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Institut für Geoökologie Abt. Bodenkunde und Bodenphysik Skript Bodenansprache und Probenahme Im Rahmen der Veranstaltung „Bodenkundliches Laborpraktikum“ für Studierende der Geoökologie WS 2012/2013 W. Durner

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Institut für Geoökologie

Abt. Bodenkunde und Bodenphysik

Skript

Bodenansprache und Probenahme

Im Rahmen der Veranstaltung „Bodenkundliches Laborpraktikum“

für Studierende der Geoökologie

WS 2012/2013

W. Durner

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ii Durner: Skript Labormethoden: Probenahme und Probenvorbereitung

Zu zitieren als:

Durner, W. (2012): Bodenansprache und Probenahme. Skript. Institut für Geoöko¬logie, Abteilung Bodenkunde und Bodenphysik, TU Braunschweig, 15 Seiten. http://www.soil.tu-bs.de/lehre/Skripte/2012.Skript.Probenahme.Boku.pdf.

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Versuch A: Bodenansprache und Probenahme

Versuchszweck:

Bodenkundliche Profilaufnahme

Entnahme von Bodenproben aus einem Profil für bodenphysikalische und bodenchemische Untersuchungen

Lernziel:

Fähigkeit zur Durchführung einer sedimentgeologischen Profilaufnahme; Ansprache vor Ort und Dokumentation

Fähigkeit zur Durchführung einer bodenkundlichen Profilansprache; Ansprache vor Ort und Dokumentation

Kenntnis der Technik der Entnahme von ungestörten Stechzylinderproben unterschiedlicher Größen

1 Bodenkundliche Profilaufnahme

1.1 Allgemeines

Kernstück der Geländearbeit im Rahmen von bodenkundlichen Kartierungen ist die Aufnahme von Bodenprofilen anhand des Bohrgutes aus einer Pürckhauerbeprobung oder durch direkte Bodenansprache in einer Schürfgrube. Als Hilfsmittel für die Profilaufnahme dient in der Regel die Verwendung eines Formblattes. Die Vorgehensweise bei der Profilaufnahme folgt gemäß den Angaben in der „bodenkundlichen Kartieranleitung“ (AG Boden, 1994; 2005). Die Profilaufnahme erfolgt als horizontbezogene Beschreibung der pedogenen Merkmale (z.B. Bodenstruktur und Aggregierung, Redoxmerkmale, Überzug mit Toncutanen etc.) und der Substratmerkmale (z.B. Bodenart, Gehalt an organischer Substanz), die eine Kennzeichnung und systematische Einordnung des Bodenprofils ermöglichen. Die Ansprache der Einzelmerkmale der Horizonte geschieht anhand von Eigenschaften, die ohne Hilfsmittel (z.B. Fingerprobe) oder mit geringem technischem Aufwand (z.B. Salzsäurereaktion) erhoben werden können, und im Aufnahmeblatt notiert werden. Aus der Summe der Einzelbeobachtungen lassen sich die ökologischen Eigenschaften eines Profils abschätzen und anhand der Bodenkundlichen Kartieranleitung die Zuordnung eines Bodentyps vornehmen.

Sie werden im Rahmen des Studiums der Geoökologie im Modul „Feldmethoden“ die bodenkundliche Profilansprache noch intensiver kennen lernen. Ziel dieser ersten Bodenansprache ist, sie mit den Grundzügen der Vorgehensweise vertraut zu machen, und die Fingerprobe zur Bodenartenbestimmung zu üben. Die Bodenart (oder „Textur“) ist von fundamentaler Bedeutung für eine Substratcharakterisierung, und kann z.B. für die Abschätzung der hydraulischen Eigenschaften verwendet werden. Den Skelettanteil (in Gew. %) bestimmen Sie nach Schätzung im Gelände sowie über die Siebung des Bodens. Grundlage der Fingerprobe bilden die Ausführungen in der Bodenkundlichen Kartieranleitung (AG Boden, 1994; Kapitel 5.8.14.2), die nachfolgend rezitiert sind. Auslassungen sind durch „[...]“ angezeigt, Einfügungen sind kursiv gesetzt.

