Blauwale in Chile, Chiloé-Corcovado-Region - WWF · 2011. 11. 9. · Hintergrundinformation...

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WWF Deutschland & TRAFFIC Europe-Germany Rebstöcker Straße 55 60326 Frankfurt a. M. Tel.: 0 69/7 91 44-0 Durchwahl -180, -183 -212, Fax: 069/617221 [email protected] www.wwf.de www.traffic.org Der WWF Deutschland ist eine der nationalen Organisationen des WWF – World Wide Fund For Nature – in Gland (Schweiz). Hintergrundinformation November 2006 Blauwale in Chile, Chiloé-Corcovado-Region Neues Verbreitungsgebiet entdeckt Von den weltweit 124 bekannten Meeressäuge- tierarten leben allein 51 Arten vor der Küste Chi- les in Südamerika. Besonders Südchile ist Heimat eines großen Teils dieser Artenvielfalt. Erst im Jahre 2003 entdeckten chilenische Wissenschaft- ler, dass hier vor ihrer Heimatküste auch Blauwale zu Hause sind. In der Region Chiloé-Corcovado, wurde eines der wichtigsten Blauwal-Nahrungs- und Aufzuchtsgebiete der südlichen Erdhalbkugel gefunden. Der Blauwal (Balaenoptera musculus) ist das größte bekannte Tier, das jemals auf der Erde gelebt hat. Aber schon seit den 1960er Jahren zählt er auch zu den stark gefährdeten Arten. Zwi- schen dem Beginn der modernen Waljagd um etwa 1904 und dem Schutz der Blauwale ab 1967 wurden ca. 330.000 bis 360.000 Blauwale allein in der südlichen Hemisphäre getötet. Diese intensive Jagd ließ die Blauwalbestände innerhalb von 60 Jahren auf weniger als drei Prozent ihrer ursprüng- lichen Population auf der Südhalbkugel schrump- fen. Auch heute noch zählen die Blauwale der südlichen Hemisphäre zu den am stärksten be- drohten Bartenwalen. Ihr derzeit von der Weltna- turschutzunion IUCN geschätzter Bestand beträgt nicht mehr als 1.400 Individuen. Eine Erholung des Bestandes hat sich bisher noch nicht abge- zeichnet. Umso erfreulicher war die außergewöhnliche Ent- deckung, die der chilenische Wissenschaftler Dr. Rodrigo Hucke-Gaete im Jahr 2003 in der Chiloé- Corcovado-Region vor der Südküste Chiles mach- te. Er und seine Kollegen fanden dort einen Blau- walbestand mit etwa 150 Tieren, von denen min- destens elf Walmütter Kälber hatten. Die entdeck- te Population verbringt die Sommer- und Herbst- monate in der Region, um nach Nahrung zu su- chen und ihre Jungen aufzuziehen. Die Meeresregion Chiloé-Corcovado umfasst die Insel Chiloé und den Golf von Corcovado im Sü- den Chiles und befindet sich in der X. und XI. administrativen Region Chiles. Die Chiloé- Corcovado-Region erstreckt sich von etwa 41 bis 46 Grad südlicher Breite und hat eine Gesamtflä- che von mehr als 35.000 Quadratkilometern. Das Meer gilt als kalt-temperiert und ist eines der größten Ästuariensysteme der Welt, in dem Land und Wasser besonders stark verzahnt sind. Die Chiloé-Corcovado-Region beinhaltet zudem ein- zigartige Archipel- und Fjordökosysteme mit einer Blauwalfluke © WWF-Canon / Pieter Lagendyk

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WWF Deutschland &

TRAFFIC Europe-Germany Rebstöcker Straße 55 60326 Frankfurt a. M.

Tel.: 0 69/7 91 44-0 Durchwahl -180, -183 -212, Fax: 069/617221 [email protected] www.wwf.de www.traffic.org

Der WWF Deutschland ist eine der nationalen Organisationen des WWF – World Wide Fund For Nature – in Gland (Schweiz).

