kostet
40 Cent, ein Croissant 1,30 €, ein Rog-
genbrot 3 €. „Wir befi nden uns in un-
serer Nische im unteren Preissegment“,
sagt Gerd Hartnack. Das sei nicht zu-
letzt dem Standort geschuldet: Neu-
kölln ist ein alter Arbeiterbezirk, der
heute als sozialer Brennpunkt gilt, viele
Familien müssen mit wenig Geld haus-
halten, dafür sind die Mieten auch we-
sentlich günstiger als in anderen Tei-
len der Stadt.
Die ›Mehlwürmer‹ beackern den TeigEine letzte Frage bleibt an diesem Tag:
Wieso eigentlich ausgerechnet „Mehl-
wurm“? Die Assoziation mit dem lästi-Fo
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VOM EINKOCHEN,
DÖRREN,
RÄUCHERN
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Der preiswerteLuxus
BUCHTIPP
inst war es eiserne Notwendigkeit: Ent-
weder Vorräte anlegen oder hungern.
Der Wohlstand und der Aufstieg der Le-
bensmittelindustrie ab Mitte des letzten
Jahrhunderts führten zum Niedergang
der Vorratskultur. Schließlich waren –
und sind – Marmelade und Gewürzgur-
ken, Räucherfi sch und Trockenpfl au-
men jederzeit billig im Supermarkt zu
haben. Heute erlebt das „Selberma-
chen“ eine Renaissance: Als erdendes
Gegengewicht zu einem digitalen Zu-
viel, aus Freude am individuellen Ge-
schmack und handwerklichen Tun,
weil man ganz genau weiß, was drin
ist und natürlich auch, weil die Men-
gen an Obst und Gemüse, die durch
den allgegenwärtigen Trend zum urba-
nen und sonstigen Gärtnern anfallen,
auch verarbeitet werden wollen. Und
hier kommt Herr Gans in Spiel. Der ver-
öff entlichte nämlich bereits im Jahre
2000 ein umfassendes Handbuch zum
Thema „Konservieren rund ums Jahr“.
In dessen Einleitung preist er die Kon-
servierung „als eine ,Alchemie' zur
Wiedererlangung kochtechnischer Au-
tonomie in der Küche und gleichzeitig
als ein Stück Lifestyle“ und war damit
seiner Zeit weit voraus. Dem Anaconda-
Verlag gebührt das Verdienst, das Buch
nun in einer preiswerten Lizenzausgabe
neu aufgelegt zu haben. Es entpuppt
sich als Lehrbuch und wahre Gold-
mine für alle, die sich für das natürli-
che, hausgemachte Haltbarmachen von
Lebensmitteln interessieren: Hier wird
nicht nur detailliert erklärt, wie man
Marmelade kocht, Gemüse milchsauer
einlegt, wie man Fisch räuchert, Ap-
rikosen trocknet und sogar Wurst sel-
ber herstellt, sondern auch erläutert,
warum das alles so funktioniert. Jede
Menge historische Anekdoten, Rezepte
und Tipps runden das Buch ab. Davon,
dass Layout und Bilder heute doch ein
bisschen altbacken wirken, sollten
sich Interessenten angesichts von so-
viel praktischem Nutzen auf keinen Fall
abschrecken lassen.
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MITMACHEN UND GEWINNENBioboom verlost fünf Mal das Koch-
buch ›Konservieren rund ums Jahr‹.
Schicken Sie bis zum 31.10.2013 eine
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falls ausgeschlossen ist die Teilnahme über Dritte,
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Heinz K. Gans
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Garten oder günstigen Angeboten auf
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fach herzustellenden Salat im Glas.‹
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1 Stück Meerrettich, 2 cm
¼ Liter Rotweinessig 100 g Zucker
1 TL Dillsamen 1 EL helle Senfkörner
Gurken, Zwiebeln, Möhren und Meer-
rettich schälen. Gurken und Zwiebeln
in Scheiben schneiden, einsalzen, mi-
schen und zwei Stunden ruhen lassen.
Möhren und Meerrettich in Scheiben
schneiden. Das Gemüse in vorberei-
tete Gläser schichten. Rotweinessig
mit Wasser auf ½ Liter auffüllen, Zu-
cker, Dillsamen und Senfkörner zuge-
ben und aufkochen. Abschmecken. Die
Einlage damit so begießen, dass die
Flüssigkeit daumenbreit über dem Ge-
müse steht. Bei 80 °C 30 Minuten pas-
teurisieren. So halten die Gurken etwa
sechs Monate. Um sie zum Salat an-
zumachen, braucht man etwas Oliven-
oder Traubenkernöl und Rotweinessig.
Durchmischen und vor dem Servieren
noch etwa eine Stunde ziehen lassen.
Rezept
bioboom.de 19
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Bioboom 20Kochen
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Hugh Fearnley-Whittingstall
Täglich vegetarisch Die schönsten Rezept
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416 Seiten, gebunden
AT-Verlag, 24,90 € (D)
Grünzeug, Gewürze undGrundsätze
BUCHTIPP
ugh Fearnley-Whittingstall ist eine Ins-
titution der britischen (TV-)Kochszene,
in der er sich charmant für biologische,
saisonale und regionale, nachhal-
tig produzierte Lebensmittel einsetzt.