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4 Durner: Skript Labormethoden: Probenahme und Probenvorbereitung

1.2 Bodenart - Begriffsdefinition1

„Mit der Bodenart wird die Korngrößenzusammensetzung des mineralischen Bodenmaterials gekennzeichnet. Die Korngrößenanteile werden im Labor nach DIN 19683 Teil 2 (Dispergierung mit Natriumpyrophosphat und Humuszerstörung) festgestellt. Im Gelände bestimmt man die Bodenart durch die Fingerprobe und nach sichtbaren Merkmalen [...].

Bei der Kennzeichnung der Bodenart wird zwischen den Kornfraktionen des Feinbodens

(Korndurchmesser < 2 mm) und des Grobbodens ( > 2 mm) unterschieden. Häufig wird für Grobboden synonym der Begriff Bodenskelett verwendet.

Für die Definition der einzelnen Bodenarten des Feinbodens sind die drei Fraktionen Sand, Schluff und Ton maßgebend. Nach dem Vorherrschen der einen oder anderen Fraktion werden Sande, Schluffe und Tone unterschieden. Hinzu kommen [...] die Lehme als Sand-Schluff-Tongemische, die in ihren Eigenschaften zwischen den drei erstgenannten Bodenarten stehen. Die Bezeichnung "Lehm" wird nur für Dreikorngemenge verwendet, bei denen die Fraktionen Sand, Schluff und Ton in deutlich erkennbaren und fühlbaren Gemengeanteilen auftreten.

Die Bodenarten werden eingeteilt in Bodenartenhauptgruppen, Bodenartengruppen, und -untergruppen. Die Bodenartenuntergruppen, ihre Kurzzeichen und die Grenzwerte ihrer Fraktionsanteile sind in Tab. 1 aufgeführt und in einem rechtwinkligen Dreiecksdiagramm (Abb. 1) dargestellt. Aus dem Diagramm kann bei bekannten prozentualen Anteilen der Kornfraktionen Schluff und Ton die entsprechende Bodenart ermittelt werden. Die Kurzzeichen der Bodenartenuntergruppen bestehen aus einem Großbuchstaben und einem nachgestellten Kleinbuchstaben sowie meist einer Kennziffer (2 = schwach, 3 = mittel, 4 = stark) bzw. einem zweiten Kleinbuchstaben.

Reine Sandböden werden entsprechend ihrer Anteile an Fein- Mittel- und Grobsand weiter unterteilt (Abb. 2).

1 Der Text dieses Kapitels ist ein wortgetreuer Auszug aus Bodenk. Kartieranleitung, Kap. 5.8.2.14. (AG Boden,

1994).

Tab. 1: Untergliederung und Kornfraktionen des Feinbodens (aus: AG Boden, 2005,S. 141)

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Abb. 1: Diagramm der Bodenartenuntergruppen des Feinbodens (aus AG Boden, 1994).

Abb. 2: Unterteilung der Bodenart „reiner Sand“ (Ss) (aus AG Boden, 2005).

1.3 2.2 Bodenartenansprache im Gelände - Fingerprobe

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Die Bestimmung der Bodenartenuntergruppe des mineralischen Feinbodens im Gelände er-folgt durch die Fingerprobe. Das Bodenmaterial wird dabei zwischen Daumen und Zeigefin-ger gerieben und geknetet. Körnigkeit, Bindigkeit und Formbarkeit des Materials können mit ausreichender Sicherheit am schwach feuchten Bodenmaterial festgestellt werden. Tabellen 2 und 3 geben die Definition der Bindigkeits- und Formbarkeitsstufen. Die Bodenartenunter-gruppen des Feinbodens können nach Tabelle 4 bestimmt werden. Die Mitnahme von Was-ser zum Befeuchten trockener Böden ist zweckmäßig. Hinweise auf weitere fühl- und sicht-bare Merkmale sowie Eigenschaften der Fraktionen des Feinbodens bei unterschiedlichen Mengenanteilen gibt ebenfalls Tabelle 4. Für die Unterteilung der Sandfraktion können Messlupen verwendet werden.

Tab. 2: Definition der Bindigkeitsstufen (aus Bodenkundl. Kartieranleitung, AG Boden, 2005)

Kennzeichnung der Stufen

Bezeichnung/Kennzeichnung

Zusammenhalt der Bodenprobe

zerbröselt/zerbricht

0 kein sofort

1 sehr gering sehr leicht

2 gering leicht

3 mittel wenig

4 stark kaum

5 sehr stark nicht

Tab. 3: Definition der Formbarkeitsstufen (aus Bodenkundl. Kartieranleitung, AG Boden, 1994).

