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Tödliche Alternativen Wie die verbotenen Antipersonenminen ersetzt werden

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Tödliche AlternativenWie die verbotenen Antipersonenminen ersetzt werden

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Landmine Action setzt sich aus folgenden kooperierenden Organisationen zusammen:

Die Mitgliedsorganisationen des Deutschen Initiativkreises für das Verbot von Landminen sind:

Autoren dieser Studie sind:

Thomas Küchenmeister (Kapitel 2, Anhang I, II, III)

The Omega Foundation (Kapitel 3)

Bereitstellung von zusätzlichem Material durch Ian Doucet, Richard Lloyd und Thomas Küchenmeister

Redaktionelle Bearbeitung: Ian Doucet, Richard Lloyd, Thomas Küchenmeister

Herausgegeben von Landmine Action und dem Deutschen Initiativkreis für das Verbot von Landminen, finanziert von

The Diana, Princess of Wales Memorial Fund und der Europäischen Union. Landmine Action und Deutscher

Initiativkreis für das Verbot von Landminen sind für den Inhalt dieser Veröffentlichung verantwortlich. Sie stellt nicht

die offizielle Meinung der Europäischen Union dar.

Veröffentlicht im Mai 2001 von

Landmine Action, 89 Albert Embankment, London SE1 7TP, GB

und Deutscher Initiativkreis für das Verbot von Landminen, Rykestr. 13, 10405 Berlin, Deutschland

Copyright © Landmine Action und Deutscher Initiativkreis für das Verbot von Landminen 2001

ISBN 3-00-007682-4

Landmine Action ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Eingetragen in England und Wales, Nr. 3895803.

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alternative anti-personnel mines: the next generations 3

Inhalt

ZUSAMMENFASSUNG 5

1 EINLEITUNG 14

Die Funktion von Antipersonenminen 14

Der rechtliche Rahmen: Der Genfer Konventionen und Verträge zu Landminen 15

Antifahrzeugminen 17

Zukünftige alternative Antipersonenminen 18

Terminologie 19

2 VON PERSONEN AUSLÖSBARE ANTIFAHRZEUGMINEN 21

Tabelle 1: “Personen-sensitive” Zünder von Antifahrzeugminen 21

2.1 Antifahrzeugminen mit Aufhebeschutz/Aufhebesperre 22

Fallstudie: Die AT-2 Mine 23

2.2 Antifahrzeugminen mit “personen-sensitiven” Zündern 24

Tabelle 2: Ausgewählte Infanterie-Panzerabwehrwaffen, die mittels Sensortechnologie auch als 29

Antifahrzeugminen genutzt werden können 29

2.3 Moderne fernverlegbare Minensysteme 29

2.4 Antifahrzeugminen mit Selbstzerstörungs- und Selbstneutralisierungsmechanismus 30

2.5 Technisch “nachgerüstete” Landminen 31

Tabelle 3: Gegenwärtig produzierte “Doppelgänger”-Minen 32

2.6 Länder-Fallstudien 33

Großbritannien 33

Tabelle 4: In Großbritannien hergestellte bzw. von der britischen Armee gelagerte Antifahrzeugminen 34

Deutschland 35

Tabelle 5: Deutsche Antifahrzeugminen die unter Verdacht stehen, auch von Personen ausgelöst 35

werden zu können

Die Vereinigten Staaten von Amerika 37

Tabelle 6: US-Antifahrzeugminen die unter Verdacht stehen, auch von Personen ausgelöst werden 37

zu können

2.7 Exporte in von Minen betroffene Länder 38

2.8 Humanitäre Auswirkungen von Antifahrzeugminen 38

Afghanistan 39

Angola 39

Bosnien 40

Burundi 40

Region Äthiopien/Eritrea 41

Kenia 41

Kosovo 41

Senegal 41

Sudan 42

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3 ZUKÜNFTIGE ALTERNATIVE ANTIPERSONENMINEN 46

3.1 Bereits vorhandene “off-the-shelf”-Alternativen zu Antipersonenminen 46

3.2 Die Entwicklung von alternativen Antipersonenminen: Die Rolle der USA 49

3.3 “Nicht-tödliche” Alternativen zu Antipersonenminen 50

3.4 Zukünftige Technologien 54

4 SCHLUSSFOLGERUNGEN UND EMPFEHLUNGEN 67

Antifahrzeugminen, die als Antipersonenminen fungieren 67

Zukünftige alternative Antipersonenminen 67

Internationales humanitäres Recht 69

Tabelle 7: Internationales humanitäres Recht und alternative Landminen bzw. minenähnliche Waffensysteme 70

GLOSSAR 74

ANHANG I Beispiele für Unternehmen und Institutionen mit laufenden Patentaktivitäten in Bezug auf 78

landminenrelevante Technologien, Januar 1998-Oktober 2000

ANHANG II Beispiele für Antifahrzeugminen, die in von Minen betroffene Länder geliefert wurden oder dort 79

im Einsatz sind

ANHANG III Beispiele für Antifahrzeugminen, die von Personen zur Auslösung gebracht werden können 81

4 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

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tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 5

Zusammenfassung: Tödliche Alternativen

Einleitung

Mit Inkrafttreten des Ottawa-Vertrages von 1997 wurden

Einsatz, Entwicklung, Herstellung, Lagerung und

Weitergabe von Antipersonenminen verboten. Dennoch

konnte auch mit diesem Vertrag die Weiterentwicklung

der Landminentechnologie nicht gestoppt werden.

Dieser Innovationsprozess hat zur Folge, dass heute

nicht mehr eindeutig unterschieden werden kann

zwischen Minen, die zur Tötung oder Verwundung von

Menschen entwickelt wurden, und solchen, die als

Antipanzerminen oder Antifahrzeugminen bezeichnet

werden. Bestimmte Typen von Antifahrzeugminen sind

auf eine doppelte Verwendbarkeit ausgerichtet; sie

können sowohl durch Personen als auch durch

Fahrzeuge ausgelöst werden, in einigen Fällen genügt

sogar die bloße Nähe einer Person oder eines

Fahrzeugs. Ob und in welchem Ausmaß diese

Waffentechnologien, die wie die verbotenen

Antipersonenminen wirken können, produziert oder

eingesetzt werden bzw. wurden, blieb bislang häufig im

Verborgenen.

Die vorliegende Studie soll deshalb dazu beitragen, den

aktuellen Status von opferaktivierbaren

Antifahrzeugminen und “alternativen”

Antipersonenminen zu identifizieren. Es werden

Waffensysteme benannt, die als Antipersonenminen

eingesetzt werden oder ähnliche Auswirkungen auf

Zivilpersonen haben können. Waffensysteme, die sich

auch in den aktuellen Beständen der Streitkräfte vieler

Ottawa-Vertragsstaaten befinden bzw. in diesen

Ländern gegenwärtig entwickelt oder produziert

werden.

Landminen und Definitionen

Alle Landminen sind gegen Menschen gerichtet, da alle

Minen – ungeachtet ihrer spezifischen Bezeichnung –

den Zweck haben, Menschen zu töten oder zu verletzen.

Mit dem Vertrag von Ottawa wurde ungeachtet dessen

der Versuch unternommen, zwischen Minen zu

unterscheiden, die darauf ausgelegt sind, von Personen

ausgelöst zu werden, und solchen, die ein Fahrzeug

(z.B. einen Panzer) zerstören sollen. Kern der im

Ottawa-Vertrag festgeschriebenen Definition einer

Antipersonenmine bleibt nichtsdestotrotz eine

spezifische und besorgniserregende Eigenschaft: Sie

wird von ihrem Opfer ausgelöst und wirkt daher

unterschiedslos.

Aber auch Landminen, die in erster Linie auf die

Zerstörung von Fahrzeugen ausgerichtet sind,

beinhalten in zunehmendem Maße diese

unterschiedslosen, gegen Personen gerichteten

Wirkungsweisen. Entweder in Form eines sogenannten

“Aufhebeschutzes”, einem Mechanismus, der die Mine

zündet, sobald jemand diese bewegt bzw. berührt oder

durch Zünder, die so empfindlich sind, dass diese z.B.

auf Kontakt, Annäherung oder Gegenwart einer Person

reagieren. Schon kurz nach Inkrafttreten des Ottawa-

Vertrags haben einige Regierungen deshalb

“sensitive”Antifahrzeugminen aus ihren

Lagerbeständen entfernt und zerstört bzw. Gesetze

verabschiedet, die sensitive Antifahrzeugminen in

bestehende Verbote von Antipersonenminen

einbeziehen. In anderen Ländern sind diese Waffen

jedoch nach wie vor im Einsatz.

“Personen-sensitive” Antifahrzeugminen

Antifahrzeugminen mit “Aufhebeschutz”

Per Definition ist jeder “Aufhebeschutz”

(Aufhebesperre) gegen Personen gerichtet, weil er

verhindern soll, dass die Position einer Mine verändert

bzw. die Mine geräumt wird. Genauso wenig wie eine

Antipersonenmine kann ein solcher Mechanismus

zwischen Soldaten und Zivilpersonen unterscheiden.

Die Verwendung solcher Mechanismen stellt damit

gleichermaßen eine Gefahr für die Zivilbevölkerung,

humanitäre Minenräumer und Soldaten dar. Obwohl mit

dem Ottawa-Abkommen ein umfassendes Verbot von

Antipersonenminen vereinbart wurde, sind

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Aufhebesperren von diesem Verbot dann

ausgenommen, wenn sie aufgrund eines absichtlichen

Versuchs der Manipulation einer Antifahrzeugmine

ausgelöst werden. Dagegen sind diejenigen

Antifahrzeugminen laut Vertrag verboten, die aufgrund

der Beschaffenheit des Zünders bzw. des

Aufhebeschutzes von einem Menschen auf Grund einer

unabsichtlichen Handlung gezündet werden können.

Es existieren zahlreiche verschiedene Typen dieser

Aufhebesperren, die nach Aussagen von

Sprengstoffspezialisten zumeist als hochempfindlich

bezeichnet werden. In der militärtechnischen

Fachliteratur wird davon ausgegangen, dass 50 bis 75

Prozent aller existierenden Typen von

Antifahrzeugminen mit einem Aufhebeschutz versehen

sind bzw. versehen werden können. Ottawa-

Vertragsstaaten wie Österreich, Belgien, die

Tschechische Republik, Frankreich, Deutschland, Italien,

Norwegen, Spanien, Schweden und Großbritannien

gehören zu den Ländern, die Antifahrzeugminen mit

Aufhebesperren lagern oder produzieren.

Antifahrzeugminen mit personen-sensitivenZündernNeben dem Aufhebeschutz gibt es eine Reihe von

anderen Zündermechanismen, welche die Auslösung

einer Antifahrzeugmine durch eine Person verursachen

können.

Die Antipersonenmine als ZünderDie offensichtlichste Gefahr für eine Person besteht

dann, wenn eine Antipanzer- oder Antifahrzeugmine

mittels einer Antipersonenmine bzw. deren Zünder

ausgelöst wird.

Druckzünder mit geringem AuslösedruckEine im Lauf befindliche Person kann einen Druck von

bis zu 150 kg ausüben, wenn sie mit der Ferse direkt

auf einen Minenzünder tritt. Unterschiedliche

Körperhaltungen, Laufen oder Gehen erzeugen einen

jeweils anderen Bodendruck. Eine zusätzliche wichtige

Variable stellt die Umgebung dar, in der die Mine

platziert ist. Wenn sich zum Beispiel ein Stein über dem

Druckzünder der Mine befindet, kann dadurch der

ausgeübte Druck auf einen kleinen Bereich konzentriert

werden, wodurch sich die Wahrscheinlichkeit einer

Detonation erhöht. Es kann jedoch auch eine wesentlich

größere Sensibilität erreicht werden; einige

Druckzünderminen können bei einem Druck von 50 kg

oder weniger auslösen. Antifahrzeugminen mit

geringem Auslösedruck werden in der Tschechischen

Republik, der Slowakei, in Ägypten, Brasilien, Russland

und der Türkei produziert.

KnickzünderEin Knickzünder ist eine dünne, biegsame Stange, die

aus der Mine herausragt und so am Zünder befestigt ist,

dass die Mine bei Druck auf die Stange aktiviert wird.

Der Auslösedruck eines Knickzünders ist in der Regel

sehr niedrig und beträgt meist nur wenige Kilogramm.

Viele Antifahrzeugminen wurden mit zusätzlichen

Zündkanälen versehen, die den Gebrauch von

Knickzündern ermöglichen. Diese können so

empfindlich sein, dass eine Person durch deren

zufällige Berührung die Mine auslöst.

Stolper- und Sensordrähte Stolperdrähte reagieren auf Spannung bzw. Entlastung.

In der Regel wird ein Stolperdraht entlang eines

Zielbereiches ausgelegt und die Mine wird bei

ausreichender Spannung bzw. ausreichendem

Nachlassen der Spannung (nur wenige Kilogramm)

ausgelöst. Stolperdrahtzünder können in beinahe jeder

Mine mit entsprechenden Zündkanälen eingesetzt

werden. Mit Sensordrähten gezündete Minen werden

durch “Überfahren” oder “Betreten” aktiviert, wobei im

Draht ein Stromkreis unterbrochen wird. Dies ist auch

möglich, wenn der Sensordraht (Unterbrechungsdraht)

versteckt oder vergraben verlegt wurde. Minen mit

Stolper- oder Sensordrahtzündung stellen deshalb auch

für Personen eine Gefahr dar.

Magnetzünder/MagnetsensorenZwei verschiedene Arten von Magnetsensoren werden

im allgemeinen zur Zündung von Antifahrzeugminen

genutzt: passive und aktive. Passive Magnetsensoren

werden häufiger verwendet, da sie billig sind und nur

wenig Energie der Zünderbatterie benötigen, wodurch

sie über lange Zeiträume betriebsbereit bleiben. Sobald

der Magnetzünder eine Veränderung in dem die Mine

umgebenden Magnetfeld erfasst, wird die Detonation

ausgelöst. Passive Magnetsensoren können sehr

empfindlich auf Metallgegenstände gleich welcher Art

reagieren, die in die Nähe des Sensors gelangen. Dazu

gehören etwa tragbare Radios oder Schlüssel, die eine

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Person bei sich trägt. Leichtgewichtige, fernverlegbare

Antifahrzeugminen, ausgestattet mit Magnetzündern,

bleiben in der Regel auf der Bodenoberfläche liegen. Da

Personen in diesem Falle leicht mit solchen Minen in

Kontakt geraten können, erhöht sich die

Wahrscheinlichkeit einer unbeabsichtigten Auslösung.

Sensoraktivierte AntifahrzeugminenNeben Magnetzündern gibt es eine Reihe weiterer

Sensoren, die entwickelt wurden, um moderne

Antifahrzeugminen auszulösen. Am gebräuchlichsten

sind hierbei seismische Sensoren, die auf

Schwingungen im Boden reagieren. Akustische

Sensoren reagieren auf Geräusche von

Fahrzeugmotoren. Lichtempfindliche Sensoren werden

aktiviert, wenn sie freigelegt und damit dem Licht

ausgesetzt werden. Infrarot-Sensoren reagieren auf

abgestrahlte Wärme. Sensorkabel, die häufig bei

Richtminen verwendet werden, reagieren auf

physischen Kontakt (Überfahren oder Betreten).

Optische und andere Sensoren reagieren auf Bewegung.

Es ist nach wie vor unklar, inwieweit diese Sensoren

zwischen zivilen Fahrzeugen wie z.B. einem Lastwagen

oder einem Bus und einem Panzer unterscheiden

können.

Humanitäre Auswirkungen vonAntifahrzeugminen

Berichte von Nichtregierungsorganisationen - darunter

humanitäre Minenräumorganisationen - belegen, dass

auch Zivilisten Antifahrzeugminen zum Opfer fallen und

das der Einsatz von Antifahrzeugminen dringend

benötigte Hilfslieferungen in notleidende Gebiete

blockiert. Zudem werden weitreichende

sozioökonomische Probleme verursacht.

AfghanistanSeit 1991 wurden über 400.000 Menschen in

Afghanistan von Landminen getötet oder verstümmelt.

Laut Comprehensive Disabled Afghans Programme

(CDAP) leiden 210.000 Menschen in Afghanistan unter

Behinderungen, die durch Landminen verursacht

wurden. Die Vereinten Nationen berichten, dass

Landminen erhebliche Auswirkungen auf die

Infrastruktur des Landes haben. Während des Krieges

wurden viele wichtige Straßen und Verkehrswege

vermint, wodurch der öffentliche Verkehr und Transport

unmöglich gemacht oder eingeschränkt wurde.

Warenlieferungen zu den meisten Bestimmungsorten in

Afghanistan sind somit erschwert worden. Dies hat

wiederum einen Preisanstieg zur Folge, der sich negativ

auf die regionalen Wirtschaftszonen auswirkt.

Gestiegene Transportkosten und längere Reisezeiten

haben zu einem jährlichen Verlust von US$ 26 Millionen

für die afghanische Wirtschaft geführt. Verminte

Straßen blieben im Durchschnitt über neun Jahre

unbenutzbar und wurden als einer der Hauptfaktoren

für den Anstieg der Rohstoffpreise angesehen.

AngolaSchätzungen zufolge ist in Angola jede fünfte Landmine

eine Antifahrzeugmine. Auf angolanischen Straßen

verlegte Minen behindern maßgeblich die individuelle

Bewegungsfreiheit der Bevölkerung. Im November

2000 hatte das National Institute for the Removal of

Obstacles and Explosive Devices (INAROEE) 2.617

Minenfelder in Angola erfasst. INAROEE berichtete von

204 Unfällen landesweit im Zusammenhang mit Minen

während der ersten sechs Monate des Jahres 2000.

Dabei wurden 100 Personen getötet und weitere 327

verletzt. Unter diesen 427 Opfern befanden sich 327

Zivilisten, wobei die meisten Betroffenen (251

Personen) als Insassen eines Fahrzeuges getötet oder

verwundet wurden.

BosnienLaut Angaben der UN wurden bis 1998 15% aller

Minenopfer in Bosnien durch Antifahrzeugminen

verursacht. Die bosnische Regierung berichtet, dass es

laut Stand vom 1. Februar 2000 18.293 vermutlich oder

tatsächlich verminte Gebiete gäbe, wobei davon

ausgegangen wird, dass es sich bei jeder sechsten Mine

um eine Antifahrzeugmine handelt. Minenfelder in

Bosnien und Herzegowina wurden im allgemeinen nicht

gekennzeichnet.

Weitere BerichteHandicap International berichtet, dass im Südsenegal

(Region Casamance) 61% aller Landminenopfer durch

Antifahrzeugminen getötet oder verwundet wurden.

Laut UN wurden 70% aller Zwischenfälle mit Landminen

in Burundi zwischen 1996 und 1998 von

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Antifahrzeugminen verursacht. Vorhandene Minenfelder

im Landkreis Osijek-Baranja im Osten von Kroatien

bestehen bis zu 40% aus Antifahrzeugminen, so die

lokalen Behörden vor Ort. Im Kosovo schließlich

bestätigte das UN Mine Action Co-ordination Centre,

dass es sich bei über 50% aller zwischen Juni 1999 und

Mai 2000 geräumten Landminen um Antifahrzeugminen

handelte.

Die britische Minenräumorganisation HALO Trust

berichtet, dass das Vorhandensein einer einzigen

Antifahrzeugmine die Entwicklung und Mobilität einer

ganzen Region erschweren kann. Dies war in Mosambik

der Fall, wo eine einzige Antifahrzeugmine, die auf einer

Verbindungsstraße zwischen den beiden

Bezirkshauptstädten Milange und Morrumbala verlegt

worden war, beide Städte über 10 Jahre vom Rest der

Welt abschnitt.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz hat

berichtet, dass der Einsatz von Antifahrzeugminen

außerdem zu einem enormen Anstieg der Kosten von

Hilfslieferungen in Krisenregionen führen kann. Müssen

Versorgungsgüter aufgrund von mit Antifahrzeugminen

blockierten Verkehrswegen per Flugzeug angeliefert

werden, können die Transportkosten um das 25fache

steigen.

Zukünftige Alternativen zuAntipersonenminen

Die Minen der Zukunft gleichen sehr wahrscheinlich

nicht den traditionellen Antipersonenminen. Ungeachtet

der veränderten Erscheinungsweise sollen aber auch

diese neuen Technologien dazu eingesetzt werden, um

ihre Opfer zu töten oder zu verletzen bzw. derart

festzusetzen, dass andere tödliche Waffen ihre Wirkung

zielsicher entfalten können. Diese Studie befasst sich

mit Systemen zur Flächensperrung, -

zugangsverweigerung und -räumung, die potentiell

opferaktivierbar sind und die zu physischen

Verletzungen oder zum Tod führen können. Einige dieser

zukünftigen alternativen Antipersonenminen sind bis zu

einem gewissen Grad mit einer “vorinstallierten

Intelligenz” ausgestattet worden, die eine

eigenständige Suche nach einem Opfer bewerkstelligen

soll. Es ist möglich, dass einige dieser neuartigen

Waffen in keiner Weise der traditionellen Vorstellung

einer Antipersonenmine entsprechen und viele dieser

Systeme werden von ihren Herstellern als ‚nicht-tödlich‘

bezeichnet.

Bereits vorhandene “off-the-shelf”-

Alternativen

Viele der bereits entwickelten Alternativtechnologien zu

Landminen haben aufgrund ihrer Wirkungsweise

‚minenähnliche‘ Eigenschaften. Einige dieser

Technologien lassen sich auf automatischen Betrieb

einstellen und sind in diesem Modus grundsätzlich als

“opferaktivierbare” Waffen zu charakterisieren.

“Opfersuchende” Maschinengewehre undExplosiv-GeschosseGegenwärtig werden “opfersuchende”

Maschinengewehre zur Grenzsicherung und zum Schutz

diplomatischer Einrichtungen sowie anderer besonders

bewachter Objekte (etwa Kernkraftwerke) auf dem Markt

angeboten. So stellt die US-Firma Autauga Arms Inc. mit

ihrem Automated Weapons System ein verstecktes

Maschinengewehr mit eingebauter Kamera her, das bei

entsprechender Einstellung automatisch das Feuer

eröffnet, sobald die Grenzen seines

Überwachungsbereiches überschritten werden.

Verschiedene, zivil nutzbare

Flächenverteidigungssysteme lassen sich mühelos zu

“minenähnlichen” Kriegswaffen umfunktionieren. Es

wird vermutet, dass diese via Kabelverbindung

fernzündbaren Technologien ohne großen Aufwand vom

Hersteller bzw. sogar vor Ort so umgebaut werden

können, dass sie opferaktivierbar werden. Sobald diese

Antipersonensysteme automatisch funktionieren und

opferaktivierbar sind, könnten sie unter die

Bestimmungen des Ottawa-Abkommens zu fallen.

Das Lacroix Sphinx-MODER Perimeter Defence System

beispielsweise kann Splitterladungen, Rauch,

Tränengas oder eine Warnmunition abfeuern. Die Waffe

gilt als fernzündbares “man-in-the-loop”-System, bei

dem erst eine Alarmfunktion ausgelöst wird und der

tatsächliche Einsatz der Waffe im Entscheidungsbereich

eines Soldaten liegt. Andere Firmen wie bspw. Mark

Three werben mit einer Antipersonenmine, die als

Modifikation der sog. “Bärenfalle” des Unternehmens

betrachtet werden kann (Bear Trap-System). Hierbei

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handelt es sich um eine Pressluft-Schrotflinte mit einem

Mehrfach-Munitionsmagazin, welches jedoch

herausgenommen und am Boden platziert werden kann.

Dieses Magazin ist mit einem Druckzünder versehen

kann deshalb als Antipersonenmine eingesetzt werden.

“Nicht-tödliche” Alternativen zu

Antipersonenminen

Die US-Doktrin zu “nicht-tödlichen” WaffenNach dem Ende des “Kalten Krieges” und dem Scheitern

des US-Militäreinsatzes in Somalia erkannten die USA

im Laufe der frühen neunziger Jahre die Notwendigkeit

“Interventionskriege” zu führen. Dies führte unter

anderem zur Implementierung einer Doktrin, die im

Falle von Aufständen den Einsatz von nicht-tödlichen

Waffen gegen Zivilisten erlaubt.

Der Doktrin zufolge ist es unrealistisch davon ausgehen,

dass es im Falle einer Kampfhandlung keine Zivilisten

bzw. an den Kämpfen Unbeteiligte gäbe. Deshalb muss

die USA in der Lage sein, ihre Militärmissionen auch

dann zu erfüllen, wenn diese in Gegenwart von

Zivilisten stattfinden. Unter anderem wurden folgende

“nicht-tödliche Standardaufgaben” identifiziert:

● Unschädlichmachen/Aufhalten eines Individuums in

einem Raum, einer Menge, auf der Flucht;

● Aufhalten eines sich nähernden/entfernenden

Fahrzeuges;

● Sperren eines Gebietes für Fahrzeuge/Personen;

● Kontrollieren einer Menschenmenge, Verhindern

einer Annäherung, Auflösen einer

Menschenmenge…

Die US Army identifizierte eine Reihe von Hilfsmitteln

für diese Aufgaben, von denen viele ähnliche

Eigenschaften wie Antipersonenminen besitzen oder

über ähnliche Wirkungsweisen verfügen. In den späten

neunziger Jahren gelang es, die US-Doktrin über

Alternativen zu Antipersonenminen in die offizielle

NATO-Politik zu integrieren.

“Nicht-tödliche” Modifikationen bereitsvorhandener AntipersonenminenDie neue US-Variante der Richtsplittermine Claymore

wird z.B. als Modular Crowd Control Munition (MCCM)

bezeichnet und verwendet Gummigeschosse anstelle

von Metallsplittern. MCCM soll gegen

Menschenansammlungen und feindliche Truppen

eingesetzt werden. Mit dieser Waffe lassen sich in

einem Nahbereich von fünf bis zehn Metern Personen

zeitweilig außer Gefecht setzen. Für die MCCM sind

mittlerweile Verträge mit Mohawk Electrical Systems

abgeschlossen, die gegenwärtig auch die original

Claymore M18A1-Mine herstellen. Die MCCM verfügt

bereits über eine NATO-Bestandsnummer und kostet

255 US Dollar pro Stück.

Betäubende WirkstoffeZur Zeit wird eine Reihe von Betäubungschemikalien für

“nicht-kriegerische Operationen” (Operations Other

Than War) untersucht. Einige können zu

vorübergehender Erblindung führen; andere können die

Empfindung hervorrufen, etwas zu riechen, dass nicht

vorhanden ist oder Unterwürfigkeit und extreme Angst

auslösen. Zu den opferaktivierbaren Systemen zur

Freisetzung von Beruhigungsmitteln gehört ein

“Mikrokapsel-Programm”, das sich für die Ausstreuung

von Beruhigungsmitteln eignet (die ihre Wirkung nur

dann entfalten, wenn jemand auf eine solche Kapsel

tritt). Der Abschluss des Programms war für September

2000 geplant.

VernebelungsmittelDiese auf einer Wasserbasis hergestellten Schäume

bilden eine undurchdringliche, seifenlaugenartige

Barriere, die sowohl die Kommunikation als auch die

Orientierung erschwert. In großen Mengen aus

Wasserwerfern oder aus speziell hierfür entwickelten

Rucksäcken abgefeuert, können diese Schäume zu

halbstarren Barrieren aufgeschichtet und mit

Reizchemikalien oder Beruhigungsmitteln angereichert

werden. Wird der Schaumbereich betreten, führt dies zu

einer Desorientierung der Person wobei die empfangene

Dosis stetig weiter zunimmt, je länger die Person mit

dem Schaum in Berührung bleibt. Versucht eine Person,

die Grenze des Schaumbereiches zu überschreiten,

kann sie keine Gefahr erkennen, da diese durch den

Schaum nicht sichtbar wird. Hierbei kann es sich um

Chemikalien im Schaum selbst oder um scharfkantige

Hindernisse, wie z.B.Fußfallen oder Stacheldraht,

handeln.

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VerstrickungswaffenEs konnten drei Arten von Verstrickungswaffen

identifiziert werden, die eine flächensperrende Funktion

erfüllen: Gleitstoffe, Schaumwerfer, die sich

ausbreitenden, klebrigen Schaum abfeuern, sowie

Blockadevorrichtungen und Netze, die mit

klebstoffartigen Substanzen, chemischen Reizstoffen,

Elektroschocks und Haken versehen werden können.

Viele dieser Verstrickungswaffen, die im US-Fachjargon

auch als “stickums” und “slickems” bezeichnet werden,

sind mittlerweile auf dem Markt erhältlich.

Der gegen Personen gerichtete klebrige Schaum wurde

als nicht-tödliches Fangsystem entwickelt, inzwischen

aber aufgrund der Schwierigkeiten bei der Entgiftung

der Opfer und des Risikos einer Tötung durch Ersticken

praktisch aus dem Verkehr gezogen.

Energierichtwaffen Sogenannte Funkfrequenz- bzw. Energierichtwaffen

sowie verschiedene andere Formen von zielgerichteten

Energiewaffen eignen sich dazu, Personen den Zugang

zu bestimmten Gebieten zu verweigern. Zu den

Technologien, die in diesem Zusammenhang

Anwendung finden, gehören Blendlaser,

Mikrowellenstrahler und Wirbelring-Technologien.

Systeme, die den Mikrowellenbereich des

elektromagnetischen Spektrums nutzen, gehören zu

den wohl umstrittensten Entwicklungen.

Mikrowellenmunition operiert mit Lichtgeschwindigkeit

und wird als “progressive Bestrafungsmunition”

(progressive penalty munitions) bezeichnet. Sie soll auf

eine “weniger tödliche” bis tödliche Wirkungsweise

einstellt werden können. Zur Veranschaulichung eines

möglichen Einsatzes dieser Waffen dient das sog.

“Zwiebel”– oder “Schichtverteidigungs”-Modell: Nähert

sich eine Person einer solchen Mikrowellenwaffe wird

eine “Strafreaktion” ausgelöst, wobei die Intensität der

Waffenwirkung mit jeder weiteren Annäherung zunimmt

und schließlich tödliche Folgen hat.

Akustische WaffenKontroversen und Spekulationen gibt es auch in bezug

auf akustische Waffen. Sie sind angeblich in der Lage,

das Innere des Menschen zum Vibrieren zu bringen und

so Benommenheit und Übelkeit hervorzurufen oder, laut

Aussage eines Mitarbeiters des Pentagons, die

“Eingeweide zu verflüssigen und sie auf ein zitterndes,

unter Durchfall leidendes Durcheinander zu reduzieren”.

Gegenwärtig untersuchen die US Army und die Air Force

drei verschiedene Typen akustischer Waffen, die auch als

Projected Energy, Sonic und Forward Area Energy

Weapons bezeichnet werden: ein akustisches Gewehr,

ein auf einem Fahrzeug oder an einem Hubschrauber

befestigtes akustisches Geschütz für größere

Entfernungen und eine aus der Luft abgeworfene

akustische Mine. Zwanzig US-Unternehmen befassen sich

im Rahmen eines weitreichenden Forschungsprojekts mit

der Entwicklung von akustischen Waffen, um damit das

“Programm zur aktiven Gebietsverweigerung” zu

unterstützen. Ein in diese Programme stark involviertes

Unternehmen – Scientific Applications and Research

Associates – kommt zu der Einschätzung, dass die

Hochleistungsakustik ein “unmittelbares Trauma, ähnlich

wie bei einer Explosion” auslösen und bereits bei einer

geringen Dosis tödliche Folgen haben könne.

Elektrische WaffenDie US-Firmen Tasertron und Primex Aerospace testen

derzeit den sog. Taser Area Denial Device. Da diese

Waffe über einen Stolperdraht bzw. eine Vielzahl von

Sensoren ausgelöst werden kann, ist sie opfer-

aktivierbar. Nach der Aktivierung werden, einem

multidirektionalen Muster folgend, in einem Winkel von

120° Pfeile mit Widerhaken abgefeuert. Zudem werden

sogenannte “Vulkanpfeile” in nur eine einzige Richtung

abgefeuert. Die Pfeile haben eine Reichweite von etwa

5-10 Metern und leiten ca. 50.000 Volt auf das Ziel ab

und durchdringen dabei auch die Kleidung einer Person.

Die Waffe bewirkt, dass Personen zeitweilig außer

Gefecht gesetzt werden. Die Waffe verabreicht kurze

Stromimpulse (4-6 Mikrosekunden), die zwischen 8 und

24 Mal in der Sekunde wiederholt werden.

Wie ein aktueller Bericht bestätigt, wird diese

Technologie in den USA in bezug auf “nicht-tödliche”

Alternativen zu Antipersonenminen eindeutig favorisiert

und ermöglicht Einsätze wie z.B. eine “unbemannte,

nicht-tödliche Patrouille für die Grenz- und

Gefängnissicherung”.

Biowaffen für die ethnisch-selektive Kontrolle vonMenschenansammlungenForschungserfolge der Projekte Human-Genom und

10 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

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Human Diversity haben den Weg für die Verwendung

von Bluteiweißen freigemacht, um damit eine spezielle

“Rassengruppe” anzugreifen. Dabei werden

ausgewählte, künstlich erzeugte Viren und Giftstoffe

eingesetzt. Mit Zuhilfenahme von Daten über die

menschlichen Rezeptorenplätze wächst das Risiko von

Weiterentwicklungen, die in bösartiger Weise auf

Mikroorganismen abzielen, hier besonders auf

Zellmembrane oder Viralvektoren. Die Vereinigten

Staaten forcieren derzeit die Entwicklung von

Einsatztechniken von Mikro-Kapseln, bestückt mit

chemischen und biologischen Waffenwirkstoffen. Dies

geschieht im Rahmen von Programmen, die “gegen

Material und gegen Menschen gerichtet” sind, nicht-

tödlich wirken und ”zur Gebietsverweigerung und zum

Stoppen von Schiffen und Fahrzeugen” dienen.

Isotropische Radiatoren und extrem klebrige,ätzende und gleitfähige SubstanzenEs existieren diverse andere sogenannte “weniger

tödliche” Waffen, die entwickelt wurden, um gegen

Personen eingesetzt zu werden oder zur

Flächensperrung dienen und die Auswirkungen auf

Zivilisten haben können. Isotropische Radiatoren zum

Beispiel sind optische Waffen, die mit Hilfe einer

Explosion ein Edelgas überhitzen und dadurch ein

Plasma produzieren, welches ein “laser-helles” Licht

ausstrahlt. Diese Waffe verursacht mit großer

Wahrscheinlichkeit die gleichen Schäden an der

Netzhaut des Auges wie schwache Laserstrahlen.

Andere Systeme verwenden extrem klebrige, ätzende

oder gleitfähige Substanzen, die dafür entwickelt

wurden, Fahrzeuge zu stoppen. Zudem gibt es

Überlegungen, stark ätzende Mischungen aus

konzentrierter Salzsäure und Salpetersäure als

Binärwaffen gegen metallische Elemente und

bewaffnete Fahrzeuge bzw. zur Beschädigung von

Straßen und Dächern einzusetzen.

Robotergestützte Systeme zurGebietsverweigerungMehrere Firmen erforschen die Möglichkeit des

Einsatzes von Robotern zur Absperrung von Gebieten.

Aktiviert durch Überwachungssysteme sollen Roboter

selektive Angriffe ausführen und dabei eine “weniger

als tödlich” wirkende Munition verwenden. Das

Unternehmen Robot Defense Systems of Colorado hat

1983 das System Prowler konstruiert – ein bewaffnetes,

zwei Tonnen schweres Fahrzeug für Patrouillenfahrten.

Einige selbstgesteuerte Überwachungsroboter (z.B.

MDARS, Cyberguard, Andros) konnten bereits entwickelt

werden. Diese Roboter sind z.T. bewaffnet, so z.B.

Andros, der seit 1997 von der Polizei in Tucson

eingesetzt wird. Für sog. “taktische Operationen mit

Spezialwaffen” wurde eine Reihe “nicht-tödlicher”

Waffen entwickelt, darunter das robotergestützte Bean

Bag-Gewehr, Fangnetze und chemische Waffen.

Einige vorführbare Konzeptentwürfe von

Robotersystemen, die autonom und bewaffnet

selbständig Ziele erkennen und anvisieren, existieren

bereits. Das am weitesten entwickelte Modell ist der

Robart 3, der mit einer Art Gatling-Gewehr ausgestattet

ist, das Pfeile und Gummigeschosse abfeuert. Andere

Konzepte bewaffneter Robotersysteme basieren auf dem

Roboguard, entwickelt von Pitikhate Sooraka in Bangkok.

Eine automatische Aktivierung durch das Opfer kann bei

dieser Waffe über Wärmesensoren erfolgen, die die

Bewegung von Personen registrieren können.

Schlussfolgerungen und Empfehlungen

Antifahrzeugminen, die als Antipersonenminen

fungieren

Die beständige Weiterentwicklung der

Landminentechnologie macht es mittlerweile nahezu

unmöglich, zwischen Antipersonen-, Antifahrzeug- und

Antipanzerminen zu unterscheiden. Auch wenn

Produzenten oder Staaten eine Mine als Antifahrzeug-

oder Antipanzermine klassifizieren, ist keinesfalls

garantiert, dass diese Waffe nicht auch wie eine

Antipersonenmine wirken kann. Eine Vielzahl von

Zündern und Aufhebesperren versetzt

Antifahrzeugminen augenscheinlich in die Lage, wie

Antipersonenminen zu funktionieren oder zumindest

bestimmte, gegen Personen gerichtete, Eigenschaften

zu beinhalten.

Einige Ottawa-Vertragsstaaten sind paradoxerweise

weiterhin in die Entwicklung, die Produktion und den

Export dieser personen-sensitiven Antifahrzeugminen

verwickelt, in einigen Fällen unter Aufwand erheblicher

finanzieller Mittel. “Verbesserte” Versionen älterer

tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 11

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Minentypen bieten neue Verwendungsmöglichkeiten für

den Einsatz gegen Personen. Dagegen erweisen sich

Schutzvorrichtungen wie z.B. Selbstzerstörungs- oder

Selbstneutralisierungsmechanismen, die die

heimtückischen Minen angeblich gesichert

“entschärfen” sollen, als unzuverlässig und können

sogar die Gefahren für humanitäre Minenräumer und

Zivilpersonen noch verstärken. Zusätzliche Probleme

entstehen durch fernverlegbare Antifahrzeugminen;

sowohl aufgrund technischer Unzuverlässigkeiten als

auch durch den für sie spezifischen Umstand, dass

fernverlegte Minenfelder nicht markiert und Zivilisten

somit nicht ausreichend gewarnt werden können. Die

Hersteller der Minen neuester Generation blieben

bislang den Nachweis schuldig, dass ihre

Sensortechnologien zuverlässig Falschziele

diskriminieren. Beispielsweise stellt sich im Fall von

Magnetzündern die Frage, welche Zünder unter

gewissen Umständen durch die bloße Annäherung einer

Person ausgelöst werden können.

Darüber hinaus zeigen Berichte aus mindestens

fünfundzwanzig minenverseuchten Staaten, dass

Antifahrzeugminen den Tod zahlreicher Zivilisten

verursachen. Auf Grund ihrer Sprengkraft töten

Antifahrzeugminen ihre Opfer eher als diese zu

verstümmeln. Minenunfälle mit zivilen Fahrzeugen

fordern daher in der Regel eine große Anzahl von

getöteten Opfern. Dies hält jedoch die Hersteller von

Antifahrzeugminen nicht davon ab, diese auch weiterhin

zu exportieren. Wohlwissend, dass diese Waffen

nachweislich in vergleichbarer katastrophaler Weise wie

Antipersonenminen wirken und töten, ganze

Volkswirtschaften zerstören und Zivilisten die Nutzung

von Land verwehren.

Zukünftige Alternativen zu Antipersonenminen

Die Entwicklung “nicht-tödlicher” Alternativen steht nicht

für eine harmlosere Kriegsführung. In der diesen

Programmen zugrundeliegenden US-Doktrin werden

ausdrücklich Zivilpersonen als spezielles Ziel identifiziert.

Die Wirkung einiger neu entwickelter Waffen ist alles

andere als “nicht-tödlich” (in offiziellen Dokumenten wird

auch der Terminus “weniger tödlich” verwendet). Bei

vielen dieser neuen Waffensysteme bzw. den Szenarien,

in denen ihr Einsatz ins Auge gefasst wird, kann nur

schwer nachvollzogen werden, wie diese zwischen

Zivilisten und feindlichen Soldaten wirkungsvoll

unterscheiden sollen und wie man vermeiden will, dass

diese Waffen durch ihre Opfer ausgelöst werden. Diese

zwei Merkmale sind jedoch Kernstücke der Genfer

Konventionen sowie des Verbots von Antipersonenminen

im Rahmen des Ottawa-Vertrages.

Öffentlich zugängliche Informationen über alternative

Landminentechnologien lassen die Vermutung zu, dass

diese Waffen existierendes internationales Recht

verletzen. Jedoch ist das öffentliche Bewusstsein in bezug

auf potenzielle Menschenrechtsverletzungen durch einige

dieser neuen Technologien nach wie vor verhältnismäßig

gering ausgeprägt. Die meisten offiziellen Quellen geben

kaum Auskunft über technische Details und wenig

Aufschluss darüber, auf welche Art und Weise diese

neuartigen Technologien opferaktivierbar und damit

gegen Zivilisten gerichtet sind.

Der Status bereits vorhandener oder in Entwicklung

befindlicher Antipersonenminen im Hinblick auf

gegenwärtiges internationales Recht ist problematisch

und zweideutig. Denn viele dieser Waffen wurden

theoretisch dafür entwickelt, die Bestimmungen

bestehender Verträge zu umgehen.

Empfehlungen

AntifahrzeugminenAlle Mitgliedsstaaten der Ottawa-Konvention sind

aufgefordert, Angaben über alle in ihren Beständen

befindliche sensitiven Antifahrzeugminen offenzulegen

und die Vereinten Nationen im Rahmen der

bestehenden Berichterstattungspflicht (Artikel 7 der

Ottawa-Konvention) umgehend darüber in Kenntnis zu

setzen. Darüber hinaus sollen alle Bestände derjenigen

Antifahrzeugminen vernichtet werden, die unabsichtlich

durch eine Person ausgelöst werden können.

Vertreten Staaten die Auffassung, dass die in ihren

Beständen gelagerten Minen keinen Verstoß gegen den

Ottawa-Vertrag darstellen, sollen stichhaltige

technische Informationen und Dienstvorschriften

vorgelegt und unabhängigen Beobachtern, wie

spezialisierten Nichtregierungsorganisationen

zugänglich gemacht werden, um einen Nachweis zu

erbringen, dass kein Verstoß gegen den Ottawa-Vertrag

vorliegt. Diese Nachweise könnten dann den sog.

12 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

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“Standing Committees” vorgelegt werden, welche sich

zwischen den Vertragsstaatenkonferenzen zum Ottawa-

Abkommen zusammenfinden. Die Ottawa

Vertragsstaaten sind aufgefordert, bis zur

Veröffentlichung der technischen Beurteilung

Moratorien für die Herstellung, den Export und den

Einsatz von Antifahrzeugminen, die im Verdacht stehen

von Personen ausgelöst werden zu können, zu

installieren. Diese unilateralen Moratorien sind ohne

Aufschub in Kraft zu setzen.