Mit „Everyday veg“, was sowohl „täg-
lich Gemüse“ als auch „täglich vegeta-
risch“ heißen kann, legt Whittingstall
nun ein vegetarisches, genauer ge-
sagt ein Gemüsekochbuch vor. Auf sei-
nem Weg zur vegetarischen Küche teilt
der nacb ejgenen Worten „berüchtigte
Fleischesser“ mit Leserinnen und Le-
sern Erkenntnisse wie: „Die Gemüse-
küche ist demokratischer… das tyranni-
sche Stück Fleisch herrscht nicht länger
über den Teller“. Lassen sie sich von
dem langweiligen und austauschba-
ren deutschen Titel nicht abschrecken
(wie viele Kochbücher mit den Worten
„täglich“ und „die schönsten Rezepte“
haben Sie schon im Regal? Bei uns sind
es etliche!): Dieses Kochbuch ist span-
nend, schön gestaltet und anregend ge-
schrieben. Es ist geeignet die tägliche
Gemüsepraxis in der Küche nachhal-
tig zu verbessern, und zwar unabhän-
gig davon, ob Sie gelegentlich Fleisch
und Fisch essen, vegetarisch oder ve-
gan leben (übrigens: Zirka ein Drittel
der Rezepte sind vegan, viele weitere
problemlos umbaubar).
Die Rezepte bieten eine enorme Viel-
falt, vom Kohlrabi Carpaccio bis zur
Rote Bete Tarte Tatin, von der Brunchet
bis zum Curry. Besonders gut gefallen
hat uns der kreative Einsatz verschie-
denster Gewürze und Kräuter!
Täglich vegetarisch Die schönsten Rezept
aus dem River Cottageaus dem River Cottage
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FÜR 4 PERSONEN
Kräuter-Erdnuss-Nudel-Salat
75 g rohe oder geröstete Erdnüsse (ohne Salz)
200 g feine Eiernudeln oder Thai-Reisnudeln
150 g grüne Bohnen oder Zuckerschoten
oder beides gemischt
½ Gurke
6 Frühlingszwiebeln, geputzt
ca. 12 Blätter Basilikum (am besten Thai-Basilikum)
grob zerpflückt
1 kl. Bund Minze, grob gehackt
1 kl. Bund Koriander, grob gehackt (nach Wunsch)
Für das Dressing
1 EL Reisessig 1 Limette oder ½ Zitrone,
abgeriebene Schale und Saft
½ –1 kleine rote Chili, fein gehackt
1 Knoblauchzehe, fein gehackt
1 TL Demerarazucker (weicher brauner Zucker)
1 TL dunkles Sesamöl ½ TL Sojasauce
1. Rohe Erdnüsse auf einem Blech im Ofen bei 180 °C 8–10
Minuten goldbraun rösten. Abkühlen lassen, dann leicht
quetschen, um sie aufzubrechen.
2. Für das Dressing alle Zutaten verrühren.
3. Die Nudeln nach Packungsanleitung kochen. Abgießen,
unter kaltem Wasser abspülen, gut abtropfen lassen, un-
ter das Dressing mischen und vollständig abkühlen lassen.
4. Die Bohnen oder Zuckerschoten in einem Topf mit leicht
gesalzenem Wasser gerade bissfest kochen (Bohnen 2–5
Minuten, Zuckerschoten 2–3 Minuten). Abgießen, in kaltem
Wasser abschrecken und gut abtropfen lassen.
5. Die Gurke der Länge nach halbieren und in dünne Schei-
ben schneiden. Die Frühlingszwiebeln schräg in feine Schei-
ben schneiden. Die abgekühlten Nudeln mit Erdnüssen,
Gurke, Frühlingszwiebeln, Bohnen bzw. Zuckerschoten und
Kräutern mischen. Dazu extra Sojasauce reichen, so dass
sich jeder selbst bedienen kann.
Rezept
USA bereits größter Beliebtheit er-
freut. Dr. Antonio Martins bringt den
Coco Juice in bester Bio-Qualität nach
Deutschland. Damit er fast so frisch
und authentisch schmeckt, wie an
den Stränden Brasiliens, wird er be-
sonders schonend und ohne Zugabe
von Konservierungsstoffen oder Zu-
cker abgefüllt – pur, oder je nach Sorte
mit Grüntee-Extrakt und/oder natürli-
chem Aroma aus der namensgeben-
den Frucht verfeinert. Praktisch: Die
neue PET-Flasche, die in jede Tasche
passt und dabei jeweils den Saft einer
ganzen Kokosnuss enthält!
dr-martins.info
Würzig (r)eingelegtWas für unsere Großmüt-
ter selbstverständlich war,
nämlich selber Vorräte ein-
zulegen, das entdecken wir
jetzt neu. Und Einmachen ist
gar nicht so schwierig: Als Hel-
fer für fein abgestimmte Würze bietet
sich das Einlegegewürz von Sonnen-
tor an. Die Kombination aus klassi-
schen Einlegegewürzen wie grünem,
weißen, schwarzen und rosa Pfeffer,
Dill, gelben Senfkörnern, Ingwer, Pi-
ment, Fenchel und Koriander eig-
net sich bestens für die klassischen
›sauren Gurken‹, gibt aber auch Zuc-
chini, Blumenkohl, Paprika, Bohnen
und sonstigen Gemüseschätzchen die
richtige Würze. Ideal, wenn der Garten
überquillt oder das Gemüse auf dem
Markt in Hülle und Fülle lockt. Übri-
gens: Rezepttipps finden Sie auf der
Sonnentor-Website.
sonnentor.com
Absolute Mehrheit für KakaoDunkle Schokolade liegt im Trend.
