Bioboom 60

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Herbst 2013 | Gratis | bioboom.de überreicht durch: Das Magazin für nachhaltigen Genuss Rückkehr des Hand- werks Mehr Wertschätzung für Mensch und Ding Ortstermin Jedes Brot sieht anders aus Kochen selbstgemachte Vorräte Kochbücher gewinnen – Gemüseküche – Vorratswirtschaft

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Das Magazin für nachhaltigen Genuss

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Herbst 2013 | Gratis | bioboom.de

überreicht durch:

Das Magazin für nachhaltigen Genuss

Rückkehr des Hand-werks Mehr Wertschätzung für

Mensch und Ding

Ortstermin

Jedes Brot sieht anders aus

Kochen

selbstgemachte Vorräte

Kochbüchergewinnen– Gemüseküche

– Vorratswirtschaft

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www.greenpeace.de/helfenStoppt den Klimawandel, bevor er unsere Welt verändert.

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Einstiegvirtuell vs. real

Rückkehr des Handwerks Auf dem Weg zu einer neuen

Wertschätzung

Rückkehr des Handwerks

Individualität statt Massenware

Rückkehr des Handwerks Bio – die Wurzeln liegen im

Selbstgemachten

Ortstermin ›Jedes Brot sieht anders aus‹

Die Berliner Alternativ-Bäckerei Mehl-

wurm setzt auf traditionelles Arbeiten

Kochen

Der preiswerte Luxus

Vorräte selber machen

Kochbuch gewinnen!

KochenGrünzeug, Gewürze und Grundsätze

Ein kulinarisches Plädoyer für die

Gemüseküche

Kochbuch gewinnen!

Gut essen

Blumig/Würzig/CO2-neutral

Gut leben

Vegan/Recycelt/Duftig

Schön sein

Pur ist in: Reine Pfl anzenöle

Gespräch

›Das ist mein Ding‹

Interview mit Heidschnuckenschäfer

Stephan Hamann

Bioboom Mix– Fluthilfe für Bio-Bauern

– Giftspritze im Kleingarten

– Faire Elektronik

> Leserbriefe/Impressum

3bioboom.deEditorial

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Guten Tag,jede Ausgabe von Bioboom hat ihr besonderes Thema –

diesmal ist es die Rückkehr des Handwerks. Dabei war

es für uns besonders faszinierend zu sehen, wie sich das

Motiv als roter Faden durch das gesamte Heft zieht: Wir

haben nicht nur eine Alternativbäckerei mit Tradition be-

sucht, sondern auch einen Buchtipp für Hobbybäcker,

mit dem Sie selber – ohne Helferlein aus der Tüte – Sau-

erteig herstellen können. Wir berichten über die Rück-

kehr der Vorratswirtschaft. Wir stellen Ihnen eine kleine

Manufaktur vor, die aus Straßenlaternen Hocker macht.

Wir geben Ihnen Tipps für individuelle Naturkosmetik

mit reinen Pfl anzenölen. Und wir haben mit einem Heid-

schnuckenschäfer gesprochen, der sich bewusst für al-

ternativen Lebensweg entschieden hat.

In der Redaktion mussten wir erst mal ein bisschen dis-

kutieren, ob der Trend zum Selbermachen, die neue Wert-

schätzung für Handgemachtes überhaupt ein „richtiges“

Bio-Thema ist. Dabei wurde uns schnell klar: Es ist. Denn

über den sinnlichen Umgang mit Material – sei es ein

Stoff , Holz oder Brotteig – über die Zeit und Mühe, die

in Eigenes investiert wird, kommt eine ganz neue Wert-

schätzung für (Bio-)Produkte, die von anderen liebevoll

und handwerklich hergestellt werden. Natürlich ist Bio

und Handwerk nicht von Natur aus dasselbe. Aber Bio

hat seine Wurzeln im Handwerk, im eigenen Tun, im an-

ders machen. Und ob Sie Kleidung nähen, Möbel bauen,

Brot backen, Tomaten ziehen oder einfach nur gerne le-

cker essen: Das genussreich nachzuvollziehen, dazu la-

den wir Sie ein.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen

Jeanine Tovar

und das Bioboom-Team

Inhalt

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Klick, klick.Seit dieses Bild entstand, hat sich die virtuelle Welt ganz schön weiterentwickelt. Aber das Gefühl eines

Hammers in der Hand, von Erde zwischen den Fingern: Das gibt es bis auf Weiteres trotzdem nur offl ine.

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Rückkehrdes Hand-werks

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7Rückkehr des HandwerksBioboom

Das Schicksal hinter einem Kleid für 15 €

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tädter züchten Erdbeeren, Radieschen

und Tomaten auf Balkonen, Teenies

stricken Pullover, junge Mütter backen

Brot: Selbermachen ist wieder ‚in‘. Auch

wenn’s um Bio geht, ist das Interesse an

›Handgemachtem‹ so groß wie nie. Wo-

her rührt die Rückbesinnung aufs Selber-

machen? Warum wieder die große Lust

am kleinen Handwerk? Und wie profi -

tieren Kunden und Bio-Betriebe von der

neuen Bewegung?

Am Geld liegt es nicht Freitagnachmittags ist im Nähinstitut

Berlin-Kreuzberg besonders viel los:

Kurz bevor der spanische Nähkurs be-

ginnt, fi ndet Besitzerin Linda Eilers in-

des einen Augenblick Zeit für ein paar

Handgriff e an einem rot-weißen Som-

merkleid mit Blumenmotiven für eine

Freundin. Die Finger fl iegen über den

frisch gekettelten Rand, die Nähma-

schine rattert und die 35-Jährige nutzt

das knappe Zeitfenster, um über den Er-

folg ihres Nähcafés zu sprechen. Seit

2006 hat die Niederländerin aus Utrecht

ihren Laden in Berlin, vor drei Jahren

ist sie umgezogen und hat sich von 60

auf 160 Quadratmeter vergrößert. ›Es

kommen immer mehr Leute in die Näh-

kurse‹, sagt sie und kann einen klaren

Trend zum Selbermachen bestätigen.

›Lange Zeit war Nähen überhaupt nicht

angesagt, jetzt ist es wieder ‚hip‘ gewor-

den‹, meint sie, lächelt freundlich und

wird dann plötzlich ernst: ›Ich denke, es

liegt daran, dass sich immer mehr Leute

bewusst werden, welches Schicksal

sich hinter einem Kleid für 15 € von der

Stange verbirgt.‹ Zum Beispiel Ausbeu-

tung, Kinderarbeit, kurz: menschen-

unwürdige Arbeitsbedingungen. Dann

doch lieber selbst machen.

SELBERMACHEN IST ›IN‹ UND WER WEISS, WIEVIEL ARBEIT IN EINEM SELBSTGENÄHTEN KLEID ODER SELBSTGEZOGENEM

RADIESCHEN STECKT, DER WEISS AUCH DIE GUTEN PRODUKTE HANDWERKLICHER BETRIEBE GANZ NEU WERTZUSCHÄTZEN.

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8 Rückkehr des HandwerksBioboom

wie ich lebe und leben will.‹ Die neue

Do-it-yourself-Bewegung sieht sie als

Reaktion auf den Massenkonsum, der

jegliche Individualität tilgt. ›Ich denke,

viele Menschen stört, dass mittlerweile

so vieles gleich aussieht.‹ Selbstgemach-

tes statt Massenware, Produzieren statt

Konsumieren, Stolz auf die eigene Leis-

tung statt die schnelle Kaufbefriedi-

gung an der Kasse. ›Je extremer unsere

Konsumgesellschaft wird, desto stär-

ker wird meiner Meinung auch die Lust

am  Selbermachen. Vielleicht suchen wir

Erfüllung im Selbermachen, weil wir sie

im Konsum nicht fi nden.‹ Immer mehr

Menschen würden zudem am Compu-

ter sitzen und ihre Hände notorisch un-

terfordern. Die Finger berühren höchs-

tens die Tastatur, die Maus und den

Telefonhörer. Am Ende des Arbeitsta-

Stoff reste liegen auf dem Boden, fertige

Kleider hängen an den Wänden, mit-

tendrin breitet Kundin Shabnam Kohe-

stani ihren Stoff aus Marokko aus. ›Das

wird ein Schal, den ich einer Freundin

schenken möchte‹, sagt die 29-Jährige,

deren Familie aus Afgha-

nistan stammt. ›Ein selbst-

gemachter Schal hat etwas

Individuelles. Auch sonst

mache ich viel selbst‹, er-

zählt die junge Frau mit

den mandelbraunen Au-

gen und breitet das Tuch

auf der Arbeitsfl äche in

der Mitte des Raumes aus.

Sie erzählt von der Ter-

rasse mit Südrichtung ih-

rer Wohnung in Berlin-Mitte, auf der

sie Himbeeren, Blaubeeren, Tomaten

und Radieschen anpfl anzt. Von Freun-

den, die das toll fi nden und dem Bei-

spiel folgen wollen. Städter, die Toma-

ten anpfl anzen, Endzwanziger, die im

Zug zum Strickzeug greifen – woher

rührt dieses neue Interesse am Selber-

machen? An wirtschaftlicher Not kann

es nicht liegen. So manch südeuropäi-

sches Land schielt derzeit neidisch auf

die deutsche Wirtschaftsleistung. Wer

könnte diese Frage besser beantworten

als Buchautorin Susanne Klingner: Ein

Jahr lang hat die 35-Jährige das Experi-

ment gewagt und alles selbst gemacht,

um der Frage nachzuspüren, warum

nicht nur die Großeltern, sondern in-

zwischen auch die Enkel mit Hingabe

selber hämmern, gärtnern, stricken

und brutzeln. Die Münchnerin stellte

sich strikte Regeln auf: Dinge, die ich

selber machen kann, kaufe ich nicht.

Was einfach geht, mache ich grund-

sätzlich selbst. Was schwieriger ist,

lasse ich mir erklären. Fo

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Greifbares schaffen s sei ein hartes, aber

lehrreiches Jahr ge-

wesen, sagt Susanne

Klingner heute. ›Es

war aber auch ein

wahnsinnig berei-

cherndes Experiment. Ich habe mich ge-

zwungen, einmal genau hinzuschauen,

Do-it-yourself-Bewegung als Reaktion auf den Massen-konsum?

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ges ist nichts Greifbares entstanden. Die Do-it-yourself-Be-

wegung sieht sie folglich auch als Phänomen einer Konsum-

und Luxusgesellschaft, die sich von der harten Arbeit auf

dem Feld oder in der Fabrik über die Jahrzehnte immer stär-

ker entfernt hat. Peter Walschburger, Biopsychologe an der

Freien Universität Berlin, geht da noch einen Schritt weiter:

Der Mensch entfremdet sich zunehmend von der Natur und

von seiner Natur. Walschburger sieht den Trend zum Selber-

machen entsprechend als ›Rückbesinnung auf die Natur und

auf naturnahe Grundbedürfnisse‹. Geht man von den ersten

Frühmenschen aus, existieren Menschen seit etwa 2,5 Milli-

onen Jahren. ›Das macht mehr als 50.000 Generationen, aber

erst seit 200 Generationen leben wir in kulturellen Gebilden wie

zum Beispiel Städten.‹ Zu wenig Zeit aus Sicht des Biopsycho-

logen, um sich genetisch an diese Bedingungen anzupassen.