Denjenigen, die Minen einsetzen, die nachweislich nicht

unter den Ottawa-Vertrag fallen, muss dringend eine

stärkere Verantwortlichkeit auferlegt werden. Ein neues,

fünftes Protokoll der UN Convention on Certain

Conventional Weapons soll den Einsatz von

Antifahrzeugminen unzweideutig mit der Verpflichtung

verknüpfen, dass nach Beendigung einer kriegerischen

Auseinandersetzung die eingesetzte Munition zu räumen

und andere Unterstützungsmaßnahmen durchzuführen

sind. Dies soll einschließen, dass verminte Gebiete nach

dem Ende der Kampfhandlungen sobald wie möglich

gekennzeichnet werden müssen. Wo sich dies nicht

praktisch umsetzen lässt, soll die verantwortliche Partei

finanziell für Räumoperationen aufkommen, die von

Nichtregierungsorganisationen unter Aufsicht der

Vereinten Nationen durchgeführt werden.

Zukünftige Alternativen zu AntipersonenminenRegierungen sollen sicherstellen, dass sämtliche

Waffenforschungs- und Waffenentwicklungsprogramme

die Grenzen wahren, die vom bestehenden

internationalen humanitären Recht gezogen werden.

Bereits bestehende Programme sollen in transparenter

Weise auf ihre Übereinstimmung mit dem bestehenden

humanitären Recht untersucht und eingestellt werden,

wenn sie nachweislich dagegen verstoßen.

Um eine wirksame Kontrolle dieser neuen Technologien

durch die Zivilgesellschaft sicherzustellen und um zu

gewährleisten, dass sie mit dem bestehenden

Menschenrecht in Einklang stehen, werden folgende

Maßnahmen empfohlen:

● Forschungsprojekte zu Chemikalien, die in wie auch

immer gearteten alternativen Minentechnologien

Anwendung finden (z.B. Beruhigungsmittel,

Klebnetze und übelriechende Substanzen), sollten in

frei zugänglichen wissenschaftlichen Zeitschriften

veröffentlicht werden, bevor die Genehmigung zu

einem wie auch immer gearteten Einsatz erteilt wird.

Die Sicherheitskriterien für solche Chemikalien

sollten so behandelt werden, als wären sie Mittel für

den zivilen Gebrauch und nicht für militärische

Waffen.

● Forschungen über die vermeintliche Sicherheit

bestehender oder zukünftiger Waffen zur Kontrolle von

Menschenansammlungen sollten vor jeder

Entscheidung über deren Verwendung veröffentlicht

werden. Die Erfahrung hat gelehrt, dass es nicht

ratsam ist, sich auf die oft unpräzisen Versicherungen

von Herstellern über die Gefahrlosigkeit ihrer Systeme

zu verlassen. US-Firmen haben in der Vergangenheit

technische Angaben zu Systemen der Kontrolle von

Menschenansammlungen veröffentlicht, ohne dabei

finanziellen Schaden zu erleiden. Europäische

Unternehmen, die ähnliche Waffen herstellen, sollten

per Gesetz zu gleichem Handeln verpflichtet werden.

Sämtliche Forschungen, die die angebliche

Harmlosigkeit irgendeiner ’weniger tödlichen’ Waffe

rechtfertigen, sollen, bevor sie genehmigt werden, in

der öffentlichen wissenschaftlichen Presse

veröffentlicht werden. Jede erteilte Produktlizenz soll

einer solchen Überprüfung unterzogen werden.

Regierungen sollten in Erwägung ziehen, den

Entscheidungsprozess so zu institutionalisieren, dass

bei Entscheidungen über Alternativen zu Landminen

gemeinsame Parameter zugrundegelegt werden,

angelehnt an eine ökologische Folgenabschätzung.

Praktisch würde dies eine förmliche, unabhängige

“Sozialfolgenabschätzung” solcher Technologien vor

ihrer Verwendung bedeuten. Diese Einschätzungen

könnten helfen, objektive Kriterien für die Beurteilung

der biomedizinischen Auswirkungen sogenannter

“weniger tödlicher” Waffen zu etablieren und könnten

von unabhängigen kommerziellen oder staatlichen

Forschungseinrichtungen vorgenommen werden.

Schließlich sollen Staaten, die Mittel für die Entwicklung

alternativer Antipersonenminen aufwenden, welche

gegen internationales humanitäres Recht verstoßen,

ihre Ausgaben zu Gunsten einer schnelleren Räumung

bereits gelegter Minen, der Rehabilitation von

Minenopfern sowie der Vernichtung bestehender

Vorräte an sämtlichen Waffen mit verbotenen

Antipersonenwirkungen umlenken.

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14 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

Einleitung1Mit Inkrafttreten des Ottawa-Vertrages von 1997 wurden

Einsatz, Herstellung, Lagerung und Weitergabe

bestimmter Minen verboten. Der Ottawa-Vertrag

definiert klar, was unter einer Antipersonenmine zu

verstehen ist. Dennoch haben einige Staaten, die den

Vertrag ratifiziert haben, dessen umfassende

Verbotsbestimmungen nur auf solche Minen

angewandt, die sie selbst als Antipersonenminen

bezeichnen. Bislang wurde aber keine Einigkeit darüber

erzielt, diese Problematik, wie von einigen Staaten

gefordert, näher zu untersuchen. Ob und in welchem

Ausmaß Waffentechnologien, die wie die verbotenen

Antipersonenminen wirken können, entwickelt,

produziert oder eingesetzt werden bzw. wurden, blieb

bislang häufig im Verborgenen.

Dem Ottawa-Vertrag liegen die Bestimmungen des

internationalen humanitären Rechts zugrunde, dass den

betroffenen Parteien im Falle eines Konfliktes verbietet,

zu willkürlichen Methoden und Mitteln der

Kriegsführung zu greifen. Kern der im Ottawa-Vertrag

festgeschriebenen Definition einer Antipersonenmine

und somit der Grund für deren Verbot ist die Tatsache,

dass sie von ihrem Opfer selbst ausgelöst wird und

daher unterschiedslos auf Zivilisten und Soldaten wirkt.

Der Ottawa-Vertrag stellt somit eine unmittelbare

Reaktion auf die durch den Einsatz von

Antipersonenminen bedingten Leiden und Opfer unter

unschuldigen Zivilisten dar. Für Personen in

minenverseuchten Gebieten ist es unerheblich, ob die

Waffen, die ihnen die Nutzung ihres Landes verwehren

und zahlreiche Opfer fordern, von Seiten der Hersteller

oder der sie einsetzenden Streitkräfte als

Antipersonenminen klassifiziert werden oder nicht. Falls

es Produzenten und Regierungen ermöglicht wird,

weiterhin an der Entwicklung alternativer Waffen zu

arbeiten, könnten diese unter Umständen ebenso

verheerende Auswirkungen auf Zivilpersonen haben wie

“traditionelle” Antipersonenminen. Die potentielle

Aushöhlung der gegenwärtigen Antipersonenminen-

Gesetzgebung (und die Herstellung neuerer

Waffensysteme, die gezielt für die Umgehung der

Bestimmungen des Ottawa-Vertrags entwickelt werden)

kann jüngst erzielte Fortschritte bei dem Versuch, die

Welt von der Geißel der Landminen zu befreien, wieder

ernsthaft in Gefahr bringen.

Die vorliegende Studie soll deshalb dazu beitragen

diese “alternativen”, opferaktivierbaren Waffen zu

identifizieren und Auskunft über deren aktuellen Status

geben. Alternative Waffensysteme, die wie

Antipersonenminen funktionieren und vergleichbare

Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung haben können,

gelagert in Beständen von Streitkräften oder aktuell in

der Entwicklung in den Labors diverser

Waffenproduzenten - auch in Staaten, die bestehende

Minenverbotsverträge bereits ratifiziert haben.

Die Funktion von Antipersonenminen

Obwohl dieser Bericht nicht versucht, den militärischen

Nutzen der beschriebenen Waffen zu beurteilen,

erscheint es wichtig, für diese Studie mittels

Zusammenfassung der theoretischen militärischen

Funktionen bzw. der Rolle von Antipersonenminen

(APMs) einen Rahmen zu setzen. Zusammen mit den

nachstehend beschriebenen rechtlichen Definitionen,

welche die Eigenschaften der Antipersonenminen

identifizieren, hilft dieser funktionelle Ansatz bei der

Erklärung der Denkweise, die hinter der Entwicklung der

in diesem Bericht identifizierten Alternativen steckt.

Militärische Operationen und Analysen belegen, dass

die humanitären Kosten, verursacht durch den Einsatz

von Antipersonenminen, bei weitem den militärischen

Nutzen übersteigen. Minenfelder haben sich als wenig

effektiv erwiesen. Sie erschweren die Mobilität der

Einheiten, die sie angelegt haben und fordern darüber

hinaus Verluste in den eigenen Reihen.

Es gibt eine ganze Reihe von Funktionen, die

Antipersonenminen erfüllen sollen, wozu die

“Überwachung” (von Gebieten) und das Töten (von

Menschen) gehören. Minen können insbesondere auf

nicht einsehbarem Gelände eingesetzt werden und

sollen hier auch eine Frühwarnfunktion ausüben. Die

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tödliche Funktion von Antipersonenminen findet

Anwendung beim Schutz von Antifahrzeugminen (vor

Räumung), der Verstärkung bereits vorhandener

Hindernisse (Sperren des Gegners) sowie dem Schutz

defensiver Truppen. Mit dem Einsatz von

Antipersonenminen wird zudem versucht, eine

Unterminierung der Moral durch Verluste bei

gegnerischen Truppen zu erreichen sowie die

Beweglichkeit dieser zu behindern. Gleichzeitig soll

wertvolles Terrain unzugänglich gemacht werden bzw.

sollen Angreifer auf unvorteilhaftes Terrain “kanalisiert”

werden. Fernverlegbare Antipersonenminen werden

auch offensiv für die Blockade von Rückzugswegen und

die Behinderung von Truppenverstärkungen eingesetzt.

Hersteller und Militärs suchen nun nach einem Ersatz

für diese Funktionen der Antipersonenminen, die –

sofern sie opferaktiviert sind und gegen den Ottawa-

Vertrag verstoßen – den Kernpunkt der Betrachtungen

dieses Berichts darstellen.

Der rechtliche Rahmen: Die GenferKonventionen und Verträge zu Landminen

Das internationale humanitäre Recht, auch bekannt als

Kriegsrecht, setzt der Form der Kriegsführung Grenzen,

teilweise mit dem Ziel, die Zivilbevölkerung zu schützen.

Die Hauptaussage des Zusatzprotokolls I der Genfer

Konventionen ist eindeutig:

In jedem bewaffneten Konflikt ist das Recht der

kriegführenden Parteien, die Methoden und Mittel

ihrer Kriegsführung frei zu wählen, nicht

uneingeschränkt.

In diesem Protokoll werden die allgemeinen

Beschränkungen in bezug auf die Wirkung von Waffen

und die Verantwortung der kriegführenden Parteien

gegenüber dem Schutz der Zivilisten klar dargestellt.

Es ist verboten, Waffen, Projektile und Material

sowie Methoden der Kriegsführung einzusetzen, die

eine überflüssige Zahl von Verletzten und unnötiges

Leid verursachen.1

Willkürliche Angriffe sind verboten. Unter willkürlichen

Angriffen versteht man: (a) solche, die nicht auf ein

bestimmtes militärisches Ziel gerichtet sind; (b) solche,

bei denen eine Kampfmethode oder ein Kampfmittel

eingesetzt wird, die/das nicht auf ein bestimmtes

militärisches Ziel ausgerichtet werden kann; oder (c)

solche, bei denen eine Kampfmethode oder ein

Kampfmittel eingesetzt wird, deren/dessen

Auswirkungen nicht in dem von diesem Protokoll

geforderten Maße eingeschränkt werden können und

die folglich in jedem dieser Fälle so beschaffen sind,

dass sie zwischen militärischen Zielen und Zivilisten

oder zivilen Zielen nicht unterscheiden können.2

Ein Angriff ist als willkürlich zu bezeichnen, wenn

“erwartet werden kann, dass er Verluste unter der

Zivilbevölkerung, Verwundung von Zivilisten,

Beschädigung von zivilen Objekten oder eine

Kombination hiervon verursacht, welche in einem

unangemessenen Verhältnis zum direkten militärischen

Nutzen stehen”.3

Außerdem existieren internationale humanitäre

Gesetzgebungen, die auf diesen allgemeinen Prinzipien

der Genfer Konventionen aufbauen und die sich

spezifisch auf Landminen beziehen. Hierbei handelt es

sich um das Abkommen über bestimmte konventionelle

Waffen (CCW) von 19804 sowie die Ottawa-Konvention

von 1997. Unzufriedenheit mit den schwachen und

komplexen Bestimmungen des CCW-Abkommens in

bezug auf den Einsatz von Antipersonenminen führte zu

einer Ergänzung des zweiten Protokolls des Abkommens

(1996), welches der Nutzung von Landminen weitere

Beschränkungen auferlegt. Hierzu gehören die

folgenden allgemeinen Maßnahmen:

● Jede… Konfliktpartei ist… für alle Minen,

Sprengfallen und andere von ihr eingesetzte

Vorrichtungen verantwortlich und übernimmt deren

Räumung, Beseitigung, Zerstörung oder

Beaufsichtigung, wie in Artikel 10 dieses Protokolls

ausgeführt. (Artikel 3.2)

● Es ist unter allen Umständen verboten,

irgendwelche Minen, Sprengfallen oder andere

Vorrichtungen zu verwenden, die dafür entwickelt

wurden oder so beschaffen sind, eine überflüssige

Zahl von Verletzten oder unnötiges Leid zu

verursachen. (Artikel 3.3)

● Es ist verboten, Minen, Sprengfallen oder andere

Vorrichtungen zu verwenden, die einen

Mechanismus oder eine Vorrichtung benutzen,

tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 15

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der/die speziell für eine Detonation der Munition

durch die Präsenz von herkömmlichen

Minensuchgeräten als Folge einer magnetischen

Beeinflussung oder einem anderen nicht direkten

Kontakt während eines normalen Einsatzes im

Rahmen von Minensuchoperationen entwickelt

wurden. (Artikel 3.5)

● Es ist verboten, eine selbst-deaktivierende Mine mit

Aufhebeschutz zu verwenden, deren Aufhebeschutz

auch nach Selbstdeaktivierung der Mine noch

funktionsfähig ist. (Artikel 3.6)

Das Ergänzungsprotokoll verbietet außerdem den

willkürlichen Einsatz von Minen, den Einsatz von Minen

gegen Zivilisten sowie die Verwendung von Minen, die

nicht ausfindig zu machen sind. Es schreibt die

Kennzeichnung von Minenfeldern sowie deren Räumung

nach Beendigung der feindlichen

Auseinandersetzungen vor, mit Ausnahme von

Antipersonenminen, die sich selbst zerstören oder

selbst deaktivieren, oder wenn der Anwender die

Kontrolle über das verminte Territorium verliert.

Außerdem schreibt es vor, dass fernverlegbare Minen

selbst-zerstörend und selbst-deaktivierend sein

müssen, wobei 120 Tage nach ihrer Verlegung nicht

mehr als eine von 1.000 Minen noch funktionieren darf.

Diese Minenverbotsbemühungen können nur als

Teilerfolg betrachtet werden, ebneten aber Dank des

Engagements einer Gruppe von Ländern den Weg für ein

umfassenderes Verbot von Antipersonenminen, welches

als Ottawa-Konvention bekannt wurde (in diesem

Bericht auch als Ottawa-Vertrag bzw. Ottawa Abkommen

bezeichnet) und am 1. März 1999 in Kraft trat.

Der vollständige Titel des Ottawa-Abkommens lautet:

“Übereinkommen über das Verbot des Einsatzes, der

Lagerung, der Herstellung und der Weitergabe von

Antipersonenminen und über deren Vernichtung”. Es

beinhaltet die Definition einer Antipersonenmine und

beschreibt das Verbot von Antipersonenmine klar und

unmissverständlich:

Artikel 1 Allgemeine Verpflichtungen

(1) Jeder Vertragsstaat verpflichtet sich, unter keinen

Umständen jemals

a) Antipersonenminen einzusetzen,

b) Antipersonenminen zu entwickeln, herzustellen,

auf andere Weise zu erwerben, zu lagern,

zurückzubehalten oder an irgend jemanden

unmittelbar oder mittelbar weiterzugeben,

c) irgend jemanden in irgendeiner Weise zu

unterstützen, zu ermutigen oder zu veranlassen,

Tätigkeiten vorzunehmen, die einem

Vertragsstaat aufgrund dieses Übereinkommens

verboten sind.

Hiermit ist die Entwicklung und der Besitz von

Antipersonenminen ebenso strikt untersagt (“unter

keinen Umständen jemals”), wie der tatsächliche

Einsatz der Minen. Auch “irgend jemanden in

irgendeiner Weise zu unterstützen, zu ermutigen oder

zu veranlassen”, jegliche dieser verbotenen Aktionen

durchzuführen, fällt in den Rahmen dieses absoluten

Verbots. Dies ist von Bedeutung, da dieser Bericht

belegt, dass “personen-sensitive” Minen von Ländern,

die das Ottawa-Abkommen unterzeichnet haben, auch

weiterhin gelagert werden. Des weiteren benennt der

Bericht alternative Antipersonenminen, die gegenwärtig

entwickelt werden und die möglicherweise einen

Verstoß gegen das Abkommen darstellen.

Um die umfassende Natur des Ottawa-Abkommens zu

unterstreichen, wird in Artikel 19 festgehalten, dass

“Vorbehalte zu den Artikeln dieses Übereinkommens

nicht zulässig sind”. Dementsprechend können

Vertragstaaten nicht selektiv einzelne Teile des

Abkommens auswählen, an die sie sich zu halten

gedenken.

Der Ottawa-Vertrag fand in der internationalen

Staatengemeinschaft schnell Unterstützung und wurde

von etwa doppelt soviel Ländern unterzeichnet, wie das

wesentlich schwächere Abkommen über bestimmte

konventionelle Waffen (Ergänzungsprotokoll II). Seit der

Ottawa-Vertrag am 3. Dezember 1997 zur

Unterzeichnung aufgelegt wurde, haben ihn 109 Länder

ratifiziert bzw. sind ihm beigetreten. Weitere 30 Länder

sind im Begriff, dies zu tun.

Die Definition dessen, was eine Antipersonenmine ist

und welche Art von Waffen dementsprechend verboten

sind, wird in Artikel 2 des Ottawa-Abkommens gegeben:

Artikel 2 Begriffsbestimmungen

(1) ”Antipersonenmine” bezeichnet eine Mine, die dazu

bestimmt ist, durch die Gegenwart, Nähe oder

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Berührung einer Person zur Explosion gebracht zu

werden und die eine oder mehrere Personen

kampfunfähig macht, verletzt oder tötet. Minen, die

dazu bestimmt sind, durch die Gegenwart, Nähe

oder Berührung nicht einer Person, sondern eines

Fahrzeugs zur Detonation gebracht zu werden und

die mit Aufhebesperren ausgestattet sind, werden

wegen dieser Ausstattung nicht als

Antipersonenminen betrachtet.

(2) ”Mine” bezeichnet ein Kampfmittel, das dazu

bestimmt ist, unter, auf oder nahe dem Erdboden

oder einer anderen Oberfläche angebracht und

durch die Gegenwart, Nähe oder Berührung einer

Person oder eines Fahrzeugs zur Explosion gebracht

zu werden.

(3) ”Aufhebesperre” bezeichnet eine Vorrichtung, die

eine Mine schützen soll und Teil der Mine, mit ihr

verbunden, an ihr befestigt oder unter ihr

angebracht ist und die bei dem Versuch, sich an der

Mine zu schaffen zu machen oder sie anderweitig

gezielt zu stören, aktiviert wird.

Kern dieser Definitionen ist die Eigenschaft von

Antipersonenminen, die über viele Jahre weitverbreitete

Besorgnis erregt hat: Die “Opferaktivierbarkeit”. Eine

Antipersonenmine wird nicht auf ein Ziel gerichtet und

dann durch einen Soldaten abgefeuert, wie das bei

Gewehren oder anderen Waffensystemen der Fall ist.

Statt dessen wird sie durch “die Gegenwart,

Annäherung oder die Berührung einer Person”

ausgelöst. In Anerkennung der willkürlichen und

langlebigen Natur dieser Waffe gilt das Verbot

unabhängig davon, ob es sich bei der “Person” oder

dem “Opfer” um einen Zivilisten oder einen Soldaten

handelt.

Antifahrzeugminen

Alle Landminen verfügen über ein gegen Personen

gerichtetes Potenzial, da alle Minen Menschen töten

oder verletzen können. Dennoch wurde mit dem Ottawa-

Abkommen versucht, zwischen solchen Minen, die ihrer

Bezeichnung nach gegen eine Person gerichtet sind und

denjenigen, die gegen ein Fahrzeug, wie zum Beispiel

einem Panzer gerichtet sind, zu unterscheiden. Leider

wurde die Technologie von Landminen weiterentwickelt,

so dass die Unterscheidung zwischen Antifahrzeug- und

Antipersonenminen nicht immer eindeutig festzulegen

ist. Bestimmte Arten von neuen Minen sind auf eine

doppelte Verwendung ausgerichtet und können sowohl

durch Menschen als auch durch Fahrzeuge ausgelöst

werden, in einigen Fällen sogar bereits durch die

Annäherung eines Menschen oder eines Fahrzeuges.

Während der Verhandlungen in Oslo im Jahr 1997, die

zum Ottawa-Abkommen führten, äußerten die

International Campaign to Ban Landmines und das

International Committee of the Red Cross Besorgnis über

den Vorschlag, alle Antifahrzeugminen mit

Aufhebeschutz von dem Verbot des Vertrags

auszunehmen, trotz eindeutiger Beweise von

humanitären Minenräumern, dass die Minen als

Antipersonenminen fungieren können. Diese Besorgnis,

die von vielen Regierungen geteilt wurde, resultierte in

einer Änderung der Entwurfsfassung der Definition in

Artikel 2 des Vertrags, so dass lediglich diejenigen

Aufhebeschutzvorrichtungen vom Verbot ausgenommen

wurden, die durch den Versuch einer Manipulation oder

einer absichtlichen Bewegung ausgelöst werden. Dies

führte zu einem von allen Teilnehmerländern

akzeptierten Verbot von Antifahrzeugminen mit

Aufhebeschutz, welche aufgrund einer unbeabsichtigten

Handlung einer Person explodieren können. Entgegen

den Versuchen einiger Regierungen, seit Beginn der

Vertragsverhandlungen diesen Punkt zu umgehen,

zeigen jüngste Veröffentlichungen, dass Artikel 2

juristisch gesehen “deutlich macht, dass ein

zugelassener Aufhebeschutz nur durch beabsichtigte

Handlungen mit dem Ziel der Bewegung oder

Manipulation der Mine und nicht durch

unbeabsichtigten menschlichen Kontakt ausgelöst

werden kann”. Ebenso wird die Ansicht bestätigt, dass

es sich bei einer Mine, die entwickelt wurde, um von

einem Fahrzeug und von einer Person ausgelöst werden

zu können, zum Beispiel durch einen sensiblen Zünder,

um eine Antipersonenmine handelt. Es wird fortgeführt:

“den ... Umgang mit Antifahrzeugminen, die wie

Antipersonenminen funktionieren, zu legalisieren,

nur weil deren “primäre” Ziele Fahrzeuge sind und

sie deshalb anders bezeichnet werden, verstößt

eindeutig gegen alle Grundsätze der Ottawa-

Konvention ... Die genauere Betrachtung des

Ottawa-Vertragstextes, im Kontext und unter

Vergegenwärtigung der Absicht und des Zweckes

des Vertrages, führt zu einem unzweideutigen

tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 17

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Ergebnis: Antifahrzeugminen, inklusive jener mit

Aufhebeschutz, die durch unbeabsichtigten Kontakt

mit Menschen ausgelöst werden können, sind laut

Abkommen verboten”.5

Das Ottawa-Abkommen setzt daher einen Maßstab in

bezug auf die Legalität existenter und neu entwickelter

Waffensysteme bzw. dient als Prüfstein für eben diese.

Demnach ist zu fragen, ob eine Waffe (mit der Fähigkeit,

eine oder mehrere Personen außer Gefecht zu setzen,

zu verletzen oder zu töten):

● so konstruiert ist, dass sie durch die Gegenwart, die

Annäherung oder die Berührung einer Person

explodiert?

● ein Kampfmittel ist, das entwickelt wurde, um unter,

auf oder in der Nähe des Erdbodens oder an der

Oberfläche platziert zu werden und durch die

Gegenwart, die Annäherung oder die Berührung

einer Person oder eines Fahrzeugs zu explodieren?

● eine Antifahrzeugmine mit Aufhebeschutz ist, die

aufgrund einer unbeabsichtigten Handlung

ausgelöst werden kann?

Sind diese Eigenschaften einer Waffe gegeben, ist diese

laut Ottawa-Abkommen als Antipersonenmine zu

definieren und es ist “unter allen Umständen verboten,

diese Vorrichtung zu entwickeln, zu produzieren,

anderweitig zu erwerben, aufzubewahren oder an Dritte

weiterzugeben”.

Seit Inkrafttreten des Abkommens wurde die Debatte

über die Reichweite des Verbots wieder aufgenommen,

da einige Regierungen ihre Lagerbestände an

Antifahrzeugminen, die ähnlich willkürlich wie

Antipersonenminen funktionieren, zerstört oder Gesetze

verabschiedet haben, die solche Minen in existierende

Verbot mit einbeziehen. Andere Regierungen jedoch

halten weiterhin an diesen Waffensystemen fest.

Spanien und Italien haben zum Beispiel ihrer nationalen

Gesetzgebung zur Erfüllung des Ottawa-Vertrags

Bestimmungen hinzugefügt, die auch

Antifahrzeugminen verbieten. Das spanische Gesetz

33/98 bezieht sich auf Antipersonenminen und Waffen

mit ähnlicher Wirkung. Das spanische

Außenministerium bestätigte, dass “wenn ein

Aufhebeschutz oder ein Auslösemechanismus einer

Antifahrzeugmine, ähnlich wie eine Antipersonenmine

wirkt, diese unter das [spanische] Verbot fallen würde”.6

Das italienische Gesetz 374/97 schließt in seiner

Definition einer Antipersonenmine‚ Minen mit doppelter

Verwendbarkeit [gegen Personen und Fahrzeuge] und

Minen mit Aufhebesperre sowie jegliche

Antimanipulierungs-Vorrichtungen im allgemeinen mit

ein.7

Nichtregierungsorganisationen stellen nach wie vor die

Legalität von sensiblen Zündmechanismen und

Aufhebesperren in Frage, die so konstruiert sind, dass

Antifahrzeugminen auch von Personen ausgelöst

werden können. In Kapitel 2 dieser Studie werden

einige dieser Zünder und Vorrichtungen genauer

beschrieben und es wird offengelegt, welche

humanitären Auswirkungen Antifahrzeugminen in von

Minen betroffenen Ländern verursachen.

Zukünftige alternativeAntipersonenminen

Die Antipersonenminen der Zukunft werden

wahrscheinlich nicht die traditionelle Form ihrer

Vorgängersysteme annehmen und bei ihrer

Bezeichnung werden sowohl die Hersteller als auch

einige Länder versuchen, den Begriff

“Antipersonenmine” zu vermeiden. Bei diesen

Bezeichnungen handelt es sich häufig eher um eine

politische denn um eine genaue technische

Klassifikation einer Waffe. Doch ist vielmehr die

Funktionalität bzw. die Wirkungsweise einer

alternativen Mine von Bedeutung und nicht ihre

Bezeichnung oder ihr äußeres Erscheinungsbild.

Ungeachtet des Erscheinungsbildes sollen diese neuen

Technologien dazu eingesetzt werden, ihre Opfer zu

töten oder zu verletzen bzw. derart “festzusetzen”, dass

andere tödliche Waffen ihre Wirkung zielsicher entfalten

können. Diese Studie bringt ihre Besorgnis über

Systeme zur Flächensperrung, -zugangsverweigerung

und –räumung zum Ausdruck, die potentiell

opferaktivierbar sind und die zu physischen

Verletzungen oder zum Tod führen können. Einige dieser

zukünftigen alternativen Antipersonenminen sind bis zu

einem gewissen Grad mit einer “vorinstallierten

Intelligenz” ausgestattet worden, die eine

eigenständige Suche nach einem Opfer bewerkstelligen

soll. Es ist möglich, dass manche dieser neuartigen

18 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

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Waffen in keiner Weise der traditionellen Vorstellung

einer Antipersonenmine entsprechen. Zudem werden

viele dieser Systeme von ihrem Hersteller als “nicht-

tödlich” bezeichnet.

Der Begriff “nicht-tödliche Waffe” ist aber eher eine

Erfindung von Public Relations-Abteilungen, als dass er

den Anspruch einer präzisen technischen Beschreibung

erfüllt. Die wissenschaftliche Organisation Pugwash hat

sich dazu wie folgt geäußert:

… dieser Begriff sollte abgeschafft werden, nicht nur

weil er eine Reihe sehr unterschiedlicher Waffen

bezeichnet, sondern weil er auch auf gefährliche

Weise irreführend sein kann. In Gefechtssituationen

werden sub-letale Waffen höchstwahrscheinlich in

Verbindung mit anderen Waffen eingesetzt und

können somit, entgegen ihrer Bezeichnung, eine

tödliche Wirkung entfalten. Es kann keineswegs

ausgeschlossen werden, dass Waffen, die angeblich

für konventionelle militärische oder

friedenssichernde Zwecke entwickelt wurden, auch

in Bürgerkriegen oder bei der Unterdrückung von

Personen durch brutale Regime Verwendung finden.

Waffen, die speziell dem Polizeigebrauch dienen

sollen, bilden einen idealen Nährboden für eine

Militarisierung von Polizeieinheiten und können

zudem als Folterinstrumente genutzt werden. Wenn

überhaupt ein Sammelbegriff für derartige Waffen

benötigt wird, so wäre etwa die Bezeichnung

“weniger tödlich” angebrachter.8

Ziel dieser Studie ist es, einige Erscheinungsformen und

Varianten dieser Alternativwaffen zu untersuchen. Die

einfachste Möglichkeit einer begrifflichen

Konzeptualisierung ist eine Einteilung in tödliche und

weniger tödliche Modifikationen von bereits

vorhandenen Systemen der Gebiets- und

Geländeverweigerung. Diese sind darauf ausgerichtet

Personen kampfunfähig zu machen und durch ihr Opfer

aktiviert zu werden. Die Systeme können sowohl offen

als auch verborgen eingesetzt werden. Eine weitere,

ähnlich einfache begriffliche Konzeptualisierung folgt

der Einteilung in weniger tödliche Modifikationen

vorhandener Kategorien von Minen. Oft sind die

neueren Varianten ähnlich konstruiert und bedienen

sich bekannter Auslösungsmechanismen. Allerdings

bestehen die Splitterladungen, welche die

zerstörerische Wirkung dieser Waffen ausmachen, in

einigen Fällen aus Plastik und nicht aus Stahl bzw.

Metall. Andere Gebietsverweigerungssysteme wie z.B.

automatische Maschinengewehre haben eine tödliche

Wirkung, werden aber normalerweise nur

vorübergehend im offenem Gelände platziert.

Die ungewöhnlichsten Varianten alternativer

Gebietsverweigerungssysteme bilden opferaktivierbare

Waffen, die mit Hilfe von Funkfrequenzen, akustischen,

chemischen oder biologischen Mechanismen

funktionieren. Einige dieser Systeme folgen einem

methodischen Verfahren, welches sie aufgrund

kybernetischer Mechanismen, die durch das Opfer

ausgelöst werden, in die Lage versetzt, aktiv Personen

ausfindig zu machen, die in ein abgesperrtes Gebiet

eindringen wollen. Es existieren inzwischen bereits

Prototypen robotergestützter Systeme, die mit

“weniger-tödlichen” Waffen ausgestattet sind.

Die vorab erfolgten rechtlichen Einschätzungen lassen

den Schluss zu, dass einige der neu entwickelten

Alternativen zu Antipersonenminen unter Anwendung

des Ottawa-Abkommens (und in anderen Fällen durch

andere humanitäre Gesetzgebungen wie das

Abkommen zu Chemiewaffen) verboten werden

könnten. Die durch diese Studie offengelegten

Informationen über diese Waffen sollen als

Ausgangspunkt für weitere Untersuchungen und

Diskussionen dienen.

Terminologie

Zusätzlich zu den Begriffen Antipersonenmine und

Antifahrzeugmine werden von verschiedenen Quellen

auch die Bezeichnungen Antipanzer-, Flächensperr- und

Flächenverteidigungsmine zur Beschreibung von Minen

und minenähnlichen Waffen verwendet. Wie aus ihren

Bezeichnungen bereits ersichtlich, sind Antipanzer- und

Antifahrzeugminen für die Zerstörung von Panzern oder

Fahrzeugen gedacht. Die Funktion der

“Gebietsverweigerung” wird sowohl durch

Antipersonen- als auch durch Antifahrzeugminen erfüllt.

Der in dieser Studie verwendete Begriff der

“Antifahrzeugmine” schließt auch Antipanzerminen ein.

In dieser Studie soll jedoch lediglich der Begriff

“Aufhebeschutz” bzw. “Aufhebesperre” (anti-lift device,

anti-handling device, anti-disturbance device)

tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 19

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Anwendung finden, um diejenigen Vorrichtungen zu

bezeichnen, die entwickelt wurden, um gegen

Minenräumer eingesetzt zu werden und sie daran zu

hindern bzw. davon abzuhalten, Minen zu neutralisieren

oder zu zerstören.

Diese Studie beabsichtigt in keiner Weise eine

Bewertung oder Bevorzugung eines Waffensystems

gegenüber einem anderen.

1 Artikel 35.2, Zusatzprotokoll I (1997) zu den Genfer Konventionen1949.

2 Artikel 51.3, Zusatzprotokoll I (1997) zu den Genfer Konventionen1949.

3 Artikel 51.5, Zusatzprotokoll I (1997) zu den Genfer Konventionen1949.

4 Abkommen über das Verbot oder die Beschränkung des Einsatzesbestimmter konventioneller Waffen, die übermäßiges Leidenverursachen oder eine willkürliche Wirkung haben. Das berichtigteProtokoll II zum Abkommen (geänderte Fassung vom 3. Mai 1996)verhängt bzw. verbietet den Einsatz von Minen, Sprengfallen undanderen Vorrichtungen.

5 Arnold & Porter (2000): Legal Interpretation of the Convention onthe Prohibition, Production, Transfer, and Use of Anti-PersonnelMines and on Their Destruction, Center for International Policy,September

6 ICBL (2000): Landmine Monitor 2000, Telefoninterview undBriefwechsel mit dem spanischen Außenministerium, 8. März.

7 ICBL (1999): Landmine Monitor 1999.8 Rotblat, J. (Ed) (1997): Report on Working Group 4, Conventional

Disarmament’. In: Rotblat, J. (Ed.): ‘Remember Your Humanity’ -Proceedings of the 47th. Pugwash Conference on Science andWorld Affairs, 1.-7. August 1997, World Scientific, S. 75.

20 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

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tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 21

Von Personen auslösbare Antifahrzeugminen 2Antipersonenminen wurden ursprünglich (im Ersten

Weltkrieg) entwickelt, um die Räumung oder

Neutralisierung von Antipanzerminen zu verhindern. Aus

demselben Grund beinhalten gegenwärtig einige

moderne Landminensysteme, wie zum Beispiel das US-

System Gator, sowohl Antipanzerminen/

Antifahrzeugminen (Anti-vehicle mine/AVM) als auch

Antipersonenminen (APM). Einer anderen

technologischen Variante folgend, haben sich u.a.

europäische Minenproduzenten über Jahre hinweg

darauf konzentriert, einen sog. Aufhebeschutz (anti-

handling device/AHD) oder “personen-sensitive” Zünder

in Antifahrzeugminen zu integrieren, um damit die

“Schutzfunktion” der Antipersonenminen zu ersetzen.

Auch Antifahrzeugminen ohne integrierten

Aufhebeschutz können durch einen Menschen aktiviert

werden, wenn z.B. ihre Zünder auf geringen Druck

reagieren oder wenn Knickzünder (Tilt Rod),

Stolperdrähte, Unterbrechungsdrähte bzw. bestimmte

Sensorzünder verwendet werden.9 Im folgenden werden

kurz einige dieser Arten von Antipanzer- bzw.

Antifahrzeugminen beschrieben, die im Verdacht

stehen, von Personen ausgelöst werden zu können.

(Siehe nachfolgende Tabelle)

Tabelle 1: “Personen-sensitive” Zünder von Antifahrzeugminen

Antifahrzeugminen mit niedriger

Druckschwelle

Knickzünder (Tilt Rod)

Stolperdraht (Trip wire)

Unterbrechungsdraht (Break wire)

Entlastungszünder (anti-lift device)

Aufhebeschutz/Kippschutz

Lichtempfindliche Zünder

Seismische/Vibrations-Zünder

Einige Zünder von Antifahrzeugminen benötigen weniger als 10 kg

Druck, um ausgelöst zu werden

Normalerweise genügen nur wenige Kilogramm Druck (vorwärts-

/rückwärts gerichtet) auf eine aus der Mine ragende Stange (Tilt Rod),

um die Mine zu zünden

Eine Zugkraft von gewöhnlich nicht mehr als 3 kg reicht aus, um eine

Mine, die mittels eines Stolperdrahtes gezündet wird, auszulösen

Die Mine wird durch die Unterbrechung eines Stromkreises in einem

Draht ausgelöst, wenn z.B. ein Mensch auf diesen Draht tritt oder ein

Fahrzeug den Draht überfährt

Eine Art Sprengfallenzünder, der unter einer Mine platziert wird. Wird

die Mine angehoben, führt dies zur “Entlastung” eines Spannhebels,

was dann die Zündung der Mine bewirkt

Vorrichtungen, die eine Mine zünden, wenn diese berührt oder bewegt

wird

Zünder, die eine vergrabene Mine aktivieren, wenn der Boden über der

Mine entfernt wird und eine gewisse Lichtstärke auf den Zünder wirkt

Zünder, die eine Mine auslösen oder “aufwecken”, wenn

Bodenerschütterungen registriert werden

Art der Vorrichtung Eigenschaften

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22 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

2.1 Antifahrzeugminen mitAufhebeschutz/Aufhebesperre

Per Definition ist ein Aufhebeschutz (Aufhebesperre)

gegen Menschen gerichtet. Er wurde entwickelt, um zu

verhindern, dass Personen die Position einer Mine

verändern bzw. die Mine anderweitig “gestört” wird.

Genau wie eine Antipersonenmine kann ein

Aufhebeschutz nicht zwischen Soldaten und

Zivilpersonen unterscheiden. Deshalb stellen diese

Mechanismen gleichermaßen eine Gefahr für Zivilisten,

Minenräumer und Angehörige von Streitkräften dar.10

Obwohl im Ottawa-Abkommen ein umfassendes Verbot

von Antipersonenminen vereinbart wurde, sind

Aufhebesperren erlaubt, die eine Antifahrzeugmine als

Folge eines absichtlichen Versuches der Manipulation/

Störung auslösen können. Aufhebesperren hingegen,

die als Folge einer unbeabsichtigten (zufälligen)

Handlung aktiviert werden können, gelten als verboten.

Ob Hersteller und Regierungen bzw. Ministerien Tests

mit Aufhebesperren durchführen, um festzustellen, ob

diese gegen das Ottawa-Abkommen verstoßen, ist

fraglich. Ebenso ist zu bezweifeln, ob überhaupt

zwischen absichtlichen und unabsichtlichen

Handlungen unterschieden werden kann. Sollten diese

Tests tatsächlich durchgeführt worden sein, so wurden

die Ergebnisse jedenfalls nicht veröffentlicht. Die

Ergebnisse dieser Untersuchung basieren deshalb im

wesentlichen auf nicht klassifizierten,

regierungsamtlichen Informationsquellen bzw. auf

Angaben aus der militärtechnischen Fachliteratur.

Militärexperten aus den USA vertraten bereits 1971 die

Auffassung, dass viele Aufhebesperren bereits auf

geringste Bewegungen, bzw. eine Erschütterung oder

eine leichte Neigung reagieren können.11 Auch

Produzenten von “modernen” Minenzündern warnen

davor, dass jede elektrische oder mechanische

Manipulation von Minen mit Aufhebeschutz zu einer

Detonation der Mine führen könnte.12 Schließlich

bestätigte erst kürzlich das niederländische

Verteidigungsministerium, dass “jeder, der in die Nähe

Magnetzünder/elektromagnetische

Signaturerkennung

Akustische und Infrarot-Sensoren

Selbstzerstörungs-

/Selbstneutralisierungsminen und

willkürliche Selbstzerstörungsminen

Zünder, die auf alle metallischen Gegenstände, magnetische

Signaturen eines Fahrzeugs und auf Veränderungen des die Mine

umgebenden Magnetfeldes reagieren. Magnetzünder werden deshalb

häufig auch als Aufhebeschutz verwendet

Einige Sensoren sind programmierbar und sollen bestimmte Ziele

identifizieren können. Sie reagieren auf Geräusche und

Wärmeabstrahlung. Sie sollten, außer bei “Missbrauch”, nicht auf

Personen reagieren. Es ist jedoch wenig über ihre Zuverlässigkeit

bekannt

Diese Vorrichtungen steigern die Gefahr eines Minenfeldes, da nie

Gewissheit besteht, ob sich die Minen bereits selbst zerstört bzw.

neutralisiert haben. Die “Einsatzbereitschaft” von einigen

Selbstneutralisierungsminen kann auf bis zu 365 Tage programmiert

werden

Art der Vorrichtung Eigenschaften

Aufhebesperre (Anti-Handling Device)

Phot

o: N

PA

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einer Antifahrzeugmine mit Aufhebesperre kommt, ein

Risiko eingeht. Natürlich gilt dies auch für Zivilisten, die

die Mine zufällig berühren”.13

Die Anzahl der verschiedenen Typen von

Aufhebesperren ist groß. Eine solche Sperre kann zum

Beispiel Teil eines magnetischen Zünders sein, der auf

Veränderungen des die Mine umgebenden

Magnetfeldes reagiert. Andere Aufhebesperren verfügen

über einen Zündmechanismus auf Quecksilberbasis.

Diese Systeme enthalten zwei isolierte Kontakte und

Quecksilber und sind von einem Glasbehälter umgeben.

Wenn die Mine so heftig bewegt wird, dass durch die

Bewegung des Quecksilbers ein Stromkreis geschlossen

wird, kommt es zur Explosion der Mine. Quecksilber

wird verwendet, da es Strom sehr gut leitet und dazu

tendiert, eine kugelartige Form anzunehmen. Der

italienische Aufhebeschutz AR 4 und der britische

Bombenzünder Nr. 845 funktionieren auf diese Weise.

Andere Aufhebesperren haben die Form eines

kugelförmigen Metallkäfigs, der einen Trichter und eine

Metallkugel enthält. Bei Bewegung der Mine gerät die

Kugel mit dem Käfig in Berührung, wodurch ein

Stromkreis geschlossen wird, was die Explosion der

Mine zur Folge hat. Antifahrzeugminen werden zudem

häufig durch mechanische Entlastungszünder

geschützt, welche die Mine dann aktivieren, wenn sich

der Druck, der in Form der Mine auf der Vorrichtung

lastet, verringert. Minenexperten beschreiben alle diese

Vorrichtungen als hoch empfindlich.14

Viele Länder verfügen mittlerweile über umfangreiche

Lagerbestände an Antifahrzeugminen, die mit einem

Aufhebeschutz ausgerüstet sind.