Viele Genießerinnen und Genießer ver-
gleichen ihre fein-bittere Aromenfülle
mit der eines guten Weines. Mit ›Feine
Bitter 92%‹ stellt Vivani nun die ultima-
tive dunkle Schokolade vor: Die ›Neue‹
mit einem Anteil von 92% bestem Bio
Panama-Kakao ist noch einmal deut-
lich ›kakaoiger‹ als der Vivani-Best-
seller ›Feine Bitter 85 %‹ – mehr Kakao
in einer Tafel geht wohl kaum. Stolz
sind die Schoko-Macher vor allem da-
rauf, dass die ›92er‹ trotzdem so schön
▾ Edler Weisser Flower Power
von ÖMA
Flower PowerDer ›Edle Weisse Flower Power‹ von
ÖMA ist das neue Blumenkind im Bio-
Käseregal. Wie einst die blumenge-
schmückten Hippies auf den Straßen
San Franciscos so ist auch diese Brie-
Spezialität eine auffallende Erschei-
nung. Die farbenfrohe Blütenmischung
mit Ringelblume, Kornblume, Rosen-
blüten, Hibiskus, Veilchen, Schafgarbe
und Holunder bietet aber nicht nur Ge-
nuss fürs Auge, das ja bekanntlich mit-
isst. Sie sorgt – gepaart mit der Würze
mediterraner Kräuter – auch für eine
pikant-aromatische Note in dem an-
sonsten mild-cremigen Brie. Eine will-
kommene Abwechslung auf unseren
Käsetellern!
oema.de
Jung, grün, KokosWenig Kalorien, so gut wie kein Fett und
viele Mineralstoffe, deren Balance der
des menschlichen Bluts gleicht: Kokos-
saft ist ein ganz besonderer Saft. Kein
Wunder, dass die köstliche, durstlö-
schende und isotonische Flüssigkeit
aus dem Inneren junger, grüner Ko-
kosnüsse sich als In-Getränk in den
22Bioboom
Gut essennach—haltig
▴ Coco Juice von Dr. Antonio Martins pur,
Mango und Grüntee-Pfirsich
Gut essen
▴ Einlegegewürz
von Sonnentor
▴ Feine Bitter 92%
von Vivani
23bioboom.de
▸ Co2-neutrale
Säuglingsmilch-
nahrungen
von Holle
BUCHTIPP
zartschmelzend und cremig geworden
ist. Gesüßt wurde mit Kokosblütenzu-
cker, der für einen niedrigen glykämi-
schen Index sorgt und der Schokolade
gleichzeitig eine hauchfeine Karamell-
note verleiht. Bioboom-Tipp: Black is
beautiful – unbedingt probieren!
vivani.de
CO2-neutral von Anfang anDie Babys, die heute geboren wer-
den, müssen in der Zukunft leben,
die wir ihnen hinterlassen. Da ist es
nur konsequent, dass der Schweizer
Babynahrungsspezialist Holle seine
Demeter-Säuglingsmilchnahrungen
CO2-neutral gestellt hat: und zwar
über die gesamte Produktionskette
vom Milchbauern bis zur Anlieferung
beim Großhandel. Zur Kompensation
der Emissionen unterstützt Holle das
biodynamische Kompostprojekt von
SOIL & MORE auf der Sekem-Farm in
Ägypten. Unter dem Motto ›Boden gut
machen‹ werden durch dieses Enga-
gement 350.000 Quadratmeter Wüste
urbar und für die Bio-Landwirtschaft
nutzbar gemacht. Übrigens: Die erste
Holle-Kindernahrung wurde bereits
Mitte der 1930er Jahre entwickelt.
Schon damals waren anthroposo-
phisch orientierte Ernährungslehre
und biodynamische Qualität die bei-
den entscheidenden Säulen der Phi-
losophie des Unternehmens, das in
diesem Jahr seinen achtzigsten Ge-
burtstag feiert.
holle.ch
Wiederentdeckung für SelberbäckerDas Geheimnis richtig guten Brotes,
das köstlich duftet, richtig gut schmeckt
und lange frisch bleibt? Echter Sauer-
teig. Nicht der aus dem Tütchen, son-
dern der, den Sie wirklich über Tage
selbst herangezüchtet und liebevoll
gepflegt haben. Eigentlich kein Wun-
der, dass selbst Bäcker heute nur noch
selten mit diesem kulinarischen Kul-
turgut der Menschheit arbeiten. Oder?
So schwierig ist es gar nicht, sagt Mar-
tin Stöt-Poldt von Isaak Naturkost und
liefert ausführliche Anleitungen vom
Start über Hintergrundinfos bis hin zu
Rezepten und Problemlösungen. Übri-
gens: Wer sich vor der Investition in das
Buch erstmal vorsichtig an das Thema
herantasten möchte, dem sei der Be-
such der Website www.der-sauerteig.
de angeraten. Dort finden sich zahlrei-
che Anleitungen, Tipps und Rezepte.
Martin Pöt-Stoldt
Der Sauerteig – das unbekannte Wesen179 Seiten, Spiralbindung
Edition Octopus, 21,90 € (D)
Bioboom 24Gut leben
nach—haltig Gut leben
Pflege, die man sehen kannKlein, aber oho: Das sind die Hydro-
Gesichtsölkapseln Neroli Cassis von
Primavera. In jeder von ihnen steckt
eine intensiv pflegende, regenerie-
rende und leicht tönende Kombina-
tion aus Bio-Avocadoöl, -Nachtker-
zenöl, -Buritiöl und Cassissamenöl.
Sie verleiht der Haut einen gesunden,
strahlenden Teint, der aussieht, wie
von der Sonne geküsst.
Ideal für alle, die ihre Sommerbräune
möglichst lange erhalten und gleich-
zeitig ihrer Haut intensiv etwas Gutes
tun wollen.
Balsam für Körper und SeeleMit den Duschbalsamen von Dr.
Hauschka wird die tägliche Dusche
zum sinnlichen Vergnügen. Vier sorg-
sam komponierte natürliche Duftno-
ten sorgen dafür, dass auch die Seele
auf ihre Kosten kommt – ganz nach
Persönlichkeit, Stimmung und Tages-
zeit. So könnte der prickelnd-frische
Zitronen-Lemongrass-Duft für einen
frischen Start in den Morgen zuständig
sein, die femininen Duftkompositionen
Mandel und Rosen für einen gelunge-
nen Beginn des Feierabends sorgen
oder Lavendel Sandelholz sich für
die Gute-Nacht-Dusche empfehlen.
