Biologen in unserer Zeit

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D 6562 F 4/96 INFORMATIONEN DES VERBANDES DEUTSCHER BIOLOGEN E.V. / NR. 425 - VDBiol- Biologentagung 1996 Biologie - Bruckenpfeiler zwischen den Wissenschaften 18. - 21. September 1996 Universitat Regensburg, Zentraler Horsaalbereich, Horsaal2 Tagungsbegleitend: Info-Borse zur Arbeitsmarktsituation fur Biologen Anschliefiend 21. - 24. 9.: Jahresversammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Arzte (GDNA) 1996 ,,Koordinaten der menschlichen Zukunft: Energie - Materie - Information - Zeit" Mittwoch, 18.9.1996 20.00 Uhr Offentlicher Abendvortrag: Biologie und Kunst - zur Asthetik des Lebendigen Prof. Dr. Peter Sitte, Freiburg Donnerstag, 19.9. 1996 Biologie - Briickenpfeiler zwischen den Wissenschaften 9.00 - 10.30 Uhr Eroffnungsveranstaltung Musikalische Umrahmung Preisverleihungen und Ehrungen 11.00 - 12.00 Uhr Biologie und ,,Materiewissen- schaften" Prof. Dr. Hans Mohr, Stuttgart 14.00 - 15.00 Uhr Biologie und ,,Strukturwissen- schaften" Prof. Dr. Heinz-Otto Peitgen, Bremen 15.00 - 16.00 Uhr Biologie und Technische Wissenschaften Prof. Dr. Peter Buckel, Boehrin- ger/Mannheim, Penzberg 16.3C - 173 Uhr Biologk und Sprachwissen- schaftm Prof. Dr. Els Oksaar, Hamburg 17.30 - 18.30 Uhr Biologie und Politische Wissen- schaften Prof. Dr. Mikhail Gusev, Uniuer- sitat Moskau ab 20.00 Uhr Gesellschaftsabend im histori- schen Lokal ,,Leerer Beutel" mit Musik Freitag, 20. 9. 1996 Biologische Berufsfelder und Arbeitsmarktsituation 8.30 - 10.30 Uhr Berufliche Zukunft fur Biologen Einleitung und Moderation: Prof. Dr. Horst Grimrne, Bremen Kurzreferate: Chance Europa (ECBA, ,,Euro- biologe") Dr. R. H. Priestley, London, Chance Industrie, Dr. Raban v. Schenk/Hoechst AG, Frankfurt Chance Umweltvorsorge/Um- weltschutz, Dip1.-Biol. Thomas Henschel, Miinchen Chance durch den VDBiol, Prof. Dr. Karl Daumer, Munchen 11.00 - 13.00 Uhr Mitgliederhauptversammlung (s. nachfolgende Einladung) 14.30 - 16.30 Uhr Sitzungen der VDBiol-Sektionen und -Arbeitskreise zu biologi- schen Berufsfeldern (offen fur alle Tapngsteilnehmer !) 17.00 - 18.00 Uhr Abschlufivortrag: Arbeitsmarkt, Biologie und Bediirfnisforschung oder Wieviel Biologie braucht unsere Gesellschaft? Prof. Dr. Gerhard Schaefer, Hamburg Samstag, 21.9.96 Fuhrungen und Exkursionen (angegebene Gebuhren nur bei Einzahlung bis 31.7.96! Nach diesem Termin Aufpreis, s. unten) El Stadtfiihrung Regensburg - Naturkundemuseum Gebiihr: Mitglieder D M lo,-, Nichtmitglieder DM 15,- Betreuung: Frau R. Jacobi, Re- gensburg E 2 Fuhrung durch das Archaeenzentrum Regensburg 9.00 - 12.00 Uhr Prof. Dr. K. 0. Stetter Gebiihr: Mitglieder DM 20,-, Nichtmitglieder DM 30,- Betreuung: Frau G. Geifibauer, Regensburg E 3 Vegetationskundliche Exkursion mit Naturschutz- problematik 9.00 - 16.00 Uhr Diplom-Biologen 0 . Diirham- mer, J. Klotz, M. Scheuerer, M. Warneke Gebuhr: Mitglieder DM 30,-, Nichtmitglieder DM 40,- Betreuung: PD Dr. B. Starosta, Regensburg E 4 Kulturgeschichtlich- botanische Exkursion 9.00 - 16.00 Uhr Dr. W. Madl und Dr. H. Gagger meier Gebiihr: Mitglieder DM 50,-, Nichtmitglieder DM 60,- (einschl. Fahrkosten und Ein- trittsgelder) Betreuung: M. Gruber, Regensburg

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I N F O R M A T I O N E N DES VERBANDES DEUTSCHER B I O L O G E N E.V. / N R . 425

- VDBiol- Biologentagung 1996

Biologie - Bruckenpfeiler zwischen den Wissenschaften 18. - 21. September 1996

Universitat Regensburg, Zentraler Horsaalbereich, Horsaal2 Tagungsbegleitend: Info-Borse zur Arbeitsmarktsituation fur Biologen

Anschliefiend 21. - 24. 9.: Jahresversammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Arzte (GDNA) 1996

,,Koordinaten der menschlichen Zukunft: Energie - Materie - Information - Zeit"

Mittwoch, 18.9.1996 20.00 Uhr Offentlicher Abendvortrag: Biologie und Kunst - zur Asthetik des Lebendigen Prof. Dr. Peter Sitte, Freiburg

Donnerstag, 19.9. 1996 Biologie - Briickenpfeiler zwischen den Wissenschaften

9.00 - 10.30 Uhr Eroffnungsveranstaltung Musikalische Umrahmung Preisverleihungen und Ehrungen

11.00 - 12.00 Uhr Biologie und ,,Materiewissen- schaften" Prof. Dr. Hans Mohr, Stuttgart

14.00 - 15.00 Uhr Biologie und ,,Strukturwissen- schaften" Prof. Dr. Heinz-Otto Peitgen, Bremen

15.00 - 16.00 Uhr Biologie und Technische Wissenschaften Prof. Dr. Peter Buckel, Boehrin- ger/Mannheim, Penzberg

16.3C - 1 7 3 Uhr Biologk und Sprachwissen- schaftm

Prof. Dr. Els Oksaar, Hamburg

17.30 - 18.30 Uhr Biologie und Politische Wissen- schaften Prof. Dr. Mikhail Gusev, Uniuer- sitat Moskau

ab 20.00 Uhr Gesellschaftsabend im histori- schen Lokal ,,Leerer Beutel" mit Musik

Freitag, 20. 9. 1996 Biologische Berufsfelder und Arbeitsmarktsituation

8.30 - 10.30 Uhr Berufliche Zukunft fur Biologen Einleitung und Moderation: Prof. Dr. Horst Grimrne, Bremen Kurzreferate: Chance Europa (ECBA, ,,Euro- biologe") Dr. R. H. Priestley, London, Chance Industrie, Dr. Raban v. Schenk/Hoechst AG, Frankfurt Chance Umweltvorsorge/Um- weltschutz, Dip1.-Biol. Thomas Henschel, Miinchen Chance durch den VDBiol, Prof. Dr. Karl Daumer, Munchen

11.00 - 13.00 Uhr Mitgliederhauptversammlung (s. nachfolgende Einladung)

14.30 - 16.30 Uhr Sitzungen der VDBiol-Sektionen und -Arbeitskreise zu biologi- schen Berufsfeldern (offen fur alle Tapngsteilnehmer !)

17.00 - 18.00 Uhr Abschlufivortrag: Arbeitsmarkt, Biologie und Bediirfnisforschung oder Wieviel Biologie braucht unsere Gesellschaft? Prof. Dr. Gerhard Schaefer, Hamburg

Samstag, 21.9.96 Fuhrungen und Exkursionen (angegebene Gebuhren nur bei Einzahlung bis 31.7.96! Nach diesem Termin Aufpreis, s. unten)

E l Stadtfiihrung Regensburg - Naturkundemuseum Gebiihr: Mitglieder DM lo,-, Nichtmitglieder DM 15,- Betreuung: Frau R. Jacobi, Re- gensburg

E 2 Fuhrung durch das Archaeenzentrum Regensburg 9.00 - 12.00 Uhr Prof. Dr. K. 0. Stetter Gebiihr: Mitglieder DM 20,-, Nichtmitglieder DM 30,- Betreuung: Frau G. Geifibauer, Regensburg

E 3 Vegetationskundliche Exkursion mit Naturschutz- problematik 9.00 - 16.00 Uhr Diplom-Biologen 0 . Diirham- mer, J. Klotz, M. Scheuerer, M. Warneke Gebuhr: Mitglieder D M 30,-, Nichtmitglieder DM 40,- Betreuung: PD Dr. B. Starosta, Regensburg

E 4 Kulturgeschichtlich- botanische Exkursion 9.00 - 16.00 Uhr Dr. W. Madl und Dr. H. Gagger meier Gebiihr: Mitglieder D M 50,-, Nichtmitglieder DM 60,- (einschl. Fahrkosten und Ein- trittsgelder) Betreuung: M. Gruber, Regensburg

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Einladung zur Mitgliederhauptversammlung (MHV) anlaf3lich der Tagung des Gesamtverbandes

in Regensburg 1996

Alle Mitglieder des Verbandes Deutscher Biologen e. V. werden hiermit satzungsgemafi zur Mit- gliederhauptversammlung einge- laden, die am Freitag, dem 20. September 1996 von 11.00 bis 13.00 Uhr in der Universitat Regensburg, Zentraler Horsaalbereich, Hor- saal2 stattfinden wird. Tagesordnung 1. Tatigkeitsbericht des Geschaftsfuhrenden Vorstandes (GV) 2. Bericht der Kassenpriifer und Entlastung des Vorstandes 3. Neuwahl des Geschaftsfuhren- den Vorstandes (GV) 4. Strukturfragen des Verbandes (Sektionen, Arbeitskreise, Kom- missionen) 5. Verschiedenes Zu TOP 3: Der Prasident steht aus beruf- lichen Griinden fur dieses Amt nicht mehr zur Verfugung, ist aber bereit, aus Kontiiuitatsgiiiii- den das Amt eines Vizeprasiden- ten zu iibernehmen (fachuber- greifende Bildungsplanung, Fachdidaktik), falls die MHV

dies wiinscht. Um die Nachfolge auf das Prasidentenamt hat sich Prof. Dr. Karl Daumer beworben. Der Schatzmeister, Herr Klaus Kannengiefier, will nach etwa 23 Jahren Tatigkeit in diesem Amt nicht wieder kandidieren. Zur Nachfolge ist Herr Joachim Grosser (bisher 4. Vizeprasident) bereit. Der bisherige Vizeprasident fur Hochschulbiologie, Prof. Dr. Joseph Lengeler, scheidet aus beruflichen Griinden aus. Als Nachfolger ist Prof. Dr. Detlef Biickmann (Universitat Ulm, Abt. Zoologie) vorgeschlagen. Der Vizeprasident fur Industrie- biologie, Dr. Harald von Keyser- lingk, wird ebenfalls nicht ver- langern. Als Nachfolger kandi- diert Dr. Riidiger Marquardt, DECHEMA Frankfurt, Sachver- standiger fur Biotechnologie beim BMBF. Als Sprecher der Landesverbande (Nachfolge Daumer) wird von den LV-Vorsitzenden Dr. Hans- Dieter Frey vorgeschlagen (Sit- zung am 20.4. 96 in Kassel). Die Schriftleiterin, Frau Iris

Lasch, scheidet aus ihrem Amt aus. Als Nachfolgerin steht Frau Karen Kuhl, VCH, zur Verfu- gung. Die Vizeprasidentin fur Schulbiologie und die neuen Bundeslander, Frau Regina Manitz, ist wegen mehrerer lau- fender Projekte zur Weiterarbeit in ihrem Amt bereit. Alternative Wahlvorschlage mus- sen laut $ 2 Wahlordnung bis spatestens 1 Woche vor dem Termin der MHV dem Prasiden- ten vorliegen, also bis zum 13.

September 96, und zwar mitsamt einer Unterschriftensammlung von mindestens 10 Mitgliedern sowie der Einverstandniser- Marung des Kandidatedder Kandidatin. Damit die Vorstandswahl von einer moglichst breiten Basis getragen wird, bitte ich alle Mit- glieder um rege Teilnahme an der Regensburger Tagung und um aktive Mitwirkung an der MHV!

Gerhard Schaefer

Genregulation - Gentechnik - Biotechnik Lehrerfortbildungskurs an der Ruhr-Universitat Bochum (5. - 6.9. '96)

Anmeldung: Maximale Teilneh- merzahl: 26 Personen; die Anmel- dungen mussen schriftlich erfol- gen. Die Vergabe der Platze er- folgt nach dem Posteingangsda- tum und wird schriftlich bestatigt. Anmeldeschlufi ist der 28.8.96. Fur Mitglieder des VDBiol ist die Teilnahme kostenlos; fur Nicht- mitglieder betragt die Teilnahme- gebuhr DM 50,-. Beim Kultusmi- nister des Landes NRW wurde beantragt, den Kurs als Lehrer- fortbildung anzuerkennnen und den Interessenten auf Antrag Sonderurlaub und Dienstausfall- schutz zu gewahren. Themen: 0 Mikrobiologisches Arbeiten unter Schulbedingungen.