Fachinformationsquellen gehen davon aus, dass 50-

75% der existenten Antifahrzeugminen mit

Aufhebesperren ausgestattet sind, und dass diese

Vorrichtungen bei geringem Kostenaufwand in fast alle

Minentypen eingebaut werden können.15

Zu den Ländern, die das Ottawa-Abkommen ratifiziert

haben und die über Antifahrzeugminen mit

Aufhebesperre verfügen, gehören u.a. Österreich (ATM

2000 E Mine), Belgien (PRM-ATK-3/PRB-M30), die

Tschechische Republik (PT-Mi-DI M), Frankreich (HPD F2,

MIAC DISP X F1), Deutschland (AT-2, MIFF und DM 31),

Spanien (CETME, SB-81/AR-AN), Großbritannien (AT-2,

Barmine), Norwegen (AT-2) und Schweden (FFV 028).16

Zu den Nicht-Mitgliedern des Ottawa-Abkommens, die

solche Minen besitzen, gehören z.B. Finnland (KP 87

Mine) und die USA (M 19 Mine). Viele

Antifahrzeugminen verfügen zudem über mehrere

Zündkanäle, die eine Anwendung zusätzlicher

Aufhebeschutzvorrichtungen erlauben (zum Beispiel

verfügt die US-amerikanische M19 Mine über zwei

Vorrichtungen, die eine Verwendung des M2

Aufhebeschutzes erlauben).17

Fallstudie: Die AT-2 Mine

Die in Deutschland produzierte AT-2 ist eine

fernverlegbare Antifahrzeugmine, welche mittlerweile

von mehreren NATO-Staaten beschafft wurde. Auch

diese Mine ist mit einem Aufhebeschutz ausgestattet.18

Der ehemalige britische Verteidigungsminister George

Robertson bestätigte im Mai 1999, dass die AT-2 Mine

“...gemeinsam von Frankreich, Deutschland und Italien

angeschafft wurde und mit einem Aufhebeschutz

ausgestattet ist, der zur Explosion der Mine führt, wenn

diese absichtlich und anhaltend bewegt wird.”19 In der

ersten Beschaffungsphase der AT-2 hatten auch schon

deutsche Militärangehörige angegeben, dass “...die AT-

2 Mine jegliche Bewegungen von Kampffahrzeugen und

Soldaten verhindert”.20

tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 23

AT-2 Mine mit Sensordraht

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Andere technische Beschreibungen der Mine bestätigen

offenkundig die “Sensibilität” der AT-2 Zünder. So

übermitteln die Sensoren der Mine Signale an deren

elektronischen Zünder (um sie zu aktivieren), wenn

versucht wird, die Mine zu manipulieren bzw. zu

bewegen21 oder wenn der S3-Zielsensor der Mine, der

wie eine Antenne oben aus der Mine herausragt,

berührt wird.22 Weitere militärische Quellen bestätigen,

dass die AT-2 explodiert, wenn die Position der Mine

verändert wird (was durchaus auch unbeabsichtigt

passieren kann) und dass die Mine mit einem

Magnetzünder ausgestattet sei.23 Magnetische Zünder

reagieren auf Veränderungen des die Mine umgebenden

elektromagnetischen Feldes, was unter anderem auch –

je nach Empfindlichkeit des Zünders – durch die

Annäherung einer Person (oder eines Fahrzeuges) bzw.

durch die Bewegung der Mine passieren kann. Eine

weitere Quelle empfiehlt schließlich, nicht mit einem

metallhaltigen Minensuchgerät in die Nähe der Mine zu

geraten, da auch hierdurch eine Explosion ausgelöst

werden könnte.24

So können der Aufhebeschutz und/oder der

magnetische Zünder der AT-2 eine Explosion der Mine

verursachen. Ausgelöst durch eine geringfügige

Bewegung der Mine, die z.B. dadurch verursacht werden

kann, dass eine Person an die Mine stößt oder über sie

stolpert, was durchaus unbeabsichtigt geschehen kann.

Die Explosion der AT-2 verursacht normalerweise

katastrophale Schäden an einem Fahrzeug sowie eine

zusätzliche Splitterwirkung in einem Umkreis von

150–225 Metern. Einzelne Bruchstücke der Mine

können sogar bis zu einem Kilometer weit geschleudert

werden, was zusätzliche Gefahren birgt.25

In Deutschland wurde die AT-2 in drei Phasen

angeschafft. Zwischen 1981 und 1986 wurden 300.000

AT-2 Minen für den LARS-Raketenwerfer geliefert. Darauf

folgte zwischen 1984 und 1992 die zweite

Beschaffungsphase für den Skorpion Minenwerfer.26

Insgesamt wurden 640.000 AT-2 Minen für dieses

Projekt hergestellt. In Beschaffungsphase III (1993-

1995) wurden schließlich 9.360 AT-2 Minenraketen

(inkl. 262.080 AT-2 Minen) für den MLRS Raketenwerfer

produziert.27 Die Gesamtkosten für diese drei

Waffensysteme beliefen sich auf 2,11 Milliarden DM,

einschließlich Minen und Minenverlegesysteme.28

Die AT-2 wurde nach Großbritannien, Frankreich, Italien

und Norwegen exportiert und wird trotz ihres

“personen-sensitiven” Auslöseverhaltens weiterhin von

Deutschland, Großbritannien, Norwegen und Frankreich

genutzt. Die italienische Regierung stellte jedoch 1997

fest, dass ...”die AT-2 sensibel genug ist, um durch eine

Person aktiviert zu werden...” und ordnete per Gesetz

die Vernichtung aller 45.000 in Italien gelagerten AT-2

Minen an.29

1999 wurde bekannt, dass das deutsche

Verteidigungsministerium Griechenland 23 Skorpion

Minenwerfer einschließlich 36.000 AT-2

Antifahrzeugminen angeboten hat. Insgesamt sollen 60

der 300 Minenwerfer der Bundeswehr verkauft werden.30

2.2 Antifahrzeugminen mit “personen-sensitiven” Zündern

Die Antipersonenmine als Zünder einerAntifahrzeugmineDie offensichtlichste Gefährdung für eine Person

besteht, wenn eine Antifahrzeugmine mittels einer

Antipersonenmine bzw. mittels eines APM-Zünders

initiiert wird. Dies ist u.a. bei der argentinischen FMK-3

Mine möglich (Produktionsstatus unbekannt)31, welche

mit Hilfe der FMK-1 AP Mine gezündet wird. Auch die

brasilianischen T-AB-1 Mine (die angeblich nicht länger

produziert wird)32 und die pakistanische P2MK2

Antifahrzeugmine (Produktionsstand unbekannt)

werden mittels Antipersonenmine (APM-Zünder)

initiiert.33 Argentinien und Brasilien sind

Mitgliedsstaaten des Ottawa-Abkommens, ebenso wie

Belgien, dessen PRB III und PRB IV Antifahrzeugminen

auf dieselbe Weise gezündet werden wie die PRB M35

Antipersonenmine (nicht länger in Produktion).34 Eine

ähnliche, oft verwendete Form der improvisierten

Zündung ist die bloße Platzierung einer

Antipersonenmine auf einer oder mehreren vergrabenen

Antifahrzeugminen und/oder Mörsergranaten, wodurch

eine verbundene Explosion ausgelöst wird.35

Zünder mit geringem AuslösedruckUS-amerikanische Militärexperten gaben 1971 an, dass

130 bis 180 kg Druck benötigt würden, um einen

normalen Druckzünder einer Antifahrzeugmine zu

aktivieren. Gleichwohl ließe sich der Auslösedruck bei

24 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

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Minen verändern, wodurch eine Explosion bei

niedrigerem Druck ermöglicht wird. Ein laufender Soldat

oder Zivilist36 bzw. ein kleineres Fahrzeug können so z.B.

schon die Auslösung solcher Minen bewirken. Laut

Aussage eines Minenexperten der Bundeswehr kann ein

laufender Mensch einen Druck von bis zu 150 kg auf eine

Mine ausüben, wenn er den Minenzünder mit der Ferse

trifft.37 Eine weitere Quelle gibt an, dass viele Zünder von

Antifahrzeugminen auf ständigen Druck von 100 kg

reagieren. Grundsätzlich erzeugen unterschiedliche

Haltungen, das Laufen oder Gehen einer Person einen

jeweils anderen Bodendruck. Ferner stellt die

Umgebung, in der die Mine platziert ist, eine wichtige

Variable dar. Wenn sich zum Beispiel ein Stein über dem

Zünder befindet, kann der dadurch ausgeübte Druck auf

einen kleinen Bereich konzentriert werden, wodurch die

Wahrscheinlichkeit einer Detonation erhöht wird.

Darüber hinaus existieren Zünder, welche noch

wesentlich empfindlicher (auf Personen) reagieren

können.38 Beispiele für Antifahrzeugminen mit sehr

niedrigem Auslösedruck sind u.a. die Na-Mi-Ba Mine

(Tschechische Republik und Slowakei, Auslösedruck 2,2

kg) und die PT Mi-P Mine (Auslösedruck 5,7 kg), welche

gegenwärtig von der Armee der Tschechischen Republik

gelagert wird.39 Die in Ägypten kopierte italienische

Antifahrzeugmine SACI (Auslösedruck 63 kg), die

ACNMAE T1 Mine aus Brasilien (Auslösedruck 60 kg)

sowie die russischen Minen TMA 1A, TMA-2, TMA-4,

TMA-5 (Auslösedruck ab 100 kg), sind weitere

Beispiele.40 Auch die türkische “4,5 kg” Antipanzermine

reagiert schon auf einen Druck von 75 kg.41 Wird die

französische MACI 51 Mine mit dem ALPRMT 59 Zünder

verwendet, löst die Mine bei einem Druck zwischen 5

und 25 kg aus.42 Es existieren außerdem Berichte

darüber, dass die in Somalia verwendete deutsche

DM-11 Antipanzermine sehr leicht auf einen niedrigen

Auslösedruck von wenigen kg eingestellt werden kann.43

Knickzünder (Tilt Rod Fuze)Ein Knickzünder verfügt über eine dünne, flexible

Stange, die aus der Mine herausragt und mit dem

Zünder verbunden ist. Die Mine wird gezündet, sobald

Druck auf diese Stange ausgeübt wird. Der benötigte

Auslösedruck eines Knickzünders ist für gewöhnlich

sehr niedrig und liegt normalerweise bei nur wenigen

Kilogramm. Viele Antifahrzeugminen werden mit

zusätzlichen Zündkanälen versehen, in die z.B. ein

Knickzünder eingesetzt werden kann.44 Auch die vormals

in Großbritannien hergestellte Mk7 Mine kann zum

Beispiel mit einem Knickzünder ausgestattet werden.

Diese Mine ist in mindestens acht afrikanischen

Ländern im Einsatz. Die Empfindlichkeit von

Knickzünder birgt ein hohes Gefahrenpotenzial für

Personen, weil eine bloße Berührung des Zünders

ausreichen kann, um z.B. eine verborgene Mine zur

Explosion zu bringen. Der Grund für diese Sensibilität

erklärt sich dadurch, dass ein höherer Druck auf die

Stange des Zünders die Mine umkippen lassen würde.45

Auch die russischen Antifahrzeugminen TM-46 und TM-

57 sind mit Knickzündern ausgestattet, die einen

Auslösedruck von 21 kg

benötigen, um die Mine zu

aktivieren. Die russische

TMK-2 Mine benötigt

hingegen nur 8 kg. Ein

extrem niedriger

Auslösedruck wird u.a. von

den tschechischen PT Mi-P

und PT Mi-U Minen (5,7 kg)

benötigt, wohingegen zur

Auslösung der US-

amerikanische M21 Mine

und der jugoslawische

TMRP-6 lediglich ca. 2 kg

Druck notwendig sind.46

tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 25

Sprengfalle mit Antifahrzeugminen und

Mörsergranaten, gezündet durch eine

Antipersonenmine

Phot

o: S

ean

Sut

ton,

MAG

TMRP-6

Antifahrzeugmine mit

Knickzünder

Page 26: Tödliche Alternativen - Landmine · 2020. 2. 20. · Landmine Action und Deutscher Initiativkreis für das Verbot von Landminen sind für den Inhalt dieser Veröffentlichung verantwortlich.

Stolperdrahtzünder Stolperdrahtzünder reagieren auf Zug oder Entlastung

eines mit dem Zünder verbunden Drahtes. Normalerweise

wird ein solcher Draht über einen bestimmten Zielbereich

gespannt. Die Mine wird ausgelöst, wenn ausreichend

Zugkraft bzw. Spannungsentlastung einwirkt.

Stolperdrahtzünder können in fast jeder Mine mit

entsprechenden Zündkanälen eingesetzt werden. Ähnlich

einem Knickzünder ist der benötigte Auslösedruck nur

sehr gering. Die französische MACI 51 Mine benötigt so

nur 1-3,5 kg Zugkraft um zu explodieren (weniger als eine

der gebräuchlichsten Antipersonenminen, die Valmara

69, welche 6 kg benötigt).47 Auch die schon genannte

jugoslawische TMRP-6 Antifahrzeugmine kann mittels

Stolperdraht gezündet werden und benötigt nur einen

Auslösedruck von 1,5-4 kg, um ihre explosive

Sprengladung zu aktivieren, wobei eine projektilbildende

Ladung mit einer Beschleunigung von über 2.000m/sec

in die Höhe geschossen wird. In Bosnien wurden diese

Minen nach Einstellung der Kampfhandlungen in

ehemaligen Frontgebieten von beiden Seiten eingesetzt.

Einige Minen wurden an Bäumen befestigt, um einen

horizontalen Effekt zu erzielen.48 Militärexperten glauben,

dass diese neue Generation von Minen mindestens noch

für die nächsten 30 Jahre eine große Bedrohung

darstellen wird.49

Aktivierung durch Unterbrechungsdrähte(Breakwire)Ein Zünder mit Unterbrechungsdraht (Kontaktdraht)

aktiviert eine Mine, wenn ein im Draht fließender

Stromkreis unterbrochen wird, was z.B. durch Überfahren

oder durch Betreten des Drahtes geschieht. Die Auslösung

ist auch möglich, wenn ein solcher Unterbrechungsdraht

versteckt oder vergraben verlegt wird. Die französische

MIACAH F1 Antifahrzeugmine z.B. funktioniert auf diese

Weise. In Großbritannien wurde diese Mine unter der

Bezeichnung L-27 beschafft und mittlerweile als

Antipersonenmine klassifiziert, sowie aus den

Lagerbeständen entfernt.50 Weitere Beispiele französischer

Minen, die mit Hilfe eines Unterbrechungsdrahts

funktionieren, sind die APILAS-120 (die Produktion wurde

mittlerweile eingestellt)51 und die MI AC H F1

Antipanzermine.52 Auch die deutsche PARM-1 Richtmine

(im Bestand der Bundeswehr) ist mit einem faseroptischen

Sensorkabel ausgestattet, das einen Impuls an die Mine

sendet, wenn Druck auf das Kabel ausgeübt wird. Dieser

Impuls aktiviert anschließend andere Sensoren, die das

Ziel orten und die Mine abfeuern. Die kanadischen

Streitkräfte warnen vor dem sensiblen Zündmechanismus

der PARM-1 und mahnen zur Vorsicht im Umgang mit

deren Kontaktdraht: “...niemals [dürfe] das Faserkabel der

Mine berührt werden.”53 Auch Finnland, selbst kein

Ottawa-Mitgliedsstaat, verfügt über eine mit einem

Unterbrechungsdraht ausgestattete Mine, die ATM-L-84.

Magnetzünder/Magnetische SensorenAlle metallhaltigen Objekte und selbst ein Mensch

erzeugen eigene, spezifische Magnetfelder. Aus diesem

Grund wurden Magnetzünder für Antipersonen- und

Antifahrzeugminen entwickelt,54 wobei im allgemeinen

zwei verschiedene Arten von magnetischen Sensoren

(passive und aktive) bei Antifahrzeugminen Verwendung

finden. Passive magnetische Sensoren werden häufiger

genutzt, da sie billig sind und nur wenig Batteriestrom

verbrauchen, wodurch sie über einen langen Zeitraum

betriebsbereit bleiben. Magnetsensoren können eine

Veränderung des die Minen umgebenden Magnetfeldes

registrieren und so die Detonation der Mine auslösen. Je

nach Empfindlichkeit werden passive Magnetzünder als

sehr sensibel gegenüber jedem metallischen Objekt

beschrieben, welches in die Nähe des Sensors gerät

bzw. sich diesem nähert. So können Magnetzünder zum

Beispiel auf Funkgeräte, die sich in der Nähe der Mine

befinden55 oder auf andere Metallobjekte wie einen

Schlüsselbund, den eine Person bei sich trägt,

ansprechen. Umstritten hingegen ist, wie empfindlich

aktive magnetische Sensoren auf metallische Objekte

bzw. Minendetektoren reagieren. Dennoch gibt es

Hinweise darauf, dass auch diese aktiven Sensoren

empfindlich genug sein können, um auf jedes

metallische Objekt in der Nähe einer Mine zu reagieren.56

Verfügen fernverlegbare Antifahrzeugminen über

Magnetzünder, steigt die Gefahr einer unbeabsichtigt

ausgelösten Detonation. Dieser Minentyp bleibt an der

Bodenoberfläche liegen und hat ein relativ geringes

Eigengewicht. Dies kann z.B. dazu führen, (von einer

Person) leicht in eine

andere Position gestoßen

zu werden und damit eine

Detonation auszulösen.

Minen mit magnetischen

Sensoren können zudem

auf metallische

26 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

Magnetzünder

Phot

o: N

PA

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tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 27

Minensuchstäbe, Detektoren für Stolperdrähte bzw.

Metalldetektoren reagieren und stellen damit eine

erhebliche Gefahr für Minenräumer dar.57 Minen die auf

herkömmliche Minendetektoren reagieren, sind durch

die UN-Minenkonvention/CCW (Protokoll II, Artikel 3.5)

verboten. Es ist aber bislang ungeklärt, ob alle

Magnetzünder-Minen gegen dieses Verbot verstoßen.

Mehrere Mitgliedsländer des Ottawa-Abkommens lagern

bzw. erlauben weiterhin die Produktion von

Antifahrzeugminen mit Magnetzündern, die empfindlich

genug sein können, um auf eine unbeabsichtigte

Berührung, die Gegenwart oder Nähe einer Person zu

reagieren. Die deutsche AT-2 verfügt, wie bereits erwähnt,

neben einem sensitiven Sensordraht auch über einen

magnetischen Zünder. Auch die fernverlegbare britische

Shielder L35 A1 Mine sowie die Barmine sind mit

Magnetzündern ausgerüstet, genau wie die französischen

MIAC DISP X F1 Mine, die mit dem Minenwerfer Minotaur

verlegt werden kann.58 Das Räumen und Detektieren der

Barmine gilt beispielsweise als sehr gefährlich, wenn

diese mit einem Aufhebeschutz oder einem Magnetzünder

ausgestattet ist.59 Auch die österreichische ATM 2000E

Mine verfügt über ein “modernes” Zündsystem mit

seismischer und magnetischer Aktivierung. Die

kanadischen Streitkräfte warnen (Soldaten) davor, sich

dieser Mine auch nur zu nähern.60 Die fernverlegbare

italienische SB-81 Antipanzermine ist mit einem

Selbstneutralisierungsmechanismus und einem

Knickzünder ausgestattet; die “verbesserte” SB-MV-1-

Variante verfügt dagegen über einen magnetischen

Zünder und einen Aufhebeschutz.61 Militärexperten

warnen auch hier davor, sich der SB-MV/1 Mine wegen

ihres Magnetzünders zu nähern.62

Auch die in Deutschland und Schweden produzierte

Antifahrzeugmine DM-31 (schwedische Bezeichnung FFV-

028) verstößt offensichtlich sowohl gegen die UN-

Minenkonvention als auch gegen den Ottawa-Vertrag.

Kanada hat ebenfalls die FFV-028 Mine beschafft, wobei

kanadische Militärbehörden bestätigen, dass die Mine

durch eine Veränderung des die Mine umgebenden

elektromagnetischen Feldes ausgelöst werden kann.63 Ein

bestimmter Metallgehalt, platziert in der Nähe der Mine

(zum Beispiel durch ein sich näherndes Fahrzeug) oder

das bloße Bewegen der Mine (und die dadurch

registrierte Veränderung des Magnetfeldes) kann diese

auslösen. Die DM-31 ist auch im Bestand der

niederländischen sowie der schwedischen Streitkräfte,64

wobei das niederländische Verteidigungsministerium

offenbar der Überzeugung ist, die Mine würde aufgrund

der hohen Sensibilität ihrer Sensoren möglicherweise

gegen das Ottawa-Abkommen verstoßen.65 Die

Datenbank der kanadischen Streitkräfte zu Landminen

bestätigt dieses mit der Bemerkung, dass die

“Manipulation der Mine ihre Explosion auslöst” und dass

die Sensibilität des Zünders “der eines integrierten

Aufhebeschutzes ähnlich ist.”66 Auch bei der

DM-31/FFV-028 warnen die kanadischen Streitkräfte vor

einer Annäherung67 und weisen zudem darauf hin, dass

die DM-31/FFV-028 Mine bereits ausgelöst werden

könne, wenn ein herkömmlicher Metalldetektor in die

Nähe der Mine gerät.68 Dies würde einen Verstoß gegen

die UN-Minenkonvention bedeuten. Zudem verstößt die

Mine ganz offensichtlich auch gegen die Ottawa-

Konvention, denn der Hersteller Dynamit Nobel gibt an,

dass “eine Modernisierung der Panzerabwehrmine DM

31 zwecks Erfüllung des Ottawa-Übereinkommens Kosten

zwischen 40 und 50 Mio. DM verursachen würde.”69

Auch über die bulgarische TM-62 M Mine wird berichtet,

dass diese in ähnlicher Weise wie die DM-31 auf

Metalldetektoren reagiert.70 Es wird auch hier

empfohlen, sich der Mine nicht zu nähern. Die TM-62 M,

ursprünglich von Russland produziert, wird von 25

Ländern eingesetzt, wobei es sich hierbei hauptsächlich

um Entwicklungsländer handelt.71

Australien SB-MV-1

Belgien HPD-F2

Bulgarien TM-62 M

Deutschland DM-31 (FFV-028), MIFF, AT-2

Frankreich MI AC DISP X F1, HPD F2

Großbritannien L35 A1 Shielder, Barmine, AT-2

Italien SB-MV-1, MIFF, BAT/7, AT-2

Kanada FFV-028

Niederlande FFV-028, N 30 (HPD F2)

Norwegen HPD-F2, AT-2

Österreich ATM-2000E

Schweden FFV-028

Schweiz Modell 88 (HPD F2)

Ungarn HAK-1 -2

Ausgewählte Ottawa-Vertragsstaaten, die

gegenwärtig Antifahrzeugminen mit

Magnetzündern lagern oder produzieren72

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Sensorgezündete (-aktivierte) AntifahrzeugminenNeben Magnetsensoren gibt es eine Reihe weiterer

Sensortypen mit denen moderne Antifahrzeugminen

ausgelöst werden können. Am gebräuchlichsten sind

dabei seismische Sensoren, die auf

Bodenerschütterung reagieren und akustische

Sensoren, die auf Motorengeräusche ansprechen.

Lichtempfindliche Sensoren hingegen werden aktiviert,

wenn der Boden über ihnen abgetragen wird und der

Zünder damit einer bestimmten Lichtstärke ausgesetzt

ist. Infrarot-Sensoren wiederum reagieren auf

abgestrahlte Wärme. Faseroptische Kabel, die oft bei

Richtminen wie der deutschen PARM-1 Verwendung

finden, reagieren auf physischen Kontakt. Optische und

andere Sensoren schließlich reagieren auf Bewegung.

Vom militärischen Standpunkt aus betrachtet werden an

sensor-gezündete Minen hohe, aber sehr

gegensätzliche Anforderungen gestellt. Einerseits

müssen sie empfindlich genug sein, um auf ein

potenzielles Ziel zu reagieren, andererseits sollten sie

idealerweise passiv auf eventuelle Räummaßnahmen

reagieren und nicht zufällig durch Menschen, Tiere oder

natürliche Umwelteinflüsse aktiviert werden können.73

Um diese kontrastierenden Anforderungen zu erfüllen

werden moderne Minen mit mehreren Sensoren

ausgestattet. Akustische und/oder seismische Sensoren

werden verwendet, um eine Mine “aufzuwecken” bzw.

in Alarmbereitschaft zu versetzen, während Infrarot-

und/oder optische Sensoren anschließend das Ziel

suchen und die Mine letztendlich auslösen sollen. Auch

Patentschriften zu “modernen” Minen ist zu

entnehmen, dass Minenproduzenten häufig versuchen

mit Hilfe einer Kombination von mehreren Sensortypen,

unbeabsichtigte Explosionen einer Mine zu verhindern.

Komplexe Sensorsysteme verursachen allerdings hohen

Kosten, so dass meistens eine Kombination aus zwei

Sensoren (magnetisch/seismisch) Verwendung findet.

Die britische Barmine zum Beispiel ist mit einem

seismischen und einem magnetischen Sensor

ausgestattet. Sie wurde in mindestens 12 Länder

exportiert, davon befinden sich die meisten im Nahen

Osten. Ob seismische Sensoren zwischen

Bodenerschütterungen, verursacht durch einen Panzer

bzw. ein schweres Zivilfahrzeug, unterscheiden können,

ist noch unklar und wurde bislang nicht nachgewiesen.

Zudem ist nicht erwiesen, ob ein Infrarot-Sensor

zwischen der von einem Panzer abgegebenen Wärme

und der Wärmeabstrahlung eines Zivilfahrzeugs

unterscheiden kann.74

Eine Mine, die angeblich über eine verlässliche

Falschzieldiskriminierung verfügt, ist die moderne

fernverlegbare deutsche Flächenverteidigungsmine

Cobra.75 Es wird behauptet, sie könne zwischen ‚leichten

Fahrzeugen‘ und einem Panzer unterscheiden. Es gibt

allerdings keine Aussage darüber, ob die Mine auch

zwischen einem schweren Zivilfahrzeug und einem

Panzer unterscheiden kann. In der Fachliteratur wird

jedenfalls darauf hingewiesen, dass die Mine mit

technologischen Risiken behaftet ist.76

In einem kürzlich geführten Interview gab ein Vertreter

des US-Minenherstellers Textron an, dass die vom

Unternehmen produzierte, fernverlegbare

Flächenverteidigungsmine Hornet technisch noch nicht

ausgereift sei und dass es nicht ratsam wäre, ein

Hornet-Minenfeld mit einem Kleinfahrzeug oder einem

Privatwagen zu durchqueren.77 Auch die Richtmine

ARGES, die einmal zur NATO Standard-Ausrüstung

gehören wird, verfügt über optische Sensoren zur

Identifizierung und Unterscheidung von Zielen.

Dennoch, so warnen kanadische Militärexperten, sollte

man sich der ARGES aber nur von der rückwärtigen Seite

her nähern.78

Die Verwendung von Sensoren ermöglicht zudem seit

Mitte der 80er Jahre die “Umwandlung” von

existierenden, leichten und mittelschweren

Panzerabwehrwaffen in Richtminen. Es bedarf dabei nur

geringfügiger Veränderungen, um aus gebräuchlichen

Panzerabwehrwaffen unbemannte, autonome

Minensysteme werden zu lassen.79

28 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

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2.3 Moderne fernverlegbareMinensysteme

Fast alle modernen Minen sind kompatibel zu einer

Reihe von Minenverlegungssystemen, mit denen sie in

großer Stückzahl “fernverlegt” werden können. Bei der

Fernverlegung kommen u.a. Artillerieraketen, Helikopter

bzw. Kampfflugzeuge mit “Dispenserwaffen”

(Abstandswaffen) zum Einsatz. Mindestens sechs

Unternehmen, darunter Daimler Chrysler Aerospace

(Deutschland), MATRA und Thomson CSF (Frankreich)

sowie BAE Systems (früher British Aerospace) sind mit

der Entwicklung und Produktion von Verlegesystemen

beschäftigt. Diese sogenannten “Waffensysteme für

Operationen in der Tiefe” bilden den Schwerpunkt der

laufenden Ausgaben für Forschung und Entwicklung im

Minentechnologiebereich.80

Der Trend hin zu fernverlegbaren Minen ist unter

humanitären Gesichtspunkten in mehrfacher Weise

tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 29

Tabelle 2: Ausgewählte Infanterie-Panzerabwehrwaffen, die mittels Sensortechnologie auch als

Antifahrzeugminen genutzt werden können

Bulgarien,

Tschechische

Republik, Polen,

Rumänien,

Russland

Deutschland

Frankreich

Frankreich

Großbritannien

Schweden

Schweden

Schweiz

Spanien

Tschechische

Republik

In Produktion. Hersteller: Kovrov Mechanical Plant, SRPE Bazalt. Im

Bestand aller ehemaligen Mitgliedsländer des Warschauer Pakts und

vieler Länder in Afrika, Asien und dem Nahen Osten

In Produktion. Hersteller: Dynamit Nobel AG. Zielerkennung funktioniert

über Unterbrechungsdraht. Autonome Abschuß- und Zielvorrichtungen,

ausgelöst durch Sensoren oder Fernsteuerung

In Produktion. Hersteller: Giat Industries. Es gibt zwei Richtminen: Apilas

120A und Apilas APA. Ausgestattet mit AHDs und betrieben mit

Unterbrechungsdrähten. Die Apilas Panzerabwehrwaffe wurde von

Belgien, Finnland, Frankreich, Italien, Jordanien, Südkorea, Saudi-

Arabien, Spanien und vielen anderen Ländern beschafft

Unbekannt

In Produktion. Hersteller: Hunting Engineering. Beschafft von der

britischen Armee, Jordanien, Oman und von anderen Ländern in Übersee

In Produktion. Hersteller: Bofors. Beschafft von der schwedischen Armee,

der US Army, Dänemark, den Niederlanden, Brasilien, Venezuela und

Frankreich

Unbekannt

Unbekannt

In Produktion. Hersteller: Instalaza. Im Bestand der spanischen Armee

und anderer Streitkräfte

Verfügbar. Hersteller: Zeveta Group. Im Bestand ehemaliger

Mitgliedsländer des Warschauer Pakts

Land Panzerabwehrwaffe

RPG-7

Panzerfaust 3

Apilas

AB-92

LAW 80

AT-4

AT-12T

PF 89

C-90

RPG-75

Aktueller Produktionsstand und Einsatz

Quellen: Defense Intelligence Agency (1992): Landmine Warfare – Trends & Projections, December. Jane’s Infantry Weapons 1999-2000, 25. Ausgabe.GICAT (2000): Eurosatory Catalogue. Dynamit Nobel (1996): Panzerfaust 3, Broschüre.

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30 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

besorgniserregend. Die Fernverlegbarkeit von Minen

lässt aus einem ehemals defensiven, taktischen

Waffensystem eine offensive Waffe mit breitem

militärischen Einsatzspektrum werden. Laut UN-

Minenkonvention (CCW) macht die Verwendung von

fernverlegbaren Minen eine Kennzeichnung von

Minenfeldern unmöglich. Auch Militärexperten

betrachten “durch die Artillerie angelegte Minenfelder

als gefährlich, da sowohl das Fehlen einer positiven

Kontrolle über deren Position, als auch der Mangel an

visuellen Markierungssystemen und die große

Wahrscheinlichkeit, dass nicht alle zuständigen

Einheiten deren Standort kennen, letztendlich bedeutet,

dass sie nur wohl überlegt bzw. nur begrenzt eingesetzt

werden sollten. Ein willkürlicher Einsatz dieser

Minenfelder könnte eine größere Gefährdung für

verbündete als auch für feindliche Truppen

darstellen”.81

Das deutsche Verteidigungsministerium betonte in

diesem Zusammenhang, dass die fernverlegbaren

Minen der Bundeswehr nicht gegen Menschen gerichtet

seien, da sie auf offenem Gelände ausgelegt würden

und für jedermann sichtbar seien.82 Tests mit der

deutschen AT-2 Mine zeigten jedoch, dass die Mine

nicht zu erkennen ist, wenn sie auf einem Feld oder

einer Wiese platziert ist. Und selbst auf Sandboden

verlegt, ist sie erst auf eine Entfernung von 15 Metern

auszumachen.83

Mit Dispenserwaffen verlegte Antifahrzeugminen

werden oft als Submunition klassifiziert oder wie zum

Beispiel in Deutschland, auch als “Rollbahnminen”

bezeichnet. In diesem Zusammenhang sind unter

anderem die deutschen “Rollbahnminen” MIFF und

MUSPA zu nennen. Beide Minen werden mittlerweile

von Italien als Antipersonenminen klassifiziert und in

Folge dessen ausgemustert und zerstört.84 Auch die USA

klassifizieren die MUSPA als Antipersonenmine.85

Sowohl MIFF als auch MUSPA können mit den

Dispenserwaffen MW-1, DWS 24, DWS 39, TAURUS 350

A sowie AFDS (Autonomous Free Flight Dispenser)

verlegt werden.86 Weitere potenzielle Verlegesysteme

sind der “Low Altitude Dispenser” und der “Tactical

Munitions Dispenser” SUU-64/65 sowie verschiedene

andere Marschflugkörper und Raketensysteme.87

2.4 Antifahrzeugminen mitSelbstzerstörungs- undSelbstneutralisierungsmechanismus

Selbstzerstörungsmechnismen bewirken nach Ablauf

einer im voraus einprogrammierten Zeitspanne die

Explosion einer Mine. Selbstneutralisierungs-

mechanismen hingegen sollen Minen nach Anlauf einer

bestimmten Frist entschärfen, “so dass sie keine

Bedrohung mehr darstellen.”88

Gelegentlich wird die Auffassung vertreten, dass Minen

mit Selbstzerstörungs- (SD) und/oder Selbstneutral-

isierungsmechanismen (SN) keine langfristige Gefahr

für die Zivilbevölkerung darstellen. Moderne,

“intelligente” Antifahrzeugminen werden des öfteren

mit diesen Mechanismen ausgestattet, allerdings ist die

Mehrzahl der existenten Minentypen nicht damit

ausgerüstet. Demnach liegt die Vermutung nahe, dass

Selbstzerstörungs- bzw.

Selbstneutralisierungsmechanismen in erster Line

entwickelt wurden, um Kampfverbänden die “sichere”

Durchquerung eigener Minenfelder zu ermöglichen und

nicht, um damit eine Gefährdung der Zivilbevölkerung

zu vermeiden.

In verminten Gebieten tragen auch SD- bzw. SN-Minen

zur Verunsicherung und Gefährdung der

Zivilbevölkerung bei. Minen mit Selbstzerstörungs-

mechanismen gefährden Personen allein durch die

Tatsache, dass diese nicht wissen, wann die Mine

explodieren wird. Denn jeder der sich in der Nähe einer

SD-Mine aufhält, setzt sich einer offensichtlichen

Gefährdung aus, sollte diese explodieren. So besteht in

der Regel Unsicherheit darüber, wann Minenfelder

angelegt wurden und wann diese sich selbst zerstören

bzw. wie zuverlässig dieses geschieht. Dies trägt zum

einen zur Gefährdung von Personen bei, verhindert zum

anderen die Landnutzung und gefährdet

möglicherweise sogar Minenräumer. Ähnliches gilt für

Minen mit Selbstneutralisierungsmechanismen, da auch

Tornado Kampfflugzeug bei der Minenverlegung

mit MW-1 Dispenser

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in diesem Falle für Soldaten, Minenräumer und

Zivilisten, die sich einem verminten Gebiet nähern,

nicht festzustellen ist, ob sich die Minen tatsächlich

schon neutralisiert haben oder nicht.

Einige Antifahrzeugminen können so programmiert

werden, dass sie bis zu 127 Tagen “scharf” bleiben,

bevor sie sich selbst neutralisieren wie zum Beispiel die

italienische SB-MV Mine.89 Für ein erhöhtes

Verunsicherungs- bzw. Gefährdungspotential sorgen

zudem zwei weitere Aspekte. Erstens gibt es keine

Garantie für Zivilisten und humanitäre Mienenräumer,

dass die SD- und SN-Minen nicht in Kombination mit

anderen Minen ohne SD/SN-Funktionen verlegt wurden.

Zweitens sind SD- und SN-Minen in erster Linie

fernverlegbare Systeme, wobei Tausende von Minen in

wenigen Minuten aus z.T. großer Höhe verstreut werden.

Diese Methode gerade in Verbindung mit der

“empfindlichen” Elektronik der

Selbstzerstörungssysteme birgt hohe Fehlerquoten

(Blindgängerquoten).90

So wird häufig darauf verwiesen, dass diese gern auch

als “intelligent” bezeichneten Landminen in großer

Anzahl technisch versagen. Die “normale” Fehlerquote

der Selbstzerstörungssysteme wird mit 5 bis 10%

angegeben. Allein angesichts der Menge an Minen, die

in fernverlegbaren Systemen verwendet werden,

bedeutet dies eine beachtliche Anzahl von

Blindgängern. Technisch weniger ausgereifte

Produktionsmethoden können Berichten zufolge sogar

zu Fehlerquoten von bis zu 50% führen,91 wohingegen

Befürworter der SD-/ SN-Systeme von einer

theoretischen Fehlerquote von 1:1000 ausgehen. Dieser

Standardwert wurde auch in das Protokoll II der UN-

Minenkonvention (CCW) übernommen, wobei jedoch

keine Beweise für diesen Wert vorliegen.

Einer Patentschrift zur deutschen AT-2 Mine ist zu

entnehmen, dass das Selbstzerstörungssystem der auch

von Großbritannien und Norwegen beschafften Mine

beschädigt werden kann, wenn die Mine bei der

Verlegung auf eine harte Oberfläche wie Beton (z.B. eine

Straße) oder felsigen Untergrund aufschlägt. Da hierbei

die Elektronik der Mine beschädigt werden kann, versagt

die programmierte Zündung, was die Selbstzerstörung

der Mine auf unbestimmte Zeit verzögern kann.92

Auch Untersuchungen nach Kampfeinsätzen bestätigen

eine hohe Fehlerquote von SD- und SN-Minen. Während

der Operation Desert Storm z.B. wurden 34% aller

Verluste auf Seiten der USA von Landminen verursacht.

Viele davon beim Durchqueren eigener Minenfelder, die

mit “intelligenten”, fernverlegbaren SD-/SN-Minen

bestückt waren.93 Dazu zählen auch die zehn Prozent

der US-Gator Minen, die im Golfkrieg eingesetzt

wurden, sich aber nicht selbst zerstört haben.94 Das

bedeutet, dass auch diese Minen als Folge dessen noch

über Jahre hin funktionsfähig bleiben können. Der

deutsche Minenhersteller TDA (DASA) geht sogar davon

aus, dass als Folge des vermehrten Einsatzes von

fernverlegbaren Waffen zukünftig die Anzahl von

Blindgängern noch erheblich ansteigen wird.95

2.5 Technisch “nachgerüstete”Landminen

Seit einigen Jahren bemühen sich Unternehmen wie

Bofors (Schweden), Dynamit Nobel Graz (Österreich),

Tecnovar (Italien), Thomson CSF-Daimler Chrysler

Aerospace (Frankreich) oder Nea Lindberg (Dänemark)

um die technische “Nachrüstung” älterer

Landminentypen. Dies geschieht in der Regel durch die

Ausrüstung älterer Minentypen mit Aufhebeschutz-

mechanismen und/oder “modernen” Zündern. Auch

Hersteller wie SM Swiss Ammunition Enterprise

Corporation bieten in ähnlicher Weise ein

technologisches “update” existierender Munitions-

systeme, Granaten und Minen an.96 Bofors z.B.

entwickelte zwei Minenzünder, um die Wirkung bzw.

das Auslöseverhalten veralteter Antifahrzeugminen zu

verbessern. Der mechanische M 15-Zünder löst eine

Mine aus, wenn der mit dem Zünder verbundene

Sensordraht bewegt wird, “ähnlich wie bei der

deutschen AT-2 Mine, die von Dynamit Nobel produziert

wird.”97 Der elektronische Minenzünder M 16 hingegen,

reagiert auf Veränderungen des Magnetfelds und ist

über einen Zeitraum von 6 Monaten funktionsfähig.98

Der elektronische Antifahrzeugminenzünder M/88 von

Nea-Lindberg wird von den dänischen Streitkräften bei

der britischen Barmine verwendet. Der M/88 wird als

kostengünstiger Weg angeboten, um nicht-metallische

Minen nachzurüsten, so dass die meisten dieser Minen

allein durch ein darüberfahrendes Fahrzeug ausgelöst

werden können. Ein direkter Kontakt mit dem

Druckzünder einer Mine ist deshalb nicht mehr

tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 31

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32 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

notwendig. Zudem verfügt der M/88 Zünder über eine

eingebaute Aufhebesperre, die so justiert werden kann,

dass sie auf leichte Ziele nicht reagiert. Der

Selbstneutralisierungsmechanismus des M/88 Zünders

deaktiviert eine Mine nach 90 Tagen. Der Zünder wurde

außerdem in Lizenz vom britischen Unternehmen Royal

Ordnance (unter der Bezeichnung RO 150) für den

Export sowie für den inländischen Markt produziert.99

Antifahrzeugminen, die mittels Einbau von “personen-

sensitiven” Aufhebesperren oder Sensoren

nachgerüstet werden, bezeichnet man auch als

“Doppelgänger”-Minen (look-alike). Der Grund hierfür

ist, dass viele dieser “Doppelgänger”-Minen mit ihren

älteren Originalen

rein äußerlich

identisch sind.

Technisch

nachgerüstete Minen

finden vor allem in

Entwicklungsländern

Absatzmärkte und

erhöhen das Risiko

von humanitären

Minenräumeinsätzen.100

ATM 2000 E Antifahrzeugmine

Phot

o: G

IBL

Tabelle 3: Gegenwärtig produzierte “Doppelgänger”-Minen

Frankreich

Italien

Italien

Italien

Italien

Österreich

Schweden

Land

ACPM, HPD,

MACIPE

MATS/2

SB-MV/T

TC/3.6

TC/6

PM 85, PM

3000

FFV 028 RU

UrsprünglicheMine

HPD-F2

MATS/2

SB-MV/AR

TCE/3.6

TCE/6

ATM-2000E

FFV 028 SN

“Doppelgänger-Mine” mitAufhebeschutz

In Produktion. Hersteller: TDA

(Thomson CSF-Daimler Chrysler

Aerospace. Seit 1989 wurden

mehr als 400.000 HPD 2 Minen

ausgeliefert

In Produktion. Hersteller:

Tecnovar

In Produktion, bestellt von

Australien. Hersteller: BPD Difesa

In Produktion. Hersteller:

TECNOVAR, EXTRA (Portugal)

In Produktion. Hersteller:

TECNOVAR, EXTRA (Portugal)

In Produktion. Hersteller: Dynamit

Nobel Wien/Graz und Intertechnik

(Österreich)

In Produktion. Hersteller: BOFORS

Aktueller Status

Magnetzünder, inkl.