Schützender Quittensamenauszug,
milde pflanzliche Tenside für cremi-
gen Schaum und ein hoher Anteil pfle-
gender pflanzlicher Öle sorgen dafür,
dass sich die Haut nach dem Duschen
nicht nur sauber, sondern rundum ge-
pflegt anfühlt.
Das macht Dr. Hauschka Duschbal-
sam auch zur idealen Lösung für alle,
die nicht immer Zeit und Lust haben,
sich einzucremen.
dr.hauschka.com
▾ Hydro Gesichtsölkapseln Neroli
Cassis von Primavera
▸ Duschbalsame
von Dr. Hauschka
Vom Laternenpfahl auf den FußbodenDass in der Stadt Bielefeld die alten
›Pilzleuchten‹ Stück für Stück gegen
LED-Leuchten ausgetauscht wer-
den, ist unter dem Gesichtspunkt des
Energiesparens sicherlich zu begrü-
ßen. Aber: ›Schade drum‹, befanden
die Designer Oliver Bahr und Bastian
Demmer, retteten die stadtbildprä-
genden Gebilde vor dem Mülleimer
und bauten sie zu beleuchteten Sitz-
hockern um.
Über tausend der kultigen Sitzmö-
bel haben sie seither verkauft. Nicht
nur in Bielefeld, auch in Hamburg und
Düsseldorf stehen inzwischen die so
genannten Statthocker; sogar in Bel-
gien fanden sich bereits Abnehmer.
2013 wurde das originelle Möbel mit
dem IF-Design-Award ausgezeichnet.
Der Statthocker ist in unterschied-
lichsten Farb- und Materialvarianten
erhältlich und kann per Versand be-
stellt oder an ›Hockertagen‹ abgeholt
werden.
statthocker.de
▴ Statthocker von Bastian Demmer
und Gerhard Spieker
primaveralife.com
Veganes Werkzeug für den perfekten LookProfi-Stylisten wissen: Für Top-Resul-
tate braucht es spitzenmäßige Pro-
dukte – und wenn es um das Make-up
geht, zählen dazu nicht nur Puder, Lid-
schatten & Co. Mindestens genauso
wichtig ist das Werkzeug. Mit billigen
Pinseln, deren Spitzen ausgefasert
sind und die unter Haarausfall leiden,
lässt sich wohl kaum ein glamouröser
Look erzielen.
Leider werden viele der Pinsel, die
gehobenen Ansprüchen standhalten,
immer noch aus Tierhaar hergestellt.
Das muss nicht sein, wie die Make-up
Pinsel von Benecos beweisen: Hoch-
wertige synthetische Torayfasern sor-
gen hier für optimale Farbaufnahme
und -abgabe. Die superfeinen Haare
sind an der Spitze abgerundet und
fühlen sich wunderbar weich auf der
Haut an. Der Stiel besteht aus schnell
nachwachsendem Bambus aus zer-
tifiziertem Anbau, die Zwinge
aus recycelbarem Alumi-
nium. Eine tolle Alternative,
nicht nur für Veganerinnen
und Tierhaarallergikerin-
nen! Liebling der Redak-
tion: Der puschelige Puder-
pinsel, ideal zur Anwendung
mit dem Benecos Mineral Powder.
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Duftfacetten für PersönlichkeitenZertifizierte Naturparfums sind im-
mer noch eine Rarität. Um so erfreu-
licher, wenn Neuentdeckungen zu er-
schnuppern sind: Zum Beispiel die
fünf Düfte umfassende Serie MYTAO®
aus der Natur Duft Manufaktur Tao-
asis. Sie überzeugt mit natürlichen,
▴ veganer Puderpinsel von Benecos
25Gut lebenbioboom.de
Extra für die WäscheDuftende, kuschelig weiche Wäsche –
auch wer auf ökologische Waschmit-
tel setzt, muss darauf nicht verzichten.
Die Wäsche Duft- und Pflegespülung
von Sodasan verleiht Handtüchern,
T-Shirts & Co das gewisse Etwas: Für
einen dezent frischen Duft sorgen
ätherische Öle, unter anderem aus La-
vendel, Rose, Magnolie und Geranium.
Bio-Aloe vera und Sojalecithin spen-
den hautsympathische Pflege. Anders
als konventionelle Weichspüler zieht
die Duft- und Pflegespülung nicht auf
die Fasern auf. Die angenehmen Tra-
geeigenschaften von Naturfasern, At-
mungsaktivität und Feuchtigkeitsauf-
nahmevermögen bleiben erhalten.
Geeignet für die gesamte Wäsche und
alle Faserarten – einfach in das Weich-
spülerfach der Waschmaschine füllen.
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▸ Wäsche Duft- und
Pflegespülung von Sodasan
klaren Duftkompositionen und ist kon-
sequent frei von synthetischen und
naturidentischen Duftstoffen, die uns
im wahrsten Sinne des Wortes an der
Nase herumführen. Frisch, exotisch,
mediterran, zart und blumig über-
zeugen MYTAO® eins bis vier Natur-
duft-Freundinnen und mit dem wür-
zig-herben MYTAO® fünf ist auch ein
ausgesprochener Herrenduft dabei.
Die MYTAO®-Düfte sind zertifizierte
Naturkosmetik gemäß NaTrue und
Cosmos organic sowie vegan. So ele-
gant kann Kompromisslosigkeit sein!