0 Genregulation: Repression und Induktion einer Enzymsyn- these; Regulationsmechanismen auf verschiedenen Ebenen des Zellstoffwechsels. 0 Gentechnik: Nichtgenehmi- gungspflichtige DNA-Versuche; Restriktion und Gelelektropho- rese von D N A des Bakterio- phagen h. 0 Biotechnik: Nachweis mikro- bieller Exoenzyme in Kulturiiber- standen; Biotechnologische Nut- zung mikrobieller Exoenzyme.

Information: Dr. L. Bohne, Universitatsstr. 150, D-44801 Bochum, Tel. 02 34/7 00-30 99, Fax: 02 34/70 94-4 25.

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1st Leben patentierbar? Notwendiger Dialog von Kirche und Naturwissenschaften

Dr. Lutz van Raden

Die aktuellen Auseinandersazungen in der Offentlichkeit im Zusammenhang mit der ,,Krebsmaus" haben Fragen aufgeworlen, die neben der Berechtigung der Gentechnik insgesamt vor allem die Stellung

des Patentwesens in unserem Rechtssystem, seine Moglichkeiten und seine Grenzen zur Diskussion stellen.

Tiere, ebenso Pflanzen, hlikroor- ganismen und nicht zuletzt der Mensch und mit ihnen allen die Gene als Trager der Erbinforma- tion allen Lebens sind seit einigen Jahren Gegenstand wissenschaft- licher Forschung und technischer Entwicklung. Wahrend manche Forscher und Wissenschaftler in der Gentechnik den Schlussel zu 5nem Goldenen Zeitalter sehen, der Krankheit, Unterernahrung und letztlich Armut und Konflik- te losen kann, sehen andere, wenn es um diese Grundlagen des Lebens iiberhaupt geht, in der Erfor- schung, auf jcden Fall in veran- derndem Eingreifen eine absolute Grenze menschlichen Handelns erreicht oder gar iiberschritten. Namrwissenschaftler, Juristen, Wirtschaftsunternehmen und nicht zuletzt Burger, die ihre Verantwortung fur Natur und Menschheit, fur die Schopfung erkennen und wahrnehmen wol- len, sehen sich mit Problemen konfrontiert, fur die aus der Sicht einer einzelnen Disziplin kaum noch Losungen erkennbar sind. Viele konnen sich deshalb keine andere Losung mehr vorstellen als den volligen Verzicht auf diese Forschungen, auf ihre Anwen- dung und ihre wirtschaftliche Nutzung. Das ist nicht nur in Deutschland so: Bischofe und Geistliche von nahezu 100 verschiedenen Kir- chen und Glaubensrichtungen in den USA haben sich kiirzlich fur ein sofortiges Moratorium bei der Vergabe von Patenten fur gentechnisch veranderte Lebewe- sen ausgesprochen, weil sie darin eine ,,Vermarktung und Verskla- wng" menschlicher und tierischer Gene sehen, einen anmagenden Versuch der Menschheit, Gott ersetzen zu wollen. Hierfur auch noch eine ,,Anerkennung" in Form eines Patents zu erteilen,

srschien ihnen unertraglich. In dieser auch emotional stark belasteten Situation ist es nicht leicht, Wege zwischen den Ex- trempositionen zu finden, die geeignet sind, in verantwortungs- voller Weise Chancen zu erhalten und Risiken zu vermeiden. Im folgenden soil versucht werden, unter dem Paradigma der Paten- tierung als aktuellem Ausgangs- punkt der Diskussion einen Zugang zur besseren gesellschaft- lichen Bewaltigung des Themas Gentechnik zu finden.

Das moderne Patentwesen unter- scheidet sich von den Monopol- rechten friiherer Jahrhunderte dadurch, dai3 es keine staatliche Exklusivlizenz zur Nutzung einer bestimniten Erfindung darstellt. Es geht heute um Erfin- dervergutung und damit Siche- rung des return on investment, wobei als mittelbarer Effekt Innovation und Produktion gefordert werden sollen. Wer ein Patent besitzt, kann die geschutz- te Erfindung nutzen, verkaufen oder Lizenzen dafur vergeben und jedem Dritten untersagen, sie einfach zu nutzen, ohne selbst entsprechende Auhendungen fur die Entwicklung getatigt zu haben. Niemand kann ihn zwin- gen, sie herauszugeben, sieht man einmal von dem absoluten Aus- nahmefall der Zwangslizenz bei iiberragendem Interesse der All- gemeinheit oder einer Nutzung zu Versuchszwecken im Interesse der Forschungsfreiheit ab. GewissermaiSen als Gegenlei- stung fur das zeitlich begrenzte Ausschlieglichkeitsrecht mug der Erfinder sein neues technisches Wissen der Offentlichkeit be- kanntmachen. Dies ist ein weite- rer grundlegender Unterschied zwischen dem modernen Patent- recht und hoheitlichen Privilegi-

en friiherer Zeiten. Diese konnten es dem Erfinder ermoglichen, seine Erfindung zu nutzen und dabei sein technisches Wissen geheimzuhalten. Das moderne Patentrecht dagegen ist an den Erfordernissen des technischen Fortschritts im offentlichen In- teresse orientiert. Deshalb ver- langt es die friihzeitige Bekannt- machung neuen technischen Wissens. Die bekanntgemachte Erfindung dient Mitbewerbern zur Information und gleichzeitig als Ansporn zur Weiterentwick- lung. Patente konnen im wesentlichen erteilt werden fur neue Produkte oder neue chemische Substanzen und fur neue Verfahren, um sol- che herzustellen. Bei Sachpaten- ten kann der Patentinhaber uber Verkauf, Vertrieb und Nutzung der Produkte und Stoffe ent- scheiden, bei Verfahrenspatenten uber den Einsatz der Verfahren und uber Verkauf, Vertrieb und Nutzung der unmittelbar mit dem Verfahren produzierten Erzeugnisse.

Die Erteilung eines Patents fur eine Erfindung bedeutet keine Ermachtigung zu ihrer unbe- schrankten Anwendung. Dafur sind die allgemeinen Gesetze maggeblich. So ist beispielsweise der Inhaber eines Patentes fur neuartige Handfeuerwaffen kei- neswegs befugt, eine Waffe, die nach der Lehre ,,seines" Patents hergestellt ist, nach freiem Belie- ben zu nutzen. Der Gebrauch der Waffe hat sich natiirlich nach den gesetzlichen Regeln iiber den Gebrauch von Schugwaffen zu richten. Wegen dieses allgemeinen Gesetzesvorbehalts ist das Pa- tentrecht grundsatzlich wertneu- tral. Eine Ausnahme gibt es aller- dings, und sie wird gerade im Zusammenhang mit der moder- nen Biotechnologie immer wieder

angefuhrt: Erfindungen, deren Veroffentlichung oder Verwer- tung gegen die offentliche Ord- nung oder die guten Sitten ver- stoi3en wiirde, werden nicht patentiert. Die Beurteilung der Sittenwidrig- keit steht aber nicht im freien Ermessen des Patentamts. Viel- mehr ist dieser Ausschlufitatbe- stand als ultima ratio anzusehen. Grundsatzlich gilt: abusus non tollit uszm. Nur wenn der abusus der allein wahrscheinliche An- wendungsbereich einer Erfin- dung ist, der auch nicht durch die Anwendung der allgemeinen Gesetze verhindert werden konn- te, ist das Patentamt gehalten, die Patentgewahrung zu versagen. Gegen die Praxis der Patentie- rung belebter Materie ist in den vergangenen Jahrzehnten wenig eingewandt worden. Bis zur Entwicklung der Gentechnik war allgemein unbestritten, dai3 auch Erfindungen im Bereich belebter Materie patentiert werden kon- nen. Der Bundesgerichtshof hat in seiner beriihmten Grundsatz- entscheidung ,,Rote Taube" im Jahr 1969 patentfihige technische Erfindungen definiert als ,,Leh- re[n] zum planmagigen Handeln unter Einsatz beherrschbarer Namrkrafte zur Erreichung eines kausal iibersehbaren Erfolgs". Damit ist klargestellt, daiS Erfin- dungen auf jedem technischen Gebiet Patentschutz erlangen konnen, wenn sie hinreichend beschreibbar, beherrschbar und wiederholbar sind, also auch im Bereich der biologischen Natur- krafte. Biologische Erfindungen sind aus der Sicht des Patentrechts nicht grundsatzlich wesensverschieden von denen in anderen Bereichen der Technik, in denen die Patent- gewahrung seit jeher vollig un- umstritten ist. Solange es urn solche Verfahren ging, die auf einer hoheren Ebene als der der Gene stattfanden, war dies in der

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Offentlichkeit auch unumstritten. Seit Jahrzehnten werden ohne Protest Lebewesen wie Back- und Brauhefen oder auch die Kulturen unseres taglichen Friih- stucksjoghurts oder -kases als lebende Organismen patentiert. Erst unter dem Eindruck der modernen Biotechnologie ist das Schlagwort ,,Kein Patent auf Leben" entstanden.

Es ist nicht zu bestreiten, dafl gegen eine unbeschrankte Nut- zung der modernen Biotechnolo- gie uber emotionale Bedenken hinaus auch sachliche Griinde sprechen. Grundsatzlich mu13 aber davon ausgegangen werden, dafl die moderne Biotechnologie an sich nicht moralischer oder unmoralischer ist als klassische Zuchtungsverfahren, mit denen die Menschheit seit Jahrtausen- den in die belebte Natur eingreift. Es kommt, wie im Falle der Schuflwaffen, auf die Anwen- dung an; moglichen Miflbrauch abzuwenden ist nicht Sache des Patentrechts. Der Patentierung von Lebewesen sind im iibrigen nach dem geltenden Recht durch- aus Grenzen gesetzt. Fur Pflan- zensorten oder Tierarten als solche und fur im wesentlichen biologische Verfahren zur Zuch- tung von Pflanzen oder Tieren merden keine Patente erteilt. Patentierbar sind dagegen mikro- biologische Verfahren und die mit Hilfe dieser Verfahren gewonne- nen Erzeugnisse, also auch ein neuer Mikroorganismus selbst. Im iibrigen ist die Gewahrung von Patentschutz auf technische Verfahren zur Zuchtung von Tieren oder Pflanzen beschrankt. Dazu zahlen auch Verfahren der Biotechnologie. Die Ergebnisse solcher Verfahren, also auch gentechnisch veranderte Tiere und Pflanzen, konnen mittelbar als ,,Verfahrensprodukt" dem Patentschutz unterliegen. Eine gefestigte hochstrichterliche Rechtsprechung hierzu existiert in Deutschland noch nicht. Auch eindeutige Definitionen dessen, was im Sinne des Patentrechts als ,,Tierart" oder ,,Pflanzensorte" zu verstehen ist, gibt es noch nicht. In den vergangenen Jahren haben sowohl das Deutsche als auch das Europaische Patentamt Patente erteilt fur gentechnische Verfah- ren, mit denen beispielsweise

Bakterien veranlaflt werden, bestimmte Stoffe zu produzieren, die als Arznei- oder Heilmittel verwendet werden konnen, fiir deren Produktion zuvor tierische oder menschliche Organe oder Produkte verwendet werden musten, ferner fiir Verfahren zur gentechnischen Veranderung von Tieren und Pflanzen. Sachpatente wurden erteilt fur Mikroorganis- men wie zum Beispiel die er- wahnten Joghurtkulturen und fur gentechnisch veranderte Pflan- zen, soweit sie nicht als Sorten im ,,klassischen Sinne" definiert wurden. In den USA wurden und werden dariiber hinaus auch gentechnisch veranderte Tiere als solche paten- tiert, da dort Beschrankungen wie in den europaischen Patent- gesetzen nicht bestehen, unter anderem die ,,Krebsmaus", deren nachfolgende Patentierung fur Europa vor dem Europaischen Patentamt gegenwartig im Streit ist. Schliei3lich werden weltweit auch Gene, seien sie menschli- chen, tierischen oder pflanzlichen Ursprungs, zum Patent angemel- det. Sie sollen zum Beispiel in gentechnischen Verfahren wie den oben erwahnten zum Einsatz kommen. Alle diese verschiede- nen Kategorien von ,,Genpaten- ten" bediirfen eingehender ge- sonderter Betrachtung.