Aufhebesperre

Druckzünder, inkl. mögl.

Aufhebesperre

Magnetzünder, inkl.

Aufhebesperre

Druckzünder, inkl. mögl.

Aufhebesperre

Druckzünder, inkl. mögl.

Aufhebesperre

Magnetzünder, inkl.

Aufhebesperre

Magnetzünder, inkl.

Aufhebesperre

Minenfunktion/Art desAufhebeschutzes/”personen-sensitiver” Zünder

Anmerkung: Diese Tabelle gibt nur Beispiele und macht daher keine vollständigen Angaben zu allen Typen von “Doppelgänger-Minen”.

Quellen: UN/DHA Landmine Database 1999, United States Department of State (1998): Hidden Killers. DoD Humanitarian Demining Website Databasehttp://www.demining.brtrc.com/. DoD (1997) International Deminers guide, ORDATA CD-ROM. Jane’s Mines and Mine Clearance 1999-2000.Pionierschule und Fachschule des Heeres für Bautechnik, Minendokumentationszentrum (1993): Minenhandbuch Somalia, München, Mai 1993. DMSMarket Intelligence (1996): Forecast Landmines. Jane’s Mines and Mine Clearance 1997-1998. Defense Intelligence Agency (1992): Landmine Warfare –Trends & Projections. ICBL Landmine Monitor 2000.

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2.6 Länder-Fallstudien

Großbritannien

Landminenpolitik

Das britische Verteidigungsministerium vertritt die

Meinung, dass Antifahrzeugminen nicht gegen

Minenverbote verstoßen. Laut Aussage des

Verteidigungsministers würde Großbritannien diese

Waffen auch weiterhin verwenden, sollten sie für einen

Einsatz benötigt werden.101 Jedoch wurden 4.874

Antifahrzeug-Richtminen des Typs L27 A1 als

Antipersonenminen klassifiziert, da sie mittels

Sensordraht auslösbar sind. Diese Minen wurden

zwischen 1996 und 1997 vom Einsatz zurückgezogen

und vernichtet.102

Im Januar 2000 haben neun Mitgliedsländer des

Ottawa-Abkommens im Rahmen des Standing

Committee of Experts (SCE) on the General Status and

Operation of the Ottawa Convention erneut betont, dass

gemäß der Definitionen und Bestimmungen des

Vertrags Antifahrzeugminen mit Aufhebeschutz-

vorrichtungen, die durch eine unbeabsichtigte Handlung

eines Menschen ausgelöst werden können, verboten

sind. Zur Klärung dieser Frage wurde die Einrichtung

einer inoffiziellen Expertengruppe vorgeschlagen. Allein

die britische Delegation lehnte diesen Vorschlag

öffentlich ab und auch auf der SCE-Conference im Mai

2000 konnte noch kein Konsens über die Einrichtung

einer solchen Expertengruppe erreicht werden. Die

britische Delegation ließ auf dieser Konferenz verlauten,

im Gegensatz zu anderen Mitgliedsländern würde

Großbritannien den Wortlaut des Abkommens anders

verstehen. Unterstützt wurde aber ein Vorschlag des

Internationalen Roten Kreuzes, Anfang 2001 Gespräche

über die Problematik von Antifahrzeugminen mit

Aufhebesperren abzuhalten.

Obwohl Großbritannien die Existenz einiger

hochempfindlicher Aufhebesperren einräumt,

behauptet das britische Verteidigungsministerium,

diese seien nicht in britischen Armeebeständen zu

finden. Im britischen Parlament wurde dazu erklärt:

“...alle britischen Waffensysteme sind auf die

Einhaltung der Bestimmungen des Ottawa-Abkommens

hin überprüft worden. Es gibt keine Waffen- oder

Munitionssysteme in britischen Beständen, die unter

die Ottawa-Definition einer Antipersonenmine fallen.”103

Zudem sei nach Auffassung Großbritanniens der

Versuch problematisch, zwischen einer beabsichtigt und

einer unbeabsichtigt herbeigeführten Explosion einer

Mine unterscheiden zu wollen.104

Unterdessen lagert Großbritannien weiterhin Minen, die

aufgrund ihres Aufhebeschutzes oder der

Empfindlichkeit ihrer Zünder von Personen ausgelöst

werden können. Hierbei handelt es sich um die Barmine

(laut Aussage der Regierung “ist diese Waffe nicht mit

einem Aufhebeschutz ausgestattet, aber eine

Manipulation dieser Mine kann unter bestimmten

Umständen zu ihrer Explosion führen”); die AT-2 (“der

Aufhebeschutz dieser Waffe führt bei absichtlicher und

anhaltender Bewegung der Mine zur Explosion”) und

die Shielder L35 A1 Mine (“diese Waffe hat keinen

Aufhebeschutz, aber die Manipulation der Mine kann

unter bestimmten Umständen zu ihrer Explosion

führen”).105 Die Shielder L35 A1 ist das modernste

britische Minensystem und wurde 1995 für 110

Millionen britische Pfund vom US-Unternehmen Alliant

Techsystems erworben.

Anlass zur Sorge bereiten zudem jene Minen, die das

britische Verteidigungsministerium (MoD) in naher

Zukunft beschaffen will. Geplant ist die Beschaffung der

Richtmine ARGES (Automatic Rocket Guardian with

Electronic Sensor) die auch unter der Bezeichnung

ACEATM (Aimed Controlled Effect Anti-Tank Mine)

bekannt ist. Die britische Regierung bezeichnete den

Aufhebeschutz dieser Waffe als “nicht-tödliches”

System. Demnach würde “eine Manipulation der Mine

lediglich zu deren Abschaltung führen.”106 Das System

wird durch einen akustischen Sensor “geweckt” und

verfügt über ein Zielwahlsystem, während das Abfeuern

der Mine durch einen passiven Infrarotsensor und einen

Lasersensor gesteuert wird.107

Auch die in den USA produzierte Hornet Wide Area

Munition soll in naher Zukunft von Großbritannien

angeschafft werden. Hierbei handelt es sich um eine

von Hand verlegte Flächenverteidigungsmine, die

Fahrzeuge aufspürt, auch wenn diese sich nicht in

direkter Nähe der Mine befinden. Hat die Mine ein

Zielfahrzeug identifiziert, feuert sie eine

Suchzündermunition ab, welche anschließend von oben

ein Projektil auf das Ziel abschießt (top-attack-

Verfahren). Die Hornet Mine verwendet akustische und

seismische Sensoren und kann ein Fahrzeug aus einer

tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 33

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34 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

Entfernung von bis zu 100 Metern angreifen. Laut

britischen MoD soll “ein nicht-tödlicher Aufhebeschutz

die Waffe deaktivieren, wenn sie manipuliert wird.”108

Wie jedoch bereits erwähnt, hat der Hersteller der

Hornet Mine diese kürzlich als technologisch noch nicht

ausgereift beschrieben, verbunden mit der Warnung,

dass es nicht ratsam wäre, ein Hornet-Minenfeld mit

einem kleineren Nutzfahrzeug oder einem PKW zu

überqueren.109

Produktion

Britische Unternehmen sind auch weiterhin gemeinsam

mit anderen europäischen Firmen an der Produktion

oder der Entwicklung von Antifahrzeugminen beteiligt.

Zum Beispiel im Falle der Ajax-APILAS Richtmine

(Manurhin, BAE Systems und Giat) oder der ARGES Mine

(Automatic Rocket Guardian with Electronic Sensor)

einer autonomen Panzerfaust, produziert von einem

Konsortium bestehend aus Giat Industries, Hunting

Engineering, Dynamit Nobel und Honeywell

Regelsysteme. Auch an der Produktion des

Raketenwerfers MLRS (Multiple Launch Rocket System)

sind die britischen Unternehmen BAE Systems und

Hunting Engineering im Rahmen eines europäischen

Firmenkonsortium beteiligt. Mit dem MLRS-Werfer wird

u.a. die deutsche AT-2 Mine verschossen. Den aktuellen

Schwerpunkt der Landminenproduktpalette bilden bei

BAE Systems/Royal Ordnance Defence die LAW 80,

MLRS, die Barmine sowie MINX (Mines In The New

Century).110

Tabelle 4: In Großbritannien hergestellte bzw. von der britischen Armee gelagerte Antifahrzeugminen.

Mk 7 Antifahrzeugmine.

Kann mit Knickzünder (Tilt Rod) verwendet werden

Barmine Antifahrzeugmine. Die Mine hat drei zusätzliche

Zündungsoptionen, darunter den Anti Disturbance

Double Impulse-Zünder (ADDI) (löst die Mine aus, wenn

sie entlang ihrer Längsachse gedreht wird); und den Full

Width Attack Mine Electronic-Zünder (FWAM (E)) mit

seismischem und magnetischem Sensor

AT2 Hohlladungsmine (fernverlegbar). Beinhaltet

integralen Aufhebeschutz. Soll sich nach maximal vier

Tagen selbst zerstören

Shielder (Vehicle Launched Scatterable Mine System L35

A1) Die L35 A1 Minen verfügen über Magnetzünder und

wirken gegen die ganze Fahrzeugbreite. Nach maximal

15 Tagen soll die Selbstzerstörung der Mine erfolgen. Die

Mine enthält keinen integralen Aufhebeschutz, aber der

Magnetzünder bewirkt bei Bewegung der Mine deren

Explosion

Hersteller: BAE Systems/Royal Ordnance

Lagerbestand der britischen Armee: unbekannt. Soll

2000/01 auslaufen

Hersteller: BAE Systems/Royal Ordnance

Lagerbestand der britischen Armee: unbekannt

AT2-Minen werden mit dem MLRS-Raketenwerfer

(Multiple Launch Rocket System) verschossen, welcher

von einem Konsortium europäischer Unternehmen

einschließlich der britischen BAE Systems und Hunting

Engineering hergestellt wird. Lagerbestand der

britischen Armee: Ca. 100.000 (AT2)

Hersteller: Alliant Techsystems (USA), Hersteller des

Minenwerfers: Alvis (GB). Lagerbestand der britischen

Armee: mindestens 63.300 L35A1 Minen

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Produktion und Export

Viele der in der obigen Tabelle aufgeführten deutschen

Minen sind u.a. an Mitgliedsstaaten des Ottawa-

Abkommens geliefert worden. 1997 – vor Inkrafttreten

des Ottawa-Abkommens – exportierte Deutschland 468

AT-2 Raketen nach Norwegen (eine Rakete ist

normalerweise mit 28 AT-2 Minen bestückt, d.h., dass

mindestens 13.104 AT-2 Minen exportiert wurden).112

Schätzungsweise 100.000 AT-2 Minen wurden

außerdem an Großbritannien geliefert. Im November

1999 war Presseberichten zu entnehmen, dass das

deutsche Verteidigungsministerium Griechenland 23

Skorpion Minenwerfer einschließlich 36.000 AT-2 Minen

angeboten hatte. Insgesamt sollen 60 der 300

Skorpion-Systeme der Bundeswehr ausgemustert und

exportiert werden.113

Zwischen 1990-1999 investierte Deutschland gut 2,5

Milliarden DM in die Modernisierung seiner

Minenkampfsysteme, was die Anschaffung von

Antifahrzeugminen mit Aufhebesperre einschließt.114

Beteiligt an diesem Modernisierungsprogramm waren

Unternehmen wie Dynamit Nobel, die Diehl Stiftung,

Rheinmetall und Daimler Chrysler Aerospace sowie eine

Vielzahl anderer Firmen, die z.B. einzelne Komponenten

der Minensysteme fertigen (Honeywell, Krauss Maffei).

Zu den Tochtergesellschaften der genannten

Großunternehmen, die an der Entwicklung und

Herstellung von Antifahrzeugminen und

Minenverlegesystemen beteiligt sind, gehören Junghans

Feinwerktechnik, RTG-Euromunition, Thomson-Dasa

Armaments (TDA), Thomson-Dasa-Wirksysteme (TDW),

Lenkflugköpersysteme GmbH (LFK), die Taurus GmbH,

die Gesellschaft für intelligente Wirksysteme (GIWS)

sowie STN Atlas Elektronik.115

Schrumpfende Verteidigungsbudgets und die

Umstrukturierung der europäischen Waffenindustrie

zwangen viele Firmen dazu, ihre Kapazitäten für

tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 35

Deutschland

Tabelle 5: Deutsche Antifahrzeugminen die unter Verdacht stehen, auch von Personen ausgelöst werden zu

können

AT-2

DM-21

DM-31/

FFV 028

PARM-1

MIFF

MUSPA

Mine

1.200.000

150.000

125.000

10.000

125.000

90.000

Lagerbestand

Aufhebeschutz und Magnetzünder (siehe oben). Steht im Verdacht gegen die Ottawa-

Konvention zu verstoßen

Druckzünder. Auslösung bei 180 bis 350kg

Magnetzünder, der auf die Gegenwart metallischer Gegenstände reagiert. Der Zünder

wirkt “ähnlich wie ein integraler Aufhebeschutz” und ist so beschaffen, dass er auch

auf die Nähe eines Metalldetektors anspricht, was gegen die UN-Minenkonvention

verstößt. Die Mine verstößt laut Hersteller auch gegen die Ottawa-Konvention

Wird durch Druck auf einen faseroptischen Sensordraht aktiviert. Die

Zielunterscheidung der Mine wird als unzuverlässig beschrieben111

Aufhebeschutz und Magnetzünder. Reagiert auch auf Bodenerschütterung. In Italien

als APM klassifiziert. Die Mine steht im Verdacht gegen die Ottawa-Konvention zu

verstoßen

Elektronischer Sensorzünder, der auf Geräusche oder physischen Kontakt reagiert. In

Italien und in den USA als APM klassifiziert. In Italien wurde die Mine vernichtet. Die

Mine steht im Verdacht gegen die Ottawa-Konvention zu verstoßen

Zünder

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Produktion und Entwicklung auf verschiedenen

Gebieten zusammenzulegen. Die MLRS EPG (European

Production Group) z.B. fertigt den MARS/MLRS

Raketenwerfer, mit dem AT-2 Minen verlegt werden

können. An diesem Gemeinschaftsprojekt sind viele

europäische Unternehmen beteiligt. MARS/MLRS wird in

Gemeinschaftslizenz produziert. Zu nennen sind die

Firmen Diehl (Deutschland), Daimler Chrysler Aerospace

(Deutschland), Thyssen Henschel (Deutschland), BPD

Difesa (Italien), Aerospatiale (Frankreich) und Hunting

Engineering (GB), die für die Montage der Sprengköpfe

verantwortlich sind.116 Andere britische Unternehmen,

die sich am MLRS-Projekt beteiligen, sind Marconi, GEC

Avionics, Hughes Microelectronics sowie BAE RO

Defence.117 Eine neue fernlenkbare AT-2 Rakete für den

Raketenwerfer wird zur Zeit entwickelt.

In ähnlicher Weise wird die Richtmine ARGES unter

Zusammenarbeit von Dynamit Nobel (Deutschland),

Honeywell (Deutschland), GIAT (Frankreich) und Hunting

Engineering (GB) produziert. ARGES ist ein autonomes

Waffensystem und wird als eine der modernsten

Richtminen auf dem europäischen Markt bezeichnet.

Die Beschaffungskosten pro Mine liegen bei ungefähr

15.000-20.000 DM. ARGES soll NATO-Standardwaffe

werden und wird voraussichtlich sehr bald ausgeliefert.

Norwegen z.B. erwarb ARGES-Minen für ca. 260

Millionen NOK im Rahmen eines “offset-agreements”,

welches im Dezember 1997 mit Giat Industries

(Frankreich) vereinbart wurde.118

In Deutschland werden auch Submunitionsminen wie

die MIFF (Mine-Flach-Flach) oder die MUSPA (Multi-

Splitter Passiv Aktiv) produziert. Diese modernen

Waffen können schnell und in großer Stückzahl mit

Kampfflugzeugen eingesetzt werden. Beide Minen

werden von Italien als Antipersonenmine klassifiziert;

was im Falle der MUSPA auch für die USA gilt.119 Italien

entschied mittlerweile seine Lagerbestände an MIFF und

MUSPA Minen aufgrund ihrer gegen Menschen

gerichteten Wirkweise zu vernichten.120 Die MUSPA kann

u.a. mit dem MW-1 Minendispenser verlegt werden und

ist für die Zerstörung von, wie es im Militärjargon heißt,

“halbharten” und “weichen” Zielen vorgesehen. Die

MUSPA hat ein passives Sensorensystem, dass auf

Geräusche oder physischen Kontakt reagiert.121 Die MIFF

wurde ebenfalls für den Einsatz mit MW-1 entwickelt.

Der Zündungsmechanismus dieser Mine wird aktiviert,

wenn die Mine aus dem Verlegesystem

herausgeschleudert wird. Der Hauptsensor der Mine

reagiert auf Geräusche. Zudem verfügt die MIFF über

eine integrale Aufhebesperre.122

Mehrere Staaten planen derzeit den Ankauf von

fernverlegbaren Antifahrzeugminensystemen, darunter

Griechenland, die Niederlande und Spanien. Zudem

wirbt die Rüstungsindustrie für diese Systeme in

Ländern wie Indien, Saudi-Arabien, Südkorea und

Taiwan.123 Griechenland bestellte 1998 den

Minendispenser AFDS (Autonomous Freeflight Dispenser

System) von Daimler Chrysler Aerospace/Conventional

Munitions Sytems (CMS), um seine Jagdflugzeuge A-7

Corsair, F-4 Phantom und das F-16 damit auszurüsten.124

Australien plant die Anschaffung des Taurus 350A

Verlegesystems für Submunitionen.125 Eine weitere

deutsche Neuentwicklung ist die SMArt-D (AM), eine

sensorgezündete, gegen ”Material” gerichtete Splitter-

Submunition, produziert von GIWS (Diehl/

Rheinmetall).126 Das deutsche Verteidigungs-

ministerium bestritt jedoch kürzlich in einem Schreiben

an den Deutschen Initiativkreis für das Verbot von

Landminen die Existenz dieses fernverlegbaren (Minen-)

Munitionssystems.127

Obwohl sich Politiker mehrerer Parteien in Deutschland

für das Verbot von Antifahrzeugminen aussprechen, gibt

es in dieser Frage zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine

übereinstimmende Haltung innerhalb der

Regierungskoalition. Ihre Politik wird in diesem

Zusammenhang von der Position des Verteidigungs-

ministeriums bestimmt, welches Antifahrzeugminen im

Hinblick auf eine Reduzierung der Truppenstärke der

Bundeswehr für unverzichtbar hält.128

36 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

ARGES Richtmine

Phot

o: G

IBL

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Die Vereinigten Staaten von Amerika

Die meisten US-Antifahrzeugminen sind mit

Aufhebesperren und/oder magnetischen Zündern

ausgestattet und in mindestens 15 afrikanische und

asiatische Länder exportiert worden.129Fernverlegbare

Antifahrzeugminen wie die Gator Mine wurden im

Zweiten Golfkrieg eingesetzt.130

Das US-Verteidigungsministerium investierte zwischen

1983 und 1992 1,68 Milliarden Dollar in fernverlegbare

Landminensysteme, darunter Kombinationen aus

Antifahrzeug- und Antipersonenminen. Zu den an

diesem Beschaffungsprogramm beteiligten US-

Unternehmen zählen: Hughes Aircraft, Alliant

Techsystems (ATK erhielt zwischen 1985 und 1995

Aufträge zur Minenproduktion im Wert von 336

Millionen Dollar), Accudyne Corp (Tochtergesellschaft

von ATK in Wisconsin, erhielt über den selben Zeitraum

ähnliche Aufträge im Wert von 150 Millionen Dollar),

sowie Lockheed Martin (erhielt zwischen 1985 und

1990 Aufträge zur Minenproduktion im Wert von

52.444.000 Dollar).131

Präsident Clinton kündigte am 16. Mai 1996 an, eine

Unterzeichnung des Ottawa-Abkommens durch die USA

würde von der Entwicklung alternativer

Antipersonenminen abhängen. Der Staatssekretär im

Verteidigungsministerium für Rüstungsbeschaffung und

Technologie wurde angewiesen, erhebliche

Anstrengungen zu unternehmen, um wirksame

alternative Antipersonenminensysteme zu entwickeln.

In diesem Zusammenhang wurde der Projektleiter des

Programms Mines, Countermines and Demolitions

beauftragt, einen Dreistufen-Plan (Three Track

Approach) für die Entwicklung von alternativen

Antipersonenminen auszuarbeiten.

Erstaunlicherweise beginnt diese Suche nach

Alternativwaffen (Stufe 1) mit der Entwicklung von neuen

Minensystemen, die Antipersonenminen enthalten, was

einen klaren Verstoß gegen das Ottawa-Abkommen

darstellen würde. Stufe 2 strebt einen zukünftigen und

ausschließlichen Einsatz von Antifahrzeugminen an, von

denen aber viele aufgrund ihrer möglichen Sensitivität

gegenüber Personen bedenklich erscheinen. Auf die in

Stufe 3 entwickelten Alternativen zu Antipersonenminen

wird zu einem späteren Zeitpunkt in Kapitel 3 dieser

Studie eingegangen.

tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 37

M15

M19

M21

M24 Richtmine

M56

M70 (RAAM)

M75 GEMSS

M-76/M-73

BLU-91-B Gator

XM-78 MOPMS

BLU-91 Volcano

BLU-101

M2/M4 Selectable Lightweight Attack Munition

Mine

Druckzünder und Aufhebeschutz (AHD)

Druckzünder und Aufhebeschutz (AHD)

Knickzünder (Tilt Rod) und Aufhebeschutz (AHD)

Aufhebeschutz (AHD) und Zünder mit Sensordraht

Fernverlegbar, Druckzünder und Aufhebeschutz (AHD)

Fernverlegbar, magnetischer Zünder, Aufhebeschutz (AHD) möglich.

Wenn die Mine ‘scharf’ ist, ist es gefährlich diese zu berühren

Magnetischer Zünder. M75 wurde ersetzt durch BLU-91 Volcano

Fernverlegbar, magnetischer Zünder und Aufhebeschutz (AHD)

Fernverlegbar, magnetischer Zünder, Aufhebeschutz (AHD) möglich.

Wenn die Mine ‘scharf’ ist, ist es gefährlich diese zu berühren

Fernverlegbar, magnetischer Zünder und Aufhebeschutz (AHD)

Fernverlegbar, magnetischer Zünder

Fernverlegbar, akustischer und Infrarot-Sensor sowie

Aufhebeschutz (AHD)

Infrarot-Sensor

Zündmechanismen

Quellen: School of Advanced Military Studies, U.S: Army Command and General Staff College, Fort Leavenworth, Kansas (1988): Rethinking FASCAM –Principles for the use of Artillery Delivered Mines. ICBL (2000): Landmine Monitor Report.

Tabelle 6: US- Antifahrzeugminen die unter Verdacht stehen, auch von Personen ausgelöst werden zu können

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Aktuellen Angaben des Pentagons zu Folge, sollen bis

zum Haushaltsjahr 2005 über 300 Millionen US-Dollar

für Forschung und Entwicklung und 500 Millionen US-

Dollar für die Beschaffung von alternativen

Antipersonenminen ausgegeben werden. Der Großteil

dieser Summe (ca. 620 Millionen US-Dollar) soll für

Alternative Minen ohne Selbstzerstörungsfunktion

sowie das System RADAM ausgegeben werden. Ein

System, in welchem fünf Antipersonenminen und sieben

Antifahrzeugminen in einem einzigen Projektil integriert

sind. Zudem ist geplant, alternative, “handverlegbare

Systeme ohne Selbstzerstörungsfunktion zu entwickeln,

...die Einsatzaufgaben übernehmen sollen, die zuvor

von M14 und M16 Antipersonenminen (ohne

Selbstzerstörungsfunktion) erfüllt wurden.”132

Diese alternativen Systeme sollen angeblich bereits

existenten Antipersonenminen (z.B. M16) ähnlich sein,

sind aber mit einem veränderten Sensor/Zünder und

einer Kontrolleinheit ausgestattet, die aktiviert wird,

sobald die Sensorelektronik ein anvisiertes Zielobjekt

als “feindlich” klassifiziert. Der Prototyp dieses Systems

verfügt über eine Option, die eine automatische

Opferaktivierung ermöglicht, und damit eindeutig gegen

das Ottawa-Abkommens verstößt. Im Rahmen dieses

Programms wurden im Oktober 1999 die Tests am

Prototyp hastig vorangetrieben, wobei eine

Entscheidung über die Produktion Ende 2002 gefällt

werden soll. Das Pentagon plant zwischen den

Haushaltsjahren 2002 und 2005 die Anschaffung von

523.000 dieser Minen.133 In bezug auf die RADAM Minen

wird aber eingeräumt, dass diese “technisch gesehen

nicht die Bedingungen [des Ottawa-Abkommens]

erfüllen”. Die Gesamtkosten des Programms wurden auf

150 Millionen Dollar geschätzt, was die Beschaffung

von 337.000 Systemen bis zum Haushaltsjahr 2004

einschließt.134 Eine Entscheidung über die Anschaffung

wird für Anfang 2001 erwartet, die Stationierung der

Waffen für Anfang 2002.135

2.7 Exporte in von Minen betroffene Länder

Europäische Unterzeichnerstaaten des Ottawa-

Abkommens sind nach wie vor an Entwicklung,

Produktion und Export von modernen

Antifahrzeugminen beteiligt, was auch Exporte in

Entwicklungsländer einschließt. Die österreichische

ATM 2000 E Mine, hergestellt von Dynamit Nobel

Wien/Graz und Intertechnik, wurde zum Beispiel an

Mosambik geliefert.136 Dynamit Nobel Wien/Graz

betreibt außerdem den Export der ungarischen HAK-1

Antifahrzeugmine “nach Übersee”.137 Diese Mine

verfügt, genau wie die ATM 2000 E Mine, über einen

Aufhebeschutz und einen Magnetzünder.

Antifahrzeugminen werden häufig in Lizenz produziert

bzw. kopiert. Ägypten produziert z.B. mindestens 12

AVM-Typen, darunter lizenzierte Versionen oder fast

identische Reproduktionen von US-amerikanischen,

italienischen und russischen Minentypen. In Ägypten

produzierte Minen wurden bekanntlich in Afghanistan,

Angola, Äthiopien, Eritrea, dem Irak, Nicaragua, Ruanda

und Somalia eingesetzt.138 Russische Antifahrzeugminen

wurden in fast jedem von Minen betroffenen Land

gefunden bzw. dort eingesetzt. Die russische TM-62

Mine ist angeblich in großer Anzahl in Angola sowie in

25 weiteren Ländern im Einsatz. Auch jugoslawische

Antifahrzeugminen der TMA-Serie werden in Angola und

Namibia eingesetzt. Gegenwärtig bieten einige

osteuropäische Unternehmen moderne

Antifahrzeugminen für den Export an, so zum Beispiel

die bulgarischen Firmen IMS und Dunarit.139

Verteidigungsexperten gehen davon aus, dass Minen

nach wie vor “sehr vielversprechende Exportgüter

[sind]”, denn “... Minen sind die Waffen der armen

Länder.”140 (siehe auch Anhang II)

2.8 Humanitäre Auswirkungen vonAntifahrzeugminen

Antifahrzeugminen können eine erhebliche

Bedrohung für die Zivilbevölkerung darstellen und

die Entwicklung und Mobilität einer ganzen Region

behindern. In Mosambik schnitt eine einzige

Antifahrzeugmine, die auf einer Verbindungsstraße

verlegt worden war, zwei Bezirkshauptstädte

(Milange und Morrumbala) über 10 Jahre lang vom

Rest der Welt ab.141

In den vorangegangenen Kapiteln befasste sich diese

Studie mit technischen Aspekten von

Antifahrzeugminen und den daraus resultierenden

Bedenken. Diese Bedenken werden durch Berichte von

Nichtregierungsorganisationen, darunter auch

38 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

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Minenräumorganisationen, verstärkt bzw. bestätigt.

Demnach verursachen Antifahrzeugminen Minenunfälle

bei denen Zivilisten getötet oder verletzt werden. Zudem

versperren diese Minen den Zugang zu verarmten

Regionen, und verursachen weitreichende

sozioökonomische Probleme in verminten Gebieten.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz

(International Committee of the Red Cross) berichtete,

dass der Einsatz von Antifahrzeugminen zu einem

enormen Anstieg der Kosten bei der Versorgung von

Opfern in Krisenregionen führen kann. Müssen

Versorgungsgüter aufgrund des Einsatzes von

Antifahrzeugminen auf den Verkehrswegen per Flugzeug

ausgeliefert werden, können die Transportkosten um

das 25fache steigen.142 (Ausführliche Informationen

über Minenunfälle verursacht durch Antifahrzeugminen

werden im Internet bereitgestellt: www.landmine.de).

Welche Auswirkungen der Einsatz von

Antifahrzeugminen in von Minen betroffenen Ländern

hat, soll im folgenden an Hand einiger Beispiele

verdeutlicht werden, die allerdings kein vollständiges

Abbild der Problematik liefern.

Afghanistan

Seit 1991 wurden über 400.000 Menschen in

Afghanistan von Landminen getötet oder verstümmelt.

Ein Bericht des Comprehensive Disabled Afghans

Programme (CDAP) zeigt, dass 800.000 Menschen oder

4% der afghanischen Bevölkerung an Behinderungen

leiden, wobei diese in 210.000 Fällen durch Landminen

verursacht wurden.143

Die Vereinten Nationen bestätigen, dass Landminen

erhebliche Infrastrukturschäden verursachen. So

wurden von den Kriegsparteien im Verlauf des

Afghanistan-Krieges Straßen und Verkehrswege häufig

zum Schutz der eigenen Truppen bzw. zur Verhinderung

der Mobilität feindlicher Truppen vermint. Diese

Verminung führte auch zu Behinderungen und

Beschränkungen des öffentlichen Verkehrs und

erschwerte in fast allen Regionen des Landes die

Auslieferung von Versorgungsgütern. Preisanstiege, die

sich negativ auf die lokalen Wirtschaftszonen

auswirkten, waren die Folge. Darüber hinaus zeigen

Daten des MAPA (Mine Action Programme for

Afghanistan), dass rund 14.000 private und öffentliche

Fahrzeuge in einem Gesamtwert von ca. 211 Millionen

Dollar (durchschnittlicher Preis pro Fahrzeug 15.000

Dollar) in Afghanistan von Landminen zerstört

wurden.144

Zudem stiegen die Transport- und Konsumgüterkosten

aufgrund der Notwendigkeit, gefährliche, schwierige

und vor allem längere Verkehrswege (Umwege) zu

benutzen, was auch einen Zeit- und damit

Produktivitätsverlust bedeutete. Der MAPA Bericht zeigt

schließlich, dass gestiegene Transportkosten und

längere Reisezeiten zu einem jährlichen Verlust von 26

Millionen US-Dollar für die afghanische Wirtschaft

geführt haben. Verminte Straßen blieben im

Durchschnitt über neun Jahre unbenutzbar und werden

zudem als einer der Hauptfaktoren für den Anstieg der

Rohstoffpreise angesehen.145

Dezember 2000

Mindestens 25 Menschen wurden bei der Explosion

einer Landmine im Nordosten Afghanistans getötet.

Berichten zufolge befanden sich bei der Explosion,

bei der zwei Fahrzeuge in der Provinz Takhar zerstört

wurden, zumeist Frauen und Kinder unter den

Opfern.146

Oktober 1998

Durch eine einzige Antifahrzeugmine wurde eine

Hochzeitsgesellschaft fast vollständig ausgelöscht.

Die Straße, auf der der Zwischenfall passierte, war

nicht gepflastert und wird für den örtlichen

Nahverkehr genutzt. Der Bus fuhr auf dem

Straßenrand, etwa einen Meter neben der Fahrbahn,

als er eine Antifahrzeugmine auslöste. 41 Menschen

wurden getötet, 39 wurden verletzt.147

Angola

Es wird vermutet, dass jede fünfte in Angola verlegte

Landmine eine Antifahrzeugmine ist.148 Seit

Wiederaufflammen des Bürgerkriegs im Jahr 1998 hat

sich die Zahl der von Antifahrzeugminen verursachten

Zwischenfälle dramatisch erhöht. Minen, die auf

Verkehrswegen verlegt werden, stellen eine enorme

Behinderung der Mobilität innerhalb des Landes dar.

UNO und Nichtregierungsorganisationen berichten,

dass die UNITA Antipersonen- und Antifahrzeugminen

einsetzt, um Regierungstruppen daran zu hindern, in

die von der UNITA kontrollierten Gebiete vorzudringen.

tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 39

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Außerdem wird damit auch das Ziel verfolgt, die

Bewegungsfreiheit der Zivilbevölkerung

einzuschränken. So verhindert die Verminung das

Verlassen der UNITA-kontrollierten Gebiete bzw. macht

das Verlassen der von den Regierungstruppen

kontrollierten Städte unmöglich. Zudem setzte die

UNITA Landminen ein, um die Kultivierung von

Landflächen zu verhindern und um “feindlich”

gesinnten Teilen der Bevölkerung den Zugang zur

Wasserversorgung und zu anderen notwendigen

Versorgungsgütern zu versperren.149 Vorzugsweise, so

wird berichtet, setzt die UNITA Minen mit

Aufhebesperren ein, welche zudem willkürlich und

unmarkiert verlegt werden.150

Im November 2000 berichtete das National Institute for

the Removal of Obstacles and Explosive Devices

(INAROEE) über 2.617 existente Minenfelder in Angola.

In den ersten sechs Monaten des Jahres 2000

registrierte INAROEE 204 Minenunfälle in Angola mit

100 Toten und weiteren 327 Verletzten. Von diesen 427

Minenopfern waren 327 Zivilisten, wobei die Mehrzahl

der von Minen getöteten oder verwundeten Opfern

(251) Insassen von Fahrzeugen waren.151 Allein in der

Stadt Luena, so die deutsche Hilfsorganisation Medico

International, fielen – zwischen April 1998 und

September 1999 – 59 Menschen Antifahrzeugminen

zum Opfer.152

Februar 2000

Ein LKW fährt auf eine Antifahrzeugmine. 10

Menschen werden getötet, weitere 18 werden schwer

verletzt.153

April 2000

38 Menschen werden getötet, als ihr Fahrzeug auf

eine Antifahrzeugmine fährt.154

Mai 2000

Bei einem Unfall mit einer Antifahrzeugmine werden

mindestens 10 Menschen getötet und weitere 21

schwer verletzt.155

Bosnien

Laut UN-Angaben wurden bis 1998 15% aller

Minenunfälle in Bosnien durch Antifahrzeugminen

verursacht.156 Die bosnische Regierung berichtete, es

gäbe 18.293 vermutlich bzw. tatsächlich verminte

Gebiete (Stand 1. Februar 2000), wobei davon

ausgegangen wird, daß es sich in Bosnien bei jeder

sechsten verlegten Mine um eine Antifahrzeugmine

handelt. Minenfelder in Bosnien und Herzegowina

wurden im allgemeinen nicht gekennzeichnet.157

Dezember 1999

Drei Bosnier werden bei der Explosion einer

Antifahrzeugmine in Sarajevo getötet und fünf

weitere verwundet.158

Juni 2000

Zwei Minenexperten werden während eines

Minenräumeinsatzes durch die Explosion einer

Antifahrzeugmine getötet.159

Burundi

Im Jahre 1997 äußerte sich die UNO besorgt über eine

wachsende Bedrohung durch Antifahrzeugminen in

Burundi. Antifahrzeugminen, so die UNO, würden zu

einem “wachsenden Problem auf Burundis

Hauptstraßen werden.”160 Zwischen 1996 und 1998

hätte es 112 Minenzwischenfälle mit 364 Opfern

40 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

Durch Antifahrzeugmine zerstörter LKW in Angola

Phot

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ton,

MAG

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tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 41

gegeben, wobei die Hälfte der Opfer getötet worden sei.

Siebzig Prozent der Zwischenfälle standen im

Zusammenhang mit dem Einsatz von

Antifahrzeugminen.161

März 1997

Drei Menschen sterben und vermutlich 10 weitere

werden verletzt, als in der Hauptstadt Burundis zwei

Antifahrzeugminen explodieren. Gerade zwei Wochen

zuvor starben an gleicher Stelle sieben Menschen bei

ähnlichen Explosionen.162

Juni 1997

Eine Antifahrzeugmine explodiert in Gihanga und

tötet acht Soldaten und vier Zivilisten in einem

Kleintransporter.163

Region Äthiopien/Eritrea

In Äthiopien sind vermutlich 20% aller verlegten Minen

Antifahrzeugminen.164 Es wird berichtet, das große

Flächen Ackerland vermutlich brach liegen werden, bis

alle Minen geräumt sind. Betroffen davon sind Flächen

in den Regionen Badme, Gemhalo, Adiwala, Shebedina,

Galwdeos, Mentebetelb und Adameyti, wo insgesamt

über 15.000 Hektar Ackerland als Folge der Verminung,

darunter auch Antifahrzeugminen, nicht genutzt werden

können.165 Während des 19-monatigen Grenzkrieges

zwischen Äthiopien und Eritrea wurden auf beiden

Seiten Landminen verlegt. Diese verminten Gebiete sind

gegenwärtig nicht gekennzeichnet und kartographiert.166

Zudem wird regelmäßig über Unfälle mit

Antifahrzeugminen entlang der Grenze zu Kenia und der

Bahnlinie Djibouti-Äthiopien berichtet, wobei im Jahr

2000 in mindestens drei Fällen sowohl Güterzüge als

auch Personenzüge entgleisten.167

In der “Somali National Region” zerstörte eine Mine

einen der zwei funktionstüchtigen Krankenwagen der

Region, wobei der Fahrer schwer verletzt wurde. Ein

einheimischer Arzt wurde bei einem Minenzwischenfall

in Qabridahari getötet. Ebenso wurden eine

Krankenschwester und ein Fahrer, beide Mitarbeiter

einer landesweiten Initiative zur Polio-Impfung, von

einer Mine getötet.168

Kenia

Auch aus Kenia liegen zahlreiche Unfallberichte vor, wo

z.B. in Moyale an der Grenze zu Äthiopien Fahrzeuge

von Antifahrzeugminen zerstört und mehrere Menschen

getötet wurden. Für das Jahr 2000 bestätigte die Polizei

von Nairobi eine Reihe von Zwischenfällen, bei denen

Fahrzeuge in diesem Grenzgebiet auf Antifahrzeug-

minen gefahren seien. Am 22. März 2000 wurden 14

Zivilisten getötet und vier verwundet, als ihre Fahrzeuge

in Dugo, zwei Meilen nördlich von Moyale,

Antifahrzeugminen auslösten.169

“Dieses Dorf wurde nur mit Hilfe von Eseln gerettet,

sonst wären wir verhungert. Die Straße nach Moyale

war einen Monat lang gesperrt und auch nachdem sie

wieder als sicher galt, wollten nur wenige

Fahrzeugbesitzer das Risiko auf sich nehmen, von

einer Landmine in die Luft gejagt zu werden. Alle

Nahrungsmittel die wir benötigen kommen aus

Moyale. Wir sind an Banditen gewöhnt, und die

Regierung stellt uns bewaffneten Begleitschutz zur

Verfügung, aber diese fremdartigen Sprengkörper sind

extrem gefährlich, sogar der Begleitschutz kann uns

nicht vor ihnen schützen. Wir haben große Angst”.170

Kosovo

Während ihres Rückzugs im Jahre 1999 setzten die

jugoslawische Armee und andere Sicherheitskräfte

Antifahrzeug- und Antipersonenminen ein. Vermint

wurden Gebiete rund um zivile Zentren sowie in großem

Umfang entlang der Grenzen zu Albanien und

Mazedonien. Nach Angaben des UN Mine Action

Co-ordination Centre wurden nach dem Rückzug der

jugoslawischen Truppen zwischen Juni 1999 und Mai

2000 insgesamt 7.232 Minen (3.448

Antipersonenminen und 3.784 Antifahrzeugminen)

geräumt.171 Im selben Zeitraum wurden im Kosovo acht

Menschen von Antifahrzeugminen getötet und 15

verletzt.172

Senegal

Laut einer kürzlich von Handicap International

durchgeführten Untersuchung über 433 Minenunfälle in

Casamance (Senegal), befand sich die Mehrheit der

Opfer zum Zeitpunkt des Unfalls weit von ihrem

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Wohnort entfernt (76%), wobei 70% der Unfälle in

bewohnten Gebieten passierten. In 67% der Fälle

befanden sich die Opfer in einem Fahrzeug. 61% der

Unfälle wurden von Antifahrzeugminen verursacht. Bei

fast 18% der Opfer musste eine Amputation

durchgeführt werden und 22% der Unfallbeteiligten

wurden getötet.173

Sudan

Berichten zufolge werden im Sudan Antifahrzeugminen

häufig gemeinsam mit Granaten, Raketen und anderen

Sprengkörpern zu Sprengfallen so “umgebaut”, dass

diese auch von Personen ausgelöst bzw. mit

Antipersonenminen gezündet werden können.174 Diese

Methode wird als allgemein üblich beschrieben, um das

Tötungspotential einer Sprengladung zu steigern und

findet auch in anderen Ländern Anwendung.

Lastwagenfahrer berichteten, dass alle Straßen des

Landes in großem Umfang vermint seien. Lediglich ein

Verkehrsweg in Richtung Eritrea im Inneren des Sudans

sei noch passierbar. Warnschilder würde es auf den

verminten Straßen nicht geben.175

“Im sudanesischen Krieg haben wir gelernt, daß es

keinen Unterschied zwischen einer

Antipersonenmine und einer Antifahrzeugmine gibt.

Der einzige von den Herstellern angedachte

Unterschied bestand in der Menge des Sprengstoffs

und einer (Zünder-)Feder, die auf unterschiedlichen

Auslösedruck eingestellt werden kann. Dies ist

jedoch nicht länger der Fall, da mit Hilfe von

Improvisationstechniken Antifahrzeugminen,

Granaten, Geschosse und Raketen quasi in

Antipersonenminen verwandelt werden können, was

viele Opfer unter den Menschen gefordert hat”.176

9 Jane‘s Information Group (1995): Trends in Land Mine Warfare.Niederländisches Verteidigungsministerium (1998): Dieniederländischen Streitkräfte und Antipanzerminen, Notiz, Juni1998 (Übersetzung aus dem Niederländischen). Interviews mitAVM-Herstellern, Militärexperten undMinenentschärfungsspezialisten bei Eurosatory 2000, LeBorget/Paris (i.e. Intertechnik AG, Dynamit Nobel Wien, PearsonEngineering, British EOD Experten). Will Fowler (1995): Minewarfare, in: Asian Defence Journal, Nr. 2. Mines Advisory Group(1997): Definitions and Anti-Handling Devices.

10 Mines Advisory Group (1997): Definitions and Anti-HandlingDevices.

11 Departments of the Army, The Navy and the Air Force (1971):Foreign Mine Warfare Equipment, 15. Juli.

12 Honeywell (1987): Patentnummer 3545289.13 Niederländisches Verteidigungsministerium (1998): Die

niederländischen Streitkräfte und Antipanzerminen, Notiz, Juni1998. ”Soweit eine AVM durch eine Aufhebesperre geschützt ist,befindet sich jede Person in Gefahr, die sich der Mine nähert.Selbstverständlich gilt dies auch für Zivilisten, die zufällig die Mineberühren” (Übersetzung aus dem Niederländischen).