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▸ My Tao Nr. 1–5
von Taoasis
Viele Öle, die wir in der Küche als kulina-
rische und gesunde Bereicherung schät-
zen, sind auch für die Haut eine Wohl-
tat: Argan, Kokos, Avocado, Aprikose,
Sesam, Soja, Weizenkeim, Mandel, um
nur einige zu nennen. Ernährungsex-
perten wissen, dass hochwertige Spei-
seöle oder bestimmte Öle wie Lein- oder
Hanföl auch als Nahrungsergänzungen
das Hautbild positiv beeinfl ussen kön-
nen. Aber nicht nur von innen, auch von
außen sorgen Pfl anzenöle für schöne
und gepfl egte Haut.
Zauberwort nativ Aber natürlich nicht irgendwelche: Na-
tiv, also bei möglichst niedrigen Tem-
peraturen gepresst, sollten die Pfl e-
geschätzchen sein. Nicht hocherhitzt,
desodoriert, raffi niert oder ähnlich ra-
biaten Verfahren unterzogen worden
sein. Und natürlich am liebsten aus Bio-
Anbau stammen. Nur dann können wir
all das Gute, das in ihnen steckt haut-
nah erleben: Gesättigte und vor allem
ungesättigte Fettsäuren, Vitamine, An-
tioxidanzien und jede Menge der so ge-
nannten Fettbegleitstoff e. Im Grunde
ist ein Pfl anzenöl ein Wirkstoff cocktail
von mehreren hundert Inhaltsstoff en –
frei geliefert aus der Natur zum Wohle
der Haut und den künstlichen Kreati-
onen aus den Industrielabors in man-
cher Hinsicht überlegen.
Geballte Kraft und Lebensenergie Eigentlich kein Wunder: Denn pfl anz-
liche Öle werden aus Nüssen, Samen,
Kernen gewonnen – so bringen sie die
geballte Energie dessen, was zum Wer-
den von Neuem gebraucht wird. Anders
als Erdölderivate wie Paraffi ne oder Si-
likone liegen sie nicht einfach als Film
auf der Haut, sondern verbinden sich
mit dem hauteigenen Lipidfi lm und
stärken so die Hautbarriere.
Hauptrolle in der Naturkosmetik In der Naturkosmetik werden sie mit
Kräuterextrakten und ätherischen Ölen
zu fertigen Produkten wie Cremes und
Lotionen komponiert. Damit sich Öliges
und Wässriges zur perfekten Konsistenz
REINE PFLANZENÖLE
SIND DIE WOHL
URSPRÜNGLICHSTE
NATURKOSMETIK
DER WELT.
ERAHREN SIE, WAS
SIE KÖNNEN
UND WARUM SIE
SO GUT TUN.
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Pur ist in
Bioboom 26Kosmetik: Hautöle
baenschpurecare.deDie Naturkosmetikmarke der Ölmühle Solling
Natur puurr fürr meeiineee Haut. EEdlee ÖÖ lee unnnddd Exxttrakktte. KKeeinnn WWWWaasssseer. KKeinee EEEmmulgggaaatoorrreenn. KKKKeeeiinneee KKoonseerrvvieeerrrunngggsssstttoofffffeee..WWWeeniiggger gggeehhhtt nniiicchhhhttt. MMeeehhhr bbbrraauuchhhttt eeess nniichhtt.
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verbinden, braucht es allerdings auch
in der Naturpfl ege ein bisschen Hilfe
von Emulgatoren und anderen Zusatz-
stoff en. Dabei geht es auch ganz ohne
Drumherum: Pfl anzenöle werden seit
Jahrhunderten als pure Pfl ege für Ge-
sicht und Körper, Haut und Haar ein-
gesetzt.
Fettig glänzend muss nicht sein
Viele Naturkosmetik-Fans stehen den
reinen Ölen ein bisschen skeptisch ge-
oder Dekolleté usw. ein Spezialprodukt
zu verwenden. Kosmetik mit Pfl anzen-
ölen kann uns den Weg zu einer neuen
Einfachheit zeigen. Nehmen wir zum
Beispiel eine Flasche reines Mandelöl:
Es dient als Make-up Entferner, Pfl egeöl
fürs Gesicht – sehr gut zum Beispiel bei
empfi ndlicher Haut. Mit ein paar Trop-
fen ätherischem Öl angereichert wird es
zum Körper- oder Massageöl; mit Milch
oder Sahne verquirlt zum Badeöl. Und,
falls Sie gerade ein Kind im Windelal-
ter haben: Es eignet sich auch bestens
als Babyöl.
Kreativ pfl egen Natürlich geht es nicht darum, nur
noch eine Flasche Öl im Bad stehen
zu haben. Den meisten von uns macht
die Vielfalt von Düften und Konsisten-
zen abseits der reinen Nützlichkeit viel
zu viel Freude. Und mit pfl anzlichen
Ölen kann die Vielfalt sogar noch grö-
ßer werden: Mit ein paar Tropfen Arga-
nöl vermischt, wird eine „zu leichte“
Creme reichhaltiger, etwas Wildrosenöl
peppt die Körperlotion zu Anti-Aging
Bodypfl ege auf.
Naturkosmetische VielfaltOb edles Gesichtsöl (zum Beispiel von
Primavera), duftendes Körperöl (zum
Beispiel von Dr. Hauschka, Khadi oder
Weleda) ob sortenrein (Baensch pure
care, Mahlenbrey): Es lohnt sich, im
Naturkosmetikregal auf Entdeckungs-
reise zu gehen.
genüber: Wer möchte schon glitschig
in die Klamotten schlüpfen? Oder mit
fettglänzendem Gesicht herumlaufen?
Aber: Das muss nicht sein. Ob Körper-
oder Gesicht: Am besten werden Öle
sparsam und direkt nach der Reini-
gung aufgetragen – die Haut soll noch
ein bisschen feucht sein. Denn dann
bildet sich direkt beim Einmassieren
ohne jede Chemie eine ganz natürliche
Emulsion – das Öl kann schnell einzie-
hen und die Haut wird seidig gepfl egt.