Gegen die insbesondere in den USA seit langerern praktizierte Patentierung von Genen wird vor allem eingewandt, es gehe im Grunde nicht um Erfindungen, sondern um Entdeckungen. Blofle Entdeckungen aber sind nach dem Patentrecht nicht pa- tentfahig, denn damit wiirde das reine Auffinden von etwas Vor- handenem geschiitzt. Die zum Patent angemeldeten Gene seien seit jeher vorhanden und vom ,,Erfinder" nur isoliert und be- schrieben worden. Diese Betrachtung geht allerdings aus patentrechtlicher Sicht fehl. Das Entscheidende ist in diesen Fallen nicht, dai3 etwas Vorhan- denes beschrieben wird, sondern daX eine neue technische Lehre formuliert wird. Es geht um die Nutzung der genetischen Infor- mation, welche die biologischen Prozesse steuert, zu einem be- stimmten Zweck. Derjenige, dem es gelingen wird, das Gen zu finden, zu isolieren, zu entschliis-

seln und zu synthetisieren, das in menschlichen Gehirnzellen mog- licherweise das Entstehen der Schizophrenie steuert, legt damit den Grundstein fur eine Produk- tion von Heilmitteln, welche die Steuerungsleistung dieses Gens nutzt, so, wie es bei der Insulin- produktion gegenwartig schon geschieht. Die entscheidende genetische Information hat in einem solchen Fall auch vor der Erfindung bereits existiert. Es war aber zuvor niemand in der Lage, sie planmaflig zu nutzen, denn die Information als solche, ihr Vor- handensein und vor allem ihre Funktion waren noch unbekannt. Die Nutzbarmachung der geneti- schen Information durch ein technisches Verfahren, namlich die Isolierung und Synthetisie- rung des Gens, geht weit iiber die blofle Beschreibung hinaus. Da- mit ist sie auch weit mehr als eine blofle Entdeckung. Die Patentierung von Genen mug keineswegs bedeuten, dafl be- stimmte natiirliche Ressourcen zum Nachteil der Allgemeinheit monopolisiert werden. Weil das Patent vor allem ein Ausschlie- fiungsrecht ist, bedeutet es grundsatzlich keine Monopolisie- rung. Der MiXbrauch dieses Rechts kann namlich durch allge- meine Gesetze verhindert wer- den. Gerade bei im Grunde freien Gutern wie genetischen Informationen, die durch die erfinderische Tatigkeit gezielt nutzbar gemacht werden, diidte der Ausnahmefall von Zwangs- lizenzen in Betracht kommen, wenn ein Patentinhaber fur die Allgemeinheit wichtige Erfin- dungen nicht nutzen kann oder will. Auflerdem ist die For- schungsfreiheit durch den Ver- suchsvorbehalt des Patentrechts gesichert. Handlungen zu Ver- suchszwecken unterliegen nicht dem AusschlieXlichkeitsrecht des Patents. Im Interesse der wissen- schaftlichen Forschung sind nichtgewerbliche Versuche zur Prufung einer Erfindung auf Ausfiihrbarkeit und Wiederhol- harkeit zulassig, ebenso die ver- suchsweise Benutzung eines geschiitzten Erzeugnisses zur Feststellung, ob die Erfindung tauglich und technisch brauchbar ist, und zu ihrer Weiterentwick- lung und Vervollkommnung. Gerade weil es bei Genen nicht um den Stoff an sich geht, son- dern vor allem um den zielge-

richteten Einsatz der in den be- treffenden Molekulen enthalte- nen Information, diirfte letztlich auch der Schutzbereich der Gene relativ eng sein, auf den jeweiligen Einsatzzweck he- schrankt. Folgt man den bisher angestellten Uberlegungen, dann erscheint auch die Patentierung menschli- cher Gene moglich. Vielfach wird geltend gemacht, sie versto13e gegen die Menschenwiirde, weil die fur bestimmte Hormone oder Enzyme kodierende D N A aus dem Zellgewebe von Menschen entnommen werde. Das bedeute eine Patentierung menschlichen Lebens und verstofle gegen das allgemeine Verhot der Aneignung von Menschen, das die Recht- sprechung erst kiirzlich durch das Verbot der entgeltlichen Uberlassung von Transplanta- tionsorganen bestatigt hat. Indes gilt: Es geht nicht um .menschliches Material*, sondern urn die aus der menschlichen D N A erhaltene Information. Der Informationstrager, die DNA, kann chemisch synthetisiert werden. Um sie fur die kiinftige Ausfuhrung der Erfindung zu erhalten, muX deshalb nicht wieder auf menschliche Substan- Zen zuriickgegriffen werden. Damit konnen Patente auf Gene menschlichen Ursprungs in kei- ner Weise irgendwelche Rechte an einer bestimmten Person begriin- den.

Einwande gegen die Patentierung von Erfindungen auf dem Gehiet der Biologie gibt es nicht nur im Mikrobereich, im Zusammen- hang mit Genen, sondern auch im Makrobereich, vor allem, wenn es um Tiere geht. Hier gelten andere MaXstabe, denn Gene haben zwar ihren Ursprung in lebenden Organismen, sind aber selbst chemische Substanzen, die auch mit Mitteln der Naturwis- senschaften eindeutig beschrie- ben und synthetisiert werden konnen. Tiere aber, auch wenn sie gentechnisch verandert sind, leben. Der Fall der gentechnisch veran- derten Mause (und anderer Tie- re), die nach den Vorstellungen von Erfinder und Lizenznehme- rin durch ihre besondere Anfal- ligkeit fur Krebs als Forschungs- model1 fur die Untersuchung und Behandlung menschlicher Krebs-

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formen dienen sollen, hat die Offentlichkeit in jungster Zeit in besonderem Mafie bewegt. Dabei durfte nicht zuletzt die Tatsache auf Unverstandnis gestoflen sein, dafi die Tiere selbst unter Patent- schutz gestellt werden sollen. Schliefilich befassen sich weder die Patentinhaberin, die Harvard Universitat, noch ihre Lizenz- nehmerin, der Chemiekonzern DuPont, vorrangig mit dem Zoo- handel. Der Mauseverkauf an sich diirfte beide im Grunde wenig interessieren. Waruni also dieses Patent, zumal ja Gegen- stand der Erfindung, die ge- schutzt werden soll, offensicht- lich nicht die Produktion von Mausen ist? Diese beherrschen Maus und Mauserich seit je ohne menschliches Zutun; das ist we- der neu noch erfinderisch und deshalb nicht patentfahig. Es kann also hier nur um das technische Know-how gehen, wie man Mause oder andere Versuchstiere so prapariert, dai3 sie in der gewunschten Weise als Forschungsmodell dienen kon- nen. Dieses Know-how kann, wie oben dargestellt, grundsatz- lich durch ein Patent auf das Verfahren geschutzt werden, nach deutschem ebenso wie nach europaischern I'atentrecht. Das Deutsche Patentamt hat im Jahr 1994 dem Kolner Wissen- schaftler Klaus Rajewsky ein solches Verfahrenspatent erteilt fur ein ,,Verfahren zum Ersetzen homologer Genabschnitte aus Saugern in der Keimbahn von nicht-menschlichen Saugern". Mit diesem Verfahren konnen Tiere als Modelle fur den Test von Medikamenten und Thera- pien gezielt verandert werden. Der Patentschutz auf die ,,Verfah- rensprodukte", also die Versuchs- tiere, die durch das Verfahren entsprechend verandert worden sind, bewirkt, dafi der Patent- inhaber grundsatzlich allein bestimmen kann, ob und wie die Tiere verwendet oder veraufiert werden. Wenn nun ein Kaufer von derar- tigen Versuchstieren weitere Tiere haben will, braucht er selbst allerdings das patentierte Verfah- ren nicht mehr. Er braucht nur ein Parchen zu enverben, das Weitere erledigen die Tiere dann selbst. Deshalb mu13 der Patentinhaber durch entsprechende Vertragsge- staltung dafiir sorgen, dafl - etwa uber einen entsprechend hohen

Preis - seine wirtschaftlichen Interessen angemessen gewahrt bleiben. Der Patentinhaberin und der Lizenznehmerin der ,,Har- vard-Maus" reicht dieser Weg erklartermafien nicht aus. Sie streben die fur sie einfachste und zugleich weitestgehende Losung an: Die Tiere selbst, soweit sie gekennzeichnet sind durch das Ergebnis des patentierten Verfah- rens, sollen einschliefllich ihrer Nachkommen patentiert werden, als personliche geistige, schopfe- rische Leistung der Erfinder. Damit ware auch die Weiterver- mehrung vergutungspflichtig und die wirtschaftliche Verwertung der eigentlichen Erfindung, nam- lich des gentechnischen Verfah- rens, urnfassend gesichert.

Ein wande Hier nun setzen die Einwande der Gegner einer Patenterteilung an. Sie beziehen sich auf die beiden oben dargestellten Paten- tierungsverbote: Die betreffenden Tiere, die durch das erfindungs- g,emafle Merkrnal gekennzeichnet sind, wiirden durch dieses erbbe- standige Merkmal zur ,,Tierart" im Sinne des Patentrechts, also von Gesetzes wegen vom Patent ausgeschlossen. Vor allern aber liege in einer Patentierung von Tieren als solche ein Verstofl gegen die guten Sitten - ebenfalls ein absolutes Patentierungshin- dernis. Selbst viele, die gegen die Paten- tierung von Mikroorganismen nichts einzuwenden haben, sehen hier eineii Schritt getan, der ihnen als menschliche A n m a h n g gegen Grunduberzeupngen unserer Gesellschaft erscheint, denn Saugetiere, ,,Mitgeschopfe" im Sinne nicht nur unmittelbar christlicher Weltsicht, sondern auch unserer - durch sie geprag- ten - Rechtsordnung (Tier- schutzgesetz), sind doch etwas anderes als Hefen oder Bakterien. Mit ihnen verbinden wir die Vorstellung eines Subjekts mit eigener Lebensfuhmng und eige- nem Lebensrecht, das ausschlieflt, den Menschen als seinen Schop- fer oder Erfinder anzusehen. Wer aber soll, wer kann entschei- den, ob ein solcher Versto13 gege- ben ist? Was sind die Maflstabe?

Das Deutsche Patentamt hat in solchen Fallen als Orientiemngs-

rahmen die Gesamtheit unserer Rechtsordnung. Im Tierschutz- und im Gentechnikgesetz und in den verschiedenen Bestimmun- gen, welche die Anwendung der Gentechnik und die Tierversuche regeln, sind Grundiiberzeugun- gen ausgedriickt, die es dem Patentpriifer ermoglichen, auch eine heikle Frage wie die Sitten- widrigkeit zu beurteiien, die in der Anwendung umstrittener oder gefahrlicher Techniken liegen kann. Er hat nur zu prii- fen, ob das Produkt oder das Verfahren, das ihm vorgelegt wird, in jedem Fall und unter allen Umstanden nur und aus- schliefilich zu einem Verstofi gegen die guten Sitten oder die offentliche Ordnung fuhren wird. Dann, und nur dann greift das Patentierungsverbot als ulti- ma ratio ein Solange dagegen ein mit diesen Grundsatzen vereinbarter Ge- brauch denkbar ist, ist ein Patent moglich. Es war beispielsweise im Fall des Kolner Wissenschaft- lers nur festzustellen, dai3 Verfah- ren zur Modellbildung in der medizinisch-pharmazeutischen Forschung betroffen maren, bei denen jedenfalls von einer gene- rellen Sittenwidrigkeit nicht auszugehen ist. Die Priifung, ob das Verfahren letztlich sinnvoll und aussichtsreich ist, gehort nicht in den Kompetenzbereich des Patentamts. Patentpriifer sollen - und konnen - technische Erfindungen priifen, sie sind aber keine Spezialisten fur Ethik, Tierschutz und gesellschaftliche Verantwomng. Der gesellschaft- liche Diskurs zu Einzelheiten dieser Fragen mui3 statdinden, aber unabhangig vom Patentver- fahren; in erster Linie ist hier an Parlamente und gesellschaftliche Gruppen zu denken.

Eine solche Einbettung in ein rechdiches Gesamtsystem er- leichtert es einem Patentamt, verantwortliche Entscheidungen zu treffen. Freiheit zur Verant- wortung ist nicht ohne Bezug und Orientierung moglich. Die Lutherische Dialektik des freien Christenmenschen - ,,freier Herr iiber alle Ding und niemand untertan" / ,,dienstbar Knecht aller Ding und iedermann unter- tan" - bewahrt sich auch im Prinzip Verantwortung des saku- laren Rechtsstaats. Fur eine inter-

nationale Behorde wie zum Bei- spiel das Europaische Patentamt, das den Rechtsordnungen der Mitgliedsstaaten nicht unmittel- bar unterworfen ist, dessen An- gehorige selbst aus den verschie- denen Rechtstraditionen kom- men, ist es naturgemai3 schwerer, zu einem in allen Mitgliedsstaaten akzeptierten Konsens in ethi- schen Fragen zu gelangen. Da hat es, zumindest solange ein allgemein (halbwegs) anerkanntes rechtlich-ethisches Fundament fur Europa noch nicht existiert, ein nationales Patentamt leichter. Patente fur Verfahren, wie sie vom deutschen Amt fur Profes- sor Rajewsky geschiitzt worden sind, definieren das Eigentums- recht an Tieren nur so weit, da13 der gesellschaftliche.Konsens iiber die Grenzen, die dem Men- schen fur die Zuchtung und Nutzung von Tieren gegeben sind, gewahrt bleibt: Der Mensch darf Versuchstiere im Rahmen der Gesetze nutzen, genetisch veranderte Versuchstiere selbst aber werden nicht als Schopfung des Menschen angesehen, son- dern bleiben als Mitgeschopf seiner Verantwortung unterstellt. Das ist ein wesentlicher Unter- schied zum Patent auf Tiere als solche, solange hier befurchtet werden mug, dai3 diese Patentie- rung eine Anmaflung des Men- schen als Schopfer dieser Mitge- schopfe bedeutet.

