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Boden als Einflussgröße bei der Detektion von Landminen/301
Boden als Einflussgröße bei der Detektion von Landminen: Georadar
Jan IgelKazunori Takahashi Holger PreetzLeibniz‐Institut für Angewandte Geophysik, Hannover
Kolloquium am Institut für Ökologie der TU Berlin, 18.01.2011
Boden als Einflussgröße bei der Detektion von Landminen/302
Prinzip Georadar
• Ausbreitung und Reflexion elektromagnetischer Wellen
• für Minensuche: 500 MHz − 6 GHz (Wellenlänge ≈ 20 cm − 1 cm)
• Detektiert werden: Metallobjekte, Kunststoffkörper, Holz, Steine ...(alle Objekte mit unterschiedlichen (di‐)elektrischen Eigenschaften)
2
T R
Mine
RadarwelleLuft
Boden
Schichtgrenze
T R
Boden als Einflussgröße bei der Detektion von Landminen/303
Der Dual‐Sensor (Metalldetektor + Georadar)
• zunächst wird mit dem Metalldetektor gesucht
• bei einem Alarm wird auf den Radarsensor umgeschaltet und das Objekt genauer untersucht
Boden als Einflussgröße bei der Detektion von Landminen/304
Dual‐Sensor (ALIS System, Tohoku‐Universität, Japan)
• MD‐Alarm + GPR‐Alarm MineMD‐Alarm aber kein GPR‐Alarm Fehlalarm durch kleines Metallstück
• Funktioniert der MD an der Lokation nicht, bzw. ist das gesuchte Objekt metallfrei, muss mit dem GPR‐Sensor allein gesucht werden
Boden als Einflussgröße bei der Detektion von Landminen/305
Bodeneinfluss auf das Georadar
• Welche Bodeneigenschaften beeinflussen die Detektierbarkeit mit dem GPR?
• Wie können diese Eigenschaften untersucht werden?
• Wie kann die Detektorperformance vorhergesagt werden?
• 5 Minen
• 5 unterschiedliche Tiefen
• 3 unterschiedlicheBöden
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Physikalische Einflussgrößen
Suszeptibilität κ• Mineralogie
• Lagerungsdichte ...
Leitfähigkeit σ• Wassergehalt
• Textur
• Salinität
• KAK ...
Dielektrizitätszahl ε• Wassergehalt
• Lagerungsdichte
• Mineralogie
• Textur ...
Metalldetektor(elektromagnetische Induktion, kHz)
Georadar(Wellenausbreitung, MHz−GHz)
Dämpfung der Wellen Wellengeschwindigkeit+
Kontrast Mine‐Boden
Boden als Einflussgröße bei der Detektion von Landminen/307
Elektrische Eigenschaften von Böden
3 Leitfähigkeitsmechanismen:
• elektronische Leitfähigkeit der Bodenmatrix
• elektrolytische Leitfähigkeit des Porenfluids
• Oberflächenleitfähigkeit der elektrischen Doppelschicht
• Mischgesetze, z.B. Archie für sandige Böden
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Dielektrische Eigenschaften von Böden
Mischgesetze• volumenabhängig: Dobson, CRIM . . .
• strukturabhängig: DeLoor, Maxwell‐Garnet . . .
• empirisch: Topp oder standortspezifisch
free waterεr ≈ 80
bound waterεr « 80
airεr = 1
soil matrix4 ≤ εr ≤ 9
• ε des Bodens hängt überwiegend vom Wassergehalt ab
Boden als Einflussgröße bei der Detektion von Landminen/309
Heterogenität des Bodens
• Bodenheterogenität hat großen Einfluss auf die Landminendetektion mit dem Georadar.
• Wie können diese Effekte quantifiziert und systematisch untersucht werden?