Unkompliziert aber lichtscheu Da die wertvollen Inhaltsstoff e nativer
Pfl egeöle lichtempfi ndlich sind, emp-
fi ehlt es sich, angebrochene Flaschen
an einem dunklen Plätzchen aufzube-
wahren. Sie vertragen Zimmertempe-
ratur, möchten aber nach Anbruch zü-
gig aufgebraucht werden. Tipp : Halten
Sie das Gewinde der Flaschen sauber –
am besten nach jedem Gebrauch sau-
ber wischen.
Ein Öl, viele Möglichkeiten
Wir sind es gewohnt, für Körper und
Gesicht, Hände und Füße, Augenpartie
Kosmetik mit Pfl anzenölen kann uns den Weg zu einer neuen Einfachheit zeigen.
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bioboom.de 27
Kreativ pfl egenNatürlich geht es nicht darum nur
n Weg en
DASS ›BIO‹ IN DER BUNDESREPUBLIK EIN WIRTSCHAFTLICHER UND GESELLSCHAFTLICHER FAKTOR IST, MIT DEM
MAN RECHNEN MUSS, DAS LIEGT AN TAUSENDEN VON MENSCHEN, DIE SICH BERUFLICH UND PRIVAT FÜR DAS EN-
GAGIEREN, WAS IHNEN AM HERZEN LIEGT. SIE SIND NICHT UNBEDINGT BEKANNT, ABER INTERESSANT. BIOBOOM
STELLT SOLCHE MENSCHEN VOR.
Gespräch28
? Ihr Betrieb ist vor über zwanzig Jah-
ren aus dem Gedanken der Selbst-
versorgerlandwirtschaft entstanden.
Sie selber sind aber nicht als Heid-
schnuckenschäfer geboren, oder?
< Nein, ich bin Quereinsteiger, habe in
Hannover Architektur studiert, eben-
dort ein Buskollektiv mitbegründet,
lange in Berlin gelebt und bin durch
die Welt gereist. Dann bin ich der Liebe
wegen hier gelandet. Heidi, meine heu-
tige Frau, die ich aus dem Buskollektiv
kannte, hatte hier eine kleine Landwirt-
schaft. Am Anfang habe ich noch EDV-
Schulungen in Architekturbüros und so
was gemacht. Irgendwann dachte ich:
So ein Quatsch, wenn ich hier auf dem
Land lebe, dann will ich auch vom Land
leben. So fing ich an, mich mit den
Heidschnucken zu beschäftigen. Heute
haben wir immer noch einen Gemüse-
garten, Obstbäume und ein paar Hüh-
ner, aber wir sind keine Selbstversorger
im klassischen Sinne mehr. Dafür sind
wir gut vernetzt mit anderen Bio-Betrie-
ben, von denen wir dann zum Beispiel
Käse oder Kartoffeln bekommen.
? Sie könnten Ihr Fleisch wahrschein-
lich auch verkaufen, wenn Sie kein
Bio-Betrieb wären, auf Qualität und Fo
to:
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Stephan Hamann (60)
ist Bio-Heidschnuckenschäfer auf dem
Hof Schwarzes Moor in Buchholz bei
Balge bei Nienburg (Weser).
› Das ist mein Ding.‹
GESPRÄCH
mein Ding. Es gibt so viele Leute, die ar-
beiten elf Monate im Jahr, damit sie ei-
nen Monat das machen können, worauf
sie eigentlich Lust haben. Unser Leben
findet immer statt, nicht nur im Urlaub.
Wir brauchen keine Erholung davon,
obwohl es auch anstrengend sein kann
und natürlich auch nicht immer alles
toll ist: Zu einem guten Leben gehört
nicht immer mehr Kohle. Wir haben
von allem mehr als genug, wir brau-
chen nicht noch mehr. Das gibt eine
innere Zufriedenheit.
? Kann oder soll Ihr Betrieb eigentlich
wachsen?
< Abnehmer für unser Fleisch gibt es
genug, wir haben mehr Nachfrage, als
wir liefern können. Aber ich bin jetzt
sechzig, da spürt man schon mal die
schwere körperliche Arbeit. Deshalb
kümmere ich mich jetzt zunehmend um
die Vermarktung. Wir haben auch Ko-
operationen mit Schäfern bis nach Süd-
deutschland, die so arbeiten wie wir.
Was für uns hier in Niedersachsen ein
Problem ist: Das Land wird immer mehr
zur Energiegewinnung genutzt, Mais
bis zum Horizont. Das bedeutet auch:
Wir können, beziehungsweise wollen,
diese Pacht- oder Kaufpreise nicht mehr
bezahlen. Denken Sie nicht, das Land
hier von Bauer zu Bauer verkauft wird.
Heute geht das das Meiste an Makler be-
ziehungsweise Investmentfirmen. Aber
wir haben natürlich auch eigenes Land,
das kann uns keiner wegnehmen. Und
dort werden wir unseren Lebenstraum
mit unseren Freunden weiter leben.
Den Kampf für eine bessere Welt – was
immer man darunter versteht – muss
dann die nachkommende Generation
führen.
hofschwarzesmoor.deHier kann man auch
Urlaub machen!
29bioboom.de
Regionalität setzen. Aber Sie sind
ein zertifi zierter Bioland-Hof…
< …also: Qualität und Regionalität ist
für uns kein Widerspruch zu Bio. Im
Gegenteil, das gehört zusammen. Da-
her hat sich diese Frage – Bio ja oder
nein – nie gestellt. Das ist für uns ein-
fach eine Selbstverständlichkeit. Als
wir mit den Heidschnucken angefan-
gen haben, waren Fleisch und Wurst
im Bio-Laden noch eine Rarität. Dann
kamen BSE und die ganzen anderen
Fleischskandale: Seitdem haben wir
eine stetig wachsende Nachfrage.