Dafl dadurch der Patentinhaber bei der Verwertung seiner Erfin- dung mehr Eigeninitiative entfal- ten mug, uni die wirtschaftliche Nutzung vertraglich abzusichern und Vertragsverstofle zu verfol- gen, ist allerdings ein Problem, fiir das eine umfassende Losung noch nicht erkennbar ist. Disku- tiert wird hier beispielsweise, ahnlich wie es im Bereich der Pflanzen gehandhabt wird, neben das Patentrecht fur das genetische Verfahren ein Zuchterrecht zu stellen, das eine Vergiitung fur die Vermehrung gewahrt. Das wiirde zwar die Streitfrage eriibrigen, ob die erfindungsgemafl behandelten vermehrungsfahigen Tiere als neue Tierarten vom Patent ausge- schlossen werden miissen, liefle aber die Frage offen, ob damit allen Bediirfnissen der Erfinder Rechnung getragen ware. Solange ein Zuchterrecht nicht existiert, sollte auch uberlegt werden, ob nicht uber das Verfahren hinaus ein Patentschutz moglich ware,

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der die ,,Anmafiungskomponen- te" vermeidet.

Die bis hierher skizzierten Grundsatze eines Umgangs mit Gentechnik und ihrer Patentie- rung durften im Prinzip auch geeignet sein, Fragen der Pflan- zenpatente ebenso zu behandeln wie Fragen nach gentechnischen Verfahren uberhaupt. Die gesell- schaftliche, die Verantwortungs- komponente ist ein zentraler Punkt, der nicht ubersehen oder zuriickgedrangt werden dad. Deshalb ist es fur einen Patent- rechtler, der sich um eine verant- wortungsvolle Bewaltigung der Fragen an der Schnittstelle zwi- schen Forschung, Wirtschaft und Recht bemuht, eher bedriickend, wenn die offentliche Meinung ausgerechnet die Patentamter zunehmend drangt, iiber die allgemeinen fachlich-technischen Vorgaben des Patentrechts hinaus im Falle der modernen Biotech- nologie auch die Anwendungsge- sichtspunkte verstarkt zu beriick- sichtigen und Vor- und Nachteile einer Erfindung fur die Allge- meinheit sowie Folgen und Ge- fahren, ja selbst ethische Fragen abzuwagen. Mit dem verstarkten Augenmerk der Offentlichkeit auf diese an- wendungsbezogenen Fragen, die auf das Patenterteilungsverfahren projiziert werden, gerat ein we- sentlicher Aspekt des Patentwe- sens leicht in Vergessenheit: Die Patentierung einer Erfindung ist mit deren Veroffentlichung ver- bunden. Durch diese Information der Offentlichkeit kann sich die Gesellschaft auf neue Entwick- lungen einstellen und die erfor- derlichen Rahmenbedingungen fur die Anwendung der neuen Technik schaffen. Was nicht patentiert wird, bleibt dagegen im geheimen. Die Offentlichkeit sollte die Patentierung daher auch als eine Chance begreifen, verant- wormngsvollen Umgang mit der modernen Biotechnologie einzu- fordern. Gerade weil die Risiken in Ver- bindung mit bio- und gentechno- logischen Forschungsergebnissen nicht zu leugnen sind, wird es auch bei der Biotechnologie darum gehen, dai3 Staat und Gesellschaft die daraus entste- henden Gefahren beherrschbar machen und nach den entspre- chenden Regeln auch handeln.

Auch Patentamter sind Teil der Gesellschaft, und deshalb ist ein verstarkter Dialog zwischen Patentrechtlern und gesellschaft- lichen Gruppen auch zu ethi- schen Fragen erforderlich. So hat gemeinsam mit der Evangelisch- Lutherischen Kirche in Bayern das Deutsche Patentamt eine interdisziplinare Gesprachsrunde initiiert, in der Theologen, Pa- tentrechtler und -praktiker, Na- turwissenschaftler und Mediziner versuchen, die Kriterien fur den Umgang mit Erfindungen, die Tiere und Pflanzen betreffen, naher zu fassen.

Aus Sicht des Patentrechts ist der Ausgangspunkt in diesem Dis- kurs der folgende: Wenn wir die Chancen, welche die moderne Technik bietet, nutzen wollen, mussen wir sie erforschen, die Moglichkeiten ihres Einsatzes erproben und vor allem fur rechtzeitige und umfas- sende Information der Offent- lichkeit sorgen. Das Patentrecht kann insgesamt einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Ergebnisse von For- schung und Entwicklung zu sichern, und zwar sowohl im Interesse des Erfinders (als Siche- rung der erfinderischen Leistung und der Investitionen) als auch im Interesse der Offentlichkeit (als Sicherung eines verantwortli- chen Umgangs mit den Ergebnis- sen). Patentierungsverbote fur gentech- nische Erfindungen verhindern nur die Nutzung der Chancen, welche die Gentechnik bieten kann, ohne einen angemessenen Umgang mit den Risiken zu ermoglichen. Ob und wie die moderne Biotechnologie letztlich angewandt wird, ob und inwie- weit die Chancen der Gentechnik es grundsatzlich wert sind, den Aufwand zu betreiben, um ihre Risiken zu beherrschen und zu minimieren, ist nicht vom Patent- recht zu regeln. Dies ist eine Aufgabe der gesamten Gesell- schaft.

Dr. Lutz van Raden ist Leiter der Rechtsabteilung des Deutschen Patentamts, 80297 Munchen.

Zuerst erschienen in: nachrichten der evangelisch- lutherischen Kirche in Bayern, Januar 1996.

Biologie oder Synergetik? Kurzbericht von einem Exper- ten-Kolloquium, veranstaltet vorn VDBiol a m 15. - 17. Mai 1996 in AsendorffNordheide.

Am 15. 5. 96 trafen sich in Asen- dorf einige Befurworter der mo- dernen ,,Strukturwissenschaften" (Systemtheorie/Kybernetik, Chaos-Theorie, Synergetik) zu einem internationalen und facheriibergreifenden Gesprach iiber die Frage, welche Roue die von dem deutschen Physiker Hermann Haken so benannte ,,Synergetik" fur das Verstandnis unserer Welt spielt. Insbesondere wurden die seit Eigen, Prigogine, Mandelbrot, Peitgen u. a. nun auch im Bereich der unbelebten Natur gehauft untersuchten Pha- nomene von ,,Selbstorganisation" (besser, weil neutraler: Selbst- Strukturierung) und ,,Evoluti- on" (besser, weil begrifflich pra- ziser: aus sich heraus gestaltete Entwicklung) unter die Lupe genommen, wobei die interessan- te Frage im Vordergrund stand, ob diese aus der Biologie langst bekannten Phanomene einer eigenen neuen Wissenschaft, eben der ,,Synergetik", bedurfen oder ob nicht die Biologie als die klassische Wissenschaft von sich selbst organisierenden und evol- vierenden Systemen zu deren Beschreibung und Erklarung ausreicht bzw. sogar vie1 besser geeignet ist. Die Frage wurde voriibergehend heuristisch zu- gepitzt zu der Schein-Alternative ,,Biologic oder Synergetik" ?

Versteht man Synergetik ganz schlicht vom Wort her, so ist sie die Wissenschaft vom Zusam- menwirken (gr. syn-ergon) von Teilen zu einem sich selbst struk- turierenden Ganzen. Schafchen- Wolken, Ribbelmarken im Mee- ressand, Strudelbildungen, Belou- sov-Zhabotinskii-Reaktionen (periodische Schichtung bei che- mischen Reaktionen) gehoren genauso dazu wie die vielfaltigen Wachstums-, Regenerations- und Evolutionserscheinungen von Lebewesen, mit dem Unterschied allerdings, daf3 bei letzteren noch zusatzlich ein ,,genetisches Pro- gramm" mit am Werke ist, das die Selbststrukturierungsprozesse in bestimmte Richtungen lenkt, und da8 aui3erdem das Haupt-Trager- material (die Proteine) eine Viel- falt von Konfigurationen ermog-

licht, die im anorganischen Be- reich undenkbar ware.

Dennoch - trotz der gravieren- den Unterschiede zwischen be- lebter und unbelebter Natur un trotz der Gefahr einer ,,ontolog schen Verwischung" der Bereicl - lassen sich die Phanomene dei Selbststrukturierung und Evolu tion der Materie in dynamischei Systemen jedweder Art so uber. zeugend einheitlich durch nicht lineare mathematische Gleichur gen und Phasen-Diagramme darstellen, daf3 der Optimismus berechtigt erscheint, hier einen ganz neuen Weg umfassender Weltbeschreibung und Welter- klarung gefunden zu haben. So wie der Verfasser auf einem Mo: kauer Synergetik-Forum im Januar 1996 formulierte: Synergc tik ist ein neuer optimistischer Versuch von Wissenschaftlern zur Beschreibung, Erklarung, Unterscheidung und moglicher- weise sogar Vorhersage des Ver- haltens evolvierender dynami- scher Systeme im allgemeinen und lebender Systeme im beson- deren. Der Ansatz uberschreitet die traditionellen Grenzen der bisherigen Wissenschaften und bildeL eine neue ,,Meta-Wissen- schaft evolvierender dynamische S ys teme " .

Die Teilnehmer waren sich dar- uber einig,

1. dai3 in den Natur- und Sozial- wissenschaften seit etwa 20 Jahre eine deutliche Paradigmenverschie bung in Richmng ,,Selbststruk- turierung dynamischer Systeme" d. h. in Richtung synergetischer Konzepte, zu beobachren ist;

2. dai3 eine wissenschaftstheore tische Neuorientierung der natur- und sozialwissenschaftli, chen Facher stattfindet, wobei besonders zu beachten ist, da8 die evolutionare Sichtweise der Biologie nun auch in die anorga- nischen Naturwissenschaften Physik und Chemie sowie in die Gesellschafts- und Kognitions- wissenschaften einzieht;

3. daf3 die synergetische Denk- weise eine zunehmende Bedeu- tung in Schule und Hochschule erlangen wird, und zwar sowohl als Lehrgegenstand wie auch als Lehrmethode; es besteht hier

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jedoch ein deutlicher Nachholbe- darf bei Lehrern und Fachdidak- tikern, an denen die letzten zehn Jahre synergetischer Entwicklung offenbar weitgehend voriiberge- gangen sind.

Der Verband Deutscher Biologen wird hier fortbildend tatig wer- den, indem er auf seiner Regens- burger Tagung im Donnerstag- Programm am 19. 9. 96 die

,,Strukturwissenschaften" mit anspricht (Vortrag Peitgen) und ferner in1 Dezernber 96 bei der Organisation eines ECBA- Workshops in Hamburg die Rolle der Biologie im Netzwerk der Wissenschaften, einschlieg- lich der Synergetik, auf europai- scher Ebene im Hinblick auf Schulunterricht herausstellt.

Geuhard Schaefer

Diplom-Biologin 25 J. mit Zusatzfach WL/Umweltokonomie; sehr gute Priifungs- ergebnisse; natumiss. Schwerpunkte: Hydrobiologie, Fischereiwissenschaft, Ge- wassertherapie, Mikrobiologie, Bodenkunde, Okologie; Erfahrungen in Verwaltung, Planung u. Durchfihrung interdisziplinarer Zusammenarbeit, EDV; flexibel, teamer- fahren, belastbar, gutes Organisationsgeschick, schnelle Auffassungsgabe; Englisch. Suche: verantwormngsvolle Tatigkeit in Wirtschaft oder Vemaltung, Planung, Organisation, Beratung, Uberwachung. Zuschriften erbeten unter Chiffre-Nr. 08844 an V C H Verlagsgesellschaft mbH, Postfach 10 11 61, D-69451 Weinheim.

transport), Praxis in biochemischen und anatomischen Methoden; Verwaltungserfah- rung mit okolog. Projekt; EDV-Erfahrung: Fortbildung zum Programmierer; p s y cholo ische, humanbiologische, pharmakologische, betriebsn%tschaftl. Kenntnisse; Fremfsprachen: Englisch flieRend, Franzosisch befriedigend, Spanisch Grundkennt- nisse, sucht ansprechende Tatigkeit in offentlichein Dienst, Forschung oder Indu- strie. Zuschriften erbeten unter Chiffre-Nr. 08849 a n V C H Verlagsgesellschaft mbH, Postfach 10 11 61, D-69451 Weinheim.