›Auch in Städten verhalten wir uns wie unsere Vorfahren: Wir

stellen uns eine Gruppe zusammen statt die Anonymität der

Großstadt auszukosten. Wir bilden Freundschaften, wir wollen

wissen, wer unsere Nachbarn sind. Eigentlich sind wir gar nicht

für die Großstadt gemacht.‹ Im Grunde sehnen wir uns nach

überschaubaren Strukturen. Nach Einfachheit, nach Kont-

rolle, nach Selbstbestimmung. Diese Bedürfnisse erfüllt das

Selbermachen. Es ist der Gegenpol zur virtuellen Welt und

gleichzeitig von ihr beeinfl usst. Dank Internet wissen wir Kon-

sumenten, woher unsere Produkte kommen. Wir wissen, was

eine Näherin in Bangladesh erleidet, damit wir für 7,95 € ein T-

Shirt kaufen können. Gleichzeitig werden unsere Produkte zu-

nehmend komplizierter. Der Neurobiologe Gerald Hüther von

der Universität Göttingen sieht im Selbermachen den stillen

Protest gegen diese fehlende Möglichkeit der Einfl ussnahme.

Wissen, wo es herkommt und was drinstecktWer sein Brot selber backt, weiß hundertprozentig was drin

steckt. In Zeiten, in denen man für das Deuten der Zutaten-

liste auf Verpackungen fast schon ein Biologie- und Chemie-

Studium braucht, wissen zunehmend mehr Menschen das

zu schätzen. Lebensmittelskandale wie Gammelfl eisch oder

Dioxin-Eier tragen ihr Übriges dazu bei, dass Verbraucher

durchschauen wollen, woher ihre Produkte stammen. Die-

sem Bedürfnis entsprechen Bio-Erzeugnisse. Sie stehen für

eine gesunde Ernährung, artgerechte Tierhaltung und eine

nachhaltige Landwirtschaft. Mehr als 300 Zusatzstoff e – also

Geschmacksverstärker, Haltbarkeitsmacher oder Farbstoff e –

erlaubt die Europäische Union bei konventionellen Lebens-

mitteln. Beim europäischen Bio-Siegel, das als Mindeststan-

dard für Bioprodukte gilt, sind es lediglich 50. Die wichtigsten

Anbauverbände Naturland, Bioland und Demeter gestatten

noch nicht mal die Hälfte davon.

Bezugspunkte vor Ort Immer mehr Verbraucher sehnen sich zurück nach hand-

werklichen Produkten mit kurzen Lieferwegen, Zutaten aus

der Region und nach Bio-Kriterien hergestellt. Bevorzugen

den Bäcker, der selber backt, statt die Teig-Rohlinge in den

Ofen zu schieben und Back-Aroma zu versprühen. Das zeigt

Seit 25 Jahren stellen wir mit viel Liebe zur Handarbeit Produkte her, die unsere Wert-schätzung für Natur und Mensch spüren lassen. Mehr als 700 köstliche Produkte umfasst die Sonnentor Genuss-Vielfalt, die das Leben würzig, süß und abwechslungsreich macht. Zu entdecken im gut sortierten Bio-Fachhandel und natürlich auf www.sonnentor.com

Danke allen Kunden und Freunden, die uns zu dem wachsen haben lassen, was wir heute sind!

Da wächst die Freude.

25 Jahre SONNENTOR, 25 Jahre Freude.

d.signwerk.com

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10 Rückkehr des HandwerksBioboom

haben internationale Lebensmittelkon-

zerne Bio als Teil ihres Portfolios ent-

deckt. Doch noch immer lassen sich vor

allem im Bio-Bereich zahlreiche kleine

Handwerksbetriebe fi nden, die hoch-

wertige, handwerkliche Produkte an-

bieten. Feinkostbetriebe, Manufaktu-

ren, Familien-Unternehmen – sie alle

profi tieren von dem wachsenden Inte-

resse der Kundschaft an hochwertigen,

handwerklichen Produkten.

In der Hauptstadt blüht das Handwerk

Besonders Berlin entwickelt sich zur

Hauptstadt der neuen Betriebe. ›Berlin

ist ein guter Markt für außergewöhnli-

che, gute und nachhaltige Produkte. Hier

lebt eine experimentierfreudige Ziel-

gruppe, die sich bewusst ernähren will.

Hier ist die nötige Infrastruktur für kleine

Betriebe, um Zugang zu biozertifzierten

Waren zu erhalten‹, sagt zum Beispiel

Thorsten Reuter vom Start-up-Unter-

nehmen ›RiCE UP‹, das den aus Japan

stammenden Reis-Snack ›Onigiri‹ hier-

zulande als Alternative zum belegten

Brot etablieren will. ›Onigiri‹ erinnern

im ersten Moment an Sushi, enthalten

allerdings keinen rohen Fisch, das Nori-

Algenblatt kommt nicht mit dem Reis

in Berührung und bleibt daher länger

knusprig. Ein Zwischendurch-Snack,

der vor allem bei Frauen gut ankommt.

75 Prozent der Kunden sind weiblich.

Thorsten Reuter und sein Kompag-

non Arev Karpert haben den Snack in

er begehrt: Transparenz. ›‚Regional‘ ist

für uns mehr als nur die Herkunft, son-

dern ebenfalls die Garantie für eine art-

gerechte Tierhaltung, Rohstoff e aus der

Region, Umweltschutz und den Verzicht

auf Gentechnik.‹ Kein Wunder, dass Bio

in dieser Bewegung ganz vorn mit dabei

ist. Für Nicole Weik gehören ›Regional‹

und ›Bio‹ daher zusammen. Die Wur-

zeln von Bio liegen im Handwerk: dem

selber angesetzten Sauerteigbrot; in der

Naturbelassenheit von Lebensmitteln

wie Tofu, pfl anzlichen Aufstrichen oder

Naturkosmetik. Dreißig Jahre später ist

zwar auch Bio im Supermarkt angekom-

men, sind kleine Handwerker ordentli-

che Mittelständler geworden, die ihre

Gläser nicht mehr von Hand abfüllen;

die Entwicklung des Bundesverbandes

›Die Regionalbewegung‹, in dem sich

160 Initiativen aus ganz Deutschland

zusammengeschlossen haben, um re-

gionale Produkte zu stärken. Sie beste-

hen aus kleinen und mittelständischen

Unternehmen, die jahrhundertealtes

bäuerliches Handwerk wieder aufl e-

ben lassen und fortführen. Kleine Fa-

milienbetriebe, die mit Herzblut,

Leidenschaft und Liebe arbeiten

und alternative Vermarktungs-

wege zu den großen Supermarkt-

Ketten und Discountern zu etab-

lieren versuchen. Projektleiterin

Nicole Weik berichtet von einem

›permanenten Mitglieder-Zulauf‹

seit der Gründung im Jahr 2005.

Das Interesse an regionalen Pro-

dukten würde von Jahr zu Jahr steigen,

insbesondere durch die Lebensmittel-

Skandale. ›Der Kunde will keine zehn

Zwischenhändler-Stufen. Er will den

Bauern kennen und sehen, wie seine

Milch erzeugt wird.‹ Von diesem Bedürf-

nis hat sich die konventionelle Massen-

lebensmittel-Industrie inzwischen weit

entfernt. Ganze drei Fleischer würden

in Hamburg mit seinen immerhin 1,7

Millionen Einwohnern zum Beispiel

noch selber schlachten, berichtet Ni-

cole Weik. Eine Nachfrage bei der Flei-

scherinnung Hamburg bestätigt dies.

Passt: Bio und RegionalFrüher war Regionalität eine unbe-

kannte Nische – heute wird der Begriff

wie ein Qualitätssiegel eingesetzt. Doch

der Gesetzgeber hat den Begriff ›regi-

onal‹ noch nicht geschützt. Beispiele

sind der Schwarzwälder Schinken, der

lediglich vor Ort geräuchert wird, die

Schweine aber aus Dänemark stam-

men können, wie das Internet-Portal

›Lebensmittelklarheit‹ der Verbrau-

cherzentralen informiert. Oder die Sa-

lat-Sauce ›Sylter Salatfrische Topping‹,

wo weder die Rezeptur noch die Zuta-

ten von der Insel Sylt stammen. Im Ge-

spräch hört man eine klare Wut bei Ni-

cole Weik heraus, dass die Verbraucher

so an der Nase herumgeführt werden.

Die Regionalbewegung reagiert mit ei-

genen Zertifi zierungs-Kriterien, die

dem Verbraucher das geben, wonach

Die Wurzeln von Bio liegen im Handwerk

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Japan entdeckt und nach Europa ge-

holt. Ähnlich hat auch der Gründer des

Energy-Drinks ›Red Bull‹ angefangen:

1982 hatte Dietrich Mateschitz das Ge-

tränk in Asien entdeckt, auf den euro-

päischen Markt gebracht und damit das

völlig neue Segment der Energy Drinks

erschaff en. Heute ist er Milliardär und

einer der beiden reichsten Männer Ös-

terreichs. ›Das ist für mich eher ein

Albtraum als ein Vorbild‹, sagt Thors-

ten Reuter. ›Dieser Mann ist mit Zucker

und Wasser reich geworden, für mich ist

das pures Gift. Da muss ich nicht hin-

gehen, ein gesundes Wachstum ist mir

wichtiger‹, sagt der 40-jährige gebürtige

Aschaff enburger. ›Unser Credo ist: Al-

les was in unseren Produkten ist, können

wir auch unseren Kindern geben.‹ Weil

immer mehr Menschen das so sähen,

seien die Zeiten gut für kleine, nachhal-

tig produzierende Unternehmen.

Werte schaffen und schätzen Und es gibt Bio-Betriebe, die ganz be-

wusst ›bedacht wachsen‹ wollen, wie

die Ölmühle Solling im Weserbergland

zeigt. ›Wenn ein großer Filialist unsere

Produkten listen wollte, müssten wir

sagen: ‚Sorry, das geht nicht’‹, sagt Ge-

schäftsführerin Gudrun Baensch. Mit

einer ersten Ölpresse haben sie und

ihr Mann 1996 angefangen, heute be-

schäftigen sie 40 Mitarbeiter. Doch

noch immer geschehen viele Produk-

tionsschritte per Hand, gibt es keine

langen Abfüllstraßen, sondern viel

Handarbeit. Ein kleiner Mühlen-Shop

bietet die fertigen Öle zum Verkauf. Ne-

benan zeigt ein Raum, wie das Öl ge-

presst wird. ›Diese Transparenz hat uns

sehr geholfen, bei unseren Kunden Ver-

trauen zu gewinnen.‹ Mittlerweile kom-

men sogar ganze Busladungen extra

zur Mühle. ›Es wäre falsch zu sagen,

dass wir gar nicht wachsen wollen. Aber

wir wollen kontrolliert wachsen. Wir wol-

len keine Massenprodukte.‹ Auch in

Zukunft möchte Gudrun Baensch die

Qualität sicherstellen und nicht irgend-

wann 200 statt 40 Leute beschäftigen.

