Blutarmut bei Krebspatienten...schwere Anämien rasch behandelt werden können und der Patient sich...

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Blutarmut bei Krebspatienten – Erscheinungsbild und Behandlungsformen

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Blutarmut bei Krebspatienten –Erscheinungsbild und Behandlungsformen

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I n h a l t

Vorwort 4. . . . . . . .

Einleitung 6. . . . . . . .

Was ist eine Anämie? 7. . . . . . . .

Welche Beschwerden weisenauf eine Anämie hin? 8

. . . . . . . .

Woher kommt die Anämiebei Krebspatienten? 9

. . . . . . . .

Wie oft tritt eine Anämiebei Krebspatienten auf? 10

. . . . . . . .

Wie stellt der Arzt eine Anämie fest? 10. . . . . . . .

Wie wird die Anämie behandelt? 11. . . . . . . .

Tumorbedingte Fatigue:Ständig müde und erschöpft 14

. . . . . . . .

Wie wird die Fatigue behandelt? 15. . . . . . . .

Tipps für den Alltag 16. . . . . . . .

Anämie-Selbsttest 18. . . . . . . .

Hilfreiche Adressen zu Fatigueund Anämie bei Krebs 20

. . . . . . . .

Glossar 22. . . . . . . .

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Inhalt

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Als Brustkrebspatientin, Buchautorin („Der Knoten über mei-

nem Herzen“) und Mitbegründerin des Vereins „mamazone –

Frauen und Forschung gegen Brustkrebs e. V.“, Augsburg, freue

ich mich über diese Broschüre. Ich begrüße sie, weil sie ein wei-

terer Schritt zu dem Ziel ist, das sich unser Verein gesetzt hat

und das auch mein Anliegen ist: Patientinnen und Patienten zu

kompetenten, weil wissenden Partnern ihres Arztes zu machen.

Die Broschüre klärt in verständlicher Sprache über die Hinter-

gründe eines Phänomens auf, das unter dem Namen „Chroni-

sche Müdigkeit“ oder „Fatigue“ bekannt ist. Fatigue kommt aus

dem Französischen und heißt Ermüdung, Mattigkeit.

Genauso wie ich haben sicherlich auch Sie im Laufe Ihrer

Krebserkrankung diesen nur schwer zu beschreibenden Zu-

stand kennen gelernt, der Geist, Seele und Körper in bleierne

Schwere taucht und die Tage zu Kaugummi werden lässt: Der

Einkauf im Supermarkt erscheint wie ein Marathon, der Weg

über die Treppen zur Wohnung wie eine Erstbesteigung, das

Duschen und Zubereiten von Mahlzeiten werden zu Kraft-

akten. Dieses Leben im Zeitlupentempo ist nunmehr zu einer

einzigen großen Anstrengung geworden.

Menschen mit „Fatigue“ haben es besonders schwer in einer

Gesellschaft, die von Kriterien wie Leistung, Schnelligkeit und

Machbarkeit bestimmt wird. Chronisch müde Krebspatienten

können nicht mehr mithalten, ziehen sich depressiv zurück und

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Fatigue, die Lebensmüdigkeit

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fühlen sich häufig dafür auch noch schuldig. Ich möchte Ihnen

Mut machen, diesen Zustand nicht schicksalsergeben hinzu-

nehmen, sondern sich aktiv mit den Ursachen und Behand-

lungsmöglichkeiten Ihrer „Fatigue“ auseinanderzusetzen.

Achten Sie darauf, dass Ihr Arzt regelmäßig Ih-

re Hämoglobin- und Eisenwerte im Blut über-

prüft. Reißen Sie sich nicht zusammen, sondern

zeigen Sie sich Ihrem Arzt so, wie Sie sich wirk-

lich fühlen. Damit er rechtzeitig die richtige Be-

handlung beginnen kann. Denn nur wenn Ihre

roten Blutkörperchen im grünen Bereich sind,

kann Ihre Strahlentherapie und Ihre Chemothe-

rapie die optimale Wirkung entfalten.