Dipl.-Biologe (und Ethiker): (Promotion: vorauss. 07/1996, Diplom: 1,14; zusatzlich moraltheologisches Studium; 31 J.) Doktorarbeit auf dem Gebiet der Ionenkanale und der zellularen Signaltransduktion am Forschungszentrum Jiilich (KFA). Verof- fentlichungen in angesehenen Fachzeitschriften (z. B. Nature, EMBO J.). Methoden: CaZi-Imaging, heterologe, Expression, Immunzytochemie, Patch-Clamp-Technik, Radioimmunoassay, Stopped-Flow-Verfahren, Tierhaltung und -prapararion. Kenntnisse in Englisch (Wort und Schrift), PC (DOS, Windows, verschiedene Text- verarbeitungs-, Tabellenkalkulations- und Graphikprogramme, e-mail), Literatur- und Datenbankrecherchen. Suche Beschaftigung auch jenseirs der Forschung in Be- gutachtung, Beratung, Entwicklung, Lehre oder Planung. Zuschriften erberen unrer Chiffre-Nr. 08846 an VCH Verlagsgesellschaft mbH, Postfach 10 11 61, D-69451 Weinheim.

Diplom-Biologin, BTA (32), Studienschwerpunkte: BotaniWOkologie, M i k r o k - logie, Bodenkunde; betriebswirtschaftl. und kaufmannische Kennrmsse, English/Franzosisch, EDV-Kenntnisse (Word, Excel), guter schriftl. Ausdruck, viel- seitig interessiert; sucht interessante Tatigkeit im Bereich Offenrlichkeitsarbeir/Jour- nalismus, Umweltschutz, Forschung + Enwicklung oder im Lektorat eines Fachver- lages. Zuschriften erbeten unter Chiffre-Nr. 08847 an VCH Verlagsgesellschaft mbH, Postfach 10 11 61, D-69451 Weinheim.

Molekularbiologe, Dipl. Biol. (27), Uni. Bochum, AbschluR ,,gut", Studienschwer- punkte: Molekularbiologie und Botanik. Kenntnisse in PCR, DNA-Sequenzierung, Hybridisierungstechniken und DNA-Klonierungstechniken, Erfahrungen mit Zell- kulturen und mikrobiologischen Arbeiten, Studentenbetreuung im Bereich der Phytohistologie und Erfahrung in der Envachsenenbildung, EDV- und gute Eng- lisch-Kennmisse, sucht Einstiegsposition in Forschung, klinischer Forschung, Pro- duktentwicklung, Industrieunternehmen, Universitaten, Lehre, Qualitatskontrolle, bevorzugt im Bereich NRW. Zuschriften erbeten unter Chiffre-Nr. 08848 an V C H Verlagsgesellschaft mbH, Postfach 10 11 61, D-69151 Weinheim.

Diplom-Biologe, Dr. rer. nat. (30) , Diplom 1990 in Bonn rnit Hauptfach Zoologie, Promotion 1995 in Kiel mit Hauptfach Biologische Meereskunde. Dipiomararbeit iiber okol. Bemertung von Binnengemassern, Dissertation iiber Produktionsbiologie des marinen Zooplanktons. Auch f i r die terrestrische Okologie und Taxonomie/Evolutionsforschung zu haben. Weitere Kenntnisse in Botanik, Bioche- mie und EDV (MS-DOS, Macintosh, VMS). In Englisch und Franzosisch gute, in Chinesisch und Russisch Grundkenntnisse. Suche Forschungstatigkeit in Industrie oder Museen, Instituten. Interesse ebenfalls an Aufgaben im physiologischen und molekularbiologischen Bereich oder in offentl. Verwaltung. Zuschriften erbeten unter Chiffre-Nr. 08845 an V C H Verlagsgesell- schdft mbH, Postfach 10 11 61, D-69451 Weinheim.

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Absc hied vom Elfen bei nt u r m der Wissenschaft Das Biologiestudium habe ich - wie wohl viele andere auch - einfach aus Interesse heraus ange- fangen, ohne allzuviel iiber die berufliche Zukunft nachzuden- ken. Im Zweifelsfall erzahlte ich aber immer eher von der groflen wissenschaftlichen Karriere als davon, meine Brotchen in der Industrie zu verdienen. Und heute? Statt Nobelpreisen hinter- herzujagen, bin ich jetzt als Pro- duktmanagerin bei einer Firma aktiv. In der Schule hatten mich neben der Verhaltensbiologie insbeson- dere Genetik und Molekularbio- logie fasziniert. Das klang alles sehr spannend, interessant und zukunftstrachtig. 1982 war dieser Bereich gerade erst im Kommen - politisch noch nicht entdeckt - und mit hervorragenden Ent- wicklungsmoglichkeiten einge- stuft. Dies war insbesondere zur Beruhigung meiner Eltern oder anderer besorgter Freunde hilf- reich, welche die Spezies der Biologen als nette Traumer cha- rakterisierten, die eine ,,brotlose Kunst" betreiben. Mein Studium habe ich dann in Wurzburg und Heidelberg, dem Mekka der Molekularbiologen, absolviert. In Heidelberg ergab sich der Kontakt zu einer jungen, dynamischen Arbeitsgruppe, die kurz darauf an das MPI in Got- tingen umsiedelte. Studentenherz, was willst Du mehr, als in einer Gruppe zu forschen mit einem netten Chef, der als wissenschaft- licher ,,Big Shot" zahlt und somit viele Gelder fur ein finanziell unbegrenztes Arbeiten zur Verfu- gung hat. Die Ziele waren klar gesteckt und wurden durch Auf- munterungen des Chefs, wie ,,man braucht kein Genie zu sein, urn Nobelpreistrager zu werden" begleitet. Wie wahr, braucht man taglich doch eher viel Ausdauer fur die immerwiederkehrenden Routineablaufe im Labor (Pipet- tieransatz Nr. 237 fuhrte endlich zum gewiinschten Erfolg) als den Genius fur wissenschaftliche Modelldiskussionen. Kurz sind die Hohenfluge, wenn gerade eine Publikation zur Veroffentli- chung angenommen wurde, bevor das nachste Experiment neue Grenzen aufzeigt . . . Haufig trostet man sich ja im Leben damit, dai3 es spater besser

wird, beispielsweise als Postdoc oder gar als Nachwuchsgruppen- leiter oder . . . Dieser Illusion bin ich nicht erlegen. Dazu beigetra- gen hat sicherlich, dafl in ,,mei- ner" internationalen Gruppe sehr viele Leute aus unterschiedlichen Labors zusammenkamen und alle ihre Geschichten erzahlten. An vorderster Forschungsfront habe ich genugend Einblick gewonnen, um jegliche romantischen oder hehren Vorstellungen vom Elfen- beinturm der Wissenschaft zu beerdigen. Davon abgesehen konnte ich mir selbst bei positi- vem eigenen Karriereverlauf keine niinschenswerte Position vorstellen. Der moderne Arbeits- gruppenleiter von heute kummert sich doch leider mehr um wissen- schaftsfremde Themen wie Ver- waltungsarbeiten, Sicherheitsbe- stimmungen oder Ziehen von mehr Forschungsgeldern als um die interessanten Aspekte der Forschung. Inzwischen hatte sich auch das Umfeld massiv gean- dert. Von einem grogen Bedarf an Molekularbiologen in Deutsch- land war keine Spur mehr zu sehen, die Industrie verlegte fast alle Aktivitaten ins Ausland. Was aber dann? Langsam nahm der Gedanke Gestalt an, dafl das Produktmanagement das Richti- ge fur mich sein konnte. Sofern man das uberhaupt von einem so diffusen, aber allumfassenden Begriff wie Produktmanager behaupten kann. Meine Vorstel- lung von diesem Job wird so ahnlich gewesen sein wie viel- leicht jetzt die Ihrige. Sicher war ich mir damals schon, dafl ich im Aui3endienst anfangen sollte, um den Bereich Vertrieb und Marke- ting von der Basis aus kennenzu- lernen. Diese Entscheidung traf bei vielen auf Unverstandnis - wie kann man sich nur zum ,,Klinkenputzer" herablassen? Verstandlich ware das vielleicht noch, wenn gar nichts anderes geht, aber freiwillig? Ehrlicher- weise mufl ich zugeben, dafl es einige Firmen gibt, fiir die ich sicherlich nicht hatte arbeiten wollen. Die Qualitat der Produk- te mufl stimmen, und anspruchs- voll sollten sie auch sein. Ich glaube, meine positive Einstel- lung zum Auflendienst hat dafur gesorgt, dafl ich nicht lange su- chen muflte . . .

Der Start war viel leichter, als ich gedacht hatte. Ich fand es sehr interessant, viele Institute und Arbeitsgruppen kennenzulernen. Jetzt hatte ich die Moglichkeit, auflerhalb meines eigenen Spezi- algebietes uber den Tellerrand zu sehen, was sonst noch in der Forschung lauft. Hatte ich an- fangs eher Bedenken, in die La- bors hineinzukommen, so hatte ich schnell das Problem, wieder herauszukommen. um effektiv

Birgit Jostes

zu arbeiten. Das Schone in Forschungslabors ist, dafl jeder Zeit hat, wenn er will. Es liegt also sehr an einem selbst, ob man als kompetenter und netter Ge- sprachspartner willkommen ist oder nicht. Insofern ist der Erfolg oder auch Miflerfolg unmittelbar und zum groi3ten Teil selbstver- antwortlich. Die von mir so ungeliebte Routine gab es nicht mehr. Jedes Kundengesprach verlief anders als das vorherige. Zum einen natiirlich, weil die Gesprachspartner sehr unter- schiedlich in ihrer Art sind (wo- mit meiner Neigung zur Verhal- tensbiologie Rechnung getragen wird), zum anderen sind durch die Applikationsbreite der An- wender und die groi3e Produkt- palette vielfaltige Kombinations- moglichkeiten gegeben. Der Spielraum fur mich war immer weit gesteckt. Die Verantwortung fur ein Gebiet liegt in meinen Handen. Durch meine Person habe ich sicherlich auch einigen ,,Labormausen" vermitteln kon- nen, dafl Auflendienst keine Strafexpedition sein mug. Die Hemmschwelle fur viele ist aber nicht unbedingt die Beratung im Labor, sondern der Verkauf. Ratschlage hierzu kann ich nicht geben, denn es gibt viele Wege, und sie sind sehr individuell. Eine gute, glaubwiirdige Kundenbe- treuung ist einer der Schlussel

zum Erfolg. Es macht aber durchaus auch Spa& sich mit Kollegen des Wettbewerbs zu messen. Der Umgang miteinan- der kann genauso freundschaft- lich oder unfreundlich sein wie mit konkurrierenden Arbeits- gruppen in der Wissenschaft. Hatte ich anfangs vielleicht nur ein Jahr Auflendienst zum Ken- nenlernen vor, so sind doch frei- willig fast drei Jahre daraus ge- worden. Uber mein urspriingli- ches Ziel- Produktmanagement - hatte ich inzwischen einen besseren Uberblick iiber die mogliche Bandbreite gewonnen. Reizvoll war und ist die Moglich- keit, neue Produkte iiber deren gesamten Lebenszyklus zu be- gleiten - angefangen von der Produktidee iiber die Umsetzung in der Entwicklungsphase bis hin zur internationalen Marktein- fuhrung und Vermarktung. Die Auflendiensterfahrung tragt sicher dazu bei, beispielsweise Produktideen und deren Ver- marktungspotential besser beur- teilen zu konnen. (Nicht alles, was man selber als Anwender gewollt hatte, begeistert jemand anderes.) Haufig liegen auch Welten zwi- schen dem, was der Kunde sagt und was er meint. Erfolgreiche Kommunikation ist sowohl im direkten Kundenkontakt als auch bei der internen Umsetzung von Ideen die essentielle Grund- lage. In meiner jetzigen Position als Produktmanagerin fur Separa- tionstechnik bin ich schwer- punktmdig fur Zentrifugen zustandig. Es ist sicherlich eine Herausforderung, in einem so bekannten Feld wie der Zen- trifugation sich noch etwas Neu- es einfallen zu lassen, das auch internationalen Anspriichen genugt. Laflt sich diese Idee dann auch wirtschaftlich rechnen, beginnt die Projektphase mit Hohen und Tiefen (ma1 macht die Physik nicht mit - ma1 liefie sie sich nur unter massivem Ko- stenaufwand uberreden, den kein Kunde mehr bezahlt). Erreichen die Produkte die Serienreife, liegen samtliche Werbemaflnah- men zur Produkteinfuhrung und die Vorstellung der Produkte auf internationaler Ebene in meinem Verantwortungsbereich. Letzt- endlich bin ich das Madchen fur alles rund um das Produkt, und alle erinnern sich gerne daran, sobald irgendwo ein Problem auftaucht.

Birgit Jostes, Hamburg

Page 9: Biologen in unserer Zeit

VDBiol-Biologen wenden sich gegen unlauteren Wettbewerb! Zerstoren Angehorige des offentlichen Dienstes Arbeits- platze in der Privatwirtschaft?