14 Z.B. Interview mit dem deutschen EOD Spezialisten Frank Masche(ehemals GERBERA).

15 Jane‘s Information Group (1995): Trends in Land Mine Warfare.16 DoD Humanitarian Demining Website Database

http://www.demining.brtrc.com/. DoD (1997) Int. Deminers guideORDATA CD-ROM, Jane’s Mines and Mine Clearance 1999-2000,Jane’s Mines and Mine Clearance 1997-1998. Jane‘s Mines andMine Clearance 1996-1997. Küchenmeister/Nassauer (1995): GuteMine zum bösen Spiel. DoD(1995): Mine facts CD-ROM. Ministerratder DDR (1988): Pionierkampfmittel der NATO- und französischenLandstreitkräfte. ICBL (2000): Landmine Monitor 2000. ForecastInternational (1998): Ordnance & Munitions Forecast – Landmine(Europe), March. GICAT (1994): Catalogue Materiels Francais DeDefense Terrestre. Diverse Firmenprofile, die beiWaffenausstellungen präsentiert wurden. Canadian Forces (1999):CF Mine Awareness Database 99.

17 Cedric Sloan (1986): Mines – an appraisal, in: Military Technology,Nr. 3.

18 Jane‘s Mines and Mine Clearance 1997-98, Online-Ausgabe.19 Hansard, 5. Mai 1999, COL. 37920 Major Rudi Stampfer (1981): Minen, in: Soldat und Technik, Nr. 2.21 Jane‘s Mines and Mine Clearance 1996-1997, First Edition.

Wehrtechnik (1983), November, S. 33.22 Jane’s Mines and Mine Clearance 1999-2000, Fourth Edition.23 Ministerrat der DDR (1988): Pionierkampfmittel der NATO- und

französischen Landstreitkräfte, K 052/3/001. Canadian Forces(1999): CF Mine Awareness Database 99.

24 Canadian Forces (1999): CF Mine Awareness Database 99.25 ebd.26 Küchenmeister/Nassauer (1995): Gute Mine zum bösen Spiel,

KOMZI-Verlag.27 ebd.28 ebd.29 Italian Law No. 374 (1997): Rules for the Ban of Anti-Personnel

Mines, 29. Oktober. Laut inoffiziellen Angaben des AT-2 HerstellersDynamit Nobel “hätte die AT-2 keine Probleme mit dem Ottawa-Abkommen, wenn der Aufhebeschutz entfernt würde”.

30 TAZ, 3. November 1999, S.1.31 Jane’s Mines and Mine Clearance 1999-2000.32 ebd.33 ebd.34 U.S. Department of Defense (1997): International Deminers guide

ORDATA CD-ROM. Jane‘s Mines and Mine Clearance 1999-2000.35 Mines Advisory Group (1997): Definitions and Anti-Handling

Devices.

42 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

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36 US Departments of the Army, The Navy and the Air Force (1971):Foreign Mine Warfare Equipment, 15. Juli.

37 Informationen durch das DIAZ (Dokumentations-, Informations- undAusbildungszentrum für Landminen).

38 Cedric Sloan (1986): Mines – an appraisal, in: Military Technology,Nr. 3.

39 ICBL (2000): Landmine Monitor Report – Tschechische Republik.40 Mines Advisory Group (1997): Definitions and Anti-Handling

Devices.41 U.S. Department of Defense (1995): Mine facts CD-ROM. Canadian

Forces (1999): CF Mine Awareness Database 99.42 Mines Advisory Group (1997): Definitions and Anti-Handling

Devices.43 Küchenmeister/Nassauer (1995): Gute Mine zum bösen Spiel,

KOMZI-Verlag.44 Cedric Sloan (1986): Mines – an appraisal, in: Military Technology,

Nr. 3.45 Mines Advisory Group (1997): Definitions and Anti-Handling

Devices.46 ebd.47 ebd.48 Jane‘s Defence Weekly, 4. September 1996.49 ebd.50 ICBL (2000): Landmine Monitor Report – Großbritannien.51 Jane‘s Mines and Mine Clearance 1999-2000.52 U.S. Department of Defense (1995): Mine facts CD-ROM. ICBL

(2000): Landmine Monitor Report – Frankreich.53 Canadian Forces (1999): CF Mine Awareness Database 99.54 Patent DE 3339066, 1985. Diehl Gmbh & Co (1985), Patent DE

3338936.55 Mines Advisory Group (1997): Definitions and Anti-Handling

Devices.56 Honeywell (1986): Patent US 4580497.57 Jane’s Mines and Mine Clearance 1999-2000, Fourth Edition.

Departments of the Army, The Navy and the Air Force (1971):Foreign Mine Warfare equipment, 15. Juli. Mary Foster (1999):Mines and mine-like weapons in Canada, Hintergrundbericht,Dezember 1999.

58 Jane’s Mines and Mine Clearance (2000). Canadian Forces (1999):CF Mine Awareness Database 99.

59 Canadian Forces (1999): CF Mine Awareness Database 99.60 ebd.61 Jane’s Mines and Mine Clearance 1999-2000.62 Canadian Forces (1999): CF Mine Awareness Database 99.63 Colonel E.S. Fitch, Director of Military Engineering, NDHQ (1998):

Schreiben an Mines Action Canada, 24. August.64 Canadian Forces (1999): CF Mine Awareness Database 99.65 Mary Foster (1999): Mines and mine-like weapons in Canada,

Hintergrundbericht, Dezember. 66 ebd.67 Canadian Forces (1999): CF Mine Awareness Database 99.68 Mary Foster (1999): Mines and mine-like weapons in Canada,

Hintergrundbericht, Dezember.69 Dynamit Nobel (2001): Sperren ohne Landminen, Februar 200170 Jane’s Mines and Mine Clearance 1997-1998.71 Canadian Forces (1999): CF Mine Awareness Database 99.72 DoD Humanitarian Demining Website Database

http://www.demining.brtrc.com/. DoD (1997): Int. Deminers guideORDATA CD-ROM. Jane’s Mines and Mine Clearance 1999-2000.Jane’s Mines and Mine Clearance 1997-1998. Jane’s Mines andMine Clearance 1996-1997. Küchenmeister/Nassauer (1995): GuteMine zum bösen Spiel, KOMZI-Verlag. DoD (1995): Mine facts CD-ROM. Ministerrat der DDR (1988): Pionierkampfmittel der NATO-und französischen Landstreitkräfte. ICBL (2000): Landmine Monitor2000. Forecast International (1998): Ordnance & MunitionsForecast – Landmine (Europe), March. GICAT (1994): CatalogueMateriels Français de Defense Terrestre. Gruppe Rüstung (1997):

Schreiben an Jan Kriesemer, Schweizer Fernsehen DRS, 18.Dezember 1997. Mary Foster (1999): Mines and mine-like weaponsin Canada, Hintergrundbericht und Abhandlung, Dezember.Canadian Forces (1999): CF Mine Awareness Database 99.

73 Dynamit Nobel (1995): Patent DE 4342328 A1.74 MBB (1978): Patent DE 2262366. Diehl (1994): Patent DE 3817266,

Submunitionsmine.75 Mine zur Flächensperrung, fernverlegt mit MARS/MLRS, SKORPION

Minenverleger oder handverlegt. Anschaffung wurde aufgrund vonBudgetproblemen abgebrochen.

76 Soldat und Technik (1996), Nr. 5. Bundesministerium der Finanzen(1995): Definitionsvertrag für die Flächenverteidigungsmine MARS,Schreiben an Helmut Wieczorek, MdB, 22. November.

77 Interview mit einem Manager von Textron bei der Eurosatory 2000.78 Canadian Forces (1999): CF Mine Awareness Database 99.79 Defense Intelligence Agency (1992): Landmine Warfare – Trends &

Projections, Dezember.80 Charles Heyman (1997): Advance of the intelligent battlefield, in:

Jane‘s Defence 97.81 School of Advanced Military Studies, U.S. Army Command and

General Staff College, Fort Leavenworth, Kansas (1988): RethinkingFASCAM – Principles for the use of Artillery Delivered Mines.

82 TAZ (1999): Bundesregierung Verstoß gegen Landminenverbotvorgeworfen, 22. November.

83 Wehrtechnik (1993), Nr. 11, S. 33.84 BMVg (1999): Landminen und minenähnlich wirkende Waffen –

MUSPA, Schreiben an Angelika Beer MdB, 27. Dezember.Italienischer Artikel 7-Bericht im Rahmen der Verpflichtung durchden Ottawa-Vertrag, März 2000

85 DoD Humanitarian Demining Website Databasehttp://www.demining.brtrc.com/. DoD (1997): Int. Deminers guideORDATA CD-ROM.

86 AFDS ist ein ungesteuertes Minenverlegesystem für den Einsatz mitF-16 und anderen modernen Kampfflugzeugen. Nach Abwurfsteuert AFDS autonom und ohne weitere Kommunikation mit demFlugzeug ins Zielgebiet. AFDS kann aus extrem niedriger odergroßer Höhe abgeworfen werden. Report Verlag (1998): ModulareAbstandswaffe Taurus, D 46892, August. Jane’s Air-LaunchedWeapons (1999): Issue 33.

87 Report Verlag (1998): Modulare Abstandswaffe Taurus, D 46892,August.

88 Jane’s Mines and Mine Clearance 2000-2001. 89 U.S. Department of Defense (1995): Mine facts CD-ROM.90 Mike Croll (1998): The History of Landmines. Nigel Vinson (1998):

The Demise of Anti-Personnel Mine: A Military Perspective, in: RUSIJournal, Nr. 2.

91 Der Prozentsatz an Minen, die sich aufgrund eines Defektes nichtselbst neutralisieren oder selbst zerstören, wird von militärischerSeite auf 10 % und auf bis zu 50 % von anderen Expertengeschätzt. Bericht über die “Conference on Landmines”, 24.-26.Mai 1993, organisiert von Handicap International und HumanRights Watch.

92 Dynamit Nobel (1984): Patent Nr. 4,429,635, 7. Februar, AT-2 Mine.93 Andrew Cooper (1997): In Its Own Words: The US Army and Anti-

personnel Mines in the Korean and Vietnam Wars, Human RightsWatch Arms Project and Vietnam Veterans of America Foundation,Juli, Bd. 9, Nr. 3, S. 8.

94 Mike Croll (1998): The History of Landmines.95 TDA (1996): Broschüre über die zuverlässige Verlegung von

explosivem Wehrmaterial.96 http://www.army-technology.com/contractors/ammunition/

sm_swiss/index.html97 Soldat und Technik (1991), Nr. 2.98 ebd.99 Jane‘s Defence Weekly (1991): BAR Mines get full-width capacity, 2.

Februar, S. 150-151.

tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 43

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100 Defense Intelligence Agency (1992): Landmine Warfare – Trends &Projections, Dezember.

101 Minister of State for the Armed Forces (2000), Schreiben an DrJenny Tonge MP, 18. Oktober.

102 Hansard, 25. Oktober 1999, Col 695.103 Hansard, 19. Oktober 1999, Col 420.104 Interview mit Vertretern des MoD, 8. Mai 2000 und Bemerkungen

der britischen Delegation bei der “SCE on the General Status andOperation of the Convention”, Genf, 29. Mai 2000.

105 Hansard, 5. Mai 1999, Col 379.106 ebd.107 Jane’s Mines and Mine Clearance, 1998-1999.108 Hansard, 5. Mai 1999, Col 379.109 Interview mit einem Manager von Textron bei der Eurosatory 2000.110 http://www.army-technology.com/contractors/ammunition/

royal_ordnance/index.html111 MBB (1978): Patent DE 2262366.112 Bericht über die internationale Weitergabe von konventionellen

Waffen, Bericht aus: Deutschland, Kalenderjahr 1997, (gemäßUnited Nations General Assembly Resolution 46/36 L vom 9.Dezember, 1991).

113 TAZ, 3. November 1999, S.1.114 Küchenmeister / Nassauer (1995): Gute Mine zum bösen Spiel,

KOMZI-Verlag. BMVg (1998): Schreiben an Winfried Nachtweih,MdB, 29. Juli. BMVg (1999): Schreiben an Angelika Beer MdB, 6.Oktober. BMVg (1997): Schreiben an Angelika Beer MdB, 23.September.

115 Küchenmeister, Nassauer (1995): Gute Mine zum bösen Spiel,KOMZI-Verlag. Commerzbank (1997): Wer gehört zu wem?.Wehrtechnik (1997), Nr. 11. Soldat und Technik (1996), Nr. 9.Europäische Sicherheit (1998), Nr.1. Soldat und Technik (1996), Nr.11. Soldat und Technik (1997), Nr. 12. Defence News (1998), 16.Februar. Frankfurter Rundschau, 28. September 1997. EuropäischeSicherheit (2000), Nr. 1. www.rheinmetall.com. HoppenstedtDatenbank.

116 Soldat und Technik (1990), Nr.4.117 Soldat und Technik (1990), Nr.4. http://www.army-

technology.com/contractors/ammunition/royal_ordnance/index.html

118 http://odin.dep.no/fd/publ/anskaffelser/eng/contracts.html119 Italienischer Artikel 7-Bericht im Rahmen der Verpflichtung durch

den Ottawa-Vertrag, März 2000. Source of footnote 85. DoDHumanitarian Demining Website Databasehttp://www.demining.brtrc.com/. DoD (1997): Int. Deminers guideORDATA CD-ROM

120 BMVg (1999): Landminen und minenähnlich wirkende Waffen –MUSPA, Schreiben an Angelika Beer MdB, 27. Dezember.Italienischer Bericht zu Artikel 7 vom 29.3.2000, Anhang G-1 IT,“Total warfare APMs destroyed”.

121 Forecast International /DMS Inc. (1995), Ordnance Report; MUSPA,MIFF, MW-1.

122 Forecast International /DMS Inc. (1995), Ordnance Report; MUSPA,MIFF, MW-1.

123 Charles Heyman (1997): Advance of the intelligent battlefield, in:Jane‘s Defence 97.

124 Daimler-Benz Aerospace (1998): Greece equips aircraft with AFDS,Pressebericht, München, September. Janes Defence Weekly (1998),12. August.

125 Report Verlag (1998): Modulare Abstandswaffe Taurus, D 46892,August.

126 RTG Euromunition (2000): Sub-munitions for airborne dispensersand ground-to-ground rockets and dispensers, Firmenbroschürepräsentiert bei der Eurosatory 2000.

127 BMVg Fü S II 5 (2000): Schreiben an den Deutschen Initiativkreisfür das Verbot von Landminen (GIBL), 24. August.

128 Welt am Sonntag, 24. Januar 1999.129 Die M-15 Mine wurde zum Beispiel in Angola, Kambodscha, Eritrea,

Äthiopien, Ruanda, Somalia und der Süd-Sahara eingesetzt.130 Mike Croll (1998): The History of Landmines.131 Human Rights Watch (1997): Exposing the source: US Companies

and the production of landmines.132 Colonel Thomas Dresen, Projektmanager für Minen, Minenabwehr

und Sprengtechnik bei der National Defense Industrial Association(1999): “Anti-Personnel Landmine Alternatives (APL-A),” Vortrag beider “43. Annual Fuze Conference”, 7. April 1999, Dia 10.

133 ICBL (2000): Landmine Monitor Report – USA.134 U.S. Department of Defense (1999): ”Landmines Information

Paper,” 3. März, S. 8.135 ICBL (2000): Landmine Monitor Report – USA.136 Arbeitsgemeinschaft für Wehrdienstverweigerung, Gewaltfreiheit

und Flüchtlingsbetreuung (1997): Österreichische Minen inMosambik. Der Artikel bezieht sich auf einen ungenannten Berichtdes Human Rights Watch.

137 Jane’s Mines and Mine Clearance 1999-2000.138 http://www.icbl.org/resources/mideast4.htm139 Military Technology (2000): Defence Report Greece 2000, Nr. 9.

http://www.dunarit.rousse.bg/en/products/Special/Mine.html#Home, Military Technology (1998), Nr. 8. Das bulgarischeUnternehmen Dunarit z.B. bietet die TM-62 IIV AVM sowie auchClaymore Minen an.

140 Simon Saradzhyan (1999): Russian Weapon Raises Eyebrows, in:Defense News, 3. Mai.

141 The Effect of Anti Vehicle (AV) Mines on Humanitarian Programmes– Response to Specific Questions From The ICRC, HALO Trust, 17.März 2000.

142 ICRC (2000): Anti-vehicle mines and anti-handling devices,Information Paper, Mai.

143 ICBL (2000) Landmine Monitor Report – Afghanistan.144 United Nations (1999): Mine Action Programme for Afghanistan –

Socio-Economic Impact Study of landmines and Mine ActionOperations in Afghanistan, Study and Report by MCPA, Dezember.

145 ebd.146 BBC World Service, 17. Dezember 2000.147 Informationen von der “Afghan Mine Clearance Planning Agency”.148 http://www.un.org/Depts/Landmine/149 U.S. Department of State (2000): Country Reports on Human Rights

Practices, Bureau of Democracy, Human Rights, and Labor, 25February.

150 www.un.org/Depts/Landmine/ (mittlerweile offline)151 AFP, 27. November 2000.152 Thomas Küchenmeister (2000): Why Antivehcile Mines Should Also

Be Banned, Herausgeber: Misereor, Januar.153 AFP, 17. Februar 2000.154 Pan African News Agency, 25. April 2000.155 IRIN News Briefs, 2. Mai 2000.156 http://www.un.org/Depts/Landmine/ (mittlerweile offline)157 ICBL (2000): Landmine Monitor Report – Bosnien-Herzegowina.158 Reuters, 15. Dezember 1999.159 AFP, 27. Juni 2000.160 DHA/Humanitarian Co-ordination Unit P.B. 1490 Bujumbura,

Burundi, 1997.161 Zitat in: ”Statement from Dr. Venerand, Ministry of National

Defense, Military Hospital of Kamenge”, 3. Mai 2000.162 InterPress Third World News Agency, 25. März 1997.163 UN Department of Humanitarian Affairs (DHA), 26. Juni 1997.164 http://www.un.org/Depts/Landmine/ (mittlerweile offline)165 UNDP Emergencies Unit for Ethiopia (1999): Ethiopia Situation

Report für Mai 1999, 10. Juni.166 Informationen der Botschaft von Äthiopien (Washington, DC), 23.

November 1999.167 Nairobi, Kenya (PANA) – Africa News Online, 23. März 2000.168 ICBL (2000): Landmine Monitor Report – Äthiopien.169 ICBL (2000): Landmine Monitor Report – Kenia.170 Gute Mohammed, Einwohner von Bute, in der Nähe von Moyale,

44 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

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Kenia, 29. Juli 1999, zitiert in ICBL (2000): Landmine MonitorReport.

171 ICRC (2000): Clusterbombs and Landmines in Kosovo, August.172 ebd.173 Handicap International (2000): Les victimes de mines en

Casamance (Sénégal) 1988-1999.174 E-Mail an GIBL von Aleu Ayieny Aleu (OSIL), 4. September 2000.175 ICBL (2000): Landmine Monitor Report – Sudan, S. 184-5.176 E-Mail an GIBL von Aleu Ayieny Aleu (OSIL), 4. September 2000.

OSIL beschreibt folgende Improvisationen: 1. Verwendung von APMzusammen mit ATM. 2. Verwendung von APM-Zündertechnologie(Spring Detonator) bei ATM, um eine Auslösung durch sehrgeringen Druck zu gewährleisten. 3. Befestigung einer Granate amZünderkanal der Panzermine mittels flüssigem TNT zwecksAktivierung die Mine mit einem Stolperdraht. 4. Verwendung vonZündern wie MUV-2, MUV-3 und MUV, so dass die Mine durch eingeringes Gewicht ausgelöst werden kann. 5. Verwendung vonZugzündern, welche an aufgebohrten Granaten und Raketenbefestigt werden, so dass diese wie Antipersonenminenfunktionieren.

tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 45

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46 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

Zukünftige alternative Antipersonenminen3

Das Ottawa-Abkommen hat bereits zu Veränderungen

der militärischen Doktrin geführt. Es gibt gesicherte

Hinweise hinsichtlich einer rapiden Weiterverbreitung

und Beschaffung von Waffensystemen, die ähnlich wie

Antipersonenminen wirken. Bei einigen dieser

Alternativen handelt es sich im wesentlichen um

Modifikationen bereits vorhandener Waffen, während

andere auf einer “fortschrittlicheren” Waffentechnologie

basieren. Insbesondere in den USA wird an

verschiedenen Technologien zur Herstellung von

Alternativen zu Antipersonenminen geforscht. Einige

dieser Alternativen werden als tödlich bezeichnet,

andere als “nicht-tödlich”. In diesem Kapitel werden

einige dieser in der Entwicklung befindlichen

Alternativen sowie auch die Militärdoktrin vorgestellt,

auf der sie basieren. Ein Schwerpunkt liegt hierbei auf

jenen Alternativen, die als Ersatz für Antipersonenminen

entwickelt und auf den Markt gebracht werden sollen.

3.1 Bereits vorhandene “off-the-shelf”-Alternativen zu Antipersonenminen

Viele bereits vorhandene alternative

Landminentechnologien verfügen über “minenähnliche”

Eigenschaften. Einige dieser Technologien werden

manuell durch sogenannte “man-in-the-loop”-Systeme

aktiviert. Dieses Auslöseverfahren verstößt nach

Auffassung vieler Regierungen nicht gegen den Ottawa-

Vertrag. Andere Technologien können automatisch bzw.

autonom agieren und sind in diesem Modus

größtenteils opferaktivierbar.

Wie in Kapitel 1 dieser Studie ausgeführt, definiert das

Ottawa-Abkommen die typischen Eigenschaften

vorhandener Antipersonenminen wie folgt: Eine

Antipersonenmine ist dazu bestimmt, durch die

Gegenwart, Annäherung oder Berührung einer Person

zur Explosion gebracht zu werden, insbesondere, wenn

dies als Folge einer unbeabsichtigten oder

unverschuldeten Handlung eines Menschen geschieht

und die eine oder mehrere Personen kampfunfähig

macht, verletzt oder tötet. Das Abkommen reagiert auf

eine dritte Eigenschaft der Antipersonenminen: Ihre

willkürlichen Auswirkungen auf Menschen, die auch

noch Jahre nach ihrem Einsatz unnötiges Leid

hervorrufen. “Minen” im allgemeinen werden in Artikel

2 des Abkommens als Kampfmittel definiert, die dazu

bestimmt sind, unter, auf oder nahe dem Erdboden oder

einer anderen Oberfläche angebracht und durch die

Gegenwart, Annäherung oder Berührung einer Person

oder eines Fahrzeugs zur Explosion gebracht zu werden.

Alternative Antipersonenminen scheinen einige, wenn

nicht sogar alle, dieser Eigenschaften zu besitzen.

“Opfersuchende” automatische

Maschinengewehre

“Opfersuchende” automatische Maschinengewehre

werden zur Grenzsicherung und zum Schutz

diplomatischer Einrichtungen sowie anderer besonders

bewachter Objekte (z.B. Kernkraftwerke) genutzt und

gegenwärtig auf dem Markt angeboten. So stellt die US-

Firma Autaga Arms Inc. mit ihrem Automated Weapons

System ein verstecktes Maschinengewehr mit

eingebauter Kamera her, welches bei entsprechender

Einstellung automatisch das Feuer eröffnet, sobald die

Grenzen seines Überwachungsbereiches überschritten

werden. Laut Aussage des Herstellers erlaubt das

System die Einrichtung einer permanenten

Überwachung, ohne dass Wachpersonal bei diesen

gefährlichen Aufgaben zum Einsatz kommen müsste.

Zudem würden Ermüdungserscheinungen – wie bei

Menschen – vermieden; darüber hinaus ermögliche die

integrierte Infrarotkamera den gezielten Beschuss auch

während der Nacht.177 Ein ähnliches System wird von

Precision Remotes, einem weiteren US-Unternehmen,

produziert.

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tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 47

Eine weitere “opfersuchende” Kleinwaffe ist Dragonfire.

Hierbei handelt es sich um ein autonomes

Mörsersystem (autonomous mortar system), welches

das US-Unternehmen Picatinny Arsenal in

Zusammenarbeit mit Thompson Daimler Benz Aerospace

entwickelte.178 Es gibt Berichte, dass Schweden die

Verwendung von fernzündbaren (man-in-the loop)

Heckenschützensystemen zur Unterstützung des

Einsatzes seiner Rangertruppen in ländlichen Gebieten

erwägt.179

Explosivgeschosse (explosive-driven

ordnance)

Es gibt eine Reihe von Flächenverteidigungssystemen,

die sich mühelos in minenähnliche Waffen

umfunktionieren lassen. Diese fernzündbaren

Technologien sollen ohne großen Aufwand vom

Hersteller oder während des Einsatzes auf einen

opferaktivierbaren Modus umgestellt werden können.

Sobald diese gegen Personen gerichteten Systeme

automatisch funktionieren und opferaktivierbar sind,

können sie unter die Bestimmungen des Ottawa-

Abkommens fallen. Es bleibt jedoch unklar, welche

dieser Systeme als Waffen angesehen werden können,

die “...unter, auf oder nahe dem Erdboden oder einer

anderen Oberfläche angebracht werden...”. Im Falle

einer Fernzündung durch Soldaten, die dabei diese

Systeme aktivieren und/oder auf ein Ziel ausrichten,

scheinen sie nicht “opferaktivierbar” zu sein und somit

nicht der Definition einer Antipersonenmine laut

Ottawa-Abkommen zu entsprechen.

CLAYMORE-MINEN

Wie aus Antipersonenminen “direktionale Splitterladungen” werden

Obgleich Claymore-Minen (nach Inkrafttreten des Ottawa-Vertrages) häufig unter der Bezeichnung

Antifahrzeugmine angeboten werden, können die meisten Minen dieses Typs auch gegen Personen eingesetzt

werden, wie zum Beispiel die rumänische MAIGA 4.180

Gegen Personen gerichtete Claymore-Minen werden mittlerweile auch als direktionale Splitterladungen bezeichnet.

Das Vorhandensein mehrerer Zündkanäle ist einer der Faktoren, die bestimmen, ob der Einsatz dieser

“Splitterladungen” innerhalb der Grenzen des Ottawa-Abkommens liegt oder ob er gegen das Abkommen verstößt.

Claymore-Minen können üblicherweise auf zwei Arten aktiviert werden, entweder opferaktivierbar durch einen

Stolperdraht, der mit einem der Zündkanäle verbunden ist, oder ferngezündet über einen anderen Zündkanal

(command detonated) durch z.B. einen Soldaten. Die erste Form der Aktivierung fällt eindeutig unter das Verbot des

Ottawa-Abkommens, während dies beim zweiten Auslöseverfahren nicht der Fall ist. Bereits im Vorfeld sich

abzeichnender Minenverbote haben Hersteller deshalb auf verschiedene Weisen versucht, Minen des Typs

Claymore derart zu konstruieren, dass sie nicht der Definition einer Antipersonenmine entsprechen.

Ein Beispiel für diesen Prozess gibt der österreichische Hersteller Dynamit Nobel (Wien/Graz), der die Minen

zunächst in “direktionale Splitterladung” (directional fragmentation charges) umbenannte, daraufhin versuchte, die

Minen ohne Stolperdraht anzubieten (der aber leicht nachträglich angebracht bzw. separat nachgeliefert werden

kann), und schließlich eine mit dem Abkommen konforme Lösung fand, indem er den zweiten Zündkanal

versiegelte, so dass die Minen nun angeblich ausschließlich durch Soldaten aktiviert werden können.

Minenexperten gehen jedoch davon aus, dass es aber ebenfalls möglich ist, die elektrische Kommandoauslösung

in ein und demselben Zündkanal mit einem Stolperdrahtzünder zu kombinieren.181Seit 1991 wurden 180.000

“direktionale Splitterladungen” von Dynamit Nobel (Wien/Graz) hergestellt – bis 1996 noch unter der Bezeichnung

Antipersonenmine – und hauptsächlich an europäische Staaten geliefert.182 Andere österreichische Claymore-Minen

(APM-1 und APM-2), produziert von der Firma Hirtenberger, wurden laut Minenräumorganisationen auch in

Entwicklungsländern gefunden.183

Claymore-ähnliche Minen werden auch weiterhin in Österreich (DFC 29 und AVM 100 & 195, DNG Giant Shotgun),

Frankreich (MAPED F1), Südkorea (K 440 & KM18A1), der Tschechischen Republik (PD MI-PK) und Kolumbien (Carga

Direccional Dirigida) hergestellt.184

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Das französische, von der Firma Ruggieri produzierte

DIPS Area Defence System (Spider) ist ein Mehrfach-

Granatwerfer. Die Granaten enthalten einen chemischen

Reizstoff, der Desorientierung hervorruft, und können

auch mit anderweitig verletzender Munition bestückt

werden (900 Wolfram-Stahlbälle, die mit einer

Anfangsgeschwindigkeit von 800 m/s

herausgeschleudert werden und auf 20 Meter

Entfernung 7 mm starkes Aluminium durchschlagen). In

ihrer Broschüre geben die Hersteller indirekt eine

potentielle Opferaktivierbarkeit ihrer Systeme mit der

Bemerkung zu, dass “alle Sensoren (eine minen-

ähnliche Verwendung) erlauben würden.”185 Laut

Hersteller deckt die Waffe einen Gesamtradius von

5.500 Quadratmetern ab, wobei innerhalb eines

Winkels von 240 Grad eine 60%ige Chance besteht,

Ziele zu treffen.186 Weitere Waffen dieses Typs sind das

von Israeli Military Industries produzierte POMALS

(Pedestal Operated Multi-Ammunition Launching

Systems) sowie das Lacroix Sphinx-MODER Perimeter

Defence, das verschiedene Munitionsladungen abfeuern

kann, darunter Splitter-, Rauch-, Tränengas- und

Warnladungen187 und bei dem es sich um ein

fernzündbares ”man-in-the-loop”-System handeln soll.

Andere Firmen wie zum Beispiel Mark Three bieten eine

Antipersonenminen-Variante ihres Bear Trap-Systems

(Bärenfalle) an. Hierbei handelt es sich um eine

Pressluft-Schrotflinte mit einem Mehrfach-

Munitionsmagazin, bei der jedoch das Magazin

herausgenommen, am Boden platziert und per

Druckzünder aktiviert werden kann. Diese Waffe kann

also als Antipersonenmine eingesetzt werden. Pakistan

Ordnance Factories schließlich boten bis vor kurzem

Antipersonenminen an, die von der Bauart her auf einer

Handgranate basieren, welche mit Genehmigung der

österreichischen Firma ARGES in Lizenz produziert

wird.188

Elektroschockzäune

Es ist denkbar, dass moderne Systeme für den Grenz-

und Geländeschutz sowie die Flächensperrung – wie

Elektroschockzäune – ein Äquivalent zu

gekennzeichneten Minenfeldern darstellen, da auf die

von diesen Systemen ausgehende Gefahr

normalerweise deutlich verwiesen wird. Obwohl sie

opferaktivierbar und über längere Zeiträume

einsatzbereit sind, besteht aufgrund ihrer Erkennbarkeit

prinzipiell die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, ob

man ihren Mechanismus aktiviert oder nicht.

Einer der berüchtigsten Zaunsysteme dieser Art war der

“Snake of Fire”-Elektrozaun, der entlang der Grenze

zwischen Südafrika und seinen Nachbarländern

Mosambik und Simbabwe verlief und von der Firma

Eclair aus Johannesburg geliefert wurde. Innerhalb von

nur drei Jahren kostete angeblich diese Absperrung

mehr Menschen das Leben als die Berliner Mauer

während der Gesamtzeit ihres Bestehens. Circa 200

Menschen pro Jahr sollen so in den 80er Jahren durch

einen Stromschlag getötet worden sein.189 Menschen,

die den Stromschlag überlebten, erlitten schwere

Verbrennungen, einige verloren Arme oder Beine.190 Seit

1990 operiert der Zaun in einem nicht-tödlichen

“Warnmodus”, um Armeepatrouillen bei

Grenzüberschreitungen zu alarmieren. 1997 gab Joe

Modise (südafrikanischer Verteidigungsminister)

Berichten zufolge jedoch bekannt, der Zaun würde

wieder auf einen tödlichen Modus eingestellt werden,

wenn die Grenzen zu Botswana, Simbabwe und

Mosambik weiterhin von illegalen Einwanderern

überquert würden.191

Andere südafrikanische Unternehmen wie zum Beispiel

Microfence Pty haben computergesteuerte, intelligente

Technologien zur Erkennung von Eindringlingen

entwickelt, die ihre Opfer entweder betäuben oder

töten. Bei diesen Zäunen handelt es sich um eine

furchterregende, von Flutlicht angestrahlte sowohl über-

als auch unterirdisch befindliche Konstruktion, die mit

“CCTV-überwachten” Gräben und Mauern mit riesigen

Spulen aus elektrischem Stacheldraht ausgerüstet ist.

Bei nicht-tödlichem Betriebsmodus pulsiert eine

Spannung von 3.000 – 10.000 Volt durch den Draht, die

bei Berührung einen heftigen Stromschlag verursacht.

Beim tödlichen Betriebsmodus fließt Wechselstrom oder

Gleichstrom mit einer Spannung von 2.500 – 11.000

Volt, wobei aber die Stromstärke – bis zu 800

Milliampere – wesentlich höher liegt. Berichten zufolge

bietet Microfence hochentwickelte Systeme zur

Flächensperrung an, die einen Eindringling auf 20 Meter

genau lokalisieren können. Bei Übertretung des Zaunes

wird ein Alarm ausgelöst, und optional lässt sich der

nicht-tödliche “Überwachungsmodus” in einen

“tödlichen” Betriebsmodus umschalten.192

48 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

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Die Auswirkungen solcher Zaunsysteme auf Flüchtlinge,

Asylsuchende und nomadische Völker können

verheerend sein. Im Falle eines verantwortungslosen

und unkontrollierten Umgangs lassen sich mit diesen

tödlichen Elektrozaunsystemen Flüchtlinge einfach “per

Knopfdruck” exekutieren. Außerdem sollen sich

südafrikanische Unternehmen in Verhandlungen über

den Bau eines Zaunsystems entlang der Grenze

zwischen Kuwait und dem Irak befinden.193 Es ist nicht

bekannt, ob es sich hierbei um Elektrozäune handelt;

jedenfalls wirbt das Unternehmen damit, sowohl nicht-

tödliche als auch tödliche Elektrozäune anbieten zu

können.

Dies sind Beispiele für Standardsysteme (‘off-the-

shelf’), die Antipersonenminen ersetzen und deren

Funktion der Zugangsverweigerung übernehmen

können. Der ausschlaggebende Gradmesser in Bezug

auf den zukünftigen Ersatz von Antipersonenminen wird

jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit die neue US-

Doktrin über die “nicht-tödliche Kriegsführung” sein,

die von der NATO 1999 offiziell übernommen wurde.

3.2 Die Entwicklung von alternativenAntipersonenminen: Die Rolle derUSA

In einer Rede vom 16. Mai 1996 stellte der US-Präsident

die Politik der USA in Bezug auf Antipersonenminen

vor,194 und kündigte eine Unterzeichnung des Ottawa-

Abkommens durch die USA für das Jahr 2006 an, falls

bis dahin Alternativen zu Antipersonenminen entwickelt

werden sollten. Dem im Verteidigungsministerium für

Beschaffungen und Technologie zuständigen

Staatssekretär wurde daraufhin aufgetragen, sich

intensiv mit der Entwicklung vielversprechender

Alternativsysteme zu befassen.

Tödliche Alternativen

Tödliche Alternativen zu Antipersonenminen, nach

denen im Sinne dieser Politik gegenwärtig gesucht wird,

sollen voraussichtlich folgende drei Elemente enthalten:

● Präzise Echtzeit-Überwachungssysteme, um

Fahrzeuge und/oder Personen automatisch

aufzuspüren, zu klassifizieren und zu verfolgen;

● Präzise Feuerkraft, um Bewegungen feindlicher

Truppen unmittelbar zum Stillstand zu bringen;

● Kommando- und Kontrollsysteme (man-in-the-loop),

um die präzise Feuerkraft genau zum richtigen

Zeitpunkt einzusetzen.195

In diesem Zusammenhang wird ein sogenannter “three-

track-approach” von der US-Militäreinrichtung Tank-

Automotive and Armaments Command (TACOM)

koordiniert. Alle Konzepte beinhalten Sensoren, die

Eindringlinge erkennen und lokalisieren sollen. Zudem

umfassen sie Kommando- und Kontrollsysteme, um eine

gezielte Erwiderung (direct response) zu ermöglichen

sowie Mechanismen, die die Wirkung von

Antipersonenminen haben können. Laut TACOM ist ein

wesentlicher Aspekt der Ersatzkonzepte eine Kontrolle

nach dem “man-in-the-loop” Modell. TACOM geht davon

aus, dass dadurch die “Ersatzminen” technologisch in

der Lage seien, sich zurückzusetzen, sich selbst zu

zerstören oder zu neutralisieren, für einen erneuten

Einsatz zur Verfügung zu stehen, oder auf Befehl

abgefeuert zu werden und “ihren Standort zu melden”.

Diese Funktionen “verhindern die Gefährdung eigener

Truppen.” Wichtiger – obgleich nicht erwähnt – ist

jedoch die Tatsache, dass diese Eigenschaften dazu

beitragen, ein Verbot dieser Technologie durch den

Ottawa-Vertrag zu verhindern.196

Track 1 hat zum Ziel, bis zum Jahre 2006 Alternativen zu

Antipersonenminen ohne Selbstzerstörungs-

mechanismus für einen Einsatz in Korea bereitzustellen.

Erste Prototypen wurden im Oktober 1999 getestet. Ein

umfangreicher Auftrag für weitere Tests soll in Kürze

vergeben werden, die Entscheidung über eine

Produktion wird bis September 2002 erwartet.197 Track 1

beinhaltet außerdem die Forderung nach einer

Umrüstung vorhandener 155 mm Projektile in ein

artilleriegestütztes System bestehend aus einem Mix

von Antifahrzeug- und Antipersonenminen. Dieses

System ist unter dem Namen RADAM bekannt. Da

Antipersonenminen verwendet werden, verstößt RADAM

gegen den Ottawa-Vertrag und ist angesichts der

Annäherung von Nord- und Südkorea wohl auch

überflüssig. Kritikern zufolge würde ein Verzicht auf

dieses Programm dem neuen US-Präsidenten möglich

machen, den Ottawa-Vertrag zu unterzeichen.

tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 49

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Track 2 wurde von der Defense Advanced Research

Projects Agency (DARPA) im Oktober 1997 ins Leben

gerufen, um innovative Alternativen zu identifizieren.

Beispielsweise wurde das “selbstheilende Minenfeld”

vorgeschlagen, bei dem Minen die Fähigkeit besitzen,

“intelligent” zu handeln. Es funktioniert nach einer dem

Nervensystem ähnlichen Logik, weil es feststellen kann,

dass eine Lücke im Minenfeld entstanden ist und dann

in der Lage ist sich neu zu formieren, indem die vom

Gegner geschlagene Bresche wieder ausgefüllt wird.

Dadurch werden Antipersonenminen, die zum Schutz

um Antipanzerminen verlegt werden, hinfällig. Laut

Berichten hat DARPA 1999 mit vorbereitenden

Maßnahmen für die Entwicklung des Algorithmus sowie

mit ersten Demonstrationen von Sub-Systemen für das

“selbstheilende Minenfeld” begonnen. Im Jahr 2000

wurde die Entwicklung weiter vorangetrieben und soll

auch darüber hinaus fortgesetzt werden,198 wobei

Verträge in Gesamthöhe von 13 Millionen US-Dollar mit

einer Laufzeit von bis zu drei Jahren vergeben wurden.199

Wissenschaftler der Sandia National Laboratories zum

Beispiel haben diese “selbstheilenden”, “intelligenten”

Minenfelder mit Antipanzerminen entwickelt. Dieses

Konzept verzichtet auf den Einsatz von

Antipersonenminen und basiert auf einer “hüpfenden”

Landmine, die mit einem leistungsstarken

kolbenbetriebenen Fußteil, Ultraschallsensoren und

Funkgeräten ausgestattet ist. Diese Minen können bis

zu 30 Meter hoch in die Luft springen und Lücken im

einem Minenfeld ausfüllen, die durch Räumaktionen

(oder Explosionen) entstanden sind.200

Die Forschungen richten sich außerdem auf alternative

Systeme zur Zielmarkierung wie zum Beispiel

mikroelektronische Markierungen, die Ziele mit Hilfe

sogenannter minimal zielgesteuerter Munition

(minimally guided munitions) für einen direkten oder

indirekten Beschuss identifizieren.

Track 3 beschäftigt sich mit der Identifizierung von

alternativen Antipersonenminen und Einsatzkonzepten

für Antipanzerminen sowie Kombinationen aus

Antipanzer- und Antipersonenminen. Er wurde am 9.

April 1999 offiziell bestätigt und mit einer

Gesamtsumme von 228 Millionen US Dollar für

Forschung, Entwicklung, Tests und Evaluation

ausgestattet.

Wie kürzlich berichtet wurde, hat die US Army fünf

Vertragspartner für die Entwicklung von Prototypen für

den Ersatz kombinierter Landminensystemen

(Antipersonen- und Antipanzerminen) ausgewählt.

Hierbei handelt es sich um Alliant Techsystems of Hopkins

MN (Vertragsabschluß über 1,9 Millionen US-Dollar); BAE

Systems of Austin Texas (Vertragsabschluß über 2

Millionen US-Dollar); Raytheon of El Segundo, California

(Vertragsabschluß über 3,9 Millionen US-Dollar); Sanders

of Nashua New Hampshire (Vertragsabschluß über 1,9

Millionen US-Dollar) und Textron of Wilmington

Massachusetts (Vertragsabschluß über 3,9 Millionen US-

Dollar). Es wurden Konzepte erbeten, die “Systeme für

System- und Einsatzkonzepte, eine Veränderung der

Doktrin, der Taktik und der Truppenstruktur beinhalten.

Diese Konzepte können u.a. beinhalten: Sensoren,

Kommando-, Kontroll- und Kommunikationssysteme,

präzisionsgelenkte Munitionssysteme, selbststeuernde

Systeme, Identifikationssysteme sowie Verbesserungen

der Algorithmik von direkten und indirekten

Schusswaffensystemen.”201

Zusätzlich wird vom Joint Non-Lethal Weapons Program

(JNLWP) des US-Militärs die Forschung nach ”nicht-

tödlichen” Alternativen zu Antipersonenminen

koordiniert. Diese wird in den folgenden Abschnitten

dieser Studie näher beschrieben werden. Sie basiert auf

neu entwickelten Militärdoktrinen. Die USA sind dabei

als treibende Kraft für den Großteil der entscheidenden

Entwicklungen im Bereich der Flächensperrung und der

alternativen Technologien für Antipersonenminen

anzusehen.

3.3 “Nicht-tödliche” Alternativen zuAntipersonenminen

US-Doktrin zu “nicht-tödlichen” Waffen

Die verstärkte Suche nach “nicht-tödlichen” Alternativen

zu Antipersonenminen leitet sich aus zwei Aspekten der

sogenannten “Revolution in Military Affairs” ab:

● dem Bedarf an einer neuen Politik sowie

militärischen Lösungen für die Intervention bei

Konflikten, bei denen sowohl Soldaten als auch

Zivilisten präsent sind und

● dem Bedarf einer Anpassung von existierenden

militärischen Doktrinen und Waffentechnologien an

50 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

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die jüngsten Veränderungen im internationalen

humanitären Recht, wie zum Beispiel das Ottawa-

Abkommen, das Abkommen zu bestimmten

konventionellen Waffen (CCW) und das Abkommen

zu chemischen Waffen (CWC).