Ich möchte Ihnen Mut machen, dieser bodenlosen Lebensmü-

digkeit nicht das Feld zu überlassen. Es gibt auch noch die ge-

sunden Anteile, die Lebenskraft in Ihnen.

Dass es Ihnen gelingt, diese wieder zu entdecken, wünsche ich

Ihnen von Herzen.

Ursula Goldmann-Posch

Vorstandsmitglied „mamazone – Frauen und Forschung gegen Brust-

krebs e. V.“, Augsburg

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V o r w o r t

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Die häufigsten Be-

schwerden betroffener

Krebspatienten sind

dauerhafte Erschöpfung

und Schwäche.

die Fatigue des Krebspatienten ist ein komplexes, vielschichti-ges Problem. In den letzten Jahren wurde viel darüber geforscht,und wir wissen heute, dass verschiedene körperliche wie auchseelische Faktoren ihre Ursachen sind. Eine Hauptursache derFatigue ist sicherlich die Blutarmut, die so genannte Anämie.

Viele Patienten glauben, dass der Erschöpfungszustand von al-leine wieder weg geht und der Arzt sowieso nichts dagegen un-ternehmen kann. Es gibt aber manches, was der Arzt tun kann,damit sich Krebspatienten besser fühlen.

Ziel dieser Broschüre soll es sein, über das Krankheitsbild derAnämie und ihre Behandlungsmöglichkeiten zu informieren.

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Liebe Patientin, lieber Patient,

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W a s i s t e i n e A n ä m i e ?

Die Hauptaufgabe der

roten Blutkörperchen ist

es, den Sauerstoff zu

den Organen und Ge-

weben des Körpers zu

transportieren.

Anämie ist der medizinische Fachausdruck für Blutarmut. Anä-mie bedeutet, dass die Anzahl der roten Blutkörperchen, der sogenannten Erythrozyten, vermindert ist. Die roten Blutkörper-chen werden im Knochenmark der platten Knochen, wie bei-spielsweise im Brustbein oder im Beckenknochen, gebildet. Sieschwimmen circa 120 Tage im Blutstrom, bis sie dann in der Le-ber und der Milz abgebaut werden. Damit die Erythrozytenzahlkonstant bleibt, müssen ständig rote Blutkörperchen nachge-liefert werden. Dies wird durch das Hormon Erythropoietin, dasin der Niere gebildet wird, sichergestellt.

Die Hauptaufgabe der Erythrozyten ist es, den Sauerstoff derLuft, der über die Lungen aufgenommen wird, zu den Organenund Geweben des Körpers zu transportieren. Wenn also bei ei-ner Anämie die roten Blutkörperchen verringert sind, entstehtim Körper ein Sauerstoffmangel – der Patient fühlt sich müdeund schwach.

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Was ist eine Anämie?

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Welche Beschwerden weisen auf eine Anämie hin?

Eine ungenügende Sauerstoffversorgung beeinflusst viele ver-schiedene Körperfunktionen. Folgende Krankheitszeichen kön-nen bei einer Anämie auftreten:

• Schwäche, leichte Ermüdbarkeit

• Schwindel

• Kopfschmerzen

• Ohrensausen

• Augenflimmern

• Benommenheit

• Kurzatmigkeit, Atemnot

• Herzklopfen, schneller Herzschlag

• Reizbarkeit, depressive Verstimmung

• Kälteempfindung

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W o h e r k o m m t d i e A n ä m i e b e i K r e b s p a t i e n t e n ?

Die Anämie kann so-

wohl durch die Krebser-

krankung an sich wie

auch durch die Krebsbe-

handlung verursacht

werden.

Häufig wird die Anämie

eines Patienten durch

die Chemotherapie ver-

ursacht.

Die Anämie eines Krebspatienten kann sowohl durch dieKrebserkrankung an sich wie auch als Folge der Krebsbe-handlung entstehen.