In letzter Zeit mehren sich bei den Vorsitzenden der Landesar- beitskreise Mitteilungen von Mitgliedern, dai3 sie in verscharf- tem Wettbewerb mit Institutio- nen des offentlichen Dienstes bzw. mit nebentatigen Mitarbei- tern dieser Institutionen stehen. Insbesondere scheint sich ein verstarkter Konkurrenzdruck seitens der Mitarbeiter von Uni- versitaten oder forschenden bzw. gutachterlich tatigen Fachbehor- den einzustellen. Die Honorare der Mitglieder der Fachsektion liegen - wie im Ingenieurs- und Sachverstandigenbereich iiblich, bei Satzen zwischen 80,- und 120,- DM, in einigen Fallen auch bei 150,- DM. Diese Satze sind im Vergleich mit anderen Hono- raren freiberuflicher Akademiker eher im unteren Viertel angesetzt und im iibrigen in einem Bereich, den der Gesetzgeber z. B. bei der Entschadigung von Sachverstan- digen als ,,auf Dauer nicht ko- stendeckend" ansieht (vgl. No- vellierung des ZSEG - Zeugen - und Sachverstandigen-Entschadi- gungsgesetzes - im Juni 1994). Dariiber hinaus ist festzustellen, da13 die Honorare sich in der Regel nicht frei vereinbaren las- sen, sondern anderen, meist gesetzlich verbindlichen Verdin- gungs- und Honorarordnungen unterliegen (HOAI, VOB, VOF, usw.';). Im iibrigen wird bei der Vergabe von offentlichen Auftra- gen kiinftig aus EG-rechtlichen Griinden immer mehr die VOF herangezogen werden miissen. Im freien Wettbewerb offentli- cher Institutionen oder deren Angehoriger mit Freiberuflern ist ein weites Honorarspektrurn festzustellen. Stundensatze von weit iiber 200,- DM bis hinunter auf 20,- DM werden in schriftli- chen Angeboten genannt. Gleich- zeitig ist festzustellen, dai3 gerade diese Wettbewerber, die mit nied- rigsten Stundensatzen agieren, die

Stundensatze der Fachsektions- mitglieder erheblich angreifen.

Eine Diskussion iiber die Hohe der Stundensatze der Fachsekti- onsmitglieder ist allerdings nicht angebracht, soweir diese sich iin gesetzlichen Rahmen der 0.8. Honorarordnungen bewegen; die Anwendung der Stuiidensatze ist fur jedermann verpflichtend und damit gelten die Satze auch fur Konkurrenten aus Kreisen der Nicht-Freiberufler.

Bezuglich der Unterschreitung der 0. g. Stundensatze ergibt sich, abgesehen von einem klaren Rechtsverstoi3, in derartigen Fal- len eine eklatante Wettbewerbs- verzerrung, oder anders gesagt: Unlauterer Wettbewerb. Diesbe- ziiglich ist festzustellen, dai3 der Gesetzgeber eine Vielzahl von Richtlinien, Verordnungen und gesetziichen Regelungen geschaf- fen hat, um den Freiberufler, der definitionsgemafl in aller Regel mit Privat- bzw. Eigenkapital auf eigenes Risiko seine berufliche und wirtschaftliche Existenz zu tragen hat und daruber hinaus auch noch fur die Existenz seiner (angestellten) Mitarbeiter verant- wortlich ist, gegen unlautere bzw. ungleiche Konkurrenz zu schut- Zen. Bei allem - durchaus seit Jahren praktizierten - Verstandnis fur Zusatzverdienstzwange unse- rer Kollegen aus dem offentlichen Dienst mui3 an dieser Stelle aus- driicklich darauf hingewiesen werden, dai3 ein Wettbewerb in der 0. g. Form nicht langer hinge- nommen werden kann. Schliei3- lich kann uns nicht zugemutet werden, daX mit dem Steuerauf- kommen der Freiberufler (1990 in Westdeutschland 7 % oder 5 % des Bruttoinlandsprodukts) finanzierte offentliche Stellen gegen den Steuerzahler agieren bzw. gar in unlauteren Wettbe- werb treten diirfen. Den betroffe- nen Kollegen im Freien Beruf wird in allen Fallen des Verdach- tes auf unlauteren Wettbewerb dringend angeraren, sich mit dem

':.) H O A I = Honorarordnung fiir Architekten und Ingenieure VOF VOB = Verdingungsordnung fur Bauleismngen VO1 = Verdingungsordnung fur Leistungen

= Verdingungsordnung fur Freiberufliche Leistungen

Vorstand der Fachsektion bzw. mit den groi3en Organisationen der Freien Berufe in Verbindung zu setzen und die gesetzlichen Moglichkeiten (z. B.: gerichts- ahnliche Vergabepriifausschiisse, Beschwerdeausschiisse usw.) einzuschalten oder in besonderen Fallen Strafanzeige zu erstatten.

Zur Verdeutlichung der Gesarnt- problematik des Wettbewerbs angestellter und freiberuflich Tatiger sei ein eklatanter Fall skizziert: Ein Freiberufler mit groi3erem Biiro bietet ein limno- logisches Gutachten an. Die Vorkalkulation des Auftraggebers gem. H O A I belauft sich auf 126.500 DM. Aufgrund besonde- rer Voraussetzungen stellt der Bieter ein Angebot unter Wah- rung der HOAI und VOF in Hohe von 104.000 DM. Nach Zusage der baldigen Auftragser- teilung bietet jedoch ein Mitglied einer Universitat ein leistungs- gleiches Gutachten zum Preis von etwa 40.000 D M an, stellt Stuiidensatze iiber 60,- DM als vollig iiberzogen dar und zweifelt gleichzeitig die Kompetenz des anbietenden Buros an. Der Wett- bewerber aus dem offentlichen Dienst ladt den Auftraggeber in sein Institut ein, stellt die Mitar- beiter und Gerate vor und versi- chert, einen Teil der Leistungen durch qualifizierte Studenten (Diplomanden/Doktoranden) zum Stundensatz von 10,- DM/ 18,- D M erbringen zu lassen und weist den Auftraggeber darauf hin, dai3 selbst diese Satze nicht bezahlt werden miissen, da die .,Studenten" aus Interesse an einer guten Beurteilung auch umsonst arbeiten wiirden. Im weiteren Verlauf setzt der Wettbe- werber Gerate und Personal der Universitat ein, berechnet dieses und la& sich die Rechnungsbe- trage auf sein Privatkonto iiber- weisen. Beim freiberuflichen Wettbewerber miissen zwei Ar- beitsplatze abgebaut werden und drei freie Mitarbeiter verlieren ihre Absicherung durch regel- mai3ige Auftrage.

Zusammenfassend ist festzustel- len, dai3 das Verhalten des unlau- teren Wettbewerbers nicht nur den Konkurrenten, sondern auch die Allgemeinheit schadigt. Lang- fristig wird die Existenz freibe- ruflicher Biiros gefahrdet, wenn bei h a p p e n Haushaltskassen der offentlichen Hand zunehmend

Dumping-Anbieter widerrecht- lich bevorzugt werden.

Der Erweiterte Vorstand des VDBiol hat in seiner Sitzung am 20. 04. 1996 in Kassel deshalb nachstehender Resolution zuge- stimmt:

1) Der VDBiol tritt fur die Schaffung und Sicherung von neuen Arbeitsplatzen fur Bio- logen ein und verurteilt jede Aktivitat unlauteren Wettbe- werbs zur Gefahrdung oder Zerstorung von Biologen- Arbeitsplatzen.

2) Der VDBiol wird Falle un- lauteren Wettbewerbs prufen, in seiner Offentlichkeitsarbeit darauf hinweisen und sie gege- benenfalls auch namentlich bekanntmachen.

Peter NieJllbeck

Page 10: Biologen in unserer Zeit

Reform des Bioloc fur Diplombiologe Die Studienreformkommis- sion der Hochschulsektion des VDBiol legt hiermit folgende Empfehlung zur Reform des Studiengangs Diplombiologie vor. Es handelt sich hier um einen Rahmenplan, der allgemeine Uberlegungen, vor allem die immer groi3er werdende 0 ; f f e - renzierung der Biologie und die Notwendigkeit des Praxisbezugs starker beriicksichtigt. Der im zweiten Teil vorgestellte Studien- plan stellt einen moglichen Stu- diengang dar, der an die Gege- benheiten der jeweiligen Fakultat angepai3t werden sollte.

Ein Entwurf fur die Reform des Lehrerstudiums soll nachfolgend entwickelt werden und wird voraussichtlich Anfang 1997 vor ges tellt .

Alle Mitglieder des Verbandes werden herzlich gebeten, bis,zum 31. August 1996 eventuelle An- derungswiinsche bzgl. dieser Diplom-Studienordnung an unsere zentrale Geschaftsstelle in Iserlohn durchzugeben (Tel.: 0 23 71/93 88-0 oder Fax: 0 23 71/93 88-19). Die dar- aufhin revidierte Fassung soll dann auf der Regensburger Tagung verabschiedet und an- schliei3end als Vorschlag des Verbandes Deutscher Biologen an alle Biologischen Fakultaten der Bundesrepublik Deutschland versandt werden.

I Grundsatzliche U berlegungen 0 Die Aufteilung des Studiums in Grund- und Hauptstudium erscheint nach wie vor sinnvoll und notwendig. Im Grundstudi- um soll Grundwissen aus allen Bereichen der Biologie, eine breite Kenntnis biologischer Arbeitsmethoden in Freiland und Labor und eine hinreichende Ausbildung in anderen naturwis- senschaftlichen Fachern vermit- telt werden. Die Beherrschung des Stoffes sollte durch Wieder- holung, aber in unterschiedlichen Lehr- und Lernformen erlangt werden. Als solche dienen Vorle- sungen, vorlesungsbegleitende Tutorien, Praktika, Projektpha- sen und Priifungen. Im Sinne eines effizienten und kurzen

iestudiums

Studiums sollte aber unnotige Redundanz vermieden werden. Dies erfordert eine genaue Ab- stimmung des Stoffes durch die Lehrveranstalter. In diesem Zu- sammenhang wird eke Ringvor- lesung Biologie, die im Grundsm- dium alle biologischen Facher abdeckt, empfohlen. Hinzukommen sollte im Grund- studium ein Erlernen des Um- gangs mit der Literatur. Dies konnte durch eine Literaturarbeit gewahrleistet werden, welche die Fahigkeiten der Auswahl und Bewertung der Literatur, com- putergestiitzte Recherchen sowie Prasentationstechniken vermit- teln soll. Eine Spezialisierung sollte im Grundstudium noch nicht stattfinden.

0 Da die iiberwiegende Mehr- heit der Biologen spater nicht in der Hochschule tatig sein wird, sollten schon friihzeitig Informa- tionen iiber spatere Berufsfelder vermittelt werden. Man konnte hier an Orientierungsveranstal- tungen von Vertretern der ver- schiedenen Berufsbereiche den- ken, wie beispielsweise aus der Industrie, der staatlichen Verwal- tung, der Biomedizin und der Landschaftspflege.

0 Die praktische Ausbildung sollte auch im Grundstudium die iiberwiegende Lehrform darstel- len, da experimentelles Arbeiten und der standige Wandel experi- menteller Methoden ein charakte- ristisches Merkmal biologischer Tatigkeit darstellen. Der Anteil der Praktika und Ubungen sollte daher mehr als 50 % des Lehrumfanges ausmachen.

0 Das Grundstudium muX inhaltlich und formal so gestaltet sein, dai3 auch ein durchschnitt- lich begabter Student das Vor- diplom mit dem Abschlui3 des 4. Semesters erlangen kann. Deshalb sollte der Umfang der Lehrveranstaltungen in den ersten 4 Semestern insgesamt 100-110 SWS nicht iiberschrei- ten.

0 Alle Lehrveranstaltungen sind mit Leistungsnachweisen abzu- schliei3en. Dies dient zum einen der Vergleichbarkeit des Studi- ums an deutschen und auslandi-

schen Universitaten, zum ande- ren hat es Filterwirkungen fur Studenten und Lehrveranstalter. Es hat sich gezeigt, dai3 die Vor- diplompriifungen hierzu kein hinreichendes Element sind, da sie in ihrer Filterfunktion zu spat kommen.

0 Eine Ausbildung in anderen naturwissenschaftlichen Fachern sowie in Mathematik und Wissenschaftstheorie ist notwendig. Das Vorwissen der Studenten in diesen Gebieten ist sehr uneinheitlich und haufig unzureichend. Gute mathemati- sche, physikalische und chemi- sche Kenntnisse sind aber fur das Verstindnis moderner Biologie und fur eine erfolgreiche Berufs- ausiibung unumganglich. Die Vermittlung dieser Kenntnisse sollte durch die Dozenten der jeweiligen Fakultaten geschehen, wobei aber darauf geachtet wer- den mui3, dai3 die spezifischen Belange der Biologie beriicksich- tigt werden. Der Umfang dieser Lehrveranstaltungen sollte zu- sammen etwa ein Drittel des Grundstudiums ausmachen.

0 Der Facherkatalog des Grundstudiums sollte moderne Entwicklungen der Biologie starker beriicksichtigen. So sind in heutiger Zeit Grundkenntnisse in Molekularbiologie dringend ge bo ten.