Ausrollbarkeit: Bewertung der Ausrollbarkeit einer Probe bis auf halbe Bleistiftstärke

0 Probe nicht ausrollbar; zerbröckelt beim Versuch

1 nicht auf halbe Bleistiftstärke ausrollbar, da die Probe vorher reißt und bricht

2 Ausrollen auf halbe Bleistiftstärke schwierig, da die Probe starke Neigung zum Reißen und Brechen aufweist

3 ohne größere Schwierigkeiten auf halbe Bleistiftstärke ausrollbar, da die Probe nur noch schwach reißt oder bricht

4 leicht auf halbe Bleistiftstärke ausrollbar, da die Probe nicht reißt oder bricht

5 auf dünner als halbe Bleistiftstärke ausrollbar

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Tab. 4: Schlüssel zur Bestimmung der Bodenarten des Feinbodens im Gelände mittels Fingerprobe (Faksimile der Tabelle 29 der Bodenkundlichen Kartieranleitung)

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Tab. 4 – Fortsetzung.

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2 Bodenkundliche Probenahme - Allgemeines

Die Festlegung einer geeigneten Probenahmestrategie ist im Rahmen von Umwel-tuntersuchungen jeder Art von größter Bedeutung für einen Projekterfolg, da Fehler im Ansatz, oder Fehler und Nachlässigkeiten in der Durchführung der Probenahme in späteren Schritten nicht mehr korrigiert werden können. Die Probenahmestrategie definiert die Zeit, die Methodik und die Technik der Probenentnahme, die Festlegung von Ort und Tiefen, den Probentransport, die Probenlagerung und die Probenaufbereitung.

Grundsätzlich ist zu unterscheiden zwischen einer gestörten Probenahme, bei dem Material für chemische Analytik und für Schüttelversuche gewonnen wird, und einer „ungestörten“ Probenahme, die dazu dient, Proben zur Bestimmung bodenphysikalischer Parameter und für Perkolationsversuche an Bodensäulen zu gewinnen.

Ja nach Zielstellung, Vorarbeiten, Zugänglichkeit des Standorts, Zeit- und Geldaufwand können gestörte Probematerialien aufgrund von Punktmessungen (Bohrstockeinschläge; Rammkernsondierungen; Bohrungen) oder an Profilwänden („Schürfen“) erfolgen. Zur Verminderung der durch lokale Heterogenitäten bedingten Streuungen und zur Erhöhung der Repräsentativität der Probenahme für einen Standort werden dafür sehr oft Mischproben erstellt, d.h. die Materialien mehrerer Probenahmen zusammengeworfen und homogenisiert. Ungestörte Probenahmen erfolgen fast ausschließlich über eingerammte Stechzylinder, wobei für die Probenahmen in größeren Tiefen entsprechende Freilegungen erfolgen müssen. In Einzelfällen werden ungestörte Proben auch über die Freilegung von Monolithen oder über Kernbohrungen an gefrorenem Material gewonnen.

2.1 Stichprobenauswahl, - Grösse, und -Repräsentativität

Probenahme bedeutet allgemein die Auswahl einer Stichprobe aus einer möglichen Zahl von Objekten, der Grundgesamtheit. Die Grundgesamtheit im Rahmen bodenkundlicher Beprobungen ist ein Bodenbereich, der in Hinblick auf Ort (d.h. seine räumliche Ausdehnung in den drei Raumkoordinaten) und in der Zeit (d.h. den Zeitpunkt oder Zeitraum des Interesses) konkret eingegrenzt werden muss. Diese Grundgesamtheit wird oft einfach mit dem Wort „Standort“ bezeichnet.

Unsere "Objekte" sind gestörte oder ungestörte Bodenproben. Die Proben, die wir gewinnen, sollen die Eigenschaften, die wir daran messen wollen, in einer für den Standort typischen Weise repräsentieren. Da Böden alles andere als homogene Objekte sind, und Eigenschaften gerade in der ungesättigten Bodenzone auf extrem kurzen Distanzen erheblich variieren können, ist eine repräsentative Stichprobenauswahl für dieses Umweltkompartiment außerordentlich schwierig. Um einen halbwegs objektivierbaren Standard zu erreichen, ist es nötig, die Probenahme nach akzeptierten Regeln der Technik durchzuführen, und sich dabei an bewährte Probenahmeprotokolle zu halten.