Auch will sie nicht mit Discountern um

einzelne Nachkomma-Stellen verhan-

deln. Nicht an immer mehr Stellen drü-

cken, um ‚Kostenfaktoren’ zu minimie-

ren – und sich am Ende damit selbst

auszuquetschen. ›Das geht langfristig

auf Kosten der Qualität.‹ Dem Trend

zum Selbermachen kann sie nur Posi-

tives abgewinnen. ›So sehen die Leute

wieder: Ein Produkt hat seinen Preis.‹ Es

erfordert Arbeitszeit, hochwertige Roh-

stoff e und langjährige Erfahrung. Wer

könnte das besser nachvollziehen als

jemand, der es selbst ausprobiert hat?

Buchautorin Susanne Klingner rät den-

jenigen, die das Selbermachen einmal

wagen möchten, mit etwas Leichtem zu

beginnen. ›Trauen Sie sich einfach den

ersten Schritt und fangen mit dem an,

wofür Sie die meiste Leidenschaft ha-

ben.‹ Der Lohn am Ende sei ein neues

Bewusstsein für die Dinge. ›Wenn man

mal zwei Tage Arbeit in ein Kleid inves-

tiert hat, weiß man: Das sollte eigentlich

keine 15 € kosten.‹

Nähinstitut MoritzplatzLinda Eilers, Berlin-Kreuzberg

naehinstitut.de

Bundesverband

Die Regionalbewegungregionalbewegung.de

Info-Portal der Verbraucher-zentralen über Lebensmittel, ihre Herkunft und Inhaltsstoffe

lebensmittelklarheit.de

Buchtipp Susanne Klingner

Hab ich selbst gemacht – 365 Tage, 2 Hände, 66 Projekte,

KiWi-Verlag, 8,99 €

BUCHTIPP

Page 12: Bioboom 60

IN DER BERLINER BIO-VOLLKORNBÄCKEREI MEHLWURM

WERDEN DIE BACKWAREN TRADITIONELL MIT DER HAND

GEFORMT, SCHONEND VERARBEITET UND GEBACKEN –

OHNE KÜNSTLICHE BACKHILFSMITTEL ODER FERTIGMI-

SCHUNGEN. JEDES BROT SIEHT ANDERS AUS – UND DIE

KUNDEN LIEBEN ES.

12 OrtsterminBioboom

›Hier lebtdas Hand-

werk‹

Page 13: Bioboom 60

Billigschrippen gegen traditionelle BackkunstDenn in Deutschland haben Billig-

schrippen Konjunktur, in Backshops

werden gefrostete Teiglinge aufgeba-

cken und verkauft, viele davon im Aus-

land hergestellt, fast immer vollgestopft

mit Zusatzstoff en. Die allermeisten

Backwaren, die hierzulande verkauft

werden, kommen nicht aus den Land-

bäckereien, wie es Werbeplakate und

Verpackungen den Verbrauchern gerne

suggerieren, sondern aus Backfabriken.

Der Mensch überwacht die Maschinen,

die den Teig kneten, formen und ba-

cken, er betätigt die Knöpfe der Groß-

maschinen, seine Hände berühren die

Backwaren nicht mehr. „Aber Knöpf-

chen drücken ist nicht meins“, sagt Jac-

queline Börschel, 38, gelernte Bäcker-

meisterin und Lebensmitteltechnikerin.

Die gebürtige Berlinerin, die ihren Beruf

in einer kleinen Handwerksbäckerei ge-

lernt hat, arbeitete jahrelang bei einer

Großbäckerei, stand an den Schrippen-

straßen, den ewig langen Backstraßen,

auf denen Brötchen zu Abertausenden

gebacken werden, und kontrollierte die

Produktion. Vor sechs Jahren hatte sie

genug davon, trotzte dem Trend, wollte

zurück zu ihren Wurzeln – der traditio-

nellen Backkunst. Sie bewarb sich bei

13Ortsterminbioboom.de

Mit einem klatschenden Geräusch landet

der Brotteig auf dem Holztisch. Mehl-

staub puff t in die Luft und legt sich ge-

mächlich als dünner weißer Film über

den Teig. Kräftige Frauenhände, mit

Mehl überzogen, packen den Teig, kne-

ten ihn durch und formen ihn zu einem

runden Klumpen, der in einem Bad aus

Sesamkörner gewendet wird, bevor er

in einer rechteckigen Backform landet.

Es riecht nach Teig, frisch gebackenem

Brot, nach Kindheit – längst vergessene

Zeiten, in denen Bäckereien noch Brot

verkauften, das in der Backstube hin-

term Laden frisch gebacken wurde.

der Bio-Vollkornbäckerei Mehlwurm in

der Pannierstraße in Berlin Neukölln

und schon wenig später steckten ihre

Hände wieder im Teig. Der Traditions-

betrieb ist eine der letzten Bäckereien,

in der das Handwerk noch lebt.

Steinmühlen mahlen das GetreideIn der Backstube sieht es so aus, als

wäre die Zeit stehen geblieben. Der

Brotschieber lehnt am Ofen, Brotkörbe

stapeln sich in den Regalen, das Zif-

fernblatt der von Rost angeknabber-

ten grünen Eisenwaage, die an die

Tante-Emma-Läden der 1980er Jahre

erinnert, ist längst vergilbt. In einem

kleinen Kellerraum der Bäckerei ste-

hen zwei Steinmühlen, akkustisch ab-

gedämmt, die eine mahlt Roggen-, die

andere Weizenmehl. Bis vor einem Jahr

Jedes Brot sieht

anders aus —

und die Kunden

lieben es.

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Zu Beginn war es ein Schlaraffenland uch Gerd Hartnacks Herz hängt seit

über 25 Jahren an der Bio-Vollkornbä-

ckerei, die im Sommer 1982 eröff net

wurde. Damals entschieden sich sie-

ben Menschen – von der Bürokauf-

frau über den Studienabbrecher bis

hin zur Optikermeisterin – den klei-

nen Laden samt Bäckerei zu eröff nen.

Sie machten Praktika bei anderen Bä-

ckereien und motivierten einen Bäcker-

meister als Gründer miteinzusteigen.

Er brachte schlussendlich die hand-

werklichen Fähigkeiten mit. Doch was

treibt Menschen dazu an, eine Bäcke-

rei zu eröff nen? „Sie wollten etwas mit

ihren Händen machen, etwas Sinnvol-

les erschaff en, was wirklich gebraucht

wird“, sagt Gerd Hartnack, der vier

Jahre später aus der gleichen Motiva-

tion zur Gruppe dazustieß. Zunächst

buken sie vor allem Brot. Die Angebot-

spalette war klein, die Nachfrage groß.

„Die Hausbesetzerszene war in diesem

Teil der Stadt sehr aktiv – und sie woll-

ten Bio-Vollkorn-Produkte.“ Damals wa-

ren Bio-Läden noch eine Rarität, von

den wenigen, die es gab, bezogen viele

ihr Brot in der Pannierstraße, fuhren

mit ihren Lieferwagen vor und holten

das Brot körbeweise aus der Bäckerei.

„Das war für uns Produzenten damals

noch ein Schlaraff enland.“

14OrtsterminBioboom

wurde das Getreide direkt vom Bauern

bezogen, heute kommt es von der Bohl-

sener Mühle in der Lüneburger Heide.

Gerade bäckt Jacqueline Börschel zu-

sammen mit drei Kollegen Sesambrote,

sechzig Prozent Roggenmehl, vierzig

Prozent Weizen. Das frisch gemahlene

Mehl nimmt seinen Weg über Rohre und

einen Mehlschlauch in den Teigkneter.

Um die wertvollen Inhaltsstoff e zu er-

halten, wird es sofort weiterverarbei-

tet. Die Bäckermeisterin beugt sich tief

über einen zweiten Kessel, der bereits

fertig gekneteten Teig enthält, greift mit

beiden Händen hinein, hebt einen Teig-

klumpen heraus und legt ihn auf eine

weiße Handwaage. 1.140 Gramm sol-

len es sein. Jacqueline Börschel kneift

die Augen zusammen, zupft zwei kleine

Fetzen vom Teig, dann wirft sie ihn zu

ihrem Kollegen rüber, der ihn formt.

Der Backverlust, also der Gewichtsun-

terschied zwischen dem Laib vor und

nach dem Backen, lässt daraus nach 45

Minuten im Ofen ein stattliches 1.000

Gramm Brot werden. Die Temperatu-

ren in der Backstube sind schweißtrei-

bend, die Arbeit mit dem schweren Teig

und den voll beladenen Backblechen

ist kräftezehrend. Jacqueline Börschel

steht vier Tage die Woche in der Back-

stube, knetet, formt und bäckt Brote

und Brötchen, eine körperlich anstren-

gende Arbeit. Trotzdem möchte sie die

Um die wertvollen Inhalts-stoffe zu erhalten, wird das Mehl sofort weiterver-arbeitet.

Arbeit im Mehlwurm nicht missen. „Die

Arbeit an den Nagel zu hängen brächte

ich nicht über das Herz.“

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kornprodukten liegen in den Auslagen

der Bäckerei mittlerweile auch Schrip-

pen, Franzbrötchen und Croissants.

Zudem stellten die Bäcker das gesamte

Kuchensortiment von Weizen- auf Din-

kelbasis um – das „Urgetreide“ gilt vie-

len Kunden als besser verträglich als

Weizen und erfreut sich wachsender

Beliebtheit. Ein weiterer Trend seien

momentan vegane Lebensmittel. „Wir

müssen abwarten, ob es eine Modeer-

scheinung ist oder sich durchsetzt“, sagt

Gerd Hartnack, „im Augenblick ist es ein

steigendes Segment, jeden Tag kommen

Kunden in den Laden und fragen nach

veganen Backwaren.“

Drei Filialen – mehr geht nichtUnd der Kunde ist im Mehlwurm König,

früher wie heute, auch wenn sich das

Aussehen, Alter und der soziale Hinter-

grund der Kundschaft gewandelt hat.