0 Die Vordiplompriifung sollte die Facher Botanik, Zoologie, Genetik, Mikrobiologie, Chemie, Physik und Mathematik umfas- sen. Dabei sind eventuelle Wahl- moglichkeiten zu beriicksichti- gen, um die Anzahl der Priifun- gen nicht ausufern zu lassen. Ein Teil der Priifungen, insbesondere in den nichtbiologischen Fachern, sollte studienbegleitend abgelegt werden konnen.

0 Das Hauptstudium dient der Vertiefung des Wissens, der Er- weiterung der Methodenkenntnis und der Vorbereitung auf die spatere Berufstatigkeit. Es mui3 hier dem sich immer starker diversifizierenden und im standi- gen Wandel begriffenen Charak- ter der Biologie mehr Rechnung getragen werden. Dies bedeutet auf der einen Seite Spezialisie- rung, aber auch die Fahigkeit, sich in andere SpezialgebieTe schnell einarbeiten zu konnen. Andererseits mug einer Uberspe-

ztaltsterung etwa deran. d S =3

noch ein Fachgebiet snrdisrr wird, entgegengerreren -ire&=

0 Das zentrale Elemenr dcs Hauptstudiums sind die biok@- schen Wahlpflichtbereichc Ds Vertiefung in 3 4 Spezialgebizzz der Biologie sollte in der h&i- nation Vorlesung, Seminar uod Praktikum geschehen. Auch l5c ist der prakttschen Ausbtldimg ein uberwiegender Anted zu sichern. Zur Orientierung der Studenten sollte die Fakultat rechtzeitig iiber die vorhandenm Gebiete und uber sinnvolle Kom- binationen informieren.

0 Ein nichtbiologisches Neben- fach gehort ebenfalls in das Hauptstudium. Es gibt hier si- cherlich sinnvolle Kombinationen von biologischen und angrenzen- den Fachern. Man sollte dabei jedoch starker beriicksichtigen, dai3 die spatere Tatigkeit des Biologen in aufseruniversitaren Bereichen haufig Kenntnisse aufserhalb der Naturwissenschaf- ten erfordert, wie beispielsweise in Betriebswirtschaft, Jura, Poli- tik, u.a.

Ein biologisches oder nicht- biologisches Erganzungsfach soll die Moglichkeit geben, den Facherkanon berufsrelevant, oder individuellen Interessen folgend, zu erweitern.

0 Die Heranfiihrung an die Erfordernisse selbstandiger praktischer Tatigkeit in der Diplomarbeit und im spateren Bemfsleben sollte schon irn Hauptstudium geschehen und nicht erst mit der Diplomarbeit einsetzen. Eine zumindest teil- weise Integration der Studenten in die aktuelle Freiland- oder Labortatigkeit der jeweiligen Hochschullehrer erscheint daher sinnvoll. In diesem Zusammen- hang konnte eine Projektarbeit in einer Arbeitsgruppe der Fakultat eingefiihrt werden, die mit einem publikationsahnlichen Bericht - moglichst in Englisch - abschliei3t.

0 Spatestens im Hauptstudium, moglichst aber friiher, wird ein Berufspraktikum in einer aufleruniversitaren Einrich- tung empfohlen. Aui3erdem wird die Einrichtung berufsorientierter Seminare in Zusammenarbeit mit Biologen aus verschiedenen Be- rufsfeldern empfohlen. Die Frage

Page 11: Biologen in unserer Zeit

A Grundstudium

0 Vorlesungen sws Summe

Biologie 2-semestrig 8 16

Humanbiologie 3 19

Umweltschutz 3 22

0 Tutorium 2-semestrig 2 26

0 Praktika

Botanik Zoologie Pflanzenphysiologie Tierphysiologie Mikrobiologie Genetik Pflanzenbestimmungen Tierb es timmungen

32 38 44 50 56 62 66 70

0 Exkursionen 8 78 ~ ~

0 Nebenfacher

Chemie Vorlesung Praktikum

Physik Vorlesung Praktikum

Mathematik Vorlesung Ubung Computerkurs

Biochemie Vorlesung

Wissenschaftstheorie Vorlesung

4 10

2 4

3 3 2

2

2

82 92

94 98

101 104 106

108

110

B Hauptstudium

sws Summe 0 3 biologische Wahlpflichtfacher, bestehend aus je 2 SWS Vorlesung, 2 SWS Seminar und 10 SWS Praktikum 3x14 42

0 1 nichtbiologisches Wahlpflichtfach 14 56

0 Exkursion 10 66

0 Projektarbeit an einem Institut der Fakultat 20 86

0 Berufspraktikum an einer aufleruniversitaren Einrichtung 10 96

1 biologisches oder nicht biologisches Erganzungsfach 14 110

von Interesse und Eignung fur ein spateres Berufsfeld dad nicht erst entstehen, wenn das Studium schon abgeschlossen ist. Es wird sicherlich eine schwierige Auf- gabe der Hochschullehrer sein, geniigend qualifizierte Prakti- kumsplatze in Bereichen wie Industrie, Verwaltung usw. aus- findig zu machen; die Studenten durfen hier aber nicht so alleine gelassen werden, wie dies im Augenblick geschieht.

0 Die Diplomarbeit stellt die erste eigenstandige und selbstver- antwortliche wissenschaftliche Tatigkeit des Studenten dar. Sic sollte allerdings nicht ausufern und keine umfassende wissen- schaftliche Leistung erfordern und ist daher inhaltlich und zeit- lich auf ein vernunftiges Mafl zu begrenzen.

0 Das Hauptstudium sollte einen zeitlichen Rahmen von insgesamt IOO-IIO SWS nicht uberschreiten, so dai3 die Di- plompriifungen auch von einem durchschnittlich begabten Stu- denten am Ende des 8. Semesters abgelegt werden konnen. Es sollte die Moglichkeit vorgesehen wer- den, Diplompriifungen vorzeitig abzulegen. Die Gesamtdauer des Biologiestudiums wiirde sich daher einschliefllich der Diplom- arbeit uber 10 Semester erstrecken.

II Lehrveranstaltungen Den Lehrplan fur Grund- und Hauptstudium zeigen die Tabellen links.

Zulassung zum vor 50 Jahren

0 Die Vorlesung Biologic um- faflt alle Bereiche und konnte als Ringvorlesung oder als Allge- meine Biologie plus Spezialvor- lesungen im 1. und 2. Semester stattfinden.

0 Das Tutorium begleitet die Biologievorlesung und sol1 den Stoff interaktiv verdeutlichen und wiederholen.

0 Literaturarbeit Der Student wahlt sich aus einer von der Fakultat zu erstellenden Liste ein Thema aus, zu dem er eine etwa 10seitige Arbeit an Hand der entsprechenden Litera- tur anfertigt.

0 Vordiplompriifungen Folgende Prufungen sind in schriftlicher oder miindlicher Form abzulegen: Botanik, Zoo- logie, Mikrobiologie, Genetik Chemie, Physik, Mathematik. Die Priifungen in den Neben- fachern sowie in hochstens 2 biologischen Fachern konnen studienbegleitend stattfinden. Mindestens 2 biologische Pi+- fungen sind mundlich zu absol- vieren.

0 Diplompriifung mundliche Diplompriifungen werden in den 4 Wahlpflicht- fachern abgelegt und dauern je 30 Minuten.

0 Diplomarbeit Die Diplomarbeit dad erst nach erfolgreichem Abschlufl aller Diplompriifungen begonnen werden und sollte in der Regel nicht langer als 9 Monate dauern.

Wer heute mit Notenpunkten kampft, um den Numerus clau- sus zum Biologiestudium zu uberwinden, mag mit Interesse - neidvoll oder mit Schaudern, je nach Veranlagung und Tempera- ment - erfahren, wie die Zulas- sung vor rund 50 Jahren gehand- habt wurde, als die aus der Wehr- macht oder der Kriegsgefangen- schaft entlassenen Jahrgange an die Universitaten drangten. Zu diesen gehorten die Verfasser (W. H. und K. M.). Beide waren nach Kriegsende in franzosische Ge- fangenschaft geraten, aus der sie erst im Juni 1947 entlassen wur-

Biolog i est ud i u m

den (die Zeitangabe der Uber- schrift ist also nicht ganz wort- lich zu nehmen). Als Reserveoffi- ziere hatten beide Abiturienten (Jahrgang 1921 und 1919) das Gluck, in ein Offizierslager ver- legt zu werden, in dem cine grofle Zahl von Hochschullehrern aller Fachrichtungen und andere Aka- demiker ,,einsaflen". Diese riefen in Eigeninitiative Arbeitsgemeb- schaften ins Leben, die bald den Rang von Vorlesungen und k- minaren gewannen. E k e Be schreibung dieser ,,Lager&cz- mie" ware eine eigene BeIrxr- tung wert.

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Die beiden kunftigen Biologie- studenten griffen dankbar und heii3hungrig das reichhaltige Angebot in ihren Fachern auf, zusamnien mit einer Anzahl kunftiger Studenten der Medizin, der Landwirtschaft und der Forstwissenschaft. Durch Kon- takte mit der Westdeutschen Rektorenkonferenz erreichten die Hochschullehrer es, dai3 diese uber drei Semester laufenden Lehrveranstaltungen in der ,, Lagerakademie Mulsanne" einem Universitatsstudium we- nigstens partiell gleichgestellt und eine Anrechnung von Semestern oder Semesterleismngen in Aus- sicht gestellt wurde. Auf dieser Basis ist das Folgende zu verste- hen. Die Zulassung von W. H. kann sehr kurz heschrieben werden: Erlangen war nicht sonderlich uberlaufen, man erhielt die Zu- lassung unter dem Vorbehalt, dai3 man Semesterabschluflprii- fungen erfolgreich absolvierte. Diese stellten fur den durchschnittlichen Studenten kein unubemindliches Problem dar. Erheblich aufwendiger und an- spruchsvoller war das Verfahren, dem sich K. M. in Gottingen unterziehen mugte, damals einer der Hochburgen der wieder- erstehenden Namrwissenschaftli- chen Fakultaten. Es wurden harte Aufnahmepriifungen gefordert. Fur K. M. fanden die Prtifungen wenige Tage nach der Heimkehr statt und dauerten zwei Tage. Unmittelbar darauf schrieb er einen ausfuhrlichen Bericht hieriiber an W. H. Dieser Brief sol1 (leicht gekiirzt) im Wortlaut folgen, um ein wenig von der damaligen Atmosphare zu vermitteln. Dabei ist zu berucksichtigen, dai3 eine An- rechilung von zwei Semestern angestrebt wurde, daf3 es also praktisch eine Aufnahmepriifung furs dritte Semester war. Fur den heutigen Studenten mag nicht nur das damalige Aufnahmeverfahren interessant sein, sondern auch ein Vergleich der Priifungsfragen nach zwei Semestern mit heuti- gen Fragen im Vordiplom.

K. M. an W H. 20. 6.47:

Zweck dieser Fahrt nach Gottin- gen war ja die Priifung, ohne die gar keine Aussicht auf Zulassung besteht. Die Chancen in der Math.-Nat. Fakultat 1:40, bei

den Vollbiologen 83:l 2. Meine Mulsanner Zeugnisse erregten allgernein in den konsemativen Universitatskreisen Aufsehen, und ich war nun als Opfer auser- sehen - an dem in Gottingen probiert .aurde, was dahinter steckt. Die Priifungsfolge 'war: Pbysik, Chemie, Botanik (Anato- mie, Morphologie), Botanik (Sy- stematik), Botanik (Physiologie), Zoologie. Das alles in zwei Tagen, Mindestdauer einer Prufung 1/2 Std. Ich bin nirgends eine Frage scbuldig geblieben, und das Wie der Beantwortung .war auch so, daj3 die prufenden Dozenten zufriedene Gesichter zeigten. Damit D u Dir ein Bild machen kannst, wie die Geschichte ablief, einige Priifungsszenen. Physik: Das Schema eines Radio- senders und -empfangers, durch- zufiihren als Versuch. Ich baute also meine Kondensatoren, Sch.uingungskreise, Senderohren, Verstirkerrohren U S M . auf, und es

funktionierte (schuld daran ist die Marine-Funkmejllehrabteilung). Dann k a m eine Erklarung des Bohr'schen Atommodelk, die Frage nach den Wellenlangen des sichtbaren Lichts schlojl Kapitel Physik ab (3J Minuten). Chemie: Hier hatte ich die meiste Angst. 1. Aufgabe: Man gab rnir einen eisernen Schliissel, eine Handvoll Kupfervitriol, und ich sollte den Schliissel ,, uerkupfern ". Ich holte rnir eine Glasmanne Wasser und eine Stromquelle, loste das Kupfewitriol auh in diese Losung den Schliissel rnit einem Pol verbunden, den ande- Yen Pol ins Wasseu, und nach 10 Minuten war mein Schliissel leicht ,, verkupfert ". Dann k a m Methan an die Reihe, Substitu- tionen bis zum CCl,, und als Schluj3: Welche Arten van Pflan- zenfarbstofen gibt es.' N a das k a m wie gerufen (30 Minuten). [Anm.: Pflanzenfarbstoffe waren Spezialgebiet eines unserer Dozenten im Lager gewesen] So ging der Spajl weiter, bei Dr. v, Witsch gab's an Fragen: Zell- aufbau, Zellinhalt, Reservestoffe, Plasmolyse, Osmose. - Bei Prof: Firbas, dern Systematiker, Mit- verfasser des Lehrbuchs der Bota- nik, mujlte ich referieren iiber die Flora der Rhon, geordnet nach Lebensgemeinschafien [Anm.: K. M . war am Fuf3 der Rhon nahe Fulda zu Hause], dann genaue Beschreibung der Anemone pulsatilla - wobei ich mit der Definition eines noch schraubigen