Hintergrundinformation November 2006

Blauwale in Chile, Chiloé-Corcovado-Region Neues Verbreitungsgebiet entdeckt

Von den weltweit 124 bekannten Meeressäuge-tierarten leben allein 51 Arten vor der Küste Chi-les in Südamerika. Besonders Südchile ist Heimat eines großen Teils dieser Artenvielfalt. Erst im Jahre 2003 entdeckten chilenische Wissenschaft-ler, dass hier vor ihrer Heimatküste auch Blauwale zu Hause sind. In der Region Chiloé-Corcovado, wurde eines der wichtigsten Blauwal-Nahrungs- und Aufzuchtsgebiete der südlichen Erdhalbkugel gefunden.

Der Blauwal (Balaenoptera musculus) ist das größte bekannte Tier, das jemals auf der Erde gelebt hat. Aber schon seit den 1960er Jahren zählt er auch zu den stark gefährdeten Arten. Zwi-schen dem Beginn der modernen Waljagd um etwa 1904 und dem Schutz der Blauwale ab 1967 wurden ca. 330.000 bis 360.000 Blauwale allein in der südlichen Hemisphäre getötet. Diese intensive

Jagd ließ die Blauwalbestände innerhalb von 60 Jahren auf weniger als drei Prozent ihrer ursprüng-lichen Population auf der Südhalbkugel schrump-fen. Auch heute noch zählen die Blauwale der südlichen Hemisphäre zu den am stärksten be-drohten Bartenwalen. Ihr derzeit von der Weltna-turschutzunion IUCN geschätzter Bestand beträgt nicht mehr als 1.400 Individuen. Eine Erholung des Bestandes hat sich bisher noch nicht abge-zeichnet. Umso erfreulicher war die außergewöhnliche Ent-deckung, die der chilenische Wissenschaftler Dr. Rodrigo Hucke-Gaete im Jahr 2003 in der Chiloé-Corcovado-Region vor der Südküste Chiles mach-te. Er und seine Kollegen fanden dort einen Blau-walbestand mit etwa 150 Tieren, von denen min-destens elf Walmütter Kälber hatten. Die entdeck-te Population verbringt die Sommer- und Herbst-monate in der Region, um nach Nahrung zu su-chen und ihre Jungen aufzuziehen. Die Meeresregion Chiloé-Corcovado umfasst die Insel Chiloé und den Golf von Corcovado im Sü-den Chiles und befindet sich in der X. und XI. administrativen Region Chiles. Die Chiloé-Corcovado-Region erstreckt sich von etwa 41 bis 46 Grad südlicher Breite und hat eine Gesamtflä-che von mehr als 35.000 Quadratkilometern. Das Meer gilt als kalt-temperiert und ist eines der größten Ästuariensysteme der Welt, in dem Land und Wasser besonders stark verzahnt sind. Die Chiloé-Corcovado-Region beinhaltet zudem ein-zigartige Archipel- und Fjordökosysteme mit einer

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großen, zum Teil noch unbekannten marinen Ar-tenvielfalt. Neben zahlreichen Süßwasserkorallen und Fischarten wurden dort bislang 31 Meeres-säugerarten festgestellt, was die Region in Chile weltweit zu einem „Hotspot“ der Artenvielfalt an marinen Säugetieren macht. Neben dem wieder entdeckten Blauwal sind der Chilenische Delfin (Cephalorhynchus eutropia), der Peale´s-Delfin (Lagenorhynchus australis) und der Südamerika-nische Seebär (Arctocephalus australis) dort ver-breitet. Historische Quellen der Chiloé-Corcovado-Region um das Jahr 1907 belegen, dass „Massen von Blauwalen“ im Golf von Corcovado vorkamen. Im Herbst und Frühjahr 1908/09 wurden von norwe-gischen Walfängern 37 Blauwale gefangen. Aus welchen Gründen auch immer geriet dieses Verbreitungsgebiet der Blauwale danach in Ver-gessenheit und wurde erst fast 100 Jahre später wieder entdeckt.