Erster Schritt ist die genaue Identifikation der interessierenden Grundgesamtheit. Ist es ein lokal eng begrenzter Bodenkörper (Bodenprofil), ein Schlag, ein Acker, eine Region? Interessiert im Wesentlichen der Oberboden, der verwitterte Boden bis zum C-Horizont, oder die gesamte ungesättigte Zone?

Im zweiten Schritt muss man sich darüber klar werden, was genau an dieser in Zeit und Raum spezifizierten Grundgesamtheit interessiert: Sind es darin vorhandene Massen an bodeneigenen Stoffen wie organischem Kohlenstoff, an Nährstoffen, an Schadstoffen ? Ist es Verhalten des Bodens in Hinblick auf den Wasser-, Gas- und Stoffaustausch mit der Atmosphäre oder dem Grundwasser? Im ersten Fall ist die Erhaltung der Bodenstruktur bei der Probenahme nicht wichtig, es können „gestörte“ Proben genommen werden, und die Bildung von Mischproben kann den analytischen Aufwand beträchtlich mindern.

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Probenahmen für die zweite Fragestellung, die Charakterisierung der Transportfunktionen des Bodens, sind in ihrer Schwierigkeit in zweierlei Hinsicht enorm gesteigert: Da die Proben nun als ungestörte Ausschnitte des natürlich gelagerten Bodens entnommen werden müssen, ist keine Mischprobenbildung möglich. Dies hat zur Folge, dass die Frage nach der geeigneten Probengröße eine zentrale Bedeutung einnimmt. Ziel ist, eine Bodenprobe in einer Größe zu nehmen, welche die durchschnittlichen Eigenschaften des natürlich gelagerten Bodens in Hinblick auf die interessierenden Prozesse charakteristisch widerspiegelt. Näheres zu theoretischen Konzepten (Stichwort „Repräsentatives Elementarvolumen, REV“) und Probenahmestrategien in diesem Zusammenhang werden wir im weiteren Studium kennen lernen.

2.2 Beprobungsprotokolle und Qualitätskontrolle

Wenn wir ein Beprobungsschema entwerfen, bauen wir in der Regel auf gewachsene Erfahrungen mit ähnlichen Messungen und auf eventuell vorliegenden Kenntnissen über den Standort auf. Für viele Beprobungszwecke liegen schematisierte Beprobungsprotokolle vor, die eine adäquate Handhabung von Beprobungstechniken, eine lückenlose Protokollierung, und die Vergleichbarkeit der erhaltenen Ergebnisse mit anderen Studien gewährleisten.

Im Rahmen der Probenahme für die „Labormethoden“ wollen wir versuchen, „typische“ Standortseigenschaften zu erfassen. Den Aspekt der horizontalen räumlichen Variabilität auf größerer Skala werden wir aus Aufwandsgründen ausklammern. Allerdings interessieren uns - basierend auf unserem Wissen über typischen Horizontierungen aufgrund von Bodenbildungsprozessen - die Tiefengradienten von Bodeneigenschaften. Sofern dies möglich ist, ist es deshalb vernünftig, das einer Bodenschicht oder einem Bodenhorizont zugeordnete Material aus mehreren Einschlägen oder Einzelentnahmen zu gewinnen und zu einer Mischprobe zu vereinen, um somit zu tiefendifferenzierten, aber flächengemittelten Aussagen zu gelangen.

Das Beprobungsprotokoll sollte die folgenden Punkte umfassen:

1 Beprobungs-Strategie Genauer Ort der Beprobung, Anzahl und Art der Proben, Tiefenbereiche, Zeiten, Dauer, Namen der Bearbeiter, besondere Vorkommnisse.

2 Methoden Beprobungstechniken und benutzte Ausrüstung.

3 Lagerung und Probenaufbereitung Art und evtl. Konditionierung der Behältnisse, Maßnahmen zur Präservierung der Proben, Lagerzeiten.

4 Analytische Methoden Eine Liste aller verwendeten analytischen Methoden und ihrer Messgenauigkeit (physikalische Messungen) bzw. Nachweisgrenzen (chemische Methoden).