„Früher kam vor allem die alternative

Szene in unser Geschäft, einen Mann

mit Schlips und Krawatte haben wir sel-

ten gesehen. Heute gehört der gesamte

Querschnitt der Gesellschaft zu unseren

Kunden.“ Die Nachfrage nach Bio-Pro-

dukten, die in alter Handwerkstradition

gebacken werden, ist groß. Bereits 1998

hat der Mehlwurm eine Zweigstelle in

Kreuzberg eröff net, „aus der Not he-

raus“, erinnert sich Gerd Hartnack,

„unser bester Abnehmer wollte sein Ge-

schäft schließen, aber ohne ihn wären

wir aufgeschmissen gewesen.“ So ent-

schied sich das Kollektiv das Geschäft

Handwerk statt Fertigmischungeute ist die Konkurrenz größer, Bio-

Supermärkte sprießen überall in der

Stadt, sie kaufen ihre Waren bei großen

Bäckereien und können die Produkte

günstig anbieten. „Es gab eine Zeit, da

haben wir auch überlegt, eine Halle an-

zumieten und im größeren Stil zu ba-

cken“, doch das Kollektiv entschied

sich dagegen. „Wir waren, sind und blei-

ben ein Handwerksbetrieb, das zeichnet

uns aus, das ist die Nische, in der wir

uns hervortun können.“ Nicht umsonst

steht draußen an der handbeschriebe-

nen Tafel neben der Tür „Hier lebt das

Handwerk“. Doch auch im Mehlwurm

hat sich das Angebot im Laufe der Zei-

ten gewandelt, wurden neue Produkte

ins Sortiment genommen. Neben Voll-

15bioboom.de

›Heute gehört

der gesamte

Quer-schnitt der

Gesell-schaft

zu unseren Kunden.‹

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Danke, dass du so fl exibel bist und uns 64 Kombinationsmöglichkeiten bietest. Mit energiesparender, patentierter Voll-Werte-Dämmung. Und dem für Baufritz typischen ganzheitlichen Ge-sundheitskonzept, das nur schadstoff-geprüfte Materialien in‘s Haus lässt. Auch der einzigartige Xund-E-Elektro-smogschutz ist ohne Aufpreis in jedes Haus integriert.

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Page 16: Bioboom 60

16 OrtsterminBioboom

zu übernehmen und in Eigenregie zu

führen. Im Jahr 2003 kam ein dritter

Laden in Moabit hinzu. Heute belie-

fert die Bäckerei neben ihren eigenen

Geschäften kleinere Bio-Läden in Ber-

lin und besucht mit dem „Mehlwurm-

Mobil“ jeden Samstag einen Wochen-

markt in Friedrichshain. Mittlerweile

ist die Backstube am Maximum ihrer

Kapazitäten angekommen – viel mehr

geht nicht. Die Kombination aus hand-

werklicher Produktion und alternativen

Betriebsstrukturen stößt an natürliche

Grenzen.

„Wir führen das Unternehmen gemein-

schaftlich“, sagt Gerd Hartnack. Doch

nicht jeder Beschäftigte sei heutzu-

tage noch Miteigentümer der Firma.

„Am Anfang trieb uns der Kollektivge-

danke um, es sollte keine Hierarchien ge-

ben, für jeden das gleiche Geld und glei-

che Arbeitszeiten“, erinnert sich Gerd

Hartnack, „beim Einheitslohn sind wir

geblieben, allerdings muss heutzutage

nicht mehr jeder in die Gesellschaft ein-

treten, um bei uns beschäftigt zu sein.“

Im Moment arbeiten im Mehlwurm-

Team 28 Menschen, neun davon als

Teil der Gesellschaft, die den Be-

trieb führt, die anderen als

Angestellte.

Keine Chemie, alles BioSo wie Phi lipp

Prüfert, 33, der

als Aushilfe in

der Bäckerei

beschäftigt ist.

Mit seiner wei-

ßen Kappe, der

schwarz-weiß ka-

rierten Hose und

der weißen Schürze

sieht er aus wie ein Bilder-

buch-Bäcker. Mit seinen Hän-

den formt er parallel zwei Teigklumpen

zu Broten, so schnell, dass das mensch-

liche Auge kaum mitkommt. Vorher hat

er in einer konventionellen Bäckerei ge-

arbeitet, seit September letzten Jahres

ist er im Mehlwurm angestellt. „Der Un-

terschied zwischen den beiden Bäcke-

reien ist enorm. In unseren Produkten

gibt es keine Chemie, alles ist bio. Vorher

habe ich beispielsweise für Puddingteil-

chen Kaltcreme mit Wasser angerührt,

das hatte mit Pudding nichts mehr zu

tun.“ Halbfertigprodukte oder künst-

liche Backhilfsmittel werden in dem

zertifi zierten Bio-Betrieb gar nicht ver-

wendet, alle Zutaten stammen aus öko-

logischem Anbau.

Faire Preise und ein gutes GefühlIn seinem Kiez ist der Mehlwurm eine

Institution. „Viele Kunden sind seit

Jahren oder Jahrzehnten Stammkun-

den“, sagt Gerd Hartnack, der mitt-

lerweile kaum noch in der Backstube

Die Kombination aus handwerk licher Produktion und alternativen Betriebsstrukturen stößt an

natür liche Grenzen.

Page 17: Bioboom 60

17bioboom.de

gen Ungeziefer, die Marketingexperten

erschaudern lässt, wird verstärkt von

einem fröhlichen blauen Wurm, der

vom Bäckereifenster lacht. Gerd Hart-

nack lacht ebenfalls. „Ich bin mit dem

Namen nicht glücklich, aber er wurde zu

Beginn gemeinschaftlich beschlossen.“

Heute kenne eben jeder das Geschäft

unter diesem Namen. „Damals sahen

die Gründer sich selber als Mehlwürmer,

die den Teig mit den Händen beackern.“

Irgendwie doch naheliegend. Und ne-

ben ihrer Liebe zu Mehlen und Back-

waren haben die Neuköllner Bäcker

noch eine Gemeinsamkeit mit Mehl-

würmern, ihre Nachtaktivität. Und so

wird auch morgen früh, noch bevor die

Sonne aufgeht, der Geruch von frisch-

gebackenem Brot durch die Pannier-

straße wehen. /oei

mehlwurm.de

Probieren Sie unser Bio-Dinkelbaguette, zu 100% aus wertvollem Dinkelmehl hergestellt.

Mit der goldbraunen Kruste und der luftig-zarten Krume ist dieser Grillklassiker auch zu Antipasti und herzhaften Aufstrichen ein Geschmacks-erlebnis.

baguette

genussknusprig frischer

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bäckt, sondern lieber die Verwaltungs-

aufgaben erledigt oder hinter der Ver-

kaufstheke steht. Eine Frau mittleren

Alters mit blonden Locken betritt den

Laden, durch ihre Brille begutachtet

sie das Sortiment. Eine Stammkundin,

die seit zwanzig Jahren in den Mehl-

wurm kommt. „Ich habe ein gutes Ge-

fühl, wenn ich hier einkaufe und fi nde es

beeindruckend, was die Menschen hier

in Eigenregie aufgebaut haben“, sagt sie

und kauft ein Sesambrot. Kostenpunkt:

3,30 €. Die Preise im Mehlwurm sind

durchaus günstig, eine Schrippe kostet

40 Cent, ein Croissant 1,30 €, ein Rog-

genbrot 3 €. „Wir befi nden uns in un-

serer Nische im unteren Preissegment“,

sagt Gerd Hartnack. Das sei nicht zu-

letzt dem Standort geschuldet: Neu-

kölln ist ein alter Arbeiterbezirk, der

heute als sozialer Brennpunkt gilt, viele

Familien müssen mit wenig Geld haus-

halten, dafür sind die Mieten auch we-

sentlich günstiger als in anderen Tei-

len der Stadt.

Die ›Mehlwürmer‹ beackern den TeigEine letzte Frage bleibt an diesem Tag:

Wieso eigentlich ausgerechnet „Mehl-

wurm“? Die Assoziation mit dem lästi-Fo

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Page 18: Bioboom 60

VOM EINKOCHEN,

DÖRREN,

RÄUCHERN

& CO.

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Der preiswerteLuxus

BUCHTIPP

inst war es eiserne Notwendigkeit: Ent-

weder Vorräte anlegen oder hungern.

Der Wohlstand und der Aufstieg der Le-

bensmittelindustrie ab Mitte des letzten

Jahrhunderts führten zum Niedergang

der Vorratskultur. Schließlich waren –

und sind – Marmelade und Gewürzgur-

ken, Räucherfi sch und Trockenpfl au-

men jederzeit billig im Supermarkt zu

haben. Heute erlebt das „Selberma-

chen“ eine Renaissance: Als erdendes

Gegengewicht zu einem digitalen Zu-

viel, aus Freude am individuellen Ge-

schmack und handwerklichen Tun,

weil man ganz genau weiß, was drin

ist und natürlich auch, weil die Men-

gen an Obst und Gemüse, die durch

den allgegenwärtigen Trend zum urba-

nen und sonstigen Gärtnern anfallen,

auch verarbeitet werden wollen. Und

hier kommt Herr Gans in Spiel. Der ver-

öff entlichte nämlich bereits im Jahre

2000 ein umfassendes Handbuch zum

Thema „Konservieren rund ums Jahr“.

In dessen Einleitung preist er die Kon-

servierung „als eine ,Alchemie' zur

Wiedererlangung kochtechnischer Au-

tonomie in der Küche und gleichzeitig

als ein Stück Lifestyle“ und war damit

seiner Zeit weit voraus. Dem Anaconda-

Verlag gebührt das Verdienst, das Buch

nun in einer preiswerten Lizenzausgabe

neu aufgelegt zu haben. Es entpuppt

sich als Lehrbuch und wahre Gold-

mine für alle, die sich für das natürli-

che, hausgemachte Haltbarmachen von

Lebensmitteln interessieren: Hier wird

nicht nur detailliert erklärt, wie man

Marmelade kocht, Gemüse milchsauer

einlegt, wie man Fisch räuchert, Ap-

rikosen trocknet und sogar Wurst sel-

ber herstellt, sondern auch erläutert,

warum das alles so funktioniert. Jede

Menge historische Anekdoten, Rezepte

und Tipps runden das Buch ab. Davon,

dass Layout und Bilder heute doch ein

bisschen altbacken wirken, sollten

sich Interessenten angesichts von so-

viel praktischem Nutzen auf keinen Fall

abschrecken lassen.

Bioboom 18Kochen

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Page 19: Bioboom 60

MITMACHEN UND GEWINNENBioboom verlost fünf Mal das Koch-

buch ›Konservieren rund ums Jahr‹.

Schicken Sie bis zum 31.10.2013 eine

Postkarte, ein Fax oder eine E-Mail

an: Redaktion Bioboom, ›Konser-

vieren‹, Vordere Schöneworth 17a,

30167 Hannover, Fax 0511.16 15 925,

[email protected]

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, Umtausch oder

Barauszahlung der Gewinne nicht möglich. Eben-

falls ausgeschlossen ist die Teilnahme über Dritte,

die die Teilnahme an Gewinnspielen vermitteln.

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Heinz K. Gans

Konservieren rund ums Jahr

Richtig lagern, einlegen, einkochen,

dörren, räuchern und vieles mehr

224 Seiten, gebunden

Anaconda Verlag, 9,95 € (D)

Gurkensalat eingemacht›Nach reicher Salatgurkenernte im

Garten oder günstigen Angeboten auf

dem Markt empfehlen wir diesen ein-

fach herzustellenden Salat im Glas.‹

4 feste, dunkelgrüne

Salatgurken

500 g rote Zwiebeln 2–3 mittelgroße Möhren

1 Stück Meerrettich, 2 cm

¼ Liter Rotweinessig 100 g Zucker

1 TL Dillsamen 1 EL helle Senfkörner

Gurken, Zwiebeln, Möhren und Meer-

rettich schälen. Gurken und Zwiebeln

in Scheiben schneiden, einsalzen, mi-

schen und zwei Stunden ruhen lassen.