Landmine in homogenem Boden Landmine in heterogenem Boden
Foto: TU Berlin
Boden als Einflussgröße bei der Detektion von Landminen/30
Statistische Simulationen
Vorgehensweise• Bestimmung der
Bodeneigenschaften in situ(geophysikalische Messungen)
• Geostatistische Analyse• Generierung zufallsverteilter
Medien• Numerische Simulation der
elektromagnetischen Wellenausbreitung
Ziel• Realistische Simulation der
Detektor Performance• Bestimmung der Unsicherheit
der Landminensuche durch „geologischen Noise“
Boden als Einflussgröße bei der Detektion von Landminen/3011
Elektrische Leitfähigkeitsverteilung in situ
I U1 U2 U3 Ui
IUK
ss ==
σρ
1
Messaufstellung Messprinzip
Boden als Einflussgröße bei der Detektion von Landminen/3012
Elektrische Leitfähigkeitsverteilung in situ
Messaufstellung Inversionsergebnis
Boden als Einflussgröße bei der Detektion von Landminen/3013
Dielektrizitätszahl εr, räumliche Verteilung in situ
air
soil
T RT R
soil
groundwave
R
Δx, Δt
Bodenwelle Reflexionskoeffizient
r
rRεε
+
−≈
11
txv
cvr
ΔΔ
=
=ε0
Boden als Einflussgröße bei der Detektion von Landminen/3014
ε‐Verteilung auf Sandböden (Grünland)
Statistische Analyse
• Normalverteilungεr = 5 ± 1
• Korrelationslängenamax = 1,5 m; amin = 0,3 m
Bodenwelle Reflexionskoeffizient
Boden als Einflussgröße bei der Detektion von Landminen/3015
ε‐Verteilung auf Sandböden (Grünland)
Standort 1 Standort 2
anisotropdurch landwirtschaftliche Nutzung verursacht (Grünland ehemals als Acker genutzt)
isotropnatürliche Variabilität, die letzten 50 a nicht als Acker genutzt
Boden als Einflussgröße bei der Detektion von Landminen/3016
FD‐Simulation von Radardaten
Modell: εr heterogen, σ = const FD‐Simulation
Boden als Einflussgröße bei der Detektion von Landminen/3017
FD‐Simulation von Radardaten
Modell: σ heterogen, εr = const FD‐Simulation
• Dielektrizitätszahl εr hat größeren Einfluss auf Minensuche mit dem Georadar als die elektrische Leitfähigkeit σ.
Boden als Einflussgröße bei der Detektion von Landminen/3018
Versuchsfläche am LIAG
Versuchsaufbau:• Sandboden mit Grasbewuchs• 40 Minen in unterschiedlichen
Tiefen auf 10 m Länge• Scanner zur genauen
Positionierung der Antenne und für hohe Reproduzierbarkeit
Ziel:• Bodeneinflusses auf die
Minensuche mit dem GPR• Einfluss der Jahreszeiten• Einfluss der Vegetation• Bewässerungsexperimente
Boden als Einflussgröße bei der Detektion von Landminen/3019
Beregnungsversuch: Ergebnisse
• sandiger Boden mit Gras
• Landmine in 10 cm Tiefe
• Bewässerung bis zur Sättigung
• GPR Profil alle 2 min
→Minensignal ändert sich
→ „Geologischer Noise“ändert sich
Boden als Einflussgröße bei der Detektion von Landminen/3020
Beregnungsversuch: Simulation des „geologischen Noise“
• Extrahieren des Noise in den GPR‐Daten
• statistische Analyse‐ Variabilität‐ Korrelationslänge
• Modellannahme‐ dielektrische Kugel‐ Theorie Miestreuung
→ Gute Übereinstimmung modellierter Noise und Felddaten
→ Abweichung am Anfang des Experiments (hohe Dynamik)
extract clutter landmine
Boden als Einflussgröße bei der Detektion von Landminen/3021
ITEP Dual‐Sensor Test, Oberjettenberg 2009
3 unterschiedliche Böden:‐ Laterit‐ Sand mit Magnetit‐ Humus
vergrabene Ziele:‐ Landminen (ca. 400): Gyata‐64, PPM‐2, ERA Calibration Target‐ Clutter: Projektile, Patronen, Drahtstücke …‐ Tiefe der Objekte: 2‐15 cm
Detektoren:‐Metalldetektoren (6) ‐ Dual‐Sensoren (2) ‐ Stand‐alone Radar‐Sensor (1)
Operatoren: ca. 10 mit unterschiedlichem Trainingsstand
© BWB
© BWB© BWB© BWB
Boden als Einflussgröße bei der Detektion von Landminen/3022