Bedrohungen der Chiloé-Corcovado-Region

In der Chiloé-Corcovado-Region leben ca. 40.000 Menschen und damit etwa 0,12 Einwohner pro Quadratkilometer. In Deutschland sind es im Ver-gleich 231 Einwohner pro Quadratkilometer. Die Chiloé-Corcovado-Region ist trotz ihrer weitge-hend intakten Natur zunehmend von wirtschaftli-chen Interessen wie Aquakultur, Fischerei und andere Großprojekte bedroht. Der Anstieg des Schiffverkehrs, zunehmende Meeresverschmut-zung und Lebensraumverlust in den Ufer- und Ästuarien-Ökosystemen stellen bedeutende Gefah-ren auch für die Blauwale dar.

Überfischung

In den letzten 50 Jahren war ein dramatischer An-stieg des kommerziellen Fischfangs in Chile zu verzeichnen. Mehr als 95 Prozent der wirtschaft-lich bedeutendsten chilenischen Fischarten werden

als bis an den Rand oder deutlich überfischt be-trachtet. Auch in der Chiloé-Corcovado-Region sind vier der kommerziell bedeutendsten Meeres-fischarten überfischt. Leider gibt es bisher wenige Informationen über die Umweltauswirkungen der nicht-nachhaltigen Fischereipraxis in chilenischen Gewässern. Beispielsweise führt der Einsatz von Grundschleppnetzen zur Zerstörung des Meeres-bodens und beeinträchtig damit die dort lebenden Organismen. Zudem gelangen auch nicht kommer-ziell genutzte, aber bedrohte Fischarten, Meeres-vögel und Meeressäuger als Beifang in die Netze und verenden. In einer aktuellen Studie von Hu-cke-Gaete (2004) über Orkas (Orcinus orca) und Pottwale (Physeter macrocephalus) konnte gezeigt werden, dass die reichsten Fischereigründe für Schwarzen Seehecht (Dissostichus spp.) gleichzei-tig die traditionellen Nahrungsgründe der zwei Walarten sind und diese durch die verstärkten Fischereiaktivitäten gefährdet werden.

Aquakultur

Mit dem zunehmenden Einbruch der Fischbestän-de durch Überfischung ging ein rapider Anstieg bei dem Aufbau verschiedenster Aquakulturen im Meer für z.B. Lachs und Muscheln in Chile ein-her. Seit der Einführung der Aquakulturindustrie in den chilenischen Gewässern während der 1980er Jahre ist der Wirtschaftszweig um das 140fache gewachsen. Besonders bedeutend ist die X. Region Chiles, in der auch die neu entdeckte Blauwalpopulation vorkommt. Hier findet rund 90 Prozent der chilenischen Produktion an Aqua-kultur statt. Weltweit ist Chile nach Norwegen derzeit mit 485.000 Tonnen pro Jahr der zweit-größte Lachsproduzent. Als Abfallprodukte produzieren Muschel- und Lachsfarmen eine große Menge schlammiges Se-diment aus den Exkrementen oder Nahrungsresten bei der Zufütterung der Lachse. Durch die Anrei-cherung dieser organischen Stoffe im Wasser kommt es zur Reduzierung des verfügbaren Sauer-

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stoffgehalts im Wasser und Verschmutzung des Meeresbodens. Besonders Korallen reagieren auf derartige Ablagerungen sensibel, was zu einer Minderung ihres Wachstums führt. Lachsfarmen benötigen neben einer Zufütterung den Einsatz von Antibiotika und anderer chemischer Zusätze, um die Gesunderhaltung der Zucht zu gewährleis-ten. Ein Teil dieser Stoffe wird auch immer aus den Farmen herausgeschwemmt und gelangt über die Nahrungskette in wildlebende Organismen. Deren Auswirkungen auf die Nahrungskette sind zum Teil noch nicht bekannt, aber es wird vermu-tet, dass sie zu gesundheitlichen Schäden und ein-geschränkter Fortpflanzung bei Wildtieren führen können. Durch den großen Platzbedarf von Aqua-kulturen geht den Meeresarten zudem Lebensraum verloren. Ein weiteres Problem von Fischfarmen ist das ungewollte Einbringen exotischer Fischar-ten in die Umwelt. So sind zwischen 1993 und 1996 etwa vier Millionen gebietsfremde Lachse aus Aquakulturen in Chile entwichen. Diese Tiere sorgten in den Gewässern um die Insel Chiloé für einen Rückgang der heimischen Fischbestände. Dieser wiederum kann einen Rückgang der Beute-tiere für die Meeressäuger bedeuten.