Möhren und Meerrettich in Scheiben

schneiden. Das Gemüse in vorberei-

tete Gläser schichten. Rotweinessig

mit Wasser auf ½ Liter auffüllen, Zu-

cker, Dillsamen und Senfkörner zuge-

ben und aufkochen. Abschmecken. Die

Einlage damit so begießen, dass die

Flüssigkeit daumenbreit über dem Ge-

müse steht. Bei 80 °C 30 Minuten pas-

teurisieren. So halten die Gurken etwa

sechs Monate. Um sie zum Salat an-

zumachen, braucht man etwas Oliven-

oder Traubenkernöl und Rotweinessig.

Durchmischen und vor dem Servieren

noch etwa eine Stunde ziehen lassen.

Rezept

bioboom.de 19

Page 20: Bioboom 60

H

Bioboom 20Kochen

MITMACHEN UND GEWINNENBioboom verlost fünf Mal das Koch-

buch ›Täglich vegetarisch‹. Schicken

Sie bis zum 31. Oktober 2013 eine

Postkarte, ein Fax oder eine E-Mail

an: Redaktion Bioboom, ›Gemüse‹,

Vordere Schöneworth 17a, 30167

Hannover, Fax 0511.16 15 925, ge-

[email protected]

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falls ausgeschlossen ist die Teilnahme über Dritte,

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EIN KULINARISCHES

PLÄDOYER FÜR EINE

GEMÜSEBASIERTE

KOCHKULTUR

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Hugh Fearnley-Whittingstall

Täglich vegetarisch Die schönsten Rezept

aus dem River Cottage

416 Seiten, gebunden

AT-Verlag, 24,90 € (D)

Grünzeug, Gewürze undGrundsätze

BUCHTIPP

ugh Fearnley-Whittingstall ist eine Ins-

titution der britischen (TV-)Kochszene,

in der er sich charmant für biologische,

saisonale und regionale, nachhal-

tig produzierte Lebensmittel einsetzt.

Mit „Everyday veg“, was sowohl „täg-

lich Gemüse“ als auch „täglich vegeta-

risch“ heißen kann, legt Whittingstall

nun ein vegetarisches, genauer ge-

sagt ein Gemüsekochbuch vor. Auf sei-

nem Weg zur vegetarischen Küche teilt

der nacb ejgenen Worten „berüchtigte

Fleischesser“ mit Leserinnen und Le-

sern Erkenntnisse wie: „Die Gemüse-

küche ist demokratischer… das tyranni-

sche Stück Fleisch herrscht nicht länger

über den Teller“. Lassen sie sich von

dem langweiligen und austauschba-

ren deutschen Titel nicht abschrecken

(wie viele Kochbücher mit den Worten

„täglich“ und „die schönsten Rezepte“

haben Sie schon im Regal? Bei uns sind

es etliche!): Dieses Kochbuch ist span-

nend, schön gestaltet und anregend ge-

schrieben. Es ist geeignet die tägliche

Gemüsepraxis in der Küche nachhal-

tig zu verbessern, und zwar unabhän-

gig davon, ob Sie gelegentlich Fleisch

und Fisch essen, vegetarisch oder ve-

gan leben (übrigens: Zirka ein Drittel

der Rezepte sind vegan, viele weitere

problemlos umbaubar).

Die Rezepte bieten eine enorme Viel-

falt, vom Kohlrabi Carpaccio bis zur

Rote Bete Tarte Tatin, von der Brunchet

bis zum Curry. Besonders gut gefallen

hat uns der kreative Einsatz verschie-

denster Gewürze und Kräuter!

Täglich vegetarisch Die schönsten Rezept

aus dem River Cottageaus dem River Cottage

416 Seiten, gebunden

AT-Verlag, 24,90 € (D)

Page 21: Bioboom 60

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Veganes Leben leicht gemacht!Die beliebtesten Zutaten für diesen

Klassiker der veganen Küche, wie edel-

süßes Paprikapulver, aromatischen

Thymian und würzige Röstzwiebeln finden

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und fertig abgerundet mit je einer Prise

Knoblauch, Chili und dottergelbem

Kurkuma. Für den besonderen, an Eier

erinnernden, Geschmack sorgt das indische

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FÜR 4 PERSONEN

Kräuter-Erdnuss-Nudel-Salat

75 g rohe oder geröstete Erdnüsse (ohne Salz)

200 g feine Eiernudeln oder Thai-Reisnudeln

150 g grüne Bohnen oder Zuckerschoten

oder beides gemischt

½ Gurke

6 Frühlingszwiebeln, geputzt

ca. 12 Blätter Basilikum (am besten Thai-Basilikum)

grob zerpflückt

1 kl. Bund Minze, grob gehackt

1 kl. Bund Koriander, grob gehackt (nach Wunsch)

Für das Dressing

1 EL Reisessig 1 Limette oder ½ Zitrone,

abgeriebene Schale und Saft

½ –1 kleine rote Chili, fein gehackt

1 Knoblauchzehe, fein gehackt

1 TL Demerarazucker (weicher brauner Zucker)

1 TL dunkles Sesamöl ½ TL Sojasauce

1. Rohe Erdnüsse auf einem Blech im Ofen bei 180 °C 8–10

Minuten goldbraun rösten. Abkühlen lassen, dann leicht

quetschen, um sie aufzubrechen.

2. Für das Dressing alle Zutaten verrühren.

3. Die Nudeln nach Packungsanleitung kochen. Abgießen,

unter kaltem Wasser abspülen, gut abtropfen lassen, un-

ter das Dressing mischen und vollständig abkühlen lassen.

4. Die Bohnen oder Zuckerschoten in einem Topf mit leicht

gesalzenem Wasser gerade bissfest kochen (Bohnen 2–5

Minuten, Zuckerschoten 2–3 Minuten). Abgießen, in kaltem

Wasser abschrecken und gut abtropfen lassen.

5. Die Gurke der Länge nach halbieren und in dünne Schei-

ben schneiden. Die Frühlingszwiebeln schräg in feine Schei-

ben schneiden. Die abgekühlten Nudeln mit Erdnüssen,

Gurke, Frühlingszwiebeln, Bohnen bzw. Zuckerschoten und

Kräutern mischen. Dazu extra Sojasauce reichen, so dass

sich jeder selbst bedienen kann.

Rezept

Page 22: Bioboom 60

USA bereits größter Beliebtheit er-

freut. Dr. Antonio Martins bringt den

Coco Juice in bester Bio-Qualität nach

Deutschland. Damit er fast so frisch

und authentisch schmeckt, wie an

den Stränden Brasiliens, wird er be-

sonders schonend und ohne Zugabe

von Konservierungsstoffen oder Zu-

cker abgefüllt – pur, oder je nach Sorte

mit Grüntee-Extrakt und/oder natürli-

chem Aroma aus der namensgeben-

den Frucht verfeinert. Praktisch: Die

neue PET-Flasche, die in jede Tasche

passt und dabei jeweils den Saft einer

ganzen Kokosnuss enthält!

dr-martins.info

Würzig (r)eingelegtWas für unsere Großmüt-

ter selbstverständlich war,

nämlich selber Vorräte ein-

zulegen, das entdecken wir

jetzt neu. Und Einmachen ist

gar nicht so schwierig: Als Hel-

fer für fein abgestimmte Würze bietet

sich das Einlegegewürz von Sonnen-

tor an. Die Kombination aus klassi-

schen Einlegegewürzen wie grünem,

weißen, schwarzen und rosa Pfeffer,

Dill, gelben Senfkörnern, Ingwer, Pi-

ment, Fenchel und Koriander eig-

net sich bestens für die klassischen

›sauren Gurken‹, gibt aber auch Zuc-

chini, Blumenkohl, Paprika, Bohnen

und sonstigen Gemüseschätzchen die

richtige Würze. Ideal, wenn der Garten

überquillt oder das Gemüse auf dem

Markt in Hülle und Fülle lockt. Übri-

gens: Rezepttipps finden Sie auf der

Sonnentor-Website.

sonnentor.com

Absolute Mehrheit für KakaoDunkle Schokolade liegt im Trend.

Viele Genießerinnen und Genießer ver-

gleichen ihre fein-bittere Aromenfülle

mit der eines guten Weines. Mit ›Feine

Bitter 92%‹ stellt Vivani nun die ultima-

tive dunkle Schokolade vor: Die ›Neue‹

mit einem Anteil von 92% bestem Bio

Panama-Kakao ist noch einmal deut-

lich ›kakaoiger‹ als der Vivani-Best-

seller ›Feine Bitter 85 %‹ – mehr Kakao

in einer Tafel geht wohl kaum. Stolz

sind die Schoko-Macher vor allem da-

rauf, dass die ›92er‹ trotzdem so schön

▾ Edler Weisser Flower Power

von ÖMA

Flower PowerDer ›Edle Weisse Flower Power‹ von

ÖMA ist das neue Blumenkind im Bio-

Käseregal. Wie einst die blumenge-

schmückten Hippies auf den Straßen

San Franciscos so ist auch diese Brie-

Spezialität eine auffallende Erschei-

nung. Die farbenfrohe Blütenmischung

mit Ringelblume, Kornblume, Rosen-

blüten, Hibiskus, Veilchen, Schafgarbe

und Holunder bietet aber nicht nur Ge-

nuss fürs Auge, das ja bekanntlich mit-

isst. Sie sorgt – gepaart mit der Würze

mediterraner Kräuter – auch für eine

pikant-aromatische Note in dem an-

sonsten mild-cremigen Brie. Eine will-

kommene Abwechslung auf unseren

Käsetellern!

oema.de

Jung, grün, KokosWenig Kalorien, so gut wie kein Fett und

viele Mineralstoffe, deren Balance der

des menschlichen Bluts gleicht: Kokos-

saft ist ein ganz besonderer Saft. Kein

Wunder, dass die köstliche, durstlö-

schende und isotonische Flüssigkeit

aus dem Inneren junger, grüner Ko-

kosnüsse sich als In-Getränk in den

22Bioboom

Gut essennach—haltig

▴ Coco Juice von Dr. Antonio Martins pur,

Mango und Grüntee-Pfirsich

Gut essen

▴ Einlegegewürz

von Sonnentor

▴ Feine Bitter 92%

von Vivani

Page 23: Bioboom 60

23bioboom.de

▸ Co2-neutrale

Säuglingsmilch-

nahrungen

von Holle

BUCHTIPP

zartschmelzend und cremig geworden

ist. Gesüßt wurde mit Kokosblütenzu-

cker, der für einen niedrigen glykämi-

schen Index sorgt und der Schokolade

gleichzeitig eine hauchfeine Karamell-

note verleiht. Bioboom-Tipp: Black is

beautiful – unbedingt probieren!

vivani.de

CO2-neutral von Anfang anDie Babys, die heute geboren wer-

den, müssen in der Zukunft leben,

die wir ihnen hinterlassen. Da ist es

nur konsequent, dass der Schweizer

Babynahrungsspezialist Holle seine

Demeter-Säuglingsmilchnahrungen

CO2-neutral gestellt hat: und zwar

über die gesamte Produktionskette

vom Milchbauern bis zur Anlieferung

beim Großhandel. Zur Kompensation

der Emissionen unterstützt Holle das

biodynamische Kompostprojekt von

SOIL & MORE auf der Sekem-Farm in

Ägypten. Unter dem Motto ›Boden gut

machen‹ werden durch dieses Enga-

gement 350.000 Quadratmeter Wüste

urbar und für die Bio-Landwirtschaft

nutzbar gemacht. Übrigens: Die erste

Holle-Kindernahrung wurde bereits

Mitte der 1930er Jahre entwickelt.