Bliitenaufbaues Eindruck ge- wann und er nach meinem Leh- rer fragte - rnit dern Namen Grupe [Anm.: Unser Botaniker im Lager Mulsaime, spater Pro- fessor fur Didaktik der Biologie in Lunehurg] war dann fi ir den Rest ein Unterhaltungsstoff ge- schafen. Grupe war Es Schiiler in Frankfurt, an den er sich noch gut erinnern konnte, ich muj3te ihm dann 10 Minuten etwas aus der Gefangenschaft erzahlen, er erzahlte dann aus seiner Frank- furter Zeit und den gemachten Spessart- und Rhonwanderungen (50 Minuten). Eine harte Nub war bei H e w n Dekan personlich zu knacken: Weshalb bricht der Stuhl, auf dem ich sitze, nicht zusammenc' Antwort: Zellulose + Lignin erzeugen Festigkeit. Begrqf Semi- permeabilitat; Phototropismus - Heliotropismus - Begrqfsdeu- tung; dann sollte ich ihrn erzahlen, mas .air alles im Semi- nar gemacht batten; ich fiihlte meine Chance nahen und sprach: ,,In den letzten Wocben beschaf- tigten mir uns mit einem interes- santen Problem, dern Photoperi- odismus "! Er rastete horbar ein, und ich brachte ihrn Dein Referat in kurzen Ziigen zu Gehor [in dem Harders aktuelle Forschun- gen einen breiten Raum einge- n o m e n hatten]. Dauer der Priifung bei Harder 45 Minuten. Er .miinschte dann eine Abschrift meiner Mulsanner Zeugnisse z u haben, die ich ihrn personlich bringen mujlte, wobei er mich noch einmal iiber die Ar t der Durchfiihrung unseres Unter- r i c h befragte. Pro5 Henke, Ordinarius f i ir Zoologie, Fachmann fi ir Ephestia kiihniella: Er kannte Krause [unser Zoologe im Lager Mulsan- ne, spater Ordinarius in Wurz- burg], holte dann auch D,: A u - trum herbei, und ich mujlte Stim- mungsberichte aus Mulsanne darbieten. Um 21.00 begann dann die eigentliche Priifung, und um 22.30 wurde ich ,,schon '' entlassen. 1/4 Std. Eientwickbng der Insekten und 1 1/2 Std. Poly- ploidie - Gliick muj3 der Mensch haben! [Anm.: Die Eientwick- lung der Insekten war Spezialge- biet unseres Zoologen im Lager, und K. M. hatte dort ein umfas- sendes Referat iiber Polyploidie gehalten] Zunachst sagte er, dajl er sich wenig mit dem Stoff be- schaftigt babe und ich solle ihn ma1 einfihren - daj3 er natiirlich

erheblich mehr wupte, merkte ich bald. Uber das Kapitel von Mel- chers ,, Uber die bessere Anpas- sungsfahigkeit der Polyploiden ", besonders iiber die Kombinatio- nen des Schemas F f H h, das ich ihm auf diploider und tetraploi- der Basis aufzeichnete, entstan- den Meinungsverschiedenheiten, und ich bat ihn, das betrejjende Hef t herbeiholen zu lassen. Er peilte dann und gab rnir in der strittigen Frage recht. Zwar leich- te Lorbeeren, wenn man sich 112 Jahr rnit dem Stoff beschaftigt hat - aber er driickte rnir zum Ab- schied herzlich die Hand. Zusammenfassend: Wenn ich das unbeschreibliche Gliick der An- nahme haben sollte - dann babe ich es im wesentlichen unserer Mulsanner Zeit zu verdanken, und dabei ganz besonders oder iiberhaupt unseren Dozenten, die uns vie1 mitgegeben haben; und batten wir Mikroskope und Prapariertische gehabt, so konn- ten .wir heute manchen (wohl vielen) 5-Semestrigen was vor- machen, wie ich durch einige Kostproben in Gottingen festrtel- len konnte. Nachsatz: K. M. wurde ebenso wie W. H. zum Studium zugelas- sen, unter Anrechnung von zwei Semestern. Er wurde spater Ordi- narius fur Zoologie in Schweden, wahrend W. H. einen botanischen Lehrstuhl in Deutschland erhielt.

Wolfgang Haupt, Erlangen Karl Miller, Ume2

Igel, wohin des Wegs?

Das mochten Kinder gerne wissenl

ldeen und Tips zur Aktion "Jugend erlebt Natur" gibt's mit einer Aktions- mappe f u r DM 9,- (in Briefmarken).

@ DeutscheUmwelthilfe Giittinger Str. 19,78315 Radolfzell

Page 13: Biologen in unserer Zeit

Impressum Biologen in unserer Zeit Informationen des Verbandes Deut- scher Biologen e. V. Geschaftsstelle: Frau Beate Hesse, Kuhloweg 39, 58638 Iserlohn, Tel.: 0 23 71/9 38 SO, Fax: 0 23 71/93 88 19.

Prasident: Prof. Dr. Gerhard Schaefei-, Universitat Hamburg, FB 06, Institut 9, Von-Melle-Park 8,20146 Hamburg, Tel. 0 4.0/41 23 21 68, Fax 0 40/41 23 21 12.

Schatzmeister: Klaus Kannengieger, MEDICE, Postfach 20 63,58634 Iserlohn. Tel. 0 23 71/93 72 17, Fa.; 0 23'71193 73 29

Bankverbinduneen: Postbank Dort- mund, BLZ 440 700 46, Konto-Nr. 84 365-469; Volksbank Iserlohn, BLZ 447 603 37, Konto-Nr.: 176 009 500.

Herausgeber: Verband Deutscher Biologen e. V. Verantwortlich fur den Textteil (Redaktion): Iris Lasch, Handschuhs- heimer Landstr. 37, 69121 Heidelberg, Telefon und Telefax (0 62 21) 4 96 02.

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Printed in the Federal Republic of Germany. ISSN 0943-5425.

Dieses Heft enthalt als Supplement eine Jubilaumsbroschure der VCH Verlagsgesellschaft.

vdbiol-Weiterbildung : Umweltberater kurs Seit 1993 fiihrt die vdbiol eine einjahrige Zusatzqualifikation zum Umweltberater durch. Ziel dieser Weiterbildung ist die Ver- mittlung von Kenntnissen im angewandten Umweltschutz, um arbeitssuchenden Natumissen- schaftlerInnen den Einstieg ins Besufsleben zu erleichtern. Vom 24. September 1996 bis 23. Sep- tember 1997 findet der vierte Lehrgang statt. Er ist nach 34 AFG anerkannt und mird vom Arbeitsamt nach den personli- chen Voraussetzungen gefordert.

Der Kurs gliedert sich in vier Teile: Grundlagenwissen, An- wendungs bezogene Fahigkeiten, Projektarbeit und Praktikum. Im ersten Abschnitt werden Grund- lagenkenntnisse in Wirtschaft, Recht und Technik vermittelt. Einer der Schwerpunkte ist der Bereich Urnweltmanagement/ Umweltaudit, bei dem ein eigener Sachkundenachweis erfolgt. Zu den anwendungsbezogenen Fahigkeiten gehoren u. a. Prasen- tations- und Moderationstrai- ning, Zeit- und Projektmanage- ment sowie praxisnahe Ubungen in der EDV. Weiterhin lernen die Teilnehmer uber Besichtigungen zahlreicher Institutionen und uber Expertenvortrage die Arbeit in der Praxis kennen und konnen wichtige Kontakte knupfen. Im Abschnitt Projektarbeit werden spezifische Themenkreise des Umweltschutzes in Fachvortra- gen und in Team-Projekten bear- beitet. Dabei erhalten die Teilneh- mer die Sachkundenachweise zum Abfall- und Gewasser- schutzbeauftragten sowie ein IHK-Zertifikat zum Immissions- schutzbeauftragten. Ein dreimo- natiges Praktikum in einem Un- ternehmen schlieflt die Ausbil- dung ab.

Unsere Erfahrungen zeigen, dai3 ein Groi3teil der Absolventen im Laufe der Zeit eine Arbeit finden konnte. Ihr Einsatz erfolgt vor- wiegend in Unternehmen, Ingeni- eur- und Consulting-Biiros und Kommunen.

Weitere Informationen erhalten Sie bei: Christian Codreanu, Christina Kochseder; vdbiol- Weiterbildung, Brennerstrage 23, 82194 Grobenzell; Tel.: 0 81 42/ 6 07 05, Fax: 0 81 42/6 00 78.

TREVIRANUS-Urkunde fihr Dr. Bernd Laudenbach, Bremen Anlai3lich der Mitgliederver- sammlung des Landesverbandes Bremen im VDBiol am 06. Febru- ar 1996 wurde Herrn Dr. Bernd Laudenbach, Stellvertr. Direktor des Wissenschaftlichen Instituts fur Schulpraxis der Freien Han- sestadt Bremen und langjahriger Vorsitzender des Landesverban- des, durch den Prasidenten des Verbandes Deutscher Biologen, Herrn Prof. Dr. G. Schaefer, die TREmuxUS-Urkunde des Ver- bandes verliehen.

Die Verleihung erfolgte in Aner- kennung der Verdienste von Herrn Dr. Laudenbach fur den Verband und fiu die Biologie insgesamt, insbesondere fur seine 8jahrige unermiidliche Tatigkeit als Vorsitzender des Landesver-

bandes und die damit verbunde- nen Erfolge in der Vermittlung biologischen Wissens und Den- kens, in der Aktivierung neuer

Mitglieder des Verbandes, in der Kooperation Amit dem MNU, in der Etablierung eines Seminars von ,,Ehemaligen" (Studenten der Universitat Bremen) und in der Vertretung des VDBiol in der EPA-Kommission ,,Biologic" der Kultusministerkonferenz.

Sektion Hochschulbiologen Befragung von Biologic-Absolventen zum Berufseinstieg Der Verband Deutscher Biologen fihrt zur Zeit eine Umfrage bei Absolventen der Biologie durch, uber die bereits in der letzten BIUZ berichtet wurde. Mittels des gegenuber abgedruckten zweiseitigen Fragebogens moch- ten wir zu mehr Informationen kommen, auf welchem Weg und in welchen Bereichen Biologin- nen und Biologen den Einstieg ins Berufsleben finden konnten und welche Faktoren dabei hilf- reich waren. Die Ergebnisse der Studie sollen die Grundlage bilden, um Studierende noch besser uber die beruflichen Mog- lichkeiten und Chancen zu infor- mieren, damit die Gestaltung des Studiums starker an den Anfor- derungen des Arbeitsmarktes orientiert und der Berufseinstieg erleichtert werden kann. Durch eine Veroffentlichung als VDBiol- Broschure sollen die Ergebnisse allen interessierten Biologinnen und Biologen zuganglich ge- macht werden.

Sehr wahrscheinlich gibt es in Ihrem Bekanntenkreis weitere Biologen, die vielleicht auch bereit sind, an der Umfrage teil- zunehmen, z. B. Arbeitskollegen oder ehemalige Kommilitonen. Sie wurden uns sehr helfen, wenn Sie - deren Einverstandnis natur- lich vorausgesetzt - deren An-

schriften unter Frage 23 angeben oder eine Kopie des Fragebogens weiterverteilen. Wir hoffen, auf diesem Weg moglichst viele Bio- logie-Absolventen zu erreichen.

Die Angabe Ihres Namens und Ihrer Adresse ist selbstverstand- lich freiwillig und nur erforder- lich, wenn Sie Frage 22 oder 24 bejahen. Wir versichern Ihnen, dai3 wir die Adressen nicht wei- tergeben und die Daten aus den Fragebogen nicht in Verbindung mit Namen oder Adressen, son- dern nur anonym auswerten.

Schicken Sie den ausgefullten Fragebogen bitte an folgende Adresse: Verband Deutscher Biologen, Sektion Hochschulbiologen, Geschaftsstelle: Dr. Monika Klotz, 2001. Institut, Postfach 202136,80021 Munchen.

Der Fragebogen ist auch im VDBiol-Web unter der Adresse http://www.nils.space.net/umfra- ge/abrufbar und kann dort ausge- fullt und per email abgeschickt werden.

Fur Ihre Muhe mochten wir uns schon jetzt herzlich bedanken. Falls Sie Anregungen oder Kritik zu diesem Projekt haben, teilen Sie uns diese gerne mit. M. Klotz