? Im Moment erleben wir ja gerade
eine Abkehr vom Fleischkonsum.
Vegan ist der neue Mega-Trend,
auch in der Gastrono-
mie. Spüren Sie das?
< Nein. Bei unseren Kun-
denInnen geht vorrangig
nicht diese Szene essen.
Und dass es gesundheit-
lich und ökologisch un-
sinnig ist, täglich Rie-
senmengen Billigfleisch
zu vertilgen, versteht sich ja wohl von
selbst. Uns ging es immer um Qualität
und nicht um Quantität.
? Bei Ihnen auf dem Hof hat man so
ein bisschen das Gefühl, in eine an-
dere Zeit zurückversetzt zu sein.
< Ja, ich weiß. Wir mussten mal so ei-
nen Fragebogen zum Immobilienbe-
stand ausfüllen. Und da mussten wir
ankreuzen, ob wir ein WC haben. Ha-
ben wir nicht. Wir haben glücklicher-
weise unser Plumpsklo nach wie vor im
Stall. Da kam wirklich eine Frau vom
Landkreis, guckte sich das ungläubig
an und meinte: „Sie leben ja unter So-
zialhilfeniveau!“ Und da waren wir wie-
der bei der Frage: Was ist eigentlich Le-
bensqualität?
? Dabei haben Sie sich für einen Le-
bensstil entschieden, den die meis-
ten Menschen wohl als sehr an-
strengend und unkomfortabel
empfi nden würden. Was schätzen
Sie so daran?
< Wissen Sie, ich habe jede Menge Le-
benszeit im LKW oder Bus verbracht,
bin bis Iran und Irak gefahren, nach Af-
rika… Auch das war eine geile Zeit! Jetzt
findet mein Leben hier statt, das hier ist
Unser Leben fi ndet immer
statt, nicht nur im Urlaub.
Bioboom 30Mix
FLUTHILFE FÜR BIO-BETRIEBEEigentlich ist Aktualität das erste Ge-
bot für Medien. Hier machen wir
eine Ausnahme: Zwar sind die Pe-
gel des ›Jahrhunderthochwassers‹
des Frühsommers schon längst wie-
der auf Normalstand, das Thema aus
den Schlagzeilen verschwunden, für
die Betroffenen ist aber noch längst
keine Normalität eingekehrt. Deshalb
erinnern wir daran, dass auch viele
Bio-Betriebe vom Hochwasser betrof-
fen wurden und nach wie vor dringend
Unterstützung brauchen. Die Zukunfts-
stiftung Landwirtschaft, die GLS Bank
und die Bio-Anbauverbände Bioland,
Demeter, Naturland, Biokreis und Gäa
haben deshalb ein gemeinsames Spen-
denkonto eingerichtet:
Kontoinhaber:
Zukunftsstiftung Landwirtschaft
Kontonummer: 30 005 444
BLZ 430 609 67 bei der GLS Bank
Kennwort ›Fluthilfe‹
Hier können Sie online spenden:
zs-l.de
GROSSE GIFTSPRITZE INKLEINEN GÄRTEN Von wegen Naturgenuss im eigenen
Garten: Rund 500 Tonnen Pestizide
werden in Deutschland jährlich in pri-
vaten Gärten verteilt, wie der BUND
(Bund Umwelt- und Naturschutz
Deutschland) auf seiner Website be-
richtet. Darunter seien auch Breit-
band-Herbizide der Marke Round-up
des Gentech-Konzerns Monsanto, der
dem Hobbygärtner sogar eine eigene
Website (roundup-garten.de) wid-
met. Gegen den Gifteinsatz im Gar-
meldun–gen
ten spricht laut BUND nicht zuletzt,
dass hinter dem privaten Gartenzaun
keine behördliche Kontrolle statt-
finde. Schnell könne es beim Hobby-
gärtnern aus Unkenntnis oder nach
dem Motto ›viel hilft viel‹ zu Überdo-
sierungen kommen. Die werden nicht
nur dem Öko-System, sondern auch
für kleine Kinder und Haustiere ge-
fährlich – und sind natürlich auch für
ökologisch orientierte Nachbarn ein
Graus. ›Giftige Pestizide haben in un-
seren Gärten nichts zu suchen‹, stellt
der BUND fest und fordert strengere
Auflagen und Verbote.
bund.net
FAIRE ELEKTRONIK NOCH GANZ AM ANFANGFairer Kaffee, faire Baumwolle, faire
Gewürze, faire Kosmetik: Alles kein
Problem mehr. Anders sieht es im
Bereich Computer/Elektronik aus.
Immer wieder geraten Konzerne wie
Apple, Samsung, Nokia & Co. in die
Schlagzeilen. Mal sind es die Ar-
beitsbedingungen bei den Zu-
lieferern oder die Zustände
in der Produktion in Län-
dern wie China. Auch die
Rohstoffe, die zum Be-
spiel für unsere geliebten
Smartphones benötigt wer-
den, haben es in sich: Metalle
wie Zinn oder Cobalt können
aus Minen stammen, die von War-
lords beherrscht werden und fi nan-
zieren somit Bürgerkriege auf dem
afrikanischen Kontinent. Im Oktober
2013 sollen nun die ersten ›Fairpho-
nes‹ ausgeliefert werden, entwickelt
von einem niederländischen Mini-Un-
ternehmen mit Hilfe einer Stiftung.
Das Ziel: Mobiltelefone möglichst
ohne Ausbeutung von Personen und
mit möglichst geringem Schaden für
die Umwelt zu produzieren. Der deut-
sche Verein NagerIT widmet sich der
Herstellung fairer Computermäuse.