Schon damals waren anthroposo-

phisch orientierte Ernährungslehre

und biodynamische Qualität die bei-

den entscheidenden Säulen der Phi-

losophie des Unternehmens, das in

diesem Jahr seinen achtzigsten Ge-

burtstag feiert.

holle.ch

Wiederentdeckung für SelberbäckerDas Geheimnis richtig guten Brotes,

das köstlich duftet, richtig gut schmeckt

und lange frisch bleibt? Echter Sauer-

teig. Nicht der aus dem Tütchen, son-

dern der, den Sie wirklich über Tage

selbst herangezüchtet und liebevoll

gepflegt haben. Eigentlich kein Wun-

der, dass selbst Bäcker heute nur noch

selten mit diesem kulinarischen Kul-

turgut der Menschheit arbeiten. Oder?

So schwierig ist es gar nicht, sagt Mar-

tin Stöt-Poldt von Isaak Naturkost und

liefert ausführliche Anleitungen vom

Start über Hintergrundinfos bis hin zu

Rezepten und Problemlösungen. Übri-

gens: Wer sich vor der Investition in das

Buch erstmal vorsichtig an das Thema

herantasten möchte, dem sei der Be-

such der Website www.der-sauerteig.

de angeraten. Dort finden sich zahlrei-

che Anleitungen, Tipps und Rezepte.

Martin Pöt-Stoldt

Der Sauerteig – das unbekannte Wesen179 Seiten, Spiralbindung

Edition Octopus, 21,90 € (D)

Page 24: Bioboom 60

Bioboom 24Gut leben

nach—haltig Gut leben

Pflege, die man sehen kannKlein, aber oho: Das sind die Hydro-

Gesichtsölkapseln Neroli Cassis von

Primavera. In jeder von ihnen steckt

eine intensiv pflegende, regenerie-

rende und leicht tönende Kombina-

tion aus Bio-Avocadoöl, -Nachtker-

zenöl, -Buritiöl und Cassissamenöl.

Sie verleiht der Haut einen gesunden,

strahlenden Teint, der aussieht, wie

von der Sonne geküsst.

Ideal für alle, die ihre Sommerbräune

möglichst lange erhalten und gleich-

zeitig ihrer Haut intensiv etwas Gutes

tun wollen.

Balsam für Körper und SeeleMit den Duschbalsamen von Dr.

Hauschka wird die tägliche Dusche

zum sinnlichen Vergnügen. Vier sorg-

sam komponierte natürliche Duftno-

ten sorgen dafür, dass auch die Seele

auf ihre Kosten kommt – ganz nach

Persönlichkeit, Stimmung und Tages-

zeit. So könnte der prickelnd-frische

Zitronen-Lemongrass-Duft für einen

frischen Start in den Morgen zuständig

sein, die femininen Duftkompositionen

Mandel und Rosen für einen gelunge-

nen Beginn des Feierabends sorgen

oder Lavendel Sandelholz sich für

die Gute-Nacht-Dusche empfehlen.

Schützender Quittensamenauszug,

milde pflanzliche Tenside für cremi-

gen Schaum und ein hoher Anteil pfle-

gender pflanzlicher Öle sorgen dafür,

dass sich die Haut nach dem Duschen

nicht nur sauber, sondern rundum ge-

pflegt anfühlt.

Das macht Dr. Hauschka Duschbal-

sam auch zur idealen Lösung für alle,

die nicht immer Zeit und Lust haben,

sich einzucremen.

dr.hauschka.com

▾ Hydro Gesichtsölkapseln Neroli

Cassis von Primavera

▸ Duschbalsame

von Dr. Hauschka

Vom Laternenpfahl auf den FußbodenDass in der Stadt Bielefeld die alten

›Pilzleuchten‹ Stück für Stück gegen

LED-Leuchten ausgetauscht wer-

den, ist unter dem Gesichtspunkt des

Energiesparens sicherlich zu begrü-

ßen. Aber: ›Schade drum‹, befanden

die Designer Oliver Bahr und Bastian

Demmer, retteten die stadtbildprä-

genden Gebilde vor dem Mülleimer

und bauten sie zu beleuchteten Sitz-

hockern um.

Über tausend der kultigen Sitzmö-

bel haben sie seither verkauft. Nicht

nur in Bielefeld, auch in Hamburg und

Düsseldorf stehen inzwischen die so

genannten Statthocker; sogar in Bel-

gien fanden sich bereits Abnehmer.

2013 wurde das originelle Möbel mit

dem IF-Design-Award ausgezeichnet.

Der Statthocker ist in unterschied-

lichsten Farb- und Materialvarianten

erhältlich und kann per Versand be-

stellt oder an ›Hockertagen‹ abgeholt

werden.

statthocker.de

▴ Statthocker von Bastian Demmer

und Gerhard Spieker

primaveralife.com

Page 25: Bioboom 60

Veganes Werkzeug für den perfekten LookProfi-Stylisten wissen: Für Top-Resul-

tate braucht es spitzenmäßige Pro-

dukte – und wenn es um das Make-up

geht, zählen dazu nicht nur Puder, Lid-

schatten & Co. Mindestens genauso

wichtig ist das Werkzeug. Mit billigen

Pinseln, deren Spitzen ausgefasert

sind und die unter Haarausfall leiden,

lässt sich wohl kaum ein glamouröser

Look erzielen.

Leider werden viele der Pinsel, die

gehobenen Ansprüchen standhalten,

immer noch aus Tierhaar hergestellt.

Das muss nicht sein, wie die Make-up

Pinsel von Benecos beweisen: Hoch-

wertige synthetische Torayfasern sor-

gen hier für optimale Farbaufnahme

und -abgabe. Die superfeinen Haare

sind an der Spitze abgerundet und

fühlen sich wunderbar weich auf der

Haut an. Der Stiel besteht aus schnell

nachwachsendem Bambus aus zer-

tifiziertem Anbau, die Zwinge

aus recycelbarem Alumi-

nium. Eine tolle Alternative,

nicht nur für Veganerinnen

und Tierhaarallergikerin-

nen! Liebling der Redak-

tion: Der puschelige Puder-

pinsel, ideal zur Anwendung

mit dem Benecos Mineral Powder.

benecos.eu

Duftfacetten für PersönlichkeitenZertifizierte Naturparfums sind im-

mer noch eine Rarität. Um so erfreu-

licher, wenn Neuentdeckungen zu er-

schnuppern sind: Zum Beispiel die

fünf Düfte umfassende Serie MYTAO®

aus der Natur Duft Manufaktur Tao-

asis. Sie überzeugt mit natürlichen,

▴ veganer Puderpinsel von Benecos

25Gut lebenbioboom.de

Extra für die WäscheDuftende, kuschelig weiche Wäsche –

auch wer auf ökologische Waschmit-

tel setzt, muss darauf nicht verzichten.

Die Wäsche Duft- und Pflegespülung

von Sodasan verleiht Handtüchern,

T-Shirts & Co das gewisse Etwas: Für

einen dezent frischen Duft sorgen

ätherische Öle, unter anderem aus La-

vendel, Rose, Magnolie und Geranium.

Bio-Aloe vera und Sojalecithin spen-

den hautsympathische Pflege. Anders

als konventionelle Weichspüler zieht

die Duft- und Pflegespülung nicht auf

die Fasern auf. Die angenehmen Tra-

geeigenschaften von Naturfasern, At-

mungsaktivität und Feuchtigkeitsauf-

nahmevermögen bleiben erhalten.

Geeignet für die gesamte Wäsche und

alle Faserarten – einfach in das Weich-

spülerfach der Waschmaschine füllen.

sodasan.com

▸ Wäsche Duft- und

Pflegespülung von Sodasan

klaren Duftkompositionen und ist kon-

sequent frei von synthetischen und

naturidentischen Duftstoffen, die uns

im wahrsten Sinne des Wortes an der

Nase herumführen. Frisch, exotisch,

mediterran, zart und blumig über-

zeugen MYTAO® eins bis vier Natur-

duft-Freundinnen und mit dem wür-

zig-herben MYTAO® fünf ist auch ein

ausgesprochener Herrenduft dabei.

Die MYTAO®-Düfte sind zertifizierte

Naturkosmetik gemäß NaTrue und

Cosmos organic sowie vegan. So ele-

gant kann Kompromisslosigkeit sein!

taoasis.com

▸ My Tao Nr. 1–5

von Taoasis

Page 26: Bioboom 60

Viele Öle, die wir in der Küche als kulina-

rische und gesunde Bereicherung schät-

zen, sind auch für die Haut eine Wohl-

tat: Argan, Kokos, Avocado, Aprikose,

Sesam, Soja, Weizenkeim, Mandel, um

nur einige zu nennen. Ernährungsex-

perten wissen, dass hochwertige Spei-

seöle oder bestimmte Öle wie Lein- oder

Hanföl auch als Nahrungsergänzungen

das Hautbild positiv beeinfl ussen kön-

nen. Aber nicht nur von innen, auch von

außen sorgen Pfl anzenöle für schöne

und gepfl egte Haut.

Zauberwort nativ Aber natürlich nicht irgendwelche: Na-

tiv, also bei möglichst niedrigen Tem-

peraturen gepresst, sollten die Pfl e-

geschätzchen sein. Nicht hocherhitzt,

desodoriert, raffi niert oder ähnlich ra-

biaten Verfahren unterzogen worden

sein. Und natürlich am liebsten aus Bio-

Anbau stammen. Nur dann können wir

all das Gute, das in ihnen steckt haut-

nah erleben: Gesättigte und vor allem

ungesättigte Fettsäuren, Vitamine, An-

tioxidanzien und jede Menge der so ge-

nannten Fettbegleitstoff e. Im Grunde

ist ein Pfl anzenöl ein Wirkstoff cocktail

von mehreren hundert Inhaltsstoff en –

frei geliefert aus der Natur zum Wohle

der Haut und den künstlichen Kreati-

onen aus den Industrielabors in man-

cher Hinsicht überlegen.