Bodenuntersuchungen während des ITEP‐Tests
• Begleitend zu dem Test wurden vom LIAG geophysikalische und bodenkundliche Untersuchungen durchgeführt
Laterite: toniger Lehm, tertiärer Laterit, Vogelsberg
Sand/Magnetite: künstliches Substrat, Sand – Magnetit – Gemisch
Humus 3.2 – Lehm mit hohem Humus‐ und Steinanteil, Alpen
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
% Silt
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
% Clay
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
% S
and
2.3 Sand/Magnetite
1.3 Laterite
3.1 Humus3.3 Humus
© BWB© BWB© BWB
Lane 1 Lane 2 Lane 3
Boden als Einflussgröße bei der Detektion von Landminen/3023
Magnetische Suszeptibilität
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Laterite(Lane 1)
Sand/Magnetite(Lane 2)
Humus(Lane 3.2)
Absolute value Very high Very high Very low
Frequency dependence
High (6 %) Very low (0.1 %) Very low (1 %)
Spatial variation Small (8.4 %) Small (7.4 %) Large (38.9 %)
Measured @ 958 Hz
LateriteVery high
Frequency dependent
Sand/MagnetiteVery highNo frequency dependent
HumusVery low
LateriteSmall variation
Sand/MagnetiteSmall variation
HumusLarge variation
Frequenzabhängigkeit Räumliche Variabilität
Boden als Einflussgröße bei der Detektion von Landminen/3024
Elektrische Leitfähigkeit
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LateriteSand/Magnetite Humus 3.2
σ[mS/m]
Laterite
Sand/Magnetite
Humus
Humus withhigh stone content
Frequenzabhängigkeit Räumliche Variabilität
• Leitfähigkeit der untersuchten Böden ist gering, kein nennenswerter Einfluss zu erwarten
Boden als Einflussgröße bei der Detektion von Landminen/3025
Dielektrizitätkoeffizient
25
Laterite(Lane 1)
Magnetite(Lane 2)
Humus(Lane 3)
Mean High (14.9) Low (4.8) High (20.1)
Correlation length 1.35 m ‐ 0.63 m
Variation Large (18 %) Very small (4 %) Large (19 %)
LateriteLarge variation
MagnetiteVery small variation
HumusLarge variation
Räumliche Variabilität
Boden als Einflussgröße bei der Detektion von Landminen/3026
Prognose des Bodeneinflusses
26
Laterite(Lane 1.1‐1.4)
Sand/Magnetite(Lane 2.1‐2.4)
Humus with high stone content(Lane 3.2‐3.4)
κκ(ω)σσ(r)ε, θε(r)
Very highVery high
LowSmallHighLarge
Very highVery lowVery LowVery small
LowVery small
Very lowVery smallModerateModerate
HighVery large
MD Very severe Moderate Neutral
GPR Moderate severe Neutral Very severe
κ : Magnetic susceptibilityκ(ω) : Frequency dependence of magnetic susceptibilityσ : Electric conductivity
ε, θ : Permittivity (dielectric constant), water contentε(r) : Spatial variation of permittivity
Boden als Einflussgröße bei der Detektion von Landminen/3027
Performance Metalldetektor
Humus with high stone content(Lane 3.2‐3.4)
Sand/Magnetite(Lane 2.1‐2.4)
Laterite(Lane 1.1‐1.4)
MD Neutral Moderate Very severe
Humus Sand/Magnetite Laterite
Prob
ability
of detectio
n
0
0.5
1
Falsealarm
rate /m²
0
1
2
Prognose
Ergebnis
Boden als Einflussgröße bei der Detektion von Landminen/3028
Performance Georadar
Sand/Magnetite(Lane 2.1‐2.4)
Laterite(Lane 1.1‐1.4)
Humus with high stone content(Lane 3.2‐3.4)
GPR Neutral Moderate severe Very severe
Sand/Magnetite
Laterite
Humus
Prognose
Ergebnis
Boden als Einflussgröße bei der Detektion von Landminen/3029
Verbesserung Dual Sensor vs. Metalldetektor
• FAR reduction: wieviele Fehlalarme des MD werden durch GPR reduziert
• POD loss: wieviele Minen werden fälschlicherweise durch GPR als Fehlalarm klassifiziert
Detektor Performance kann durch geophysikalische Bodenuntersuchungen zumindest qualitativ erklärt und prognostiziert werden