Beide Unternehmen kommunizieren
offen, dass auch ihre Produkte ledig-
lich erste Schritte sind, und noch nicht
komplett ›fair‹. Aber: Solange es keine
Alternative zu den ›unfairen‹ elektro-
nischen Geräten gäbe, würden die be-
stehenden Firmen wohl kaum grund-
legend etwas ändern.
fairphone.com
nager-it.de
30
r. Anders sieht es im
puter/Elektronik aus.
geraten Konzerne wie
ng, Nokia & Co. in die
Mal sind es die Ar-
gen bei den Zu-
die Zustände
tion in Län-
a. Auch die
zum Be-
re geliebten
benötigt wer-
n sich: Metalle
Cobalt können
fairphone.com
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BioboomMix
31Was Sie sagen
IMPRESSUMBioboom Heft 60 Herbst 2013
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HERAUSGEBERHarting +Tovar GmbH
Vordere Schöneworth 17a · 30167 Hannover
T 0511.16 15 920 · F 0511.16 15 925
REDAKTION Jeanine Tovar (V.I.S.D.P.) + Detlef Harting
REDAKTIONSANSCHRIFT
Vordere Schöneworth 17a · 30167 Hannover
MITARBEIT
Kristin Oeing
Jörg Oberwittler
VERTRIEB/LOGISTIK/ANZEIGENCarola Schröder
TITELBILD Oleksandr Melnyk | Dreamstime.com
GESTALTUNG Harting+Tovar GmbH
ERSCHEINUNGSWEISEBioboom erscheint 4 x jährlich
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BEZUG Bioboom gibt’s gratis in Bio-Läden,
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gung des Herausgebers.
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INSERENTENAronia Original Naturprodukte GmbH, Baensch pure
care/Ölmühle Solling GmbH, BauFritz GmbH & Co.
KG, herzberger bäckerei GmbH, Hornberger Le-
bensquell GmbH, ÖMA Beer GmbH, Pukka Herbs,
Sonnentor Kräuterhandels GmbH, Triodos Bank, VI-
TAM Hefe-Produkt GmbH.
ANBIETERAnaconda Verlag GmbH, AT Verlag, benecos – cos-
mondial GmbH & Co. KG, Brigitte Mahlenbrey GmbH,
Dr. Antonio Martins coco, Dr. Hauschka/WALA Heil-
mittel GmbH, EcoFinia GmbH/Vivani, Edition Octo-
pus/Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat OHG,
foodwatch e.V., Holle baby food GmbH, ÖMA Beer
GmbH, Primavera Life GmbH, Sodasan Wasch- und
Reinigungsmittel GmbH, Sonnentor Kräuterhandels
GmbH, Statthocker/Bastian Demmer +Gerhard
Spieker GbR, Taoasis GmbH, Verlagshaus Kiepen-
hauser & Witsch GmbH & Co.KG.
BEILEGERWaschbär/Triaz GmbH (in Teilauflage)
bioboom.de BIOBOOM ONLINE LESEN· RÜCKKEHR DES HANDWERKS
· GEWISSEN GEGEN GEIZ
· MIT TIER ODER OHNE?
· BIO – JETZT ERST RECHT
DAS MAGAZIN FÜR NACHHALTIGEN GENUSS IM INTERNET
Zu: Zwischen Geiz und Gewissen, Bioboom Sommer 2013 Danke für Ihr Titelthema. Diese The-
matik müsste überall und immer wie-
der auf die Titelseiten kommen. Denn
die Werbelügen der Industrie mit grü-
nen Wiesen, blauem Himmel und
glücklichen Tieren – die gibt es nicht.
Lediglich 2 % (!) des insgesamt ange-
botenen Fleisches stammt zum Bei-
spiel aus sogenannter Bio-Haltung
(wobei auch diese Haltung aus Sicht
der Tiere zu wünschen übrig lässt und
ebenfalls mit einem gewaltsamen Tod
endet). S. Landesberger, per E-Mail
Zu: Leben am Hähnchenhighway, Bioboom Sommer 2013 Schön, dass bei aller Parteilichkeit für
die Protestierenden deutlich wird, dass
Sagen Sie was: Wir freuen uns über Ihre Kommentare und Anregungen, die wir
gründlich und mit Interesse lesen, auch wenn wir sie leider nicht immer vollstän-
dig abdrucken können! Redaktion Bioboom, c/o Harting & Tovar GmbH, Vordere
Schöneworth 17a, 30167 Hannover, [email protected]
Die nächste Bioboom erscheint am 12. November 2013
das Leben in ländlichen Regionen, wo
Jobs knapp sind, weder einfach noch
idyllisch ist und Bio auch auf dem Dorfe
ganz weit weg sein kann.
N. Kopp, per E-Mail
Zu: Chancen für Bienen, Bioboom Sommer 2013
Dass die von Bayer, BASF und Syngenta
vertriebenen Pestizide eine Gefahr für
Bienen darstellen wurde jetzt endlich
auch auf EU-Ebene registriert – noch
wenig diskutiert sind die Ergebnisse
Schweizer Forscher, dass diese Ner-
vengifte die Bewegung und die Nah-
rungsaufnahme von Kleinkrebsen und
anderen Wasserbewohnern schädigen.
Ein weiteres Argument, diese Nerven-
gifte dauerhaft zu verbieten.
M. Schropp per E-Mail
Kl im
aneutra l gedruckt 707
65
F i r s t Cl imate
Was Sie sagen
Nachhaltig seit 1980.
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Test: Sichere ökologische GeldanlageKategorie: TagesgeldAusgabe 10/2012
1. Rang
Triodos Konto
eröffnen
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bewegen!