Die Notwendigkeit “Interventionskriege” zu führen, wurde

in den frühen 90er Jahren mit dem Ende des Kalten

Krieges und dem Misslingen von US-Einsätzen wie der

“Restore Hope”-Mission in Somalia erkannt, bei der US-

Soldaten und mehrere Tausend Zivilisten getötet wurden.

Dies führte unter anderem zur Formulierung einer Doktrin,

die im Falle von Aufständen den Einsatz von nicht-

tödlichen Waffen gegen Zivilisten erlaubt. Diese

Richtungsänderung wurde als legitim erachtet, weil

Zivilpersonen dabei angeblich nicht zu Schaden kommen

würden. Während der Ratifizierung des Abkommens zu

chemischen Waffen im Jahre 1994 bettete Präsident

Clinton diesen neuen Ansatz in die offizielle Politikleitlinie

ein: “Ich werde ... das Verteidigungsministerium

anweisen, die Bemühungen zur Entwicklung von nicht-

chemischen, nicht-tödlichen Alternativwaffen zur

Aufstandsbekämpfung zu beschleunigen, die in

Situationen zum Einsatz kommen sollen, bei denen

Soldaten und Zivilisten involviert sind.”202 Dies hatte eine

Reihe neuer militärischer Positionierungen zur Folge.

“Wir müssen Wege finden, Menschen außer Gefecht

zu setzen, ohne sie zu töten oder Schaden

anzurichten – eine Lösung, die effektiver ist als die

herkömmlichen Mittel zur Aufstandsbekämpfung. Ich

spreche von der Gesamtheit amerikanischer

Friedensmissionen (die solche harmlosen aber

effektiven Mittel benötigen). Wir suchen nach

Dingen, die gegen zivile Menschenansammlungen

eingesetzt werden können.”

General Wayne Downing – CINC USSOCOM

“Einsätze der Militärpolizei, insbesondere aber

“nicht-kriegerische” militärische Operationen

(Operations other than War / OOTW), die unter der

Vorgabe eines sehr eingeschränkten Engagements

stattfinden, führen geradezu selbstverständlich zu

Szenarien, in denen der Einsatz nicht-tödlicher

Technologien vorzuziehen wäre.”

US Army Military Police School203

Neue nicht-tödliche Technologien wurden schnell als

effektivere sowie humanere Waffen angesehen und

entwickelten sich von einer taktischen Option zu einem

strategischen Kernstück antizipierter

Interventionskriege des 21. Jahrhunderts. Charles Swett

(US Assistant for Strategic Assessment in the Special

Operations Policy Office at Special Operations/Low

Intensity Conflict) fasste 1997 die politischen

Grundsätze der USA in Bezug auf nicht-tödliche Waffen

wie folgt zusammen:

“…um folgende Zielsetzungen zu erreichen, [muss] die

Abschreckung verstärkt und das Optionsspektrum für

Befehlshaber erweitert werden …:

● Entschärfung, Verzögerung oder Verhinderung von

feindlichen Aktionen

● Einschränkung von Eskalationen

● Militärisches Eingreifen in Situationen, in denen der

Einsatz tödlicher Mittel nicht als geeignete Option

erscheint

● Besserer Schutz unserer Truppen

● Vorübergehendes Unschädlichmachen von Material,

Einrichtungen und Personal.”

“Nicht-tödliche Waffen sollen ein angemessenes

Gleichgewicht zwischen den konkurrierenden

Zielsetzungen herstellen. Sie sollen einerseits die

Wahrscheinlichkeit von Verlusten, dauerhaften

Verletzungen und anderen kolateralen Materialschäden

minimieren und andererseits mit hoher

Wahrscheinlichkeit die gewünschten Auswirkungen auf

Personen und Material haben.”204

Dieser Doktrin zufolge ist es unrealistisch davon

auszugehen, dass im Falle einer Kampfhandlung

Zivilisten und an Kämpfen Unbeteiligte unversehrt

bleiben, doch müssen die USA in der Lage sein, ihre

Militärmissionen auch in der Gegenwart von Zivilisten

auszuführen. Die Bestimmungen zu einem Krieg mit

nicht-tödlichen Waffen (US Army Non-lethal Warfare

Requirements) gehen daher von einem “unreinen”

Schlachtfeld aus, womit gemeint ist, dass dort mit der

Anwesenheit feindlicher Soldaten oder anderer

bewaffneter Einheiten sowie Zivilisten bzw. an Kämpfen

Unbeteiligten zu rechnen ist und daher beide Gruppen

zum Ziel der Angriffe werden. Zu den “nicht-tödlichen

Standardaufgaben” bei diesen Angriffen zählen:

tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 51

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● Unschädlichmachen/Aufhalten eines Individuums in

einem Raum, in einer Menge, auf der Flucht;

● Ablenkung eines Individuums, in einem Raum oder

in einer Menge;

● Angreifen eines Individuums in einer Menge (oder

einzeln, stillstehend, in Bewegung);

● Aufhalten eines sich nähernden/entfernenden

Fahrzeugs;

● Sperren eines Gebietes für Fahrzeuge/Personen;

● Kontrollieren einer Menschenmenge, Verhindern

einer Annäherung, Auflösen der Menge;

● Entwaffnung bzw. Neutralisierung der Ausrüstung.205

CIV-Bedrohung: In zukunft werden zivilisten und

soldaten gleichermaßen das ziel neuer waffen sein

Quelle: Proceedings of Non-letal Defense II Conference 1996

Die US Army identifizierte eine Reihe von Hilfsmitteln

für solche Militäroperationen, von denen einige

ähnliche Eigenschaften wie Antipersonenminen

besitzen bzw. über ähnliche Wirkungsweisen verfügen.

Darunter befinden sich Anti-Bodenhaftungsstoffe,

akustische Waffen, Fangsysteme oder Netze; Munition,

die übelriechende Stoffe beinhaltet; Barrieren;

Schaumwaffen; nicht-tödliche Minen; zielgerichtete

Energiesysteme; isotropische Radiatoren und

Funkfrequenzwaffen. Die potentiellen Zielgruppen für

diese nicht-tödlichen Waffen sind Soldaten, Kriminelle,

Geiseln, Zivilisten, Flüchtlinge, Aufständische und

Katastrophenopfer.206

Doktrin über “nicht-tödliche” Waffen in der

NATO und anderen Staaten

In den späten 90er Jahren gelang es, die US-Doktrin

über Alternativen zu Antipersonenminen in die NATO-

Politik zu integrieren. Dieser Prozess begann 1996 auf

dem ersten NATO-geförderten Seminar über nicht-

tödliche Waffen, an dem 148 Teilnehmer aus 12 NATO-

Staaten (Belgien, Kanada, Dänemark, Frankreich,

Deutschland, Griechenland, Italien, die Niederlande,

Norwegen, die Türkei, Großbritannien und die USA)

sowie zwei Nicht-NATO-Staaten (Schweden und Schweiz)

teilnahmen.207

Die beiden erklärten Zielsetzungen der neuen NATO-

Doktrin vom 27. September 1999 waren: “Die Klärung

der rechtlichen Zweideutigkeiten im Zusammenhang

mit dem Einsatz von nicht-tödlichen Waffen sowie die

Erweiterung der Kampfoptionen für

Militärbefehlshaber, insbesondere im Rahmen

friedenserhaltender und friedenserzwingender

Maßnahmen”.208 Jeder Hoffnung auf humanere

militärische Aktionen, welche die Entwicklung von

nicht-tödlichen Waffen nahe legt, wird jedoch durch

Dokumente zur NATO-Doktrin von 1999 widersprochen,

was eine von US-Offizieren mehrmals getätigte

Aussage unterstützt: Die tödlich wirkenden

Technologien in den Arsenalen sollen durch nicht-

tödliche Systeme eher bereichert denn ersetzt werden.

“Die Verfügbarkeit von nicht-tödlichen Waffen soll in

keiner Weise das Recht und die Pflicht eines

Befehlshabers oder anderer Individuen beschneiden,

die zur Selbstverteidigung notwendigen Mittel

einzusetzen bzw. alle angemessenen Aktionen

durchzuführen.”

“Weder das Vorhandensein, die Gegenwart noch die

potentielle Wirkung von nicht-tödlichen Waffen sollen

eine Verpflichtung darstellen, nicht-tödliche Waffen

einzusetzen oder dem Einsatz von Gewalt einen

höheren Standard oder zusätzliche Beschränkungen

aufzuerlegen. In jedem Fall sollen die NATO-

Streitkräfte die Option für einen sofortigen Einsatz

von tödlichen Waffen behalten, der im Einklang mit

dem anwendbaren nationalen und internationalen

Recht und den genehmigten “Vorgaben für das

Eingreifen” steht.”

Der Einsatz von "nicht-tödlichen Waffen" muss nicht-

notwendigerweise schwere Verletzungen oder gar

Todesfälle ausschließen. Da ein kompletter Ausschluss

dieser Folgen jedoch nicht garantiert oder erwartet

werden kann, sollen nicht-tödliche Waffen diese Folgen

52 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

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erheblich reduzieren im Vergleich zum Einsatz von

tödlichen Waffen unter denselben Bedingungen.”

“Nicht-tödliche Waffen können in Verbindung mit

tödlichen Waffen eingesetzt werden, um die

Effektivität letzterer sowie die Effizienz des gesamten

Spektrums militärischer Operationen zu steigern.”

NATO, 1999.209

Europäische Forschung und Entwicklung von

“nicht-tödlichen” Alternativen zu

Antipersonenminen

Über die Arbeit an “nicht-tödlichen” alternativen

Antipersonenminen in Europa wurde relativ wenig

veröffentlicht. Was bekannt ist, betrifft die Arbeit von

Forschungslabors in Deutschland, Großbritannien und

Schweden, die zum größten Teil aus öffentlichen Mitteln

finanziert werden. Auf Expertenkonferenzen in

Großbritannien210und in den USA211 waren Einzelheiten

zu erfahren. Auch andere europäische Länder führen

möglicherweise Forschungen durch – die USA stehen in

dieser Hinsicht mit Italien, Frankreich und Norwegen in

Verbindung.212 1998 gründete die deutsche

Forschungsorganisation Fraunhofer Institut ICT, eine

Europäische Arbeitsgruppe zu nicht-tödlichen Waffen

“in Übereinkunft mit dem German Centre of Competence

for NLW.” Sechs weitere europäische Nationen sind

beteiligt: Großbritannien, Italien, die Niederlande,

Österreich, Schweden und die Schweiz. Weitere

Konferenzen fanden 1999 im ICT statt.213 Der Leiter der

Abteilung für Waffenforschung am ICT berichtete,

“...seine Aufgabe sei es, die Zusammenarbeit der

teilnehmenden Staaten auf dem Sektor der nicht-

tödlichen Waffen voranzutreiben, nicht-tödliche Waffen

in diesen Bereich zu etablieren und die Basis für die

Durchführung von Forschungsarbeiten zu schaffen...’214

Deutschland

Die deutschen Forschungsarbeiten zu nicht-tödlichen

Waffen am Fraunhofer ICT begannen Ende 1993, als das

deutsche Verteidigungsministerium “die DASA mit einer

Untersuchung zu NLW [Non Lethal Weapons / nicht-

tödliche Waffen] beauftragte”. Die Arbeiten schlossen

1996 eine Präsentation auf dem militärischen

Testgelände in Hammelburg ein und führten 1997 zu

der Erteilung von drei Aufträgen für: “(i) die Entwicklung

einer Kanone mit “Effector Net”; (ii) einen

Infraschallgenerator und (iii) eine Vorrichtung zur

Erzeugung von hörbaren und irritierenden Tönen.”215 Die

Fertigstellung der Arbeiten am Infraschallgenerator, der

mit Hilfe eines oszillierenden Verbrennungsprozesses

funktioniert, war für November 1998 geplant.

Das ICT beschäftigt sich auch mit Tests an sich

ausdehnenden Schaumstoffen sowie Fangnetzen, die

durch eine Lösung aus Zyan-Acrylharz klebrig gemacht

werden. Der Leiter des Programms zu nicht-tödlichen

Waffen am ICT plädiert für eine Kombination mehrerer

Technologien wie Infraschall mit oder ohne

reizerregende Materialien, Schaum und anderen

Verstrickungswaffen wie z.B. die Verwendung von

Infraschall in Kombinationen mit pulsierendem Strom,

“supersonic energy”, Reizgas, klebrigem Schaum oder

Hochleistungs-Mikrowellen.216 Das ICT arbeitet

außerdem an Wirbelringgeneratoren (vortex ring

generators).217

ICT-wirbelringsystem: die erzeugung von

wirbelringen in einem deutschen forschungslabor

Im Oktober 1999 veranstaltete das ICT zusammen mit

dem German Centre for Competence for NLW den ersten

National Workshop on “New Technology-Non-Lethal-

Weapons.”218 Ein Arbeitsseminar zu Hochleistungs-

Mikrowellen und nicht-tödlichen Waffen wurde ebenfalls

im gleichen Jahr durchgeführt.219 Der Direktor des ICT

ließ zudem verlauten, dass eine persönliche Intervention

des ICT bei der Non-Lethal Defense IV Conference in

Washington im März 2000 dazu führte, dass nicht-

tödliche Waffen in die Ausrüstung von im Kosovo

stationierten US-Soldaten aufgenommen wurden.

tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 53

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Großbritannien

In Großbritannien laufen seit 1992 an der Defence

Research and Evaluation Agency (DERA) Forschungen zu

neuen Arten von “weniger-tödlichen” Waffen. Über viele

Jahre hatten die USA im Rahmen des Quadripartite

Agreement von 1963 gemeinsam mit Großbritannien

Forschungen zu nicht-tödlichen Waffen betrieben.220

Auf der Konferenz über nicht-tödliche Waffen der Jane’s

Information Group (Jane’s Non Lethal Weapons,

Developments and Doctrine, 1.-2. Dezember 1998)

zeigte sich, dass in Großbritannien unter anderem die

Technologien von Schaumbarrieren, Infraschallwaffen,

Hochleistungs-Mikrowellen, Gleitstoffen, Blendlasern

und Netzen untersucht werden. Freiwillige Testpersonen

wurden für die Erprobung von Barrieren aus

Gleitstoffen, Rauch und Schaum eingesetzt.221 Auch die

Infantry Trials and Development Unit sowie andere

Organisationen nahmen an Versuchen mit

Fangsystemen teil. Der Forschungskoordinator des

Programms warnte jedoch, es sei “unmöglich, die

absolute Sicherheit von Systemen zu garantieren, die

Menschen außer Gefecht setzen, zu Desorientierungen

führen oder andere vorübergehende Wirkungen haben.

Das Ziel bestand eher darin, Langzeitfolgen so weit wie

möglich auszuschließen.”222

Der DERA wurden US-Studien zur Verfügung gestellt, die

Analysen über den Einsatz von Antifahrzeugsystemen

enthalten, z.B. Fangnetze, Vorrichtungen zur

Erddestabilisierung und Beschädigung von Reifen.223 Im

Februar 1998 vereinbarten die USA und Großbritannien

einen Informationsaustausch zu “nicht-tödlichen”

Waffen. Auf zwei Konferenzen im Jahr 1999 wurden

Informationen ausgetauscht, die sich auf den Bereich

alternative Antipersonenminen konzentrierten. Die

Informationen betrafen Simulationsverfahren, das

Verhalten von Menschenmengen, Schulung, die Doktrin,

die Zukunft der Non-Lethal Weapons sowie Blendlaser.

Erste Planungen für gemeinsam durchzuführende

Kriegsszenarien der USA und Großbritanniens

begannen 1999 und sollen bis 2001 fortgeführt werden.

3.4 Zukünftige Technologien

Zur Veranschaulichung der verschiedenen Formen

dieser “weniger-als-tödlich” wirkenden Ersatzsysteme

für Antipersonenminen der zweiten Generation wird im

folgenden Abschnitt eine Reihe von Projekten

vorgestellt, darunter diejenigen, die bereits durch die

US Joint Non-Lethal Weapons Programmes (JNLWP) in

Auftrag gegeben wurden. (Zur Erinnerung sei hier

nochmals angemerkt, dass sich die USA zusätzlich zu

den sogenannten “weniger-tödlichen” Alternativen auch

mit tödlichen “Alternativen” wie dem oben

beschriebenen kombinierten Antipanzer- und

Antipersonen-Minensystem RADAM befassen). Obwohl

Hersteller in den USA auf diesem Gebiet führend sind,

entwickeln unter anderem auch Unternehmen in

Australien, Südafrika und Großbritannien zukünftige

Alternativen zu Antipersonenminen.

Im folgenden wird ein vereinfachter Abriss über einige

der erforschten Haupttechnologien sowie Hinweise auf

den geschätzten Zeitrahmen für die Erstellung von

Prototypen oder ihren Einsatz gegeben. Viele dieser

Technologien dienen als opferaktivierbare, hoch

technische Sprengfallen oder sind opferaktivierbare

Varianten von Flächensperrtechnologien, die

Verletzungen zufügen oder Formen der Bestrafung

bewirken können, die einer anschließenden

medizinischen Behandlung bedürfen.

Explosive Flächensperrsysteme

Im April 2000 wurde bekannt, dass das australische

Unternehmen Metal Storm an der Produktion von

alternativen Ersatzsystemen für Landminen arbeiten

würde, bei denen keine “aktiven” Sprengstoffe in oder

auf den Boden platziert werden. Das System, ein

Mehrfachminenwerfer mit (bis zu) 100 Geschützrohren,

ist ausgestattet mit einem sensor-aktivierten,

elektronischen Zielortungssystem und für “direkten und

indirekten Beschuss geeignet.” Die Geschützrohre

können mit einer großen Auswahl an 40mm-Munition

bestückt werden, darunter “weniger-tödliche” Munition

und sogar Mikrokameras. Angeblich soll damit das

System in die Lage versetzt werden zwischen Zivilisten

und Soldaten zu unterscheiden. Es gibt jedoch keine

Garantie dafür, dass derartige humanitäre Richtlinien in

der Praxis dann tatsächlich auch befolgt werden. Das

54 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

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System wird Schätzungen zufolge in ungefähr zwei

Jahren fertiggestellt sein.224 Laut eines Presseberichts

investierten die australischen Streitkräfte einen

anfänglichen Betrag von 450.000 australischen Dollar

in das Projekt. Ein internationales Konsortium von

führenden britischen und US-amerikanischen

Waffenherstellern wird darüber hinaus in den nächsten

drei Jahren eine Summe von 3 Millionen australischen

Dollar beisteuern.225

Auch das südafrikanische Unternehmen Denel forscht

seit 1996 an der Entwicklung von alternativen

Antipersonenminen. Nach Einschätzung des

Unternehmens werden Antipersonenminen nicht mehr

benötigt, da die Flächensperrung mit Hilfe einer Kamera

oder anderer Beobachtungsmechanismen in

Kombination mit einem vereinfachten Artilleriesystem

durchgeführt werden kann. Dieses Verfahren ist präzise

genug, zuvor registrierte Punkte auf einem quasi

“virtuellen Minenfeld” im Umkreis von einem Kilometer

zu treffen.226

Das Denel-Tochterunternehmen Mechem hat ein

automatisiertes GPS (Global Positioning System)-

gestütztes Minenwerfersystem entwickelt, bei dem ein

Beobachter über ein faseroptisches Kabel mit dem

Minenwerfer Automated Mortar Sighting System (AMS)

verbunden ist. Mechem behauptete, die Beobachter

könnten schon nach einer kurzen Schulung ein Ziel nach

dem Prinzip “hinsehen und abdrücken” treffen. Später

gab das Unternehmen bekannt, man würde im Verlauf

des Jahres 1997 den “Layout”-Prozess des Systems

vollständig automatisieren.227

Es sind jedoch in erster Linie US-Entwicklungen von

nicht-tödlichen alternativen Antipersonenminen, welche

die öffentlich zugänglichen Informationsquellen

dominieren. Viele andere Länder sind jedoch in diese

Entwicklungsprogramme involviert. Das US Joint Non-

lethal Weapons Program informierte kürzlich die

folgenden Länder über nicht-tödliche Waffen:

Australien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien,

Italien, Kanada, Kolumbien, die Republik Korea,

Norwegen und Schweden. Vereinbarungen über den

Austausch von Informationen wurden mit

Großbritannien (1998) und Israel (1999) unterzeichnet.

“Nicht-tödliche” Varianten vorhandener

Antipersonenminen

Eine neue US-Variante der direktionalen Splittermine

des Typs Claymore nennt sich Modular Crowd Control

Munition (MCCM). Diese verwendet “Gummigeschosse”

und das vorhandene Claymore-Gehäuse. Es liegen keine

Zahlen über die kinetische Energie dieses

Waffensystems vor, aber laut Aussage einiger US-

Forscher sei eine Aufprallenergie unter 20,3 Joules

ungefährlich oder geringfügig gefährlich (vorausgesetzt,

das Projektil ist groß genug, um die Augen nicht zu

schädigen). Eine Aufprallenergie von 40,7 – 122 Joules

wird als gefährlich beschrieben, während ein Aufprall

mit über 122 Joule dem Bereich der schweren

Schädigung zugerechnet wird.228 Das MCCM-System ist

dafür vorgesehen, Menschenmengen und feindliche

Truppenkonzentrationen aufzulösen und kurzfristig

außer Gefecht zu setzen. MCCM wirkt auf eine

Entfernung von 5-15 Meter. Es kann in die

“Umgebungsverteidigung” integriert und auf einem

Fahrzeug montiert werden. Dieses Konzept wurde

bereits, unter Beteiligung von Mohawk Electrical

Systems, dem gegenwärtigen Hersteller der “original”

Claymore M18A1-Mine, unter Vertrag genommen.229

MCCM hat mittlerweile eine “NATO-Lagernummer” und

kostet 255 US Dollar pro Stück. In Bezug auf die

Weiterentwicklung der Waffe wird noch an “einem

taktischen, handbetriebenen Modus, an Taktik und

Verfahrensweisen, dem Tötungspotential der

Hartgummi-Minenhülle und einer

Stolperdrahtauslösung gearbeitet... .”230 Es bliebt somit

noch unklar, ob MCCM töten oder verletzen kann und ob

eine Stolperdrahtauslösung in Betracht gezogen wird.

Alles in allem ist aber offensichtlich, dass diese Waffe

voraussichtlich opferaktivierbar und auf die Tötung oder

Verwundung von Menschen ausgerichtet sein wird und

daher durch das Ottawa-Abkommen verboten ist,

genauso wie konventionelle Claymore-Minen, wenn sie

durch einen Stolperdraht ausgelöst werden.

Andere in Erwägung gezogene “nicht-tödliche”

Waffensysteme für die Standortsicherung,

Umgebungsverteidigung und Bewegungshemmung, die

ähnlich der taktischen Springmine APERS funktionieren,

sind Systeme, die Fangnetze, übelriechende Substanzen

oder andere Wirkstoffe zur Aufstandsbekämpfung

einsetzen. Ebenfalls vorgeschlagen wurde ein

tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 55

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“unbemannter Flugkörper”, mit welchem nicht-tödliche

Munition – z.B. chemische Reizstoffe – gegen große

Menschenmengen eingesetzt werden soll. Derartige

Waffensysteme verstoßen im Prinzip gegen das

Abkommen zu chemischen Waffen.

Calmatives (betäubende Wirkstoffe)

Eine Reihe von Betäubungschemikalien wird zur Zeit für

Einsätze im Rahmen der sog. Operations Other Than

War (OOTW) untersucht. Das menschliche Gehirn hat

Tausende sogenannter Rezeptorenpunkte, die von

Experten wie Professor Mathew Messelson als ein

Molekül auf einer Zelle beschrieben werden, welches‚

bei Verbindung mit einem anderen Molekül, genannt

Ligand, eine bestimmte Wirkung erzeugt. Nur wenige

Wirkungsweisen konnten bisher identifiziert werden.

Einige können vorübergehende Blindheit verursachen,

andere können das Gefühl vermitteln, etwas zu riechen,

was gar nicht existiert. Wieder andere können zu

Unterwürfigkeit und extremen Angstzuständen

führen.231 Ein Bericht des Europäischen Parlaments vom

Mai 2000 an die Kommission für die “Beurteilung

wissenschaftlicher und technologischer Optionen”232

nennt Derivate der Fentanyl-Familie, die normalerweise

in der Chirurgie als Betäubungsmittel Verwendung

finden, als potentielle chemische Einsatzstoffe für

Calmatives (betäubende Wirkstoffe). Einige davon (zum

Beispiel Karfentanyl) sind hoch giftig – noch giftiger als

das Nervengas VX – und können bei einer Dosierung

von 10mg/kg Körpergewicht zu einer Lähmung führen.

Diese Opioide können zu Atemstillstand führen und das

Verhältnis Dosis/Wirkung ist extrem variabel – was auf

einen Menschen betäubend wirkt, ist für den anderen

tödlich. Einige dieser Calmatives bewirken geistige

Verwirrung, erhöhten Blutdruck, Erbrechen,

Erschöpfung und können Personen über variierende

Zeiträume in ein Koma versetzen.

Der Jahresbericht des JNLWD für 1999 bezieht sich auf

“...ein Experiment zur Identifizierung von

Alternativmethoden für offensive Operationen, die der

National Command Authority (NCA) und den Joint Force

Commanders (JFC) zusätzliche Einsatzoptionen bei der

Durchführung einer Zwangsmaßnahme bietet.”233 Der

Bericht bezieht sich auf Systeme zum Einsatz von

betäubenden Wirkstoffen, darunter die Active Denial

Technology (ACD), das Low Cost Autonomous Attack

System (LCAAS), das Unmanned Aerial Vehicle (UAV)

und die Extended Range Guided Munition (ERGM). Des

weiteren existiert ein Mikrokapsel-Programm, das

opferaktivierbar ist, betäubende Wirkstoffe verbreitet

(die Wirkung der Kapsel entfaltet sich nur dann, wenn

auf sie getreten wird) und im September 2000

fertiggestellt werden sollte.

Obscurants (Vernebelungsmittel)

Hierbei handelt es sich um wasserhaltige Schäume, die

eine undurchdringliche, seifenschaumähnliche Barriere

formen und sowohl die Kommunikation, als auch die

Orientierung erschweren.234 Derlei Mittel wurden in den

20er Jahren für die Unterdrückung von Feuern in

britischen Kohlebergwerken entwickelt und im

Vietnamkrieg erstmalig militärisch eingesetzt. Dieser

Schaum, der in großen Mengen mittels Wasserkanonen

oder von speziell entwickelten tragbaren Kanistern

abgefeuert wird, kann zu halbstarren Barrieren

aufgetürmt und mit chemischen Reizstoffen oder

Betäubungsmitteln angereichert werden (in Vietnam

setzten die USA mit Tränengas angereicherten Schaum

im Rahmen von “Tunnelsperroperationen” ein).235 Wenn

eine Person diesen Schaumbereich betritt und die

Orientierung verliert, erhöht sich die bereits

aufgenommene Dosis kontinuierlich, solange die

Person mit dem Schaum in Berührung bleibt.236 Jeder

Versuch, die Grenzen solcher Barrieren zu

überschreiten, geschieht zudem ohne Kenntnis

möglicher, vom Schaum verdeckter Gefahren. Hierbei

kann es sich um Chemikalien im Schaum selbst oder

um scharfkantige Hindernisse wie Fußangeln oder

Stacheldraht handeln.

In den 80er Jahren wurde für die National Defense

Agency ein "wässriger Schaum" mit

"Antipersonenwirkung" entwickelt, der mit chemische

Reitstoffen angereichert wurde. Die Sandia National

Laboratories stellten dem US Marine Corp 1996 den

Prototyp eines Systems für die Produktion von

“wässrigem Schaum” zur Verfügung. Eine Reihe von

potenziellen Einsatzmöglichkeiten wurde identifiziert,

darunter die “Kontrolle von Menschenmengen,

Blockade durch Versperren von Durchgängen,

Schutzzonen-Zugangsverzögerung und

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Flächensperrung.”237 Die Oak Ridge Laboratories

sprachen die Empfehlung aus, “visuelle

Vergrößerungssysteme in Verbindung mit einer neuen

Familie von multispektralen Vernebelungsmitteln zu

entwickeln, die eine Beobachtung durch den Feind

unmöglich machen würden, aber US-Truppen erlauben

würde, durch diese Mittel hindurch sehen zu können.”238

Dies ist ein Beispiel dafür, inwiefern “nicht-tödliche”

Systeme das Tötungspotenzial eher konventioneller

Waffen steigern können, da das Schießen auf

desorientierte, sichtbehinderte Menschen bei klaren

Sichtverhältnissen für jedermann einfach wäre.

Fangsysteme/Verstrickungswaffen

Es wurden drei Arten von Fangsystemen identifiziert, die

eine flächensperrende Funktion erfüllen: Gleitstoffe,239

Schaumwerfer und Blockadevorrichtungen, die sich

ausbreitenden, klebrigen Schaum abfeuern, sowie

Netze, die mit klebstoffartigen Substanzen, chemischen

Reizstoffen, Elektroschocks und Haken versehen werden

können.240 Viele dieser Fangsysteme, die im US-

amerikanischen Fachjargon auch als “stickums” und

“slickems” bekannt sind, befinden sich mittlerweile auf

dem Markt.

Der gegen Personen gerichtete Klebschaum wurde als

nicht-tödliches Fangsystem entwickelt, wurde aber

mittlerweile aufgrund der Schwierigkeit der Entgiftung

der Opfer und des Risikos einer Tötung durch Ersticken

praktisch aus dem Verkehr gezogen. Zu den gedachten

Anwendungsmöglichkeiten für steifen, klebrigen

Schaum gehören das feste Zusammenkleben von

Gegenständen, die Abriegelung von Sicherheitszonen

gegen das Eindringen von Menschen oder die

Einrichtung und feste Fixierung von Blockadesystemen

wie Fußangeln (caltrops).

Super-Gleitstoffe sind nicht neu, wurden aber erst

kürzlich für einen Einsatz in der Flächensperrung

erforscht. Gleitstoffe wurden im Vietnamkrieg in den

60ern über dem Ho-Chi-Minh-Pfad abgeworfen und

mehrere Produkte (zum Beispiel Riotrol und Separan

AP-30; andere wurden “instant banana peel” und

“slippo” getauft) wurden für Zwecke der

Aufstandsbekämpfung vorgeschlagen. Mittlerweile als

“Anti-Bodenhaftungsstoffe” bekannt, werden sie im

allgemeinen als Trockenpulver angeboten, enthalten

Polyacrylamide, Carboxyvinylpolymere oder

Polyäthylenoxide und werden mit Wasser vermischt.

Normalerweise sollen sie einen Reibungskoeffizienten

von weniger als 0,5 erzeugen, da dieser schon als

gefährlich für laufende Menschen angesehen wird. Eine

zweite Generation von Super-Gleitstoffen auf

Kohlenwasserstoffbasis mit einem Zusatz von

mikrofeinen Fluorkohlenwasserstoffpartikeln wird

derzeit entwickelt. Eine weitere Alternative ist das

sogenannte “Konfetti” auf Teflonbasis, da Teflon einen

Reibungskoeffizienten von weniger als 0,1 besitzt.241

Mitte der 90er Jahre untersuchte die US Army im

Edgewood Chemical Biological Command über zwei

Dutzend im Handel erhältliche Polymerstoffe.

Anschließende Feldversuche waren angeblich

erfolgreich, aber schon 1998 verlangte das US Marine

Corp Verbesserungen sowohl am Material selbst als

auch an der Verbreitungsmethode.242 Einem Bericht des

JNLWP von 1999 ist zu entnehmen, dass Aufträge für die

Laborforschung, für den Prototyp eines

Verbreitungssystems sowie für Feldversuche vergeben

wurden. Die Entwicklung eines “nicht-tödlich”

wirkenden Gleitschaums ist im Jahr 2001 vom ersten

Konzeptstadium (Mai 1999) zu einem weiteren

Entwicklungsstadium fortgeschritten (Milestone I) und

soll im Haushaltsjahr 2003 zu einem ersten Testeinsatz

(Initial Operating Capability) und im Haushaltsjahr 2005

zum endgültigen Einsatz in der Praxis (Field Operating

Capability) gelangen.

Von einem Gewehr abgeschossene, flugstabilisierte

Netze sind seit den 90er Jahren im Handel erhältlich.

Mit einer Weiterentwicklung der Technologie kamen

neue Variationen auf den Markt, darunter extrem starke

“Spinnenfäden”-Netze sowie mit chemischen

Reizstoffen angereicherte und elektrifizierte Netze, die

als effektive Optionen im Rahmen der Programme zur

Identifizierung von Alternativen zu Antipersonenminen

angesehen wurden. Systeme zum Abschuss dieser

Netze, z.B. eine Sprungmine – wie die M16A2 Mine –

oder andere Werfersysteme (Canister Launched) wurden

entwickelt. Die Sprungmine war in der Lage, Netze in

einem Umkreis von 5 bis 10 Metern auszuwerfen, und

kann auf eine Verzögerung von 5 bis 15 Minuten

eingestellt werden. Auch chemische und Plastik-

Munitionen können verschossen werden. In den letzten

Jahren wurden diese Waffensysteme in fast allen

Präsentationen des US-Militärs vorgestellt und als

tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 57

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“nicht-tödlicher” Ersatz für Antipersonenminen

angepriesen. Dennoch wurde im JNLWP-Bericht die

Beendigung dieser Programme “aufgrund der

erheblichen Kosten sowie Problemen bei der Planung

und Ausführung” angedeutet.243 Da die tödlichen

Varianten dieser Technologien bereits relativ etabliert

sind, erscheint es zutreffend, dass die Waffenentwickler

nicht in der Lage waren, den Forderungen des

Programms nach nicht-tödlichen Waffen gerecht zu

werden.

Sprungnetzmine

Quelle: US Joint Non-lethal Weapons Directorate

Übelriechende Substanzen

Einige Gerüche werden von bestimmten Kulturkreisen

als eher widerlich empfunden als von anderen. Die

militärische Forschung beschäftigt sich seit fast 40

Jahren offiziell mit der Identifizierung dieser

unterschiedlichen Wahrnehmungen bei stark

ausgeprägten schlechten Gerüchen.244 1972 regte die

US Security Planning Corporation an, übelriechende

Substanzen könnten wie eine ”nicht-tödliche” Waffe

funktionieren.245

Eine Reihe von synthetischen, übelriechenden

Substanzen sind bereits auf dem Markt, wie zum

Beispiel Dragonbreath von DeNovo. Diese Substanz

riecht wie eine metallische Mischung aus verdorbenen

Eiern und Benzin und soll eine ansteckende Wirkung

haben. D.h., läuft eine Person, an der ein Geruch haftet,

durch eine Menschenmenge, bleibt der Geruch an den

Personen haften, denen sie begegnet.246 Zur Zeit in der

Entwicklung befindliche “Geruchswaffen” beinhalten

Konzentrate natürlicher Gerüche, wie z.B. verfaultes

Fleisch, Kot, Stinktier und Körpergeruch.247 Scientific

Applications and Research Associates (SARA) ist

gegenwärtig damit beschäftigt, Prototypen für Waffen

aus übelriechenden Substanzen herzustellen, die zur

Warnung oder Erregung von Ärger, Ekel oder Übelkeit

dienen können. Ziel ist es, ein Ablenkungsmittel

herzustellen, das mehrere Sinne anspricht und die

Wirkung von Geräuschen, Licht und “einem extrem

widerlichen Geruch (übelriechende Substanzen)”

verbindet. Beabsichtigte Einsatzmöglichkeiten sind zum

Beispiel die Räumung von Gebäuden und Landeplätzen

sowie die Auflösung von zivilen Unruheherden.

Es ist wahrscheinlich, dass jede übelriechende

Substanz, die in einer Kriegssituation eingesetzt wird,

gegen die Bestimmungen des Abkommens zu

chemischen Waffen verstößt. Trotzdem wird die

Kommerzialisierung der Forschung in schnellem Tempo

fortgesetzt.248 Zu den Systemen, die für eine Verbreitung

dieser Substanzen in Betracht gezogen werden,

gehören Mikrokapseln, unbemannte Flugkörper,

Helikopter, ferngelenkte Waffen mit längerer Reichweite

und das OLDS (Overhead Liquid Dispersal System).

Einige dieser Systeme könnten opferaktivierbar sein. Zu

Beginn des Jahres 2000 wurde das US Joint Warfighting

Centre beauftragt, die Auswirkungen des Einsatzes von

betäubenden Wirkstoffen und übelriechenden

Substanzen sowie das Low Cost Autonomous Attack

System (LCAAS) zu untersuchen.

Energierichtwaffen

Das Potenzial sogenannter Funkfrequenz- oder

Energierichtwaffen ist hinlänglich bekannt.249 Zudem

wurden verschiedene andere zielgerichtete

Energiewaffen für Aufgaben der Flächensperrung

vorgeschlagen, darunter Blendlaser,

Mikrowellenstrahler und Wirbelring-Technologien, die

zugleich die umstrittenste und potenziell

gesetzeswidrigste Form alternativer Antipersonenminen

darstellen.

Einige Blendlaser sind bereits im Handel erhältlich und

werden in Form optischer Schutzschirme angeboten.250

Andere Systeme werden gegenwärtig vom US Air Force

Research Laboratory auf ihre Tauglichkeit als

sogenannte “nicht-tödliche Zonenverteidigungswaffe”

untersucht.251 Eine neue Entwicklung stellt der Einsatz

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von ultravioletten Laserstrahlen dar, bei dem die Luft so

weit ionisiert wird, dass sie eine elektrische Ladung

leitet und dadurch bei Personen Lähmungen oder

schmerzhafte Muskelkrämpfe verursachen kann.252 Ein

voll funktionsfähiger Prototyp lässt noch auf sich

warten, aber das Prinzip wurde bereits an der University

of California in San Diego mit dem Lumonics Hyper X-

400 Excimer Laser erfolgreich getestet.253

Von den Systemen aus dem elektromagnetischen

Spektrum sind solche, die Mikrowellen verwenden,

wohl am heftigsten umstritten. Sie verfügen über eine

potenzielle rheostatische bzw. abstimmbare Wirkweise

von “weniger-tödlich” bis tödlich. Diese Systeme

arbeiten mit Lichtgeschwindigkeit und gelten als

sogenannte “progressive Strafwaffen” (progressive

penalty munitions/PPM). Dieser Begriff ist sehr

anschaulich, da er sowohl die “Philosophie” als auch

die Bandbreite bestimmter Waffentypen beschreibt. Zur

Veranschaulichung eines möglichen Einsatzes dieser

Waffen dient das sog. “Zwiebel”- oder

“Schichtverteidigungs”-Modell: Nähert sich eine Person

einer solchen Mikrowellenwaffe wird eine

“Strafreaktion” ausgelöst, wobei die Intensität der

Waffenwirkung mit jeder weiteren Annäherung zunimmt

und schließlich tödliche Folgen hat. Bereits bewiesen ist

ihre Fähigkeit, einen Erwärmungseffekt von bis zu 107°F

zu erzeugen und so ein künstliches Fieber

herbeizuführen. Über diese psychotronischen Waffen

wurde viel spekuliert, aber es fehlt an konkreten

Daten.254 Elektronische “Neuro-Waffen” dieser Art

würden gegen die kürzlich vereinbarte EU-Resolution zu

Technologien verstoßen, die direkte Auswirkungen auf

das menschliche Nervensystem haben. Hochleistungs-

Mikrowellenwaffen werden voraussichtlich für die

Kriegsführung im 21. Jahrhundert von wachsender

Bedeutung sein, da Waffenhersteller sich immer mehr

darauf konzentrieren, Systeme zu entwickeln, die

Elektronen anstelle von Geschossen abfeuern.

Akustische Waffen

Kontroversen und Spekulationen gibt es auch in bezug

auf akustische Waffen. Sie sind angeblich in der Lage,

das Innere des Menschen zum Vibrieren zu bringen und

so Benommenheit und Übelkeit hervorzurufen bzw., laut

Aussage eines Mitarbeiters des Pentagons, die

“Eingeweide zu verflüssigen und sie auf ein zitterndes,

unter Durchfall leidendes Durcheinander zu

reduzieren.”255

Drei verschiedene Arten akustischer Waffen, die auch

als Projected Energy, Sonic, und Forward Area Energy

Weapons bezeichnet werden, werden zur Zeit von der

US-Army und der Air Force untersucht. Es handelt sich

dabei um ein akustisches Gewehr, ein auf einem

Fahrzeug oder an einem Hubschrauber befestigtes

akustisches Geschütz für größere Entfernungen und

eine fernverlegbare, akustische Mine.256 Zwanzig US-

Unternehmen befassen sich im Rahmen eines

weitreichenden Forschungsprojekts mit der Entwicklung

von akustischen Waffen zur Unterstützung von “aktiven

Programmen zur Flächensperrung.”257 Ein

Hauptauftragnehmer, Scientific Applications and

Research Associates, wird mit der Äußerung zitiert,

Hochleistungsakustik könnte schon bei geringer

Entfaltung ein “unmittelbares Trauma ähnlich wie bei

einer Explosion” auslösen und sogar tödliche Folgen

haben. Andere Stimmen, darunter der deutsche

Experimentalphysiker Jürgen Altman, halten die

Realisierbarkeit akustischer Waffen für unsinnig.258 Diese

Einstellung basiert auf Forschungsarbeiten, die im

Auftrag des deutschen Verteidigungsministeriums von

Daimler Benz Aerospace durchgeführt wurden.259

Wahrscheinlich würde ein funktionierendes System auf

einer kontinuierlichen Abfolge von kontrollierten

Explosionen basieren, welches eher Wirbelringe denn

ausschließlich Schallwellen verbreitet. Altman räumte

ein, es sei plausibel, dass ein “Wirbelring von einem

Meter Größe eine Distanz von 100m und mehr

zurücklegen könne”, gab aber zu bedenken, “dass

Wirbelringtechnologien noch eingehend untersucht

werden müssten.” Berichten zufolge arbeitet die

Scientific Applications and Research Associates an

einem System, das auf dem Wirbelringkonzept aufbaut,

welches 1998 vom US Marine Corp getestet wurde. Auf

einer Konferenz zu nicht-tödlichen Technologien in

Großbritannien im Jahre 1999 sagte Altman, es sei von

größter Bedeutung, dass wissenschaftliche

Informationen der seriösen Fachpresse offen zugänglich

gemacht werden, um eine kritische Überprüfung zu

ermöglichen. Geheimhaltung hat in der Vergangenheit

zu einer enormen Verschwendung öffentlicher Mittel

geführt. Der letzte Jahresbericht des JNLWP bestätigte

diese skeptische Haltung durch die Ankündigung, das

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US-Programm zu akustischen “nicht-tödlichen” Waffen

sei nach zehnjähriger Forschungsarbeit über die

Verwendbarkeit von Infraschall offiziell eingestellt

worden. Weitere vernichtende Kritik wurde 1999 im

Rahmen eines US-Symposiums von Dr. David Swanson

von der Penn State University geäußert, der gerade

heraus sagte: “Wenn man Energie über eine bestimmte

Strecke durch die Luft übertragen will, ist die Akustik

hierfür das falsche Medium.”260

Elektrische Waffen

Die US-Unternehmen Tasertron und Primex Aerospace

testen zur Zeit den sog. Taser Area Denial Device

(TADD), welcher mit dem Volcano-Werfer eingesetzt

wird. Die Waffe wird schon im “scharfen” Zustand

verlegt und ist durch einen Stolperdraht und eine

Auswahl verschiedener Sensoren opferaktivierbar.