Schiffsverkehr & militärische Marineübungen

Während der letzten zehn Jahre, seit der Golf von Corcovado die Hauptschiffsroute der inneren Ge-wässer der Chiloé-Corcovado Region und dem Pazifischen Ozeans wurde, ist der Schiffsverkehr durch Frachtschiffe, Ausflugsboote, öffentlichen Personenverkehr, Aquakultur und Fischerei stark angestiegen. Eine wichtige Bedrohung, die vom Schiffsverkehr ausgeht, sind Kollisionen mit Mee-restieren wie zum Beispiel Walen und Delfinen. Außerdem besteht die ständige Gefahr von Schiffsunfällen, die verheerende Schäden an der Umwelt verursachen können. Mit einem weiteren Anstieg des Schiffsverkehrs in der Region wird in naher Zukunft gerechnet, da von einer Ausweitung der Lachsfarmen in die Archipele und Fjorde Süd-chiles ausgegangen werden muss. Zudem wird ein

aktuelles Brückenbauprojekt, das den Norden der Insel Chiloé mit dem Festland verbindet, einen Anstieg des Schiffsverkehrs im Golf von Corco-vado nach sich ziehen und Quellon auf Chiloé zum größten Hafen Südchiles machen. Eine weitere potenzielle Bedrohung für Meerestie-re sind die militärischen Übungen der chilenischen Marine im Zentrum und am östlichen Ende des Golfs von Corcovado. Es gibt keine Informationen über diese Übungen, aber wenn Sonar und Explo-sionen eingesetzt werden, birgt das große Gefah-ren besonders für Blauwale und andere Meeres-säugetiere. Der Einsatz dieser Techniken kann zu Herabsetzung ihrer Ortungs- und Kommunikati-onsfähigkeit führen.

Großprojekte

Eines der geplanten Großprojekte Chiles in der Chiloé-Corcovado-Region ist das so genannte Alumysa Projekt zur Gewinnung von Aluminium.

Blauwal © WWF-Canon / Jonathan Gordon

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Um Aluminium herzustellen wird sehr viel Ener-gie benötigt. Daher ist zur Energieerzeugung und zur Umsetzung des Projekts in der Region Chiloé-Corcovado der Bau von drei bis fünf Staudämmen sowie eines großen Hafens geplant. Durch den Bau der Staudämme würden über 10.000 Hektar Wald und Seen verloren gehen und es würde zu einer Veränderung der Flussökosysteme kommen. Der Hafenbau, der zunehmende Frachtschiffver-kehr und die damit verbundene Gefahr von Schiffsunfällen würden zu einer starken Verlär-mung der Meeresregion führen. Meeressäuger, besonders Wale und Delfine, reagieren sehr sensi-bel auf Verlärmung, da sie bei der Aufzucht ihrer Jungen sowie der Nahrungs- und Partnersuche auf akustische Ortung angewiesen sind. Ein erhöhter Geräuschpegel in einem so empfindlichen Gebiet wie dem Golf von Corcovado hätte schwere Fol-gen für die dort vorkommende Blauwalpopulation. Neben den negativen Auswirkungen auf das mari-ne Ökosystem, würde das Großprojekt auch den Tourismus und andere lokale Wirtschaftszweige wie die Fischerei und Lachsfarmen beeinträchti-gen.

Meeres- und Küstenschutzgebiet

geplant

Die Entdeckung der Blauwalpopulation in der Chiloé-Corcovado-Region macht Hoffnung, diese faszinierenden Säugetiere vor dem Aussterben bewahren zu können. Jedoch fand diese außerge-wöhnliche Entdeckung in einer Region statt, in der das zunehmende Wirtschaftswachstum beginnt, sich negativ auf das intakte und funktionsfähige Ökosystem der Chiloé-Corcovado-Region auszu-wirken. Im Jahre 2004 hat daher die Nichtregie-rungsorganisation Centro Ballena Azul (CBA-Blauwalzentrum) mit Unterstützung des WWF Chile und dem WWF Global Marine and Species Programms eine Initiative gestartet, ein Meeres- und Küstenschutzgebiet im Golf von Corcovado einzurichten. In der ersten Phase der Initiative