Geballte Kraft und Lebensenergie Eigentlich kein Wunder: Denn pfl anz-

liche Öle werden aus Nüssen, Samen,

Kernen gewonnen – so bringen sie die

geballte Energie dessen, was zum Wer-

den von Neuem gebraucht wird. Anders

als Erdölderivate wie Paraffi ne oder Si-

likone liegen sie nicht einfach als Film

auf der Haut, sondern verbinden sich

mit dem hauteigenen Lipidfi lm und

stärken so die Hautbarriere.

Hauptrolle in der Naturkosmetik In der Naturkosmetik werden sie mit

Kräuterextrakten und ätherischen Ölen

zu fertigen Produkten wie Cremes und

Lotionen komponiert. Damit sich Öliges

und Wässriges zur perfekten Konsistenz

REINE PFLANZENÖLE

SIND DIE WOHL

URSPRÜNGLICHSTE

NATURKOSMETIK

DER WELT.

ERAHREN SIE, WAS

SIE KÖNNEN

UND WARUM SIE

SO GUT TUN.

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Pur ist in

Bioboom 26Kosmetik: Hautöle

Page 27: Bioboom 60

baenschpurecare.deDie Naturkosmetikmarke der Ölmühle Solling

Natur puurr fürr meeiineee Haut. EEdlee ÖÖ lee unnnddd Exxttrakktte. KKeeinnn WWWWaasssseer. KKeinee EEEmmulgggaaatoorrreenn. KKKKeeeiinneee KKoonseerrvvieeerrrunngggsssstttoofffffeee..WWWeeniiggger gggeehhhtt nniiicchhhhttt. MMeeehhhr bbbrraauuchhhttt eeess nniichhtt.

N f

verbinden, braucht es allerdings auch

in der Naturpfl ege ein bisschen Hilfe

von Emulgatoren und anderen Zusatz-

stoff en. Dabei geht es auch ganz ohne

Drumherum: Pfl anzenöle werden seit

Jahrhunderten als pure Pfl ege für Ge-

sicht und Körper, Haut und Haar ein-

gesetzt.

Fettig glänzend muss nicht sein

Viele Naturkosmetik-Fans stehen den

reinen Ölen ein bisschen skeptisch ge-

oder Dekolleté usw. ein Spezialprodukt

zu verwenden. Kosmetik mit Pfl anzen-

ölen kann uns den Weg zu einer neuen

Einfachheit zeigen. Nehmen wir zum

Beispiel eine Flasche reines Mandelöl:

Es dient als Make-up Entferner, Pfl egeöl

fürs Gesicht – sehr gut zum Beispiel bei

empfi ndlicher Haut. Mit ein paar Trop-

fen ätherischem Öl angereichert wird es

zum Körper- oder Massageöl; mit Milch

oder Sahne verquirlt zum Badeöl. Und,

falls Sie gerade ein Kind im Windelal-

ter haben: Es eignet sich auch bestens

als Babyöl.

Kreativ pfl egen Natürlich geht es nicht darum, nur

noch eine Flasche Öl im Bad stehen

zu haben. Den meisten von uns macht

die Vielfalt von Düften und Konsisten-

zen abseits der reinen Nützlichkeit viel

zu viel Freude. Und mit pfl anzlichen

Ölen kann die Vielfalt sogar noch grö-

ßer werden: Mit ein paar Tropfen Arga-

nöl vermischt, wird eine „zu leichte“

Creme reichhaltiger, etwas Wildrosenöl

peppt die Körperlotion zu Anti-Aging

Bodypfl ege auf.

Naturkosmetische VielfaltOb edles Gesichtsöl (zum Beispiel von

Primavera), duftendes Körperöl (zum

Beispiel von Dr. Hauschka, Khadi oder

Weleda) ob sortenrein (Baensch pure

care, Mahlenbrey): Es lohnt sich, im

Naturkosmetikregal auf Entdeckungs-

reise zu gehen.

genüber: Wer möchte schon glitschig

in die Klamotten schlüpfen? Oder mit

fettglänzendem Gesicht herumlaufen?

Aber: Das muss nicht sein. Ob Körper-

oder Gesicht: Am besten werden Öle

sparsam und direkt nach der Reini-

gung aufgetragen – die Haut soll noch

ein bisschen feucht sein. Denn dann

bildet sich direkt beim Einmassieren

ohne jede Chemie eine ganz natürliche

Emulsion – das Öl kann schnell einzie-

hen und die Haut wird seidig gepfl egt.

Unkompliziert aber lichtscheu Da die wertvollen Inhaltsstoff e nativer

Pfl egeöle lichtempfi ndlich sind, emp-

fi ehlt es sich, angebrochene Flaschen

an einem dunklen Plätzchen aufzube-

wahren. Sie vertragen Zimmertempe-

ratur, möchten aber nach Anbruch zü-

gig aufgebraucht werden. Tipp : Halten

Sie das Gewinde der Flaschen sauber –

am besten nach jedem Gebrauch sau-

ber wischen.

Ein Öl, viele Möglichkeiten

Wir sind es gewohnt, für Körper und

Gesicht, Hände und Füße, Augenpartie

Kosmetik mit Pfl anzenölen kann uns den Weg zu einer neuen Einfachheit zeigen.

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bioboom.de 27

Kreativ pfl egenNatürlich geht es nicht darum nur

n Weg en

Page 28: Bioboom 60

DASS ›BIO‹ IN DER BUNDESREPUBLIK EIN WIRTSCHAFTLICHER UND GESELLSCHAFTLICHER FAKTOR IST, MIT DEM

MAN RECHNEN MUSS, DAS LIEGT AN TAUSENDEN VON MENSCHEN, DIE SICH BERUFLICH UND PRIVAT FÜR DAS EN-

GAGIEREN, WAS IHNEN AM HERZEN LIEGT. SIE SIND NICHT UNBEDINGT BEKANNT, ABER INTERESSANT. BIOBOOM

STELLT SOLCHE MENSCHEN VOR.

Gespräch28

? Ihr Betrieb ist vor über zwanzig Jah-

ren aus dem Gedanken der Selbst-

versorgerlandwirtschaft entstanden.

Sie selber sind aber nicht als Heid-

schnuckenschäfer geboren, oder?

< Nein, ich bin Quereinsteiger, habe in

Hannover Architektur studiert, eben-

dort ein Buskollektiv mitbegründet,

lange in Berlin gelebt und bin durch

die Welt gereist. Dann bin ich der Liebe

wegen hier gelandet. Heidi, meine heu-

tige Frau, die ich aus dem Buskollektiv

kannte, hatte hier eine kleine Landwirt-

schaft. Am Anfang habe ich noch EDV-

Schulungen in Architekturbüros und so

was gemacht. Irgendwann dachte ich:

So ein Quatsch, wenn ich hier auf dem

Land lebe, dann will ich auch vom Land

leben. So fing ich an, mich mit den

Heidschnucken zu beschäftigen. Heute

haben wir immer noch einen Gemüse-

garten, Obstbäume und ein paar Hüh-

ner, aber wir sind keine Selbstversorger

im klassischen Sinne mehr. Dafür sind

wir gut vernetzt mit anderen Bio-Betrie-

ben, von denen wir dann zum Beispiel

Käse oder Kartoffeln bekommen.

? Sie könnten Ihr Fleisch wahrschein-

lich auch verkaufen, wenn Sie kein

Bio-Betrieb wären, auf Qualität und Fo

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Stephan Hamann (60)

ist Bio-Heidschnuckenschäfer auf dem

Hof Schwarzes Moor in Buchholz bei

Balge bei Nienburg (Weser).

› Das ist mein Ding.‹

GESPRÄCH

Page 29: Bioboom 60

mein Ding. Es gibt so viele Leute, die ar-

beiten elf Monate im Jahr, damit sie ei-

nen Monat das machen können, worauf

sie eigentlich Lust haben. Unser Leben

findet immer statt, nicht nur im Urlaub.

Wir brauchen keine Erholung davon,

obwohl es auch anstrengend sein kann

und natürlich auch nicht immer alles

toll ist: Zu einem guten Leben gehört

nicht immer mehr Kohle. Wir haben

von allem mehr als genug, wir brau-

chen nicht noch mehr. Das gibt eine

innere Zufriedenheit.

? Kann oder soll Ihr Betrieb eigentlich

wachsen?

< Abnehmer für unser Fleisch gibt es

genug, wir haben mehr Nachfrage, als

wir liefern können. Aber ich bin jetzt

sechzig, da spürt man schon mal die

schwere körperliche Arbeit. Deshalb

kümmere ich mich jetzt zunehmend um

die Vermarktung. Wir haben auch Ko-

operationen mit Schäfern bis nach Süd-

deutschland, die so arbeiten wie wir.

Was für uns hier in Niedersachsen ein

Problem ist: Das Land wird immer mehr

zur Energiegewinnung genutzt, Mais

bis zum Horizont. Das bedeutet auch:

Wir können, beziehungsweise wollen,

diese Pacht- oder Kaufpreise nicht mehr

bezahlen. Denken Sie nicht, das Land

hier von Bauer zu Bauer verkauft wird.

Heute geht das das Meiste an Makler be-

ziehungsweise Investmentfirmen. Aber

wir haben natürlich auch eigenes Land,

das kann uns keiner wegnehmen. Und

dort werden wir unseren Lebenstraum

mit unseren Freunden weiter leben.

Den Kampf für eine bessere Welt – was

immer man darunter versteht – muss

dann die nachkommende Generation

führen.

hofschwarzesmoor.deHier kann man auch

Urlaub machen!

29bioboom.de

Regionalität setzen. Aber Sie sind

ein zertifi zierter Bioland-Hof…

< …also: Qualität und Regionalität ist

für uns kein Widerspruch zu Bio. Im

Gegenteil, das gehört zusammen. Da-

her hat sich diese Frage – Bio ja oder

nein – nie gestellt. Das ist für uns ein-

fach eine Selbstverständlichkeit. Als

wir mit den Heidschnucken angefan-

gen haben, waren Fleisch und Wurst

im Bio-Laden noch eine Rarität. Dann

kamen BSE und die ganzen anderen

Fleischskandale: Seitdem haben wir

eine stetig wachsende Nachfrage.

? Im Moment erleben wir ja gerade

eine Abkehr vom Fleischkonsum.

Vegan ist der neue Mega-Trend,

auch in der Gastrono-

mie. Spüren Sie das?

< Nein. Bei unseren Kun-

denInnen geht vorrangig

nicht diese Szene essen.

Und dass es gesundheit-

lich und ökologisch un-

sinnig ist, täglich Rie-

senmengen Billigfleisch

zu vertilgen, versteht sich ja wohl von

selbst. Uns ging es immer um Qualität

und nicht um Quantität.

? Bei Ihnen auf dem Hof hat man so

ein bisschen das Gefühl, in eine an-

dere Zeit zurückversetzt zu sein.

< Ja, ich weiß. Wir mussten mal so ei-

nen Fragebogen zum Immobilienbe-

stand ausfüllen. Und da mussten wir

ankreuzen, ob wir ein WC haben. Ha-

ben wir nicht. Wir haben glücklicher-

weise unser Plumpsklo nach wie vor im

Stall. Da kam wirklich eine Frau vom

Landkreis, guckte sich das ungläubig

an und meinte: „Sie leben ja unter So-

zialhilfeniveau!“ Und da waren wir wie-

der bei der Frage: Was ist eigentlich Le-

bensqualität?