3 Probenahme gestörter Bodenproben

Zur Messung von Gesamt-Stoffkonzentrationen oder Wassergehalten in Bodenproben ist es nicht nötig, die natürliche Bodenstruktur zu erhalten. Die Probenahme kann in solchen Fällen unkompliziert durch Entnahme eines gewünschten Bodenvolumens und Überführung in ein Transportbehältnis erfolgen. Die zu messenden Bodeneigenschaften werden auf die Bodenmasse bezogen, und können über begleitende Messungen der Lagerungsdichte auf Bodenvolumen umgerechnet werden.

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Die Probenahme von gestörtem Bodenmaterial im oberflächennahen Bereich ist relativ problemlos, und erfolgt durch Anlegen eines offenen Schürfs. Bei der Probenahme aus größeren Tiefen erfolgt die Materialgewinnung je nach vorhandener Ausrüstung, Beprobungstiefe und Beprobungszweck mit Kernbohrern (Nmin-Bohrer, Pürkhauer, Rammkernsonde) oder mit Gewindebohrern (Edelmann). Zu beachten ist bei allen auf Bohrungen beruhenden Beprobungen, dass Material aus verschiedenen Tiefen leicht verschleppt wird. Insbesondere die Verschleppung von höhergelegenem Material in die tieferen Horizonte ist relativ häufig, und stellt bei der Probenahme mit dem Pürkhauer oder der Rammkernsonde ein nicht zu unterschätzendes Problem dar. Nehmen Sie deshalb Proben aus den ersten 50 cm des Bodens - wenn praktikabel - besser mit dem Spaten!

Zu beachten ist weiterhin, dass für die Probenahmegeräte und die Transportbehältnisse Materialien verwendet werden, die keine Interaktion zu den interessierenden Stoffen aufweisen. In der Spurenanalytik bedeutet dies, dass für Probenahmen zum Zweck der Schwermetallanalyse metallische Geräte und Gefäße vermieden werden, während für organische Spurenanalytik die Verwendung von Kunststoffgeräten zu vermeiden ist. Verbreitet ist die Verwendung von PE-Tüten und -flaschen, Weithals-Glasflaschen und von Aluminiumgefäßen. Wählen Sie die Transportbehältnisse für ihre Analysezwecke groß und robust genug (Reißfestigkeit bei Tüten!), versuchen Sie durch Mischprobenbildung die Repräsentativität für die untersuchte Bodenzone zu maximieren, und vergessen sie nicht die sorgfältige, wischfeste Beschriftung (Edding) mit allen relevanten Daten (Gruppe, Datum, Standort, Tiefenbereich).

Beachten Sie, dass durch den Transport in den Gefäßen leicht verfälschende Entmischungen stattfinden. Durch Vibrationen erfolgt immer ein Absetzen von kleinen Teilchen und eine Häufung von großen Teilchen im oberen Bereich und an Gefäßwandungen. Vor der Analytik ist daher sicherzustellen, dass die Gesamtmenge verwendet wird, oder aber eine repräsen-tative Untermenge gewonnen wird (dies ist nicht trivial!). Weiterhin findet man in PE-Tüten oft eine Kondensation von Bodenwasser an der Plastikoberfläche. Wird der Boden aus der Tüte dann zur Trocknung im Trockenschrank in ein Trocknungsgefäß überführt, so ist die Wassermenge im Boden selbst bereits reduziert. In solchen Fällen ist es besser, die Probe be-reits unmittelbar bei der Probenahme in ein geeignetes Gefäß (vorgewogene Alu-Dose) zu überführen.

Versuchen Sie bei unvermeidlichen Fehlern in jedem Fall die Größenordnung und die Auswirkung auf das Ergebnis der Bestimmung abzuschätzen!

4 Probenahme für Stechzylinder

Die Stechzylinder werden in der gewünschten Tiefe auf den freigelegten Boden aufgesetzt, mit Hilfe einer passenden Schlaghaube und eines mittelgroßen Hammers möglichst ohne Verkantung in den Boden eingetrieben (vertikal oder horizontal), und mit Messer oder Spaten vorsichtig wieder ausgegraben. Das anschließende Glattschneiden der Stechringflächen hat mit einem scharfen Messer ohne Verschmierung der Poren zu erfolgen.

In der Regel werden Stechzylinder zum Zweck der Bestimmung der Lagerungsdichte und der Retentionskurve in wenigstens 5 - 10-facher Wiederholung genommen.