wurde die Umsetzung eines solchen Schutzgebie-tes vorbereitet und Workshops mit der Bevölke-rung, Universitäten, Nichtregierungsorganisatio-nen sowie Vertretern aus Industrie und Wirtschaft durchgeführt. Weiterhin wurde auf nationaler und internationaler Ebene durch Veröffentlichungen (Poster, Webseiten, Bücher etc.) auf das Projekt aufmerksam gemacht, um letztlich die Unterstüt-zung der chilenischen Regierung für die Deklara-tion des Schutzgebietes zu erlangen. Die Entdeckung des Blauwal-Nahrungs- und Auf-zuchtgebietes vor der Insel Chiloé im Golf von Corcovado bietet auch die einmalige Möglichkeit, die Ökologie und Verhaltensweisen der Meeres-riesen zu erforschen. WWF und CBA unterneh-men schon seit dem Jahr 2000 regelmäßige Unter-suchungen in der Region und werten Satellitenda-ten aus, um den Lebensraum der Blauwale näher zu erforschen. Mittels Satellitentechnik, Photo-identifikationstechniken und genetischen Untersu-chungen wurden auch die Bewegungen der Blau-wale vor der Südküste Chiles dokumentiert sowie die Verbindungen und Verwandtschaftsverhältnis-se zu anderen Blauwalpopulationen untersucht. Ergebnis der Untersuchungen ist unter anderem die unten stehende Karte, die die Aufenthaltsorte der Blauwale in der Chiloé-Corcovado-Region darstellt. Nur mit genauer Kenntnis der besonders sensiblen Gebiete der Region, der Verhaltenswei-sen der Blauwale (Hauptaufenthalts-, Nahrungs-gebiete) etc. kann ein effektives Schutzgebiet für die Ökoregion aufgebaut werden. Ausblick auf zukünftige Aktivitäten

Mit einer Etablierung des Meeres- und Küsten-schutzgebiets im Golf von Corcovado in den kom-menden Jahren wird der WWF und CBA die Schutzinitiativen des Gebietes weiter unterstützen. Es sollen Management- und Zonierungspläne er-arbeitet, ein wissenschaftliches Monito-ringprogramm im Gebiet aufgebaut, Verhaltensre-

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geln festgelegt und regelmäßige Umweltbildungs-programme für die lokale Bevölkerung durchge-führt werden. Die Bewohner der Region sollen in den Schutz ihrer Umwelt und bei der Umsetzung des Meeres- und Küstenschutzgebietes einbezogen werden. Ziel ist es, ein lokales Netzwerk zum Schutz der marinen Lebensräume aufzubauen. Nur wenn auch auf die Bedürfnisse der ansässigen Bevölkerung eingegangen wird und durch Beteili-gung das Verständnis für die Schutzziele vorhan-den ist, wird das Schutzgebiet im Golf von Corco-vado wirkungsvoll und den Blauwalen ein sicherer Hafen sein.

Weitere Informationen: • Marine Cinservation in southern Chile, Rodri-

go Hucke-Gaete et al., 2006, Studie • http://www.wwf.cl/ingles/ • http://www.ballenazul.org/ Fachbereich Biodiversität, Artenschutz und TRAFFIC beim WWF Deutschland, Tel.: 069/79144-180, -183 oder -212 Diese und weitere Hintergrundinformationen finden Sie im Internet unter: www.wwf.de. Hier können Sie sich auch in unseren kostenlosen WWF-News- Verteiler eintragen. Weitere Infos gibt es unter www.traffic.org.

Kernverbreitungsgebiete der Blauwale im südlichen Chile: die rote Fläche kennzeichnet die Kernzone (25 % aller Blauwal-beobachtungen sind dort enthalten), die Hauptverbreitungs-zone ist gelb markiert (75 % der Beobachtungen) und hell-blau werden die allgemeinen Nahrungsgebiete markiert (95 % der Beobachtungen) – Hucke-Gaete 2004

Chile