Krebs kann dazu führen, dass das Hormon Erythropoietin un-genügend gebildet wird, die Vorstufen der roten Blutkörper-chen im Knochenmark vermindert sind und die Überlebenszeitder Erythrozyten verkürzt ist. Bei manchen Patienten haben sichKrebszellen im Knochenmark abgesiedelt und verdrängen dasBlut bildende Mark. Alle diese Veränderungen führen zu einemMangel an Erythrozyten. Mangelernährung und damit auch ei-ne verminderte Zufuhr von Vitamin B12, Vitamin C, Folsäureoder Eisen kann ebenfalls zur Blutarmut führen.

Häufig wird die Anämie eines Patienten durch die Chemothe-rapie verursacht. Die Medikamente, die bei einer Chemothera-pie verabreicht werden, greifen schnell wachsende Zellen anund führen dazu, dass sich diese nicht mehr vermehren kön-nen. Schnell wachsende Zellen sind in erster Linie Krebszellen.Es gibt aber auch normale Zellen, wie die Blut bildenden Zellenim Knochenmark, die sich häufig teilen. Wenn diese durch eine Chemotherapie angegriffen werden, sinkt die Zahl der roten Blutkörperchen. Manche chemotherapeutischen Sub-stanzen, wie beispielsweise Cisplatin, schädigen direkt die Produktionszellen von Erythropoietin in der Niere. Auch die Strahlentherapie hat einen hemmenden Effekt auf dieBlutbildung im Knochenmark.

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Woher kommt die Anämie beiKrebspatienten?

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Der wichtigste Labor-

wert ist der Hämoglo-

binwert.

Das Hämoglobin ist der

rote Blutfarbstoff und

der Teil der roten Blut-

körperchen, der den

Sauerstoff transportiert.

Wie häufig und in welchem Schweregrad eine Anämie auftritt,ist abhängig von der Krebsart und der Krebsbehandlung. Pati-enten mit Dickdarmkrebs oder Brustkrebs entwickeln in etwa30 Prozent der Fälle eine Anämie. Patienten mit Eierstockkrebsoder Lungenkrebs, die gerade eine Chemotherapie erhalten, sowie Patienten mit multiplem Myelom oder Non-Hodgkin-Lymphom leiden sehr oft unter einer Anämie, nämlich in bis zu60 Prozent der Fälle.

Nach der Befragung des Patienten und der körperlichen Un-tersuchung wird eine Blutprobe abgenommen. An dieser Pro-be können verschiedene Untersuchungen der Blutkörperchendurchgeführt werden. Es kann zudem ein Blutausstrich herge-stellt werden.Der wichtigste Laborwert zur Feststellung einer Anämie ist derHämoglobinwert, kurz Hb-Wert. Das Hämoglobin ist der roteBlutfarbstoff und jener Teil der roten Blutkörperchen, der denSauerstoff transportiert. Der normale Hämoglobinwert einerFrau liegt zwischen 12 und 16 g/dl (Gramm pro Deziliter) undder eines Mannes zwischen 14 und 18 g/dl. Beträgt der Hb-Wert einer Patientin weniger als 12 g/dl oder eines Patientenweniger als 14 g/dl, so liegt eine Anämie vor.

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Wie oft tritt eine Anämie bei Krebspatienten auf?

Wie stellt der Arzt eine Anämiefest?

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W i e w i r d d i e A n ä m i e b e h a n d e l t ?

Der Effekt nach einer

Bluttransfusion ist, dass

sich der Patient in Kür-

ze kräftiger fühlt. Leider

hält dieser nur eine ge-

wisse Zeit an.

Des Weiteren muss be-

dacht werden, dass

Transfusionen nicht

ohne Risiken sind.