Sobald dies geschieht, werden mit Stacheln versehene

Pfeile in einem Umkreis von 120° abgefeuert, die

wiederum sog. “Vulkanpfeile” beinhalten, die in nur

eine bestimmte Richtung abgeschossen werden.261 Diese

Pfeile haben eine Reichweite von 5-10 Metern und

übertragen – sogar durch Kleidung hindurch – einen

Impuls von 50.000 Volt auf das Zielobjekt, welches

damit vorübergehend außer Gefecht gesetzt wird. Die

elektrischen Impulse sind von kurzer Dauer (4-6

Mikrosekunden) und werden mit 8 bis 24 Impulsen pro

Sekunde wiederholt. Vier Pfeile werden in

unterschiedlichen Winkeln abgeschossen, um Treffer

auf die Körpermitte zu gewährleisten, auch dann, wenn

die Zielperson versucht auszuweichen. Die einzelnen

Patronen können auch mehrere Ziele treffen, wenn

diese sich gleichzeitig nähern.

Tasertron behauptet‚ dass “der elektronische Impuls

vorübergehend jeden außer Gefecht setzt, der innerhalb

einer Reichweite von einem Zoll mit den Pfeilen in

Berührung kommt, da sie die Signale des Gehirns an die

oberflächlichen motorischen Nerven außer Kraft setzen,

was wiederum zu unkontrollierbaren Spasmen der

motorischen Kontrollfunktionen der Person führt. Die

Person bleibt wach und bei Bewusstsein, kann aber ihre

Muskeln nicht kontrollieren. Eine Zeitschaltung ermög-

licht, dass die Personen so lange außer Gefecht gesetzt

bleiben, bis sie von in der Nähe befindlichen Soldaten

verhaftet werden können.”262 Es wird nicht erwähnt, was

passiert, wenn keine Soldaten in der Nähe sind.

Zur Zeit rangiert in den USA unter den nicht-tödlichen

Alternativen zu Antipersonenminen diese Technologie

mit der Möglichkeit des Einsatzes als “unbemanntes,

nicht-tödliches Patrouillesystem für die Grenz- und

Gefängnissicherung”263 an vorderster Stelle, wie in

einem aktuellen Bericht bestätigt wurde.264

Der Jahresbericht des JNLWP von 1999 kündigt den

Abschluss des Technology Investment Program (TIP) für

die Taser-Landmine für Januar 2000 an. TADD wird als

ein “vollständig nachladbares System” beschrieben, das

“mit einem Fernwarn- und Kontrollsystem ausgestattet

ist und so die Gefangennahme kampfunfähiger

Eindringlinge durch in der Nähe befindliche Truppen

ermöglicht.”265 Eine Schlüsselvariante der Taser-Mine mit

dem Namen Sentinel wurde auf dem Non-Lethal Defense

IV Symposium in Virginia im März 2000 vorgestellt.

Taser-Minen können mit Videokameras kombiniert

werden, um eine Fernauslösung nach dem sog “man-in-

the-loop”-Prinzip von einem Beobachtungspunkt aus zu

ermöglichen, wodurch ein Verbot durch das Ottawa

Abkommen umgangen werden soll. Jedoch lässt sich der

Standpunkt vertreten, dass diese Waffe gegen die Genfer

Konvention zur Beschränkung des Einsatzes inhumaner

Waffen verstößt, da sie auf ein Element des

menschlichen Körpers (das Nervensystem) abzielt und

eine mögliche Lähmung des Opfers für mehrere Stunden

verursacht. Kommerzielle Betäubungswaffen, von denen

die TADD-Technologie abgeleitet ist, wurden

Zeitungsberichten zufolge in Los Angeles266 und anderen

Städten in den USA,267 in US-Gefängnissen268 und

Großbritannien269 eingesetzt, was häufig Verletzungen

und Todesfälle nach sich zog. Der Einsatz von

Betäubungswaffen soll bei schwangeren Frauen

außerdem in Verbindung mit Fehlgeburten stehen.270

Tasertron Minen

Quelle: Procceedings of Non-Lethal Defense IV Conference

60 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

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Biowaffen für rassen-selektive

Massenkontrolle

Forschungserfolge des Human Genome and Human

Diversity Projects und die Revolution in den

Neurowissenschaften ebneten den Weg für eine

Verwendung von Blutproteinen für den Angriff auf eine

bestimmte ethnische Gruppe mit Hilfe ausgewählter

künstlicher Viren oder Giftstoffen. In einem aktuellen

Bericht an die “Kommission für die Beurteilung

wissenschaftlicher und technologischer Optionen” des

Europäischen Parlaments wird festgestellt, dass der

Durchbruch in der Biotechnologie (einschließlich der

Gentherapie und der computerisierten, mathematischen

Darstellung der Gehirnfunktionen auf molekularer

Ebene) solche “Biowaffen” möglich mache. Der Bericht

warnt zudem, dass mit einer wachsenden Zahl an Daten

über die menschlichen Rezeptoren geeignete

Mikroorganismen zu einem “bösartigen Ziel” solcher

Waffen werden könnten, entweder auf der Ebene der

Zellmembrane oder über Virenträger.271 Obwohl dem

nicht alle Experten zustimmen,272 werden in den USA die

neuesten Mechanismen für den Einsatz von

Mikrokapseln mit chemischen und biologischen

Wirkstoffen im Rahmen “nicht-tödlicher, gegen

Personen und Material gerichteter Waffen in Verbindung

mit Flächensperrung und Fahrzeugbehinderung”

weiterentwickelt.273 Sämtliche Produkte wären im

Rahmen des Abkommens zu biologischen und toxischen

Waffen von 1972 illegal. Leider wurde hierbei, anders

als beim Ottawa-Abkommen und dem Abkommen zu

chemischen Waffen, kein in Übereinstimmung

festgelegtes Verfahren zur Verifizierung vorgeschrieben.

Diese Fragen könnten jedoch 2001 auf der BTWC

(Biological and Toxin Weapons Convention)-

Nachfolgekonferenz geklärt werden. In der Zwischenzeit

werden die intensiven Forschungen der

Pharmaunternehmen zur Lokalisierung der

Rezeptorenpunkte im menschlichen Gehirn und der

Entwicklung spezieller Medikamente mit biologischer

Wirkung von den Labors der Waffenindustrie peinlich

genau beobachtet, um Anwendungsmöglichkeiten für

“bösartige” Waffen ausfindig zu machen.274

Isotropische Radiatoren, extrem klebrige,

extrem ätzende und extrem gleitfähige

Substanzen

Es gibt viele andere sogenannte “weniger-tödliche”

Waffen, die als Antipersonen- und/oder

Flächensperrungssysteme entwickelt wurden, und damit

auch Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung haben

können. Isotropische Radiatoren zum Beispiel sind

optische Waffen, die mit Hilfe einer Explosion ein

Edelgas überhitzen und dadurch ein Plasma

produzieren, das ein laser-helles Licht ausstrahlt. Diese

Radiatoren verursachen mit großer Wahrscheinlichkeit

die gleichen Schäden an der Netzhaut des Auges wie

schwache Laserstrahlen.275

Andere Systeme verwenden extrem klebrige, extrem

ätzende oder extrem gleitfähige Substanzen, die dafür

entwickelt wurden, Fahrzeuge außer Gefecht zu setzen.

Es wurde vorgeschlagen stark ätzende Mischungen aus

konzentrierter Salzsäure und Salpetersäure als

Binärwaffe gegen Metallstrukturen, bewaffnete

Fahrzeuge, Straßen und Dächer einzusetzen.276 Für

einen effektiven Einsatz müssen sich diese Chemikalien

auf kurze Sicht festsetzen können, um nicht vom Regen

weggewaschen zu werden, und sie müssen unsichtbar

sein, um Gegenmaßnahmen zu verhindern. Ein

derartiger Einsatz dieser Waffen in einer Kriegssituation

würde eindeutig gegen das Abkommen zu chemischen

Waffen verstoßen.

Außerdem sind Systeme im Gespräch, die auf dem

Prinzip der “Verflüssigung und Versprödung von Metall”

basieren, wobei mit Hilfe von Chemikalien die Struktur

von Metallen und Legierungen verändert und ein Zerfall

ihrer Zugfestigkeit und Struktur verursacht wird.

Ähnliche Ansätze zur Modifizierung der Struktur des

Erdbodens wurden vorgelegt, wodurch eine Instabilität

erzeugt wird, die Straßen für Fahrzeuge und Zivilisten

unzugänglich macht. Durch die breit angelegte

Kontaminierung von Landstrichen werden solche

Technologien zweifellos langfristige Auswirkungen auf

Mensch und Umwelt haben.

tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 61

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Robotersysteme für die Flächensperrung

Der Einsatz von Robotern bei der Rämung von Bomben

oder explosivem Wehrmaterial ist in den letzten 20

Jahren zur Routine geworden. Ihre Verwendung bei der

Minenräumung ist mittlerweile ein Schwerpunkt vieler

Forschungsprojekte (auch wenn die Aussichten auf

positive Ergebnisse für die von Minen betroffenen

Entwicklungsländer gering zu sein scheinen). Eine Reihe

von Unternehmen erforscht zudem das

Flächensperrungspotential von Robotern, die von

Überwachungssystemen aktiviert werden, um selektive

Angriffe mit “weniger-als-tödlich” wirkenden Waffen

auszuführen. 1983 entwickelte Robot Defense Systems

of Colorado den Prowler – ein bewaffnetes, zwei Tonnen

schweres Fahrzeug für Bewachungsaufgaben.277 Zudem

existieren bereits einige mobile Sicherheitsroboter (z.B.

MDARS, Cyberguard, Andros).278 Einige dieser Roboter

sind bewaffnet, zum Beispiel der Andros Roboter, der

seit 1997 von der Polizei in Tucson eingesetzt wird. Eine

Reihe von nicht-tödlichen Waffen wurde für Operationen

mit Spezialwaffen und Spezialtaktiken entwickelt,

darunter das selbstgesteuerte Bean Bag Riot-Gewehr

von Sage, ein Fangnetz, chemische Waffen, sowie eine

Vorrichtung zum Aufbrechen von Türen und Fenstern.279

Die US Defense Advanced Research Projects

Agency/DARPA arbeitet an einem Programm für

“autonom agierende Fahrzeuge.”280 Die Sandia National

Laboratories führen Feldversuche mit einem

Überwachungssytem durch, das auf einige kleine

selbststeuernde RATTLER-Geländefahrzeuge montiert

ist, um Geländeabschnitte mit großen Stützpunkten

abzusichern.281 Das Mobile Detection Assessment and

Response System Exterior (MDARS-E) ist ein ähnliches

System und soll Lagerhäuser und andere flache Areale

überwachen.282

Die Ursprünge dieser Entwicklungen können, wie

erwähnt, in die USA zurückverfolgt werden.283 Obwohl

die meisten Roboter und unbemannten Fahrzeuge für

Beobachtungsaufgaben entwickelt wurden, wird diese

Technologie von Seiten des Militärs in zunehmendem

Maße als Ersatz für den Einsatz von Soldaten in

gefährlichen Situationen ins Auge gefasst. In den

späten 90er Jahren fingen die US Marines an, sich für

das Potenzial dieser selbstgesteuerten Fahrzeuge für

“militärische Einsätze in Stadtgebieten (MOUT)” zu

interessieren. Als Folge dessen wurden für das Jahr

2000 und darüber hinaus Anforderungen für

fortschrittliche Roboter und unbemannte Fahrzeuge, die

“weniger-tödliche” Waffensysteme verlegen können,

identifiziert.284 1998 plante die DARPA Ausgaben in

Höhe von 40 Millionen US Dollar über einen Zeitraum

von vier Jahren für ein Programm zur Entwicklung von

taktischen, mobilen Robotern. Die dritte Phase der

Initiative Robotics for Urban Terrain der DARPA begann

1999 (Kosten ca. 15 Millionen US Dollar) und

beinhaltete die Produktion eines selbstgesteuerten

“Wachpostens” (pointman).285 Sandia und ARL sollen

ebenfalls mit der Entwicklung eines tödlichen

Wachposten-Roboters beschäftigt sein.286 Erst kürzlich

bestimmte die DARPA das Jet Propulsion Laboratory der

NASA für eine Führungsrolle innerhalb eines

Konsortiums zur Entwicklung eines taktischen, mobilen

Miniroboters für Einsätze in Stadtgebieten.287

Eine Reihe von vorführbereiten Konzepten zu Robotern,

die bewaffnet und autonom, selbständig Ziele

identifizieren und angreifen, existieren bereits. Das

fortschrittlichste Modell ist der Robart 3, der mit einer

Waffe nach Art eines Gatling-Gewehres ausgerüstet ist,

welches Pfeile und Gummigeschosse abfeuert. Andere

Modelle sind der Roboguard, entwickelt von Pitikhate

Sooraka am King Mongkut’s Institute of Technology in

Ladkraabang, Bangkok. Das Gewehr des Roboguard

kann mittels einer Kamera kontrolliert werden und ist

auf einer motorisierten Haltevorrichtung montiert. Mit

Hilfe eines Lasersuchers kann ein Ziel anvisiert werden,

was sich auch z.B. von überall auf der Welt über das

Internet bewerkstelligen läst . Eine automatische

Opferaktivierung ist über einen Sensor möglich, der auf

Bewegung von Menschen reagiert.

Kritiker wiesen

jedoch darauf hin,

dass bei diesen

automatisierten

Tötungssystemen

immer Fehler

auftreten werden,

darunter zum Beispiel

Zeitverzögerungen

bei einer Steuerung

via Internet.288

62 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

Bewaffneter “Robart”

Roboter

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Das Arroyo Urban Operations Team der Rand

Corporation befürwortet den Einsatz von Robotern für

Räumeinsätze, die mit “weniger-tödlichen” Waffen

ausgerüstet sind, um bei einer Einnahme von

Großstädten Häuserkämpfe – ähnlich wie im Zweiten

Weltkrieg – zu vermeiden. Ein Experte der Rand

Corporation weist auf die Tragweite von Einsätzen in

Stadtgebieten im “südlichen Teil” der Erde hin, wo die

Einwohnerzahlen enorm gestiegen sind: “Zur

Jahrhundertwende wird die Einwohnerzahl von Seoul 13

Millionen betragen; die United States Army wird aus

etwa 0,5 Millionen Männern und Frauen bestehen. Die

Auswirkungen sind vielseitig.... die Aufgaben im

Zusammenhang mit der Überwachung und

Unterstützung von Zivilisten könnten leicht mehr

Personal erfordern als die Einnahme von ganzen

Städten Mitte des 20. Jahrhunderts....”289

Die angebotene Lösung ist der Einsatz von nicht-

tödlichen Technologien, um bestimmte Areale mit Hilfe

von “Eingrenzungs- und Versiegelungsmethoden” für

feindliche Truppen und Zivilisten zu sperren. Im Rahmen

dieser “hyper-kontrollierten Gefechte” würden

“selbstgesteuerte Schaumwerfer zur Versiegelung von

Durchgängen, nicht-tödliche Akustik- oder

Mikrowellensysteme und fernverlegte tödliche oder

nicht-tödliche Hindernisse [eingesetzt werden], die der

Festsetzung, Kanalisierung, Umlenkung und dem

Aufhalten von Truppen dienen würden, die dann mit

Hilfe eines koordinierten Einsatzes von fortschrittlichen

ISR-Funktionen (Intelligence, Surveillance and

Reconnaissance) und zielgenauen Angriffssystemen

eingesetzt werden könnten.” 290

tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 63

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177 Broschüre von Autauga Arms.178 Global Defence Review, 1999.179 Hewish, M. & Pengelley, R. (1998): Warfare in the Global City, in:

Jane’s International Defense Review, Nr. 31, S. 32-43.180 http://www.demining.brtrc.com/181 Jane’s Mines and Mine Clearance 1999-2000. Unter den

angegebenen Beispielen befinden sich die schwedische FFV 013,die an Dänemark, Norwegen, Singapur, Schweden und die Schweizgeliefert wurde, sowie die LI-12 Mine.

182 ICBL (2000): Landmine Monitor Report – Österreich.183 www.angola.npaid.org/184 ICBL (2000): Landmine Monitor Report. Jane’s Mines and Mine

Clearance 1999-2000.185 Firmenbroschüre. Ruggeiri SA.186 Aus der Broschüre des Herstellers. Siehe auch Jane‘s Policy &

Security equipment 1999-2000, S. 369.187 Jane’s Infantry Weapons 1999-2000, S. 245.188 “Die Plastikhandgranate POF ist eine in Lizenz produzierte HG84-

Granate der österreichischen Firma Armaturen Gesellschaft GmbH.Diese Granate wird auch als Sprengkopf für die POF Antipersonen-Springmine eingesetzt”. Jane’s Infantry Weapons 1997/98, S. 504.

189 Monteiro, T. (1990): Hundreds Killed by South African Border Fence,in: New Scientist, Nr. 27, 27. Januar.

190 ebd., zitiert wird ein Bericht von 1989, herausgegeben vom SouthAfrican Catholic Bureau for Refugees.

191 The Star, 6. Mai 1997.192 Intersec (1991), Bd. 4., Issue 11/12, November/Dezember, S.404-

409. Es existieren mindestens sieben Unternehmen, die tödlicheElektrozauntechnologien aus Frankreich, Südafrika und den USAanbieten.

193 Firmenwerbung von Grinaker im Magazin Intersec, September1998, S. 333.

194 White House Fact Sheet, ‘US Announces Anti-Personnel LandminePolicy’, 16. Mai 1996.

195 Office of the Under Secretary of Defense for Policy (1997): ReportTo the Secretary Of Defense On The Status Of DoD‘sImplementation Of The United States Policy On Anti-PersonnelLandmines, Mai.

196 Jennings, T. (1999): Anti-Personnel Landmine Alternatives (APLA),Briefing for the National Defense Industrial Association (NDIA)Infantry and Small Arms Symposium.

197 Human Rights Watch, Arms Division (2000): US Programs todevelop Alternatives to Anti-Personnel Mines (HRW-Hintergrundbericht).

198DARPA,RDDS,PE 0602702E, “Tactical technology-AppliedResearch”, Februar 2000, S.95 und RDDS,PE 06027702E, Februar1999, S.86, zitiert in Human Rights Watch (2000), vergl. Fußnote196.

199 DARPA, “Self-Healing Minefield”, Angebot BAA99-21, 14. Juni1999, zitiert in Human Rights Watch (2000), vergl. Fußnote 196.

200 Daily Telegraph, 28. September 2000, ‘Robot landmine can hopinto place on the battlefield’ [Robotermine kann auf demSchlachtfeld in Position springen].

201 Inside the Army (2000): Army Picks Five Contractors For AlternativeMine Development, USA, Bd. 12, Nr. 42, 23. Oktober.

202 Präsident Clinton, Schreiben an den US-Senat. Vorlage derChemical Weapons Convention zwecks Ratifizierung, datiert vom23. Juni 1994.

203 Einen hervorragenden Überblick bietet Charles Swett, Office of theSecretary of Defense, (OASD(SO/LIC) Policy Planning, im“Department of Defense Non-Lethal Weapons Policy” in seinerPräsentation auf der ersten “Jane’s Non-Lethal WeaponsConference” in London, 20.-21. November 1997.

204 ebd.205 Thornton, C. (1996): US Army non-lethal requirements. Referat

anlässlich der “Non-Lethal Defence II Conference“. Protokollveröffentlicht von der American Defence Preparedness Association.

206 Alexander J.B., (1999): Future War – Non-Lethal Weapons in TwentyFirst century Warfare, St Martin‘s Press, New York, S.224.

207 NATO-Review Focus, Vol 44, p.18, 1996, online edition.208 Hill, L. (1999): NATO to adopt policy on non-lethal weapons, in:

Defense News.209 NATO (1999): NATO Policy on Non-Lethal Weapons, 13. Oktober,

http://www.nato.int/docu/pr1999/p991013e.htm210 Die “Jane’s Non-Lethal Weapons Conference” begann 1997 und

findet jedes Jahr im Spätherbst in Großbritannien statt. In denvergangenen Jahren wurden Themen wie NLWs für das neueMillennium sowie NLW-Neuentwicklungen und NLW-Doktrinbehandelt.

211 Siehe ”Non-Lethal Defence Conferences I-IV” organisiert von derNDIA (National Defense Industrial Association). www.ndia.org

212 ebd.213 Thiel, K.-D.: Non-Lethal Weapons at Fraunhofer ICT. Meeting of the

European Working Group Non-Lethal Weapons (EWG-NLW) at ICT,20.04.1999, Bericht Nr.1-KDT, Juni 1999.

214 Informationen aus Thiel, K.D. (2000), “Appropriate arms andmethods for military operations in missions of law or peaceenforcement – Current national and international aspects of non-lethal weapons,” (Abhandlung TH) vorgetragen vor der “Commissionof History of Military Law at the International Society for Military Lawand the Law of War”, XVth. Congress, Lillehammer, Juni 2000.

215 Thiel, K.-D. (1998): Non-Lethal Weapons Activities at ICT (Referatvorgetragen bei der “Non-Lethal Defence III Conference“, USA1998).

216 ebd.217 Adresse der Website des ICT:

www.ict.fhg.de/english/scope/es/proj/nlw218 Thiel, K.-D. (2000): Appropriate Arms and Methods for Military

Operations in Missions of Law or Peace Enforcement (Abhandlungvorgetragen bei “The Commission of History of Miltary Law at theInternational Society for Military Law and the Law of War”, XVthCongress, Lillehammer, Juni 2000).

219 Thiel, K.-D. (1999): HPM und vergleichbare nicht-letale Wirkmittel.Nationale Arbeitsgruppe Hochleistungs-Mikrowellen (NAG-HLM),ABB Forschungszentrum Heidelberg, 20.-21. September,Heidelberg.

220 Gilligan, A. & Evans, R. (1998): Sticky end for Foes as MoD testsnew breed of weapons, in: Sunday Telegraph, 6. Dezember, S.17.

221 Hambly, J. (DERA) (1998): ‘Non-lethal Anti-personnel obstacles’.(Präsentation auf der “Jane’s NLW 98 Conference, 1.-2. Dezember.)

222 Dr. Hubbard stellte dieses Material in seiner offiziellen Abhandlung“The UK Attitude to Non-Lethal Weapons” auf der Jane’s Conference“Non-Lethal Weapons, Developments & Doctrine” vor, die am 1.-2.Dezember 1998 in London stattfand. Dr. Hubbard ist technischerLeiter des “Radio Frequency Systems“ innerhalb des WeaponsSector der DERA in Fort Halstead. Es ist vermutlich kein Zufall, dasssich der Großteil der in dieser Abhandlung besprochenenExperimente mit Modellen und Simulationen aus dem BereichAnwendung von Hochleistungsmikrowellen beschäftigt.

223 Hewish, M. & Pengelley, R. (1998): Warfare in the Global City, in:Jane‘s International Defense Review, Nr. 31, S. 32-43.

224 wysiwyg://5http://www.it.faifax.com.au/breaking/20000703/A49075-2000Jul3.html

225 Pressemitteilung des Unternehmens vom 7. Juli 2000,http://www.metalstorm-ltd.com/press_releases/july07_00.html

226 Hewish, M. & Pengelley, R. (1998): Warfare in the Global City, in:Jane‘s International Defense Review, Nr. 31, S. 32-43.

227 Siehe Jane’s International Defense Review, Nr. 1 (1997), S.60.228 Egner, D.O. u.a. (1973): A Multidisciplinary Technique for the

Evaluation of Less Lethal Weapons, Bd. 1, Aberdeen ProvingGrounds, Maryland: U.S. Army Land Warfare Laboratory, USDepartment of Justice.

229 ARDEC und Mohawk Electrical Systems entwickelten mitFinanzierung durch das US Marine Corps eine nicht-tödliche

64 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

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Variante der M18A1 Claymore APM als eine Modular Crowd ControlMunition (MCCM). Diese enthält kleine Gummibälle anstattStahlkugeln und kann auch alternative Ladungen wie chemischeReizstoffe abfeuern. Siehe: Jane‘s International Defense Review(1998): “In search of a successor to the anti-personnel landmineNon-lethal weapons, precision weapons and close surveillance”,März, S. 30.

230 Joint Non Lethal Weapons Directorate (JNLWD) (2000): Joint NonLethal Weapons Program: A Year in Review. Annual Report 1999.

231 Messelson, M. (1992): Banning Non-Lethal Chemical Incapacitantsin the Chemical Weapons Convention, Committee for NationalSecurity, Washington.

232 Omega Foundation (2000): Crowd Control Technologies: AnAssessment of Crowd Control Technology Options for the EuropeanUnion (An Appraisal of the Technologies of Political Control –EP/1/1V/B/STOA/99/14/01), STOA Office of Science andTechnology Options Assessment.

233 Joint Non Lethal Weapons Directorate (JNLWD) (2000): Joint NonLethal Weapons Program: A Year in Review. Annual Report 1999.

234 Bereits ein kommerzielles System. Siehe Kittle, P.A. (2000):Aqueous Foam – Technology & Systems development, Non-lethalDefence IV, 20.-22. März.

235 Siehe Salyer, I.O (1966) und Grace, W.R. (1966).236 Siehe http://www.aquafoam.com/fbo6.html, ‘Military, Defense and

Law Enforcement Applications of Aqueous Foam technology andreferences’.

237 Goolsby, T.D., Scott, S.H., Collins, K.R. & Goldsmith, G.L. (1998): ABrief History of Access Delay / Military Activated Dispensables andTheir Potential for Usage as Non-Lethal Weapons. (Abhandlungwurde vorgelegt bei der “Non-Lethal Defence II Conference”, 25.-26. Februar).

238 Diskutiert von leitenden Angestellten der Lockheed Martin EnergySystems in einem Bericht an die Oak Ridge Laboratories. SieheAkers & Singleton (2000).

239 Eine breite Auswahl an wasserhaltigen und nicht-wasserhaltigenAnti-Bodenhaftungsstoffen wurde bereits identifiziert. SieheMathis R u.a. (2000) Non-Lethal Applicants of Slippery Substances,Non-Lethal Defence IV, 20.-22. März.

240 Defense Week, 19. November 1996.241 Goolsby, T.D., Scott, S.H., Collins, K.R. and Goldsmith, G.L. (1998):

A Brief History of Access Delay / Military Activated Dispensablesand Their Potential for Usage as Non-Lethal Weapons. (Abhandlungpräsentiert bei der Non-Lethal Defense II Conference, 25.-26.Februar 1998).

242 Mathis, R. u.a. (2000): Non Lethal Applicants of slipperySubstances (Präsentiert bei der “Non-Lethal Defence IVConference”, 20.-22. März).

243 Joint Non Lethal Weapons Directorate (JNLWD) (2000): Joint NonLethal Weapons Program: A Year in Review. Annual Report 1999, S.6.

244 Darunter sind u.a. ‘Project Agile‘ – von der ARPA gesponsortemilitärwissenschaftliche Studien, durchgeführt vom US BetteleMemorial Institute in Asien im Mai 1966. Siehe Howard, Stuart &Hitt,William D. (1966).

245 Security Planning Corporation (1972): Non Lethal Weapons for LawEnforcement: Research Needs and Priorities. PB 209 635, NationalScience Foundation.

246 Weitere Einzelheiten siehe Website von Channel 9 News: Kcal.com247 Siehe SARA Inc. MSDD (Multi-Sensory Distraction Devices), Non-

Lethal Defence IV Conference, 20.-22. März 2000.248 Joint Non Lethal Weapons Directorate (JNLWD) (2000): Joint Non

Lethal Weapons Program: A Year in Review. Annual Report 1999.249 Siehe z.B. die Präsentation von Dr. Edward Scannell vom US Army

Research Laboratory (ARL), “ARL Non-lethal weapons concepts”, beider Jane’s Conference “The Future of Non-lethal Weapons”, London,20.-21. November 1997.

250 Kehoe, J. (1998): Laser Dazzler (Abhandlung vorgestellt auf derNon-Lethal Defence III Conference).

251 Cooley, W.T. & Davis, T.a.K.J. (1998): Battlefield Optical SurveillanceSystem - A HMMWV Mouned System for Non-Lethal Point Defense,ARFL and Boeing Co, Albuquerque (Abhandlung vorgestellt auf der“Non-Lethal Defence III Conference).

252 Siehe Patent Nr. 5675103, Non-Lethal tentanizing laser,eingereicht am 17. Juli 1997. Die “Defence Evaluation ResearchAgency” des britischen Verteidigungsministeriums hat sich bereitsmit diesem ‘Lähmungsstrahl‘ beschäftigt. (Siehe “Raygun freezesvictims without causing injuries”, in: Sunday Times, 9. Mai 1999).

253 Siehe Technology News (1999): UV Lasers stop people in TheirTracks, Januar.

254 Für eine Hintergrunddebatte über die angeblichen Forschungen aufdiesem Gebiet siehe Guyatt D.G. (1996): Some Aspects of Anti-personnel Electromagnetic weapons, a report prepared for the ICRCsymposium ‘The Medical profession and the effects of weapons,Februar, http:/www.infowar.com/class_3/class3_100997c.html-ssi. Siehe auch die Veröffentlichungen von Armen Victorian inLobster Magazine, z.B. ‘Non-Lethality - John B. Alexander, thePentagon‘s Penguin (http://64.224.212.103/penguin.html).

255 Zitiert in Pasternak, D. (1997): Wonder weapons: the Pentagon‘squest for nonlethal arms is amazing. But is it smart?, in: US News &World Report, 7. July, v123 n1 S. 38(6).

256 Arkin, W. (1999): Acoustic Anti-personnel Weapons: An InhumaneFuture, in: Medicine, Conflict & Survival, Nr. 14, S. 314-326.

257 U.S. Army News Release, Picatinny Arsenal (New Jersey). ARDECExploring Less than lethal Munitions: To Give Army GreaterFlexibility in Future Conflict, #92-98, 9. Oktober 1992. (Zitiert inArkin, 1997).

258 Altman, J. (1999): Acoustic Weapons – A Prospective Assessment:Sources, Propagation and Effects of Strong Sound, CornellUniversity Peace Studies Program, Occasional Papers.

259 Kap 3.8., Konzeptbeschreibungen akustischer Wirkmittel, S. 307-333, in: J. Muller u.a. (1995): Nichtletale Waffen, Abschlussbericht,Band II, DASA -VA 0040-95-OTN-035020 Daimler Benz Aerospace,30. April.

260 Swanson D. (1999): Non-Lethal Acoustic Weapons, Facts, Fictionsand the Future, NTAR 1999 Symposium.

261 Defense Week, 23. August 1999.262 McNulty, J.F. (1998): A Non-Lethal Alternative to Anti-Personnel

Land Mines. (Abhandlung wurde vorgestellt bei der “Non-LethalDefence III Conference”, 25.-26. Februar).

263 McNulty, J.F. (2000): The Non-Lethal Remote Controlled SentinelWeapon. (Abhandlung ´wurde vorgestellt bei der “Non-LethalDefence IV Conference”, Tysons Corner, Virginia, 20.-23. März).

264 Inside the Army (2000): Army picks Five Contractors For AlternativeMine Development, USA, Bd 12, Nr. 42, 23. Oktober.

265 Business Wire (1999): Battlefields of the future – Tasertron’s Mineand Munitions Patents issued now, 14. Oktober.

266 The Guardian 10. Juli 1998, ‘Judge shocks noisy prisoner intosilence‘, S. 3. ‘Neun Todesfälle in Gefängnissen in Los Angeleswurden mit dem Einsatz von Taser-Gewehren in Verbindunggebracht. 1986 zahlte die Stadt $ 300,000 an Wiedergutmachungan einen Jugendlichen, der durch BetäubungsgewehreVerbrennungen erlitten hatte, die eingesetzt worden waren, um ihnzu zwingen, einen Einbruch zu gestehen. – Police Review 16.September 1988, S. 1927. “Zwei Männer aus Los Angeles starben,nachdem sie mit Betäubungsgewehren der Polizei angeschossenwurden. Sie wurden von den elektrischen Pfeilen betäubt, als diePolizei sie zu verschiedenen Gelegenheiten wegen des Verdachtsdes Drogenmissbrauchs festnahm. Die Polizei setzt Taser-Gewehreein, um gewalttätige Verdächtige vorübergehend außer Gefecht zusetzen. Eine Untersuchung wurde angeordnet”. – Los AngelesTimes, 12. März 1993, “Questions raised in death of man shot byTaser”. Der Tod des Friseurs Michael James Bryant aus Los Angeles,der starb, nachdem er sich auf der Flucht vor der Polizei geweigert

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hatte, aus einem Swimmingpool zu steigen und daraufhin miteinem elektrischen Betäubungsgewehr angeschossen worden war,hat ernsthafte Fragen aufgeworfen. Bei der Autopsie am 10. März1993 konnte die Todesursache von Bryant nicht festgestelltwerden.

267 Chicago Defender, 1. Juli 1995. Sektion PG, “Woman guilty in stungun death”. Am 28. Juni 1995 wurde Francine Knox der Tötungihres Neffen, Brandon Jordan, für schuldig befunden. Das Kindstarb, nachdem es von einem Betäubungsgewehr getroffen wurde.Die Frau aus Peoria Illinois könnte zu bis zu 20 Jahren Gefängnisverurteilt werden, wenn sie der fahrlässigen Tötung angeklagt wird.New York Times, 25. November 1994. “A Baby‘s Stun-gun death”.

268 San Francisco Chronicle, 19. Juni 1992, Sektion A, “Lawsuit Seeks$6 million in Deuel Prisoner’s Death”. Laut eines Gerichtsprozessesvor dem Bundesgericht vom 18. Juni 1992 töteten Wachleute im“Deuel Vocational Institution” in Tracy CA 1991 einen Mann durcheinen Schuss mit einem Betäubungsgewehr, als sie versuchten, ihnzu überwältigen. Der Mann, Donnie Ray Ward, war geisteskrank.

269 Burdett-Smith, P. (1997): “Stun Gun Injury”, in: Journal of Accident& Emergency Medicine, Bd.4., Nr. 6, November, S. 402-4. AndereBerichte von Verletzungen wurden bekannt, bei denen illegaleBetäubungswaffen von Dieben eingesetzt wurden, um dieZielperson außer Gefecht zu setzen und dem am Boden liegendenOpfer physische Verletzungen zuzufügen. Siehe z.B. “Hunt forbrutal stun gun robbers”, in: Manchester Evening News, 13 May2000, S. 1.

270 Mehl, L.E. (1992): “Electrical Injury from Tasering and Miscarriage”,Acta. Obstet. Gynaecol. Scand, Summer, Bd.71, Nr. 2, Februar, S.118-123. “Es wird von einem Fall berichtet, bei dem eine Frau vonder Polizei mit einem Taser-Gewehr angeschossen wurde, als sie inder 12. Woche schwanger war. Das Taser-Gewehr ist eineelektronische Waffe zur Betäubung und Verteidigung, die seit 1974im Handel erhältlich ist. Das TASER-Gewehr wurde als Alternativezur 38er Spezialhandfeuerwaffe entwickelt. Die Patientin wurde vonder Gewehrladung in den Unterleib und ins Bein getroffen. Sie erlitt7 Tage später eine Fehlgeburt und erhielt 14 Tage später aufgrunddes unvollständigen Schwangerschaftsabbruchs eine Dilation undKürettage-Behandlung. Da TASER-Gewehre immer häufigereingesetzt werden, könnten Geburtskliniken in der Zukunft öftermit Komplikationen durch Taser-Gewehre konfrontiert werden.”

271 Für eine ausführliche Diskussion über die Zukunft des genetischenKrieges als Folge der jüngsten Fortschritte in der Bio-Technologiesiehe Dando, M. (1998): “Benefits and Threats of Developments inBiotechnology and Genetic Engineering”, Appendix 13A, SIPRI YearBook, World Armament and Disarmament, Stockholm, Schweden.

272 Wheelis stellt seinen Standpunkt in kurzen Worten wie folgt dar:“...alle menschlichen ethnischen und rassischen Gruppen besitzeneinen ausreichend hohen Grad an Heterogenität innerhalb ihrerGruppe, so dass diese Waffen in hohem Maße ungenau wären.Außerdem wären ausgewählte Zielgene auf jene Gruppenbeschränkt, die schon in ausführlichen Studien untersucht wurden,da das Projekt zum menschlichen Genom sehr wenig Informationzur Verteilung von Allelen in Bevölkerungsgruppen liefern wird.”Wheelis M.(2000), “Biological Weapons in the 21st Century – TheConvention, the Protocol and the changing science”, BiologicalWeapons project, 25 years of BIOLOGICAL & TOXIC WEAPONSCONVENTION – Assessing Threats and Opportunities, BriefingPaper Nr. 5, ISIS, Juni. Siehe http://www.isisuk.demon.co.uk/0811/isis/uk/bwproject/brpapers/no5.html

273 Joint Non Lethal Weapons Directorate (JNLWD) (2000): Joint NonLethal Weapons Program: A Year in Review. Annual Report 1999.

274 Für weitere Ausführungen hierzu siehe The Omega Foundation(2000): Crowd Control Technologies: An Assessment of CrowdControl Technology Options For the European Union, (An Appraisalof The Technologies of Political Control -EP/1/1V/B/STOA/99/14/01), Mai, Sektion 6.4.

275 Evancoe, P. (1993): Non-Lethal Technologies Enhance WarriorsPunch, in: National Defense 73 (493), S. 26-29.

276 Knoth, A. (1994): March of the Insectoids, in: Jane’s InternationalDefense Review, Nr.11, S. 55-58.

277 Robot Defense Systems ging 1986 in Konkurs. Siehe Everett(2000).

278 Everett, H. R. (2000): A Brief History of Robotics in PhysicalSecurity, 14 Juni, http://www.nosc.mil/robots/land/robart/history.html

279 Siehe http://www.ci.tucson.az.us/police/departments/swat/robot.htm. Remotec bieten eine Reihe von Robotern an, die beiSWAT-Operationen als Waffen eingesetzt werden können.

280 Siehe z.B. die Website von Perimeter Detection, Sandia NationalLaboratories. http://www.sandia.gov/isrc

281 Http://www.sandia.gov/isrc/capabilitie...ter_detection/perimeter_detection.html, 14 Juni 2000.

282 Jane’s Police and Security Equipment Catalog 1999-2000, S. 514.283 Knoth, A. (1994): March of the Insectoids, in: Jane‘s International

Defense Review, Nr.11, S. 55-58.284 Siehe die Präsentation von Colonel Mazarra, United States Marine

Co., “A View To the Future”, Jane’s Non-Lethal Weapons -Development & Doctrine conference, 1.-2. Dezember 1998.

285 Hewish, M. & Pengelley, R. (1998): Warfare in the Global City, in:Jane’s International Defense Review, Nr. 31, S. 32-43.

286 Glenn, R. & RAND Corporation (1999): Mailed Fist and Velvet Glove,Non Lethal Weapons and Urban Operations (Abhandlung vorgestelltauf der Jane‘s ‘Fielding Non Lethal Weapons in the New Millenium‘Conference, 1.-2. November).

287 http://www.robotbooks.com/war-robots.htm, “JPL to developminiature robots for tomorrows soldiers”, 31. Juli 2000.

288 Ian Sample (2000): You have Twenty Seconds To Comply, in: NewScientist, 2. September.

289 Glenn R. & Rand Corporation (1999): Mailed Fist and Velvet Glove,Non-Lethal Weapons And Urban Operations, Abhandlungvorgestellt bei Janes “Fielding Non-Lethal Weapons in the NewMillennium”, 1.-2. November.

290 ebd.

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Schlussfolgerungen und empfehlungen4Antifahrzeugminen, die alsAntipersonenminen fungieren

Die fortlaufende technologische Weiterentwicklung von

Minen lässt eindeutige Unterscheidungen zwischen

Antipersonen-, Antifahrzeug- und Antipanzerminen

nicht mehr zu. Auch wenn ein Hersteller oder ein Land

Minen als Antifahrzeug- bzw. Antipanzerminen

klassifiziert, garantiert das nicht, dass diese Minen

nicht auch wie Antipersonenmine wirken können. Wie

gezeigt, existieren eine Reihe von (sensitiven) Zündern

und Aufhebesperren, die Fahrzeugminen die

Charakteristik einer Antipersonenmine verleihen bzw.

über ein Auslöseverhalten verfügen, welches einer

Antipersonenmine gleichkommt.

Paradoxerweise sind einige Ottawa-Vertragsstaaten in

den Export und die Entwicklung dieser “personen-

sensitiven” Antifahrzeugminen verwickelt, in einigen

Fällen sogar mit einem enormen finanziellen Aufwand.

Technische “Verbesserungen” lassen aus älteren

Antifahrzeugminen potenzielle Antipersonenminen

werden, während “moderne” Schutzvorrichtungen (wie

z.B. Selbstzerstörungs- oder Selbstneutralisierungs-

mechanismen) unzuverlässig zu sein scheinen. Die

Vorrichtungen, die angeblich Minen zu harmlosen Waffen

werden lassen, vergrößern möglicherweise jedoch noch

die Gefahren für humanitäre Minenräumer und die

Zivilbevölkerung. Auch in diesem Zusammenhang stellen

fernverlegbare Antifahrzeugminen ein Problem dar, weil

zum einen die zunehmende Verwendung empfindlicher

Technologien bei der Minenproduktion auch die

Unzuverlässigkeit solcher Waffen erhöht und zum

anderen fernverlegte Minenfelder nun einmal nicht zu

markieren bzw. von der Zivilbevölkerung abzugrenzen

sind. Die Entwickler neuer Minen sind bislang jeden

Beweis schuldig geblieben, dass die von ihnen

verwendete Sensortechnologie eine zuverlässige

Falschzieldiskriminierung ermöglicht. In Bezug auf

Magnetzünder stellt sich zum Beispiel die ernste Frage,

welche dieser Auslösemechanismen unter bestimmten

Umständen auf die bloße Annäherung eines Menschen

reagieren.

Die Problematik der sensitiven Antifahrzeugminen führte

so auch zu unterschiedlichen Interpretationen des

Ottawa-Abkommens. Einige Länder haben

Antifahrzeugminen aufgrund ihres Antipersonen-

Potenzials zerstört, oder (wie im Fall von Italien oder

Spanien) Gesetze eingeführt, die bestimmte (sensitive)

Antifahrzeugminen ausdrücklich identifizieren und

verbieten. Des weiteren zeigen Berichte aus verminten

Gebieten, dass bislang in mindestens 25 Ländern

Zivilisten Opfer von Antifahrzeugminen wurden.