? Dabei haben Sie sich für einen Le-

bensstil entschieden, den die meis-

ten Menschen wohl als sehr an-

strengend und unkomfortabel

empfi nden würden. Was schätzen

Sie so daran?

< Wissen Sie, ich habe jede Menge Le-

benszeit im LKW oder Bus verbracht,

bin bis Iran und Irak gefahren, nach Af-

rika… Auch das war eine geile Zeit! Jetzt

findet mein Leben hier statt, das hier ist

Unser Leben fi ndet immer

statt, nicht nur im Urlaub.

Page 30: Bioboom 60

Bioboom 30Mix

FLUTHILFE FÜR BIO-BETRIEBEEigentlich ist Aktualität das erste Ge-

bot für Medien. Hier machen wir

eine Ausnahme: Zwar sind die Pe-

gel des ›Jahrhunderthochwassers‹

des Frühsommers schon längst wie-

der auf Normalstand, das Thema aus

den Schlagzeilen verschwunden, für

die Betroffenen ist aber noch längst

keine Normalität eingekehrt. Deshalb

erinnern wir daran, dass auch viele

Bio-Betriebe vom Hochwasser betrof-

fen wurden und nach wie vor dringend

Unterstützung brauchen. Die Zukunfts-

stiftung Landwirtschaft, die GLS Bank

und die Bio-Anbauverbände Bioland,

Demeter, Naturland, Biokreis und Gäa

haben deshalb ein gemeinsames Spen-

denkonto eingerichtet:

Kontoinhaber:

Zukunftsstiftung Landwirtschaft

Kontonummer: 30 005 444

BLZ 430 609 67 bei der GLS Bank

Kennwort ›Fluthilfe‹

Hier können Sie online spenden:

zs-l.de

GROSSE GIFTSPRITZE INKLEINEN GÄRTEN Von wegen Naturgenuss im eigenen

Garten: Rund 500 Tonnen Pestizide

werden in Deutschland jährlich in pri-

vaten Gärten verteilt, wie der BUND

(Bund Umwelt- und Naturschutz

Deutschland) auf seiner Website be-

richtet. Darunter seien auch Breit-

band-Herbizide der Marke Round-up

des Gentech-Konzerns Monsanto, der

dem Hobbygärtner sogar eine eigene

Website (roundup-garten.de) wid-

met. Gegen den Gifteinsatz im Gar-

meldun–gen

ten spricht laut BUND nicht zuletzt,

dass hinter dem privaten Gartenzaun

keine behördliche Kontrolle statt-

finde. Schnell könne es beim Hobby-

gärtnern aus Unkenntnis oder nach

dem Motto ›viel hilft viel‹ zu Überdo-

sierungen kommen. Die werden nicht

nur dem Öko-System, sondern auch

für kleine Kinder und Haustiere ge-

fährlich – und sind natürlich auch für

ökologisch orientierte Nachbarn ein

Graus. ›Giftige Pestizide haben in un-

seren Gärten nichts zu suchen‹, stellt

der BUND fest und fordert strengere

Auflagen und Verbote.

bund.net

FAIRE ELEKTRONIK NOCH GANZ AM ANFANGFairer Kaffee, faire Baumwolle, faire

Gewürze, faire Kosmetik: Alles kein

Problem mehr. Anders sieht es im

Bereich Computer/Elektronik aus.

Immer wieder geraten Konzerne wie

Apple, Samsung, Nokia & Co. in die

Schlagzeilen. Mal sind es die Ar-

beitsbedingungen bei den Zu-

lieferern oder die Zustände

in der Produktion in Län-

dern wie China. Auch die

Rohstoffe, die zum Be-

spiel für unsere geliebten

Smartphones benötigt wer-

den, haben es in sich: Metalle

wie Zinn oder Cobalt können

aus Minen stammen, die von War-

lords beherrscht werden und fi nan-

zieren somit Bürgerkriege auf dem

afrikanischen Kontinent. Im Oktober

2013 sollen nun die ersten ›Fairpho-

nes‹ ausgeliefert werden, entwickelt

von einem niederländischen Mini-Un-

ternehmen mit Hilfe einer Stiftung.

Das Ziel: Mobiltelefone möglichst

ohne Ausbeutung von Personen und

mit möglichst geringem Schaden für

die Umwelt zu produzieren. Der deut-

sche Verein NagerIT widmet sich der

Herstellung fairer Computermäuse.

Beide Unternehmen kommunizieren

offen, dass auch ihre Produkte ledig-

lich erste Schritte sind, und noch nicht

komplett ›fair‹. Aber: Solange es keine

Alternative zu den ›unfairen‹ elektro-

nischen Geräten gäbe, würden die be-

stehenden Firmen wohl kaum grund-

legend etwas ändern.

fairphone.com

nager-it.de

30

r. Anders sieht es im

puter/Elektronik aus.

geraten Konzerne wie

ng, Nokia & Co. in die

Mal sind es die Ar-

gen bei den Zu-

die Zustände

tion in Län-

a. Auch die

zum Be-

re geliebten

benötigt wer-

n sich: Metalle

Cobalt können

fairphone.com

nager-it.de

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BioboomMix

Page 31: Bioboom 60

31Was Sie sagen

IMPRESSUMBioboom Heft 60 Herbst 2013

bioboom.de

HERAUSGEBERHarting +Tovar GmbH

Vordere Schöneworth 17a · 30167 Hannover

[email protected]

T 0511.16 15 920 · F 0511.16 15 925

REDAKTION Jeanine Tovar (V.I.S.D.P.) + Detlef Harting

REDAKTIONSANSCHRIFT

Vordere Schöneworth 17a · 30167 Hannover

MITARBEIT

Kristin Oeing

Jörg Oberwittler

VERTRIEB/LOGISTIK/ANZEIGENCarola Schröder

TITELBILD Oleksandr Melnyk | Dreamstime.com

GESTALTUNG Harting+Tovar GmbH

ERSCHEINUNGSWEISEBioboom erscheint 4 x jährlich

AUFLAGE 140.000

BEZUG Bioboom gibt’s gratis in Bio-Läden,

Bio-Supermärkten und Reformhäusern

Keine Ausgabe verpassen?

Bioboom im Jahresabo für 8 Euro (Inland) bequem

per Post nach Hause/Einzelheft 2 Euro (Inland)

FÜR NATURKOST- UND NATURWAREN-FACHGESCHÄFTE, REFORMHÄUSER UND BIO-MÄRKTE Abonnieren Sie Bioboom kostenlos für Ihre

Kunden: 0511.16 15 920

DRUCK Frank Druck GmbH & Co. KG

Industriestrasse 20 · 24211 Preetz

Alle Angaben ohne Gewähr.

Nachdruck oder Verbreitung in digitalen Medien,

auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmi-

gung des Herausgebers.

Für den Inhalt der Anzeigen sind die Inserenten

verantwortlich.

INSERENTENAronia Original Naturprodukte GmbH, Baensch pure

care/Ölmühle Solling GmbH, BauFritz GmbH & Co.

KG, herzberger bäckerei GmbH, Hornberger Le-

bensquell GmbH, ÖMA Beer GmbH, Pukka Herbs,

Sonnentor Kräuterhandels GmbH, Triodos Bank, VI-

TAM Hefe-Produkt GmbH.

ANBIETERAnaconda Verlag GmbH, AT Verlag, benecos – cos-

mondial GmbH & Co. KG, Brigitte Mahlenbrey GmbH,

Dr. Antonio Martins coco, Dr. Hauschka/WALA Heil-

mittel GmbH, EcoFinia GmbH/Vivani, Edition Octo-

pus/Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat OHG,

foodwatch e.V., Holle baby food GmbH, ÖMA Beer

GmbH, Primavera Life GmbH, Sodasan Wasch- und

Reinigungsmittel GmbH, Sonnentor Kräuterhandels

GmbH, Statthocker/Bastian Demmer +Gerhard

Spieker GbR, Taoasis GmbH, Verlagshaus Kiepen-

hauser & Witsch GmbH & Co.KG.

BEILEGERWaschbär/Triaz GmbH (in Teilauflage)

bioboom.de BIOBOOM ONLINE LESEN· RÜCKKEHR DES HANDWERKS

· GEWISSEN GEGEN GEIZ

· MIT TIER ODER OHNE?

· BIO – JETZT ERST RECHT

DAS MAGAZIN FÜR NACHHALTIGEN GENUSS IM INTERNET

Zu: Zwischen Geiz und Gewissen, Bioboom Sommer 2013 Danke für Ihr Titelthema. Diese The-

matik müsste überall und immer wie-

der auf die Titelseiten kommen. Denn

die Werbelügen der Industrie mit grü-

nen Wiesen, blauem Himmel und

glücklichen Tieren – die gibt es nicht.

Lediglich 2 % (!) des insgesamt ange-

botenen Fleisches stammt zum Bei-

spiel aus sogenannter Bio-Haltung

(wobei auch diese Haltung aus Sicht

der Tiere zu wünschen übrig lässt und

ebenfalls mit einem gewaltsamen Tod

endet). S. Landesberger, per E-Mail

Zu: Leben am Hähnchenhighway, Bioboom Sommer 2013 Schön, dass bei aller Parteilichkeit für

die Protestierenden deutlich wird, dass

Sagen Sie was: Wir freuen uns über Ihre Kommentare und Anregungen, die wir

gründlich und mit Interesse lesen, auch wenn wir sie leider nicht immer vollstän-

dig abdrucken können! Redaktion Bioboom, c/o Harting & Tovar GmbH, Vordere

Schöneworth 17a, 30167 Hannover, [email protected]

Die nächste Bioboom erscheint am 12. November 2013

das Leben in ländlichen Regionen, wo

Jobs knapp sind, weder einfach noch

idyllisch ist und Bio auch auf dem Dorfe

ganz weit weg sein kann.

N. Kopp, per E-Mail

Zu: Chancen für Bienen, Bioboom Sommer 2013

Dass die von Bayer, BASF und Syngenta

vertriebenen Pestizide eine Gefahr für

Bienen darstellen wurde jetzt endlich

auch auf EU-Ebene registriert – noch

wenig diskutiert sind die Ergebnisse

Schweizer Forscher, dass diese Ner-

vengifte die Bewegung und die Nah-

rungsaufnahme von Kleinkrebsen und

anderen Wasserbewohnern schädigen.

Ein weiteres Argument, diese Nerven-

gifte dauerhaft zu verbieten.

M. Schropp per E-Mail

Kl im

aneutra l gedruckt 707

65

F i r s t Cl imate

Was Sie sagen

Page 32: Bioboom 60

Nachhaltig seit 1980.

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Triodos Bank Tagesgeld

Test: Sichere ökologische GeldanlageKategorie: TagesgeldAusgabe 10/2012

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Triodos Konto

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