Ziel der Behandlung ist es, die Zahl der roten Blutkörperchenzu erhöhen und dadurch die Sauerstoffversorgung des Körperszu normalisieren. Dies kann durch eine Bluttransfusion, ge-nauer durch die Gabe von Erythrozytenkonzentraten, gesche-hen. Der Vorteil von Bluttransfusionen ist, dass insbesondereschwere Anämien rasch behandelt werden können und der Patient sich schon bald kräftiger fühlt. Leider hält dieser Effektnur eine gewisse Zeit an, da die gespendeten Erythrozyten ei-ne begrenzte Lebenszeit haben. Auch muss bedacht werden,dass Transfusionen mit gewissen Risiken einhergehen. So können Infektionen – insbesondere Leberentzündungen –übertragen werden. Die Abwehrkraft kann geschwächt werdenund es kann zu allergischen Reaktionen kommen. Schließlich kann auch die körpereigene Erythropoietinbildung gehemmt werden.

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Wie wird die Anämie behandelt?

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Eine Erythropoietin-

Behandlung kann die

Sauerstoffversorgung

des Körpers verbessern

und steigert dadurch

die Leistungsfähigkeit

und Lebensqualität

des Patienten.

Eine risikoarme Alternative zu Bluttransfusionen stellt die Be-handlung mit Erythropoietin dar. Hierbei handelt es sich um einkörpereigenes Hormon, das die Bildung roter Blutkörperchenfördert. Heute wird es gentechnisch und unter hohen Sicher-heitsstandards hergestellt. Es kann von Pflegekräften oder vomPatienten selbst mit einer Fertigspritze oder einem Pen schmerz-arm injiziert werden.

Namhafte Krebstherapeuten und Wissenschaftler der „Amerika-nischen Gesellschaft für Hämatologie“ und der „AmerikanischenGesellschaft für klinische Onkologie“ haben Richtlinien für dieAnwendung von Erythropoietinen und anderen Proteinen, diedie Blutbildung fördern, erarbeitet.

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W i e w i r d d i e A n ä m i e b e h a n d e l t ?

Danach sollte bei Krebspatienten, die eine Chemotherapie erhalten, eine Erythropoietin-Behandlung eingeleitet werden,wenn der Hämoglobin-Wert (siehe auch Seite 10) unter 10 g/dlfällt bzw. sich 10 g/dl nähert. Es wird empfohlen, die Therapiebis zu einem Hb-Wert von 10–12 g/dl, je nach Ausprägung derSymptome (wie z. B. Müdigkeit, Schwäche, Herzklopfen etc.),fortzuführen.

Der Wirkstoff ist in der Regel gut verträglich und regt die körpereigene Bildung von roten Blutkörperchen an. Bei derMehrzahl der Patienten steigt erfahrungsgemäß die Erythro-zytenzahl an, so dass Bluttransfusionen ganz oder zumindestzu einem großen Teil vermieden werden können. Die Therapiemit Erythropoietin führt zu konstanten Hämoglobinkonzentra-tionen über einen langen Zeitraum. Durch die verbesserte Sauerstoffversorgung des Körpers kann die Leistungsfähigkeitund die Lebensqualität des Patienten zunehmen. Liegt ein Vitamin- und/oder Eisenmangel vor, wird dieser mit entspre-chenden Präparaten ausgeglichen. So kann das verabreichteErythropoietin seine Wirkung voll entfalten.

Bei der Mehrzahl der

Patienten steigt erfah-

rungsgemäß die Erythro-

zytenzahl, und es können

Bluttransfusionen ganz

oder teilweise vermieden

werden.

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Mehr als die Hälfte der Krebspatienten leidet an einer quälen-den Müdigkeit und Erschöpfung, die sich auch durch langeSchlaf- und Ruhezeiten nicht wesentlich bessert. Alltagsakti-vitäten, die in gesunden Tagen „nebenbei“ erledigt wurden, kosten nun große Überwindung und viel Zeit, und oft fühlt der Fatigue-Betroffene sich hinterher stundenlang völlig aus-gepumpt. Der Begriff „Fatigue“ kommt aus dem französischenund englischen Sprachgebrauch und bedeutet „Erschöpfung,Ermüdung“.Eine Fatigue ist für Krebspatienten oft belastender als Tumor-schmerzen. Sie führt nicht nur zu körperlicher Schwäche undVerlust der Belastbarkeit, sondern beeinträchtigt auch die Stimmung und die geistige Leistungsfähigkeit. OnkologischePatienten mit Fatigue klagen über folgende Symptome:

• Müdigkeit• Körperliche Schwäche• Erhöhtes Schlafbedürfnis oder Schlafstörungen• Probleme bei der Bewältigung von Alltagsaktivitäten• Seelische Erschöpfung• Konzentrationsstörungen• Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit

Es gibt keinen speziellen Labortest und kein apparatives Ver-fahren, mit dem der Arzt eine Fatigue eindeutig erfassen kann.Vielmehr ist er auf die Angaben des Patienten angewiesen;doch wurden verschiedene Fragebögen entwickelt, die es demArzt erleichtern, eine Fatigue zu diagnostizieren.

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Fatigue bei Krebspatienten: Ständig müde und erschöpft

Fatigue führt nicht nur

zu quälender Müdigkeit

und Verlust der Belast-

barkeit, sondern beein-

trächtigt auch die Stim-

mung und geistige

Leistungsfähigkeit der

Patienten.

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W i e w i r d d i e F a t i g u e b e h a n d e l t ?

Wichtigste Ursache für eine Fatigue ist die Anämie, die ent-weder durch den Tumor selbst oder durch die Behandlung(Chemo- oder Strahlentherapie) ausgelöst sein kann. Deshalbsteht die Behandlung der Anämie im Vordergrund. Gelingt es,die Hämoglobinkonzentration konstant anzuheben, bessertsich auch die Erschöpfung deutlich. Wie bereits ausgeführt,kann eine Blutarmut entweder kurzfristig durch Blutttrans-fusionen oder nachhaltig mit dem Hormon Erythropoietin be-handelt werden.

Neben der Behebung einer Anämie stehen weitere Behand-lungsmöglichkeiten zur Verfügung, um eine Fatigue zu besei-tigen oder zumindest zu bessern:

• Mangelernährung und Gewichtsverlust können die Er-schöpfung verschlimmern und müssen verhindert oderschnell und gezielt behandelt werden.

• Im Rahmen der Krebserkrankung kann es zu Schmerzen,Übelkeit und Erbrechen oder Depressionen kommen. Alldiese Faktoren verstärken eine Fatigue und müssen the-rapiert werden.

• Stoffwechsel- und Hormonstörungen können eine Ursa-che von Fatigue sein und müssen diagnostiziert und be-handelt werden.

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Wie wird die Fatigue behandelt?

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Eine Fatigue wird nicht besser, wenn man jede körperliche Ak-tivität vermeidet – im Gegenteil. Durch gezieltes Training (Wal-king, Laufband, Fahrradergometer) steigt die körperliche Leis-tungsfähigkeit und das Gesamtbefinden bessert sich. DasTraining sollte unter fachkundiger Anleitung stattfinden undmöglichst früh einsetzen.

Die Behandlung der Anämie gehört in die Hände des Arztes.Aber auch Sie selbst können manches tun, um besser mit derErschöpfung fertig zu werden.

• RuhePlanen Sie in Ihren Tagesablauf mehrere kurze Ruhe- und Ent-spannungspausen ein. Zuviel Ruhe und Schlaf hingegen ver-mindern Ihre Energie. Wenden Sie sich bei Schlafstörungen anIhren Arzt.

• AktivitätFühren Sie ein Tagebuch und finden Sie heraus, zu welchenZeiten Sie belastbarer sind. So können Sie Ihre täglichen Auf-gaben besser einteilen. Tun Sie nur, was Sie wirklich tun müs-sen. Sofern Ihr Arzt es befürwortet, bleiben Sie in Bewegung,beispielsweise durch regelmäßige, kurze Spaziergänge.

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Tipps für den Alltag

Ein ausgeglichenes Maßan Ruhe und Aktivitätsowie die richtigeErnährung helfen, mitder Erschöpfung fertigzu werden.

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W i e w i r d d i e F a t i g u e b e h a n d e l t ?