Antifahrzeugminen töten Menschen eher als diese zu

verstümmeln, wobei besonders bei Minenunfällen mit

zivilen Fahrzeugen die Zahl der Opfer normalerweise

hoch ist. Trotz dieser Tatsachen werden

Antifahrzeugminen auch weiterhin exportiert. Ihr Einsatz

verursacht, ähnlich wie bei den Antipersonenminen,

erhebliche sozioökonomische Probleme, verwehrt der

Zivilbevölkerung Zugang zu Gebieten und behindert die

Nutzung von Verkehrswegen. Zudem stellen

Antifahrzeugminen ein Risiko für humanitäre

Minenräumer dar. Einige Länder argumentieren zwar, sie

würden diese Minen nicht verantwortungslos einsetzen,

doch die Erfahrung hat gezeigt, dass solange der

Umgang mit Antifahrzeugminen unkontrolliert bleibt‚

“weniger verantwortungsvolle” Streitkräfte diese Minen

auch weiterhin lagern und einsetzen werden.

Zukünftige alternativeAntipersonenminen

Die Entwicklung von nicht-tödlichen Alternativen steht

nicht für eine harmlosere Kriegsführung. Die Doktrin,

die diesen Programmen zugrunde liegt, betrachtet

Zivilisten als besondere Ziele. Einige der neu

entwickelten Waffen scheinen weit davon entfernt zu

sein, als “nicht-tödlich” zu gelten (in offiziellen

Dokumenten wird auch der Terminus “weniger-tödlich”

verwendet).

In vielen Szenarien werden “nicht-tödliche” alternative

Antipersonenminen eingesetzt, um die Wirksamkeit von

zusätzlich verwendeten tödlichen Waffensystemen zu

steigern. Bei vielen dieser neuen Waffensysteme bzw.

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den Szenarien, in denen ihr Einsatz ins Auge gefasst

wird, ist es schwierig nachzuvollziehen, wie diese

zwischen Zivilisten und feindlichen Soldaten

wirkungsvoll unterschieden sollen und wie man

vermeiden will, dass diese Waffen durch ihre Opfer

ausgelöst werden. Diese zwei Merkmale sind jedoch

Kernstück der Genfer Konventionen und des Ottawa-

Vertrages. Der Vertrag verbietet Waffensysteme, die auf

oder nahe dem Boden platziert werden, die durch die

Gegenwart, den Kontakt oder die Nähe einer Person

aktiviert werden und “eine oder mehrere Personen

außer Gefecht setzen, verletzen oder töten”. Dieser

Grundgedanke, wenn nicht sogar der tatsächliche

Wortlaut dieses Verbotes, könnte auf viele dieser

Alternativsysteme angewendet werden.

Die übergeordnete Zielsetzung aller US-Programme für

alternative Antipersonenminen ist die Herstellung von

einsetzbaren Systemen bis zum Jahr 2006. Trotz der

Anforderungen der US-Doktrin zu “nicht-tödlichen

Waffen” und der Notwendigkeit zur Vorbereitung von

Interventionskriegen sowie “militärischen Einsätzen in

Stadtgebieten”, scheint die tatsächliche Identifikation

und Entwicklung von verwendbaren Alternativen zu

Antipersonenminen in den USA in allen drei “Stufen”

nur langsam Fortschritte zu machen. Das Stufe 1-Projekt

RADAM, welches Produktionsreife erlangt hat, verstößt

eindeutig gegen das Ottawa-Abkommen, da es

Antipersonenminen und Antifahrzeugminen beinhaltet.

Die Entwicklung von alternativen Antipersonenminen

gemäß Stufe 3, wonach die Verwendung vieler der

bereits angesprochenen Technologien vorgesehen ist,

scheint am wenigsten weit fortgeschritten. In einer

umfassenden Ausschreibung, die im August 1999

veröffentlicht, im September 1999 zurückgezogen und

am 27. März 2000 wieder aufgelegt wurde, wird nach

einer “anspruchsvollen oder einzigartigen

Komponententechnologie gesucht, die kurz-, mittel- und

langfristige Lösungen für das Stufe 3-Programm zu

alternativen Landminen bietet bzw. verbessert.”291 Eine

Finanzierung des Stufe 3-Programms bis 2005 in Höhe

von 170 Millionen US-Dollar ist bereits geplant.292

Einige dieser ambitionierten Projekte wurden jedoch

kurzfristig aufgrund von “erheblichen Kosten sowie

Problemen bei der Planung und Ausführung”

abgebrochen, so beispielsweise die Programme zu

akustischen Systemen und zu “Fangnetzen”.293 Diese

kostspieligen Technologien, die einst als Modell für

alternative Antipersonen-Technologien der Zukunft

angesehen wurden, gesellen sich damit zu älteren

Systemen (Verstrickungswaffen), deren Produktion

aufgrund der Erstickungsgefahr und der schwierigen

Säuberung der Opfer (von Klebschaumwaffen)

eingestellt wurde. Das US Human Effects Process Action

Team (HEPAT), welches Auswirkungen dieser Waffen auf

Menschen untersuchte, kam zu dem Schluss, dass alle

Methoden der Quantifizierung von nicht tödlichen

Auswirkungen auf Menschen unzulänglich seien:

“HEPAT hat die Aufträge, Ressourcen und

Verfahrensweisen verschiedener Organisationen des

Verteidigungsministeriums untersucht, die sich mit der

Erforschung medizinischer und biologischer Folgen

befassen, und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass

keine der Forschungsmethoden direkt für eine

Beschreibung der Auswirkungen von NLW [nicht-

tödlichen Waffen] auf den Menschen genutzt werde

kann. Dies ist auf die gänzlich neuen Entwicklungen im

Bereich der NLW [nicht-tödlichen Waffen] sowie die

drastischen Unterschiede in bezug auf die Erstellung

von Effektivitätskriterien für tödliche Waffen

zurückzuführen.”294

Derartige Untersuchungen unterstreichen die Ansicht,

dass die Suche nach “echten” nicht-tödlichen

Alternativen zu Antipersonenminen voraussichtlich ein

Widerspruch an sich ist. Dennoch werden die aktuellen

Vorhaben weitere Generationen von zweifelhaften

Waffen hervorbringen, die auf einer ebenso

zweifelhaften Forschung basieren. Zukünftige

Generationen von Zivilisten und Flüchtlingen werden

vielleicht nicht nur mit “sub-letalen” Ersatzsystemen für

Antipersonenminen, sondern auch mit einer Reihe von

neuen, in diesem Bericht vorgestellten Technologien

konfrontiert werden. Forciert durch Waffenhersteller und

das Militär, könnte zukünftig hieraus auch in den

Industrieländern ein humanitäres Problem erwachsen.

Das öffentliche Bewußtsein und das Verständnis in

Bezug auf potenzielle Auswirkungen einiger alternativer

Landminentechnologien auf die Menschenrechte bleibt

relativ unentwickelt. Den meisten offiziellen Quellen

mangelt es entweder an technischen Details oder sie

übersehen, auf welche Art und Weise diese neuen

Technologien opferaktivierbar bzw. auf Zivilisten

ausrichtbar sind.

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tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 69

Internationales humanitäres Recht

Der Status bereits existenter und vorgeschlagener

Alternativwaffen zu Antipersonenminen im Hinblick auf

geltendes, internationales humanitäres Recht ist sowohl

problematisch als auch zweideutig. Schließlich wurden

viele dieser Waffen theoretisch dafür entwickelt, die

Bestimmungen bestehender Verträge zu umgehen.

Einige dieser Technologien sind unter politischen

Gesichtpunkten als äußerst prekär einzustufen. Ohne

angemessene Vorschriften besteht die Gefahr, dass

viele dieser Technologien im internationalen Recht

verankerte Menschenrechte unterminieren, wie zum

Beispiel das Recht auf Versammlungsfreiheit, auf ein

angemessenes Rechtsverfahren, auf politische und

kulturelle Selbstbestimmung sowie das Recht auf

Schutz vor Folter, willkürlicher Verhaftung, grausamer

und unmenschlicher Bestrafung und außergerichtlicher

Hinrichtung.

Der “Lieber Code” aus dem Jahre 1863 führte

beispielsweise ein, dass eine militärische

Notwendigkeit keine Kriegshandlungen und

Kampfmittel rechtfertigt, die grausam sind, und dass

die langfristigen Folgen jeder Waffe bei ihrem Einsatz in

Betracht gezogen werden müssen.295 Viele dieser neuen,

kampfunfähig machenden Alternativen zu

Antipersonenminen fügen Schmerzen zu bzw. führen zu

Lähmungserscheinungen, was unter bestimmten

Bedingungen gegen den Lieber-Code verstoßen kann.

Ein Beispiel hierfür wäre ein Zivilist, der z.B. von dem

Stromschlag einer “Taser-Mine” gelähmt wird und viel

Zeit vergehen kann, bis ein gegnerischer Soldat dem

Opfer zur Hilfe kommt.

So könnte ein tatsächlicher Einsatz solcher Waffen im

Kriegsfall leicht die Grenzen des existenten

internationalen Rechts überschreiten, obwohl viele

Grauzonen bestehen bleiben, wenn diese Waffen in

anderen Konfliktsituationen und nicht in einem

“regulären” Krieg (bei “friedenserhaltenden”

Maßnahmen und im Rahmen internationaler

Sicherheitsoperationen) eingesetzt werden. Nach

Angaben des IKRK sollten diese Alternativtechnologien

zur Flächensperrung nicht als eine separate,

eigenständige Kategorie von Waffen angesehen werden,

sondern vielmehr als neue Technologien, die im

Rahmen des existenten Kriegsrechts zu bewerten sind.

Es gibt mehrere grundlegende Prinzipien, auf die sich

das internationale Verständnis eines rechtmäßigen oder

unrechtmäßigen Einsatzes von bestimmten

Waffentechnologien stützt. Dazu gehören (i) das

unnötige Leiden (Haager Konventionen 1899); (ii) das

Unterscheidungsprinzip (welches zwischen Zivilisten

und Soldaten unterscheidet und vorschreibt, dass

militärische Operationen ausschließlich gegen

militärische Ziele gerichtet sein dürfen); (iii) die

“Martens-Klausel”, die festhält, dass Zivilisten und

Soldaten unter dem Schutz und der Gerichtsbarkeit des

internationalen Rechts stehen; und (iv) der Grundsatz

der Verhältnismäßigkeit, der bestimmt, dass das

Ausmaß der Zerstörung in einem vernünftigen

Verhältnis zum militärischen Sinn eines Angriffs stehen

muss.

Der Artikel 3, Bestandteil aller vier Genfer

Konventionen, kann als kleiner eigenständiger

“Miniatur-Vertrag” angesehen werden. Er besagt, dass

alle Personen, die nicht an einem Konflikt beteiligt sind,

darunter Zivilisten, Flüchtlinge und Kombattanten, die

ihre Waffen niedergelegt haben, menschlich behandelt

werden sollen, und dass Verwundete und Kranke

aufzunehmen und zu versorgen sind. Zu den gegen

Personen gerichteten Handlungen, die besonders

streng verboten sind, gehören:

● “Angriffe auf das Leben und Gewalt gegen

Menschen, insbesondere jede Art von Mord,

Verstümmelung, Grausamkeit, Folter;

● Geiselnahme;

● Verbrechen gegen die Menschenwürde,

insbesondere Demütigung und Erniedrigung;

● die Verhängung von Strafen und die Durchführung

von Hinrichtungen, wenn die Strafen nicht durch ein

ordnungsgemäß eingesetztes Gericht

ausgesprochen wurden”.

Die verfügbaren Informationen legen nahe, dass

alternative Antipersonenminen nicht nur gegen das

Ottawa-Abkommen, sondern auch gegen andere

Vereinbarungen des existenten internationalen

humanitären Rechts verstoßen könnten. In der

nachfolgenden Tabelle werden relevante Abkommen

und Verträge sowie in diesem Bericht beschriebene

Waffen aufgeführt, die dagegen verstoßen könnten.

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1997 Ottawa-Abkommen

Abkommen über das Verbot des Einsatzes, der Lagerung,

der Herstellung und Weitergabe von Antipersonenminen

und deren Vernichtung

Genfer Konventionen von 1949 (Konvention I

Verbesserung der Bedingungen für Verwundete und

kranke Angehörige der Streitkräfte im Feld; Konvention III

bezieht sich auf Behandlung von Kriegsgefangenen;

Konvention IV bezieht sich auf den Schutz der

Zivilbevölkerung in Kriegszeiten) 1977 Genfer Protokoll I

& II zum Schutz der Opfer von internationalen

bewaffneten Konflikten

1980 Abkommen zu konventionellen Waffen (The

Inhumane Weapons Convention / CCW erweitertes

Protokoll II vom 3 Mai 1996 und Protokoll 4/Blendlaser

1995)

1949 Abkommen gegen Folter und andere grausame,

unmenschliche & erniedrigende Behandlung; 1997

Europäische Konvention für die Verhinderung von Folter

und unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung

oder Strafe.

Internationales humanitäres Recht

Verbietet Antipersonen-Landminen. Sprungminen, die

Netze auswerfen, “sub-letale” Claymore-Minen und die

geplanten Taser-Minen könnten auf dieser Basis einen

rechtlichen Streitfall darstellen. Kombinierte

Minensysteme wie RADAM verstoßen mit Sicherheit

gegen das Ottawa-Abkommen.

Angriffe auf Zivilisten und Flüchtlinge mit Waffen, die zur

Verstümmelung führen, sind gemäß der Genfer

Konventionen verboten. “Sub-letale” Claymore Minen,

die zur Verstümmelung führen können, lähmende Taser

Elektroschock-Bestrafungssysteme und Robotersysteme,

die ohne “angemessenes Rechtsverfahren” bestrafen

und hinrichten, würden voraussichtlich gegen die Genfer

Konventionen verstoßen. Willkürliche Waffen wie

Betäubungsmittel und Energierichtwaffen würden

voraussichtlich im Widerspruch zu der Verpflichtung der

Versorgung von Verwundeten und Kranken stehen.

Eher eine Regulierung als ein Verbot von Waffen, die in

internationalen Konflikten ein überflüssiges Maß an

Verwundungen und unnötiges Leiden verursachen.

Beschränkt den Einsatz von Minen und Sprengfallen;

Alternativen wie die Taser-Mine fallen eventuell in diesen

Rahmen. Akustische Waffen, die einen dauerhaften

Verlust des Gehörs bewirken, lähmende Laser, Taser-

Minen, Schlaf- bzw. Betäubungsmittel oder andere außer

Gefecht setzende Waffen könnten gegen dieses

Abkommen verstoßen, da sie die Menschen

handlungsunfähig machen, wenn sie sich in Gefahr

befinden, was zu einem post-traumatischen

Belastungssyndrom führen kann. Protokoll 4 verbietet

alle Laserwaffensysteme, die eine dauerhafte Erblindung

zur Folge haben oder schwere Schäden am Auge

verursachen.

Waffen, die lähmen, außer Gefecht setzen oder

verwendet werden, um Schmerz zuzufügen oder zu

bestrafen, verstoßen gegen dieses Abkommen. Der

Einsatz von Taser-Minen, die dem Opfer alle paar

Minuten einen Elektroschock versetzen oder UV-Laser,

die aus der Entfernung Elektroschocks abschießen,

könnten als Systeme für die Folter in Form von

schmerzhafter Bestrafung angesehen werden und ein

post-traumatisches Belastungssyndrom verursachen.

Rechtlicher Rahmen & Waffensysteme

Tabelle 7: Internationales humanitäres Recht und alternative Landminen bzw. minenähnliche Waffensysteme

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tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 71

Bemerkung: Einige waffentechnologische Entwicklungen sind nicht durch bestehendes humanitäres Recht abgedeckt.

Das Europäische Parlament hat jedoch begonnen, Technologien zu identifizieren, die Gegenstand von int. Verboten

sein sollten. Im Jahre 1999 forderte z.B. die Europäische Gemeinschaft ein Verbot von Waffen mit direkten

Einwirkungen auf die Gehirnfunktion (Europäisches Parlament, Ausschuss für Auswärtige Angelegenheiten, Sicherheit

und Verteidigungspolitik, 14. Januar 1999-PE 227.710/fin. Im Prinzip würde eine solche Vereinbarung

Beruhigungswaffen, Energierichtwaffen und Elektroschocksysteme wie die Taser-Mine verbieten, die eine Lähmung

des zentralen Nervensystems bewirken.

1993 Abkommen zu chemischen Waffen (CWC)

1972 Abkommen zu biologischen Waffen & Giftstoffen

(BTWC)

1977 Abkommen zum Verbot von militärischen oder

anderen feindseligen Techniken zur Veränderung der

Umwelt

Protokoll von Montreal zu Substanzen, welche die

Ozonschicht zerstören

1986 Nairobi-Abkommen zur internationalen

Telekommunikation

Internationales humanitäres Recht

Verbot des Einsatzes von Chemikalien und Giftstoffen im

Krieg. Die Bestimmungen des BTWC verbieten alle

genetischen Waffen; das CWC erklärt den Einsatz von

betäubenden und übelriechenden Substanzen im Krieg

für ungesetzlich; mit Reizstoffen angereicherte

Schaumbarrieren für die Flächensperrung sind verboten,

aber ihre Anwendung im Rahmen interner oder

friedenssichernder Operationen würde sich im Rahmen

einer rechtlichen Grauzone bewegen, die weiterer

Klärung bedarf. Zum Beispiel sind chemische Reizstoffe,

die sich auf die Sinnesorgane auswirken, für einen

Einsatz durch Polizeikräfte erlaubt, obwohl dies nicht im

CWC definiert ist.

Verbot von Techniken zur Veränderung der Umwelt, die

langfristige, weitreichende oder schwere Folgen für die

Dynamik, die Beschaffenheit oder die Struktur der Erde

haben. “Stickems” und “Slickems”, Erddestabilisierung,

extrem ätzende und extrem gleitfähige Substanzen

könnten gegen dieses Abkommen verstoßen. Der Einsatz

von “Freons” in klebrigem Schaum als Technik zur

Flächensperrung wurde schnell wieder eingestellt, als ein

US-Gericht hierin einen Verstoß gegen das Protokoll von

Montreal feststellte.

Beschränkt ebenfalls den Einsatz von

elektromagnetischen Waffen wie zielgerichtete

Energiesysteme.

Rechtlicher Rahmen & Waffensysteme

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Empfehlungen

Antifahrzeugminen

Alle Mitgliedsstaaten der Ottawa-Konvention sind

aufgefordert, Angaben über alle “sensitiven”

Antifahrzeugminen offenzulegen, die sich in ihren

Lagerbeständen befinden. Zudem sollen die Vereinten

Nationen im Rahmen der bestehenden

Berichterstattungspflicht (Artikel 7 der Ottawa-

Konvention) umgehend hierüber in Kenntnis gesetzt

werden. Darüber hinaus sollen alle Bestände derjenigen

Antifahrzeugminen vernichtet werden, die unabsichtlich

durch eine Person ausgelöst werden können.

Vertreten Staaten die Auffassung, dass die in ihren

Beständen gelagerten Minen keinen Verstoß gegen den

Ottawa-Vertrag darstellen, sollen stichhaltige

technische Informationen und Dienstvorschriften

vorgelegt und unabhängigen Beobachtern wie

spezialisierten Nichtregierungsorganisationen

zugänglich gemacht werden, um einen Nachweis zu

erbringen, dass kein Verstoß gegen den Ottawa-Vertrag

vorliegt. Diese Nachweise könnten dann einer

Expertengruppe vorgelegt werden, welche sich im

Rahmen der “Standing Committees” zwischen den

Vertragsstaatenkonferenzen zum Ottawa-Abkommen

zusammenfinden. Die Ottawa Vertragsstaaten sind

aufgefordert, bis zur Veröffentlichung der technischen

Beurteilung Moratorien für die Herstellung, den Export

und den Einsatz von Antifahrzeugminen, die im

Verdacht stehen von Personen ausgelöst werden zu

können, zu installieren. Diese unilateralen Moratorien

sind ohne Aufschub in Kraft zu setzen.

Denjenigen, die Minen einsetzen, die nachweislich nicht

unter den Ottawa-Vertrag fallen, muss dringend eine

stärkere Verantwortlichkeit auferlegt werden. Ein neues,

fünftes Protokoll der UN Convention on Certain

Conventional Weapons soll den Einsatz von

Antifahrzeugminen unzweideutig mit der Verpflichtung

verknüpfen, dass nach Beendigung einer kriegerischen

Auseinandersetzung die eingesetzte Munition zu

räumen und andere Unterstützungsmaßnahmen

durchzuführen sind. Dies soll einschließen, dass

verminte Gebiete nach dem Ende der Kampfhandlungen

sobald wie möglich gekennzeichnet werden müssen. Wo

sich dies nicht praktisch umsetzen lässt, soll die

verantwortliche Partei finanziell für Räumoperationen

verantwortlich gemacht werden, die von

Nichtregierungsorganisationen unter Aufsicht der

Vereinten Nationen durchgeführt werden.

Alternative Antipersonenminen

Regierungen sollen sicherstellen, dass sämtliche

Waffenforschungs- und Waffenentwicklungsprogramme

die Grenzen wahren, die vom bestehenden

internationalen humanitären Recht gezogen werden.

Bereits bestehende Programme sollen in transparenter

Weise auf ihre Übereinstimmung mit dem bestehenden

humanitären Recht untersucht und eingestellt werden,

wenn sie nachweislich dagegen verstoßen.

Um eine wirksame Kontrolle dieser neuen Technologien

durch die Zivilgesellschaft sicherzustellen und um zu

gewährleisten, dass sie mit dem bestehenden

Menschenrecht in Einklang stehen, werden folgende

Maßnahmen empfohlen:

● Forschungsprojekte zu Chemikalien, die in wie auch

immer gearteten alternativen Minentechnologien

Anwendung finden (z.B. Beruhigungsmittel und

Klebnetze und übelriechende Substanzen), sollten

in frei zugänglichen wissenschaftlichen Zeitschriften

veröffentlicht werden, bevor die Genehmigung zu

einem wie auch immer gearteten Einsatz erteilt wird.

Die Sicherheitskriterien für solche Chemikalien

sollten so behandelt werden, als wären sie Mittel für

den zivilen Gebrauch und nicht für militärische

Waffen.

● Forschungen über die vermeintliche Sicherheit

bestehender oder zukünftiger Waffen zur Kontrolle

von Menschenansammlungen sollten vor jeder

Entscheidung über deren Verwendung veröffentlicht

werden. Die Erfahrung hat gelehrt, dass es nicht

ratsam ist, sich auf die oft unpräzisen

Versicherungen von Herstellern über die

Gefahrlosigkeit ihrer Systeme zu verlassen. US-

Firmen haben in der Vergangenheit technische

Angaben zu Systemen der Kontrolle von

Menschenansammlungen veröffentlicht, ohne dabei

ökonomischen Schaden zu erleiden. Europäische

Unternehmen die ähnliche Waffen herstellen, sollten

per Gesetz zu gleichem Handeln verpflichtet werden.

72 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

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● Sämtliche Forschungen, die eine angebliche

Harmlosigkeit irgendeiner “weniger tödlichen”

Waffe rechtfertigen, sollen, bevor sie genehmigt

werden, in der wissenschaftlichen Presse

veröffentlicht werden. Jede erteilte Produktlizenz

soll einer solchen Überprüfung unterzogen werden.

Regierungen sollten in Erwägung ziehen, den

Entscheidungsprozess so zu institutionalisieren, dass

bei Entscheidungen über Alternativen zu Landminen

gemeinsame Parameter zugrundegelegt werden,

angelehnt an eine ökologische Folgenabschätzung.

Praktisch würde dies eine förmliche, unabhängige

“Sozialfolgenabschätzung” solcher Technologien vor

ihrer Verwendung bedeuten. Diese Einschätzungen

könnten helfen, objektive Kriterien für die Beurteilung

der biomedizinischen Auswirkungen sogenannter

“weniger tödlicher” Waffen zu etablieren und von

unabhängigen kommerziellen oder staatlichen

Forschungseinrichtungen vorgenommen werden.

Schließlich sollen Staaten, die Mittel für die Entwicklung

alternativer Antipersonenminen aufwenden, welche

gegen internationales humanitäres Recht verstoßen,

ihre Ausgaben zu Gunsten einer schnelleren Räumung

bereits gelegter Minen, der Rehabilitation von

Minenopfern sowie der Vernichtung bestehender

Vorräte an sämtlichen Waffen mit verbotenen

Antipersonenwirkungen umlenken.

291 U.S Army TACOM-ARDEC, BAA Angebot DAAE30-00BAA-0101, 27.März 2000.

292 U.S Programs to Develop Alternatives to Antipersonnel Mines,Human Rights Watch Backgrounder, April 2000.

293 Joint Non Lethal Weapons Directorate (JNLWD) (2000): Joint NonLethal Weapons Program: A Year in Review, Annual Report 1999.

294 ebd.295 ICRC (1999): International humanitarian law – answers to your

questions, December.

tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 73

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74 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

Glossar

ACTD Advanced Concept Technology

Demonstration

ADAM Area Denial Anti-personnel Munition

(Antipersonenwaffen zur Flächensperrung)

ADPA American Defense Preparedness Association

AD-P Area Denial to Personnel (Personen-

Flächensperrung)

ADT Active Denial Technology

AHD Anti Handling Device (Aufhebeschutz)

AP/AT Anti-Personnel / Anti-Tank (Antipersonen- /

Antipanzer-)

APM-A Anti-Personnel Landmine Alternative

(Alternative zu Antipersonen-Landminen)

APM Anti-Personnel Landmine (Antipersonen-

Landmine)

ARCAT Advanced Riot Control Technology

(Fortschrittliche Technologie zur

Aufstandsbekämpfung)

ARDEC Armament Research and Development

Engineering Centre [US Army] (Zentrum für

Rüstungsforschung und Entwicklungstechnik

der US Army)

AVM Anti-Vehicle Mine (Antifahrzeugmine)

ATL Airborne Tactical Laser

ATM Anti-Tank Mine (Antipanzermine)

BAA Broad Agency Agreement

BMVg Bundesverteidigungsministerium

BNLM Bounding Non-Lethal Munition

BTCW Biological & Toxin Weapons Convention

(Abkommen zu biologischen Waffen &

Giftstoffen)

CBW Chemical and Biological Weapons

(Chemische und biologische Waffen)

CEP Concept Exploration Program

CFAC Clear Facilities

CinC Commander in Chief (Oberbefehlshaber)

CISAM Centro Interforze Studi per le Applicazioni

Militari

CLADS Canister Launched Area Denial System

COTS Commercial Off-The-Shelf (Kommerzielles

Standardprodukt)

CR Dibenz - 1,4 - oxazepin

CS 2-Chlorbenzylidenmalonsäuredinitril

(Tränengas)

CWC Chemical Weapons Convention (Abkommen

zu chemischen Waffen)

DARPA Defense Advanced Research Projects Agency

DBBL Dismounted Battlespace Battle Lab [USA]

DCD Directorate of Combat Developments

DERA Defence Evaluation and Research

Establishment [UK]

DEW Directed Energy Weapons (Zielgerichtete

Energiewaffen)

DGPS Differential Global Positioning System

DMSO Dimethylsulfoxid

DNA Desoxyribonukleinsäure

DNA Defense Nuclear Agency

DoD [US] Department of Defense

(Verteidigungsministerium der USA)

DRG NATO’s Defence Research Group

DSTO Defence Science and Technology

Organisation [Australia]

DSTO Defence Science and Technology

Organisation [USA]

ECBC Edgewood Chemical and Biological

Command [USA]

EMD Engineering, Manufacturing, Development

Phase (Konstruktions-, Herstellungs-,

Entwicklungsphase)

ERGM Extended Range Guided Munitions

(Zielgesteuerte Munition mit längerer

Reichweite)

EWG-NLW European Working Group on Non-Lethal

Weapons (Europäische Arbeitsgruppe zu

nicht-tödlichen Waffen)

FOA Swedish Defense Research Establishment

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FY Fiscal Year (Haushaltsjahr)

GE Ground Emplaced (Am Erdboden plaziert)

GEMSS Ground Emplaced Mine Scattering System

(Am Erdboden plaziertes

Minenverlegesystem)

GVS Ground Vehicle Stopper Program

HEAP Human Effects Advisory Panel

HEPAT Human Effects Process Action Team

HERB Human Effects Review Board

HMMWV Highly Mobile Multipurpose Wheeled Vehicle

(Hochbewegliches Mehrzweckfahrzeug)

HPW High Powered Microwaves

(Hochleistungsmikrowellen)

ICRC International Committee of the Red Cross

(Internationales Komitee vom Roten Kreuz)

IEA Non-Lethal Weapon Information Exchange

Agreement

IOC Initial Operating Capability

ISR Intelligence, Surveillance and

Reconnaissance (Information, Überwachung

und Aufklärung)

JCATS Joint Conflict and Tactical Simulation

(Gemeinsame Konflikt- und Taktiksimulation)

JCIG Joint Co-ordination and Integration Group

JFCOM Joint Forces Command (Kommando der

vereinten Streitkräfte)

JNLWP Joint Non-Lethal Weapons Program

(Gemeinsames Programm zu nicht-tödlichen

Waffen)

JNLWD Joint Non-Lethal Weapons Directorate

LASER Light Amplification of the Stimulated

Emission of Radiation (Lichtverstärkung

durch induzierte Strahlungsemission)

LOCAAS Low Cost Autonomous Attack System

(Kostengünstiges autonomes Angriffssystem)

LOE Limited Objective Experiment (Experiment

mit begrenzter Zielsetzung)

LVOSS Light Vehicle Obscuration Smoke System

MCCM Modular Crowd Control Munition (Modulare

Munition zur Kontrolle von Menschenmengen)

MCD Mines, Countermines and Demolitions

[Picatinny Arsenal]

MDARS-E Mobile Detection Assessment and Response

System Exterior

MOA Memorandum of Agreement (Vorvertrag)

ModSAF Modular Semi-Automated Forces

MOPMS Modular Pack Mine System (Modulares

Minensystem)

MOOTW Military Operations Other Than War

MOU Memorandum of Understanding

(Grundsatzvereinbarung)

MOUT Military Operations in Urban Terrain

(Militärische Einsätze in Stadtgebieten)

MTF Microwave Test facility

MTW Major Theatre Wars

(Hauptkriegsschauplätze)

NASA National Aeronautical Space Administration

(Nationale Luft- und Raumfahrtbehörde)

NDIA National Defense Industrial Association

(Verband der nationalen Waffenindustrie)

NIJ National Institute of Justice [USA]

NLAW Non-Lethal Acoustic Weapons Program

(Programm zu nicht-tödlichen akustischen

Waffen)

NLCDC Non Lethal Crowd Dispersal Cartridge (Nicht-

tödliche Munition zur Auflösung von

Menschenmengen)

NLRF Non-Lethal Rigid Foam

NLSF Non-Lethal Slippery Foam

NLW Non-Lethal Weapons (Nicht-tödliche Waffen)

NLW-AAT Non-Lethal Weapon Acceptability Advisory

Team

NSD Non Self Destruct (Nicht selbstzerstörend)

NSD-A Non Self Destruct [Anti-Personnel Landmine]

Alternative (Nicht selbstzerstörende

Alternative [zu APM])

NTARS Non-Lethal Technology and Academic

Research Symposia

OC Oleoresin-Kapsikum

OLDS Overhead Liquid Dispersal System (System

zur Verteilung von Flüssigkeiten aus der Luft)

OPCW Organisation for the Prohibition of Chemical

Weapons (Organisation für das Verbot von

chemischen Waffen)

tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 75

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OSD Office of the Secretary of Defense [USA]

(Büro des US-Verteidigungsministers)

PDM Pursuit Deterrent Munition

PDRR Program Definition Risk Reduction phase

POTUS President of the US (Präsident der USA)

PTSS Post Traumatic Stress Syndrome (Post-

traumatisches stress-syndrom)

PVAB Portable Vehicle Arresting Barrier (Tragbare

Fahrzeugsperre)

QDR Quadrennial Defense Review [USA]

RAAM Remote Anti-Armour Munition (Ferngelenkte

Panzerabwehrmunition)

RAAMS Remote Anti-Armour Mine System

(Ferngelenktes Minensystem zur

Panzerabwehr)

RADAM Remote Area Denial Artillery Munition

(Ferngelenkte Artilleriemunition zur

Flächensperrung)

RATTLER Rapid Tactical Terrain Limiter

RDT&E Research, Development, Test and Evaluation

(Forschung, Entwicklung, Prüfung und

Bewertung)

RMA Revolution in Military Affairs

RIG Requirements Integration Group

SANDF South African National Defence Force

(Südafrikanische Streitkräfte)

SARA Scientific Applications and Research

Associates

SCG Security Classification Guide for NLW

programmes (Richtlinien zur

Sicherheitsklassifizierung für NLW-

Programme)

SIrUS Project to determine which weapons cause

Superfluous Injury or Unnecessary Suffering

(Projekt zur Feststellung, welche Waffen ein

überflüssiges Maß an Verletzten oder

unnötiges Leiden verursachen)

SNL Sandia National Laboratories (USA)

SSC Small Scale Contingencies

STOA Scientific and Technological Options

Assessment Committee of the European

Parliament

TACOM Tank-Automotive & Armaments Command

TIP Technology Investment Program

TRADOC Army Training and Doctrine Command

UAV Unmanned Aerial Vehicle

USA United States Army (Armee der Vereinigten

Staaten von Amerika)

USMC United States Marine Corp (US-Marinekorps)

VMADS Vehicle Mounted Active Denial System

VMS Vehicle Mounted System (Auf einem

Fahrzeug angebrachtes System)

VSS Vessel Stopper System

WEAO Western European Armament

Organisation-Research Cell

WIPT Working Integrated Product Team

76 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

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tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 77

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78 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

Anhang I

Beispiele für Unternehmen und Institutionen mit laufenden Patentaktivitäten in bezug auflandminenrelevante Technologien, Januar 1998-Oktober 2000B

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tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 79

Anhang II

Afghanistan MK-7 GB, MV-5 Russische Föderation, SH-55 Italien, TC-2.4 Italien, TC-3.6 Italien, TC-6 Italien, TCE / 6

Italien, TM-41 Russische Föderation, TM-46 Russische Föderation, TM-57 Russische Föderation, TM-62

Russische Föderation, TM-62 M Russische Föderation, TMA-5 Jugoslawien, TMB-41 AT Russische

Föderation, TMB-44 AT Russische Föderation, TMD-B Russische Föderation, TMK-2 Russische

Föderation, TMN-46 Russische Föderation, Type 69 China.

Angola C-3-A Spanien, FFV 013 AVM Schweden, M-15 USA, M-19 USA, M-24 USA, M-6A2 USA, M-7A2 USA,

MAT-76 Rumänien, MK-5 HC GB, MV-5 Russische Föderation, No. 8 Südafrika, PRB M3 Belgien, PT-Mi-

Ba-II Tschechische Republik, PT-Mi-Ba-III Tschechische Republik, PT-Mi-K Tschechische Republik, TM-

46 Russische Föderation, TM-57 Russische Föderation, TM-62 Russische Föderation, TM-62M

Russische Föderation, TMA-2 Jugoslawien, TMA-3 Jugoslawien, TMA-4 Jugoslawien, TMA-5

Jugoslawien, TMD-41 Russische Föderation, TMD-44 Russische Föderation, TMD-B Russische

Föderation, TMK-2 Russische Föderation, TMN-46 Russische Föderation, Type 69 China, Type 72a

China, UKA-63 Ungarn

Äthiopien M-15 USA, M-7A2 USA, MK-7 GB, MV-5 Russische Föderation, PRB M3 Belgien, PRB M3 A1 Belgien,

PT-Mi-Ba II Tschechische Republik, TM –46 Russische Föderation, TMN-46 Russische Föderation,

TM-57 Russische Föderation, TM-62M Russische Föderation, TMK-2 Russische Föderation

Bosnien und MAT-76 Rumänien, PT-Mi-Ba II Tschechische Republik, PT-Mi-Ba III Tschechische Republik, PT-Mi-K

Herzegowina Tschechische Republik, TM 57 Russische Föderation, TM 62 M Russische Föderation, TM-46 Russische

Föderation, TMA-1A Jugoslawien, TMA-2 Jugoslawien, TMA-3 Jugoslawien, TMA-4 Jugoslawien, TMA-5

Jugoslawien, TMM-1 Jugoslawien, TMN-46 Russische Föderation, TMR-P6 Jugoslawien

Ehemaliges TMA-1A Jugoslawien, TMA-2A Jugoslawien, TMA-3 Jugoslawien, TMA-4 Jugoslawien, TMA-5

Jugoslawien Jugoslawien, TMM-1 Jugoslawien, TMR-P6 Jugoslawien

Eritrea M-15 USA, M-7A2 USA, MK-7 GB, MV-5 Russische Föderation, PRB M3 A1 Belgien, PRB M3 Belgien,

PT-Mi-Ba II Tschechische Republik, TM-46 Russische Föderation, TMN-46 Russische Föderation, TM-57

Russische Föderation, TM-62M Russische Föderation, TMK-2 Russische Föderation

Georgien TM-57 Russische Föderation, TM-62 Russische Föderation, TM-62P Russische Föderation

Irak Barmine GB, HPD F2 Frankreich, M-19 USA, MV-5 Russische Föderation, PRB M 3 Belgien, SB-81

Italien, TC-6 Italien, TCE-6 Italien, TM-46 Russische Föderation, TMN-46 Russische Föderation, TM-57

Russische Föderation, TM-62 M Russische Föderation

Jemen PT-Mi-K Tschechische Republik, TM-46 Russische Föderation, TM-57 Russische Föderation, TM-62

Russische Föderation, TM-62M Russische Föderation, TMN-46 Russische Föderation, UKA-63 Ungarn

Kambodscha M-15 USA, M-19 USA, M-7A2 USA, MV-5 Russische Föderation, PT-Mi-Ba II Tschechische Republik, PT-

Mi-Ba III Tschechische Republik, Pt-Mi-K Tschechische Republik, TM-46 Russische Föderation, TMN-46

Russische Föderation, TM-57 Russische Föderation, TM-62 Russische Föderation, TM-62 M Russische

Föderation, Type 69 China

Land Beispiele für Antifahrzeugminen, die in von Minen betroffenen Ländern vorhanden oder dort im Einsatz sind

Beispiele für Antifahrzeugminen, die in von Minen betroffene Länder geliefert wurden oder dort im Einsatz sind

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80 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

Kroatien TMA-1A Jugoslawien, TMA-2A Jugoslawien, TMA-3 Jugoslawien, TMA-4 Jugoslawien, TMA-5

Jugoslawien, TMN-1 Jugoslawien

Kuwait HPD F2 Frankreich, MAT-76 Rumänien, MV-5 Russische Föderation, PT-Mi-Ba III Tschechische Republik,

TM-46 Russische Föderation, TMN-46 Russische Föderation, TM-57 Russische Föderation, TM-62 M

Russische Föderation

Libanon M-19 USA, M-7A2 USA, TM-46 Russische Föderation, TM-57 Russische Föderation, TMA-4 Jugoslawien,

TMA-5 Jugoslawien, VS-1.6 Italien

Mosambik ATM 2000 E Österreich, MAT-76 Rumänien, MK-5 HC GB, MV-5 Russische Föderation, PT-Mi-Ba III

Tschechische Republik, TM-46 Russische Föderation, TMN-46 Russische Föderation, TM-57 Russische

Föderation, TM-62D Russische Föderation, TM-62M Russische Föderation, TM-62P Russische

Föderation, TMK-2 Russische Föderation, TMD-41 Russische Föderation, TMD-44 Russische Föderation,

TMD-B Russische Föderation, TMN-46 Russische Föderation, Type 69 China

Namibia MK-7 GB, MV-5 Russische Föderation, PT-Mi-Ba II Tschechische Republik, PT-Mi-Ba III Tschechische

Republik, PT-Mi-K Tschechische Republik, TM-46 Russische Föderation, TMN-46 Russische Föderation,

TM-57 Russische Föderation, TM-62M Russische Föderation, TMA-2 Ehemaliges Jugoslawien , TMA-3

Ehemaliges Jugoslawien, TMA-4 Ehemaliges Jugoslawien, TMA-5 Ehemaliges Jugoslawien, TMD-41

Russische Föderation, TMD-44 Russische Föderation, TMD-B Russische Föderation, TMK-2 Russische

Föderation, UKA-63 Ungarn

Ruanda M-15 USA, M-6A2 USA, MV-5 Russische Föderation, PRB M 3 Belgien, TM-46 Russische Föderation,

TMN-46 Russische Föderation, TM-57 Russische Föderation, TM-62M Russische Föderation, TMD-41

Russische Föderation, TMD-44 Russische Föderation, TMD-B Russische Föderation

Sambia M-19 USA, M-7A2 USA, MAT-76 Rumänien, MK-7 GB, MV-5 Russische Föderation, TM-62M Russische

Föderation, TM-46 Russische Föderation, TMN-46 Russische Föderation, PRB M3 Belgien, TM-57

Russische Föderation, TMD-41 Russische Föderation, TMD-44 Russische Föderation, TMD-B Russische

Föderation

Simbabwe MK-5 HC GB, MK-7 GB, MV-5 Russische Föderation, TM-46 Russische Föderation, TMN-46 Russische

Föderation, TM-57 Russische Föderation, TM-62M Russische Föderation

Somalia DM-11 Deutschland, M/71 Ägypten, M-15 USA, M-7A2 USA, MK-7 GB, MV-5 Russische Föderation,

PRB M3 A1 Belgien, PRB M3 Belgien, PT-Mi-Ba-III Tschechische Republik, SACI Italien, T-72 AT China,

TM-46 Russische Föderation, TMN-46 Russische Föderation, TM-57 Russische Föderation, TM-62

Russische Föderation, TM-62M Russische Föderation, TMN-46 Russische Föderation, Type-72b China

Sudan M-15 USA, TM-46 Russische Föderation, TM-57 Russische Föderation, TM-62 Russische Föderation,

Type 69 China

Westsahara C-3-A Spanien, M-15 USA, M-19 USA, PRB M3 Belgien, SB-81 Italien

Land Beispiele für Antifahrzeugminen, die in von Minen betroffenen Ländern vorhanden oder dort im Einsatz sind

Quellen: UN/DHA Landmine Database 1999, *United States Department of State (1998): Hidden Killers. DoD Humanitarian Demining Website Databasehttp://www.demining.brtrc.com/. DoD (1997) International Deminers guide, ORDATA CD-ROM. Jane’s Mines and Mine Clearance 1999-2000.Pionierschule und Fachschule des Heeres für Bautechnik, Minendokumentationszentrum (1993): Minenhandbuch Somalia, München, Mai 1993. DMSMarket Intelligence (1996): Forecast Landmines. Jane’s Mines and Mine Clearance 1997-1998. Arbeitsgemeinschaft für Wehrdienstverweigerung,Gewaltfreiheit und Flüchtlingsbetreuung (1997): Österreichische Minen in Mosambik.

Page 81: Tödliche Alternativen - Landmine · 2020. 2. 20. · Landmine Action und Deutscher Initiativkreis für das Verbot von Landminen sind für den Inhalt dieser Veröffentlichung verantwortlich.

tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 81

Anhang III

Beispiele für Antifahrzeugminen die von Personen zur Auslösung gebracht werden können (eine ausführlichereTabelle ist unter www.landmine.de erhältlich)

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82 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

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tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 83

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84 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

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tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 85

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86 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

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tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 87

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88 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

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tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 89

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90 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

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tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 91

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92 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

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tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden 93

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94 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

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96 tödliche alternativen: wie die verbotenen antipersonenminen ersetzt werden

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