Für die Bodensäulen, aber auch für die Stechzylinder, ist zu beachten, dass durch Transport und Lagerung keine Verfälschungen der Bodenstruktur hervorgerufen werden dürfen. Dies ist insbesondere kritisch für die Bodensäulen, die aufgrund ihrer größeren Eigenmasse nach der Entfernung aus dem Bodenverbund leicht durch Erschütterungen kollabieren können. Dies ist an einer Setzung der Probenhöhe zu erkennen. Das Kollabieren hinterlässt eine

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nutzlose Probe, da mit den strukturellen Poren die wichtigsten transportrelevanten Strukturen in der Bodenprobe eliminiert werden, sowohl für den wasser- als auch für den Stofftransport. In der Praxis ist beim Transport auf weitrgehende Erschütterungsfreiheit zu achten. Dies kann beim Transport mit KFZ entweder mit Hilfe eines speziell gefederten Transportbehältnisses gewährleistet werden oder durch den Transport auf dem Schoß einer Person.

Boden lebt. Bei der Lagerung ist zu beachten, dass die Bodenstruktur einer ungestörten Bodenprobe durch biologische Aktivität verändert werden kann. Regenwürmer sind in der Lage, unter den warmen Bedingungen im Labor eine Bodenprobe völlig umzugraben. Mikrobielles Wachstum und mikrobielle Mortalität kann durch den Wärmeeinfluss im Labor auf ein Vielfaches ansteigen, was z.B. ein Zusetzen von Feinporen nach sich ziehen kann. Für Langzeitstudien ist deshalb die frühe Spülung der Probe (z.B. im Rahmen der Ks-Messung) unter Verwendung eines Biozides2 oder eines Biozidcoctails anzuraten, wobei in Nebenversuchen geklärt werden muss, dass keine Interaktion mit den interessierenden Größen (z.B. Transport eines Pestizides) auftritt. Für kurzzeitige Studien genügt die Lagerung bei 0 bis 4°C. Die eigentlichen Transport-Versuche finden in der Regel bei Umgebungs-temperatur statt.

5 Aufgaben

1. Führen Sie am Standort ihrer Gruppe eine Bodenansprache durch. Bestimmen sie insbesondere die Bodenart aus der Entnahmetiefe der Stechzylinder.

2. Nehmen Sie insgesamt 36 Stück 100 cm³-Stechzylinder aus einer einheitlichen Tiefe (in Absprache mit dem Betreuer, z.B. aus 20-24 cm Tiefe)

3. Nehmen Sie insgesamt 8 Stück 250 cm³-Stechzylinder. Bitte achten Sie auf die eindeutige Protokollierung und Probenbeschriftung!

4. Setzen Sie die Stechzylinder unmittelbar nach ihrer Rückbringung ins Labor auf die Aufsättigung.

5. Protokollieren Sie in einem Bericht ihren Probenahmestandort, den dort befindlichen Bodentyp und Bodenart, sowie die erfolgte Probenahme. Hierzu gehören folgende Angaben:

i. Wo liegt der Standort (geographische Position)?

ii. Wie ist der Standort beschaffen (Agrarland, Wald, Wiese, urban? Aper, umgebrochen, vegetationsbedeckt?)

iii. Wie ist der Boden am Standort beschaffen? (Bodenart und Bodentyp)

iv. Wann erfolgte die Probenahme?

v. Woher stammen die Proben (aus welcher Tiefe, vom Ackerrand oder von der Mitte?)

vi. Wer hat die Proben genommen?

vii. Wie waren die Bedingungen im Vorfeld und zur Probenahme (Witterung, insb. Feuchte)

viii. Gab es besondere Vorkommnisse, welche die Messwerte beeinflussen

2 Bewährt hat sich z.B. eine 40µM AgNO3-Lösung.

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könnten? (z.B. Verdichtung durch vorheriges Betreten der Probenahmestelle, Vegetationsreste, welche die Probenahme erschweren, usw. usw. )

6 Literatur

AG Boden. 1994. Bodenkundliche Kartieranleitung, 4. Auflage. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart.

AG Boden. 2005. Bodenkundliche Kartieranleitung, 5. Auflage. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart.

Hartge K.-H., und R. Horn. 1992: Die physikalische Untersuchung von Böden. 3. Auflage. Enke Verlag, Stuttgart.

Kretschmar, R. 1996. Kulturtechnisch-bodenkundliches Praktikum. Ausgewählte Labor- und Feldmethoden. Inst. für Wasserwirtschaft und Landschaftsökologie, Christian-Albrechts-Universität Kiel.