• ErnährungAchten Sie auf regelmäßige Mahlzeiten und eine ausgewoge-ne, vollwertige Nahrungszusammenstellung. Vergessen Sienicht, ausreichend zu trinken. Nehmen Sie gegebenenfalls ei-ne Diätberatung in Anspruch.

• Kraft sparenSetzen Sie Prioritäten. Reservieren Sie IhreKraft für Dinge, die Ihnen wirklich wichtigsind. Scheuen Sie sich nicht, Hilfe von Fami-lie, Bekannten oder Pflegekräften anzuneh-men oder danach zu fragen. Machen Sie essich leichter bei alltäglichen Verrichtungen,indem Sie möglichst viel im Sitzen tun.

• Kraft findenGehen Sie Hobbys nach, die weniger an-strengend sind, wie Musik hören oder Lesen.Nehmen Sie sich Zeit für Dinge, die Ihnen wirklich Freude ma-chen und Ihnen gut tun. Ziehen Sie sich nicht zurück. SprechenSie mit den Sie umgebenden Menschen über Ihr Befinden. Eskönnte hilfreich für Sie sein, sich in einer Selbsthilfegruppe mitanderen Betroffenen auszutauschen.

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Sie können den Fragebogen beantworten und ihn zu Ihremnächsten Arztbesuch mitnehmen. Er soll Ihnen helfen, mitIhrem Arzt über Ihr Befinden zu sprechen.

1. Mussten Sie sich in letzter Zeit bei alltäglichen Verrichtun-gen, wie etwa Lebensmittel einkaufen oder den Hundausführen, einschränken?(Markieren Sie die zutreffende Antwort)

Ja Nein Manchmal� � �

2. Nennen Sie zwei oder drei Tätigkeiten, die Sie nicht längerdurchführen können.

3. Ist der Grund dafür Schwäche bzw. Müdigkeit?Ja Nein Manchmal� � �

4. Welche täglichen Aktivitäten waren Ihnen am wichtigsten,bevor Sie an Krebs erkrankten?

Anämie-Selbsttest

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A n ä m i e - S e l b s t t e s t

5. Bitte beurteilen Sie Ihre Fähigkeit, diese Aktivitäten heutenoch auszuführen.1 2 3 4 5� � � � �

Gleich gut möglich (1) – unmöglich (5)

6. Frustriert es Sie, dass Sie Dinge, die Sie tun wollen,nicht mehr tun können?Ja Nein Manchmal� � �

7. Bitte schätzen Sie ein, welchen Einfluss Müdigkeit oderSchwäche auf Ihre Fähigkeit haben, ein normales Leben zuführen.1 2 3 4 5� � � � �

Sehr geringer (1) – ganz erheblicher Einfluss (5)

8. Ich bin zurzeit mit meiner Lebensqualität zufrieden.1 2 3 4 5� � � � �

Sehr zufrieden (1) – nicht zufrieden (5)

(Quelle: Onkolink, Tumorzentrum der Universität von Pennsylvania, USA)

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Deutsche Fatigue-Gesellschaft e. V. (DFaG)Maria-Hilf-Str. 1550677 KölnTel. 02 21/9 3115 96Internet: www.deutsche-fatigue-gesellschaft.de

Deutsche Krebsgesellschaft e. V.Paul-Ehrlich-Str. 4160596 FrankfurtTel. 0 69/63 00 96-0Internet: www.krebsgesellschaft.de

Deutsche Krebshilfe e. V.Thomas-Mann-Str. 4053111 BonnTel. 02 28/7 29 90-0Internet: www.krebshilfe.de(Bestellmöglichkeit des Videos „Fatigue bei Krebs“)

Krebsinformationsdienst (KID) im DeutschenKrebsforschungszentrumIm Neuenheimer Feld 28069120 HeidelbergTel. 0 62 21/41 01 21Internet: www.krebsinformation.de/fatigue.html

Hilfreiche Adressen zu Fatigue und Anämie bei Krebs

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H i l f r e i c h e A d r e s s e n

Internetadressen zum Thema Fatigue/Anämie(in deutscher Sprache):www.deutsche-fatigue-gesellschaft.dewww.krebsgesellschaft.dewww.krebshilfe.dewww.krebsinformation.de/fatigue.html

(in englischer Sprache):www.cancerfatigue.orgwww.oncolink.upenn.edu/supportwww.cancersupportivecare.comwww.meb.uni-bonn.de/cancernet/304461.html

Roche Pharma AGHämatologie/Onkologie/RheumatologieEmil-Barell-Str. 179639 Grenzach-Wyhlenwww.roche.de

Impressum

Herausgeber: Konzept/Layout:Roche Pharma AG Angela Liedler GmbHEmil-Barell-Str. 1 Wintererstr. 479639 Grenzach-Wyhlen D-79104 Freiburgwww.roche.deTel. 076 24/14-0Fax 076 24/14-33 66

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ANÄMIE

Blutarmut; die Verminderung des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) oder des Anteils

der roten Blutkörperchen im Vollblut unter den unteren Normalwert einer vergleich-

baren Bevölkerungsgruppe. Sie verursacht vor allem eine Störung des Sauerstoff-

transports und eine Verminderung der sauerstoffabhängigen Leistungen.

BLUTAUSSTRICH

Gleichmäßige, dünne Verteilung eines Tropfen frischen Blutes auf einem Objektträger

zur mikroskopischen Untersuchung. Der Ausstrich dient zur Differenzierung von Blut-

zellen.

BLUT BILDENDE ZELLEN

Die Entwicklung von Blutzellen beginnt im Knochenmark aus einer so genannten plu-

ripotenten Stammzelle. Aus diesen Stammzellen entwickeln sich auf verschiedenem

Weg später die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und die weißen Blutkörperchen

(Leukozyten) sowie die Blutplättchen (Thrombozyten).

ERYTHROPOIETIN

Erythropoietin (EPO) ist ein Zellwachstumshormon des Körpers, das in der

Niere gebildet wird und Blut bildend wirkt. Ist die Blutbildung gestört, kann

gentechnisch hergestelltes Erythropoietin die Zahl der roten Blutkörperchen (Erythro-

zyten) und die Hämoglobinkonzentration erhöhen, d. h. die Blutarmut korrigieren.

Erythropoietin hat bereits vielen Nierenkranken und an Blutarmut leidenden Patien-

ten geholfen.

Glossar

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G l o s s a r

ERYTHROZYTEN

Sogenannte rote Blutkörperchen; Erythrozyten enthalten vor allem Hämoglobin, das

für den Transport von Sauerstoff im Blut zuständig ist und somit viele lebenswichtige Kör-

perfunktionen aufrecht erhält. Die mittlere Lebensdauer der Erythrozyten beträgt 120 Tage.

ERYTHROZYTENKONZENTRAT

Hochprozentige Erythrozytenlösung, die durch die Zentrifugation von etwa 500 ml Blut

entsteht. Durch die Zentrifugation werden die Erythrozyten von den weißen Blutkör-

perchen, den Blutplättchen und dem Blutplasma getrennt.

HÄMOGLOBIN

Hämoglobin ist der so genannte rote Blutfarbstoff in den Erythrozyten. Die Hauptauf-

gabe des Hämoglobins ist die Bindung von Sauerstoff, der in der Lunge aufgenom-

men wird, und der Transport in die Gewebe des menschlichen Organismus.

HB-WERT

Laborwert, der die Menge an rotem Blutfarbstoff, der für die Sauerstoffversorgung

wichtig ist, angibt.

KNOCHENMARK

Schwammartiges Material im Inneren von Knochen und Bildungsort von roten Blut-

körperchen.

PLATTE KNOCHEN

Die platten Knochen werden den röhren- und zylinderförmigen Knochen

gegenübergestellt. Zu den platten Knochen gehört z. B. das Brustbein, der Becken-

knochen oder das Schulterblatt.

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Roche Pharma AGD-79639 Grenzach-Wyhlen

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